Wahl vergrößernder Sehhilfe (Hilfsmittel) Es muss klar gesagt werden, dass es keine universelle Sehhilfe gibt, die alle Anforderungen der unterschiedlichen Sehaufgaben ermöglichen kann. Jede Art von vergrößernder Sehhilfe ist nur für eine bestimmte Sehsituationen bzw. Arbeitsabstand geeignet (z.B. für die Nähe zum Lesen, für die mittlere Entfernung (Computer, Hausarbeit), sowie für die Ferne). Deshalb benötigen Patienten in den meisten Fällen mehrere Hilfsmittel für diese verschiedenen Einsatzbereiche. Die Anpassung vergrößernder Sehhilfen bedarf großer Erfahrung, und es benötigt einige Zeit, um zusammen mit dem Patienten das geeignete Hilfsmittel zu finden. Die Wahl des besten vergrößernden Hilfsmittels hängt einerseits von dem notwendigen Vergrößerungsbedarf, andererseits von dem Anwendungsbereich des Hilfsmittels ab. Zusätzlich spielen körperliche Einschränkungen (wie z.B. Zittern der Hände) sowie die Motivation des Patienten (Lesen zu wollen) eine große Rolle. Für die Rehabilitation von sehbehinderten Patienten steht heute eine vielfältige Auswahl von Hilfsmitteln zur Verfügung, welche grob in 3 Gruppen eingeteilt werden können: 1. Optische Hilfsmittel: Lupen verschiedener Arten (z.B. Handlupe für unterwegs sowie Standlupe mit und ohne Beleuchtung, Vorsatzlupe) Lupenbrille Fernrohrsystembrille Monokulares Fernrohr für den mobilen Einsatz (z.B. für das Erkennen von Straßenschildern, Busnummern) 2. Elektronische Hilfsmittel: Bildschirmlesegerät (stationär oder mobil, ohne oder mit Kamera) Elektronische Handlupen Vorlesegerät 3. Zusätzliche Hilfsmittel: Kantenfilterbrille, wodurch der Kontrast gesteigert und die Blendungsempfindlichkeit vermindert wird Lesepult/Lesetisch zur Unterstützung einer bequemen Kopfhaltung Spezielle Lampe/Beleuchtung für Lesen und Haushaltarbeit Vergrößerungssoftware für die Arbeit am Computer Eine besonders schwierige Situation besteht bei der Anpassung vergrößernder Sehhilfen bei Patienten mit konzentrischer Gesichtsfeldeinengung ohne periphere Gesichtsfeldreste (z.B. Retinitis pigmentosa). Die zentrale Insel ist meist zu klein, um mit einer Textvergrößerung zu arbeiten. Hier spielt der Kontrast die entscheidende Rolle. Bei der Wahl der für den Patienten am besten geeigneten vergrößernden Sehhilfe müssen medizinische, physiologische und optische Voraussetzungen beachtet werden. Darum ist es notwendig, dass diese Hilfsmittel unter augenärztlicher Anleitung erprobt werden. Die endgültige Verordnung von Hilfsmittel darf nur nach einer sorgfältigen, individuellen Anpassung erfolgen. Die Handhabung des Hilfsmittels muss ebenfalls sorgfältig geübt werden, um die optimale Benutzung zu gewährleisten. Die Handhabung des Hilfsmittels sowie die Koordination der Hand- und Augenbewegung sollen nicht nur bei der Anpassung des Hilfsmittels, sondern auch in der Anfangsphase der Benutzung intensiv geübt und kontinuierlich durchgeführt werden. Abbildung 1. Eine unvollständige Auswahl von optischen und elektronischen Hilfsmittel Abbildung2. Die Vorsatzlupe (Laboclip) wird mit einem Clip an der Fassung der Fernbrille angebracht, dadurch wird ein schneller Wechsel zwischen Ferne und Vergrößerung in der Nähe erreicht Abbildung 3. Das Tragen einer Lupenbrille bietet mehrere Vorteile: großes Sehfeld, frei bleibende Hände und Mobilität (die Brille kann überall hin mitgenommen werden). Allerdings kann der geringe Leseabstand von wenigen Zentimetern, der eingehalten muss, für älteren Patienten anstrengend und unangenehm sein. Abbildung 4. Ein elektronisches Bildschirmlesegerät wird hauptsächlich bei einem hohen Vergrößerungsbedarf von mehr als 6-fach verordnet. Mit einer integrierten Kamera wird der Text vergrößert und entsprechend auf einen Monitor übertragen. Die Vergrößerung ist bis 60-fach. Für ein bequemes Lesen ist oft eine Nahkorrektur bei Patienten mit Alterssichtigkeit notwendig. Abbildung 5. Eine computer-basierte Lesekamera mit Nah- und Fernfunktion ist notwendig für Schüler, Studenten und Berufstätige. Damit werden gleichzeitig eine ausreichende Vergrößerung die Nähe (Lesegut auf dem Schreibtisch) und für die Fernsicht (Tafel, Tageslichtprojektor) erreichen. Je nach Vergrößerungsbedarf ist für Computerarbeit eine Schrift-Vergrößerungssoftware (ggf. mit Sprachausgabe) unerlässlich. Abbildung 6. Das elektronische kompakte Vorlesesystem kommt zum Einsatz wenn die Lesefähigkeit mit vergrößernden Sehhilfen nicht erreicht werden kann und ein großer Lesebedarf besteht. Die eingelegte Vorlage wird eingescannt und mit einer deutlichen Computerstimme vorgelesen. Verantwortlich Prof. Dr. med. Nhung Nguyen und Dr. med. Elke Altpeter Sehbehindertenambulanz - Department für Augenheilkunde Elfriede-Aulhorn-Str. 7, 72076 Tübingen Fax 07071-295361 Email: [email protected]