KULTUR & SZENE 4 20. N OVEMBER 2011 Bestseller mit ganz viel Biss Neu im Kino: „Twilight“-Showdown und „Der Gott des Gemetzels“ begeistern In Sachen „Showdown“ steht Harry Potter den Vampiren Pate – so ein gestreckter Schluss lässt halt die Kassen klingeln. Beide „Twilight“ Teile wurden von Bill Condon („Dreamgirls“) inszeniert. In den Hauptrollen sind wieder Robert Pattinson, Kristen Stewart und Taylor Lautner zu sehen. Natürlich geht es in den Kinos am Mittwoch schon mit Vorpremieren los. Ein Jahr voller Glück, aber auch voller Schmerz liegt hinter Bella (Kristen Stewart). Ein Jahr, in dem sie fast zerbrochen wäre, weil ihre Leidenschaft für Edward (Robert Pattinson) und ihre innige Freundschaft zu Jacob (Taylor Lautner) einfach unvereinbar sind. Aber nun ist ihre Entscheidung gefallen. Unwiderruflich, auch wenn es so aussieht, als setze sie eine Entwicklung in Gang, die mög„Biss zum Ende der Nacht“ – Bella (Kristen licherweise verStewart) winkt Vampir Edward (Robert Pat- heerend für sie alle ist. Noch tinson) anscheinend in den Ehehafen durch. Osnabrück (eb/whs) – In der Vorweihnachtszeit drängeln sich traditionell die Filmstarts. Für alle „Twilight“-Fans hat das Warten ein Ende, denn in „Breaking Dawn“ – Biss zum Ende der Nacht“ (Teil 1) können sie auf der großen KinoLeinwand die Hochzeit von Bella und Edward verfolgen. Dass die Ehe ein schweres Spiel ist, zeigt Roman Polanskis grandiose Adaption des Theaterstücks „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza. AM SONNTAG SCHEIBENSCHIESSEN David Garrett: Legacy Das ist eine echt geniale Vermarktung! Da steht „Legacy“ auf dem Cover eines neuen David-Garrett-Albums, was natürlich anmutet wie ein weiteres Rock-&Klassik-Crossover-Projekt – und was ist drin? Beethovens Violinkonzert! Und dazu ein paar Stücke vom Kreisler, also Fritz, dem in der Klassikwelt nicht unumstrittenen Wiener Schmähschwelger. Nachdem Garrett als Jüngling zum Wunderknaben der Klassik erzogen wurde, bekam er in der Pubertät einen so immensen Selbstständigkeitsschub, dass nur die Flucht ins Crossover blieb. Jetzt kehrt der verlorene Sohn zurück zu den Wurzeln. Glaubt man den beflisseneren Feuilletonisten dieses Landes, ist bei diesem Prozess auch die Virtousität auf der Strecke geblieben – nun ja, das verkennt allerdings die Tatsache, dass sich in Beethovens lange umstrittenem Konzert das Können des Geigers auch eher versteckt entfaltet. Garret selbst sagt, er habe das Werk wegen seiner Schönheit ausgewählt. Also, wir nehmen mal an: Die Zielgruppe sind klassikinteressierte Popkonsumenten. Und die werden auch vortrefflich bedient. Denn das romantische Sehnen, das vor allem in den Kreisler’schen 3-Minütern drinsteckt und die sanften Harmonien konsequent fortführt – ja, das ist so 6 hübsch nah am Pop, dass es eine geschickte Wahl gewesen ist. (Decca, im Handel) ache 10 „Der Gott des Gemetztels“: Zwei Ehepaare geraten aus der Fassung – John C. Reilly, Jodie Foster, Christoph Waltz und Kate Winslet (r.) spielen grandios. PR-Fotos hofft Bella, die verschieden Fäden ihres Lebens wieder zusammenführen zu können, da droht alles für immer zerstört zu werden … „Der Gott des Gemetzels“ war auch im Osnabrücker emma-theater ein Hit, die Inszenierung von Holger Schultze war ein Fest für Schauspieler und Publikum. Polanski bringt diesen Pärchenkrieg raffiniert auf die Leinwand. Zwei 11-Jährige prügeln sich auf einem Spielplatz, einem der beiden Jungen werden dabei Zähne ausgeschlagen. Die Eltern des „Opfers“, Penelope und Michael (Jodie Foster, John C. Reilly) haben die Eltern des „Übeltäters“, Nancy und Alan (Kate Winslet, Christoph Waltz), eingeladen, um den Vorfall wie vernünftige Menschen zu klären. Was als friedlicher Austausch über Zivilisation, Gewalt und die Grenzen der Verantwortlichkeit beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem Streit voller Widersprüche und grotesker Vorurteile. Und schließlich platzt die dünne Haut der bürgerlichen Kultiviertheit auf: Vier Erwachsene geraten aus der Fassung. Grenzen werden provozierend überschritten. Auf dem Schlachtfeld dieser Tragikomödie versinkt am Ende nicht nur ein Handy in der Tulpenvase … Aura Dione: Before The Dinosaurs Verbotene Früchtchen? Aurora mit dem Sonnenstern im Hippie-Zeltlager? Die 26-jährige Dänin wurde 2009 mit ihrem Hit „I Will Love You Monday (365)“ und dem Nachfolger „Song For Sophie (I Hope She Flies)“ über Nacht bekannt. „Gege-e-jo-jo uuh la-la hmm, let’s go Geronimo“ – mit dem überdrehten „Geronimo“ hat sie erneut einen Chartbreaker. Stimmlich muss sich Singer-Songwriterin Dione nicht hinter Lady Gaga verstecken, aber ihr 2. Album ist nicht so frisch, bunt und ballonleicht wie das Debüt („Columbine“). „Friends“ ist ein guter Titel, „Recipe“ hat Charme. „Superhuman“ könnte jeden Deoroller als Reklamespot umschmeicheln und verleiht auf dem Dancefloor Flügel. 12 Songs, ganz nett, aber auch austauschbar … Das Cover könnte glatt ein Blatt aus dem Pirelli-Kalender sein. Spiel mit dem Sündenfall, Nacktsein als Symbol für Unschuld? Okay. Ob Zahnarztfrauen herzhaft in diesen geschälten Apfel beißen und ihren Töchtern die Scheibe auf den Gabentisch legen, sei dahingestellt. Da fehlt eigentlich eine „Dressed For Christmas“-Edition. Angezogen oder im EvaLook – mir erschließt sich die musikalische Aura der Frau Dione nur bedingt. Das klingt manchmal fast prüde, etwas mehr Power und Risiko wären gar 5 nicht übel. Den Apfelschuss überlasse ich Wilhelm Tell! (Universal, im Handel) whs Botschaft des Denkens ON-Interview mit Andreas Rebers, Kabarettist und Musiker Von Wener Hülsmann Endlich mal nachgedacht: Plakatkunst mit Köpfchen Signalrot steht hier auf diesem Plakat zwar der Titel im Vordergrund. Doch umso hintergründiger ist das Motiv. Es zeigt nicht nur ein menschliches Profil, sondern hat auch ein klares grafisches. Und das regt zum Nachdenken an, indem es mit viel Tiefensymbolik einen Nachdenkenden zeigt. Der viel im Kopf hat: Weitläufig verzweigte Assoziationen wachsen an den vielfältig verästelten Gedankenblüten. Und bleiben doch fest verwurzelt im Stammhirn. Denn grenzenlos sind die Auswüchse hier nicht. Sie beschränken sich auf das, was in den Kopf geht. Und der ist auch noch umzäunt. Ganz so, als sollten die Gedanken durch den Zaun im Zaum gehalten werden. Und der Nachdenkende Zaungast bleiben. Dahinter der Schnee von gestern und der endliche Horizont, an dessen Begrenzung man vor lauter Bäumen kaum den Wald sieht. Hier wurde nachgedacht und das Ergebnis schlicht sinnbildlich umgesetzt. Herausgekommen ist ein farblich reduziertes, aber inhaltlich hochkomplexes, ganz und gar nicht kopfloses Plakat. Zumindest die Intelligenz bleibt hier ausnahmsweise mal nicht auf der Strecke. Die somit frei ist. Frei sowohl von Kitsch als auch von Pathos. Eines der wenigen Beispiele wahrer Plakatkunst. Mit Köpfchen inklusive. mali DER DEAL DES TAGES FÜR DIE REGION OSNABRÜCK Bis zu 67% sparen! Burger-Gutschein* für McDonald’s Preis: 4,99 € Normalpreis: 14,99 € 2 Klassiker nach Wahl mit mittlerer Pommes und Kaltgetränk, sowie eine Kaffespezialität (tall oder grande) von McCafé in Deinem McDonald’s Restaurant in und um Osnabrück. So einfach geht’s: www.meindeal.de besuchen, Gutschein erwerben, ausdrucken und einlösen. 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Der Protagonist gehört zweifellos zu den Erfolglosen. Seit Jahren schon sitzt er „an etwas Größerem“. Doch er hat einen Förderer: Goethe. Der heißt natürlich nicht wirklich so, doch wenn irgendjemand heute Goethes Format hat, dann er. Infos und Reservierungen unter Tel. 05 41/3 50 88 10. PR-Foto Hallo, Herr Rebers, wo zwischen Weserbergland und Alpen, Karl Moik und Karl Marx, Kabarett und Folk würden Sie sich halbwegs sinnvoll einordnen lassen? Rebers: Ambitionierter Freestyle mit der Lizenz zum Denken. Sie waren u. a. Musikalischer Leiter des Schauspiels am Staatstheater Braunschweig, also ernsthaft unterwegs. Wie kamen Sie auf die Musik-Kabarett-Schiene, sind Sie ein Spätberufener? Spät ist immer gut und im Kabarett kann man mit viel Würde altern und jung bleiben. Das Schönste aber ist, dass einem niemand reinquatscht und man mit seinem Publikum die wichtigen Fragen klärt. War erst das Wort oder die Musik – besonders das Akkordeon ist für Sie ja wohl ein Kulturschlüssel? Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, und Gott brachte das Wort zu den Menschen. Irgendwann hat jemand angefangen zu singen, und Gott sah, dass es gut war. Das Akkordeon wohnte jedoch bei uns zu Hause. So war es eine Frage der Zeit, bis ich es fand. Der Humorkoffer ist voll gepackt mit neuen Arbeiterliedern, Hip-Hop und Gefechtsberichten … Treten Sie in Ihren aktuellen Programm „Ich regel das“, mit dem sie beim Osnabrücker Kabarettfestival antreten, als Hoffnungsträger an? Hoffnung? Ich sag es mal so. Nichts ist in diesem Land billiger herzustellen wie einerseits Angst und andererseits Empörung. Keines von beiden interessiert mich. So bleibt für das Kabarett eben nur die Provokation und die Botschaft des Denkens. Bitte denken sie selbst! „Ich regel das“: Andreas Rebers gastiert am 27. 11. (So., 20 Uhr) in der Osnabrücker Lagerhalle. ON verlost 5 x 2 Tickets. PR-Foto Was braucht der Mensch – Bio-Kost, Atersvorsorge oder Grundvertrauen in unsere Vordenker? Vertrauen ist ganz schlecht. Menschen die Vertrauen haben, behaupten es nur, um dann sagen zu können: Oh, jetzt bin ich aber enttäuscht! Enttäuschung ist aber super, denn das Wort besagt, dass eine Täuschung der Realität nicht standgehalten hat. Man ist enttäuscht und danach hoffentlich klüger. Ich bringe die Botschaft des Misstrauens, denn jemand, der misstrauisch ist, wird nicht so schnell enttäuscht. Misstrauische Menschen sind ergo die glücklicheren Menschen. Man sieht es ihnen nur nicht an. Sie sind als „listiger“ Musikant unterwegs, zur Islamisten-Polka“ tanzen sicher Fundis und Realos. Geht von der deutschen Unterhaltungsindustrie eigentlich Gefahr für den Weltfrieden aus? Eher von unserer TalkshowKultur, die jedem Mainstream in den Allerwertesten kriecht, um auf Quote zu kommen. Ihr Bühnenbild scheint fast von Stanley Kubrick zu stammen – „Uhrwerk Orange“ als 40 Jahre altes Freiheitssignal? Meine Erfahrung mit dem Bühnenbild ist die, dass Kubrick schon längst vergessen ist. Mit Beltracchi und Bob Ross wäre ich näher am Puls der Zeit, obwohl der eine im Knast und der andere schon tot ist. Das E-Piano ist immer griffbereit … Welcher Song kommt besonders gut an? Ohne falsche Scham: alle! Was ist ihr Anspruch – im eigenen Kosmos für kreative Unruhe sorgen? Auch. Kabarett sollte etwas mehr als Lobbyismus für Lafontaine und Claudia Roth sein. Über wen oder was können Sie lachen? Piet Klocke, Josef Hader, Georg Schramm und viele andere. Ein perfekter Entspannungstag – wie sieht der für Sie aus? Irgendwas mit Wasser. Ob als Schnee, Powder, See oder Strömung. Hauptsache Wasser. Auch Sauna ist gut. Also Dampf! ● ON verlost 5 x 2 Tickets. Sie können per Telefon oder SMS teilnehmen: Rufen Sie uns unter der Nummer 01 37/ 80 84 01 602 (0,50 Euro/Anruf aus dem Festnetz der Deutschen Telekom) an und hinterlassen Sie Name, Adresse, Telefonnummer und das Stichwort Rebers. Oder senden Sie uns eine SMS mit der Kennung on win rebers an die Kurzwahlnummer 52020 (0,49 Euro/SMS inkl. 0,12 Euro VF D2Anteil). Hinter der Kennung fügen Sie ein Leerzeichen und ihre Anschrift ein. Teilnahmeschluss ist am Montag, 21. 11., 14 Uhr. Die Gewinner werden benachrichtigt. Verlagsmitarbeiter sowie Mitarbeiter des Medienhauses Neue OZ und angeschlossener Unternehmen und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. „Der Koch, der Maler und der Barbier des Präsidenten“ Romandebüt der südafrikanischen AutoOsnabrück (eb/whs) – Ein großes Premieren-Wochenende steht rin Ceridwen Dovey (Foto), das im Herbst Theaterfreunden bevor. Bevor am Samstag (26. 11.) im Theater 2009 in Deutschland erschien, wurde am Domhof die Lehár-Operette „Der Graf von Luxemburg“ gebereits in 15 Ländern verlegt. Auf der spielt wird, kommt es am Freitag (25. 11., 19.30 Uhr) im emmaShortlist von insgesamt 5 Literaturpreisen theater zur Uraufführung der Adaption des Erfolgsromans „Der geführt, ist er u. a. mit dem Sunday Times Koch, der Maler und der Barbier des Präsidenten“. Den Titel Fiction Prize 2008 ausgezeichnet wormuss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen … Worden. Für die Bühne adaptiert wird der um geht es? Revolution! Nach Jahrzehnten der Gewaltherrschaft Roman von der Regisseurin Anne Lenk. wird der Präsident eines ungenannten Landes gestürzt. Man verEs agieren: Thomas Schneider (sein schleppt ihn auf seine einstige Sommerresidenz in den Bergen, Koch) , Tilman Meyn (sein Maler), Alexebenso wie seinen Hofstaat, darunter sein Koch, sein Maler und ander Jaschik (sein Barbier), Ellen Céline sein Barbier. Während die alte Ordnung fällt und eine neue entsteht, erzählt jeder aus seiner eigenen Perspektive, von gehei- Günther (die Tochter seines Kochs), Franziska Arndt (die Frau men Leidenschaften, der Verstrickung in die Ränkespiele der seines Malers), Magdalena Helmig (Die Verlobte des Bruders PR-Foto Macht – und vom eigenen Blick auf das Leben der anderen. Das seines Barbiers).