9247e1fb63461060b98601acbf14f9b320b14dd4

Werbung
Melanie Decher G4I
Gibt es geborene Verbrecher? - nach Gerhard Roth
Die Instrumentellen Gewalttäter sind in der Regel psychisch normal. Sie haben durch
Verstärkungslernen, Erziehung oder Imitation gelernt, dass es vorteilhaft ist, sich für die
Verwirklichung eigener Ziele oder aus sozialen Gründen (Gruppendruck) rücksichtslos und aggressiv zu
verhalten und Konflikte aggressiv-gewalttätig zu lösen. Sie haben keine schweren psychischen Defizite,
sind nur falsch konditioniert. Sie sind schwierig zu behandeln, weil ihnen ein Unrechtsbewusstsein
fehlt. Hier hilft nur ein langanhaltendes Anti- Gewalttraining.
Die Impulsiv-reaktive Gewalttäter sind nicht immer gewalttätig. Diese Gewalttäter reagieren
unangemessen mit körperlicher Gewalt auf vermeintliche Bedrohungssituationen. Sie zeigen oft eine
oberflächliche Reue („das wollte ich nicht!“), versuchen aber zugleich, ihr Verhalten zu rechtfertigen
(„der kam drohend auf mich zu, da musste ich mich doch wehren!“). Durch Training und Therapie
können zum Teil gute Effekte gezeigt werden.
Proaktiv-psychopathische Gewalttäter haben oft ein feines Gespür für die Schwächen und Sehnsüchte
anderer. Sie sind oft sehr intelligent und wirken charismatisch. Zugleich sind Psychopathen mitleidund reuelos. Sie waren in früher Jugend weit überdurchschnittlich Opfer von Gewalt in Form von
Vernachlässigung, körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch und/oder Beschämungs- und
Ausgrenzungserlebnisse in der Kindheit und Jugend. Oft findet man eine Kombination von brutalem
Vater und willfähriger Mutter, die gleichzeitig den Sohn „vergöttert“. Klinisch handelt es sich um eine
schwere Form der Persönlichkeits- und Ichstörung. Diese führt bewusst oder unbewusst dazu, dass
sich die Personen an der Gesellschaft rächen wollen. Ihre Störung tritt meist schon im Kindesalter auf.
In den meisten Ländern wird die Mehrzahl aller körperlichen Gewalttaten von männlichen
Jugendlichen und jungen Erwachsenen verübt, vor allem im Alter zwischen vierzehn und zwanzig
Jahren. Die meisten Gewaltkarrieren beginnen um das 12. Lebensjahr. Sie verdoppeln sich im Alter
zwischen 13 und 14 Jahren und nehmen weiter zu bis zu einem Höhepunkt von 16 bis 17 Jahren.
Danach nehmen sie im Alter von 18 Jahren um die Hälfte ab und verringern sich kontinuierlich bis zum
27. Lebensjahr. Demgegenüber gibt es eine kleine Gruppe, ca. 5% der männlichen Jugendlichen, die
sehr früh aggressives bzw. impulsives Verhalten zeigen und darin nicht nachlassen.
Es ist bei Kindern mit kognitive und emotionale Defizite sowie eine Motorische Hyperaktivität
schwierig zu sagen, ob es sich um ADHS mit einer Überaktivität handelt oder ob sie impulsive
Gewalttäter sind. Früher dachte man, alle ADHS Kinder könnten später impulsive Gewalttäter werden.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass dies zwei verschieden Gruppen sind.
Gewalttätiges Verhalten ist nicht angeboren. Nur in seltenen Fällen ist es rein genetisch oder durch
Defizite in der Gehirnentwicklung bedingt. Meist beruht es auf einer Kombination ungünstiger
genetischer bzw. epigenetischer Mechanismen (Gen-Polymorphismen) und negativen
Umwelterfahrungen. In der Regel gibt es vorgeburtlicher oder früh nachgeburtlicher psychische
Traumatisierungen in Form von schwerer Vernachlässigung, körperlicher Misshandlung oder
sexuellem Missbrauch. Diese Traumatisierung führt zur Beeinträchtigung der Entwicklung des
Stressverarbeitungs- und Selbstberuhigungssystems und als Folge davon des Impulshemmungs- und
Bindungs-/Empathiesystems. Die traumatischen Erlebnisse können vorgeburtlich von den
schrecklichen Erlebnissen der Mutter, aus deren Gehirn in das, des Kindes transportiert werden. Das
Stressverarbeitungssystem des Kindes wird dadurch beeinflusst, da es in dieser Phase noch schutzlos
Melanie Decher G4I
ist. Dies System sowie das Serotoninsystem sind schutzlos, deshalb muss die Mutter ein halbes bis ein
Jahr bis nach der Geburt für das Kind da sein. Es ist also eine Kombination aus Anlage und Umwelt,
welche zu einem gewalttätigen Verhalten führen kann, wobei die Umwelt laut Roth eine viel grössere
Rolle übernimmt.
Gewalttätiges Verhalten ist genau gleich wie die Antisoziale und die Borderline-Persönlichkeitsstörung
nicht nur angeboren, sondern eine Kombination genetischen Bedingungen und Umwelteinflüsse. Bei
Proaktiv-psychopathische Gewalttäter und Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind
die Umwelteinflüsse oft traumatisierend und passieren sehr häufig in der Kindheit. Es könnte also
einen engen Zusammenhang zwischen den der antisozialen und der BorderlinePersönlichkeitsstörungen und proaktiven-psychopathischen Gewaltverhalten geben. Auch die Störung
der Serotoninfunktion tritt sowohl bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung auf wie auch beim
allgemeinen Gewalttätern.
Auch der Text „Psychologie der Gefangenschaft“ zeigt einen engen Zusammenhang zwischen der
Umwelt und dem bösen Verhalten wie Gewalttaten. Die Persönlichkeit der Probanden dieses
Experimentes zeigten keine Gewaltbereitschaft im normalen Leben, erst durch die gegeben Umwelt
der Gefängnissituation verhielten sie sich gewalttätig. Zudem lernten sie durch das Fernsehen oder
Bücher, also durch ihre Umwelt, wie sie sich als Wärter verhalten sollten.
Herunterladen