In 20 Sekunden zum 32. Stock - beck

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Hochgeschwindigkeitsaufzüge in Münchens höchsten Bauwerken
In 20 Sekunden zum 32. Stock
Werner Beck
Unterschiedliche Gebäudeund Aufzugsarchitektur
In fast allen deutschen Großstädten fin­
den in der Öffentlichkeit immer wieder
kontrovers geführte Diskussionen um
den Bau von Hochhäusern statt. Die
Befürworter­propagieren die Förderung
des Stadtimages durch Hochhäuser als
Symbole für wirtschaftliche Dynamik.
Die Gegner befürchten die den euro­
päischen Stadtmaßstab sprengende und
zerstörende Wirkung des Hochhaus­
baus.
Abgesehen von „Mainhattan“ in Frankfurt am Main gibt es keine vergleichbare
Skyline in Deutschland. Eine Handvoll von
Hochhäusern in Berlin rund um den Potsdamer Platz und vereinzelte Bauten in anderen Städten, jeweils kaum höher als
100 m, bilden die deutsche Hochhauslandschaft.
Das Hochhaus Uptown München am Georg-Brauchle-Ring in München ist mit
einer­ Höhe von 146 m das zweithöchste
Bauwerk (nach dem Olympiaturm) und
Hypo-Haus
Der Münchener Hochhausstreit
In jeder Großstadt hat sich eine eigene
Hochhaus-Problematik entwickelt. Beispiel München: Bis zum Jahre 2004 waren
neben dem Olympiaturm die einzigen
„herausragenden­“ Münchener Bauten der
„BMW-Vierzylinder“ (Höhe 101 m) von 1972
und das Bürogebäude der Hypobank
(Höhe­ 114 m) von 1981 – und natürlich die
spätgotischen Zwillingstürme (Höhe 98,57
und 98,45 m) des Liebfrauendoms im
Stadtzentrum.
BMW-Hochhaus
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Hochhausmesslatte für München:
Die Frauenkirche
Die neuesten spektakulären Hochhausbauten Uptown München und die HighLight Towers wurden erst im selben Jahr
2004 fertiggestellt. Das Ausmaß beider
Projekte wurde von der Bevölkerung erst
während des Baufortschritts begriffen
und stieß auf heftige Kritik, die sich politisch in der „Initiative unser München“
artikulierte­. Speziell das historische Pa­
norama des Nymphenburger Schlossrondells sahen die Gegner durch die Hochhausbauten stark beeinträchtigt. Mit
einem­ Bürgerbegehren am 21. November
2004 gelang es der Initiative, den Bau von
weiteren Gebäuden mit über 100 m Höhe
in München bis auf weiteres zu verhindern.
Die Wogen der Hochhausdiskussion
haben­ sich inzwischen längst geglättet.
München, die „Weltstadt mit Herz“, ist
wieder offen für neue Architektur und die
Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit
der Moderne. Beide Bauwerke setzen
markante Akzente im Münchener Stadtbild und speziell die HighLight Towers
sind längst zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt München geworden und
bieten dem Besucher einen grandiosen
Panoramablick weit über die Stadt bis zu
den Alpen.
Uptown München
HighLight Towers
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Uptown München –
Spiegelsaal als Entrée
für Hochleistungsaufzüge
Wem beim Begriff „Spiegelsaal“ Versailles
oder Berlin in den Sinn kommt, dem
schweben zunächst opulente Bilder barocker Baukunst vor. Doch statt von Ludwig
XIV. werden die Besucher im Hochhaus
Uptown München von 14 Hochgeschwindigkeitsaufzügen in einem „Spiegelsaal
der Moderne“ erwartet. Die Wände des
ganzen Aufzugsbereichs im Erdgeschoss
sind deckenhoch verspiegelt und werden
nur durch die filigran wirkenden Aufzugsportale aus Edelstahl unterbrochen. Sowohl die Taster sowie die Außentableaus
sind als runde Elemente elegant in die
Spiegelflächen integriert. Durch die Vollverspiegelung der Wände erhält die relative schmale Aufzugshalle optisch eine
andere Dimension. Reizvolle Mehrfachspiegelungen der Aufzugstüren, Bedien-
mit seinen 37 Stockwerken auch das höchste Gebäude der Stadt. Nur wenige Kilometer östlich davon, am Mittleren Ring, erhebt sich das Ensemble HighLight Towers
mit seinen 126 und 113 m hohen Türmen,
die 32 bzw. 27 Stockwerke beinhalten.
So unterschiedlich wie die Architektur
dieser beiden Münchener Hochhäuser ist
auch das Konzept für die Aufzüge. Die
Stockwerke in Uptown München, das als
quadratischer Büroturm ausgeführt ist,
werden mit 14 Aufzügen in geschlos­senen
Schächten von ThyssenKrupp erreicht, die
sich im Kern des Gebäudes befinden. Die
beiden scheibenförmigen Hochhäuser
der HighLight Towers, die leicht schräg
versetzt frei nebeneinander stehen, verfügen über 14 voll verglaste Panoramaaufzüge von Schindler, die statisch losgelöst von den Towers eine Schlüsselrolle
beim visuellen Gesamteindruck des Gebäudes spielen.
Uptown München
Das Hochhaus Uptown München am Georg­-Brauchle-Ring in München ist mit einer­
Höhe von 146 m das zweithöchste Bauwerk (nach dem Olympiaturm) und mit seinen
37 Stockwerken auch das höchste Gebäude der Stadt.
Nach dreijähriger Bauzeit wurde der Büroturm­(Architekturbüro Ingenhoven/Overdiek,
Düsseldorf) im Jahre 2004 im Stadtteil Moosach fertiggestellt. Bauherr war die amerikanische Firma Hines, München.
Die gläserne Fassade umhüllt das Tragwerk des Gebäudes wie eine gespannte Membran. Kreisförmige Lüftungselemente ermöglichen als individuell zu öffnende Fenster
eine­ natürliche Belüftung und vermitteln durch die Wahrnehmbarkeit der umgebenden Geräuschkulisse auch in den oberen Etagen einen Bezug zur Außenwelt. Das Hochhaus mit 50 200 m2 Fläche wird von vier siebengeschossigen „Campus“ genannten
Gebäuden­ (je ca. 8525 m2) flankiert, die untereinander mit einem transparenten Dach
verbunden sind. In einem fünften Gebäude sind 139 Wohnungen untergebracht.
Die Bodenplatte des Hochhauses hat eine Grundfläche von
ca. 50 x 50 m und benötigte 7200 m3 Beton mit einer Masse von 18 400 t. Innerhalb von 72 Stunden wurde die
Bodenplatte­gegossen.
Der Hauptnutzer des Hochhauses und der Campusgebäude ist die Deutschlandzent­rale des Mobilfunkbetreibers Telefónica O2 Germany. Bis zum Einzug von O2 im Spätsommer 2006 stand der Turm jedoch leer. Im August 2006
kaufte die Government of Singapore Investment Corporation das Hochhaus und eines der Campusgebäude für über
300 Millionen Euro.
Der Bau stieß in der Stadt auf heftige Kritik­. Die als ästhetisch anspruchslos empfundene Quaderform gab Anlass
zur Bezeichnung „Vierkantbolzen“. Neben den HighLight
Towers­ war Uptown München mit der Hauptauslöser für
die Anstrengungen der eingangs­genannten „Initiative unser München“ des Alt-Bürgermeisters Georg Kronawitter,
mit einem Bürgerbegehren am 21. November 2004 die Verhinderung weiterer Gebäude dieser Höhe in München zu
bewirken.
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und Anzeigeelemente – und natürlich
auch der Personen in der Halle – erzeugen
eine enorme Tiefenwirkung.
Die 14 Hochgeschwindigkeitsaufzüge von
ThyssenKrupp im Kern des Bauwerks sind
in Nah- und Ferngruppen gegliedert. Die
hohen Kabinen wirken dank der vollver-
spiegelten Rückwände trotz der geschlossenen Bauweise großzügig dimensioniert.
Sie verfügen jeweils über eine Tragkraft
von 1350 kg/18 Personen.
Hinter dem Zentralkern des Gebäudes,
der im Erdgeschoss von großzügig angelegten Lobbys umgeben ist, stellen verglaste Shuttleaufzüge die Verbindung zur
HighLight Towers
Zwei schlanke, gläserne Hochhausscheiben, 113 und 126 m hoch, verbunden durch drei
filigrane Brücken aus Glas und Stahl, sind das architektonische Highlight am nördlichen Eingangstor zu München. Das 14 570 m2 große Grundstück an der Mies-van-derRohe-Straße liegt verkehrsgünstig am Mittleren Ring und der Auffahrt zur BAB 9 Nürnberg/Berlin. Nachts erstrahlt dieses zukunftweisende Gebäude schon von weitem
durch spektakuläre Lichteffekte.
Ihre kühne Form verdanken die HighLight Towers dem amerikanischen Starar­chitekten
Helmut Jahn (Helmut Jahn Murphy­/Jahn, Chicago). Die Verbindungsbrücken verleihen
dem Ensemble ein charakteristisches Bild, haben jedoch keine statische Funktion. Die
Hochhäuser stehen für sich allein. Je nach Anforderung der Mieter ist ein flexibles Umund Abhängen sowie Hinzufügen weiterer Brücken möglich.
Die Transparenz und Eleganz der zwei abgeschrägten Hochhausscheiben aus Glas und
Stahl spiegelt sich in den von Tageslicht durchfluteten Räumen wider, die über gläserne
Hochgeschwindigkeitsaufzüge in wenigen Sekunden zu erreichen sind. Die HighLight
Towers sind, was Komfort, Ästhetik, Brandschutz und Sicherheit angeht, mit modernster Baustoff- und Anlagentechnik ausgestattet. Die innovative Konstruktionsweise, ohne den für Hochhäuser typischen Massivkern in der Mitte, bietet eine hohe
Vermietungsflexibilität. Den Mietern werden frei einteilbare Flächen geboten. Die Mietfläche des gesamten Gebäudeensembles beträgt ca. 82 490 m2.
Tiefgarage her. Die beiden obersten
Stockwerke des Büroturms verfügen
rundum über offene Galerien mit imposantem Ausblick, die für Veranstaltungen
genutzt werden. Ein frei stehender Glasaufzug außerhalb des Gebäudekerns
verbindet­ die beiden Etagen zusätzlich.
Ferner führt ein geräumiger Feuerwehraufzug durch alle Stockwerke des Turms.
HighLight Towers –
in Hochgeschwindigkeits­
aufzügen der Sonne entgegen
14 voll verglaste Panoramaaufzüge von
Schindler bringen ihre Fahrgäste mit einer­
maximalen Geschwindigkeit von sechs
Metern pro Sekunde in nur 20 Sekunden
in das oberste Stockwerk. Wie die Verbindungsbrücken sind die verglasten Aufzugsschächte losgelöst von den HighLight
Nach nur 22 Monaten Bauzeit konnte der Investor, die
Münchener KanAm Gruppe, das Gebäude Ende­ 2004
an die ersten Mieter übergeben.
Hauptmieter in den
oberen Etagen im Ostturm ist die Unternehmensberatung Roland Berger Strategy­ Consultants. Hauptmieter im Westturm ist der europäische­ IT-InfrastrukturAnbieter Fujitsu Tech­nology Solutions.­ Zum Komplex
gehören außerdem ein fünfstöckiges Büro- und Business-Center sowie ein fünf- bzw. siebengeschossiges
Innside Premium Hotel. Eigentümer ist die Bürozentrum Parkstadt München-Schwabing KG.
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Der aus der Bretagne stammende und
von internationalen Architekten geschätzte, „sculptor of he night“ genann­te Lichtkünstler Yann Kersalé ist der
Schöpfer dieser Lichtkunst, die die HighLight Towers nachts von weitem erstrahlen lässt.
Während in Uptown München mit seinen
geschlossenen Aufzugsschächten besonders die verspiegelte Aufzugshalle in der
Lobby beeindruckt, genießen die Passagiere in den Panoramaaufzügen der HighLight Towers die Ausblicke während der
schnellen Fahrt nach oben. Ganz besonders reizvoll ist dies bei schönem Wetter,
wenn das Sonnenlicht das ganze Gebäude und auch die Aufzüge durchflutet. Die
großen Kabinen verfügen über eine Tragkraft von 1800 kg/24 Personen.
Besonders eindrucksvoll war es, während
der Bauphase der HighLight Towers die
Testfahrten und Bremsprüfungen der
Aufzüge vom zentralen Platz zwischen
den Türmen aus zu beobachten.
In beiden Systemen
schnell und sicher nach oben
Towers und prägen optisch die Architektur des Gesamtbauwerks maßgeblich
mit. HighLight Tower 1 verfügt über acht,
HighLight Tower 2 über sechs Personenaufzüge. Die acht Aufzüge im Tower 1
sind in Nah- und Ferngruppen gegliedert
und werden mit automatischer Zuordnungsanweisung gesteuert. Mit geschlossenen Shuttleaufzügen können die
Lobbys der HighLight Towers bequem
von der Tiefgarage aus erreicht werden.
Für den Transport von Materialien stehen
Lastenaufzüge zur Verfügung.
Mit Anbruch der Dunkelheit werden die
markanten Gebäudekonturen, die Glasaufzüge und die Verbindungsbrücken
durch farbige Lichteffekte unterstrichen.
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Die räumliche Anordnung der Aufzüge in
den beiden höchsten Bürogebäuden der
Stadt München ist so verschieden wie die
Architektur der Bauwerke. Die zentrale
Aufzugsanlage im quadratischen Turm
von Uptown München ist der Gebäudefunktion untergeordnet. Bei den HighLight Towers sind die Panoramaaufzüge
wesentliches Element der Gesamtarchitektur. Der Unterschied liegt aber nur in
der Optik. Die Aufzugstechnik beider Bauwerke gleicht sich im Wesentlichen – nur
bleibt sie im geschlossenen Schacht dem
Benutzer verborgen, im Glasaufzug ist sie
sichtbar. Doch mit beiden HochleistungsAufzugssystemen gelangen die Aufzugspassagiere jedenfalls sehr schnell und
sehr sicher nach oben.
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