Der Polit-Mensch Stoiber blickt zurück

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Samstag, 20. Oktober 2012
HEN / Seite 3
STADT ERLANGEN
Schwein gehabt
Ein Besuch im Erlanger Wildschweingehege
VON JULIA BEECK
Im Wildschweingehege an der KurtSchumacher-Straße im Buckenhofer
Forst leben 14 Tiere. Revierförster
Hubert Schorer kümmert sich rührend
um sie.
ERLANGEN — Eleonora von Hallerndorf hat einen ungewöhnlichen
Geschmack: Spaghetti mag sie gerne
troppo al dente, zu deutsch: ungekocht; trockenes Brot knuspert sie zwischendurch und der Jahreszeit angepasst stehen auch ein paar vitaminreiche Eicheln auf ihrem Speisezettel.
Was nach einer exzentrischen Diät
klingt, ist in Wahrheit der Auszug aus
dem Speisezettel für die 14 Wildschweine im Gehege an der KurtSchumacher-Straße in Erlangen.
Bevor das Schaugehege an den ObiKreisel umzog, lag es mehr als dreißig
Jahre südlich von Buckenhof im
Wald. 2005 wurden in dem Gebiet
Trinkwasserbrunnen gebohrt, und so
musste das Schwarzwild näher an den
Waldrand rücken. Die Idee von
damals ist aber die gleiche wie heute:
Es gilt den Wald für Besucher attraktiver zu machen. „Einen Vierjährigen
bringt man halt eher zu einem Spaziergang in den Wald, wenn er am Ende
die Wildschweine füttern darf.“
erklärt der für das Gehege verantwortliche Revierförster Hubert Schorer
vom Forstbetrieb Nürnberg.
Die Stammbesetzung des Wildschweingeheges an der Kurt-Schuhmacherstraße besteht aus einem dreijährigen Keiler und drei Bachen, die
zwischen neun und zwölf Jahren alt
sind. Eleonora ist eine dieser Bachen.
Als Frischling wurde sie von einem
Jäger in der Nähe von Hallerndorf
gefunden. Mit der Flasche hochgepäppelt war sie bald so fest in die Familie
integriert, dass sie auch bei Biergartenbesuchen dabei war. Zunächst.
Denn alles Kleine wird mal groß.
Und nachdem sie hin und wieder die
Kücheneinrichtung, samt Tisch und
Stühlen ordentlich durcheinander
gebracht hatte, war ihr „Pflegevater“
froh, dass Förster Schorer sie in das
Wildschweingehege aufnahm.
Wie Eleonora wurde auch der Keiler von Menschen aufgezogen. Als
Schorer den Keiler für das Gehege
angeboten bekam, passte das ganz
gut. „In so einer geschlossenen Population von Wildschweinen treten durch
Inzest, zunehmend Miss- oder Totgeburten auf. Neues genetisches Material ist da ein Garant für die Gesundheit der Tiere.“
In der freien Natur beginnt die Paarungszeit bei den Wildschweinen in
der Regel im November. Dabei macht
die Leitbache der Rotte den Anfang.
Wird sie empfängnisbereit, werden es
auch alle anderen Bachen. Dabei werfen die Tiere nahezu zeitgleich, was
die Überlebenschancen der Frischlinge erhöht. „Hier bei uns im Gehege
sind die Geburten nicht synchronisiert. Das Futter ist reichlich da,
ihnen geht es gut und insofern gibt es
bei uns häufiger Frischlinge als in
freier Wildbahn.“
„Ganz schön verwöhnt“
Und den Wildschweinen geht es
wirklich prächtig. Im Gehege sind für
sie zwei Suhlen angelegt, in denen sie
sich im Schlamm wälzen können. Das
machen sie nicht nur sehr gerne, sondern es ist auch notwendig. Die Tiere
schützen sich dadurch vor Parasiten
und Insekten. Den eingetrockneten
Matsch reiben sie dann an den sogenannten Malbäumen ab. Im Gehege
gibt es auch Unterstände, wo die
Bachen ihren Geburtskessel einrichten. Das ist eine Mulde, die sie mit
Stroh und Heu auspolstern, um darin
die Frischlinge zu werfen. Die Tragezeit beträgt ungefähr 114 bis 118
Tage, oder einfacher drei, drei, drei.
Drei Monate, drei Wochen und drei
Tage. Nach dieser Zeit bringt die
Bache bis zu sieben Frischlinge zur
Welt.
Die Wildschweine im Gehege werden zwei Mal in der Woche mit einer
großen Ladung Mais und Weizen
Interesse ist ungebrochen
Uni hat im Wintersemester erstmals über 35 000 Studenten
Revierförster Hubert Schorer mit Wildschwein „Eleonora“ im Gehege an der Kurt-Schumacher-Straße: Das Schwarzwild
wird dort auch von den Besuchern verwöhnt.
Foto: Julia Beeck
gefüttert. Zusätzlich bekommen sie
die Leckereien, die die Besucher mitbringen „Unsere Wildschweine sind
ganz schön verwöhnt. Von einigen
Besuchern bekommen sie nur Bionudeln oder geschälte und entkernte
Äpfel“, berichtet Schorer. Ärgerlich
wird er allerdings, wenn Plastiktüten
oder Glasflaschen im Gehege landen.
An den Scherben können sich die
Tiere verletzten und Plastiktüten
machen das Gehege nicht gerade schöner. Speisereste oder verschimmeltes
Brot sind als Futter nicht geeignet.
Obwohl die Tiere sehr zutraulich
sind und bei raschelnden Tüten freu-
dig an den Zaun traben, müssen
Eltern auf ihre Kinder achten, wenn
die Kleinen die Wildschweine füttern.
„Der Futterneid ist bei den Tieren
sehr groß. Die sind dann so gierig,
dass sie einen Kinderfinger leicht mit
einer Nudel verwechseln. Außerdem:
Das Wildschweinegehege ist kein
Streichelzoo. Deshalb müssen die Finger der Kinder immer vor dem Zaun
bleiben.“ Da ist es dann besser man
sucht sich einen langen stabilen Stock
und schrubbt die Tiere damit. Manchmal gefällt das den Wildschweinen so
gut, dass sie sich sogar hinlegen und
die Stockmassage genießen.
ERLANGEN — Das neue Programm von BildungEvangelisch für
die Monate bis Februar 2013 ist
erschienen.
Neues Programm
jetzt erschienen
Es bietet einen umfangreichen Veranstaltungskatalog zu verschiedenen und gänzlich unterschiedlichen
Themen aus den Bereichen Theologie, Philosophie, Spiritualität, Kirche und Gesellschaft. Angebote für
verschiedene Lebensformen und
BildungEvangelisch bietet
großen Veranstaltungkatalog
Lebensalter, Kunst- und Kulturangebote, Reisen sowie ein umfangreiches Fortbildungsangebot setzen
letztlich besondere Akzente in der
Um den Tierbestand auf einem für
die Fläche verträglichen Maß zu halten, muss der Förster hin und wieder
einige der Jungtiere schießen. Die
erlegten Tiere kommen nach Kalchreuth zu einem speziell lizensierten
Metzger. „Mit dem Erlös können wir
immerhin einen Teil der laufenden
Kosten decken.“ Aber an Wildschweinschinken, Braten á lá Asterix
oder in Knoblauchöl eingelegte
Medaillons mag man beim Füttern der
Tiere erstmal nicht denken.
Z Kurt-Schumacher-Straße,
platz am Obi-Kreisel.
Park-
Bildungsarbeit in der Hugenottenstadt.
Das Programm liegt wie immer an
zentralen Orten in Erlangen und
natürlich in der Villa an der Schwabach in der Hindenburgstraße 46a
bereit.
en
@
Alle Informationen zum Programm sind auch im Internet
unter
www.bildung-evangelisch.de erhältlich.
Erschienen in: Erlanger Nachrichten, 20.10.2012
Der Polit-Mensch Stoiber blickt zurück
Ehemaliger bayerischer Ministerpräsident las in der Buchhandlung Rupprecht
Jüngster Student: Felix Reiser aus Herzogenaurach ist erst 16 Jahre und studiert
Amerikanistik, Theater- und Medienwissenschaften. Foto: Blandina Mangelkramer
In den 66 Bachelorstudiengängen
haben sich zum Wintersemester
18.191 Studierende (51,3 Prozent aller
Studierenden) immatrikuliert. In den
77 Masterstudiengängen sind insgesamt 4222 Studentinnen und Studenten (11,9 Prozent) eingeschrieben; von
ihnen haben 58 Prozent zuvor einen
ERLANGEN — „Das ungebrochen Bachelorabschluss an der FAU erworgroße Interesse für ein Studium an der ben. Für das Wintersemester erreichFAU ist ein Beleg für die hohe Attrak- ten die FAU 6286 Bewerbungen um
tivität unserer Universität“, sagt Uni- eine Zulassung zum Masterstudium.
Präsident Prof. Karl-Dieter Grüske. Rund 57,1 Prozent von ihnen konnten
Die Uni sei auf den Ansturm gut vorbe- zugelassen werden.
reitet und habe zahlreiche VorkehrunDas Interesse an den Teilzeitstudiengen getroffen, um besonders den angeboten der FAU wächst deutlich:
neuen Studierenden einen guten Start Insgesamt sind derzeit 145 Studiean der FAU zu ermöglichen.
rende in 27 Bachelor- und MasterstuGenau 6022 Studienanfänger haben diengängen eingeschrieben. Das ist
sich erstmals für ein Studium einge- ein Anstieg von 70 Prozent gegenüber
schrieben, befinden sich also im ers- dem Vorjahr.
ten Hochschulsemester. Die meisten
Eine Steigerung ist auch bei den ausneuen Studierenden haben sich an der ländischen Studierenden zu verzeichRechts- und Wirtschaftswissenschaft- nen. Zu Semesterbeginn waren an der
lichen Fakultät (1579) sowie der Philo- FAU insgesamt 2790 Studentinnen
sophischen Fakultät und Fachbereich und Studenten aus anderen Ländern
Theologie (1572) eingeschrieben.
eingeschrieben (Vorjahr: 2705). Die
Das Verhältnis der Studentinnen zu meisten ausländischen Studierenden
den Studenten ist bei den Neuzugän- verzeichnet die Technische Fakultät
gen fast ausgewogen: Die weiblichen (875). Bei den Herkunftsländern führt
Studenten sind mit einem Anteil von China (326) vor der Türkei (309) und
50,6 Prozent knapp in der Mehrheit.
der Ukraine (161).
en
An der Uni Erlangen-Nürnberg (FAU)
sind im Wintersemester (WS) 2012/13
so viele Studierende eingeschrieben
wie nie zuvor: Genau 35 473 Studentinnen und Studenten sind aktuell an der
größten nordbayerischen Universität
immatrikuliert.
Erst wenige Wochen ist es her, dass
der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund
Stoiber in Berlin zusammen mit seiner
einstigen Konkurrentin um das Bundeskanzleramt, der amtierenden Kanzlerin Angela Merkel, seine politischen
Memoiren vorgestellt hat. Nun hat der
ehemalige Spitzenpolitiker auf Einladung der Buchhandlung Rupprecht in
deren Erlanger Filiale Kostproben seiner literarischen Fähigkeiten gegeben
und mit dem Publikum geplaudert.
ERLANGEN — „Warum ein Buch –
was hat mich veranlasst, mein Leben
zu schildern?“, fragt sich der Exministerpräsident eingangs. Viele Diskussionen mit Jugendlichen wären der
Grundstock, die hätten gesagt: „Menschenskinder, das müssen Sie niederschreiben“, daraufhin „habe ich versucht mein Leben zu ordnen“.
„Bei Demokratie mitmachen“
Viel Zeit verwendet Stoiber darauf,
dem Publikum sein erwachendes Interesse an Politik zu erläutern. Er
erzählt aus seiner Kindheit; in Oberaudorf, nahe der österreichischen
Grenze ist er geboren — materielle Not
nach dem Krieg, Unterernährung: „So
sind viele aufgewachsen, und früh
habe ich gespürt, dass wir ein Land
sind, das ganz unten liegt.“
Später Gymnasium („Einer der
ganz Wenigen“), dann Wehrpflicht
bei den Gebirgsjägern, währenddessen häufen sich die Fragen, deren
Beantwortung der junge Stoiber in
der Politik sucht.
„Weil die Welt sich ändert – Politik
aus Leidenschaft, Erfahrungen und
Perspektiven“: So der Titel der 320
Seiten starken Erinnerungen des
Edmund Stoiber, früherer bayerischer Ministerpräsident, bei seiner Lesung in
Erlangen.
Foto: Harald Hofmann
70-jährigen Politikers. Hier erfährt kratie braucht Mitmachen, Mitwirman viel über Stoibers mehr als drei- ken“, so Stoiber.
ßig Jahre langes politisches Leben,
HARALD HOFMANN
das ihn vom Redenschreiber und ZiehAuftakt einer kleinen
sohn Franz Josef Strauß’ bis hin an
Z Diesem
Reihe von Herbstlesungen bei
die Spitze der CSU und Bayerns
Rupprecht folgen im November
geführt hat; er erzählt zum Beispiel
drei weitere Termine: Prof. Dr. Dr.
von seinen Treffen mit Putin, Bush
h.c. Bert Rürup: „Fette Jahre“, am
und anderen Politikern.
8. November; Roger
WillemViel Raum widmet Stoiber der eurosen: „Momentum“, am 21.
päischen Einigung und dem Euro; die
November;
Miriam
Meckel:
letzten Kapitel beschäftigen sich mit
„Next“, am 29. November.
der Zukunft der Demokratie. „Demo-
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