Spectrum In lockerer Dichte

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Parkvillen Altmünster
Am Schloßpark
4813 Altmünster, Österreich
In lockerer Dichte
SAMMLUNG
Im oberösterreichischen Altmünster: eine Wohnhausanlage, angelehnt an die
„klassische“ Sommerfrische-Architektur des Salzkammerguts. Mitsamt
Swimmingpool und Weitblick.
ARCHITEKTIN
Spectrum
Riepl Riepl Architekten
LANDSCHAFTSPLANUNG
DnD Landschaftsplanung
von Romana Ring
Die Marktgemeinde Altmünster am Traunsee ist stark vom Tourismus geprägt. Das muss
nicht unbedingt nur Gutes heißen. Denn wie nahezu überall, wo es etwas zu verschandeln
gibt, führen auch hier Zeugnisse der handelsüblichen pseudoalpinen Ländlichkeit den
seltsamen Qualitätsschwund im anonymen Bauen der Wirtschaftswundergesellschaft vor
Augen. Doch sind gerade in Altmünster zuletzt wichtige Beispiele zeitgenössischer
Architektur entstanden, wie etwa das mit dem oberösterreichischen Holzbaupreis 2012
ausgezeichnete Agrarbildungszentrum Salzkammergut der Fink Thurnher Architekten. Und
mag dieser Umstand auch dem Zufall zu verdanken sein, so spricht er doch für das Glück
der Tüchtigen, denn Altmünster bedient sich in seiner Rolle als Baubehörde zur
Entscheidung komplexer Fragen eines Gestaltungsbeirates, den es mit der
Nachbargemeinde Gmunden teilt.
Dieser Beirat war auch mit der Begutachtung einer Wohnanlage befasst, den die Linzer
Riepl Riepl Architekten für den in Wels ansässigen Bauträger Consulting Company
entwickelt haben. Der Bauplatz liegt prominent an der Ebenzweierstraße, unmittelbar
neben der von Luger & Maul 2010 vorbildlich erweiterten Berufsschule für Lehrlinge aus
dem Tourismus. Durch seine erhöhte Lage ist er von einer Qualität geprägt, die in der
gesamten Region eine große Rolle spielt: Er bietet eine schöne Aussicht. Doch während
noch im Raum von Vöcklabruck alle Häuser, die auf sich halten, unweigerlich zum
Traunstein blicken, haben Riepl Riepl sich die Freiheit genommen, alle vier Blickrichtungen
des Bauplatzes als attraktiv einzuschätzen und ihre Häuser folglich über quadratischem
Grundriss mit umlaufenden Balkonen konzipiert.
Insgesamt neun viergeschoßige Häuser sind so über das Grundstück verteilt, dass sie
einander nicht die Sicht verstellen und überdies zwei gemeinschaftlich genutzte Freiräume
fassen. Diese sind in eine von Anna Detzlhofer gestaltete Grünanlage eingebettet, die als
Fortsetzung der historischen Parkanlage im Osten gedacht ist. Die Entscheidung, die
ebenerdigen Wohnungen nicht, wie sonst häufig geübt, durch die Zuteilung von
Eigengärten zu privilegieren, bewahrt der Anlage ihre Großzügigkeit. Die einzelnen Häuser
erheben sich aus Rasenflächen, die durch ein rechtwinkelig gehaltenes Wegesystem
geteilt werden. Staudenbeete in geschwungener Linienführung und mit Bedacht auf die
ungestörte Aussicht gesetzte Bäume greifen weitere Motive des historischen Parks auf und
verankern so die für das Projekt gewählte Bezeichnung „Parkvillen“ in der Wirklichkeit. So
http://www.nextroom.at/building.php?id=36435&sid=36427, 20.08.2017
FUNKTION
Wohnbauten
PLANUNG
2009 - 2012
AUSFÜHRUNG
2010 - 2012
MITARBEIT GRÜNRAUMPLANUNG
Anna Detzlhofer, Sabine Dessovic,
Verena Holzgethan, Robert Wiener
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Parkvillen Altmünster
ein Park muss von Autos naturgemäß vollkommen frei gehalten werden. Dem kommt die
Topografie entgegen: Dank der Hochlage des Bauplatzes über der Straße war es möglich,
eine Tiefgarage in das Gelände zu versenken, die an alle neun Häuser angebunden ist,
sodass selbst für das Beziehen der Wohnungen oder schweres Gepäck oberirdisch eine
rein fußläufige Erschließung der Anlage genügt.
Auch der zweite Teil des mit dem Namen gegebenen Versprechens ist nicht allzu weit
hergeholt: Die Häuser sind – obwohl nur etwa halb so hoch wie die straßenbegleitenden
Alleebäume – nobel proportioniert und lassen in ihren von durchlaufenden Geschoßdecken
und Hochformaten geprägten Fassaden die Gesimse und Fensterachsen historischer
Landhäuser entfernt anklingen. Deutlich leichter noch entdeckt mandas Motiv der Veranda
der „klassischen“ Sommerfrische-Architektur des Salzkammerguts. Riepl Riepl haben
dieses Motiv in den umlaufenden Balkonen mit ihren vorgesetzten, verschiebbaren
Sonnen- und Sichtschutzelementen aus perforiertem Blechaufgegriffen, die mit raumhohen
Verglasungen korrespondieren. Außen liegende, den leer stehenden Zweitwohnsitz
unweigerlich kündende Rollläden werden durch diesen baulichen Sonnenschutz obsolet
und sind in der sorgfältig detaillierten Ebenflächigkeit von Boden und Decke außen und
innen bewusst nicht vorgesehen. Alle Wohnungen sind ungeachtet ihrer unterschiedlichen
Größen zumindest aus zwei Himmelsrichtungen belichtet und haben Anteil an einem
Balkon. Für jede Wohnung ist an einer Ecke der Balkon ein wenig in das Innere der
Gebäudeflucht gezogen, sodass eine Art Wohnzimmer im Freien entsteht. Die lichte
Raumhöhe von 2,80 Metern und der Wechsel von verputzten Wandscheiben und
raumhohen Verglasungen verstärken den Eindruck großzügiger Weite in allen
Wohnungen. So wird der Bezug zur Natur zu jenem von Komfort temperierten ästhetischen
Genuss, den man in dieser Gegend schon vor 100 Jahren zu schätzen wusste.
Die Anlage ist auch bautechnisch auf dem neuesten Stand errichtet: Hohe
Wärmedämmwerte der Hülle, die sorgfältige thermische Entkopplung der auskragenden
Bauteile und eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung gewährleisten
geringe Heizkosten. Die Erschließung derHäuser erfolgt über zentral angeordnete, von
oben belichtete Stiegenhäuser, die eine einläufige Treppe und einen Lift fassen. Die solide
Ausführung der Gebäude korrespondiertmit klug organisierten Grundrissen und einer
Material- und Farbwahl, die den Anspruch der Gediegenheit erneut unterstreicht. Doch
während in den Wohnhäusern die Interpretation des Raumes den Boden des zwar Feinen,
aber dennoch Alltäglichen aus gutem Grund nicht verlässt, zeigen Riepl Riepl im zentral
gelegenen Badehaus, was sich aus Sichtbeton und Tannenholz alles machen lässt, wenn
man mit Raum, Licht und Material umzugehen weiß. In diesem kleinen – Umkleiden,
Sanitärzellen und einen gedeckten Sitzplatz fassenden – Gebäude und dem
anschließenden, mit einigem Geschick in die Topografie des Parks gefügten
http://www.nextroom.at/building.php?id=36435&sid=36427, 20.08.2017
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Parkvillen Altmünster
Schwimmbecken wird die Inspiration spürbar, die Architekten aus einer Aufgabe, einemOrt,
einer Stimmung zu schöpfen vermögen.
Riepl Riepl haben in den Parkvillen von Altmünster die für das Salzkammergut so
typischen Verbindungen von ländlicher Bodenständigkeit und ihrer Wahrnehmung als Idyll,
der (Ehr)furcht vor der Natur und ihrer Zähmung im Ausblick, vom einfachen Leben und
dem gehobenen Komfort neu geknüpft und der Region eine Antwort gegeben, die für
Fragen des Alltagslebens wie des Fremdenverkehrs gleichermaßen Gültigkeit hat.
Spectrum, 25.08.2012
WEITERE TEXTE
Parkvillen Altmünster, next.land, 07.07.2014
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