Sanierung richtig planen

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Tages-Anzeiger · Mittwoch, 2. September 2009
SPEZIAL
BAUEN & MODERNISIEREN
5
“
Grosse
Fenster
begeistern,
weil sie
ein neues
Raumgefühl
schaffen.
Beat Guhl,
CEO Sky-Frame
”
Sky-Frame
Standort:
Ellikon an der Thur
Gründungsjahr: 1993
Mitarbeiter: 60
Spezialgebiet:
Patentierte rahmenlose und isolierte
Schiebe- und
Festfenster sowie
Ganzglasgeländer
BILD DOMINIQUE MEIENBERG
Fingerspitzengefühl und Teamarbeit sind gefragt, wenn die Mitarbeiter der Firma Sky-Frame ihre grossflächigen Fenster montieren.
Per Maus zum guten
Handwerker
Den richtigen Handwerker zu
finden, ist nicht immer einfach.
Unterdessen hilft das Internet
bei der Auswahl der passenden
Renovationsfachleute.
Von Reto Westermann
Jede Woche überraschen Einrichtungsexpertin Eva Brenner und Architekt John
Koshmalla auf RTL 2 eine Familie mit der
umfassenden Renovation ihres Hauses.
Wenn Brenner und Kochsmaat vor der jeweiligen Haustüre stehen, haben sie immer
gleich auch ihr sechzehnköpfiges Handwerkerteam mit dabei. Wer hingegen ohne
Fernsehhilfe und auf eigene Kosten sein
Haus oder seine Wohnung auffrischt, kann
auf ein solches Profiteam nicht zurückgreifen und muss sich die passenden Handwerker selber suchen. Dabei stellen sich etliche Fragen: Wer führt die Arbeiten speditiv und zu einem fairen Preis aus? Stimmt
die Qualität der Arbeit? Eine Möglichkeit,
Handwerker zu finden, ist das Nachfragen
bei Verwandten und Freunden, die kürzlich selber renoviert oder umgebaut haben.
Waren deren Erfahrungen mit den Handwerkern gut, macht es Sinn, dieselben
Fachleute zu kontaktieren. Heikler ist die
Wahl eines Handwerkers auf gut Glück,
etwa aufgrund eines Inserates in den gelben Seiten oder einer Fachzeitschrift. In
diesem Fall sollte man sich Referenzen geben lassen und diese auch prüfen, bevor
man den Auftrag erteilt.
6200 Handwerker online
Eine neue Möglichkeit bei der Handwerkersuche bietet seit zwei Jahren auch
das Internet mit der Plattform renovero.ch. Sie ist die kleinere Schwester von olmero.ch, wo Bauprofis seit gut neun Jah-
ren Arbeiten im grossen Stil vergeben. Renovero hingegen ist auf die Bedürfnisse
von privaten Auftraggebern ausgerichtet.
Die Nutzung ist für sie und die rund 6200
Handwerker aus allen Sparten, die sich auf
der Plattform präsentieren, kostenlos.
Mehr als 8500 Offertanfragen haben Bauherren in den letzten zwei Jahren auf Renovero platziert. «Die Anfragen betreffen
alle Bereiche des Bauens, wobei einfache
Arbeiten wie Reinigung, Malerarbeiten
und Bodenbeläge im Vordergrund stehen», sagt Yvonne Stemmle von Renovero.
Die Funktionsweise der Plattform ist
einfach: Einmal registriert, stellt man die
gewünschte Arbeit einfach mittels eines
vorgegebenen Formulars ins Internet. Bei
einem neuen Bodenbelag beispielsweise
mit den Angaben zur Raumgrösse, zum gewünschten Material und zum bestehenden
Boden.
Die Handwerker der passenden Gattung, im Falle des Beispiels also die Bodenleger, erhalten per Mail den Hinweis, dass
eine neue Offertanfrage aufgeschaltet
wurde. Wer interessiert ist, erstellt online
eine Offerte, die nur für den potenziellen
Auftraggeber sichtbar ist. Stehen die Offerten bereit, kann man entweder den Auftrag vergeben oder mit den Unternehmern
weitere Preisverhandlungen führen. Damit die Auswahl nicht nur über den Preis
erfolgen muss, stehen zu jedem Unternehmen die wichtigsten Informationen bereit,
und – analog zu Ricardo oder Ebay – kann
man zudem Bewertungen anderer Renovero-Nutzer ansehen. «Für unsere Kunden ist das eine wichtige Entscheidungshilfe», sagt Yvonne Stemmle. Nutzt man
das Online-Hilfsmittel richtig, hat man als
Bauherr schnell sein eigenes Handwerkerteam beisammen – fast so wie bei den Umbauprofis im Fernsehen.
www.renovero.ch
Werkverträge
Jede an einen Handwerker vergebene Arbeit gilt als Werkvertrag. Entsprechend
ist gemäss Obligationenrecht das Werkvertragsrecht massgebend. Dieses beinhaltet unter anderem eine fünfjährige
Garantiefrist für verdeckte Mängel. Bei
kleineren Arbeiten, etwa dem Anstrich eines Zimmers, genügt eine mündliche
Auftragsvergabe aufgrund der Offerte
des Handwerkers. Bei grösseren Aufträgen sollte hingegen ein schriftlicher
Werkvertrag abgeschlossen werden.
BILD DORIS FANCONI
Gute Handwerker sind Gold wert.
Sanierung richtig planen
Viele ältere Gebäude in der
Schweiz müssen in den nächsten
Jahren saniert werden. Dabei gilt
es, Stolperfallen zu vermeiden.
Von Raphael Hegglin
Altbauten haben Charme, eine Geschichte
und liegen oft an privilegierten Lagen. Sie
haben meist aber auch alte Leitungssysteme, ein nicht mehr zeitgemässes Raumkonzept und eine unzureichende Wärmedämmung – um nur einige Schwachpunkte
zu nennen. In der Schweiz, wo die Altbauten mehr als 70 Prozent aller Gebäude ausmachen, sind Sanierungen deshalb ein
Dauerthema. Denn so mancher Hausbesitzer musste nach einem Defekt der Heizung
oder einem Rohrleitungsbruch feststellen:
Auch ein Haus hat ein Verfallsdatum.
Um den Wert eines Gebäudes zu erhalten, sind erste Erneuerungsmassnahmen
wie Wände streichen oder Bodenbeläge
auffrischen schon nach 10 bis 15 Jahren nötig. Es folgen Haustechnik und Innenausbau nach 20 bis 25 Jahren und meist eine
umfassende Erneuerung nach 40 bis
50 Jahren (siehe Grafik).
Zuerst eine Wunschliste
«Oft erneuern Hausbesitzer zu lange
nichts an ihrem Haus und sehen sich dann
später mit umso grösseren Problemen
konfrontiert», weiss Urs Rüegger von der
IG Altbau. Die Interessengemeinschaft IG
Altbau ist ein Zusammenschluss von rund
70 Handwerksbetrieben und Planern, die
sich auf die Sanierung von Altbauten spezialisiert haben und bei Aufträgen oft zusammenarbeiten.
Mit einem simplen Ersatz der Fenster
oder der Heizung sei es meist nicht getan,
sagt Rüegger. Trotzdem brauchen Hausbesitzer an einem sanierungsbedürftigen
Haus nicht zu verzweifeln: «Entscheidend
ist ein schrittweises Vorgehen und ein vernünftiges Sanierungskonzept.» Rüegger
rät, zuerst eine Liste mit allen erwünschten
Neuerungen zu erstellen – dies möglichst
unbelastet und ohne in Erwägung zu ziehen,
ob etwas finanziell oder technisch möglich
sei. Bauherren sollten eine Sanierung jedoch nicht zu spezifisch der momentanen
Wohnsituation anpassen, sagt Rüegger.
Denn die kann sich schnell ändern, wenn
zum Beispiel die Kinder ausziehen.
Auf die Wunschliste folgt – in Zusammenarbeit mit Fachleuten – eine Gebäudeanalyse. Sie konzentriert sich darauf,
was gebäudetechnisch notwendig ist. «Zur
modernen Küche und dem grösseren Bad
kommen meist eine neue Fassade mit
Wärmedämmung und ein Heizungsersatz
dazu», sagt Fachmann Rüegger.
Jeder Altbau ist etwas Besonderes
Erst dann gilt es, das Wünschenswerte
und das Notwendige mit den eigenen Finanzen in Einklang zu bringen. Oft fehlt
das nötige Geld für eine Gesamterneuerung. Daran müsse niemand verzweifeln,
meist sei das Ziel durch eine etappenweise
Erneuerung und dank Fördergeldern zu
erreichen, so Rüegger. Allerdings sind spätestens bei Gesamterneuerungen seriöse
Fachleute unverzichtbar. Denn die Sanierung einzelner Bauteile nimmt Einfluss auf
das ganze Haus. In falscher Reihenfolge
oder mit unpassenden Materialien saniert,
können verschiedene Probleme, wie zum
Beispiel Feuchtigkeit, entstehen.
Spätestens wenn das Sanierungskonzept steht, kommt der letzte Schritt: die
Suche nach geeigneten Fachleuten und das
Vergleichen von Offerten. Einer von vielen Stolpersteinen, wie Rüegger weiss. Er
Die grössten Stolpersteine
– Nicht aufeinander abgestimmte Bauteile können die Bauphysik verändern
(Feuchtigkeit, Schimmel).
– Begrenztes Budget verleitet zur Wahl
von günstigen, aber kurzlebigen Baumaterialien (hochwertige Materialien lohnen sich meist).
– Gebäude wird zu spezifisch auf momentane Situation hin saniert
(flexible Konzepte anstreben).
– Fachleute werden zu wenig sorgfältig
ausgewählt (Offerten vergleichen und
Referenzen überprüfen).
Vorgehensweise
bei Haussanierungen
1. Wunschliste erstellen
(was wäre schön?).
2. Gebäudeanalyse erstellen lassen
(was ist nötig?).
3. Rechtliche Grundlagen prüfen
(Bauvorschriften, Denkmalschutz).
4. Finanzierung prüfen (für Fördergelder:
www.energiefranken.ch).
5. Entscheid: Gesamtsanierung oder
etappenweise Sanierung.
6. Fachleute und Offerten prüfen.
7. Zusammen mit Fachleuten das
Sanierungskonzept erstellen.
rät, von allen am Bau Beteiligten detaillierte Offerten und Referenzen einzuholen. Allenfalls kann auch ein Gespräch mit
vorherigen Kunden aufschlussreich sein.
Nicht alle Planer und Handwerker seien in
Bezug auf Altbauten erfahren genug. «Jeder Altbau ist etwas Besonderes und muss
individuell saniert werden.» Werde ein
Altbau nicht fachgerecht saniert, könnten
die Kosten leicht ausser Kontrolle geraten
oder später Baumängel auftreten.
Als weiteren wichtigen Punkt nennt
Rüegger die Wahl der Baumaterialien. Bei
der langen Lebensdauer eines Hauses sei
Qualität besonders wichtig. «Vermeintlich
beständiger Kunststoff wird im Sonnenlicht oft brüchig.» Natürliche Materialien
wie Holz, Naturstein und Metall hielten
meist länger und seien unter dem Strich
günstiger. «Eine Sanierung sollte nicht nur
die Hausbesitzer zufrieden machen, sondern auch dem Haus und seiner Bauphysik
angepasst sein.»
www.ig-altbau.ch
Schema der Werterhaltung
Die Grafik zeigt den Prinzipiellen Verlauf des Wertes
ohne Marktschwankungen bezogen auf die Bausubstanz
Zustand nach
der Erneuerung
Zustandswert
neu
Jahre
1
2
1
3
10–15
20–25
30–40
40–50
1 Werterhaltung (kleine Instandsetzung)
Erste Massnahmen sind nach 10 bis 15 Jahren
Gebrauchnotwendig: Erneuerung von Teppichen,
Wandbelägen usw.
2 Werterhaltung (grosse Instandsetzung)
Weitergehende Massnahmen stehen nach 20 bis 25
Jahren an: Innenausbau, Bad/WC, Küche, Teile der
Gebäudehülle, Gebäudetechnik usw.
3 Umfassende Erneuerung
Umfassende Massnahmen sind meistens nach 40
bis 50 Jahren notwendig: Erneuerung Gebäudehülle
und Gebäudetechnik, Instalationen, gesamtes
Innenausbau. Der Zustandswert des Gebäudes
kann nach einer umfassenden Erneuerung, je nach
Umfang der Massnahmen, unter oder über dem
Neubauwert liegen.
TA-Grafik str/Quelle: Energie Schweiz
Die Sanierung von
Altbauten ist ein
Schwerpunktthema der
Messe Bauen &
Modernisieren . Mehr Informationen zur Messe
finden Sie auf Seite 9.
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