Prof. Dr. Robert Schmid Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten Postfach 1680 D - 87406 Kempten Der geplante Neubau zur Erweiterung der Hochschule Kempten Sehr geehrter Herr Präsident Robert Schmid, durch Herrn Professor Dr. Wolfgang Hauke habe ich erfahren, dass die Hochschule Kempten einen zusätzlichen Neubau plant. Als Vorstand des Holzforum Allgäu, ein Verein der die komplette Wertschöpfungskette der WaldHolz-Kette abbildet, erlaube ich mir Sie heute in dieser Angelegenheit anzuschreiben. Es ist mir ein Anliegen Sie bei diesem Vorhaben für den Baustoff Holz zu sensibilisieren. Denn entscheidend ist die Weichenstellung zu Beginn. Ein Neubau schafft Werte und soll gut nutzbare, effiziente und ressourcenschonende Gebäude erzeugen, die langfristig ihren hohen Wert erhalten, für die Nutzer behaglich und gesund sowie für die Eigentümer und Investoren wirtschaftlich und lange Zeit rentabel sind. Jeder Bau soll für alle ein sozialer und kultureller Gewinn, eine Bereicherung des Lebens sein. Nachhaltiges und energieeffizientes Bauen ist zwingend notwendig. Gerade bei der Errichtung eines Gebäudes für Studierende ist eine langfristig zuverlässige Nutzbarkeit, eine gesundheitliche Unbedenklichkeit des Arbeitsumfeldes und die Schonung der Umwelt und Ressourcen ein unschätzbares Gut. Viele Architekten denken und handeln mittlerweile so und somit kommt man am Baustoff Holz nicht vorbei. Holz wächst nach, es ist leicht, seine Zellstruktur macht es zu einem hervorragenden Dämmstoff und im Gegensatz zu Stahl reflektiert es Körperwärme. Knarzende Böden, hellhörige Räume, schlechte Isolierungen, leichte Brennbarkeit. Diese alten und längst überholten Vorurteile verstellen oft den Blick auf den innovativsten, nachhaltigsten, traditionellsten und modernsten Baustoff der Gegenwart und der Zukunft. Bei einem Architekturwettbewerb sollte darauf geachtet werden, dass Kriterien zur Verwendung nachhaltiger Baukonstruktion in das Anforderungsprofil einfließen und Holz als möglicher Baustoff mit in Betracht gezogen werden soll. Oftmals bleibt es bei Wettbewerbsauslobungen nur bei vagen Anforderungen und unverbindlich formulierten Appellen. Dies sollte vermieden werden. Folgende Attribute sollten unseres Erachtens bei der Auslobung eines Wettbewerbs formuliert und vorgegeben werden: < Umweltfreundlich Der ökologische Kern aller Nachhaltigkeitsüberlegungen ist der sparsame Umgang mit Baustoffen über intelligente Konstruktion und CO²-minimierte Materialwahl. Am Ende der nützlichen Lebensdauer sollte man die Baustoffe ohne großen Aufwand wieder in den Stoffkreislauf zurückführen können. < Vernetzt Eine gelungene Einbindung eines Gebäudes in sein räumliches, soziales, natürliches, infrastrukturelles und verkehrliches Umfeld prägt entscheidend die Nachhaltigkeit jedes Gebäudes. Seine Integration in Energie- und anderen Ressourcenströme dient in Zeiten von Energiewende und dezentraler Nutzung erneuerbarer Energien nicht nur der Versorgung sondern sollte auch dienlich sein für die Stadt Kempten und der Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten. Rahmenbedingungen für Projekte basieren auf dem vom Stadtrat der Stadt Kempten beschlossenen "Integrierten Klimaschutzkonzept Energiezukunft 2020", in dem die strategischen Ziele zum Klimaschutz definiert sind. https://www.kempten.de/de/klimaschutz-energiezukunft-2020.php < Innovativ Der Schutz von Ressourcen und der Erhalt von Werten müssen sich im Bauen mit Entwicklung und Zukunft verbinden. Bewahren erschöpft sich in unserem gesellschaftlichen Kontext nicht allein im Erhalt und Beharren. Es bedarf des Gegenpols des Schöpferischen, des Neuen, Zukunftsorientierten, um die gewünschte Wirkung zu entfalten. Idealerweise dort wo Zukunft entsteht, in Hochschulen. < Schön Gute Gestaltung beruht immer auf einem Gespür, das viele Menschen miteinander verbindet. Sie ist gerade in der Architektur mehr als nur gelungene Form an sich, sie transportiert auch Lebensform und den guten Umgang von Menschen miteinander und Ihrer Umwelt. Ethik und Ästhetik sind untrennbar miteinander verbunden, Schönheit ist eine Folge ethischer Haltung oder „Die schönen Dinge zeigen an, dass der Mensch in die Welt passe“. Dieses Zitat Immanuels Kants vermittelt wohl am besten, dass nur mit Schönheit der kulturelle Übergang in eine nachhaltig gestaltete Welt überzeugend gelingen kann. Anbei sehen Sie einen Link der Hochschule Bern. Der Campus wird 2018 neu gebaut. Der Link führt zum Siegermodell der Auslobung. Der komplette Campus wird in Holz gebaut. http://www.campus-biel-bienne.ch/aktuell/ Sehr geehrter Herr Präsident, gerne laden wir Sie und Ihre Kollegen zu einem Gespräch über moderne Holzbauten in unser neues Büro im Grünen Zentrum in Immenstadt ein. Ein Gebäude in Holz das unserer Philosophie entspricht. In der Anlage erhalten Sie die Broschüre „Systematik für Nachhaltigkeitsanforderungen in Planungswettbewerben“ vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Diese Broschüre ist eine gute Vorgabe für die Erstellung von Wettbewerbsunterlagen im Sinne von nachhaltigem Bauen. Mit freundlichen Grüßen Hugo Wirthensohn, 1. Vorstand Peter Fickler, 2. Vorstand