Aus der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. Wahrnehmung emotionaler Stimuli bei Patientinnen mit Essstörungen und Depression Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. vorgelegt 2010 von Melanie Gille geboren in Sinsheim Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hubert E. Blum 1. Gutachter: Prof. Dr. med. Almut Zeeck 2. Gutachter: Prof. Dr. med. Sebastian Rauer Jahr der Promotion: 2012 ________________________________________________________Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1. Emotionen und Emotionsforschung 4 5 1.1.1. Emotionen - Definitionen und begriffliche Abgrenzung 5 1.1.2. Emotionen - Aspekte der Emotionsforschung 8 1.1.2.1. Überblick einiger Emotionstheorien 8 1.1.2.2. Entwicklung von Emotionen 10 1.1.3. Basisemotionen 11 1.1.4. Alternative Emotionskonzepte 16 1.2. Depression 1.2.1. Epidemiologie der Depression 18 18 1.2.2. Klassifikation, Symptomatik und Verlauf der Depression 19 1.2.3. Ätiologie und Pathogenese der Depression 22 1.2.4. Therapie der Depression 23 1.3. Essstörungen 24 1.3.1. Klassifikation, Symptomatik und Verlauf der Essstörungen 24 1.3.2. Epidemiologie der Essstörungen 26 1.3.3. Ätiologie und Pathogenese der Essstörungen 26 1.3.4. Therapie der Essstörungen 27 1.4. Komorbidität bei Essstörungen– Zusammenhänge zwischen Essstörungen und Depression 1.4.1. Essstörungen und Depression: Komorbidität 29 29 1.4.2. Zusammenhänge zwischen Essstörungen und Depression 29 1.5. Emotionen bei Depression 32 1.5.1. Alexithymie bei Depression 32 1.5.2. Emotionswahrnehmung 33 1.5.3. Erkennung emotionaler Gesichtsausdrücke 35 1.5.4. Angst 36 1.5.5. Ärger 36 1 ________________________________________________________Inhaltsverzeichnis 1.5.6. Ekel 37 1.5.7. Freude 38 1.5.8. Trauer 39 1.6. Emotionen bei Essstörungen 40 1.6.1. Rolle von Emotionen bei restriktiven Esspathologien 40 1.6.2. Rolle von Emotionen bei bulimischen Esspathologien 41 1.6.3. Alexithymie bei Essstörungen 42 1.6.4. Emotionserkennung und Emotionswahrnehmung 43 1.6.5. Angst 43 1.6.6. Ärger 44 1.6.7. Ekel 45 1.6.8. Freude 45 1.6.9. Trauer 46 2. Fragestellung und Hypothesen 47 2.1. Fragestellung 47 2.2. Hypothesen 48 3. Material und Methoden 3.1. Stichprobe 49 49 3.1.1. Einschlusskriterien 50 3.1.2. Ausschlusskriterien 51 3.2. Messinstrumente 51 3.3. Versuchsaufbau und Ablauf der Untersuchung 55 3.3.1. Bilderset und Ratingbogen für die affektiven Stimuli 55 3.4. Auswertung und Einteilung der affektiven Bilder 59 3.5. Statistische Verfahren 62 4. Ergebnisse 63 4.1. Stichprobenbeschreibung 63 4.2. Einteilung affektiver Stimuli in Bilderklassen 68 4.3. Emotionale Wahrnehmung der Stimuli durch Patientinnen 71 mit restriktiver Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und gesunde Kontrollen 4.3.1. Angstbilder 71 2 ________________________________________________________Inhaltsverzeichnis 4.3.2. Ärgerbilder 71 4.3.3. Angst-Ärger-Bilder 72 4.3.4. Trauerbilder 73 4.3.5. Angst-Trauer-Bilder 73 4.3.6. Freudebilder 73 4.4. Emotionale Wahrnehmung der Stimuli durch Depressionspatientinnen, Essstörungspatientinnen und gesunde Kontrollen 75 4.4.1. Angstbilder 75 4.4.2. Ärgerbilder 76 4.4.3. Angst-Ärger-Bilder 80 4.4.4. Trauerbilder 83 4.4.5. Angst-Trauer-Bilder 84 4.4.6. Freudebilder 86 5. Diskussion 89 6. Zusammenfassung 7. Literaturverzeichnis 105 106 8. Danksagung 9. Lebenslauf 126 127 10. Anhang 128 10.1. Abkürzungsverzeichnis 128 10.2. Fragebögen der Studie 129 3 ________________________________________________________________Einleitung 1. Einleitung Die Diskussion um die Rolle von Emotionen und ihrer Verarbeitung gewinnt bei vielen psychopathologischen Störungen einschließlich Essstörungen und Depressionen an Bedeutung, und ist zentraler Bestandteil der Forschung in diesen Bereichen. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist allerdings nicht geklärt, welche Rolle Emotionsprozessen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Krankheitssymptomatik zukommt (Gross 2002). Essstörungen sind psychische Erkrankungen, die durch eine übermäßige Beschäftigung mit dem Körperleben, durch einen Schlankheitsdruck sowie eine erhebliche Selbstwertproblematik gekennzeichnet sind. Dabei kommt es zu ausgeprägten und unterschiedlichen Störungen der Nahrungsaufnahme, wie Essanfällen oder restriktivem Essverhalten sowie weiteren Verhaltensstörungen wie übermäßigem Sport. Im Mittelpunkt gedanklicher und emotionaler Beschäftigung stehen das Körpererleben mit einer oft gestörten Wahrnehmung des eigenen Körpers und das Thema „Essen“. Eine der hierbei am häufigsten beobachteten Komorbiditäten von Essstörungen stellt eine depressive Symptomatik dar (Strober et al. 2000). Die Depression gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und zählt zu den affektiven Störungen. Hauptsymptom ist eine Veränderung der Stimmung und der Affektivität. Die häufige Komorbidität der beiden Krankheitsbilder lässt auf eine Verbindung beider Erkrankungen schließen, die bis heute nicht vollständig entschlüsselt ist. Nach aktuellem Stand der Forschung handelt es sich vermutlich um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Die hier vorgestellte Studie untersucht das emotionale Erleben beider Krankheitsgruppen, ausgelöst durch spezifische Stimuli, um krankheitsübergreifende und/oder -spezifische Störungen der Emotionsverarbeitung zu differenzieren. 4 ________________________________________________________________Einleitung Eine frühere Arbeit der Essstörungsarbeitsgruppe der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsklinik Freiburg i.Br. untersuchte die emotionale Wahrnehmung bei restriktiven Anorexiepatientinnen und Bulimiepatientinnen im Vergleich zu gesunden Probandinnen. Zunächst wird ein Überblick über Emotionen und Emotionsforschung gegeben sowie die Krankheitsbilder der Depression und Essstörungen als auch der aktuelle Forschungsstand zur Bedeutung von Emotionen bei diesen beiden Erkrankungen vorgestellt. Anschließend wird das methodische Vorgehen der aktuellen Arbeit beschrieben, um dann die Ergebnisse vorzustellen und zu diskutieren. 1.1. Emotionen und Emotionsforschung Emotionen stellen eine wesentliche Dimension des menschlichen Daseins dar und sind von großer Relevanz in verschiedenen Situationen (z.B. bei zwischenmenschlichen Kontakten) (Ulich 2003). Sie sind als äußerst komplexe Prozesse nur schwer zu fassen, sodass die Diskussion um eine einheitliche Definition und theoretische Fundierung bis heute andauert. 1.1.1. Emotionen – Definitionen und begriffliche Abgrenzung Die Begrifflichkeit „Emotion“ wird oft synonym mit anderen Begriffen, wie z.B. „Gefühl“ oder „Stimmung“, benutzt. Im folgenden Abschnitt soll auf die verschiedenen Begrifflichkeiten eingegangen werden, wobei zu beachten ist, dass sich je nach Theorieansatz unterschiedliche Bedeutungen und Definitionen ergeben. Emotionen: Eine Emotion ist eine „unmittelbare, kurzfristige und intensive Reaktion auf Ereignisse“ (Ekman 1999), die durch drei wesentliche Aspekte charakterisiert ist: 5 ________________________________________________________________Einleitung 1. Emotionen entstehen, wenn sich ein Individuum in einer Situation befindet, und das Individuum diese Situation als relevant für seine aktuellen Ziele bewertet (Lazarus 1991). 2. Eine Emotion ist sehr facettenreich. Sie involviert Veränderungen in den Bereichen subjektives Erleben, Verhalten und Physiologie (Mauss et al. 2005). So beschreiben Mesquita et al. (1997) kognitive, physiologische sowie Gefühls- und motivationale Komponenten als elementare Bestandteile der Emotion. 3. Emotionen zeichnen sich durch ihre Formbarkeit aus (Gross 2008). Gross (2008) beschreibt in seinem „Modal Model of Emotion“ den „Emotionsgenerierungsprozess“. Dieser Prozess beginnt mit einer für das Individuum psychologisch relevanten Situation, woraufhin die Aufmerksamkeit und die Bewertung dieser Situation durch das Individuum folgen. Am Ende steht schließlich die emotionale Antwort, die sich in Erleben, Verhalten und Physiologie äußert. Ein weiterer essentieller Aspekt ist die interaktionelle Funktion von Emotionen. Der Emotionsforscher Paul Ekman (1999) beschreibt phylogenetisch festgelegte „Basisemotionen“, die er in zahlreichen Studien anhand von kulturübergreifenden Gesichtsausdrücken definiert: Fröhlichkeit, Überraschung, Ekel, Furcht, Wut, Verachtung und Traurigkeit. Izard (2000) spricht von zehn Emotionen: Interesse, Freude, Überraschung, Aversion, Zorn, Verachtung, Schuldgefühl, Leid, Scham und Furcht. An dieser Stelle soll auf weitere Begrifflichkeiten emotionaler Prozesse eingegangen werden. Emotionsregulation: Äußere und innere Prozesse, welche die Emotionen, die wir haben, beeinflussen (Gross 2008). Gross (2008) unterscheidet fünf Regulationsprozesse, die an unterschiedlichen Stellen des Emotionsgenerierungsprozesses eingreifen: 6 ________________________________________________________________Einleitung Situationsauswahl, Situationsmodifikation, Aufmerksamkeitsveränderung, kognitive Veränderungen und Antwortmodifikation. Emotionswahrnehmung: Beschreibt das subjektive Erleben einer durch einen Reiz ausgelösten Emotion. Emotionserkennung: Fähigkeit, Emotionen anhand von Bildern, Gesichtern und Musik zu erkennen (Mayer et al. 2008). Gefühl: Der Begriff „Gefühl“ bezeichnet das subjektive Erleben, also einen Zustand, in dem eine bestimmte Emotion wahrgenommen wird (Otto et al. 2000; Schmidt-Atzert 1996). Somit ist das Gefühl nicht mit der Emotion gleichzusetzen. Das Gefühl ist wie bereits oben beschrieben eine Teilkomponente der Emotion und komplettiert zusammen mit Kognition, physiologischer Reaktion und Motivation den Emotionsprozess. Stimmung: Die Stimmung unterscheidet sich von Emotionen und Gefühlen besonders durch ihre zeitliche Länge und den Auslöser. Sind Emotionen eher kurzanhaltende Ereignisse, denen vom Fühlenden ein konkreter Auslöser zugeordnet werden kann, so beschreibt die Stimmung ein langandauerndes Empfinden, welchem meist keine genaue Ursache zugeordnet werden kann (Ulich 2003). Die Stimmung ist eine Art Färbung des Grundempfindens eines Menschen. Affekt: Der Begriff des Affekts ist schwer zu definieren, da er oft unterschiedlich benutzt wird. Laut Bauer (1991) handelt es sich bei einem Affekt um eine plötzlich entstehende und kurz dauernde, intensive Gefühlsregung in Verbindung mit starken Emotionen wie Angst, Wut, Eifersucht und Begeisterung. Im Vordergrund steht hierbei die starke Erregung, die sich in einer Ausdrucksdimension, körperlichen und motivationalen Dimension niederschlägt. Meist ist der Affekt hierbei gekoppelt mit körperlichen Begleiterscheinungen wie erhöhten Puls- und Blutdruckwerten, schneller Atemtätigkeit und Veränderungen der Gesichtsfarbe (Odenbach 1974). In der Psychologie wird der Affekt auch als ein komplexes, angeborenes Reaktionsmuster beschrieben, welches durch bestimmte Reize ausgelöst wird (Barrett et al. 2007). 7 ________________________________________________________________Einleitung 1.1.2. Emotionen – Aspekte der Emotionsforschung 1.1.2.1. Überblick einiger Emotionstheorien Um zumindest eine begrenzte Systematik in die Vielfalt der Modelle zu Emotionen zu bringen, werden einige maßgebliche Theorieansätze beschrieben. Die Vertreter der evolutions-biologischen Denkweise sehen Emotionen als phylogenetische Anpassungen im Kampf um das Dasein, welche sich verfestigt haben (Lazarus 1991). Die meisten Emotionen und emotionsspezifischen Ausdrücke werden laut Darwin daher biologisch-genetisch festgelegt und somit vererbt und nicht erlernt. Auf den Grundlagen dieser Annahme entwickelte sich die Theorie der phylogenetisch „Basisemotionen“. festgelegte Ausdrucksuntersuchungen als Angenommen werden grundlegende Emotionen, universal gültig welche anerkannt anhand werden, von aber soziokulturellen Einflüssen unterliegen (Ekman 1999; Izard 1977; Plutchik 1980; Tomkins 1962). Abweichend von diesem kategorialen Modell können Emotionen auch in dimensionalen Systemen als Zustand zwischen zwei Extremen innerhalb mehrerer bipolarer Dimensionen, z.B. Valenz, Erregung und Dominanz, beschrieben werden (Lang 1995; Wundt 1901). Die Dimension der Valenz (Lust /Unlust) erlaubt eine Aussage darüber, inwieweit eine Emotion von der fühlenden Person als angenehm oder unangenehm empfunden wird und spielt eine entscheidende Rolle für die Handlungsbereitschaft eines Menschen (Lang 1995). Die Erregung beschreibt die innere Ruhe bzw. Unruhe, die eine Emotion bei einem Menschen auslöst. Sie entscheidet bei einem Emotionsprozess darüber, inwieweit eine Emotion eine Handlung auslöst, wie hoch also ihr Aktivierungsgrad ist (Bradley et al. 1993). Die Dominanz schließlich beschreibt das Kontrollgefühl der fühlenden Person in einer Situation. Viele der im 19. Jahrhundert erstellten Theorien der Emotionspsychologie beschäftigten sich mit der Frage, wie Emotionen entstehen, wie wir Gefühle wahrnehmen und woher wir wissen, was wir fühlen. Der Zusammenhang mit 8 ________________________________________________________________Einleitung physiologischen Prozessen ist dabei oft von Bedeutung und führte zur Begründung einiger psychophysiologischer Gefühlstheorien. Die beiden Autoren William James und Carl Lange (James 1884) gingen davon aus, dass Emotionen Folgen und Begleitphänomene körperlicher Veränderungen seien. Die Wahrnehmung eines emotionsauslösenden Phänomens hat in ihren Augen eine meist reflexartige viszerale Körperreaktion zur Folge, die dann mit Hilfe des autonomen Nervensystems an das menschliche Gehirn weitergeleitet und dadurch aktiv wahrgenommen wird (James 1884). Die Empfindung der Körperreaktion ist laut James und Lange die Emotion. Walter Cannon (1929) stellte eine davon abweichende Theorie auf. Er war der Ansicht, dass eine Wahrnehmung sowohl eine Körperreaktion als auch Emotionen auslöse und somit die physiologische Reaktion keine notwendige oder hinreichende Bedingung einer Gefühlsreaktion sei. Beide Reaktionen, die emotionale und die physiologische, seien unabhängige Folgen auf einen wahrgenommenen Reiz. Der Sozialpsychologe Stanley Schachter befasste sich ebenfalls mit dieser Problematik und entwickelte eine eigene Theorie, die sogenannte Zwei-FaktorenTheorie (Schachter & Singer 1962): Eine Emotion kann laut ihm nur entstehen, wenn ein Reiz eine körperliche Veränderung auslöst und diese kognitiv interpretiert und die Erregung somit erklärt werden kann. Diese von Schachter aufgestellte These stellte einen Meilenstein der Emotionspsychologie dar, insbesondere weil zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal die Denkprozesse eines Menschen in die Entstehungstheorie von Emotionen mit einbezogen wurden. Die Vertreter der kognitiven Bewertungstheorien (Arnold 1960; Lazarus 1991) hingegen, sehen die Emotion als ein Zusammenspiel aus der kognitiven Bewertung einer Situation oder eines Ereignisses, des damit verbundenen Urteils und den daraus folgenden Handlungsimpulsen und körperlichen Reaktionsmustern. Auf der Grundlage dieser Theorien entstanden die sogenannten Komponentenmodelle, die auf verschiedene Teilaspekte von Emotionsprozessen eingehen, und die in Kapitel 1.1.4. genauer erläutert werden. 9 ________________________________________________________________Einleitung 1.1.2.2. Entwicklung von Emotionen Babies und Kleinkinder sind bereits sehr früh in der Lage, ihr Befinden z.B. durch Lachen oder Weinen auszudrücken. Schon im Alter von zwei Jahren können Kinder systematisch über ihre eigenen Gefühle sprechen (Wellman et al. 1995). Ein differenziertes Verständnis von Emotionen und deren Auslösern scheint jedoch erst im Alter zwischen fünf und sechs Jahren zu bestehen (Harris 2008). Niedenthal (2008) beschreibt ein Modell der emotionalen Entwicklung, an deren Beginn ein „bipolares emotionales Leben“ steht. Bereits mit drei Monaten scheinen Kinder Freude und Trauer sowie Ekel zu empfinden. Bis zum neunten Monat entwickeln sich daraufhin laut Autor die anderen Basisemotionen Ärger (4.-6. Monat), Überraschung (6. Monat) und Angst (7.-8. Monat). Diese Grundemotionen äußern sich im ersten Lebensjahr (bzw. im vorsprachlichen Bereich) besonders in Form von Gesichtsausdrücken. In der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahrs scheinen sich dann neue kognitive Fähigkeiten in Form von Bewusstsein und Selbstwahrnehmung entwickelt zu haben. Hierdurch entsteht eine neue Klasse von Emotionen, die z.B. Überlegenheit und Sympathie beinhaltet. Laut Niedenthal (2008) können Kinder dann ab einem Alter von zwei oder drei Jahren ihr eigenes Verhalten gegenüber Standards bewerten. Emotionen wie Stolz und Scham entstehen. Durch diesen letzten Entwicklungsschritt ist ein komplexes Emotionssystem entstanden, welches im Laufe des Lebens weitere Differenzierungen durchläuft. Bis heute ist jedoch nicht eindeutig geklärt, welche Faktoren diese Entwicklung beeinflussen. Soziale und objektorientierte Interaktionen scheinen jedoch eine wichtige Rolle zu spielen (Saarni 2008). 10 ________________________________________________________________Einleitung 1.1.3. Basisemotionen Die heute bekannteste und angesehenste Arbeit zu den oben beschriebenen Basisemotionen geht auf Paul Ekman (1999) zurück. Er identifizierte anhand universeller Gesichtsausdrücke sechs Basisemotionen: Angst, Ärger, Ekel, Freude, Trauer und Überraschung. Sie stellen den Ausgangspunkt für die Entstehung einer Vielzahl von Emotionen dar. So beschreibt Scherer (1983) in seiner Palettentheorie die Basisemotionen als eine Art Grundfarben, aus denen verschiedene Farbtöne gemischt werden können. An dieser Stelle sei aber auch erwähnt, dass sich Emotionen mehr und mehr als komplexe Gebilde darstellen, die nicht nur auf Basis der Grundemotionen zu erklären sind. Im Folgenden sollen kurz die Grundemotionen Angst, Ärger, Ekel, Freude, Trauer und Überraschung beschrieben werden. Angst: Der Begriff „Angst“ selbst stammt von dem indogermanischen Wort „anghu“ und dem späteren altdeutschen Wort „angust“ ab, beide bedeuten übersetzt „beengt“ (Kluge 1999). Angst ist der Ausdruck einer stark empfundenen Bedrohung, dem Bewusstwerden von Gefahren und einer belastenden Ungewissheit (Mayring 2003). Als Grundlagen der Entstehung von Angst werden hierbei das Gefühl des Kontrollverlustes und der Hilflosigkeit angesehen, wobei das kognitive Vorwegnehmen des Nicht-Bewältigen-Könnens und somit der Erwartung, dass etwas Schlimmes und Ungewisses passieren wird, entscheidend ist. Es existiert eine Vielzahl von Situationen, die zu dem Empfinden von Angst führen können. Physiologisch gesehen kommt es hierbei zu spezifischen neuronalen Prozessen, die besonders eine Sympathikuserregung bewirken (Mayring 2003). Diese Vorgänge sind normale Reaktionen, welche in Gefahrensituationen durch Vorbereitung auf eine Kampf- oder Fluchtsituation das Überleben sichern sollen. Es kommt zu verschiedenen körperlichen Reaktionen wie erhöhter Herzfrequenz, schnellerer Atmung, erhöhter Muskelanspannung und in bestimmten Situationen zur Auslösung des Totstellreflexes. Die betroffene 11 ________________________________________________________________Einleitung Person empfindet die Angst meist als ein beengendes, gespanntes und nervöses Gefühl. Zu unterscheiden sind verschiedene Formen von Angst. In der neueren Emotionsforschung wird eine situationsspezifische Angst beschrieben, die sogenannte „State-Angst“. Sie wird durch unterschiedliche angstverursachende Ereignisse, Personen oder Objekte ausgelöst und endet meist mit der Überwindung dieser Situationen. Eine als Persönlichkeitsdisposition anzusehende unspezifische Angst wird hingegen als „Trait-Angst“ bezeichnet. Sie beschreibt eine Art Grundängstlichkeit eines Menschen, dessen Auslöseschwelle der Emotion Angst im Vergleich zu anderen Individuen niedriger ist (Izard 2000; Mayring 2003). Ärger: Ärgeremotionen sind spontan auftretende Reaktionen, die dann entstehen, wenn ein Individuum auf Hindernisse trifft und/oder sich geschädigt fühlt (Weber 1994). In den Augen der Evolutionsbiologen dienen Ärgeremotionen und Ärgerreaktionen der Bereitstellung von Energien zur Verteidigung in unvorhergesehenen Situationen mit einem Feind (Plutchik 1980). Desweiteren verändert Ärger physiologische Konstanten, wie z.B. Erhöhung der Herzfrequenz zur Kampfvorbereitung (Levenson et al. 1990), und reguliert psychologische Prozesse im Zusammenhang mit Selbstverteidigung und Beherrschung. Ärger kontrolliert somit soziales und interpersonales Verhalten (Saarni et al. 2006). Die Situationen, in welchen Ärger empfunden wird, variieren interindividuell sehr stark, unterliegen aber auch sozialen Regeln (Mayring 2003). Ärgeremotionen ist gemein, dass sich das Individuum als verletzt und geschädigt erlebt und dass es eine starke Anspannung und Reizbarkeit empfindet. Der Betroffene nimmt einen eindeutigen Gesichtsausdruck in Form von Stirnrunzeln, drohendem Blick und Zeigen der Zähne an, der laut Ekman (1999) interkulturell besteht. Ärger kann nach innen oder nach außen ausgetragen werden. Es kann dazu kommen, dass Ärger zu einem Persönlichkeitsmerkmal in Form von „Trait-Ärger“ (z.B. ständige Gereiztheit) wird, der im Gegensatz zum sogenannten „State- 12 ________________________________________________________________Einleitung Ärger“ nicht nur in ärgerauslösenden Situationen entsteht, sondern ständiger Teil der betroffenen Person ist (Izard 2000; Mayring 2003). Ekel: Ekel beschreibt das Empfinden von Abneigung und Abgestoßensein gegenüber „schädlichen“ Reizen (Objekten, Menschen oder Ereignissen). Der Betroffene verspürt dabei meist eine starke Missbilligung gegenüber dem ekelauslösenden Objekt, oftmals reicht sogar die alleinige Vorstellung oder Assoziation dieses Objektes aus, um eine entsprechende Reaktion auszulösen. Der Evolutionsbiologe Plutchik (1980) sieht in der Ekelemotion eine der primären Emotionen, welche die Funktion erfüllt, uns von schädigenden Einflüssen wie verdorbener Nahrung oder Verschmutzungen fernzuhalten. Rozin et al. (2008) vermuten eine biologische und kulturelle Evolution des Ekelgefühls: Aus einem Mechanismus, der den Körper vor Schädigungen schützen soll (in Form von Ekel vor z.B. verdorbenen Speisen oder Infektionen), wurde ein Mechanismus, die Seele zu „beschützen“, in Form von Ekel vor moralisch verwerflichen Dingen. Die meisten Forscher vertreten die Theorie, dass die Fähigkeit Ekel zu empfinden genetisch angelegt ist, die Objekte auf welche sich der Ekel bezieht aber erst später durch die jeweilige Kultur festgelegt werden. Dies erklärt auch, dass interkulturell verschiedene Dinge als ekelauslösend angesehen werden. Die entsprechende Körperreaktion und der damit einhergehende Gesichtsausdruck (Ekman 1999) sind hingegen interkulturell vergleichbar. Beim Betroffenen kommt es zu einem Würgereflex, Speichelsekretion, Übelkeit und Brechreiz. Der entsprechende Gesichtsausdruck besteht in Naserümpfen, Oberlippe hochziehen und einem Herunterziehen der Mundwinkel. Da Ekel oft mit Verachtung und Ärger einhergeht, bezeichnet Izard (2000) diese drei Emotionen auch als „Feindseligkeitstriade“. Eng verknüpft mit der Emotion Ekel sind auch die Begriffe Schuld, die auch als eine Form des Ekels bezüglich einer Handlung, und Scham, welche als eine Form des Ekels das Selbst betreffend, angesehen werden können (Power & Dalgleish 1997). 13 ________________________________________________________________Einleitung Freude: Freude bezeichnet ein allgemeines situationsspezifisches Wohlfühlen (Mayring 2003). Dieses Gefühl stellt eine spontane, innere emotionale Reaktion dar, welche meist an ein positives Erlebnis gebunden ist. Auslöser von freudigen Gefühlen können sehr unterschiedlich sein, sie sind also nicht spezifisch. Der funktionale Aspekt der Freude besteht wohl in einer sozialen Funktion, so dient sie besonders der Kommunikation und der Bindungsförderung. Oft ist sie gekennzeichnet von einem Gefühl von Vertrauen, Zufriedenheit und durch das Empfinden geliebt zu werden (Izard 2000). Desweiteren wird vermutet, dass Freude und andere positive Emotionen der Bereitstellung langanhaltender persönlicher Ressourcen dienen, welche wiederum die Lebenszufriedenheit erhöhen (Fredrickson & Joiner 2002). Freude führt meist zu einem angenehmen und warmen Gemütszustand, der einhergeht mit einer erhöhten Herzfrequenz sowie einer erhöhten Gesichtsmuskelaktivität und einer unregelmäßigen Atmung (Mayring 2003). Die dabei entstehende Mimik ist laut Ekman (1999) international identifizierbar, es handelt sich dabei meist um ein Lächeln ausgelöst durch Aktivierung des Musculus zygomaticus major sowie Musculus risorius und dabei entstehende Lachfalten. Trauer: Das Gefühl der Trauer bezeichnet einen emotionalen Zustand bzw. eine Gemütsstimmung, welche geprägt ist durch subjektives Unbehagen (Mayring 2003). Trauer bedeutet laut Mayring (2003) seelischer Schmerz, Leiden und psychische Krise bis hin zu dem Gefühl, ein Stück des eigenen Selbst verloren zu haben. Der Trauernde fühlt sich niedergeschlagen, bedrückt, entmutigt und deprimiert und erlebt eine sehr starke negative Situationseinschätzung. Diese ist besonders dann umso ausgeprägter, je stärker der Trauernde die Situation als „internal“ (selbstverschuldet), „stabil“ (ausweglos) und „global“ (ganzheitlich) erlebt (Seligman 1999). Die Ursachen für das Empfinden von Trauer sind vielfältig. Im Unterschied zur Niedergeschlagenheit, welche eher eine unspezifische starke Bedrücktheit ohne 14 ________________________________________________________________Einleitung einen zu benennenden Auslöser darstellt, ist dem Trauernden meist die genaue Ursache seines Empfindens bekannt. Trauer wird auch als eine Art Hilfeappell an die Umwelt gesehen. So gehen Emotionsforscher davon aus, dass Trauer sowohl eine biologische, als auch psychologische Reaktion ist, die bereits im Kindesalter auch sozialen Zwecken dient (Izard 2000). Ekman (1999) beschreibt einen interkulturell vergleichbaren Ausdruck der Trauer, der aus niedergeschlagener Körperhaltung und Weinen sowie einem Gesichtsausdruck, bei welchem die Mundwinkel nach unten hängen, besteht. Trauer hat somit einen kommunikativen, im Sinne von „Ich trauere gerade und benötige Hilfe“ sowie einen motivationalen Aspekt in Form von Ursachenbeseitigung (Lazarus 1991). Überraschung: Überraschung lässt sich im Allgemeinen als eine kurzfristige emotionale Reaktion auf unvorhergesehene Situationen, Gefühle oder Ereignisse beschreiben (Mayring 2003). Evolutionsbiologen vertreten die Auffassung, dass die Überraschung zu den primären Emotionen zählt, da sie eine überlebenswichtige Orientierungsreaktion auf plötzliche und neu erscheinende Objekte darstellt und somit wichtig ist für das Überleben des einzelnen Individuums (Plutchik 1980). Während einer Überraschungsreaktion kommt es laut Izard (1977) zu einer Unterbrechung der laufenden motorischen und kognitiven Prozesse und gleichzeitig zu einem Anstieg der neuronalen Stimulierung. Es gilt hierbei zwischen den Emotionen Überraschung und Schreck zu differenzieren (Mayring 2003). Die Überraschung wird im Unterschied zum Schreck eher als angenehm empfunden, wohingegen der Schreck oft ein eher dunkles und abwehrendes Gefühl darstellt. Beiden gemein ist jedoch das Empfinden wachgerüttelt, aufgeregt oder verdutzt zu sein. Dadurch lösen beide meist auch eine spontane, reflexartig ablaufende, heftige Körperreaktion wie Augenschluss und Anspannung aus (Izard 2000). Auch der hierbei ausgelöste international vergleichbare Gesichtsausdruck in Form von hochgezogenen 15 ________________________________________________________________Einleitung Augenbrauen, großen runden Augen und oval geöffnetem Mund sind Überraschung und Schreck gemeinsam (Ekman 1999). 1.1.4. Alternative Emotionskonzepte In der aktuellen Forschungssituation dominieren neben den oben beschriebenen kategorialen und dimensionalen Modellen, sogenannte Komponentenmodelle (z.B. Grandjean et al. 2008). Mesquita und Frijda (1992) sowie Ulich (1991) beschreiben sieben Komponenten die für den Emotionsprozess entscheidend sind: 1. Ein vorausgehendes Ereignis, welches ein Gefühlserleben auslöst 2. Die Kategorisierung dieses Ereignisses je nach Kultur und Individuum 3. Die Einschätzung des Ereignisses auf seine subjektive Bedeutung 4. Ein physiologisches Reaktionsmuster (erfassbar durch die Herzfrequenz, den Hautwiderstand, die Fingertemperatur und faziale Elektromyographie (Bradley et al. 2001, Levenson 2003)) 5. Eine Veränderung der Handlungsbereitschaft 6. Ein emotionales Verhalten, besonders das Ausdrucksverhalten in Form der Mimik 7. Die Regulation von Gefühlszuständen Power und Dalgleish (1997) wiederum beschreiben das „Schematic Propositional Analogical Associative Representation System -Modell“, kurz SPAARS-Modell. Emotionen entstehen hierbei entweder als Antwort auf das Agieren einer Person im Zusammenhang mit externen und internen Stimuli („appraisal route“) oder als eine Art Automatismus, ausgelöst durch einen bestimmten Stimulus („direct route“). Das von Scherer (1984; 2001) beschriebene „Component Process Model“ (CMP) versucht die dimensionalen und kategorialen Emotionsmodelle hinsichtlich der Multivariabilität an Prozessen, die Emotionen zugrunde liegen, zu erweitern. Scherer (1984; 2001) beschreibt Emotionen als eine dynamische Episode im 16 ________________________________________________________________Einleitung Leben eines Individuums, die Veränderungen in verschiedenen „Subsystemen“ (z.B. Kognition, Motivation und physiologische Reaktionen) beinhaltet. Diese Vorgänge sollen dem Individuum eine möglichst flexible Anpassung an Ereignisse mit hoher Relevanz ermöglichen. Hierfür entscheidend ist, laut Grandjean et al. (2008), besonders die neuronale Synchronisation der Veränderungen der verschiedenen „Subsyteme“ im zentralen Nervensystem, welche letztendlich auch für das bewusste, subjektive Wahrnehmen von Emotionen in Form von Gefühlen verantwortlich sein soll. 17 ________________________________________________________________Einleitung 1.2. Depression Die Depression (D) ist zusammen mit den Angststörungen die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. Sie ist sowohl Symptom, Syndrom als auch eine nosologische Einheit, die wiederum in sehr viele Subgruppen einzuteilen ist (Mambour & Hiller 1990). Die Depression wird nach ICD-10 den „affektiven Störungen“ und nach DSM-IV den „Mood Disorders“ zugeordnet (WHO 2005; American Psychiatric Association 1994). Bei den affektiven Störungen handelt es sich laut WHO (2005) um Störungen, deren Hauptsymptome in einer Veränderung der Stimmung oder der Affektivität entweder zur Depression - mit oder ohne begleitende(r) Angst oder zur gehobenen Stimmung bestehen. Dieser Stimmungswechsel wird meist von einer Veränderung des allgemeinen Aktivitätsniveaus begleitet. Je nach Symptomatologie, Schweregrad, Krankheitsdauer und Rückfallrisiko werden sowohl im ICD-10, wie auch im DSM-IV verschiedene Subtypen unterschieden. 1.2.1. Epidemiologie der Depression Die Lebenszeitprävalenz der Depression, alle Formen eingeschlossen, liegt bei 16-20% (Bijl et al. 1998; Ebmeier et al. 2006; Jacobi et al. 2004). Das Risiko im Laufe des Lebens an einer unipolaren Depression (Depressive Episode, rezidivierende depressive Episode, Dysthymie) zu erkranken ist mit 17% deutlich höher als das Risiko an einer bipolaren Störung (Wechsel zwischen depressiver und gehobener Stimmung) (ca. 1%) zu erkranken (Jacobi et al. 2004). Die Punktprävalenz für unipolare Depression beträgt 5,6% der Bevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren und die 12-Monatsprävalenz 10,7% (Jacobi et al. 2004). Für bipolare Störungen liegen die Punktprävalenz bei 0,6% und die 12Monatsprävalenz bei 0,8% (Jacobi et al. 2004). 18 ________________________________________________________________Einleitung Frauen sind mit einer Lebenszeitprävalenz von 25% doppelt so häufig betroffen wie Männer (Lebenszeitprävalenz 12,3%) (Jacobi et al. 2004; Kahn & Halbreich 2005; Kessler 2003; Kühner 2003). 1.2.2. Klassifikation, Symptomatik und Verlauf der Depression Wie bereits oben erwähnt, zählt die Depression in der ICD-10 Klassifikation zu den „Affektiven Störungen“ (WHO 2005), welche im amerikanischen DSM-IV den „Mood disorders“ (American Psychiatric Association 1994) entsprechen (Tab. 1-1). Affektive Störungen nach ICD-10 (WHO 2005): F30 Manische Episode Einzelne manische oder hypomanische Episode, deren Betroffenen davor keine andere affektive Episode hatten. F31 Bipolare affektive Störung Störung, die durch wenigstens zwei Episoden charakterisiert ist, in denen Stimmung und Aktivitätsniveau des Betroffenen deutlich gestört sind. Diese Störung besteht einmal in gehobener Stimmung, vermehrtem Antrieben und Aktivität, also Hypomanie (bipolar I) oder Manie (bipolar II), dann wieder in einer Stimmungssenkung und vermindertem Antrieb und Aktivität (Depression). F32 Depressive Episode Gewichtige mindestens zwei Wochen bestehende Erkrankung, charakterisiert durch depressionsspezifische Symptome. Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen. F33 Rezidivierende depressive Störung Störung mit sich wiederholenden depressiven Episoden, wobei die erste Episode in jedem Lebensalter auftreten kann. Die Dauer einer Episode kann hierbei von wenigen Wochen bis zu vielen Monaten reichen. F34 Anhaltende affektive Störungen Anhaltende Stimmungsstörungen, bei denen die Mehrzahl der einzelnen Episoden nicht ausreichend schwer genug sind, um als hypomanische oder auch nur leichte depressive Episode gelten zu können. Dysthymie: leichtere depressive Verstimmung, die die meiste Zeit des Tages über mindestens zwei Jahre hinweg einnimmt Zyklothymie: leichte Form von depressiven und hypomanen Schwankungen über mindestens zwei Jahre hinweg 19 ________________________________________________________________Einleitung F38 Andere affektive Störungen Restkategorie für Stimmungsstörungen, die die Kriterien der oben genannten Kategorien nicht erfüllen. F39 Nicht näher bezeichnete affektive Störungen Tabelle 1-1: Einteilung affektiver Störungen nach ICD-10 (WHO 2005) Die Symptome der Depression sind sehr vielfältig und stellen eine Mischung aus Veränderungen in physiologischen, somatischen, psychologischen, sozialen und das Verhalten betreffenden Bereichen dar (Davis et al. 1986). Im Folgenden sollen nun kurz die häufigsten Symptome der depressiven Episode auf Grundlagen des ICD-10 (WHO 2005) beschrieben werden. Hauptsymptome: Depressive Stimmung: Depressive Patienten berichten oftmals von einer inneren Niedergeschlagenheit, Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit. Schneider (1920) beschreibt dies als ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“, das durch eine Verarmung und Entleerung des inneren Erlebens charakterisiert ist, welche dem Patienten quälend bewusst sind. Interessenverlust und Freudlosigkeit: Die Patienten beschreiben eine tiefgreifende Interesselosigkeit, die so weit geht, dass alltägliche Dinge wie Haushalt, Körperpflege und Beruf vernachlässigt werden. Störungen des Antriebs: Dieses Symptom kann sich durch eine Hemmung und Blockierung des Antriebs sowie eine Störung des Wollens und Handelns ausdrücken. Diese zeigen sich beim betroffenen Patienten meist durch Energieverlust, Willens- und Entschlusslosigkeit sowie der Unfähigkeit, zielgerichtete Handlungen durchzuführen (Kuhs & Trölle 1987). 20 ________________________________________________________________Einleitung Nebensymptome Störungen des Denkens, der Wahrnehmung und des Gedächtnisses: Patienten, die an einer Depression leiden, fühlen sich oft in ihrem Denken gehemmt. Nach Kraepelin (1913) kann sich dies z.B. in Schwerfälligkeiten des Denkens, Konzentrationsstörungen und sogenanntem Gedanken-Kreisen äußern. Gefühl von Wertlosigkeit und Schuld: Depressive haben oft einen massiven Selbstwertmangel, basierend auf dem Verlust der Gewissheit bisheriger Eigenschaften und Kompetenzen (Berger & van Calker 2000). Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen: Bereits beim Symptomkomplex „Wertlosigkeit“ beschriebener Verlust des Selbstwertgefühls. Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven: Die Gedankengänge bei einer Depression sind geprägt von einer tiefen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, was sich besonders in negativen Erwartungen bezüglich der Zukunft äußert (Kuhs & Trölle 1987). Suizidgedanken / Suizidalität: Mit etwa 50% stellt die Depression die häufigste Ursache von Suiziden dar (Berger & van Calker 2000). Schlafstörungen: Einschlaf- und Durchschlafstörungen werden in vielen Untersuchungen als das häufigste Symptom depressiver Patienten angegeben (Berger & van Calker 2000). Appetitminderungen: Patienten, die an einer Depression leiden, geben oft eine Verminderung des Appetits und einen dadurch verursachten Gewichtsverlust an (Kuhs & Trölle 1987). 21 ________________________________________________________________Einleitung 1.2.3. Ätiologie und Pathogenese der Depression Im Rahmen dieser Dissertation sollen überblickartig einige wesentliche ätiologische Faktoren dargestellt werden. Als eindeutig bewiesen gilt der Einfluss genetischer Faktoren bei der Entstehung depressiver Erkrankungen (z.B. Maier et al. 2000). Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus verschiedenen Beobachtungen im Bereich von Pharmakologie und Psychiatrie verschiedene ätiologische Modelle bezüglich Neurotransmittern – die Monoaminmangel-Hypothese als Imbalance zwischen cholinergem und aminergem Transmittersystem (Janowsky et al. 1972) und die RezeptorHypothese (Aldenhoff 1997). Heute wird von den meisten Forschern ein integrativer Ansatz in Form eines gestörten Zusammenspiels zahlreicher Transmittersysteme und endokriner Systeme vermutet (Henn 2000). Der Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren auf die Entstehung der Depression (Klein et al. 2009; Klein & Bessaha 2007; Tellenbach 1961) wird ebenso diskutiert wie psychodynamische Erklärungsmodelle (Klein et al. 2009), wobei letztere die Rolle einer frühkindlich entstandenen Vulnerabilität für Depression betonen, die besonders geprägt ist durch ein niedriges Selbstwertgefühl und einen damit einhergehenden Wunsch nach Abhängigkeit in Beziehungen, die oft stark ambivalent besetzt sind (Freud 1917; Hoffmann & Hochapfel 1999). Desweiteren werden durch ein stark ausgeprägtes Gewissen Aggressionen oftmals gegen sich selbst gerichtet, was zu Selbstvorwürfen und depressiver Verstimmung führen kann. Seligman et al. (1975) beschreiben in ihrem Konzept die Entstehung von Hilflosigkeit durch Situationen in denen ein Individuum erfährt, dass bestimmte negative Erfahrungen sich unbeeinflussbar durch eigenes Verhalten wiederholen und die daraus resultierende Erwartung, dass auch in Zukunft entsprechende Situationen nicht durch das eigene Verhalten beeinflusst werden können. Auch Beck (1976, 2008) betont in seinem Modell der Depressionsentstehung die Rolle negativer Denkschemata. Laut Allen und Badcock (2006) soll die Depression Sympathie und Schutzimpulse bei anderen auslösen und eine Form der Ehrerbietung gegenüber einem überlegenen Gegner darstellen. 22 ________________________________________________________________Einleitung Die meisten heutigen Theorien gehen aber davon aus, dass bei der Entstehung einer Depression ein bio-psycho-soziales Zusammenspiel stattfindet, bei welchem die oben beschriebenen genetischen, neurobiologischen und psychosozialen Faktoren eine Prädisposition darstellen, die aber erst durch ein auslösendes aktuelles Ereignis eine Depression verursachen (Aldenhoff 1997; Brown et al. 1990 a, b; Finlay–Jones & Brown 1981). 1.2.4. Therapie der Depression Die Behandlung einer Depression setzt eine richtige Indikationsstellung auf der Basis einer zutreffenden Diagnose voraus. Die Erstellung eines umfassenden und mehrdimensionalen Behandlungsplanes stellt dann einen spezifischen Vorgang dar, der je nach Symptomatik, Suizidalität und Vorstellungen des Patienten ein individuelles Schema für die Behandlung beinhaltet. Im Rahmen dieser Dissertation seien die etablierten Therapieoptionen der Depression kurz benannt, ohne dass weiter darauf eingegangen werden kann (Bauer & Helmchen 2000): 1. Pharmakotherapie mit Antidepressiva 2. Stützendes ärztliches Gespräch 3. Spezifische Psychotherapie 4. Andere somatische Therapieverfahren wie Schlafentzug oder Lichttherapie 5. Soziotherapeutische Maßnahmen 23 ________________________________________________________________Einleitung 1.3. Essstörungen Essstörungen (ED) bezeichnen Phänomene, bei denen die Menge der aufgenommenen Nahrung bzw. das resultierende Körpergewicht als krankhaft gelten (Habermas 2008). Der zentrale Aspekt ist hierbei die ständige gedankliche und emotionale Beschäftigung mit dem Thema „Essen“ und dem eigenen Körper. Seit der Erstbeschreibung der Anorexia nervosa durch die Ärzte Gull (1873) und Lasègue (1874) durchliefen die Definitionen und Begrifflichkeiten der Essstörungen einige Wandlungen, und im Fall der Anorexia nervosa wurden erst in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die zentralen psychologischen Hintergründe vor allem durch die Arbeiten von Hilde Bruch (1973) geprägt. Im ICD-10 gehören Essstörungen zu den „Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen und Faktoren (F50-F59)“ (WHO 2005) und werden somit, wie auch im DSM-IV, als eigenständige psychiatrische Erkrankungen angesehen. Im folgenden Abschnitt soll nun kurz auf die Krankheitsbilder Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) eingegangen werden. 1.3.1. Klassifikation, Symptomatik und Verlauf der Essstörungen Definition und Klassifikation der Essstörungen erfolgen nach den Kriterien der ICD-10- oder DSM-IV-Klassifikation. Hierbei wird die Krankheitsgruppe in drei große Gruppen unterteilt, die Anorexia nervosa (AN), die Bulimia nervosa (BN) und die atypischen Essstörungen (WHO 2005), die DSM-IV-Klassifikation (American Psychiatric Association 1994) grenzt in den Forschungskriterien ferner die „Binge-Eating-Disorder“ als eigenständige Gruppe ab. Die Symptomatik der AN und der BN weisen einige Gemeinsamkeiten, aber auch grundlegende Unterschiede auf, die hier nun kurz erläutert werden sollen. Gemeinsamer zentraler Hauptbestandteil der beiden Krankheitsbilder ist die Überbewertung der eigenen Figur und des eigenen Gewichtes. Patientinnen 24 ________________________________________________________________Einleitung definieren ihren Selbstwert in sehr hohem Maße über ihre Figur und ihr Gewicht und zusätzlich über die Kontrolle, die sie über beides haben (Fichter 2005). Hilde Bruch (1973) betont in ihren Arbeiten das Vorliegen von Körperschemastörungen, Störungen der proprio- und interozeptiven sowie der emotionalen Wahrnehmung und ein alles durchdringendes Gefühl eigener Unzulänglichkeit als zentrale Symptome bzw. Auffälligkeiten der Essstörungen. Die AN zeichnet sich dabei durch einen gravierenden selbstinduzierten Gewichtsverlust bis hin zur lebensbedrohlichen Unterernährung aus. Dies wird von den Patientinnen meist durch eine starke Reduktion der Kalorienaufnahme und eventuell durch exzessives Sporttreiben erreicht (sogenannte restriktive AN, AN-R). Bei der sogenannten Binge-/Purging-Form kommt es zusätzlich zu bulimischer Symptomatik mit Essanfällen und kompensatorischen Maßnahmen z.B. in Form von selbstinduziertem Erbrechen oder Laxanzien- bzw. Diuretikamissbrauch. Als Folge dieses Gewichtsverlustes leiden die Patientinnen an einer Reihe von somatischen Symptomen, wie z.B. Hypothermie, Hypotonie, Bradykardie, Lanugobehaarung (Flaumhaarbildung), Ödemen sowie metabolischen und neuroendokrinen Veränderungen, welche sich in Form einer Amenorrhoe oder Verminderung der Knochendichte manifestieren. BN-Patientinnen leiden im Unterschied zur AN unter dem wiederholten Auftreten von Essanfällen, bei denen sie eine große Menge an Nahrung, im Mittel etwa 1000 - 2000 kcal (Rosen 1996), in kürzester Zeit verschlingen. Während dieser Anfälle erleben die Patientinnen einen Kontrollverlust. Das mittlere Erkrankungsalter der AN liegt bei etwa 16 Jahren, wobei die Krankheit meist mit einem stark restriktiven Diätverhalten beginnt (Fairburn & Harrison 2003). Die AN ist dabei die einzige Essstörung, die nachweislich eine erhöhte Mortalität von etwa 5% zeigt, die bei einer Katamnesedauer von mehr als zehn Jahren sogar auf 9,4% steigt (Steinhausen 2002). Das Krankheitsbild der BN beginnt durchschnittlich etwa mit 19 Jahren. Oftmals beginnt sie wie die AN und erfüllt in einem Viertel der Fälle teilweise sogar deren 25 ________________________________________________________________Einleitung Kriterien (Fairburn & Harrison 2003). Patientinnen mit BN zeigen in ca. 30% 50% der Fälle eine Remission 6-12 Monate nach Therapiebeginn. Für einen mittelfristigen Verlauf von 2-5 Jahren ergeben sich Remissionswerte von ca. 50% und bei längerfristigen Verläufen (9-12 Jahren) sogar 70% (Quadflieg & Fichter 2008). Eine Chronifizierung bei BN-Patientinnen tritt in etwa 10% der Fälle auf (Quadflieg & Fichter 2008). 1.3.2. Epidemiologie der Essstörungen Die Ergebnisse im Rahmen von epidemiologischen Studien im Bezug auf Essstörungen in westlichen Industrieländern variieren je nach Studientyp und untersuchten Personen. Ein Vergleich verschiedener Studien für AN ergeben eine durchschnittliche Lebenszeitprävalenz für Frauen zwischen 0,9% – 1,0% (Hudson et al. 2007; Wittchen et al. 1998). Bei Männern liegen die Zahlen deutlich niedriger, so zeigt sich bei ihnen eine durchschnittliche Lebenszeitprävalenz von 0,1% – 0,3% (Wittchen et al. 1998; Hudson et al. 2007). Bei BN liegt die durchschnittliche Lebenszeitprävalenz für Frauen zwischen 1,1% – 1,7 % (Garfinkel et al. 1995; Wittchen et al. 1998). Auch hier sind die Zahlen für Männer deutlich geringer, es zeigt sich bei ihnen eine durchschnittliche Lebenszeitprävalenz von 0,1% (Garfinkel et al. 1995). 1.3.3. Ätiologie und Pathogenese der Essstörungen Essstörungen und damit assoziiertes Verhalten treten familiär gehäuft auf (Fairburn & Harrison 2003). Die gefundenen Werte der Erblichkeit variieren jedoch stark (Bulik et al. 1998; Kendler et al 1995). Soziokulturelle Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Viele Frauen erleben das Schönheitsideal der westlichen Welt als einen enormen Druck und versuchen, 26 ________________________________________________________________Einleitung diesem Ideal durch verschiedene Maßnahmen zur Gewichtsreduktion zu entsprechen (Laessle & Kim 2009; Rodin et al. 1985). Einigen Charaktereigenschaften wird eine Rolle als prädisponierende Faktoren bei der Entstehung von Essstörungen zugewiesen: Perfektionismus, ein niedriges Selbstwertgefühl und dichotomes Denken scheinen besonders entscheidend zu sein (Fairburn et al. 1999). In den letzten Jahren entwickelten sich mehr und mehr Modelle, die der Rolle von Emotionsverarbeitungsprozessen und der Affektregulation bei der Entstehung von Essstörungen eine zentrale Rolle beimessen. Hierauf wird in Kapitel 1.6. detaillierter eingegangen. In vielen Fällen geht dem Beginn einer Essstörung ein externes Ereignis in Form von kritischen Lebensereignissen, z.B. Trennungs- und Verlustereignisse oder Angst vor Leistungsversagen, voraus (Halmi 1974). Solche neuen Anforderungen tauchen besonders in der Pubertät auf, die neben neuen Möglichkeiten oftmals auch neue Pflichten und Verantwortungen birgt (Fichter 2005). Als weitere ätiologische Faktoren werden das weibliche Geschlecht, eine frühe Pubertät und bestimmte Erziehungsformen der Eltern (z.B. strenge Regeln und hohen Erwartungen) angesehen (Fairburn & Harrison 2003). 1.3.4. Therapie der Essstörungen Zur Therapie von Essstörungen liegen verschiedene Reviews sowie Leitlinien aus unterschiedlichen Ländern vor (z.B. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 2007). Was die Therapie der AN betrifft gibt es nur wenige kontrollierte Psychotherapiestudien, für die BN-Therapie liegen in etwa 60 randomisierte kontrollierte Therapieevaluationsstudien vor (Fichter 2005). Die Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (2007) empfehlen für die Therapie von Essstörungen z.B. grundsätzlich einen multimodalen Ansatz, der zusammenfassend die folgenden Punkte enthält: 27 ________________________________________________________________Einleitung 1. Ernährungstherapie: Gewichtszunahme als zentraler Bestandteil der Therapie 2. Störungsspezifische Psychotherapie 3. Psychosoziale Intervention 4. Eventuell zusätzlicher, die Psychotherapie ergänzender Einsatz von medikamentöser Therapie bei BN in Form von Selektiven Serotonin Reuptake Inhibitoren (SSRI) 28 ________________________________________________________________Einleitung 1.4. Komorbidität bei Essstörungen – Zusammenhang zwischen Essstörungen und Depression Bei Essstörungen treten besonders häufig depressive Störungen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen als komorbide, psychische Störungen auf (z.B. Zonnevylle-Bender et al. 2004). 1.4.1. Essstörungen und Depression: Komorbidität Die mittlere lebenszeitbezogene Komorbidität für eine Depression liegt sowohl bei bulimischen als auch bei restriktiven AN-Patientinnen zwischen 50% und 80% (Godart et al. 2004; Zonnevylle-Bendler et al. 2004). In Studien gaben außerdem 35% - 40% der AN-Patientinnen an, bereits vor Beginn ihrer Essstörung unter einer depressiven Episode gelitten zu haben (von Wietersheim 2008). Bei BN-Patientinnen liegen die Werte für die mittlere lebenszeitbezogene Komorbidität für eine Depression bei 50% - 80% (Telch & Stice 1998; Yanovski et al. 1993) Die Zahlen für depressive Episoden liegen bei etwa 40% - 60% (Specker et al. 1994; Wilfley et al. 2000). Studien zeigen, dass etwa 60% der BNPatientinnen bereits vor Beginn der Bulimie depressive Symptome hatten, bei 34% traten diese erst nach Auftreten der BN auf und bei 5% gleichzeitig mit Eintritt der BN (von Wietersheim 2008). 1.4.2. Zusammenhänge zwischen Essstörungen und Depression Die beiden Krankheitsbilder scheinen aufgrund der hohen Prävalenzzahlen für Depression bei Essstörungen und der Tatsache, dass das Vorkommen einer Depression bei Verwandten ersten Grades von Essgestörten erhöht ist (Strober et al. 2000), keine voneinander unabhängigen Krankheitsbilder zu sein. 29 ________________________________________________________________Einleitung Einige Autoren behaupten, dass Essstörungen eine atypische Form der Depression seien und nicht eine eigenständige, primäre psychische Störung darstellen (Cantwell et al. 1977; Hudson et al. 1983, 1984; Pope et al. 1983). Es zeigen sich jedoch besonders bei BN signifikante qualitative Unterschiede zwischen Essstörungs- und Depressionspatienten bezüglich depressiver Symptome (Cooper & Fairburn 1986; Kennedy et al. 1994). Die Depression ist demnach besonders von Symptomen wie „manifester Traurigkeit“, „reduziertem Schlaf“ und „Selbstmordgedanken“ geprägt, wohingegen bei BN „innere Anspannung“ und „pessimistische Gedanken“ im Vordergrund stehen. Die meisten Autoren sehen bei gemeinsamem Auftreten die Essstörung daher als die primäre psychische Störung an, die von depressiven Symptomen begleitet wird (Hinz & Williamson 1987; Levy et al. 1989). Einige Autoren verfolgen die Überlegung, dass die Depression eine ätiologische Rolle bei der AN und der BN spielt. Grundlage dieser Annahme ist ein operanter Lernprozess bei dem sich die mit einer depressiven Störung assoziierte Appetitlosigkeit verselbständigt (z.B. Schweiger 2008; Strober & Katz 1988). Die Autoren beschreiben, dass einige Essverhaltensweisen von AN- und BNPatientinnen kurzfristig günstige Effekte, im Sinne einer Reduktion von subjektivem Leiden, bewirke und es dadurch zu einer positiven Verstärkung dieser Verhaltensweisen komme. So besteht die Möglichkeit, dass das bulimische Essverhalten zur Reduktion von z.B. bei Depression empfundener Angst und Anspannung führt. Ebenso kann restriktives Essverhalten durch eine Fokussierung auf nahrungsbezogene Themen von anderen negativen Gedanken ablenken und so zu einer Reduktion von subjektiv empfundenem Leiden führen. Das durch die Depression ausgelöste gestörte Essverhalten kann sich dadurch zu einem eigenen Krankheitsbild, einer primären Essstörung, entwickeln (Strober & Katz 1988). Die Depression könnte aber auch eine Folge bzw. Komplikation der Essstörung sein. Schweiger (2008) beschreibt, dass einige Verhaltensweisen der Essstörungen (z.B. das ständige Verheimlichen des Verhaltens) oftmals zu einer Zunahme von negativen interpersonellen Erfahrungen und Misserfolgserlebnissen führen. Desweiteren leiden Essstörungspatienten meist unter einem geringen Selbstwert 30 ________________________________________________________________Einleitung und die meist chronisch verlaufenden Essstörungen führen zu sozialer Isolation und Mangelernährung. Diese Umstände können Voraussetzungen darstellen, die die Entwicklung einer komorbiden psychischen Störung (z.B. einer Depression) fördern. Auch in Langzeitstudien zeigt sich eine beständige und signifikante Assoziation zwischen der Schwere der Essstörung und dem Grad der Depression (Herpertz-Dahlmann & Remschmidt 1993). Ein weiteres Modell der Interaktion zwischen Depression und Essstörungen geht von einem gemeinsamen Hintergrund beider Krankheiten aus. Unterstützt wird dieses Modell durch Befunde gemeinsamer genetischer Transmission bei Essstörungen und Depression und gemeinsamen komorbiden Störungen (Bulik et al. 2002; Wade & Lowes 2002). Power und Dalgleish (1997) beschreiben ferner ähnliche Veränderungen der Emotionsverarbeitung und ähnliche Probleme in interpersonalen sowie das Selbst betreffenden Bereichen. 31 ________________________________________________________________Einleitung 1.5. Emotionen bei Depression Anhedonie - die Unfähigkeit Dinge als angenehm zu empfinden - und eine persistierende, alles durchdringende depressive Stimmung gehören zu den wichtigsten Symptomen der depressiven Störungen. Es existiert eine Reihe von Studien, welche die Rolle und die Veränderungen der Stimmung und Emotionen sowie deren Erkennung und Wahrnehmung bei depressiven Patienten untersuchen. Im folgenden Abschnitt soll hierzu ein Überblick gegeben werden. 1.5.1. Alexithymie bei Depression Der Begriff Alexithymie bedeutet „keine Worte für Gefühle“ und beschreibt verschiedene spezifische Beeinträchtigungen in emotionalen Prozessen. Im Mittelpunkt steht dabei die Schwierigkeit eigene Gefühlszustände zu identifizieren, zu beschreiben und von körperlichen Geschehnissen zu differenzieren sowie die unzureichende Fähigkeit, Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen (Nemiah & Sifneos 1970). Bei der Alexithymie könnte es sich um eine sekundäre Reaktion („state“) auf die Depression (Bagby et al. 1994; Hendryx et al. 1991; Honkalampi et al. 1999; Taylor et al. 1985, 1992) und dem damit einhergehenden Stress handeln. So stellen Honkalampi et al. (2000) in einer sechsmonatigen Studie bei einer Gruppe von depressiven, pharmakotherapeutisch behandelten Patienten einen Rückgang von Alexithymiewerten bei Besserung der depressiven Symptomatik fest. In Betracht kommt aber auch, dass es sich bei der Alexithymie um einen überdauernden Persönlichkeitszug („trait“) handelt, der eventuell sogar eine Prädisposition für die Depression darstellt (Parker et al. 1991). Diese Hypothese bestätigt sich in einigen follow-up-Studien, bei denen sich trotz Besserung der depressiven Symptomatik keine signifikante Veränderung der erhöhten 32 ________________________________________________________________Einleitung Alexithymiewerte einstellt (Luminet et al. 2001; Ogrodniczuk et al. 2004; Salminen et al. 1994; Wise et al. 1995). Desweiteren zeigt sich, dass alexithyme Depressive oftmals einen schwereren Verlauf der Depression aufweisen (Honkalampi et al. 1999; Lumley et al. 1996; Rief et al. 1996; Taylor et al. 1992), was vermutlich mit dem reduzierten Bewusstsein für die eigenen Gefühle und der herabgesetzten Fähigkeit, diese Gefühle nach außen zu kommunizieren, zusammenhängt (Bankier et al. 2001; Hendryx et al. 1991; Lane et al. 1996). 1.5.2. Emotionswahrnehmung Im Laufe der Zeit Emotionswahrnehmung, haben sich -erkennung besonders und drei -verarbeitung Hypothesen bei zur Depressiven herauskristallisiert - die „Positive Attenuation Hypothesis“ („Hypothese der positiven Abschwächung“), die „Negative Potentiation Hypothesis“ („Hypothese der negativen Potenzierung“) und die „Emotion Context Insensitivity (ECI) Hypothese“ („emotionsabhängige Unempfindlichkeit“). Die Hypothese der positiven Abschwächung beschreibt, dass Depressive im Vergleich zu Gesunden nur ein geringes Maß an positiven Emotionen wahrnehmen und erleben (Rottenberg 2005). So zeigen depressive Patienten eine reduzierte emotionale Antwort auf positiv bewertete Stimuli und ein geringeres Empfinden von Freude beim Betrachten positiver und angenehmer Stimuli im Vergleich zu gesunden Probanden (Berenbaum & Oltmanns 1992; Dunn et al. 2004; Liverant et al. 2008; Renneberg et al. 2005; Rottenberg et al. 2002; Sloan et al. 2001). Die Hypothese der negativen Potenzierung besagt, dass Depressive eine erhöhte emotionale Reaktivität bezüglich negativer emotionaler Stimuli und eine erhöhte negative emotionale Antwort auf negative Stimuli hin zeigen. Als Grundlage dienen die Theorieansätze von Beck (1976, 2008), dass die bei Depressiven vorherrschenden negativen kognitiven Strukturen die Emotionsverarbeitung zum 33 ________________________________________________________________Einleitung Negativen hin lenken und die Verarbeitung negativer Informationen verstärken. Neutrale Stimuli werden von depressiven Patientinnen oft negativ bewertet (Rottenberg et al. 2002). Einige Studien beschreiben eine erhöhte selektive Aufmerksamkeit Depressiver für negativ bewertete Stimuli (Gotlib & McCann 1984; Mogg et al. 1993), was Mogg et al. (1993) in einer früheren Studie jedoch nicht feststellen können. Auch Dunn et al. (2004) finden in ihrer Studie zwar ein erhöhtes Trauerempfinden Depressiver beim Betrachten positiver Stimuli, nicht aber beim Betrachten negativer Stimuli. Die Emotion Context Insensitivity Hypothesis (ECI) besagt, dass Depressive sowohl weniger Reaktivität auf positive als auch auf negative Stimuli zeigen (Rottenberg 2005). Rottenberg vermutet daher, dass die Depression die Variationsbreite der emotionalen Reaktionen auf verschiedene Stimuli minimiert, also die emotionale Landkarte abflacht und emotionale Reaktionen einschränkt. Allerdings scheint es nicht eindeutig zu sein, welche Bereiche die ECI betrifft. Berenbaum und Oltmanns (1992) sowie Gehricke und Shapiro (2000) beobachten die ECI zwar im Verhalten der Depressiven, die Selbsterfahrungsberichte der Patienten bestätigen diese aber nicht. Rottenberg et al. (2002) dagegen sehen die ECI nicht im Verhalten und der Physiologie der depressiven Patienten, aber in deren Selbsterfahrungsberichten. Bylsma et al. (2008) diskutieren, dass die reduzierte Reaktivität bezüglich Emotionen jeglicher Valenz darauf beruhen, dass die Depression einen defensiven Motivationszustand darstellt, der „environmental Disengagement“ fördert. Hiernach entwickeln sich depressive Zustände als interne Signale, um den Organismus vor Situationen zu schützen, in welchen eine hohe Aktivität eine Bedrohung darstellen könnte. Seidel et al. (2010) testen diesbezüglich in einer Studie kontrollierte und automatisierte Prozesse in interpersonalem Annäherungs- und Vermeidungsverhalten bei Konfrontation mit emotionalen Gesichtern. Hierbei zeigt sich, dass Depressive im Vergleich zu Gesunden bei automatisierten Prozessen nur bezüglich ärgerlicher Gesichtsausdrücke eine größere Vermeidungstendenz (z.B. keine Annäherung an den anderen Menschen) in ihrem 34 ________________________________________________________________Einleitung Verhalten aufzeigen, bei kontrollierten, kognitiv bewusst ablaufenden Prozessen dagegen bei jeglicher Konfrontation mit Gesichtsemotionen. 1.5.3. Erkennung emotionaler Gesichtsausdrücke Einige Studien ergeben ein alle Emotionen betreffendes Defizit bei Depressiven bezüglich der Erkennung von Gesichtsausdrücken (Asthana et al. 1998; Davidson et al. 2002; Mikhailova et al. 1996), wobei Depressive wohl dazu neigen, negative Ausdrücke wie Angst oder Trauer verstärkt wahrzunehmen bzw. Ausdrücke im Vergleich zu Gesunden negativer zu bewerten und positive Ausdrücke zu meiden (Bouhuys et al. 1999; Gollan et al. 2008; Gur et al. 1992; Mandal & Bhattacharya 1985; Mathews & MacLeod 1994; Rubinow & Post 1992; Surguladze et al. 2004). Chan et al. (2009) erklären die gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber negativen Stimuli dadurch, dass diese im Unterschied zu positiven Stimuli als selbstrelevant angesehen werden. Eine Reihe weiterer Studien spricht für emotionsspezifische Wahrnehmungsdefizite bei depressiven Patienten bezüglich der Emotion Freude (Mandal & Bhattacharya 1985) und Ärger (Mendlewicz et al. 2005). Gollan et al. (2008) stellen fest, dass Depressive im Vergleich zu gesunden Kontrollen ärgerliche Gesichter als stärker beängstigend wahrnehmen, was mit einer generellen Konfliktvermeidungstendenz zusammenhängen könnte (Joiner 2000). Viele Studien fanden eine Veränderung bei der Bewertung neutraler Gesichter im Sinne einer traurigen (Gollan et al. 2008; Gur et al. 1992; Leppänen et al. 2004; Mikhailova et al. 1996), generell negativeren (Bower 1981) Bewertung. Im Widerspruch zu den bisher erwähnten Studien, stehen jedoch eine Reihe von Untersuchungen, welche keinerlei Defizite bei der Erkennung emotionaler Gesichtsausdrücke Depressiver feststellen können (Gaebel & Wölwer 1992; Kessler et al. 2006). 35 ________________________________________________________________Einleitung 1.5.4. Angst Epidemiologische Studien zeigen, dass über die Hälfte der depressiven Patienten die Kriterien für eine oder mehrere akute oder die komplette Lebenszeit betreffende Angststörungen erfüllt (Brown & Barlow 1992; Kessler & Walters 1998). Neben diesem Zusammenhang zeichnen sich besonders die generalisierte Angststörung und depressive Episoden auch durch gemeinsame Symptome (Clayton et al. 1991; Coplan & Gorman 1990; Keller & Hanks 1995) und gemeinsame genetische Risikofaktoren (Kendler et al. 1992) aus. Dunn et al. (2004) zeigen, dass Depressive verschiedene Emotionen durch mit Gesunden vergleichbaren Angstwerten bewerten. Einige bildgebende Studien stellen dagegen dar, dass die Amygdala, welcher eine wichtige Rolle bei der Bewertung vor allem angsterregender Stimuli zukommt, bei Depressiven eine im Vergleich zu Gesunden erhöhte Aktivität sowohl in Ruhe als auch bei angsterregenden Bildern zeigt (Drevets et al. 1992; Drevets 2000; Morris et al. 1996, 1998). Eine Reihe von Autoren vermutet, dass der empfundene Level an Angst eines depressiven Patienten entscheidend mit der oben beschriebenen negativen Tendenz bei der Bewertung von emotionalen Stimuli zusammenhängt. Mathews und MacLeod (1994) meinen, dass die negative „Entcodierungs-Tendenz“ Depressiver nur wenig mit der Depression selbst als vielmehr mit der erhöhten Angst zusammenhängt. 1.5.5. Ärger Der Emotion Ärger und deren Kontrolle im Sinne einer „Über- oder Unterkontrolle“ wird eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit der Depression zugeteilt. Freud (1917) nimmt an, dass Depressionen aus Ärger gegen das Selbst entstehen, wobei intrapsychische Prozesse eine entscheidende Rolle spielen. Eine Reihe von Studien (Fava et al. 1991, 1997; Koh et al. 2002) zeigt, dass Depressive höhere 36 ________________________________________________________________Einleitung Raten an Ärger, dessen Ausdruck nach außen und Aggressionen aufweisen als Gesunde (Feldbau-Kohn 1998; Weissman et al. 1971). Koh et al. (2002) vermuten daher, dass nicht die Unterdrückung und nach innen gerichteter Ärger, sondern eine Überexpression dieser Emotion im Zusammenhang mit Depressionen stehen. So erleben 30-40% aller Depressiven im erhöhten Maße Ärgerattacken (Fava et al. 1991, 1997; Morand et al. 1998). Fava et al. (1990) beschreiben diese Ärgeranfälle als sehr plötzlich auftretende, oftmals für die Situation unangebrachte und von den Individuen selbst als egodyston erlebte Attacken, welche häufig von Schuldgefühlen begleitet werden. Goldman und Hagga (1995) dagegen können keine erhöhte Aggressivität bei Depressiven feststellen. Die Autoren vermuten aber, dass dies daran liegt, dass Depressive ihren Ärger aus Angst vor dessen Konsequenzen unterdrücken. Eine Reihe von Autoren betont ein erhöhtes Maß an nach innen gerichtetem Ärger bei Depressiven (Becker & Lesiak 1977; Friedman 1970; Schless et al. 1974; Wolfersdorf & Kiefer 1998). Es scheint also nicht klar zu sein, ob eine erhöhte Ärgerunterdrückung oder aber eine erhöhte Ärgerexpression mit dem Krankheitsbild der Depression zusammenhängt (Dougherty et al. 2004, Luutonen 2007). 1.5.6. Ekel Ekel ist, obwohl Phillips et al. (1998) ein abnormales Ekelempfinden bei einigen Psychopathologien feststellen, eine im Zusammenhang mit der Depression eher wenig erforschte Emotion. Muris et al. (2000) und Schienle (2003) untersuchen den Zusammenhang zwischen Ekel und Depression und können hierbei keine Korrelation zwischen Ekelempfinden und depressiven Symptomen feststellen. Phillips et al. (1998) jedoch betonen einen Zusammenhang zwischen der Depression und Gefühlen von Schuld (Ekel bezüglich einer Aktion) und Scham (Ekel gegen sich selbst). In einer von Power und Tarsia (2007) durchgeführten 37 ________________________________________________________________Einleitung Studie kann dies bestätigt werden. Depressive zeigen hier signifikant mehr Trauer, Angst und Ekel im Vergleich zu gesunden Kontrollen. Bereits in einer früheren Arbeit zur Depression vermuten die Autoren (Power & Dalgleish 1997), dass weniger ein verstärktes generelles Ekelempfinden als vielmehr ein erhöhter Selbstekel und dessen Kopplung mit der Emotion Trauer eine zentrale Rolle bei der Depression spielen. Overton et al. (2008) zeigen eine signifikante Korrelation zwischen Selbstekel und depressiven Symptomen. Die Autoren vermuten, dass dieser Selbstekel zusammen mit anderen negativen Gefühlen dieser Art, wie z.B. Abneigung gegenüber sich selbst oder Scham, eine Spirale von Negativität (Beck 1976, 2008) bestärken und letztlich in Depressionssymptomen gipfeln. Im Bereich der Emotionswahrnehmung gibt es nur wenig spezifisch auf Ekel bezogene Untersuchungen und Ergebnisse, wobei sich tendenziell eine normale Antwort auf negative Stimuli (z.B. Ekel) zeigt (Sloan et al. 2001). 1.5.7. Freude Rottenberg (2005) vermutet, dass Depressive eine verminderte emotionale Reaktivität auf positive emotionale Stimuli zeigen (s.a. Kapitel 1.5.2. „Positive Attenuation Hypothesis“; „Emotion Context Insensitivity“ (ECI)). Weitere Studien stellen fest, dass Depressive eine geringere Reaktion auf einen amüsanten Film zeigen (Rottenberg et al. 2002) und dass Depressive bei allen emotionalen Stimuli weniger Freude empfinden (Berenbaum & Oltmanns 1992; Surguladze et al. 2004). Die Autoren vermuten, dass die fehlende positive Stimmung Depressiver zu einer Abmilderung positiver emotionaler Reaktivität führt. Sloan et al. (2001) legen depressiven Patienten angenehme Diabilder vor, woraufhin diese eine im Vergleich zu Gesunden abgemilderte Reaktion aufweisen und die Freudebilder mit niedrigeren Valenz- und Arousal-Punkten bewerten. Weitere Studien (Bouhuys et al. 1999; Gur et al. 1992; Surguladze et al. 2004) 38 ________________________________________________________________Einleitung beschreiben, dass Depressive eher dazu tendieren, negative Gesichtsausdrücke wahrzunehmen und freudige oder positive Ausdrücke eher vermeiden. Es existiert auch eine Reihe von Studien, welche die Erkennung von positiven Emotionen und Freude untersuchen. Depressive Patienten scheinen eine eingeschränkte Fähigkeit zu besitzen, positive Emotionen, besonders Freude, in Gesichtern zu erkennen (Mikhailova et al. 1996; Rubinow & Post 1992; Suslow et al. 2001). Jedoch gibt es auch Untersuchungen, die diese Beobachtungen nicht bestätigen. Leppänen (2006) z.B. zeigt in einer Studie, dass Depressive und Gesunde bei der Wahrnehmung freudiger Gesichtsausdrücke keine Unterschiede aufweisen. 1.5.8. Trauer Depressive Patienten sind häufig von einem alles umfassenden Gefühl der Trauer erfüllt. Allerdings scheint es sich laut Power und Tarsia (2003) dabei nicht nur um die Emotion „Trauer“ zu handeln, sondern um ein breiteres Spektrum an aversiven Qualitäten (z.B. Elend, Hoffnungslosigkeit). Rottenberg (2005) zeigt Depressiven einen Kurzfilm, welcher sowohl Trauerzustände als auch neutrale Zustände auslösen soll. Die Patienten reagieren auf Trauerstimuli wie die gesunden Kontrollen, berichten bei den neutralen Stimuli aber von einer stärkeren Trauer. Desweiteren zeigt sich, dass Depressive auf verschiedene Stimuli unterschiedlicher Valenz mit dem gleichen Level an Trauer reagieren. Zusammenfassend scheint es so, als ob die Depression die Trauerreaktivität hemmt. Dunn et al. (2004) lassen Depressive ausgesuchte Bilder nach Arousal und Valenz sowie Einzelemotionen bewerten. Die Patienten zeigen erhöhte Trauer bei positiven Bildern, jedoch nicht bei negativen Bildern und empfinden sogar weniger Trauer bei Trauerbildern. 39 ________________________________________________________________Einleitung 1.6. Emotionen bei Essstörungen Neben dysfunktionalen, kognitiven Annahmen bezüglich Essen, Körperfigur und Gewicht (z.B. Fairburn et al. 1999, Vitousek & Ewald 1993) wird heute die Rolle von Emotionen, deren Dysregulation und Störungen im Bereich ihrer Verarbeitung bei Essstörungen betont (z.B. Cooper et al. 2004; Fairburn & Harrison 2003). Bruch (1962, 1973) beschreibt bereits in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Störung der emotionalen Wahrnehmung, geprägt von einem limitierten Zugang zu eigenem emotionalen Erleben oder einem Gefühl, von den eigenen Emotionen beherrscht und überwältigt zu werden. Overton et al. (2005) sehen das Erlernen von Fähigkeiten zur Emotionsregulation als einen grundlegenden Entwicklungsprozess an. Die Autoren unterscheiden hierbei zwischen primären und sekundären Emotionen. Empfindet ein Individuum z.B. Trauer als primäres Gefühl, dann kann dieses von einem intensiveren sekundären Gefühl, z.B. Panik oder Ärger, überdeckt werden, was wiederum die Verarbeitung und Regulation des primären Gefühls verhindert, aber auch als Schutzfunktion dienen kann. Personen, die ungenügende Coping-Strategien für intensive Emotionen entwickelt haben, entdecken unter Umständen das Essverhalten zur Emotionsregulation, was zu einer Essstörung führen kann (Greenberg & Bolger 2001). 1.6.1. Rolle von Emotionen bei restriktiven Esspathologien AN-Patientinnen zeigen eine Neigung zur emotionalen Überkontrolle, möglicherweise aufgrund einer unzureichenden Fähigkeit, mit Emotionen umzugehen (Casper et al. 1992). Bruch (1962, 1973) bezeichnet die AN als eine Störung, die aus der Unfähigkeit heraus entsteht, die eigenen Gefühle zu erleben und auszudrücken. Waller et al. (2007) sehen in jeglichem pathologischen Essverhalten eine Strategie zur Emotionsunterdrückung. So soll die Restriktion dazu dienen, das Auftreten von Emotionen primär zu vermeiden. 40 ________________________________________________________________Einleitung Crisp et al. (1980) vermuten den Ursprung der Emotionsvermeidung durch restriktives Essverhalten erst in der Pubertät, sie betrachten die Restriktion als Versuch, den Entwicklungsprozess hin zum Erwachsenwerden und die damit verbundenen Emotionen zu unterdrücken. 1.6.2. Rolle von Emotionen bei bulimischen Esspathologien Clyne und Blampied (2004) beschreiben Essanfälle als eine Art ineffektives Management starker dysphorischer Emotionen und Fairburn et al. (2003) sehen diese als Fluchtversuch vor negativen Affekten. Auch Overton et al. (2005) vermuten, dass BN-Patientinnen von als stark und schmerzlich empfundenen Emotionen überwältigt werden. Essanfälle sollen den BN-Patientinnen helfen, schmerzvolle Emotionen zu kontrollieren und negative Affekte nicht wahrnehmen zu müssen (Cooper et al. 2004). Heatherton und Baumeister (1991) berichten von einer kognitiven Einengung während der Essanfälle, die zu einer Einschränkung der Selbstwahrnehmung und damit auch negativer Gedanken und Gefühle führt. Die Selbstwahrnehmung und somit die negativen Gefühle kehren jedoch im Anschluss an den Anfall zurück. Im Unterschied zum restriktiven stellt das bulimische Essverhalten keine primäre, sondern eine sekundäre Vermeidung von Emotionen dar, die erst einsetzt nachdem die Gefühle bereits aufgekommen sind (Fox & Power 2009). So beobachten Arnow et al. (1995), dass Gefühle von Angst, Depression und Ärger oftmals als Auslöser von Essanfällen beschrieben werden. In einer anderen Studie zeigen sich BN-Patientinnen vor einem Essanfall deutlich negativ gestimmt (Johnson & Larson 1982). Während des Essanfalls und dem anschließend folgenden Erbrechen verschlechtert sich die Stimmung dann weiter. Schuld, Scham und Ärger treten zunehmend auf. Nach dem Anfall stellt sich bei den meisten zwar eine Reduktion des anfänglichen negativen Affekts ein, dieser bleibt aber trotzdem erhöht (Abraham & Beumont 1982; Cooper et al. 1988; Johnson & Larson 1982; Kaye et al. 1986). Es scheint also fraglich, ob Essanfälle 41 ________________________________________________________________Einleitung wirklich als wirksame Strategie zur Regulation negativer Emotionen angesehen werden können. 1.6.3. Alexithymie bei Essstörungen Wie oben bereits beschrieben bedeutet Alexithymie „keine Worte für Gefühle“ und umfasst verschiedene spezifische Beeinträchtigungen bei emotionalen Prozessen (Nemiah & Sifneos 1970). Essstörungspatientinnen zeigen oftmals erhöhte Alexithymiewerte (z.B. Bourke et al. 1992; Cochrane et al. 1993; Zoonevijlle-Bender et al. 2002); daher wird diskutiert, ob der Alexithymie eine mögliche Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Essstörungssymptomatik zukommt (z.B. Beales & Dalton 2000; Bydlowski et al. 2005; Gilboa-Schechtman et al. 2006, Montebarocci et al. 2006; Pedrosa et al. 2009; Taylor et al. 1996, Wheeler et al. 2005, ZonnevijlleBender et al. 2002). Bestätigt wird dies durch eine Studie, bei der sich eine positive Korrelation zwischen pathologischem Essverhalten und Alexithymiewerten zeigt (Laquatra & Clopton 1994). Ferner scheinen bei den meisten Patientinnen auch nach Verbesserung der Essstörung im Vergleich zu gesunden Probanden noch erhöhte Alexithymiewerte vorzuliegen (Iancu et al. 2006). Die Alexithymie tritt daher vermutlich nicht nur als Folge des gestörten Essverhaltens auf. Allerdings bestehen auch bei anderen psychischen Erkrankungen oft erhöhte Alexithymiewerte, sodass sich in diesem Zusammenhang die Frage der Spezifität stellt (Haviland et al. 1988; Kosturek et al. 1998; Okasha et al. 1999; Wise et al. 1988). Hinsichtlich des komplexen Zusammenspiels zwischen Alexithymie, Affektiven Störungen und Essstörungen, sind viele Fragen noch unbeantwortet (Bydlowski et al. 2005). 42 ________________________________________________________________Einleitung 1.6.4. Emotionserkennung und Emotionswahrnehmung Im Mittelpunkt der Erfassung der Emotionswahrnehmung steht das bewusst wahrgenommene subjektive Erleben im Zusammenhang mit einem Stimulus (Joos et al. 2009). Dies bedeutet, dass Mentalisierungsvorgänge notwendig sind. Ergänzend ist davon auszugehen, dass (unbewusste) assoziierte psychophysiologische Prozesse ablaufen. Relevant aus Forschungssicht ist, dass standardisierte Reaktionen auf einen gegebenen Reiz verglichen werden - im Unterscheid zu den zahlenmäßig häufigeren Selbstbeurteilungsskalen. Ein weiterer wichtiger und häufiger untersuchter Emotionsforschungsaspekt ist die Emotionserkennung, auch im Bereich der Essstörungen. Diese Studien befassen sich mit der Frage, ob Essstörungspatientinnen Defizite bei der Erkennung von Emotionen in Gesichtern anderer aufweisen. Dies spielt eine wichtige Rolle bei den Schwierigkeiten, die Essstörungspatientinnen im interpersonalen bzw. sozialen Bereich aufzeigen (z.B. Jones et al. 2008; Kessler et al. 2006; Kucharska-Pietura et al. 2004; Mendlewicz et al. 2005; ZonnevijlleBender et al. 2002). Mehrere Studien im Bereich Essstörungen zeigen letztendlich uneinheitliche Ergebnisse hinsichtlich Essstörungspatientinnen, Defizite wobei die in der Studien Emotionserkennung methodisch stark bei variieren (Kucharska-Pietura et al. 2004; Jones et al. 2008; Zonnevijlle-Bender et al. 2002). Im Folgenden soll der aktuelle Stand der Forschung zur Bedeutung der Emotionen Angst, Ärger, Ekel, Freude und Trauer bei Essgestörten aufgeführt werden. 1.6.5. Angst Bei Essstörungen zeigt sich sowohl eine hohe Komorbidität mit Angststörungen (Godart et al. 2006) als auch ein erhöhter Level an Angstwerten (Bhanji & Mattingly 1981; Bydlowski et al. 2005; Robinson et al. 1983). Allerdings reagieren Essstörungspatientinnen lediglich bei der Präsentation von essstörungsspezifischen Stimuli, wie Nahrung und Körper, mit im Vergleich zu 43 ________________________________________________________________Einleitung gesunden Kontrollen erhöhten Angstwerten (Harvey et al. 2002; Uher et al. 2003), nicht jedoch bei allgemeinen Angststimuli (Joos et al. 2009; Schienle et al. 2004; Uher et al. 2003). Dies lässt darauf schließen, dass sich die Emotion Angst bei Essstörungen überwiegend auf Bereiche der körperlichen Figur und der Nahrung bezieht (Bhanji & Mattingly 1981; Bydlowski et al. 2005; Robinson et al. 1983). 1.6.6. Ärger Fox (2009) stellt in einer Studie fest, dass das Leben von Essstörungspatientinnen von einem im Vergleich zu Gesunden stärkeren Ärgererleben geprägt ist. Als charakteristisch zeigt sich hierbei, dass die Patientinnen diese Emotion tendenziell als etwas „Überwältigendes“ erleben, das unterdrückt werden muss. Diese daraus resultierende Angst vor Ärger führt somit zu einer Emotionsunterdrückung, wie Ioannou und Fox (2009) anmerken. Bestätigt wird diese Hypothese von Fox und Harrison (2008), die beobachten, dass AN-Patientinnen nach der Induktion von Ärger ein höheres Ärgerempfinden erleben, diesen erlebten Ärger aber unterdrücken. Fassino et al. (2001) und Penas-Lledo et al. (2004) betonen besonders bei BN einen stark ausgeprägten Ärger, der seinen Ausdruck in Essanfällen und der typischen Impulsivität der BN-Patientinnen findet. BNPatientinnen scheinen ihren Ärger eher nach außen auszudrücken, wohingegen AN-Patientinnen Ärgeremotionen unterdrücken oder gegen sich selbst richten (Tiller et al. 1995; Truglia et al. 2006). Joos et al. (2009) finden, dass AN-Patientinnen beim Anblick von Ärgerbildern mehr Angst empfinden als gesunde Kontrollpatientinnen. Dies könnte durch eine gesteigerte Introversion der AN-Patientinnen und deren Tendenz, interpersonale Konflikte zu vermeiden, erklärbar sein. 44 ________________________________________________________________Einleitung 1.6.7. Ekel Nahrungsmittel, visuelle Nahrungsstimuli und körperbezogene Bilder (Form, Gewicht, Figur) lösen sowohl bei essgestörten Patientinnen als auch bei Frauen mit pathologischem Essverhalten eine im Vergleich zu Gesunden stärkere Ekelreaktion aus (Davey et al. 1998; Harvey et al. 2002; Troop et al. 2002). Schienle (2003) findet, dass Frauen die zu Essstörungen neigen, nicht nur ein erhöhtes Ekelempfinden bei spezifisch auf Figur und Nahrung bezogenen Stimuli zeigen, sondern auch bei bereichsübergreifenden Stimuli, wie z.B. neutralen und angstauslösenden Stimuli, und dies eventuell eine entscheidende Rolle bei symptomspezifischen und -übergreifenden Aspekten bei Essstörungen spielt. Dies steht allerdings im Widerspruch zu mehreren anderen Studien (Harvey et al. 2002; Troop et al. 2000; Schienle et al. 2004), sodass nach derzeitigem Forschungsstand nicht von einem allgemein erhöhten Ekelempfinden bei Essstörungen auszugehen ist. 1.6.8. Freude Anorexiepatientinnen erleben im Vergleich zu gesunden Kontrollen beim Anblick von freudeauslösenden Bildern signifikant weniger Freude (Joos et al. 2009). Dieser Befund ist mit erhöhten Depressionswerten assoziiert. Auch GilboaSchechtman et al. (2006) vermuten, dass die Defizite der Emotionswahrnehmung und -regulation bei Essstörungspatientinnen durch die komorbiden Erkrankungen Depression und Angststörungen zu erklären sind. Overton et al. (2005) beschreiben, dass die Essstörungssymptomatik vermutlich hauptsächlich zur Regulation von negativen Emotionen genutzt wird, hierdurch gleichzeitig aber auch ein Erleben von angenehmen Gefühlen ermöglicht wird. Positive Gefühle in Form von Euphorie, die aufgrund des Gefühls der Kontrolle und Erfolg durch die Nahrungsrestriktion und den Gewichtsverlust entstehen, scheinen bei der Aufrechterhaltung der Pathologie bei AN und BN eine wichtige Rolle zu spielen (Vitousek & Ewald 1993). 45 ________________________________________________________________Einleitung 1.6.9. Trauer In einer 1982 durchgeführten Studie berichten BN-Patientinnen über signifikant mehr negative Affektzustände (Johnson & Larson 1982). Die Patientinnen fühlen sich in hohem Maße besonders vor den Ess- und Brechanfällen trauriger, einsamer und schwächer. Aber auch nach den „reinigenden“ Maßnahmen bleibt ein starkes Gefühl von Trauer bei den Patientinnen zurück. Ebenso beschreiben Fox und Fromm (2009) eine starke Korrelation zwischen Essstörungssymptomen und der Emotion Trauer. Stice (1998) kann im Gegensatz dazu keinen Zusammenhang zwischen der bulimischen Symptomatik und dauerhaften negativen Gefühlszuständen feststellen. Auch Joos et al. (2009) können in einer Studie in welcher AN- und BN-Patientinnen verschiedene Bilder aus dem International Affective Picture System (IAPS) emotional bewerten, keinen Unterschied zwischen den Essstörungspatientinnen und gesunden Probandinnen bei der Wahrnehmung und dem Erleben der Emotion Trauer feststellen. 46 _______________________________________________Fragestellung und Hypothesen 2. Fragestellung und Hypothesen Ziel der vorliegenden Arbeit ist zu erfassen, inwiefern sich die emotionale Wahrnehmung von visuellen emotionalen Stimuli bei Patientinnen mit einer Essstörung (restriktive Anorexia nervosa und Bulimia nervosa) und Patientinnen mit einer depressiven Störung unterscheidet, und inwiefern es im Vergleich zu gesunden Kontrollprobandinnen zu Abweichungen kommt. Es wurden Bilder aus dem International Affective Picture System (Lang 1995) eingesetzt, um das Erleben der fünf Grundemotionen Angst, Ärger, Ekel, Freude und Trauer zu beurteilen. Der erste Teil der Untersuchung sollte der Validierung einer früheren Arbeit zur Wahrnehmung und Bewertung emotionaler Reize bei restriktiven Anorexiepatientinnen und Bulimiepatientinnen im Vergleich zu gesunden Probandinnen dienen, indem die Ergebnisse durch eine erweiterte Stichprobe essgestörter Patientinnen überprüft wurden. In der Essstörungsgruppe wurden Patientinnen mit einer AN-R und solche mit BN unterschieden, um die beiden gegensätzlichen Pole der Essstörungspalette (restriktiv/kontrolliert– bulimisch/impulsiv) abbilden zu können (Fairburn et al. 2003). Im Hauptteil der Studie wird eine Gruppe depressiver Patientinnen mit der Essstörungsgruppe und der gesunden Kontrollgruppe verglichen. 2.1. Fragestellung Folgende Fragen sollen geklärt werden: 1. Bewerten restriktive Anorexie- und Bulimiepatientinnen visuelle emotionale Stimuli anders als gesunde Kontrollprobandinnen? 2. Bewerten depressive Patientinnen visuelle emotionale Stimuli anders als gesunde Kontrollprobandinnen? 47 _______________________________________________Fragestellung und Hypothesen 3. Wie unterscheidet sich die Emotionswahrnehmung der depressiven und essgestörten Patientinnengruppen d.h. können krankheitsübergreifende und krankheitsspezifische Veränderungen der Emotionswahrnehmung identifiziert werden? 2.2. Hypothesen Basierend auf dem Stand der aktuellen Forschung und den Ergebnissen der zu validierenden Studie, erwarten wir für die oben aufgeführten Fragestellungen folgende Ergebnisse: 1. Patientinnen beider Essstörungsgruppen und der Depressionsgruppe zeigen Veränderungen der Wahrnehmung von Stimuli, die sich auf die Emotion Ärger beziehen, und zwar in Form eines verminderten Ärgerempfindens. Die Ausprägung ist bei Patientinnen mit Depression tendenziell stärker. 2. Patientinnen mit restriktiver Anorexia nervosa reagieren auf Ärgerreize im Vergleich zu gesunden Probandinnen verstärkt mit der Emotion Angst. 3. Bilder, die sich auf die Emotion Freude beziehen, werden von allen drei Patientinnengruppen negativer erlebt. Die Ausprägung ist bei depressiven Patientinnen stärker. Insgesamt ist dies auf die erhöhten Depressionswerte (Beck Depressionsindex, BDI) zurückzuführen. 4. Depressive Patientinnen zeigen bei Stimuli, welche die Emotion Trauer darstellen, ein vermindertes Trauererleben, wohingegen Patientinnen mit Essstörungen hier keine Veränderungen zeigen. 5. Die Emotion Angst wird von der Depressionsgruppe, der Essstörungsgruppe und den gesunden Probandinnen in vergleichbarer Form wahrgenommen. 48 ____________________________________________________Material und Methoden 3. Material und Methoden Der Versuchsaufbau wurde entsprechend der 2009 veröffentlichten und an der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg i.Br. durchgeführten Studie konzipiert, um den direkten Vergleich beider Studien zu ermöglichen (Cabrillac 2008; Joos et al. 2009). Die Grundlage unserer Untersuchung beruht hierbei auf einem Bilderset aus dem sogenannten International Affective Picture System (IAPS, siehe Kapitel 3.3.1.), das genutzt wurde, um das Erleben der fünf Grundemotionen Angst, Ärger, Ekel, Freude und Trauer bei den Studienteilnehmerinnen zu untersuchen. Im folgenden Abschnitt soll zunächst der Ablauf der Patientenrekrutierung erläutert werden. Der Versuchsaufbau, der Fragebogen und die Zusammenstellung des Bildersets werden in Kapitel 3.2. und 3.3. beschrieben. 3.1. Stichprobe Für diese Studie wurden insgesamt vier Probandengruppen rekrutiert: depressive Patientinnen (D), essgestörte Patientinnen (ED), aufgeteilt in eine Gruppe mit restriktiver Anorexia nervosa (AN-R, in Tabellen und Grafiken vereinfacht als AN bezeichnet) und eine Gruppe mit Bulimia nervosa (BN), und eine Vergleichsgruppe mit gesunden Kontrollprobandinnen (C). Die Ein- und Ausschlusskriterien werden im Folgenden beschrieben. Die Patientenrekrutierung für diese Studie beschränkte sich bei allen Probandengruppen auf das weibliche Geschlecht, da Essstörungen deutlich häufiger beim weiblichen Geschlecht auftreten und geschlechtsspezifische Unterschiede ausgeschlossen werden sollten. Die Patientinnenrekrutierung erfolgte in einem Zeitraum von November 2005 bis Februar 2010. Die Patientinnen wurden auf der Station, in der Tagesklinik und der Ambulanz der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des 49 ____________________________________________________Material und Methoden Universitätsklinikums Freiburg i.Br. sowie auf der Station für depressive Erkrankungen der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg i.Br. und in der Werner-Schwidder-Klinik (Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Bad Krozingen) rekrutiert. 3.1.1. Einschlusskriterien: Depressionsgruppe: In die Gruppe der Depressionspatientinnen wurden Patientinnen eingeschlossen, welche die Kriterien einer depressiven Episode nach ICD-10 und einen BDI (Beck Depression Inventary, siehe Kapitel 3.2.) von mindestens 11 Punkten erfüllten. Außerdem mussten die Patientinnen unter 40 Jahre alt sein, um die Vergleichbarkeit mit der Essstörungsgruppe zu gewährleisten. Sie durften keine Esspathologie aufweisen. Anorexiegruppe: In die Gruppe der Anorexiepatientinnen wurden Patientinnen eingeschlossen, welche die Kriterien der restriktiven Anorexia nervosa nach ICD-10 (WHO 2005) seit mindestens einem Jahr erfüllten, und keine Ess- oder Brechanfälle in den vergangenen zwei Jahren gehabt hatten. Bulimiegruppe: In die Gruppe der Bulimiepatientinnen wurden Patientinnen eingeschlossen, welche die Kriterien der Bulimia nervosa nach ICD-10 seit mindestens einem Jahr erfüllten (WHO 2005). Kontrollgruppe: Die Kontrollpersonen durften, wie bereits erwähnt (Cabrillac 2008; Joos et al. 2009), weder unter einer aktuellen oder einer in der Vergangenheit liegenden Essstörung noch unter einer aktuellen sonstigen psychischen Störung (inklusive einer Depression) leiden. 50 ____________________________________________________Material und Methoden 3.1.2. Ausschlusskriterien: - Alter unter 18 Jahre, über 40 Jahre - aktueller Substanzmissbrauch - neurologische, insbesondere zerebrale Erkrankung - Psychosen oder im Vordergrund stehende schwere Persönlichkeitsstörungen - männliche Patienten 3.2. Messinstrumente Bevor die rekrutierten Patientinnen und Probandinnen an der hier beschriebenen Studie teilgenommen haben, wurde mit ihnen ein Vorgespräch, unter anderem zur Erhebung einiger Basisdaten geführt. Es wurden folgende Basisdaten erhoben: 1. Bei allen drei Patientinnen- und Probandinnen-Gruppen: - Alter - Alter bei Beginn der Erkrankung - Body-Mass-Index (BMI; Größe und Gewicht) - Einnahme von Medikamenten/Hormonpräparaten, Nikotin, Alkohol, Drogen (anhand des Arztbriefes und Patientenbefragung) - Bisherige Behandlung - Komorbidität (anhand des Arztbriefes und Patientenbefragung) - Schulbildung, Beruf - Familienstand und Partnersituation 2. Zusätzlich bei der Essstörungsgruppe: - Mindest-BMI (geringster BMI im Krankheitsverlauf) - Art und Ausmaß der Essstörung (Häufigkeit von Ess-, Brechattacken, sonstige gewichtsreduzierende Maßnahmen, Diät, Sport, Menstruation, körperliche Beschwerden) 51 ____________________________________________________Material und Methoden Zur Erfassung von Krankheitspathologie und Ausmaß der Erkrankung bei den rekrutierten Patientinnen wurden bei der Essstörungsgruppe das Eating Disorder Inventory 2 (EDI-2) und das Beck Depression Inventory (BDI) eingesetzt. Bei der Depressionsgruppe wurde ebenfalls das Beck Depression Inventory (BDI) genutzt. Beide Fragebögen wurden zum Vergleich bei den gesunden Probandinnen eingesetzt. Zur Erfassung der kristallinen Intelligenz wurde bei allen Gruppen ein Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest (MWT-B) eingesetzt. Im Folgenden werden die in der Studie verwendeten Fragebögen beschrieben. Beck Depression Inventory – BDI (Beck and Beamesderfer 1974) Der BDI ist ein Selbstbeurteilungsfragebogen, welcher der Erfassung des Schweregrades einer depressiven Symptomatik dient. Der Fragebogen wird seit über 30 Jahren sowohl national als auch international eingesetzt und ist gut validiert. Der BDI entstand durch Beobachtungen depressiver Patienten und enthält alle bei einer depressiven Symptomatik als relevant betrachteten Beschwerden. Folgende Punkte werden als zentrale Themen in dem Inventar abgebildet: - Stimmung - Selbstwert - Schuldgefühle - Suizidalität - Schlaf - Appetit - Gewicht - Libido Der zeitliche Bearbeitungsaufwand beträgt etwa 10 Minuten, hierbei wird vom Patienten für jedes der in dem Fragebogen enthaltenen 21 Items ein Wert von 0 (keine Symptome) bis 3 (starke Symptome) angegeben. 52 ____________________________________________________Material und Methoden Je nach Gesamt-Score ergibt sich folgende Bewertung (Hautzinger et al. 1995): Gesamt-Score 00-10 : unauffälliger, normaler Befund Gesamt-Score 11-17 : milde bis mäßige depressive Symptomatik Gesamt-Score ab 18 : klinisch relevante Depression Eating Disorder Inventory – EDI-2 (Garner et al. 1983) Der EDI-2 zählt seit vielen Jahren zu den mit am häufigsten international eingesetzten Fragebögen bei Essstörungen. Er dient der mehrdimensionalen Erfassung der psychopathologischen Aspekte der Essstörungen sowie des pathologischen Verhaltens bei Anorexia und Bulimia nervosa. Die Normierung des Bogens erfolgte anhand von Stichproben von 246 Patienten mit Anorexia nervosa, 217 Patienten mit Bulimia nervosa und 288 Kontrollpersonen. Außerdem zeigt sich eine gute Validität. Es handelt sich um einen Selbstbeurteilungsbogen, dessen Bearbeitungsdauer etwa 15 bis 20 Minuten beträgt. Inhaltlich werden folgende acht Bereiche erfasst: - Schlankheitsdruck - Bulimie (Beschäftigung mit Nahrung und unkontrollierten Ess- und Brechattacken) - Körperliche Unzufriedenheit - Ineffektivität - Perfektionismus - Zwischenmenschliches Misstrauen - Interozeptive Wahrnehmung - Reifungsängste (Ängste vor dem Erwachsenwerden) Die ersten drei Skalen werden als essstörungsspezifisch bezeichnet (Fairburn & Harrison 2003; Hartmann et al. 2009): Die Skala „Schlankheitsdruck“ spiegelt die exzessive Beschäftigung mit Diät und Gewicht bzw. die Angst an Gewicht zuzunehmen wider, während die Skala „Bulimie“ die Intensität der Beschäftigung mit Nahrung und unkontrollierbaren Ess- und Brechattacken beschreibt. Die dritte Skala bezeichnet die Körperunzufriedenheit. Wir konzentrierten uns auf die ersten zwei spezifischen Skalen, da Schlankheitsdruck ein essstörungsübergreifendes 53 ____________________________________________________Material und Methoden Phänomen darstellt (Garner 1991) und Bulimie spezifisch die bulimische Symptomatik erfasst (Hartmann et al. 2009). Normstichproben ermöglichen die Berechnung von T-Werten, die einen direkten Vergleich mit Normdaten erlauben (Mittelwert der Normstichprobe = 50, SD = 10). Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest – MWT-B (Lehrl 1977) Dieser Fragebogen dient der Messung des allgemeinen Intelligenzniveaus, speziell der orientierenden Erfassung der verbalen kristallinen Intelligenz. Er besteht aus 37 nach Schwierigkeitsgrad angeordneten Wortreihen, welche jeweils aus einem umgangs- oder wissenschaftssprachlich bekanntem Wort und vier fiktiven Wortkonstruktionen bestehen. Aufgabe der Probandinnen und Patientinnen ist es, das richtige, bekannte Wort zu finden und einzukreisen. Hierbei unterliegen sie keiner zeitlichen Begrenzung. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer beträgt etwa 5 bis 10 Minuten. Anschließend kann die Gesamtzahl der richtig angekreuzten Wörter mit den Leistungen einer repräsentativen Stichprobe deutschsprachiger Erwachsener von 20 bis 64 Jahren verglichen werden. Da es sich bei dem MWT um die Erhebung einer Wissensstichprobe handelt, werden hierbei nur geringe Anforderungen an die aktuell verfügbare Leistungsfähigkeit des Probanden gestellt, daher werden die Ergebnisse auch kaum von leichten bis mittelschweren psychischen Störungen beeinflusst. Außerdem wurde bei Erarbeitung des Tests darauf Wert gelegt, dass situative Belastungen und Störeinflüsse das Testergebnis innerhalb bestimmter Grenzen nicht beeinflussen. Durch Standardisierung der Anweisung, Durchführung, Auswertung und Interpretation wird außerdem eine hohe Objektivität erzielt. Beispiele der im MWT aufgeführten Wortreihen: Nale – Sahe – Nase – Sehna Siziol – salzahl – sozihl – sziam – sozial Adept – Padet – Edapt – Epatt – Taped 54 ____________________________________________________Material und Methoden 3.3. Versuchsaufbau und Ablauf der Untersuchung Die Untersuchung auf welcher die in dieser Arbeit beschriebene Studie basiert setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen, welche teilweise bereits im vorangegangenen Teil beschrieben wurden: 1. Aufklärung der Patientinnen und Probandinnen 2. Einverständniserklärung 3. Erhebung der Basisdaten 4. Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest (MWT-B) 5. Beck-Depression-Inventory (BDI) 6. Bei der Essstörungsgruppe: Eating Disorder Inventory (EDI-2) 7. Fragebogen zu dem aus dem IAPS ausgewählten Bilderset Zu Beginn der Untersuchung wurden die Patientinnen und Probandinnen sowohl schriftlich durch ein Informationsblatt, als auch mündlich über den Ablauf der Studie informiert. Anschließend erfolgte vor Beginn des Experiments die Unterzeichnung einer Einverständniserklärung. Daraufhin erfolgte die Erhebung der bereits beschriebenen Basisdaten sowie die Bearbeitung des MWT-Bogens und die Selbstbeurteilung mittels des BDI und des EDI-2 durch die Patientinnen und Probandinnen. Im Anschluss erfolgte anhand eines Fragebogens die Bewertung des im Rahmen dieser Studie zusammengestellten Bildersets. 3.3.1. Bilderset und Ratingbogen für die affektiven Stimuli Bilderset für die affektiven Stimuli Im Rahmen unserer Studie wurden aus der Datenbank des International Affective Picture Systems (IAPS) 31 affektive Bilder ausgewählt und den Patientinnen am Computer gezeigt (Lang 1995). 55 ____________________________________________________Material und Methoden Das IAPS ist eine international genutzte und gut validierte Sammlung von Farbfotos, die u.a. im Rahmen von Emotionsstudien eingesetzt wird. Vor der Entwicklung des IAPS waren die bei Emotionsstudien eingesetzten Methodiken oft nicht untereinander vergleichbar, da sie sich in vielerlei Hinsicht unterschieden. Um dies zu vermeiden, wurden mit dem IAPS standardisierte affektive Stimuli mit Normwerten für weibliche und männliche Stichproben eingeführt, die sowohl eine bessere Reizauswahl sowie eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse verschiedener Studien ermöglichten. Die ursprüngliche emotionale Bewertung der Bildersammlung beruhte auf den drei Emotionsdimensionen: Valenz, Arousal und Dominanz (Lang 1995), wobei es neuere Arbeiten gibt, die eine Charakterisierung der Bilder entsprechend kategorialer Eigenschaften anhand der Basisemotionen favorisieren (Mikels et al. 2005). In der 2009 veröffentlichten und an der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg i.Br. durchgeführten Studie (Cabrillac 2008; Joos et al. 2009) wurde ebenfalls auf die kategoriale Einteilung und Bewertung fokussiert, um subjektives emotionales Erleben möglichst differenziert zu erfassen. Die dimensionale Bewertung der Bilder nach Valenz wurde zwar ebenfalls eingesetzt, konnte aber keine differentiellen Veränderungen der Emotionswahrnehmung nachweisen, da diese vermutlich zu unspezifisch ist. Aus diesen Gründen wurde die dimensionale Bewertung der IAPS-Bilder zwar in unsere Studie mit aufgenommen, die Ergebnisse aber bei der Auswertung nicht berücksichtigt. Den Studienteilnehmerinnen unserer Studie wurden folgende Bilder aus dem IAPS in dieser Reihenfolge präsentiert: 2000, 2037, 2312, 1080, 2154, 2230, 2130, 2020, 2100, 2491, 2110, 2120, 2190, 2700, 2200, 2900.1, 2010, 6243, 2303, 2681, 2691, 2030, 2280, 2399, 1114, 2455, 2606, 2278, 2530, 2683, 2352 56 ____________________________________________________Material und Methoden Der Großteil der Bilder zeigt Menschen in möglichst eindeutigen Gefühlslagen oder Situationen (z.B.: weinende Kinder, lachende Menschen, Kriegssituation etc.). Beispielbilder: Ratingbogen für die affektiven Stimuli Die Aufgabe der Studienteilnehmerinnen bestand darin, jedes der oben erwähnten 31 Bilder am Computer anzuschauen und dann anhand eines, im folgenden erläuterten Bewertungsbogens, zu beschreiben, welche Emotionen sie dabei erleben. Diese emotionale Bewertung erfolgte anhand eines eigens dafür erstellten Fragebogens, welcher den Patientinnen und Probandinnen in Papierform vorlag (Abb. 3-1). Dieser Fragebogen bestand entsprechend der Anzahl der Bilder aus 31 Untereinheiten. Diese waren jeweils gleich aufgebaut und durch die dazugehörigen Bildnummern den Fotos der Präsentation in passender Reihenfolge zugeordnet. 57 ____________________________________________________Material und Methoden Hierbei wurden jeweils die fünf Grundemotionen Ärger, Angst, Trauer, Freude und Ekel und die bereits oben erwähnten drei Emotionsdimensionen Valenz, Dominanz und Erregung anhand einer numerischen Skala von 1 bis 7 aufgeführt. Die Grundemotionen wurden ausschließlich anhand dieser numerischen Skala bewertet, wobei „1“ für „gar nicht“ und „7“ für „extrem“ stand. Die verschiedenen Emotionsdimensionen wurden ergänzend anhand der von Lang et al. (1995, 2005) eingeführten SAMs (Self-Assessment Manikins) kategorisiert. Die Aufgabe der Studienteilnehmerinnen bestand darin, nach Betrachten eines Bildes die dabei in ihnen ausgelösten Gefühle anhand der beschriebenen Skalen festzuhalten, indem sie die entsprechende Zahl ankreuzten, wobei nur volle Zahlen als Auswahlmöglichkeit zur Verfügung standen. Die Durchführung unterlag zeitlich keiner Begrenzung. Ärger gar nicht extrem Angst gar nicht extrem Trauer gar nicht extrem Freude gar nicht extrem Ekel gar nicht extrem Angenehm gar nicht extrem Erregung gar nicht extrem Dominanz gar nicht extrem Abbildung 3-1: Ratingbogen für die affektiven Stimuli 58 ____________________________________________________Material und Methoden 3.4. Auswertung und Einteilung der affektiven Bilder Die Einteilung der ausgewählten affektiven Bilder hinsichtlich Emotionskategorien entsprechend der Basisemotionen wurde bereits während einer früheren Studie zur Emotionswahrnehmung bei essgestörten Patientinnen in unserer Abteilung vorgenommen (Cabrillac 2008; Joos et al. 2009). Daher stützt sich die im Folgenden erläuterte Beschreibung auf diese Arbeit. Die Einteilung der Bilder soll im Folgenden nochmals dargestellt werden, da es sich um ein komplexes Procedere handelt, welches auch von anderen Autoren ausgeführt und diskutiert wird (Mikels et al. 2005). Kategoriale Einteilung der ausgewählten IAPS Bilder Ziel dieses Schrittes war es, die Bilder in Kategorien einzuteilen, die für reine Emotionen, wie z.B. „Ärger“ oder „Freude“, oder gemischte Emotionen, wie z.B. „Angst-Ärger“, typisch sind. Die IAPS-Bilder sind wie oben beschrieben ursprünglich nach Emotionsdimensionen charakterisiert (Lang et al. 2005). Eine valide Einteilung der Bilder nach Emotionskategorien besteht noch nicht. Für einige IAPS-Bilder liegen bereits Typisierungsversuche aus anderen Untersuchungen vor (Mikels et al. 2005). Für unsere Untersuchung wurden Referenzwerte anhand unserer Ergebnisse der Gruppe mit gesunden Probandinnen errechnet. Hierbei wurden der Mittelwert und das 95%-Konfidenzintervall für die fünf Grundemotionen (Ärger, Angst, Trauer, Freude, Ekel) zum einen von allen Bildern zusammen errechnet und zum anderen für jedes Bild einzeln bestimmt. Dadurch konnten die Werte jedes einzelnen Bildes mit den Referenzwerten des gesamten Bildersets verglichen werden. Zur Erfassung der emotionalen Kategorien der einzelnen Bilder wurden zunächst die drei folgenden Charakterisierungswege der Bilder gewählt und im Anschluss daran verglichen: 59 ____________________________________________________Material und Methoden Einteilung 1 (Rating = 4): Ist der Mittelwert des Gefühls „X“ für ein bestimmtes Bild gleich oder größer als 4 (auf der numerischen Skala von 1 bis 7), so ist es ein typisches „X“-Bild. Beispiel Bild Nr. 2020: Mittelwert des Ratings der Kontrollprobandinnen für Ärger = 1,2 Mittelwert des Ratings der Kontrollprobandinnen für Freude = 4,62 Bild Nummer 2020 ist nach dieser Einteilung typisch für Freude (4,62>4) aber nicht für Ärger (1,2<4) Einteilung 2 (untere Grenze des 95%-Konfidenzintervalls im Vergleich zum Referenzmittelwert eines Gefühls „X“): Liegt die untere Grenze des 95%-Konfidenzintervalls vom Gefühl „X“ eines Bildes über dem Referenzmittelwert, so wird das Bild als charakteristisch für Gefühl „X“ eingestuft. Hierbei bezeichnet der „Referenzmittelwert“ den Mittelwert (eines Gefühls „X“) von allen Bildern. Beispiel Bild Nr. 2020: 95%-CI für Ärger = 0,99 – 1,42 Referenzmittelwert für Ärger = 2,34 95%-CI für Freude = 3,87 – 5,38 Referenzmittelwert für Freude = 2,47 Bild Nummer 2020 ist nach dieser Einteilung typisch für Freude (3,87>2,47) aber nicht für Ärger (0,99<2,34) Einteilung 3 (untere Grenze des 95%-Konfidenzintervalls im Vergleich zum 75%Quartil-Referenzwert eines Gefühls „X“): Liegt die untere Grenze des 95%-Konfidenzintervalls von Gefühl „X“ eines Bildes über dem oberen Quartil (75%-Quartil) aller Bilder (d.h. dem aus der Gesamtheit der Bilder errechneten 75%-Quartil-Referenzwert für Gefühl „X“), so wird das Bild als charakteristisch für Gefühl „X“ eingestuft. Durch diese 60 ____________________________________________________Material und Methoden Einteilung kann der emotionale Inhalt eines Gefühls „X“ in einem Bild mit besonders hoher Sicherheit definiert werden. Beispiel Bild Nr. 2020: 95%-CI für Ärger bei Nr.2020 = 0,99 – 1,42 75%-Quartil aller Bilder für Ärger = 3,0 95%-CI für Freude bei Nr. 2020 = 3,87 – 5,38 75 %-Quartil aller Bilder für Freude = 4,0 Bild Nummer 2020 ist nach dieser Einteilung weder typisch für Freude (3,87<4) noch für Ärger (0,99<3). Anhand dieser drei verschiedenen Einteilungsarten wurde jeweils bestimmt für welche Emotionen jedes der eingesetzten Bilder typisch ist. Hierbei wurde unterschieden, ob es sich bei dem Foto um ein „reines“ Bild, also nur eine Emotion enthaltend, oder ein „gemischtes“ Bild, welches mehrere Emotionen enthält, handelt (Abb. 4-2). Beispiel: Bild Nr.2020 Nach den Einteilungen 1 und 2 ist das Bild Nr.2020 ein reines Freudebild. Nach Einteilung Nummer 3 ist dieses Bild für keine Emotion typisch. Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse unserer Studie wurde anhand von Bildergruppen, entsprechend der Basisemotionen einschließlich „gemischter Kategorien“ (z.B. (z.B. „Trauerbilder“) „Angst-Ärger-Bilder“) vorgenommen. Es wurden aus jeder Bilderklasse drei Bilder ausgesucht, wobei eine hohe Übereinstimmung in den drei oben beschriebenen statistischen Einteilungsarten angestrebt wurde. Im Anschluss daran wurde pro Probandin für jede Emotion und jede Bildergruppe der Mittelwert zu den drei Bildern errechnet. Dann wurden die Durchschnittswerte der Probandinnengruppen für alle bewerteten Emotionen für jede Bildergruppe errechnet. Beispielsweise wurden für „Angst-Ärger-Bilder“ jeweils ein Mittelwert für die Emotionen Angst, Ärger, Trauer, Freude, Ekel für 61 ____________________________________________________Material und Methoden die Anorexie-, Bulimie-, Depressions- und Kontrollgruppe separat errechnet und die Mittelwertunterschiede mittels Varianzanalyse auf statistische Signifikanz geprüft (s.u.). Zunächst erfolgte ein Dreigruppenvergleich der Gruppen AN-R, BN und C um Unterschiede der Essstörungspatientinnen im Vergleich zu Gesunden zu erfassen. Anschließend wurden die Gruppen D, ED (AN-R und BN) und C verglichen. Dabei wurden alle ED in einer Gruppe zusammengefasst, sofern sich im ersten Rechenschritt keine Unterschiede zwischen AN-R und BN ergeben hatten. Zusätzlich wurde der BDI als Kovariate zur Erfassung der depressiven Stimmungsauslenkung in die Auswertung miteinbezogen. 3.5. Statistische Verfahren Bei der Beurteilung und Auswertung unserer Ergebnisse wurden zur Beschreibung der Stichproben und der Verteilung der Variablen einfache deskriptive Statistiken (Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler) eingesetzt. Für die Deskription nominaler Variablen wurden zusätzlich Häufigkeitsauszählungen verwandt. Mittelwertunterschiede wurden mittels einfaktorieller Varianzanalyse (ohne Messwiederholung) auf Signifikanz getestet. Bei Signifikanz wurden post hoc mittels students-t-tests Gruppenunterschiede erfasst. Bei signifikanten Unterschieden wurde außerdem der Einfluss möglicher konfundierender Variablen, insbesondere der Depressionsschwere, d.h. des BDI, getestet. Als Signifikanzniveau legten wir p < 0,05 fest. Zur statistischen Analyse wurde SAS-JMP V.6 eingesetzt (Sall et al. 2004). 62 _______________________________________________________________Ergebnisse 4. Ergebnisse 4.1. Stichprobenbeschreibung In dem Zeitraum vom 03.11.2005 bis zum 10.02.2010 wurden die folgenden 87 Patientinnen und Probandinnen rekrutiert: 35 Patientinnen mit einer depressiven Erkrankung (D) 52 Patientinnen mit einer Essstörung (ED): 23 Patientinnen mit Anorexia nervosa des restriktiven Typs (AN-R, in Tabellen und Grafiken vereinfacht als AN bezeichnet) 29 Patientinnen mit Bulimia nervosa (BN) 25 gesunde Frauen (C) 15 der AN-R- und 19 der BN-Patientinnen waren Teil einer früheren Emotionsuntersuchung, ebenso wie die Kontrollgruppe (Cabrillac 2008; Joos et al. 2009). Das Alter der Patientinnen betrug durchschnittlich 27,6 Jahre (SD = 5,7) bei D; 24,0 (SD = 4,7) bei AN-R; 26,2 (SD = 6,3) bei BN und 27,4 (SD = 5,5) bei der gesunden Kontrollgruppe, ohne signifikante Unterschiede (Tab. 4-1). Der BDI-Wert betrug bei der Depressionsgruppe 21,3 (SD = 8,6). Dies entspricht einer mittelgradigen Depression. Bei beiden Essstörungsgruppen bestand eine erhebliche Komorbidität mit einer Depression. Der durchschnittliche BDI-Wert betrug bei AN-R-Patientinnen 23,2 (SD = 12,1) und bei BN-Patientinnen 23,0 (SD = 9,3). Somit zeigten die Essstörungsgruppen ebenfalls Werte einer mittelgradigen Depression. Die Kontrollgruppe zeigte einen BDI- Durchschnittswert von 4,38 (SD = 14,5). Alle drei Gruppen unterschieden sich signifikant von den Kontrollen, jedoch nicht untereinander (Tab. 4-1). Erwartungsgemäß lagen die durchschnittlichen BMI-Werte der Anorexiepatientinnen mit 16,3 kg/m2 (SD = 5,5) im untergewichtigen Bereich; die Bulimiepatientinnen hatten einen durchschnittlichen BMI-Wert von 22,2 kg/m2 (SD = 3,9) und die Kontrollgruppe von 21,2 kg/m2 (SD = 1,9). Die depressiven 63 _______________________________________________________________Ergebnisse Patientinnen bewegten sich mit durchschnittlichen Werten von 24,5 kg/m2 (SD = 4,9) im oberen Normalbereich des BMI und hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe einen höheren BMI (Tab. 4-1). Der Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest (MWT-B) ergab keine Gruppenunterschiede (Tab. 4-1). Die Essstörung bestand bei AN-R durchschnittlich seit 4,6 Jahren (SD = 3,8) und begann durchschnittlich im Alter von 19,8 Jahren (SD = 4,4). Bei BN dauerte die Essstörung im Mittel 9,1 Jahre (SD = 5,7), wobei das Erkrankungsalter bei durchschnittlich 17,2 Jahren (SD = 4,1) lag. Zur Erfassung der psychopathologischen Aspekte der Essstörungen wurde das Eating-Disorder-Inventory (EDI-2) eingesetzt. Der EDI-Score für „Schlankheitsdruck“ war sowohl bei den Anorexiepatientinnen (M = 67,5; SD = 19,9) als auch bei den Bulimiepatientinnen (M = 82,4; SD = 18,1) im Vergleich zu den gesunden Kontrollen (M = 43,0; SD = 3,1) höher. Der Wert der BNGruppe war höher als der Durchschnittswert der AN-R-Gruppe. Bei der BulimieSkala des EDIs zeigten nur Bulimiepatientinnen einen erhöhten Bulimie-Wert (M = 84,1; SD = 20,8). Die Werte der EDI-Skala für „körperliche Unzufriedenheit“ waren besonders stark erhöht bei der BN-Gruppe (M = 70,5; SD = 10,7), aber auch die AN-R-Gruppe zeigte einen hohen Durchschnittswert (M = 59,9; SD = 8,1). Der durchschnittliche Score der gesunden Kontrollen lag bei M = 45,2 (SD = 5,5) (Abb. 4-1; Tab. 4-1). 64 _______________________________________________________________Ergebnisse 120 100 Anorexia nervosa Bulimia nervosa Kontrollprobandinnen 80 60 40 20 0 67,5 82,4 43 EDI-F1 50,1 84,1 46,7 EDI-F2 59,9 70,5 45,2 EDI-F3 Abbildung 4-1: Eating-Disorder-Inventory scores F1 (Schlankheitsdruck), F2 (Bulimie), und F3 (körperliche Unzufriedenheit) der Gruppen AN, BN, C Die Ergebnisse der weiteren EDI-Skalen für die Gruppen AN-R, BN und C finden sich in der Tabelle 4-1 zur Stichprobenbeschreibung. 65 - - - - - - - - EDISchlankheitsdruck EDI-Bulimie EDIKörperunzufriedenheit EDI-Ineffektivität EDI-Perfektionismus EDI-Misstrauen EDI-Interozeption EDI-Reifungsängste Eini Tabelle 4-1: Stichprobenbeschreibnug 70,5 (15,4) 54,7 (15,9) 69,5 (20,2) 63,5 (18,6) 43,3 (8,6) 44,0 (1,7) 2,66 62,1 (15,4) 60,5 (10,9) 62,1 (15,4) 2,66 49,9 (12,2) 60,9 (15,3) 61,3(15,6) 2,63 2,66 2,66 44,5 (8,6) 73,0 (16,3) 73,5 (24,2) 2,66 2,74 2,74 3,108 3,108 3,108 3,108 df 70,5 (10,7) 45,2 (5,5) 46,7 (3) 43,0 (3,1) 31,0 (3,6) 21,3 (1,9) 4,4 (4,4) 27,4 (5,5) C (n=25) M (SD) 59,9 (8,1) 84,1 (20,8) 29,1 (3,5) 50,1 (7,5) 30,0 (4,3) 29,6 (3,5) 22,2 (3,9) 82,4 (18,1) 16,3 (1,3) 24,5 (4,9) BMI (kg/m2) 23,0 (9,3) 26,2 (6,3) BN (n=29) M (SD) 67,5 (19,9) 23,2 (12,1) 21,3 (8,6) BDI-Score MWT 24,0 (4,7) 27,6 (5,7) Alter (Jahre) AN (n=23) M (SD) D (n=35) M (SD) Stichprobe 10,5 26,6 10,79 4,80 22,43 56,41 63,82 42,94 1,22 24,74 26,53 2,21 F 0,0001 < 0,0001 < 0,0001 0,0113 < 0,0001 < 0,0001 < 0,0001 < 0,0001 ns < 0,0001 < 0,0001 ns p AN,BN>C BN,AN>C AN,BN>C AN,BN>C AN,BN>C BN>AN>C BN>AN,C BN>AN>C - D>BN,C>AN AN,BN,D>C - post-hoc t-test _______________________________________________________________Ergebnisse 66 _______________________________________________________________Ergebnisse Einige der Patientinnen wurden zum Zeitpunkt der Studie mit Psychopharmaka behandelt. Die folgende Tabelle soll einen Überblick über die von den Teilnehmerinnen eingenommenen Medikamente liefern (Tab. 4-2). D (n=35) AN (n=23) BN (n=29) Anzahl Patientinnen mit Medikation Anzahl Patientinnen mit Medikation Anzahl Patientinnen mit Medikation 7 5 9 3 1 1 4 - 1 5 1 - - - 2 2 - - Schilddrüsenhormone 5 2 4 Protonenpumpenblocker 1 - 2 Eisenpräparate 1 1 1 Statine 2 - 1 Antibabypille 4 2 3 Keine Medikamente 6 1 13 Medikamente Antidepressiva SSRI Antidepressiva – Trizyklische Antidepressiva AntidepressivaMirtazapin AntidepressivaVenlafaxin Antidepressivaphytotherapeutische PhasenprophylaktikaLithium Tabelle 4-2: Medikamenteneinnahme durch Probandinnen zum Zeitpunkt der Studie 67 _______________________________________________________________Ergebnisse 4.2. Einteilung der affektiven Stimuli in Bilderklassen Entsprechend dem in 3.4.2. beschriebenen Vorgehen wurden die für die Studie ausgewählten Bilder in folgende Bilderklassen eingeteilt (Abb. 4-2): „reine Emotionsbilder“: Bilder, die nur für ein Gefühl typisch waren „gemischte Emotionsbilder“: Bilder, die für mehrere Gefühle typisch waren „emotionsneutrale Bilder“: Bilder, die für kein Gefühl typisch waren Freude Angst Trauer Ärger Emotionsneutral Einteilung 1: M > 4 Einteilung 2: unteres 95%-CI > M (Ref) Einteilung 3: unter 95%-CI > 75%-Quartil (Ref) Abbildung 4-2: Schematische Darstellung der Bildereinteilung Die 31 Nummern entsprechen der ursprünglichen IAPS-Nummerierung (siehe 3.3.1.). Der genaue Vorgang der Bildereinteilung wird in 3.4. beschrieben. Bilder, die nach Einteilungen 1,2 oder 3 für ein Gefühl typisch sind, werden mit einem Viereck, einem Punkt und/oder einem Dreieck in dem entsprechenden Bereich dargestellt. Ist ein Bild für mehrere Gefühle gleichzeitig typisch, wird es im überlappenden Bereich der betroffenen Gefühle dargestellt. Die vier Bilder die nach keiner Einteilung typisch sind, werden als „emotionsneutral“ eingeteilt. 68 _______________________________________________________________Ergebnisse Bei der Bilderklassifizierung ergab sich eine Besonderheit: Obwohl keine Bilder der Ekelkategorie ausgewählt wurden (was eine Einschränkung der Studie ist, die in der Diskussion nochmals aufgegriffen wird), wurden 16 Bilder nach den statistischen Einteilungen 2 und 3 als typisch für das Gefühl „Ekel“ bewertet, was hier nicht berücksichtigt wurde, da der Ekel-Mittelwert für kein einziges Bild über „2“ lag (auf der Skala 1 bis 7). Dieser Sonderfall ergab sich dadurch, dass sowohl der Referenzmittelwert, als auch das Referenz-75%-Quartil für Ekel den Wert „1“ („keine Ekelempfindung“) betrugen. Sobald der untere 95%-CI der Ekelbewertung eines Bildes knapp über „1“ lag, war es somit nach Einteilung 2 und 3 typisch für dieses Gefühl. Daher haben wir bei der Bildereinteilung für die Emotionsklasse „Ekel“ ausschließlich die Einteilung 1 berücksichtigt, nach der kein Bild der Klasse „Ekel“ zugeordnet wird. Es ergaben sich folgende Bilderklassen (Tab. 4-3): Reine Emotionsbilder Gemischte Emotionsbilder Angstbilder Angst / Ärgerbilder Bei diesen Bildern werden Ärgerbilder Trauer / Angstbilder keine der genannten Gefühle Trauerbilder Emotionsneutrale Bilder besonders stark empfunden Freudebilder Tabelle 4-3: Bilderklassen 69 _______________________________________________________________Ergebnisse Die den Bilderklassen zugehörigen Bilder können der Abbildung 4-2 entnommen werden. Für jede der sieben genannten Bilderklassen wurden dann jeweils drei typische Bilder ausgesucht, bei denen möglichst alle drei Charakterisierungswege übereinstimmen (siehe Kapitel 3.4.). Diese sind der Tabelle 4-4 zu entnehmen: Bildergruppe Bildnummer Angst 1080 1114 2681 Ärger 2100 2110 2130 Trauer 2230 2280 2700 Freude 2000 2010 2530 Angst-Ärger 2683 2691 6243 Angst-Trauer 2278 2455 29001 Emotionsneutral 2200 2399 2491 Tabelle 4-4: Definitive Bildergruppen Entsprechend unserem in Kapitel 3.4. vorgestellten Vorgehen wurden pro Patientin schließlich für jede Bildergruppe die Mittelwerte der einzelnen Gefühle über die drei zugehörigen Bilder berechnet und im Anschluss daran über die so aggregierten Daten die Vergleiche nach den Gruppen durchgeführt und auf Unterschiede getestet (s.u.). 70 _______________________________________________________________Ergebnisse 4.3. Emotionale Wahrnehmung der Stimuli durch Patientinnen mit restriktiver Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und gesunde Kontrollen 4.3.1. Angstbilder: (IAPS-Nummern: 1080, 1114 und 2681) Bei der Wahrnehmung der Angststimuli zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. 4.3.2. Ärgerbilder: (IAPS-Nummern: 2100, 2110 und 2130) Bei ärgertypischen Bildern empfanden Anorexiepatientinnen (M = 3,18; SD = 1,92) und Bulimiepatientinnen (M = 3,20; SD = 2,14) signifikant weniger Ärger als gesunde Kontrollprobandinnen (M = 4,47; SD = 2,12) (F = 3,21; df = 2,74; p = 0,046), wobei sich kein signifikanter Unterschied zwischen den jeweiligen Essstörungsgruppen fand (Abb. 4-3). 71 _______________________________________________________________Ergebnisse Bei Einbeziehung des BDI als Kovariate war das Ergebnis knapp nicht mehr signifikant, zeigte jedoch weiterhin einen sehr starken Trend (F = 2,94; df = 2,00; p = 0,059). * 7 * AN BN C Ärgerwerte 6 5 * signifikanter Unterschied (p < 0,05) 4 3 2 1 3,2 3,2 4,5 AN BN C Abbildung 4-3: Ärgerempfinden bei Ärgerbildern 4.3.3. Angst-Ärger-Bilder: (IAPS-Nummern: 2683, 2691 und 6243) Bei der gemischten Kategorie Angst-Ärger zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Das bei Essstörungspatientinnen (AN-R, BN) im Vergleich zu gesunden Kontrollen signifikant verminderte Ärgerempfinden bei ärgertypischen Bildern war in dieser gemischten Kategorie nicht zu beobachten. 72 _______________________________________________________________Ergebnisse 4.3.4. Trauerbilder: (IAPS: 2230, 2280 und 2700) Bei der affektiven Bewertung der trauertypischen Bilder zeigten sich bei keiner Emotion signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen AN-R, BN und C. 4.3.5 Angst-Trauer-Bilder: (IAPS-Bilder: 2278, 2455 und 29001) Es fanden sich in der gemischten Kategorie Angst-Trauer keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen bei der emotionalen Bewertung. 4.3.6. Freudebilder: (IAPS-Nummern 2000, 2010 und 2530) Bei freudetypischen Bildern empfanden sowohl Anorexiepatientinnen (M = 4,28; SD = 1,25) wie auch Bulimiepatientinnen (M = 4,66; SD = 1,61) signifikant 73 _______________________________________________________________Ergebnisse weniger Freude als gesunde Kontrollen (M = 5,61; SD = 1,04) (F = 6,45; df = 2,74; p = 0,003) (Abb. 4-4). Dieser Unterschied zeigt sich nach der Einberechnung des BDI als Kovariate jedoch als nicht mehr signifikant. * 7 * AN BN C Freudewerte 6 5 * signifikanter Unterschied (p < 0,05) 4 3 2 1 4,3 4,7 5,6 AN BN C Abbildung 4-4: Freudeempfinden bei Freudebildern 74 _______________________________________________________________Ergebnisse 4.4. Emotionale Wahrnehmung der Stimuli durch Depressionspatientinnen, Essstörungspatientinnen und gesunde Kontrollen 4.4.1. Angstbilder: (IAPS-Nummern: 1080, 1114 und 2681) Bei der Wahrnehmung angsttypischer Bilder zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen (Abb. 4-5; Tab. 4-5). 7 Depression Emotionswerte 6 Essstörungen 5 Kontrollprobandinnen 4 3 2 1 Ekel Freude Trauer Angst Ärger Abbildung 4-5: Bewertung der Angstbilder 75 _______________________________________________________________Ergebnisse Emotion Angst Ärger Trauer Freude Ekel Gruppe M SD D ED C D ED C D ED C D ED C D ED C 3,99 3,76 4,41 2,20 2,01 2,44 1,50 1,26 1,23 1,46 1,33 1,12 3,37 3,16 2,90 1,56 1,69 1,71 1,35 1,21 1,31 0,90 0,63 0,43 0,77 0,60 0,33 1,53 1,78 1,49 F df p Post hoc t-test 1,30 2,109 0,28 - 1,00 2,109 0,37 - 1,52 2,109 0,22 - 2,20 2,109 0,11 - 0,58 2,109 0,56 - Tabelle 4-5: Bewertung der Angstbilder 4.4.2. Ärgerbilder: (IAPS-Nummern: 2100, 2110 und 2130) Bei der Bewertung von Ärgerbildern zeigten sowohl depressive Patientinnen (M = 3,20; SD = 1,90) wie auch Essstörungspatientinnen (M = 3,19; SD = 2,03) signifikant weniger Ärger als gesunde Frauen (M = 4,47; SD = 2,12) (F = 3,90; df = 2,109; p = 0,0231). Dieser signifikante Unterschied blieb auch nach Einberechnung des BDI-Werts als Kovariate bestehen (Abb. 4-7; Tab. 4-7). Desweiteren zeigten sich signifikante Ergebnisse bei der Ekelempfindung bei Präsentation der Stimuli der Kategorie Ärger. So gaben depressive Patientinnen (M = 2,61; SD = 1,78) höhere Ekelwerte im Vergleich zu den gesunden 76 _______________________________________________________________Ergebnisse Kontrollen (M = 1,55; SD = 0,91) an (F = 4,07; df = 2,109; p = 0,020). Dieses Ergebnis blieb auch bei Einberechnung des BDI als Kovariate signifikant (Abb. 48; Tab. 4-8). Depressive zeigten außerdem (M = 3,38; SD = 1,81) einen Trend hinsichtlich eines vermehrten Angstempfindens bei Ärgerbildern im Vergleich zu der Essstörungs- (M = 2,60; SD = 1,45) und der Kontrollgruppe (M = 2,59; SD = 1,45). Ansonsten ergaben sich keine weiteren signifikanten Ergebnisse bei der affektiven Bewertung der Ärgerbilder (Abb.4-6; Tab. 4-6). °* °* 7 Depression Emotionswerte 6 Essstörungen 5 °* Kontrollprobandinnen 4 * signifikanter Unterschied (p< 0,05) 3 ° signifikanter Unterschied (p< 0,05) bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 2 1 Ekel Freude Trauer Angst Ärger Abbildung 4-6: Bewertung der Ärgerbilder °* °* 7 Depression 6 Essstörungen 5 °* Kontrollprobandinnen 4 3 2 1 Ekel Freude Trauer Angst Ärger 77 _______________________________________________________________Ergebnisse Emotion Gruppe M SD D ED C D ED C D ED C D ED C D ED C 3,38 2,60 2,59 3,20 3,19 4,47 2,25 1,72 1,79 1,26 1,31 1,15 2,61 2,03 1,55 1,81 1,45 1,45 1,90 2,03 2,12 1,05 1,60 1,06 0,48 0,63 0,37 1,78 1,40 0,90 Angst Ärger Trauer Freude Ekel F df p Post hoc t-test 3,00 2,109 0,05 - 3,90 2,109 0,02* C > ED, D 2,00 2,109 0,14 - 0,82 2,109 0,44 - 4,07 2,109 0,02* D > ED, C Tabelle 4-6: Bewertung der Ärgerbilder °* 7 °* D ED C Ärgerwerte 6 5 4 * signifikanter Unterschied (p < 0,05) 3 ° signifikanter Unterschied (p < 0,05) bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 2 1 3,2 3,2 4,5 D ED C Abbildung 4-7: Ärgerempfinden bei Ärgerbildern 78 _______________________________________________________________Ergebnisse Effekt Statistiken F df p 2,95 3,108 0,036* Kovariate BDI 1,04 1 0,31 Gruppeneffekt 3,89 2 0,023* Kontraste t df p Gruppe [D] vs [C] -1,77 1 0,080 Gruppe [ED] vs [C] -1,97 1 0,0514 Gesamtmodell Tabelle 4-7: Emotion Ärger bei Ärgerbildern bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 7 D ED C Ekelwerte 6 ° * 5 * signifikanter Unterschied (p < 0,05) 4 ° signifikanter Unterschied (p < 0,05) bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 3 2 1 2,6 2,0 1,5 D ED C Abbildung 4-8: Ekelempfinden bei Ärgerbildern 79 _______________________________________________________________Ergebnisse Effekt Statistiken F df p 2,70 3,108 0,049* Kovariate BDI 0,04 1 0,82 Gruppeneffekt 3,42 2 0,037* Kontraste t df p Gruppe [D] vs [C] 2,61 1 0,0105* Gruppe [ED] vs [C] -0,06 1 0,95 Gesamtmodell Tabelle 4-8: Emotion Ekel bei Ärgerbildern bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 4.4.3. Angst-Ärger-Bilder: (IAPS-Nummern: 2683, 2691 und 6243) Depressive Patientinnen erlebten signifikant mehr Ekel (M = 3,00; SD = 1,97) als gesunde Kontrollen (M = 1,73; SD = 1,11) (F = 4,44; df = 2,109; p = 0,014). Nach Einbeziehung des BDI-Werts zeigte sich dieser Befund als weiterhin signifikant (Abb. 4-10; Tab. 4-10). Die Bewertung der gemischten Kategorie Angst-Ärger ergab ansonsten keine weiteren signifikanten Ergebnisse (Abb. 4-9; Tab. 4-9). 80 _______________________________________________________________Ergebnisse 7 Depression Emotionswerte 6 °* Essstörungen 5 Kontrollprobandinnen 4 * signifikanter Unterschied (p < 0,05) 3 ° signifikanter Unterschied (p < 0,05) bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 2 1 Ekel Freude Trauer Angst Ärger Abbildung 4-9: Bewertung der Angst-Ärger-Bilder Emotion Angst Ärger Trauer Freude Ekel Gruppe M SD D ED C D ED C D ED C D ED C D ED C 4,54 4,30 4,59 4,80 4,51 5,05 3,75 3,13 2,95 1,03 1,08 1,12 3,00 2,37 1,73 2,09 1,65 1,62 1,58 1,73 1,72 1,93 1,67 1,93 0,12 0,22 0,29 1,97 1,59 1,11 F df p Post hoc t-test 0,30 2,109 0,74 - 0,95 2,109 0,39 - 1,80 2,109 0,171 - 1,44 2,109 0,24 - 4,44 2,109 0,014* D>C Tabelle 4-9: Bewertung der Angst-Ärger-Bilder 81 _______________________________________________________________Ergebnisse 7 °* 6 Ekelwerte D ED C 5 * signifikanter Unterschied (p < 0,05) 4 ° signifikanter Unterschied (p < 0,05) bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 3 2 1 3,0 2,4 1,7 D ED C Abbildung 4-10: Ekelempfinden bei Angst-Ärger-Bildern Effekt Statistiken F df p 2,95 3,108 0,036* Kovariate BDI 0,05 1 0,82 Gruppeneffekt 3,63 2 0,03* Kontraste t df p Gruppe [D] vs [C] 2,66 1 0,0089* Gruppe [ED] vs [C] 0,13 1 0,90 Gesamtmodell Tabelle 4-10: Emotion Ekel bei Angst-Ärger-Bildern bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 82 _______________________________________________________________Ergebnisse 4.4.4. Trauerbilder: (IAPS: 2230, 2280 und 2700) Die emotionale Bewertung von Trauerbildern ergab keine signifikanten Unterschiede (Abb. 4-11; Tab. 4-11). 7 Depression Emotionswerte 6 Essstörungen 5 Kontrollprobandinnen 4 3 2 1 Ekel Freude Trauer Angst Ärger Abbildung 4-11: Bewertung der Trauerbilder 83 _______________________________________________________________Ergebnisse Emotion Angst Ärger Trauer Freude Ekel Gruppe M SD D ED C D ED C D ED C D ED C D ED C 2,82 2,76 3,01 2,22 1,93 2,12 3,99 3,90 4,51 1,24 1,24 1,17 1,62 1,34 1,28 1,67 1,47 1,54 1,39 1,11 1,03 1,52 1,73 1,72 0,45 0,40 0,32 1,22 0,70 0,50 F df p Post hoc t-test 0,22 2,109 0,80 - 0,68 2,109 0,51 - 1,14 2,109 0,32 - 0,77 - 0,23 - 0,26 1,48 2,109 2,109 Tabelle 4-11: Bewertung der Trauerbilder 4.4.5. Angst-Trauer-Bilder: (IAPS-Bilder: 2278, 2455 und 29001) Wie bei den reinen Emotionen Angst und Trauer ergaben sich auch bei der gemischten Bilderkategorie Angst-Trauer keine signifikanten Unterschiede bei der emotionalen Wahrnehmung (Abb. 4-12; Tab. 4-12). 84 _______________________________________________________________Ergebnisse 7 Depression Emotionswerte 6 Essstörungen 5 Kontrollprobandinnen 4 3 2 1 Ekel Freude Trauer Angst Ärger Abbildung 4-12: Bewertung der Angst-Trauer-Bilder Emotion Angst Ärger Trauer Freude Ekel Gruppe M SD D ED C D ED C D ED C D ED C D ED C 3,11 3,40 4,03 2,43 2,42 1,99 4,66 4,76 5,15 1,29 1,17 1,28 1,44 1,29 1,25 2,04 1,61 1,77 1,64 1,32 1,25 1,53 1,69 1,47 0,56 0,40 0,56 0,87 0,61 0,54 F df p Post hoc t-test 1,97 2,109 0,14 - 0,94 2,109 0,40 - 0,75 2,109 0,48 - 0,72 2,109 0,49 - 0,65 2,109 0,52 - Tabelle 4-12: Bewertung der Angst-Trauer-Bilder 85 _______________________________________________________________Ergebnisse 4.4.6. Freudebilder: (IAPS-Nummern 2000, 2010 und 2530) Depressions- (M = 4,11; SD = 1,19) und Essstörungspatientinnen (M = 4,49; SD = 1,46) empfanden bei Freudebildern signifikant weniger Freude als die gesunden Kontrollprobandinnen (M = 5,61; SD = 1,04) (F = 10,27; df = 2,109; p < 0,001) (Abb. 4-14; Tab. 4-14). Nach Einberechnung des BDI als Kovariate zeigte sich lediglich bei Vergleich der Depressionsgruppe und der Kontrollgruppe weiter ein Unterschied zur Kontrollgruppe. In der Bilderkategorie Freude zeigten sich neben dem oben beschriebenen Befund sonst keine weiteren signifikanten Unterschiede bei der emotionalen Wahrnehmung. Die statistischen Werte können der Tabelle 4-13 entnommen werden (Abb. 4-13; Tab. 4-13). * 7 * Depression Emotionswerte 6 Essstörungen 5 Kontrollprobandinnen 4 * signifikanter Unterschied (p < 0,05) 3 2 1 Ekel Freude Trauer Angst Ärger Abbildung 4-13: Bewertung der Freudebilder 86 _______________________________________________________________Ergebnisse Emotion Gruppe M SD D ED C D ED C D ED C D ED C D ED C 1,38 1,39 1,09 1,17 1,26 1,07 1,63 1,37 1,15 4,11 4,49 5,64 1,27 1,26 1,04 0,70 0,71 0,35 0,35 0,61 0,27 0,87 0,80 0,44 1,19 1,46 1,04 0,43 0,51 0,20 Angst Ärger Trauer Freude Ekel F df p Post hoc t-test 2,02 2,109 0,14 - 1,45 2,109 0,24 - 3,03 2,109 0,05 - 10,27 2,109 2,56 2,109 <0,0001* C > ED, D 0,08 - Tabelle 4-13: Bewertung der Freudebilder * 7 * D ED C Freudewerte 6 5 * signifikanter Unterschied (p < 0,05) 4 3 2 1 4,1 4,5 5,6 D ED C Abbildung 4-14: Freudeempfinden bei Freudebildern 87 _______________________________________________________________Ergebnisse Effekt Statistiken F df p 10,18 3,108 <0,001* Kovariate BDI 8,58 1 0,004* Gruppeneffekt 2,57 2 0,08 Kontraste t df p Gruppe [D] vs [C] -2,93 1 0,0026* Gruppe [ED] vs [C] -2,26 1 0,920 Gesamtmodell Tabelle 4-14: Emotion Freude bei Freudebildern bei Einbeziehung des BDI als Kovariate 88 _______________________________________________________________Diskussion 5. Diskussion Methodik – Aspekte und Probleme der Emotionsforschung Die Erforschung von Emotionen ist eine besondere Herausforderung und birgt eine Vielzahl von Problemen. Emotionen können nicht in vergleichbar „direkter“ Weise erforscht werden wie z.B. die Intelligenz (Ulich 1991). Sie stellen komplexe Gebilde dar, deren Erleben nicht dasselbe ist wie das Beschreiben des Erlebten. Bei Untersuchungen von Emotionen können verschiedene Ansätze gewählt werden: Induktion von Emotionen Erhebung von Emotionen im Alltag Retrospektive Erhebungen In der hier vorgestellten Studie wurde die Induktion von Emotionen durch Bilder zur Untersuchung der Emotionswahrnehmung gewählt. Bei diesem Ansatz wird aktuelles Erleben für Untersuchungszwecke experimentell hervorgerufen, was eine einfache Durchführbarkeit und eine gewisse Kontrollierbarkeit der Bedingungen garantiert. Dieser experimentelle Ansatz führt allerdings dazu, dass sich die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Alltag vermindert (Ulich 1991). Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Untersuchungen zu Emotionen stellt sicherlich die Validität des ausgesuchten Induktionsmaterials dar, also die Frage ob die Materialien die entsprechenden Emotionen auch wirklich auslösen. Um die Validität unseres Bildmaterials, für das bisher noch keine valide kategoriale Einteilung vorlag (siehe auch Mikels et al. 2005), zu gewährleisten, führten wir eine Kategorisierung der ausgesuchten Bilder durch. Hierfür nutzten wir drei in Kapitel 3.4. beschriebene Charakterisierungswege. Bilder, die hierbei nicht eindeutig bestimmten Emotionen zugeordnet werden konnten, wurden aus der Auswertung ausgeschlossen. Bei der endgültigen Zusammenstellung der Bildergruppen wurden nur solche Bilder eingeschlossen, die den von uns zu untersuchenden Emotionen klar zugeordnet werden konnten. 89 _______________________________________________________________Diskussion Bei der Messung emotionalen Erlebens können verschiedene Methoden zum Einsatz kommen, insbesondere die Erfassung des subjektiven Erlebens, physiologische Reaktionen und das Ausdrucksverhalten. Das Messen des subjektiven Erlebens, wie es in unserer Studie durchgeführt wurde, kann durch Fragebögen und Einschätzungsskalen oder durch offene Interviews erfolgen. Wir verwendeten eine analoge Likertskala von 1 bis 7, die eine Vergleichbarkeit der emotionalen Bewertung der Probandinnengruppen erlaubte. Allerdings gilt es zu beachten, dass den Probandinnen hierdurch gewisse Vorgaben gemacht wurden, die nur begrenzt Spielraum für eigene Einschätzungen und Interpretationen lassen und somit dem komplexen Emotionserleben nur begrenzt gerecht werden können (Ulich 1991). Desweiteren ist zu berücksichtigen, dass es sich um verbale schriftliche Äußerungen handelt. Dies ist dahingehend wichtig, dass sich die Sprachentwicklung der Probandinnen unterscheiden kann. Aus diesem Grund wurde mit den Teilnehmerinnen unserer Studie ein Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenz-Test durchgeführt, um signifikante Unterschiede in diesem Bereich auszuschließen. Allerdings wird hierbei nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung emotionaler Wörter individuell variieren kann. Je nach individuellem Erlernen, geprägt durch Erziehung und subjektives Erleben, kann ein emotionales Wort für verschiedene Personen verschiedene emotionale Erlebensweisen darstellen. Auch können verbale Äußerungen nur einen Teil von „bewusst“ wahrgenommenen Emotionsaspekten wiedergeben, „unbewusst“ ablaufende Prozesse des Emotionserlebens und der Emotionsverarbeitung werden hiermit nicht differenzierter erfasst (Grandjean et al. 2008). Der großen Variationsbreite von Emotionen ist in der Emotionsforschung nur schwer gerecht zu werden. Einen bedeutenden Ansatz dies zu erleichtern, liefert die Betrachtung von Basisemotionen, die teilweise genetisch festgelegt zu sein scheinen und sich interindividuell sehr ähnlich sind (Ekman 1999), auch wenn dieses Konzept nicht unumstritten ist (z.B. Grandjean et al. 2008; Lang 1995). Es wird vermutet, dass sich diese Grundemotionen über verschiedene Kulturen hinweg in physiologischen Reaktionen und Ausdrucksverhalten gleichen. Sie 90 _______________________________________________________________Diskussion eignen sich daher besonders, um emotionales Erleben verschiedener Individuen zu erfassen. Auch unsere Studie basiert daher auf diesen Basisemotionen. In Anbetracht all dieser Aspekte schien es uns möglich, das emotionale Erleben unserer Probandinnengruppen anhand analoger Skalen zu erfassen und anschließend miteinander zu vergleichen. Weitere Möglichkeiten der Erfassung von Emotionen betreffen die Erfassung physiologischer Reaktionen und des Ausdrucksverhaltens. Bei Untersuchungen der physiologischen Ebene von Emotionen werden verschiedene physiologische Indikatoren, wie z.B. die Atmung, Hautwiderstand, Blutdruck oder der StartleReflex, gemessen. Soll das Ausdrucksverhalten beurteilt werden, kommen beobachtende Verfahren, z.B. die Messung der Anspannung verschiedener Muskeln der mimischen Muskulatur oder eine Sprachanalyse zum Einsatz. Stichprobe Für unsere Studie rekrutierten wir 35 depressive Patientinnen, 52 Essstörungspatientinnen (23 restriktive AN- und 29 BN-Patientinnen) sowie 25 gesunde Kontrollprobandinnen. Die Stichprobe war somit besonders was die Anzahl der Essstörungspatientinnen betrifft, gerade im Vergleich zur Voruntersuchung (Cabrillac 2008; Joos et al. 2009), umfangreicher und erschien ausreichend, um wesentliche und signifikante Unterschiede zu erfassen. Das Alter betreffend gab es keine signifikanten Gruppenunterschiede und zur Vermeidung geschlechtsspezifischer Unterschiede wurden nur weibliche Personen in die Studie aufgenommen. Zur Bewertung des Depressionsgrades der Patientinnen wurde der BDI eingesetzt. Hierbei ergaben sich für die Depressionspatientinnen Werte einer mittelgradigen Depression. Desweiteren zeigten sich sowohl bei Anorexie- als auch bei Bulimiepatientinnen BDI-Werte, die mit einer mittelgradigen depressiven Symptomatik übereinstimmten. Dieses Ergebnis entsprach der von uns erwarteten Komorbidität mit Depression bei Essstörungspatientinnen und wurde bereits in 91 _______________________________________________________________Diskussion früheren Studien bestätigt (Bydlowski et al. 2005; Godart et al. 2004; Joos et al. 2009; Lewinsohn et al. 2000; Specker et al. 1994; Telch & Stice 1998; Wilfley et al. 2000; von Wietersheim 2008; Yanovski et al. 1993; Zonnevylle-Bender et al. 2004). Für die Bewertung der Essstörung wurden der BMI sowie der Selbstbeurteilungbogen EDI-2 eingesetzt. Die erfassten BMI-Werte lagen bei den AN-R-Patientinnen erwartungsgemäß im deutlich untergewichtigen Bereich, die BN-Patientinnen unterschieden sich nicht von der Kontrollgruppe. Depressive hingegen hatten im Vergleich zu Kontrollen einen erhöhten BMI. Der EDI-Score für „Schlankheitsdruck“ war erwartungsgemäß sowohl bei den Anorexiepatientinnen als auch bei den Bulimiepatientinnen erhöht. Bei der Bulimie-Skala des EDIs zeigten nur Bulimiepatientinnen einen erhöhten Bulimie-Wert. Somit konnte ein Ausschluss bulimischer Patientinnen in der Anorexiegruppe gewährleistet werden und erlaubte eine klare Trennung der Gruppen bezüglich der Esspathologien in restriktive Anorexiepatientinnen und Bulimiepatientinnen. Die aktuelle Medikation der Patientinnen wurde in dieser Studie ebenfalls erfasst. Bei der Betrachtung der Emotionswahrnehmung der Patientinnen wurde diesem Teilaspekt jedoch keine größere Aufmerksamkeit geschenkt. Daher kann in dieser Studie keine differenzierte Aussage über den möglichen Einfluss von Medikamenten, besonders Psychopharmaka, auf das subjektive Erleben von Emotionen gemacht werden. 92 _______________________________________________________________Diskussion Ergebnisse Emotionskategorien Ärger und Angst-Ärger Im Hinblick auf unsere erste Hypothese zeigten sowohl Depressive als auch Essstörungspatientinnen in der Emotionskategorie Ärger ein vermindertes Ärgerempfinden. Somit bestätigte sich in dieser Kategorie unsere Hypothese. Unsere Befunde bezüglich den Essstörungspatientinnen sind teilweise vereinbar mit den Ergebnissen von Joos et al. (2009): Ein bereits dort beschriebenes vermindertes Ärgerempfinden erreichte in dieser früheren Studie keine statistische Signifikanz. Bei der in der aktuellen Studie deutlich höheren Fallzahl zeigte sich das Ergebnis nun als signifikant. Einige Studien beschreiben, durch Selbstbeurteilungsbögen erfasste, erhöhte Ärgerlevel bei Essstörungspatientinnen im Vergleich zu Gesunden (Fassino et al. 2001; Penas-Llledo 2004; Truglia et al. 2006). Allerdings gilt hierbei zu beachten, dass die meisten Studien, die sich im Zusammenhang mit Essstörungen mit der Emotion Ärger beschäftigen als methodisches Material ausschließlich solche Selbstbeurteilungsbögen verwenden und daher nicht direkt mit unserer Studie vergleichbar sind. Die Präsentation von visuellen Stimuli (z.B. in Form eines menschlichen Gesichtes), wie in unserer Studie, hat für die Probanden meist auch eine interpersonelle Relevanz. Daher ist es gut denkbar, dass im Unterschied zu Selbstbeurteilungsbögen, durch diese interpersonelle Komponente, Ärgersuppression im Sinne einer Emotionsregulation (z.B. Unterdrückung von Ärger, um Konflikte mit anderen Personen zu vermeiden) auftritt. In einer weiteren Untersuchung anhand von Selbstbeurteilungsbögen wurde allerdings auch über weniger Ärger berichtet (Overton et al. 2005). Unsere Ergebnisse stimmen ansonsten mit Studien überein, die sowohl AN- als auch BNPatientinnen eine Tendenz zur Konfliktvermeidung („harm avoidance“) und weniger Ärgerexpression bei gesteigerter Ärgerunterdrückung zusprechen (Fassino et al. 2001; Penas–Lledo et al. 2004; Truglia et al. 2006). ANPatientinnen neigen diesbezüglich eher dazu, ihren Ärger zu unterdrücken oder gegen sich selbst zu richten (Tiller et al. 1995; Truglia et al. 2006), wohingegen 93 _______________________________________________________________Diskussion bei BN der stark ausgeprägte Ärger Ausdruck in Essanfällen und der typischen Impulsivität findet (Fassino et al. 2001; Penas-Lledo et al. 2004). Fox (2009) unterstützt in einer Studie mittels Selbstbeurteilungsbögen und Interviews mit Essstörungspatientinnen dieses Ergebnis. Er findet bei den Patientinnen viele von Ärger geprägte Lebenssituationen (z.B. Konfliktsituationen mit den Eltern), die dazu führen, dass Ärger für diese Patientinnen zu einer „giftigen“ und damit zu einer zu unterdrückenden Emotion wird. Im Zusammenhang mit der Depression wurde bisher nur begrenzt die emotionale Wahrnehmung von Ärger mittels emotionaler Stimuli untersucht. Studien beschäftigten sich eher mit der Emotionserkennung von Ärger durch Depressive und mit emotionalem Erleben anhand von Selbstbeurteilungsbögen. Hierbei zeigt sich in einigen Studien ein Defizit bezüglich der Erkennung der Emotion Ärger aus Gesichtsausdrücken (Mendlewicz et al. 2005; Rubinow & Post 1992). Andere Studien untersuchten das „Maß an Ärger“. Eine Reihe von Autoren findet höhere Raten von Ärger und nach außen gerichtetem Ärger bei Depressionspatientinnen (Fava et al. 1991, 1997; Feldbau-Kohn 1998; Koh et al. 2002), was sich nicht mit den Ergebnissen unserer Studie deckt. Allerdings handelt es sich hierbei um Studien, die einen anderen methodischen Ansatz meist in Form von Selbstbeurteilungsbögen verwenden. Manche Autoren beschreiben dagegen eine verstärkte Unterdrückung von Ärger in Form eines nach innen gerichteten Ärgers im Rahmen der Depression, wobei der Unfähigkeit Ärger auszudrücken, eine wichtige Rolle bei der Psychopathologie der Depression zugesprochen wird (Becker & Lesiak 1977; DiGiuseppe & Tafrate 2007; Friedman 1970; Schless et al. 1974; Wolfersdorf & Kiefer 1998). Diese Ergebnisse sowie eine von Brody et al. (1999) beschriebene Angst von Depressiven Ärger auszuleben, ist gut vereinbar mit unseren Ergebnissen eines verminderten Ärgerempfindens der Depressionsgruppe im Vergleich zu Gesunden. Es gilt in dieser Emotionskategorie jedoch zu bedenken, dass die Ergebnisse der Ärger-Kategorie beim Anblick von Angst-Ärger-Bildern nicht repliziert werden konnten. Eine mögliche Ursache hierfür könnte sein, dass die in der Studie verwendeten Ärgerbilder im Vergleich zu den Bildern der Kategorie Angst-Ärger 94 _______________________________________________________________Diskussion menschliche Gesichter zeigen, die von einer stärkeren interpersonellen Relevanz sind als die in der Angst-Ärger-Kategorie gezeigten Szenen. Allerdings zeigt sich somit auch ein Unterschied zwischen der Wahrnehmung von reinen Bildern, die nur eine Kategorie an Emotionen darstellen, und der erschwerten Wahrnehmung von gemischten Emotionsbildern, die möglicherweise aufgrund der höheren Komplexität variabler bewertet werden. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass sich in unserer Studie eine krankheitsübergreifende veränderte Wahrnehmung der Emotion Ärger zeigt. Diesbezüglich ist besonders zu bedenken, dass Ärger eine von interpersonellen Aspekten geprägte Emotion darstellt (Averill 1982; Luutonen 2007; Seidel et al. 2010; Truglia et al. 2006). So soll Ärger in zwischenmenschlichen Situationen den Willen einer Person signalisieren, ein als störend empfundenes Hindernis zu beseitigen (Averill 1982). Ärger kann auch ganz gezielt eingesetzt werden, um andere zu kontrollieren (Luutonen 2007). Truglia et al. (2006) unterteilen Ärger in einen kognitiven Aspekt, dem Bewusstsein der Verletzung der eigenen Person und in den emotionalen Zustand Ärger, der einhergeht mit einer Aktivierung des autonomen Nervensystems. Das Ergebnis unserer Studie liefert zu bedenkende Aspekte bezüglich der Therapieansätze und der Sekundärprävention der Krankheitsbilder. Zusätzlich könnten unsere Ergebnisse einen neuen Blick auf die Psychopathologie der Krankheitsbilder werfen. Eine Veränderung des Ärgererlebens scheint eventuell einen störungsübergreifenden Aspekt psychischer Erkrankungen darzustellen, der sich in unterschiedlichen Krankheitsbildern und Symptomen äußert. So zeigen sich Schwierigkeiten bei der Ärgerregulation unter anderem auch bei Angststörungen (Power & Tarsia 2007) und somatoformen Erkrankungen (Waller & Scheidt 2004), was darauf schließen lässt, dass Ärgerdysregulation eher als ein übergreifender Aspekt von mentalen Krankheitsbildern und nicht als krankheitsspezifisch auftretende Veränderung anzusehen ist. Bei Joos et al. (2009) findet sich eine erhöhte Angstbewertung von Ärgerbildern und Angst-Ärgerbildern durch AN-R-Patientinnen (Hypothese 2). In unserer 95 _______________________________________________________________Diskussion Studie kann dieses Ergebnis trotz deutlich erhöhter Fallzahl nicht bestätigt werden. Dies macht deutlich wie wichtig die Replikation von Studien ist, besonders solcher mit einer geringen Fallzahl. Hingegen fand sich bei Depressionspatientinnen zumindest ein Trend für vermehrte Angst bei Ärgerbildern. In der reinen Emotionskategorie Ärger sowie in der gemischten Emotionskategorie Angst-Ärger zeigte sich ein verstärktes Empfinden von Ekel bei Depressionspatientinnen. Die Emotion Ekel ist eine im Zusammenhang mit Depression noch wenig erforschte Emotion. Im Widerspruch zu unserem Ergebnis stehen zwei Studien, die keine Korrelation zwischen Ekelempfinden und depressiven Symptomen feststellen können (Muris et al. 2000; Schienle et al. 2003). Allerdings ist zu beachten, dass die Definiton von Ekel hierbei eine große Rolle spielt. Ekel stellt sowohl einen Mechanismus dar, der den Körper vor Schädigungen zu schützen versucht, in Form von Ekel vor z.B. verdorbenen Speisen oder Infektionen, er entwickelte sich im Laufe der Zeit aber auch zu einem Mechanismus, der die Seele beschützen soll, in Form von Ekel vor moralisch verwerflichen Dingen (Rozin et al. 2008). Die Autoren der beiden erwähnten Studien untersuchen den Zusammenhang zwischen generellem Ekel und der Depression. Ein erhöhtes Ekelempfinden Depressiver zeigt sich aber eher in Form eines Ekels gegen sich selbst im Sinne von Schuldgefühlen. Unter dieser Berücksichtigung finden sowohl Power & Tarsia (2003), wie auch Overton et al. (2008) eine signifikante Korrelation zwischen Ekel vor sich selbst und depressiven Symptomen. Es gibt keine weiteren Studien zu diesem Thema, welches künftig mehr Beachtung finden sollte. An dieser Stelle sei aber auch ausdrücklich zu bedenken, dass in unserer Studie keine reinen Emotionsbilder der Kategorie Ekel bei der Untersuchung des emotionalen Erlebens verwendet wurden (siehe auch Kapitel 4.2.). Das Ekelerleben von Essstörungspatientinnen zeigt in keiner der Emotionskategorien Unterschiede im Vergleich zu den gesunden Kontrollen. Ein vermehrtes Ekelerleben wird im Zusammenhang mit Essstörungen intensiv mit insgesamt widersprüchlichen Ergebnissen diskutiert. So zeigen Frauen mit 96 _______________________________________________________________Diskussion pathologischem Essverhalten beim Anblick von visuellen Nahrungsstimuli und körperbezogenen Bildern ein vermehrtes Ekelempfinden (Davey et al. 1998; Harvey et al. 2002; Troop et al. 2002). Fox und Harrison (2008) finden zusätzlich in einer Studie sowohl bei AN- als auch BN-Patientinnen ein erhöhtes Ekelempfinden bei Ärgerstimuli. Kongruent hierzu zeigt Schienle (2003) ein erhöhtes Ekelempfinden bei Essstörungspatientinnen beim Anblick ekel- und angstinduzierender sowie neutraler Bilder. Gleichwohl kann in einer weiteren Studie dieses Ergebnis nicht bestätigt werden (Schienle et al. 2004). Auch Troop et al. (2000) und Joos et al. (2009) können kein erhöhtes Ekelempfinden bei nicht nahrungsbezogenen Stimuli feststellen und stimmen folglich mit unserem Ergebnis überein. Emotionskategorie Freude Entsprechend unserer dritten Hypothese zeigte sich störungsübergreifend ein vermindertes Freudeerleben beim Betrachten von Bildern, die Freude darstellen. Bei statistischer Einbeziehung des BDI-Wertes war dieses Ergebnis jedoch nicht mehr signifikant. Der Unterschied war somit durch die vorliegende Depressionsschwere erklärbar. Die Essstörung scheint daher an sich keine Veränderung der Emotionswahrnehmung im Bereich der Freude zu verursachen. Das Ergebnis für Essstörungspatientinnen deckt sich zum größten Teil mit der Studie von Joos et al. (2009), bei der Anorexiepatientinnen ebenfalls ein eingeschränktes Erleben von Freude zeigen, was auch hier durch die Depressivität zu erklären ist. BN-Patientinnen weisen bei dieser Untersuchung keine Einschränkung in der Emotionskategorie Freude auf. Bei höherer Fallzahl in der aktuellen Studie zeigt sich jedoch auch für diese Patientinnen ein signifikant vermindertes Freudeerleben. Ebenfalls gut vereinbar sind die Ergebnisse unserer Studie mit einer von Fox und Power (2009) durchgeführten Studie, in welcher die Autoren ein von negativen Gefühlen geprägtes Emotionssystem sowohl bei restriktiven AN- als auch bei BN-Patientinnen beschreiben, in dem freudige Emotionen als unangebracht angesehen und unterdrückt werden. Die Autoren 97 _______________________________________________________________Diskussion äußern sich jedoch nicht zu einem möglichen Zusammenhang mit einer komorbiden depressiven Symptomatik. Gilboa-Schechtman et al. (2006) sehen die eingeschränkte Fähigkeit des Freudeerlebens von Essstörungspatientinnen ebenfalls im Zusammenhang mit der depressiven Symptomatik dieser Patientinnen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Emotion Freude eine bisher nur wenig erforschte Emotion im Zusammenhang mit Essstörungen darstellt. Bezüglich des eingeschränkten Freudeempfindens der depressiven Patientinnen beim Anblick von Freudebildern sind unsere Ergebnisse kongruent mit einer Studie von Rottenberg et al. (2002) bei der Patientinnen beim Anschauen eines amüsanten Filmes im Vergleich zu gesunden Kontrollen weniger Freude erleben. Ebenso stellen Sloan et al. (2001) eine abgemilderte Reaktion Depressiver auf positive Diabilder aus dem IAPS fest. Weitere Studien zeigen auch ein eingeschränktes Erleben von Freude Depressiver beim Anblick von Bildern aus anderen Emotionskategorien (Berenbaum & Oltman 1992; Surguladze et al. 2004). In der aktuellen Studie stellt die Zuordnung zur Depressionsgruppe auch unabhängig des BDI-Wertes, also der Depressionsschwere, statistisch eine Assoziation zum verminderten Freudeerleben dar. Dies impliziert, dass zusätzlich zum Ausmaß der Depressionsausprägung weitere Faktoren für dieses verminderte emotionale Erleben verantwortlich sind. Hierbei spielen am ehesten komplexe psychodynamische und auch neurobiologische Faktoren, die für die Entstehung der Depression relevant sind, eine Rolle. Emotionskategorien Trauer und Angst-Trauer Die emotionale Bewertung von Trauerbildern und Angst-Trauer-Bildern ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Probandinnengruppen. Dies bestätigt bezüglich der Essstörungsgruppe unsere Erwartung (Hypothese 4) und deckt sich mit früheren Ergebnissen (Joos et al. 2009). Die emotionale 98 _______________________________________________________________Diskussion Wahrnehmung der Emotion Trauer wurde im Zusammenhang mit Essstörungspatientinnen in keiner weiteren Studie spezifisch untersucht. Die Autoren Fox und Fromm (2009) stellen in einer Selbstbeurteilungsstudie jedoch eine starke Korrelation zwischen Symptomen der Essstörungen und der Emotion Trauer fest. Die emotionale Wahrnehmung von durch Stimuli ausgelösten Emotionen wurde in diesem Rahmen aber nicht untersucht. Es existieren in diesem Zusammenhang Untersuchungen zur Emotionserkennung von traurigen Gesichtsausdrücken. Hierbei zeigen Kucharska-Pietura et al. (2004) ein Defizit bei Anorexiepatientinnen bei der Erkennung des mimischen Ausdrucks von Trauer. Kessler et al. (2006) können dies jedoch nicht bestätigen. Im Rahmen der Depression beschäftigten sich mehrere Studien mit der emotionalen Wahrnehmung der Emotion Trauer. Dies liegt vermutlich daran, dass Depressive oftmals unter einem alles umfassenden Gefühl der Trauer leiden (Power & Tarsia 2003). Jedoch lässt sich hieraus nicht schließen, dass sich diese traurige Stimmung auch auf die Wahrnehmung von Trauer bei anderen oder trauerinduzierenden Stimuli niederschlägt. In unserer Studie zeigte sich keine Veränderung der Wahrnehmung der Emotion Trauer, was sich nicht mit dem von uns erwarteten verminderten Trauererleben deckt (Hypothese 4) und somit im Widerspruch zu der von Rottenberg (2005) entwickelten „Emotion Context Insensitivity Hypothesis“ steht. So scheinen Depressive in diesem Fall keine veränderte Reaktivität auf negative Stimuli zu zeigen. Die Ergebnisse sind partiell vereinbar mit dem Ergebnis von Dunn et al. (2004), bei deren Studie Depressive beim Betrachten negativer IAPS-Bildern kein verstärktes Trauerempfinden zeigen. Allerdings erleben die Patienten teilweise sogar weniger Trauer bei negativen Bildern und zeigen ein erhöhtes Trauererleben bei positiven Bildern. Dies zeigte sich bei unserer Studie nicht. Rottenberg et al. (2005) finden bei Depressiven ebenfalls keine veränderte Reaktion auf Trauerstimuli, jedoch zeigen sie ein verstärktes Trauerempfinden der Patienten bei neutralen Stimuli. Dies bestätigt sich auch in Studien zur Emotionserkennung, bei welchen Depressive im Vergleich zu Gesunden neutrale Gesichter als trauriger bewerten (Gur et al. 1992; Leppänen et al. 2004; Suslow et al. 2001). Diese Ergebnisse unterstützen die 99 _______________________________________________________________Diskussion Theorie, dass Depressive neutrale soziale Gegebenheiten als emotional bedeutungsvoll wahrnehmen (Drevets 2001) und sind mit der „Theorie der negativen Potenzierung“ (u.a. Beck 2008) in soweit vereinbar, dass neutrale Stimuli von depressiven Patienten oftmals als traurig bewertet werden. Es zeigt sich jedoch keine erhöhte negative emotionale Antwort bezüglich negativer Stimuli. Desweiteren ergibt sich auch in diesem Forschungsbereich überwiegend keine Bestätigung für die Annahme, dass Depressive aufgrund ihrer Stimmung besonders traurige soziale Stimuli verändert wahrnehmen (Gur et al. 1992; Leppänen et al. 2004). Emotionskategorien Angst, Angst-Trauer, Angst-Ärger In den Emotionskategorien Angst und Angst-Trauer zeigten sich entsprechend unserer fünften Hypothese sowohl bei Essstörungspatientinnen wie auch bei Depressiven keine Unterschiede bezüglich der Emotionswahrnehmung im Vergleich zu Gesunden. Diese Beobachtung bestätigen auch Joos et al. (2009), die ebenfalls keine Veränderung des Angsterlebens von AN- und BN-Patientinnen beim Betrachten von Angstbildern aus dem IAPS finden. Bezüglich der BNPatientinnen ist dies auch vereinbar mit einer anderen Studie, bei der die Autoren keine signifikanten Unterschiede zwischen Patientinnen und gesunden Kontrollen bezüglich der Angstreaktion beim Betrachten von ekel- und angstauslösenden Bildern feststellen können (Schienle et al. 2004). Uher et al. (2003) bestätigen diese Beobachtung für Anorexiepatientinnen. Allerdings stehen hierzu im Gegensatz die Ergebnisse einer zweiten Untersuchung dieser Autoren, bei der sich ein gesteigertes Angsterleben beim Betrachten negativer Bilder aus der IAPS-Datenbank bei Essstörungspatientinnen zeigt (Uher et al. 2004). Desweiteren finden auch Harvey et al. (2002) bei Frauen mit pathologischem Essverhalten ein vermehrtes Erleben von Angst beim Anblick von angstauslösenden Bildern im Vergleich zu Probandinnen ohne eine Esspathologie. 100 _______________________________________________________________Diskussion Im Zusammenhang mit der Depression gibt es nur wenige Studien zu Untersuchungen des emotionalen Erlebens von Angst. Eine von Dunn et al. (2004) durchgeführte Untersuchung bestätigt unsere Beobachtung, dass depressive Patientinnen beim Betrachten von verschiedenen IAPS-Bildern kein verändertes Angsterleben im Vergleich zu Gesunden beschreiben. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass bei beiden Krankheitsbildern, sowohl bei Depression als auch bei Essstörungen, keine Veränderung der Angstwahrnehmung bei der Präsentation angstauslösender Stimuli zu beobachten ist. Dies impliziert, dass bei beiden Erkrankungen keine grundsätzliche Veränderung der physiologisch und phylogenetisch wichtigen Emotion Angst besteht. Allerdings zeigen Studien, dass bei Esstörungen eine störungsspezifische Angst hinsichtlich Essen, Nahrung und Figur besteht (Harvey et al. 2002; Joos et al. 2009; Uher et al. 2003). Die Ergebnisse der Emotionskategorie Angst-Ärger wurden bereits weiter oben diskutiert. Limitationen der Studie An erster Stelle sei hier die Erforschung von Emotionen als Limitation per se zu nennen. So führt das experimentelle Auslösen von Emotionen, wie es in unserer Studie durchgeführt wurde, dazu, dass sich die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Alltag vermindert. Dabei wurde zwar versucht, der Variationsbreite an Emotionen durch den Einbezug aller Basisemotionen sowie der Verwendung von Bildern, die zum Teil alltägliche Szenen darstellten, gerecht zu werden, allerdings wurden keine differenzierteren Emotionen, wie z.B. Scham und Schuld, untersucht. Eine weitere Limitation stellt die Validität des ausgesuchten Induktionsmaterials dar. Die Frage, ob die von uns verwendeten Materialien die entsprechenden Emotionen auslösen, kann nicht mit kompletter Sicherheit beantwortet werden. 101 _______________________________________________________________Diskussion Desweiteren gilt zu beachten, dass es uns nicht möglich war, alle Emotionen durch Bilderstimuli darzustellen. So konnte das Gefühl Ekel keiner Bilderklasse zugeordnet werden. In zukünftigen Studien wäre es daher von Vorteil, Bilder auszuwählen, die dieses Gefühl repräsentieren bzw. Filme oder Filmclips zu verwenden, die diesen Emotionsbereich eventuell besser abdecken können. Auch wäre in zukünftigen Studien zu überlegen, ob die vorgelegten Stimuli nur für eine bestimmte standardisierte Zeit von den Probandinnen betrachtet werden dürfen. Die verbale Erfassung des subjektiven Erlebens führt ebenfalls zu weiteren Schwierigkeiten. Wie bereits erläutert kann die Bedeutung emotionaler Wörter individuell variieren, und die Sprachentwicklung der Probandinnen kann sich durchaus unterscheiden. Ebenfalls sei hier erwähnt, dass in der von uns durchgeführten Studie zwar das subjektive Erleben und somit die Emotionswahrnehmung untersucht wurde, jedoch physiologische Parameter wie etwa der Hautwiderstand oder die Herzfrequenz sowie weitere Dimensionen der Emotionen nicht erfasst wurden. Eine weitere anzuführende Limitation stellt die Tatsache dar, dass weder für die Essstörungspatientinnen noch für die depressive Gruppe komorbide Angststörungen und Alexithymiewerte erfasst wurden, die eventuell einen Einfluss auf das emotionale Erleben der Patientinnen haben können. Ferner ist zu beachten, dass die depressiven Patientinnen lediglich nach dem Schweregrad der Depression, ermittelt durch den BDI, klassifiziert wurden, jedoch nicht nach genaueren Kriterien, wie z.B. der Art der Depression. Auch wäre es interessant gewesen, die depressive Gruppe mit einer Gruppe von Essstörungspatientinnen ohne depressive komorbide Symptomatik zu vergleichen. Desweiteren gilt es zu bedenken, dass einige unserer Patientinnen medikamentös behandelt wurden, was die Ergebnisse der Studie beeinflussen könnte. Die Auswirkungen einer Medikation auf Emotionserleben und -wahrnehmung sind bisher nicht genau geklärt bzw. untersucht. 102 _______________________________________________________________Diskussion Schlussfolgerung Die hier vorgestellte Studie untersucht das emotionale Erleben, ausgelöst durch emotionale visuelle Reize bei verschiedenen Krankheitsgruppen anhand einer Gruppe von Depressionspatientinnen Essstörungspatientinnen, um und krankheitsspezifische einer und Gruppe von -übergreifende Veränderungen der Emotionswahrnehmung zu erfassen. Es zeigen sich besonders in der Emotionskategorie Ärger störungsübergreifende Veränderungen in Form eines verminderten Ärgererlebens beider Patientinnengruppen im Vergleich zu gesunden Kontrollprobandinnen. Der Umgang mit der Emotion Ärger scheint in beiden Krankheitsgruppen einen zentralen Aspekt darzustellen, der auch von anderen Autoren diskutiert wird. Im Rahmen der Depression war bisher nicht eindeutig festzustellen, ob eine Überoder Unterkontrollierung von Ärger bzw. beide Aspekte gleichermaßen eine wesentliche Rolle spielen. Auch bei Essstörungspatientinnen zeigte sich ein veränderter Umgang mit der Emotion Ärger, der oftmals, vor allem bei ANPatientinnen, als eine „Gegen das Selbst gerichtete“-Form des Ärgers beschrieben wird. Eine Veränderung des Ärgererlebens scheint sich bei unterschiedlichen Krankheitsbildern zu finden und könnte für Psychopathologie und Pathogenese der Krankheitsbilder von zentraler Bedeutung sein. Desweiteren zeigt sich in unserer Studie störungsübergreifend ein vermindertes Erleben von Freude. Dies konnte bei beiden Patientinnengruppen durch die Depression, in Form des BDI, weitgehend erklärt werden und scheint insbesondere nicht im Zusammenhang mit den Essstörungen per se zu stehen. In den Emotionskategorien Ärger und Angst-Ärger zeigten Depressionspatientinnen ein verstärktes Erleben von Ekel, was andere neuere Befunde hinsichtlich der Relevanz dieser Emotion bei Depression bestätigt, aber zukünftiger Studien bedarf, um das Ekelempfinden genauer und differenzierter zu untersuchen. 103 _______________________________________________________________Diskussion Die aktuelle Studie zeichnet sich dadurch aus, dass Basisemotionen differenziert erfasst wurden und dadurch insbesondere die Bedeutung der Emotion Ärger gezeigt werden konnte, was mit einem anderen methodischen Vorgehen, welches sich z.B. ausschließlich auf dimensionale Aspekte beschränkt, nicht zu erfassen gewesen wäre. Die Studie zeigt für die anderen Emotionskategorien im Vergleich zu Gesunden sowie zwischen den Gruppen der AN-R- und BN-Patientinnen keine weiteren signifikanten Unterschiede. Dabei ist zu beachten, dass die aktuelle Studie lediglich „Grundemotionen“ wie Ärger, Angst, Ekel, Freude und Trauer, jedoch keine spezifischeren Emotionen, wie z.B. Scham oder Stolz, untersuchte. 104 _________________________________________________________Zusammenfassung 6. Zusammenfassung Prozesse der Emotionswahrnehmung und -regulation spielen im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen eine zentrale Rolle. Aspekte der Emotionsverarbeitung werden daher im Rahmen verschiedener Erkrankungen erforscht, wobei sich unterschiedliche Veränderungen zeigen. Allerdings ist diesbezüglich nicht klar, wie diese Veränderungen genau aussehen und welchen Einfluss sie auf die Erkrankungen haben. Unsere Studie untersuchte das emotionale Erleben, ausgelöst durch visuelle Stimuli, anhand verschiedener Krankheitsbilder, Depression und Essstörungen, um krankheitsspezifische und krankheitsübergreifende Veränderungen der Emotionswahrnehmung zu erfassen. Zur Untersuchung der Emotionswahrnehmung verwendeten wir Bilder aus dem International Affective Picture System, die in die Kategorien „reine“ Emotionsbilder (Angst, Ärger, Trauer, Freude) und „gemischte“ Emotionsbilder (Angst-Ärger, Angst-Trauer) eingeteilt wurden. Die Patientinnen bewerteten ihr Erleben der Bilder entsprechend den fünf Basisemotionen Angst, Ärger, Ekel, Freude und Trauer. Hierbei zeigten Emotionskategorien sich Ärger störungsübergreifende und Freude. Veränderungen Sowohl Depressive in den als auch Essstörungspatientinnen zeigten im Vergleich zu Gesunden signifikant weniger Ärger beim Betrachten der Ärgerbilder, eine Emotion, die hohe interpersonelle Relevanz hat und möglicherweise in Zusammenhang mit Genese und Aufrechterhaltung der Erkrankung steht. Bilder, die Freude beinhalteten, wurden von beiden Patientinnengruppen mit einem geringeren Freudeerleben bewertet, was in engem und direktem Zusammenhang mit der Depressionsschwere stand. Als störungsspezifisch zeigte sich ein im Vergleich zu gesunden Kontrollen vermehrtes Empfinden von Ekel depressiver Patientinnen. Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass sich mehr störungsübergreifende als störungsspezifische Auffälligkeiten im Vergleich zu gesunden Kontrollen zeigten. Der Emotion Ärger scheint dabei eine besondere Bedeutung zuzukommen. 105 ________________________________________________________Literaturverzeichnis 7. Literaturverzeichnis Abraham,S.F. and Beumont,P.J. (1982) How patients describe bulimia or binge eating. Psychol.Med., 12, 625-635. Aldenhoff,J. (1997) Reflections on the psychobiology of depression. Nervenarzt, 68, 379-389. Allen,N.B. and Badcock,P.B. (2006) Darwinian models of depression: a review of evolutionary accounts of mood and mood disorders. Prog. Neuropsychopharmacol.Biol.Psychiatry, 30, 815-826. American Psychiatric Association (1994) Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (4th edition) (DSM-IV), APA, Washington, DC. 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Abkürzungsverzeichnis AN Anorexia nervosa; Patientinnen mit Anorexia nervosa AN-R Anorexia nervosa vom restriktiven Typ; Patientinnen mit restriktiver Anorexia nervosa (in Tabellen und Grafiken vereinfacht als AN bezeichnet) BDI Beck Depression Inventory BMI Body Mass Index BN Bulimia nervosa; Patientinnen mit Bulimia nervosa C Gesunde Kontrollprobandinnen CMP Component Process Model D Depression; Patientinnen mit einer Depression DSM-IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4. Auflage ED Patientinnen mit einer Essstörung ECI Emotion Context Insensitivity EDI Eating Disorder Inventory IAPS International Affective Picture System ICD-10 International Classification of Diseases, 10. Auflage SSRI Selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren WHO World Health Organisation Statistische Größen: df Freiheitsgrad (degrees of freedom) F F-Statistik M Mittelwert P Wahrscheinlichkeit SD Standardabweichung (Standard Deviation) T T-Test * Signifikanter Unterschied, p < 0,05 128 __________________________________________________________________Anhang 10.2. Fragebögen der Studie EDI – Eating Disorder Inventory nie manchmal oft gewöhnlich immer Dieser Fragebogen erfaßt eine Vielfalt von Einstellungen, Gefühlen und Verhaltensweisen. Einige der Fragen beziehen sich auf Nahrungsmittel und Eßgewohnheiten. Andere fragen nach IHREN Gefühlen zu sich selbst. Da es keine richtigen oder falschen Antworten gibt, bemühen Sie sich bitte um äußerste Ehrlichkeit bei Ihren Antworten. Ihre Antworten werden streng vertraulich behandelt! Lesen Sie jede Frage und machen Sie ein Kreuz in der Antwortspalte, die Ihnen am zutreffendsten erscheint. Bitte beantworten Sie jede Frage. Vielen Dank! 1. Ich esse Süßigkeiten und Kohlenhydrate, ohne dabei nervös zu sein Ο Ο Ο Ο Ο 2. Ich empfinde meinen Bauch als zu dick Ο Ο Ο Ο Ο 3. Ich wünschte, ich könnte zurückkehren in die Sicherheit meiner Kindheit Ο Ο Ο Ο Ο 4. Ich esse, wenn ich mich durcheinander fühle Ο Ο Ο Ο Ο 5. Ich stopfe mich mit Speisen voll Ο Ο Ο Ο Ο 6. Ich wünschte, ich wäre jünger Ο Ο Ο Ο Ο 7. Ich denke über Diäten nach Ο Ο Ο Ο Ο 8. Ich bekomme Angst, wenn meine Gefühle zu stark werden Ο Ο Ο Ο Ο 9. Ich empfinde meine Oberschenkel als zu dick Ο Ο Ο Ο Ο 10. Ich fühle mich unfähig als Mensch Ο Ο Ο Ο Ο 11. Ich fühle mich sehr schuldig, wenn ich mich überessen habe Ο Ο Ο Ο Ο 12. Ich glaube, daß mein Bauch gerade die richtige Größe hat Ο Ο Ο Ο Ο 13. In meiner Familie zählen nur hervorragende Leistungen Ο Ο Ο Ο Ο 14. Die glücklichste Zeit im Leben ist die Kindheit Ο Ο Ο Ο Ο 15. Ich zeige offen meine Gefühle Ο Ο Ο Ο Ο 16. Ich habe Angst davor, zuzunehmen Ο Ο Ο Ο Ο 17. Ich vertraue anderen Ο Ο Ο Ο Ο 18. Ich fühle mich allein in der Welt Ο Ο Ο Ο Ο 19. Ich bin mit der Gestalt meines Körpers zufrieden Ο Ο Ο Ο Ο 20. Im allgemeinen habe ich das Gefühl, mein Leben unter Kontrolle zu haben Ο Ο Ο Ο Ο 21. Ich bin oft verwirrt über meine wahren Gefühle Ο Ο Ο Ο Ο 129 nie manchmal oft gewöhnlich immer __________________________________________________________________Anhang 22. Ich wäre lieber ein Erwachsener als ein Kind Ο Ο Ο Ο Ο 23. Es ist nicht leicht für mich, mit anderen zu verkehren/reden Ο Ο Ο Ο Ο 24. Ich wünschte, ich wäre jemand anderer Ο Ο Ο Ο Ο 25. Ich übertreibe die Bedeutung von Körpergewicht Ο Ο Ο Ο Ο 26. Ich kann meine Gefühle klar voneinander unterscheiden Ο Ο Ο Ο Ο 27. Ich fühle mich unzulänglich Ο Ο Ο Ο Ο 28. Ich hatte schon Eßanfälle, bei denen ich das Gefühl hatte, nicht mit dem Essen aufhören zu können Ο Ο Ο Ο Ο 29. Als Kind habe ich es immer angestrengt versucht zu vermeiden, meine Eltern und Lehrer zu enttäuschen Ο Ο Ο Ο Ο 30. Ich habe enge zwischenmenschliche Beziehungen Ο Ο Ο Ο Ο 31. Ich mag die Form meines Gesäßes Ο Ο Ο Ο Ο 32. Der Wunsch, dünner zu sein, nimmt mich geistig voll in Anspruch Ο Ο Ο Ο Ο 33. Ich weiß nicht, was in mir selbst vorgeht Ο Ο Ο Ο Ο 34. Ich habe Schwierigkeiten, anderen meine Gefühle zu zeigen Ο Ο Ο Ο Ο 35. Die Anforderungen der Erwachsenenwelt sind zu hoch Ο Ο Ο Ο Ο 36. Ich hasse es, nicht der/die Beste zu sein Ο Ο Ο Ο Ο 37. Ich fühle mich in mir geborgen/bin mir meiner selbst bewußt Ο Ο Ο Ο Ο 38. Ich beschäftige mich gedanklich mit Eßanfällen Ο Ο Ο Ο Ο 39. Ich bin froh, daß ich kein Kind mehr bin Ο Ο Ο Ο Ο 40. Ich weiß oft nicht, ob ich hungrig bin oder nicht Ο Ο Ο Ο Ο 41. Ich habe keine besonders gute Meinung von mir selbst Ο Ο Ο Ο Ο 42. Ich glaube, daß ich meine Ziele erreichen kann Ο Ο Ο Ο Ο 43. Meine Eltern haben hervorragende Leistungen von mir erwartet Ο Ο Ο Ο Ο 44. Ich habe Angst, daß meine Gefühle außer Kontrolle geraten Ο Ο Ο Ο Ο 45. Ich emfpinde meine Hüften als zu breit Ο Ο Ο Ο Ο 46. Vor anderen esse ich gemäßigt und stopfe mich erst dann voll, wenn ich wieder alleine bin Ο Ο Ο Ο Ο 130 nie manchmal oft gewöhnlich immer __________________________________________________________________Anhang 47. Ich fühle mich schon nach einer kleinen Mahlzeit aufgequollen Ο Ο Ο Ο Ο 48. Ich glaube, daß Menschen am glücklichsten sind, wenn sie Kinder sind Ο Ο Ο Ο Ο 49. Wenn ich ein Pfund zunehme, habe ich Angst Ο Ο Ο Ο Ο 50. Ich glaube, daß ich ein wertvoller Mensch bin Ο Ο Ο Ο Ο 51. Wenn ich mich durcheinander fühle, weiß ich nicht, ob ich traurig, ängstlich oder wütend bin Ο Ο Ο Ο Ο 52. Ich habe das Gefühl, ich erledige Dinge entweder perfekt oder besser gar nicht Ο Ο Ο Ο Ο 53. Ich denke daran zu erbrechen, um Gewicht zu verlieren Ο Ο Ο Ο Ο 54. Ich muß andere Menschen immer in einer gewissen Distanz halten/fühle mich Ο Ο Ο Ο Ο unwohl, wenn jemand versucht, mir zu nahe zu kommen. 55. Ich glaube, daß meine Oberschenkel gerade die richtige Form haben Ο Ο Ο Ο Ο 56. Ich fühle mich innerlich leer Ο Ο Ο Ο Ο 57. Ich kann über persönliche Gedanken und Gefühle sprechen Ο Ο Ο Ο Ο 58. Die besten Jahre im Leben sind die, wenn man erwachsen wird Ο Ο Ο Ο Ο 59 Ich empfinde mein Gesäß als zu breit Ο Ο Ο Ο Ο 60. Ich habe Gefühle, die ich nicht richtig einordnen kann Ο Ο Ο Ο Ο 61. Ich esse oder trinke heimlich Ο Ο Ο Ο Ο 62. Ich bin zufrieden mit der Form meiner Hüften Ο Ο Ο Ο Ο 63. Ich habe sehr hohe Maßstäbe Ο Ο Ο Ο Ο 64. Wenn ich mich durcheinander fühle, habe ich Angst davor, daß ich anfangen könnte zu essen Ο Ο Ο Ο Ο Bitte überprüfen Sie, ob Sie jede Frage beantwortet haben. 131 __________________________________________________________________Anhang BDI – Beck Depression Inventory Dieser Fragebogen enthält 21 Gruppen von Aussagen. Bitte lesen Sie jede Gruppe sorgfältig durch. Suchen Sie dann eine Aussage in jeder Gruppe heraus, die am besten beschreibt, wie Sie sich in dieserWoche einschließlich heute gefühlt haben und kreuzen Sie die dazugehörige Ziffer (0, 1, 2 oder 3) an. Falls mehrere Aussagen einer Gruppe gleichermaßen zuzutreffen scheinen, können Sie auch mehrere Ziffern markieren. Lesen Sie auf jeden Fall alle Aussagen in jeder Gruppe, bevor Sie Ihre Wahl treffen. □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 Ich fühle mich nicht traurig. Ich fühle mich traurig. Ich bin die ganze Zeit traurig und komme nicht davon los. Ich bin so traurig oder unglücklich, daß ich es kaum noch ertrage. Ich sehe nicht besonders mutlos in die Zukunft. Ich sehe mutlos in die Zukunft. Ich habe nichts, worauf ich mich freuen kann. Ich habe das Gefühl, daß die Zukunft hoffnungslos ist, und daß die Situation nicht besser werden kann. Ich fühle mich nicht als Versager. Ich habe das Gefühl, öfter versagt zu haben als der Durchschnitt. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich bloß eine Menge Fehlschläge. Ich habe das Gefühl, als Mensch ein völliger Versager zu sein. Ich kann die Dinge genauso genießen, wie früher. Ich kann die Dinge nicht mehr so genießen, wie früher. Ich kann aus nichts mehr eine echte Befriedigung ziehen. Ich bin mit allem unzufrieden oder gelangweilt. Ich habe keine Schuldgefühle. Ich habe häufig Schuldgefühle. Ich habe fast immer Schuldgefühle. Ich habe immer Schuldgefühle. Ich habe nicht das Gefühl, gestraft zu sein. Ich habe das Gefühl, vielleicht bestraft zu werden. Ich erwarte, bestraft zu werden. Ich habe das Gefühl, bestraft zu gehören. 132 __________________________________________________________________Anhang □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 0 3 □ Ich bin nicht von mir enttäuscht. Ich bin von mir enttäuscht. Ich finde mich fürchterlich. Ich hasse mich. Ich habe nicht das Gefühl, schlechter zu sein als alle anderen. Ich kritisiere mich wegen meiner Fehler und Schwächen. Ich mache mir die ganze Zeit Vorwürfe wegen meiner Mängel. Ich gebe mir für alles die Schuld, was schiefgeht. Ich denke nicht daran, mir etwas anzutun. Ich denke manchmal an Selbstmord, aber ich würde es nicht tun. Ich möchte mich am liebsten umbringen. Ich würde mich umbringen, wenn ich die Gelegenheit hätte. Ich weine nicht öfter als früher. Ich weine jetzt mehr als früher. Ich weine jetzt die ganze Zeit. Früher konnte ich weinen, aber jetzt kann ich es nicht mehr, obwohl ich es möchte. Ich bin nicht reizbarer als sonst. Ich bin jetzt leichter verärgert oder gereizt als früher. Ich fühle mich dauernd gereizt. Die Dinge, die mich früher geärgert haben, berühren mich nicht mehr. Ich habe nicht das Interesse an Menschen verloren. Ich interessiere mich jetzt weniger für andere Menschen als früher. Ich habe mein Interesse an anderen Menschen zum größten Teil verloren. Ich habe mein ganzes Interesse an anderen Menschen verloren. Ich bin so entschlußfreudig wie immer. Ich schiebe jetzt Entscheidungen öfter als früher auf. Es fällt mir jetzt schwerer als früher, Entscheidungen zu treffen. Ich kann überhaupt keine Entscheidungen mehr fällen. Ich habe nicht das Gefühl schlechter auszusehen als früher. Ich mache mir Sorgen, daß ich alt oder unattraktiv aussehe. Ich habe das Gefühl, daß Veränderungen in meinem Aussehen eintreten, die mich häßlich machen. Ich finde mich häßlich. 133 __________________________________________________________________Anhang □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 □ 1□ 2□ 3□ 0 Ich kann so gut arbeiten wie früher. Ich muß mir einen Ruck geben, bevor ich eine Arbeit in Angriff nehme. Ich muß mich zu jeder Tätigkeit zwingen. Ich bin unfähig zu arbeiten. Ich schlafe so gut wie sonst. Ich schlafe nicht mehr so gut wie früher. Ich wache 1 bis 2 Stunden früher auf als sonst, und es fällt mir schwer, wieder einzuschlafen. Ich wache mehrere Stunden früher auf als sonst und kann nicht mehr einschlafen. Ich ermüde nicht stärker als sonst. Ich ermüde schneller als früher. Fast alles ermüdet mich. Ich bin zu müde, um etwas zu tun. Mein Appetit ist nicht schlechter als sonst. Mein Appetit ist nicht mehr so gut wie früher. Mein Appetit hat stark nachgelassen. Ich habe überhaupt keinen Appetit mehr. Ich habe in letzter Zeit kaum abgenommen. Ich habe mehr als zwei Kilo abgenommen. In habe mehr als fünf Kilo abgenommen. Ich habe mehr als acht Kilo abgenommen. Ich esse absichtlich weniger, um abzunehmen: □ ja □ nein □ 1□ 0 2 □ 3 □ □ 1□ 2□ 3□ 0 Ich mache mir keine größeren Sorgen um meine Gesundheit als sonst. Ich mache mir Sorgen über körperliche Beschwerden, wie Schmerzen, Magenbeschwerden oder Verstopfung. Ich mache mir große Sorgen über gesundheitliche Probleme, daß es mir schwerfällt, an etwas anderes zu denken. Ich mache mir so große Sorgen über gesundheitliche Probleme, daß ich an nichts anderes mehr denken kann. Ich habe in letzter Zeit keine Veränderungen meines Interesses an Sex bemerkt. Ich interessiere mich jetzt weniger für Sex als früher. Ich interessiere mich jetzt viel weniger für Sex. Ich habe das Interesse an Sex völlig verloren. 134 __________________________________________________________________Anhang MWT-B – Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest Anweisung: Sie sehen hier mehrere Reihen von Wörtern. In jeder Reihe steht höchstens ein Wort, das Ihnen vielleicht bekannt vorkommt. Wenn Sie es gefunden haben, streichen Sie es bitte durch. 1. Nale – Sahe – Nase – Nesa – Sehna 2. Funktion – Kuntion – Finzahm – Tuntion – Tunkion 3. Struk – Streik – Sturk – Strek – Kreik 4. Kulinse – Kulerane – Kulisse – Klubihle – Kubistane 5. Kenekel – Gesonk – Kellume – Gelenk – Gelerge 6. siziol – salzahl – sozihl – sziam – sozial 7. Sympasie – Symmofeltrie – Symmantrie – Symphonie – Symplanie 8. Umma – Pamme – Nelle – Ampe – Amme 9. Krusse – Surke – Krustelle – Kruste – Struke 10. Kirse – Sirke – Krise – Krospe – Serise 11. Tinxur – Kukutur – Fraktan – Tinktur – Rimsuhr 12. Unfision – Fudision – Infusion – Syntusion – Nuridion 13. Feudasmus – Fonderismus – Föderalismus – Födismus – Föderasmus 14. Redor – Radium – Terion – Dramin – Orakium 15. kentern – knerte – kanzen – kretern – trekern 16. Kantate – Rakante – Kenture – Krutehne – Kallara 17. schalieren – waschieren – wakieren – schackieren – kaschieren 18. Tuhl – Lar – Lest –Dall – Lid 19. Dissonanz – Diskrisanz – Distranz – Dinotanz – Siodenz 20. Ferindo – Inferno – Orfina – Firanetto – Imfindio 21. Rilkiase – Kilister – Riliker – Klistier – Linkure 22. kurinesisch – kulinarisch – kumensisch – kulissarisch – kannastrisch 135 __________________________________________________________________Anhang 23. Rosto – Torso – Soro – Torgos – Tosor 24. Kleiber – Beikel – Keibel – Reikler – Biekerl 25. Ralke – Korre – Ruckse – Recke – Ulte 26. Lamone – Talane – Matrone – Tarone – Malonte 27. Tuma – Umat – Maut – Taum – Muta 28. Sorekin – Sarowin – Rosakin – Narosin – Kerosin 29. beralen – gerältet – anälteren – untären – verbrämen 30. Kapaun – Paukan – Naupack – Aupeck – Ankepran 31. Sickaber – Bassiker – Kassiber – Sassiker – Askiber 32. Pucker – Keuper – Eucker – Reuspeck – Urkane 33. Spirine – Saprin – Parsin – Purin – Asprint 34. Kulon – Solgun – Koskan – Soran – Klonus 35. Adept – Padet – Edapt – Epatt – Taped 36. Gindelat – Tingerat – Indigenat – Nitgesaar – Ringelaar 37. Berkizia – Brekzie – Birakize – Brikazie – Bakiria Punkte: ____________ 136