Zurück vom Berg: Das Füllhorn der Natur hat sich über uns ergossen und wir hatten alle Hände voll zu tun, um ihre Schätze zu bergen. Eine sagenhafte Fülle wertvoller Heilpflanzen durften wir mit allen Sinnen erleben und erforschen, ernten und verarbeiten. Arnika, Meisterwurz, Allermannsharnisch, Bibernell, Blutwurz, Knabenkraut-, Enzian- und Frauenmantelarten, Quendel und Steinquendel, Küchenschellen, Alpenrosen, Wacholder u.v.a. haben mein Herz erfreut. Ich bin voller Dank für die Natur und ihre Pflanzenwesen. Die Meisterwurz hat sich besonders freizügig gezeigt, die Wurzeln ließen sich ganz leicht mit den bloßen Händen ernten und es gab auch noch jede Menge junger frischer Blätter. Meisterwurz ist eine vielseitige und hochwirksame, wahrhaft meisterliche Heilpflanze. Ihre Rhizome zeigen die Signatur der Lymphgefäße und –knoten. Die Pflanze wird traditionell als Schutz vor Ansteckung und als Heilpflanze bei Infektionskrankheiten eingesetzt. Sie lindert auch die damit verbundenen Schmerzen etwa des Halses und der Ohren. Bei Hals- und Zahnschmerzen kann die gekaute Wurzel Wunder wirken. Ohrenschmerzen werden oft durch Rauch und Wärme der glühenden Wurzel geheilt oder zumindest gelindert. Die getrocknete Wurzel kann man für diese Zwecke und allgemein zum Räuchern, für die Moxibustion und als Amulett bei sich tragen, wie es Paracelsus schon getan hat. <Auch die Wurzel des Allermannharnischs (Bergknoblauch, Siegwurz, Allium victorialis) mit ihren an Kettenhemden erinnernden schützenden Bastschichten wurde als Amulett getragen. Mit der Siegwurz schützte man sich vor Angriffen menschlicher Feinde und mit Meisterwurz und Bibernell vor solchen von Krankheitserregern („Dämonen“). <Die Bibernelle (Pimpinella major) und der Wiesenbärenklau sind botanisch (Doldenblütler) und qualitativ mit der Meisterwurz verwandt. Ihre Wurzeln schmecken wie die der Meisterwurz betäubend scharf und helfen bei Hals- und Zahnweh. Bibernell und Bärenklau kommen vom Tal bis ins Hochgebirge vor. Bärenklau wird aufgrund der ähnlichen Blattform gerne mit Meisterwurz verwechselt, er ist aber behaart, während sie kahl ist. <Bibernellsamen können als Pfefferersatz dienen und vermutlich sind sowohl der deutsche Namen Bibernell als auch der botanische Pimpinella vom lat. piper (Pfeffer) abgeleitet. Die feurige Schärfe von Meisterwurz, Bärenklau und Bibernell ist ein Zeichen sonnenhafter Qualitäten.> Bärenklau wird zurzeit als tonisierende Heilpflanze wiederentdeckt und als Alpenginseng bezeichnet. Ich habe aber immer noch am meisten Vertrauen in die Meisterwurz. Sie ist auch am aromatischsten und vermutlich das beste allgemeine Tonikum unter diesen drei Verwandten. Dafür ist die Bibernelle in der Volkssage prominenter und es gibt zahlreiche Geschichten, dass geheimnisvolle himmlische Stimmen (oder Vögel) den Menschen in Zeiten tödlicher Seuchen Ratschläge wie: „Esset Pimpernell, so sterbet ihr nicht all!“ gaben.< In verschiedenen regionalen Versionen werden verschiedene Heilpflanzen mit der Bibernell genannt, etwa: „Braucht Bibernell und Terpentill (Tormentill, Blutwurz)! So wird der Tod bald stehen still!“, „Esst Kranewitt (Wacholder) und Bibernael, so sterbts ihr nit so schnael“ oder „Esst Enzian und Pimpinell! Steht auf – sterbt nicht so schnell!“> <Tabernaemontanus schrieb: „Es soll diese Wurzel in Pestzeiten, wenn der Tod regiert … in allen Speisen und Getränken verwendet werden, denn sie leistet allem Gift Widerstand, behütet vor Ansteckung, reinigt das Geblüt und stärkt das Herz gewaltiglich“.> Zudem verströmt die Bibernellwurzel einen leichten Bocksgeruch. Das ist eine Signatur für aphrodisierende Wirkungen. Bibernell wurde auch Bockwürze genannt und für Liebeszauber verwendet. Knabenkräuter sind vollkommen geschützte Orchideenarten. Mit ihren auffälligen, violett und rosa leuchtenden Blütenständen zieren sie viele Magerwiesen. Die Wurzelknollen der Knabenkräuter erinnern in ihrer Form an Hoden und verströmen einen starken Bocksgeruch. Das ist eine doppelte Signatur für deren Wirkung auf die männliche Sexualität. Das Kraut ist leicht giftig. Wie Meisterwurz, Siegwurz, Bibernell, Tausendgüldenkraut und (gelber) Enzian ist die Sonnenpflanze Arnika eine Schutzpflanze. Sie wurde zum Schutz der Felder in deren Ecken platziert. In der Arnika konzentrieren sich die Kräfte der Bergsonne und mit dem daraus hergestellten Öl kann man Sonnenkraft, also heilsame Wärme und gesteigerte Durchblutung (Aktivität), in die damit behandelten Körperzonen bringen. Für mich ist Arnikaöl ein Lebenselixier wie für andere vielleicht Enzianschnaps. Arnika stärkt besonders Herz, Kreislauf, Muskeln und ZNS, Meisterwurz die Abwehrkräfte, Atmung und Verdauung. Beide Pflanzen wirken darüber hinaus kräftigend auf den ganzen Organismus. Inspiriert von diesen Pflanzen begannen wir uns Gedanken über eine Männerkräutermischung zu machen, während sich sonst eher Frauenkräutermischungen ergeben, da es auch viel mehr Frauenkräuter als Männerkräuter gibt. Die „Manneskraft“-Kräutermischung könnte etwa so aussehen: 4 T(eile) wilder Oreganum, 4 T Goldrute, zusammen 4 T Meisterwurz, Bärenklau und Bibernell (in beliebigen Verhältnissen), 3 T Knabenkraut, 2 T gelber Enzian, 1 T Arnika. Männliche und weibliche Pflanzen wachsen einträchtig neben- und miteinander. Männliche und weibliche Qualitäten harmonieren in Natur und Kosmos perfekt. Zusammen weben sie unfassbar schönes Leben. Berggipfel, Felswände, Wasserfälle, Regen (fallendes und reißendes Wasser), Sonnenstrahlen, Blitz und Donner (vertikale Formen und Bewegungen) sind die männlichen Elemente; Wolken, Mondschein, Kräuterwiesen, Riedlandschaft, Quellen, Tümpel, Sümpfe, Moore, Seen (stehendes Wasser – horizontale Formen) die weiblichen. Im Tal: Die fertig gewaschene Meisterwurzernte habe ich gerade am Dachboden zum Trocknen ausgelegt und mich noch einmal an dem, die Lebensgeister weckenden, Duft erfreut. Dabei musste ich erst die Tal-Ernte von vorgestern verstauen, etwa Winterlindenblüten, Mädesüß, Honigklee, Labkraut (Kräuter mit weiblichen, mütterlichen, mondhaften Qualitäten) und Johanniskraut, dessen Blütezeit hier unten schon fast vorbei ist, während sie dort oben noch gar nicht begonnen hat. Auch das ist ein Segen der vielfältigen Landschaft Vorarlbergs – hat man einmal die optimale Erntezeit für ein Kraut im Tal versäumt, kann man immer noch bergwärts ziehen, wo die Erntezeiten für dieselben Kräuter –insofern vorhanden> später sind. Das gilt etwa für Schafgarbe, Baldrian, Frauenmantel, Himbeerblätter, Quendel, Dost, Bärenklau, Bibernell ... Die Pflanzenvielfalt am Berg ist jedoch noch größer, es gibt dort verschiedene Schafgarben-, Frauenmantel- und Baldrianarten. Am Berg gedeihen auch viele verschiedene Enzianarten, während hier unten nur wenige vorkommen. Das echte Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) etwa ist ein Enziangewächs. Es ist ein schönes zierliches Kraut mit klaren Formen (kreuzgegenständig), purpur leuchtenden Blütensternen und einem feinen Duft. Es wächst im Tal gerne an Dämmen und auf Riedwiesen und blüht wie Arnika und Johanniskraut zur Sommersonnwende. So wurde es am Johannitag zusammen mit Johanniskraut gesammelt und als Universalheilmittel verwendet. Wie Gundermann soll es als Kranz getragen hellsichtig machen. Wie Meisterwurz, Siegwurz, Arnika und sein großer Bruder vom Berg, der gelbe Enzian, wurde es als magisches Schutzkraut verwendet. In der Antike bekam es den Namen Centaurium, weil damit der heilkundige Zentaur Chiron eine Wunde heilte, die ihm durch einen vergifteten Pfeil zugefügt wurde. Vielleicht wurde Centaurium im Mittelalter als Centum Aurum „Hundert Gold“ gedeutet und daraus wurde unser Tausendgüldenkraut. Wie auch immer, das Kraut wurde seit der Antike nicht nur wie heute als Magen- und Verdauungs-, sondern auch als giftwidriges, wundheilendes, fiebersenkendes, menstruationsförderndes, blutreinigendes und -stillendes Mittel hoch geschätzt. Seinem Namen entsprechend galt es auch als zu Reichtum verhelfender Talisman. Gelber Enzian: Ganz im Gegensatz zum filigranen Tausendgüldenkraut ist der gelbe Enzian eine herausragende Staude, das größte Enziangewächs und wohl das stattlichste Bergkraut. In der kreuzgegenständigen Geometrie, den glatten parallelnervigen Blättern, den 5-zähligen Blütensternen und der Reinheit ihres bitteren Geschmackes zeigt sich jedoch ihre Verwandtschaft. Allerdings ist der gelbe Enzian als unsere bitterste Heilpflanze viel bitterer als das Tausendgüldenkraut. Bemerkenswert, dass hier die Bergpflanze groß und aufrecht steht, während Bergpflanzen sonst oft niedrigwüchsig sind oder dem Boden anliegen um sich vor Wind, Schnee und anderen Naturgewalten zu schützen. Die verdauungsfördernde, fiebersenkende, aktivierende und tonisierende Wirkung hat zur Beliebtheit des Enzianschnapses und zum Raubbau an der Pflanze geführt. Für den Enzianschnaps werden auch der Tüpfel- und Purpurenzian, nicht jedoch die stängellosen blaublühenden Arten, die meist die Etiketten zieren, verwendet. Alles entsteht aus der Verbindung der Polaritäten - von Mann und Frau, Tag und Nacht, Sonne und Mond, Berg und Tal, Feuer und Erde, Wasser und Luft. Die Natur und alles Leben entspringt der Vereinigung der Gegensätze. Alles Sein und alles Leben, auch unser eigenes; alle Schönheit, Fülle und Vielfalt ist ein Geschenk von Mutter Erde und Vater Himmel. Wir bekommen so viel und können so wenig geben. Da dürfen wir einfach dankbar sein - der großen Mutter und dem großen Vater, allen Müttern und allen Vätern, den Pflanzenwesen, die uns nähren, kleiden und heilen, unsern jeweiligen Gegensätzen, allen Mitwesen und dem AllEinen. Wenn man so reich beschenkt wird und die Gabenflut auch annimmt, kommt Dankbarkeit auf. Diese will ausgedrückt werden, in welcher Form auch immer – als stilles Gebet, rauschende Feier, eine Berührung oder Verneigung, eine Hilfeleistung oder Opfergabe. Die Natur ist beseelt. Pflanzenwesen freuen sich, wenn wir ihre Gaben annehmen. Wenn wir sie zu schätzen wissen und nachhaltig nutzen. Und sie freuen sich noch mehr, wenn wir ihnen durch gelebte Dankbarkeit Raum in unserer Welt geben. Die Engelwurzen Die Engelwurzen in meinem Kräuteracker blühen und bereichern die Landschaft mit ihrer prächtigen Erscheinung. Das ist für mich die Gelegenheit diese Pflanzenengel vorzustellen: Die echte Engelwurz (Angelica archangelica = Erzengelwurz, im folgenden einfach Angelika genannt) ist eine der wichtigsten und wirksamsten Heil- und Aromapflanzen. Der Name sagt eigentlich schon alles: Sie schaut aus wie ein Engel, sie duftet himmlisch, sie wirkt wie ein Engel. Sie ist der Erzengel unter den Pflanzen, sie tröstet und stärkt schon durch ihre Präsenz, wie ihren wunderbaren Duft scheint sie Licht zu verströmen, sie macht Mut, stärkt von innen, gibt Kraft gegen alle Widrigkeiten ... Eigentlich ist ja jede Heilpflanze ein Engel, eine heilbringende geistige Wesenheit, die sich in der Pflanze verkörpert und durch sie wirkt. Auf der Arbeit mit diesen Wesenheiten beruht die gesamte archaische Pflanzenmedizin was sich in zahllosen Ritualen und magischen Anwendungen bis heute erhalten hat. Durch die Engelwurz wird der Pflanzenengel besonders deutlich erfahrbar.> Sie ist auch äußerlich ein Riese, kann bis zu 3m hoch werden, hat einen armdicken Stengel, gekrönt von kugelrunden Doldenblüten. Diese einzigartigen Blütenstände tragen zum seelenhaft strahlenden Eindruck der Pflanze bei, sie wirken wie Köpfe oder Planeten im Sonnensystem Angelika. Meines Wissens sind es auch die Doldenblüten, die der vollkommensten und ursprünglichsten unter allen Formen, der Kugel, am nächsten kommen – eine Signatur für die himmlische Herkunft dieser Pflanze. Die Dolden mit ihren allseits gerichteten Strahlen könnte man auch als Sterne oder Sonnen sehen. Wegen ihrer majestätischen Erscheinung und ihren erwärmenden und herzstärkenden Wirkung wird Angelika seit alters her der Sonne zugeordnet. Auffallend ist die Hüllgebärde der Blattscheiden welche als Signatur für umhüllende und beschützende Eigenschaften gesehen wird (so wie das mantelähnliche Blatt des Frauenmantels, der übrigens im Tal auch schon blüht). Manche sehen auch geschwollene Lymphknoten (früher Pestbeulen) darin und werten das als Signatur ihrer heilenden Wirkung auf Lymphe und Immunsystem. Angelika ist eine ungewöhnlich starke Aromapflanze mit süß-würzig-balsamischem Duft und scharf-bitter-aromatischem Geschmack. Ihr Duft vermittelt dasselbe wie ihre Erscheinung: „Aufgehoben sein in der schützenden Umhüllung eines liebevollen Lichtwesens“. Ihr Geschmack entspricht ihren wärmenden, reinigenden und stärkenden Eigenschaften. Sie stammt ursprünglich aus nördlichen Gefilden und wurde wegen ihrer wertvollen Eigenschaften im Mittelalter in fast jedem Garten angebaut deswegen wird sie in alten Schriften zam Angelick genannt. Sie ist vielleicht die einzige nordeuropäische Heilpflanze, die wegen ihrer weltweit einzigartigen Eigenschaften schon seit alters her im Austausch mit Gewürzen und Seide bis nach Indien und China gehandelt wurde. Aus den heutigen Gärten ist sie jedoch leider wieder verschwunden obwohl sie jeden Garten bereichern würde und auch wild findet man sie in unserem „Ländle“ nicht, die nächsten Vorkommen sind im süddeutschen Raum (Main und Donau). Dafür ist die Waldengelwurz häufig zu sehen, die kleine Schwester der Erzengelwurz, die leider auch weniger stark duftet und wirkt und erst später im Jahr zur Blüte kommt. Doch gibt es in unserem, von der Natur so gesegneten, Land eine andere Verkörperung dieses Pflanzenerzengels – die Meisterwurz. Die jungen Blätter beider Pflanzen sind sich zum Verwechseln ähnlich, aber der Gebirgspflanze Meisterwurz sieht man im Unterschied zur majestätischen Angelika ihr Engelswesen nicht gleich an. Die muss man schon berühren, riechen, schmecken um ihre majestätischen Eigenschaften (weswegen sie auch Imperatoria Kaiserwurz hieß) wahrzunehmen. In ihr sind die Heilkräfte noch mehr nach innen genommen, sie riecht und schmeckt ähnlich wie die Erzengelwurz, aber ihre Wurzel, eigentlich ihr Rhizom, ist noch schärfer und bitterer. Dieses erinnert mich an Lymphknoten und ich bin von der immunstärkenden Wirkung der Meisterwurz überzeugt. Deswegen half sie wie die Engelwurz gerade gegen die Pest und ist heute noch eines der besten Mittel gegen ansteckende Krankheiten. Vermutlich wirkt sie nicht so stark aufhellend wie die Angelika dafür noch mehr stärkend. Wenn man die getrocknete Meisterwurzel räuchert, kann man ihre zentrierende, stärkende und aufrichtende Kraft deutlich wahrnehmen. Sie ist sicher eines der wichtigsten traditionellen heimischen Räuchermittel. Mein Rat ist die schönsten Rhizome ganz zu trocknen, diese bei Bedarf an einem Ende anzuzünden und damit zu räuchern. Das ist die einfachste und wirkungsvollste Räucheranwendung und man kann mit dem Rauch und der Hitze (wie Moxibustion) arbeiten, etwa schmerzende oder blockierte Punkte behandeln. Dabei kann man die Gegenwart der heilsamen Pflanzenwesenheit erleben. Einige der traditionellen Allheilmittel wie Engelwurz und Meisterwurz scheinen vor allem die Abwehrkräfte zu stärken und so gegen alle möglichen Krankheiten zu wirken. Dazu gehört auch die berühmte Bibernelle, ein weiterer Doldenblütler mit scharf-bitterer Wurzel und ähnlichen Eigenschaften. Die Bibernell findet man vom Tal bis weit in die Höhe und da sie noch nicht beginnt zu blühen, kann die Wurzel noch gut geerntet werden. Die Erntezeit für die Meisterwurz hat auch schon begonnen, man findet sie auf unsern Bergen ab etwa 1600m, gerade auf Passhöhen. Wurzelernte sollte mit Einverständnis des Grundbesitzers erfolgen. Da Verwechslungen mit giftigen Doldenblütlern nicht ausgeschlossen sind sei hier äußerste Vorsicht und der Einsatz aller Sinne angeraten. Engelwurz, Meisterwurz und Bibernell, einst hochgeschätzte Heilpflanzen, werden heutzutage kaum noch eingesetzt. Vermutlich weil ihre umfassenden und komplexen Wirkungen wissenschaftlich noch nicht fassbar geworden sind. Dafür werden Unmengen synthetischer Mittel mit ihren (wissenschaftlich fassbaren) schädlichen Nach- und Nebenwirkungen benötigt. Früher galt Angelika vor allem als Mittel gegen alle möglichen Gifte und ansteckenden Krankheiten wie die Pest. Sie war eine der wichtigsten Zutaten in allen Lebenselixieren, Panazeen und Wundertränken wie dem Theriak. Noch heute braucht man sie für die letzten, aus dieser alten Tradition erhaltenen, Kräutertränke wie Chartreuse-likör, Melissengeist und Schwedenbitter. Ein weiterer verbreiteter Namen für Angelika war Brustwurz wegen ihrer schleimlösenden, auswurffördernden, gewebe- und schleimhautstärkenden Wirkungen im Brustbereich. Außerdem ist sie als Kraut gegen Appetitlosigkeit, Blähungen, leichte Magen- Darm-Krämpfe, Völlegefühl und sonstige Verdauungsbeschwerden (selbst von der Kommission E) anerkannt. Ich brauche sie für meine Zubereitungen für Brust, Atem und Abwehrkräfte (HusTee, Immunohonig, breathballs) und für meine Verdauungsteemischung. In weiteren alten Namen wie Dreieinigkeitswurzel und Heiliggeistwurzel drückt sich die hohe Wertschätzung aus, die ihr entgegengebracht wurde. Dreieinigkeit könnte man auch psychologisch als Integration von Ich, Es und Überich deuten und als Hinweis auf die seelenheilenden Eigenschaften der Angelika verstehen. Als Heiliggeistwurzel steht sie in Verbindung zum heutigen Pfingstfest. So lasst uns beten, dass der heilige Geist auf uns herabkomme und die Fähigkeit verleihe die Sprache all unserer Mitwesen, auch der Pflanzen und Tiere, zu verstehen. Denn dadurch könnten wir Menschen und die ganze Erde wieder heil werden. Meine Versuche die Sprache der Pflanzen zu verstehen sind nur ein winziger Schritt auf dem Weg dorthin. Danke Dir Engelwurz dass ich Deinen Engel erleben durfte und bitte Engelwurz hilf mir mehr zu sehen, zu verstehen und weiter zu gehen. Arnika, Bergwohlverleih Jetzt im Hochsommer ist es Zeit in die Berge zu gehen um die Schätze zu entdecken, die die Natur dort für uns bereithält. Dort oben zwischen 900 und 2300m Höhe, vorzugsweise auf mageren, bodensauren Alpweiden, leuchten golden die Blüten der Arnika. Mit ihren vielfältigen und starken Heilwirkungen ist die Arnika für mich das pflanzliche Gold der Berge. Ihre großen dottergelben Blüten thronen auf runden, dicken, behaarten und meist unverzweigten Stängeln über der grundständigen Blattrosette. Die Blätter sind eiförmig bis lanzettlich, ganzrandig und ungestielt und erinnern mit ihren auffallenden parallel verlaufenden Blattnerven etwas an den mittleren Wegerich. Am Stängel befindet sich meist nur ein (selten 2-3) Paar sitzender, gegenständiger Blätter. Diesem entspringen manchmal 2 kleinere Nebenblüten. Charakteristisch für die Arnika ist auch das etwas unregelmäßige, zerzauste, Aussehen der Blüten und vor allem der einzigartige aromatisch-würzige Geruch mit seinen belebenden, aufrichtenden und stärkenden Eigenschaften. Angesichts dieser Merkmale kann man sie eigentlich kaum verwechseln, sammeln darf man die Blüten aber nur außerhalb der Schutzgebiete und mit Einwilligung des Grundbesitzers. Gesammelt werden die ganzen Blütenköpfe (diese müssen vor der Verwendung genauestens von den Larven der Arnikafliege und anderen Insekten gereinigt werden, da ansonsten die hautreizende Wirkung der Arnika verstärkt wird) oder –einfacher- nur die Zungenblüten. Die Arnika ist wie das Johanniskraut eine Sonnenpflanze und wurde für (schutz)magische Zwecke eingesetzt. Auch sie wurde mit der Sommersonnwende und den entsprechenden Ritualen in Beziehung gesetzt wovon einige ihrer Namen wie Hannsblumen, Jehannesworzel und Johannisblume zeugen. Zu Johanni geerntete Arnika galt als besonders heilkräftig und wurde vielerorts zum Schutz der Felder an deren Eckpunkten eingegraben oder ans Fenster gesteckt um Gewitter abzuwehren. In der Arnika konzentriert sich wie im Johanniskraut die Kraft der Sommersonne. In den Bergen ist diese Kraft aber noch intensiver – sie sammelt sich im wilden Duft der Arnika und macht diese zu einer gefährlich starken Heilpflanze (Giftpflanze) durch deren unkundige Verwendung schon öfters Menschen gestorben sind. Ihre gefährliche Kraft drückt sich auch in den alten deutschen Namen Wulwesblume, Wolfsauge, Wolfeszeisala, Wolfsgelb und Wolferlei aus. Da ihre Beziehungen zum Wolf in neuerer Zeit nicht mehr verstanden und zugleich immer mehr Heilkräfte endeckt wurden entstand aus Wolferlei der treffende Name (Berg)Wohlverleih. Das Sonnenkraut Arnika wirkt entsprechend den alten Zuordnungen auf das Herz als Zentrum (Sonne) des Organismus und auf das zentrale Nervensystem. Das ist ein Grund für ihr lebensrettendes Potential bei Erkrankungen des Herzens und des ZNS aber auch ein Grund für ihre Gefährlichkeit, denn wenn die Funktionen von Herz oder Rückenmark verändert werden kann das zum Tod führen. Sicherheitshalber sollte Arnika nur äußerlich verwendet werden und selbst das kann bei einigen empfindlichen Personen zu allergischen Hautreaktionen führen. Für alle anderen trägt sie ihren Namen Wohlverleih zu Recht und entfaltet eine Menge wohltuender Wirkungen. So ist sie eines der bekanntesten und wirksamsten Mittel bei Verletzungen sei es durch Stoß, Stich, Fall oder Schnitt. Deswegen wurde sie auch Stichkraut, Fallkraut und Wundkraut genannt. Sie wirkt entzündungshemmend, antiseptisch, schmerzstillend, regenerierend und vor allem durchblutungsfördernd. Am beliebtesten und vielseitigsten ist die Anwendung als Tinktur. Für deren Herstellung wird ein Glas mit gereinigten Arnikablüten zu 2/3 gefüllt und mit 75-prozentigem Weingeist ganz aufgefüllt. Mindestens 3 Wochen ziehen lassen, dann abseihen und in dunkle Fläschchen füllen. Die Tinktur wird -mit Wasser verdünnt- verwendet um Wunden zu waschen und um Umschläge zu machen (auch bei Prellungen, Quetschungen, Zerrungen, Krampfadern, Muskelschmerzen, entzündeten Sehnen und Gelenken). Die verdünnte Tinktur (ca. 1EL auf 1/4l Wasser) kann auch bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, bei Heiserkeit oder zur besseren Ausheilung nach dem Zahnarztbesuch gegurgelt bzw. aufgepinselt werden (nachher wieder ausspucken). Mit der Tinktur kann man sich (durch mehrfache rhythmische Verdünnung) auch selber homöopathische Mittel zur innerlichen Verwendung herstellen. Arnika wird auch gerne als Ölauszug verwendet, das ergibt ein wunderbares Massageöl. Es ist schmerzstillend und durchblutungsfördernd und riecht einfach wunderbar. Ich verwende es fast täglich nach dem Baden oder Duschen, nicht nur um schmerzende Stellen zu behandeln, sondern auch um den ganzen Organismus zu beleben. Dabei kann man die wärmende und heilende Sonnenkraft der Arnika deutlich spüren. Für den Ölauszug wird ein Glas mit gereinigten Arnikablüten zu etwa 2/3 gefüllt und mit extra-nativem Olivenöl aufgefüllt, sodass alle Blüten vollständig mit Öl bedeckt sind (evt. mit einem passenden Stein bedecken oder laufend kontrollieren). Einige Tage an die Sonne stellen, dann zumindest ein paar Wochen nachziehen lassen. Oder über mehrere Tage verteilt insgesamt 12 Stunden der Sonne aussetzen und Monate an einem dunklen kühlen Ort ziehen lassen. Dann abseihen und in dunkle Fläschchen füllen. Für den persönlichen Gebrauch können die Blüten auch im Glas bleiben und man kann nach dem Verbrauch eines Teiles des Öls noch einmal Öl nachgießen (Blüten müssen immer bedeckt bleiben). Arnika ist einzigartig weil sie sowohl Herz und Kreislauf (bis in die venösen und arteriellen Kapillaren) als auch das Nervensystem stärkt und belebt. Sie ist die Verbindung der wärmenden Kraft der Sonne (Herz, Blut) mit dem kristallinen Wesen der Berge (Nervensystem, Binde- und Stützgewebe). Die Lebenskraft des Blutes muss alle Gewebe durchpulsen damit wir gesund sind und dabei kann die Arnika, das Bergsonnengold, mächtig helfen.