Begleitung bei Entwicklungs-Störungen 1: Depression, Angst, Belastungen, Traumata und Körper-Reaktionen Allgemeines zu leibseelischen Entwicklungs-Störungen Allgemein förderliches Vorgehen bei Entwicklungs-Störungen Klassifikation leibseelischer Störungen (ICD 10) Störung leibseelischer Elementar-Funktionen Suizidalität Menschen mit Depressions-Störungen Menschen mit Angst- und Zwangs-Störungen Menschen mit Anpassungs-, Belastungs- und dissoziativen Störungen Menschen mit somatoformen Störungen Haltung, Ernährung, verspannte Regionen und Psychosomatik Allgemeines zu leibseelischen Entwicklungs-Störungen (LS) Psychische Störungen als Beziehungs-Störungen Psychische Störungen und Körper-Erleben Störungs-Struktur und Körper-Erleben Emotionen und seelische Störungen Störungen der Körper-Erlebens Psychische Störungen als Beziehungs-Störungen LS Das Selbst gründet auf Körper-Erfahrungen und gestaltet sich in einem kognitiv-affektivmotorischen Austausch zwischen Subjekt und Subjekt sowie Subjekt und Objekt. Das Selbst wird in interaktiven Sequenzen kreativer Abstimmung von Individuum und Mitwelt (Personen, Lebewesen und Dinge) erzeugt. Beziehungs-Erfahrungen sind immer kognitiv-emotional-motorische Erfahrungen, werden in und mit der Leib-Seele gesammelt. Erinnerungen werden multisensorisch gespeichert und bleiben in Form von Bildern, Empfindungen, Affekt-Zuständen, und sensomotorischen Prozeduren erhalten, auch wenn sie nicht bewusst reproduziert werden können. Frühe Beziehungs-Erfahrungen werden dynamisch in körperliche Strukturen und psychosomatische Muster des Erlebens und Verhaltens eingeschrieben. Ein interpersonelles Selbst entsteht, wenn ein Kind kognitiv fähig ist, die Perspektive einer anderen Person einzunehmen. Die Fähigkeit des Kindes, Annahmen über die Absichten anderer Personen zu bilden, wird als Mentalisierung bezeichnet. Die kognitive Fähigkeit, sich selbst innere Zustände zuzuschreiben und auf innere Zustände anderer zu schließen, wird als Theory of Mind bezeichnet. Das interpersonelle Selbst ist aber nicht nur das Ergebnis reflexiver Interaktionen, sondern das Kind lebt den interpersonalen Bezug auch ohne ein Bewusstsein dessen, dass es selbst und die andere Person unterschiedliche Perspektiven auf die Welt einnehmen können. Man kann ein Beziehungs-Wesen sein, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass man ein Beziehungs-Wesen ist. Psychische Störungen entstehen, erhalten und wandeln sich einschließlich ihrer Heilung weitgehend in einem Feld zwischenmenschlicher Kommunikation. Zwischenmenschliche Beziehungen oder der Beziehungs-Mangel und ihre Spuren im Körper-Geist-Gedächtnis sind also der wichtigste Nährboden für psychische Störungen. Psychische Störungen und Körper-Erleben LS Psychische Krankheit ist immer auch eine Entfremdung vom lebendigen Körper. Störungen des Körper-Erlebens sind ein entscheidender Hinweis auf die Art einer psychischen Störung. Magersüchtige haben ein negatives und verzerrtes Bild ihres Körpers. Bulimikerinnen machen den Körper zu Ort ihrer Kontrolle. Fibromyalgie-Patienten fehlt das Gefühl, den Körper in Besitzt zu nehmen. Infolge von Traumatisierung können Menschen im Körper tote Zonen verspüren, ihn als fragmentiert, entgrenzt, vom Ich getrennt oder gespalten erleben und ihn zum Objekt der Entwertung oder Verletzung machen. Borderline-Patienten tragen häufig ihre Spannungen am (selbstverletzendes Verhalten) und mit dem Körper aus. Schizophrene können abnorme Körper-Gefühle haben (coenästhetische Empfindungen), klammern ihren Körper aus dem Erleben aus oder nehmen ihn verzerrt wahr. Menschen mit somatoformen Störungen zeigen eine Präsenz des Schmerzes bei Absenz des Körpers und aller wohltuenden Formen körperlicher Lebendigkeit. Bei Depressionen und Angst-Erkrankungen wird der Körper selbst Träger des Leidens. Depressive erleben ihre Krankheit im Körper. Der Körper kann als eigen und zu einem gehörig oder fremd und objekthaft, ganzheitlich oder zerfallen erlebt werden. Störungs-Struktur und Körper-Erleben flüchtiger Leib LS Bei sehr schweren psychischen Störungen auf psychotischem Niveau geht der Bezug zum Körper-Selbst verloren. Der Körper wird nicht mehr als mein Körper erlebt oder die Grenze zwischen Ich und Außen löst sich auf. Der Leib der Psychotiker ist flüchtig. Das Ich ist wenig verkörpert. instrumentalisierter Auf der Ebene schwerer struktureller Störungen geht das Erleben verloren, die eigenen Handlungen, körperlichen Impulse (wie ein Leib Sklave dieser Impulse handeln) oder Gefühle (von ihnen Bei Persönlichkeitsgetrieben oder bedroht werden) kontrollieren zu können. Man fühlt Störungen wird der sich nicht identisch mit dem Körper oder erlebt seine Körper als Körper als Mittel der Fremd-Körper. Selbst-Darstellung oder als Ort der der Bei einem mittleren Struktur-Niveau mit mäßiger Integration Affekt-Abfuhr finden sich situative Entfremdung vom Körper oder eine icheingesetzt. dystone Beschreibung des Körper-Erlebens, bei der ich und mein Körper getrennt werden. lastender Leib Das Leid wird bei Depression, Angst oder Schmerz der somatoformen Störung im Körper lastend erlebt . Bei einem höheren Struktur-Niveau erlebt der Mensch sich als er selbst in seinem Körper, der etwas empfindet (Meinigkeit) oder tut (Selbst-Wirksamkeit). Auf der körperlichen Ebene kann es kommen zur Vermeidung der Wahrnehmung, zur Verleugnung von Erfahrungen oder zur Hemmung von Handlungen. Emotionen und seelische Störungen Emotionen nicht wahrnehmen können Von Emotionen überflutet werden Seelische Störungen haben immer mit intra- und intersubjektiver Regulation von Emotionen zu tun. Seelisch gestört ist ein Mensch, wenn er Emotionen falsch zuordnen Emotionen nicht wahrnehmen kann, weil sie durch Verschiebung in den Körper (Atem-Reduzierung und/oder Verspannung, Muskel-Panzerung – Hypertonie oder Muskel-Erschlaffung – Hypotonie) zum Schweigen gebracht wurden (Affekt-Sperre), falsch zuordnet, was er als Emotionen spürt (Fehlattributierungen als Ersatz- oder DeckGefühle), seelische Störung Keine Verbindung von Gefühle und AuslöseSituation LS von Gefühls-Erregungen überflutet wird und diese nicht mehr kontrollieren und aushalten kann, Gefühle nicht situationsangemessen ausdrücken können zwischen Gefühlen und Auslöse-Situation keine Verbindungen herstellen kann und Schwierigkeiten hat, Gefühle situationsangemessen zum Ausdruck zu bringen. Daher bildet die Arbeit mit den Emotionen und den affektmotorischen Schemata oder Mustern, die die Emotionen bedingen, das Zentrum der KörperPsychotherapie. Störungen des Körper-Erlebens LS Begriff Inhalt/Funktion Störungen KörperSchema Sensomotorische Repräsentation des Körpers Funktion: Steuerung von Handlungen Repräsentations-Komponenten: somatosensorisch Körper-Form und –Größe Haltung und Position des Körpers im Raum Autotopagnosie (Störung der Lokalisation von KörperTeilen im Verhältnis zum Körper) Asomatognosie (Ausfall der Bewusstheit von KörperTeilen) Apraxie (Störung willkürlicher AusdrucksBewegungen) Ataxie (Störung der Bewegungs-Steuerung) Anosognosie (Nicht-Erkennen körperlicher Ausfälle) KörperBild Körper-Bild im engeren Sinne: Inneres Bild vom Körper, Metaphern, Fantasien, Konzepte, Wissen um den Körper Körperdysmorphe Störung Body Integrity Identity Disorder, verzerrtes Bild, z. B. bei Magersucht Körper-Empfinden/ KörperWahrnehmung: sensomotorisch-visuell Beschreibung der Beziehung von Körperteilen zueinander Einschätzung der Größen-Verhältnisse Unfähigkeit, die Beziehung der Körperteile zueinander richtig zu beschreiben; Neglect-Syndrom (Ausfall von Körper-Bildern bei Hirn-Schädigung) Verzerrte Wahrnehmung von Körper-Umfang und Körper-Ausdehnung bei Magersucht Körper-Affekt /Körper-Kathexis: Inneres Erleben des Körpers, Besetzung des Körpers mit psychischer Energie Affektive Körper-Bewertung Ablehnung des eigenen Körpers Narzisstische Aufwertung des Körpers hypochondrische Beschäftigung mit dem Körper hysterische Störungen des Körper-Erlebens Mangelndes Erleben von Körper-Grenzen bei selbstverletzendem Verhalten Allgemein förderliches Vorgehen (afV) bei Entwicklungs-Störungen 10 Vorgehens-Prinzipien der Körper-Psychotherapie Interventions-Gruppen Körperpsychotherapeutische Methoden 1 Körperpsychotherapeutische Methoden 2 Vorgehens-Schritte - Kurzfassung Vorgehens-Schritte – ausführliche Version 10 Vorgehens-Prinzipien der Körper-Psychotherapie nach U. Geuter 1. Wahrnehmen und Spüren 2. Gewahrsein und Präsenz 3. Erkunden und Entdecken 4. Aktivieren und Ausdrücken 5. Regulieren und Modulieren 6. Zentrieren und Erden 7. Berühren und Halten 8. Inszenieren und Interagieren 9. Verkörpern und Handeln 10. Reorganisieren und Transformieren afV Interventions-Gruppen (IG) nach M. Thielen Körper-Übungen ohne Berührung Tiefen- oder dynamische Entspannung Entladungs-Techniken dialogische Inszenierungen (Biodrama) Halt gebende Interventionen afV Körper-Übungen ohne Berührung Funktion: Wahrnehmung der Körper-Signale, des Körper-Empfindens, der Körper-Grenzen, der Affekte und Emotionen Interventionen: Übungen zur Körper-Selbst-Wahrnehmung Übungen zur Achtsamkeit Übungen zur Erdung (Grounding) Übungen zur Zentrierung Atem-Übungen IG Entspannungs-Techniken Funktion: Tiefen-Entspannung Aktivierung des Körper-Gedächtnisses einschließlich der Erinnerungen aus früher Kindheit Interventionen: biodynamische Massagen Fantasie-Reisen Körper-Reisen Imaginationen Atem-Techniken IG Entladungs-Techniken Funktion: körperlichen, affektiven und emotionalen Ausdruck fördern Katharsis Interventionen: vegetotherapeutische, bioenergetische, biodynamische Übungen und Techniken IG Halt gebende Interventionen Funktion: Herunterregulierung zu starker Affekte und Emotionen Aufbau und Festigung von „Containment“ Interventionen: direkte Berührung, z. B. Hand der therapierenden Person auf dem Rücken oder auf dem Bauch der Rat suchenden Person Kopf-Halten biodynamische Massagen IG Körperorientierte dialogische Inszenierungen Funktion: in Kontakt mit unausgedrückten früheren Affekten und Emotionen kommen Erleben alternativer Handlungs-Weisen Systemisches Verstehen Interventionen: Reinszenierung von Schlüssel-Szenen aus der Biografie mit besonderer Fokussierung auf Körper-Prozesse IG Körperpsychotherapeutische Methoden 1 afV In der Körper-Psychotherapie arbeiten wir immer mit der gesamten Lebens-Geschichte eines Menschen. Der Zugang zum Menschen über den Körper hilft, jene Schichten präverbaler Prägung zu erschließen, die im Bereich der Sprache oft schwer oder nicht zu erreichen sind. Körper-Erleben wird als der zentrale Zugang zum Selbst-Erleben gesehen. Deshalb werden folgende Methoden in der Körper-Psychotherapie ergänzend zu bewährten Konzepten aus anderen Therapie-Ansätzen eingesetzt: 1. Der Mensch erlebt sich in seinem ganzen Sein psychisch und körperlich, entdeckt sich, findet zu sich selbst und lernt sich selbst, seine Bedürfnisse und Emotionen besser zu regulieren, indem er all das spürt, was in ihm vorgeht. 2. Seelisches Erleben wird über die Eigenwahrnehmung des Körpers spürend erschlossen, wobei Erleben immer ganzheitliches Erleben körperlicher und seelischer Prozesse ist. 3. Affekte werden auch über die sensorischen und motorischen Komponenten erfasst, wenn diese abgespalten oder fragmentiert im Körper existieren. 4. Körper-Wahrnehmung als Schärfung der Aufmerksamkeit für körperliche Empfindungen und Untersuchung auf einen zu spürenden Sinn, auf eine sich herausschälende Bedeutung hin 5. Körper-Ausdruck, unter anderem Körper-Sprache als Ausdruck von ÜbertragungsGefühlen gegenüber den Therapierenden 6. Wahrnehmung und Regulation der Atmung 7. Körperliche Regulation von Spannungs-Zuständen als Aktivitäts-Steigerung bei Hypotonie und Entspannung bei Hypertonie und Übererregung 8. Halt und Berührung einschließlich Massage 9. Erkundung körpersprachlicher Inszenierungen (Bio-Drama) Körperpsychotherapeutische Methoden 2 afV 1. Körper-Wahrnehmung 2. Wahrnehmung und Regulation des Atems 3. Klärung des Bedeutungs-Gehaltes der Körper-Sprache 4. Förderung des körperlichen Ausdrucks und der Affekt-Sprache des Körpers 5. Somatopsychische Regulation dysregulierter emotionaler Prozesse 6. Handlungsdialogische Erkundung, sog. Enactments 7. Erkundung und Veränderung affektmotorischer Muster 8. Stabilisierung durch Grounding und Holding 9. Aktivierung und Harmonisierung psycho-physischer Prozesse einschließlich einer psycho-physiologischen Ebene der Stress-Regulation 10. Erschließung der Ressourcen über körperlich spürbare Potenziale Vorgehens-Schritte - Kurzfassung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. afV Kooperative Erkundung des Themas, der emotionalen Inhalte, Focusing, Empathie und andere gesprächstherapeutische Konzepte, Beziehungs-Ebene thematisieren (Kontakt, Übertragung, Abwehr, Widerstand): Wie geht es dir heute mit mir? Einbeziehung des Körper-Empfindens: Wo spürst du das Gesagte im Körper? Von der Empfindung zum Affekt hin zur Emotion. Körper-Reaktionen spiegeln: Was wollen deine Hände (Füße etc.) ausdrücken? Welches Symptom ist heute im Vordergrund? Welches körperliche Erleben steht im Mittelpunkt? Aufmerksamkeit ins Symptom durch Reinatmen, Verstärken, Be- oder Entschleunigen etc. Ausdruck für das Symptom finden: „Ich Rücken-Schmerz tue dir weh, weil…“ Gefühl in dem Symptom zu fassen kriegen. Biografischen Bezug herstellen (vom Aktual-Konflikt zum Grund-Konflikt): Woher kennst du das von früher? Wohin gehört das? In welcher Kindheits-Phase ist das wohl entstanden? Reinszenierung der Schlüssel-Szene unter Einbeziehung des Körpers (symbolische Bewegungen, Empfindungen): Szene mit Frustration und Enttäuschung Emotional korrigierte heilende Erfahrung (positive Eltern) 9. Reflexion: Introjekte (Was wurde - von den Eltern – verinnerlicht?) Autonomie/Wahl-Freiheit (Welcher Schritt steht an?) Positive Basis-Sätze 10. Neuorientierung: Handlungsorientierte Alternativen entwickeln und Transfer in die Praxis Vorgehens-Schritte – ausführliche Version Entwicklungs-Begleit-Vertrag klären Beziehung und Vertrauen aufbauen 1 Beziehung und Vertrauen aufbauen 2 Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 1 Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 2 Kern-Probleme finden 1 Kern-Probleme finden 2 Probleme eingrenzend klären Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 1 Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 2 Veränderungs-Ziele herausarbeiten und Einvernehmen darüber erzielen Ideen zur Problem-Lösung sammeln Auf den künftigen Lösungs-Zustand einstellen In die Problem-Bewältigung einsteigen Körper und Bewegung einbeziehen Regression im Dienste der Progression Den Veränderungs-Impuls dämpfen und mögliche Rückschritte voraussagen Erzielte Erfolge verstärken Umgang mit Widerstand und Rückmeldung über Begleit-Verlauf Abschluss der Entwicklungs-Begleitung afV Entwicklungs-Begleit-Vertrag klären VS2 Den Vertrag zur Entwicklungs-Begleitung zu klären bedeutet: Ich prüfe als begleitende Person die Voraussetzungen für Beratung/Begleitung. Hat sich die Rat, Unterstützung und Entwicklung suchende Person freiwillig für Entwicklungs-Begleitung entschieden? Entstehen ihr keine Nachteile durch Teilnahme oder Nicht-Teilnahme an der Entwicklungs-Begleitung? Ich gebe als entwicklungsbegleitende Person die notwendigen Informationen über Verlauf (Zeiträume, Häufigkeit der Sitzungs-Abfolge), Vorgehen (Methoden asl Angebote, Ablehnungs-Recht) und Bedingungen (Raum, Geld, Geheimhaltungs-Pflicht etc.) und prüfe das Einverständnis der Rat suchenden Person. Gefällt dir die Vorgehens-Methode? Wobei entstanden Anflüge von Angst und Scham? Ich verdeutliche, ob ich als Begleit-Person für die Begleitung des anstehenden Problems kompetent und zuständig bin: Was erhoffst du dir sich von dieser Begleit-Situation? Was möchtest du am Ende der Begleit-Zeit erreicht haben? Wie würde Ihnen dieses Treffen am meisten nützen? Passen die Problem-Stellungen und Handlungs-Felder der Rat suchenden Person und ihre Erwartungs-Haltung zu den Möglichkeiten der Begleitperson? Kann ich das, was du von mir erwartest, überhaupt kompetent erfüllen? Oder gibt es besser ausgebildete Personen, die erreichbar sind? Beziehung und Vertrauen aufbauen 1 VS2 Es wird geklärt, in welcher Beziehung Begleitende und Rat-Suchende zueinander stehen: Passt die Konstellation? Sind wir kompatibel in wesentlichen Werten und in der Grundhaltung zu Menschen und Beziehungen? Ist die Beziehung belastbar oder schon belastet? Was will ich mir, was darf ich dir zumuten? Ist Offenheit möglich? Ist der Raum, die Situation für Begleitung geschützt? Ist Vertrauen schon da oder ist Vertrauen möglich? Vier Beziehungs-Ebenen sind zu beachten: 1. Ich-Du-Beziehung: Zwei Menschen begegnen sich auf Augen-Höhe. 2. Vertrags-Beziehung: Entwicklungs-Begleitende und Entwicklung suchenden Personen stehen in einem komplementären Verhältnis zueinander, definiert durch den Unterstützungs-Auftrag und die Experten-Rolle. 3. Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehung: Bedingt durch die Erwartungen der Unterstützung suchenden Person und die damit vermachte Komplementarität der Beziehung, durch die Art der Themen und durch viele weitere Faktoren entstehen wechselseitige Übertragungen, die teils stillschweigend genutzt werden können, teils – insbesondere wenn der Entwicklungs-Prozess dadurch blockiert wird – geklärt werden müssen. 4. Somatisch-vegetative Resonanz: In der Körper-Psychotherapie wird diese Ebene der wechselseitigen „leiblichen Einfühlung“ besonders beachtet und nicht der Übertragungs-Gegenübertragungs-Dynamik untergeordnet. Diese Resonanz kann Grundlage für körperpsychotherapeutische Angebote sein. Beziehung und Vertrauen aufbauen 2 VS2 Begleitende stellen sich auf die Rat suchende Person ein, stellen durch zuhören, präsent sein und schauen den Kontakt her und kommen den Rat-Suchenden aktiv entgegen, vermeiden zugleich Widerstand und Distanz, indem sie einen „Schutz-Raum“ für Ehrlichkeit und Vertrauen errichten, Klagen, Anklagen und Beschwerden, auch für diejenigen, die gegen die beratende Person vorgebracht werden, akzeptieren - nicht: „Sie haben recht“, sondern: „Ich respektiere die Sichtweise dieses Menschen auf die Sachverhalte seines Lebens.“ offensichtliche und formulierte Leistungen der Ratsuchenden, insbesondere interaktionelle Leistungen bezogen auf das, was die ratsuchende Person geäußert hat, anerkennen: „Ich finde es toll, dass Sie sich so ernst nehmen und zu mir gekommen sind, um sich in dieser für Sie schwierigen Situation Rat zu holen.“ sich an den Interaktions- und Atem-Rhythmus und an die Repräsentations-Systeme der Ratsuchenden angleichen mitgehen (pacing), unterstützen, die Gefühle klären und zu deren Ausdruck ermuntern (Verbalisierung emotionaler Erlebens-Inhalte) und insgesamt einen tragfähigen Beziehungs-Gefühls-Zustand aufbauen: „Diese Entwicklungs-Begleit-Person kann mir weiterhelfen.“ Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 1 Vorgebrachte Probleme, Krisen, Konflikte mit entsprechenden Symptomen, Beschwerden und zu Tage tretenden Verhaltens-Auffälligkeiten werden positiv umgedeutet durch: Positiv-Orientierung: Die Begleit-Person stimmt nicht in die Mängel-Feststellung ein, so dass diese negative Sicht-Weise der Rat suchenden Person auf sich nicht weiter bestärkt wird. Beziehungs-Muster-Erkennung: Die Begleit-Person arbeitet zusammen mit der Rat suchenden Person die der Entstehung der zu verändernden Erlebens- und Verhaltens-Weisen zugrundeliegenden Beziehungs-Muster heraus. Verständnis-Angebote: Die Begleit-Person bietet weitere mentale Modelle an, mit denen die bestehende Problem-Situation besser verstanden und eingeordnet werden kann. Wert-Erhalt: Die Begleit-Person arbeitet eventuell Situationen heraus, in denen es auch gegenwärtig angemessen wäre, sich entsprechend zu verhalten. VS2 Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 2 Biografie-Einordnung: Die Begleit-Person ordnet kooperativ das Erlebens- und Verhaltens-Problem entwicklungspsychologisch ein: Das Verhalten oder die Beschwerden werden als für die damalige Situation durchaus gut begründet angesehen, vielleicht sogar als beste Lösung im Sinne einer Anpassungs-Leistung (adaptive Bedeutung) im Sinne einer Überlebens-Schlussfolgerung unter den vorgefundenen Umständen: „Das hat sicher seinen guten Grund, dass du depressiv geworden bist!“ „Du wirst sicher Erfahrungen gemacht haben, die...“. Diese Feststellung gegenüber der Rat suchenden Person beinhaltet, dass neue Erfahrungen und damit eine Veränderung der Symptomatik (Besserungs-Erwartung) möglich sind. Durch positive Umdeutung im Sinne eines ehemaligen Nutzens wird eine Auflösung der Übertragung bewirkt und eine Verantwortungs-Delegation an die Begleit-Person eher verhindert. Dadurch und durch Symptom-Verschreibung wird die Gegenübertragungs-, Konfluenz- oder Ohnmachts-Falle vermieden: „Ich bin verantwortlich, den Rat-Suchenden die Symptome wegzumachen, weiß aber nicht, wie.“ VS2 Kern-Probleme finden 1 VS2 Abklärungs-Aspekte in der Anfangs-Phase: Anamnese als Biografie-Erkundung Problem-Fokussierung Ressourcen-Aktivierung Abklärung der Symptome Thematisierung der biografischen Grund-Konflikte Abklärung der Dynamik in der Herkunfts-Familie Abklärung des gegenwärtigen sozialen Bezugs-Systems Körperpsychotherapeutisch wird ein besonderer Wert auf die Beachtung der nonverbalen Botschaften, der körpersprachlichen Signale gelegt. Dazu wird bewusst die Möglichkeit der somatisch-vegetativen Resonanz, u. a. durch parallele Einnahme bestimmter Haltungen (Vorsicht vor Beschämung). Wann, wo und wie fließt oder stockt, verflacht oder vertieft sich die Atmung? Wie ist der Gesichts-Ausdruck? Wie ist die Gesichts- und Haut-Farbe? Wie ist die Gestik? Sind Worte, Mimik und Gestik kongruent oder widersprüchlich? Wo erscheinen Bewegungs-Impulse? Wo scheinen Bewegungs-Impulse unterdrückt zu werden? Wie ist der Gang? Wie ist der Hände-Druck bei Begrüßung/Verabschiedung? Wo und wie erscheinen Gefühle? Wo scheinen welche Gefühle vermieden zu werden? Wie ist die Körper-Haltung? Wie ist das Erregungs-Niveau im Körper? Wie ist der vitale Gesamtendruck? Sind Abspaltungs-Prozesse im Körper zu erkennen, z. B. Kopf und Körper, Oberleib und Unterleib? Wie verkörpert sich das Problem? Kern-Probleme finden 2 VS2 Erforderlich ist eine offene Suchhaltung mit aktivem Zuhören, Verbalisierung emotionaler Erlebens-Inhalte, vertrauensfördernder Anteilnahme und präzisierenden, aber nicht bohrenden Fragen und Bedeutungs-Klärungen: „ Was macht das Ihnen aus? „Welchen Wert hat das für Sie?“ „Wieso kränkt sie das so sehr?“. Die Rat-Suchenden werden darin unterstützt, ihre Probleme, Schwierigkeiten, Störungen „wahr“-zunehmen, sie einzusehen, dazu zu stehen: „So ist es“, sie zu akzeptieren. Die Begleitenden stellen einen echten Kontakt und eine Vertrauens-Basis zum/zur Rat-Suchenden her. Sie unterstützen, fördern das „Aussprechen“ des Problems. Sie geben Gelegenheit zur agierenden Darstellung der Problem-Situation (z. B. in szenisch-dialogischen Arrangements). Sie hören aufmerksam und verständnisvoll zu. Sie decken Widersprüche auf und konfrontieren liebevoll, ohne dabei besserwisserisch und parteiisch zu wirken und ohne unnötig Scham-Gefühle zu aktivieren.. Selbstblockierungen (mit einem Fuß auf dem Gas, mit dem anderen auf der Bremse), Destruktivität, Resignation, Beharren auf Defiziten und andere veränderbare SelbstBegrenzungen werden behutsam angesprochen. Begleitende führen keine Monologe und stellen Fragen - wenn überhaupt - als offene Probleme und begründen ihre Fragestellung. Probleme eingrenzend klären Wesentliche Problem-Punkte werden gemeinsam zusammengefasst. Eventuell wird die Problem-Vielfalt auf einen oder wenige wichtige, bearbeitbare Problem-Bereiche begrenzt. Die Rat-Suchenden wählen das gegenwärtig für sie bedeutsamste oder, falls dieses zu ängstigend erscheint, das gegenwärtig schon zu bearbeitende Problem aus, um es gründlich zu analysieren. Gegebenenfalls wird an dieser Stelle der/die Rat-Suchende an andere Zuständige weitergeleitet. Die Begleitenden helfen, das ausgewählte Problem zu klären, indem sie sachlogische und psychologische Seiten des Problems auseinanderhalten. indem sie Tatsachen und Meinungen trennen. indem zusammen mit dem/der Betroffenen seine/ihre Motive des (Re-) Agierens auf die Beteiligten erforschen. indem sie dem/der Rat-Suchenden zu einer Gewichtung der Problem-Faktoren verhelfen. VS2 Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 1 VS2 Evtl. wird die Symptomatik unter variierten, bewusst gestalteten Umständen verschrieben Die Symptomatik (Zwang, Angst, Depression, Lern-Schwierigkeit, VerhaltensAuffälligkeit) sitzt bei der Rat suchenden Person im Vordergrund. Die Rat suchende Person möchte in der Regel durch die Begleit-Person von ihrer Symptomatik befreit werden: „Machen Sie mir meine Angst, meine Lern-Störung, mein Sucht-Problem weg.“ Fallen Begleitende in der Gegenübertragung auf dieses Allmachts-Angebot herein, dann bildet sich parallel das druckmachende Ohnmachts-Erleben: „Ich fühle mich von den Anliegen überfordert, weil ich ohne tätige Mitarbeit der RatSuchenden sowieso nichts ändern kann.“ Registriert die Rat suchende Person diesen unbehaglichen Druck, so ist zu ihrer Entlastung eine Verschreibung des Symptoms angesagt. Durch seine Verschreibung kann das Symptom in den Hintergrund treten. Die Begleit-Person wird frei, den aktuellen und vergangenen interaktionellen Kontext der Beschwerden mit der Rat suchenden Person herauszuarbeiten. Drei Stufen des Umgangs mit der Symptomatik: 1. 2. 3. Akzeptieren, dass Rat-Suchende Dinge nicht tun können, vor denen sie Angst haben. Wollen Rat-Suchende etwas ändern, was sie nicht können, geraten sie in die „Ja-aber-Falle“. Dadurch, dass die Rat-Suchenden aufgefordert werden, ihre Symptomatik nur bewusster wahrzunehmen (Verschreibung), deren Funktion nur zu verstehen zu versuchen, sie nicht aber zu unterdrücken oder zu verändern, schafft man die Voraussetzung für die Erfahrung der RatSuchenden, dass sie etwas tun können mit der Symptomatik. Sie werden auf diesem Weg in ein aktives, verantwortliches Verhältnis zur Symptomatik hineingeführt. Erst später können Aufgaben an die Rat-Suchenden gestellt werden, trotz und mit der Angst etwas zu tun. Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 2 VS2 Bei diesem Vorgehen der Symptom-Verschreibung wird anerkannt, dass die Symptomatik eine wichtige Funktion im Leben der Ratsuchenden hat oder hatte. Und derartige Funktionen sollte man nicht leichtfertig ändern. Man sollte Einstellungen und Verhaltensweisen erst dann aufgeben, wenn man wirklich davon überzeugt ist, dass etwas anderes für die Bewältigung gegenwärtiger Lebensaufgaben besser ist: „Im Augenblick sehe ich nicht, was sie anderes tun könnten, als sich genau anzusehen, wann genau das Symptom auftritt, wann es stärker und wann es schwächer in Erscheinung tritt.“ Durch Verschreibung wird bislang spontanes Verhalten unter die Kontrolle der Rat suchenden Person gestellt. Wenn bislang scheinbar unkontrollierbar ablaufendes Verhalten unter die Kontrolle des Bewusstseins (des Ich) gestellt wird und wenn von der Rat suchenden Person Unterschiede in der Symptom-Intensität festgestellt werden können, sind die Grundlagen für Veränderung in Richtung auf Selbst-Unterstützung als Voraussetzung für Gesundung gelegt. Beispielsweise kann häufiges Streiten von Partnern durch Verschreibung fester StreitTermine, in denen Unterschiede offen ausgetragen werden, in sinnvolle regelmäßige Aussprache-Rituale verwandelt werden. Die jeweiligen Verschreibungs-Aufgaben müssen passen, plausibel begründet sein, und es muss gewährleistet sein, dass sie auch erledigt werden: „Was ist gegenwärtig möglich für dich/euch?“ Veränderungs-Ziele herausarbeiten und Einvernehmen darüber erzielen VS2 Menschen können sich nur verändern, wenn sie wissen, wohin sie gehen wollen und wenn sowohl Richtung als auch Ziel attraktiv erscheinen. Der Blick der Rat-Suchenden muss dazu von den Symptomen weg, von der Besetzung (Präokkupation) durch das Negative auf Interaktionelles (Umgang mit sich selbst oder mit anderen) und Dialoge gelenkt werden. Dazu kann genutzt werden, dass die Symptomatik in ihrer Ausprägung Schwankungen unterworfen ist: „Mit den Beschwerden verhält es sich sicherlich manchmal besser und manchmal schlechter? In welchen Situationen genau geht es dir besser?“ Die Zielsetzung sollte möglichst konkret und spezifisch sein und sich auf das beziehen, was die Rat suchende Person selbst für sich tun kann. Die Ziele sollten so sinnlich-konkret (optisch, akustisch, Gefühle und Empfindungen, Geruch und Geschmack) herausgearbeitet werden, dass sie schon als realisiert erscheinen. Die Ziel- und Qualitäts-Kriterien sollten kontrollierbar formuliert werden, indem sie auf der Verhaltensebene durch andere registrierbar sind: „Woran würdest du oder die Menschen in deiner Umgebung merken, dass du dein Ziel erreicht hast?“ Diese Zielfindung übt eine organisierende Wirkung auf Veränderungs-Prozesse aus. Wenn man weiß, was man verändern muss und dies auch will, kann man ein Ziel erreichen. Ideen zur Problem-Lösung sammeln VS2 In dieser Phase des Begleit-Prozesses ist es wichtig, dass die Rat suchende Person ihre Wahl-Möglichkeiten erlebt. Begleitende unterstützen, die Initiative bei den Rat-Suchenden lassend, behutsam bei der Klärung des Problem-Lösungs-Ziels, bei der Sammlung der ersten Vorschläge zur Problem-Bearbeitung aus der Sicht des/der Rat-Suchenden, bei der Ausweitung des Lösungsspektrums bei zu geringer Wahlmöglichkeit und bei der Eingrenzung auf akzeptable Lösungswege. Indem die Rat-Suchenden mit Unterstützung der Begleitenden vorschnelle Urteile und Bewertungen der Lösungs-Ideen zurückstellen, können sie sich für neue, fremdartige, aber dennoch innerhalb ihrer Möglichkeiten liegende Lösungs-Wege öffnen. Wichtig ist es, in dieser Phase nicht gegen die Veränderungs-Widerstände anzugehen, sondern diese zu „umtanzen“, mit ihnen frei und durchaus humorvoll, nicht aber witzig zu spielen. Die Begleitenden lassen die Rat-Suchenden ihre Ziele und Lösungs-Möglichkeiten weitgehend selbst finden, fordern sie zur Selbst-Beurteilung und Selbst-Entscheidung in Bezug auf die Ziel- und Lösungs-Auswahl auf, geben Hilfen zur Selbst-Hilfe des/der Betroffenen. Auf den künftigen Lösungs-Zustand einstellen VS2 Die Rat-Suchenden werden auf die Lösung Ihres Problems eingestellt, indem ihnen durch entsprechende Fragen eine konkrete Gesundungs- bzw. Problemlösungs-Fantasie induziert wird. Durch Einbeziehen anderer im Zusammenhang mit den Störungen oder Beschwerden als wichtig erscheinender Menschen (Familie, Freunde, Kolleg/-innen im Betrieb usw.) wird das Symptom in einen interaktionellen Kontext gestellt: „Was würden wichtige andere sagen, wenn sich dein Problem/Symptom/Verhalten verändert?“ Dadurch dass die Rat-Suchenden in einen Zustand der konkreten Vorwegnahme (Antizipation) der Problem- oder Symptom-Freiheit (morgen, in zwei oder fünf Jahren) versetzt werden, kann die Besetzung durch das ungelöste Problem oder Symptom beiseite gestellt werden. Beantwortung der „Wunder-Frage“ durch die Rat suchende Person: „Stell dir vor, du wachst morgen früh auf und deine Beschwerden sind weg, deine Probleme sind gelöst: Woran würden das die (wichtigen) Menschen in deiner Umgebung merken? Was wäre in deren Augen in deinem Aussehen und Auftreten anders? Wie sähe dein Tag ganz konkret anders aus? Wie anders würdest du dich gegenüber anderen verhalten?“ Hineinversetzen in die vorstellbare Zukunft: „Du triffst diesen Menschen nach fünf Jahren wieder. Du hast inzwischen deine Probleme geklärt und gelöst und bist wieder gesund und gut drauf. Was würde der Mensch von dir halten und zu dir sagen?“ In die Problem-Bewältigung einsteigen VS2 Zum Einstieg in die Problem-Bewältigung kann ein Diskrepanz-Erleben in den Bereichen Verstand, Gefühl und Körper-Empfinden aufgebaut werden. Dazu fordert die Begleit-Person die Rat suchende Person auf, nach Ausnahme-Situationen im Hinblick auf das Problem oder die Beschwerden jetzt und früher zu suchen: „Wann sind Ihre Probleme oder Symptome etwas weniger, wann sogar gar nicht?“ Der Blick wird auf die kleinen (positiven) Veränderungen gerichtet, indem die Rat-Suchenden aufgefordert werden zu beobachten, welche Situationen ihnen gut tun: „Wann gab es eine im Zusammenhang mit ihrer Problem-Situation gute Situationen, von der Sie dachten: ‘Das sollte häufiger mal so sein?‘ “ An diese vergleichsweise positiven Erfahrungen wird angeknüpft und der Transfer in die gegenwärtige Alltags-Situation gefördert: „Was könnten Sie tun, um wieder in den Zustand zu kommen, in dem Sie neulich waren, als es Ihnen leichter von der Hand und besser ging?“ Die Begleitenden unterstützen die Rat-Suchenden bei der Formulierung persönlicher Ziele und Visionen und dabei, Zugang zu ihrer Intuition und Kreativität zu finden. Erste konkrete Handlungs-Schritte auf dem Weg zur Problem-Bewältigung werden ausgewählt und möglicherweise in szenisch-dialogischen Arrangements geprobt und verändert. Rat-Suchende begreifen den Lösungs-Weg als Prozess des Umlernens oder Neulernens in konkreten kleinen Handlungen. Sie planen die Reihenfolge dieser ersten Veränderungs-Schritte und deren (Selbst-) Kontrolle. Begleitende unterstützen insbesondere dabei, die Veränderungs-Schritte klein und konkret zu halten, damit Erfolgs-Erleben möglich werden. Begleitende treffen mit Rat-Suchenden möglichst konkrete Ziel-, Qualitäts- und KontrollVereinbarungen und vereinbaren Unterstützung und bestimmte Kontroll-Schritte in Hinblick auf Problem-Bewältigung. Körper und Bewegung einbeziehen VS2 Das Problem, der Konflikt kann möglicherweise im Körper gespürt werden: „Wo genau im Körper zeigt sich das Problem wie?“ Das Körper-Erleben, z. B. eines Symptoms, kann durch Bewusstheit („Spür da mal hin.“), verbunden mit Intensivierung und/oder Verlangsamung der sich andeutenden Bewegung, mit Grounding-Übungen, mit Vertiefung der Atmung, möglicherweise über Massage intensiviert werden. Möglich ist auch eine Identifizierung mit dem betroffenen Symptom („Lass die Enge in der Brust zu dir sprechen. Was sagt sie dir?“) oder dem sich bewegenden Körperteil („ Was sagen deine Hände?“). Von der Taubheits-, Druck-, Spannungs- oder Bewegungs-Impuls-Empfindung (Empfindungen sind Signale für Gefühle) geht es zum Gefühl, weiter zum GefühlsAusdruck („Was wollen deine Hände machen? Finde Töne oder Worte zur Bewegung deiner Hände.“) und schließlich zur Herstellung eines biografischen Bezuges zwischen Gefühl und Bezugs-Personen („Wem gelten diese Bewegungen deiner Hände? An wen richten sich deine Worte?“). Aus dem biografischen Bezug können Schlüssel-Szenen herausdestilliert werden. („Wie war das damals, als du am liebsten diese Worte an deinen Vater gerichtet hättest, es aber nicht konntest und durftest, weil du klein und abhängig warst? Wann war das? Wo war das? Wer war beteiligt?“) Diese Schlüssel-Szenen können unter Bezug auf den Körper (Biodrama) reinszeniert werden, wobei eine Retraumatisierung verhindert werden sollte („Sag stopp oder geh aus der Szene, wenn es dir zu viel wird.“). Konstruktive, heilsame Alternativen zum Erleben und Verhalten in der Schlüssel-Szene sollten für eine bessere Zukunft erarbeitet werden. Regression im Dienste der Progression BeziehungsErfahrungen des inneren Kindes Was war und ist einschränkend? Was war und ist förderlich? BeziehungsErleben und – Verhalten in der Gegenwart als Erwachsener VS2 Es geht um die Unterscheidung zwischen dem, was das innere Kind in der Vergangenheit an Beziehungs-Erfahrungen im Kontext seines Herkunfts-(Familien-) Systems gewonnen hat, und dem, was heute für den erwachsenen Menschen ein sinnvolles, nützliches, Beziehungen stiftendes Erleben und Verhalten wäre. In das Erleben des inneren Kindes kann mit Hilfe sanfter gebundener Atmung (Rebirthing-Atmung) und Suggestionen (Hypno-Therapie) hineingeführt werden. Es geht darum, die kindlichen Anteile und die einst in Kontakt mit den primären Bezugs-Personen implizit und meist schon vorsprachlich erlernten und deshalb vom Bewusstsein abgetrennten ReaktionsMuster (affektmotorische Schemata, Mikropraktiken) kennenzulernen, um sie in einem experimentellen Prozess schrittweise verändern zu können. Die frühe frustrierende, verletzende Erfahrung (Mikro- und Makrotraumata) muss in den meisten Fällen durch erlaubende, nachnährende und Halt gebende neue Erfahrungen (z. B. Kopf halten oder sanfte Kontur gebende Massagen) mit alternativen BezugsPersonen („guter Vater“ und „gute Mutter“) korrigiert werden im Sinne von alternativen Lebens-Entwürfen. Kindliche Erfahrungen gilt es zu verstehen und zu verarbeiten, um erwachsen im Sinne von Selbst-Verantwortung werden zu können. Den Veränderungs-Impuls dämpfen und mögliche Rückfälle voraussagen Es geht wiederum um das Veränderungs-Paradox: Weil man schnelle Änderungen haben will, muss man Geduld induzieren: „Dein Symptom ist zwar schlimm und anstrengend für dich, aber Veränderung braucht Zeit.“ Die Rückfall-Vorhersage ist erforderlich, damit die ratsuchende Person nicht erschrickt, wenn die Symptome wieder auftreten. Die Ratsuchenden müssen lernen, aufmerksam und gelassen mit den Symptomen umzugehen. Die Erfahrung des Abklingens der Symptome muss sich erst im Bewusstsein stabilisieren. Hoffnung kann gelernt werden. Die Symptome, die störenden Erlebens- und Verhaltens-Weisen werden ständig im Repertoire der Person bleiben, denn im Seelischen geht nichts unter: „Du kannst dir die Beschwerden oder Störungen machen, wenn du sie brauchst. Die Beschwerden kannst du auch als ein Signal ansehen, dass irgendetwas an deiner Lebens-Führung nicht in Ordnung ist.“ VS2 Erzielte Erfolge verstärken Die erreichten kleinen Veränderungs-Schritte müssen gesichert, das Erreichte muss gewürdigt werden. Das oft vor den Rat-Suchenden verborgene Lösungs-Muster sollte herausgearbeitet werden: „Wie hast du das geschafft, dass du in der letzten Woche in den und den Zeiträumen weniger Beschwerden (Lernprobleme) hattest? Wie waren die besonderen Umstände? Welche Personen waren beteiligt? Was genau hast du getan oder im Unterschied zu sonst unterlassen?“ „Wie du geschildert hast, ist es dir gelungen, an zwei Tagen in der letzten Woche weniger Beschwerden zu haben, und zwar waren das Situationen, in denen du offensichtlich ...“ Verhaltens-Aufgaben können diesen Schritt abrunden: „Versuch doch mal, in der nächsten Woche mehr von diesem und weniger von jenem zu zeigen.“ VS2 Umgang mit Widerstand und Rückmeldungen zum Begleit-Verlauf VS2 Kommt es zu Blockierungen im Prozess der Entwicklungs-Begleitung, ist MetaKommunikation erforderlich: Wie erlebe ich mich/dich gerade? Wie geht es mir/dir gerade? Wie habe ich mich/dich während der Sitzung(en) erlebt? Wie geht es uns miteinander? Inwieweit und an welchen Stellen, bei welchen Angeboten ging es dir gut mit mir (positive Erfahrungen und Übertragungen)? Inwieweit und an welchen Stellen, bei welchen Angeboten ging hattest du Schwierigkeiten mit mir (negative Erfahrungen und Übertragungen)? Es kann erforderlich sein, mehr Wertschätzungen ausdrücken: Es freut mich, dass du meine Angebote positiv erlebt hast. Es freut mich, dass ich dich unterstützen konnte. Bitte beachte, was du heute für dich getan und geleistet hast. Widerstand und Abwehr sind nach Möglichkeit als Ressourcen zu deuten und so für den Prozess zur Verfügung zu stellen. Es gilt, die unterschiedlichen psycho-sozialen und körperlichen Abwehr-Phänomene zu beachten und durch Angebote der Psychoedukation, der Bewegungs- und KontaktExperimente, der Selbst-Erkundung etc. Aufzulösen. Mögliche negative Übertragungen sollten im Hier-und-Jetzt geklärt werden. Abschluss der Entwicklungs-Begleitung Möglichst ein separates Treffen: Besprechung des gesamten Begleit-Verlaufes, Reflexion der Veränderungen und der Ziel-Umsetzung. Gegebenenfalls Transfer-Vertrag: Welche Maßnahmen werden von der Rat suchenden Person weiter allein umgesetzt? Wann erfolgt ein einzelner weiterer Termin? (z. B. in einem halben Jahr) VS2 Klassifikation leibseelischer Störungen (ICD 10) F0 Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen F1 Störungen durch psychotrope Substanzen F2 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen F3 Affektive Störungen F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 1 F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 2 F5 Verhaltens-Auffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren F6 Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen F7 Intelligenz-Störung F8 Entwicklungs-Störungen F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Zeit-Kriterium Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheits-Probleme (ICD, englisch International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnose-Klassifikations-System, von der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) herausgegeben. Einteilungs-Kriterien wechseln zwischen Ätiologie (Entstehungs-Bedingungen, Ursachen) und Pathologie (Krankheits-Symptome, Syndrome). F0 Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen ICD F00 Demenz bei Alzheimer-Krankheit F01 Vaskuläre Demenz F02 Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten wie Morbus Pick, CreutzfeldtJakob-Krankheit, Chorea Huntington, primäres Parkinson-Syndrom, multiple Sklerose, Vitamin-B12 Mangel, Epilepsie, erworbene Hypothyreose, Neurosyphilis, chronische Intoxikationen, Hyperkalziämie, Lupus, zerebraler Lipid- (Blutfett) Stoffwechselstörung, HIV - unbehandelt F04 Organisches amnestisches Syndrom, nicht durch Alkohol oder andere Drogen bedingt (Korsakow-Syndrom) F05 Delir, nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt F06 Andere Psychische Störungen aufgrund einer Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns wie F06.0 Organische Halluzinose F06.1 organische katatone Störung F06.2 organische wahnhafte (schizophrenoforme) Störung F06.3 organische affektive Störung F06.4 organische Angststörung F06.5 organische dissoziative Störung, F06.6 organische emotional labile (asthenische) Störung F06.7 leichte kognitive Störung F07 Persönlichkeits- und Verhaltensstörung aufgrund Krankheit, Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns F07.0 organische Persönlichkeitsstörung F07.1 postenzephalitisches Syndrom F07.2 organisches Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma F1 Störungen durch psychotrope Substanzen ICD F10 Alkohol (Unterteilung in der vierten Stelle von .0 bis .7 gilt auch für die anderen Substanz-Gruppen) F10.0 Akute Intoxikation (akuter Rausch inkl. pathologischen Rauschs) F10.1 Schädlicher Gebrauch F10.2 Abhängigkeitssyndrom F10.3 Entzugssyndrom F10.4 Entzugssyndrom mit Delir F10.5 Psychotische Störung (z. B. Halluzinose) F10.6 Amnestisches Syndrom (Korsakow-Syndrom) F10.7 Restzustand (Residualzustand) und verzögert (protrahiert) auftretende psychische Störung F11 Opioide F12 Cannabinoide F13 Sedativa und Hypnotika F14 Kokain F15 Stimulanzien incl. Koffein F16 Halluzinogene F17 Tabak F18 Flüchtige Lösungsmittel F2 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen F20 ICD Schizophrenie F20.0 F20.1 F20.2 F20.3 F20.4 F20.5 F20.6 paranoide Schizophrenie hebephrene Schizophrenie katatone Schizophrenie Undifferenzierte Schizophrenie Postschizophrene Depression Schizophrenes Residuum Schizophrenia simplex F21 Schizotype Störung (zählt auch zu den Persönlichkeits-Störungen wie unter F6) F22 Anhaltende wahnhafte Störungen F22.0 Wahnhafte Störung zu den Persönlichkeits-Störungen (wie unter F6) F22.8 sonstige anhaltende wahnhafte Störungen (z. B. Involutions-Störungen, Querulantenwahn, Dysmorphophobie) F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen F24 Induzierte wahnhafte Störung (folie à deux) F25 Schizoaffektive Störungen als F25.0 F25.1 F25.2 gegenwärtig manisch, gegenwärtig depressiv gemischt (zyklische Schizophrenie) F3 Affektive Störungen F30 Manische Episode F30.0 F30.1 F30.2 F31 bipolare affektive Störung/Psychose gegenwärtig F31.0 F31.1 F31.2 F31.3 F31.4 F31.5 F31.6 F31.7 hypomanische Episode manische Episode ohne psychotische Symptome manische Episode mit psychotischen Symptomen leichte oder mittelgradige depressive Episode schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen gemischte Episode remittierend F32 Depressive Episode F33 Hypomanie Manie ohne psychotische Symptome Manie mit psychotischen Symptomen F32.0 F32.1 F32.2 F32.3 F32.8 leicht mittelgradig schwer ohne psychotische Symptome schwer mit psychotischen Symptomen sonstige inkl. somatische (larvierte) Depression Rezidivierende depressive Störung gegenwärtig F33.0 F33.1 F33.2 F33.3 F33.4 leichte Episode mittelgradige Episode schwere Episode ohne psychotische Symptome schwere Episode mit psychotischen Symptomen remittierend F34 Anhaltende affektive Störungen F34.0 F34.1 Zyklothymia Dysthymia (zählt auch zu den Persönlichkeits-Störungen wie unter F6) ICD F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 1 F40 F41 Phobische Störungen F40.0 F40.00 F40.01 F40.1 F40.2 Andere Angststörungen F41.0 F41.1 F41.2 F42 Panik-Störung (episodisch paroxysmale Angst) Generalisierte Angst-Störung Angst und depressive Störung, gemischt Zwangsstörung F42.0 F42.1 Agoraphobie ohne Panikstörung mit Panikstörung soziale Phobien Spezifische isolierte Phobien (Akro-Phobie, Klaustro-Phobie, Tier-Phobien) Vorwiegend Zwangs-Gedanken oder Grübel-Zwang Vorwiegend Zwangs-Handlungen (Zwangs-Rituale) F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungs-Störungen F43.0 F43.1 F43.2 F43.20 F43.21 F43.22 F43.23 F43.24 Akute Belastungs-Reaktion Posttraumatische Belastungs-Störung Anpassungs-Störungen mit kurzer depressiver Reaktion mit längerer depressiver Reaktion Angst und depressive Gefühle gemischt Beeinträchtigung von anderen Gefühlen, z. B. Trauer Sozialverhalten beeinträchtigt ICD F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 2 F44 ICD Dissoziative Störungen (Konversions-Störungen) F44.0 F44.1 F44.2 F44.3 F44.4 F44.5 F44.6 F44.81 Dissoziative Amnesie Dissoziative Fugue Dissoziativer Stupor Trance und Besessenheits-Zustände Dissoziative Bewegungs-Störungen Dissoziative Krampf-Anfälle Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungs-Störungen multiple Persönlichkeit(s-Störung) F45 Somatoforme Störungen F45.0 Somatisierungs-Störung F45.1 undifferenzierte Somatisierungs-Störung F45.2 hypochondrische Störung F45.3 somatoforme autonome Funktions-Störung (z. B. Da-Costa-Syndrom, Herz- und Magen-Neurose) F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung F45.5 Sonstige somatoforme Störungen (z. B. Zähne-Knirschen, globus hystericus als Kloß im Hals) F48 andere neurotische Störungen F48.0 Neurasthenie (Ermüdungs-Syndrom) F48.1 Depersonalisations- und Derealisations-Syndrom (nicht schizophren, depressiv, phobisch oder Zwang) F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren F50 F51 Essstörungen F50.0 Anorexia nervosa F50.1 atypische Anorexia nervosa F50.2 Bulimia nervosa F50.3 atypische Bulimia nervosa F50.4 Essattacken bei anderen psychischen Störungen F50.5 Erbrechen bei anderen psychischen Störungen Nichtorganische Schlafstörungen F51.0 F51.1 F51.2 F51.3 F51.4 F51.5 Nichtorganische Insomnie Nichtorganische Hypersomnie Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus Schlafwandeln (Somnambulismus) Pavor nocturnus Alpträume (Angstträume) F52 Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit F53 Psychische oder Verhaltens-Störungen im Wochen-Bett, anderenorts nicht klassifiziert F54 Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten (z. B. Asthma, colitis ulcerosa, Dermatitis, Magen-Ulkus) F55 Schädlicher Gebrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen ICD F6 Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen F60 ICD Spezifische Persönlichkeits-Störungen F60.0 Paranoide Persönlichkeits-Störung F60.1 Schizoide Persönlichkeits-Störung F60.2 Dissoziale Persönlichkeits-Störung F60.3 Emotional instabile Persönlichkeits-Störung: F60.30 Impulsiver Typ und F60.31 BorderlineTyp F60.4 Histrionische Persönlichkeits-Störung F60.5 Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeits-Störung F60.6 Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeits-Störung F60.7 Abhängige (asthenische) Persönlichkeits-Störung F60.8 Sonstige spezifische Persönlichkeits-Störungen (z. B. exzentrisch, haltlos, narzisstisch, passiv-aggressiv, unreif) F61 Kombinierte und andere Persönlichkeits-Störungen F62 Andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns F63 F62.0 F62.1 F62.8 F62.80 Andauernde Persönlichkeits-Änderung nach Extrem-Belastung Andauernde Persönlichkeits-Änderung nach psychischer Krankheit sonstige andauernde Persönlichkeits-Veränderungen andauernde Persönlichkeits-Veränderung bei chronischem Schmerz-Syndrom Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle F63.0 F63.1 F63.2 F63.3 Pathologisches Spielen Pathologische Brandstiftung (Pyromanie) Pathologisches Stehlen (Kleptomanie) Trichotillomanie F64 Störungen der Geschlechtsidentität F65 Störungen der Sexualpräferenz F66 Psychische und Verhaltens-Störungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung F68 Andere Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen (z. B. Renten-Neurose, Münchhausen-Syndrom) F7 Intelligenz-Störung .0 Keine oder geringfügige Verhaltensstörung .1 Deutliche Verhaltensstörung, die Beobachtung und Behandlung erfordert F70 Leichte Intelligenzminderung (Debilität) F71 Mittelgradige Intelligenzminderung F72 Schwere Intelligenzminderung F73 Schwerste Intelligenzminderung F74 Dissoziierte Intelligenz ICD F8 Entwicklungs-Störungen F80 Umschriebene Entwicklungs-Störungen des Sprechens und der Sprache F80.0 F80.1 F80.2 F80.3 F80.8 Artikulations-Störung Expressive Sprach-Störung Rezeptive Sprach-Störung Erworbene Aphasie mit Epilepsie (Landau-Kleffner-Syndrom) sonstige Entwicklungs-Störungen des Sprechens und der Sprache (z. B. Lispeln) F81 Umschriebene Entwicklungs-Störungen schulischer Fertigkeiten F81.0 F81.1 F81.2 F81.3 Lese- und Rechtschreib-Störung Isolierte Rechtschreib-Störung Rechen-Störung Kombinierte Störungen schulischer Fertigkeiten F82 Umschriebene Entwicklungs-Störung der motorischen Funktionen F83 Kombinierte umschriebene Entwicklungs-Störungen F84 Tief greifende Entwicklungs-Störungen ICD F84.0 F84.1 F84.2 F84.3 F84.4 F84.5 Frühkindlicher Autismus Atypischer Autismus Rett-Syndrom Andere Desintegrative Störung des Kindesalters (z. B. dementia infantilis) überaktive Störung mit Intelligenz-Minderung und Bewegungs-Stereotypien Asberger-Syndrom F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F90 F91 F92 F93 F94 F95 F98 Hyperkinetische Störungen F90.0 F90.1 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens Störungen des Sozialverhaltens F91.0 F91.1 F91.2 F91.3 Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen bei vorhandenen sozialen Bindungen mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen F92.0 F92.1 mit depressiver Störung sonstige kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen Emotionale Störungen des Kindesalters F93.0 F93.1 F93.2 F93.3 F93.4 mit Trennungsangst des Kindesalters Phobische Störung des Kindesalters mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters mit Geschwisterrivalität sonstige Emotionale Störungen des Kindesalters (z. B: Identitätsstörung, Überängstlichkeit) Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F94.0 F94.1 F94.2 Elektiver Mutismus Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters Bindungsstörungen des Kindesalters mit Enthemmung Ticstörungen F95.0 F95.1 F95.2 Vorübergehende Ticstörung (weniger als 12 Monate) Chronische motorische oder vokale Ticstörung Kombinierte vokale und multiple motorische Tics (Tourette-Syndrom) Andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F98.0 F98.1 F98.2 F98.3 F98.4 F98.5 F98.6 F98.8 Nichtorganische Enuresis Nichtorganische Enkopresis Fütterstörung im frühen Kindesalter Pica im Kindesalter Stereotype Bewegungsstörungen Stottern (Stammeln) Poltern sonstige wie Daumenlutschen, Nägelkauen, Nasebohren, exzessive Masturbation ICD Zeit-Kriterium 1 Plötzlicher Beginn – oft nur Minuten, manchmal länger, wiederkehrend Direkte Reaktion auf ein Ereignis, innerhalb von Stunden oder Tagen abklingend Plötzlicher Beginn innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen 2 bis 7 Tage Nur wenige Tage, gelegentlich auch lange Zeiträume Nach 8 Stunden, Höhepunkt nach 24 bis 48 Stunden, Abklingen bis zu 2 Wochen bis 10 Tage 1. oder 2. Woche des Wochenbettes Beginn und Dauer bis zu einem Jahr länger als 2 Wochen an den meisten Tagen Zwangs-Gedanken oder -Handlungen länger als 2 Wochen herabgestimmt 3 bis 4 Wochen, nicht länger als 4 Monate Mindestens 3 Mal pro Woche innerhalb eines Monats täglich mindestens 1 Monat lang Unter einem Monat Symptome fast ständig während eines Monats oder länger deutlich vorhanden ICD Attacken im Rahmen der Panikstörung (F41.0) akute Belastungs-Reaktion (F43.0) Manie (F30) Alkohol-Delir (Intoxikation F10.0 / Entzug F10.4) dissoziative Fugue (F44.1) Opium-Entzug (F11.3) Entzugs-Delir bei Barbituraten und Benzodiazepin-Tranquilizern (F13.3) psychische oder Verhaltens-Störungen im Wochenbett (F53) Zwangs-Störung (F42) depressive Episode (F31.3 – F31.5, F32 und F33) Einnahme von Barbituraten, Benzodiazepin-Tranquilizern nichtorganische Insomnie (F51.0) nichtorganische Hypersomnie (F51.1), nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (F51.2) akute schizophrenoforme Störung Gruppe 1 - 4 min. ein deutliches Symptom, min 2 Symptome der Gruppen 5 – 8 Schizophrenie (F20) Zeit-Kriterium 2 Innerhalb eines Monats nach Beginn der Belastungssituation und nicht länger als 6 Monate nicht länger als 1 Monat Latenzzeit von Wochen bis Monaten, spätestens bis Monate nach Trauma wenige Wochen bis Monate wenige Wochen bis viele Monate Mindestens mehrere Wochen, meist mehrere Monate die meisten Stunden am Tag länger als 3 Monate und eindeutig auf die Person bezogen, kein subkulturelles Phänomen 4 bis 12 Monate bis zu 6 Monaten ohne Bewusstseinsstörung als mit Bewusstseinsstörung als länger als 6 Monate länger als 6 Monate ICD Anpassungs-Störungen (F43.2) Anpassungs-Störung mit kurzer depressiver Reaktion (F43.20) posttraumatische Belastungs-Störung (F43.1) Alkoholhalluzinose (F10.5) rezidivierende depressive Störung (F33) generalisierte Angststörung (F41.1) anhaltende wahnhafte Störung (F22) unbehandelte depressive (F32) und manische (F30) Episoden (manische meist kürzer) akutes organisches Psychosyndrom (meist reversibel) Durchgangssyndrome wie das organisch amnestische Syndrom (F04), organische Halluzinose (F06.0), organisch katatone Störung (F061), organisch wahnhafte Störung (F06.2), organisch manisches oder depressives Syndrom Delir, nicht durch Alkohol und Substanzen bedingt (F05), amentielles Syndrom (Verwirrtheit), Dämmerzustand Pseudoneurasthenisches Syndrom (Erschöpfung), organische Persönlichkeits-Veränderung bis hin zur Demenz (chronisches hirnorganisches Psychosyndrom) (F00 – F02) anhaltende somatoforme Schmerz-Störung (F45.4) Zeit-Kriterium 3 länger als 1 Monat, aber nicht länger als 2 Jahre länger als 2 Jahre 3 bis 5 Jahre kurz bis 30 Jahre 60 Stunden 24 Stunden langjährig bis lebenslang ICD Anpassungs-Störung mit längerer depressiver Reaktion (F43.21) Zyklothymia (F34.0) Dysthymia (F34.1) Somatisierungs-Störung (F45.0) Zyklen der affektiven Psychosen Suizid-Erwägung Ambivalenzphase bei Suizid Finale Entschlussphase bei Suizid spezifische Persönlichkeits-Störungen (F60) Störung leibseelischer Elementar-Funktionen (EF) Formale Denk-Störungen Inhaltliche Denk-Störungen Wahrnehmungs-Störungen Ich-Erleben und Ich-Störungen Störungen der Affektivität Störungen des Antriebs und der Psychomotorik Bewusstseins- und Orientierungs-Störungen Aufmerksamkeits- und Gedächtnis-Störungen Formale Denk-Störungen (FDS) Definitionen Psychosen und Depression Schizophrenie 1 Schizophrenie 2 Manie EF Definitionen FDS Definition von Denken: Zentrale Ich-Funktion im Zusammenhang mit vorstellen und urteilen. Denken äußert sich in Sprache und Schrift (nur darin beurteilbar!), wird gesteuert von Wahrnehmungen, Assoziationen und Denk-Zielen und setzt die Verfügung über Gesprächs-Inhalte voraus. Störungen des Denkens: Störungen des Denkens sind einerseits in Bezug auf den formalen Denk-Vorgang möglich, also auf das „Wie" des Denkens (formale Denk-Störung), anderseits auf den Gedanken-Inhalt, also auf das „Was" (inhaltliche DenkStörung). Definition der formalen Denk-Störung: Subjektive (also nur vom Betroffenen erlebt) oder objektiv (also messbare bzw. von anderen wahrnehmbare) Veränderungen und Abwandlungen des normalen DenkVorgangs. Formale Denk-Störungen sind nicht krankheitsspezifisch. Psychosen und Depression FDS Hemmung des Denkens/gehemmtes Denken: Der Betroffene empfindet sein Denken als erschwert hinsichtlich des Tempos, des Inhalts und der Zielsetzung. Er erlebt einen Mangel an Einfällen, eine Einengung. Auch durch offensichtliches bemühen wird es nicht besser. Verlangsamung des Denkens: Der Denk-Ablauf ist objektiv verzögert. Der Gedanken-Gang ist mühsam und schleppend. Das Gegenteil wäre eine Beschleunigung des Denkens eingeengtes Denken auf wenige Themen beschränkt Perseveration/Haften: Die betroffene Person „klebt" am Thema (eher bei organischen Psychosen), ohne dies jedoch zu bemerken. Umständlichkeit weitschweifiges, umständliches Denken: Mangelnde Abstraktions-Fähigkeit. Der Betroffene kann Wesentliches von Nebensächliches nicht trennen. Er verliert sich in Einzelheiten, ohne jedoch vom Ziel gänzlich abzukommen (eher bei organischen Psychosen) Vorbeireden (Danebenreden): Obwohl der Betroffene die Frage verstanden hat (das ist aus seiner Antwort und/oder der Situation ersichtlich), antwortet er an der gestellten Frage unabsichtlich (!) vorbei. Ständiges Grübeln (unangenehme Gedanken aus der Lebens-Situation) Schizophrenie 1 FDS Zerfahrenheit: Zusammenhangloses sprunghaftes und unlogisches Denken; heißt auch DenkDissoziation. Ein Satz z. B. zerfällt evtl. bis zu Unzusammenhängenden Wörtern und Silben, die ohne grammatische Ordnung sinnlos aneinandergereiht werden: Wortsalat. Ist für Außenstehende nicht mehr verstehbar, hat aber für den Betroffenen (Schizophrenen – F20) einen Sinn, nämlich innerhalb seines psychotischen Erlebens. Beschäftigt man sich eingehend mit dem Kranken, lässt sich das zerfahrene Denken zumindest teilweise erfassen. Inkohärenz: Verwirrtheit des Denkens. Steigerung der Zerfahrenheit. Denken absolut zusammenhanglos, die einzelnen Bruchstücke haben keine Beziehung mehr zueinander. Keine Ordnung des Gedanken-Ablaufs mehr. Begriffs-Zerfall (gelockertes Denken): Begriffe verlieren ihre exakte Bedeutung und ihre scharfe Abgrenzung gegenüber anderen Begriffen („der Bundestag ist ein elektrischer Funke"), Gegensätzliches und widersprüchliches wird (evtl. nach rein formalen oder phonetischen Gesichtspunkten) gleichgesetzt oder miteinander verbunden („Autoschaukel"). Begriffs-Verdichtung /Begriffs-Kontamination: Unterschiedliche, zum Teil logische unvereinbare Bedeutungen werden miteinander verquickt (verknüpft, verbunden) („Auto-Schaukel"). Schizophrenie 2 FDS Wort-Neubildungen / Neologismen): Hier bildet der Betroffene völlig neue Wörter: „die Angst fümt auf zu Bastur". Sperrung des Denkens oder Gedanken-Abreißen: Plötzlicher Abbruch eines zunächst flüssigen Gedankengangs, zuweilen mitten im Satz, ohne erkennbaren Grund; unter Umständen Themenwechsel. Die Gedankensperrung erlebt die Person subjektiv, das Gedankenabreißen beobachtet man objektiv. Begriffsverschiebung in zwei Formen Konkretismus: Der Betroffene versteht Begriffe nur noch wörtlich, nicht mehr im metaphorischen (= übertragenen) Sinn. Man testet das mit Sprichwörtern wie "der Apfel fällt nicht weit vom Stamm". Symbol-Denken: Hier versteht der Betroffene Begriffe nur im übertragenen (= metaphorischen) Sinn; er denkt in Symbolen, die für Erlebnis-Komplexe stehen; er denkt nicht mehr in abstrakten Begriffen. Beispiel: Eine Patientin hört in ihrem Leib den Storch klappern - sie will damit ausdrücken, dass sie sich schwanger glaubt. Manie FDS Ideen-Flucht auch ideenflüchtiges, sprunghaftes Denken: Die betroffene Person kann unmöglich einen etwas längeren Gedanken-Gang zu Ende führen. Das Denken ist krankhaft beschleunigt. Ständig neue Assoziationen und Einfälle. Ihr Denken wird nicht mehr von einer Zielvorstellung geführt. Sie gerät „vom Hundertsten in Tausendste". der innere Zusammenhang ist aufgelockert. Logorrhoe: Unkontrollierter Rede-Fluss. Sprachliche Hemmung. Übermäßig schnelles, pausenloses Reden bis zur Geschwätzigkeit. Vorkommen: Auch bei Demenz, aber auch gelegentlich im Zustand besonderer Angeregtheit. Gedanken-Drängen: Die betroffene Person fühlt sich unter dem übermäßigen Druck vieler Einfälle oder auch ständig wiederkehrender Gedanken stehend. Inhaltliche Denk-Störungen (IDS) Störungen des Realitäts-Urteils Wahn Wahn-Formen und –Inhalte Wahn bei Schizophrenie 1 Wahn bei Schizophrenie 2 Wahn bei Schizophrenie und Manie Wahn bei endogener Depression Wahn-Sonderformen Zwang 1 Zwang 2 EF Störungen des Realitäts-Urteils Überwertige Ideen Nichtwahnhafte, aber gefühlsmäßig stark besetzte ErlebensInhalte, die das Denken stark beherrschen und unter Umständen korrigierbar sind Wahn Krankhafte, nicht korrigierbare, falsche Beurteilung der Realität. Zwang Zwanghaft sich immer wieder aufdrängende Denk-Inhalte, die nicht unbedingt unsinnig sein müssen, deren Persistenz jedoch als unsinnig oder ungerechtfertigt empfunden wird. Phobie Phobien können unter Einbeziehung des psychodynamischen Vorgangs der Verschiebung (Abwehr-Mechanismus) als inhaltliche Denk-Störung gewertet werden. IDS Wahn IDS Wahn: Unkorrigierbar falsche Beurteilung der Realität aus krankhafter Ursache. Er tritt unabhängig von Erfahrungen auf. An der Beurteilung wird mit subjektiver Gewissheit festgehalten, trotz des Widerspruches zur Realität. Die betroffene Person hat kein Bedürfnis nach Begründung oder Überprüfung. Wahn kann einen bestimmten zeitlichen Verlauf haben. Wahn-Themen und – Inhalte lassen sich oft aus der Lebens-Geschichte erklären Paranoia oder wahnhafte Störung (F22.0) als Persönlichkeits-Störung, d. h. Wahn-Inhalte können ein Leben lang bestehen blieben, wobei Wahn-Inhalte meist als sensitiver Beziehungs-Wahn, auch speziell als Beeinträchtigungs-Wahn auftreten Merkmale Krankhafter Ich-Bezug mit Überzeugung der Richtigkeit, subjektiver Gewissheit, unverstehbar, unkorrigierbar, nicht beweisbedürftig, Kann bei Neurosen und Psychosen auftreten, häufig im Zusammenhang mit Halluzinationen, geringe affektive Resonanz bezogen auf die Wahnthemen Wahn-Formen und -Inhalte IDS Man unterscheidet verschiedene Wahn-Formen und -Inhalte: Wahn-Gedanken (Wahn-Idee, Wahn-Vorstellung, Wahn-Einfall): Sie gehören nur der Vorstellungs-Welt des Kranken an: "Gestern ist mir aufgegangen, dass ich den Friedens-Nobelpreis erhalte, weil ich Supermächte telepatisch ausgesöhnt habe." (2. Rang für Schizophrenie bei Schneider) Wahn-Wahrnehmung: Hier misst der Betroffene einer realen Sinnes-Wahrnehmung eine abnorme wahnhafte Bedeutung bei: "Dass der Arzt mit dem Kopf nickte, als er mir zum Abschied die Hand gab, bedeutet, dass ich Krebs habe." (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider) Wahn-Stimmung (Wahn-Spannung): Mit dieser unbestimmten Stimmung mit Unheimlichkeit, Ratlosigkeit, Misstrauen beginnt oft ein Wahn. Wahn-Gewissheit: (manifester Wahn) Entwickelt sich aus der Wahn-Stimmung/WahnSpannung. Erklärungs-Wahn: dient zur Erklärung von psychotischen Symptomen wie Halluzinationen. Wahn-Erinnerung: Früheres Erleben aus gesunden Zeiten wird wahnhaft umgedeutet. Wahnhafte Personen-Verkennung: Bekannte Personen werden wahnhaft als andere verkannt. Systematisierter Wahn: (Wahn-Gebäude) In der Wahn-Arbeit werden einzelne WahnErlebnisse systematisch ausgestaltet zu einen zusammenhängenden „Wahn-System“. Kommt gern zu Beginn paranoider und psychotischer Erkrankungen vor. Residualwahn: Rest-Wahn, der übrig bleibt, nachdem die akuten heftigen WahnSymptome abgeklungen sind. Wahn bei Schizophrenie 1 IDS Wahn zusammen mit Halluzination und Katatonie-Symptomen das dritte Nebensymptom bei Bleuler – (Hauptsymptome: Störung der Assoziation und der Affekte, Ambivalenz und Autismus). Bei Schneider gehören Wahn-Wahrnehmungen zu den Erstrang-Symptomen neben Ich-Störungen als Beeinflussungs-Erleben, Gedanken-Lautwerden und GedankenEingebung sowie Stimmen in Form von Rede und Gegenrede und Wahn-Gedanken gehören zu den Zweitrang-Symptomen neben Halluzinationen, Gefühls-Verarmung und Verstimmungen Häufig ist der sensitive Beziehungs-Wahn: Häufigstes Wahn-Thema überhaupt. Ohne weitere Symptome ist es wahnhafte Störung oder Paranoia (F22.0) oder es leitet eine Schizophrenie ein. Durch wahnhafte Eigenbeziehung ist der Betroffene davon überzeugt, dass er bestimmte Ereignisse in seiner Umgebung nur seinetwegen geschehen bzw. dass ihm damit etwas bedeutet werden soll. Abnormes Bedeutungs-Bewusstsein, wahnhafte Einbeziehung. Verborgene Mitteilung an ihn. Hinter zufälligen Gegebenheiten erkennt man Botschaften höherer Mächte. Totale Selbst-Bezogenheit. Wahn-Ideen allgemein um ein Thema konzentriert, das mit einer psychischen (wenn auch nur vermeintlichen) Niederlage zu tun hat. Dies erfolgt nach psychoanalytischer Theorie durch erhöhte Triebhaftigkeit bei gleichzeitiger starker Trieb-Hemmung. Berufliches Versagen bei überzogenen Ansprüchen, Seitensprung, VertrauensMissbrauch etc. Negativ-Variante des Größenwahns. Wahn bei Schizophrenie 2 IDS Entsteht häufig in einem kleinbürgerlichen Milieu, d. h. Umgebungs-Faktoren haben Einfluss auf die Art des Wahns. Konflikte werden nicht verdrängt (sonst Neurose), sondern Konflikte werden zur überwertigen Idee (Kann man niemandem anvertrauen). Der Wahn ist in der Regel systematisiert und isoliert. Wird lange vor der Umwelt verborgen. Expositions-Alter der ersten auffallenden Symptome dieser Wahn-Art liegt zwischen 35 und 45. Gefahr von Kurzschluss-Handlungen mit Eigen- und Fremdgefährdung ist groß. Kurzschluss-Handlungen kommen oft für die Umgebung überraschend. Beeinträchtigungs-Wahn: Ist eine Sonderform des Beziehungs-Wahns. Der Betroffene sieht Ereignisse nicht nur auf sich bezogen, sondern auch gegen sich gerichtet. Sonderformen: Verfolgungs-Wahn: Steigerung des Beeinträchtigungs-Wahns. Harmlose Ereignisse in der Umgebung werden als Anzeichen der Bedrohung und Verfolgung empfunden. Häufigster Wahn! Vergiftungs-Wahn: oft einhergehend mit olfaktorischen und gustatorischen Halluzinationen Kontroll-Wahn: Die Gedanken sind anderen bekannt. Gefühl von Überwachung und allgegenwärtige Kontrolle durch bestimmte Menschen, Institutionen, Organisationen (wie Beeinträchtigungs-Wahn nach ICD - 10 typisch für Schizophrenie). Wahn bei Schizophrenie und Manie IDS Häufig bei Schizophrenie (F20) und Manie (F30) Größen-Wahn (Megalomanie): Expansives (ausgebreitetes/ausgedehntes) Erleben mit wahnhafter SelbstÜberschätzung bis zu enormer Selbst-Erhöhung; verstiegene Vorstellung von ungeheurer Macht, revolutionärer Welt-Verbesserung und umwälzenden Erfindungen. Zum Größen-Wahn zählen der "Wahn hoher Abstammung" („Ich bin mit dem Zaren verwandt"), "Erfindungs-Wahn", "religiöser Wahn" (Kommunikation mit Gott), „Sendungs-Wahn“ (Ich bin der Messias). Aber - überwertige Idee: Nicht wahnhafte, aber inhaltlich als komplex fest miteinander verbundene Gedanken, die in unangemessener Weise die Person beherrschen. Beispiel: Jemand verschreibt sich voll und ganz der Idee der „Gerechtigkeit" und kommt zu nichts anderem mehr. Querulanten-Wahn: (rechthaberisch, unbelehrbar, verbissen, verbohrt, humorlos) Aus einer oft tatsächlich erfolgten Kränkung und der zunächst überwertigen Idee, dieses Unrecht nicht auf sich beruhen lassen zu können. Der Betroffene kämpft absolut uneinsichtig und selbstgerecht um sein Recht. Der Kampf weitet sich allmählich vom ursprünglichen Gegner auf die ganze Gesellschaft aus (klassisches Literatur-Beispiel eines Rechts-Paranoikers "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist). Wahn bei endogener Depression Häufig bei endogener Depression (F31.4 und F31.5, F32.2. und F32.3, F33.2 und F33.3) Schuld-Wahn und Versündigungs-Wahn: Betroffener wähnt, gegen Gott, höhere sittliche Instanzen oder Gesetze verstoßen, Vertrauen missbraucht zu haben, kommt ebenso wie Hypochondrischer Wahn: Betroffener wähnt alle möglichen Krankheiten bei sich. Häufig bei affektiven Psychosen. Kleinheits-Wahn bis nihilistischer Wahn von unwichtig bis nicht existent Hypochondrischer Wahn: gesund, aber überzeugt, AIDS oder Krebs zu haben.(auch F45.2 – hypochondrische Störung) Dysmorphopobie: Glaube, einen Körper-Fehler zu haben Verarmungs-Wahn auch bei Arteriosklerose IDS Wahn-Sonderformen IDS Eifersuchts-Wahn: „Wahn ehelicher Untreue", Wahn vom Partner hintergangen zu werden. Mögliche Aggressionen richten sich vor allem auf den Partner, nicht auf den Nebenbuhler. Kommt bei Alkohol-Krankheit vor (Libido, aber keine Potenz). Liebes-Wahn: Er liebt mich, kann es aber nicht zugeben. Nähe-Phantasien. Wahn bei Schwerhörigen Induzierte wahnhafte Störung (Folie a deux) (F24): Symbiontischer oder induzierter Wahn (bei pathologisch enger Verbindung wird der Wahn des einen vom anderen übernommen) (Prä-)Seniler Beeinträchtigungs-Wahn/ Kontakt-Mangel-Paranoid: Häufig im Zusammenhang mit hirnorganischem Abbau, aber auch bei vereinsamten Personen nach Verlust des Kontaktes zur Umgebung. Wahn-Entwicklung bei Schwerhörigen oder in sprachfremder Umgebung: ähnlich den Kontakt-Mangel-Paranoiden. Misstrauen, das sich bis zum Verfolgungs-Wahn steigern kann. Eigengeruchs-Paranoia: Eingebildete Wahn-Wahrnehmung von unangenehmem Eigengeruch. Dermatozoen-Wahn (chronisch taktile Halluzinose) Zwang 1 IDS Die betroffene Person hat Vorstellungen und Handlungs-Impulse, die sie als ihrer Person zugehörig, aber ich-fremd erlebt, die Meinhaftigkeit ist erhalten – die Person weiß, dass sie die Gedanken hat. Kann die Gedanken nicht unterdrücken trotz ihres als unsinnig erkannten Charakters. Keine willentliche Beeinflussung möglich. Gedanken und HandlungsImpulse drängen sich immer wieder auf, obwohl man Unsinnigkeit einsieht und erkennt. Handeln gegen die Überzeugung, Einsehen der Unsinnigkeit. Diese Kritik an den eigenen Gedanken ist ein charakteristischer Unterschied zu Wahn-Störungen. Patient empfindet Zwangs-Gedanken (F42.0) und Zwangs-Handlungen (F42.1) als quälend. Kommen sich blöd dabei vor und haben einen hohen Leidens-Druck. Deshalb treten Zwangs-Störungen häufig in Verbindung mit Depressionen auf. Bei Unterdrückung des Zwangs tritt Angst auf. Angst entsteht, wenn man Zwang nicht nachkommt Der Patient erlebt die Handlung oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst Unheil anrichten könne. Zwangs-Gedanken und Zwangs-Handlungen bieten so einen bedingten Schutz vor Kurzschluss-Handlungen (wie z. B: Suizid). Ein Zwang strukturiert die Gewissens-Ängste, die pathologischen Schuld-Gefühle und die verdrängten aggressiven (auch selbstaggressiven) Impulse. Wenn ein Zwangs-Patient seine Zwangs-Handlungen aufgibt, muss er lernen, mit seinen Ängsten und Aggressionen umzugehen (Gefahr des Suizids in der Zeit höher). Zwang 2 IDS Zwänge sind ein sehr häufiges Symptom. Ein Zwang ist etwas Unspezifisches, d. h. eine Zwangssymptomatik weist nicht auf eine bestimmte Krankheit hin. Zwänge können auftreten bei Ermüdungs- und Erschöpfungs-Zuständen – Neurasthenie (F48.0) Zwangs-Störung (F42) Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeits-Störung (F60.5) – aber nur geringe Korrelation In Gefolge von Psychosen, z. B. bei endogener Depression (F 31.4 und F31.5 sowie F32.2. und F32.3) organischer Psychose (F05 – F07) in Folge einer multiplen Sklerose oder Encephalitis. Dann ist Zwang Symptom der Psychose. Zwangs-Gedanken als Zwangs-Grübeln, -vorstellungen, -erinnerungen, befürchtungen, Zweifel (F42.0): Zwanghaft bestehen bleibende Denk-Inhalte, die nicht unsinnig sein müssen, deren bestehen bleiben jedoch als unsinnig oder ungerechtfertigt empfunden wird. Charakteristisch ist das Sich-Aufdrängen von abgelehnten Vorstellungen und Angst vor abgewehrten Fehlhandlungen (gleich werde ich mich versprechen). Zwangs-Handlungen (F42.1): Meist aufgrund von Zwangs-Gedanken oder ZwangsBefürchtungen stereotyp wiederholte Handlungen (Zwangs-Rituale), z. B.: KontrollZwang, Wasch-Zwang, Wiederhol-Zwang. Der Patient erlebt die Handlung oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst Unheil anrichten könnte. Zwangs-Impulse: Sich zwanghaft aufdrängende innere Antriebe, als sinnlos oder gefährlich empfundene Handlungen immer wieder durchzuführen, obwohl diese als unsinnig erkannt wird: jemanden umzubringen, selbst aus dem Fenster zu springen, während eines Konzertes obszöne Worte zu rufen, (Zwangs-Impulse werden zum Glück fast nie (selten) realisiert!). Wahrnehmungs-Störungen (WS) Quantitativ Qualitativ Formen der Halluzination 1 Formen der Halluzination 2 EF Quantitativ WS Wahrnehmung: Sinnliche Wahrnehmung von Objekten aufgrund von ErinnerungsBildern als Gestalt (als Ganzheiten). Wahrnehmung geht von außen nach innen. Voraussetzung: Sinnes-Organe funktionieren! Wahrnehmungs-Störung als Falsche Wahrnehmung im Sinne von lückenhafter oder verminderter Wahrnehmung. Erscheinungs-Bild: Ausweitung und Beschleunigung, Fragmentierung oder Einengung sowie Fehler der Wahrnehmung aufgrund der Aufmerksamkeits-, Auffassungs- oder Konzentrations-Störungen. Anmerkung/Hinweis: Man sieht hieran, wie eng verschiedene Grundfunktionen und ihre Störung miteinander verbunden sind. Dennoch muss man sich um größtmögliche Differenzierung und Genauigkeit in der Beschreibung bemühen! Vorkommen: Körperlich bedingte psychische Störungen, zerebrovaskuläre Erkrankung (Störung der Blut-Versorgung im Gehirn) visueller Hemineglect (Vernachlässigung der Wahrnehmung in einer Gesichts-Feld-Hälfte), tritt häufig auf bei Apoplex (Schlaganfall) Qualitativ WS Einfache Wahrnehmungs-Veränderungen, bei denen Realität zwar richtig erkennt, jedoch hinsichtlich Intensität und Qualität verändert Wahrnehmungs-Intensität (farblos unlebendig vs. farbiger lebendiger) Mikropsie: Gegenstände kleiner wahrgenommen, als sie wirklich sind. Makropsie: Gegenstände größer wahrgenommen, als sie wirklich sind. Metamorphopsie: Gegenstände verzerrt wahrgenommen. Veränderte Wahrnehmungen bei verändertem Realitäts-Erleben oder WahrnehmungsErleben ohne entsprechende Sinnes-Reize. Illusionen oder illusionäre Verkennungen (auch: Affekt-Illusionen) Etwas ist da, verfälschte Wahrnehmung/Fehldeutung. Eine wirkliche sinnliche Wahrnehmung wird falsch interpretiert. Etwas wirklich gegenständlich Vorhandenes wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, z. B. illusionäre Personenverkennung, bei der etwa eine Altenpflegerin für eine Verwandte gehalten wird. Durch Anspannung oder Übermüdung begünstigt. Pseudohalluzination: Entsprechen Halluzinationen mit dem Unterschied, dass das RealitätsUrteil erhalten ist. Man weiß, dass man halluziniert, z. B. bei Alkohol-Entzug. Auftreten unabhängig vom Willen. Halluzinationen (Trug-Wahrnehmung, Sinnes-Täuschungen) Haben Realitäts-Charakter. Sachverhalte sind nicht da (im Unterschied zur Illusion, wo Vorhandenes umgedeutet wird). Wahrnehmungs-Erleben ohne objektiv gegebenen, äußeren Sinnes-Reiz (sonst: Illusion). Für alle Sinnes-Modalitäten möglich, also im Bereich des Hörens, Sehens, Riechens, Schmeckens, des Tast-Sinns, Temperatur-Sinns, der Schmerz-Wahrnehmung, des Bewegungs-Gefühls (kinästhetische Halluzination). Die betroffene Person ist von der Realität der Halluzination überzeugt, das heißt sein Realitäts-Urteil ist gestört bzw. aufgehoben. Formen der Halluzination 1 WS grobe Differentialdiagnose: akustisch eher Schizophrenie, optisch eher organische Hirnschäden akustisch: Stimmenhören als imperative (sprechen den Betroffenen teils direkt an), kommentierende (teils begleiten sie seine Handlungen kommentierend) oder dialogische Stimmen (zum Teil werden sie als Rede und Gerede empfunden Erstrang-Symptom bei Schneider). grenzwertig als Gedanken-Lautwerden und sonstige elementare, unausgeformte halluzinierte Geräusche (Akoasmen – wie z.B. Pfeifen, Klopfen, Musik-Fetzen, Schritte, Donnern, Schlagen einer Uhr, Knallen, Schüsse, Zischen, Marsch-Musik). Vorkommen: z. B. Schizophrenie, Alkohol-Delir (Akoasmen) und Alkohol-Halluzinose (imperative Stimmen), epileptische Aura (Missempfindungen, die großem Anfall vorausgehen). optisch: Der Betroffene nimmt einzelne Szenen wahr oder kleine Gegenstände, Figuren, Tiere. Vorkommen: z. B. beim Alkohol-Delir, eitriger Meningitis, Hirn-Kontusion (Schädel-HirnTrauma), Medikamenten-Delir. Formen der Halluzination 2 WS olfaktorisch (riechen) und gustatorisch (schmecken): Treten oft gemeinsam auf oder gehen ineinander über. Vorkommen: Während der epileptischen Aura, manchmal auch zu Beginn einer Schizophrenie, auch im Zusammenhang mit Vergiftungs-Wahn. haptisch/taktil: Wahrnehmung im Bereich der Haut oder Schleimhaut, z. B. als Dermatozoenwahn (der Betreffende erwähnt kleine Tiere auf seiner Haut). Vorkommen: Delir, Kokain-Psychose kinästhetisch: Störung der Lage-Empfindung, Verlust des Gleichgewichts Leib-Halluzination: Die betreffende Person erlebt leibliche Beeinflussungen (zugleich: Ich-Störung – ErstrangSymptom für Schizophrenie bei Schneider) von außen durch Hypnose, Apparate oder Strahlung. Die Leib-Halluzinationen haben den Charakter des von außen „Gemachten": Veränderungen an den Sexualorganen, elektrisches Ziehen, Druck-Gefühle. Dazu gehören auch Halluzinationen des Tast-Sinns und der Körper-Oberfläche (siehe oben), sofern sie von außen „gemacht" sind. Vorkommen: Schizophrenie Zoenästhesien (Koenästhesien): Abstruse leibliche Empfindungen eigenartige Körper-Gefühls-Störung unterschiedlichster Qualität ohne den Charakter des Gemachten, z. B. Ring-Gefühl, Brennen, Bohren, Verlaufen, Levitationen (das Gefühl zu schweben). Vorkommen: Zoenästhetische Schizophrenie, gelegentlich auch bei Depressionen Ich-Erleben und Ich-Störungen (IS) Formen Vorkommen 1 Vorkommen 2 EF Formen IS Ich-Erleben: Erleben der personalen Identität (der Meinhaftigkeit) im Zeitverlauf und in der Abgrenzung zu den anderen Personen (Ich–Umwelt-Grenze). Ich-Störungen: Störungen des Einheitserlebens des Ichs (der Meinhaftigkeit) im aktuellen Augenblick; Veränderung der Ich-Umwelt-Grenze: größere Durchlässigkeit bis hin zu Verlust. Gegenteil (meist sekundär): Autismus (Abschottung). Ich-Störungen Beeinflussungs-Erleben Entfremdungs-Erleben Depersonalisation Als Entfremdungs-Erleben im Sinne des Selbst-Wandels. „Ich bin mir fremd“ abnorme Gefühle der Veränderung des Körpers oder einzelner Körper-Teile Störung des Einheits-Erlebens oder des Vorhandenseins der Person im Augenblick oder der Identität im Zeit-Verlauf (Kohärenz) die Gefühle werden als unlebendig, das Handeln als mechanisch oder automatenhaft erlebt. Derealisation Als Entfremdungserleben im Sinne des MitweltWandels. Erlebnis der abnorm veränderten Umwelt. „Alles ist mir so fremd“ Gedanken-Ausbreitung (andere wissen, was man denkt) Gedanken-Entzug (andere nehmen Gedanken) Gedanken-Eingebung Gedanken-Lautwerden (auch akustische Halluzination) Fremdbeeinflussungs-Erleben Leibliche Beeinflussung (Zoenästhesien, LeibHalluzinationen) Vorkommen 1 IS Ich-Störungen kommen vor bei: Übermüdung Schizophrenie (F20) Depressionen (F32) (Depersonalisation bis hin zum Kleinheits- oder Nihilismus-Wahn) Zwangs-Störungen (F42) Panik-Störungen (F41.0) Schweren Neurosen und Psychopathien (Charakter-Neurosen/Persönlichkeits-Störungen) wie anhaltende wahnhafte (paranoide) Persönlichkeits-Störung (F60.0), emotional instabile Persönlichkeits-Störung vom Borderline-Typ (60.31) Toxischen Psychosen, z. B. nach LSD-Konsum (F16.5) Wochenbett-Psychosen (F53) Epileptischen Dämmer-Zuständen In solchen Fällen sollte die Diagnose der im Vordergrund stehenden Störung gestellt werden. Depersonalisations- und Derealisations-Syndrom (F48.1) Definition: Eine seltene neurotische Störung, bei der ein Patient spontan beklagt, das seine geistige Aktivität, sein Körper oder die Umgebung sich in ihrer Qualität verändert haben, und unwirklich, wie in weiter Ferne oder automatisiert erlebt werden. Neben vielen anderen Phänomenen und Symptomen klagen die Patienten am häufigsten über den Verlust von Emotionen, über Entfremdung und Loslösung vom eigenen Denken, vom Körper oder von der umgebenden realen Welt. Trotz der dramatischen Form dieser Erfahrungen ist sich der betreffende Patient der Unwirklichkeit dieser Veränderung bewusst. Das Sensorium ist normal, die Möglichkeiten des emotionalen Ausdrucks intakt. Vorkommen 2 IS Gedanken- und Willens-Beeinflussung als Allgemeine Beeinflussungs-Erlebnisse (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider – auch Halluzinationen) Gedanken-Eingebung (Gedanken gehören mir nicht, werden aber durch ein dämonisches Spiel in meinen Kopf eingehämmert) (1 Rang für Schizophrenie bei Schneider), aber auch Gedanken-Lautwerden (hier inkl. akustischer Halluzination) Gedanken-Ausbreiten und Gedanken-Entzug (Schizophrenie – nicht direkt ausgewiesen), Stimmen in Form von Rede und Gegenrede (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider – auch akustische Halluzination) leibliche Beeinflussungs-Erlebnisse Gefühle, dass das erleben von außen „gemacht " wird; Gefühle des Gelenkt - und Beeinflusstwerdens von Hypnose und Bestrahlung (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider) Autismus Hauptsymptom für Schizophrenie bei Bleuler neben Störungen der Assoziationen und der Affekte sowie Ambivalenz Isolierung des Ichs, Sich-zurück-Ziehen in eine eigene innere Welt. Transitismus (Folie a deux) Projektion (übertragen) eigenen Krankseins auf andere. Doppelte Persönlichkeit (doppeltes Bewusstsein) – auch multiple Persönlichkeiten (F44.81) mit hintereinander auftretenden Zuständen unterschiedlichen Bewusstseins - im Allgemeinen ohne Kenntnis der einen Form von der anderen (Literarisches Beispiel: " Dr. Jekyll and Mr. Hyde " von R. L. Stevenson). F Störungen der Affektivität (AS) Affektivität Gefühls-Unklarheit und Gefühls-Schwankungen Hoch- und Tief-Gefühle EF Affektivität AS Zusammenfassende Bezeichnung für Gefühle, Affekte und Stimmungen. Wir sprechen auch von Gefühls-Leben der Emotionalität, dem Gemüt. Die Affektivität bestimmt unsere Persönlichkeit in starkem Maß. Spezielle Leib-Wahrnehmungen wie Hunger, Schmerz, sexuelle Erregung (lokal und auch ganzheitlich empfunden) sowie allgemeine Leib-Wahrnehmungen (die sogenannten Gemeinoder Vital-Gefühle) bestimmen unsere Befindlichkeit und tragen die Stimmung. Es bedeutet: Stimmung: Gesamtlage des Gefühls-Zustands über längere Zeit. Die Stimmung bestimmt Empfindungen, Denken und Handeln. Ist ein langfristiger Gefühls-Zustand. Affekte: Kurzdauernde, umschreibende Gefühls-Abläufe; Gefühls-Wallungen wie Wut, Ärger, Verzweiflung, Freude. Gefühle (Emotionen): Zahlreiche einzelne elementare und höhere Gefühle wie Liebe, Freude, Trauer, Zuneigung, religiöse Verehrung; auch Vitalgefühle wie Spann-Kraft, Wohlbehagen, Abgespanntheit, Erschöpfungs-Gefühl. Affektivitäts-Störungen: In Verbindung mit diesen Störungen der Stimmung, der Gefühle und der Affekte treten häufig Minderwertigkeits-Gefühle (Insuffizienz-Gefühle) und zur Stimmung passende Wahn-Inhalte wie Verarmungs-Wahn, Schuld-Wahn oder auch Größen-Wahn auf. Bei Schizophrenie: Störung der Affekte Hauptsymptom bei Bleuler neben Störung der Assoziationen, Ambivalenz und Autismus Verstimmung und Gefühls-Verarmung als 2. Rang nach Schneider neben Wahn-Gedanken und Halluzinationen Gefühls-Unklarheit und Gefühls-Schwankungen Alexitymie Unfähigkeit, eigene Gefühle angemessen wahrzunehmen Affekt-Labilität Rasche Wechsel von Affekten, die meist von kurzer Dauer sind und vielfachen Schwankungen unterliegen. Stimmungs-Labilität Beeinflussbarkeit, Wechsel der Stimmung je nach Denkinhalt. Affekt-Inkontinenz Fehlende Beherrschung von Affekt-Äußerungen, mangelnde Affekt-Steuerung (vor allem bei zerebralen Abbau-Prozessen). Parathymie (inadäquate Affekte) Gefühls-Verkehrung, paradoxer Affekt, Gefühls-Ausdruck und Erlebnis - bzw. Gedanken-Inhalt stimmen nicht überein (affektiv inadäquat). Synthymie = passende Affekte Ambivalenz Koexistenz (gleichzeitiges auftreten) gegensätzlicher Gefühle, meist als quälend empfunden. Hauptsymptom für Schizophrenie bei Bleuler neben Störung der Assoziationen und der Affekte sowie Autismus Im ICD10 zu den Affektivitäts-Störungen als Zweitrang-Symptome. AS Hoch- und Tief-Gefühle AS Hochgefühle Euphorie, Hypomanie, Manie: Unterschiedliche Grade gehobener Stimmung, am stärksten ausgeprägt bei manischer Stimmung. Gesteigerte Selbstwert-Gefühle: Das Gefühl, besonders wichtig, wertvoll, tüchtig zu sein [z. B. bei Manie (F30)]. Tiefgefühle und Gefühls-Verlust Dysphorie: Gereizte Verstimmtheit. Missmutige Stimmungs-Lage Affekt-Verflachung (Gefühls-Verarmung, Affekt-Armut): Mangelnde Ansprechbarkeit des Gefühls, fehlende Schwingungs-Fähigkeit, oft "läppisches" Verhalten [häufig bei Hebephrenie (F20.1) und bei Schizophrenia simplex (F0.69)] (2. Rang für Schizophrenie nach Schneider neben Verstimmungen, Halluzinationen und Wahngedanken) Läppischer Affekt: Sehr einfältige, alberne und unreife leere Heiterkeit [z. B. bei Hebephrenie (F20.1)]. Affekt-Starrheit: Völlig unabhängig von der äußeren Situation verharrt die betroffene Person in bestimmten Stimmungen oder Affekten. Verlust der affektiven Modulationsfähigkeit. Apathie: Gefühllosigkeit, Teilnahmslosigkeit. Depressivität/Deprimiertheit: Niedergeschlagene Stimmung. Gefühl der Gefühlslosigkeit: Verlust von affektiver Schwingungsfähigkeit; stattdessen Gefühls-Leere und -Öde; Gefühle wie ausgestorben; qualvolles Erleben [z. B. bei schweren Depressionen (F31.4 und F31.5 sowie F32.2 und F32.3. sowie F33.12 und F33.3)] Insuffizienz-Gefühle: Sich nichts wert, unfähig oder untüchtig fühlen Vitalstörungen (Störung der Vitalgefühle): Darniederliegen der allgemeinen Leib-Gefühle (Gemeingefühle), fehlende körperlich - seelischen Frische und Spannkraft; Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, körperliches Unbehagen; oft begleitet von Druck auf der Brust Störungen des Antriebs und der Psychomotorik (PMS) Begrifflichkeit Psychomotorische Störungen als Hypokinese Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 1 Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 2 Gang-Unsicherheiten EF Begrifflichkeit PMS Katatonie: Störungen der Motorik und des Antriebes (Katatonie-Symptome als Nebensymptome für Schizophrenie bei Bleuler neben Wahn und Halluzinationen) Auch Symptom für schwere Depression. Psychomotorik: Störung der Bewegungen, die durch psychische Vorgänge gesteuert sind. Psychomotorik-Störungen: Desintegration von psychischen und motorischen Funktionen. Es gibt Plus - und Minusformen. Antriebs-Störungen: Die wirkende Persönlichkeits-Kraft ist gesteigert, vermindert oder verändert. Vom Willen nicht zu steuern. Antrieb: Eine vom Willen weitgehend unabhängig wirkende Kraft; sie ist verantwortlich für die Bewegung aller seelischen Leistungen hinsichtlich Tempo, Intensität und Ausdauer. Der Antrieb unterhält Lebendigkeit, Initiative, Aufmerksamkeit, Tatkraft. Vor allem am Ausdrucksverhalten und an der Psychomotorik zu erkennen. Trieb: vitale Lebensbedürfnisse wie Nahrungsantrieb, Sexualtrieb, . kann nur indirekt aus Handlungen und Äußerungen erschlossen werden („Triebhandlung " ist die auf Erreichen eines bestimmten Triebziels gerichtete Handlung). Drang: Unbestimmtes, ungerichtetes, nach Entladung drängendes Gefühl innerer Unruhe („blinde Dranghandlung") Impuls-Handlung: oft gibt es planlos aus dem Drang entstehende Handlungen wie Poriooder Dromomanie (dissoziative Fugue, Weglaufen – F44.1), Pyromanie (F63.1), Kleptomanie (F63.2); oft auch bei zerebral geschädigten (z. B. Anfallskranke). Psychomotorische Störungen als Hypokinese PMS Mangel an Bewegung/Bewegungslosigkeit [z. B. bei schwerer Depressionen (F31.4 und F31.5 sowie F32.2 und F32.3. sowie F33.12 und F33.3), aber auch bei Morbus Parkinson und katatoner Schizophrenie (F20.2)]. Antriebs-Schwäche – Mangel: Es fehlt der Spontanantrieb. Der Betroffene ist träge, leistungsgemindert, er ist gleichgültig bis zur Stumpfheit. Antriebs-Hemmung: Verringerung des Vorbestehenden Antriebs; besonders bei Depressionen. Mutismus: Nichtsprechen über längere Zeit, bei intakten Sprech-Organen und Sprech-Fähigkeit. Katalepsie: Starres Verharren in einmal eingenommenen Körper-Haltungen (bei Schizophrenie). (wird selten in der Praxis gesehen, da es meist mit Medikamenten unterdrückt wird). Stupor (Starre/Estarren): Relative Bewegungslosigkeit mit Einschränkung der ReizAufnahme und Reaktion. Vorkommen: psychogen, bei Depressionen, bei körperlich bedingten psychischen Rigor: Toten-Strarre Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 1 PMS Bewegungsunruhe von impulsivem Charakter (oft bei Kindern mit Hirnschädigung, auch bei der Chorea Huntington – Erb-Kranklheit im Gehirn). Steigerung der Motorik bei Psychosen. Antriebs-Steigerung bis zur Antriebs-Enthemmung (Beschäftigungs-Drang): Erhöhte Aktivität, starker Bewegungs-Drang, unermüdliche Betriebsamkeit (z. B. bei Manie). Motorische Unruhe mit scheinbar gerichteten, oft aber sinnlosen Tätigkeiten, z. B. im „Beschäftigungs-Delir" Geld sammeln, Flocken wegwischen [z. B. im Alkohol-Delir (F10.4)] Logorrhoe: Übermäßiger Rede-Drang, Enthemmung des Sprach-Flusses. Häufig in Verbindung mit Ideen-Flucht (Formale Denk-Störung) Stereotypie: Ständige Wiederholung der gleichen Bewegungen. Sinnlos wirkende Äußerungen, mimisch, gestisch, sprachlich. Manierismen (Manieriertheit): Sonderbares verschrobenes Ausdrucks-Verhalten in Gestik (z. B. ständiges Reiben an der Wange) und Mimik (z. B. Grimassieren). Stelzen-Sprache Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 2 PMS Tics: Gleichförmig wiederkehrende, meist rasche , unwillkürliche Muskel-Zuckungen [insbesondere bei Tic-Störungen (F95)] Automatismen als nicht-intendierte Handlungen [oft bei katatoner Schizophrenie (F20.2)] unterteilt in Negativismus: automatisches Gegenteil von dem im Äußeren Geforderten Befehls-Automatie: Befehle werden automatenhaft befolgt Echolalie: das Gehörte wird nachgesprochen Echopraxie: das Gesehene wird nachgemacht Faxen (Syndrom): Albern wirkendes Grimassen-Schneiden. Raptus: Ungeordneter Bewegungs-Sturm; plötzliches Auftreten bei unterschiedlichen Störungen aus einem Zustand der Ruhe heraus (bei katatoner Erregung). Gang-Unsicherheiten Innenohr-Erkrankungen Morbus Parkinson Multiple Sklerose Hirn-Tumor Hirn-Kontusion Polyneuropathie Hysterische Neurose/Dissoziative Störungen/Konversions-Störungen (F44) PMS Bewusstseins- und Orientierungs-Störungen (BOS) Quantitative Bewusstseins-Störungen Qualitative Bewusstseins-Störungen 1 Qualitative Bewusstseins-Störungen 2 Orientierungs-Störungen EF Quantitative Bewusstseins-Störungen BOS Wir gehen davon aus, dass diese Elementar-Funktionen von Bewusstsein und Wachsamkeit (Vigilanz) etwas typisch Menschliches sind und bei allen Menschen vorkommen. Quantitativer Aspekt: Bewusstsein im Sinn von Schlaf - und Wachbewusstsein. „Schlaf - Wachschaltung" ist organisch im Gehirn verankert (unter anderem in der Medulla oblongata). Auch bei Tieren vorhanden. Vigilanz-Störungen sind immer ein Hinweis auf eine organische Ätiologie. Spontan bewusstloser Patient Diagnose durch Ansprechen, Kontrolle der Atmung am unteren Thorax, Puls an Hals oder Herz Vitalfunktionen sichern mit Notfall ABC (Atem-Wege frei machen (kopf überstrecken, Mund frei räumen), Beatmung (Mund zu Nase, Mund zu Mund), Circulation Herzdruck-Massage (bei 120x pro Minute 30x drücken und 2x beatmen) Formen: Desorientiertheit (Zeit, Ort, Situation, Person) – Leitsymptom für exogene Psychosen Benommenheit: leichterer Grad von Vigilanzstörung, Dösigkeit, Auffassungsstörung, Verlangsamung des Denken Somnolenz (Som = Schlaf): Abnorme Schläfrigkeit, Patient ist schläfrig - benommen, stark verlangsamt, ratlos, Spontanäußerungen fehlen, ist aber weckbar, z. B. durch lauten Anruf, befolgt einfache Aufgaben, häufig verwirrt Sopor (Betäubung): todesähnlicher Schlaf, tiefschlafähnlicher Zustand, nur durch starke Schmerzreize kurzzeitig (er) weckbar, macht auf Schmerzreize hin Abwehrreaktionen Koma: nicht zu unterbrechende Bewusstlosigkeit, nicht weckbar, je nach tiefe auf Schmerzreize hin noch (ungeordnete) Abwehrreaktionen, die dann aber auch aufhören, Vorkommen: bei hirnorganischen Störungen, Vergiftungen (Intoxikationen), schweren Allgemeinerkrankungen, leichtere Formen auch bei körperlicher Erschöpfung, schwerere Form von Schädel-Hirn-Trauma (SHT), Stoffwechsel-Störungen (diabetisches Koma) sowie kurz vor dem Tod (präfinal) Qualitative Bewusstseins-Störungen 1 BOS Qualitativer Aspekt als reflektierendes Bewusstsein: Hier geht es um die Eigenschaften und Beschaffenheit des Bewusstseins. Bei diesen Störungen ist das Bewusstsein verändert, nicht vermindert. Ich weiß um mich selbst. Ich kann geistige und seelische Zustände wahrnehmen. Ich weiß etwas über diese Zustände und kann über sie nachdenken. Ich kann Beziehungen herstellen zwischen meinem Bewusstseinsinhalten (z. B. Erleben, Erinnern, Vorstellung, Denken) und meinem Ich, dem etwas bewusst ist (Philosophie). Diesen qualitativen Aspekten kann man nur indirekt prüfen durch beobachten der Aufmerksamkeit, Konzentration, Merk-, Denk- und Gedächtnis-Fähigkeit, Urteils-Fähigkeit, Formen: Bewusstseins-Eintrübung: Denken und Handeln sind verwirrt, das Erleben ist mangelhaft klar in Bezug auf Ich und Umwelt, das Bewusstsein ist zerstückelt, das heißt zusammenhanglos, das Denken ist verlangsamt und zusammenhanglos, die Merkfähigkeit ist gestört, der Betroffene ist oft desorientiert. Vorkommen bei Delir (F05 und F10.4 – F18.4), bei zerebrovaskulären (hirngefäßbedingten) Erkrankungen, schweren paranoid-halluzinatorischen Psychosen (F20.0). Qualitative Bewusstseins-Störungen 2 BOS Bewusstseins-Einengung: Hier ist das Bewusstseins-Feld verkleinert. Der Zustand wirkt traumartig. Einengung von Denk-Inhalten und Vorstellungen, Erlebnissen und Handlungs-Weisen, verminderte Ansprechbarkeit auf Außenreize, Aufmerksamkeit scheint mehr nach innen gerichtet, Handlungs-Fähigkeit bleibt weitgehend erhalten, es sind sogar komplizierte Handlungen möglich, gelegentlich treten illusionäre Verkennungen und Halluzinationen auf, für den Zustand der Bewusstseins-Einengung besteht meist eine Amnesie Vorkommen als Dämmer-Zustand bei Epilepsie, Zustand bei pathologischen Rausch (F10.0 – F18.0), bei Intoxikationen (Vergiftungen), nach Hirntraumen, bei Enzephalitis (Hirn-Entzündung), gelegentlich bei starken Affektdruck (Panik – F41.0), hysterischer Dämmer-Zustand (F44.3) als Trance und Besessenheit, bei Somnambulismus (SchlafWandeln) (F51.3) Bewusstseins-Verschiebungen/-Erweiterung: Der Betroffene hat das Gefühl, dass sich sein Bewusstsein verglichen mit dem TagesBewusstsein verändert hat. Er empfindet eine gesteigerte Intensität und Helligkeit seines Bewusstseins. Er hat das Gefühl, dass sich sein Bewusstseins-Raum vergrößert hat. Er fühlt sich ungewöhnlich wach, dabei kann seine Reaktions-Zeit verkürzt sein, er kann aber auch in seiner Wahrnehmungs- und Koordinations-Fähigkeit eingeschränkt und unruhig sein Vorkommen bei Intoxikation (vor allem mit Psychostimulanzien und Halluzinogenen – F16.0), bei beginnender endogener Psychosen (z. B. Manie – F30) im Zustand von Meditation und Ekstasen Orientierungs-Störungen BOS Orientierung: Fähigkeit, sich zur Zeit, Situation, Ort und auch bezüglich der eigenen Person (ZSOP – Reihenfolge des Abbaus) zurechtzufinden und entsprechende Angaben zu machen. Bei einer Orientierungsstörung kann er dies nur eingeschränkt oder gar nicht und wirkt unsicher bis desorientiert. Voraussetzung: Keine bedeutende Störung der Vigilanz, keine ausgeprägte Auffassungsoder Merkfähigkeitsstörung. (Z) Zeitliche Orientierungs-Störung: Man fragt den Betroffenen nach Tageszeit, Wochentag, Jahreszeit, Monat, Jahr, Datum. Dabei fällt die Desorientierung auf. (S) Situative Orientierungs-Störung: Der Betroffene hat keinen Überblick über die Situation, in der er sich befindet, (z. B. Untersuchung). Prüfung: fragen. (O) Örtliche Orientierungs-Störung: Der Betroffene weiß nicht, wo er ist. Voraussetzung: er müsste die Möglichkeit haben, sich zu orientieren. Auch hier: fragen (P) Orientierungs-Störung zur Person: Das Wissen um die eigene Person und persönliche lebensgeschichtliche Gegebenheiten sind gestört. Prüfung durch Fragen nach Name, Geburtstag, Beruf, Familienstand. Aufmerksamkeits- und Gedächtnis-Störungen (AGS) Aufmerksamkeits- und Konzentrations-Störung Auffassungs-Störung Merk-Fähigkeits- und Gedächtnis-Störung Amnesie EF Aufmerksamkeits- und Konzentrations-Störung Unfähigkeit zur Ausrichtung, Sammlung und Hinordnung auf einen Gegenstand, der Betroffene kann nicht „bei der Sache" bleiben, er kann seine Aufmerksamkeit nicht ausdauernd einer bestimmten Tätigkeit oder einen bestimmten Gegenstand zuwenden Vorkommen bei physiologischer Müdigkeit, bei hirnorganischen Veränderungen (hirnorganisches Psycho-Syndrom [HOPS]). Prüfung in klinischen Gespräch: kann der Betroffene folgen? Testaufgabe: z. B. von 100 immer 7 abziehen lassen, d2Belastungstest AGS Auffassungs-Störung Fähigkeit, Wahrnehmungs-Erlebnisse in ihrer Bedeutung zu begreifen, sie sinnvoll miteinander zu verbinden und mit früheren Erfahrungen zu verknüpfen, ist gestört. Die Auffassung kann falsch oder verlangsamt sein oder fehlen. Der Betreffende deutet Wahrgenommenes fehl (aber nicht wahnhaft wie bei einer Psychose) bei einer (Hirn) organischen Störung ist er auch verlangsamt Vorkommen bei Aphasien (Sprach-Störungen), exogenen (von außen bedingten) Psychosen (F06.0 – F06.3). Prüfung: Man lässt kleine Fabeln oder Geschichten nacherzählen. AGS Merk-Fähigkeits-und Gedächtnis-Störung AGS Langzeit-Gedächtnis: Alt - bzw. biographisches Gedächtnis (Erinnerungs-Fähigkeit) Neugedächtnis (letzter Tag und Woche) Kurzzeit-Gedächtnis: (bis zu 10 Minuten) Ultrakurzzeit- oder Immediatgedächtnis: Arbeits-GHedächtnis, Auffassung Bei einer Merkfähigkeits-Störung ist die Fähigkeit, sich neue Eindrücke über eine Zeit von ca. 10 Minuten zu merken und ins Gedächtnis einzuprägen, herabgesetzt bis aufgehoben. Also Einschränkung des Kurzzeit-Gedächtnisses. Von einer Gedächtnis-Störung oder Störung der Erinnerungs-Fähigkeit reden wir, wenn die Fähigkeit herabgesetzt oder aufgehoben ist, länger als 10 Minuten zurückliegende Eindrücke im Gedächtnis zu behalten bzw. abzurufen. Zustand z. B. nach Schlaganfall. Prüfung: Ähnlich wie oben: Abfragen von entsprechenden Gedächtnis-Inhalten aus dem Arbeits-, Kurzzeit- oder Neuzeit-Gedächtnis. Bei Bedarf auch aus dem Altgedächtnis. Zerstreutheit und Vergesslichkeit wegen z. B. Depression (F32 und F33), Hypothyreose (Schilddrüsen-Unterfunktion), Arteriosklerose Korsakow-Syndrom zählt in der akuten Form zu den amnestischen Durchgangssyndromen (F04) und gilt dann als prinzipiell reversibel. Hat auch eine chronische Form, z. B. nach jahrelangem Alkohol-Missbrauch, nach einem oder mehreren Schädel-Hirn-Traumata (wie beim Boxen), nach schweren Infektionskrankheiten, die aufs Gehirn schlagen, nach Vergiftungen, also nach organischen Störungen mit (MOK) (M) Merkfähigkeits-Störungen, (O) Orientierungs-Störungen und (K) Konfabulationen damit werden Gedächtnis-Lücken überspielt – nie um etwas verlegen, euphorisch, kritiklos, sorglos. Amnesie AGS Eine Amnesie ist eine inhaltlich oder zeitlich begrenzte Erinnerungs-Lücke / GedächtnisLücke / Erinnerungslosigkeit speziell als retrograde Amnesie: Erinnerungslosigkeit für die vor einem bestimmten Ereignis (meist mit Bewusstlosigkeit) liegende Zeit, z. B. Verkehrsunfall anterograde Amnesie: Erinnerungslosigkeit für die nach einem bestimmten Ereignis (meist mit Bewusstlosigkeit) liegende Zeit, z. B. Verkehrsunfall. kongrade Amnesie: Erinnerungslosigkeit im Zeitraum während dem schädigendem Ereignis, z. B. der Bewusstlosigkeit Transitorisch globale Amnesie: vorübergehender, 3-5 Stunden dauernder GedächtnisVerlust. Nach Abklingen verbleibt eine Gedächtnis-Lücke. Zeitgitterstörung: Biographische Ereignisse können nur mangelhaft zeitlich zugeordnet werden. Konfabulation: Der Patient füllt Erinnerungs-Lücken mit Phantasien und Einfällen, die er selber für Erinnerungen hält (Er ist von der Realität der Konfabulationen überzeugt). Paramnesien: So werden Erinnerungs-Täuschungen bis Gedächtnis-Illusionen und Halluzinationen genannt (Trug-Erinnerungen, Umänderung der Erinnerung im Sinne des Wahns). Dejá - vu: (frz., wörtlich: „das schon einmal Gesehene"). Der Betroffene glaubt meist (kurzzeitig) eine Situation sei ihm bekannt, er habe sie schon einmal erlebt, ohne dass er dies aus dem Gedächtnis belegen kann. Kommt z. B. vor zum Beginn einer Psychose, bei Intoxikationen (Vergiftung) während des „Aura" genannten Vorposten-Symptomen (Prodromal-Symptom) einer Epilepsie, bei Erschöpfung, im Traum, häufig auch bei gesunden als flüchtiges Erleben. Ekmnesie: Störung des Zeiterlebens. Vergangenheit wird als Gegenwart erlebt. Hypermnesie: Gesteigerte Erinnerungs-Fähigkeit, z. B. bei Autisten (F84.0) Suizidalität (SU) Suizidalität und Selbst-Schädigung Arten des Suizids Gründe für Siuzid Suizid-Risiko-Gruppen 1 Suizid-Risiko-Gruppen 2 Suizid-Risiko-Gruppen 3 Phasen und Methoden Präsuizidales und suizidales Achsen-Syndrom Fragen zur Suizid-Gefahr Therapie Suizidalität und Selbst-Schädigung (S&S) Thesen 1 - 8 Thesen 7 - 11 Thesen 12 - 14 Thesen 15 - 16 AH Thesen 1 - 6 1. Unter Suizidalität (Selbst-Tötung besser als Selbst-Mord) versteht man die Summe aller Kräfte eines Menschen, die in Richtung Selbst-Vernichtung gehen, also Gedanken oder Handlungen, die darauf abzielen, das eigene Leben zu beenden. 2. Eine suizidale Handlung ist eine bewusste, selbst durchgeführte und beabsichtigte (nicht aus Versehen) Handlung, die Selbst-Tötung anstrebt bzw. zum Tode führt. 3. Parasuizidale Handlungen sind angelegt wie suizidale Handlungen, jedoch mit dem Wissen, dass sie nicht zum Tode führen, und mit der Absicht, im Leben Veränderungen zu erzielen. Als parasuizidale Geste: Die Appell-Funktion steht im Vordergrund und wird oft sehr deutlich. Als parasuizidale Pause: Das Bedürfnis nach Ruhe steht im Vordergrund. So überlastet, dass sie einfach abschalten wollen. 4. Suizid-Ideen benennen die gedankliche Auseinandersetzung mit der Selbst-Tötungs-Möglichkeit. 5. Jeder Parasuizid und jede Ankündigung sollte ernst genommen werden: inadäquate Problem-Lösungs-Strategie. 6. Der Suizid rangiert in den meisten europäischen Ländern und in den USA unter den zehn häufigsten Todes-Ursachen. S&S Thesen 7 - 11 7. Viele Betroffene haben innerhalb des letzten Monats vor dem vollzogenen Suizid einen Arzt aufgesucht. 8. Suizid zählt bei den jungen Menschen zu den häufigsten Todes-Ursachen. 9. Das präsuizidale Syndrom (Ringel) ist zugleich Diagnose-Instrument zur Selbst-Tötungs-Gefährdung und Anregung zur Entwicklungs-Begleitung bei Suizidalität. 10. Die Suizid-Gefahr steigt, wenn das Leben der Menschen immer eingeengter wird, sie nur noch eine Emotion haben, weil z. B. alles nur noch unter dem Aspekt der Angst oder der Aggression erlebbar ist, zwischenmenschlich immer weniger Kontakt da ist und es keine lohnenden Werte mehr gibt. Wenn diese Einengung zunimmt und es gleichzeitig eine gehemmte oder gegen die eigene Person gerichtete Aggression gibt, dann gibt es SelbstTötungs-Fantasien, zunächst als Wunsch, tot zu sein. 11. Dass man die Aggression gegen sich selbst gewendet hat und nicht gegen die Personen, die sie eigentlich hätten abbekommen müssen, liegt daran, dass man nicht aushält, dass man von diesem Menschen nicht geliebt wird und dass man ihn auch nicht liebt. infolgedessen bekommt man solche Schuld- und Scham-Gefühle, dass man erst recht suizidal wird. S&S Thesen 12 - 14 12. Wenn Menschen, deren Selbst-Wert-Gefühl stark verunsichert ist und dazu neigen, Aggressionen gegen sich selbst zu wenden, bei bereits bestehender Einengung Kränkungen, Enttäuschungen oder Verluste erleben, dann entsteht ein Gefühl der Angst, der Bedrohung, die nach Schutz ruft, der Verlassenheit, die danach ruft, sich an andere Menschen anzuschließen, der Hilflosigkeit, die nach Hilfe ruft, der Ohnmacht, die nach selbstwirksamer Gestaltung ruft. Doch diesen Rufen kann wegen der Aggressions-Hemmung nicht gefolgt werden. Also setzen Bewältigungs-Mechanismen zum Schutz der Selbst-WertGefühls ein wie Realitäts-Verleugnung oder eine unqualifizierte Idealisierung der eigenen Person gemischt mit Größen-Ideen. 13. Sollten diese Bewältigungs-Mechanismen jedoch nicht ausreichen, dann kommen Fantasien vom Rückzug in einen harmonischen Urzustand auf (Hänseler). Diese Fantasien werden dann in einer Suizid-Handlung umgesetzt. Der Suizid kommt der narzisstischen Zusammenbruchs-Krise zuvor. Zugleich werden auch noch Rache-Bedürfnisse befriedigt. 14. Suizid ist die letzte schöpferische Tat, der letzte Versuch, das Leben gestalten zu können bei einem Menschen mit einer starken AggressionsHemmung. S&S Thesen 15 - 16 15. Beim Suizid und auch beim Suizid auf Raten, z. B. als AlkoholMissbrauch, ist die Selbst-Aggression auf die Spitze getrieben. Das löst bei anderen Menschen Ärger, Wut und Schuld-Gefühle aus. 16. Selbstschädigendes Verhalten sind Impuls-Handlungen als das SichSchneiden, um sich selbst zu spüren, oder das Ausdrücken von Zigaretten auf der Haut oder seltener das Verbrühen mit Wasser. Dies Verhalten kommt häufig bei Menschen vor, die reale Traumatisierungen erlebt haben. Traumata bringen uns dazu, uns vom Körper abzuspalten. Dann ist die Angst und die Aggression, was ja auch ein KontaktGefühl ist, nicht mehr da. Diese Personen wollen lieber Schmerzen haben als zu spüren, dass sie von allem abgetrennt, dass sie von sich selbst dissoziiert sind und aufgrund eines Traumas kein Gefühl mehr für den eigenen Körper haben. Dieser aggressive Akt des Sich-Schmerz-Zufügens soll die Menschen wieder in Kontakt mit sich selbst bringen. S&S Arten des Suizids Suizid-Versuche: häufiger bei Frauen als bei Männern vollendete Suizide: Verhältnis Männer zu Frauen wie 1: 10 erweiterter oder Mitnahme-Suizid: andere Personen ohne deren Einverständnis einbeziehen gemeinsamer Suizid als Doppelsuizid (freiwillig mit Partner) oder Massensuizid, z. B. bei religiösen Gruppen und bei Flüchtlingen nach Vertreibung Bilanz-Suizid: Rational durchgeplante und überlegte Handlung, die in einer als aussichtslos erlebten Situation zum Suizid führt , z. B. bei Sterbe-Hilfe. Die Menschen Leben eigentlich ganz gern, ziehen aber Bilanz, dass sich der Rest des Lebens nicht mehr lohnt wg. Schmerzen oder anderen massiven Einschränkungen. Kaum zu therapieren. Larvierter, nicht erkannter Suizide: hohe Dunkelziffer bei Verkehrs-Unfällen (u. U. nach Einnahme einer hohen Dosis von Tabletten), Drogen-Missbrauch (bewusst gesetzter goldener Schuss) und anderen unklaren Todes-Ursachen Chronischer oder protrahierter (verzögerter) Suizid: Selbst-Tötung auf Raten. Etappenweise und bewusste Schädigung bzw. unnötige Inkaufnahme von Risiken, z. B. Alkohol- oder Nikotin-Abusus, riskantes Auto-Fahren Trauen sich nicht an richtigen Suizid heran, haben aber Absicht, Autoaggression (möglich auch bei Anorexie (F50.0)) Nachahmungs-Suizid (Werther-Effekt) SU Gründe für Suizid Wunsch nach Veränderung im Leben, Wunsch nach Ablösung und Trennung Andere manipulieren oder Hilfe-Ruf: Appell an die Umwelt: ich komme mit der Situation nicht mehr klar (Suizid-Versuche vorbewusst als kleinere Erpressungen, aber Vorsicht vor Fehlinterpretation) Wunsch nach Ruhe, Wunsch, Schwierigkeiten (Probleme, Krisen) zu beenden: beruflich, finanziell, beziehungsmäßig Rache und Wut wg. Enttäuschung, Schuld-Gefühle oder psychotische Motivation (imperative Stimmen) SU Suizid-Risiko-Gruppen 1 SU Risiko-Gruppen sind alle Personen, die allein, vereinsamt oder existenziell bedroht sind (8% Prävalenz-Rate) Personen mit SuizidAnkündigung Menschen in belastenden LebensSituationen Schwer körperlich oder psychisch Kranke Sucht-Erkrankte Städter Männer Hoffnungslose Menschen in Psychotherapie (Beginn) Einsame RückfallGefährdete alte Menschen Angehörige der Helfer-Berufe Nachahmende inkl. Herkunft Suizid-Risiko-Gruppen 2 SU Menschen in belastenden Lebens-Situationen (größte Gruppe) Verfügen nur über unzureichende Bewältigungs-Strategien Reagieren mit einer Kurzschluss-Handlung Personen mit Suizid-Ankündigung: etwa 80 % mit Ankündigung, 50 % waren vorher bei Arzt oder Therapeut Jeder 5. bis 10. stirbt später an Suizid Schwer körperlich und psychisch Kranke: 98 % der Suizidanten sind psychisch krank - wichtigste Ursache – ca. 90 % insb. Psychosen und inkl. Neurosen. Menschen mit Psychosen am stärksten gefährdet, allem voran die endogene Depression (F33.2 und F33.3.) und die Schizophrenie (F20) mit 50% auch ältere Schizophrene mit depressiven Komponenten (aber aufzuheitern) bei raschen Stimmungs-Schwankungen 15% Suizid-Rate bei Dysthymia (F34.1), Menschen mit narzisstischen Beschwerde-Bild (F60.8) haben eine besondere Affinität zur Selbst-Tötung körperlich Krank: insb. mit Diagnose einer chronischen oder unheilbaren körperlichen Erkrankung, suchterkrankt: Medikamenten- und Drogen-Abhängige (insb. Opiate), Alkoholiker Männer: Bei Männern ist die Suizid-Rate deutlich höher als bei Frauen (Verhältnis 3:1). Schizophrene und junge Männer: erhöhtes Risiko Menschen in (Psycho-) und Pharmakotherapie: nach Beginn einer Therapie (Wegfall der Antriebshemmung durch Therapie oder Antidepressiva, deshalb anfangs auch handlungshemmende Medikamente) Suizid-Risiko-Gruppen 3 SU Alte Menschen: die hohe Multimorbidität ist ein erschwerender Faktor für Psychotherapie, die häufigsten psychischen Störungen bei über 65-Jährigen sind demenzielle und depressive Symptome, Depressionen im Alter gehen oft mit somatischen Beschwerden einher. In Deutschland Suizid-Rate ansteigend mit höherem Alter. Ältere Männer oft langfristig geplant. Jüngere Frauen oftmals spontan, Angehörige der Helfer-Berufe, insb. Ärzte (viermal höher): Psychiater (9 Mal), gefolgt von Anästhesist Einsame: Vereinsamte (insbesondere Männer), Inhaftierte, kinderlose Alleinstehende und Ledige, Verwitwete, Geschiedene, nach Verlust (Tod, Unfall, Scheidung) einer nahestehende Person (besonders wenn unerwartet), Soziale Isolation, Entwurzelung, Verlust zwischenmenschlicher Kontakte (auch Liebes-Enttäuschung) Städter: Menschen in der Stadt (Anonymität) häufiger als auf dem Land Hoffnungslose: z. B. Arbeitslosigkeit ohne Hoffnung auf Besserung, Fehlen einer Aufgabe, eines Zieles im Leben Rückfall-Gefährdete: Menschen, die einen Suizid angekündigt oder bereits mehrere Versuche hinter sich haben (Folgesuizid mit 20 % Wahrscheinlichkeit, 30 % RückfallGefahr innerhalb des ersten Jahres – Suizid-Versuche in der Vergangenheit = größeres Risiko gegenwärtig Nachahmende: Nachahmungs-Effekt/Imitations-Suizid (Werther-Effekt), Angehörige und Freunde von Menschen, die Suizid oder Suizid-Versuch unternommen haben. Vorbilder, auch Lebens-Partner incl. familiärer Häufung der Suizide. Phasen und Methoden SU Phasen Erwägung (Möglichkeit): denkt an Suizid (kurz bis 30 Jahre) und denkt zunehmend ich-bezogen daran Ambivalenz: Stimmungs- und Gefühls-Schwankungen zum Thema. Starker innerer Kampf. Geht auf Umwelt zu, Appell und Hilferuf (diffus). Auch Alibi: guck, keiner hilft mir. (kurz – ca. 60 Stunden) Ventilfunktion, weil Überlebenstrieb sich nach konkret gewordenen Entschluss meldet. Entschluss: ruhig, gelassen, sicher (Ruhe vor Sturm) – Qual der Entscheidung ist vorbei. Erleichterung. Kontakt mit anderen nur noch als Verabschiedung, Ordnung. Treffen ruhig ihre Vorbereitungen. Sind oft heiter und gelassen. Bei Psychosen allerdings auch ganz plötzlich (raptusartig) Arten – Hitliste in Deutschland (Männer mehr aggressive Methoden, Frauen eher sanft mit Psychopharmaka): Vergiftung mit Medikamenten (Schlaf-Mittel/Hypnotika) an erster Stelle (Patient will seine ewige Ruhe haben) Schnitt-Verletzungen Erhängen Hinunterstürzen Absichtliche Verursachung von Verkehrs-Unfällen (Dunkelziffer) Präsuizidales und suizidales Achsen-Syndrom Präsuizidales Syndrom nach Ringel: Zunehmende Einengung der sozialen und psychischen Lebens-Bereiche: situative Einengung als Tunnel-Blick, einseitige Ausrichtung von Assoziationen und Verhaltens-Mustern Einengung sozialer Beziehungen (Rückzug) Enge Werte-Welt, in der das Problem immer zentraler wird Suizid-Phantasien und Todes-Phantasien vage Ideen zu konkretem Plan, Vorstellung, tot zu sein oder Selbst-Tötung zu begehen bis konkrete Handlungs-Planung sich passiv aufdrängend - Vorsicht, wenn die sich von selbst aufdrängen. Zwangs-Gedanke (F42.0) - kann nicht mehr an was anderes denken. Kommen in der Regel allein aus den Gedanken nicht mehr raus und brauchen Hilfe. Aggressions-Hemmung als Aggressions-Stau und Aggressions-Umkehr Wendung der Aggression gegen die eigene Person zusammen mit Schuld- und Selbst-Bestrafungs-Ideen Suizidales Achsen-Syndrom nach Mitterauer: Erhöhtes Suizid-Risiko durch Psychose als endogene affektive Psychose (F3) oder aus dem schizophrenen Formenkreis (F20) oder als organische/exogene Psychose (F0) diagnostiziert (ca. 15% der Patienten mit endogener Psychose versterben an Suizid) Ankündigung eines Suizids (offene oder versteckte Suizidalität – siehe oben die Ambivalenz-Phase) suizidpositive Familien-Anamnese SU Fragen zur Suizid-Gefahr 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. SU Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, sich das Leben zu nehmen? ( ja) Haben Sie häufig daran denken müssen? (ja) Haben sie an Selbst-Tötung denken müssen, ohne es zu wollen? (ja) Haben Sie konkrete Ideen, wie Sie es machen würden? (ja) Haben Sie Vorbereitungen getroffen? (ja) Haben Sie schon zu jemandem über Ihre Selbst-Tötungs-Absichten gesprochen? (ja) Haben Sie einmal einen Selbst-Tötungs-Versuch unternommen? (ja) Hat sich in der Familie oder im Bekannten-Kreis schon jemand das Leben genommen? (ja) Halten Sie Ihre Situation für aussichts- und hoffnungslos? (ja) Fällt es Ihnen schwer, an etwas anderes als an Ihre Probleme zu denken? (ja) Haben Sie in letzter Zeit weniger Kontakte zu Verwandten, Bekannten und Freunden? (ja) Haben Sie noch Interesse daran, was im Beruf/Hobby, in Ihrer Umgebung vorgeht? (nein) Ist da wer, mit dem Sie offen/vertraulich über Ihre Probleme sprechen können? (nein) Wohnen Sie zusammen mit Familienmitgliedern oder Bekannten? (nein) Fühlen Sie sich unter starken familiären oder beruflichen Verpflichtungen stehend? (nein) Fühlen Sie sich in einer religiösen bzw. weltanschaulichen Gemeinschaft verwurzelt? (nein) Therapie SU Klient/-innen Gefühl vermitteln, er/sie kann mit Therapeuten über alles reden (Suizid meist Verzweiflungs-Tat aus Mangel an Alternativen) Ansprechen (Enttabuisieren) – dadurch verringert sich Suizid-Gefahr Begründung, warum er/sie sich nicht umbringt: Ich würde mich nie umbringen, weil… Nicht-Suizid-Pakt (Versprechen, sich bis zur nächsten Sitzung nicht umzubringen) Bei endogener Depression sind Antidepressiva indiziert ggf. Unterbringungs-Gesetz (bei Eigen- oder Fremd-Gefährdung) Risiko-Verringerung durch tragfähige religiöse/ soziale Bindungen (vor allem bei depressiven Patienten). Aufbau von Lebens-Zielen Menschen mit Depressions-Störungen (F32) Differenzial-Diagnose Unterscheidungen Sonderformen Depressive Episode: Symptome Leicht bis schwer Laviert (somatisches Syndrom) Rezidivierend (F33) Dysthymia (34.1.) Therapie Differenzial-Diagnose F32 Es gibt fließende Übergänge zwischen Endogener Depression (als schwere Episode bei unipolarer rezidivierender depressiven Störung (F33.2 und F33.3) - oder bei bipolarer affektiver Störung (F31.4 und F31.5) Affekt-Psychose, immer auch Medikamente) Depression als leichte oder mittelgradige Episode bei unipolarer Depression (F33.0 und F33.1) oder bei bipolarer Depression (F31.3) Neurotischer Depression als Dysthymia (F34.1) (habitualisierte Fehlhaltung mit oraler Fixierung) Reaktiver Depression (mit konkreten Anlass, aber im Ausmaß überzogen) bei schweren Belastungen und Anpassungs-Störungen (F43 und F62.0) Im Zusammenhang mit anderen Störungen wie z. B. Angst-Störungen (F40 und F41) und Zwangs-Störungen (F42) Momentan depressive Verstimmung (mit konkretem Anlass) psychogene, reaktive Depression als posttraumatische Belastungs-Störung (F43.1) oder Anpassungs-Störung (F43.2) beide bis 6 Monate max., ab dann andauernde PersönlichkeitsVeränderung nach Extrembelastung (F62.0), Dysthymia (F34.1) – ab 2 Jahren endogen (schwer, rezidivierende und phasische Episoden) Einschlaf-Störung Abend-Tief andere beschuldigen Durchschlaf-Störung Morgen-Tief Selbst-Anklage Exogene, körperlich begründbare Depressionen in Folge von pharmakologischen Wirkungen hormonellen Störungen (z. B. Schilddrüse) Tumoren Infektions-Krankheiten degenerativen Erkrankungen wie Demenz vom Alzheimer-Typ Unterscheidungen F32 Phänomenologisch lassen sich endogene Depressionen in erster Linie wie folgt unterschieden: Gehemmte Depression, wenn Antriebs-Hemmung im Vordergrund steht Ängstlich-agitierte Depression („Jammerdepression“) mit ängstlicher Getriebenheit, Unruhe, hektischen Bewegungen, Lamentieren, Jammern Larvierte (versteckte) Depression (auch maskierte, vitalisierte oder somatisierte Depression – F32.8) Die depressive Verstimmung ist nur im Hintergrund vorhanden. Es dominieren Körper-Symptome wie Kopf-Schmerzen, Rücken-Schmerzen, Atem-Beschwerden, Herz-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden und Unterleibs-Schmerzen Psychotische Depression (F31.5, F32.3 und F33.3), wenn stimmungskongruente Denk-Inhalte (Verarmungs-, Versündigungs-, Schuld-, nihilistischer Wahn) die Depression begleiten. In seltenen Fällen auch Halluzinationen (anklagende oder zum Suizid auffordernde Stimmen) oder depressiver Stupor. Zusätzlich lassen sich unterscheiden Vitale Depression, wenn Traurigkeit leiblich erlebt wird, z. B. als Druck-Gefühl in Brust oder Magen-Gegend, Reifengefühl um den Kopf und dem Betroffenen die Depression bewusst ist Zoenästhetische Depression, wenn qualitativ eigenartige, sehr bizarr anmutende KörperMissempfindungen ganz im Vordergrund der Symptomatik stehen, z. B. Eisenring um Herz Entfremdungs-Depression, wenn Entfremdungs-Erleben (Depersonalisation und Derealisation) deutlich im Vordergrund der Symptomatik stehen. Die differentialdiagnostische Abgrenzung zur Schizophrenie (F20) und zu verschiedenen Formen der Neurose kann sich schwierig gestalten. Auch bei Dysthymia (F34.1) lässt sich Entfremdungs-Erleben beobachten. SAD (saisonal abhängige Depression) – Herbst und Winter – zu rezidivierende depressive Störung (F33) Sonderformen F32 Involutions- (Spät-) Depression, wenn Ersterkrankung nach dem 45. Lebens-Jahr liegt. Nicht selten mit protrahierter (verlängerter) Phasendauer mit ChronifizierungsTendenz, Therapie-Resistenz und erhöhtem Suizid-Risiko. Häufig dabei ängstliche Agitiertheit mit paranoiden und hypochondrischen Denk-Inhalten. Altersdepression, wenn der Beginn der Ersterkrankung nach Beginn des Seniums (60 oder 65) liegt. Wochenbett-Depression (F53) – meist kurz nach der Entbindung. Abzugrenzen von Verstimmungs-Zuständen im Wochenbett. Reaktive Depression: depressive Verstimmung aufgrund eines belastenden Ereignisses, das schon länger zurück liegt [F43.1 (PTBS), F43.2 AnpassungsStörung] Erschöpfungs-Depression mit endogenen und reaktiven Anteilen offenbar aus dem Zusammenspiel von Veranlagung und psychosozialen Einflüssen. Tritt nach langjähriger affektiver Dauerbelastung oder wiederholten schweren Psychotraumen auf. Siehe auch: andauernde Persönlichkeits- Änderung nach Extrembelastung (F62.0) Rapid-Cycling, wenn mehr als 4 depressive und/oder manische Phasen pro Jahr auftreten. Depressive Episode: Symptome F32 Definition: Bei den typischen leichten (F32.0), mittelgradigen (F32.1) oder schweren (F32.2 und F32.3) Episoden (mindestens 2 Wochen) leidet die betroffene Person unter StimmungsStörungen 1. gedrückter Stimmung (depressive Verstimmung) mit Anhedonie, d. h. vermindert ist die Fähigkeit zu Freude, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Leere-Gefühl, Angst, Versteinerung, Unlebendigkeit, Verlust der emotionalen Schwingungs-Fähigkeit bis hin zum Gefühl der Gefühllosigkeit PsychomotorikStörungen 2. Verminderung von Antrieb und Aktivität (Hemmung der Psychomotorik) mit Verminderung der Entschluss- und Handlungs-Fähigkeit, Initiativlosigkeit, ausgeprägter Müdigkeit, die nach jeder Anstrengung auftreten kann, jede Tätigkeit wird zur Qual, Verlangsamung aller BewegungsAbläufe bis hin zur annähernden Bewegungslosigkeit (depressiver Stupor) DenkStörungen 3. Verlangsamung des Gedanken-Ablaufs mit eingeengtem Denken, Einsilbigkeit, Entschlusslosigkeit, GedankenSperrung, Denk-Hemmung, Grübel-Neigung bis GrübelZwang verbunden mit verminderter Konzentrations- und Aufnahme-Fähigkeit, Depressive Episode: Symptome vegetative Störungen Selbst-WertStörungen F32 4. Vitalsymptomen und vegetativen Störungen mit SchlafStörungen (Abendtief und Einschlaf-Störungen bei Dysthymia, Durchschlafstörungen und Früherwachen mit Morgentief bei endogener Depression – zirkadiane Befindungs-Schwankungen), Appetit- und Libido-Verlust, Gewichts-Verlust, Obstipation (Verstopfung) und zahlreiche Leib-Gefühls-Störungen wie Druck-Gefühl auf Brust- und Bauch-Raum, ein Kopf wie Blei, Zugeschnürter Hals, Reifen-Gefühl um den Kopf. Die endogene Depression ist die leibnächste Psychose. 5. beeinträchtigtem Selbst-Wert-Gefühl und Selbst-Vertrauen mit Schuld-Gefühlen und Gedanken über eigene Wertlosigkeit Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten „somatischen" Symptomen (somatisches Syndrom bei depressiver Episode (F32.8) – auch larvierte Deprtession) begleitet werden. Dauer: Herabgestimmtheit über mindestens 2 Wochen. Inkl.: Einzelne Episoden von: depressiver Reaktion, psychogener Depression, reaktiver Depression (F32.0, F32.1, F32.2) Exkl.: Anpassungs-Störungen (F43.2) depressive Episode in Verbindung mit Störungen des Sozialverhaltens (F91.-, F92.0) rezidivierende depressive Störung (F33.-) Leicht bis schwer F32 F32.0 Leichte depressive Episode Definition: Gewöhnlich sind mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome vorhanden. Der betroffene Patient ist im Allgemeinen davon beeinträchtigt, aber oft in der Lage, die meisten Aktivitäten fortzusetzen. F32.1 Mittelgradige depressive Episode Definition: Gewöhnlich sind vier oder mehr der oben angegebenen Symptome vorhanden, und der betroffene Patient hat meist große Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen. F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome Definition: Eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen, quälenden Symptomen. Typischerweise bestehen ein Verlust des Selbst-Wert-Gefühls und Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld. Suizid-Gedanken und -Handlungen sind häufig, und meist liegen einige somatische Symptome vor. Inkl.: Einzelne Episode einer agitierten Depression (Unruhe-Zustände) , einzelne Episode einer majoren Depression [major depression] ohne psychotische Symptome, einzelne Episode einer vitalen Depression ohne psychotische Symptome F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen Definition: Eine schwere depressive Episode, wie unter F32.2 beschrieben, bei der aber Halluzinationen, Wahn-Ideen, psychomotorische Hemmung oder ein Stupor so schwer ausgeprägt sind, dass alltägliche soziale Aktivitäten unmöglich sind und Lebens-Gefahr durch Suizid und mangelhafte Flüssigkeits- und Nahrungs-Aufnahme bestehen kann. Halluzinationen und Wahn können, müssen aber nicht, synthym sein. Inkl.: Einzelne Episoden: majore Depression [major depression] mit psychotischen Symptomen, psychogene depressive Psychose, psychotische Depression, reaktive depressive Psychose Laviert (somatisches Syndrom) F32 Eine besondere Erscheinungs-Form einer Depression (zu den endogenen Depressionen) kann sich durch das überwiegende Auftreten von (scheinbar) körperlichen Beschwerden zeigen. Man spricht von einem somatischen Syndrom bei depressiver Episode, wenn mindestens vier der folgenden Kriterien erfüllt sind: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Auf jeden Fall ein Morgentief auch im Hinblick auf körperliche Symptome, die deutlicher im Vordergrund stehen, unter anderem Schlaf-Störungen (Frühes Erwachen; >2 Stunden früher als üblich) Früherwachen und Morgen-Tief (Tageszeitliche Schwankungen der Beschwerden) Appetitlosigkeit (Gewichtsabnahme über 5% in einem Monat) Obstipation Schwitzen Herz-Rhythmus-Störungen Schmerzen bei der Atmung Kopfweh Interessen-Verlust oder Verlust der Freude (Anhedonie) Fehlende emotionale Reaktions-Fähigkeit auf normale positive wie negative Erlebnisse deutliche psychomotorische Einschränkung (Gehemmtheit) oder Unruhe (Agitiertheit) Verlust von sexuellen Bedürfnissen (Libido) aber auch Suizid-Gefährdung wie bei anderen Formen der endogenen Psychose Abklärung der körperlichen Symptome (gründliche körperliche Untersuchung) wie bei allen psychosomatischen Krankheiten beim Facharzt. Rezidivierend (F33) F32 Definition: Hierbei handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden (F32.-) charakterisiert ist. In der Anamnese finden sich dabei keine unabhängigen Episoden mit gehobener Stimmung und vermehrtem Antrieb (Manie). Kurze Episoden von leicht gehobener Stimmung und Überaktivität (Hypomanie) können allerdings unmittelbar nach einer depressiven Episode, manchmal durch eine antidepressive Behandlung mitbedingt, aufgetreten sein (hypomanische Nachschwankungen). Die schwereren Formen der rezidivierenden depressiven Störung (F33.2 und .3) haben viel mit den früheren Konzepten der manisch-depressiven Krankheit, der Melancholie, der vitalen Depression und der endogenen Depression gemeinsam. Das Risiko, dass ein Patient mit rezidivierender depressiver Störung eine manische Episode entwickelt, wird niemals vollständig aufgehoben, gleichgültig, wie viele depressive Episoden aufgetreten sind. Bei Auftreten einer manischen Episode ist die Diagnose in bipolare affektive Störung zu ändern (F31.-). Die erste Episode kann in jedem Alter zwischen Kindheit und Senium auftreten, der Beginn kann akut oder schleichend sein. Dauer: Wenige Wochen bis viele Monate. Inkl.: Rezidivierende Episoden (F33.0 oder F33.1): depressive Reaktion, psychogene Depression, reaktive Depression, Saisonale depressive Störung Exkl.: Rezidivierende kurze depressive Episoden (F38.1) Dysthymia (F34.1) F32 Hierbei handelt es sich um eine chronische, mehrere Jahre (wenigstens 2 Jahre) andauernde depressive Verstimmung, aber nicht psychotisch, die weder schwer noch hinsichtlich einzelner Episoden anhaltend genug ist, um die Kriterien einer schweren, mittelgradigen oder leichten rezidivierenden depressiven Störung (F33.-) zu erfüllen. Prävalenz: 6 %, Frauen deutlich häufiger Inkl.: Anhaltende ängstliche Depression, Depressiv: Neurose, Persönlichkeit(sstörung), neurotische Depression Exkl.: Ängstliche Depression (leicht, aber nicht anhaltend) (F41.2) Therapie F32 Antidepressiva Schlaf-Entzug REM-Schlaf in der zweiten Nacht-Hälfte, also Morgen-Schlaf vermeiden durch frühes Aufstehen Kognitive Verhaltenstherapie nach Beck (siehe dazu auch Abschnitt 10.2.7) und Schematherapie nach Young Lichttherapie 2 Mal pro Tag morgens und abends je eine Stunde vor helle Lichtwand (Sonnenlicht ähnlich), besonders bei Herbst-Depressionen Johanniskraut aber Vorsicht bei Kombination mit Antidepressiva Bei schweren, schlecht behandelbaren Depressionen auch Elektrokrampf-Therapie Künstlich in Krampfanfall schicken 5- 10 Behandlungen in 2 Wochen, 10 Minuten Vollnarkose bei schwerer Depression (mit Wahn, hohe Suizidalität, depressiver Stupor, wenn andere Medikamente nicht anschlagen) Menschen mit Angst- und Zwangs-Störungen (AZ) Phobische Störungen (F40) Andere Angst-Störungen (F41) Zwangs-Störungen Phobische Störungen (F40) Allgemein Agoraphobie (F40.0) Soziale Phobie (F40.1) Spezifische (isolierte) Phobien (F40.2) Häufige spezifische Phobien Seltene spezifische Phobien Therapie AZ Allgemein F40 Definition: Eine Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen wird. In der Folge werden diese Situationen typischerweise vermieden oder mit Furcht ertragen. Die Befürchtungen des Patienten können sich beziehen auf Einzelsymptome wie Herz-Klopfen oder Schwäche-Gefühl, häufig gemeinsam mit sekundären Ängsten vor dem Sterben, Kontroll-Verlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden. Allein die Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt meist schon Erwartungs-Angst. Phobische Angst tritt häufig gleichzeitig mit Depression auf. Ob zwei Diagnosen, phobische Störung und depressive Episode, erforderlich sind, richtet sich nach dem zeitlichen Verlauf beider Zustands-Bilder und nach therapeutischen Erwägungen zum Zeitpunkt der Konsultation. Agoraphobie (F40.0) Definition: Eine relativ gut definierte Gruppe von Phobien, mit Befürchtungen, das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, in Menschen-Mengen und auf öffentlichen Plätzen zu sein, alleine mit Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen. Die Vermeidung der phobischen Situation steht oft im Vordergrund, und einige Agoraphobiker erleben nur wenig Angst, da sie die phobischen Situationen meiden können. Prävalenz: Überwiegend sind Frauen betroffen. Komorbidität: Depressive und zwanghafte Symptome sowie soziale Phobien sind als zusätzliche Merkmale gleichfalls häufig vorhanden. Prognose: Ohne effektive Behandlung wird die Agoraphobie häufig chronisch. F40.00 Ohne Angabe einer Panik-Störung F40.01 Mit Panik-Störung Eine Panik-Störung kommt als häufiges Merkmal bei gegenwärtigen oder zurückliegenden Episoden vor. F40 Soziale Phobie (F40.1) F40 Definition: Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen, die zu Vermeidung sozialer Situationen führt. Umfassendere soziale Phobien sind in der Regel mit niedrigem Selbst-Wert-Gefühl und Furcht vor Kritik verbunden. Deutliche Furcht, sich in sozialen Situationen auf peinliche und erniedrigende Weise zu verhalten. Ausgeprägte, anhaltende Angst vor sozialen oder Leistungs-Situationen, in denen die Person mit Unbekannten konfrontiert ist oder von anderen beurteilt werden könnte. Unmittelbare Angstreaktion bei Konfrontation. Die Ängste in sozialen Situationen werden jedoch auch als übertrieben bzw. unvernünftig und unbegründet erlebt. Vermeidungs-Verhalten Beeinträchtigung der normalen Lebens-Führung Die psychischen, Verhaltens- oder vegetativen Symptome sind primäre Manifestationen der Angst. Die Angst muss auf bestimmte soziale Situationen beschränkt sein und darin überwiegen. Sie können sich in Beschwerden äußern wie Erröten, Hände-Zittern, Übelkeit (Angst vor Erbrechen) oder Drang zum Wasser-Lassen. Dabei meint die betreffende Person manchmal, dass eine dieser sekundären Manifestationen der Angst das primäre Problem darstellt. Die Symptome können sich bis zu Panik-Attacken steigern. Inkl.: Anthropophobie, soziale Neurose Spezifische (isolierte) Phobien 1 (F40.2) F40 Definition: Phobien, die auf eng umschriebene Situationen wie Nähe von bestimmten Tieren, Höhen, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume, Urinieren oder Defäkieren auf öffentlichen Toiletten, Genuss bestimmter Speisen, Zahnarzt-Besuch oder auf den Anblick von Blut oder Verletzungen beschränkt sind. Obwohl die auslösende Situation streng begrenzt ist, kann sie Panik-Zustände wie bei Agoraphobie oder sozialer Phobie hervorrufen. Ausgeprägte Angst vor einem spezifischen Objekt, einer spezifischen Situation Konfrontation mit phobischen Reiz ruft unmittelbare Angst-Reaktion hervor Person erkennt, dass Angst unbegründet oder übertrieben ist Die phobischen Situationen werden gemieden Phobie beeinträchtigt Lebens-Führung oder verursacht erhebliches Leiden Primär-Störungen: „Unangemessene" Angst/Furcht vor bestimmten Personen, Tieren, Gegenständen oder Situationen Sekundär-Störungen: aus Angst Vermeidungs-Reaktionen Inkl.: Akrophobie (Höhen- oder Tiefen-Angst), einfache Phobie, Klaustrophobie, TierPhobien Exkl.: Dysmorphophobie (nicht wahnhaft) (F45.2) Nosophobie (Angst vor Krankheiten) (F45.2 – hypochondrische Störung) Häufige spezifische Phobien Erythophobie (Errötungs-Furcht) Zoophobie (bezogen auf zahlreiche Tierarten) Akrophobie (Höhen-Angst; akron = gr. Spitze, Gipfel oder Tiefen-Angst) Agoraphobie (agora = gr. Marktplatz) (in Situationen kommen, in denen man nicht fliehen kann) Klaustophobie (claustrum = lat. Verschlossener Raum) Nosophobie (Krankheits-Furcht) als Aids-Phobie Karzinophobie (Angst vor Krebs-Erkrankungen) Algophobie (algos = gr. Schmerz) Phobophobie (Furcht vor Angst-Anfällen ) Arachnophobie (Angst vor Spinnen) F40 Seltene spezifische Phobien Paruresis: BlasenEntleerungs-Störung, Angst, in der Gegenstände Gerontophobie: Furcht vor Öffentlichkeit zu alten Menschen oder pinkeln Ailurophobie: Katzen krankhafte Furcht, selbst zu Prüfungs-Angst Akarophobie: Insekten altern SchwangerschaftsAnthophobie: Blumen Gymnophobie: Nacktheit Phobie: auch vor Anthropophobie: Geburt Gynophobie: Frauen Menschen-Scheu Halitophobie: Mund-Geruch Sitophobie: Nahrung Aquaphobie oder Taphephobie: Als Herpetophobie: Reptilien, Hydrophobie: Wasser Scheintoter lebendig Schlangen begraben werden Arbeitsplatz-Phobie Hoplophobie: Schuss-Waffen Tetraphobie: Blut-Phobie oder bewaffnete Personen abergläubische Angst Canophobie: Hunde vor der Zahl vier Logophobie: Sprech-Angst Coulrophobie: Clowns Triskaidekaphobie: Mysophobie: Kontakt mit abergläubische Angst Emetophobie: Erbrechen Schmutz oder Ansteckung vor der Zahl dreizehn durch Bakterien, Viren Enochlophobie: Trypanophobie: Angst Menschen-Massen Oralphobie oder vor Spritzen/ (zerquetscht werden) Odontophobie: ZahnInjektionen Behandlungs-Phobie Fahr- und Flug-Angst Achluophobie: Dunkelheit Gelotophobie: ausgelacht werden Aichmophobie: Spitze F40 Therapie Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung einer AngstStörung, wenn identifizierbare Angst-Auslöser vorhanden sind und der Patient Vermeidungs-Verhalten zeigt: Reiz-Konfrontation (systematische Desensibilisierung oder Exposition) Vermittlung eines Erklärungs-Modelles (Psychoedukation) für Phobie (primär) und Vermeidungs-Verhalten (sekundär) F40 Andere Angststörungen (F41) Allgemein Panik-Störung: Kennzeichen (F41.0) Panik-Störung (F41.0) Generalisierte Angst-Störung (F41.1) AZ Allgemein (A) Angst-Störungen Begleit-Erkrankungen (Komorbidität) Angst-Ursachen Kognitive Schemata und Sozialkompetenz Entwicklungs-Modelle Lerntheoretische Modelle Psychodynamische Modelle 1 Psychodynamische Modelle 2 Psychodynamische Modelle 3 (Neuro-) Biologische Modelle 1 (Neuro-) Biologische Modelle 2 F41 Angst-Störungen Angst: Begleit-Symptom vieler körperlicher Erkrankungen (z. B. Hyperthyreose, HerzRhythmus-Störungen) Angst auch bei: Intoxikation durch psychotrope Substanzen (F10.0-F18.0) oder Entzug (F10.3-F18.3 und F10.4-F18.4) PTBS (F43.1), Anpassungsstörungen (F43.2), andauernder Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung (F62.0) viele Persönlichkeitsstörungen, z. B. ängstliche (vermeidende) (F60.6), abhängige (asthenische) (F60.7) Zwangsstörung (F42) beginnender Psychose, als Prodromalphase der Schizophrenie (F20) oder der depressiven Episode (F31-F33) Angst: Als frei flottierende (umherschweifende) unbestimmte Angst und als anfallartig auftretende Panik; verbunden mit vegetativen Symptomen. Nach Psychoanalyse ist Angst eine frei flottierende Triebenergie Definition der Angst-Störungen: Bei diesen Störungen stellen Manifestationen der Angst die Hauptsymptome dar, ohne auf eine bestimmte Umgebungs-Situation bezogen zu sein. Depressive und Zwangs-Symptome, sogar einige Elemente phobischer Angst können vorhanden sein, vorausgesetzt, sie sind eindeutig sekundär oder weniger ausgeprägt. Prävalenz: Etwa 10% der Bevölkerung leiden im Lauf ihres Lebens unter behandlungsbedürftiger Angst. A Begleit-Erkrankungen (Komorbidität) Angst-Störungen weisen eine hohe Komorbidität sowohl untereinander, als auch zu Depressionen, somatoformen Störungen und Substanz-Störungen (intrapersonal gesteuerter Gebrauch von psychotropen Stoffen) auf. Die Wahrscheinlichkeit, eine komorbide Störung zu entwickeln, ist bei Panik-Störungen und Agoraphobie am höchsten. Sekundäre Depressionen sind am häufigsten bei Panik-Störungen, gefolgt von der Generalisierten Angst-Störung und der Agoraphobie. Substanz-Störungen als Folge einer Angst-Störung werden als Versuch der SelbstMedikation betrachtet. Angst bei Depressionen Episode (F32) Rezidivierend (F33) Dysthymia (F34.1) min 2 Jahre andauernde PersönlichkeitsVeränderung nach Extrembelastung (F62.0) Angst bei anderen Störungen Phobische Störungen (F40), Panik-Störungen (F41.0) und Generalisierte Angst-Störung (F41.1) Posttraumatische Belastungs-Störung (PTBS) (F43.1) nach einem Monat bis 6 Monate Anpassungs-Störung (reaktive Depression) (F43.2) mit kurzer (F43.20) oder längerer depressiver Reaktion (F43.21) Angst und depressive Gefühle gemischt (F43.22) Beeinträchtigung von anderen Gefühlen, z. B. Trauer (F43.23) Sozialverhalten beeinträchtigt (F43.24) aber nicht länger als 6 Monate sonst (F62.0) Zwangs-Störungen (F42) (Angst, wenn Ritual unterbrochen) Persönlichkeits-Störungen als Borderline (F60.31), ängstlich (vermeidend) (F60.6) oder abhängig (asthenisch) (F60.7) A Angst-Ursachen A Wie bei den meisten psychischen Störungen gibt es auch bei der generalisierten Angst-Störung, bei sozialen Ängsten, Panik-Attacken und Phobien nicht die eine bekannte Ursache. Stattdessen geht man auch hier von einer Vielzahl verursachender oder auslösender Faktoren aus, die erst im Zusammen- und Wechsel-Wirken den tatsächlichen Ausbruch der Störung bewirken. Je nach psychiatrischer oder psychotherapeutischer Schule werden naturgemäß andere Ursachen in den Blick genommen und gegebenenfalls weiter erforscht. So tragen alle in der Fachwelt anerkannten theoretischen Ausrichtungen aus ihrem speziellen Blickwinkel zur Erforschung von Ursache und Entstehung (Entwicklung) dieser Störungen bei. Psychologische Erklärungs-Modelle der Angst unterscheiden zunächst zwischen Angst als Zustand und Angst als Persönlichkeits-Eigenschaft. Es gibt bereits einige Versuche, Angst oder Ängstlichkeit als PersönlichkeitsEigenschaft aufzufassen. Hierbei hat sich ein dimensionaler Ansatz im Gegensatz zu einer Kategorisierung bewährt. Persönlichkeits-Modelle der Psychologie, die dimensional konzipiert sind, zeigen im Wesentlichen eine Übereinstimmung in der Annahme, dass es eine Art genetischer Disposition zur „Ängstlichkeit“ gibt, die bei starker Ausprägung (Dimensionierung) eine Schwachstelle (vulnerabler Bereich) in der psychischen Konstitution darstellt und dann in der späteren Entwicklung zum Kristallisations-Punkt einer Angst-Störung werden kann. Kognitive Schemata und Sozialkompetenz Es ist unbestritten, dass Menschen, die unter vermehrten Ängsten leiden, die Welt anders und teilweise verzerrt wahrnehmen. Auf Dauer gesehen wird aus dieser verzerrten Wahrnehmung dann eine falsche „Bewertung“ der äußeren Welt. Man spricht in der kognitiven Therapie von der Entwicklung und Einnistung sogenannter „maladaptiver kognitiver Schemata“, also einer Art verinnerlichter „Vorurteile“ oder zumindest „Fehlurteile“ über die Gefährlichkeit der Welt. In einem weiteren Schritt kommt es dann zu einem unangemessen starken „Vermeidungs-Verhalten“, um diesen vermeintlich drohenden Gefahren auszuweichen. Dieses „Vermeidungs-Verhalten“ wiederum führt zu einer mehr oder weniger starken, oft fortschreitenden Einengung des Aktions-Radius und der Aktivitäten überhaupt, im weiteren Schritt oft zu Rückzug und Isolation. Der Betreffende bleibt in der Regel mehr oder weniger weit hinter seiner eigentlichen gesellschaftlichen Leistungs-Fähigkeit zurück. Der Erwerb einer verlässlichen Sozialkompetenz wird dadurch erschwert oder sogar verhindert. A Entwicklungs-Modelle A Aus der Entwicklungs-Psychologie und aus der täglichen Erfahrung mit Kindern ist bekannt, dass es gewisse „typische“ und „altersgebundene“ Ängste gibt, z. B. das „Fremdeln“, die „Trennungs-Angst“, die „Schul-Angst“, „Tier-Ängste“. Er weist darauf hin, dass Zusammenhänge bestehen zwischen dem späteren Auftreten von Panik-Störung oder Agoraphobie einerseits und frühkindlichen Trennungs-Ängsten bzw. Trennungs-Ängsten und Schul-Phobie andererseits dem späteren Auftreten einer generalisierten Angst-Störung einerseits und frühen familiären Traumatisierungen „(Konflikte zwischen den Eltern, Konflikte mit den Eltern, sexuelle Traumatisierungen, mangelhafte Aufmerksamkeit, niedriges Prestige der Familie, stärkere körperliche Züchtigungen)“ resp. Aufwachsen in einer Alkoholiker-Familie andererseits dem späteren Auftreten von Phobien einerseits und kindlicher Angst vor Beschämung bei hohen elterlichen Ansprüchen ,sozialphobischem Vorbild-Verhalten der Mütter oder übertriebener Besorgnis der Eltern vor Kritik durch Außenstehende andererseits. Lerntheoretische Modelle A Der lerntheoretische Ansatz geht davon aus, dass Ängste durch (klassische und operante) „Konditionierung“ entstehen im Sinne von pathologischen (=krankhaften, unangemessenen) Angst-Reaktionen auf ursprünglich neutrale Stimuli, die durch zeitliche und/oder räumliche Kontingenz zu einer realen angstauslösenden Situation im Rahmen von Lern-Erfahrungen zu einem konditionierten Angst-Stimulus werden. Durch Vermeiden dieser Situation wird der Stimulus vermieden und damit auch die Angst reduziert. Das führt zu einer negativen Verstärkung des Vermeidungs-Verhaltens, d. h. der Betreffende „lernt“, dass das Vermeiden gut für ihn ist, indem es ihn vor aufkommenden Ängsten schützt. Wie bei den kognitiven Schemata handelt es sich um ein fehladaptiertes, d. h. nicht wirklichkeitsgerechtes Lernen, bei dem zwischen der eigentlichen Angst-Quelle und dem symbolischen Stimulus nicht mehr unterschieden werden kann. Aufgrund der anhaltenden Vermeidung bleibt eine korrigierende Lern-Erfahrung aus, sodass sich pathologische Angst-Reaktion „etabliert“. Bei der Panik-Störung spielt eine positive Rückkopplung „zwischen körperlichen Sensationen (z. B. wahrgenommene Veränderung der Herz-Rate) und kognitiven Bewertungs-Vorgängen als Gefahr (z. B. „drohender Herz-Infarkt“) mit einer hieraus resultierenden eskalierenden Angst-Reaktion“ eine große Rolle. Eine wichtige Bedeutung insbesondere bei der Entstehung einer generalisierten Angststörung, aber auch einer Panik-Störung kommen schwerwiegenden, negativen (und traumatisierenden) Lebens-Ereignissen (sogenannte „life events“) zu. Psychodynamische Modelle 1 A Die unmotivierte, nicht objektgebundene Angst kann als existentielle Angst (UntergrundAngst) im normalen und nichtneurotischen Seelen-Leben als allgemeine Grunderfahrung des Menschen vorkommen. Sie kann aber bei der Angst-Neurose auch Leit-Symptom einer neurotischen Entwicklung sein; doch muss hier stets vorrangig eine endogene, schizophrene oder zyklothyme Erkrankung ausgeschlossen werden. Bei der Angst-Neurose tritt die Angst bei den hilflos-anklammernd erscheinenden Patienten als mit vegetativen Symptomen einhergehender Angst-Anfall (der phänomenologisch der „neurotischen Herz-Phobie“ und den „dysästhetischen Krisen“ bei endogenen Psychosen entsprechen kann) oder als nicht auf ein bestimmtes Objekt bezogenes, frei flottierendes, intensives, länger anhaltendes Angst-Syndrom auftritt. Freud nahm ursprünglich als Ursache einen aktuellen Konflikt in Form sexueller Frustration mit Umsetzung verdrängter Libido in einen Angst-Affekt an, z. B. bei Coitus interruptus oder Aufgabe von Ipsation (Onanie). Später und bis heute denkt man mehr an Trennungs-Ängste (Verlassen-Werden und dadurch bedingte Hilflosigkeit) bei Menschen, die in der Biographie Züge von Trennungs-Empfindlichkeit (angstneurotische Familien-Konstellation) zeigen und stark von Schutz-Figuren abhängig sind; ähnlich wie bei der Herz-Phobie kann die Anwesenheit von Schutz-Figuren, z. B. eines Arztes, das Symptom beheben. Psychodynamische Modelle 2 A Angstneurotische Symptome kommen für sich allein oder kombiniert mit anderen neurotischen Erscheinungen, z. B. auch mit – lokalisierten – Phobien vor. Übereinstimmung besteht darin, dass Angst-Neurosen wie Phobien Ausdruck ungelöster Konflikte sind, wobei besonders die unbewusste Angst, Zuwendung zu verlieren, alleingelassen zu werden, Aggressions-Hemmung und Verkehrung ins Gegenteil eine Rolle spielen. Sigmund Freud kannte das Phänomen Angst in zwei Zusammenhängen: als Ausdruck bzw. als Folge eines innerpsychischen Konfliktes, etwa zwischen einem verbotenen triebhaften Impuls und einem strengen Gewissen. Angst resultiert hiernach durch die unvollständige Unterdrückung einer Wunschregung, z. B. eines sexuellen Verlangens und der Angst vor Bestrafung, sie ist Ergebnis eines Abwehrvorganges. als Signal-Angst. In dieser Funktion signalisiert die Angst dem Ich das Vorhandensein einer inneren Bedrohung, z. B. durch ähnliche Konflikte wie oben genannt. Sie steht dann am Beginn einer Schutz-Maßnahme durch das Ich und ist somit Initiator eines Abwehr-Vorganges. Nach psychoanalytischem Verständnis handelt es sich bei der Ausbildung einer Phobie in allererster Linie um eine aktive psychische Leistung und zwar im Besonderen um das Ergebnis einer intrapsychischen Abwehr: angsterregende Bewusstseinsinhalte werden verdrängt, wobei an die Stelle der ursprünglichen Inhalte (es kann sich um Vorstellungen oder Gefühle handeln) belanglose äußere Situationen gesetzt werden. Psychodynamische Modelle 3 A Die Angst wird also an einen anderen „harmlosen“ Ort verschoben, dem der „eigentliche (verbotene und deshalb angstbesetzte und verdrängte) Inhalt“ nicht mehr angesehen und zugeordnet werden kann. Die Verschiebung ist selbst für den Betreffenden selber nicht mehr bewusst, auch er staunt, wo die Angst herkommt. Es ist zu beachten, dass die Phobie mehr als einfache Verdrängung ist. Diese würde zu einer akzeptablen Lösung nicht ausreichen. Durch die Verdrängung des spezifischen Vorstellungs-Inhaltes erfährt nämlich die vorher gebundene und gerichtete Furcht eine Regression zu einer ungebundenen entdifferenzierten diffusen Angst, die wegen des freien Flottierens äußerst schlecht zu ertragen ist. In einer zweiten Phase muss daher der Hauptabwehr-Mechanismus des phobischen Modus, nämlich die Verschiebung, zum Einsatz kommen, wodurch „künstlich“ die Bindung an einen neuen Inhalt erreicht wird. Eine Form der Angst wird als Abwehr gegen eine andere Angst benutzt. Der Vorteil des Verschiebungs-Mechanismus liegt darin, dass aus der ursprünglichen inneren Gefahr eine äußere konstruiert wird: eine äußere Gefahr hat den „Vorteil“, dass sie leichter vermieden werden kann als eine innere. Wie bei allen neurotischen Lösungs-Versuchen handelt es sich auch bei der Phobie um einen Kompromiss, der darin besteht, dass auf der einen Seite die verbotenen Wünsche und Strebungen unbewusst bleiben können und nicht wirksam werden, auf eine verzerrte Weise, nämlich als phobische Reaktion, aber dennoch partiell ausgelebt werden können. (Neuro-) Biologische Modelle 1 Schilddrüsen-Fehlfunktionen: Sowohl eine Überfunktion (Ursache: meist Morbus Basedow oder Schilddrüsen-Autonomie) als auch eine Unterfunktion (Ursache: meist Hashimoto-Thyreoiditis) der Schilddrüse können zu Angst und Panikattacken führen. Dies kann bei Hashimoto auch im AnfangsStadium vorkommen, wenn die Labor-Werte noch unauffällig sind. Das neuroanatomische Modell: Bei der Angstregulation sind vor allem der Hirnstamm (Locus caeruleus, Raphe-Kerne, Nucleus paragigantocellularis) → Regelung des Niveaus des Arousals (der Erregung) das sogenannte „limbische System“ aus Amygdala (Angst-Entstehung), Hippocampus, Nuclei septi und Hypothalamus → Induktion und Modifikation von Angst der präfrontale Cortex → Integration von Informationen aus verschiedenen Hirn-Arealen, Bewertung, Planung beteiligt. A (Neuro-) Biologische Modelle 2 Das Neurotransmitter-/Rezeptor-Modell: In der Pathophysiologie von Ängsten wird die Rolle verschiedenster NeurotransmitterSysteme (chemische Botenstoff-Systeme) diskutiert. Es handelt sich dabei um das GABA-System: Der GABA-Rezeptor ist sehr weit im Gehirn und Rückenmark verbreitet und der wichtigste inhibitorische (hemmende) Rezeptor im ZNS. Im Thalamus wirkt GABA an der Einleitung und Aufrechterhaltung des Schlafs. Die inhibitorische Gamma-AminoButtersäure (GABA) ist der am meisten mit Angst-Störungen und deren medikamentöser Behandlung in Verbindung gebrachte Transmitter. Die Substanz-Gruppe der „Benzodiazepine“ setzt mehrheitlich am sogenannten GABA-A-Rezeptor-Komplex an, bewirkt dort über die Freisetzung von Chloridionen eine Hyperpolarisation der Rezeptor-Membran, was zu einer Verstärkung der gaba-ergen Hemmung der Ansprechbarkeit des Rezeptors gegenüber erregenden Impulsen führt. Dieser indirekte Effekt der Verstärkung einer gaba-ergen Hemmung durch Benzodiazepine führt klinisch zur Reduktion der Angst-Symptomatik. das serotonerge System: Verschiedene Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A-Rezeptor sowie 5HT2- und 5-HT1C) des serotonergen Systems sind ebenfalls an der Angst-Modulation beteiligt. Deshalb wirken folgende Substanzen angstlösend (anxiolytisch) Buspiron Imipramin, MAO-Hemmer, Trazodon SSRI, MAO-Hemmer das noradrenerge System ist wesentlich für die körperlichen Begleit-Symptome bei AngstZuständen verantwortlich und wird über postsynaptische ß1-Rezeptoren vermittelt. sogenannte exzitatorische (=Rezeptor-anregende) Aminosäuren andere Neurotransmitter. A Therapie der Angst (TdA) Tiefen-Psychologie Verhaltens-Therapie Medikamente A Tiefen-Psychologie Psychoanalytische und tiefenpsychologische BehandlungsMethoden basieren auf den theoretischen Grundannahmen der Psychoanalyse, denen zufolge die Angst-Symptomatik Ausdruck eines unbewussten Konfliktes mit misslungener Kompromiss-Lösung ist. Die Aufdeckung dieses Konfliktes und das „Durcharbeiten“ unter Reaktivierung der ursprünglichen Affekte soll den Angst-Affekt dann überflüssig machen und wieder zum Verschwinden bringen. TdA Verhaltens-Therapie TdA Bei der Verhaltens-Therapie der Phobien, Angst- und Panik-Störungen geht es v. a. darum, sich den Ängsten und angstbesetzten Situationen gezielt und in zunehmender Dosis auszusetzen, bis alle zuvor gemiedenen Situationen wieder in Besitz genommen und in das normale Leben integriert werden können. Man bedient sich hierzu der Reiz-Konfrontation, die in zwei Formen ablaufen kann. Reiz-Überflutung („flooding“): Es erfolgt unter paralleler therapeutischer Begleitung eine Konfrontation mit einer maximal angstauslösenden Situation, die solange ausgehalten werden muss, bis eine physiologische Gewöhnung eintritt und der Patient lernt, dass die gefürchteten katastrophalen Folgen ausbleiben. Auf dieses Verfahren wird im deutschsprachigen Raum inzwischen wegen ethischer Bedenken weitgehend verzichtet. Abgestufte Reiz-Exposition: systematische Desensibilisierung durch stufenweise gesteigerte Reizexposition, bis alle Hierarchie-Stufen bis zum Maximum durchlaufen wurden. Bei der Kognitiven Therapie, die häufig mit klassischen verhaltenstherapeutischen Verfahren kombiniert wird, soll der Patient seinen Denk- und Bewertungs-Stil ändern. Theoretische Grundlage ist die Annahme, dass vor allem eine „Fehlbewertung“ der angstauslösenden Situation die heftige Angst und Vermeidungs-Reaktion hervorruft und immer weiter verstärkt. Dabei kann die Frage nach der Finalität der Angst sehr hilfreich sein: Was möchte der Patient mit seiner Angst (unbewusst) erreichen. Medikamente TdA Meist werden zunächst Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) angewandt, welche die höchste Wirksamkeit bewiesen haben. Bei Nichtansprechen kann man auch Buspiron, trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer versuchen. Vielfach werden auch Benzodiazepine verwendet, die anfangs gut wirken, aber zur Gewöhnung führen können und schon nach wenigen Wochen die Gefahr einer Abhängigkeit beinhalten. Generell sind die Erfolgs-Aussichten für eine medikamentöse Behandlung schlechter als bei Depressionen oder Schizophrenien. Die Gefahr des Wiederauftretens von Symptomen nach Absetzen der Medikamente ist hoch. Zum Einsatz kommen: Antidepressiva SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer) trizyklische Antidepressiva, z. B. Imipramin oder Clomipramin reversibler MAO-Hemmer Moclobemid irreversibler MAO-Hemmer Phenelzin Buspiron kurzzeitig: Benzodiazepine, z. B. Alprazolam, Clonazepam und Lorazepam Um das Abhängigkeits-Risiko auf ein Minimum zu reduzieren, sollten Benzodiazepine nur nach sorgfältiger Prüfung der Indikation verschrieben und über möglichst kurze Dauer eingenommen werden. Ob eine Weiterführung der Behandlung notwendig ist, muss regelmäßig überprüft werden. Panik-Störung: Kennzeichen (F41.0) F41 Wiederkehrende, unerwartete, plötzliche, anfallsweise schwere Angst-Attacken (Panik), die nach 10 bis 30 Minuten wieder abnehmen (Sie beschränken sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände, treten also in unterschiedlichen Situationen und unter unterschiedlichen Umständen auf.) ausgeprägte körperliche/vegetative Symptome wie Atem-Not (Erstickungs-Gefühle) und Beklemmungs-Gefühl in der Brust (Brust-Schmerz) Schwindel als Unsicherheits- und Ohnmachts-Gefühl, plötzlich auftretendes Herz-Klopfen Schwitzen (kalter Schweiß), Zittern, Magen-Darm-Beschwerden (Brech-Reiz, Übelkeit, Durchfälle, Darm-Krämpfe etc.), Entfremdungs-Gefühle als Depersonalisation und Derealisation, Furcht zu sterben (Hirn-Schlag oder Herz-Infarkt), vor Kontroll-Verlust oder die Angst, wahnsinnig zu werden Bei mindestens einer Attacke folgt ein Monat lang mindestens ein Symptom, z. B. Besorgnis über weitere Attacken: Person entwickelt Erwartungs-Angst (Angst vor der Angst), wodurch nächste Attacke gebahnt wird Sorgen über Bedeutung der Attacken Deutliche Verhaltens-Änderungen infolge der Attacken Orte, an denen die Attacke aufgetreten ist, werden gemieden (zusätzlich etwa Agoraphobie) Panik-Störung (F41.0) F41 Prävalenz: Angst- und Panik-Störung circa 2 - 3 % (inkl. Herz-Phobie – Männer im mittleren Alter) Circa 10% einzelne Attacken Erstmanifestation oft im 3. Lebens-Jahrzehnt (vor dem 30. Lebens-Jahr) Prognose: Nimmt unbehandelt einen chronischen Verlauf Die Panik-Störung soll nicht als Hauptdiagnose verwendet werden, wenn der Betroffene bei Beginn der Panik-Attacken an einer depressiven Störung leidet. Unter diesen Umständen sind die Panik-Attacken wahrscheinlich sekundäre Folge der Depression. Inkl.: Panik-Attacke, Panik-Zustand Exkl.: Panik-Störung mit Agoraphobie (F40.01) Panik-Störung mit Agoraphobie (F40.01) Symptome der Panik-Störung Angst an Orten oder in Situationen zu sein, von denen eine Flucht schwierig oder peinlich sein könnte oder wo im Falle einer Panik-Attacke keine Hilfe verfügbar wäre Die Situationen werden gemieden oder nur mit deutlichem Unbehagen durchgestanden oder nur in Begleitung aufgesucht Prävalenz: Panik mit Agoraphobie bei Frauen doppelt so häufig wie bei Männern Generalisierte Angst-Störung (F41.1) F41 frei flottierende Angst (generalisiert, nicht auf bestimmte Umgebungs-Bedingungen beschränkt oder auch nur besonders betont in solchen Situationen) Angst ist ständig da und hält über 6 Monate an Schwierigkeiten mit der Kontrolle von Sorgen (Man macht sich über alles Mögliche Sorgen. Häufig wird die Befürchtung geäußert, der Patient selbst oder ein Angehöriger könnten demnächst erkranken oder einen Unfall haben.) auch durchsetzt mit Panikattacken = unerwartet, ohne Zusammenhang zur angstauslösenden Situation Bedeutsame Beeinträchtigung beruflich oder privat Mindestens 3 der Symptome: Konzentrations-Schwierigkeiten Muskel-Anspannung Schlaf-Störungen Ruhelosigkeit Ermüdbarkeit Reizbarkeit ständige Nervosität, Zittern, Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühle oder Oberbauchbeschwerden. einhergehend mit starken körperlichen Symptomen, wobei die wesentlichen Symptome variabel sind. Beschwerden gehören zu diesem Bild wie Inkl.: Angst-Neurose, Angst-Reaktion, Angst-Zustand Prävalenz: 8,5 % Zwangs-Störungen (F42) Allgemein Vorwiegend Zwangs-Gedanken (F42.0) Vorwiegend Zwangs-Handlungen (F42.1) Differentialdiagnose Komorbiditäten Zwänge als Symptom anderer Erkrankungen Zwangs-Ursachen Verhaltenstherapeutische Modelle 1 Verhaltenstherapeutische Modelle 2 Tiefenpsychologische Modelle Biologische Modelle 1 Biologische Modelle 2 Verhaltens-Therapie Psychopharmakotherapie Kombinations-Therapie Unterstützende Maßnahmen AZ Allgemein F42 Wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende Zwangs-Gedanken und ZwangsHandlungen. Prävalenz: 2% Zwangs-Gedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Patienten immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend, der Patient versucht häufig erfolglos, Widerstand zu leisten. Die Gedanken werden als zur eigenen Person gehörig erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig abstoßend empfunden werden. Sie werden von den Betroffenen meist als sinnlos erlebt. Zwangs-Handlungen oder Zwangs-Rituale sind Stereotypien, die ständig wiederholt werden. Sie werden weder als angenehm empfunden, noch dienen sie dazu, an sich nützliche Aufgaben zu erfüllen. Der Patient erlebt sie oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst Unheil anrichten könnte. Beim Versuch, Zwangs-Handlungen zu unterlassen, treten innere Anspannung und Angst auf. Im Allgemeinen wird dieses Verhalten als sinnlos und ineffektiv erlebt, es wird immer wieder versucht, dagegen anzugehen. Angst ist meist ständig vorhanden. Werden Zwangs-Handlungen unterdrückt, verstärkt sich die Angst deutlich. Zwangs-Handlungen können im Zusammenhang mit postpartalen Depressionen und /oder postpartalen Psychosen auftreten. Inkl.: Anankastische Neurose, Zwangs-Neurose Exkl.: Zwangs-Persönlichkeit(sstörung) (F60.5) Vorwiegend Zwangs-Gedanken (F42.0) F42 Definition: Diese können die Form von zwanghaften Ideen, bildhaften Vorstellungen oder Zwangs-Impulsen annehmen, die fast immer für die betreffende Person quälend sind. Manchmal sind diese Ideen eine endlose Überlegung unwägbarer Alternativen, häufig verbunden mit der Unfähigkeit, einfache, aber notwendige Entscheidungen des täglichen Lebens zu treffen. Die Beziehung zwischen Grübel-Zwängen und Depression ist besonders eng. Eine Zwangs-Störung ist nur dann zu diagnostizieren, wenn der Grübel-Zwang nicht während einer depressiven Episode auftritt und anhält. Zwangs-Gedanken: In einer Untersuchung wurden die Themen der Zwangs-Gedanken von Betroffenen erfragt. Am häufigsten wurden dabei genannt: Schmutz oder Verseuchung (menschliche o. a. Exkremente, Schmutz, Staub, Samen, Menstruations-Blut, Keime, Infektionen) Gewalt und Aggression (körperlicher oder verbaler Angriff auf sich selbst oder andere Personen; Unfälle, Missgeschick, Krieg, Katastrophen, Tod) Ordnung (Ordentlichkeit, Symmetrie-Bestrebungen in der Ausrichtung von Gegenständen usw.) Religion (Existenz Gottes, religiöse Praktiken und Rituale, Glaubens-Sätze, moralische Einstellungen) oder Magie Sexualität (sexuelle Handlungen an sich oder anderen, inzestuöse Impulse, sexuelle Leistungs-Fähigkeit) Vorwiegend Zwangs-Handlungen (F42.1) F42 Definition: Die meisten Zwangshandlungen (Zwangs-Rituale) beziehen sich auf Reinlichkeit (besonders Hände-Waschen), wiederholte Kontrollen, die garantieren, dass sich eine möglicherweise gefährliche Situation nicht entwickeln kann, auf Themen wie Schmutz und Ordnung wie Waschzwang, Kontrollzwang, Zählzwang und Putzzwang und andere Formen übertriebener Ordnung und Sauberkeit. Diesem Verhalten liegt die Furcht vor einer Gefahr zugrunde, die den Patienten bedroht oder von ihm ausgeht; das Ritual ist ein wirkungsloser oder symbolischer Versuch, diese Gefahr abzuwenden. Zwangs-Impulse selbst- und fremdschädigender Art werden durch Rituale reguliert/unterdrückt. Ein Zwangs-Neurotiker hat pathologische Schuld-Gefühle. Nach Freud Ursprung in der analen Phase (oral, anal, phallisch-ödipal, latenz, genital) Auftreten in der Adoleszenz – 90 % vor dem 40-sten Lebensjahr Impulse, Gedanken, Handlungen drängen sich auf – charakteristischerweise von Patienten als unsinnig apostrophiert Die Zeangs-Handlung wird als unangenehm erlebt Mindestens zwei Wochen anhaltende Störung (an den meisten Tagen) Bei Unterlassen/Nichtausführung unerträgliche, starke Ängste. Angst muss in ein Ritual gepackt werden Differentialdiagnose F42 Gelegentliche Panik-Attacken oder leichte phobische Symptome sind mit der Diagnose vereinbar. Obwohl bei den Zwangs-Störungen auch Ängste eine Rolle spielen, zählen sie nicht zu den Angst-Störungen im engeren Sinne. Abgrenzung zur Schizophrenie: Patienten mit Zwängen haben kein erhöhtes Risiko gegenüber der Allgemein-Bevölkerung, an einer Schizophrenie zu erkranken. Allerdings treten Zwänge auch im Rahmen von Schizophrenien auf. Bei Patienten, die an einer Schizophrenie leiden, scheint das Vorliegen von Zwangs-Symptomen die Prognose hinsichtlich LebensQualität und Arbeits-Fähigkeit zu verschlechtern. Abgrenzung zur zwanghaften Persönlichkeits-Störung: Es besteht kein nachweisbarer Zusammenhang zwischen einer symptomatischen Zwangs-Störung und einer zwanghaften Persönlichkeits-Störung. Während die Zwanghaftigkeit im Rahmen der zwanghaften/ anankastischen Persönlichkeits-Störung vom Betroffenen als „ich-synton“, also als mit seiner Person vereinbar empfunden wird, wird die symptomatische Zwangs-Störung vom Betroffenen als „ich-dyston“, also als ich-fremd und der Person nicht zugehörig empfunden. Zwangs-Symptome bei einer Tic-Störung (F95), beim Gilles-de-la-Tourette-Syndrom (F95.2)und bei organischen psychischen Störungen (F06) werden nicht als Zwangs-Störung diagnostiziert, sondern als Teil der entsprechenden Störungs-Bilder betrachtet. Ebenso führen Tic-Symptome im Rahmen einer Zwangs-Störung nicht zwangsläufig zu einer Diagnose des Tourette-Syndroms, da auch im Rahmen einer Zwangs-Störung Tic-Symptome auftreten können. Des Weiteren sind Stereotypien bei Autismus (F84.0) zu unterscheiden. Reine Zwangs-Gedanken können auch in Zusammenhang mit postpartalen Depressionen (F53) und/oder postpartalen Psychosen auftreten. In der Regel fürchtet die Mutter, sie könne das Neugeborene schädigen. Komorbiditäten F42 Wie auch bei anderen Angst-Störungen ist bei der Zwangs-Störung zu beobachten, dass sie häufig gemeinsam mit anderen affektiven Störungen und Angst-Störungen auftritt. Die Zwangs-Störung tritt am häufigsten in Kombination mit Depression (F32), Panik-Störung (F41.0) und sozialer Phobie (F40.1) auf. Rund 80 Prozent der Betroffenen weisen depressive Symptome auf, die aber nicht immer die Diagnose „Depressionen“ rechtfertigen. Ein gutes Drittel leidet mindestens einmal im Leben an einer Depression. Bei 12 % der Kranken tritt die körperdysmorphe Störung auf. Bei 50 Prozent der Betroffenen liegt gleichzeitig eine Persönlichkeits-Störung vor. Die unter den Erkrankten am häufigsten auftretenden Persönlichkeits-Störungen sind die abhängige (asthenische) (F60.7) und die selbstunsicher-vermeidende (F60.6). Eine komorbide zwanghafte Persönlichkeits-Störung liegt dagegen deutlich seltener vor. Generell weisen Zwangs-Kranke häufig problematische Interaktions-Muster bzw. Persönlichkeits-Züge auf. Tic-Symptome (F95) treten auch im Rahmen von Zwangs-Störungen bisweilen auf. Diese können je nach Art und Ausprägung der Zwangs-Störung selber zugeordnet oder als separate Tic-Störung bzw. als Tourette-Syndrom (F95.2) diagnostiziert werden. Vor allem im angelsächsischen Wissenschafts-Betrieb wird zudem seit einigen Jahren das Konzept des „Zwangs-Spektrums“ diskutiert. Dabei wird postuliert, dass gewisse Erkrankungen, die sowohl in der DSM-IV als auch in der ICD-10 zumeist anderen Kategorien zugeordnet werden, aufgrund ihrer Charakteristika auch als Ausprägungen eines Spektrums von zwangsähnlichen Erkrankungen angesehen werden können. Hierzu zählen insbesondere: bestimmte Formen der Hypochondrie mit körperdysmorpher Störung (F45.2), Anorexia nervosa (F50.0), Depersonalisations-Störung (F48.1), Tourette-Syndrom (F95.2), Trichotillomanie (F63.3), Hoarding (Tierhortung, MessieSyndrom) und pathologisches Spielen (F63.0). Zwänge als Symptom anderer Erkrankungen Das Vorhandensein von Zwangs-Symptomen muss nicht gleich das Vorhandensein einer Zwangs-Störung bedeuten. Zwangs-Gedanken und Zwangs-Handlungen können unabhängig von der klassischen Zwangs-Störung auch als Symptome im Rahmen anderer neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen vorkommen. In der englischsprachigen Wissenschafts-Literatur ist in diesem Fall von „Obsessive Compulsive Symptoms“ bzw. „OCS“ die Rede. Unter anderem ist dies der Fall im Rahmen des Tourette-Syndroms (F95.2), des Autismus (F84.0), bei Hirnschäden, bei Schizophrenie (F20) sowie bei neuropsychiatrischen Symptomen wie PANS/PANDAS (Streptokokken-Infektion). In der Regel sprechen die Zwangs-Symptome in diesen Fällen auf eine Behandlung der verursachenden Grunderkrankung an. F42 Zwangs-Ursachen Hirn-StoffwechselStörung ZwangsStörung genetische Veranlagung F42 Bis in die 1960-er Jahre beherrschten psychoanalytische Erklärungs-Modelle das Bild der Zwangs-Störung. Nach der Entwicklung verhaltenstherapeutischer Entstehungs-Theorien in der zweiten Hälfte des zurückliegenden Jahrhunderts stehen, einhergehend mit der medizintechnischen Entwicklung, in den letzten Jahren v. a. die genetischen und neurophysiologischen Zusammenhänge (Physiologische Grundlagen der Zwangsstörung) im Fokus der Forschung. Der aktuelle Forschungs-Stand legt nahe, dass ein individuell unterschiedliches Zusammenwirken aus psychische genetischer Veranlagung, Hirn-Stoffwechsel-Störung Ursachen und psychischen Ursachen (z. B. biographische Faktoren oder Stress) der Grund für die Entwicklung einer Zwangs-Erkrankung ist. Eine einzige isolierte Ursache kennt man bis heute nicht. Verhaltenstherapeutische Modelle 1 F42 In der Verhaltens-Therapie erklärt man die Entstehung von Zwangs-Symptomen über das lerntheoretische Modell und die Begriffe des klassischen und operanten Konditionierens. Ein ursprünglich neutraler Reiz, z. B. Schmutz, wird durch Kopplung an einen angstbesetzten Stimulus zu einem stellvertretenden Auslöser für die Empfindung von Angst oder Abneigung. Als Folge treten Zwangs-Handlungen (oder auch Zwangs-Gedanken) auf, um die Angst zu reduzieren/neutralisieren. Durch die damit verbundene negative Verstärkung werden aber gerade diese Zwangs-Handlungen operant konditioniert, d. h. sie werden verstärkt. Dieser Erklärungs-Ansatz entspricht der sog. Two-Factory-Theorie von Mowrer und erklärt auf lerntheoretischer Basis die Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwängen und Ängsten. Verhaltenstherapeutische Modelle 2 F42 Eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Theorie geht davon aus, dass ZwangsStörungen durch die negative Bewertung von sich aufdrängenden Gedanken, die auch bei gesunden Menschen von Zeit zu Zeit auftreten, und deren (anschließende) Vermeidung entstehen. Die Vermeidung der auftretenden Gedanken kann kognitiv oder auf Verhaltens-Ebene geschehen: Entweder wird versucht, die Gedanken zu unterdrücken oder sie durch Handlungen zu „neutralisieren“ (bspw. bei Angst vor Kontaminationen durch Hände-Waschen). Beide Vermeidungs-Reaktionen führen jedoch nicht zu den erwünschten Effekten: Die Neutralisierungs-Handlung führt nur kurzfristig zu einer Erleichterung, da sich die Gedanken, die das Verhalten ausgelöst haben, weiterhin aufdrängen. Jedoch hat die Person gelernt, dass sie sich durch die Handlung, wenn auch nur kurzfristig, Erleichterung verschaffen kann. Das Verhalten wird somit negativ verstärkt. Gedankliches Unterdrücken hat andererseits einen paradoxen Effekt: Durch aktives Unterdrücken verstärken sich Gedanken noch („rebound effect“). Die kognitionspsychologische Forschung identifizierte mehrere Faktoren, warum „normale“ Gedanken von Menschen mit Zwangs-Störungen als so störend empfunden werden: Depressive Stimmung: Stärkere depressive Stimmung bei diesen Menschen führt zu einer Erhöhung in der Anzahl und Stärke von unerwünschten Gedanken. Strenger Verhaltens-Kodex: Außerordentlich hohe Moral-Maßstäbe tragen dazu bei, dass insbesondere sexuelle und aggressive Gedanken viel weniger akzeptiert werden können. Dysfunktionale Überzeugungen von Verantwortlichkeit und Schaden: Menschen mit Zwangs-Störungen glauben, dass ihre störenden negativen – vollkommen normalen – Gedanken sie selbst oder andere schädigen könnten. Dysfunktionale Überzeugungen und Gedanken-Muster: Menschen mit Zwangs-Störungen haben fehlangepasste Vorstellungen darüber, wie das menschliche Denken funktioniert, da sie annehmen, sie könnten unangenehme Gedanken kontrollieren. Tiefenpsychologische Modelle F42 Psychoanalytiker gehen davon aus, dass sich Zwangs-Störungen dann entwickeln, wenn Kinder ihre eigenen Es-Impulse zu fürchten beginnen und Abwehr-Mechanismen einsetzen, um die resultierende Angst zu verringern. Der Kampf zwischen Es-Impulsen und Angst wird auf bewusster Ebene ausgetragen. Die Es-Impulse erscheinen gewöhnlich als ZwangsGedanken, die Abwehr-Mechanismen als Gegengedanken oder Zwangs-Handlungen. Freud postulierte, dass manche Kinder in der sogenannten analen Phase (mit etwa zwei Jahren) intensive Wut und Scham empfinden. Diese Gefühle heizen den Kampf zwischen Es und Ich an und stellen die Weichen für Zwangs-Störungen. In diesem Lebens-Abschnitt ist Freud zufolge die psychosexuelle Lust der Kinder an die Ausscheidungs-Funktion gebunden, während zugleich die Eltern mit der Sauberkeits-Erziehung beginnen und von den Kindern analen Befriedigungs-Aufschub fordern. Wenn die Sauberkeits-Erziehung zu früh einsetzt oder zu streng ist, kann dies bei den Kindern Wut auslösen und zur Entwicklung aggressiver Es-Impulse führen – antisozialer Impulse, die immer wieder nach Ausdruck drängen. Die Kinder beschmutzen vielleicht ihre Kleidung erst recht und werden allgemein destruktiver, schlampig oder dickköpfig. Wenn die Eltern diese Aggressivität unterdrücken, kann das Kind auch Scham- und Schuld-Gefühle sowie das Gefühl, schmutzig zu sein, entwickeln. Gegen die aggressiven Impulse des Kindes stellt sich jetzt ein starker Wunsch, diese Impulse zu beherrschen. Dieser heftige Konflikt zwischen Es und Ich kann sich das ganze Leben lang fortsetzen und sich schließlich zu einer Zwangs-Störung auswachsen. Zahlreiche Ich-Psychologen wandten sich von Freud ab und führten die aggressiven Impulse nicht auf die strenge Sauberkeits-Erziehung zurück, sondern auf ein unbefriedigtes Verlangen nach Ausdruck des eigenen Selbst oder auf Versuche, Gefühle wie Angst vor Verwundbarkeit oder Unsicherheit zu überwinden. Sie stimmen mit Freud aber darin überein, dass Menschen mit einer Zwangs-Störung starke aggressive Impulse sowie ein konkurrierendes KontrollBedürfnis gegenüber diesen Impulsen besitzen. Biologische Modelle 1 F42 Serotonin-Hypothese: Verschiedene neurochemische Untersuchungen sowie die guten Erfolge mit serotonergen Medikamenten verweisen auf einen Zusammenhang zwischen dem Serotonin-Stoffwechsel im Hirn und dem Auftreten von ZwangsStörungen. Offenbar handelt es sich allerdings um ein zwar therapeutischmedikamentös zugängliches, aber um ein Begleitphänomen einer primären Störung des orbitofronto/zingulostriatalen Projektionssystems, weshalb die Medikamentengabe nicht wirklich heilend ist. Stattdessen kommt es nach Absetzen der Medikation zu einem Rückfall in die Symptomatik. Dopamin-Hypothese: Vor allem bei den Zwangsstörungen der an Tic-Syndromen oder am Gilles-de-la-Tourette-Syndrom erkrankten Patienten spielt wahrscheinlich auch das Dopamin bzw. das dopaminerge Transmitter-System eine bedeutsame Rolle. Es gibt Hinweise, dass die Transmitter-Störungen nicht Ursache der ZwangsErkrankung sind, sondern Begleit-Erscheinung von primären Störungen im orbitofronto/zingulostriatalen Projektions-System, das das Verhalten an eine sich verändernde äußere Umwelt und innere emotionale Zustände anpasst und auf die monoaminergen Kerne des Mittel-Hirns zurückwirft. Basalganglien-Hypothese: Es liegen Funktions-Störungen in bestimmten HirnRegionen vor, nämlich im Cortex orbitofrontalis und im Nucleus caudatus (Teil der Basalganglien). Diese Befunde werden von der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gestützt. In positronen-emissions-computertomographischen Studien fand sich sowohl im Bereich des Cortex orbitofrontalis, der beiden Nuclei caudati sowie des Gyrus cinguli ein erhöhter Glucose-Umsatz („erhöhte Glucose-Utilisation“). Gleichzeitig war in diesen Hirn-Arealen die Durchblutung reduziert. Biologische Modelle 2 F42 Immunologische Erklärungs-Ansätze: Eine weitere Entdeckung der vergangenen Jahrzehnte war die Auslösung von Zwangssymptomen durch infektiöse bzw. immunologische Faktoren wie Streptokokken-Infektionen im Kindesalter (PANDASyndrom) bzw. durch andere Erreger (PANS/PITAND Syndrom). In eine neue Richtung weisen Forschungen, die die Frage aufwerfen, ob auch Tic- und Zwangs-Störungen des Erwachsenen-Alters durch Reaktionen auf körpereigene Antikörper ausgelöst werden können. Langzeit-Untersuchungen wiesen eine anhaltende und langfristige Besserung des klinischen Bildes durch die antibiotische Prophylaxe und durch die Prävention von Streptokokken-Infektionen nach. Gegenwärtig gibt es jedoch noch keine Empfehlung zur immunmodulatorischen Therapie bei Zwangs-Erkrankungen. In einer Untersuchung fand sich bei Patienten mit Zwangs-Störung, vergleichbar zur Chorea Sydenham, eine erhöhte Inzidenz von Anti-Basalganglien-Antikörpern. Dies spricht für die Hypothese der Zwangs-Spektrums-Erkrankungen als Folge einer autoimmunen Erkrankung, zumindest bei einer Subgruppe von Patienten. Genetische Faktoren: Zahlreiche Studien konnten inzwischen zeigen, dass die Zwangs-Störung moderat erblich ist bzw. dass bestimmte genetische Konstellationen die Entstehung der Erkrankung wahrscheinlicher machen. Dies erklärt auch ein bisweilen zu beobachtendes familiär gehäuftes Auftreten von Erkrankungen aus dem Zwangs-Spektrum. Allerdings konnten die relevanten Gen-Abschnitte bisher nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Verhaltens-Therapie F42 Mit der Verhaltens-Therapie steht ein effektives Vorgehen zur Verfügung. Eine frühe Behandlung sollte nicht verzögert werden, weil eine Behandlung zu Beginn der Störung erfolgversprechender ist. Für Verhaltens-Therapie (VT), Kognitive Therapie (KT) und Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT) haben sich weder in der Wirksamkeit noch in der praktischen Durchführung Unterschiede ergeben. Konfrontation und Reaktions-Verhinderung: Bei dieser inzwischen gut erforschten Methode werden Patienten wiederholt mit Gegenständen oder Situationen konfrontiert, die normalerweise Angst, zwanghafte Befürchtungen und Zwangs-Handlungen auslösten. Dabei sollen die Zwangs-Patienten jedoch keine der Zwangs-Handlungen ausführen. Weil dies den Klienten sehr schwer fällt, führt der Therapeut das Verhalten ggf. anfangs modellhaft vor (Modell-Lernen). Konfrontation und Reaktions-Verhinderung wird sowohl in Einzel- als auch in Gruppen-Therapie durchgeführt. Habituations-Training: Diese Technik wird bei isolierten Zwangs-Gedanken eingesetzt. Die Klienten erhalten die Anweisung, sich den Zwangs-Gedanken oder die Zwangs-Vorstellung ins Bewusstsein zu rufen und eine längere Zeit gegenwärtig zu halten. Bei einer anderen Form konfrontieren sich die Patienten mit den belastenden Zwangs-Gedanken durch das Anhören entsprechender sich wiederholender SprachAufnahmen. Assoziations-Spaltung ist ein derzeit in der Entwicklung befindliches Modell für Betroffene, die unter Zwangs-Gedanken leiden, welche sie in Worte fassen können. Die Methode baut parallel zu den negativen, quälenden Assoziationen neue neutrale oder positive Verknüpfungen auf. Dadurch werden auf physiologischer Ebene alternative neuronale Bahnungen (Assoziationen) belebt. Die Methode ist als Selbsthilfe-Technik anwendbar. Psychopharmakotherapie F42 Zur Behandlung der Zwangs-Störung kommen primär Arznei-Stoffe aus dem Bereich der Psychopharmaka zum Einsatz. Häufig werden mehrere Medikamente kombiniert und es kann einige Zeit in Anspruch nehmen, bis ein Patient wirksam eingestellt ist. Antidepressiva: Als wirksam zur Behandlung der Zwangsstörung haben sich in mehreren kontrollierten Studien diejenigen Antidepressiva erwiesen, die überwiegend oder selektiv eine Hemmung der Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin bewirken. Für die medikamentöse Therapie der Zwangs-Störung gelten einige Besonderheiten: Es sind meist höhere Dosen als in der Behandlung einer Depression notwendig; ein Therapieerfolg stellt sich oft erst nach einer Latenz-Zeit von zwei bis drei Monaten ein. Meist werden nur Besserungen um 40-50 % erreicht; es ist eine längerfristige medikamentöse Erhaltungstherapie (mindestens 12-24 Monate) erforderlich. Bei alleiniger medikamentöser Therapie ist nach dem Absetzen des Antidepressivums in etwa 90 % der Fälle mit einem Rückfall zu rechnen. Absetzen der Medikamente sollte daher langsam ausschleichend und möglichst nur nach einer parallel durchgeführten Verhaltens-Therapie erfolgen. Eine alleinige medikamentöse Therapie ist indiziert, wenn eine geeignete VerhaltensTherapie nicht zur Verfügung steht bzw. eine lange Warte-Zeit erfordert oder wenn eine Motivation für eine Verhaltens-Therapie nicht vorhanden ist. Neuroleptika: Bei ausbleibendem oder unzureichendem Ansprechen auf SSRI und Clomipramin und insbesondere bei gleichzeitigem Vorliegen von Tic-Störungen, kann als Ergänzung eine zusätzliche Therapie mit den Antipsychotika versucht werden. Bei der Behandlung mit Neuroleptika können Nebenwirkungen auftreten. Kombinations-Therapie F42 Die aktuelle deutsche Leitlinie zur Zwangs-Störung empfiehlt Patienten mit einer Zwangs-Störung eine störungsspezifische Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT) einschließlich Exposition und Reaktions-Management als Psychotherapie der ersten Wahl anzubieten und dass eine medikamentöse Therapie einer Zwangs-Störung mit Verhaltens-Therapie kombiniert werden soll. Eine Monotherapie mit Medikamenten (ausschließlich Medikamente ohne begleitende Psychotherapie) sei nur indiziert, wenn Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT) abgelehnt wird oder wegen der Schwere der Symptomatik keine KVT durchgeführt werden kann. KVT wegen langer Warte-Zeiten oder mangelnder Ressourcen nicht zur Verfügung steht oder damit die Bereitschaft des Patienten, sich auf weitere Therapie-Maßnahmen (KVT) einzulassen, erhöht werden kann. Der Hauptnachteil einer rein medikamentösen Behandlung von Zwangs-Störungen ist, dass die Rückfall-Raten nach dem Absetzen der Medikamente sehr hoch sind und bis zu 90 Prozent betragen können. Allerdings weisen auch ca. 20% der Patienten nach Verhaltens-Therapien Rückfälle auf. Bei optimaler Therapie ist eine Besserung der Beschwerden und des Verlaufs in den meisten Fällen zu erwarten. Eine vollständige Heilung ist nur in Ausnahme-Fällen zu erreichen, eine Remission ist jedoch bei konsequenter Behandlung möglich. Besonders bei abruptem Absetzen der Medikation und ungenügender Begleitung ist eine Verschlechterung der Symptomatik wahrscheinlich. Unterstützende Maßnahmen F42 Neben der direkten Behandlung einer Zwangs-Störung kann es sich als hilfreich erweisen, wenn begleitende Hilfsmaßnahmen z. B. das nähere soziale Umfeld einbinden. Dies kann durch eine Familien-Therapie, Ehe-Beratung oder Maßnahmen der sozialen Arbeit geschehen. Von besonderer Bedeutung sind zudem folgende Interventionen: Psychoedukation: Darunter versteht man die Schulung und Unterweisung von Erkrankten und/oder ihren Angehörigen bzw. Bezugspersonen, um besser mit den Konsequenzen einer Zwangserkrankung umgehen zu können. Das Verständnis für die Ursachen und Auswirkungen der Krankheit kann sich auf die Behandlung des Erkrankten ebenso positiv auswirken wie auf seine sozialen Beziehungen. Auch der im Falle einer Zwangs-Erkrankung bestehenden Gefahr einer sozialen Stigmatisierung kann mit psychoedukativen Verfahren begegnet werden. Selbst-Hilfe: Angesichts der großen Behandlungs-Lücke bei Zwang gewinnt die effektive Selbst-Hilfe zunehmend an Bedeutung: nur 40 % bis 60 % der Betroffenen suchen therapeutische Hilfe auf. Die wenigen bisher durchgeführten Effektivitäts-Studien sprechen für den Nutzen von Selbsthilfe bei Zwang. In allen bisherigen Studien zu Selbsthilfe bei Zwang war jedoch wenigstens ein marginaler direkter TherapeutenKontakt vorgesehen, was die Übertragbarkeit der erzielten Ergebnisse auf reine SelbstAnwendung einschränkt. Im deutschen Sprach-Raum liegen eine Reihe von SelbstHilfe-Büchern vor. Menschen mit Anpassungs-, Belastungs- und dissoziativen Störungen (F43 und F44) Frühe Weichen-Stellungen Störungen und Traumata in der frühen Kindheit Disstress und Psychotraumata Schwere Belastungen oder besondere Veränderungen Akute Krisen- oder Belastungs-Situationen 1 (F43.0) Akute Krisen- oder Belastungs-Situationen 2 (F43.0) Posttraumatische Belastungs-Störung 1 (F43.1) Posttraumatische Belastungs-Störung 2 (F43.1) Posttraumatische Belastungs-Störung 3 (F43.1) Anpassungs-Störung 1 (F43.2) Anpassungs-Störung 2 (F43.2) Dissoziative Störungen (F44) Trauma-Induktion durch Mind-Mapping Begleitung bei Disstress und Psychotraumata Frühe Weichen-Stellungen (WS) Kreis der Entdeckung und Sicherheit Leben, Stoff-Wechsel, Bindung und Autonomie Bindungs-Autonomie-System Intelligenz der Zellen Ungeborene Menschen Programmierung als Grundlage für Bindung 1 Programmierung als Grundlage für Bindung 2 Urangst Imprints, Gehirn-Aktivitäten und Neurozeption Beteiligte Hirn-Systeme Prozess der Entwicklungs-Begleitung 1 Prozess der Entwicklungs-Begleitung 2 F43 Kreis der Entdeckung und Sicherheit Eltern: sichere Basis Durchgehend (in der ersten Phase meines Lebens): Sei größer, stärker, klüger, geduldig, liebenswürdig! Wenn möglich: Folge meinen Absichten. Wenn nötig: Führe mich! Lass mich losziehen auf EntdeckungsReise, aber ich brauche dich, damit du mir beim Erforschen hilfst. Halte mich! Beschütze mich! Tröste mich! Ordne meine Bedürfnisse und Gefühle! Eltern: sicherer Hafen Pass auf mich auf. Hilf mir, unterstütze mich, aber nicht zu früh. Freu dich mit mir, wenn ich was ausprobiere, entdecke und mir was gelingt. Genug entdeckt für jetzt. Ich brauche dich, damit du mich willkommen heißt, wenn ich zu dir zurück komme. WS Leben, Stoff-Wechsel, Bindung und Autonomie WS Lebewesen sind sich selbst herstellende und erhaltende (autopoietische) Systeme. Selbst-Herstellung und Selbst-Erhaltung sind Basis-Eigenschaften von Lebewesen. Selbst-Herstellung bedeutet das Auftreten eines bestimmten Ordnungs-Zustandes, der über die internen und externen Wechsel-Wirkungen der Komponenten eines Systems erreicht wird und nicht wesentlich extern vorgegeben wird. Leben ist ein dynamischer ordnungsbildender Prozess. Dieser existiert, während er sich ändert, wobei die Änderungen mit dem Weiterexistieren kompatibel (zusammenpassend, verträglich) sein müssen. Leben ist notwendig an Stoff-Wechsel gebunden: 1. an Energie-Stoff-Wechsel, also an Gewinnung von Energie für energieverbrauchende Prozesse 2. an Bau-Stoff-Wechsel, also an Gewinnung von Materialien zum Aufbau und Wachstum von Strukturen. Lebewesen sorgen aktiv für die Aufrechterhaltung ihres Ordnungs-Zustandes, indem sie zwecks Energie- und Stoff-Zufuhr mit der Umwelt in einer selektiven Interaktion, in einem auswählenden Austausch wechselwirken. Dazu müssen die Membranen des Lebewesens selektiv sein, d. h. sie dürfen nur bestimmte Stoffe hereinlassen und müssen schädigende Stoffe aussperren. Diese selektierenden Membranen sind das eigentliche Gehirn der Zelle und das Fundament allen intelligenten Lebens. Wie Leben im biologischen Sinne an Stoff-Wechsel gebunden ist, so ist Leben im psychischen Sinne an ein Bindungs-Autonomie-System gebunden. Neben dem Stoff-Wechsel-System existiert also ein Bindungs-Autonomie-System als ein evolutionär entwickeltes System, das ebenfalls zu dieser Selbst-Herstellung und Selbst-Erhaltung beiträgt. Intelligenz der Zellen Disstress Traumata Imprints psychobiologische Muster BindungsAutonomieMuster WS Es gibt Hunderte von komplexen Wegen für den Austausch von Informationen zwischen der Zelle und ihrer Umgebung. IPMs (integral membrane proteins) spielen eine wichtige Rolle in der Signal-Übermittlung, also bei der Verknüpfung von Signal-Aufnahme aus der Umgebung durch die Membran und der Aktivierung von ZellVerhalten. Damit sind diese Proteine die grundlegenden Bausteine der zellulären Intelligenz. Wenn die Selbst-Erhaltung gefährdet ist, können Zellen lebensbedrohende Informationen über ihre Membranen verarbeiten und in defensives Verhalten übersetzen. Zellen können sich öffnen oder schließen, etwas in sich aufnehmen oder sich von etwas abgrenzen, expandieren oder sich kontrahieren, sich zuwenden, abwenden oder totstellen. Erfahrungen menschlicher Zellen während der Empfängnis (Konzeption), der Reise durch den Ei-Leiter und der Einnistung (Implantation) führen entsprechend der Gefährdungs-Lage zu zellulären Verhaltens-Mustern in den verschiedenen Stadien der embryonalen Entwicklung (Zygote, Blastocyste, Embryo). Bei Stress und Trauma können Zellen sich schließen, sich abgrenzen vor toxischen Informationen, sich zusammenziehen, sich von der Gefahr abwenden. Diese embryonalen Imprints (Einprägungen) führen zu psychobiologischen Mustern, die die Vorläufer von Bindungs-AutonomieMustern sind. Bindungs-Autonomie-System BezugsPersonen Feinfühligkeit Temperament BeschwichtigungsStrategien Kind Temperament Resonanz SelbstWirksamkeitsErfahrung WS Das Betreuungs-Verhalten der Eltern steht in Wechselwirkung, interagiert also in komplexer Weise mit den früh festzustellenden Eigenschaften des jeweiligen Kindes. Das Bindungs-Autonomie-System entsteht im Wesentlichen bis zum Ende des ersten Lebens-Jahres aus einem Wechsel-Spiel von Verantwortlichkeit und Feinfühligkeit der bedeutenden (primären) Bezugs-Personen im Hinblick auf Bedürfnisse, Gefühle und Temperament*-Eigenschaften des Kindes im Verhältnis zu den Bedürfnissen, Gefühlen und Temperament-Eigenschaften der jeweiligen Bezugs-Person. Temperament-Eigenschaften können zu psychischen Störungen führen, wenn es zwischen dem Temperament des Kindes und dem seiner Eltern nicht zu einer Passung kommt. Die Art, wie die Eltern auf die vom Temperament beeinflussten Bedürfnisse und Gefühle des Kleinkindes reagieren, ist ein entscheidender Faktor in der psychischen Entwicklung des Babys. Kinder bilden ein inneres Arbeits-Modell von Bindung, das Wissen und Vorstellungen über Bindung, über Bezugs-Personen und ihre Verfügbarkeit und über die eigene Person einschließt und das, darauf aufbauend, insbesondere in emotionalen Anforderungs-Situationen entscheidend zur Verhaltens-Steuerung beiträgt. * Temperament wir dabei definiert als ein Ausdruck individueller Besonderheiten in emotionalen und formalen Aspekten des Verhaltens, die schon sehr früh in der Entwicklung zu beobachten sind, eine relativ hohe zeitliche Stabilität haben und eine enge Beziehung zu physiologischen Mechanismen aufweisen. Ungeborene Menschen WS Was jeden lebenden Organismus und damit auch den menschlichen Embryo anbetrifft, ist das Gesetz der Erhaltung der Individualität gültig: Die äußere Form des Aussehens verändert sich im Laufe der Zeit, aber das Wesen selbst innerhalb dieser äußeren Form bleibt unverändert und aktiv. Eine befruchtete Ei-Zelle ist damit nicht nur eine Zelle, sondern sie stellt einen ganzen Organismus dar. Es ist die Äußerung des Organismus Mensch in diesem Moment unter gerade diesen Umständen und Umwelt-Bedingungen. Ein Embryo ist nicht das Resultat eines Entwicklungs-Prozesses, sondern das Ganze, der Organismus selbst ist primär. Folgerungen daraus: Ungeborene Menschen sind bewusste und wahrnehmende Wesen. Ereignisse im Leben des Ungeborenen können erinnert werden. Diese Erinnerungen sind grundlegend für den Lebens-Entwurf. Elterliche Gefühle und Erfahrungen werden von pränatalen Babys inkorporiert (verinnerlicht, eingefleischt). Pränatale Erfahrungen können dramatische und symptomatische Auswirkungen haben. Pränatale Traumata und Geburts-Traumata beeinflussen sich wechselseitig. Pränatale und perinatale Traumata behindern die Fähigkeit zur Bindung und zur Autonomie. Programmierung als Grundlage für Bindung 1 neurobiologische Programmierung (Imprint) WS Entwicklung und Stärke des Selbst ergeben sich aus unseren Bindungs- und Autonomie-Erfahrungen. Bindung, Autonomie und Angst haben ihre Geschichte in der pränatalen Programmierung von psychobiologischen Mustern, die zu späteren Bindungs-, Autonomie- und Angst-Mustern führen. Je früher und intensiver der Bindungs-Verlust ist, desto größer ist unsere Urangst. Wesentliche Bindungs-Grundlagen werden als neurobiologische Programmierung (auch Imprint genannt) schon weit vor der Zeugung in Form von epigenetischen Veränderungen bei den künftigen Eltern und sowohl pränatal während der gesamten Zeit der Schwangerschaft als auch im ersten Lebens-Jahr nach der Geburt grundgelegt. Programmierung Diese körperlich programmierten Bindungs-Erfahrungen sind die wird allgemein Basis unseres inneren Arbeits-Modells von Bindung. beschrieben als die lebenslange Diese Änderung determiniert nicht, legt uns nicht total fest in unserer Änderung Beziehungs-Fähigkeit, sondern führt wahrscheinlich (probabilistisch) biologischer zu einem bestimmten Entwicklungs-Pfad, der eingeschlagen wird. Funktionen durch Wie dieser Entwicklungs-Pfad weiter verläuft, hängt von weiteren Bedingungen, die Einflüssen im Leben ab. während der Aber die globale Richtung und die Band-Breite der Entwicklung sind Entwicklung weitgehend vorgegeben. vorhanden sind. ArbeitsModell von Bindung Programmierung als Grundlage für Bindung 2 WS Program- Imprints werden beschrieben als Einprägungen von Erfahrungen in jedem Aspekt unseres Daseins, also mit Auswirkungen auf den mieren ganzen Körper von den Zellen über die Organe bis hin zu den als auslöKörper-Systemen, die einen lebenslangen Effekt auf unsere schen/gesamte Neurobiologie und damit einen bestimmenden Einfluss auf zerstören den Verlauf der folgenden Entwicklungs-Phasen haben. Tief im Körper gespeicherte Erfahrungen bilden so eine Schablone für künftiges Verhalten. Negative Imprints bleiben gleichsam in einem verstörten Gehirn, im Neurobiologie Körper-Gedächtnis stecken. Pränatale Programmierung wird beschrieben als Aktivieren, KörperAuslöschen oder Zerstören der Entwicklung einer somatischen Systeme Struktur, als die Einstellung eines physiologischen Systems durch einen frühen Reiz (Stimulus) oder durch eine Verletzung während Organe eines sensiblen Zeit-Raumes mit langfristigen Folgen für das Zellen Funktionieren. Es gibt sensible oder kritische Perioden in der Entwicklung, meistens während Zeit-Räumen von raschem Wachstum, wenn der Organismus oder das einzelne Organ sehr empfindlich für externe Einflüsse ist. Bestimmender Einfluss auf Es gibt potenziell lebenslange Effekte von Programmierung besonders dann, wenn bestimmte Wende-Punkte in der Entwicklung Entwicklungsnicht oder nur unvollständig, kompromisshaft durchlaufen worden Phasen sind. Programmieren als aktivieren Urangst Schon zu Anfang des Lebens als Erfahrung von Verlust Trennung Lebens-Bedrohung Urangst WS Die tiefe Quelle der Urangst ist die Todes-Angst. Urangst ist nicht nur eine existenzielle Angst, verursacht durch das Schicksal der Begrenztheit des Lebens, sondern auch eine erfahrene Angst, begründet in konkreten traumatischen Erfahrungen von Verlust, Trennung und Lebens-Bedrohung. Unsere Ängste sind oft begründet in unseren prä- und perinatalen Erfahrungen, in lebensbedrohlichen Erfahrungen in der Gebärmutter, in dem Schrecken der Geburt, sowie in frühkindlichen Trennungs-, Misshandlungs-, Missbrauchsund Vernachlässigungs-Erfahrungen mit BindungsPersonen. Die Evolution der Trennung und die Evolution der Angst gehen Hand in Hand. Angst entstammt aus der Unfähigkeit, richtig zu unterschieden, ob eine Umgebung sicher genug, ob andere Menschen vertrauenswürdig genug sind oder nicht. Verstärkt gegen Ende Angst resultiert aus der Fehleinschätzung der Sicherheit oder des Lebens als TodesGefährlichkeit einer Situation, so dass Angst aufgrund der in einer ungefährlichen Situation die defensiven HandlungsErfahrung der Endlichkeit Systeme nicht gehemmt werden oder des Lebens in einer gefährlichen Situation diese Systeme nicht aktiviert werden. Imprints, Gehirn-Aktivitäten und Neurozeption WS Imprints von Angst und Disstress werden in allen Zellen des Kindes im Mutter-Leib gespeichert, z. B. in Stamm-Zellen, die sich differenzieren in alle möglichen KörperZellen, worunter auch die Neuronen fallen. So programmieren sehr frühe embryonale Erfahrungen mit Angst und Stress biologisch die Defensiv-Strategien, die in Interaktionen zwischen Gehirn-Kernen des emotionalen und sozialen Gehirns Gestalt annehmen. Imprints bestimmen die Richtung wohin und die Bandbreite wozwischen Gehirn-Kerne wie die Amygdala und der Hypocampus sich vernetzen. Aufgrund dieser embryonalen Prozesse der Neurozeption werden neuronale SchaltKreise durch synaptische Verbindungen gestaltet, die später aktiviert entweder soziales Engagement oder Defensivität (Kampf, Flucht, Erstarrung) fördern. Neurozeption ist sowohl die Fähigkeit, in einer ungefährlichen Situation die defensiven Handlungs-Systeme zu hemmen, als auch die Fähigkeit, in einer gefährlichen oder mit Risiken belasteten Umgebung die Defensivsysteme zu aktivieren. Wenn ein Embryo in seinem Dasein bedroht wird, also sein Überleben in Gefahr ist, dann wird ein erster Schritt in Richtung einer dysfunktionalen Neurozeption gemacht, also in Richtung auf künftige Fehleinschätzung der Sicherheit oder Gefährlichkeit einer Situation oder Person. Dysfunktionale Neurozeption trägt zum Ausdruck defensiver Verhaltens-Weisen bei und ist damit Grundlage für unsichere und desorganisierte Bindungs-Muster. Beteiligte Hirn-Systeme WS Die Kräfte, die unser Verhalten bestimmen, sind größtenteils in drei verschiedenen GehirnSystemen lokalisiert: Verarbeitung der Instinkte und ÜberlebensFunktionen im Reptilien-Gehirn kardiovaskuläres System respiratorisches System Informationen über externe Stimuli erreichen die Amygdala auf indirektem langsamem Weg über Thalamus und Kortex. Verarbeitung des Bewusstseins (Menschen-Gehirn) und Regelung von Erregung, Stress und Bindungs-Verhalten im orbitalen präfrontalen Kortex der rechten Hemisphäre Vagus-Systeme verbinden Hirnstamm und limbisches System digestives System ImmunSystem Sitz der Gefühls-Regulation im Säugetier-Gehirn (Schwerpunkt: Angst-Regulation) Die Konditionierung und Verarbeitung von Angst findet in der Amygdala statt. Informationen über externe Stimuli erreichen die Amygdala auf direktem schnellem Weg vom Thalamus. Der Gehirn-Stamm und einige Teile des limbischen Systems sind pränatal programmiert und die biologischen Imprints bestimmen Richtung und Band-Breite dieser Programmierung Prozess der Entwicklungs-Begleitung 1 Bottom-up-Prozesse Erfahrung des leibseelischen Schmerzes aus früher Verletzung Hineinbringen in die bewusste Wahrnehmung Einordnen und Verstehen Ermöglichung konstruktiver BeziehungsErfahrungen WS In Sequenzen geht der Prozess der EntwicklungsBegleitung 1. von Bindungs-Mustern (programmiert im orbitofrontalen Kortex) 2. über Stress-Reaktions-Muster (programmiert im limbischen System) 3. über autonome Reaktions-Muster (programmiert im Vagus-Nerv-System) 4. zu frühen Imprints (programmiert in jeder Zelle des ganzen Körpers). Entwicklungs-Begleitung bedeutet in dieser Hinsicht, an der Kette des Schmerzes hinabzusteigen. Dazu reichen Worte nicht aus. Um das Fühlen zurückzuerhalten, muss der gesamte Schmerz erfahren und in die bewusste Wahrnehmung gebracht werden. Sowohl die Bottom-up-Organisation des emotionalen Gehirns als auch die Top-down-Regulation des rationalen Gehirns sollten also berücksichtigt werden. Prozess der Entwicklungs-Begleitung 2 Top-down-Prozesse Neue EmotionsErfahrungen sind kognitiv verarbeitet und integriert Gefühlen und KörperEmpfindungen wird eine Bedeutung gegeben Emotionen können reguliert werden WS Das Wiedererleben und Wiedererfahren von präund perinatalen Traumata kann nur durch den Körper geschehen (Sinnes-Empfindungen und Bewegungen), muss aber durch limbische (Gefühl) und orbitofrontale (Beziehung) Wiederverarbeitung ergänzt werden. Emotionen müssen im Gehirn-Stamm, im limbischen System und im orbitofrontalen Kortex durchgearbeitet werden. Erst das führt zur Modulation affektgeladener, nun jedoch von der rechten Hemisphäre regulierter Erfahrung, die nun zur weiteren kognitiven Verarbeitung zur linken Hemisphäre (Sinngebung) transferiert und integriert werden kann. Die Regulation von Emotion findet also nun Topdown statt, indem körperlich empfundenen Gefühlen und Körper-Wahrnehmungen Bedeutungen gegeben wird. Störungen und Traumata (S&T) in der frühen Kindheit Trauma-Anlässe Entwicklungs-Risiken und Gefährdungen Kern der Bindungs- und Autonomie-Theorie Sichere und unsichere Bindung Bindungs-Kontinuum Temperament-Eigenschaften als Kleinkind Einflüsse auf das Temperament Feinfühligkeit der BezugsPersonen gegenüber dem Säugling Auswahl früher Krisen WS Trauma-Anlässe S&T 1. Das künstlich erzeugte pränatale Kind mit den eingefrorenen oder als Zell-Haufen verworfenen Geschwister-Kindern 2. Das nicht gewollte Ungeborene. 3. Das pränatale Kind, das einen Zwilling verliert oder einen Abtreibungs-Versuch überlebt. 4. Das Ungeborene, das die Angst oder den Disstress seiner Mutter erlebt. 5. Das Kind im Mutterleib, das von Drogen-Giften (Alkohol, Nikotin, Tabletten etc.) überschwemmt wird. 6. Das Kind, das unter der Geburt den Kontakt zu seiner Mutter verliert. 7. Das Kind, das während der Geburt im Becken seiner Mutter steckenbleibt oder eine Nabelschnur-Umschlingung erlebt. 8. Das Neugeborene, das für einen längeren Zeitraum von seiner Mutter getrennt wird. 9. Das Baby, das nicht gesehen und gehört wird mit seinen Bedürfnissen und Gefühlen. 10. Das Baby, das missverstanden, missachtet, misshandelt und missbraucht wird. 11. Das Baby, das Verlust und Trennung erfährt. Alle diese Kinder verlieren mehr oder weniger den Kontakt zu ihren Gefühlen, wenn der Schmerz, den sie bewältigen müssen, jenseits ihrer Bewältigungs-Möglichkeiten liegt. Entwicklungs-Risiken und -Gefährdungen Risiken und Gefährdungen für die Entwicklung von Kindern haben sich in den letzten Jahren vervielfacht: Eine steigende Zahl von Kindern lebt in Armut mit überforderten alleinerziehenden oder psychisch erkrankten Eltern-Teilen oder in konflikthaften Familien-Beziehungen. Viele Eltern sind zunehmend verunsichert, was Erziehungs-Fragen betrifft. Es gibt eine wachsende Gewalt-Bereitschaft unter jüngeren Menschen. Traditionelle familiäre Strukturen und Bindungen lösen sich auf. Die Leistungs-Ansprüche an Kinder und Jugendliche im schulischen und privaten Bereich nehmen zu. Der Einfluss jugendlicher Subkulturen setzt früher ein und verstärkt sich, z. B. im Bereich der Drogen. Die Kleinstkind-Betreuung in Kitas im ersten Lebens-Jahr führt zu einer frühen Gefährdung der Bindung zwischen Mutter und Baby. Eine neue Generation von Müttern hat schon früh die Trennung von der eigenen Mutter erfahren. Die mütterlichen Kompetenzen nehmen ab, wenn die Mütter selbst Bindungs-Verlust erfahren haben. Zunehmend mehr Kinder kommen als Kaiser-Schnitt-Geburten zur Welt. S&T Kern der Bindungs-Autonomie-Theorie S&T Bindung und Autonomie können als Grund-Bedürfnisse des Babys und Kleinkindes verstanden werden, von denen seine körperliche und psychische Gesundheit abhängt. Annahmen: 1. Enge emotionale Bindungen zwischen Individuen haben primären Status und erfüllen eine biologische Funktion. 2. Die Art und Weise, wie ein Kind explorierend und Halt suchend behandelt wird, übt einen tiefgreifenden Einfluss auf seine Entwicklung und auf das spätere Funktionieren seiner Persönlichkeit aus. 3. Bindungs-Autonomie-Verhalten muss als Teil eines Organisations-Systems betrachtet werden, das sich auf „innere Arbeits-Modelle“ des Selbst und der anderen stützt. Das innere Arbeits-Modell von Bindung und Autonomie ist die intrapsychische Repräsentation von Sicherheit oder Unsicherheit in Bezug auf Explorations-Unterstützung (Seite der Autonomie) und Trost und Halt (Seite der Bindung) in der Beziehung zu Mutter und Vater und anderen primären Bezugs-Personen. An diesen Arbeits-Modellen können sich Erwartungen und Verhaltens-Planungen orientieren. 4. Nicht die mentalen Repräsentationen, die sich ab dem zweiten Lebens-Jahr entwickeln, sondern die körperlich programmierten Bindungs- und Autonomie-Erfahrungen sind die primäre Basis des inneren Arbeits-Modelle von Bindung und Autonomie. 5. Obwohl das Bindungs-Autonomie-Verhalten eher veränderungsresistent ist, bleibt ein Veränderungs-Potenzial erhalten, so dass es lebenslang für schädliche und günstige Einflüsse offen bleibt. Sichere und unsichere Bindung Sichere Bindung S&T Unsichere Bindung basiert auf sicheren psychobiologischen basiert auf bedrohenden und Imprints* und sozialem Engagement lebensbedrohenden embryonalen und (Feinfühligkeit und konsistente fötalen Erfahrungen, die zu einer Beschwichtigungs-Strategien) der entsprechenden Programmierung des primären Bezugs-Personen Vagus-Nervs führen, wobei bedrohliche Erfahrungen zur Mobilisierung des wird ermöglicht durch den ventralen Sympathischen Nerven-Systems (HyperVagus-Komplex. Reaktivität) führen und lebensbedrohliche wird reguliert durch ein Kontroll-System Erfahrungen zur Immobilisierung (Hypoim orbitofrontalen Kortex der rechten Reaktivität) durch den dorsalen Vagus. Hirn-Hemisphäre, in der ein inneres Schädigungen im System des Modell von Bindung ausgebaut wird. orbitofrontalen Kortex während der ersten Dies Arbeits-Modell für Bindung wird Lebens-Jahre (Traumata, Vernachlässigung, also im impliziten prozeduralen Missbrauch, Misshandlung, chronischer Gedächtnis rechts im Frontalhirn Mangel an Abstimmung) führen zu einer gespeichert. starken Beschneidung von Synapsen in Dass Funktionieren des orbitofrontalen diesem Gehirn-Bereiche und damit zu Systems ist grundlegend für die abnormer Entwicklung sozialen und emotionale und soziale Selbstmoralischen Verhaltens und zu BindungsRegulation. Störungen. * Imprints: körperlich und seelisch zugleich eingeprägte Erfahrungen, die unsere Überzeugungen, Verhaltensweisen und Beziehungen auf einer unbewussten Ebene meist lebenslänglich dominieren. Bindungs-Kontinuum S&T Wahrscheinliche Ursachen: Primäre BezugsPersonen stimmen sich hinreichend feinfühlig auf das Kind und dessen Temperament ein (Attunement), so dass häufig eine Passung (Matching) erreicht wird. Wahrscheinliche Ursachen: Kinder werden im ExplorationsProzess (ängstlichambivalent) oder im Prozess, sicheren Halt zu finden (vermeidend), von den BezugsPersonen gestört. Wahrscheinliche Ursachen: Unberechenbarkeit, aggressiv-feindliche, ängstliche und ängstigende und Haltung traumatisierter Bezugs-Personen mit z. T. schweren psychischen Problemen Wahrscheinliche Ursachen: schwere emotionale und körperliche Verwahrlosung und Deprivation, weiderholte Verluste bedeutsamer BindungsPersonen, Missbrauch und Gewalt sicher unsicher desorganisiert gestört Wahrscheinliche Folgen: Konstruktives ExplorationsVerhalten und Fähigkeit zur Aufrechterhaltung von SozialKontakten ambivalent Wahrscheinliche Folgen: Aufmerksamkeitsund KonzentrationsProbleme (z. B. ADHS) und Probleme bei Aufrechterhaltung von Kontakten Wahrscheinliche Folgen: Schwerwiegende Fragmentierung (Dissoziation) bis Zerstörung des inneren ArbeitsModells von Bindung Wahrscheinliche Folgen: weniger Exploration vermeidend Wahrscheinliche Folgen: weniger Sozialkontakte Temperament-Eigenschaften als Kleinkind 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Irritabilität Das Ausmaß, in dem das Kind dazu neigt, bei milder Frustration/Enttäuschung mit negativen Emotionen zu reagieren, insbesondere mit Ärger Soziale Gehemmtheit das Ausmaß der Verhaltens-Hemmung angesichts von fremden Kindern oder Erwachsenen Aktivität das Ausmaß und Tempo der motorischen Komponente im Verhalten Aufmerksamkeit das Ausmaß, in dem sich das Kind durch Reize von seiner Tätigkeit ablenken lässt Ausdauer das Ausmaß, in dem sich das Kind Tätigkeiten aufgibt, wenn sie Schwierigkeiten bereiten Sensorische Empfindlichkeit die Stärke eines physischen Reizes, die nötig ist, um eine wahrnehmbare Reaktion hervorzurufen Rhythmizität die Regelmäßigkeit in biologischen Funktionen, insbesondere im Schlaf-Wach-Rhythmus, Stuhlgang und Hunger. S&T Als Kleinkind war ich glaubhaften Schilderungen zufolge: 1. eher leicht eher wenig irritierbar 2. eher sehr eher wenig gehemmt 3. eher sehr eher wenig aktiv 4. eher sehr eher wenig aufmerksam 5. eher sehr eher wenig ausdauernd 6. eher sehr eher wenig sensorisch empfindlich 7. eher regelmäßig eher unregelmäßig in meinen BioRhythmen Einflüsse auf das Temperament Welche pränatale Geschichte hat das Temperament? Worauf sind die Temperaments-Unterschiede im Säuglings- und Kindes-Alter zurückzuführen? Stress und Angst der Mutter perinatale Bedingungen und Erfahrungen neurophysiologische Einflüsse pränatale Bedingungen und Erfahrungen RegulationsStörungen genetische Faktoren neurochemische Einflüsse S&T Feinfühligkeit der Bezugs-Personen gegenüber dem Säugling Die Bezugs-Person sollte das Kind aufmerksam im Blick und darf keine zu hohe WahrnehmungsSchwelle haben, damit der Säugling erfährt, dass man ihn bemerkt. Die Reaktion des Bezugs-Person auf die Äußerungen sollte prompt erfolgen, damit der Säugling eine Verbindung zwischen seinem Verhalten und dem Spannung mildernden Effekt der Handlung der Bezugs-Person knüpfen kann. Die Bezugs-Person sollte die Äußerungen/ Signale des Kindes richtig interpretieren, damit der Säugling erfährt, dass er soziale Wirkung erzielen kann (SelbstWirksamkeit-Erfahrung). Die Reaktion des Bezugs-Person muss angemessen, also im Einklang mit seinen Bedürfnissen und Entwicklungs-Prozessen sein, damit der Säugling die Qualität der Wirkung seiner Signale differenziert einzusetzen lernt. S&T Meine Mutter war glaubhaften Schilderungen zufolge meist feinfühlig eher wenig feinfühlig, was den Umgang mit meinen Bedürfnissen und meinem Temperament als Säugling und Kleinkind betraf. Meine Vater war glaubhaften Schilderungen zufolge meist feinfühlig eher wenig feinfühlig, was den Umgang mit meinen Bedürfnissen und meinem Temperament als Säugling und Kleinkind betraf. Im Temperament war mein Vater meine Mutter mir ähnlicher Auswahl früher Krisen S&T 1. Zeugungs-Krise Die Umstände der Zeugung waren erschreckend (z. B. Vergewaltigung) bis nicht zufriedenstellend (z. B. ein Kind mit einem Mann, den die Frau eigentlich nicht als Partner wollte). 2. Zwillings- oder Geschwister-Verlust-Krise Es kommt des Öfteren zu Mehrfachbefruchtungen von Eiern. Befruchtete und eingenistete Geschwister können abgehen. Es kann sein, dass das im Kind frühe Verlust-Erfahrungen hinterlässt. 3. Entdeckungs-Krise Die Entdeckung der Schwangerschaft war belastend, weil die Frau, der Mann oder die Familien der Eltern das Kind nicht wollten und/oder die Umstände für eine Schwangerschaft gefährlich bis ungünstig waren. 4. Nabel-Schnur-Vergiftungs-Krise Durch die Nabel-Schnur wurden zum Kind Gifte (Nikotin, Alkohol, Tabletten oder andere schädigende Substanzen) oder Stress-Hormone transportiert. 5. Abtreibungs-Versuch-Krise Gedanken (siehe 3) und Handlungen drehten sich lange Zeit um das Thema „Abtreibung“ und es kam zu Abtreibungs-Versuchen mit oder ohne fremde Hilfe 6. Geschlechts-Ablehnungs-Krise Nachdem per Ultraschall das Geschlecht des Kindes festgestellt war, entstanden AbtreibungsGedanken oder kam es zu Handlungen in diese Richtung (siehe 5) 7. Frühgeburts-Krise 8. Kaiserschnitt-Geburts-Krise 9. Geburts-Krise Nabelschnur-Umschlingung, Sauerstoff-Unterversorgung, Zangen- und Saugnapf-Geburt, Betäubungs-Mittel-Zufuhr etc. 10. Prägungs-Krise Mutter und Vater nehmen zum neugeborenen Kind keinen oder unzureichenden Kontakt auf, z. B. wegen postpartaler Depression oder andere Gesundheits-Komplikationen bei der Mutter 11. Still-Krise Mutter kann Kind nicht stillen, z. B. wegen Brust-Entzündung Disstress und Psychotraumata (DP) Psychotrauma Psychotrauma und Gedanken-Welt Stress- und Trauma-Kontinuum (Grafik) Stress- und Trauma-Kontinuum (Tabelle) Bindung und Erregung Sicherheit, Bedrohung, Bindung Erstarrung (Immobilisierung-Reaktion) Bindungs-Unsicherheit und Trauma Schreck-Reflex: Vegetativum Dissoziation als Trauma-Abwehr Traumatischer Stress Zentrales Problem bei PTBS Psychotraumata und Emotionen Problem-Verhaltens-Weisen Typische Disstress-Muster F43 Psychotrauma DP ICD 10 (International Classification of Deseases): Ein Trauma ist ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (kurz oder lang anhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. (WHO, 2000) Ein Trauma ist also ein Erleben, das die individuellen Bewältigungs-Möglichkeiten übersteigt und das daher nicht psychisch und körperlich integriert werden kann. Etwas wird umso eher als traumatisch erlebt je belasteter die vorherige Situation ist, je jünger der erlebende Mensch ist, je enger die erlebende Person mit Bindungs-Personen verknüpft ist, je körpernäher das Erleben ist. je weniger soziale Unterstützung im nachhinein gegeben wird. Körperlich gesehen ist ein Trauma eine biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine als lebensbedrohlich erfahrene Situation. Die ursprünglichen Reaktionen – Flucht, Kampf, Erstarrung – auf das Erleben akuter Lebens-Gefahr werden als natürlich und ihrem Sinne nach überlebenssichernd gesehen. Problematisch ist nur ihr unvollständiger Abbau nach dem traumatischen Erlebnis. Alle Symptome entwickeln sich aus der unvollendeten und unabgeschlossenen Antwort auf eine bedrohliche Erfahrung. Psychotrauma und Gedanken-Welt Ein psychisches Trauma ist ein DiskrepanzErlebnis zwischen bedrohlichen SituationsFaktoren und den individuellen BewältigungsMöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und WeltVerständnis bewirkt. Durch das Psychotrauma verletzte Grundannahmen: Meine Seele, mein Inneres, mein Ich ist unverwundbar vorher: Mir passiert so etwas nicht. nachher: Es kann jederzeit wieder geschehen. Die Welt hat eine verstehbare Ordnung vorher: Meine Welt ist kontrollierbar, vorhersagbar und gerecht. nachher: Mein Welt-Bild ist zerstört. Die Welt ist chaotisch. DP Mein Selbst ist wertvoll vorher: Ich verdiene Achtung. Ich kann mich schützen. nachher: Ich muss mich schämen. Ich bin schwach und hilflos. Vertrauen in andere vorher: Ich kann anderen Menschen trauen. nachher: Ich kann niemandem trauen. Andere ungünstige Gedanken zur Aufrechterhaltung des Traumas: Ich habe es verdient. Ich bin widerwärtig Ich hätte mich wehren müssen. Es ist passiert, weil… Verhinderung neuer Übergriffe: Ich darf niemandem vertrauen. Ich muss immer auf der Hut sein. Nähe bedeutet Gefahr. Alle Männer sind gefährlich. Reaktions-Möglichkeit Stress- und Trauma-Kontinuum (Grafik) DP bestmögliche Reaktion Stress = StressBewältigungsFähigkeit (coping) Aktivierung innerer und äußerer Ressourcen Erregung (arousel) Entspannung kontrollierbarer Stress Stress < Bewältigung herausfordernder Stress unkontrollierbarer Stress Stress > Bewältigung Lebensbedrohlicher, traumatischer Stress oder Schock Aktivierung des VerteidigungSystems: Sympathicus mit Flucht und Kampf Immobilisierung: dorsaler Zweig des Parasympathikus mit Erstarren und Zusammenbrechen kein oder wenig Stress Aktivierungs-Niveau Stress- und Trauma-Kontinuum (Tabelle) Stress Trauma Schock Ängstlich, doch aktiv Hyperaktiv ineffizient Passiv erleidend Umgang damit (cope) Flucht (flee) oder Kampf (fight) Erstarrung (freeze) und Zusammenbruch (collapse) Neocortex Limbisches System Gehirnstamm willkürliche Aktivierung innerer und äußerer (Sozial-Beziehung) Ressourcen Hier und Jetzt unwillkürliche Reaktion unwillkürliche Reaktion des sympathisches des dorsalen Vagus Nervensystems Vergangenheit Dissoziation DP Bindung und Erregung DP Bindung Erregung ÜberlebensStrategie HirnRegion Psychotherapie sicher Soziales Engagement (ventraler Vagus) bewältigen (to cope) Kortex unsicherambivalent sympathische Mobilisierung fliehen und sich schützen oder kämpfen (to fight or flee) Limbisches System Selbst-Regulierung verstärkende Interaktionen; Kontakt zum „felt sense“ aufbauen; Ressourcen stärken, um zur inneren Ruhe zurückzufinden unsichervermeidend Parasympathische Immobilisierung (dorsaler Vagus) erstarren oder zusammenbrechen (to freeze or to collapse) Hirnstamm Körper-Wahrnehmung wiederherstellen; Bewegung stimulieren; Energie aktivieren; Ressourcen stärken, um zur eigenen Kraft zurückzufinden Sicherheit, Bedrohung und Bindung Situationen der Bedrohung Situationen der Sicherheit primär parasympathische Aktivität Immobilisierung Erholung Gleichgewicht von parasympathischer und sympathischer (ventrale vagale) Aktivität Auseinandersetzung mit einer Herausforderung im Zustand des Flow primär sympathische Aktivität Mobilisierung von Kampf- und FluchtReaktionen unsicher-vermeidende Bindung desorganisierte Bindung Emotionale Präsenz, Aufmerksamkeit, Bindung sichere Bindung Wachsamkeit (Vigilanz) Erregte Aufmerksamkeit unsicher-ambivalente Bindung Für den Organismus günstige Zustände, die wir in der Therapie fördern, sind Erholung, Präsenz und Auseinandersetzung im Zustand des Flow, in dem man ganz in der gegenwärtigen Aktivität aufgeht. DP Erstarrung (Immobilisierungs-Reaktion) Bei Aktivierung des dorsalen Vagus erlebt sich der betroffene Mensch getrennt (dissoziiert, abgespalten, fragmentiert) von seinem Körper oder verliert das Bewusstsein. Endorphine zur Schmerz-Betäubung und Aufhellung werden ausgeschüttet. Nerven-Verbindungen zum Neocortex werden unterbrochen. Das führt zur Trennung des Selbst-Gefühls von dem im Körper vorhandenen Schmerzen und zu einem Gefühl des Getrenntseins vom eigenen Körper. Wenn der Mensch in diesem Zustand verharrt, geht das kohärente Körper-Gefühl teilweise oder ganz verloren. Das ist die physiologische Entsprechung von dissoziativen Prozessen. Deren Ausprägung kann variieren vom Empfinden psychischer und physischer Taubheit bis zur multiplen dissoziativen Aufspaltung der Persönlichkeit. Aus den mit der traumatischen Erfahrung verbundenen körperlichen ErregungsMuster können sich vielfältige Symptome entwickeln, z. B. Ängste, Übererregbarkeit, Depression, Bindungs-Unfähigkeit, chronische Schmerzen, Migräne, in denen die Erinnerung an den erlebten Schrecken mit sein er immensen Erregung aufbewahrt wird, oft verbunden mit der Überzeugung, nichts dagegen machen zu können. Kontakt zum Körper kann als bedrohlich und beängstigend empfunden werden. Drogen, Süchte und Selbst-Verletzungen mögen dann Versuche sein, unerträgliche, nicht verstehbare und unkontrollierbare körperliche Empfindungen und Gefühle nicht zu spüren, sondern zu betäuben. DP Bindungs-Unsicherheit und Trauma Bindungs-Unsicherheit auf Seiten von Eltern wie von Kindern löst eher einen Stress-Traumatisierungs-Teufels-Kreis aus. 30% Prozent der Eltern isolieren ihre Kinder 15% sprechen zur Strafe nicht mit ihnen 14% prügeln ihre Kinder, 2-3% prügeln schon Babys 3% misshandeln ihre Kinder schwer 1% misshandeln schon Babys (ca. 7000 pro Jahr) DP Schreck-Reflex: Vegetativum Sympathische Phase (Erregung) Verstärkung der Einatmung: Brust-Atmung dominiert Anspannung des Zwerchfells Erweiterung der Atem-Wege Erhöhung des Herz-Schlages Erweiterung der Blut-Gefäße im KreislaufSystem Verengung der Blut-Gefäße in Haut, Schleimhaut, Magen-Darm, Hirn Hemmung der Nieren-Tätigkeit Erweiterung der Pupillen Aufstellen der Körper-Haare Erhöhung der nach außen gerichteten SinnesTätigkeit Hemmung der Tränen-Drüsen Verdickung des Schleims in den SpeichelDrüsen und in den Verdauungs-Organen Anregung der Schweiß-Drüsen (kalter Schweiß) Anspannung der Beuge-Muskeln Entspannung der Streck-Muskeln Anspannung des gr. Schließ-Muskels Erschlaffung der Magen-Darm-Muskulatur: Stilllegung der Peristaltik Einsparung von Energie in den erholenden Systemen DP Parasympathische Phase (Beruhigung) Verstärkung der Ausatmung: Bauch-Atmung dominiert Entspannung des Zwerchfells Verengung der Atem-Wege Sinken des Herz-Schlages Verengung der Blut-Gefäße im KreislaufSystem Erweiterung der Blutgefäße in Haut, Schleimhaut, Magen-Darm, Hirn Verstärkung der Nieren-Tätigkeit Verengung der Pupillen Anlegen der Körper-Haare Erhöhung der nach innen gerichteten SinnesTätigkeit Anregung der Tränen-Drüsen Verflüssigung des Schleims in den SpeichelDrüsen und in den Verdauungs-Organen Verflüssigung und Abtransport in den SchweißDrüsen (warmer Schweiß) Entspannung der Beuge-Muskeln Guter Tonus in den Streck-Muskeln Entspannung des gr. Schließ-Muskels Anregung der Magen-Darm-Muskulatur und der Peristaltik Verteilung der gesparten Energie im Körper Abbau der Rest-Spannung Dissoziation als Trauma-Abwehr DP Opfer von sexueller oder körperlicher Gewalt und traumatisierender Vernachlässigung sind insgesamt immer wieder starken Affekt-Schwankungen mit einem Wechsel von Extremen der Überflutung und der Gefühllosigkeit ausgesetzt. Diese Gefühllosigkeit kann sich bis zur „emotionalen Anästhesie“ steigern. Diese Art der Dissoziation kann dann als Schutz-Mechanismus verstanden werden, zwar anwesend, sich seiner selbst und seiner Umgebung aber nicht voll bewusst zu sein. Aggressiv oder sexuell misshandelte Kinder können häufig DepersonalisierungsZustände induzieren, um dadurch Demütigung, Kränkung, Hass und vor allem Scham zu bewältigen und abzuwehren. Ein Teil des Selbst, das in Kontakt mit der traumatischen Erfahrung ist, wird in diesem Sinne abgespalten, um die funktionstüchtigen Teile zu schützen und Überleben zu sichern. Dissoziation ist ein physiologisch-psychologischer Selbst-Schutz- oder AbwehrMechanismus, mit der ein Rückzug vor bedrohlichen äußeren Reizen und vor AffektÜberflutung bewirkt wird, wodurch psychische Inhalte als solche nicht anerkannt werden, sondern eine Entfremdung von Aspekten des Selbst stattfindet, die unvereinbar mit der Erfahrung von „mir selbst“ zu einem bestimmten Moment sind. Dissoziation funktioniert, weil der Konflikt in der Psyche nicht aushaltbar ist. Die Erfahrung von Scham im Zusammenhang mit Traumatisierungen ist der machtvollste Affekt, den eine Person nur unzureichend modellieren kann. Die Person fühlt sich nicht nur überschwemmt vom Durchleben traumatischer Affekte der Vergangenheit wie Wut, Angst, Trauer, Sinnlosigkeit, sondern auch von einer „dissoziierten Hier-und-Jetzt-Scham-Erfahrung“. Traumatischer Stress (TS) Stressbeteiligte Hirn-Areale Stress-Prozess im Gehirn 1 Stress-Prozess im Gehirn 2 Polyvagaltheorie Dorsaler Vagus und Dissoziation DP TS Stressbeteiligte Hirn-Areale Traumatischer Stress ist eine intensive und anhaltende psychophysische Erregung infolge eines traumatischen Ereignisses oder einer traumatisierenden Ereignis-Kette. Die ansonsten funktionierende Abwehr wird durchbrochen. Ein existenzielles Gefühl von Kontroll-Verlust und Wirkungslosigkeit stellt sich ein. sensorische und kognitive Integration im frontalen Kortex kognitive Welt-Karte im Hippocampus Amygdala erzeugt die emotionale Bedeutung, Zuordnung von Signifikanz Thalamus als Filter für sensorische Information Psychotrauma Stress-Prozess im Gehirn 1 TS Bei Gefahr wird über die Sinne die Amygdala im limbischen Gehirn alarmiert. Die Mandel-Kerne sind ein emotionales Gedächtnis-System, Teil des impliziten (unbewussten, nonverbalen) Gedächtnis, was v. a. alarmiert bei Gefahr und auf die Speicherung emotionaler und gefährlicher Vorerfahrungen spezialisiert ist. Die Amygdala aktiviert bei Gefahr ohne Einbeziehung der langsameren höheren Gehirn-Teile, blitzschnell die Alarm-Zentren des Gehirns - Hypothalamus und Hirn-Stamm - und damit das Autonome Nerven-System (ANS) mit Sympathikus und Parasympathikus und das System der Stress-Hormone (u. a. Noradrenalin, Acetylcholin und Cortisol). Dadurch wird der Organismus in die Lage versetzt, mit Kampf oder Flucht zu reagieren und das Überleben zu sichern. Normalerweise überprüfen beim Erwachsenen die höheren Zentren, vor allem der Hippocampus und Bereiche des Neocortex, anhand von Gedächtnis-Inhalten des expliziten ( bewussten) Gedächtnis, ob die Gefahr wirklich real ist oder ob es ein Fehlalarm ist. Wird die Bedrohung aufgrund von vorhandenen Erfahrungen als bewältigbar eingeschätzt, erfolgt über den Hippocampus eine Verknüpfung mit unserem Wort- und Symbol-Speicher im Großhirn (Versprachlichung), sowie der Einordnung in eine Zeit-Matrix. Stress-Prozess im Gehirn 2 TS Wenn die Erregung durch die Amygdala-Alarm-Signale jedoch über ein bestimmtes Maß ansteigt oder die auslösende Situation lange andauert und nicht zu bewältigen ist, kann der Hippocampus diese ordnende Aufgabe nicht erfüllen. Die ausgeschütteten Stresshormone blockieren den Hippocampus in seiner Funktion des Einordnens und Abspeicherns. Dadurch werden nur Bruchstücke gespeichert und zwar im impliziten und unbewussten Gedächtnis. Die Erinnerungen bleiben desorganisiert, lückenhaft und fragmentiert. Die einzelnen hoch geladenen Erfahrungs-Elemente der traumatischen Situation werden dabei dissoziativ voneinander getrennt und unbewusst, unzusammenhängend und unverarbeitet in Gehirn, Muskeln, Gefühl und Körper-Wahrnehmung gespeichert. Sie können jederzeit unbewusst durch ähnliche Wahrnehmungen im aktuellen Erleben getriggert werden. Je häufiger und früher die Traumatisierung stattfindet, desto sensibler wird die Amygdala und desto mehr wird auch der Hippocampus in seiner Reifung geschädigt. Aus den mit der traumatischen Erfahrung verbundenen körperlichen Erregungsmustern können sich vielfältige Symptome entwickeln, die dem traumatischen Geschehen unter Umständen nicht mehr zugeordnet werden können. Polyvagaltheorie TS Stress-Zunahme Parasympathikus, ventraler Vagus = Beruhigung Die Polyvagal-Theorie (Porges, 2010) beschreibt das Autonome Nerven-System (ANS) nicht mehr als duales System von Parasympathikus und Sympathikus, sondern als drei hierarchisch entstandene Kreis-Läufe, die den Kontakt mit der Außenwelt regulieren und die physiologischen Zustände entsprechend modulieren. Sympathikus = Kampf oder Flucht und Schutz-Suche Solange wir uns sicher fühlen, ist der phylogenetisch jüngste ventral-vagale Zweig des Parasympathikus aktiv, der vor allem durch Blick-Kontakt, freundliche Mimik und angenehmen Ton-Fall aktiviert wird. Parasympathikus, dorsaler Vagus = Erstarrung Wenn Gefahr droht, dominiert das sympathische System und wir reagieren mit zwei ganz instinktiv ablaufenden VerhaltensWeisen: Wir versuchen zu fliehen und suchen Schutz oder wir kämpfen. Wenn das nicht gelingt, kommt es über die Aktivierung des ältesten Teils des ANS, dem dorsal-vagalen Zweig des Parasympathikus, zu einem Zustand der Erstarrung bis hin zum völligen Abschalten durch den Totstell-Reflex. Der Organismus reagiert so aus Selbst-Schutz, der betroffene Mensch erlebt sich getrennt von seinem Körper oder verliert das Bewusstsein. Endorphine zur Schmerz-Betäubung werden ausgeschüttet, Nerven-Verbindungen zum Neocortex werden unterbrochen. Dorsaler Vagus und Dissoziation TS Das führt zur Trennung des Selbst-Gefühls von den im Körper vorhandenen Schmerzen und zu einem Gefühl des Getrenntseins vom eigenen Körper. Wenn der Mensch in diesem Zustand bleibt, geht das Körper-Gefühl teilweise oder vollständig verloren. Sympathikus = Kampf oder Flucht und Schutz-Suche Parasympathikus, dorsaler Vagus = Erstarrung Das ist die physiologische Entsprechung von dissoziativen Prozessen, deren Ausprägung variieren kann in dem großen Spektrum zwischen dem Empfinden psychischer und physischer Taubheit einerseits und der multiplen dissoziativen Aufspaltung der Persönlichkeit andererseits. Jede Dissoziation bis hin zu schweren dissoziativen Störungen hat eine physiologische Grundlage und spiegelt sich auch wieder im Verlust eines kohärenten Körper-Gefühls. Später ist es oft schwierig, die traumabedingten körperlichen Prozesse von Aktivierung einerseits (Sympathikus) und Erstarrung/Dissoziation andererseits (dorsaler Vagus des Parasympathikus) wiederzuerkennen und zu regulieren. In Trauma-Symptomen (z.B. Ängste, Übererregbarkeit, Depression, Bindungsunfähigkeit, chronische Schmerzen, Migräne u.v.m.) wird gleichsam die Erinnerung an den erlebten Schrecken mit seiner immensen Erregung aufbewahrt, oft verbunden mit der Überzeugung, nichts dagegen machen zu können. Zentrales Problem bei PTBS Auslöser/ Stimulus: Trauma primäre Emotion: Schrecken VermeidungsStrategien Erinnerungen traumaassoziiertes emotionales Netzwerk Flucht-Strategien (escape) Gedanken GegenwartsBezug? DP Psychotraumata und Emotionen (PuE) Bestandteile des emotionalen Netzwerks Gefühle rund um eine Traumatisierung Entwicklung von Scham-Gefühl Scham-Netzwerk Trauma, Hirn und Scham-Erleben Grundthema: Selbst-Wert-Gefühl Entwicklung pathologischer Schuld Schuld-Netzwerk Grundthema: Verantwortlichkeit und Schuld Analyse der dysfunktionalen Grundannahme: „Ich bin schuld.“ Angst-Netzwerk Grundthema: Sicherheit und Überleben Ekel-Netzwerk Ärger- und Wut-Netzwerk Grundthema: Wahl-Möglichkeiten Trauer-Netzwerk DP Bestandteile des emotionalen Netzwerks Gedanken (kognitive Bewertung) physiologische Erregung Emotion Wahrnehmung HandlungsImpulse PuE Gefühle rund um eine Traumatisierung Angst Schuld Trauer Trauma Ekel Scham Wut / Ärger PuE Entwicklung von Scham-Gefühl Erfahrung von Demütigung Scham Entwicklung von kognitiver Diskrepanz: „Ich habe nichts mit mir zu tun:“ Negatives Selbts-Konzept Unterwerfung, Aggressions-Hemmung, Autodestruktion, Suizidalität PuE Scham-Netzwerk PuE Gedanken: Jemand sieht eine intime Schwäche. Ich habe mich blamiert. Ich habe mich lächerlich gemacht. Ich erfülle nicht einmal die eigenen Wert-Vorstellungen. Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Erröten Blick abwenden Verschränken der Beine Sprach-Störungen Wahrnehmung: Fokus auf eigene Schwächen Erinnerung an frühere Demütigungen Hyperfokussierung auf soziale Abwertung Handlungs-Impuls: Aus dem Blick-Feld gehen Sich isolieren Sich verbergen Sich selbst abwerten Abschwächung: entgegengesetzt handeln: sich zeigen, Auftritte suchen entgegengesetzt denken: positive Eigenschaften und Erfolge hervorheben entgegengesetzte Körper-Haltung: Atmung tief, Hände in die Hüften, Kopf hoch Trauma, Hirn und Scham-Erleben PuE Die frühe Beziehungs-Traumatisierung (kumulative Mikrotraumata) oder Traumatisierung durch körperliche oder sexuelle Gewalt (Makrotraumatisierung) schlägt sich insbesondere in Defiziten der rechten Hirn-Hemisphäre nieder. Die rechte Hirn-Hemisphäre, das biologische Substrat des menschlichen Unbewussten, generiert nicht nur intensive Affekt-Zustände, sondern auch die sich früh entwickelnde Abwehr, die mit diesen Zuständen assoziiert ist. Die rechte Hirn-Hemisphäre erkennt dabei Emotionen im mimischen Gesichts-Ausdruck und ist auf „implizites Lernen“ spezialisiert. Traumatisierte Menschen erleben aktuelle Stressoren mit einer gefühlsmäßigen Intensität, die in die Vergangenheit gehört und in der Gegenwart wenig von Nutzen ist, da ihre eigenen Affekt-Stürme sowie die emotionalen Reaktionen anderer als retraumatisierend erlebt werden. Bei der Entwicklungs-Begleitung mit Unterstützung suchenden Personen mit einem frühen (Bindungs-) Trauma sollte die begleitende Person ihre Aufmerksamkeit auf die dysregulierten rechtshemisphärischen „primitiven Affekte“ wie Ekel, Schrecken, Wut, hoffnungslose Verzweiflung und vor allem Scham legen. Diese Gefühle manifestieren sich in der therapeutischen Dyade besonders in Enactments, das heißt im Sinne einer intersubjektiven unbewussten Kommunikation. Es entsteht dabei gleichsam eine Kommunikation zwischen zwei limbischen Systemen. Enactment besagt, dass die frühen Beziehungs-Muster in der therapeutischen Beziehung in Szene gesetzt werden, es zu einer „gemeinsamen Inszenierung“ zwischen Unterstützung suchenden und begleitenden Personen kommt. Grundthema: Selbst-Wert-Gefühl PuE ja ja Ich bin nicht gut genug. Ich bin gut genug. Ich bin ein Versager. Ich kann es schaffen. Ich bin dumm. Ich bin klug. Ich bin wert- und nutzlos. Ich bin wertvoll. Ich bin schwach. Ich bin stark. Ich bin unwichtig. Ich bin wichtig. Ich verdiene keine Liebe. Ich verdiene Liebe. Ich bin nicht liebenswert. Ich bin liebenswert. Ich verdiene es nicht… Ich darf ab jetzt. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich bin ein guter, liebender Mensch. Ich bin schrecklich. Ich bin in Ordnung, wie ich bin. Ich muss mich schämen. Ich darf mich achten. Ich muss perfekt sein, allen gefallen. Ich kann ich selbst sein und darf Fehler machen. Ich verdiene nur Schlechtes. Ich verdiene Gutes. Ich bin (mein Körper ist) hässlich. Ich bin in Ordnung (attraktiv, liebenswert). Ich kann mir selbst nicht trauen. Ich kann lernen. Mir selbst zu vertrauen. Entwicklung pathologischer Schuld PuE Erfahrung unkontrollierbarer existenzieller Bedrohung Ohnmacht/ Hilflosigkeit Entwicklung pseudokausaler Erklärungs-Modelle zur (Wieder-) Herstellung der Selbst-WirksamkeitsIllusion (Kontroll-Bedürfnis) Selbst-Vorwürfe, Unterwerfung, Opfer-Bereitschaft Funktion von Schuld-Gefühlen: sozial Schutz vor sozialem Ausschluss individuell Schutz vor Ohnmacht Schuld-Netzwerk Gedanken: Einen Fehler machen Gegen eine Norm handeln. Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Unspezifisch Kloß im Hals Enge in der Brust Erröten Verkrampfung Wahrnehmung: Fokus auf eigene Verantwortlichkeit Andere sehen, dass man versagt hat Man fühlt sich durchschaut und gejagt Handlungs-Impuls: Sühne leisten Sich unterwerfen Selbst-Bestrafung Abschwächung: Gedanken durch kognitive Interventionen hinterfragen Funktion von Schuld verstehen PuE Grundthema: Verantwortlichkeit und Schuld ja PuE ja Ich bin schuld. Ich hätte was tun müssen. Ich habe damals getan, was sich konnte. Ich habe etwas verkehrt gemacht. Ich habe es meine Fehlern gelernt. Ich kann aus Fehlern lernen. Ich bin nicht vertrauenswürdig. Ich bin vertrauenswürdig. Ich kann mir selbst vertrauen. Ich kann meinem Urteil nicht trauen. Ich kann meinem Urteil trauen. Ich habe aus Fehl-Urteilen eine Menge gelernt. Analyse der dysfunktionalen Grundannahme: „Ich bin schuld.“ kurzfristig positiv kurzfristig negativ Dieser Satz hat mir erklärt, warum die anderen mich so schlecht behandelt und verletzt haben. Sonst wäre es für mich nicht fassbar gewesen, so behandelt zu werden. Ich habe keine Rücksicht auf meinen Körper genommen (Alkohol- und Tabletten-Missbrauch, Selbst-Verletzungen) langfristig positiv langfristig negativ Ich durfte meinen Vater (die mich schlecht behandelnde Person) weiter lieben… und die Bindung zur HerkunftsFamilie aufrechterhalten. Ich hatte so das Gefühl von Kontrolle. Ein Großteil meines SelbstBewusstseins ist stark eingeschränkt. Ich gehe das Risiko ein, erneut Opfer von Übergriffen und schlechten Behandlungen zu werden. PuE Angst-Netzwerk Gedanken: Gefahr Bedrohung Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Herz-Klopfen Beschleunigung der Atmung Durchfall Harn-Drang Verkrampfung der Muskulatur Wahrnehmung: Konzentration auf Gefahren-Signale Bei Dissoziation vor allem Depersonalisation, Derealisation und reduzierte Schmerz-Erfahrung Handlungs-Impuls: Flucht Angriff Hilfe suchen Abschwächung: Durchatmen Das ist eine Erinnerung: Ich bin hier sicher Unterschiede beachten hinschauen bleiben PuE Grundthema: Sicherheit und Überleben ja PuE ja Ich sterbe jetzt. Es ist vorbei. Ich habe überlebt. Ich habe keine Kontrolle. Ich habe jetzt (wieder) Kontrolle. Ich bin hilflos. Ich kann heute etwas tun. Ich kann mich nicht schützen. Ich kann lernen, mich zu schützen. Ekel-Netzwerk Gedanken: Etwas als schädlich einschätzen Generalisation (Prinzip der Konformität und der Ähnlichkeit) Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Übelkeit Speichel-Sekretion Würg- und Brech-Reiz Gefühl von Kranksein Schnelle Atmung Gerümpfte Nase und hochgezogene Oberlippe, Mundwinkel nach unten, Kopf zurückziehen, Zunge herausstrecken, Hände schützend heben Handlungs-Impuls: Vermeiden Abkehr Flucht Übergeben Waschen PuE Ärger- und Wut-Netzwerk Gedanken: ungerecht unfair Es sollte anders sein Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Anspannung (Oberschenkel, Kiefer-Gelenk - Mahlen des Kiefers Ballen der Fäuste Anspannung von Mund und Schultern Kreislauf-Aktivierung Wahrnehmung: Man ist sehr auf sich selbst konzentriert und bereit, jemanden zu verletzen Man sucht Bestätigung für seine eigene Wahrnehmung (Recht haben wollen) Man rechtfertigt die Impulse Handlungs-Impuls: Verbaler und/oder physischer Angriff Gegenstände werfen Abschwächung: Funktion sehen Nachteile erkennen Entscheidungen treffen Entgegengesetzte Körper-Haltung einnehmen Bis 10 zählen Akzeptanz üben PuE Grundthema: Wahl-Möglichkeiten ja ja Ich bin gefangen. Ich bin frei. Ich kann nicht kriegen, was ich will. Ich kann erreichen, was ich will. Ich habe keine Chance. Ich habe eine Chance. Ich kann niemandem vertrauen. Ich kann wählen, wem ich vertraue. Ich kann es nicht aushalten. Ich kann damit umgehen. Ich bin allein und verlassen. Ich kann Freunde finden. PuE Trauer-Netzwerk Gedanken: Ich habe jemanden oder etwas, der oder was mir wichtig ist, für immer oder für lange Zeit verloren Es ist zum Verzweifeln Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Erschöpfungs-Gefühl Müdigkeit Schmerz oder Leere in Brust oder Darm Schluck-Probleme, Atem-Not, Schwindel weinen, klagen, schleppender Gang, hängende Schultern, starre Mimik, heruntergezogene Mund-Winkel, monotone Stimme Wahrnehmung: Fokus auf Verlust Später Leere und Sinnlosigkeit Unfähigkeit, schöne Dinge wahrzunehmen Alles wirkt fahl, leer, abgestorben Handlungs-Impuls: einerseits Rückzug (sich verkriechen, nichts tun und grübeln) andererseits Signale an die Mitwelt: kümmert euch um mich, tröstet mich Abschwächung: Trauer begrenzen (zeitlich und einen Ort finden) Fokus auf das Vorhandene PuE Problem-Verhaltens-Weisen Aufbauen von Stress Aufsuchen von stressigen Situationen Suizid-Versuch Aggression Selbst-Verletzung Fress-Anfälle (gestörtes Ess-Verhalten) Alkohol-, Medikamenten- und anderer Drogen-Missbrauch Extremsport Hochrisiko-Verhalten (z.B. ohne zu Schauen über die Straße gehen) Therapie zerstörendes Verhalten Promiskes Verhalten Dissoziation gestörter Schlaf DP Typische Disstress-Muster (tDM) Sozial-Engagementoder Resilienz-Typ Kampf-Typ Flucht-Typ Schreck-Typ DP Sozial-Engagement- oder Resilienz-Typ Eigenschaften Widerstands-Kraft Zuversicht Realistische Selbst-Einschätzung Leben ist Entwicklung Wachsen an Herausforderungen Konflikt-Bewältigungs-Kompetenzen Ursachen in der Entwicklung Wärme, Unterstützung, Sicherheit (sichere Bindung) und Geborgenheit bei den Eltern (bei primären Bezugs-Personen) Erfahrung von Selbst-Wirksamkeit Gute Anbindung an sich selbst, d. h. guter Kontakt zu eigenen Körper, zu den Gefühlen und zur Lebens-Geschichte Erfahrung von Stimmigkeit (Kohärenz) bei Körper-Empfinden, Gefühlen und Gedanken (kaum Fragmentierungen und Abspaltungen) Adäquate dialogische Stress-Regulierung, die verinnerlicht wird Dynamische, situationsgerechte Beziehung zwischen Exploration und sicherer Bindung Sätze: Ein Konflikt haut mich nicht so leicht um. Das bekomme ich schon hin. Konflikte sind meist zu bewältigen. Ich muss nicht alles allein bewältigen. Bekomme ich es nicht hin, kann ich mir Unterstützung holen. tDM Kampf-Typ Eigenschaften Verbissenheit Konkurrenz-Denken Überaktivität Gereiztheit „Leben ist Kampf“ Leistungs-Druck Perfektionismus Starkes Kontroll-Bedürfnis Ursachen in der Entwicklung Überbewertung von Leistung Kämpferische Haltung der Eltern „Machen“ Kind bekommt Zuwendung und Anerkennung für kämpferisches Verhalten Sätze: Lass dir nichts gefallen. Angriff ist die beste Verteidigung. Von nichts kommt nichts. Lernthemen Es ist in Ordnung, Fehler zu machen. Mehr aus Freude als aus dem Bedürfnis nach Anerkennung handeln. Aktiv entspannen, sich selbst genießen Neues Zeit-Management Delegieren von Aufgaben, Loslassen von Kontrolle tDM Flucht-Typ Eigenschaften Rückzug Abschalten Ausweichen In Träumereien, beim Fernsehen, in Büchern versinken Unangenehme Situationen meiden Sich sehr anpassen Sich betäuben (Drogen) Teilweise Antriebs-Armut Ursachen in der Entwicklung Eltern sehr angepasst Konflikte werden nicht angesprochen, sondern durch Flucht oder Rückzug gelöst Unbehagen bei Nähe Schwierigkeiten in sozialen Kontakten Sätze: Bloß weg hier. Mach, dass du wegkommst. Erst mal abwarten. Lernthemen Man kann über Konflikte reden und sie klären. Wünsche formulieren Weniger angepasst sein Ausweich-Tendenz erkennen und üben, sich anders zu verhalten Sich um intensive Kontakte bemühen tDM Schreck-Typ Eigenschaften Viele Schuld-Gefühle Wenig Selbst-Wert-Gefühl Negative Einstellung zu sich selbst Hilflosigkeit Resignation Ängste verschiedener Art Denk-Blockaden Resignation und Pessimismus Sich ausnutzen lassen Ursachen in der Entwicklung Ständiges Kritisieren Unberechenbarkeit der Eltern Überbehütung Starke Angst vor Liebes-Verlust Auch einmaliges schwer traumatisierendes Erlebnis Sätze: Komm sofort her. Rühr dich nicht von der Stelle. Halt still, dann hört es von selbst wieder auf. Lernthemen Durch Erkenntnis Selbst-Wert-Gefühl aufbauen. Negativität abbauen Aktives Verhalten nach und nach verstärken Abbau der kritischen Selbst-Beobachtung Mehr Körper-Spannung aufbauen und Bewegung als Befreiung erleben tDM Schwere Belastungen oder besondere Veränderungen F43 Die Störungen dieses Abschnittes unterscheiden sich von den übrigen nicht nur aufgrund der Symptomatologie und des Verlaufs, sondern auch durch die Angabe von ein oder zwei ursächlichen Faktoren: ein außergewöhnlich belastendes Lebens-Ereignis, das eine akute Belastungs-Reaktion hervorruft, oder eine besondere Veränderung im Leben, die zu einer anhaltend unangenehmen Situation geführt hat und eine Anpassungs-Störung hervorruft. Obwohl weniger schwere psychosoziale Belastungen („life events") den Beginn und das Erscheinungs-Bild auch zahlreicher anderer Störungen dieses Kapitels auslösen und beeinflussen können, ist ihre ätiologische Bedeutung doch nicht immer ganz klar. In jedem Fall hängt sie zusammen mit der individuellen, häufig idiosynkratischen (eigentümlichen) Vulnerabilität, das heißt, die Lebens-Ereignisse sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten und die Art der Krankheit zu erklären. Im Gegensatz dazu entstehen die hier aufgeführten Störungen immer als direkte Folge der akuten schweren Belastung oder des kontinuierlichen Traumas. Das belastende Ereignis oder die andauernden, unangenehmen Umstände sind primäre und ausschlaggebende Kausalfaktoren, und die Störung wäre ohne ihre Einwirkung nicht entstanden. Diese Störungen können insofern als Anpassungs-Störungen bei schwerer oder kontinuierlicher Belastung angesehen werden, als sie erfolgreiche BewältigungsStrategien behindern und darum zu Problemen der sozialen Funktions-Fähigkeit führen. Akute Krisen- oder Belastungs-Situation 1 (F43.0) F43 Eine akute Krisen- oder Belastungs-Situation ist eine vorübergehende Störung, die sich bei einem psychisch nicht manifest gestörten Menschen als Reaktion auf eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung entwickelt, und die im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt. Diese Symptome sind eine Schutzreaktion auf den massiven Stress , sie sind eine „normale Reaktion auf eine unnormale Situation“. Die akute Belastungs-Störung tritt unmittelbar nach dem Schock auf und kann Tage und bis zu ca. vier Wochen nach dem traumatischen Erlebnis andauern. Erst wenn die Symptome länger bestehen bleiben oder sich ausweiten, spricht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Die individuelle Vulnerabilität und die zur Verfügung stehenden BewältigungsMechanismen (Coping-Strategien) spielen bei Auftreten und Schwere-Grad der akuten Belastungs-Reaktionen eine Rolle. Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von „Betäubung", mit einer gewissen Bewusstseins-Einengung und eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit. Akute Krisen- oder Belastungs-Situation 2 (F43.0) F43 Diesem Zustand kann ein weiteres Sich-Zurückziehen aus der Umwelt-Situation folgen (bis hin zu dissoziativem Stupor (F44.2), oder aber ein Unruhezustand und Überaktivität (wie Flucht-Reaktion oder Fugue (F44.1)). Vegetative Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten treten zumeist auf. Die Symptome erscheinen im Allgemeinen innerhalb von Minuten nach dem belastenden Ereignis und gehen innerhalb von zwei oder drei Tagen, oft innerhalb von Stunden zurück. Teilweise oder vollständige Amnesie (siehe F44.0) bezüglich dieser Episode kann vorkommen. Wenn die Symptome andauern, sollte eine Änderung der Diagnose in Erwägung gezogen werden. Inkl.: Akut: Belastungs-Reaktion, Krisen-Reaktion, Kriegs-Neurose, Krisen-Zustand, psychischer Schock, Nerven-Zusammenbruch (eine Art Betäubung, Depersonalisation, diverse vegetative Symptome) Posttraumatische Belastungs-Störung 1 (F43.1) F43 Diese PTBS (auch traumatische Neurose) entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine belastende, extrem bedrohliche Lebens-Situation kürzerer oder längerer Dauer, die über das zu Erwartende hinausgeht wie berufliche Misserfolge, Auseinanderbrechen der Partnerschaft, Tod eines nahen Angehörigen, Kriege, Terror, Unfall, Opfer von Verbrechen und Natur-Katastrophen und die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Die komplexe PTBS entwickelt sich nach dem Erleben eines Belastungs-Ereignisses, das typischerweise extremer und langandauernder Art ist und aus dem eine Flucht schwierig oder unmöglich ist (Krieg, Gefangenschaft, Folter, jahrelange Gewalterfahrung, Bindungstraumata und sexuelle Gewalt). Die komplexe PTBS ist u.a. gekennzeichnet durch: Schwierigkeiten in der Gefühls-Regulation, Suizidalität, exzessives Risiko-Verhalten, ausgeprägte Gefühle von Schuld und Scham, resignierte Lebens-Haltung, geänderte Lebens-Einstellungen, starkes Misstrauen, Vermeidung sozialer Kontakte , Gefühle der Wertlosigkeit, Somatisierung, Amnesie, Dissoziation bis hin zur multiplen Aufspaltung der Persönlichkeit. Komorbidität: Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und oft Sucht und Suizid-Gefährdung (Suizid-Gedanken sind nicht selten). Verlauf: Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz von Wochen bis 6 Monaten Länger als 6 Monate Wechsel zur andauernden Persönlichkeits-Störung nach ExtremBelastungen (F 62.0). Posttraumatische Belastungs-Störung 2 (F43.1) F43 Typische Merkmale 1: a. Persönlichkeit war vor dem Trauma unauffällig, keine Störung der PrimärPersönlichkeit wie bei den sonstigen Neurosen (Prädisponierende Faktoren wie bestimmte, z. B. zwanghafte (F60.5) oder asthenische (abhängige) (F60.7) Persönlichkeits-Züge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle für die Entwicklung dieses Syndroms senken und seinen Verlauf erschweren, aber die letztgenannten Faktoren sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklären.) b. Reaktion auf wiederholtes Erleben des Traumas, Intrusion in sich spontan aufdrängenden Erinnerungen als Nachhall-Erinnerungen (Flashbacks als unkontrollierbares Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in Form von Bildern, Gedanken, Wahrnehmungen, Träumen; ein Handeln und Fühlen, als ob das traumatische Ereignis wiederkehrt), die zu ähnlichen psychischen Reaktionen führen wie das Ereignis selbst, Träumen oder Alpträumen c. vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit, Interessen-Verlust, Rückzugs-Verhalten gegenüber Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit (Anhedonie, Verlust der Lebens-Freude) Posttraumatische Belastungs-Störung 3 (F43.1) F43 Typische Merkmale 2: d. mit Dissoziation von Erinnerungen (Amnesie …) e. Bewusste und unbewusste Vermeidung und Betäubung von Reizen, die mit dem Trauma verbunden sind, z.B. Orte, Aktivitäten, Personen, Gedanken, Gefühle, Körper-Zustände, von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. f. Meist tritt ein Zustand auf von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanz-Steigerung, übermäßiger Schreckhaftigkeit, Angespanntheit, Schlaf-Störung, Störungen der Konzentrations-Fähigkeit, Reizbarkeit und Wut-Ausbrüchen. Anpassungs-Störung 1 (F43.2) Hierbei handelt es sich um Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die im Allgemeinen soziale Funktionen und Leistungen behindern und auftreten während des Anpassungs-Prozesses nach einer entscheidenden Lebens-Veränderung oder belastenden Lebens-Ereignissen, im engeren Sinne bei Änderung des sozialen Gefüges (z. B. Tod eines Partners – abnorme TrauerReaktion). Die Belastung kann das soziale Netz des Betroffenen beschädigt haben (wie bei einem Trauer-Fall oder Trennungs-Erlebnissen) oder das weitere Umfeld sozialer Unterstützung oder soziale Werte (wie bei Emigration oder nach Flucht). Sie kann auch in einem größeren Entwicklungs-Schritt oder einer Krise bestehen (wie Schul-Besuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und Ruhestand). Inkl.: Hospitalismus bei Kindern, Kultur-Schock Exkl.: Trennungs-Angst in der Kindheit (F93.0) F43 Anpassungs-Störung 2 (F43.2) Verlauf: Die Störung beginnt im Allgemeinen innerhalb eines Monats nach dem belastenden Ereignis oder der Lebens-Veränderung. Dauer max. 6 Monate. Danach Wechsel zu Persönlichkeits-Störung nach Extrem-Belastungen (F 62.0) Die individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität spielt bei dem möglichen Auftreten und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle. Es ist aber dennoch davon auszugehen, dass das Krankheits-Bild ohne die Belastung nicht entstanden wäre. Die Anzeichen sind unterschiedlich und umfassen depressive Stimmung, Angst oder Sorge oder eine Mischung von diesen. Störungen des Sozialverhaltens (F91) können insbesondere bei Jugendlichen ein zusätzliches Symptom sein. Hervorstechendes Merkmal kann eine kurze oder längere depressive Reaktion oder eine Störung anderer Gefühle und des Sozialverhaltens sein. Außerdem kann ein Gefühl bestehen, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können. F43 Dissoziative Störungen (F44) Allgemein 1 Allgemein 2 Allgemein 3 Dissoziative Amnesie (F44.0) Andere dissoziative Störungen 1 Andere dissoziative Störungen 2 F43 Allgemein 1 F44 Eine dissoziative Störung besteht aus einer Unterbrechung und/oder fehlenden Kontinuität in der normalen Integrations-Fähigkeit von Bewusstsein (Denken), Gedächtnis, Identität, Emotionen, Wahrnehmung, Körper-Vorstellung, motorischer Kontrolle und Verhalten. Eine Dissoziation der Persönlichkeit vollzieht sich, wenn das Individuum nicht über die Fähigkeit verfügt, belastende Lebens-Ereignisse teilweise oder in Gänze zu integrieren. Das allgemeine Kennzeichen der dissoziativen oder Konversions-Störungen (Konversion als Übertragung von Affekten wie Angst, Aggression, Wut, Ärger, Schuld, sexuelle TriebWünsche usw. auf Organe ist ein Abwehr-Mechanismus) besteht in teilweisem oder völligem Verlust der normalen Integration der Erinnerung an die Vergangenheit, des Identitäts-Bewusstseins, der Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen sowie der Kontrolle von Körper-Bewegungen. dissoziiert: auf sich selbst von außen sehen, sich von sich selbst entfremden assoziiert: durch die eigenen Augen sehen, mit den eigenen Ohren hören, im eigenen Körper empfinden und fühlen Allgemein 2 F44 Es findet eine Entkoppelung u. a. zwischen körperlichen und psychischen Funktionen im engeren Sinne als eine Dissoziation von Psyche und Leib statt (Freud sprach früher von Hysterie). Im Unterschied zu Organ-Psychosen behalten körperliche Störungen AusdrucksCharakter (einem wird übel, wenn man eine Situation zum Kotzen findet) für die zugrunde liegende psychische Störung (kein echter organischer Befund zu erheben). Möglich sind: Blindheit (man will was nicht sehen), Lähmungen (das will ich nicht spüren), Taubheit (das will ich nicht hören), Zittern (das macht mir Angst), Schmerzen (das tat meiner Seele weh) und Gedächtnisstörungen (Amnesie – das will ich nicht mehr wissen) Nur Störungen der körperlichen Funktionen, die normalerweise unter willentlicher Kontrolle stehen, und Verlust der sinnlichen Wahrnehmung sind hier eingeschlossen. Alle dissoziativen Störungen neigen nach einigen Wochen oder Monaten zur Remission, besonders wenn der Beginn mit einem traumatisierenden Lebensereignis verbunden ist. Allgemein 3 F44 Eher chronische Störungen, besonders Lähmungen und Gefühls-Störungen, entwickeln sich, wenn der Beginn mit unlösbaren Problemen oder interpersonalen Schwierigkeiten verbunden ist. Diese Störungen wurden früher als verschiedene Formen der „Konversions-Neurose oder Hysterie" klassifiziert. Sie werden als ursächlich psychogen angesehen, in enger zeitlicher Verbindung mit traumatisierenden Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder gestörten Beziehungen. Die Symptome verkörpern häufig das Konzept der betroffenen Person, wie sich eine körperliche Krankheit manifestieren müsste. Körperliche Ursache muss ausgeschlossen sein. Körperliche Untersuchung und Befragungen geben keinen Hinweis auf eine bekannte somatische oder neurologische Krankheit. Zusätzlich ist der Funktions-Verlust offensichtlich Ausdruck emotionaler Konflikte oder Bedürfnisse. Die Symptome können sich in enger Beziehung zu psychischer Belastung entwickeln und erscheinen oft plötzlich. Störungen mit Schmerz und anderen komplexen körperlichen Empfindungen, die durch das vegetative Nervensystem vermittelt werden, sind unter SomatisierungsStörungen (F45.0) zu klassifizieren. Die Möglichkeit eines späteren Auftretens ernsthafter körperlicher oder psychiatrischer Störungen muss immer mitbedacht werden. Inkl.: Hysterie, hysterische Psychose, Konversions-Hysterie, Konversions-Reaktion Exkl.: Simulation [bewusste Simulation] (Z76.8) Dissoziative Amnesie (F44.0) F44 Das wichtigste Kennzeichen ist der Verlust der Erinnerung (Amnesie) für meist wichtige aktuelle Ereignisse, die nicht durch eine organische psychische Störung bedingt ist und für den eine übliche Vergesslichkeit oder Ermüdung als Erklärung nicht ausreicht. Die Amnesie bezieht sich meist auf traumatische Ereignisse wie Unfälle oder unerwartete Trauerfälle und ist in der Regel unvollständig und selektiv. Eine vollständige und generalisierte Amnesie ist selten, dann gewöhnlich Symptom einer Fugue (F44.1) und auch als solche zu klassifizieren. Die Diagnose sollte nicht bei hirnorganischen Störungen, Intoxikationen oder extremer Erschöpfung gestellt werden. Exkl.:Alkohol- oder sonstige substanzbedingte amnestische Störung (F10-F19, vierte Stelle .6) Amnesie: anterograd (R41.1) retrograd (R41.2) Nicht alkoholbedingtes organisches amnestisches Syndrom (F04) Postiktale Amnesie bei Epilepsie (G40.-) psychogener Dämmer-Zustand – Es treten Orientierungs-Störungen auf, Bewusstsein ist getrübt oder eingeengt, aber einfache und gewohnte Tätigkeiten können verrichtet werden Psychogene Reaktion, keine medizinischen Befunde es werden in der Regel traumatisierende Ereignisse ausgeblendet also begrenzt auf bestimmte Inhalte und Zeit-Abschnitte im Leben Nur noch bruchstückhafte Erinnerung, retrograd: vor einem Ereignis, anterograd: nach einem Ereignis Außerhalb des verdrängten Bereiches: Fähigkeit zum normalen Verhalten (Einkaufen, Essen machen) Andere dissoziative Störungen 1 F44 Dissoziative Fugue (F44.1) Eine dissoziative Fugue ist eine zielgerichtete Orts-Veränderung, die über die gewöhnliche Alltags-Mobilität hinausgeht. Darüber hinaus zeigt sie alle Kennzeichen einer dissoziativen Amnesie (F44.0). Die Person geht von Zuhause weg und nimmt eine frühere Identität an. Obwohl für die Zeit der Fugue eine Amnesie besteht, kann das Verhalten des Patienten während dieser Zeit auf unabhängige Beobachter vollständig normal wirken. Exkl.: Postiktale Fugue bei Epilepsie (G40.-) Dissoziativer Stupor (F44.2) Dissoziativer Stupor wird aufgrund einer beträchtlichen Verringerung oder des Fehlens von willkürlichen Bewegungen und normalen Reaktionen auf äußere Reize wie Licht, Geräusche oder Berührung diagnostiziert. Dabei lassen Befragung und Untersuchung keinen Anhalt für eine körperliche Ursache erkennen. Zusätzliche Hinweise auf die psychogene Verursachung geben kurz vorhergegangene belastende Ereignisse oder Probleme. Verlangsamung bis Erstarrung, Patient bewegt sich kaum mehr Exkl.: Organische katatone Störung (F06.1) Stupor:depressiv (F31-F33) kataton (F20.2) manisch (F30.2) Trance- und Besessenheits-Zustände (F44.3) Bei diesen Störungen tritt ein zeitweiliger Verlust der persönlichen Identität und der vollständigen Wahrnehmung der Umgebung auf. Hier sind nur Trance-Zustände zu klassifizieren, die unfreiwillig oder ungewollt sind, und die außerhalb von religiösen oder kulturell akzeptierten Situationen auftreten. Exkl.: Zustandsbilder bei: Intoxikation mit psychotropen Substanzen (F10-F19, vierte Stelle .0) organischem Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma (F07.2) organischer Persönlichkeits-Störung (F07.0) Schizophrenie (F20.-) vorübergehenden akuten psychotischen Störungen (F23.-) Andere dissoziative Störungen 2 F44 Dissoziative Bewegungs-Störungen (F44.4) Die häufigsten Formen zeigen den vollständigen oder teilweisen Verlust der BewegungsFähigkeit eines oder mehrerer Körper-Glieder. Sie haben große Ähnlichkeit mit fast jeder Form von Ataxie, Apraxie, Akinesie, Aphonie, Dysarthrie, Dyskinesie, Anfällen oder Lähmungen. Inkl.: Psychogen: Aphonie, Dysphonie Dissoziative Krampf-Anfälle (F44.5) Sie können epileptischen Anfällen bezüglich ihrer Bewegungen sehr stark ähneln. Zungen-Biss, Verletzungen beim Sturz oder Urin-Inkontinenz sind jedoch selten. Ein Bewusstseins-Verlust fehlt oder es findet sich stattdessen ein stupor- oder tranceähnlicher Zustand. Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungs-Störungen (F44.6) Die Grenzen anästhetischer Haut-Areale entsprechen oft eher den Vorstellungen des Patienten über Körper-Funktionen als medizinischen Tatsachen. Es kann auch unterschiedliche Ausfälle der sensorischen Modalitäten geben, die nicht Folge einer neurologischen Läsion sein können. Sensorische Ausfälle können von Klagen über Parästhesien begleitet sein. Vollständige Seh- oder Hör-Verluste bei dissoziativen Störungen sind selten. Inkl.: Psychogene Schwerhörigkeit oder Taubheit Multiple Persönlichkeits-Störung (F44.81) auch hier eine Form der Dissoziation in Teilpersönlichkeiten auch bei Borderline Trauma-Induktion durch Mindmapping (MM) (Kartografierung des Geistes) Prosoziales und antisoziales Mindmapping Entstehung und Merkmale Mindmasking und traumatisches Mindmapping Therapie bei traumatischem Mindmapping Realer und mentaler Inzest Psychogene Amnesie F43 Prosoziales und antisoziales Mindmapping mitfühlen verstehen prosoziale Empathie Mindmapping antisoziale Empathie lügen MM manipulieren jemandem etwas weißmachen täuschen Irrglauben unterjubeln SchadenFreude Das Gehirn ist eine Maschine, auf die grundlegende Funktion ausgerichtet, das Verlangen anderer Menschen zu erkennen. Verlangen (Bedürfnisse) ist grundlegender als Emotionen. Verlangen ist das erste, was ein Kind erlebt, versteht und zum Ausdruck bringt. Unser Geist schreibt, da unsere Hirn-Funktionen für unser Überleben sorgen, den Regungen und Aktionen anderer Menschen permanent Bedeutung zu. Mindmapping ist die im Gehirn angelegte ÜberlebensStrategie, sich eine Landkarte der inneren Vorgänge bei anderen Menschen anzulegen, um so das Verhalten von Menschen voraussagen und sich, wenn erforderlich, besser schützen zu können. Dementsprechend findet Mindmapping als interpersoneller Prozess fortwährend und auch unbemerkt von der mappenden (also kartographierenden) Person statt. Mindmapping: Entstehung und Merkmale MM Mindmapping beginnt mit ca. 3 Monaten (Augen-Bewegungen verfolgen) wird mit ca. einem Jahr zur geteilten Aufmerksamkeit (soziales Zeigen) führt mit etwa ab 4 Jahren zur Entdeckung, dass Erwachsene/Eltern sich irren und darum auch getäuscht werden können und manchmal auch Schlechtes mit dem Kind vorhaben bzw. ihnen nicht das Beste geben, was sie ihnen geben könnten (Straßen-Engel – Haus-Teufel) führt mit ca. 6 Jahren dazu, dass das Kind weiß, was antisozial ist und den Unterschied zwischen Lügen und Vortäuschen erfassen kann. wechselt ab ca. 11 Jahren in die erwachsene Form über, d. h. auch Sarkasmus und Ironie als Abkopplung von Realität werden verstanden. Es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Mindmapping. Mindmapping gelingt eher bei anderen als bei sich selbst, so dass man im Hinblick auf das, was im Partner geschieht, richtig und bei sich selbst komplett daneben liegen kann. Die Vorstellung, dass wir Experten in Introspektion sind, ist falsch. Mindmapping gelingt nicht bei einigen Formen der Schizophrenie (z. b. katatone Form) bei einigen Formen des Autismus und des Asperger-Syndroms wenn das, was durch Mindmapping wahrgenommen wird, traumatisierend wirkt. Mindmasking und traumatisches Mindmapping MM Der Geist ist in der Lage, die Wirklichkeit zu verzerren. Traumatisches Mindmapping meint, dass wir uns durch Dissoziation, durch Desintegration des Gehirns blind machen, damit wir nicht unter den Konsequenzen leiden müssen, die wir hätten, wenn wir das zulassen würden, was wir mappend erlebt haben. So entstehen autobiografische Lücken oder systematische Unterbrechungen in der Mindmapping-Fähigkeit. Mindmasking Mindmapping traumatisches Mindmapping Das Gehirn bewahrt Informationen von Ereignissen in unterschiedlichen Arealen des Gehirns auf. Wörter werden an anderer Stelle abgelegt als Bilder. Informationen werden an anderer Stelle aufbewahrt als sie hervorgerufen werden. So ist es möglich, dass man sich an Situationen erinnert, jedoch den Zusammenhang zu den beteiligten Personen nicht mehr parat hat. Man weiß nicht mehr, was die Beteiligten Personen gedacht und gefühlt haben. Es kommt zu Erinnerungen ohne Mindmapping. Menschen haben auch die Fähigkeit, sich vor dem Mindmapping durch andere abzuschirmen. Auch das sog. Mindmasking ist eine Überlebens-Strategie unter schwierigen sozialen Bedingungen (gewalttätige Eltern, Folter etc.). Therapie bei traumatischem Mindmapping MM Therapeut/-innen vermuten oft, dass antisoziale Menschen keine Fähigkeiten zur Empathie haben, und nehmen die vermeintliche Empathielosigkeit als Grund für das destruktive Verhalten (entschuldigend) an, übersehen oft wirklich destruktive Erziehung und weigern sich oft, Grausamkeiten (von Eltern gegenüber ihren Kindern oder von Paaren untereinander) zu erkennen, weil sie Angst davor haben, sie anzusprechen und nicht wissen, wie sie konstruktiv damit umgehen können. weigern sich oft, anzuerkennen, dass manche Menschen gemeine, fiese, schädliche, antisoziale, feindliche Dinge tun, weil sie sie tun wollen. kokonstruieren dadurch mit den Klient-/innen eine Realität, die nicht heilsam ist. • Reaktivierung von Erinnerungen erfolgt über Vervollständigung von szenischen BildProzessen (rechtshemisphärisch). Was ist real in den Beziehungen geschehen? Wer hat was gesehen/erlebt, was er nicht sehen/erleben wollte, weil (damals) die Konsequenzen unerträglich waren? • Es geht darum, die getilgten Situationen ins Bewusstsein zurückzurufen, so dass die damit verbundenen Löschungen, Sicht-Weisen und Entscheidungen verändert werden können Realer und mentaler Inzest Fantasie real Übergriff Lust Trauma GrenzVerlust Angst Wut Scham SchuldGefühl MM Beispiel für die „energetische“ Bedeutung des traumatischen Mind-Mapping bei Rosenberg S. 308f: Viel ausschlaggebender als der sexuelle Akt an sich ist, dass das Kind die Energie der Erregung, die von der belästigenden Person ausgeht, nicht halten kann. Allein schon die Stärke dieser Energie kann ein Kind in Panik versetzen. Inzest bedeutet ein gewaltsames Überschreiten sowohl der energetischen (oder mentalen) als auch körperlichen Grenzen des Kindes. Es muss nicht einmal eine tatsächliche physische Belästigung stattgefunden haben. Sie ist vielleicht nur auf der Energie-Ebene (im Mind-Mapping) erfolgt. Es ist egal, ob der Vorfall wirklich oder nur in der Vorstellung stattgefunden hat: Das Gefühl, überfallen worden zu sein, und die Panzerung im Körper sind real. Vater oder Mutter oder das Geschwister-Kind sind in der Erregung gefangen und von ihrer normalen Art, sich auf das Kind zu beziehen, völlig getrennt. Das bedeutet, dass das Kind nicht nur von der eindringenden Energie überwältigt wird, sondern außerdem von einem Menschen abgeschnitten ist, der ihm sonst nährenden Halt gibt. Das macht das Erlebnis zu einer ebenso einsamen wie schrecklichen Erfahrung. Sie isoliert das Kind, weil es sich niemandem mitteilen kann. Der Grund, warum viele Leute nicht über Inzest-Vorfälle sprechen wollen, ist häufig der, dass sie die damit verbundenen Gefühle abgespalten haben. MM Psychogene Amnesie Arthur P. Moves: Modern Clinical Psychiatry, 1934 Bei der psychogenen Amnesie ist das Fehlen von Erinnerungen ein aktivere Selbst-Schutz-Prozess; der Patient weigert sich zu erinnern… Das Bewusstsein wird vor unangenehmen und unbequemen Erinnerungen geschützt. Ein solcher Gedächtnis-Schwund weist auf eine unbewusste RealitätsVerleugnung hin. Diese Schlussfolgerung wird von der Beobachtung gestützt, dass viele Patienten solange behaupten, ihre Kindheit sei eine glückliche Zeit gewesen, bis durch die Analyse enthüllt wird, dass ihre Eltern gleichgültig, grob und manchmal sogar grausam waren. Menschen haben ihre Erinnerungen an diese frühe Zeit blockiert, weil sie zu schmerzlich und angsterregend sind, um akzeptiert werden zu können. Aber wenn die Kindheit dem reifen Bewusstsein verloren geht, geschieht das gleiche mit der offenen und ganzherzigen Liebe des Kleinkindes und der Unschuld des Kindes. Tatsächlich aber sind weder die Entwicklungs-Stufen noch die Erinnerungen daran verlorengegangen. Sie wurden zurückgezogen und verkapselt. Trauma-Entstehung (TE) Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 1 Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 2 Hauptquellen für Traumata Trauma-Auswirkungen Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse Traumatisierungs-Prozess Störung der Selbst-Regulation Traumatisierungs-Symptome 1 Traumatisierungs-Symptome 2 Symptom-Liste 1 Symptom-Liste 2 4 Haupt-Symptome für Traumata Schutz- und Verteidigungs-Strategien 1 Schutz- und Verteidigungs-Strategien 2 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 1 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 2 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 3 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 4 F43 Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 1 TE Intimität mit uns selbst und damit mit dem großen Ganzen zu finden, verlangt ernsthafte Hingabe und Wissen, was uns durch Prozesse hindurchhelfen kann, uns mit dem zu verbinden, was wir wirklich sind: verkörperte Prozesse. Wir sind als Menschen keine Persönlichkeiten, sondern dynamische, sich selbst erhaltende und organisierende Prozesse, die sich jede Minute unseres Lebens entfalten. Wir müssen uns als laufenden, sich entwickelnden Prozess verstehen und nicht als festgelegten Charakter. Der Preis, den wir für die Vermeidung der persönlichen Themen um Leben und Tod, Selbst-Erforschung und Selbst-Verwirklichung bezahlen, wird immer höher. Es ist dringend notwendig, in einem Meer von Eventualitäten und Unsicherheit mit der richtunggebenden Erfahrung des Selbst verbunden zu bleiben. Veränderung ist im Grund Verwandlung unserer inneren WahrnehmungsStruktur. Wenn wir anders wahrnehmen, verändert sich die Welt um uns. Unsere innere Struktur hat zuallererst damit zu tun, wie wir unseren Körper erleben, wie wir „eingekörpert“ (embodied) sind. Die Art, wie wir unseren Körper erleben und empfinden, und zwar besonders die vier großen Körper-Höhlen – Kopf, Brust-Korb, Bauch-Höhle und Becken – bestimmte die Art und Weise, wie wir Welt erleben und empfinden. Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 2 TE Es gilt, zu verstehen, dass wir uns als grundsätzlich spirituelle Wesen mit dem vordringlichen Wunsch nach leibender Verbundenheit erleben werden, wenn wir lernen, tiefe Wertschätzung für die zu fühlen, die wir sind, und wenn wir zu den Wurzeln unseres Seins zurückkehren. Wir müssen verstehen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Art besteht, wie wir unseren Körper erleben, und der Art, wie wir die Welt erleben. Unsere Erfahrung und Wahrnehmung von Eigenprozessen und der Welt ist tief in unserer Physiologie verwurzelt. Die Art unseres Verhältnisses zum Körper, diesem somatischen Sammel-Behälter unserer frühesten Erfahrungen, bestimmt darüber, in welche Beziehung wir zur Welt und zu unserer Umgebung treten können, wie wir uns mit anderen in intimen Beziehungen verbinden können und welchen Zugang wir zu einer geerdeten Spiritualität haben. Ich habe es aufgegeben, den Menschen als Zusammensetzung bestimmter Charakter-Strukturen oder anderer klassifizierter Typologien zu betrachten. Ich sehe jeden Menschen als in der Tiefe gesundes Wesen, das um des eigenen Überlebens willen in einen bestimmten Prozess hat eintreten müssen. Diese eigen-artige Weise des Prozessierens erhält in jedem Augenblick die Stabilität und Funktions-Fähigkeit des Lebens einer bestimmten Person aufrecht, denn sie ist ihre spezielle Form der Verbindung zur Quelle. Hauptquellen für Traumata Person wird in ihren Grenzen verletzt, also in ihrer Integrität nicht anerkannt, muss sich folglich, um sozial und emotionale zu überleben, tief und wiederholt verleugnen Trauma TE Haupt-Quellen für Traumata sind Schock und Überwältigung im Verbund mit der Verletzung persönlicher Grenzen oder tiefer und wiederholter Verleugnung der Person. Ein wesentlicher Teil von Trauma ist, dass die betroffene Person in ihrer Integrität nicht anerkannt und der Körper auf physiologischer Ebene überwältigt wird. Die Auswirkung eines traumatischen Ereignisses oder einer Folge traumatisierender Ereignisse ist nicht abhängig von den Ereignissen als solchen, sondern von der Empfindsamkeit des empfangenden Organismus. Tatsächlich kann also das traumatisierende Ereignis eine scheinbare „Kleinigkeit“ gewesen sein, beispielsweise eine Spritze bekommen zu haben, gefallen zu sein, sich verlassen gefühlt zu haben, vernachlässigt oder schlecht behandelt worden zu sein. Andere Beispiele dramatischerer Dimension sind Der Körper wird auf physiologischer Ebene geschockt und überwältigt Stürze, Unfälle, Erkrankungen, Operationen intrauterin und in der Kindheit mit Anästhesie, Vergiftungen im Uterus und in der Kindheit, Erfahrungen des Ertrinkens und Erstickens, Impfungen, unangenehme vorgeburtliche Erfahrungen und Geburts-Trauma mit Sauerstoff-Mangel, Angriffe und Bisse durch Tiere Trauma-Auswirkungen TE Wenn wir überwältigende Erfahrungen in unserem frühen Lebens-Zeitraum, d. h. von der Konzeption bis hin zum 3. Lebens-Jahr, mache, so wird unsere gesamte Sicht der Welt, unsere Art, die Umwelt wahrzunehmen, und unsere Weise, in Kontakt zu gehen (oder auch nicht), von unserem Körper-Gedächtnis oder – einfacher gesagt – von unserem physiologischen Zustand beherrscht. Die Trauma-Spuren sind im Körper grundgelegt und beginnen, ein Eigenleben zu führen. Viele von uns hatten früh im Leben Operationen, fühlten sich verzweifelt und hilflos angesichts elterlicher Belastungen oder wurden durch andere Ereignisse geschockt, die in Kinder-Augen extrem dramatisch erschienen. Ertrinken, Fallen oder andere stresshafte Erlebnisse und unbemerkte Reiz-Überflutung geschehen häufiger, als man denken möchte. Tatsächlich ist der nachgeburtliche Schock in unserer „medizinisierten“ Gesellschaft so alltäglich, dass wir kaum noch oder immer noch nicht einen gesunden Bezugs-Rahmen für die normale Entwicklung von Kindern haben. Durch schützende Dissoziation früh abgespaltene Körper-Teile sind unfähig, Beiträge zum erwachsenen Leben zu leisten. Vielmehr führen sie ein betäubtes, gelähmtes und isoliertes Eigenleben in unserem Körper. Ihre Aktivitäten stören unser reifes alltägliches Funktionieren und beeinträchtigen die Kontinuität unserer Wahrnehmungs-Kohärenz. Was hier auf der Körper-Bühne gespielt wird, hat seine äußerliche Entsprechung in Beziehungs-Problemen, Gefühlen der Entfremdung und der Abkehr von gewöhnlichen und zugleich freudvollen Erfahrungen wie Menschen zu begegnen, Intimität zu genießen oder sich eines Kontaktes zu erfreuen. Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse TE Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse treffen auf einen in Formung begriffenen Organismus. Seine Abwehr-Reaktionen sind sehr begrenzt. Am Anfang des Lebens verfügen wir nur über rudimentäre Verteidigungs-Reaktionen. Embryonale Abwehr-Mechanismen bestehen aus Bewegungen im Rumpf als PendelBewegungen entlang unserer Längsachse, deren Zentrum in der Wirbel-Säule liegt. Sobald der Embryo einen unangenehmen Reiz erlebt, der ihn zu sehr stört, setzen die Pendel-Bewegungen ein, mit denen er zu entkommen versucht. Die hochgradige Hilflosigkeit des sich entwickelnden kleinen Menschen lässt die Bedrohung zur gefühlten potenziellen Vernichtung seiner Existenz werden – mit strukturellen Folgen für das spätere Erleben der Welt. Da wir die TraumaErfahrungen in präverbaler Zeit gemacht haben, können wir aktuell ablaufende somatische Fehl-Regulationen nicht in Verbindung mit frühen Traumata bringen. Da die Pendel-Bewegungen den angestrebten Schutz nicht schaffen können, muss der Embryo eine Methode finden, sich gegen Gefährdung abzuschirmen. Häufig besteht die einzige Art, mit einer solchen Verletzung umzugehen, in GewebeKontraktion, um die gefährdete Oberfläche zu verkleinern. Er kann seinen Körper in einer Art energetischer und emotionaler Abwehr hart machen, um sich gegen weitere unangenehme Gefühle zu schützen. Diese Kontraktion kann sehr intensiv geschehen und sich anfühlen wie eine komplette Erstarrung des Körpers. Später kann sich dieser Vorgang auf die Verdauung auswirken und möglicherweise sogar zur Verschiebung emotionaler Themen in andere Organe führen. Traumatisierungs-Prozess TE SauerstoffGehalt steigt an unangenehmer Reiz Wenn all diese Verteidigungs-Versuche gegen den überwältigenden Vorgang scheitern, kann der Embryo schließlich die Verbindung zur Umwelt durch die NabelSchnur über den hypogastrischen Plexus unterbrechen. NabelSchnurÖffnung Pendeln Durch die Verbindungs-Unterbrechung erhält der Körper des Embryos zu wenig Sauerstoff. Der CO²-Gehalt des Blutes steigt an und löst eine heftige Not-Reaktion aus. GewebeKontraktionen KontrollVerlust Zu wenig Sauerstoff und zu viel CO² PanikSteigerung GefahrWahrnehmung Der Embryo gerät in Panik und versucht, die NabelSchnur noch dichter zu verschließen. NabelEine positive Rückkoppelungs-Schleife wird in Gang Schnurgesetzt. Je höher der CO²-Gehalt des Blutes, desto Verschluss stärker schließt sich die Nabel-Schnur, desto mehr steigert sich die Panik, desto mehr Gefahr nimmt der Embryo im Körper wahr, desto stärker gerät er in einen Dissoziation dissoziativen Prozess. vom Körper als Träger Am Ende steht ein körperlicher Kollaps, der für den der SinnesEmbryo Kontroll-Verlust bedeutet und letztendlich die Erfahrung Nabel-Schnur wieder öffnet. und erlebter Gefahren- Später im Leben kann diese früh geprägte VerteidigungsReaktion zu einem Gewohnheits-Muster werden, mit dem Quelle die Person Herausforderungen begegnet. Störung der Selbst-Regulation TE Die Übertretung persönlicher Grenzen ist immer ein Angriff auf unsere IdentitätsWahrnehmung, unser Kohärenz-Gefühl und unsere Würde. Die Tatsache, dass viele Menschen die Heftigkeit der traumatischen Auswirkungen leugnen, kann als Versuch gewertet werden, den eigenen Sinn für Integrität, Würde und Ganzheit aufrecht zu erhalten. Es gibt viele Arten von Schock-Erleben, auf die der Körper mit plötzlicher physiologischer Erregung und einer Anzahl automatischer Verteidigungs-Reaktionen antwortet. Der Körper wird in einen nervlichen und hormonellen Alarm-Zustand versetzt, der erhöhte Energie für reflexartiges Körper-Verhalten wie Kampf- und Flucht-Reaktionen und andere Formen des Selbst-Schutzes bereitstellt. Wenn diese Energie nicht im sofortigen Handeln verbraucht werden kann, ergibt sich ein Energie-Überschuss, der nicht weiß, wohin und was er tun soll. Findet Energie-Entladung im Körper nicht statt, wird die reibungslose Selbst-Regulation gestört. Wir werden den Körper so wahrnehmen, als führe er ein selbstständiges Leben. Tatsächlich führt der Körper die ganze Zeit ein physiologisch eigenständiges Leben. Nun aber erfahren wir Abweichungen von den normalen Funktionen in Form von Symptomen des autonomen Nerven-Systems, wie z. B. Zittern, Herz-Rasen, SchweißAusbrüche. Die Folge sind übertriebene physiologische Reaktionen auf unwichtige Reize, die nach alltäglicher Einschätzung weder überwältigend noch lebensbedrohlich sind. Diese Reaktionen stören den Lauf unserer Alltags-Erfahrung und Alltags-Anpassung. Traumatisierungs-Symptome 1 TE Ein eher unscheinbarer Auslöser, der in irgendeiner Weise mit der Trauma-Erfahrung verkoppelt ist, setzt die energetisch überladenen Nerven-Zyklen in Gang, die dann Reaktionen hervorbringen, die eigentlich eine physiologische Erinnerung an die Vergangenheit darstellen. Wir beziehen uns nicht mehr frei auf die äußere Wirklichkeit, sondern wir werden von diesem aktivierten Energie-Zyklus und der Übererregung in unserem Körper beherrscht. Solche Reaktionen sind beispielsweise Erröten, erhöhte Herz-Frequenz, Ängstlich prüfendes Umherblicken, Konzentrations-Schwierigkeiten, Probleme beim Zuhören und bei der Informations-Aufnahme sowie mangelndes Einfühlungs-Vermögen. Symptome für Traumatisierungen können erst Jahre später auftauchen und als bleibende Variante der Körper-Funktion wahrgenommen werden, die scheinbar in keinem Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Lebens-Verlauf steht. Manchmal werden diese Symptome erst nach Jahrzehnten erlebt, wenn unsere KörperKraft altersgemäß abnimmt und wir nicht mehr so intensiv an den Körper gebunden sind. Da wir meist keinerlei Verbindungen zu relevanten Erlebnissen in der Vergangenheit herstellen können, führt das zu Verwirrung, Ratlosigkeit und Unverständnis manchmal zu Angst und in Einzelfällen sogar zur Angst vor dem Verrückt-Werden. Traumatisierungs-Symptome 2 TE Es ist nicht leicht, ein kohärentes Gefühl* innerhalb dieser Form der Regulation, der autonomen Fehl-Regulation herzustellen. Wenn wir eine frühkindliche Traumatisierung erlebt haben, haben wir manchmal keine bessere Lösung, als Rückmeldung von außen als Hinweis dafür zu nutzen, wie wir in der Welt sind. Wir finden unsere Nervosität normal. Wir verkennen unsere Ruhelosigkeit als Charakter-Eigenschaft. Wir verstehen plötzliche Starre und Rückzug aus Kontakt als Schüchternheit. Da es gewöhnlich der betroffenen Person gar nicht einfällt, dass sie sich in einem physiologischen Trauma-Zustand befindet, verbringt sie viel Zeit damit ihre Symptome zu behandeln und/oder über ihre Lage zu sprechen, anstatt zum physiologischen Kern des Trauma-Zustandes vorzudringen. * Kohärenz ist ein Ausdruck von Gesundheit und beschreibt die Wiedererlangung der KörperRhythmen als eine Art synergistischer Koordination in den Rhythmen. Kohärenz ist die Synchronisierung der Funktionen verschiedener Körper-Systeme. Kohärenz beschreibt nicht nur die Koppelung der verschiedenen physiologischen Körper-Rhythmen wie Atmung, Herz-Schlag oder Flüssigkeits-Resonanzen, sondern sie zeigt sich auch in der Geschmeidigkeit von Körper-Bewegungen und in der Weichheit eines natürlichen und leichten KörperAusdrucks. Kohärenz ist insofern wichtig, als sie die Grundlage für jegliche Resonanz mit der Welt und den Menschen um uns herum bildet. Sie ist daher die notwendige Vorbedingung für unsere Beziehungs-Fähigkeit. Symptom-Liste 1 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. TE Bedürfnis, sich ständig zu überarbeiten und ständiges Überanstrengungs-Gefühl Drastisch verminderte Stress-Toleranz Schlaf-Schwierigkeiten, Schlaf-Störungen und Schlaflosigkeit Verlust der situativen Anpassungs-Fähigkeit und mangelnde Stress-Resistenz Starre-Phänomene und Versteifungs-Muster in der physischen Organisation des Körpers wie Zustände körperlicher Starre, die mit Gefühlen der äußersten Hilflosigkeit, Verletzlichkeit und Ausgesetztsein einhergehen, Taubheits-Gefühl, Mangel an Beweglichkeit, chronische Erschöpfung und andere Arten, mit denen wir die lauernde Energie in unserem Körper unten halten können Dissoziation von gegenwärtigen Situationen und Körper-Empfindungen, z. B. fehlendes Gespür für bestimmte Körper-Regionen oder Auflösung des Ich-Gefühls Leugnung jeglicher körperlicher oder geistiger Funktions-Beeinträchtigung Isolations- und Ausgeschlossenheits-Gefühle, ständige Scham, verwirrt und orientierungslos sein und sich nicht gesehen fühlen Verhaltens- und Bindungs-Störungen als Unfähigkeit, sich festzulegen und nahe Beziehungen oder sogar nur gemäßigte Interaktionen aufrechtzuerhalten Unfähigkeit, Hilfe anzunehmen und andere soziale Störungen Stimmungs-Schwankungen und ständige Ruhelosigkeit Anspannung und Verkrampfung im Zwerchfell und anderen Körper-Geweben Spannung an der Schädel-Basis und am Kreuzbein Ein geschädigtes (soziales) Nerven-System (ventraler Vagus) Symptom-Liste 2 TE 15. Plötzliche Übererregungs-Zustände und generelle Unfähigkeit, mit ErregungsZuständen umzugehen 16. Emotionale Auffälligkeiten wie übertriebene Todes-Angst, häufiges Weinen, WutAusbrüche, Alpträume, heftige Flashbacks 17. Angst-Störungen unter anderem als Angst, wahnsinnig zu werden oder zu sterben, als Phobien, Panik-Attacken oder Zwangs-Störungen, als Möglichkeiten, die innere Gefährdung des überspannten Körpers quasi dissoziiert im Außen zu erleben, und hypochondrische Ängste 18. Betäubung der inneren Regulation durch Alkohol-Konsum und andere Arten der Sinnes-Dämpfung 19. Eingeschränkte Atmung 20. Chronische Erschöpfung und sehr niedrige physische Energie 21. Immunsystems- und endokrinologische Probleme 22. Psychosomatische Erkrankungen, insbesondere Kopf-Schmerzen, Nacken und Rücken-Probleme, Asthma, Reizdarm, schweres prämenstruelles Syndrom 23. eine Amygdala, die immer noch auf äußersten Not-Alarm eingestellt ist 24. Depression und Katastrophen-Fantasien in Verbindung mit einer gestörten inneren Regulation des Körpers Gemeinsamer Nenner all dieser Symptome ist der Mangel an innerer Regulation, die dem Individuum erlauben würde, physiologisch und damit psychologisch auf die gegenwärtige Situation zu reagieren. Vier Haupt-Symptome für Traumata (4HS) Übererregung Dissoziation 1 Dissoziation 2 Anspannung und Verkrampfung Immobilisierung TE Übererregung Übererregung bezeichnet den Tatbestand, dass wir bereits durch kleine Ereignisse aktiviert, erregt und angetrieben werden können. Übererregung stimuliert uns so stark, dass wir uns in unserem eigenen Körper nicht mehr sicher fühlen und dazu neigen, die angenommene Gefahr nach außen zu projizieren, statt sie mit unserem inneren Zustand in Verbindung zu bringen. Möglicherweise fangen wir auf eine Weise an zu schwitzen und zu zittern, die für andere nicht unbedingt erkennbar ist. Diese Situation nimmt jedoch unsere Aufmerksamkeit so gefangen, dass die Aufnehme von Außeninformation schwierig oder gar unmöglich wird. Erinnerungs-Verlust, Konzentrations-Mangel und das Fehlen von gefühltem Kontakt begleiten die Übererregung. Die oft ängstlichen und feindseligen Emotionen werden durch den Grad der inneren Erregung übermäßig verstärkt, so dass wir emotional unangemessen reagieren. Wir können keinen gefühlten Kontakt mehr zum Körper halten, da es in vielen Fällen beängstigend ist, mit diesem eigensinnig gewordenen Körper in Beziehung zu treten. Unser Geist beschleunigt sich und unsere kreisenden und rasenden Gedanken dienen verzweifelt dem Zweck, unsere unangenehmen Körper-Empfindungen zu kontrollieren. Dieses Denken bringt jedoch nichts Vernünftiges und Funktionales hervor. 4HS Dissoziation 1 4HS Der Begriff der Dissoziation ist als eine mehr oder weniger ausgeprägte Partialisierung und Fragmentierung der Wahrnehmungs-Kohärenz zu verstehen. Es gibt nicht nur eine bestimmte Dissoziation, sondern eine ganze Palette dissoziativer Erfahrungen, die von Tag-Träumen über Freud‘sche Versprecher, Orientierungs- und Koordinations-Mangel bis hin zu Symptomen wie geringer Aufmerksamkeits-Spanne, in die Leere starren, Gedächtnis-Verlust, Halluzinationen, Depersonifizierung, Derealisierung, Zwangs- oder dissoziativer Identitäts-Störung reichen. Wenn die Situation zu heftig wird und das Energie-Niveau vom Körper nicht länger gehalten werden kann, muss unser Wahrnehmung schließlich in Stücke und Fragmente zerbersten. Wir verlieren den Sinn für Zusammenhang, Integrität und Ganzheit. Eine Lösung aus der unerträglichen Situation der Übererregung besteht darin zu dissoziieren und dadurch unsere Aufmerksamkeit von der Körper-Wahrnehmung zu trennen. Unsere Aufmerksamkeit lässt sich leicht von der Quelle der Aufregung fortbewegen. Wir driften weg. Der Sprung in den dissoziativen Selbst-Schutz ist in der Regel an einen Verlust von Verteidigungs-Reaktionen wie Kampf-oder-Flucht und anderem aggressivem oder selbstsicherem Verhalten gekoppelt. Er geht einher mit einer Bewegung in Richtung Erstarrung und Immobilisierung. Dissoziation 2 4HS Diese Abkopplung bringt vorübergehende Erleichterung und tut darum gut. Wir machen „die Luken dicht“, was zur Illusion eines neuerlichen Gleichgewichts führt. Wir scheinen „hier“ zu sein, sind aber nicht wirklich anwesend, denn ein wichtiger Teil unserer Aufmerksamkeit hat sich der unmittelbaren Situation entzogen. Nicht bei sich zu Hause zu sein, macht das Leben vorübergehend leichter, aber auf Dauer unerfüllt und leer. Die Allgegenwärtigkeit von Teil-Dissoziationen zeigt, wie ungewöhnlich es für uns ist, mit all unseren Sinnen in der Gegenwart zu weilen. Da Dissoziation ein gewohnheitsmäßiger Bezugs-Rahmen werden kann, fühlen wir sie nicht mehr und betrachten wir sie als die normale Art, die Welt zu erleben. Wir wissen oft nicht, wie abgetrennt wir tatsächlich sind. Weil Dissoziation vorübergehend als Ressource dienen kann, um eine unerträgliche Situation zu überstehen, und sie sich grundsätzlich gut anfühlt, besteht nicht immer eine direkt spürbare Notwendigkeit, voll in den Körper zurückzukehren. Doch auf Dauer fühlen sich Menschen einsam und empfinden ihr ständiges Getrenntsein vom bereichernden, sinnlichen Genuss des Lebens als unangenehm. Die Rückkehr aus dieser dissoziativen Einsamkeit verlangt jedoch eine durch die begleitende Person vermittelte Behutsamkeit, Sicherheit und vorsichtige Freisetzung der Energie, die wir im Alltag in aller Regel nicht bereitstellen können, solange wir von unserem Erleben getrennt sind. Anspannung und Verkrampfung Dissoziation, dieses „Sich-Abtrennen“ tritt wahrscheinlicher auf, wenn unser Körper – gleich aus welchem Grund – im Zustand der Konstriktion, der Anspannung und Verkrampfung ist. Dann ist es beinahe unmöglich, mit unserem Körper und damit der Sinnes-Grundlage all unseres Erlebens in Beziehung zu sein. Wir gehen in den Kopf uns kontrollieren unser Leben von dort aus, völlig abgetrennt von mitschwingender emotionaler Resonanz. Aus der relativen Sicherheit unseres Kopfes heraus überlassen wir uns intellektuellem Räsonieren als Mittel der Aufrechterhaltung anästhetischer Sicherheit. Wir erleben die Welt aus der Position der Abgehobenheit und Getrenntheit. 4HS Immobilisierung Immobilisierung ist der grundlegendste Schutz-Modus des Körpers, um sein Überleben in lebensbedrohlichen Situationen zu sichern. Das Erleben von Immobilisierung ist eine der schwierigsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann. Es wird begleitet von Gefühlen höchster Verletzbarkeit, schrecklicher Hilflosigkeit und Exponiertheit. All diese Reiz-Antworten sind jedoch natürliche, angeborene Reaktionen des Körpers, die ursprünglich in überwältigenden und bedrohlichen Situationen für Schutz sorgten. 4HS Schutz- und Verteidigungs-Strategien 1 TE Die Funktion unseres Körpers hängt nicht davon ab, ob wir sie verstehen. Sie braucht nicht einmal unser Bewusstsein oder unsere Aufmerksamkeit. Das Leben hält sich selbst ohne unser bewusstes Eingreifen aufrecht. Unsere Lebendigkeit hat es schon gegeben, bevor wir bewusst genug wurden, um sie wahrzunehmen. Es ist die Aufgabe des autonomen Nerven-Systems, die körperlichen ÜberlebensParameter ständig im Gleichgewicht zu halten. Das autonome Nerven-System stellt in seiner komplexen Vernetzung die regulierende Überlebens-Funktion dar. Die kardiovaskulären, respiratorischen, digestiven, urologischen und reproduktiven Funktionen werden in ihrer Tätigkeit vom autonomen Nerven-System harmonisch aufeinander abgestimmt. Der Sympathikus aktiviert den Körper, macht ihn zu aktivem Verteidigungs-Verhalten wie der Kampf-oder-Flucht-Reaktion fähig und erhöht Stoffwechsel sowie mentale Wachheit. Der Parasympathikus innerviert die inneren Organe und reguliert die Erholungs- und RuheReaktionen. Der Vagus-Nerv mit seinem dorsalen und ventralen Komplex leitet rund 75 % der parasympathischen Erregung und stellt daher einen zentralen Funktions-Teil des parasympathischen Zweigs des autonomen Nerven-Systems dar. Ohne intakte und wirksame Ausstattung mit lebenserhaltenden Schutz- und VerteidigungsStrategien fühlt sich ein Mensch in seinem Körper nicht sicher. Eine gestaffelte Abfolge von Schutz-Mechanismen ermöglichst es uns, auf unterschiedliche Gefährdung von außen differenziert zu reagieren. Schutz- und Verteidigungs-Strategien 2 Soll der festgefahrene Funktions-Modus im Körper befreit werden, muss der Übergang von Immobilisierung über Kampf-oderFlucht zu Sozialkontakt ermöglicht werden. Dies ist der Weg der TraumaHeilung. Umwelt Das Anspringen des ventralen Vagus blockiert automatisch die Aktivierung des sympathischen Systems und der Funktionen des dorsalen Vagus. Spontaner Sozialkontakt zu anderen Augen-Kontakt, Mimik und Prosodie (Stimm-Klang) unterstützen die viszerale Homöostase [ventraler, myelinisierter VagusKomplex des Parasympathikus mit Struktur: Kopf und Funktion: soziale Kommunikation, Selbst-Beruhigung] * Neurozeption außerhalb des Körper innerhalb des Körpers Nerven-System Neurozeption* LebensGefahr Sicherheit TE bezeichnet die Tatsache, dass das autonome NervenSystem den Reiz unabhängig von und zeitlich gesehen vor dem Willkür-Bewusstsein wahrnimmt und auf diesen Input autonom reagiert. Gefahr Verteidigungs-Strategien Verteidigungs-Strategien Kampf- und Flucht-Verhalten, Mobilisierung [Sympathikus mit Struktur: Glieder und Funktion: Bewegung als aktive Vermeidung] extreme Furcht und Panik, Totstellen, Immobilisierung [dorsaler, unmyelinisierter Vagus-Komplex des Parasympathikus mit Struktur: Eingeweide und Funktion: Erstarrung als passive Vermeidung] Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 1 TE Wenn die innere Regulation ständig auf die vergangene Gefährdungs-Situation eingestellt ist, dann sprechen wir von Trauma. Krankheit entsteht häufig aus unserer Unfähigkeit, angemessen auf Neues reagieren zu können. Das bekannte oder unbekannte Vorliegen eines Traumas zieht die Fähigkeit einer Person aufs Äußerste in Mitleidenschaft, offen zu sein, frei zu kommunizieren und die subtilen Nuancen auszusenden und wahrzunehmen, die unser Gegenüber zu einem verlässlichen Partner für uns werden lassen. Der Bezugs-Rahmen unserer Gesellschaft hat sich stark verschoben, weil wir uns so sehr an die einschränkende Wirkung traumatischer Überladung gewöhnt haben, geschädigtes Interaktions-Verhalten als normal zu betrachten. Es ist aber nicht normal. Die Fähigkeit, in einer aufkommenden Aktivierungs-Situation Aufmerksamkeit frei zu lenken, ist ein Zeichen von Gesundheit. Gesundheit und Wahl-Freiheit in Beziehungen können nur Platz finden, wenn unser Körper-Gefäß durchlässig wird und wenig Widerstand gegen das leistet, was energetisch auf uns zukommt, so dass wir uns der Schönheit der Welt aussetzen können. Wenn wir in einer nicht überfordernden Situation sind, arbeitet unser Gehirn mit seinen drei wesentlichen Teilen, dem Hirnstamm, dem limbischen Gehirn und dem Großhirn, selbstregulativ mit dem Autonomen Nervensystem (ANS) und unserem Körper zusammen. Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 2 TE Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 3 Nur mit einem feinfühlig regulierenden Nerven-System, das mit Leichtigkeit zwischen den Zuständen von Immobilisierung, Kampf-oder-Flucht und sozialem Kontakt hin und her wechselt, fühlen wir uns gesund und lebendig. Nur mit einer regulationsfähigen „vagalen Bremse*“ können wir AlltagsSituationen angemessen begegnen und mit ihnen umgehen. Das angemessene Funktionieren unserer inneren Regulation entscheidet darüber, ob wir uns auf der Welt sicher oder unsicher fühlen, ob wir flexibel sind im Umgang mit äußeren Herausforderungen, mit Neuem, mit Konflikten und ob wir eine lebenswerte Zukunft erleben. Sobald unsere Aufmerksamkeit erstarrt, überfokussiert, gebannt oder gefesselt wird von einer einzigen Erfahrung, sinkt unsere Lebens-Qualität, schwindet unser Unabhängigkeits-Gefühl und schränkt sich die Reaktions-Fähigkeit ein. * Wenn das soziale Nerven-System (ventraler Vagus) voll anspringt, erleben wir eine natürliche Leichtigkeit in der Kommunikation und eine angenehme Beruhigung in unserem Inneren. Dieses sanfte Regulieren innerer Aufregung nennt Porges die vagale Bremse. TE Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 4 TE Da die innere Anpassungs-Fähigkeit und Regulation bei vielen von uns eingeschränkt ist, müssen wir ständig äußere Regulations-Hilfen in Anspruch nehmen, um uns in angenehme Zustände zu versetzen. Alkohol, Nikotin, Fernsehen, Computer-Spiele und andere Ablenkungen und Stimulantien sind nur einige der Möglichkeiten. Abgesehen von Körper-Verspannungen ist unsere unregulierte Gefühls-Lage ein weiterer Aspekt der Dysregulation. Neben unberechenbaren Körper-Symptomen sehen wir uns Schlaflosigkeit, Flashbacks, Alpträumen, dissoziativen Erfahrungen, Panik-Attacken, Phobien und anderen Angst-Störungen gegenüber. All diese Phänomene sind dabei nicht einmal an einen spezifischen Reiz, an ein erkennbares Ereignis gebunden, was sie zu einer beängstigenden Erfahrung werden lassen. In extremen Fällen zeigt unser Verhalten zwanghafte Züge als äußerliches Mittel, innere Instabilität auszugleichen. Mit dieser Blockade der neurozeptiven Reaktions-Fähigkeit können wir unser volles Potenzial weder erleben noch entwickeln und in der Folge auch das nicht genießen, was uns im Leben wahrhaft nährt. Wir organisieren das, was wir für unser Selbst halten, um einen Schutz-Prozess herum, den wir intuitiv nicht als unser wirkliches Selbst wahrnehmen. Diese Schutz-Funktion stellt eine wichtige Einschränkung auf unserem Weg dahin dar, ein resonanzfähiges Gefäß zu werden, das frei und ungehindert mit seiner Umwelt in Kontakt treten kann. Begleitung bei Disstress und Psychotraumata (BDP) Trauma-Therapie-Pyramide Somatic Experiencing Psychodynamisch Imaginative Trauma-Therapie Ego-State-Therapie EMDR Drei Phasen der Trauma-Therapie Trauma-Heilung F43 Trauma-Therapie-Pyramide Integration Trauma-Konfrontation innere Sicherheit tragfähige therapeutische Beziehung äußere Sicherheit BDP Somatic Experiencing BDP Bei Somatic Experiencing und anderen körperorientierten Ansätzen wird mit den Folgen des überwältigenden Ereignisses im Körper gearbeitet. Überlebens-Reaktionen wie Kampf, Flucht und Erstarrung, die vom Körper instinktiv vorbereitet wurden, konnten durch das überwältigende Geschehen nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Im Pendeln zwischen den traumatischen Erfahrungen und den vorhandenen Ressourcen wird die immense als Symptom im Körper zurückgebliebene, teilweise in Erstarrungs-Prozessen dissoziierte „Überlebens-Energie“ abreagiert und verarbeitet. Sich in der Therapie dem Körper wieder zuzuwenden, der die traumatischen Erinnerungen trägt, kann zu Beginn der Entwicklungs-Begleitung beunruhigend oder noch nicht möglich sein. Es erfordert Zeit, Geduld, Herz, Kreativität, Achtsamkeit und auch den Einsatz anderer, nicht körperorientierter Methoden, um die Basis für wirksames, aber möglicherweise auch ängstigendes körperorientiertes Vorgehen zu schaffen. Je abhängiger der Mensch von seinen traumatisierenden Bindungs-Personen ist, je früher und häufiger die verletzenden Erfahrungen gemacht werden, desto katastrophaler sind die Auswirkungen auf die Gehirn-Reifung, Entwicklung eines (Körper-) Selbst, Emotions-Entwicklung sowie Bindungs- und Beziehungs-Fähigkeit. Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie Die Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie (PITT), von Luise Reddemann entwickelt, ist ein tiefenpsychologisch fundierter Ansatz mit Resilienz-und Ressourcen-Orientierung und nutzt Imagination als heilsame Kraft. Durch kreativen Umgang mit Imaginations-Übungen und Arbeit mit Ego-States wird versucht, Möglichkeiten von besserer Selbst-Regulation einzuüben und ein Gegengewicht zum Schrecken zu entwickeln. Heilsame Bilder sowie Distanzierungs- und Beruhigungs-Techniken („Tresor“, „sicherer Ort“) werden als Gegengewicht zu den Bildern des Traumas entwickelt. BDP Ego-State-Therapie Als Schutz-Reaktion in einer überwältigenden Situation werden die mit der traumatischen Verletzung verbundenen intensiven Gefühle wie Angst, Wut, Scham usw. dissoziiert. Diese dissoziierten und oft fragmentierten Gefühle und Ich-Anteile (Ego States) können wie „eigene Persönlichkeiten“ ein Eigenleben entfalten, mit „eigenem“ Willen, „eigenen“ Gedanken und Gefühlen. Die Ego-State-Therapie hilft den Betroffenen, diese Ich-Anteile wieder besser in Richtung einer ganzheitlichen Persönlichkeit zu integrieren und miteinander zu verbinden. BDP EMDR BDP Entweder durch Augen-Bewegung, Fokus auf eine Licht-Quelle, Berührung oder durch Geräusche und gleichzeitiger Vorstellung der Trauma-Situation wird eine rechts-links Stimulierung der Gehirn-Hälften und damit eine beschleunigte Verarbeitung des Traumas im Gehirn angeregt. Im EMDR-Prozess können Gefühle, Gedanken, Erinnerungen oder Erinnerungs-Fragmente, Empfindungen und Körper-Reaktionen auftauchen, die mit den traumatischen Erfahrungen verknüpft sind. Der Fokus auf Finger-Bewegungen, Tapping etc. hält den Gegenwarts-Bezug aufrecht. So können die auftauchenden furchterregenden Gefühle und Körper-Reaktionen kleinschrittig zugelassen und der Vergangenheit zugordnet werden, ohne dass es erneut zur Dissoziation kommt. Drei Phasen der Trauma-Therapie (3P) Spiraliges Vorgehen Grundsätzliches zum Vorgehen Phase 1: Stabilisierung Phase 2: Trauma-Konfrontation Phase 3: Trauma-Verarbeitung Zyklus der Trauma-Verarbeitung BDP Spiraliges Vorgehen 3P 1. Stabilisierung 1a. Stabilisierung 3a. Verarbeitung 2a. Konfrontation 2. TraumaKonfrontation 3. Verarbeitung Traumatische Erfahrungen im Erwachsenen-Alter werden oft nur implizit gespeichert, vor allem dann, wenn ein Trauma-Opfer aufgrund der Überwältigung in der traumatischen Situation die explizite von der impliziten Verarbeitung des Geschehens dissoziiert. Erinnerungen wirken dann wie zeitlos im Erleben und Verhalten nach, ohne Teil der Narration des Lebens zu werden. Das Geschehene bricht in Form von Bildern, Empfindungen und Gefühlen in die Gegenwart des Erlebens und Verhaltens ein. Intrusion tritt an die Stelle von expliziter Erinnerung. Die kinästhetischen oder sensorischen Gedächtnis-Speicher öffnen sich bei traumatischen Flashbacks von selbst. Grundsätzliches zum Vorgehen Das Erlebte darf, muss aber nicht erzählt werden Grenzen respektieren (Traumatisierung hieß zumeist Grenz-Überschreitung) Vorsicht mit Körper-Kontakt (Auch hier können verletzte Grenzen berührt werden) Die eigene Möglichkeiten als Entwicklung begleitende Person und die Grenzen der Einflussnahme deutlich aufzeigen Sicherheit und Ruhe vermitteln (Setting, Raum etc.) Unterstützungs-Angebote unterbreiten, aber nicht aufzwingen Termine und Absprachen zuverlässig einhalten Die betroffenen Personen in Überlegungen/Schritte einbeziehen (Transparenz) Verwicklungen vermeiden Misstrauen des Gegenübers aushalten Wenn belastende Gefühle beim Betroffenen aufkommen: Orientierung & Wahrnehmung auf die Gegenwart fokussieren (Zeit, Ort etc.) P1 Phase 1: Stabilisierung (P1) Umgang mit Menschen in dieser Phase 1 Umgang mit Menschen in dieser Phase 2 Umgang mit Menschen in dieser Phase 3 Ressourcen-Aktivierung 1 Ressourcen-Aktivierung 2 Ressourcen-Aktivierung 3 Ein Dutzend Resilienz-Faktoren Stärkung der Aspekte von Resilienz Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 1 Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 2 3P Umgang mit Menschen in dieser Phase 1 In der ersten, der Stabilisierung gewidmeten Phase geht es darum, in einer Situation relativer Sicherheit Stabilisierung auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene zu erkunden. Umgang mit traumatisierten Menschen in dieser Phase: 1. Widerstands-Kräfte und körperlicher Gesundheit (Resilienz) stärken Die Wirkung eines Ereignisses hängt von der Resilienz einer Person ab. 2. (Körper-) Ressourcen finden Alle Fähigkeiten, Stärken, Beziehungen, Lebensumstände, die trotz oder auch wegen schlimmer Erlebnisse das Leben bereichern und erleichtern, werden als Ressourcen wertgeschätzt und anerkannt. Je mehr Ressourcen ein Mensch in seinem Leben hatte und hat, desto resilienter ist er oder sie. Wenn dissoziative Prozesse es erlauben, wenn die Annäherung an den Körper schon möglich ist, kann die Ressourcen-Aktivierung auch körperlich erfahren und verankert werden. Das wiederholte und übende Erspüren und Erleben von Körper-Ressourcen wie Kraft, Erdung, Grenzen und Zentrierung, die Verbesserung der KörperWahrnehmung zu allem, was sich schon im und mit dem Körper gut anfühlt, kann eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung von mehr Stabilität und Sicherheit sein. Durch die Hinwendung zu der Ebene der Körper-Empfindung und der KörperWahrnehmung kann sich hier bereits eine Achtsamkeit für die durch die Notfallreaktion des Körpers bedingten Über- oder Untererregung entwickeln. P1 Umgang mit Menschen in dieser Phase 2 Übererregung (Flucht und Kampf) gestaltbare Erregungs-Zone mit optimaler Interaktion und Selbst-Reflexion P1 Über den körperlichen Zugang können EntwicklungsBegleitende in dieser Phase beginnen, mit der Regulation dieser Erregungs-Muster zu arbeiten. Das Nerven-System lernt dabei, sich wieder flexibler zwischen Übererregung und Untererregung zu bewegen und sich innerhalb einer Zone mittlerer Erregung, dem „Toleranz-Fenster“, einzupendeln. Das subjektive Toleranz-Fenster vergrößert sich dadurch. 3. Stabile & tragfähige Beziehung zur Begleit-Person aufbauen Ganz besonders wichtig ist die Entwicklung der sicheren therapeutischen Beziehung als wesentliche Ressource. Untererregung (Erstarrung und Totstellen) 4. soziale Unterstützung organisieren 5. berufliche Perspektiven entwickeln 6. Gegenwarts-Bezug stärken 7. Täter-Kontakt vermeiden 8. Psycho-Edukation zur Traumatisierung und zur Trauma-Therapie einbringen Hilfreich ist hier auch Psycho-Edukation, um das eigene bedrohliche innere Erleben verstehen zu können. Umgang mit Menschen in dieser Phase 3 Kraft-Quellen (Ressourcen) emotionale und mentale Stabilität sichere therapeutische Beziehung positivere KörperWahrnehmung (Empfindungen, Bewegungen, felt sense) P1 9. traumbedingte Erregungs-Muster (Über- oder Untererregung = window of tolerance) regulieren Der Prozess findet innerhalb des tolerablen ErregungsNiveaus statt 10. Methoden zur Distanzierung von bedrohlichen inneren Prozessen erwerben Entwicklung eines beobachtenden Bewusstseins (z. B. sicherer Ort, Tresor, inneres Team, Bildschirm-Technik, Verletztes in Sicherheit bringen) Insgesamt in einer Situation größtmöglicher Sicherheit (Bedrohung muss real vorüber sein) trotz oder wegen der schlimmen Erlebnisse im Leben Ressourcen der Stabilisierung erkunden, anerkennen und wertschätzen auf Ebenen Körpers, wenn dissoziative Prozesse es erlauben, also Annäherung an den Körper schon möglich ist (Wo ist der sichere Ort in deinem Körper? Wo könnte er sein? Wo fühlt es sich in deinem Körper gut und sicher an?) auf Basis der Erfahrung von Empfindungen (Spür-Bewusstsein), Kraft, Erdung, Grenzen und Zentrierung, der Ressourcen (Fähigkeiten, Stärken) der Gefühle (Regulierung der Kern-Affekte und der kategorialen Emotionen), der Mentalität (Psychoedukation, um das eigene bedrohliche Erleben verstehen zu können) und des Sozialen (Beziehungen, die das Leben bereichern und erleichtern, u. a. sichere therapeutische Beziehung). Ressourcen-Aktivierung 1 P1 Stabilisierung im Rahmen von Entwicklungs-Begleitung bei Disstress und Psychotraumata bedeutet eine Vermehrung der Ressourcen, über die die Entwicklung suchende Person verfügen kann. innen • • • • • • • • • hypnoimaginative Übungen sicherer Ort im Körper Reframing der Symptome Coping-Strategien Was soll bleiben, wie es ist? Information über Symptome Erwerb der Fähigkeit zur Kontrolle der eigenen Emotionen und Impulse Ich- und Selbst-Wert-Stärkung Erleben von Kompetenz und Selbst-Wirksamkeit Vergangenheit • • Kompetenzen, die vor dem Trauma zur Verfügung standen Ausnahmen vom Problem-Erleben Gegenwart • • • • • • • • äußere Sicherheit gewährleisten 5-4-3-2-1-Technik (sehen, hören, spüren) Achtsamkeits-Übungen Grounding-Übungen andere positive Körper-Erfahrungen soziale Ressourcen aktivieren Erfolgs-Erleben ermöglichen wohltuende Aktivitäten (Genuss-Fähigkeit) außen Zukunft • • • Entwicklung positiver Zukunfts-Visionen Wunder-Frage Gegenwart von der Zukunft her betrachten Ressourcen-Aktivierung 2 P1 Ressourcen-Sammlung: Besondere körperliche, handwerkliche, emotionale, soziale, geistige und künstlerische Fähigkeiten und Begabungen Glückliche Momente, heilsame Ereignisse und Momente, in denen man sich besonders wertgeschätzt gefühlt und Herausforderungen gemeistert hat Hilfreiche Personen, positive Vorbilder als Menschen, die man kannte oder noch kennt (Auch fiktive Charaktere), deren Fähigkeiten und Eigenschaften man gern erlangen möchte und hilfreiche Haustiere Wissen darum, für jemanden besonders wichtig (gewesen) zu sein Positive, heilsame Erfahrungen mit und in der Natur, aus Träumen und WeisheitsGeschichten und mit Imaginationen, mit Kunst (Bilder, Musik) und mit Spiritualität Spirituelle Symbole und Erfahrungen Günstige äußere Voraussetzungen Fragen: Was läuft gut bei dir? Wo liegen deine Stärken? Was kann bei dir vorerst so bleiben, wie es ist? Wofür wirst du von anderen Menschen wertgeschätzt? Welche Fähigkeiten, über die du bereits verfügst könnten dir helfen, die aktuelle Problematik zu klären und zu lösen? Was könntest du Gutes für dich tun? (Selbstfürsorge, Selbstberuhigung) Wie hast du ähnliche Probleme in anderen Situationen schon zufriedenstellend und erfolgreich gelöst/bewältigt? Wie könnte ich dich bei der Lösung deiner Probleme unterstützen? Ressourcen-Aktivierung 3 Wege zu Ressourcen: Freude-Lebens-Lauf und Freude- und Erfolgs-Tagebuch (Was hält mich im Leben? Was ist mit bisher gut gelungen? Woran erfreue ich mich? Worauf freue ich mich?) Übungen der Dankbarkeit (Bin ich dankbar für all die kleinen Gegebenheiten des Alltags, in denen ich mich wohl fühle und in denen mir etwas gelingt?) Gute Körper-Erfahrungen (Inwiefern kann ich mich auf meinen Körper verlassen? Gibt es Momente, in denen ich mich in und mit meinem Körper wohl gefühlt habe oder wohl fühle?) Notfall-Koffer (Worauf kann ich zurückgreifen, was kann ich zur Hilfe nehmen, wenn es mir schlecht geht? Was packe ich in diesen virtuellen oder realen Koffer?) Fähigkeiten und Tugenden, Rituale (Worin bestehen meine Fähigkeiten und Stärken?) Lesen von Bilder- und Kinder-Büchern (Es geht um Einfachheit und Gefühle.) Achtsamkeits-Übungen (Ich lassen mich atmen und folge meinem verlässlichen Atem.) Kontemplation (Ich versenke mich in ein Thema, dass für mich Bedeutung hat.) Flow-Zustände ermöglichen (Flow ist der Geistes- und Gemütszustand, in den wir eintreten, wenn wir selbstvergessen ganz in unserem Tun aufgehen wie einst im Kinder-Spiel.) P1 Ein Dutzend Resilienz-Faktoren P1 1. In der Kindheit mindestens auf eine feinfühlige, beantwortende und fürsorgliche BezugsPerson zurückgreifen können 2. Hohe Selbst-Wirksamkeits-Erwartung durch häufige Selbst-Wirksamkeits-Erfahrung (Ich kann und will auf viele Situationen im Leben Einfluss nehmen.) 3. Hohe Emotional- und Sozialkompetenz zusammen mit intra- und interpsychischer Intelligenz (Ich ahne, was in mir und in anderen vorgeht.) 4. Bei anderen Unterstützung mobilisieren, sich Hilfe organisieren können (Ich kann um Hilfe bitten und Hilfe ohne Selbst-Wert-Einbuße akzeptieren.) 5. Denken, lachen, hoffen, sich freuen, sich begeistern und dankbar sein 6. Dem Leben einen eigenen Sinn verleihen (Ich weiß, was mich erfüllt und befriedigt.) 7. Experimentell, kreativ und flexibel handeln 8. Das eigene Verhalten unterbrechen und reflektieren (evtl. mutige Metakommunikation), wenn es nicht mehr zu passen scheint 9. Auf Gelegenheiten flexibel reagieren und sich Optionen (Plänen B und C) schaffen 10. Erfahrungen und Beziehungen suchen, die für die Entwicklung gesund sind (Was tut mir im Leben gut?) 11. Überzeugung, dass Veränderungen eine willkommene Herausforderung und Entwicklungs-Chance bedeuten 12. Charakter-Stärken und Tugenden aufrechterhalten und entwickeln Stärkung der Aspekte von Resilienz P1 1. 1Du bist an Neuem interessiert, stellst Fragen, willst wissen, wie Menschen ticken und Dinge funktionieren und experimentierst mit sozialen, technischen und natürlichen Prozessen, passt dich schnell an möglicherweise nutzbringende Veränderungen an, bleibst lernbereit und hoch flexibel. 2. Du lernst fortwährend aus deinen Erfahrungen einschließlich der Fehler, Unfälle, misslungenen Experimente und problematischen Erlebens-Situationen und aus denen anderer Menschen. 3. Du brauchst es und erwartest, dass Dinge für dich und andere gut laufen, gehst liebevoll mit dir um, passt gut auf dich auf, spielst mit neuen Entwicklungen, findest Freude und Leichtigkeit, kannst über dich selbst lachen (Humor) und verwandelst, wo irgend möglich, Unglück in Glück. 4. Du ahnst Probleme, Konflikte, Krisen und Entwicklungs-Fallen im Voraus und meidest präventiv, auch durch beratende Unterstützung durch erfahrene andere, unnötige Schwierigkeiten. 5. Du beachtest dein Selbst-Bewusstsein, Integrität, innere Stimmigkeit, Selbst-Wirksamkeit, SelbstVerantwortung und Selbst-Wert-Gefühl und entwickelst dich darin achtsam weiter. 6. Du interessiert dich für andere, auch dir vorerst fremd und schwierig erscheinende Menschen, suchst mit Empathie einen verständnisvollen Zugang zu ihnen und hörst ihnen aufmerksam zu. 7. Du denkst dir kreative Lösungen für Herausforderungen aus, erfindest neue Wege der ProblemLösung und vertraust dabei deiner Intuition und deinem Herzen. 8. Du beachtest bei Bewältigung von Abschieden und Verlusten auch die emotionalen Aspekte, erlaubst dir zu trauern, würdigst das Gewesene und lässt die Vergangenheit los. 9. Du erwartest, dass schwierige Situationen sich schließlich gut entwickeln und machst mit dem weiter, was gut tut und dir hilfreich und entwicklungsförderlich erscheint. 1 0. Du unterstützt andere in ihrer psychischen und sozialen Entwicklung und bringst Stabilität, Zuversicht und Handlungs-Ideen in Zeiten von Unsicherheit und Aufruhr ein. Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 1 P1 Offene, einladende Fragen, Anregungen und Erlaubnisse: Was spürst du in deinem Körper? Wo spürst du das? Was erlebst du gerade? Was bemerkst du noch? Würdest du bei dem Gefühl/der Empfindung bleiben wollen und spüren, was geschieht? Welche Eigenschaften hat diese Empfindung? Hat sie eine Größe, Form, Material, Farbe, ein Gewicht, eine Bewegung und Richtung? (Geht der Druck/Schmerz/die Wärme oder Kälte von innen nach außen oder umgekehrt? Kannst du einen Mittelpunkt und/oder eine Grenze feststellen?) Wenn du in dies Gefühl/diese Empfindung hineinspürst, was geschieht dabei in deinem übrigen Körper? Wenn du dieses… in deinem… spürst, welche Auswirkungen hat das im Moment auf deinen…? Was passiert als Nächstes? Wo geht die Empfindung hin, wenn du ihr folgst? Wie verändert sie sich? Worauf bewegt sie sich zu oder wovon bewegt sie sich weg (wenn sie könnte)? Wie sieht die Bewegung aus? Wie kannst du sie körperlich ausdrücken? Was geschieht, wenn du die Bewegung verlangsamst oder beschleunigst, sie größer oder kleiner werden lässt? Wenn du es magst, kannst du die Empfindung auskosten und vertiefen. Erlaube dir, diese angenehme Empfindung sich in deinem Körper ausdehnen zu lassen und zu genießen? Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 2 P1 Worte: klamm, kalt, eiskalt, kühl, frostig, eisig, Gänsehaut, trocken, vertrocknet, verwelkt warm, heiß, schwitzig, feurig, brennend, feucht wacklig, zitternd, bebend, erregt, zuckend, vibrierend, pulsierend, flatterig schneidend, beißend, ziehend, stechend, juckend, pochend, hämmernd, klopfend, würgend schief, krumm, einseitig, unbalanciert, unausgewogen, aus dem Lot entspannt, ruhig, friedlich, sanft, seidig, angenehm, harmonisch, ausgewogen schwindlig, undeutlich, verschwommen, verwischt, vernebelt, trübe, diffus, leicht, federleicht, mühelos, schmetterlingsgleich, offen, frei, schwebend weich, elastisch, beweglich, strömend, weit, sich weitend, Raum gebend, sich öffnend, wellenförmig, wohlig, munter, rund, fließend schwer, kantig, träge, zäh, beengend, müde, todmüde, teigig, klebrig, geleeartig, klumpig plump, stockend, stecken geblieben, verhärtet, sich zusammenziehend, angespannt, verspannt, verhakt, verschroben, verschoben stark, fest, gespannt, wach, wie aufgeweckt, kräftig, schwach, gefühllos, starr, dumpf, wie betäubt, mürbe, leblos, prickelnd, kribbelnd, wund, lahm, einschlafend wie abgetrennt, losgelöst, wie fortgespült, wie nicht zu mir gehörig, fern, fremd, mich hinfort treibend aufsteigend, absteigend, nach innen, nach außen, nach vorn, nach hinten, vordringend, zurückweichend weh, aua, schmerzhaft, weinerlich, belämmert Phase 2: Trauma-Konfrontation (P2) Ziel-Setzungen in dieser Phase 1 Ziel-Setzungen in dieser Phase 2 Erregungs-Modulation Interventionen zur kognitiven Neuorientierung Interventionen zur emotionalen Neuorientierung Interventionen zur Selbst-Wert-Erhöhung 3P Zielsetzungen in dieser Phase 1 In der Phase 2, der Trauma-Konfrontation, entwickelt die Unterstützung suchende Person in der sicheren Begleitbeziehung auf Grundlage größerer Stabilität, wiederentdeckter oder neu gefundener Ressourcen und einer verbesserten Körper-Wahrnehmung die Fähigkeit zur Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen oder den Symptomen, die darauf hinweisen. Körperliches Erleben von lustvoller Kraft und Energie, Lebendigkeit einschließlich Aggression, Stand-Vermögen und Beweglichkeit, Lachen und Freude, Spiel und Tanzen angstfreier Kontakt, Entspannen, Wohlgefühl und befreites Atmen Das Nerven-System soll aus traumabedingter Starre herausfinden, ständige Kampf- und Flucht-Bereitschaft ablegen, Über- und Untererregung regulieren können und wieder zu größerer Flexibilität finden. P2 Zielsetzungen in dieser Phase 2 anscheinend normale Person dissoziierte Anteile emotionaler PersönlichkeitsAnteil = verletzte Person, meist kindliche Anteile TäterIntrojekte = verletzende Anteile, meist enge BezugsPersonen Konfrontation mit traumatischen Erinnerungen oder Symptomen, die darauf hinweisen, u. a. TäterIntrojekte und verletzte kindliche Anteile Traumatischen Stress (sich zeigend in MuskelSpannungen) über Empfindungen und Bewegungen (bottom up von der Körper-Ebene her) verlangsamt und Überforderung vermeidend selbstgesteuert spüren, beruhigen und entladen: „Seien Sie sich Ihrer Körper-Teile bewusst, die bereits entspannt sind. Nun spüren sie in die verspannten Stellen und nehmen sie die kleinsten Veränderungen wahr. Achten Sie darauf, welche Bewegung in dieser Spannung steckt, welche Bewegung ihr Körper machen will.“ Unterbrochene Abwehr-Bewegungen (Herausfinden aus der Immobilisation, unvollendete Kampf- und Flucht-Impulse) entdecken und Mobilisierung für neue, effektive Abwehr-Bewegungen (im Sinne des Überlebens bei Gefahr reagieren können durch schützen, kämpfen, fliehen) P2 Erregungs-Modulation P2 Sich in der Therapie dem Körper zuzuwenden, der die traumatischen Erinnerungen trägt, kann zu Beginn beunruhigend oder gar unmöglich sein. Das Braucht Zeit, Geduld, Herz, Kreativität, Achtsamkeit und den Einsatz andere, nicht körperorientierte Methoden. 1. Bei parasympathischer Immobilisierung durch Schock-Erleben, chronische Vernachlässigung und chronischen Missbrauch (entleertes, erstarrtes, implodiertes Selbst im Zustand einer parasympathischen - dorsaler Vagus - Übererregung): a. b. c. d. Sicherheit einer Bindung herstellen (ventralen Vagus als Bindungs- oder Sozial-EngagementSystem aktivieren) Bindungs-Erfahrungen sind entscheidende psychobiologische Schutz-Mechanismen. Menschen beruhigen (Atmung und Kontakt – sicherer Ort – regulieren und modulieren) Lähmung auflösen (Zentrierung, Erdung und sanfte Massage) Ressourcen einer sympathisch innervierten Fähigkeit zu Flucht und Kampf zurückgewinnen 2. Bei sympathikotoner chronischer Übererregung infolge andauernder oder blockierter Angst oder von Wut a. b. c. Sicherheit einer Bindung herstellen Spannung befreien (in sehr dosierter Form, um Retraumatisierung zu verhindern) stressphysiologischen Ausgleich durch Förderung parasympathischer Zustände herbeiführen 3. Bei Einschränkung der ventralen vagalen parasympathische Aktivität: a. b. Gefühl sicherer Bindung aufbauen Herausforderungen aus dem sozialen Getragensein (z. B. andere um Unterstützung bitten) heraus bewältigen Interventionen zur kognitiven Neuorientierung Sicherheit „Kann die Person dich heute noch verletzen?“ „Bist du hier in Sicherheit?“ Verantwortung und Schuld „Wie alt warst du damals?“ „Wenn es dein Kind wäre, würdest du es dafür verantwortlich machen?“ Entscheidungs-Freiheit „Welche Wahl hast du heute?“ „Was kannst du heute tun, um dich sicherer zu fühlen?“ Selbst-Wert Nicht deine Reaktionen sind unnormal, sondern das Erlebte ist unnormal. „Wie kann du heute besser, freundlicher mit dir umgehen?“ „Was denkst du über dich? Wie kannst du selbstabwertendes Denken verändern?“ P2 Interventionen zur emotionalen Neuorientierung Wut Wenn angemessen, dann ausdrücken Wenn unangemessen, dann blockieren und primäre Gefühle herausarbeiten Ekel „Was ist heute noch an dir ekelig?“ Ohnmacht, Wut, Schuld „Was möchtest du heute dem Täter gern sagen oder tun?“ „Was geschieht, wenn du als Erwachsener die Szene betrittst?“ „Was möchtest du gern für dich tun und dir selbst sagen?“ Scham „Wer müsste sich eigentlich schämen?“ Schuld „Warum hast du damals so gehandelt, wie du gehandelt hast?“ „Wer war vor dem Gesetzt schuldig?“ „Wie würdest du bei jemandem anderen darüber denken?“ Angst, Ohnmacht „Was weißt du heute?“ „Was könntest du heute tun?“ P2 Interventionen zur Selbst-Wert-Erhöhung Zu hohe, zu strenge Wert-Maßstäbe sind oft die Grundlage für ein negatives Urteil über sich selbst. Welche Vergleich stellen sie bei sich an? Wie wirkt sich das aus? Ziele: Immer seltener selbstabwertend mit sich umgehen. Immer häufiger das Positive bei sich wertschätzen. Fair zu sich selbst sein. „Waffen-Stillstand“ mit sich schließen. Es sich manchmal leichter machen. Sich Fehler erlauben. Qualitäts- und Quantitäts-Ansprüche reduzieren. Nicht immer alles allein machen. Sich selbst loben und ermutigen. Ein Symbol finden für den liebevollen Begleiter. Es soll daran erinnern, fürsorglicher mit sich selbst umzugehen. Der Begleiter erlaubt einem, Dinge zu tun, die angenehm sind oder gut tun. Lernen, dem inneren Kritiker Widerworte zu entgegnen, ihm pfiffig, frech, unverschämt und selbstbewusst das Wort abzuschneiden. P2 Phase 3: Trauma-Verarbeitung Traumatische Erfahrung gilt es zu verarbeiten (Hippocampus und Neocortex), also die fragmentierten, abgespaltenen Erinnerungs-Stücke zusammenzufügen (körperlich, sprachlich, zeitlich – es ist vorbei) In dieser dritten Phase der Trauma-Verarbeitung geht es um Betrauern der VerlustErfahrungen und der Schmerzen, Neugestaltung und Sinn-Suche. Wie kann ich meine negativen Überzeugungen verändern/aufgeben? Wie kann ich meine Scham- und Schuld-Gefühle verarbeiten? Wie gehe ich künftig mit Wut und Verzweiflung um? Wie will ich künftig leben und arbeiten? Wie will ich fürsorglicher mit meinem Körper umgehen? Was habe ich aus dem belastenden Erfahrungen für mein Leben gelernt? Wie gehe ich konstruktiv mit meiner eigenen Lebens-Geschichte um? Was sonst ist mir wichtig? Es kann sehr schmerzhaft sein sich an traumatische Erfahrungen zu erinnern, anzuerkennen, was passiert ist, Scham- und Schuld-Gefühle zu verarbeiten, die traumatisch bedingten Verluste zu betrauern und mit Sinnfragen, Wut und Verzweiflung umzugehen. Die therapeutische Beziehung kann Übungs-Feld sein für Erfahren eines positiven Körper-Gefühls, Experimente mit Gefühls-Ausdruck und Aggression, Einüben von Nähe-Herstellung und Distanzierung/Grenz-Ziehung, Austragen von Konflikten Einüben neuer Handlungs-Möglichkeiten 3P Zyklus der Trauma-Verarbeitung 3P Abwehr traumatische Situation Schreck, Entsetzen, Aufschrei, emotionale Überflutung I Relativer Abschluss des Zyklusses Vermeidung, Verleugnung, Abstumpfung II IV III Intrusion als Durcharbeiten sich aufdrängende Bilder, Gefühle, Gedanken kontrolliertes Wiedererleben Lockerung, Schwächung der Abwehr Trauma-Heilung (TH) BDP Exzerpt aus: Johannes B. Schmidt: „Der Körper kennt den Weg – Trauma-Heilung und persönliche Transformation“, 2008 Entwicklung, Körper-Arbeit und Trauma-Heilung Ziel-Setzungen und Haltungen für EntwicklungsBegleitung Fähigkeiten der Entwicklung-Suchenden Gesundung und spirituelle Integration 1 Gesundung und spirituelle Integration 2 Ressourcen Pendeln Distanzierung Grenzen schaffen Kontrolle aufgeben Auf das Herz hören Selbst-Erforschung Von Immobilisierung zu Kampf-und-Flucht Von Kampf-und-Flucht zu Sozialkontakt Aufstellungs-Prozess-Arbeit Entwicklung, Körper-Arbeit und Trauma-Heilung TH Der Schlüssel, um eine Veränderung unserer dynamischen Körper-Struktur einzuleiten, ist die Art, wie wir mit dem kostbaren Gut Aufmerksamkeit umgehen. Die Tatsache, dass uns alles, was wir von der Empfängnis bis etwa zum Alter von drei Jahren, also in der präverbalen Phase unseres Lebens, erfahren, weder sprachlich noch bewusst zugänglich ist, verschleiert und verdunkelt diesen extrem wichtigen Teil unseres Lebens und macht ihn für unsere gewohnten rationalen Problemlöse-Strategien unzugänglich. Menschliches Verhalten ist in weiten Teilen besser aus der physiologischen neurozeptiven Regulation als aus dem beobachtbaren Willkür-Verhalten zu verstehen. Trauma-Heilung wird zur Herausforderung, unsere heiß geliebte kognitive Kontrolle, unser Verstehen und Erklären zu Gunsten von direktem Erleben zurückzustellen. Wir müssen uns an eine Haltung des Lauschens, der Beobachtung und Teilhabe sowie des Vertrauens in die bevorstehenden autonomen, physiologisch angetriebenen SelbstHeilungs-Prozesse gewöhnen. Die meisten Menschen, die Überwältigung und Grenz-Verletzung erlebt haben, entfernen sich mit ihrer Aufmerksamkeit von sich selbst und versetzen sich ins gegenüber, um Bedrohung, Gefahr oder anderen Reaktionen vorwegnehmend zu begegnen. Es ist schwierig für sie, die überwachende Kontrolle aufzugeben. Aus diesem Zustand übersteigerter Wachsamkeit und erhöhter Empfindsamkeit überprüfen sie ihre Umwelt und durchschauen sie die Entwicklungs-Begleitenden. Sie brauchen die Authentizität, Stimmigkeit, Wahrhaftigkeit und Verletzlichkeit der Begleitenden, um sich auf das Risiko einzulassen, ihre eigene Verletzlichkeit zu zeigen. Ziel-Setzungen und Haltungen (ZuH) für Entwicklungs-Begleitung Ziele und Haltungen 1 Ziele und Haltungen 2 Ziele und Haltungen 3 Ziele und Haltungen 4 Ziele und Haltungen 5 Ziele und Haltungen 6 Ziele und Haltungen 7 Ziele und Haltungen 8 Ziele und Haltungen 9 Ziele und Haltungen 10 TH Ziele und Haltungen 1 ZuH Wir müssen sehr offen und aufmerksam bleiben, ohne absichtsvoll zu agieren. Die Dissoziation der Entwicklung suchenden Person ist dann oft nicht mehr notwendig, wenn der Raum von absichtsvoller Aufmerksamkeit befreit und für deren forschenden Achtsamkeit verfügbar ist. Mit der Zeit und einiger Erfahrung wird die Begleit-Person lernen, wohin sie ihre Aufmerksamkeit bringen muss, um die Fähigkeit der Entwicklung suchenden Person zu entwickeln, anwesend zu bleiben. Unsere Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu lenken und abzuziehen, ist ein wesentlicher Faktor bei der Bereitstellung eines heilenden Raumes für die EntwicklungSuchenden. Es geht darum, dass die Entwicklung suchende Person erfährt, von einer milden, sanften Präsenz eingehüllt zu sein, die tröstend auf unsere Seele, beruhigend auf unseren Geist und wärmend auf unser Herz wirkt. einladen, anerkennen, Zeuge sein, beobachten, beruhigen und die Wirklichkeit der sich entfaltenden Erfahrung bestätigen. Begegnet die Begleit-Person der Entwicklung suchenden Person aus einer Position des Inneren Raumes, aus der Haltung des Zeugen und der Akzeptanz heraus, so teilt sich das nonverbal per Resonanz den Entwicklung-Suchenden mit. eine Beobachter-Position erlangen, die Fähigkeit, uns von der unmittelbaren Erfahrung zu distanzieren, um vom „erlebenden Selbst“ zum „beobachtenden Selbst“ zu gehen, das über mehr Sicherheit verfügt. Ziele und Haltungen 2 ZuH Wir müssen Kontakt halten zu unserem eigenen Prozess und zu dem umgebenden größeren Feld. der Entwicklung suchenden Person mit der Qualität unserer Präsenz helfen, in ihren eigenen Zustand innerer Teilhabe zu gelangen und dadurch ihr eigenes Heilwerden einladen. Es ist eine Kunst, mit der eigenen inneren Präsenz zu arbeiten und durch die eigene Aufmerksamkeit gesunde Zustände in der Entwicklung suchenden Person zu unterstützen, indem wir eine sichere und liebevolle Umgebung zur Verfügung stellen und sie halten, ganz gleich, was geschieht. Es ist eine Kunst, von Wesen zu Wesen, von Herz zu Herz zu arbeiten. Es ist eine Kunst, mit dem in Kontakt zu sein, was letztendlich über den Trauma-Kontext hinausgeht und was beide, die Entwicklung suchende wie die begleitende Person, mit den größeren nährenden Kräften eines weiteren Feldes in Verbindung bringt. lernen, wie wir Zeuge dieses ewig ablaufenden Prozesses des Lebens sein können als ersten Schritt beim Ausbruch aus den sich ständig wiederholenden Zyklen eng begrenzter Selbst-Regulation. unsere Aufmerksamkeit auf die körperlichen Empfindungen und Reaktionen richten, die unseren wiederkehrenden Erfahrungs-Mustern zugrunde liegen. die von Natur aus gesunden Körper-Prozesse einladen, indem wir günstige soziale und räumliche Bedingungen für achtsame Wahrnehmung dieser Prozesse schaffen. So erreichen wir mehr Stimmigkeit und Flexibilität im Umgang mit inneren Eigenzuständen. Ziele und Haltungen 3 ZuH Wir müssen unsere körperliche Regulations-Fähigkeit wieder herstellen, um in jedem Moment unseres Lebens die Frische der Sinnes-Wahrnehmung wiederzuerlangen. Das erhöht unsere Lebens-Qualität enorm. Trauma oder geschwächte Präsenz ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass wir zu eng mit einer bestimmten Erfahrung und gleichzeitig auch mit der begleitenden Menge an Emotionen verbunden sind. In der Lage zu sein, unseren Körper vom Zustand der Alarm-Bereitschaft und Übererregung zu befreien, der nicht mehr aktuell ist, da die Quelle der Bedrohung nicht mehr existiert, klärt unsere Physiologie zugunsten der Fähigkeit, ganz und gar präsent zu sein. gut für den eigenen Körper sorgen uns informieren, uns aktuelles Fach-Wissen aneignen eigene Grenzen wahrnehmen und setzen zu einer guten Balance von Nähe und Distanz zu anderen Menschen finden die eigenen Ressourcen kennen und nutzen, uns körperlichen und seelischen Ausgleich schaffen Kollegiale Fall-Beratung (Intervision) und Supervision wahrnehmen und uns rechtzeitig Unterstützung bei schwierigen Fällen organisieren eigene Verletzungen heilen Ziele und Haltungen 4 ZuH Interventions-Erfolg hängen ab vom inneren Zustand der Person, die interveniert. Insgesamt ist eine einladende, respektvolle und achtsame Haltung ohne übergriffige oder gar heilend wollende Absichten anzustreben. Beobachter-Haltung, Zuhören sowie das Anbieten von Raum und Zeit sind ausschlaggebend für die Entwicklung eines nach innen gerichteten LösungsProzesses, der auf scheinbar spektakuläres Ausagieren verzichten kann. Es geht um den Aufbau eines sicheren Beziehungs-Feldes zwischen Entwicklung begleitenden und Entwicklung suchenden Person. Die Person muss gehört werden. Es ist die höchste Verantwortung der Entwicklungs-Begleitenden, ihren eigenen sich entfaltenden Prozess gut genug kennenzulernen, um flexible Zuhörer für die persönlichen Prozesse anderer zu werden. Zeit und Raum, Ruhe und respektvolle Aufmerksamkeit für die Ausdrucks-Fülle der Entwicklung-Suchenden werden bereit gestellt, ohne ihnen zu erlauben, nochmals in die vegetative und emotionale Überwältigung der Schock- und Trauma-Situation einzutreten. Ein traumatisierendes Überwältigungs-Erlebnis ist als Verletzung des persönlichen Raumes und der als gegeben angenommenen persönlichen Grenzen zu sehen. Die Wiedereinführung von Raum stellt die erste Vorbedingung dafür dar, dass die Entwicklung suchende Person im Hier und Jetzt verweilen kann, ohne übermäßig auf der Hut zu sein. Ziele und Haltungen 5 ZuH Als Begleitende dürfen wir den sich entfaltenden autonomen Prozessen nicht im Weg stehen, sondern müssen Hüter der inneren Räume und eines sicheren ProzessRahmens sein. Es geht um den Erwerb einer zuhörenden Haltung, die zurückhaltend ist, gewaltlos, respektvoll, wertschätzend und einladend. Dies erlaubt den autonomen Prozessen, aufzutauchen und sich in ihrer eigenen weisen Form zu entfalten. Unterbrechen, Bedrängen, Antreiben oder Besserwissen führen zu Störungen. Ziel ist eine unparteiische, mitfühlende Beobachter-Haltung der Entwicklung begleitenden Person, die auf absichtsvollen Zugriff, Änderungs- und Heilungs-Intention verzichtet. Als Entwicklungs-Begleitende ist es in diesem Zusammenhang wichtig, unsere invasive Aufmerksamkeit als Neugier, Hilfs-Bereitschaft und mitfühlendes Nachfragen im Zaum zu halten. Diese Zurückhaltung ist die grundsätzliche Vorbedingung, wenn wir mit traumatisierten Menschen arbeiten. Es geht um des Erwerb eines tiefen Wissens darum, dass keine die Entwicklung begleitende Person – kein Berater, kein Arzt, kein Psychotherapeut – heilen kann. Die Klarheit darüber, dass Heilung anderswo herkommt und dass sie sich in einem heilenden und manchmal heiligen Raum durch den innere Behandlungs-Plan des Körpers manifestiert. Dies verlangt eine demütige Präsenz, die auf die Anzeichen von Gesundheit lauscht, wo immer die anzutreffen sind. Ziele und Haltungen 6 ZuH Entwicklungs-Begleitende entwickeln in sich eine intakte innere Navigation, d. h. sie erwerben Fähigkeit zur aufmerksamen Verfolgung der wirkenden Kräfte im eigenen und im Körper der Entwicklung suchenden Person während des Prozesses. Diesen Kräften folgen und vertrauen sie, auch wenn der Verstand es in diesem Augenblick nicht versteht. „Nach-Denken“ kommt später. Es geht um den Erwerb der Fähigkeit, die Geschwindigkeit des inneren Prozesses bei der Entwicklung suchenden Person durch „Niederlassen im eigenen Körper“ zu verlangsamen. Wirksame Begleit-Prozesse hängen im Wesentlichen davon ab, dass ein sicherer, nicht beurteilender Rahmen geschaffen wird, in dem ein Mensch einfach sein und so sich selbst begegnen kann. Aufgabe der Entwicklungs-Begleitenden ist die respektvolle und behutsame Führung der Personen zu dem Punkt, an dem sie die Kontrolle über den Körper aufgeben können, und zwar auf regulierte, sichere und gehaltene Art und Weise. Es ist unsere Aufgabe als Entwicklungs-Helfer, fließendes Prozess-Vermögen und ein gefühltes Verständnis für innere Wirklichkeiten zu entwickeln und dabei zu helfen, die Entstehung des Prozesses einer Person einzuladen, ohne im Weg zu stehen. Es bedarf der echten Wertschätzung seitens der Begleitenden für die uneingestandenen Gefühle der Entwicklung suchenden Person als wesentliche Bestätigung der Wirklichkeit der traumatisierenden Ereignisse bzw. der Ereignis-Abfolgen und ihrer Wirkung auf diese Person. Ziele und Haltungen 7 ZuH Ich nehme keine überlegene Haltung denen gegenüber ein, die Selbst-Erforschung suchen. Bedingungslose Akzeptanz und tiefe Liebe zum Menschsein bilden die unverzichtbare Grundlage für die Möglichkeit von Heilung. Erforderlich ist eine gute Verwurzelung im Hier und Jetzt verbunden mit der Bereitschaft, das Wahrnehmungs-Feld im Sinne der Bedürfnisse der inneren Situation der Entwicklung suchenden Person zu erweitern und anzupassen. Ich muss als die Entwicklung anderer begleitende Person mehr ich selbst sein, um anderen dabei helfen zu können, herauszufinden, wer sie sind, welche Resonanz meine Gegenwart in ihnen auslöst und ihre Präsenz in mir. Ich muss authentischer sein, kongruenter und in Verbindung mit meiner SeinsNatur, um die Menschen zu ermutigen, ebenfalls auf stimmigere Weise sie selbst zu werden. Ich muss als Entwicklung begleitende Person lernen, auf einer ständig tiefer werdenden Ebene mich meiner eigenen Scheu, Verletzlichkeit und Zurückhaltung zu stellen und sie als Teil von mir anzuerkennen und in Besitz zu nehmen. Ich zeige mich und mache mich als Person, die ich bin, verletzlicher. Es bedarf der Fähigkeit, sich der eigenen Hilflosigkeit zuzuwenden und zu erkennen, dass die Entwicklung begleitende Person auf Achtsamkeit, Verbindung zu einer spirituellen Quelle und manchmal dem demütigen Gefühl von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Gnade angewiesen ist, um tiefste Verwundung anderer halten zu können. Ziele und Haltungen 8 ZuH Wir müssen als Begleitende verstehen und darüber staunen, dass autonome Veränderungs-Prozesse von innen heraus angestoßen werden, ohne dass wir aktiv eingreifen. Diese Prozesse wollen nicht von außen durch ständige Aktion und Manipulation angeordnet, sondern angehört und eingeladen werden. Als Entwicklung begleitende Person diene ich als Katalysator und Werkzeug, das innere Tor zu finden, um Kongruenz, Stimmigkeit und eine Beziehung zur umgebenden Umwelt zu finden, die in Resonanz ist mit Ganzheit, Gesundheit, Lebens-Sinn. Entwicklungs-Begleitende sind bereit, professionell „nackt“ zu sein, d. h. jegliche professionelle Überlegenheit loszulassen und der Entwicklung suchenden Person von Wesen zu Wesen zu begegnen. Es ist eine Kunst, von Wesen zu Wesen und von Herz zu Herz zu arbeiten. Diese Kunst bedarf eines intimen Vertrautseins mit den Bedingungen des Mensch-Seins und einer Weisheit, die Kommunikation auf Denk-Ebene zugunsten einer Kommunikation von Herz zu Verstand oder von Herz zu Herz aufgeben kann. Es ist eine Kunst, mit der eigenen inneren Präsenz zu arbeiten und durch die eigenen Aufmerksamkeit gesunde Zustände in der Entwicklung suchenden Person zu unterstützen, indem wir eine sichere und liebevolle Umgebung zur Verfügung stellen und sie halten, ganz gleich, was geschieht. Es ist eine Kunst, mit dem in Kontakt zu sein, was letztendlich über den Trauma-Kontext hinausgeht und was beide, die Entwicklung begleitende und die Entwicklung suchende Person, mit den größeren nährenden Kräften eines weiteren Feldes in Verbindung bringt. Ziele und Haltungen 9 ZuH Ziel der Entwicklungs-Begleitung ist es, Menschen zu helfen, neue Quellen der Einsicht, Gesundheit und körperlichen Neuordnung nutzbar zu machen: ihren FeltSense, ihre Intuition und unmittelbare Sinnes-Erfahrung und darüber hinaus die Realität eines fühlenden Herzens und eines Gehaltenseins in einem größeren Ganzen Begleit-Personen in Trauma-Heilungs-Prozessen müssen so in sich selbst zentriert sein, dass ihre Haltung durch Resonanz das Auftauchen eines verteidigungslosen Zustandes bei der Entwicklung suchenden Person begünstigt. Ein solches respektvolles und achtsames Mit-sich-selbst-Sein bildet einen energetischen Raum, der die aufmerksame, beobachtende Selbst-Erforschung ermöglicht. Begleit-Personen brauchen einen breiten Hintergrund eigener Heilung. Entwicklungs-Begleitende sollten den Schrecken von Trauma und die Heiligkeit ihres eigenen Heilungs-Prozesses erlebt haben. Auflösung freigesetzter Trauma-Energien in eine kohärente, mitschwingende Welle aus Fluss und Flexibilität sollte nicht Lehrbuch-Wissen, sondern direkte Erfahrung sein. Das Angebot physischen, energetischen, emotionalen und sprachlichen Raums durch Entwicklungs-Begleitende ist insofern wichtig, als es die Entwicklung suchenden Personen sich auf vielen Ebenen ihrer Persönlichkeit und ihres Sein ausdehnen lässt. Nur sehr wenige Menschen schienen mit dieser Art des Angebots vertraut zu sein. Die Entwicklung begleitende Person nimmt eine Haltung ein, die „mit dem ganzen Körper zuhört“, und ist ihrem eigenen innere Zustand gegenüber aufmerksam. Durch Resonanz übermittelt sich der innere Zustand der Entwicklung suchenden Person häufig an die Begleitenden und wird dort lesbar, ohne den Personen eine aufdringliche Aufmerksamkeit zu zollen. Ziele und Haltungen 10 ZuH Es ist nicht unsere Aufgabe, der Entwicklung suchenden Person eine Lösung ihrer Probleme zu servieren. Unsere therapeutische Ausrichtung mit Blick auf Lösung, Entwicklung und Evolution kann sich als Falle erweisen. Nichts von dem, was wir anzubieten haben, ist wirklich wichtig. Das, was wirklich wichtig ist, ist, der Entwicklung suchenden Person auf der Ebene seines grundlegenden Seins zu begegnen. Es ist unsere Aufgabe, der Person dort zu begegnen, wo sie ist. Es ist unsere Aufgabe, Wahl-Möglichkeiten, Optionen und Einladungen anzubieten, um das verengte, begrenzte Wahrnehmungs-Feld der Entwicklung suchenden Personen erweitern zu helfen. In der Qualität unserer Präsenz sind wir Einladende. Das gilt es von Tag zu Tag tiefer zu verstehen. Es ist unsere ansprechendste Aufgabe, die Entwicklung suchende Person an ihre Möglichkeit zur Entscheidung zu erinnern, anders zu sein, zu handeln und sich zu verhalten. Und es ist auch unsere Aufgabe, einer Entscheidung der Person, nicht zu handeln, mit größtem Respekt zu begegnen. Die Fähigkeit, die innere Realität der Entwicklung suchenden Person über unseren eigenen Körper zu lesen, ist der zentrale Schlüssel zu lohnenden und dienlichen Ergebnissen. Unsere Beziehungs-Fertigkeiten sind für die erfolgreiche Vollendung der Prozesse unserer Entwicklung suchenden Personen entscheidende. Unser Heilsein wird gebraucht. Fähigkeiten der Entwicklung-Suchenden TH Die Entwicklung begleitende Person muss einschätzen können, wie bereit und fähig eine Entwicklung suchende Person ist, Kontakt mit ihrem Schock- und Trauma-Erlebnis aufzunehmen. Wichtige Fähigkeits-Kriterien sind unter anderem: Die Fähigkeit zu Körper-Bewusstsein. „Richtet sich die Aufmerksamkeit der Person in den Körper oder nach außen?“ Die Fähigkeit, starke Emotionen auszuhalten. Die Fähigkeit, Grenzen zu wahren, indem die Person nicht vorzeitig tiefere Themen angeht. Das emotionale Alter, aus der die Entwicklung suchende Person heraus agiert. Die bewusste Verfügbarkeit des beobachtenden Selbst der Person: „Hat sie eine Beziehung zwischen der Situation und einem innere neutralen Beobachter oder Zeugen aufgebaut?“ Mit sich selbst in Verbindung zu sein, das wahre Selbst als sinnliche, physische Realität des eigenen Körpers zu fühlen, ist Vorbedingung für die Fähigkeit, sich mit der Realität einer Aufstellungs-Arbeit oder des Lebens selbst zu verbinden. Wir müssen eine gesunde Balance dafür finden, unsere Verletzlichkeit zu zeigen und gleichzeitig Zugriff auf unsere natürlichen Abwehr-Reaktionen zu haben. Ohne verlässliche und intakte persönliche Verteidigungs-Reaktionen können wir unmöglich unser Leben leben. In Kontakt zur eigenen Aggression zu kommen und sie als angemessene VerteidigungsReaktion zu integrieren, trägt eine Menge zur Lebens-Qualität bei. Gerade die Balance zwischen der Fähigkeit, verletzlich zu sein einerseits und der Fähigkeit zur Selbst-Sicherheit andererseits führt zur gesunden Integrität des Selbst und zu einem voll gelebten Leben. Gesundung und spirituelle Integration 1 TH Um heil zu werden, müssen wir unser Verständnis von Realität und Selbst verändern. Wahrnehmung ist – phänomenologisch betrachtet – von Natur aus teilnehmend. Wahrnehmung beinhaltet immer auf der intimsten Ebene die Erfahrung des aktiven wechselseitigen Zusammenspiels oder Kontakt zwischen dem wahrnehmenden Körper und dem Wahrgenommenen. Wir Menschen bilden und sind ein Organismus-Mitwelt-Feld. Unser individuelles Sein ist nicht unabhängig von dem uns stets umgebenden sozialen, kulturellen und natürlichen Feldern zu verstehen. Unsere eigene angenommene Identität ist von dem BeziehungsFeld geformt, von dem wir ein Teil sind. Gesundheit kommt von außen und wird über den Köper innerlich erfahrbar. Wir können uns nur durch die Risiko-Bereitschaft zum Empfinden, Erspüren und Erfühlen der Realität wandeln. Veränderung ist Veränderung und nicht Diskussion über Veränderung. Gesundheit ist wissendes Bewusstsein außerhalb unseres Nervensystems. Gesundheit ist Kontakt und Erhaltung der Verbindung zu den Quellen der Gesundheit, die nicht nur in unseren Körpern, sondern auch außerhalb der Begrenztheit des KörperGefäßes zu finden sind. Wir sollten uns gewahr sein, dass es eine Intelligenz gibt, die den Körper und seine Verbindung zu größeren gefühlten Realitäten mit einbezieht. Wir handeln aus einer Position von Verbundenheit, Wechselseitigkeit und Teilnehme heraus und erhalten gleichzeitig unsere Einzigartigkeit und Integrität. Wir wehren uns weniger gegen die auf uns zukommende und uns verändernde heilende Liebe. Wir lassen uns verändern ohne Angst, Gegenwehr oder Scheu. Gesundung und spirituelle Integration 2 TH Gesund zu werden bedeutet, uns wieder mit den embryonalen Form-Kräften zu verbinden, die einst die Entfaltung unserer menschlichen Form und beseelten Natur hervorgebracht haben. Persönliche Erneuerung, tiefe Veränderung und profunde Transformation sind mit einem Zurückgehen zu diesen frühen Kräften verbunden, die uns von innen heraus neu erschaffen. Diese Beziehung zu unserer embryonalen Umwelt ist eine archetypische, die wesentlich unser späteres Erleben formt. Heilung ist Wiederverbindung mit den spirituellen Kräften, die uns im Mutter-Leib geformt haben. Die tiefste Traurigkeit ist die Trauer um das Getrenntsein von der grundlegenden Spiritualität, die unser Leben durchdringt. Gesundheit und die Synchronisierung mit dem, was wir sind, sind abhängig von der Erkenntnis, dass die Grundquelle der Gesundheit nicht in erster Linie im Körper zu finden ist, obwohl unser Körper das einzige Medium ist, über das wir die Wirkung des MitweltFeldes erfahren können. Es ist unsere Beziehung zur umgebenden Matrix, zum spirituellen Zytoplasma, für das wir rezeptiv und sensibel werden müssen, um wieder zu den tiefen spirituellen Erfahrungen kommen zu können, ohne die es keine Gesundheit gibt. Körperliche Ertüchtigung ohne spirituellen Verbundenheit ist buchstäblich „arm-selig“ bzw. wir landen dann beim Orthopäden und einem anderen Sportarzt. Wir erfahren den Grund unseres Seins durch das Prisma unseres Selbst-Prozesses als Emanzipation in ein verbundenes, ganzheitliches Selbst-Sein. Selbst-Werdung heißt, die Verbindung zur inspirierende Quelle wiederzufinden. Wir entdecken unsere Teilnahme am Seins-Grund und bleiben dennoch einzigartig in unserer Erlebens-, Verhaltens- und Seins-Ausprägung. Ressourcen TH Es ist eine Tatsache, dass wir in jedem Moment unseres Lebens mehr oder minder bewusst eine Vielzahl von Ressourcen anzapfen. Oft ist es eine verblüffende Frage für einen Menschen, wenn er gefragt wird: „Was hat dich überleben lassen?“ Genauer gefasst: „Was hat dein Überleben im äußeren Umfeld und in deiner inneren Realität unterstützt?“ Er braucht eine Weile, bis der Mensch herausfindet, was ihm geholfen hat, mit schwierigen oder sogar lebensbedrohlichen Situationen bis heute fertigzuwerden. Oft tragen uns die scheinbar einfache Dinge im Leben und bringen uns mit der nährenden Grundlage unseres Seins in Kontakt. Allein die Beschreibung der unterschiedlichen Ressourcen und das Vergegenwärtigen in unserer Aufmerksamkeit verändern das Körper-Gefühl. Diese gefühlte Veränderung, diese innerlich gespürte Qualität bildet den Beginn von Sicherheit, wie es für spätere Trauma-Bearbeitung und -Heilung unabdingbare Voraussetzung ist. Das waren ganz sicher nicht nur äußere Ressourcen wie Sozial-Kontakte, Zugehörigkeit, Freundschaften, Partner, Bildungs-Erfahrungen, intime und mitfühlende Begegnungen und wesentliche Gespräche, Nahrung, frische Luft, Wasser, Wärme, Obdach, Arbeit, Geld, Hobbys, Singen und Tanzen oder Urlaub. Auch Hoffnungen, Träume, Wünsche, Momente von Glück und andere Gefühle, vielleicht von außen durch Dinge wie Musik, gute Bücher, Filme, schöne Dinge, Blumen, Tiere, Farben, Natur-Eindrücke oder Ähnliches angeregt, wirken als starke Überlebens-Kräfte. Auch unsere Fähigkeit, in einer Situation aktiv zu werden, und das Wissen darum, wann es gut ist, sich aus einer Situation zu lösen, spielen eine Rolle. Pendeln TH Das Entscheidende für Trauma-Heilung ist nicht so sehr die Schwere der Erfahrung, sondern die Möglichkeit, sich Zugang zu innerlich gefühlten Ressourcen zu verschaffen. Die die Entwicklung begleitende Person muss einen Heilungs-Container oder einen sicheren Rahmen aufbauen, in dem die Trauma-Erregung umgebaut werden kann. Es ist wichtig, dass die Entwicklung suchende Person nicht in erinnerte oder gefühlte Schrecknisse der Vergangenheit hineingerissen wird, sondern dass sie eine „RettungsLeine“ zur Gegenwart und die Verbindung zu Ressourcen-Erfahrungen halten kann. Der Aufbau gefühlter Ressourcen als sinnlicher Stabilisierung während der Traumaverarbeitung ist eine unerlässliche Voraussetzung für alle weiteren Trauma-HeilungsSchritte. Jegliche eilige Bewegung in die Trauma-Situation hinein, jegliche Ungeduld aufseiten eines „Teils“ der Entwicklung suchenden Person ist bereits ein Nachgebe an den ständigen physiologischen Trauma-Sog in Richtung autonomer Übererregung. Der gefühlte ressourcenreiche Zustand ist die reorganisierende Gegenkraft, die wir brauchen, um uns von einem Wirbel aktivierender Trauma-Energie hin zu einer autonomen Reaktion des Körpers zu bewegen, die der des sich abschüttelnden Tieres gleicht. Im Kontext von Trauma-Heilung bringen wir Ressourcen-Gefühl und physiologische Erregung behutsam in Kontakt. Die Fähigkeit, diese Verbindung herzustellen oder manchmal einzuladen, ist der Schlüssel zur Heilung vom Trauma. Zwischen einer Region traumatischer Energie-Dichte und einer körperlich ressourcenreichen Region der Helligkeit und Leichtigkeit hin und her zu wandern, kann helfen, die verdichtete Energie in der Trauma-Region freizusetzen. Distanzierung TH Die Fähigkeit, Aufmerksamkeit von einer bestimmten Erfahrung abzuziehen und diese aus einiger Entfernung zu betrachten, ist eine Schlüssel-Ressource für den Prozess der Trauma-Verarbeitung. In einer Situation schonungsloser Gefühls-Überwältigung ist es notwendig, sich innerlich von der Sturz-Flut an Eindrücken zu distanzieren. Ohne innerliche Distanzierung von Innenwelt- und Umwelt-Reizen könnten wir uns auf keine Aufgabe konzentrieren, könnten wir keinen Umlernprozess einleiten. Es geht darum zu vermitteln, dass wir nicht Inhalt unserer Wahrnehmung sind: Wir arbeiten mit der menschlichen reflexiven Fähigkeit eines inneren Beobachters oder des „beobachtenden Selbst“ im Gegensatz zum „erlebenden Selbst“. Gelegentlich hilft die Vorstellung des „verletzten Kindes“ neben dem „kompetenten Erwachsenen“ sehr gut dabei, Kontakt zum verletzten, sensiblen Teil in uns aufzunehmen. beobachtendes Selbst erlebendes Selbst kompetenter Erwachsener verletztes Kind Dirigent emotionales Orchester innerer Zeuge Handelnder Akteur wahres Selbst zu schützendes oder Schutz suchendes (protektives) Selbst Grenzen schaffen TH Der Trauma-Heilungs-Prozess bewegt sich um verschiedene Verhandlungs-Prozesse herum, die dazu dienen, einen Felt-Sense der persönlichen Grenzen zu entwickeln. Grenzen sind Orte und Linien, die nicht nur trennen sondern an denen Kontakt, Verbindung und Begegnung möglich ist und wir uns koordinieren, harmonisieren und synchronisieren, um unsere Felder in Resonanz zu bringen. Die Befriedigung und verständliche Äußerung von Bedürfnissen bedarf der gefühlten Integrität. Diese Integrität intakter Grenzen erlaubt uns, unsere Bedürfnisse zu spüren und sie als real zu betrachten. So können wir unser inneres Erleben fühlen und halten und auf klare und verlässliche Weise bei uns bleiben. Ziel ist, funktionierende Grenzen zu schaffen, die sich flexibel an die reale LebensSituation anpassen können und dadurch ihren Zweck erfüllen, Kontakt, zwischenmenschliche Verbindung, aufmerksame Verbindlichkeit und Anerkennung der gegenseitigen Existenz zu ermöglichen. Es ist eine eindrückliche Lern-Aufgabe, die somatische Reaktions-Fähigkeit und feine Empfindsamkeit unseres Körpers an seinen Grenzen zu erfahren. Das Kommunizieren klarer Grenzen, der respektvolle Umgang damit und die sensible Entscheidung darüber, wie die Kontakt-Aufnahme zum Gegenüber sich gestalten soll, sind höchst bedeutende und wesentliche Lern-Inhalte sowohl in der Trauma-Arbeit als auch in Intimbeziehungen. Wir können nur dann Respekt für andere empfinden, wenn wir mit der Welt in Verbindung sind, die sich in uns entfaltet. Wirkliches Mitgefühl hat immer damit zu tun, den anderen in seinem Potenzial und seinen Möglichkeiten wahrzunehmen – auch und gerade in Anbetracht seiner Grenzen und Begrenzungen. Kontrolle aufgeben TH Die Entwicklung begleitende Person muss ihre Aufmerksamkeit eher von der Entwicklung suchenden Person abziehen als zu ihr hinlenken. Zugleich muss die begleitende Person innerlich sehr offen und aufmerksam bleiben, den Kontakt zum eigenen Prozess und zu dem umgebenden größeren Feld halten, ohne absichtsvoll zu agieren. Stattdessen muss sie einladen, anerkennen, Zeuge sein, beobachten, beruhigen und die Wirklichkeit der sich entfaltenden Erfahrung bestätigen. Die Dissoziation der Entwicklung suchenden Personen ist dann oft nicht mehr notwendig, wenn der Raum von fremder Aufmerksamkeit und Absicht befreit ist und der Person für die eigene forschende Achtsamkeit zur Verfügung steht. Wir helfen den Personen mit der Qualität unserer Präsenz, in seinen eigenen Zustand innerer Teilhabe zu gelangen und dadurch sein eigenes Heilwerden einzuladen. Sobald wir die kognitive Kontrolle über die Mitwelt-Einflüsse und den eigenen Körper in einem gesicherten Raum in einer behutsam regulierten Art und Weise aufgeben und allmählich die volle Entwicklung der Wiederverbindung mit dem Selbst zulassen, verschmilzt der Beobachter des Selbst-Prozesses mit dem, was er beobachtet. Wir sind eins mit dem, was da ist. Unser tiefstes Selbst ist kein Selbst mehr, da ein beobachtendes Selbst nicht mehr existiert, es lässt sich nicht benennen, sondern allenfalls in so unklaren Begriffen wie „mystische Partizipation“ oder „Leere“ oder „reine Präsenz“ oder „universelles Bewusstsein“ beschreiben. Mir ist keine mächtigere Heil-Kraft bekannt als das Gefühl, von einer milden, sanften Präsenz eingehüllt zu sein, die tröstend auf unsere Seele, beruhigend auf unseren Geist und wärmend auf unser Herz wirkt. Auf das Herz hören TH Wir können der Realität des Moments lauschen, ohne uns hineinziehen zu lassen. Wir bleiben auch dann neutral, wenn wir Gefühls-Hinweise über die Realität des Moments erhalten. Wir können unsere Aufmerksamkeit lenken, ohne beurteilend zu sein oder vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Wir können eine Situation aufnahmebereit offen halten. Wir verengen nicht unsere Wahrnehmung durch Fixierung mit unseren Augen. Wir bleiben dadurch offen, dass wir nach innen und nach außen lauschen. Wir nehmen uns Zeit, um die Botschaften des Körpers zu spüren, zu lesen und aufzunehmen. Wir belieben uns auf defokussierte, aufmerksame und absichtslose Weise verschiedener Aspekte einer sozialen Situation bewusst. Dies ist genau das Gegenteil von dem, was in der traumatischen Überflutung passiert, in der sich unsere Sinne auf einen bestimmte Wahrnehmung verengen und daraus die einzig stattfindende Realität machen. Wir warten darauf, dass das Außen, die Realität einer Situation zu uns spricht. Wir lassen die Information auf uns zukommen und sich in unserer Präsenz entfalten. Wir erweitern unser Wahrnehmungs-Feld, um zu einer ganzheitlichen Einschätzung eines Moments zu gelangen Wir hören auf unser Herz, das integrative somatische Gehirn, das seine Information so freigiebig mitteilt, wenn wir uns ihm freundlich zuwenden. Selbst-Erforschung TH Vieleicht müssen wir akzeptieren, dass unsere tiefste Sehnsucht nicht durch Menschen gestillt werden kann. Das ist vermutlich eine ernüchternde Einsicht in die Natur persönlicher Beziehungen. Wir müssen einen noch tieferen Weg finden, um uns selbst zu begegnen. Dieser Weg erfordert, dass wir in die Selbst-Erforschung eintreten, d. h. dass wir die Aufmerksamkeit auf unseren inneren Selbst-Prozess lenken und uns mit der Frage beschäftigen: „Wie erschaffen wir uns selbst?“ oder mit anderen Worten: „Wie müssen wir sein, um die verlorene Verbindung zur größeren Realität, zur Quelle oder zum allumfassenden Eingebettet-Sein zu fühlen?“ Veränderung hin zum wahren Selbst zeigt sich in der Veränderung von GefühlsQualitäten in Richtung auf mehr Wärme, mehr Gegenseitigkeit und mehr Mitgefühl in Bezug auf sich selbst und auf andere. Weisheit besteht darin, sich andauernd mit Loslassen zu beschäftigen und die Virtualität oder Zerbrechlichkeit des Selbst sich manifestieren zu lassen. Wir beginnen, uns mehr um die Bedürfnisse der wahren Person zu kümmern als um emotional geladene Reaktionen, die häufig nicht aus gegenwärtigen, sondern aus früheren Erfahrungen heraus entstehen. In einen Selbst-Prozess einzutreten, der uns verlässliches inneres Navigieren einbringt, verlangt von uns, die Identifikation mit dem, was wir zu sein glauben, aufzugeben. Der Verlust unserer Identifikation mit den Wahrnehmungs-Inhalten erfordert, aufmerksamer zu verfolgen, wie wir wahrnehmen und wie sich uns Information übermittelt. Auf Basis einer erweiterten integrativen Wahrnehmung in einem größeren Realitäts-Feld entwickeln wir Felt-Sense und eine verlässliche innere Orientierung. Von Immobilisierung zu Kampf-und-Flucht TH 1. Die Entwicklung suchende Person darin unterstützen, von der Erstarrung zu defokussieren und ihre Aufmerksamkeit auf eine (oder alle) der identifizierbare „Rest-Bewegungen“ im Körper zu lenken wie unter einem Vergrößerungs-Glas. Diese Aufmerksamkeits-Verschiebung energetisiert den Prozess in Richtung Mobilität, lässt die Bewegung(en) sich entwickeln, verstärkt und vergrößert sie oder bringt weitere Bewegungs-Möglichkeiten in anderen Körper-Teilen hervor. Oft möchte der Körper das abgebrochene – aber noch energetisierte – Bewegungs-Muster ausführen, das durch das Trauma-Ereignis unterbrochen wurde. Es geht darum, dem Körper zu erlauben, einen aktuellen Weg zur eigenen Deblockierung der Energie zu finden. 2. Alternativ kann es nützlich sein, durch Aufmerksamkeits-Steuerung ein Gefühl der Kohärenz zwischen den verschiedentlich auftauchenden Bewegungs-Teilen zu entwickeln und diese Bewegungen sich in einem kohärenten Fluss einer Gesamtbewegung koordinieren zu lassen. Das kann zu einer kleinschrittigen, autonomen Freisetzung der blockierten Trauma-Energie führen. 3. Ein anderer Weg ist der, der Immobilisierung zu erlauben zu sein und den BeobachtungsProzess der Entwicklung suchenden Person bis zu ruhiger Aufmerksamkeit und gleichsam zum Stillstand der Bewegung zu verlangsamen. Die Person macht die Felt-SenseErfahrung dieses äußerst stillen Zustandes ohne einzugreifen und sich abzulenken. Wenn die Person dort mit ihrer Aufmerksamkeit verweilen kann, ohne getrieben, herausgefordert oder anderweitig gestört zu werden – mit Ausnahme der Aufrechterhaltung eines sicheren Kontaktes zur Begleit-Person – wird der Organismus seinen ihm innewohnenden Behandlungs-Plan in Gang setzen. Von Kampf-und-Flucht zu Sozialkontakt TH Aus einer Beobachter-Position heraus betrachtet die Entwicklung suchende Person die physiologischen Begleiterscheinungen ihrer aggressiven Reaktionen oder Gedanken. Aus dieser Position doppelter Aufmerksamkeit, d. h. als gleichzeitig beobachtende und erlebende Person, lädt die Entwicklung suchende Personen ihren Körper ein, selbstheilende Körper-Reaktionen durchzuführen. Dies können autonome Reaktionen sein wie z. B. Schwitzen, Zittern, Schütteln oder die Vervollständigung von Bewegungs-Mustern neben weiteren autonomen EntladungsReaktionen. Es reicht, den autonomen Reaktionen nicht im Wege zu stehen, sondern sie kontrolliert, begrenzt und achtsam ablaufen zu lassen. Auch darf die begleitende Person den Prozess nicht durch aufgesetzte Interventionen oder kopfige Fragen unterbrechen. Nach der Entladung bzw. inneren Restrukturierung erfolgt eine Reorientierung im aktuellen Prozess. Dazu wird die Sinnes-Wahrnehmung vom inneren Prozess abgezogen und auf die äußere Wirklichkeit gelenkt. Die Begleit-Person nutzt den Sozialkontakt zur Aktivierung des sozialen Nerven-Systems, um die neue innere Körper-Organisation zu integrieren. Regulations-Hilfe besteht in respektvollen, nicht-intrusivem, nicht-forderndem Augen- und Gesichts-Kontakt (anschauen beim Sprechen), Körper-Kontakt (Streicheln, Berühren, Halten), Aufforderung zu experimentell-sanfter Bewegung, dem Erklingen einer menschlichen Stimme (summen oder leise, weich und zart sprechen) und ruhiger Präsenz. Viele Bewegungen wie Kopf-Drehen, Orientieren, Lachen, Lächeln, Sprechen, Hören etc. werden unter Umständen als neu erlebt. Aufstellungs-Prozess-Arbeit (APA) Nutzen der Aufstellungs-Prozess-Arbeit Sicherheit durch Wahl-Möglichkeit Aufstellung als inneres Geschehen TH Nutzen der Aufstellungs-Prozess-Arbeit Es könnte vielen Menschen helfen, schneller und effektiver zu verstehen, was sie brauchen, um sich von ihrem Leiden am Leben zu befreien und ihrer Erfüllung näher zu komme wenn die innere Entfaltung nicht nur kognitivbewusst, sondern sichtbar, greifbar und anschaulicher gemacht werden könnte. Das ist der beispiellose Nutzen systemischer Aufstellungs-Prozess-Arbeit. Das Plus, das systemische Aufstellungs-Prozess-Arbeit dem Gebiet der Trauma-Heilung und der persönlichen Entwicklung bringt, ist die Möglichkeit, die treibenden Kräfte unseres inneren Prozesses in einer deutlichen, systemischen, dreidimensionalen Orchestrierung aus miteinander verbundenen Teilen zu differenzieren. Aufstellung dient dazu, den nächsten Schritt in Richtung einer Lösung einzuleiten oder manchmal auch nur zu zeigen, worum es in der vorliegenden Situation geht. APA Sicherheit durch Wahl-Möglichkeit APA Traumatisierte Menschen ängstigen sich leicht, geraten grundlos in Panik, sind routinemäßig gestresst, auch wenn kein erkennbarer Grund besteht. brauchen eine gefühlte, sichere Grundlage sinnlicher Verlässlichkeit, die einen soliden Ausgangs-Punkt dafür bildet, sich aufs Gebiet der Heilung und der TraumaLösung zu wagen. brauchen nicht noch mehr Dynamisierung ihrer inneren Vorgänge, sondern eine wirksame Unterstützung darin, innerlich zu verlangsamen und ihre gefühlte Realität zu rekonstruieren und zugänglich zu machen. Der Entwicklung suchenden Person zu helfen, sich von seiner Verstrickung mit dem traumatischen Prozess und seiner zudringlichen Bilder-Sprache, seinen beunruhigend vorherrschenden Emotionen und scheinbar unkontrollierbaren Übererregungs-Zuständen zu trennen, ist ein wesentlicher Schritt dahin, sicheren Boden zu fühlen, von dem aus der innere Prozess moderiert werden kann. Es ist einer der Kern-Prozesse des Selbst, dass wir die Freiheit haben, unseren Aufmerksamkeits-Fokus bewusst zu lenken, und so die Möglichkeit besitzen, Wahrnehmung zu selektieren. Sobald diese Wahl-Freiheit von einer Überkopplung mit einem bestimmten traumatischen Inhalt überlagert ist, erleben wir keine Freiheit mehr. Die Externalisierung einer Wahrnehmungs-Komponente im Aufstellungs-Prozess ist eine Hilfe-Stellung, um innerliche Ablösung durch äußerliche Aktion zu ermöglichen. Aufstellung als inneres Geschehen APA Ein Aufstellungs-Prozess ist die Darstellung eines inneren Bildes, das seine Wurzeln im Felt-Sense der Entwicklung suchenden Person hat. Die Realität des Felt-Sens ist Grundlage unserer Entscheidungs-Findung. Jedoch lässt sich aus einer Aufstellung innerer Prozesse kein konkretes Handeln ableiten, weil wir durch sie nicht ermitteln können, ob Schritte im wirklichen Leben richtig oder falsch, möglich oder unmöglich sind. Aufstellung als inneres Geschehen, als innere Struktur der Selbst-Organisation wurde häufig zu wenig verstanden. Die Einsicht, dass wir unser gesamtes Familien-System als Erlebens-Qualitäten in uns tragen, hat uns bewogen, statt familiärer Verstrickungen lieber intrapsychische System aufzustellen. Die Unmittelbarkeit der innerpsychische Aufstellung geht über die Familien-Situation hinaus und bietet mehr Gelegenheit, die Entwicklung suchenden Personen bei der Kontakt-Aufnahme mit ihrer tatsächlichen inneren Prozess-Struktur zu unterstützen. Man betrachtet den inneren Prozess bei seiner Entfaltung in dem betreffenden Menschen in diesem Moment des Aufstellungs-Vorgangs. Die Kontakt-Aufnahme mit inneren Prozessen bietet reichhaltiges introspektives Material zur Reorganisation von innen heraus. Sie fördert Verantwortlichkeit und Selbst-Aktualisierung, statt auf die anderen zu schauen und Erwartungen nach außen zu richten. Den inneren Teil zu sehen und zu erleben macht uns deutlich, mit welcher Art der Aufmerksamkeit wir uns selbst begegnen müssen, um die Hinbewegung zu Gesundheit und persönlicher Integration zu unterstützen. Menschen mit somatoformen Störungen (F45) Allgemein Somatisierungs-Störung (F45.0) Undifferenzierte Somatisierungs-Störung (F45.1) Hypochondrische Störung (F45.2) Somatoforme autonome Funktions-Störung (F45.3) Herz und Kreislauf-System (F45.30) Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 1 Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 2 Atmungs-System (F45.33) Somatoforme anhaltende Schmerz-Störungen (F45.4) Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung (F45.40) Chronische Schmerz-Störung mit somatischen und psychischen Faktoren (F45.41) Sonstige somatoforme Störungen (F45.8) Erschöpfungs-Syndrom (F48) Allgemein F45 Das Charakteristikum ist die wiederholte Darbietung körperlicher Symptome in Verbindung mit hartnäckigen Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz wiederholter negativer Ergebnisse und Versicherung der Ärzte, dass die Symptome nicht körperlich begründbar sind. Auch konversionsneurotisches Syndrom genannt. Emotionale Erkrankungen mit körperlichem Ausdruck (Konversion = körperlicher Ausdruck einer psychischen Störung), häufig zusammengefasst als vegetative Dystonie. Wenn somatische Störungen vorhanden sind, erklären sie nicht die Art und das Ausmaß der Symptome, das Leiden und die innerliche Beteiligung des Patienten. Exkl.: Ausreißen der Haare (F98.4) Daumenlutschen (F98.8) Dissoziative Störungen (F44.-) Lallen (F80.0) Lispeln (F80.8). Nägel-Kauen (F98.8) Psychologische oder Verhaltens-Faktoren bei anderenorts klassifizierten Störungen und Krankheiten (F54) , sexuelle Funktions-Störungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit (F52.-), Tic-Störungen (im Kindes- und Jugendalter) (F95.-), Tourette-Syndrom (F95.2), Trichotillomanie (F63.3) Generell gilt: organische Befunde müssen ausgeschlossen sein, erst, wenn alle internistischen diagnostischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann man als Ausschlussdiagnose von einer psychosomatischen Krankheit sprechen. Zum Beispiel können Schwindel (Kleinhirn-Störung, Hirn-Tumoren, Kreislauf-RegulationsStörungen), Übelkeit und Erbrechen (Hirnhaut-Reizung z. B. bei eitriger Meningitis, Intoxikationen, pernizitöse Katatonie als Unterform der Schizophrenie – Vermutung einer Gehirn-Entzündung) auf eine allgemeine Unsicherheit (Störung, Neurose) verweisen oder aber auf eine Fehlfunktion im Hirn hinweisen. Primärer Krankheits-Gewinn: Durch die körperlichen Krankheits-Symptome kommt es zu einer psychischen Entlastung. Sekundärer Krankheits-Gewinn: Aus Krankheit resultieren positive soziale Folgen. Somatisierungs-Störung (F45.0) F45 Charakteristisch sind multiple Symptom-Bereiche: wiederholt auftretende und häufig wechselnde körperliche Symptome, die wenigstens 2 Jahre bestehen. Es findet sich keine ausreichende somatische Erklärung für die Symptome Reizbarkeit Hautbrennen Jucken Magen- und DarmBeschwerden Übelkeit und Erbrechen Schwindel Diarrhoe Brust- und OberbauchBeschwerden Kreuz- und RückenSchmerzen Innere Unruhe Müdigkeit Herz-Schmerzen KonzentrationsMangel Depressive Verstimmungen Leistungs-Abfall KreislaufBeschwerden Schweiß-Ausbrüche Die meisten Patienten haben eine lange und komplizierte Patienten-Karriere hinter sich, sowohl in der Primärversorgung als auch in spezialisierten medizinischen Einrichtungen, wo viele negative Untersuchungen und ergebnislose explorative Operationen durchgeführt sein können. Die Symptome können sich auf jeden Körper-Teil oder jedes System des Körpers beziehen, dies im Unterschied zu dissoziativen Störungen (F44), die sich aufs ZNSBereiche des Bewusstseins beziehen. Der Verlauf der Störung ist chronisch und fluktuierend und häufig mit langdauernder Störung des sozialen, interpersonalen und familiären Verhaltens verbunden. Inkl.: Briquet-Syndrom (polysymptomatische Hysterie – alter Begriff), multiple psychosomatische Störung Exkl.: Simulation [bewusste Simulation] (Z76.8) Undifferenzierte Somatisierungs-Störung (F45.1.) F45 Eine kurzdauernde (weniger als zwei Jahre) und weniger auffallende Symptomatik als bei F45.0 wird besser unter F45.1 klassifiziert (undifferenzierte Somatisierungsstörung). Wenn die körperlichen Beschwerden zahlreich, unterschiedlich und hartnäckig sind, aber das vollständige und typische klinische Bild einer Somatisierungs-Störung nicht erfüllt ist, ist die Diagnose undifferenzierte Somatisierungs-Störung zu erwägen. Inkl.: Undifferenzierte psychosomatische Störung Hypochondrische Störung (F45.2) F45 Vorherrschendes Kennzeichen ist eine beharrliche Beschäftigung mit der Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden. Die Patienten manifestieren anhaltende körperliche Beschwerden oder anhaltende Beschäftigung mit ihren körperlichen Phänomenen. Normale oder allgemeine Körper-Wahrnehmungen und Symptome werden von dem betreffenden Patienten oft als abnorm und belastend interpretiert und die Aufmerksamkeit meist auf nur ein oder zwei Organe oder Organ-Systeme des Körpers fokussiert. Depression und Angst finden sich häufig und können dann zusätzliche Diagnosen rechtfertigen. Inkl.: Dysmorphophobie (Körper-Schema-Störung - nicht wahnhaft), Hypochondrie, hypochondrische Neurose, körperdysmorphophobe Störung, Nosophobie (Angst vor Krankheiten) Exkl.: Auf körperliche Funktionen oder Körperform fixierte Wahn-Phänomene (F22.-) Wahnhafte Dysmorphophobie (F22.8) Somatoforme autonome Funktions-Störung (F45.3.) F45 Die Symptome werden vom Patienten so geschildert, als beruhten sie auf der körperlichen Krankheit eines Systems oder eines Organs, das weitgehend oder vollständig vegetativ innerviert und kontrolliert wird, so etwa des kardiovaskulären, des gastrointestinalen, des respiratorischen oder des urogenitalen Systems. Es finden sich meist zwei Symptom-Gruppen, die beide nicht auf eine körperliche Krankheit des betreffenden Organs oder Systems hinweisen. 1. Beschwerden, die auf objektivierbaren Symptomen der vegetativen Stimulation beruhen wie etwa Herzklopfen, Schwitzen, Erröten, Zittern. Sie sind Ausdruck der Furcht vor und Beeinträchtigung durch eine(r) somatische(n) Störung. 2. Subjektive Beschwerden unspezifischer und wechselnder Natur, die vom Patienten einem spezifischen Organ oder System zugeordnet werden, wie flüchtige Schmerzen, Brennen, Schwere, Enge und Gefühle, aufgebläht oder auseinander gezogen zu werden, Inkl.: Da-Costa-Syndrom (Herz-Beschwerden ohne organische Ursache), Herz-Neurose, Magen-Neurose, neurozirkulatorische Asthenie, Psychogene Formen: Aerophagie, Colon irritabile , Diarrhoe, Dyspepsie, Dysurie, erhöhte Miktionshäufigkeit, Flatulenz, Husten, Hyperventilation, Pylorospasmen, Singultus Exkl.: Psychische und Verhaltens-Einflüsse bei anderenorts klassifizierten Störungen oder Krankheiten (F54) Herz- und Kreislauf-System (F45.30) F45 Herz-Neurose/Herz-Phobie anfallsweise Angst-Zustände Todes-Angst, rufen um Hilfe, Furcht vor Herz-Stillstand, meist jüngere Männer, Angst meist mit Übelkeit, Schwindel, Dyspnoe, Schweiß-Ausbruch, OhnmachtsErwartung, Verlassenheits-Angst aufgrund ambivalenter Mutter-Bindung Anfall bis zu zwei Stunden Herz-Rhythmus-Störungen Herz-Infarkt-Patient Harte und fleißige Arbeiter, die hohe Anforderungen an sich selbst stellen. Strebt nach Anerkennung seiner Leistungen. Wettbewerbsorientiert, ständig am kämpfen, erfolgreich zu sein. Rastloser Tätigkeitsdrang, andauernd unter Zeit-Druck, ständig Listen abarbeiten. Neigung, körperliche Beschwerden zu bagatellisieren. Der Herz-Infarkt meistens dann, wenn es soziale Konflikte gibt und das Dominanz-Streben nicht mehr ausgelebt werden kann (Depression oder vitale Erschöpfung). Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 1 F45 Magen-Neurosen/Magen-Ulkus (Magen-Geschwür) Vermehrte Magen-Säure-Sekretion und verminderte Produktion des schützenden Schleims Heliobakter Pylori (Bakterie) Allgemein bei Ulcus-Patienten: Ambivalenz gegenüber den mütterlichen Instanzen, pseudounabhängig - auf der einen Seite Verbundenheits-Sehnsüchte (Schutz, Zuwendung, Belohnung, einfach Kind sein), auf der anderen Seite besonders Ehrgeizig und selbständig erscheinen wollen (gibt sich selbstgenügsam, bescheiden, stark, ist es aber nicht wirklich) unterdrückte Aggressionen (höflich, unaufdringlich, sehr fleißig, anspruchslos) neigen zur Verharmlosung der Beschwerden Bei wirklicher Verantwortlichkeits-Anforderung (Reife, Erwachsensein) brechen KompensationsMechanismen zusammen Ulcus duodeni (Zwölffingerdarm-Geschwür) Wenn soziale Einbettung nicht mehr funktioniert (Herausfallen aus dem sozialen Netz) Krisen-Punkte sind Trennungs-Erlebnisse (Scheidung, Berufs-Wechsel) spastische Obstipation/Verstopfung oder Durchfall Obstipierte sind besonders sauber, ordentlich, gewissenhaft, können kaum schenken oder Geschenke annehmen (anale Trias mit Eigensinn, Ordnungs-Liebe, Sparsamkeit) Obstipation (Stuhlgewicht unter 50 g pro Tag, Entleerungs-Frequenz unter 3 mal die Woche) findet sich bei Darmkrebs Gutartigen Tumoren Entzündungen Infolge von Morphin-Einnahme Entleerungs-Schmerzen Habituelle Obstipation: Funktionelle Störung der Darm-Entleerung Viele psychosomatische oder psychischen Erkrankungen (z. B. larvierte Depression) – Rückzug – also auch Hinweis auf Depression Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 2 F45 Colitis ulcerosa Ulcerationen = Geschwür-Bildungen, hier speziell im Dickdarm mit Blutungen (blutigschleimige Durchfälle) und Bauch-Schmerzen. Genetische Disposition Auslöser können Überreaktionen des Immun-Systems sein, also allergische Reaktionen auf Milch-Protein, Bakterielle Infektionen, Nahrungs-Bestandteile oder autoimmune Reaktions-Weisen Betrifft meist jüngere Frauen, die zu lieb und nett sind (Unterwürfigkeit). Aggressionen werden auf den Dickdarm projiziert. Mutter-Fixierung – Abhängigkeit von dominierenden und Liebe versagenden BezugsPersonen – Erziehung beherrschend, überfürsorglich, wenig emotional, mehr Dressur (vermeidende Bindungs-Störung) Reizdarm, Morbus Crohn Schwindel, Übelkeit und Erbrechen Können als konversionsneurotisches Symptom auftreten oder ernsten somatischen Krankheits-Wert besitzen bei Hirn-Tumoren (auch Lähmungen, Sensibilitäts-Störungen, Sprach-Störungen) und gesteigertem Hirndruck Kreislauf-Regulations-Störungen (insb. niedriger Blut-Druck mit Schwindel) Intoxikationen mit psychotropen Substanzen Schizophrenie (perniziöse (schädliche) Katatonie mit lebensgefährlichen vegetativen Entgleisungen) eitrige Meningitis Atmungs-System (F45.33) F45 Asthma bronchiale Akute Atem-Störung als Leit-Symptom, die z. T. lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann. Dazu Nervöse Ängstlichkeit Obstruktive Atem-Beschwerden (Erstickungs-Gefühl) Ärgerliche Gereiztheit Hyperventilation Müdigkeit Ätiologie: Grundkonflikt in der ambivalent-unsicheren Mutter-Beziehung (zwischen Liebe und Hass, Halten und Wegstoßen). Überzogene Anforderungen an das Kind und Überfürsorglichkeit. Ambivalenzen im Kind zwischen Anklammerungs-Tendenz und Unabhängigkeits-Streben (Trennungs-Ambivalenz) Gestörtes Urvertrauen Anfall als Schrei oder Weinen nach der Mutter bei gleichzeitigem Sich-Wehren gegen diese Entstehung im ersten Lebens-Jahr (Freud) Hyperventilations-Tetanie Angst-Neurose, von der hauptsächlich jüngere Frauen betroffen. Zur Angst-Abwehr Polypnoe und Hyperventilation, die aber nicht bewusst wird. Wird mit Angst vor Dyspnoe und Angst, zu ersticken in Verbindung gebracht. In Plastik-Tüte atmen lassen, um CO²-Gehalt zu erhöhen, bzw. Abbau der Hypocalciämie. Tetanie als Absterben der Finger (Krampf der Finger-Beuger), Kraftlosigkeit, Fisch-Maul (tonische Kontraktion der mimischen Muskulatur) taube Lippen, trockener Mund, HerzKlopfen, Patienten stehen neben sich mit Gefühl der Unwirklichkeit Heuschnupfen und Allergien Somatoforme anhaltende SchmerzStörungen inkl. Kopf-Schmerzen (F 45.4) F45 Schmerz-Zustände mit vermutlich psychogenem Ursprung, die im Verlauf depressiver Störungen oder einer Schizophrenie auftreten, sollten hier nicht berücksichtigt werden. Exkl.: Rückenschmerzen o. n. A. (M54.9-) Schmerz: akut (R52.0) chronisch (R52.2) therapieresistent (R52.1) Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung (F45.40) F45 Die vorherrschende Beschwerde ist ein andauernder, schwerer und quälender Schmerz, der durch einen physiologischen Prozess oder eine körperliche Störung nicht hinreichend erklärt werden kann. Der Schmerz tritt in Verbindung mit emotionalen Konflikten oder psychosozialen Belastungen auf, denen die Hauptrolle für Beginn, Schwere-Grad, Exazerbation (Verschlechterung) oder Aufrechterhaltung der Schmerzen zukommt. Die Folge ist meist eine beträchtlich gesteigerte persönliche oder medizinische Hilfe und Unterstützung. Mindestens 6 Monate. Inkl.: Psychalgie, Psychogen: Kopfschmerz, Rücken-Schmerz, somatoforme SchmerzStörung Exkl.: Spannungs-Kopf-Schmerz (G44.2) Kopf-Schmerzen sind das häufigste Gesundheits-Problem (Kosten in Deutschland ca. 7 Milliarden € pro Jahr). Prävalenz: Episodische Kopf-Schmerzen vom Spannungs-Typ 70 %, bei Migräne 15% (Erstmanifestation meist nach 40. LJ) Unterteilung in idiopathische (Migräne, Spannungs-Typ, Cluster). Mehr als 90% aller Kopf-Schmerzen sind idiopathischen Ursprungs, also ohne erkennbare somatische Ursache. symptomatische Kopf-Schmerzen (Kopf- oder HWS-Trauma, Gefäß-Störungen in Kopf und Hals, Substanz und deren Entzug, Infektion, Stoffwechsel-Erkrankung, Schädel-Erkrankung, kraniale Neuralgien). KopfSchmerzen können also auch Leit-Symptom einer potenziell gefährlichen Krankheit sein. Symptom Kopfschmerz bedarf besonderer Abklärung. Bei Verdacht auf symptomatischen Kopfschmerz sind fachärztliche Untersuchungen zu veranlassen. Plötzliches Auftreten stärkster Hinter-Kopf-Schmerzen mit Erbrechen kann auf eine Hirn-Blutung (Schädel-Trauma – 4%) hinweisen. Massive Kopfschmerzen mit Übelkeit und Rötung des Auges können für einen Glaukom-Anfall (Grüner Star) sprechen. Knochen-Metastasen im Bereich des Schädel-Daches. Hypertonie. Bei Infektionen oder Fieber (häufig – 63%). Stoffwechsel-Störungen (22%). Vorsicht vor Hirn-Tumor bei Kopfschmerz und Migräne. psychiatrische Störungen als Somatisierungs-Störungen (F45.4) und psychotische Störungen (F20 und F30) Chronische Schmerz-Störung mit somatischen und psychischen Faktoren (F45.41) F45 Im Vordergrund des klinischen Bildes stehen seit mindestens 6 Monaten bestehende Schmerzen in einer oder mehreren anatomischen Regionen, die ihren AusgangsPunkt in einem physiologischen Prozess oder einer körperlichen Störung haben. Psychischen Faktoren wird eine wichtige Rolle für Schwere-Grad, Exazerbation (deutliche Verschlechterung) oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen, jedoch nicht die ursächliche Rolle für deren Beginn. Der Schmerz verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen FunktionsBereichen. Der Schmerz wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht (wie bei der vorgetäuschten Störung oder Simulation). Schmerz-Störungen insbesondere im Zusammenhang mit einer affektiven, Angst-, Somatisierungs- oder psychotischen Störung sollen hier nicht berücksichtigt werden. Exkl.: Andauernde Persönlichkeits-Änderung bei chronischem Schmerz-Syndrom (F62.80) Psychologische Faktoren oder Verhaltens-Faktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten (F54) Sonstige Somatoforme Störungen (F45.8) Hier sollten alle anderen Störungen der Wahrnehmung, der Körper-Funktion und des Krankheits-Verhaltens klassifiziert werden, die nicht durch das vegetative Nerven-System vermittelt werden, die auf spezifische Teile oder Systeme des Körpers begrenzt sind und mit belastenden Ereignissen oder Problemen eng in Verbindung stehen. Inkl.: Psychogen: Dysmenorrhoe (Regel-Schmerzen), Dysphagie (SchluckStörungen), "Globus hystericus„ (Kloß im Hals), Pruritus (Juckreiz), Tortikollis (Schiefhals), Zähne-Knirschen F45 Erschöpfungs-Syndrom (F48) F45 Im Erscheinungs-Bild zeigen sich beträchtliche kulturelle Unterschiede. Zwei Hauptformen überschneiden sich beträchtlich. Bei einer Form ist das Haupt-Charakteristikum die Klage über vermehrte Müdigkeit nach geistigen Anstrengungen, häufig verbunden mit abnehmender Arbeits-Leistung oder Effektivität bei der Bewältigung täglicher Aufgaben. Die geistige Ermüdbarkeit wird typischerweise als unangenehmes Eindringen ablenkender Assoziationen oder Erinnerungen beschrieben, als KonzentrationsSchwäche und allgemein ineffektives Denken. Bei der anderen Form liegt das Schwergewicht auf Gefühlen körperlicher Schwäche und Erschöpfung nach nur geringer Anstrengung, begleitet von muskulären und anderen Schmerzen und der Unfähigkeit, sich zu entspannen. Bei beiden Formen finden sich eine ganze Reihe von anderen unangenehmen körperlichen Empfindungen wie Schwindel-Gefühl, Spannungs-Kopf-Schmerz und allgemeine Unsicherheit. Sorge über abnehmendes geistiges und körperliches Wohlbefinden, Reizbarkeit, Freudlosigkeit, Depression und Angst sind häufig. Der Schlaf ist oft in der ersten und mittleren Phase gestört, es kann aber auch Hypersomnie im Vordergrund stehen. Inkl.: Ermüdungs-Syndrom Exkl.: Asthenie o. n. A. (R53) Benigne myalgische Enzephalomyelitis [postvirales Müdigkeits-Syndrom] (G93.3) Burn-out-Syndrom (Z73) Psychasthenie (F48.8) Unwohlsein und Ermüdung (R53) Haltung, Ernährung, verspannte Regionen (VR) und Psychosomatik Die Texte in diesem Abschnitt basieren auf • dem Buch von Helga Pohl: „Unerklärliche Beschwerden? Chronische Schmerzen und andere Leiden körpertherapeutische verstehen und behandeln“ aus dem Jahr 2010 • Mitteilungen und schriftliche Informationen von Ebba Boyesen (Biodynamik) • Hinweisen in dem Buch von Rosenberg, Rand und Asay: Körper, Selbst und Seele – Ein Weg zur Integration“ von 2008 Verspannungen als Dauer-Kontraktionen Körper-Haltungen Körper-Segmente und Entwicklungs-Hypothesen (Biodynamik) Bereiche des Körpers Wege aus der Verspannung Verspannungen (V) als Dauer-Kontraktionen Allgemein Somatosensorik – der Spürsinn Psychosomatische Missempfindungen Sensomotorik und Gefühle 1 Sensomotorik und Gefühle 2 Sensomotorik und Gefühle 3 Sensomotorik und Gefühle 4 Verspannungs-Ursachen im Zusammenhang Verletzungen und anderen Traumata Dumme Angewohnheiten Äußere Faktoren Emotionale Dauer-Belastungen Imitation verspannter Vorbilder Antreiber, Dauer-Stress und Leistungs-Druck Bewegungs-Mangel Ungesunde Sport-Arten Biochemische Faktoren Folgen der Verspannung 1 Folgen der Verspannung 2 Folgen der Verspannung 3 VR Allgemein V Alle funktionellen Bewegungs-Einschränkungen funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Kann sich jemand nicht nach vorn beugen, werden seine verspannten, verkürzten Rücken-Muskeln nicht lang genug. Kann jemand seinen Arm seitlich nicht vom Körper wegheben, sind Muskeln verspannt, die den Arm zum Körper hingezogen halten. Kann jemand das Knie nicht voll beugen, sind die Muskeln verkürzt und verspannt, die das Knie strecken. Kann jemand sein Bein nicht voll strecken, müssen die Beuger oder das Bindegewebe auf ihnen dauerhaft verkürzt sein. Bei allem Schädlichen und Bedrohlichen verschließt sich der Organismus und zieht sich zusammen und zurück (Schreck-Reflex). Er zieht sich zusammen, wenn er via SinnesOrgan etwas negativ erlebt oder auch nur zu erleben erwartet. Zu den negativen Reizen zählen Verletzung, Lärm, Kälte, starke Hitze, ein Knall, grelles Licht, Gleichgewichts-Verlust, ein abscheulicher Anblick, ekelhafte Gerüche und Geschmacks-Empfindungen, plötzliche Bewegungen gegen die verspannte Muskulatur, ein Schlag, etwas, das auf uns zu rast, atmosphärische Störungen, schlimme Nachrichten, bedrohliche und belastende Ereignisse – plötzlich und langfristig. Wir empfinden Entsetzen, Erstarren, Schmerz, Angst, Ärger, Ekel, inneren Widerwillen, Kälte, Übelkeit, Bedrückung, Spannungs-Gefühle und trennen nicht zwischen Körper und Seele. Alle positiven Sinnes-Eindrücke wie Wärme, Licht, melodiöse Laute, Düfte, Wohlgeschmack, sanfte Berührung sind mit Entspannung, Wohlgefühl und lockerer harmonischer Bewegung verbunden. Somatosensorik – der Spürsinn V Unsere vielfältigste, aber am wenigsten bewusste Sinnes-Empfindung ist die Somatosensorik, der Spürsinn. Jedoch ist der Spürsinn bei den meisten Menschen längst nicht so geschult und differenziert wie die anderen Sinnes-Wahrnehmungen. Wir überspüren viel mehr als wir überhören oder übersehen. So setzen wir z. B. Essen, Nikotin oder Alkohol zur Spannungs-Reduktion ein, nehmen aber die vorangegangene körperliche Anspannung, gegen die wir diese Stoffe einsetzen, gar nicht klar wahr. Spürrezeptoren sitzen im Bindegewebe, in den Muskeln und in der Haut. Sie sind Mess-Fühler für Druck-, Zug- und Temperatur-Unterschiede. Vor allem informieren sie uns als Propriozeption, als Eigenwahrnehmung. Man kann die eigene Bewegung in allen Variationen und an allen Körper-Teilen ebenso spüren wie die Position des Körpers und seiner Teile im Raum, das Zugehörigkeits-Gefühl der einzelnen Körper-Teile zum eigenen Körper sowie das Gewicht der eigenen Körperteile und der Dinge, die man hebt oder schiebt. Wir empfinden Oberflächen-Strukturen wie rauh, glatt, weich. Hart, Anspannung und Entspannung, Kälte und Wärme, Konturen und Richtungen. Wir spüren Hunger und Schmerz, sexuelle Empfindungen, Berührtwerden und Berühren, Zärtlichkeit und Geborgenheit, Vertrauen und Alarmiertsein, Müdigkeit und Wachheit, Schwere und Leichtigkeit, Jucken und Kratzen, Anstrengung, Mühsal. Leichtigkeit und eigene Kompetenz, Angst, Bedrückung, Freude, Glück und viele andere Emotionen. Psychosomatische Missempfindungen V Viele psychosomatische Missempfindungen haben ihren Ursprung in Verspannungen des Bindegewebes. Bindegewebe kann, wenn es fest ist, Bewegung verhindern. Es ist, als stecke der betroffene Körper-Teil in einer zu engen Folie. Dazu gehören unter anderem diffuse Spannungs-Gefühle chronische Übelkeits-, Völle-, Leere- und Angst-Gefühle Entfremdungs- und Unwirklichkeits-Gefühle (gegenüber der Welt, der eigenen Person, einzelnen Körper-Teilen) Kitzel- und Juck-Gefühle (im Hals, im Knie usw.) inadäquate Gefühle von Dicksein (wie bei Magersucht) Fremdkörper-Gefühle (im Hals, im Ohr, unter der Fuß-Sohle, im Anus usw.) Temperatur-Überempfindlichkeit (Kälte, seltener Hitze, wird als quälend oder schmerzhaft empfunden) inadäquate Kälte- und Hitze-Gefühle an Körper-Teilen Berührungs-Empfindlichkeit (fast schmerzhaftes Spüren leichtester Berührungs-Reize) Brennen (z. B. des Rückens, der Fuß-Sohlen, der Harn-Röhre) Den Schmerz aus dem Bindegewebe erkennt man daran, das er flächig und oft quer zum Muskel-Verlauf gezeigt wird. Er ist diffuser, oft „hell“, brennend und „nervend“. Man findet verspannte Partien durch Anschauen (Haut oft unregelmäßig, eingezogen, spannt und bildet Dellen) und Ertasten sowie durch Nachahmung von Bewegung und Haltung. Sensomotorik und Gefühle 1 V Sensorik und Motorik sind zwei Seiten des gleichen Lebens-Vorgangs. Bewegung und Sinnes-Empfindung steuern sich wechselseitig. Zusammen bilden sie ein System, das alle unsere willkürlichen und unwillkürlichen Aktionen und Reaktionen beinhaltet. Systemische Beziehungen sind keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen, sondern bestehen als Rückkoppelungs-Systeme, Kries- und Spiral-Prozesse: Die Bewegung dient der Sinnes-Wahrnehmung. Die Sinnes-Wahrnehmung dient der Bewegung. Je differenzierter ein Lebewesen, desto differenzierter ist seine Sensomotorik. An uns selbst können wir unterschiedliche Spannungs- und Lockerungs-Muster als Gefühle und Handlungs-Motivationen registrieren. Gefühle sind gespürte Bewegungen bzw. Bewegungs-Einschränkungen, mit denen wir auf unsere äußere Welt reagieren. Was wir spüren, beeinflusst wiederum unsere Bewegungs-Richtung – zur Welt hin oder von der Welt weg. In Erwartung negativer Erfahrungen wappnen wir uns muskulär. Bleibende Anspannung ist als Starr- und Eng-Werden mit einem unangenehmen Gefühl und Rückzugs-Verhalten verbunden. Entspannung hingegen lässt Menschen weit werden. Der Körper lockert sich. Beatmung und Durchblutung werden besser. Man öffnet sich und ist zugewandt. Aus positiv wie aus negativ empfundenen Sinnes-Eindrücken lernt der Organismus, indem er auf neuromuskulärer Grundlage Erwartungen und Handlungs-Bereitschaften für die Zukunft ausbildet. Sensomotorik verbindet Körper und Seele miteinander. Sensomotorik und Gefühle 2 Sensomotorik verbindet Körper und Seele miteinander. Kein Mensch kann sich nur mit seiner Seele verhalten. Er braucht den Körper, er braucht die Bewegung dazu – immer und unter allen Umständen. Umgekehrt wäre natürlich unser Körper ohne unsere psychischen OrganisationsFormen wie Intentionen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, ohne Planung, Koordination und Kognition, ohne strukturierende Gefühls-Bewegungen, ohne gelernten Umgang mit der Schwerkraft nur ein hilflos zuckendes Bündel Fleisch, das nicht die simpelste Handlung zuwege brächte. Alles, was wir mit unserer Muskulatur tun, hat eine Rückkopplung auf unser Befinden. Nichts ist schlimmer, als mit starren, unbeweglichen Muskeln verharren zu müssen (Immobilisierungs-Reaktion des dorsalen Vagus). Sobald wir mit bewegter Muskulatur aktiv Einfluss nehmen können (Flucht oder Kampf auf Basis des Sympathikus), fühlen wir uns besser. Wir bewegen uns nicht nur so, wie wir uns fühlen, sondern wir fühlen uns auch so, wie wir uns bewegen. Anspannung Entspannung hohes Erregungs-Niveau Angst, Aufgeregtheit, Nervosität, Gefühl, platzen zu müssen Freude, angenehmes Aufgekratztsein, Energie, Taten-Drang geringes Erregungs-Niveau Bleierne Müdigkeit, Erschöpfung, Depression Innerer Frieden. Heiterkeit, in sich ruhen, wohlige Müdigkeit V Sensomotorik und Gefühle 3 V Unsere Gefühle basieren auf Körper-Sinnes-Empfindungen. Wenn wir auf sie achten, können wir daher ohne Weiteres sagen, wo im Körper wir Angst, Bedrückung, Schmerz oder Freude empfinden. Gehirn Sensorik Motorik Körper Schmerz ist nie nur körperlich. Er trifft uns als Person. Die Inselrinde im Hirn macht keinerlei Unterschied zwischen Körper und Seele. „Seelischer Schmerz“ nach Zurückweisung wird in dieser Hirn-Region genauso registriert wie körperlicher Schmerz. Die Unterscheidung in Körper und Seele ist damit auch neurobiologisch hinfällig. Angst ist nie nur seelisch. Sie trifft den ganzen Organismus. Angst ist genauso körperlich wie Schmerz. Schmerz ist genauso emotionale wie Angst. Wir halten Schmerz nur deshalb eher für körperlich, weil seine Lokalisation in der Regel präziser ist. „Achtung, genau an dieser Stelle ist die Gefahr“, sagt der Schmerz. Angst warnt allgemeiner, dass Gefahr im Verzug ist. Bei Schmerz-Angst trifft beides zu. Sieht man Gefühle als kreisförmigen Informations-Fluss zwischen Körper und Gehirn, zwischen Sensorik und Motorik, gehen die beiden konträr gedachten Sicht-Weisen („Der Körper fühlt.“ versus „Das Gehirn fühlt“) darin auf. Bei der Verbindung Körper-Gehirn-Gefühl spielen auch chemische Prozesse ein Rolle. Darauf beruht die Wirkung von Schmerz-Mitteln und Psychopharmaka. Sensomotorik und Gefühle 4 V Positive Gefühle sind flüchtig, denn sie sind an Bewegung gebunden. Eine chronische Freude gibt es nicht. Auch negative Gefühle können flüchtig sein, wenn die Spannung in der Muskulatur und im Bindegewebe einschließlich der chemischen Prozesse mit der momentanen Gefahr vorübergeht. Negative Gefühle können sich aber auch festsetzen. Wenn Schädigung, Bedrohung oder Belastung zu stark sind, zu lange dauern, sich zu oft wiederholen, sich nicht abstellen lassen, wenn wir dauernd gegen die Schwerkraft ankämpfen müssen, können wir nicht anders, als unsere Muskulatur in dauernder Anspannung zu halten. Die Chronizität von Schmerz, ängstlicher Grundstimmung und Niedergeschlagenheit liegt an der Dauerhaftigkeit der Anspannung. Der Prozess der Erstarrung geschieht allerdings meist schleichend, so dass er sich dem Bewusstsein entzieht. Die Anspannung wird allmählich zur unwillkürlichen Gewohnheit, die in tieferen unbewussten Gehirn-Teilen gespeichert wird. Schließlich kommt es zu strukturellen Verfestigungen, Verhärtungen in der Muskulatur und im Bindegewebe, die dadurch schlechter durchblutet, durchlympht, schlechter ernährt und weniger von Abbau-Produkten des Stoff-Wechsels gereinigt werden So entstehen im eigentlichen Wort-Sinne eingefleischte Gewohnheiten, die wir mit unserem Bewusstsein nicht mehr erreichen können. Die unwillkürliche Verspannung ist – im Unterschied zur momentanen Anspannung – willkürlich nicht mehr zu lösen. Da hilft kein bewusstes Lockerlassen mehr. Verspannungs-Ursachen im Zusammenhang Verletzungen und andere Traumata dumme Angewohnheiten äußere Faktoren emotionale Dauerbelastungen Imitation verspannter Vorbilder Antreiber, Dauerstress und Leistungs-Druck Bewegungs-Mangel ungesunde Sport-Arten biochemische Faktoren V Für Dauerkontraktionen und daraus resultierenden Beschwerden gibt es in aller Regel nicht eine einzige Ursache, sondern ein ganzes Bündel. Je länger wir leben, desto mehr Gelegenheit haben wir zu Unfällen, Operationen, psychischen Belastungs-Situationen, Fehlhaltungen, zur Entwicklung dummer Angewohnheiten, Bewegungs-Mangel usw. Aus diesem Grund sind alte Menschen im Allgemeinen verspannter als junge und haben folglich auch mehr Beschwerden. Nicht das Alter als solches führt dazu, sondern das, was das Leben an genutzten Verspannungs-Möglichkeiten so mit sich bringt. Die gleichen Beschwerden – z. B. Nacken-Schmerzen – können unterschiedlich entstanden sein: durch falsche SitzPosition, eine ständige ängstliche Erwartung, ein SchleuderTrauma oder eine schreckliche Kindheits-Erfahrung. Das Resultat ist eine Verspannung, d. h. eine eingefleischte Gewohnheit, die sich willkürlich nicht mehr einfach ändern lässt. Klärung der Einzelheiten der Entstehungs-Geschichte ist dann nicht notwendig, wenn die Auflösung der psychophysischen Dauerkontraktion in der Gegenwart reicht. Verletzungen und andere Traumata V Sehr häufig entstehen Verspannungen im Anschluss an psychophysische Traumata, in erster Linie als Folge von Verletzungen. Manche machen sich erst Monate oder Jahre später bemerkbar, da das Gewebe der verletzten Stelle mit der Zeit immer verhärteter, immer undurchlässiger wird. Zu solchen Verletzungen zählen auch offene Wunden, die zu Narben führen. Oft gibt es im Gebiet der Narben Schmerzen und andere Missempfindungen, die vor allem vom Bindegewebe ausgehen. Häufig entstehen Dauerkontraktionen auch aus Prellungen. Zerrungen führen nicht zum „Ausleiern“ der Muskeln, sondern zu deren Verspannung, denn der Organismus verhindert, dass er auseinandergezerrt wird, indem er alarmiert, wie bei jeder Bedrohung, die Muskeln sofort gewaltig anzieht. Auch Operationen registriert der Organismus als Verletzungen und die dafür erforderlichen Lagerungen als Zerrungen. Zu den Verletzungen, die häufig bleibende Verspannungen hinterlassen, zählen die Schleudertraumata, auch Knalltraumata z. B. durch Explosionen und Kältetraumata durch lange intensive Unterkühlungen. Da wir auf andere Menschen besonders stark reagieren, reagieren wir auch auf von anderen zugefügte Verletzungen besonders nachhaltig, z. B. auf Überfälle, Vergewaltigungen, Folter, schwer und häufige Schläge und sonstige Misshandlungen. Auch bei rein psychisch geltenden Traumata (z. B. wenn man mit ansehen muss, wie eine geliebte Person verunglückt, misshandelt oder getötet wird) ziehen sich die Muskeln bleibend zusammen. Es entsteht eine Schreck-Starre. Betroffen vor allem die Atem-Muskulatur und die Augen. Dumme Angewohnheiten Häufig entstehen Dauer-Kontraktionen durch dumme Angewohnheiten wie einseitiges Tragen oder Hochziehen der Schulter, wenn man mit der Hand etwas zu tun hat, durch Stehen mit Standbein und Spielbein oder das Tragen von Kleinkindern auf einer Hüfte. Diese Gewohnheiten werden so unbewusst, dass sie sich willentlich nicht mehr abstellen lassen. Sie schleifen sich ein, weil Muskeln und Bindegewebe immer mehr in einem bestimmten Spannungs-Muster bleiben. V Äußere Faktoren Da wir uns mit unserem Körper in einer physikalischen Welt bewegen, spielen äußere Faktoren für die Entstehung von Dauerkontraktionen und Fehlhaltungen eine wichtige Rolle. Hierzu zählen z. B. zu hohe oder zu niedrige Arbeits-Platten und Sitzgelegenheiten zu enge Kleidung die Körper-Größe in Relation zur Umgebung, wobei für große Menschen vieles zu niedrig ist. Sie sind besonders gefährdet in Bezug auf Muskel-Spannungen durch vorgebeugte Haltung. wobei für kleine Menschen vieles zu hoch ist. Sie sind eher in Richtung Überaufrichtung und Hohlkreuz gefährdet. Wenn wir unseren Körper stundenlang in eine bestimmte Haltung zwingen, in der wir uns mit abgespannten Muskeln gegen die Schwerkraft behaupten müssen, z. B. am Schreibtisch, programmieren wir Hirn und Körper diesen SpannungsZustand ein. Schließlich müssen wir auch in der Freizeit in diesem Spannungs-Muster verharren und fühlen uns entsprechend unwohl. Diese Ursachen offenbaren sich nicht im Röntgen-Bild und nicht in der KindheitsAnamnese. Sie lassen sich nur durch Eigenbeobachtung feststellen. V Emotionale Dauerbelastungen zunehmend geduckte Haltung Befreiung von DauerKontraktionen V Auch unter dauerhaft belastenden Lebens-Umständen ohne Möglichkeit der aktiven Veränderung kommen wir nicht mehr aus der Spannung heraus. Dazu zählen z. B. LangzeitArbeitslosigkeit, drohender Job-Verlust oder drohende Abschiebung. Unter diesen Umständen bleiben die meisten in ständiger ängstlicher Erwartung vor allem auf der Vorderseite zusammengezogen und entwickeln Magen- und BauchBeschwerden, Kraftlosigkeit und depressive Gefühle. Und wieder beginnt der Teufels-Kreis: Je länger wir in der geduckten Haltung verharren, desto negativer sehen wir die Lebens-Umstände und desto weniger ergreifen wir aktive Maßnahmen zur Veränderung. Doch andersherum gilt auch: Je mehr wir uns aus den DauerKontraktionen befreien können, desto gelassener werden wir und desto eher finden wir Lösungs-Wege. Alle negativen Faktoren wie Vernachlässigung, Aggressionen, bedrohliche Kriegs-Atmosphäre wirken in der frühen Kindheit besonders intensiv. Die resultierenden Verspannungen können sich im Laufe des Lebens immer mehr einspuren. Man braucht nicht immer die Entstehungs-Geschichte aufzurollen. Oft reicht es, die damals entstandene Dauer-Kontraktion heute zu lösen. Imitation verspannter Vorbilder V Da der Mensch bevorzugt auf andere Menschen reagiert und ganz besonders auf Haltung und Bewegung, haben oft ganze Familien die gleich krummbucklige Haltung. Da die Nachahmung unbewusst geschieht, denken viele, die Haltung sei in ihrer Familie genetisch bedingt, und ergeben sich in ihr Schicksal. Bei Menschen, die sich nahestehen oder auch nur nahe sind, synchronisieren sich unbemerkt Atmung und Stimmung. Besonders Depressionen wirken ansteckend, nicht nur, weil man mit einem depressiven Partner selbst nicht viel zu lachen hat, sondern auch, weil man geradezu ein schlechtes Gewissen entwickelt, es sich selbst gutgehen zu lassen, wenn es dem anderen offensichtlich schlecht geht. Also ahmt man ich körperlich nach und fühlt sich bald ähnlich. Die Erfahrung zeigt, dass das Wissen um diese imitativen Vorgänge bei sich selbst allein nicht ausreicht, um sich von den schädlichen Verspannungen zu befreien. Man muss sie körperlich lösen. Antreiber, Dauerstress und Leistungs-Druck Antreiber-Sätze: Streng dich an! Reiß dich zusammen! Sei Tapfer! Halte durch! Beiß die Zähne zusammen! Lass dir nichts anmerken! Sei stark! Halte dich gerade! Durch die Koppelung von Vorstellung und Muskulatur führen diese inneren Formeln zu unbemerkten Dauerkontraktionen. Besonders bei unlösbar erscheinenden Aufgaben löst sich die Anspannung nicht mehr. Häufig drosseln wir dabei unwillkürlich muskulär die Atem-Zufuhr. Durch reduzierte Atmung werden wir weniger leistungsfähig, empfinden alles als anstrengen und sind schließlich völlig erschöpft. Der klassische Weg zum Burnout. Bemerken die Betroffenen das damit einhergehende Anstrengungs-Gefühl noch, halten sie es meist für positiv, den eigenen Werten entsprechend für eine Charakter-Stärke, um die man sich bemühen muss. Das Gefühl von dauerndem Leistungs-Druck geht häufig mit diesen AnstrengungsFormeln einher. Wir erzeugen einen inneren Druck, indem wir die Muskeln mehr als nötig anspannen, weil wir alles auf einmal tun wollen, uns hetzen, nie Pausen machen, überhöhte Ziele haben usw. Nach einer Weile spüren sie die Anstrengung nicht mehr. Dann reicht das Bewusstmachen der inneren Formeln zur Spannungs-Lösung nicht mehr aus. Es bedarf der ergänzenden Körper-Arbeit. V Bewegungs-Mangel Nicht nur, dass unser Muskel-Masse schwindet, wenn wir uns wenig bewegen, nein, sie versteift auch, was gesundheitlich gravierender ist. Jede Art von Ruhigstellung ist gesundheitsschädlich, auch die verordnete. Daher sind orthopädische Korsetts, Geradehalter und Schanz‘sche Kragen bei der Behandlung von Spannungs-Krankheiten besser zu vermeiden. Deutlich sichtbar ist die Auswirkung von Ruhigstellung an Gliedmaßen, die längere Zeit eingegipst waren. Die unbewegten, verkümmerten Muskeln sind starr und verhärtet. Und genauso fühlt sich das Bindegewebe an. Durch die verletzungsbedingte Fehlhaltung setzt sich die Dauerkontraktion in den übrigen Körper fort. Daher sollte man selbst nach Knochen-Brüchen den betroffenen Körper-Teil nur so lange wie unbedingt nötig an der Bewegung hindern. Ruhigstellen und Schonen ist auch für ältere Menschen Gift. Einem alten Menschen alles abzunehmen, was er noch irgendwie selbst tun könnte („Ach lass man, ich mach das schon.“), ist von der Wirkung her Einspuren von Behinderung. Der alte Mensch wird dadurch steifer, unbeweglicher, weniger selbstbewusst und schließlich krank. V Ungesunde Sport-Arten V In unserer Kultur haben viele eine ziemlich gewalttätige Vorstellung von Bewegung. Die normale Alltags-Bewegung zählt nicht dazu. Als Sport gilt nur das, was möglichst schnell, möglichst heftig, möglichst anstrengend, möglichst schweißtreibend und möglichst lang andauernd durchgeführt wird. Der Körper muss beherrscht werden, hat zu gehorchen, wird abgerichtet – Verspannung inklusive. falsches Training Tragischerweise leiden diejenigen, die sich so sehr in FitnessCentern um Gesundheit, Fitness und Aussehen bemüht haben, jetzt unter chronischen Schmerzen, Atmen-Störungen, Magen- und Bauch-Beschwerden, Depressionen und Angst-Zuständen. Häufig sind diese Menschen in einen Teufels-Kreis geraten: je unfitter sie durch falsches Training wurden, desto mehr versuchten sie dagegen anzutrainieren. Zuweilen wird auch bei den meist harmloseren Sport-Varianten der Frauen eine Dauerspannung propagiert. Im Namen der Schönheit soll Bauch- und Gesäß-Muskulatur ständig angespannt gehalten werden (Pilatis). Durch dieses unsinnige Starrhalten von Bauch, Rücken und Gesäß trainiert man sich Bewegungs- und Atem-Einschränkungen an. Das ist das Gegenteil von Fitness, Gesundheit und guter Laune. Biochemische Faktoren Biochemische Faktoren wie Bakterien-Toxine, Hormone und Nahrungs-Stoffe (bekanntestes Beispiel: Magnesium) beeinflussen ebenfalls den Spannungs-Zustand von Muskulatur und Bindegewebe. Daher können auch Infektionen oder bakterielle Blasen- und Prostata-Entzündungen zum Auslöser späterer Verspannungen werden. Sind bereits Dauerkontraktionen vorhanden, können Fehlernährung und Infektionen zum Überschreiten der Schmerz-Schwelle führen. Das macht sich dann z. B. als Glieder-Schmerzen bei Grippe bemerkbar. Weil unter Erhöhung oder Erniedrigung bestimmter Stoffe individuelle Dauerkontraktionen schmerzhaft hervortreten, gibt es auch so unterschiedliche Menstruations-Beschwerden. Sie alle können verschwinden, wenn man die betroffenen Stellen körpertherapeutisch entspannt – trotz veränderter hormoneller Lage. V Folgen der Verspannung 1 Dauerkontraktion Depression Schmerz Missempfindung Angst Zusammenziehen und SpannungsErhöhung Betroffener Muskel Antagonisten Synergisten Schonhaltung V Dauerkontraktionen breiten sich mit der Zeit aus und verschlimmern sich. Jeder stärke Schmerz, jede stärkere Missempfindung lässt uns insgesamt zusammenziehen und führt damit automatisch zur Spannungs-Erhöhung und Minderung der Beweglichkeit des ganzen Körpers. Wir legen nicht nur den betroffenen Muskel still, sondern auch all seine Antagonisten und Synergisten und verbiegen unseren Körper so, wie wir es noch am ehesten aushalten. Es entsteht eine Schonhaltung, in der wir gegen die Schwerkraft bestehen müssen. Daraus können neue Beschwerden resultieren. Da bei reaktivem Zusammenziehen immer auch die AtemMuskulatur betroffen ist, wird man bei starken anhaltenden Schmerzen – gleich welcher Herkunft – unweigerlich depressiv. Weil nicht nur Schmerz, sondern auch Missempfindungen auf Verspannungen beruhen, treten chronische Angst, Depression und Schmerz häufig zusammen auf, das eine im Gefolge des anderen. Folgen der Verspannung 2 Verspannungen Angstund SchmerzVermeidung Verstärkung der Überempfindlichkeit SchmerzAngst V Verspannte Muskeln und verspanntes Bindegewebe reagieren überempfindlich auf alle negativ empfundenen Sinnes-Wahrnehmungen: Kälte, Lärm, bestimmte Gerüche, aggressive Laute usw. Schon geringe negative Reize lösen an Stellen, wo bereits Übernegative Erfahrungen stattgefunden haben, starke SchmerzempfindSensationen aus. lichkeit Ein verspannter Nacken reagiert jetzt empfindlich auf einen Wind-Zug, einen Wetter-Wechsel, Ärger usw.. Er zieht sich stärker zusammen und schmerzt dann umso heftiger. Verstär- Durch Schmerz-Erfahrungen entwickeln sich Schmerzkung der Ängste. VerspanDann können schon die Erwartung und Vorstellung von nungen Bewegungen oder Berührungen an bestimmten Stellen mit Angst verbunden sein. Wir werden hypersensibel und schalten blitzartig auf SchmerzVermeidung. Erfah Es entsteht ein negativer Kreis-Prozess, eine Art rungen dynamisches Körper-Gedächtnis für Negatives. SchmerzErwartung Aus den Verspannungen gehen in Rücken-Mark und Gehirn laufend Informationen über etwas Unangenehmes, Negatives ein, gegen das wir uns wappnen müssen. Folgen der Verspannung 3 Vermeiden V Genauso wie Menschen bei Phobien ihren Angst-Auslösern ausweichen, versucht jede schmerzgeplagte Person, alle Druckund Zug-Verlagerungen zu umgehen, die durch die Überempfindlichkeit die Schmerzen hervorrufen und verstärken könnten, Durch das Vermeiden von Bewegungen geraten sie in einen Teufels-Kreis von immer größerer Versteifung, was wiederum Empfindlichkeit verstärkt und den Bewegungs-Radius verringert. VerspannungsLösung Kälte verstärkt bei vielen die Beschwerden. Sie werden insgesamt verfrorener, vor allem am bestimmten Stellen. Sie haben gelernt, Verschlimmerungen durch geringfügige Unterkühlung zu vermeiden. Die Überempfindlichkeit und Überreaktion verspannten Gewebes dürfte der Geruchs- und Lärm-Empfindlichkeit bei Migräne ebenso zugrunde liegen wie der Überreaktion bei Allergien, z. B. Heuschnupfen. Insgesamt ist der Organismus ständig auf der Hut, um weitere Traumata dieser Art zu verhindern. Die Betroffenen werden übersensibel und zucken schon bei Reizen zusammen, die nur entfernt an das ursprüngliche Trauma erinnern. Körper-Haltungen (KH) Stopp-Haltung Start-Haltung Start- und/oder Stopp-Haltung Schiefhaltung Hüft-Beugung Hohlkreuz von unten VR Stopp-Haltung (Sto) Schreck und Defensive Akut oder chronisch Ursachen für Stopp-Muster Erscheinung des Stopp-Musters Experiment: Stopp-Muster Erleben und Wirkung im Stopp-Muster Beschwerden auf der Vorderseite KH Schreck und Defensive Sto Die Ausdrücke Stopp-Haltung, "red light reflex", Stopp-Muster oder Rückzugs-Reaktion bezeichnen ein Spannungs-Muster, das uns nach vorn zusammenzieht und beugt. Wie eine rote Ampel unterbricht es alle Handlungs-Intentionen. Diese Stopp-Haltung ist Ausdruck der Körper-Scham, der Angst und des passiven Rückzuges. Mit eingezogener Vorderseite geht der ganze Mensch in die Defensive. Er verschließt sich und zieht sich in sich zurück. Zentrum der Reaktion ist der gerade Bauch-Muskel. Aber auch die Brust-Muskeln, die Iliopsoas-Muskeln im Bauch, die Adduktoren auf der Innenseite der Beine, die Nacken- und Schulter-Muskeln geraten in Spannung. Als unwillkürliche Schutz-Reaktion ist das Muster offensichtlich biologisch vorgegeben, früh in der Evolution entstanden und tief in alten Schichten des Gehirns verankert. Als Schreck-Reflex ist diese Reaktion schon bei Säuglingen auslösbar, wenn man ihnen den tragenden Untergrund entzieht. Tritt das Stopp-Muster akut auf, das uns z. B. ein Schreck durchfährt, halten wir die Luft an, es zieht uns blitzartig den Rumpf vorn zusammen, Arme und Beide bewegen sich zum Körper hin, der Kopf wird in den Nacken genommen. Für den Moment sind wir wie gelähmt und rühren uns nicht mehr. Akut oder chronisch Später tritt das Stopp-Muster akut bei allen negativen Sinnes-Reizen oder als negativ bewerteten Informationen auf, wie z. B. bei plötzlichen lauten Geräuschen bei einem grässlichen Anblick, bei einem plötzlichen starken Schmerz, bei Kälte und Nässe, manchmal auch bei starker Hitze, bei Anpassung an bestimmte physikalische Umgebungs-Bedingungen, z. B. zu niedrige Sitz-Möbel oder Arbeit-Platten, bei schlechten Erlebnissen und Nachrichten, die zum Beispiel führen zu Trauer und Enttäuschung, Schuld- und Scham-Reaktionen, Gefühlen der Demütigung und Unterlegenheit und seelisch empfundenem Schmerz (sich missachtet, verlassen oder betrogen fühlen). Normalerweise ist das Muster so vorübergehend wie die Ereignisse, die es auslösen. Erkenne wir nach dem Schreck, dass die Gefahr gebannt ist, richten wir uns auf uns atmen wieder normal. Bei schwerwiegende traumatischen Erlebnissen und anhaltenden negativen Umständen aber kann sich das Muster festsetzen und zur unwillkürlichen, gewohnheitsmäßigen Anspannung und Haltung werden. Die betreffenden Muskeln sind dann in Dauer-Kontraktion, die sich willentlich nicht mehr lösen lässt. Hält dieser Zustand an, empfinden wir die Enge vorn als Druck, als Platte auf dem Magen oder Stein auf der Brust, als Reifen um den Brust-Korb, als seelischen Schmerz, als Trauer, Bedrückung, Beklemmung. Sto Ursachen für Stopp-Muster Sto Faktoren, die ein Stopp-Muster hervorrufen können, sind: Traumata auf der Vorderseite des Körpers oder des Becken-Bodens wie Verletzungen Bauch-Operationen Vergewaltigungen starke oder lang andauernde Kälte-Einwirkungen anhaltende, als bedrohlich erlebte Situationen, Vorstellungen und Erwartungen (z. B. Gefährdung des Arbeits-Platzes oder ständige Angriffe, denen man sich ausgeliefert fühlt) dauernde Reiz-Überflutung (z. B. im Straßen-Verehr oder am Arbeits-Platz) traumatische Belastung mit negativen Sinnes-Eindrücken (z. B. mit ansehen müssen, wie nahestehende Menschen verunglücken, misshandelt oder getötet werden) chronische Schmerzen dumme Angewohnheiten wie Bauch-Einziehen lang anhaltende physikalische Bedingungen, die eine vorgebeugte Haltung erzwingen unwillkürliches Imitieren von nach vorn gebeugten Mitmenschen (manchmal sind ganze Familien über Generationen krumm und bucklig) Erscheinung des Stopp-Musters Je belastender die Lebens-Umstände, desto mehr ziehen wir uns auf der Vorderseite zusammen. Je mehr wir auf der Vorderseite zusammengezogen sind, als desto belastender Erleben wir die Lebens-Umstände. Extremes Stopp-Muster im Alter: Durch Vorbeugung des Oberkörpers abstützen auf einem Stock. Durch gebeugte Hüft-Gelenke kleinschrittiger Gang mit dünnen Waden, weil Fußgelenke nicht mehr abrollen. Stopp-Muster von der Seite: Der Oberkörper befindet sich vor der senkrechten Linie. Der Oberbauch ist eingezogen und verkürzt. Das drückt den Unterbauch heraus und ergibt einen Rundrücken (Buckel). Die Schultern sind nach vorn und oben gezogen, der Kopf nach vorn und in den Nacken. Hüft-Gelenke und Knie sind leicht gebeugt. Das Gewicht ruht auf Ballen und Zehen. Stopp-Muster von vorn: Der Oberkörper ist verkürzt. Der Kopf scheint aus dem Körper herauszuwachsen. Die Schultern sind hoch und nach vorn gezogen. Die Hände zeigen mit dem Handrücken nach vorn. Die Beine stehen eng zusammen. Sto Experiment: Stopp-Muster Sto Anleitung zur Selbst-Herstellung des Stopp-Musters: Ziehen sie den Bauch ein, vor allem den Oberbauch, und beugen Sie sich damit nach vorn (gerader Bauchmuskel). Legen die den nach vorn gezogenen Kopf in den Nacken (Nacken-Muskeln). Ziehen Sie die Schultern nach vorn (kleine Brust-Muskeln) und in Richtung Ohren nach oben (oberer Trapez-Muskel und Schulter-Blatt-Heber). Drehen Sie die Arme nach innen und bringen Sie sie nah an den Körper, so dass sie vor statt neben dem Körper hängen (große Brust-Muskeln). Die Beine stellen Sie eng nebeneinander (Adduktoren) und beugen sie leicht in den HüftGelenken und damit auch in den Knien (Iliopsoas-Muskeln). Gehen Sie in dieser Haltung eine Weile umher. Sie werden merken, dass Ihr Gesichts-Feld eingeengt ist und Sie nur noch eingeschränkt atmen, Ihr Rumpf steif ist und Ihre Schultern unbeweglich sind, eine expressive Gestik der Arme nicht mehr möglich ist und man sich nicht mehr ausgelassen freuen kann, alles, was ein Heben der Arme über den Kopf erfordert, zum mühsamen Unterfangen wird, durch den angespannten Bauch Ihre Stimme verhalten, weniger kräftig und überzeugend wirkt, Sie sich durch den gesenkten Kopf und Blick dem Kontakt entziehen, sich Ihre ganze Bewegung verlangsamt, Ihre Schritte klein werden und sich Ihre Füße beim Gehen kaum mehr bewegen, Ihr Gang auch deswegen unsicher wird, weil sie zu wenig breitbeinig gehen, im Schneider-Sitz Ihre Beine kaum noch nach außen gehen (Adduktoren), sich alles schwer und mühsam anfühlt und das Ihnen wahrscheinlich auf die Stimmung schlägt Gehen Sie aktiv aus diesem Muster heraus. Erleben und Wirkung im Stopp-Muster Sto Der vorgebeugte Mensch ist nicht hinten zu schwach, sondern vorne zu kurz. Eine vorgebeugte Haltung beeinflusst unsere körperliche und seelische Gesundheit. Sie färbt auf unser ganzes Wesen ab. Auch wenn das Stopp-Muster als Schutz-Reaktion entsteht, fühlt man sich auf Dauer in ihm nicht sicher, sondern unsicher, unwohl, deprimiert, unterlegen und schutzbedürftig, Wähnt man sich angegriffen, gestresst und bedroht, dann reagiert die ohnehin empfindliche Körper-Region noch stärker: es zieht sich einem der Magen zusammen, das Herz klopft aufgeregt und man spürt einen Kloß im Bauch. Man bleibt auf der Hut, kann missmutig, ängstlich und misstrauisch werden, alles negativ sehen und sich nichts mehr zutrauen. Der einzige Schutz, den diese Haltung auf Dauer gewährt, besteht darin, dass man nichts mehr riskiert, denn die Überempfindlichkeit der angespannten Muskeln der Vorderseite wirkt wie ein Frühwarn-System, und die Beschränkung der Atem-Muskulatur führt zur Lethargie. Insgesamt wirken Menschen im Stopp-Muster eher zurückgezogen, unterwürfig, interesselos, introvertiert, abgeschaltet, leidend, gebrochen, wenig selbstbewusst, hilflos, wehrlos und werden eher übersehen und übergangen. Das Stopp-Muster ist die Opfer-Haltung par excellence. Beschwerden auf der Vorderseite Sto Fast alle Menschen mit Beschwerden an der Vorderseite sind im Stopp-Muster. Für bleibende Erfolge muss das ganze Muster behandelt werden. Vorn gibt es seltener Schmerzen als im Rücken, dafür aber häufiger Missempfindungen wie Übelkeit, Völle-Gefühl, Angst und Bedrückung. Wie immer gehen die Missempfindungen mit Bewegungs-Störungen einher, hier in erster Linie mit Atem-Einschränkungen. Das bedeutet: Nicht nur die eigentlichen Atem-Störungen, sondern auch alle Herz- und Magen-Beschwerden, alle Bauch-Schmerzen, alle Druck-Gefühle vorn, jede chronische Übelkeit, Ängste und Depressionen sind stets mit Verspannungen in oder auf der AtemMuskulatur verbunden. Brust-Korb und Bauch bewegen sich da am wenigsten, wo die Angst, die Übelkeit usw. innen empfunden werden. Einteilung der Ängste in Phobien, Panik-Attacken, generalisierte Angststörung usw. interessiert weniger. Wir fragen die Entspannung suchenden Personen, wo sie ihre Angst spüren und was genau sie da spüren. Dahinter steckt die Überzeugung, dass die Personen eigentlich nicht vor Hunden, Spinnen, der Höhe, anderen Menschen, dem Leben usw. Angst haben, sondern vor ihren unerträglichen körperlichen Reaktionen darauf. Wegen der engen Wechsel-Wirkung von Atmung und Gefühl ist immer auch die Stimmung beeinträchtigt. Das Wichtigste bei der körpertherapeutischen Behandlung depressiver Personen ist die Befreiung der Atem-Muskulatur und der gesamten Vorderseite. Zur Befreiung von schwarzen Gedanken müssen außerdem oft der Nacken und die Ansätze der NackenMuskeln am Kopf entspannt werden. Start-Haltung (Sta) Start-Muster-Fehlhaltung Experiment: Start-Muster Erleben und Wirkung im Start-Muster Ursachen für Start-Muster 1 Ursachen für Start-Muster 2 Ursachen für Start-Muster 3 Schmerzen und Bewegungs-Einschränkungen KH Start-Muster-Fehlhaltung Sta Die Start-Muster-Fehlhaltung ist sehr verbreitet, besonders unter Männern. Sie ist eine überaufgerichtete Hohlkreuz-Haltung, bei der durch Dauerspannung der meisten Rücken-Muskeln der Oberkörper nach hinten gezogen ist. Sie ist Hauptursache für Schmerzen im unteren Rücken. Folgende Haltungs-Charakteristika: Man steht zurückgelehnt (lange und kurze Rücken-Strecker, breite Rücken-Muskeln, große Gesäß-Muskeln) Dadurch ist die Lenden-Wirbel-Säule stärker als normal konkav nach vorn gebogen, ist ein Hohlkreuz sichtbar, befindet sich die Mitte der Schulter weiter hinten als die Hopsen-Naht, steht der Bauch heraus, liegt das Gewicht auf den Fersen, ist der ganze Rücken starr. Die Schultern sind nach hinten gezogen (Trapez-Muskeln) Bauch und Brust-Korb sind nach vorn herausgestreckt Die Hüft-Gelenke sind gestreckt und die Po-Backen angespannt (große Gesäß-Muskeln) Der Stand ist breitbeinig, die Beine sind außenrotiert, zeigen mit den Fußspitzen nach außen (Außenrotatoren der Beine im Gesäß) Die Knie sind durchgedrückt (Quadrizeps am Oberschenkel vorn) Experiment: Start-Muster Sta Anleitung zur Selbst-Herstellung des Start-Musters: Lehnen Sie den Oberkörper mitsamt Kopf zurück. Ziehen sie die Schulter-Blätter nach hinten Richtung Wirbel-Säule Spannen Sie die Gesäß-Muskeln an Drehen Sie die Beide so, dass die Füße im Winkel von 45 Grad oder mehr nach außen stehen Drücken Sie die Knie durch Gehen Sie so ein bisschen herum. Dabei kommen Sie sich möglicherweise steif vor. Das merken Sie aber nicht, wenn das Ihre übliche Haltung ist. Überprüfen Sie: Wenn sie im Hohlkreuz stehen, sind Sie von anderen sehr viel leichter wegzudrücken und aus der Balance zu bringen, als wenn Sie entspannt aufrecht stehen. Erleben und Wirkung im Start-Muster Sta Die zurückgebeugte Haltung fällt in unserer Gesellschaft viel weniger auf als die vorgebeugte. Sie ist eher kulturkonform. Wie das Stopp-Muster hat auch das Start-Muster einen AusdrucksCharakter. Je nach Situation wirkt man in der überaufgerichteten Haltung auf andere präsent, leistungsorientiert, in Habacht-Stellung, erfolgreich, angestrengt, diszipliniert, nicht locker, dominant, Vertrauen einflößend, arrogant, beherrscht, imposant, selbstbewusst, unbeugsam, unnachgiebig, unflexibel, starr, stur wie ein Panzer. Man präsentiert sich mutig, gebieterisch und kämpferisch. Man beweist Rückgrat und kann anderen beeindrucken. Betroffene empfinden das Start-Muster als Position der Stärke. Ein Irrglaube, denn entspannt, zentriert und aufrecht ist man viel stärker. Dem Start-Muster wohnt oft ein Element des Erzwingens inne. Zwang ist die Übernehme von Fremd-Motivation mit gleichzeitigem inneren Widerstand. Dadurch entsteht das Gefühl der Anstrengung, das unbemerkt zum Bestandteil der Haltung selbst wird. Je stärker der Wille, desto schlechter der Rücken (hartnäckig, unbeugsam). Ursachen für Start-Muster 1 Sta Eine chronisch zurückgebeugte Haltung, die wie das Stopp-Muster eine Form der Zurückhaltung ist, kann entstehen als Verfestigung emotionaler Reaktionen Als emotionale Reaktion kann man ein kurzfristiges Innehalten beim Rückwärtsbeugen des Oberkörpers beobachten bei Perplexsein, äußerstem Erstaunen und Schreck, bei Ekel, Abscheu und schlechtem Geruch, bei Skepsis und Widerwillen, bei Empörung, Verachtung und Wut bei Hochmut und Arroganz (wenn gleichzeitig der Kopf in den Nacken gelegt, die Nase also hoch getragen wird) als Droh- und Einschüchterungs-Gebärde, um sich Autorität zu verschaffen, als Bereitstellungs-Aktion für eine Kampf-Handlung durch dumme Angewohnheiten, wenn man, dabei ins Hohlkreuz gehend, sich immer bewusst „gerade“ hinsetzt, militärisch strammsteht, zivil „Haltung bewahrt“ männliches Imponier-Gehabe und weibliches Posieren entwickelt. durch falsche Aufrichtungs-Versuche, wenn man sich z. B. gerade Halten will bei angespannten Bauch-und Brustmuskeln, was nicht aufrecht ist, sondern nur so ähnlich aussieht. nach Traumata, z. B. als Folge von Unfällen, bei denen es einen nach hinten reißt oder wenn man sich den Kopf vorn hart stößt. Ursachen für Start-Muster 2 Sta Eine chronische Anspannung der Rücken-Muskeln entsteht häufig als permanente Leistungs-Reaktion auf ständige Anforderungen und unter unangenehmen Umständen, denen man mit Durchhalten, passivem Widerstand oder einer Verweigerungs-Haltung begegnet. Auch bei forcierter Selbst-Behauptung stemmt man sich gegen etwas nach hinten, während gesundes Selbst-Bewusstsein sich gegen niemanden richtet und sich in der Vertikalen abspielt. In unserer zivilisierten Welt werden Kämpfe kaum mehr körperlich ausgetragen, so dass die Bereitstellungs-Reaktion zwar noch stattfindet, die Bewegung zum Lösen der Spannung aber ausbleibt. Das Muster wird auch chronisch, wenn ein Mensch, z. B. viele Lehrende, ständig die „Löwenbändiger-Positur“ einnimmt, um einer Bedrohung durch das Publikum etwas entgegenzusetzen. Unter all diesen Umständen hält man die Bewegung nach vorn zurück. Wird die Reaktion längere Zeit beibehalten oder häufig weiderholt, kann man allmählich in einer gewohnheitsmäßigen Hohlkreuz-Haltung erstarren. Vor allem, wenn die negativen Einflüsse, auf die man reagiert, nicht verschwinden, kann sich das Start-Muster als geronnene Stress-Situation festsetzen. Ursachen für Start-Muster 3 Sta Als äußere Faktoren, die zum Star-Muster führen können, kommen in Betracht: Stehen oder sitzen am Arbeits-Platz mit einer Arbeit zu dicht vor sich Viele Musiker, die ein Instrument vor sich halten, lehnen sich beim Spielen zurück. Auch bei Dirigenten ist die Haltung häufig. Unkorrigierte Weitsichtigkeit führt ebenfalls dazu, dass man mit Kopf und Oberkörper auf Abstand geht, d. h. sich im unteren Rücken zurückbeugt. Auch größere Bäuche mit Übergewicht nach vorn infolge von Überernährung oder Schwangerschaft veranlassen viele, den Oberkörper nach hinten zu schieben. Allerding steht der Bauch dadurch noch weiter hervor. Kreuz-Schmerzen sind die Folge. Kleine Menschen sind besonders gefährdet, da sie sich mit ihren Versuchen, größer und damit wichtiger zu wirken, aufplustern müssen. Schon der ständige Umgang mit großen Menschen genügt, um die Kleinen ins Start-Muster zu bringen, denn sie müssen sich beim Blick-Kontakt ständig zurücklegen. Schmerzen und Bewegungs-Einschränkungen Sta Am häufigsten sind Schmerzen im unteren Rücken. Wird der Schmerz im unteren Rücken quer gezeigt, kommen die Schmerzen vor allem aus dem Bindegewebe. Die Kreuz-Schmerzen verstärken sich oft bei längeren Stehen, aber auch nach langsamen, häufig unterbrochenem Gehen wie beim Einkaufs-Bummel oder im Museum. Außerdem gibt es Gesäß-Schmerzen, Kreuz-Bein-Schmerzen, Schmerzen an den Iliosakralgelenken, Schmerzen an der Lenden-Wirbel-Säule und Schmerzen zwischen den Schulter-Blättern. An Bewegungs-Einschränkungen gibt es vor allem eine allgemeine Steifigkeit. Außerdem sind Vorwärts-Beugung, Rumpf-Drehung und Knie-Beugung nur begrenzt möglich. Besonders schmerzhaft ist meist das Vorbeugen im Oberkörper, wenn der untere Rücken unter Dehnspannung gerät. Schaukelt sich der Schmerz im unteren Rücken allmählich in die Höhe, tut schließlich jede Rumpf-Bewegung weh, selbst die kleinste Vibration im Auto. Durch die außenrotierten Beine und die durchgedrückten Knie führt ein Start-Muster häufig zu Knie-Schmerzen, OberschenkelSchmerzen vorn, Waden-Schmerzen, Achilles-Sehnen-Schmerzen, Fersen-Schmerzen und Schmerzen an den Großzehen-Ballen. Start- und/oder Stopp-Haltung Stopp-Haltung Start-Haltung Sich wegducken Rückgrat beweisen Flucht Kampf Rückzug Standhalten Sehr oft ist eine vorgebeugte Stopp-Haltung Auslöser für frühe Erziehungs- und spätere Selbst-Erziehungs-Maßnahmen („Lass dich nicht so gehen.“ „Halte dich gerade.“), die zu einer Dauerkontraktion der Rücken-Muskeln führen. In falschen Aufrichtungs-Versuchen zieht man Oberkörper und Schultern nach hinten. Weil die vorgebeugte Haltung aber kein Sich-gehen-Lassen ist, sondern eine Verspannung der Vorderseite, löst sich der Rundrücken durch Anspannen der Rückseite nicht. Man schiebt ihn nur nach hinten und bekommt zusätzlich ein Hohlkreuz. Der Kopf ist weiterhin vorn. Der Bauch bleibt angespannt. Die Schultern sind schmal. Der untere Rücken ist stärker als normale gebogen. Man hat eine doppelte Fehlhaltung: Stopp- und Start-Muster in einem. Das ist die häufigste Fehlhaltung überhaupt. KH Schiefhaltung KH Wenn durch eine Verletzung das Auftreten auf einer Seite schmerzhaft wird oder eine Seite unsicherer und wackliger ist, kann der ganze Mensch schief werden. Schiefhaltung von oben als Folge von Arm- und SchulterProblemen. Automatisch tun wir alles, um die Gewichts-Belastung auf der betroffenen Seite so gering wie möglich zu halten. Humpeln wird zur Schutz–Maßnahme, die wir mit Hilfe der Rumpf-Muskulatur ausführen. Diese Schon-Haltung behalten wird auch dann noch bei, wenn die Bein-Verletzung längst abgeheilt ist. Durch Verkürzung der seitlichen Taillen-Muskulatur entstehen automatisch: ein Becken-Schiefstand, eine Pseudo-Bein-Verkürzung (zu kurze Beine werden hochgezogen gehalten) und eine Skoliose (Wirbel-Säulen-Verkrümmung), also eine seitliche Verbiegung der Wirbel-Säule. Eine solche Schiefhaltung kann durch die simple Angewohnheit entstehen, immer auf dieselbe Weise mit Stand- und Spiel-Bein zu stehen (Einbein-Steher). Schiefhaltung von unten als Folge einbeinigen Stehens. Frauen bekommen solche Schiefhaltung durch einseitiges Tragen der Kleinkinder auf der Hüfte meist auf der linken Seite, damit die Rechte Hand zum Arbeiten frei bleibt. Schmerzen am unteren Rücken treten oft bei Schiefhaltungen durch einseitige Verkürzung des quadratischen Lenden-Muskels, der seitlichen schrägen BauchMuskeln und der kleinen schrägen Muskeln an der Wirbelsäule auf. Hüft-Beugung Bei der Haltung mit gebeugten Hüft-Gelenken sind die Hüft-Beuger in Dauer-Kontraktion, vor allem die Iliopsoas-Muskel. Die Fehlhaltung entsteht, wenn man ständig in den Hüft-Gelenken nach vorn gebeugt steht oder sitzt, was meist beruflich bedingt ist. Im Stehen und Gehen lastet bei dieser unten nach vorn gebeugten Haltung das Gewicht auf dem vorderen Fuß und den Zehen. Mit gebeugten Hüft-Gelenken kann man nur kleine Schritte machen. Vor allem kann man die Beine nicht nach hinten bewegen, denn dafür müsste man die Hüft-Gelenke strecken. KH Hohlkreuz von unten KH Von der Seite sieht man einen EntenHintern, d. h. das Gesäß wird wie ein Enten-Bürzel herausgestreckt. Vorn gibt es eine Hüft-Beugung. Der Bauch ist herausgedrückt. Das Becken ist mit dem oberen Teil nach vorn gekippt. Mit den Rücken-Muskeln wird dagegen gehalten. Beides verursacht Schmerz im unteren Rücken. Häufig sitzen die Betroffenen in dieser Position. Sie machen sozusagen ein Hohlkreuz von unten her. Diese Haltung ist typisch für eine Verspannung der Iliopsoas-Muskeln, die innen an der Lenden-Wirbel-Säule ansetzen. Entsprechend muss man diesen KreuzSchmerz von den Iliopsoas-Muskeln, also vom Bauch her behandeln. Körper-Segmente (KS) und Entwicklungs-Hypothesen (Biodynamik) Mögliche affektmotorische Bedeutungen zu zwölf Segmenten nach dem Konzept der Biodynamik (Ebba Boyesen): 1. Augen- und Gehirn-Segment I = drittes Auge 2. Geruchs- und Gehör-Segment 3. Mund-Segment 4. Hals-Segment mit den innere Flexoren der Arme und Hände 5. Brust-Segment in Verbindung mit zugreifenden HandBewegungen 6. Zwerchfell-Segment III = Solar Plexus 7. Bauch-Segment 8. Becken-Segment 9. Oberschenkel-Segment 10. Knie-Segment 11. Waden-Segment 12. Knöchel-Segment und Fuß-Segment VR Augen- und Gehirn-Segment KS auch bei W. Reich schließt Schädel, Stirn und Brauen ein Steht in Verbindung mit dem Ausdruck von Schreck und Trauer In diesem Segment manifestiert sich u. a. die Erstarrung früherer Traumatisierungen Ein glasiger oder toter Blick kann da Abschalten des Organismus angesichts transmarginalen Stresses anzeigen, ein starrer Blick eine Unnahbarkeit Wut kann an weit geöffneten Augen und zusammengezogenen Brauen erkannt werden Kontroll-Zentrum von Ich und Über-Ich Affektive Verwirrung in Verbindung mit dem ödipalen Konflikt: Du sagst, du liebst mich. Aber du handelst anders. Die Person versucht zu verstehen. Eine angespannte Stirn weist u. a. hin auf Sorgen, Bestürzung, Zweifel und Verzweiflung, jede Form des Nachdenkens und Erstickungs-Gefühle. Gefühle, die hauptsächlich in den Augen offen oder unterdrückt zum Ausdruck kommen, sind Leibe, Freude, Scham, Wut, Angst und Traurigkeit. Da die Augen das Hauptaffekt-Organ sind, kommt es hier am ehesten wieder zu ein er Blockierung. Darum ist es unerlässlich, sich immer wieder mit ihnen zu befassen. Geruchs- und Gehör-Segment Der Geruch ist mit dem Instinkt verbunden Eine neurotische Person tendiert dazu, mit dem Geruch zu kompensieren, was sie nicht zu fühlen wagt. In den Ohren ist Selbst-Kritik enthalten. Die Ohren möchten gern etwas Nettes hören. Hinter den Ohren sitzt Scham. KS KS Mund-Segment und Kehle auch bei W. Reich Mit Mund, Kiefer, Kinn, Schlund, Kehle (Biodynamik) und oberen Nacken Ort für Ausdrucks-Bewegungen des Weinens, Saugens, Würgens, Beißens oder Brüllens Aufsteigende Affekte werden bisweilen im Hals heruntergewürgt Der Mund ist am Ausdruck aller Emotionen, aber auch von Wünschen und Gelüsten beteiligt. Zu den mit dem Mund verbundenen Ausdrucks-Funktionen gehören Sprechen, Lachen, Weinen, Lächeln. Außerdem wird er zum Beißen, Spucken, Würgen, Schlucken und Saugen benutzt. Einige der damit verbundenen Einstellungen sind Aggressivität, Hilflosigkeit, Abhängigkeit, Festhalten und sexuelle Gefühle. Mund und Kiefer enthalten vielfach verdrängte Wut Kiefer-Spannungen können auch Unsicherheit, Schüchternheit oder Trauer binden Hier werden Verlust, Frust und Ärger gehalten. Die Kehle ist oft geschwollen vor Bitterkeit. Bitterkeit wird kompensiert durch zu viel Essen. Die Zähne aufeinander zu beißen, ist ein häufiger Mechanismus der Gefühls-Unterdrückung. Er kann zu chronischer Verspannung der Kiefer-Muskulatur führen (Knirschen als nächtliche Abfuhr von Spannungen wie bei Beißkindern). KS Hals-Segment mit Innenarmen auch bei W. Reich Das bei Reich Kehle und Nacken einschließt Durch den Hals laufen lebenswichtige Gefäße und Nerven, die das Gehirn und die anderen Körper-Teile miteinander verbinden Daher ist die Hals-Nacken-Region einerseits eine sehr verletzliche Region, andererseits eine bevorzugte Stelle für Verspannungen Angst wird im Nacken festgehalten Hier liegt auch der Trapezius-Muskel, der oft zu viel Last tragen muss. Viele Konflikte liegen hier: sowohl Stärke als auch Verletzbarkeit Die zwei schwarzen Dreiecke sind Angst-Punkte Arme und Hände stehen für den emotionalen Bezug zwischen dem Ich und dem anderen In den Armen und Händen liegt zugreifen, bekommen und nehmen, was die Person braucht oder was sie haben möchte. Hier liegt auch die Fähigkeit, das zurück zu stoßen, was man nicht braucht oder nicht will. Brust-Segment mit Außenarmen KS auch bei W. Reich Mit den großen Brust-Muskeln (Pectoralis), den Schultern-Muskeln, den Muskeln zwischen den Schulter-Blättern, den Interkostal-Muskeln Dient als Resonanz- und Klang-Raum für Stimme und Gefühle Ist Sitz zwischenmenschlicher, leidenschaftlicher, weicher, hingebender, vertrauensvoller, freudiger, mitfühlender, herzlicher und liebevoller Gefühle Kann auch Traurigkeit, Sehnsucht, Bedauern, Schmerz und Leid beherbergen Hier liegt im Pectoralis-Muskel die Angst, zuzugreifen. Hier liegt auch beschützen und beschützt werden. Hier liegt die Angst, zu berühren, ohne vorsichtig sein zu müssen. Angst vor Freiheit. Spannungen können eine generelle Selbst-Beherrschung, ein An-sichHalten, Angst, Härte oder Unnahbarkeit anzeigen Brust wie ein Fass als Ausdruck von Macht oder gebremster Macht Da die Brust das Herz enthält, ist sie – psychologisch gesehen – der Sitz zwischenmenschlicher, leidenschaftlicher, weicher, hingebender, vertrauensvoller, freudiger, mitfühlender, herzlicher und liebevoller Gefühle. Ein gekränktes oder „gebrochenes“ Herz kann auch Traurigkeit, Sehnsucht, Bedauern, Schmerz und Leid beherbergen. Brust, Arme und Hände drücken diese Gefühle aus. Zwerchfell-Segment KS auch bei W. Reich umfasst neben dem Zwerchfell als dem wichtigsten Muskel für die Einund Ruhe-Atmung auch die oberen Bauch-Organe und die unteren Rücken-Muskeln Da das Zwerchfell an der Lenden-Wirbelsäule verankert ist, wirkt seine Verspannung auf die Wirbelsäule und beeinträchtigt die Einheit von Atem und Bewegung. Beteiligt an der Körper-Abwehr „Atem-Reduktion“ Das Zwerchfell kann spastisch sein. Zwerchfell-Spannungen begrenzen den Austausch zwischen aggressiven und sexuellen Gefühlen (Unterbauch und Rücken) und den Gefühlen im Brust- und Herz-Bereich Die Person hat ein „Loch“ im Körper, kann nicht für sich einstehen. Sie versteckt ein regressives orales Bedürfnis danach, klein und abhängig zu sein oder kämpft dagegen an. Auch das emotionale Zentrum. Der Raum zum Atmen … muss geschlossen werden, um die eigene Stärke halten zu können. Das gesunde Funktionieren von Brust-Korb- und Bauch-Segment hängt von der uneingeschränkten Beweglichkeit des Zwerchfells ab. Bauch-Segment KS auch bei W. Reich Umfasst die Muskeln, die durch den unteren Bauch und entlang der Wirbelsäule verlaufen (auch Iliopsoas, den Lendenmuskel) Der Iliopsoas wird auch als Trauma-Muskel angesehen, denn er kontrahiert bei Schreck und zieht den Oberschenkel bei SchreckReflex Richtung Rumpf. Aber er aktiviert auch die Lauf-Bewegung. Um den Psoas zu bewegen, muss man als Hebel-Kraft seine Füße einsetzen. Hara oder das untere Dantian (TCM) ist das Energie-Zentrum des Körpers. Chronische Kontraktion hier kann starke Emotionen betäuben. Entspannte Bauch-Atmung hat oft eine befreiende Wirkung. Das Bauch-Gefühle wird befreit. Zentrum für Bedürfnis und Gier Kann die Stelle der Balance im Körper sein mit guter Kraft. Kann aber auch das kompensierte orale Baby verstecken: Ich will es und ich will es jetzt gleich. Könnte eine viszerale Panzerung beinhalten oder ein Ungleichgewicht, verursacht von der Angst loszulassen. Der wichtigste Effekt bei der Entspannung des Bauchs ist, dass die Person von zurückgehaltenen Gefühlen überflutet wird, die normalerweise in Form von Schluchzen und einem tiefen kleinkindlichen Weinen zum Ausdruck kommen. Der Bauch zuckt dabei krampartig. KS Becken-Segment auch bei W. Reich Becken-Boden, Genitalien, Uterus und Eierstöcke, After, BeckenMuskulatur Spannungen können sich in Störungen der Sexualität oder der Ausscheidung äußern. Ist das Becken nicht durchlässig für Lust, kann „Becken-Angst oder – Wut“ entstehen. Verwurzelung des Menschen in sich selbst: Ruhen den Körpers im Becken als Schwerpunkt Verwurzelung des Menschen in der Welt: Fester stand mit den Füßen auf der Erde (Grounding, Erdung) Spannungen entfremden Menschen von dem Gefühl, gegründet zu sein. Becken-Gürtel mit dem Zentrum des orgastischen Reflexes Angst, spontane Bewegungen zuzulassen Ort der Lust-Angst, aber auch der geerdeten Sexualität Wichtig, darauf zu schauen, ob das Becken eher in einer „hysterischen“ Position nach hinten gezogen wird oder eher „phallisch“ nach innen vorn gedrückt wird in einer anal-repressiven Position. Die Entspannung der Kehle durch Saugen erlaubt es dem Becken, sich zu öffnen. Oberschenkel-Segment KS Muskeln der Oberschenkel werden gebraucht, um aufrecht zu stehen und geerdet zu sein. Bei Frauen gibt es die Tendenz, die sog. postödipalen Reiterhosen zu entwickeln. Dort wird sexuelle Ladung gehalten, die nicht fließen kann. Männer sind dort oft überdehnt. Bei Frauen sitzen dort die sog. „Jungfrauen-Muskeln“, um die Beine zusammen zu halten und den Verlust von Kontrolle zu verhindern. Knie-Segment KS Das Knie-Segment verbindet die Waden mit dem Oberschenkel.. Man muss sehen, in welchem Alter die Person begonnen hat zu laufen. Der Punkt VI sagt, wenn er sehr gepolstert ist, etwas über eine mögliche Identifikation einer Frau mit der negativen Haltung der Mutter gegenüber Sexualität und Männern Waden-Segment Die Waden halten das Gefühl für und das Bedürfnis nach Unabhängigkeit, auf etwas zuzugehen oder wegzugehen Knöchel- und Fuß-Segment Wenn die Knöchel (und oft auch die Waden) geschwollen sind, deutet das auf eine Repression in der Sexualität und der Freiheit hin Bereiche des Körpers (BK) Gesichts-Bereich Hals-Bereich Brust-Bereich Bauch-Bereich Becken-Bereich Rücken- und Gesäß-Bereich Bereich der Schultern, Arme und Hände Bereich der Hüften, Beine und Füße VR Gesichts-Bereich 1 BK Es gibt offensichtlich einen Zusammenhang zwischen der Anspannung bestimmter Gesichts-Muskeln und bestimmten Gefühlen. Das absichtliche Herstellen eines bestimmten Gesichts-Ausdrucks ruft im Autonomen Nerven-Systemen (ANS) entsprechende emotionsspezifische Muster hervor. Man fühlt sich wohler, wenn man lächelt, und schlechter, wenn man einen negativen gesichts-Ausdruck aufrechterhält. Bei allen Muskeln, die einen negativen Gesichts-Ausdruck machen, wirkt Anspannung hemmend auf die Atmung. Bei positiven Gesichts-Ausdrücken (Lächeln mit Weitstellen der Nasen-Löcher) wird der Bauch dagegen locker und die Einatmung leichter. Welche Muskeln man anspannt, hat also einen Einfluss darauf, wie man die Welt sieht. Nur bewegte Augen sehen gut. Wenn man mit unbewegten Augen starrt, wird nicht nur das Gesichtsfeld eingeengt, sondern auch Reaktions-Geschwindigkeit und Sehschärfe lassen nach. Mit dauernd unbeweglichen Augen lässt unser Interesse an unserer Umwelt nach wie auch unsere Initiative und Kontakt-Freudigkeit. Da wir unsere Augen auch beim Denken bewegen, lässt Augen-Erstarrung auch unser Denken lahm und unkreativ werden. Bei allen Stimmungs-Störungen wie Ängsten, Depressionen, Zwängen und posttraumatischen Belastungs-Störungen erstarren die Augen, d. h. sie bewegen sich weniger als normal. Es ist insgesamt sinnvoll, die Augen zu bewegen und die Möglichkeiten zum Starren einzuschränken, wenn es einem schlecht geht. Gesichts-Bereich 2 Nase: Bei positiven Reizen und Vorstellungen oder wenn wir etwas Angenehmes riechen wollen, schalten wir auf Aufnahme-Bereitschaft und öffnen die Nase weit. Dadurch können wir besser atmen, richten uns mehr auf und bekommen tendenziell eine bessere Laune. Die meisten Kiefer-Beschwerden ergeben sich aus Verspannungen der großen Kiefer-Muskeln: Masseter und Temporalis. Diese Muskeln sind besonders stressanfällig. Viele beißen die Zähne zusammen und tun alles nur noch zähneknirschend. Alle Kopf-Fehlhaltungen ziehen Kiefer-Fehlstellungen nach sich. BK Hals-Bereich h BK Brust-Bereich h BK Bauch-Bereich h BK Becken-Bereich h BK Rücken- und Gesäß-Bereich h BK Bereich der Schultern, Arme und Hände h BK Bereich der Becken, Beine und Füße h BK Arbeit mit dem Körper (AK) Körper-Arbeit Entladungs-Methoden Energie-Druck-Punkte Schädel-Platte und Stirn Augen-Segment Mund und Kiefer Mund und Hals Hals Brust Zwerchfell Bauch Becken Beine und Füße Energie-Entladungs-Punkte AK Schädel-Platte und Stirn AK Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen Hauptmuskel-Gruppen und muskuläre Entladungs-Techniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen Fixierter Blick fragender Verwunderung Das Gesicht als sensibler Bereich muss mit Vorsicht massiert werden. 4 Spannungs-KopfSchmerz Sorge, Ärger, gerunzelte Stirn, Skepsis Was-soll-ich-nurtun-Blick Occipitalis (Hinterkopf) zur Entspannung des Frontalis (Stirn) massieren. Kopf-Haut dehnen. Übertrieben Grimassen bewirken, dass die Muskeln ermüden und fixierte MuskelHaltungen entladen werden. Wut, Aggression (Temporalis) Mit reibender Bewegung mit Hand-Flächen Druck auf beide Seiten des Kopfes (Temporalis) ausüben. Depression, Verzweiflung Erstaunen (hochgezogene Augenbrauen) Erstickungs-Gefühle (verbunden mit Geburts-Trauma und Anästhesie) Von der Mitte aus sanft über die Augen-Brauen streichen bis hinter die Ohren. Vorsicht: Gesichts-Nerven sind leicht verletzlich. 5 6 7 8 9 Schreien, Kreischen, Beißen, Weinen entladen unterdrückte Gefühle und Spannungen in der Stirn. Migräne Druck im Kopf Fixierte MuskelHaltung erzeugt Falten, da sich die Muskeln nicht mehr bewegen. Mimik und HandGestik sind oft miteinander im Ausdruck verbunden – dies beachten, um Gefühle richtig zu deuten. Augen-Segment AK Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen HauptmuskelGruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen Unzulänglichkeit, Scham und Schüchternheit Unter Augen entlang über Wangen bis zur Stirn streichen 4a Myopie (Rückzug aus Kontakt) Wut (weit offene, funkelnde Augen) Mit Hand-Tellern Augen abdecken (Palmieren) Mit Licht-Stift wahllose unterschiedlich lange und schnelle Impulse geben, bis vorsätzliche Seh-Kontrolle aufhört. Panik (aufgerissene Augen) Traurigkeit (freifließende Tränen, rote, feuchte, zusammengezogene, verschleierte Augen) Lachende Augen Spannung (flatternde AugenLider) Flacher Affekt (Niemand-zuHause-Blick) Occipitalis massieren, um Zusammenziehung der Augen zu veringern. Temporalis massieren. 4b Augen nach oben rollen. Augen weit öffnen. Kontakt- und RückzugsÜbungen: Augen schließen (Ich gehe weg.) und Augen öffnen (Ich komme wieder.). Vorsicht! Grenzen respektieren. Betroffene nicht demaskieren. Hypermetropie (unterdrückte Wut, andere auf Abstand halten) Sinusitis (NebenhöhlenEntzündungen) Mund und Kiefer AK Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen HauptmuskelGruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen Aggression, Festhalten, Kontrolle (Masseter) Mund und Lippen massieren 1 Masseter massieren: Muskel festhalten mit Daumen im Mund und Zeigefinger außen 3 Zur Wut-Entladung: • An Handtuch festbeißen, halten und loslassen (Vorsicht bei ZahnErsatz) • Schreien, Kreischen Infantiles Oralverhalten: Daumenlutschen, Lippenbeißen, Zunge rausstrecken, Nägelkauen Abhängigkeit, Hilflosigkeit Sexuelle Gefühle Sehnsucht, Unsicherheit (Sauggefühle, die verhindert wurden) Erstarrtes Lächeln, Abscheu, Verlangen Wut (verspannter Kiefer, zusammen-gebissene Zähne, zusammengekniffene Lippen Trotz (vorgeschobenes Kinn) Temporalis zur Entspannung des Mundes massieren Äußeren FlügelMuskel im hinteren Backen-ZahnBereich des Oberkiefers massieren (oben hinter dem letzten Backen-Zahn) 2 Zur Entladung der Kehle und des Zwerchfells: • Durch Berühren des Zäpfchens Brechreiz auslösen • Spucken An Daumen oder HandInnenfläche saugen Zähne zusammenbeißen und loslassen Lippen vorstrecken Überessen Alkoholismus DrogenAbhängigkeit Rauchen Mund und Hals Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen HauptmuskelGruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen Saugen Um Weinen zu stimulieren: 9 Kiefer übertrieben weit vorschieben Mitleidigkeit (Mentalis, KinnMuskel) • Mentalis massieren und dann halten, bis er zittert Sorge, Zweifel (zitterndes Kinn) • Sanft über Platysma (breiter flächiger Muskel vom Schlüsselbein zum Kinn) in Richtung Mund streichen Tränen zurückgehalten Webschieben negativer Gefühle • Unter dem Mund massieren und nach oben in den Mund-Boden drücken 10 Zunge weit rausstrecken Würgen zulassen im Zusammenhang mit Ausdrucks- und Zurückhalte-Funktionen der Kehle AK somatische Äußerungen Hals AK Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen HauptmuskelGruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen Weinen In Schulter- und Nacken-Mitte Druck ausüben und massieren 10 Kopf über Tisch-Kante hängen lasse, um Kehle zu öffnen chronische HalsEntzündungen Wut Ausdruck zurückhalten (schabendes Geräusch bei KehlenBlockierung) Sternocleidomastoideus (SCM) hinter dem Ohr bis Schlüsselbein und Brustbein zwischen zwei Fingern kneifen und massieren Periodisch Druck auf Hals ausüben (aber nicht Kehle), während Klient beim Atmen Geräusch macht Trapezius (Nacken bis Mitte Rückgrat) dehnen und kneifen 11 a 11 b 12 16 Kopf hin und her rollen, um Trapezius zu lockern Zunge rausstrecken und einatmen, um Kehle, Kiefer und Brust zu entladen Husten löst Weinen aus und öffnet Kehle Schreien, Würgen, Schlucken können Kehle entladen Atem-Rolle Nacken auf Tennis-Ball rollen Verspannter Nacken Sprach-Defekte sexuelle FunktionsStörungen (Hals und BeckenSegment hängen funktional, muskulär und energetisch zusammen. Spannung kann von dem einen auf das andere verschoben werden) Brust AK Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen Hauptmuskel-Gruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen Selbstschutz (runde Schulter, gewölbte Brust) Beim Ausatmen obere Brust zusammendrücken, beim Einatmen loslassen 11 a Schlagen 11 b beim Ausatmen Arme nach unten strecken Sorge, Mitleid, Verlangen, Sehnsucht (gebrochenes Herz) Muskeln zwischen den Rippen massieren AtmungsStörungen (Asthma, Bronchitis etc.) Freude, Mitgefühl Vertrauen Selbst-Wert, Stolz zurückgehaltene Wut (Fass-Brust) Tun, Ausdrücken (Arme) Angst (hochgezogene, starre Schultern) Überlastung (runde Schultern) 11 c 16 Brust-Muskeln massieren 19 Schulter-Blatt in Seitlage anheben 20 a Gewebe zur Beruhigung neben Wirbel-Säule nach oben rollen 21 Muskeln neben Rückgrat Richtung Wirbel-Säule massieren Knoten im Rücken durch festen Finger-Druck entladen kalte Stellen halten und massieren mit Faust auf Rückgrat klopfen 20 b 22 23 24 31 33 Arme im Stehen nach vorn oder im Liegen nach oben ausstrecken (Sehnsucht) Atem-Rolle: Rücken von Schultern bis Hüften bei ausgestreckten Armen und Geräusch bei Atmen Handtuch auswringen (implodierende Wut übertreiben) Rücken zu Brücke beugen Kreislauf, BlutDruck Chronische Verspannungen von Armen und Händen Angina (MandelEntzündung) Tachykardie (Herz-Rasen) Zwerchfell AK Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen HauptmuskelGruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen Macht Tiefenmassage des Zwerchfells (breites Muskel-Band, das direkt unter den Rippen ansetzt, unter Lunge und über Magen, zieht sich herum bis zur WirbelSäule) unter Rippen beim Ausatmen (dabei SchulterPunkte halten) 11 a Atem-Rolle, Brücke 11 b Würge-Reflex hat hier seinen Ursprung, Stimulierung des Reflexes oder Erbrechen löst Zwerchfell-Blockierung Zwerchfell-Starre bei BerufsSängern und Bläsern Selbst-Behauptung Wut Äußerung der Gefühle, die aus dem Bauch kommen, wird bei Verspannung des Zwerchfells eingeschränkt Bauch-Massage löst auch Spannungen im Zwerchfell-Segment Eine Hand auf Zwerchfell, die andere Hand im Rücken unter Zwerchfell 11c 13 Arme beim Einatmen heben (hoch über den Kopf), beim Ausatmen senken RückenSchmerzen AtmungsStörungen VerdauungsStörungen (Magen-Geschwür, nervöser Magen) Schluckauf Bauch AK Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen HauptmuskelGruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen Selbst-Behauptung Rectus abdominus (Schambein bis Brustkorb) kneten 14 Atem-Rolle (bis zu den Hüften) VerdauungsStörungen (Geschwüre, NahrungsAllergien, Kolitis etc.) Aggression Wut starke Gefühle „aus dem Bauch“ tiefes Schluchzen zurückgehaltene Gefühle als Implosion von Gefühls-Energie verursacht Spannungen Bauch-Massage im UhrzeigerSinn(stimuliert parasympathisches Nerven-System – löst Wein-Entladung aus) Bauch-Atmung Druck auf LendenBereich entlädt Bauch-Spannung Brücke: auf Füßen stehen, Fäuste unter Fersen, Körper bis Schultern vom Boden heben (nur Schultern und Füße am Boden), atmen (entlädt ebenfalls Becken Schmerzen im unteren Rücken Becken AK Muskel-Haltungen und damit verbundene Emotionen HauptmuskelGruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen sexuelle Gefühle Nacken massieren (BlockierungsZusammenhang) 15 Becken-Schaukel 17 Becken-Stoßen 18 Becken-Heben sexuelle FunktionsStörungen 32 Brücke 34 Rücken-Brust-Stellung (Brust und Knie am Boden) Verletzlichkeit (heftige invasive Techniken vermeiden) Leisten-Bereich leicht massieren Angst, Verlust-Angst (nach Fehlgeburt, Abtreibung) Unteren Bauch massieren, um Uterus und Eierstöcke zu stimulieren Wut Po-Backen massieren, wenn verspannt Lust Charisma chronische Verspannungen der Becken-BodenMuskulatur (z. B. durch vorzeitige SauberkeitsErziehung) Psoas massieren Knie-Spreize (ausatmend öffnen, einatmend schließen) tiefe Hocke Beine offen halten, während wer zusammendrückt oder geschlossen halten, während wer öffnet Treten und jemanden im Liegen wegtreten mit beiden Beinen Blasen-Störungen gynäkologische Störungen Hernie (EingeweideBruch) Retraktion des Hoden-Sacks vergrößerter Penis (infolge unzureichender Entladung) Hämorrhoiden Verstopfung Beine und Füße AK MuskelHaltungen und damit verbundene Emotionen HauptmuskelGruppen und muskuläre EntladungsTechniken EnergieEntladungsPunkte Stress- und BewegungsÜbungen somatische Äußerungen Unsicherheit, Autarkie, Stabilität (ErdungsFunktionen) Abduktoren, Waden und Füße kräftig massieren 17 Erdungs-Übungen schwache Knie 18 Ischias An Zehen ziehen 26 Bioenergetischer Bogen: aufrecht stehen, Knie gebeugt, Zehen nach innen, Fersen nach außen, zurücklehnen, Fäuste auf Lenden-Bereich, atmen Trotz, Dickköpfigkeit (gräbt Fersen in den Boden) Charisma mit Knien verknüpft 25 28 29 30 34 35 Vortreten: stehe aufrecht mit dem Rücken zur Wand und bringe das Becken nach vorne, indem du 1-2 Schritte machst. Verlagere dein Gewicht auf das eine und das andere Bein. Mit dem Rücken gegen die Wand stellen, Hände über den Kopf an die Wand, Füße gegen den Boden drücken, Becken nach vorn kippen, Knie gebeugt, atmen Bein-Krämpfe Festhalten bei der anal zurückhaltenden Persönlichkeit kann sich auch als Spannung in den Füßen (geballte Zehen) äußern Wege aus der Verspannung (WV) Allgemein Weg über Worte und Denken Weg über Bewegung Weg über Sinnes-Organe und Vorstellung Direkter Weg über den Körper Der Weg über alle Kanäle VR Allgemein WV Anspannung wird als unbewusste Gewohnheit längst nicht mehr von den Teilen des Gehirns gesteuert, die für bewusste Bewegung zuständig sind, sondern von unteren Schichten, die dem Bewusstsein nicht zugänglich sind. Anspannung hat sich strukturell in Muskulatur und Bindegewebe verfestigt. Man kann nicht mehr bewusst locker lassen. Oft begreift eine verspannte Person nicht einmal, was Entwicklungs-Begleitende meinen, wenn sie über deren Verspannungen sprechen. Durch sensomotorische Amnesie spürt die Person ihre Verspannungen nicht mehr. Sie „kennt“ die betroffenen Muskel-Gruppen nicht mehr. Aus ihrer Fehlhaltung herauszugehen, ist anstrengend, schmerzhaft oder einfach nicht möglich. Der direkte Zugang ist der betroffenen Person wie den Entwicklungs-Begleitenden versperrt. Da aber Spüren und Bewegen, Vorstellen, Denken und Fühlen verschiedenen Aspekte des gleichen Vorgangs sind und einen Zugang zu den unbewussten HirnSchichten haben, kann man verschiedene Wege nutzen, um die Teufels-Kreise der Verspannung in der Gegenwart zu unterbrechen. Weg über Worte und Denken WV Eine Aufklärung und schlüssige Erklärung der Beschwerden einer somatoform gestörten und Entspannung brauchenden Person kann diese aus ihrer AngstGedanken-Spirale herausholen, an einer unbekannten, schweren Krankheit zu leiden. Dies lässt auch die aktuellen Anspannung sinken. Gespräch und Reflexion helfen, wenn erhöhte muskuläre Spannungs-Zustände durch bestimmte Wert-Haltungen, z. B. einem Leistungs-Perfektionismus, aufrechterhalten werden. Versuche, die Einstellung und inneren Formeln (Einschärfungen, Antreiber, Gebote, Verbote usw.) von Entspannung suchenden Personen durch rationale Argumente zu ändern, scheitern dagegen fast immer. Aufforderungen zum positiven Denken, zum Lockerlassen, zur Stress-Reduktion helfen nicht, solange die Dauerkontraktionen in der Muskulatur aufrechterhalten bleiben. Erst mit einer veränderten muskulären Situation kann man wieder bewusst lockerlassen, wenn man im Alltag unwillkürlich anspannt. Deswegen beziehen heute viele Psychotherapeuten die körperliche Ebene mit ein. Dabei spielt auch das Auftreten der Begleit-Person, das sich körperlich auf die Entspannung suchenden Personen übertragen kann, eine wichtige Rolle im Entspannungs-Prozess: eine ruhige Stimme eigene Beweglichkeit und Beschwerde-Freiheit Sicherheit im Beziehungs-Aufbau Weg über Bewegung Bewegung wirkt sich bei den meisten Krankheiten positiv aus, vor allem bei Verspannungs-Krankheiten. Durch Schmerz und eingeschränkte Atmung kann sich alles im Körper lahm anfühlen, so dass es eine Riesenüberwindung kostet, sich zu einer Bewegung aufzuraffen. Oft scheitern gute Bewegungs-Vorsätze an solchem Anfangs-Widerstand. Überwinden wir diesen Widerstand, sind Ganzkörper-Bewegungen wie Gehen, Joggen, Schwimmen, Berg-Wandern, Tanzen, Ski-Langlaufen am besten. Alles Schnell, was Spaß macht und leicht geht, wirkt zumeist entspannend. Alle langsamen, sanften Bewegungs-Formen wie Yoga, Tai-Chi, Qigong, die Feldenkrais-Methode „Bewusstheit durch Bewegung“ sind Möglichkeiten, um aus Verspannung und Hektik in einen ruhigen Bewegungs-Fluss zu kommen. Im Alltag kommt es darauf an, den ganzen Körper bei den Tätigkeiten ruhig und rhythmisch mitzubewegen: kein Staubsaugen mit steifem Rücken, kein Kochen mit starr nach vorn gebeugtem Kopf, kein Putzen ohne Schulter-Bewegung usw. Lachen, Weinen und Singen könne die Atmen- und Gefühls-Muskulatur aus der Erstarrung lösen. Durch sensomotorische Amnesie kann man die verspannten Bereiche auch bei den besten Übungen angespannt lasen, ohne es zu merken. WV Weg über Sinnes-Organe und Vorstellung Den gleichen Entspannungs- und Beruhigungs-Effekt wie langsame, achtsam ausgeführte Bewegungen kann in leichteren Fällen auch das Aufgehen in der Tätigkeit haben. Wir konzentrieren uns auf unsere Sinnes-Eindrücke und passen die Bewegungen ganz der Aufgabe an, anstatt mit Ehrgeiz, Selbst-Zwang und einem Zuviel an Muskel-Anspannung an die Tätigkeit heranzugehen. Das Fehlen von überflüssiger Anspannung erkennt man an der Leichtigkeit und Anmut der Bewegung. Bei der Hingabe an eine Tätigkeit fließt der Atem. Es entsteht „Flow“. Auf diese Weise kann sinnerfüllte Arbeit entspannend wirken. Konzentrieren wir uns dagegen kämpferisch oder ängstlich auf negative SinnesEindrücke, verstärken diese sich noch, denn wir verspannen immer mehr. Nichts ist schlimmer, als einen Schmerz zu belauern. Positive Achtsamkeit, Akzeptanz oder die Konzentration auf positive SinnesEindrücke im Hier und Jetzt holen aus der Defensive und entspannen. Über die Sinnes-Organe wirken Licht-Therapie, Musik- und Klag-Therapie, Düfte und Wärme-Anwendungen. Weil das sensomotorische System schon in der Vorstellung anspringt, kann man auch mit autogenem Training, Visualisierungs-Übungen, Phantasie-Reisen u. Ä. Entspannungs-Reaktionen hervorrufen. WV Direkter Weg über den Körper Vielleicht noch wirksamer sind manuelle Verfahren, mit denen die Entspannungs-Begleitenden auf verschiedene Arten direkt an Muskeln und Binde-Gewebe arbeiten, um sie in ihrem funktionellen Zusammenhang zu lockern und wieder in Bewegung zu bringen. Dazu gehören: Feldenkrais' Funktionale Integration Osteopathie Rolfing Trager-Arbeit Bodymind-Balancing Bowen-Technik Atmen-Therapien bestimmte Massage-Techniken u.v.a.m. Statt Entspannung suchende Personen mechanisch durchzuwalken, lenkt man dabei ihre Aufmerksamkeit auf die Körper-Wahrnehmung. Diese passiven Verfahren sollten durch aktive ergänzt oder sogar ersetzt werden, um die Entspannungs-Erfolge noch dauerhafter zu machen. Vor allem geht es darum, dass die Person verstehen lernt, was ihre Beschwerden mit ihrem Alltags-Verhalten zu tun haben und wie sie selbst vorbeugen kann. WV Der Weg über alle Kanäle (AK) Allgemein Körper-Bewusstseins-Training Pandiculations Trigger-Punkt-Behandlung mit Bewegung Manuelle Bindegewebs-Behandlung der Haut und Unterhaut Sensomotorische Übungen WV Allgemein KörperBewusstseinsTraining Pandiculations Trigger-PunktBehandlung mit Bewegung BindegewebsBehandlung sensomotorische Übungen AK Als psychologisch ausgerichtet Behandler ist man geneigt, sich auf das Körper-Bewusstseins-Training zu beschränken. Aber infolge der sensomotorischen Amnesie, die in verspannten Personen herrscht, greift das mentale Verfahren erst nach Anwendung der anderen Methoden. Erst wenn das Eingefleischte der Verspannungs-Gewohnheit durch die anderen Verfahren schon überwunden ist, können Menschen wieder bewusst spüren, was sie tun, und bewusst etwas anderes tun als zuvor. Das Verstehen mit dem Körper kann erst gelingen, wenn man die betreffende Region wieder zu bewegen und zu spüren beginnt. Erst dann können die Entspannung suchenden Personen ihr individuelles Spannungs-Muster auch bei komplexen AlltagsBewegungen und schließlich auch in Belastungs-Situationen erkennen und ablegen. Dabei hilft oft, das Spannungs-Muster absichtlich herzustellen und es dann wieder bleiben zu lassen. Durch vergleichendes Spüren wird der Unterschied klar. Allmählich können sie bereits die ersten Anzeichen unnötiger MuskelKontraktionen wahrnehmen, wenn sie in alte Gewohnheiten zurückfallen. Körper-Bewusstseins-Training AK Körper-Bewusstseins-Training stellt das Kernstück der sensomotorischen KörperTherapie dar. Es beginnt bei Erstkontakt und zieht sich als roter Faden durch den gesamten Entspannungs-Prozess. Mit Körper-Bewusstseins-Training kann man erkennen, auf welche Probleme man eventuell noch mit verstärkten Spannungen reagiert, mit welchen Wert-Haltungen diese in Verbindung stehen und welche lebensgeschichtlichen Bezüge die Spannungen haben. Ohne Körper-Bewusstseins-Training bliebe die Entspannung suchende Person von der Entwicklungs-Begleitenden abhängig, würde leicht wieder in die alten Gewohnheiten rutschen und litte bald wieder unter den gleichen Beschwerden. Die Entspannungs-Suchenden werden zu aufmerksamen, aktiven und mündigen Menschen, die selbst für sich sorgen können. Am Anfang könne die Heilung suchenden Personen noch nicht spüren, dass sie ihre Muskeln ständig kontrahieren. Sie können aber das Ergebnis ihrer Fehlhaltungen sehen, wenn wir sie detailliert mit Fotos, vor dem Spiegel oder durch vormachen der Haltung darauf hinweisen. Wir machen sie auf ihre mit Verspannung verbundenen Bewegungs- und HaltungsGewohnheiten aufmerksam. Zum Vergleich machen wir Bewegungen ohne Anspannung und erklären genau, was wir dabei anders machen. Wir zeigen die Muskeln auch auf Abbildungen, erklären ihre Funktion, lassen sie am eigenen Körper finden und ihre Verspannung mit den Händen spüren. Bei und nach manuellen Behandlungen lenken wir die Aufmerksamkeit der EntspannungSuchenden auf ihre Körper-Wahrnehmung: „Wie fühlt sich … jetzt an?“ „Merken sie eine Veränderung in der …?“ Pandiculations AK Beispiel: chronisch hochgezogene Schultern, die nicht mehr schräg nach außen abfallen, sondern zu Hals und Arm hin rechte Winkel bilden und eng gezogen sind. Von außen fühlen sie sich an der Oberseite hart an. Das sind die verspannten, verkürzten oberen Trapez-Muskeln und Schulter-Blatt-Heber, die die Schultern hochgezogen halten. Den Betroffenen gelingt nicht, die Schultern locker fallen zu lassen. Ihr Gehirn hat vergessen, wie das geht. Um Menschen wieder einen bewussten Zugang auf die chronisch verspannten und mit sensomotorischer Amnesie belegten Muskeln zu ermöglichen, streichen wir als erstes mit der Hand darüber: „Sieh mal, Hirn. Da ist etwas, was dich interessieren könnte.“ Dann bewegen wir die Schulter mehrfach zuerst weiter nach oben, also in die Fehlhaltung hinein. Die Aufwärts-Bewegung geht mit der unwillkürlichen Anspannung, nicht dagegen. Der Körper hat keinen Grund – anders als beim abrupten Dehnen – sich gegen die Bewegung zu sperren. Anschließend bewegen wir die Schulter wieder nach unten, aber nur bis zur AusgangsStellung. Das sensorische Feedback ist für das Gehirn etwas Neues, Interessantes, was es schon lange nicht mehr gespürt hat. Nun zieht die Entspannung suchende Person absichtlich noch stärker nach oben, und zwar gegen unsere Hände, die auf der Schulter einen Gegendruck nach unten in FaserRichtung des gemeinten Muskels ausüben. Dann reduziert die Person den Druck allmählich und wir nehmen selbst den Druck entsprechend zurück. Dies wird mehrmals wiederholt, bis die Schultern unten angekommen ist. Dann erst lassen wir den Ellbogen dieser Seite kurz nach unten in unsere Hand drücken, die einen orientierungsfördernden Gegendruck gibt. Trigger-Punkt-Behandlung mit Bewegung Trigger-Punkte oder Myogelosen sind punktuelle Verspannungen der Muskeln, die sich als feste Knötchen unterschiedlicher Form und Größe (1 mm bis 1 cm) von außen tasten lassen. Wir behandeln sie mit gezieltem Finger-Druck und lasen die Person gleichzeitig den zugehörigen Muskel leicht bewegen. Durch die erhöhte Druck-Empfindlichkeit ist das am Anfang schmerzhaft, was sich durch aktives Bewegen aber rasch mildert. Sobald der Trigger-Punkt unter dem Finger weicher wird, wird der Muskel für die Person spürbarer, präsenter und in seiner Funktion verstehbarer. Körper-Bewusstsein und Beweglichkeit stiegen innerhalb von Minuten beträchtlich. Dieses Verfahren zeigen wir den Personen auch zur Selbst-Behandlung. AK Manuelle Bindegewebs-Behandlung der Haut und Unterhaut Verfestigtes Bindegewebe auf den Muskeln bearbeiten wir extrem langsam, um Schmerzen zu deduzieren, mit kleinen drückenden und rollenden Bewegungen zwischen den Fingern. Durch das Langsame wir bei beiden Beteiligten die Atmung ruhiger und die Stimmen gelassener. Vor allen Körper-Gefühls-Störungen verschwinden. AK Sensomotorische Übungen Nach den manuellen Behandlungen zeigen wir den Personen speziell auf sie zugeschnittene Übungen, die sie sehr langsam mit genauem Hinspüren auf die einzelnen Muskeln durchführen sollen - in einer Art Andacht. Bei den meisten Übungen spannt man die verspannten Muskeln zunächst noch stärker an und nimmt dann die Spannung allmählich zurück. Immer bewegt man zuerst in die Richtung, in der es leicht geht, anstatt mit Anstrengung etwas zu erzwingen. Mit diesen Übungen wird man lockerer und beweglicher und lernt außerdem eine achtsame Art des Umgang mit sich selbst. Das färbt auf den Alltag ab. Leichtere Störungen lassen sich manchmal allein durch diese Übungen beheben. AK Es folgt ein zweiter Teil zur Begleitung bei Entwicklungs-Störungen Vielen Dank. Viel Erfolg. Viel Glück. Viel Liebe.