Fonds Wohnanlage Neumannstraße in Fürth, PROJECT Gruppe N A C H H A LT I G K E I T PROJECT definiert nachhaltiges Bauen Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft ist bis heute ein nicht klar definierter Begriff. Fondsinitiatoren und Projektentwickler verwenden ihn oft willkürlich und aus Imagegründen. Denn grünes Geld ist heute bei vielen Anlegern gefragt. Die Folge: Der inflationäre Gebrauch des unklaren Nachhaltigkeitsbegriffs droht den ernsten Hintergrund aufzuweichen, vergleichbar mit dem einstigen Durcheinander bei der „Bio-Lebensmittel“-Welle. Wer kennt das nicht: Beim Gang durch den Supermarkt blitzen einem die Biound Öko-Siegel nur so entgegen. Als Konsument hat man ein gutes Gefühl, wenn man ein Bioprodukt in die Hand nimmt. Denn gesund bleiben hat für viele mit gesund leben zu tun. Somit ist „Bio“ zur Marke geworden, der man blind vertraut. Diese psychologische Masche nutzten in der Vergangenheit zahlreiche Produkthersteller aus, um 72 | ihre Erzeugnisse noch besser zu vermarkten. Doch nicht alles, was als „Bio“ bezeichnet wurde, war auch tatsächlich ökologisch angebaut und entsprechend wertvoll. Zur Aufklärung und zum Schutz der Verbraucher führte die Bundesregierung im September 2001 schließlich das deutsche staatliche Bio-Siegel ein, um dem bis dahin legalen Marketingschwindel Einhalt zu gebieten. Seitdem dürfen nur Lebensmittel, die spezielle 02/03 2013 Mein Geld 02/03 2013 · S. 72 Anforderungen erfüllen, das Bio-Siegel führen. Beispielweise, wenn höchstens 0,9 Prozent gentechnisch verändertes Material enthalten ist oder mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe aus Öko-Anbau kommen. „Bio“ in der Immobilienwirtschaft Mit dem Wiederaufstieg der deutschen Immobilie als Inbegriff realer und sta- Fonds auf natürliche Weise regeneriert werden kann.“ Dass diese sehr offene Nachhaltigkeitsdefinition nicht eins zu eins auf die Immobilienwirtschaft übertragen werden kann, ist offensichtlich. Dies hängt mit den Besonderheiten von Gebäuden und Grundstücken zusammen. Es existieren verschiedene Nachhaltigkeitszertifikate wie beispielsweise BREEAM1, LEED2 und DGNB3, die seit Jahren den Versuch unternehmen, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte als Parameter bei der Formulierung einer Nachhaltigkeitsdefinition zu berücksichtigen (vgl. Abbildung „Gegenüberstellung der Bewertungsmethoden BREEAM, LEED und DGNB“ auf der nächsten Seite). Allerdings sind die Qualifizierungsstandards nur schwer untereinander vergleichbar und zudem inhaltlich nicht klar gewichtet. Daher kommt es mitunter zu Scheingenauigkeiten: „Die bequeme Gleichung „zertifiziert = nachhaltig“ ist unvollständig. Denn es gibt zertifizierte Gebäude, deren Standort nicht nachhaltig ist. Und es gibt Gebäude, die zwar nicht zertifiziert sind, die aber mit guten Gründen als nachhaltig angesehen werden können“, stellt das Beratungsunternehmen Absolut Research in seiner neuesten Untersuchung zur Nachhaltigkeit fest. Somit ist nicht verwunderlich, wenn Fondsinitiatoren und Projektentwickler eigene Wege gehen. biler Werte nach der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008 rollt die Biowelle auf die Immobilienwirtschaft zu. Diesmal tritt „Bio“ unter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ auf. Was bedeutet das? Im Schlussbericht der Enquete-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft – Herausforderungen und Antworten des Deutschen Bundestags aus dem Jahr 2002 findet sich folgende Nachhaltigkeitsdefinition: „Das Konzept der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems in einer Weise, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand Einer der Pioniere ist die PROJECT Gruppe. Die aus Asset-Manager und Investmenthaus bestehende fränkische Unternehmensgruppe entwickelt deutsche Immobilien mit Schwerpunkt Wohnen im Wert von derzeit über 600 Millionen Euro, ist Marktführer im Bereich Projektentwicklungsfonds und gehört zu den führenden eigenkapitalbasierten Fonds- und Immobilienspezialisten in Deutschland. „Die vorliegenden Zertifizierungen sind für Anleger keine ausreichend verlässliche Stütze bei der Beurteilung der wahren Nachhaltigkeitseigenschaften eines Objektes und gehen uns nicht weit genug. Deshalb bauen wir unsere Immobilien bereits heute nach einem von PROJECT selbst definierten, verbindlichen Nachhaltigkeitsprinzip, das zu einer langfristigen Wertsteigerung der Objekte beiträgt und somit nicht nur den stabilen Exit unserer Fonds sichert, sondern auch eine weitere nachhaltige Wertentwicklung für die späteren Immobilienkäufer“, so Wolfgang Dippold, geschäftsführender Gesellschafter der PROJECT Investment Gruppe. Nachhaltigkeit – mehr als nur ein Renditemotor Die Einhaltung von verpflichtenden Nachhaltigkeitskriterien – sei es über eine BEGRIFF So definiert PROJECT Nachhaltigkeit: • • • • • • • • • • • • • Grundstückslagen mit Anschluss an öffentlichen Personennahverkehr überwiegend KfW-70-Bauweise neue Objekte mit GasBlockheizkraftwerken, wenn keine Fernwärme zur Verfügung steht Vergabe überwiegend an Unternehmen vor Ort Grundrissgestaltung, die dauerhaft und nachhaltig gefragt ist Schaffung gesunder Wohnverhältnisse Materialien und Details, die nicht wartungsintensiv sind günstige Betriebskosten kommunikationsfördernde Gestaltung der Außenanlagen kein Tropenholz Dachbegrünung, Regenwasserversickerung barrierefreie Zugänge Einhaltung von Schallschutzkriterien 02/03 2013 Mein Geld 02/03 2013 · S. 73 | 73 Fonds dern als Renditemotor erweisen. Für diese intelligente und effiziente Definition sind nach unserer Überzeugung wir selbst als Immobilienspezialist verantwortlich“, so Wolfgang Dippold. „Nachhaltigkeit, intelligent und effizient definiert, wird sich unter dem Strich nicht als Kostenfaktor, sondern als Renditemotor erweisen“, Wolfgang Dippold. offizielle Zertifizierung oder mittels eigener Kriterien – bedeutet zunächst finanzielle Mehrbelastungen für den Immobilienentwickler. Denn wie bei Bio-Lebensmitteln, so kosten auch nachhaltige Qualitätsstandards bei Immobilien in der Regel mehr Geld. Jedoch ist die Lage, Nutzbarkeit, Substanz und Energieeffizienz einer Immobilie der entscheidende Gradmesser für deren langfristige Nachfrage. Und diese ist das entscheidende Kriterium für die Nachhaltigkeit, denn in Zukunft einmal leerstehende Gebäude können nicht nachhaltig sein. Für den Anleger eines Immobilienfonds bedeutet Nachhaltigkeit somit einen zusätzlichen Sicherheitsgewinn, weil die nachhaltigen Objekte mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit auch nach Jahren noch mehr potentielle Käufer oder Mieter ansprechen und damit attraktivere Renditen erzielen. „Nachhaltigkeit, intelligent und effizient definiert, wird sich unter dem Strich nicht als Kostenfaktor, son- PROJECT geht mit seinen Kriterien sogar noch einen Schritt weiter, wie Jürgen Seeberger, Vorstandsvorsitzender der PROJECT Immobilien Gruppe klarstellt: „Energie sparen als Aspekt unserer Nachhaltigkeitsdefinition bedeutet für uns nicht nur einen niedrigen Energieverbrauch des Gebäudes während der Nutzung, sondern auch einen niedrigen Energiebedarf bei der Erstellung. Deshalb legen wir Wert auf die Vergabe an regionale Unternehmen, die keinen täglich langen Anfahrweg für die Erstellung des Gebäudes benötigen. Unsere Verantwortung als Immobilienentwickler verpflichtet uns zu effizientem Umgang mit Ressourcen und Material schon beim Bau. Und dies bei gleichzeitig lebenswerter Architektur.“ Building Research Establishment Environmental Assessment Method (Britisches Nachhaltigkeitszertifikat) Leadership in Energy and Environmental Design (USNachhaltigkeitszertifikat) 1 2 3 Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen Gegenüberstellung der Bewertungsmethoden BREEAM, LEED und DGNB BREEAM LEED • • • • • Energie Wasser Materialien Emissionen Abfall Ökonomische Aspekte • Management1 Soziale Aspekte • • Gesundheit und Behaglichkeit Zusatzkriterien für Innovation Ökologische Aspekte Sonstige Aspekte • • • Standort 1 • • • Management Flächenverbrauch und Grundstücksökologie Transport Nicht berücksichtigt Energie und Athmosphäre Effiziente Wassernutzung Materialien und Ressourcen • • • Komfort und Innenraumklima Innovation Regionale Schwerpunkte • Nachhaltige Baugelände Nicht berücksichtigt Lebenszyklen sind bei BREEAM Bestandteil der Kategorie Management Quelle: in Anlehnung an T. Ebert et al.: Zertifizierungssysteme für Gebäude, 2010 74 | 02/03 2013 Mein Geld 02/03 2013 · S. 74 DGNB • • Wirkung auf globale und lokale Umwelt Ressourceninanspruchnahme und Abfallaufkommen • • Lebenszykluskosten Wertentwicklung • • • Gesundheit, Behaglichkeit, Nutzerzufriedenheit Funktionalität Gestalterische Qualität • • • • • Technische Qualität Qualität der Planung Qualität der Konstruktion Qualität des Betriebs Standortqualität Nicht berücksichtigt