Die Information: Bericht und Meinung Marburger Bund NACHRICHTEN men Streikfonds („einen Kampffonds in vielfacher Millionenhöhe") einzahlen, um nicht als „gewerkschaftlicher Trittbrettfahrer" gescholten werden zu können. Das enorme finanzielle Engagement dürfte nach Überzeugung des Ersten Vorsitzenden Dr. Vilmar bei den ohnehin bestehenden Streikfonds des Marburger Bundes keine Schwierigkeiten bereiten. HESSEN Verhandlungen mit dem HB Weiterer brisanter Beratungspunkt war ein zwischen Hartmannbund und Marburger Bund vorbereiteter "Verbandsvertrag", der darauf abzielte, die bisherigen Querelen zwischen beiden Verbänden abzustellen und der zu einerfür beide Beteiligten vertretbaren Abgrenzung des Mitgliederreservoirs führen sollte. Nach heftiger (nichtöffentlicher) Diskussion wurde dem MB-Vorstand die Direktive erteilt, durch einen besseren Vertrag die Rivalitäten zwischen beiden ärztlichen Organisationen durch weitere Verhandlungen abzumildern. Dr. Harald Clade DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Neue Anschrift und neue Telefonnummer der Redaktion Die Anschrift der Redaktion lautet jetzt: Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41 (Lindenthai) Telefonisch ist die Redaktion über die Durchwahlsammelnummer (02 21) 47 28-1 zu erreichen. Die neue Telexnummer: 8 882 308 daeb d. 3004 Acht Ärztezentren der KV Hessen eröffnet Die Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen hatte 1973 ein Programm für den Aufbau von Ärztezentren in ländlichen Gebieten beschlossen und die hierfür erforderlichen Finanzmittel aus dem Sicherstellungsfonds bereitgestellt. Sinn und Zweck dieser Ärztezentren — von denen insgesamt elf errichtet werden sollen — ist es, die ärztliche Versorgung auf dem Lande sicherzustellen und gleichzeitig deren Qualität zu verbessern. Dies geschieht nicht nur durch die Konzentration von Allgemeinärzten in modernen Praxisräumen mit vorbildlicher medizinisch-technischer Ausstattung, sondern auch durch die Einbeziehung von Fachärzten, die entweder mit einer Vollpraxis oder durch regelmäßige Zweigsprechstunden vertreten sind. Schon im Juni 1974 konnte das erste Ärztezentrum in einer Mittelpunktgemeinde im Hochtaunuskreis eröffnet werden. Bis zum Jahresende 1975 entstanden drei weitere Modell-Einrichtungen dieser Art. Dabei zeigte sich bald, daß gerade für junge Ärzte, die eine Kooperation mit anderen jungen Kollegen anstreben, das Ärztezentrum ein ideales Betätigungsfeld ist. 1976 wurden bisher in Weilrod (Taunus), Mörlenbach und Höchst (Odenwald) sowie in Karlshafen das fünfte bis achte Ärztezentrum ihrer Bestimmung übergeben. Gerade zwei dieser Ärztezentren haben durch die Art ihrer ärztlichen Besetzung und — im Falle Weilrod — durch die Einrichtung eines Bus-Zubringerdienstes für die Patienten einen besonderen Charakter. In Weilrod, einer Mittelpunktgemeinde im dünn besiedelten Hochtaunus, haben sich fünf junge Allgemeinärzte und Internisten zu einer voll integrierten Gemeinschaftspraxis zusammengeschlossen. Das Ärzteteam hat be- Heft 47 vom 18. November 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT wußt diese Praxisform gewählt, weil sie ihm die Möglichkeit der ständigen gegenseitigen Konsultation und des unmittelbaren Erfahrungsaustausches bietet; zudem kann sich jedes Mitglied dieser Gemeinschaftspraxis bei Urlaub oder Teilnahme an ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen vertreten lassen. Rationeller Einsatz des gemeinsamen ärztlichen Hilfspersonals, die gemeinsam geführte Patientenkartei und die gemeinsame Nutzung aller modernen medizinisch-technischen Einrichtungen wirken sich kostensparend aus. Auf die Vorteile für die Patienten haben bisher bei jeder Inbetriebnahme der acht hessischen Ärztezentren nicht nur die Ärzte, sondern anerkennend auch Kommunalpolitiker und Vertreter der Krankenkassen hingewiesen: Das Bestellsystem verkürzt die Wartezeiten drastisch, und durch die Zweigsprechstunden von Fachärzten wird der Landbevölkerung der oftmals weite Weg in die Kreisstadt zur Facharztpraxis erspart. Das schwierigste Problem in Weilrod war es, die Patienten der 13 Ortsteile umfassenden, zweitgrößten Flächengemeinde Hessens mit einer Ausdehnung von rund 71 Quadratkilometern überhaupt an das Ärztezentrum heranzuführen. Normalerweise ist dies eine Aufgabe der Kommunalbehörden, aber die mußten angesichts der äußerst dürftigen Verkehrsverhältnisse passen. So organisierte schließlich die KV Hessen auch noch in Verbindung mit einem privaten Busunternehmer einen Zubringerdienst für die Weilroder Patienten. Bei der Eröffnung des Ärztezentrums Weilrod machte der Vorsitzende der KV Hessen, Dr. Gerhard Löwenstein, die anwesenden Politiker sehr eindringlich darauf aufmerksam, daß die KV dadurch mit einer „sachfremden Problematik" belastet worden ist, nachdem die „Monopolisten" des Verkehrs (Bundesbahn und Bundespost) aus „Rentabilitätsgründen" keine Lösungen anzubieten hatten. Dies sei ein typisches Beispiel dafür, daß es mit der so oft geforderten „Chancen- Die Information: Bericht und Meinung gleichheit" zwischen der Stadtund Landbevölkerung, die man für die ärztliche Versorgung immer wieder lautstark fordere, auf dem Verkehrssektor nicht weit her sei. Die KV Hessen jedenfalls erklärt sich, so betonte Dr. Löwenstein, außerstande, die von ihr initiierte Verkehrsverbindung zwischen Ortsteilen und Ärztezentrum auch noch zu subventionieren. Nach dem Beschluß der KV Hessen sollen die Ärztezentren auch, wie es Dr. Löwenstein formulierte, „Kristallisationspunkte fachärztlicher Betätigung" sein dadurch, daß man den Ärzten bestimmter, dem Bedarf entsprechender Fachgebiete die Möglichkeit bietet, regelmäßige Zweigsprechstunden im Ärztezentrum abzuhalten. Die räumlichen Voraussetzungen dazu wurden bisher bei jedem Ärztezentrum bereits bei der Planung berücksichtigt. Eine Ausnahme von der bisherigen Regel bietet das sechste KV-Ärztezentrum Mörlenbach. Die primärärztliche Versorgung der Bevölkerung in dieser Mittelpunktgemeinde und den ihr angeschlossenen Ortsteilen ist durch vier niedergelassene Allgemeinärzte gesichert. Zur fachärztlichen Behandlung aber mußten die Patienten bisher in die Kreisstädte Weinheim und Heppenheim fahren; bei Entfernungen bis zu 15 Kilometern war dies unter den auch hier ungünstigen Verkehrsverhältnissen oft eine schwere Belastung. So hat die KV Hessen das Ärztezentrum Mörlenbach als reines Facharztzentrum konzipiert. Mit einer Vollpraxis ist hier ein Radiologe niedergelassen, mit Zweigpraxen sind ein Gynäkologe, ein HNOFacharzt und ein Internist vertreten. Im Sommer nahm auch noch ein Augenfacharzt seine Tätigkeit mit Zweigsprechstunden auf. Bisher gelang es der KV Hessen, das Grundstück für jedes Ärztezentrum von der Gemeinde als deren Beitrag zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung kostenlos zu erhalten. Durch die Montagebauweise ist es möglich, noch einmal die gleiche Bau-Einheit an das schon betriebene Haus anzugliedern. Eine solche Erweiterung ist bereits für das erste Ärztezentrum in der Taunusgemeinde Neu-Anspach fest geplant; für das Fachärztezentrum Mörlenbach ist sie für den Zeitpunkt vorgesehen, zu dem sich die jetzt in den einzelnen Ortsteilen praktizierenden Allgemeinärzte zu einer Gemeinschaftspraxis zusammenschließen wollen. KV-H — BLÜTENLESE Entente Turnvater Jahn (1778 bis 1852), der Begründer der Turnkunst („frisch, fromm, fröhlich, frei") galt der politischen Polizei als ein subversives Element. Er wurde 1819 verhaftet und zu Festungshaft verurteilt; erst 1840 wurde er aus der Polizeiaufsicht entlassen. Heute, im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft, käme er wieder ins Kittchen. Denn in einer Vorlesung sagte er: „Wer seinen Kindern die französische Sprache lehren läßt, ist ein Irrender; wer darin beharrt, sündigt ge- gen den heiligen Geist; wenn er aber seinen Töchtern Französisch lehren läßt, so ist das ebenso gut, als wenn er ihnen die Hurerei lehren läßt." Am liebsten wäre ihm eine künstliche Wüste zwischen Deutschland und Frankreich gewesen — bevölkert mit Schlangen, Wölfen und Bären. Doch halt — würde Jahn nicht viel eher mit seiner Idee heute zu einer entente cordiale beitragen? Denn angesichts unserer nostalgischen Liebe zur Natur wäre solch ein Naturpark-Polster zwischen Frankreich und Deutschland ja geradezu völkerverbindend. F Ärzteschaft will in die „Reha"Arbeitsgemeinschaft Eine Neustrukturierung der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR), die im Jahre 1969 als Zusammenschluß vor allem der Rehabilitationsträger gegründet wurde, steht bevor. Anlaß ist die neue Rehabilitationsgesetzgebung und hierbei vor allem das Rehabilitations-Angleichungsgesetz. Der bereits vorliegende Entwurf einer neuen Satzung sieht allerdings immer noch nicht eine angemessene Vertretung der Ärzteschaft in den Beschlußgremien vor. Das ist überaus bedauerlich, da die Ärzteschaft (wie auch die Behindertenverbände, die ebenfalls nur mangelhaft in die Arbeitsgemeinschaft integriert sind) im gesamten Rehabilitationsgeschehen eine wesentliche Rolle spielen. Formal wäre eine volle Integration durchaus möglich, da es sich bei der BAR nicht ausschließlich um eine Trägerorganisation handelt, was sich schon daran zeigt, daß auch die Sozialpartner bereits in ihr vertreten sind. Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung haben daher beantragt, in die BAR als Mitglieder aufgenommen zu werden. Wesentlich für die Effizienz der Arbeit der BAR wird es sein — so betonen die ärztlichen Organisationen —, daß es gelingt, alle entscheidenden Partner im Rehabilitationsgeschehen in die Entscheidungsgremien einzubeziehen. Sollte dies nicht gelingen, so werde der Anspruch der BAR, eine Art Dachorganisation der in der Rehabilitation Tätigen sein zu wollen, doch erheblich in Zweifel gezogen werden müssen. Am 30. November wird bei der BAR über eine Aufnahme der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als ordentliche Mitglieder Schi/DÄ erneut beraten. DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 47 vom 18. November 1976 3005