7.2 Therapie der Aktinomykose der ableitenden Tränenwege Therapy for Actinomycosis in the Lacrimal Pathway S. Vujančević, H.-W. Meyer-Rüsenberg Augenklinik der Universität Witten/Herdecke, Hagen (Direktor: Prof. Dr. med. Meyer-Rüsenberg) Zusammenfassung ●V Die Kanalikulitis ist eine seltene Erkrankung der Tränenkanälchen, die oft nicht erkannt, daher fehldiagnostiziert und falsch behandelt wird. Sie umfasst 2 % aller Tränenwegserkrankungen [1], [11], [24]. Häufige Fehldiagnosen sind Konjunktivitis [2], [3], [21], [29], [35], [36], Blepharitis [2], [3], Dakryozystitis [2], [3], [32], [35], [36], Hordeolum [2], [3], [32], [35], [36] und Chalazion [21], [29], [32], [35], [36]. Neben Viren und Pilzen kann eine Vielzahl von Bakterien eine Kanalikulitis verursachen. Aktinomyzeten sind die häufigsten Erreger einer Kanalikulitis [1], [5], [11], [14], [15], [17], [19], [29], [33]. Ihre Gattung wurde erstmals 1877 von Harz beschrieben [5], [13], [16], [27]. Von Graefe hatte bereits 1854 [5], [6], Kipp und Mitarbeiter 1883 [6] Aktinomykoseinfektionen als Ausgang intrakanalikulärer Dakryolithenbildung angesehen. Obwohl Aktinomyzeten jahrelang aufgrund ihrer teilweise fadenförmigen und verzweigten Erscheinungsform fälschlicherweise zu den Strahlenpilzen gezählt wurden, gehören sie eigentlich zu den fakultativ anaeroben, unbeweglichen, nicht sporenbildenden, nicht säurefesten, pleomorphen Stäbchenbakterien [12], [13], [15], [20], [25], [27]. Im Rahmen einer durch Aktinomyzeten verursachten Kanalikulitis finden sich oft schwefelhaltige Konkremente, sog. Drusen oder auch Actinomyces-Körner [1]–[3], [5], [7], [9], [11], [13]–[17], [19], [23], [24], [27], [29], [31]–[33], [35], [36], im betroffenen Kanalikulus. Aktinomyzeten lassen sich mittels Auflichtmikroskopie, Anfertigung von Kulturen, biochemischen und molekularbiologischen Verfahren nachweisen. Die geeignete Therapie besteht in einer Schlitzung des Tränenpünktchens, einer Kanalikulotomie, einer Kürettage des Kanalikulus, ggf. einer Tränenwegsschlauchintubation zur Stenoseprophylaxe und einer postoperativen 1- bis 2-wöchigen Lokaltherapie mit einem Breitspektrumantibiotikum. Abstract ●V Canaliculitis is a rare disease of the lacrimal pathway, especially of the canaliculi. It is often not identified, therefore misdiagnosed and inadequately treated. It accounts 2 % of all lacrimal diseases [1], [11], [24]. False diagnoses are usually conjunctivitis [2], [3], [21], [29], [35], [36], blepharitis [2], [3], dacryocystitis [2], [3], [32], [35], [36], hordeolum [2], [3], [32], [35], [36] and chalazion [21], [29], [32], [35], [36]. Besides viruses and fungi a variety of bacteria can cause a canaliculitis. Actinomyces is the most common pathogenic agent of canaliculitis [1], [5], [11], [14], [15], [17], [19], [29], [33]. Its generic name was first described by Harz in 1877 [5], [13], [16], [27]. In 1854 von Graefe [5], [6] as well as Kipp and others [6] in 1883 identified actinomyces as the agent for intracanalicular dacryoliths. Although for years actinomyces has wrongly been attributed to ray fungi because of its filamentary and branched nature it actually belongs to facultative anaerobic, nonmotile, non-spore-forming, non-acid-fast, pleomorphic bacilli [12], [13], [15], [20], [25], [27]. In the context of canaliculitis caused by actinomyces sulphur granules, also called plagues or actinomyces granules, can often be found in the affected canaliculi [1]–[3], [5], [7], [9], [11], [13]–[17], [19], [23], [24], [27], [29], [31]–[33], [35], [36]. Actinomyces can be identified by light microscopy, culture, biochemical and molecular biological procedures. The most appropriate treatment is to incise the lacrimal punctum, to perform a canaliculotomy and canalicular curettage and if necessary to perform a silicone intubation of the lacrimal system for prophylaxis of stenosis. A postoperative local therapy with a broad-spectrum antibiotic should be initiated for 1–2 weeks. 7 7.2.1 Einleitung Ursache einer chronischen Entzündung der ableitenden Tränenwege kann eine Vielzahl von Erregern sein. Die resultierenden Krankheitsbilder weisen eine klassische Symptomatik mit Epiphora, rezidivierenden Konjunktivitiden, evtl. eitrigem Sekretausfluss und mehr oder weniger schmerzhaften Lidschwellungen, v. a. im Verlauf der ableitenden Tränenwege auf. Eine Diagnose ist meist anhand der klinischen Symptomatik, der mikroskopischen Untersuchung eines Ausstrichs (ggf. mit Färbung) und evtl. in Kombination mit einer Dakryozystografie zu stellen. Eine seltenere Erkrankung der Tränenwege, die nach derzeitigen Literaturangaben meistens durch Aktinomyzeten verursachte Kanalikulitis, hingegen wird häufig nicht erkannt, fehldiagnostiziert und daher falsch therapiert. Die betroffenen Patienten weisen bis zur Diagnosefindung häufig eine Krankheitsdauer von Monaten bis Jahren auf, in der sie diversen Therapieversuchen mit verschiedenen Antibiotika ausgesetzt waren. Im Folgenden werden das Krankheitsbild der Kanalikulitis und ihr Erreger näher dargestellt. 277 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 7.2 Therapie der Aktinomykose der ableitenden Tränenwege 7.2.2 Kanalikulitis Die Kanalikulitis ist eine seltene, für gewöhnlich chronisch verlaufende Infektion der Tränenkanälchen. Sie tritt meist unilateral und zumeist an einem Kanalikulus in Erscheinung. Sie macht ca. 2 % aller Tränenwegserkrankungen aus [1], [11], [24]. Laut Literatur ist der Canaliculus inferior (▶ Abb. 7.4) häufiger betroffen als der Canaliculus superior [2], [5], [8], [16], [21], [24], [32]. Die Kanalikulitis kann eitrig oder nicht eitrig verlaufen [21]. Klassische Symptome sind Epiphora [1]–[3], [5], [8], [9], [14]–[16], [29], [32], [33], [34], Bindehautrötung [2], [13], Lidschwellung [3], [8], [9], [11], [14], [15], [17], [21], [23], [28], [29], [31], [33]–[37] und ggf. Verhärtungen im Bereich des betroffenen Kanalikulus [28], ein erweitertes, gerötetes und unter Umständen evertiertes Tränenpünktchen [2], [5], [8], [11], [15], [21], [29], [33] bei häufig durchgängigen, evtl. gegen Widerstand spülbaren Tränenwegen [15]–[17], [21], [29] sowie ggf. leichter Druckschmerz. Selten treten auch ein sekundäres Entropium [8], eine Tränenwegsstenose [2], [8], [32] oder eine Dakryozystitis auf. Nicht selten lassen sich im Tränenweg Konkremente [1]–[3], [5], [7]–[9], [11], [13]–[17], [19], [23], [24], [27], [29], [31]–[33], [35], [36] und/oder Divertikel [19] nachweisen (▶ Abb. 7.5). Da jedes der aufgeführten Symptome isoliert oder weniger ausgeprägt auftreten kann, wird eine Kanalikulitis meist erst nach einem langwierigen, rezidivierenden Krankheitsverlauf und diversen fehlgeschlagenen antibiotischen und ggf. kortikosteroidhaltigen Therapieversuchen diagnostiziert. Der Zeitverlauf bis zur Diagnosefindung beträgt meist Monate bis Jahre [2], [3], [5], [14], [16], [17], [23], [24], [29], [31]–[33]. Häufige Fehldiagnosen sind Hordeolum [2], [3], [32], [35], [36], Chalazion [21], [29], [32], [35], [36], Blepharitis [2], [3], Konjunktivitis [2], [3], [21], [29], [35], [36], Blepharokonjunktivitis, Dakryozystitis [2], [3], [32], [35], [36] etc. Neben Viren und Pilzen kann eine Vielzahl von Bakterien zu einer Kanalikulitis führen. Dazu zählen Aktinomyzeten, Staphylokokken, Streptokokken, Chlamydien, Propionibakterien, Fusobakterien, Nocardien und viele mehr. Lange Jahre wurden Aktinomyzeten als 7 Abb. 7.4 Chronische Kanalikulitis mit Schwellung des Canaliculus inferior. 278 Hauptverursacher einer Kanalikulitis postuliert [1], [5], [11], [14], [17], [19], [29], [33]. Heute wird diese Angabe eher kritisch betrachtet, da verschiedene Fallstudien unterschiedliche Ergebnisse im Hinblick auf das Erregerspektrum aufweisen [2], [8], [21], [32], [35], [36]. Bei der Entzündung der Tränenkanälchen handelt es sich meistens um eine Mischinfektion [16], [21], [24], [28], [32]. Eine monobakterielle Infektion ist sehr selten. Der Pathomechanismus zur Entstehung einer Kanalikulitis ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass Verschlüsse oder Divertikel im Tränenwegssystem den Erregern durch Hemmung des physiologischen Tränenabflusses Wachstumsmöglichkeiten bieten und dadurch die Entwicklung einer Kanalikulitis begünstigen [14], [23], [24], [35]. Die mit der Infektion einhergehende Schwellung und ggf. Dakryolithenbildung führen zur Verlegung des Tränenabflusses und fördern dadurch ebenfalls ein Erregerwachstum [35], [36]. Einige Fallstudien beschreiben ein häufigeres Auftreten einer Kanalikulitis bei Frauen als bei Männern [3], [5], [11], [32], [35], [36] und bei Patienten mittleren und höheren Alters [9], [32]. Diese Beobachtung wird hormonellen Veränderungen im Klimakterium zugeschrieben, die mit einer Verminderung der Tränenproduktion und des Infektionsschutzes einhergehen [3], [11], [32], [35], [36]. Meistens liegt der Entstehung der Kanalikulitis kein prädisponierender Faktor zugrunde [35], [36]. Aufgrund der Vielfalt des Erregerspektrums widmen wir uns in diesem Artikel im Speziellen der durch Aktinomyzeten verursachten Kanalikulitis (▶ Tab. 7.1). Nach Baldursdottir et al. beträgt die jährliche Inzidenz einer durch Aktinomyzeten bedingten Kanalikulitis für Island 0,16 Fälle/100 000 Einwohner, entsprechend 0,59 Fällen bei den 40- bis 59-Jährigen und 1,37 Fällen bei den 60- bis 79-Jährigen. Patienten unter dem 40. Lebensjahr sind für gewöhnlich nicht betroffen. Die geschlechtsspezifische Inzidenz, auf 100 000 Einwohner bezogen, beträgt bei den weiblichen Patienten 0,22 Fälle/Jahr, bei den männlichen 0,10 Fälle/Jahr [3]. Abb. 7.5 Ektasie mit Dakryolith im Canaliculus superior. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Endokrine Orbitapathie Publikationsjahr 2008 2008 2004 1994 Literaturangabe 3 21 2 36 40 Patienten (hiervon wurden 20 Patienten konservativ behandelt und 20 operativ) 15 Patienten 12 Patienten 9 Patienten Fallzahl Therapie Tränenpünktchenschlitzung mittels Drei-Schnittverfahren, Spülung der Tränenwege, antibiotische Lokaltherapie für eine Woche mittels Norfloxacin AT 4 × tgl. oder Levofloxacin AT 4 × tgl. oder Chloramphenicol AS 3 × tgl. Expression des Kanalikulus und antibiotische Lokaltherapie (konzentriertes Cefazolin 50 mg/ml + Ciprofloxacin 0,3 %) 8–10 × tgl., ggf. in Kombination mit Tränenwegsspülungen mit konzentrierter Cefazolin-Lösung 50 mg/ml (500 mg Cefazolin in Pulverform aufgelöst in 10 ml Agua dest.) in 48 h-Abstand (Anzahl der Spülungen: 1–8, im Durchschnitt 4,5) Lokaltherapie mit Chloramphenicol, Gentamicin, Penicillin, Ciprofloxacin oder Fusidinsäure-haltigen AT, ggf. orale Antibiotika, ggf. 2-malige Tränenwegsspülung mit Penicillin, aufgrund Therapieresistenz: Kanalikulotomie mit Kürettage unter Lokalanästhesie mit 2 % Lignocain 1. konservativ behandelte Gruppe: diagnostische Spülung mittels adstringierenden (Bor-Zink-Privin-Mischtropfen) und antibiotischen Augentropfen (Nebacetin: Neomycinsulfat und Bacitracin oder Zoroxin: Norfloxacin), dann Lokaltherapie mit abschwellenden und antibiotischen AT 4 × tgl., antibiotischer Abgleich nach Resistenzbestimmung: bei Aktinomyzeten: Penicillin G AT oder Tetracyclin AT 4 × tgl., bei Pilzen: Fluconazollösung 2. operativ behandelte Gruppe: Inzision des Tränenpünktchens, Kanalikulotomie in Lokalanästhesie (Xylanaest: Lidocain), Ausräumung von Eiter, Expression von Dakryolithen und sorgfältiges Excochleieren des ektatischen Kanalikulus, keine Nahtversorgung, ggf. Silikonringintubation aufgrund eines engen Kanalikuluslumens, postoperativ: abschwellende (Bor-Zink-Privin AT) und antibiotische (Nebacetin oder Zoroxin AT) Lokaltherapie 3 × tgl. für 2 Wochen Diagnostik histologischer Nachweis, Kulturen wurden nicht angefertigt, Nachweis von Schwefelkörnern im Tränenkanal mikrobiologische Analyse und antibiotische Resistenzbestimmung von aus dem Kanalikulus exprimiertem Material, Nachweis von: Aktinomyzeten (2 Fälle), Nocardien (5 Fälle), polymikrobielle Infektion (7 Fälle) Nachweis von Dakryolithen, mikrobiologischer, kultureller Erregernachweis in 10 Fällen (66,6 %): 26,6 % Staphylokokkus spp. (4 Patienten), 13,3 % Actinomyces spp. (2 Patienten), Inspektion des Auges mittels Spaltlampe, diagnostische Tränenwegsspülung, Gewinnung von Sekret aus dem betroffenen Tränenkanälchen und kulturelle Bebrütung auf aerobem und anaerobem Agar, bei Nachweis von Dakryolithen: Giemsafärbung auf Objektträger und Aufflichtmikroskopie, mikrobiologische Ergebnisse: 69,6 % Bakterien (davon 35,4 % Staphylokokken, 14,6 % Streptokokken, 18,8 % gramnegative Stäbchenbakterien, 31,2 % Aktinomyzeten), 30,4 % Pilze (davon 12,2 % Candida, 12,2 % Aspergillus fumigatus) 7 279 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Vergleichsstudie von konservativer vs. operativer Behandlung einer Kanalikulitis im Zeitraum Januar 1990–Dezember 1992 retrospektive Fallstudie über im Beobachtungszeitraum Januar 1995 – Dezember 2001 aufgetretene Kanalikulitiden retrospektive Studie über die konservative Behandlung einer chronischen Kanalikulitis im Zeitraum Januar 1988 – Mai 2002 in Sankara Nethralaya, Chennai retrospektive Studie über die Inzidenz und klinischen Charakteristika von durch Aktinomyzeten verursachter Kanalikulitis in Island über den Zeitraum 1988–2007 Studiendesign Tab. 7.1 Fallberichte zur Diagnose und Therapie von durch Aktinomyzeten bedingte Kanalikulitiden. 7.2 Therapie der Aktinomykose der ableitenden Tränenwege 280 Publikationsjahr 1993 1992 1989 Literaturangabe 35 32 24 Tab. 7.1 Fortsetzung 6 Patienten 54 Patienten konventionelle bakteriologische Untersuchung: Nachweis von Streptokokken, Staphylokokken oder Proteus vulgaris bakteriologische Untersuchung im anaeroben Milieu und histologische Untersuchung: filamentöse Aktinomyzeten in 5 Fällen Tränenwegsspülung, Nachweis von Schwefelkörnern (Drusen), mikrobiologische Testung mittels Kultivierung: 56 anaerobe Keime (davon am häufigsten Staphylokokkus epidermidis, nicht hämolysierende Streptokokken und Staphylokokkus aureus), 38 mikroaerophile (andere als mikroaerophil wachsende Aktinomyzeten), 6 capnophile Anzahl der in einzelnen Untersuchungsproben isolierten Erregerarten: 0–7 (3 aerobe und 4 anaerobe), bei 15 von 54 Patienten Nachweis von Aktinomyzeten, bei 4 weiteren mikroskopischer Hinweis Inspektion des Auges mittels Spaltlampe, diagnostische Tränenwegsspülung, Expression von Sekret aus oberem und unterem Punctum lacrimale und Anfertigung eines Abstrichs zur mikrobiologischen Untersuchung, bei Nachweis von Dakryolithen: Giemsafärbung auf Ojektträger und Aufflichtmikroskopie, mikrobiologische Ergebnisse: 71,4 % Bakterien (davon 36 % Staphylokokken, 16 % Streptokokken, 20 % gramnegative Erreger, 28 % Aktinomyzeten), 28,6 % Pilze davon 89,9 % Candida spezies, 10,1 % Aspergillus fumigatus) Diagnostik posteriore Kanalikulotomie, mikrochirurgische Extraktion von Konkrementen, Tränenwegsschlauchintubation posteriore Kanalikulotomie, Kürretage des Kanalikulusinhalts mittels scharfen Löffels, Auspinseln der Kanalikulusschleimhaut mit 5 %igem Jod-Spiritus (Spiritus Jodi dilutus), Tränenwegsspülung mit Penicillin-G-Lösung, (keine Nahtversorgung), Nachbehandlung mittels lokaler Applikation von Penizillin-G-Lösung oder Chloramphenicol AT 0,5 % (auch als Tränenwegsspülung), ggf. in Verbindung mit schleimhautabschwellenden Mitteln über 1 Woche 1. konservative Therapie: Spülung mittels adstringierenden (Bor-Zink-Privin-Mischtropfen) und antbiotischen Augentropfen (Nebacetin oder Zoroxin), dann Lokaltherapie mit abschwellenden und antibiotischen AT 4 × tgl., antibiotischer Abgleich nach Resistenzbestimmung: bei Aktinomyzeten: Penicillin G oder Tetracycline, bei Pilzen: selbst hergestellte Fluconazollösung 2. operative Therapie: Tränenpünktchenschlitzung und hintere Kanalikulotomie ambulant in Lokalanästhesie, bei Vorliegen von Dakryolithen: Auspressen des Materials und sorgfältiges Excochleieren des ektatischen Kanalikulus, ggf. Silikonringintubation nach Murube del Castillio (Pigtail-Sonde) aufgrund extrem engen Lumens und stärkerer Schleimhautverletzung beim Excochleieren, postoperativ: abschwellende und antibiotische Lokaltherapie 3 × tgl. für 2 Wochen Therapie Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Fallstudie über chronisch eitrige Kanalikulitiden mit einer Krankheitsdauer von 6 Monaten – 3 Jahren im Zeitraum 1985–1987 klinische Studie über im Zeitraum 1978–1991 aufgetretene chronische Kanalikulitiden 32 Patienten Fallzahl 7 retrospektive Vergleichsstudie von konservativer vs. operativer Behandlung einer Kanalikulitis im Zeitraum Januar 1990–Ende 1991 Studiendesign Endokrine Orbitapathie 7.2.3 Aktinomyzeten Die Gattung Actinomyces wurde erstmals 1877 von Harz beschrieben [5], [13], [16], [27]. Sie gehört der Familie der Actinomycetaceae an, der auch die Genera Arcanobacterium, Actinobaculum, Varibaculum und Mobilunculus angerechnet werden. Derzeit sind 35 Actinomyces-Spezies bekannt, von denen 20 humanmedizinisch relevant sind [12]. Aktinomyzeten sind fakultativ anaerobe, unbewegliche, nicht sporenbildende, nicht säurefeste, pleomorphe Stäbchenbakterien [12], [13], [16], [20], [25], [27]. Ihre heterogene Morphologie reicht von verzweigten bis zu kokkenähnlichen Formen. Ihr wichtigstes Endprodukt des Glukoseabbaus ist Bernsteinsäure [12]. Aktinomyzeten gehören zur physiologischen Bakterienflora des Menschen [1], [3], [5], [9], [12], [15]–[17], [23]–[25], [27]. Sie besiedeln den Verdauungstrakt, beginnend in der Mundhöhle und endend im Dickdarm, den Urogenitaltrakt und die Haut. Die mikrobielle Kolonisation beginnt bereits in den ersten Lebenswochen bis Monaten [12]. Aktinomyzeten-Spezies werden häufig bei polymikrobiellen Infektionen isoliert [12]. Die klassische Aktinomykose mit subchronisch oder chronisch verlaufender, ganulomatöser Entzündung, langsamer Ausbreitung, multipler Abszedierung und Fistelbildung ist extrem selten und tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf [12], [25]. Kinder unter 10 Jahren sind nicht betroffen [25]. Prädisponierende Faktoren sind vorausgegangene Verletzungen oder lokale Infektionen mit anderen Erregern. Der Erreger kann zu Infektionen des zentralen Nervensystems, der Augen (im Speziellen: Konjunktivtis [1], [3], [8], [13], [15]–[17], [19], [21], [23], [24], [33], Ulcus corneae [30] oder Endophthalmitis [5], [13], [16], [20], [26] [▶ Tab. 7.2]), der Canaliculi lacrimalis [1]–[3], [7]–[9], [11], [13]–[17], [19], [21], [23], [24], [29], [31]–[36], der Mundhöhle, des Respirationstrakts, der Gefäße, des Verdauungstrakts, der Harnwege, der Genitalien, der Haut, der Knochen und Gelenke sowie zu Fremdkörperinfekten [31] wie z. B. der Infektion eines Polyethylenorbitaimplantats [18] führen. 7 Tab. 7.2 Durch Aktinomyzeten verursachte Endophthalmitis bei Zustand nach ECCE aus: Roussel TJ, Olson ER, Rice T, Meisler D, Hall G, Miller D. Chronic postoperative endophthalmitis associated with Actinomyces species. Archives of ophthalmology 1991;109: 60–62. Fallbericht Infektionsbeginn Diagnostik Therapie 88-jährige Patientin nach ECCE + HKL 4 Wochen postoperativ mikroskopische Beurteilung eines Vorderkammerpunktats partielle Iridektomie, Kapselektomie, Entfernung der Intraokularlinse, intravitreale Penicillin G- (1 000 Einheiten) und Tobramycinsulfatinjektion (100 μg), postoperative Lokaltherapie mit Penicillin und Prednisolonacetat AT sowie systemische Therapie mit Penicillin, zunächst i. v., dann oral → trotz Abheilung der Entzündung Amaurose 82-jährige Patientin nach ECCE + HKL 3 Wochen postoperativ mikrobiologische Untersuchung von Glaskörperund Vorderkammerpunktat periokulare und topische Kortikosteroidtherapie, ppV, partielle Kapselektomie, intravitreale Cefazolinsodiuminjektion (1 mg), i. v. Therapie mit Gentamicin, Cefazolin und Vancomycin, nach Antibiogramm: i. v. Therapie mit Cefazolin, orale Cephalexinhydrochloridtherapie und topische Dexamethasonsodiumphosphattherapie, 76-jährige Patientin nach ECCE + HKL 4 Wochen postoperativ mikrobiologische Untersuchung von Vorderkammerund Glaskörperpunktat intravitreale Gentamicinsulfatinjektion (100 μg), subkonjunktivale Gentamicin- und Cefazolininjektion, intravenöse, subkonjunktivale und topische Cefazolin- und Tobramaxintherapie, nach Aktinomyzetennachweis: Umstellung der Therapie auf orales Penicillin V (1 g 4 × tgl.) und Probenecid (500 mg 2 × tgl.), topisches Chloramphenicol, Fortsetzen der oralen Penicillintherapie für 65 Tage, → nach 18 Monaten: asymptomatisch, Visus 1,0 60-jähriger Patient nach ECCE + HKL 4 Monate postoperativ Vorderkammer- und Glaskörperpunktion, kultureller Nachweis im Glaskörperpunktat topische, subkonjunktivale und orale Kortikosteroidtherapie, intravenöse Antibiotkatherapie, zunächst partielle, dann komplette Kapselektomie, ppV, Entfernung der Intraokularlinse, intravitreale Injektion von Gentamicinsulfat (100 μg) und Vancomycinhydrochlorid (1,0 mg), → nach 18monatigen Beobachtungszeitraum: Visusabfall auf Handbewegungen bei Makulopathie. 281 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 7.2 Therapie der Aktinomykose der ableitenden Tränenwege Endokrine Orbitapathie Abb. 7.6 Dacryolithen. Abb. 7.8 Exprimierte Konkremente bei Kanalikulitis. 7.2.4 Diagnostik Abb. 7.7 Actinomyzeten-Pseudomyzel, HE-Färbung im Ausstrich. 7 Der Infektionsweg verläuft meistens per continuitatem [12], z. B. bei der Kanalikulitis retrograd über die Nasenpassage [3], [16], [23], [24]. Es wird auch eine Infektion der Kanalikuli über direkten Kontakt mit Speichel vermutet [3], [16], [23], [24]. Eine Infektion durch Aktinomyzeten erfolgt endogen und ist nicht übertragbar [25]. Die aktinomyzetenbedingte Kanalikulitis weist neben den oben aufgeführten Symptomen einen typischen, zähen Schleim sowie oft Aktinomyces-Körner, auch Drusen oder Schwefelkörnchen genannt (▶ Abb. 7.6), auf [1]–[3], [5], [7], [9], [11], [13]–[17], [19], [23], [24], [27], [29], [31]–[33], [35], [36]. Hierbei handelt es sich um Konvolute aus grampositiven, verzweigten Fäden und Stäbchen, mit ggf. gramnegativen Begleitkeimen und Resten umgebender Leukozyten. Bei schwacher Vergrößerung stellen sich Drusen als weißlich-graue bis gelblich-grüne, maulbeerartige Gebilde dar [12]. Von Graefe hat bereits 1854 [5], [6], Kipp und Mitarbeiter 1883 [6] Aktinomykoseinfektionen als Ausgang intrakanalikulärer Dakryolithenbildung beschrieben. Aufgrund der an Myzelien erinnernden Erscheinungsform mit ihren Verzweigungen (▶ Abb. 7.7) wurden Aktinomyzeten lange Jahre für Fadenpilze (Hyphomyzeten) gehalten und der Ordnung der Actinomycetales (Strahlenpilz) zugeschrieben [25]. So erfolgten im Laufe der letzten 2 Jahrhunderte unterschiedliche Benennungen und Reklassifizierungen. In älterer Literatur findet man Aktinomyzeteninfektionen unter mykotischen Prozessen aufgeführt. Häufig wurde in der englischsprachigen Literatur auch der Begriff „Streptothrix“ [1], [22] verwendet. 1960 wurde erstmals ein Bakterium isoliert, dass lange Jahre unter dem Namen Actinomyces propionicus geführt und folglich zu den Aktinomyzeten gezählt wurde. Es er- 282 Bei einer chronisch rezidivierenden, therapieresistenten Konjunktivitis, Blepharitis oder Lidschwellung ist differenzialdiagnostisch an eine Kanalikulitis zu denken. Bei Expression des betroffenen Kanalikulus lassen sich im Rahmen einer Aktinomyzeteninfektion meistens Drusen gewinnen (▶ Abb. 7.8), die mikroskopisch im Quetschpräparat nativ oder mittels Gram- und Ziehl-Neelsen-Färbung analysiert werden können [12]. Dakryozystografisch stellen sich die Tränenwege meist durchgängig dar, mit evtl. Unregelmäßigkeiten und Aussparungen aufgrund von Dakryolithen [8], [11], [15], [19], [23], [24], [29], [33]. Gelegentlich lassen sich Divertikel [19] nachweisen. Auch ist das Auftreten eines pyogenen Granuloms beschrieben worden, dem als Entstehungsursache die lang andauernde chronische Infektion durch Aktinomyzeten sowie eine Fremdkörperreaktion auf Dakryolithen zugrunde gelegt wird [31]. Sekretabstriche sowie Konkremente lassen sich kulturell aufarbeiten. Dafür eignen sich am ehesten Flüssigmedien wie mit 0,1–0,2 % Kaninchenserum versetzte Thyoglykolat-Bouillon oder Brain-Heart-Infusion(BHI-) Bouillon und Festmedien wie Columbia-, BHI- oder Schaedler-Agar, ebenfalls jeweils mit 5 % Schaf- oder Kaninchenblut versetzt. Es empfiehlt sich, sowohl eine aerobe unter erhöhter CO 2-Spannung als auch eine anaerobe Bebrütung (Speziallabor) vorzunehmen. Eine Erstinspektion ist nach 2–4 Tagen möglich. Die Gesamtinkubationsdauer beträgt 14 Tage [12]. Des Weiteren stehen biochemische und molekularbiologische Verfahren zur Verfügung, die eine Identifikation auf Speziesebene ermöglichen. Diese spezifischen diagnostischen Verfahren sollten aufgrund des Zeit- und Kostenaufwands und aufgrund der guten Therapierbarkeit einer aktinomyzetenbedingten Kanalikulitis nicht als Standarddiagnostik angewendet werden, sondern schwerwiegenden Infektionen vorbehalten bleiben. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. folgten Umbenennungen in Arachnia propionicus, dann in Arachnia propionica und dann schließlich eine Reklassifizierung in Propionibacterium propionicum [28]. 7.2 Therapie der Aktinomykose der ableitenden Tränenwege Im Vordergrund der Therapie einer durch Aktinomyzeten verursachten Kanalikulitis steht die komplette Ausräumung der Konkremente [10]. Diese kann durch Expression oder ggf. intensive antibiotische und adstringierende Spülungen des Kanalikulus erfolgen. Meistens werden jedoch die Durchführung einer vertikalen Tränenpunktschlitzung [3], [9], [10], [14], [16], [19], [23], [24], einer Kanalikulotomie [2], [5], [8], [11], [15], [17], [22], [23], [31], [33]–[36] sowie einer Kürettage des betroffenen Kanalikulus [2], [5], [8], [10], [11], [15], [16], [19], [29], [34]– [36] empfohlen. Struck et al. beschrieben 1992 [32] das folgende operative Vorgehen: 1. Eingehen mit der Bowman-Sonde in den ektatischen Kanalikulus und Austasten seiner Ausmaße. 2. Eröffnung der Hinterwand des Tränenkanälchens mit der Lanze weit unterhalb der liegenden Bowman-Sonde. 3. Herauskratzen der Konkremente aus dem Tränenkanälchen unter Sicht mit dem scharfen Löffel und Auspinseln der Kanalikulusschleimhaut mit 5 %igem Jod-Spiritus (Spiritus Jodi dilutus). 4. Tränenwegsspülung mit Penicillin-G-Lösung (keine Nahtversorgung). Die von uns bevorzugte Operationsvariante in Anlehnung an Busse verzichtet auf eine Kürettage. Sie beruht auf einer vertikal zur Lidkante durchgeführten Eröffnung des Tränenpünktchens mittels One-Snip, dem Ausstreichen des Kanalikulusinhalts mittels 2 Watteträgern sowie der mehrfachen Spülung der Tränenwege mittels Penicillin oder Erythromycin. Auch Divertikel, Granulome sowie Tränenwegsstenosen müssen beseitigt werden, um ein erneutes Aufkeimen der Infektion zu verhindern. Eine Tränenwegsschlauchintubation sollte zur Stenoseprophylaxe erfolgen, ist aber in der Literatur als therapeutische Maßnahme nur selten beschrieben [8], [10], [24], [35], [36]. Postoperativ wird eine antibiotische Lokaltherapie ggf. in Kombination mit abschwellenden Mitteln (Antihistaminikum und/oder Vasokonstriktans) 4 × tgl. empfohlen [10], [32]. Laut Literatur sind folgende Lokaltherapeutika geeignet: Sulfacetamid AT [5], [10], Erythromycin AT [10], [33], Imipenem AT 5 % ig [10], Clindamycin AT 10 %ig [10], Gyrasehemmer wie Norfloxacin AT oder Levofloxacin AT [3], Chloramphenicol AT [3], [10], [15], [32], [33], Gentamicin AT oder AS [14], Cefazolinhaltige AT [19], [21] oder auch Penicillin-G-haltige AT [10], [13], [29], [32]–[34]. Trotz der hohen Sensibilität von Aktinomyzeten auf Penicillin wird die Anwendung von Breitspektrumantibiotika empfohlen, um auch die Begleitkeime zu erfassen. Nach Olver ist eine reine Lokaltherapie mit Penicillin für gewöhnlich ineffektiv [22]. Angaben zur Dauer der postoperativen Lokaltherapie variieren zwischen 1 und 4 Wochen. In den meisten Fällen sind die Patienten 2 Wochen postoperativ beschwerdefrei. In einigen Fällen wird auch die postoperative systemische Anwendung von Antibiotika wie Penicillin V (500 mg 4 × tgl.) [5], [14], [15], [34], Doxycyclin (100 mg 2 × tgl. p. o. für 2 Wochen) [14] oder Clindamycin (600 mg 2 × tgl. p. o. für 2 Wochen) [14] empfohlen, ist dem Ergebnis nach in der Regel aber nicht notwendig. Erwähnt werden auch regelmäßige postoperative Tränenwegsspülungen mit Penicillin [7], [19], [29], [32] oder Cefazolin 50 mg/ml [21]. Im therapieresistenten Fall ist auch ein Ansprechen auf eine Überdruck-Sauerstofftherapie beschrieben worden [7], [10], [29]. Nach Shauly et al. [29] beruht die Wirkung der Überdruck-Sauerstofftherapie auf der hohen Sensibilität der Aktinomyzeten auf die bei der Therapie entstehenden Sauerstoffradikale. 7.2.6 Fazit für die Praxis Bei therapieresistenten, rezidivierenden Konjunktivitiden und Blepharitiden, aber auch in seltenen Fällen bei Endophthalmitis oder Ulcus corneae muss immer differenzialdiagnostisch an eine Kanalikulitis durch Aktinomyzeten gedacht werden. Häufig lassen sich im Rahmen einer Kanalikulitis Konkremente aus den Tränenkanälchen exprimieren. Als Therapie empfiehlt sich die Durchführung einer Tränenpunktschlitzung, evtl. eine Kanalikulotomie, die komplette Ausräumung des Kanalikulusinhalts und ggf. eine Tränenwegsschlauchintubation zur Stenoseprophylaxe. Postoperativ sollte eine 1- bis 2-wöchige antibiotische Lokaltherapie evtl. in Kombination mit einem abschwellenden Mittel und mehrfachen Tränenwegsspülungen mit Penicillin oder Erythromycin erfolgen. Auch wenn nach derzeitigem Wissensstand Aktinomyzeten die häufigsten Erreger einer Kanalikulitis sind, handelt es sich hierbei meist um Mischinfektionen. Es empfiehlt sich, neben der Spülung mit Penicillin, auf das Aktinomyzeten eine hohe Sensibilität aufweisen, auf Breitspektrumantibiotika zurückzugreifen, um die Begleitkeime zu erfassen und damit therapierefraktäre Verläufe zu vermeiden. 7 7.2.7 Widmung Herrn Prof. Dr. H. Busse zum 65. Geburtstag gewidmet. 7.2.8 Interessenkonflikt Nein. Literatur [1] Abdul Kareem S, Sathiavakesan S. Streptothrix canaliculitis. Indian journal of ophthalmology 1984; 32: 179–180 [2] Anand S, Hollingworth K, Kumar V et al. Canaliculitis: the incidence of long-term epiphora following canaliculotomy. Orbit 2004; 23: 19– 26 283 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 7.2.5 Therapie [3] Baldursdottir E, Sigurdsson H, Jonasson L et al. Actinomycotic canaliculitis: resolution following surgery and short topical antibiotic treatment. Acta ophthalmologica 2010; 88 (3): 367–370 [4] Brazier JS, Hall V. Propionibacterium propionocum and Infection of the lacrimal apparatus. Clinical infectious diseases: an official publication of the Infectious Diseases Society of America 1993; 17: 892– 893 [5] Briscoe D, Edelstein E, Zacharopoulos I et al. Actinomyces canaliculitis: diagnosis of a masquerading disease. 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Endokrine Orbitapathie Quellenangaben DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0029-1 245 424 Klin Monatsbl Augenheilkd 2010; 227: 568–574 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0023-2165 Die PDF-Dateien der Originalpublikationen finden Sie unter diesem Link: eref.thieme.de/978 313 240 2997. Bitte schalten Sie das Buch in der eRef zuvor mit dem Zugangscode frei, den Sie im vorderen Buchdeckel finden. Rufen Sie dann die PDFs über die Druckfunktion ab. Beachten Sie außerdem die Originalpublikationen in den jeweiligen Fachzeitschriften. Korrespondenzadresse Snježana Vujančević Augenklinik der Universität Witten/Herdecke Dreieckstraße 17 58097 Hagen Tel.: + 49/23 31/80 52 79 Fax: + 49/23 31/80 52 78 [email protected] Abstract 7.3 Idiopathische orbitale Entzündung im Kindesalter – Fallbericht und Literaturreview Idiopathic Orbital Inflammation Syndrome in Childhood – Case Report and Literature Review V. Bau¹, E. Röpke², L. Marquardt³ ¹ Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ² Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Klinikum Pirna ³ Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Martin-Luther-Universität Zusammenfassung werden. Unter i. v. und oralen Glukokortikoiden in absteigender Dosierung zeigte sich eine deutliche Besserung des Befunds, jedoch ein Rezidiv bei 0,5 mg/kg KG/d Prednisolon nach 1,5 Monaten. Nach Erhöhung der Prednisolondosis und langsamem Ausschleichen bis zu einer Gesamttherapiedauer von 4,5 Monaten waren die Symptome bis auf einer geringe Abduktionseinschränkung rückläufig. Das Mädchen ist jetzt seit 1,5 Jahren rezidivfrei. Diskussion: Der Vergleich der wenigen publizierten kindlichen idiopathischen orbitalen Entzündungen mit denen aller Altersstufen zeigt keine wesentlichen Unterschiede bezüglich orbitaler Symptomatik, Bilateralität, Rezidivneigung und Therapieerfolg. Einzig die intraokulare Mitbeteiligung und ein begleitendes Papillenödem scheinen im Kindesalter häufiger zu sein und schwerere Verläufe, insbesondere höhere Rezidivneigung nahezulegen. Eine Biopsie ist im Kindesalter wegen der Differenzialdiagnose zum Rhabdomyosarkom sehr viel häufiger notwendig als bei Erwachsenen. Unser Fall zeigt speziell, dass auch Einblutungen als Erst- und Teilsymptom eines IOIS auftreten können. ●V Einleitung: Eine idiopathische orbitale Entzündung („Idiopathic orbital inflammation syndrome“ = IOIS, früher „Pseudotumor orbitae“) im Kindesalter ist eine extrem seltene Erkrankung. In der Literatur sind nur ca. 70 Fälle beschrieben. Methode: Fallbericht und Diskussion der Literatur. Fallbericht: Ein 6-jähriges Mädchen entwickelte rasant, beginnend mit einem kleinen Unterlidhämatom, einen schmerzhaften Exophthalmus mit Entzündungszeichen der gesamten Orbita und Motilitätseinschränkung. Durch MRT und Biopsie konnte eine unspezifische entzündliche Infiltration ohne Hinweise für Malignität nachgewiesen ● 7 V Background: Idiopathic orbital inflammation syndrome (IOIS) is a rare disease in childhood. There are only ca. 70 case reports in the scientific literature. Method: We present a case report and review of literature. Case Report: A 6-year-old girl developed within one week beginning with a discrete, non-traumatic haemorrhage of the lower palpebra a painful proptosis, periorbital swelling, conjunctival chemosis and injection and motility restriction to lateral gaze of the right eye. MRI showed a retrobulbar and eyelid mass with enhancement and signs of haemorrhage without optic nerve involvement. A rapidly performed biopsy excluded malignancies and confirmed the diagnosis of non-specific inflammation. With high-doses of intravenous and later oral prednisolone the symptoms improved significantly. Because of an impairment under tapering of prednisolone an interim elevation of the dose was necessary, but with very slow tapering over 4.5 months the girl became symptom-free except for a minimal, non-relevant abduction deficit. There has been no recurrence in the last 1.5 years. Discussion: In comparison to the clinical features of adults the rarely reported childhood cases show no relevant differences in orbital signs, frequency of bilaterality and pain, recurrence rate and success of therapy. Only iritis and papilloedema seem to be special features of childhood IOIS, these cases tend to a higher rate of recurrences. Histopathological examination is much more necessary than in adults because of the need for exclusion of rhabdomyosarcoma. Our case shows that haemorrhages can also be a sign for an IOIS. 285 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 7.3 Idiopathische orbitale Entzündung im Kindesalter