Gefährlicher Crystal-Konsum: Tendenz steigend - Vogtland

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Gefährlicher Crystal-Konsum: Tendenz steigend
Von sich reden machte
das Sächsische Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und
Neurologie Rodewisch als Gastgeber des Crystal-Meth-Symposiums. Cornelia Henze
sprach mit dem ärztlichen Direktor Dr. Dr. Niels Bergemann. Ziel des Symposiums war,
Netzwerke zwischen Behörden und Fachleuten zu schaffen, um dem Crystal-Konsum den Kampf
anzusagen. Welche Ergebnisse gab es? Es hat sich gezeigt, dass die verschiedenen Bereiche der
Versorgung auch verschiedene Aspekte der Problematik sehen. Dieser Austausch war hoch
interessant. Im ambulanten Bereich sehen wir die Patienten unter einem anderen Gesichtspunkt,
die sozialpsychiatrischen Aspekte stehen im Vordergrund, der Erhalt des Arbeitsplatzes oder
Fragen der Wiedereingliederung. Im stationären Setting steht eine Akutsymptomatik im
Vordergrund, die geprägt sein kann von psychotischem Erleben und aggressiven Impulsen. In
der stationären Rehabilitation geht es bei jungen Konsumenten, überwiegend Männer, um
persönliche Entwicklungsaspekte. Im vorklinischen Bereich ist die unterschiedliche Sichtweise
der Schulen und der Polizei deutlich geworden - während von Seiten der Schulen wenig
Auffälliges gesehen wird, sieht die Polizei Handlungsbedarf. Damit das Erkennen der
Problemklientel und im klinischen Bereich die Behandlung Hand in Hand gehen, ist es
entscheidend, dass sich die Beteiligten kennen und es unkomplizierte Kontakte zwischen den
ambulanten und stationären Bereichen gibt. Das Symposium hat hierfür gute Gelegenheit
gegeben. Wo sehen Sie noch Lücken im Zusammenwirken der Spezialisten? Zwischen manchen
Bereichen hat es weniger Austausch gegeben. Die Konferenz hat hier - vielleicht erstmals - gute
Kontakte ermöglicht. Als Beispiel ist zu nennen das Zusammenwirken zwischen Schulen, Polizei
und Jugendamt. Bezüglich des Suchthilfesystems ist die Region gut aufgestellt. Es existiert ein
Arbeitskreis Sucht in der "Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft" (PSAG) des Vogtlandkreises,
sicher eine vorbildliche Einrichtung. Welche Themen im Symposium beeindruckten Sie
besonders? Alle Beiträge haben die Diskussion wesentlich bereichert! Ein Beitrag hat die
Aspekte der Abhängigkeit von Crystal Meth dargestellt. In einem weiteren Vortrag wurden die
Aktivitäten der Polizei zur Prävention und Kriminalitätsbekämpfung im Zusammenhang mit
Crystal Meth beschrieben, auch die heute noch relativ regionale Beschränkung auf die
grenznahen Regionen Sachsens und Bayerns zu Tschechien, wo die Substanz illegal produziert
wird. Die meisten Konsumenten beschaffen sich die Droge vor Ort. Sehr interessant waren die
Erfahrungen der Kollegin aus der ambulanten Suchtberatung "Flashpoint" in Plauen. Sie konnte
zwei Typen von Konsumenten ausmachen: Die jungen Menschen mit frühem Konsum, ohne
Berufsausbildung und in der Entwicklung gestört, zum anderen die "Späteinsteiger" nach dem
25. Lebensjahr, oft mit Berufsausbildung und intaktem sozialen Umfeld. Mitarbeiter aus dem
Gesundheitsamts stellten die Hilfsangebote der Region dar. Die schwierigen
Behandlungssituationen im stationären Bereich wurden dargestellt - eine Herausforderung für
den akutpsychiatrisch tätigen Arzt und die stationäre Suchtmedizin. In einem weiteren Beitrag
wurde auf die soziologischen Aspekte des Drogenkonsums eingegangen. Amphetamine passen
in eine schnelle und hektische Welt viel mehr als Heroin, die Droge der 60er und 70er Jahre.
Der Nachmittag war den ganz jungen Konsumenten von Metamphetamin gewidmet. Die
Darstellung der Bildungsagentur, das Thema spiele vor allem bei Aufklärung und
suchtpräventiver Aktivitäten eine Rolle, blieb nicht unwidersprochen von Polizei und
Suchtberatung. Die Perspektive des Jugendamtes konzentrierte sich auf die Kinder
Metamphetaminabhängiger - ein wichtiger Aspekt, da die Sucht der Eltern erheblichen Einfluss
auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder hat. Welchen Stellenwert nimmt das nahe an
Tschechien liegende Vogtland hinsichtlich von Crystal-Abhängigen und Konsummenge ein?
Wenn wir den Konsum illegaler Drogen betrachten, rangiert weltweit und auch in Deutschland
Cannabis auf Platz eins. Die Gruppe der amphetaminartigen Substanzen auf Platz 2. Zu dem
amphetaminartigen Drogen, alles synthetische Substanzen, gehören auch "Speed", MDMA und
Ecstasy, wobei das Metamphetamin eine immer größere Rolle spielt. Im Vergleich zu den USA
und Asien ist die Droge in Deutschland und Europa noch nicht so verbreitet, aber auf dem
Vormarsch. Der Konsum nimmt in den letzten Jahren stetig zu: Waren es 2009 lediglich 360
polizeilich erstauffällige Konsumenten von Metamphetamin, waren es 2011 bereits 1700,
hauptsächlich in Sachsen und Bayern. Man sollte aber nicht vergessen, dass die legalen Drogen
wie Alkohol und Zigaretten eine deutlich größere Rolle spielen: Etwa 120.000 Todesfälle pro
Jahr lassen sich auf Zigarettenrauchen zurückführen, 42.000 auf Alkoholkonsum. Das Vogtland
nimmt eine Spitzenstellung ein beim Konsum von Crystal Meth. Tschechien ist in Europa
führend in der Produktion von Metamphetamin, meist in kleineren Laboren. Die Substanz kann
leicht über die Grenze geschafft werden und sie ist relativ günstig, was neben der spezifischen
Wirkung der Droge - Euphorie, positive Stimmung, Ausbleiben von Müdigkeit, reduzierter
Appetit, kurzfristige Leistungssteigerung und Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten - für die
Verbreitung spricht. Ist die Nähe zu Tschechien - dort, wo der Drogenhandel blüht - in der
Menge der am Fachkrankenhaus behandelten Crystal-Abhängigen spürbar? Diese Frage kann
klar mit ja beantwortet werden! Die Fälle sind seit Jahren stetig ansteigend und machen
mittlerweile etwa ein Drittel aller Suchtpatienten unserer Klinik im Akutbereich aus, neben den
Alkoholkranken die größte Gruppe. Dabei muss beachtet werden, dass der größte Teil der
Konsumenten nicht nur Crystal Meth konsumieren, sondern auch andere Substanzen wie
Cannabis oder Alkohol. Welche Personengruppe ist besonders gefährdet, in Abhängigkeit zu
geraten? Es ist die Gruppe der Jugendlichen, insbesondere der männlichen. Es gibt aber auch
die "Späteinsteiger", auch hier sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Ein früher Kontakt
zur Suchtberatungsstelle, die frühe Entscheidung, eine Entzugs- und Entwöhnungsbehandlung
durchzuführen, sind Faktoren, welche die Chance verbessern, die Sucht hinter sich zu lassen.
Sind erst körperliche Schädigungen eingetreten, wird dies zunehmend schwieriger,
insbesondere bei kognitiven Einschränkungen aufgrund der schädigenden Wirkungen der
Substanz auf das Gehirn. Wird es eine Fortsetzung eines solchen Symposiums geben - und zu
welchen Themen? Wir werden Veranstaltungen für Fachleute, aber auch für Laien, Betroffene
und Angehörige zu Fragen der Suchtmedizin abhalten. Brisante Themen gibt es genug. Man
denke nur an die neuen psychoaktiven Substanzen, die auf dem Vormarsch sind. Psychische
Störungen werden zunehmend in der breiten Öffentlichkeit als gesellschaftlich relevante
Erkrankungen erkannt, auch wenn sie nicht unbedingt zunehmen. Etwa 30 Prozent der
Bevölkerung leidet mindestens einmal im Leben an einer behandlungsbedürftigen psychischen
Erkrankung. Wir haben glücklicherweise bei den psychischen Erkrankungen gute
therapeutische Möglichkeiten und gerade in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse über
psychische Erkrankungen, über die es sich lohnt, sich auf Fachkonferenzen
auseinanderzusetzen - sei es zu Angst- und Zwangsstörungen, Affektiven Störungen, Demenz
oder der Behandlung psychischer Störungen bei geistig Behinderten, auch ein Schwerpunkt
unserer Klinik. Zusätzlich haben wir an der Klinik alle 14 Tage eine Fortbildung für Fachleute
zu Themen unseres Faches mit Experten. Im April laden wir zum 3. Rodewischer
Psychotherapeutentreffen ein.
2014-02-21

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