TITEL: Strahlungsabsorption von Polystyrol-Halbzeugen im Thermoformprozess Josef F. Pühringer a, Gernot Zitzenbacher b, Christoph Spreitzerb a FH OÖ, Forschungs- und Entwicklungs GmbH, Stelzhamerstraße 23, A-4600 Wels, AUSTRIA b FH OÖ, Studienbetriebs GmbH, Fakultät für Technik und Umweltwissenschaften, Stelzhamerstraße 23, A-4600 Wels, AUSTRIA KURZFASSUNG/ABSTRACT: Neben der Heizzeit ist die gleichmäßige Durchwärmung des Halbzeugs einer der Schlüsselparameter für eine zufriedenstellende Abformung beim Thermoformen. Das Erwärmen geschieht meist durch Strahlung, die in der Simulation durch das Gesetz von Bouguer Beer Lambert beschrieben wird. Die Materialparameter Reflexion und optische Eindringtiefe werden für die Anwendung dieses Gesetzes benötigt. Als Voraussetzung wird unter anderem zugrundegelegt, dass die optische Eindringtiefe unabhängig von der Materialdicke sei. Die Gültigkeit dieser Voraussetzung wird in dieser Arbeit an zwei Polystyrol-Compounds untersucht. 1 EINLEITUNG Für das Thermoformen von Kunststoffplatten oder -folien wird das Material bis zum Erreichen des gummielastischen Zustandes erwärmt. In der Praxis wird hierfür oft eine Strahlungsheizung eingesetzt. Die verwendeten Strahler sind abhängig von der gewünschten Strahlertemperatur: Keramik- (300 bis 700 °C), Quarzoder Quarzgut- (800 bis 900 °C), Carbon- (ca. 1200 °C) oder Halogenstrahler (1600 bis 3800 °C). Diese emittieren Infrarot-Strahlung (IR-Strahlung), welche die Wärmeenergie vom Strahler auf das Kunststoffhalbzeug überträgt. Beim Thermoformen wird das erwärmte flächige Halbzeug mittels Vakuum oder Druckluft unterstützt durch Vorblasen oder Vorstrecken zu einem dreidimensionalen Werkstück umgeformt [1]. Eine möglichst gleichmäßige Durchwärmung ist einer der Schlüsselparameter für eine vollständige Abformung des Werkzeugs. 2 ERGEBNISSE Für die Berechnung der Temperaturverteilung im Halbzeug sowie der erforderlichen Aufheizzeit wird die zeitabhängige Wärmeleitungsgleichung gelöst. Dabei ist es entscheidend, den Absorptionsprozess der IR-Strahlung im Polymer durch geeignete Ansätze zu beschreiben. Dazu kann das Gesetz von Bouguer Beer Lambert verwendet werden, das die Volumsabsorption durch einen exponentiellen Abfall der Strahlungsintensität mit der Tiefe beschreibt [2, S. 123-130]. Zwei Materialparameter, die Reflexion der Materialoberfläche und die optische Eindringtiefe, bestimmen dabei das Absorptionsverhalten [3, S. 299-300]. Diese beiden Größen können durch spektroskopische Methoden und spezielle Auswertungsprozeduren ermittelt werden [4]. In dieser Arbeit wird die Gültigkeit des Gesetzes von Bouguer Beer Lambert bei diesem Aufheizvorgang untersucht. Die Reflexion und die Transmission von verschieden dicken Folien eines transparenten ungefüllten und eines weißen gefüllten Polystyrols wurden gemessen. Die optische Eindringtiefe wurde berechnet und schließlich als Funktion der Foliendicke in einem Diagramm aufgetragen. Das Bouguer Beer Lambert Gesetz gilt als erfüllt, wenn die Eindringtiefe von der Dicke der Polymerfolie unabhängig ist. Die Resultate der transparenten aber zerbrechlichen Polystyrolfolie zeigen eine gute Übereinstimmung mit dieser Voraussetzung. Die Folie aus gefülltem Polystyrol zeigt dagegen abhängig vom untersuchten Wellenlängenintervall eine deutliche Abhängigkeit der optischen Eindringtiefe von der Foliendicke. 3 DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNGEN Diese Abhängigkeit kann durch die Streuung der Strahlung an Füllstoffpartikeln erklärt werden. Diese Ablenkung der einzelnen Strahlen vermindert, je nach deren Dichte, zusätzlich zur Absorption die Intensität der Strahlung mit der Halbzeugtiefe. Bei der Abnahme der Intensität der Wämestrahlung und der Umwandlung derselben in Wärme im Kunststoffhalbzeug handelt es sich im Allgemeinen um einen komplexen Vorgang, der aus einer Mischung von Absorption und Streuung besteht. Ist kein oder nur ein geringer Streueinfluss vorhanden, so kann der Vorgang durch das Bouguer Beer Lambert Gesetz mit den wellenlängenabhängigen Größen Reflexion und optisch Eindringtiefe beschrieben werden [2, S. 273-275]. LITERATURVERWEISE [1] [2] [3] [4] Throne, James L. und Beine, Joachim (1999): Thermoformen ––– Werkstoffe Verfahren - Anwendung, Carl Hanser Verlag, München - Wien. Schmidt, Werner (2000): Optische Spektroskopie – Eine Einführung, Wiley-VCH Verlag, Weinheim. Pühringer, Josef F. und Zitzenbacher, Gernot (2010): Simulation und Prozessbeschreibung beim Thermoformen von Kunststoffen. In: Tagungsband: 4. Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen, 7-8. April 2010, Pinkafeld, S. 298-303. Pühringer, Josef F., Zitzenbacher, Gernot, Priller, Bastian (2009): Determination of the Parameters needed to describe the Heating Step in the Thermoforming Process. APST one, Rudolf Trauner Verlag, Linz, S. 115 (Posterbeitrag). DANKSAGUNG Die Arbeiten für den vorgestellten Beitrag wurden im Rahmen des Projekts „Kunststoffstandort Oberösterreich“ mit finanziellen Mitteln des Landes Oberösterreich gefördert.