Mesopotamien Name: früheres Mesopotamien, heutiges Irak/Ostsyrien. Blütezeit: 2000-1000 v. Chr. Landfläche: 350.000 km² Lage: Vorderasien, 20° Längengrad – 20°-40° Breitengrad (siehe Karte) Mesopotamien (griechisch mesopotamia: Land zwischen den Strömen), eines der frühesten Zivilisationszentren Vorderasiens im Gebiet des heutigen Irak und Ostsyriens liegt zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris. Im Alten Orient umfasste es die historischen Länder Assyrien und Babylonien. Mesopotamien war im Norden und Osten durch Zagros und Tauros begrenzt, im Westen zur Syrischen Wüste hin offen. Der natürliche Reichtum des Landes hatte schon früh ärmere Völker aus den angrenzenden Gebieten angezogen, und die Geschichte der Region ist von ständigen Einwanderungen und Überfällen geprägt. Zu der damaligen Zeit hatte das Land auch größe Probleme mit Löwen, die sich dort schnell vermehrten und auch kleinere Ortschaften angriffen. Die Landwirtschaft ist auf künstliche Bewässerung angewiesen. Frühe mesopotamische Reiche Im 9. Jahrtausend fand der Übergang von Jäger- zu Sammlerkulturen statt. Im 8. Jahrtausend existierten bereits voll ausgebildete Ackerbau- und Viehzuchtkulturen. Seit etwa 6000 v. Chr. sind in dem Gebiet größere Ansiedlungen nachgewiesen. Im 4. Jahrtausend v. Chr. entstanden die ersten Städte. Eine der bedeutendsten frühen Gründungen ist die Stadt Uruk (biblisch Erech) im Süden des Landes, mit Tempeln aus Lehmziegeln, die mit zierlichen Metallarbeiten und Bildhauerarbeiten geschmückt waren. Die Entwicklung von städtischer Organisation und Verwaltung förderte die Erfindung der Keilschrift. Die Urheber dieser frühen Stadtkultur, die sich nördlich des Euphrats ausbreitete, waren vermutlich die Sumerer. Zu den bedeutendsten Städten des Landes, die lange um die Vorherrschaft kämpften, gehörten neben Uruk auch Adab, Isin, Kisch, Larsa, Nippur und vor allem Ur. Um 2350 v. Chr. wurde das Gebiet von den Akkadern, einem semitischen Volk aus dem mittleren Teil Mesopotamiens, erobert. Ihr König Sargon I. (Regierungszeit um 2335-2295 v. Chr.) gründete die Dynastie von Akkad. Damit begann auch die Zerstörung der Sumerischen Kultur, und die sumerische wurde durch die akkadische Sprache verdrängt. Die Gutäer, Stammesangehörige aus den östlichen Bergen, beendeten um 2170 v. Chr. die akkadische Herrschaft, wurden jedoch ihrerseits von der Dynastie von Ur vertrieben. In Ur gab es ein letztes Aufblühen der sumerischen Traditionen. Nach der Zerstörung der Stadt durch die Elamiter erreichte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts v. Chr. keine Stadt mehr die Kontrolle über das gesamte Gebiet. Erst König Hammurapi von Babylon gelang am Ende seiner Regierungszeit eine Vereinigung des gesamten Landes. Damit begann die klassische Zeit der 1. Dynastie Babyloniens. In dieser Zeit entstand im Norden des Landes in der Stadt Assur mit den Amoritern ein zweites Machtzentrum. 1531 v. Chr. zerstörten die Hethiter Babylon, anschließend kam es unter die Herrschaft der Kassiten. Während der nächsten 400 Jahre erlebte Babylonien seine größte Blütezeit. Assur geriet unter Einfluss des Mitannireiches, das von den Hurritern aus dem Kaukasus gegründet worden war, die nach 1700 v. Chr. über ein Gebiet vom Norden Mesopotamiens bis nach Anatolien herrschten. Die Jäger- und Sammlerkulturen Zu dieser Zeit zogen nur wenige, vereinzelte Menschengruppen durch Mesopotamien. Sie waren stets auf der Suche nach Nahrung und durchzogen so, ohne lange Pausen an einem Ort, das Land. Sie lauerten mit primitiven Waffen dem Wild auf, pflückten Früchte von Bäumen und Sträuchern, ernteten Getreide, das sie selbst nicht gesät hatten, und gruben die Wurzeln und Knollen, die sie für genießbar empfunden haben, aus der Erde aus. Sie bildeten die Jäger- und Sammlerkulturen. Doch mit der Zeit wurden diese Menschengruppen seßhafter, ja sie begannen mit dem Aufbau kleiner Dörfer, die Häuser bauten sie aus Astwerk, Schilf und Lehm. Doch auch die Bevölkerungszahl überhaupt wuchs. Viele Leute versuchten zu dieser Zeit auch angestrengt, ein großräumiges Handelssytem aufzubauen. Sumerer Die Sumerer haben die Kultur gebildet, die sofort nach den Sammler- sowie Jägerstämmen angefangen hat. Sie erbauten schon etwas größere Dörfer, bildeten funktionstüchtigere Handelsrouten. Die Sumerer bauten auch den „Turm von Babel“, einen in der Geschichte bedeutenden Turm, zu Ehren des Gotts Marduk. Später wird das sumerische Königreich nach Uruk verlegt und eine gewisse Innana kam an die Macht. Ab diesem Zeitpunkt wurden die königlichen Hauptstädte öfter gewchselt und das sumerische Königreich drohte zu zerfallen. Die Akkader Die ersten beschrifteten Tafeln und ihr Inhalt, ebenso wie die Keilschrift selbst, sollten die Kultur, die sie hervorbrachte, noch lange überdauern. Denn die Sumerer - die Bezeichnung "Sumer" bezieht sich auf das Gebiet, das heute den südlichen Irak umfaßt - waren nicht die einzigen Menschen, die in dieser Region lebten. Die Semitisch sprechenden Akkader drangen nach Mesopotamien vor. Sie lebten lange neben ihnen und übernahmen die sumerische Schrift für ihre Zwecke. Dieser Umstand sollte späteren Gelehrten Probleme bereiten: Wenngleich manches keilförmige Logogramm (Wortzeichen) in beiden Sprachen dieselbe Sache bezeichnet, kann es in akkadisch doch ein anderes Wort bedeuten als in Sumerisch. Selbst Experten haben mitunter Probleme zu entscheiden, in welcher Sprache es geschrieben wurde. Vermutlich gibt es mehr Schriftzeichen in Akkadisch als in Sumerisch, da Akkadisch als Sprache des mächtigsten Volkes der Region gegen Ende des 3. Jahrtausends v.Chr. allmählich die Vorherrschaft gewann. Um 2300 v.Chr. erstarkte nämlich im Norden ein akkadisches Reich um die Stadt Akkad herum. Die Akkader unterwarfen die sumerischen Stadtstaaten und setzten der Unabhängigkeit, die die meisten von ihnen bisher genossen hatten, ein Ende. Das neue Reich, errichtet von Sargon dem Großen, einen kriegerischen Despoten, überdauerte jedoch nicht einmal zwei Jahrhunderte. Kultur und Macht Sumers lebten wieder auf. Die akkadische Sprache allerdings blieb in der gesamten Region über tausend Jahre vorherrschend. (Bild links) Dies ist ein aus Kupfer gegossener Kopf des akkadischen Herrschers Sargon. Das Stück wurde auf dem Gelände des Ischar-Tempels in Ninive gefunden. (Bild rechts) Eine kleine Schriftübersicht der Sprachen Sumerisch, Babylonisch und Assyrisch So schrieben die Dynastien Babylons ihre Geschichte und auch ihre Sagen in Akkadisch nieder, auch wenn sie ursprünglich sumerische Mythen nacherzählen und ausgestalten. Die Sprache - zumindest in ihrer geschriebenen Form – blieb vom Tode Hammurabis im Jahre 1750 v.Chr. bis zum Jahre 539 v.Chr., als Babylon an Persien fiel, erstaunlich stabil. Auch danach blieb das Akkadisch noch bis zum 1. Jahrhundert n.Chr. als Schriftsprache in Gebrauch, obwohl unter den Persern das Aramäische Verwaltungssprache wurde. In dem Masse, wie die Macht Babylons schwand, stieg Assyrien zur Großmacht auf, deren Mittelpunkt die Stadt Assur bildete. Später herrschten die Assyrer sogar über Babylon selbst; nichtsdestoweniger erkannten sie bald, daß die babylonische Kultur ihrer eigenen überlegen war - vor allem die Sprache. Das Akkadische erwies sich für viele Zwecke tauglicher als das Assyrische. So blieb es in der gesamten Region und dem weiteren Umkreis lange Zeit die Sprache des Handels und der Diplomatie. Man verstand es überall im "fruchtbaren Halbmond", dem mondsichelförmigen Gebiet kultivierten Landes, das in den flachen Flusstälern von Euphrat und Tigris beginnt, an der östlichen Mittelmeerküste entlangführt und mit seiner westlichen Spitze bis nach Ägypten reicht. Überall sonst war das Akkadische von unschätzbarem Wert in dieser ersten Epoche eines geregelten Fernhandels. Handel bedeutet Austausch und Begegnung, und so erklären sich vermutlich auch die Überschneidungen der akkadischen Dichtung mit anderen Überlieferungen, wie dem Alten Testament, der griechischen Mythologie, besonders der Odyssee, und der arabischen Literatur - vor allem den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht und von Sindbad. Die Assyrer und die Chaldäer Um 1350 v. Chr. übernahm das Königreich Assyrien die führende Rolle im Norden von Mesopotamien. Die Assyrer besiegten das Mitanni-Reich, eroberten Babylon und dehnten bis etwa 1100 v. Chr. ihr Gebiet bis zum Mittelmeer aus. Das assyrische Reich erreichte seine größte Ausdehnung etwa zwischen 750 und 670 v. Chr. und beherrschte in dieser Zeit den Alten Orient von Ägypten bis zum Persischen Golf. Innere Unruhen und Angriffe von Medien und den Chaldäern verursachten 612 v. Chr. den Zusammenbruch Assyriens. Die Meder übernahmen die Kontrolle über das Bergland und überließen Mesopotamien den Chaldäern unter Nebukadnezar II. Diese regierten bis 539 v. Chr. in Mesopotamien, als der Perserkönig Kyros der Große Babylon besiegte. Die persische Herrschaft Unter den Persern wurde Mesopotamien in die Satrapien (Provinzen) Babylon und Assur aufgeteilt, wobei Babylon die führende Rolle im neuen Reich übernahm. Die aramäische Sprache wurde zur gemeinsamen Sprache, und eine straffe Verwaltung brachte Stabilität in die Region. Hellenistische und römische Zeit Nach der Eroberung Kleinasiens durch Alexander den Großen (331 v. Chr.) übernahm die griechische Dynastie von Seleukos I. die Herrschaft in Mesopotamien. Zahlreiche Städte wurden gegründet, wovon Seleukeia am Tigris die größte war. Durch den Einfluss der hellenistischen Kultur kam die Region erneut zu Wohlstand. Um 250 v. Chr. übernahmen die Parther von den Seleukiden die Herrschaft über Mesopotamien. Sie richteten mehrere autonome Vasallenstaaten ein, in denen sich griechische und persische Kultur vermischten. Nach der Abwehr römischer Angriffe wurden 226 die Parther von den Sassaniden aus Persien bezwungen, die ihre Herrschaft vom Euphrat bis zum heutigen Afghanistan ausdehnten. Diese errichteten eine effektive Regierung mit einer streng hierarchisch gegliederten Verwaltung und führten verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung des Bewässerungssystem ein. Wiederholte Konflikte im Nordwesten mit der römischen Provinz Syrien, die nach 395 n. Chr. Teil des Byzantinischen Reiches wurde, und mit den Arabern in den Grenzgebieten der Wüste führten 635 n. Chr. zur Zerstörung des Sassanidenreiches. Die Araber führten die neue Religion des Islam ein. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart Zwischen 635 und 750 wurde Mesopotamien von den Kalifen aus Damaskus, den Omaijaden, beherrscht. Während dieser Zeit siedelten sich umherziehende Stämme in diesem Gebiet an, und die arabische Sprache begann die griechische und persische zu verdrängen. Konflikte zwischen den Muslimen führten zur Errichtung von Bagdad, der neuen Hauptstadt eines muslimischen Reiches unter dem Herrschergeschlecht der Abasiden. Die Kalifen von Bagdad führten türkische Leibwachen ein, die allmählich die Macht übernahmen und eigene Dynastien im Land gründeten. Die Plünderung Bagdads durch die Mongolen 1258, der Verfall der Verwaltung und weitere Angriffe durch Beduinen und Mongolen (1401) führten zum wirtschaftlichen Niedergang des Landes. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert kämpften die Türken und das persische Herrschergeschlecht der Safawiden um die Vorherrschaft in Mesopotamien. Die Türken gewannen schließlich die Oberhand. Im 1. Weltkrieg eroberten britische Truppen nach schweren Gefechten das Gebiet. Der Völkerbund erteilte Großbritannien das Mandat über den Irak und Frankreich das Mandat über Syrien. Der Irak wurde 1932 und Syrien 1945 unabhängig. Weitere zeitliche Vorfälle 4000 v.Chr. - 3000 v.Chr. um um 3500 3400 Die ersten Städte Die Sumerer erfinden die Schrift und entwickeln das Sexagesimalsystem (60-Minuten=Stunde) Kulurelle Errungenschaften: Rad, Rollsiegel, Schrift, Mathematik, monumentale Architektur 3000 v.Chr. - 2000 v.Chr. Sumerische und babylonische Mythen von der grossen Flut. um 2600 - 1850 Aufstieg der Sumerischen Stadtstaaten. Kulurelle Errungenschaften: Metallwaffen, Weiterentwicklung der Keilschrift, Stadtstaaten, Zikkurat (Stufentürme). 2000 v.Chr. - 1000 v.Chr. um um um um um 1894 - 1550 1742 - 1460 1500 1500 - 1200 1460 - 1200 Erste Dynastie von Babylon Altes Hethiterreich Aufstieg der Stadt Assur und des Assyrerreichs Goldenes Zeitalter von Ugarit. Hethiterreich Kulurelle Errungenschaften: Reiterei, Münzen, Messing, Aramäisch 1000 v.Chr. - 700 v.Chr. um um 883 - 612 705 - 681 Babylonier definieren die Tierkreiszeichen. Ninive wird Hauptstadt von Mesopotamien. 700 v.Chr. - 500 v.Chr. um um um 700 689 668 - 627 um 639 - 625 Babylonier definieren die Tierkreiszeichen. König Sanherib von Assyrien zerstört Babylon. Der vollständig überlieferteText des Gilgamesch-Epos liegt auf zwölf akkadischen Tafeln in der Bibliothek von Ninive vor. Neubabylonisches Reich Überblick der Besiedlung 9000 v. Chr. – Jägerkulteren bewohnen Mesopotamien, der Übergang zur Sammlerkultur beginnt. 6000 v. Chr. – Die Sumerer gründeten Siedlungen und Städte, die bedeutenste war die Stadt Ur. 2350 v. Chr. – Die Akkader erobern Mesopotamien und gründen die Dynastie der Akkad. Sie zerstören mit der Zeit alles, was noch von den Sumern übrig geblieben ist. 2170 v. Chr. – Die Guthäer, ein Stamm aus den östlichen Bergen, beenden die akkadische Dynastie. 2100 v. Chr. – Nachdem die Stadt Ur von den Elamitern zerstört wurde, schaffte es lange Zeit keine Stadt mehr, den Besitz über das gesamte Land zu ergreifen. 1850 v. Chr. – Der babylonische König Hammurapj gründete die 1. babylonische Dynastie. 1531 v. Chr. – Die Hethiter zerstörten Babylon, anschließend kam es zur Herrschaft der Kassiten. 635 n. Chr. – Kalifen aus Damaskus, die Omaijaden, herrschten über Mesopotamien. 1600 n. Chr. – Die Türken kämpfen gegen die Persier, doch sie gewinnen und übernehmen Mesopotamien. 1914 n. Chr. – Britische Truppen übernehmen nach harten Kämpfen die Kontrolle über Mesopotamien. 1932 n. Chr. – Die Türkei wird unabhängig. 1945 n. Chr. – Syrien wird unabhängig. 1999 by Christoph Marx, Martin Krönig und Jens Hegeler