Die Symphonie hat denn unter uns gewirkt wie nach

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3. Streben nach Glückseligkeit
Die Symphonie hat denn unter uns gewirkt
wie nach den Beethovenschen keine noch.
Robert Schumann über Schuberts Große C-Dur-Symphonie
Theater und Philharmonisches Orchester
der Stadt Heidelberg
3. Philharmonisches
Konzert
Philharmonisches Orchester
3. Philharmonisches
Konzert
der Stadt Heidelberg
Violine
* 19.12.07
Stadtalle Heidelberg, Großer Saal
Linus Roth
Dirigent
James Gaffigan
G. Schirmer, Inc. and Associated Music Publishers, Inc.
C. F. W. Siegel, Leipzig
Breitkopf & Härtel, Wiesbaden
Ton- & Bildaufnahmen während des Konzertes
sind nicht gestattet.
4
Programm
John Adams
Franz Schubert
The Chairman Dances
Symphonie Nr. 8 D 944 C-Dur
(Der Große Vorsitzende tanzt)
op. posth.
Foxtrott für Orchester
I.
Andante –
Allegro ma non troppo
(1985)
II.
Andante con moto
Max Bruch
III. Scherzo. Allegro vivace
Konzert für Violine und Orchester
IV.
op. 26 g-Moll (Neufassung 1866/67)
I.
Vorspiel. Allegro moderato
II.
Adagio
III. Finale. Allegro energico
- Pause -
Finale. Allegro vivace
John Adams
* 1947
Der in New England geborene Komponist erlebte schon als Jugendlicher die Aufführung eigener Werke. Seine Ausbildung erhielt am renommierten Harvard-College, bevor
er 1971 nach San Francisco zog, wo er zehn Jahre am Konservatorium unterrichtete.
Heute zählt Adams zu den wichtigsten zeitgenössischen Komponisten, seine zahlreichen Werke für Orchester und die Opernbühne verbinden die europäische Musiktradition mit dem amerikanischen Minimalismus. 2003-2007 war er „Composer in Residence“ in der New Yorker Carnegie Hall. Auch als Dirigent genießt Adams einen hervorragenden Ruf und arbeitete u. a. mit London Symphony und Los Angeles Philharmonic.
6
Max Bruch
1838-1920
Der Ruhm des in Köln geborene Komponisten stützt sich heute weitgehend auf sein
Erstes Violinkonzert und Kol nidrei. Adagio nach hebräischen Melodien op. 47
für Violoncello und Orchester. Zu seiner Zeit war Bruch jedoch vor allem für seine
dramatischen Vokalwerke bekannt, die heute nur noch selten aufgeführt werden. Der
Durchbruch gelang ihm mit Szenen aus der Frithjof-Sage op. 23, noch größer war
der Erfolg bei seinem Oratorium Odysseus op. 41. Diese Werke kennzeichnen große
Bögen, auf dramatische Höhepunkte verzichtete der Komponisten meistens und trat
damit auch in Opposition zu seinen Kollegen Franz Liszt oder Richard Wagner.
7
Franz Schubert
1797-1828
In nur 32 Jahren hat Franz Schubert an die 1000 Werke geschaffen. Er komponierte
in sehr kurzen Zeitabschnitten. Die Sehnsucht nach einer anderen, friedvollen Welt
findet sich vor allem in seinen späteren Werken wie dem Liederzyklus Die Winterreise, oft gepaart mit der Thematisierung des Todes. Seine frühen Symphonien konnte er
im Wiener Stadt-Konvikt aufführen, das er 1813 verließ. Die Bande mit seinen Jugendfreunden blieben, sie erlebten aber auch einen Menschen, der sich selbst wenig Achtung schenkte, üppigem Essen, Tabak und Alkohol nicht abgeneigt war. Nach längerer
Krankheit starb er 1828 an Typhus.
8
,
Y
John Adams „The Chairman Dances“
von Bernd Feuchtner
Von John Adams hat am 9. Februar 2008
Glass. Seine frühen Instrumentalstücke sind
seine jüngste Oper Ein blühender Baum Pre-
ebenso repetitiv, spielen mit rhythmischen
miere in Heidelberg – es ist wieder die zweite
Mustern und deren sich im Spielverlauf
Produktion nach der Uraufführung vor einem
allmählich verändernden Wiederholungen.
Jahr in Wien. Adams ist heute zweifellos der
Shaker Loops (1978) beispielsweise war ein
interessanteste amerikanische Komponist.
starkes Stück für Streichensemble, das an die
Bekannt wurde er im Umkreis der Minimal
Tänze der Shaker Sekte anknüpft und ver-
Music von Terry Riley, Steve Reich und Philip
schiedene Formen von Trance durchspielt.
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John Adams, der im nächsten Jahr seinen
listen sich Mitte der 60er Jahre abspalteten.
60. Geburtstag feiert, wuchs an der Ostküste
Das war die Richtung, für die John Adams
auf. Er kommt aus Worcester, Massachusetts
sich schließlich am meisten interessierte.
und studierte in Harvard bei dem Schönberg-
Nach Abschluss seines Studiums zog er 1971
Schüler Leon Kirchner. Sein Vater war ein be-
nach San Francisco, um dort seinen eigenen
kannter Klarinettist, ihm widmete er kürzlich
Weg zu finden.
das Stück My Father Knew Charles Ives.
Dieser eigene Weg besteht in der Verbindung
Die jungen Komponisten in New York und
von musikalischen Mustern des 19. Jahr-
Boston waren nach 1945 stark beeinflusst
hunderts mit den Kompositionsmethoden
von den aus Deutschland Vertriebenen der
der Minimal Music. Schon frühe Stücke
Zweiten Wiener Schule, gleichzeitig hatte
wie Phrygian Gates (1977) arbeiteten mit
sich um John Cage ein Kreis genuin amerika-
einer speziellen Technik, die den fließenden
nischer Avantgardisten gebildet, die ihre eige-
Übergang ablöst, wie er für die Minimalisten
nen Wege gingen, und von denen die Minima-
kennzeichnend ist: Gates, also Tore,
10
Nixon in China
English National Opera, 2000
11
Momente des Übergangs, die wie ein Ruck
sein kleiner Sohn unten im Fernsehen die Co-
durch die Musik gehen.
mic-Figur Road Runner verfolgte. Und irgend-
In seinem großen Orchesterstück Harmo-
wann fiel Adams auf, dass beiden Musiken die
nielehre (1985), dessen Titel sich auf Arnold
gleiche Bewegungsenergie innewohnte ...
Schönberg bezieht, variiert er den Zwölfton-
2002 komponierte Adams On the Trans-
akkord aus Mahlers Zehnter Symphonie und
migration of Souls für die New Yorker
interpretiert ihn als Amfortas-Wunde, als das
Philharmoniker, ein Orchesterwerk aus Anlass
Gefühl der Ohnmacht, ja der Impotenz.
des ersten Jahrestages der Anschläge vom
In seiner Kammersymphonie (1993) brachte
11. September 2001. Für dieses Werk wur-
er zwei Musiksprachen zusammen, die man
de Adams mit dem Pulitzer-Preis für Musik
für unvereinbar halten würde, aber es war das
ausgezeichnet und erhielt drei Grammies auf
Leben selber, das ihn darauf brachte: Er saß
einmal: für die beste Aufnahme klassischer
oben in seinem Studio über der Partitur von
Musik, die beste Orchesteraufnahme und die
Schönbergs Kammersymphonie, während
beste zeitgenössische klassische Komposition.
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Berühmt wurde John Adams zunächst mit sei-
in der Gegend um Los Angeles 1994 verarbei-
ner ersten Oper Nixon in China (1987) über
tete ebenfalls ein aktuelles Thema, diesmal
den Staatsbesuch von Richard Nixon bei Mao
allerdings in populärer Form. 2005 wurde
Tsetung. Ein – für die Oper ungewöhnlich
die Oper Doctor Atomic über den Atomphy-
– ähnlich aktuelles Thema hatte seine zweite
siker J. Robert Oppenheimer uraufgeführt.
Oper The Death of Klinghoffer (1991) über
Schon 2000 hatte er jedoch ein unpolitisches
die Kaperung des Kreuzfahrtschiffes Achille
Bühnenwerk geschrieben: El Niño, eine
Lauro durch palästinensische Terroristen.
Art Weihnachtsoratorium im kalifornischen
Da er dies als einen ewigen Konflikt zweier
Hispanics-Milieu mit Texten lateinamerika-
feindlicher Bruderstämme darstellte, brachte
nischer Mystikerinnen.
ihm dieses Stück wenige Aufführungen, aber
Wie auch Ein blühender Baum (A Flowering
jede Menge Ärger ein.
Tree) entstanden alle diese Bühnenwerke in
Das „Songplay” I Was Looking at the Ceiling
Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter
and Then I Saw the Sky über das Erdbeben
Sellars. Es ist vielleicht kein Zufall, dass etli-
13
che seiner Bühnenwerke in Europa uraufge-
Tschiang Tsching schreiben ließ, sieht der
führt wurden.
böse Großgrundbesitzer, der die Heldin auspeitscht, auf einmal aus wie Henry Kissinger,
Der Witz bei Nixon in China besteht darin,
und Pat Nixon bringt ihren Mann entrüstet
dass die Szenen des Staatsbesuchs immer
dazu, einzugreifen, wobei dieser im Bühnen-
grandios beginnen. Doch in ihrem Verlauf
regen pitschnass wird.
erweisen sich die Großen der Geschichte
Im letzten Akt ist der Staatsbesuch vorbei
als die Kleinbürger, die sie in ihrem Inneren
und alle Beteiligten warten lethargisch auf
geblieben sind. Tschiang Tsching (Madame
den Abflug. Tschiang Tsching sagt zu dem
Mao) singt beispielsweise eine grandiose
Mao-Portrait an der Wand, komm’, lass uns
Arie im Stil des Walkürenritts: „I am the wife
tanzen, wir zeigen’s denen mal – und der Alte
of Mao Tsetung“. Es gibt sogar ein Ladies’
steigt aus seinem Bild heraus. Sie beginnen
Program auf einer Schweinezuchtfarm. Beim
einen intimen Foxtrott miteinander. Tschou
Besuch einer der revolutionären Opern, die
En-lai, Maos Außenminister und irgendwie
14
der einzige anständige Mensch in der Oper,
Komponist der in Heidelberg so erfolgreichen
schaut stoisch-traurig zu. Diese Musik hat
Oper Florencia en el Amazonas, beeinflusst
John Adams zu einem frühen Zeitpunkt kom-
wurde.
poniert und schon 1985 als Auskoppelung aus
der Oper separat veröffentlicht. The Chairman Dances (Der Große Vorsitzende tanzt)
wurde einer seiner größten Hits. Die Muster
der populären Musik werden gedehnt und
gestreckt und entfalten eine ganz besondere
Atmosphäre.
Dies ist ein charakteristisches Beispiel
eines amerikanischen Weges in der Musik,
der in eine neue Richtung geführt hat, von
der beispielsweise auch Daniel Catán, der
15
V
Ein Geniestreich? – Bruchs Violinkonzert Nr. 1
„Mir sind die schönsten Melodien im Traum eingefallen“, beschrieb Max Bruch gegenüber einem Journalisten die Arbeit an seinem Ersten Violinkonzert. „Ich habe praktisch
das ganze Konzert in einem schlafähnlichen Zustand komponiert, wobei ich allerdings
bei Bewusstsein blieb.“ Diese Verklärung des eigenen Werks ist für Bruchs Zeitalter der
Romantik nicht ungewöhnlich. Der Schaffensprozess des Künstlers wurde als Geniestreich aufgefasst, die Nacht als geheimnisvolle und unerklärliche Zeit der Inspiration.
Krater
Brahms
Diese
bescherte Bruch vor allem Melodien, denen er den Vorrang gegenüber allen andemusikalischen
Elementen einräumte; die Melodie sah er als „Seele der Musik“ an.
aufren
dem
Merkur
16
In seinen drei Violinkonzerten und der Schottischen Fantasie für Violine und Orchester
brachte Bruch seinen melodischen Einfallsreichtum zur Perfektion. Gerade die Geige
könne nach seiner Auffassung „besser als das Klavier eine Melodie singen“. Die Tatsache, dass Bruch selbst Pianist, aber kein Geiger war, unterstreicht seine verklärende
Sicht auf die Entstehung des Konzerts, das der Uraufführungssolist der zweiten und endgültigen Fassung, Joseph Joachim, als „sehr violinmäßig“ lobte. Dieser bedeutende Geiger seiner Zeit und Freund von Johannes Brahms schlug nämlich nach der Uraufführung
1866 Bruch einige Änderungen vor, die der Komponist gerne übernahm. Auf Joachims
Hinweis schuf Bruch einen fließenden Übergang vom ersten zum zweiten Satz, indem
er den letzten Ton der Tutti-Violinen überband. Auch das ungarisch gefärbte Thema des
Finales dürfte durch den in Ungarn geborenen Joachim inspiriert sein.
Joachims Änderungen sind nicht die einzigen Anregungen von außen, die Bruchs Komposition beeinflussten. Auch Ferdinand David, der Mendelssohns Konzert aus der Taufe
gehoben hatte, stand Bruch als Ratgeber zur Seite. Erste Anregungen kamen wahr-
17
scheinlich von Johann Naret-Koning, dem Konzertmeister in Mannheim, wo Bruch von
1861 bis 1863 lebte. Ganz allein aus seinen Träumen wird das Konzert also nicht entstanden sein ...
Nach der Überarbeitung mit Joseph Joachim nahm das Konzert seinen Erfolgskurs auf.
Der Geiger spielte es nach der Bremer Uraufführung der neuen Fassung 1868 auch in
Brüssel und Köln. Der Jubel des Publikums stärkte den Komponisten auch gegenüber
Kritik seiner Kollegen wie dem Dirigenten Hermann Levi. Diesem schmetterte Bruch
selbstbewusst entgegen: „Es ist genau so, wie es sein muss. Und weil es gut ist, so spielen es die Geiger aller Orten mit der größten Freude, und weil es so gut ist, so lieben es
die Leute überall.“
Dem Komponisten selbst waren die Nachfragen wohl irgendwann zu viel: „Ich kann
dieses Concert nicht mehr hören – habe ich vielleicht nur dieses eine Concert geschrieben?“ Dies hat er nicht, doch Qualität des ersten Konzerts ist bis heute unumstritten,
sein virtuoser und inniger Solopart eine Herausforderung für jeden Geiger.
18
Der Geiger
Joseph Joachim
19
h
Franz Schuberts Symphonie Nr. 8
von Robert Schumann
Der Komponist Robert Schumann entdeckte
Der Musiker, der zum erstenmal Wien besucht,
1839 die Partitur von Schuberts „Großer
mag sich wohl eine Weile lang an dem fest-
C-Dur-Symphonie“ und begeisterte Felix
lichen Rauschen in den Straßen ergötzen kön-
Mendelssohn Bartholdy dafür, der das Werk in
nen und oft und verwundernd immer vor dem
Leipzig uraufführte. Schumann schrieb einen
Stephansturme stehen geblieben sein; bald aber
enthusiastischen Artikel über die Symphonie,
wird er daran erinnert, wie unweit der Stadt
der hier in Auszügen wiedergegeben wird.
ein Kirchhof liegt, ihm wichtiger als alles, was
20
die Stadt sonst an Sehenswürdigem hat, wo
im Leben begrüßen zu dürfen, die ich am
zwei der herrlichsten seiner Kunst nur wenige
höchsten verehrte unter den neueren Künst-
Schritte voneinander ruhen. So mag denn, wie
lern, so hätte ich nach jenem Gräberbesuch so
ich, schon mancher junge Musiker bald nach
gern wenigstens jemanden zur Seite gehabt,
den ersten geräuschvollen Tagen hinausgewan-
der einem von ihnen näher gestanden, und am
dert sein zum Währinger Kirchhof, auf jenen
liebsten, dachte ich mir, einen ihrer Brüder.
Gräbern ein Blumenopfer niederzulegen, und
Es fiel mir ein auf dem Zuhausewege, dass ja
wär’ es ein wilder Rosenstrauch, wie ich ihn
Schuberts Bruder Ferdinand noch lebe, auf
an Beethovens Grab hingepflanzt fand. Franz
den er, wie ich wusste, große Stücke gehalten.
Schuberts Ruhestätte war ungeschmückt. So
Bald suchte ich ihn auf und fand ihn seinem
war endlich ein heißer Wunsch meines Lebens
Bruder ähnlich. [...] Zuletzt ließ er mich auch
in Erfüllung gegangen, und ich betrachtete mir
von den Schätzen sehen, die sich noch von
lange die beiden heiligen Gräber ...
Franz Schuberts Kompositionen in seinen Hän-
War es mir nicht vergönnt, jene beiden Künstler
den befinden. Der Reichtum, hier aufgehäuft
21
lag, machte mich freudeschauernd; wo zuerst
verstaubt im Dunkel liegen geblieben wäre,
hingreifen, aufhören? Unter anderen wies er
hätte ich mich nicht bald mit Ferdinand Sch.
mir die Partituren mehrerer Symphonien, von
verständigt, sie nach Leipzig zu schicken an
denen viele gar nicht gehört worden sind, ja, oft
die Direktion der Gewandhauskonzerte oder
vorgenommen, als zu schwierig und schwülstig
an den Künstler selbst, der sie leitet, dessen
zurückgelegt wurden. Man muss Wien kennen,
feinem Blicke ja kaum schüchtern aufknos-
die eigenen Konzertverhältnisse, die Schwie-
pende Schönheit entgeht, geschweige denn so
rigkeiten, die Mittel zu größeren Aufführungen
offenkundige, meisterhaft strahlende. So ging
zusammenzufügen, um es zu verzeihen, dass
es in Erfüllung. Die Symphonie kam an, wurde
man da, wo Schubert gelebt und gewirkt,
gehört, verstanden, wieder gehört und freudig,
außer seinen Liedern von seinen größeren
Instrumentalwerken wenig oder nichts zu
beinahe allgemein bewundert ...
,
Sag ich es gleich offen: wer die Symphonie
hören bekommt. Wer weiß, wie lange auch
nicht kennt, kennt noch wenig von Schubert,
die Symphonie, von der wir heute sprechen,
und dies mag nach dem, was Schubert bereits
22
der Kunst geschenkt, allerdings als ein kaum
lichung leid tun könnte, was auch selbst zum
glaubliches Lob angesehen werden. Es ist so
Missverstehen des Werkes Anlass geben wird.
oft und zum Verdruss der Komponisten gesagt
[...] Bei der Symphonie von Schubert, dem
worden, „nach Beethoven abzustehen von
hellen, blühenden, romantischen Leben darin,
symphonischen Plänen“. [...]
taucht mir heute die Stadt deutlicher als je
Gewiss hat Schubert nicht daran gedacht, die
wieder auf, wird es mir wieder recht klar, wie
neunte Symphonie von Beethoven fortsetzen
gerade in dieser Umgebung solche Werke gebo-
zu wollen, sondern schuf er unausgesetzt aus
ren werden können.
sich heraus, eine Symphonie nach der anderen,
Ich will nicht versuchen, der Symphonie eine
und dass jetzt die Welt gleich seine siebente
Folie zu geben, die verschiedenen Lebensal-
[nach heutiger Zählung: achte] zu sehen
ter wählen zu verschieden in ihren Text- und
bekommt, ohne der Entwicklung zugesehen zu
Bilderunterlagen; der achtzehnjährige Jüngling
haben und ihre Vorgängerinnen zu kennen, ist
hört oft eine Weltbegebenheit aus der Musik
vielleicht das Einzige, was bei ihrer Veröffent-
heraus, wo der Mann nur ein Landesereignis
23
sieht, während der Musiker weder an das eine
ist, außer meisterlicher musikalischer Technik
noch an das andere gedacht hat und eben nur
der Komposition, noch Leben in allen Fasern,
seine beste Musik gab, die er auf dem Herzen
Kolorit bis in die feinste Abstufung, Bedeutung
hatte. Aber dass die Außenwelt, wie sie heute
überall, schärfster Ausdruck des Einzelnen,
strahlt, morgen dunkelt, oft hineingreift in
und über das Ganze endlich eine Romantik
das Innere des Dichters und Musikers, das
ausgegossen, wie man sie schon anderswoher
wolle man nur auch glauben, und dass in
an Franz Schubert kennt. Und diese himm-
dieser Symphonie mehr als ein bloßer schöner
lische Länge der Symphonie, wie ein dicker
Gesang, mehr als ein bloßes Leid und Freud’,
Roman in vier Bänden etwa von Jean Paul, der
wie es die Musik schon hundertfältig ausge-
auch niemals endigen kann und aus den besten
sprochen, verborgen liegt, ja dass sie uns in
Gründen zwar, um auch den Leser hinterher
eine Region führt, wo wir vorher gewesen
nachschaffen zu lassen. Wie erlabt dies, dies
zu sein uns nirgends erinnern können, dies
Gefühl von Reichtum überall, während man
zuzugeben, höre man solche Symphonie. Hier
bei anderen immer das Ende fürchten muss
24
Franz Schuberts Grab
auf dem Wiener Zentralfriedhof
25
und so oft betrübt wird, getäuscht zu werden.
nach einem vorübergegangenen Märchen- und
Es wäre unbegreiflich, wo auf einmal Schubert
Zauberspiel; man fühlt überall, der Komponist
diese spielende, glänzende Meisterschaft, mit
war seiner Gesichte Meister, und der Zusam-
dem Orchester umzugehen, hergenommen hät-
menhang wird mit der Zeit wohl auch klar wer-
te, wüsste man eben nicht, dass der Symphonie
den. Diesen Eindruck der Sicherheit gibt gleich
sechs andere vorausgegangen waren, und dass
die prunkhaft romantische Einleitung, obwohl
er sie in reifster Manneskraft schrieb. [...]
hier noch alles geheimnisvoll verhüllt scheint.
Im Anfange wohl wird das Glänzende, Neue
Gänzlich neu ist auch der Übergang von da in
der Instrumentation, die Weite und Breite der
das Allegro; das Tempo scheint sich gar nicht
Form, der reizende Wechsel des Gefühlslebens,
zu ändern, wir sind angelandet, wissen nicht
die ganze neue Welt, in die wir versetzt werden,
wie. Die einzelnen Sätze zu zergliedern, bringt
den und jenen verwirren, wie ja der erste
weder uns noch anderen Freude; man müsste
Anblick von Ungewohntem; aber auch dann
die ganze Symphonie abschreiben, vom novel-
bleibt noch immer das holde Gefühl etwa wie
listischen Charakter, der sie durchweht, einen
26
Begriff zu geben. Nur vom zweiten Satze, der
chen, die ich Schubert hätte bringen mögen,
mit so gar rührenden Stimmen zu uns spricht,
als vielleicht höchste Freudenbotschaft für ihn.
mag ich nicht ohne ein Wort scheiden. In ihm
[...]
findet sich auch eine Stelle, da wo ein Horn wie
So hat denn mein Gräberbesuch, der mich an
aus der Ferne ruft, das scheint mir aus anderer
einen Verwandten des Geschiedenen erinnerte,
Sphäre herabgekommen zu sein. Hier lauscht
mir einen zweiten Lohn gebracht. Den ersten
auch alles, als ob ein himmlischer Gast im
erhielt ich schon an jenem Tage selbst; ich fand
Orchester herumschliche.
auf Beethovens Grab eine Stahlfeder, die ich
Die Symphonie hat denn unter uns gewirkt
wie nach den Beethovenschen keine noch.
mir teuer aufbewahrt. Nur bei festlicher Ge,
legenheit, wie heute, nehm ich sie in Brauch:
Künstler und Kunstfreunde vereinigten sich zu
mög’ ihr Angenehmes entflossen sein.
ihrem Preise, und vom Meister, der sie auf das
Sorgfältigste einstudiert, dass es prächtig zu
vernehmen war, hörte ich einige Worte spre-
27
c
Die Werke in Heidelberg
Konzerte des Philharmonischen Orchesters
John Adams
Max Bruch
Franz Schubert
La mufa, Oblivion & Todo
Konzert für Violine und
Symphonie Nr. 8 C-Dur D 944
Buenos Aires – Tangos
Orchester Nr. 1 op. 26 g-Moll
Dirigent m Avi Ostrowsky
nach Piazolla
Violine m Veronika Eberle
13.07.1999
Dirigent m Thomas Kalb
Dirigent m Thomas Kalb
19.02.1997
26.09.2003
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Violine
Linus Roth
Linus Roth gehört zu den interessantesten Musikern der jüngeren Generation. Unlängst
wurde er mit dem Echo-Klassik-Preis als „Bester Nachwuchskünstler 2006“ für seine
Debüt-CD mit Sonaten von Brahms, Debussy, Ysaye und Mendelssohn ausgezeichnet.
Schon in jungen Jahren wurde seine Begabung erkannt, bereits mit zwölf Jahren wurde
er in die Vorklasse von Nicolas Chumachenco an der Musikhochschule in Freiburg
aufgenommen. 1992 gewann er den ersten Preis des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“, im darauffolgenden Jahr begann er sein Studium an der Musikhochschule in Lübeck, wo er 1998 sein künstlerisches Diplom ablegte. Daraufhin setzte er sein Studium
29
an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich und der Musikhochschule München
bei Ana Chumachenco fort. Weitere wichtige Anregungen erhielt er von Anne-Sophie
Mutter, Miriam Fried, Josef Rissin und Salvatore Accardo.
Mit seinem Klavierpartner José Gallardo verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit, in Vorbereitung ist eine Tournee mit Werken von Mendelssohn Bartholdy und
Messiaen. Als Solist gastierte Linus Roth u. a. bei den Münchner Symphonikern, der
Württembergischen Philharmonie Reutlingen, den Radiosinfonieorchestern des SWR
(Kaiserslautern) und Berlin, dem Orquesta de Cordoba und dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra. 2006 gab er sein Debüt im Wiener Konzerthaus.
Darüber hinaus ist er gern gesehener Gast bei internationalen Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musikfestival, dem Rheingau Musikfestival, den Ludwigsburger Schlossfestspielen und dem Ravinia Festival (USA). Seit 1997 spielt Linus Roth die Stradivari
„Dancla“ aus dem Jahr 1703, eine freundliche Leihgabe der Musikstiftung der Landesbank Baden-Württemberg. www.linusroth.com
.
30
Dirigent
James Gaffigan
1979 in New York geboren, erhielt er seine musikalische Ausbildung an der LaGuarda
High School of Music and Art, am New England Conservatory in Boston und an der Rice
University. Erfahrungen als Dirigent sammelte er an der America Academy of Conducting in Aspen, beim Los Angeles Philharmonic Orchestra, beim Boston Symphony
Orchestra, beim Houston Orchestra und beim Tanglewood Festival. Rafael Frühbeck de
Burgos, David Zinman und Kurt Masur verdankt er wesentliche Anregungen. Außerdem
ist er künstlerischer Leiter von CityMusic Cleveland, einem Kammerorchester in Cleveland, das freie Konzerte in der ganzen Stadt veranstaltet.
31
Im Jahr 2002 stand James Gaffigan erstmals am Pult des Cleveland Orchestra. Im
folgenden Jahr 2003 ernannte Franz Welser Möst ihn zu seinem Assistenten und zum
Music Director des Cleveland Youth Orchestra.
Seit Herbst 2006 ist Gaffigan Associate Conductor [ständiger Gastdirigent] des San
Francisco Symphony Orchestras. Er dirigiert das Orchester in sechs Abonnementserien
und verantwortet als künstlerischer Leiter die gesamten Sommerkonzerte.
Gaffigan wurde mit dem Robert Harth Conducting Award ausgezeichnet und war 2004
erster Preisträger des Solti-Wettbewerbs in Frankfurt/Main. In der darauf folgenden
Saison gab er sein Debüt beim Frankfurter Museumsorchester. Anschließend folgten
Einladungen zum Tonhalle Orchester Zürich, Deutschen Sinfonieorchester Berlin, Sinfonieorchester des MDR Leipzig. In dieser Spielzeit debütiert Gaffigan u. a. in Mailand, in
Birmingham und beim Orchestre National de Belgique. Seit 2003 ist er zunehmend auch
als Operndirigent aktiv. Sein europäisches Operndebüt gab er 2005 mit Puccinis La
Bohème an der Züricher Oper, die ihn für die Wiederaufnahme wieder eingeladen hat.
32
U
Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg
Die Philharmoniker werden seit 05_06 von Generalmusikdirektor Cornelius Meister geleitet und prägen seit über hundert Jahren mit zahlreichen Opernvorstellungen und Konzerten das Musikleben der Stadt. Familienkonzerte und das Schulprojekt „Musik erleben“
bringen jungen Menschen die Musik nahe. Regelmäßig gastieren die Philharmoniker im
In- und Ausland. Zweimal wurde das Orchester mit dem Preis für das „beste Konzertprogramm“ ausgezeichnet, zuletzt 2007. Weltbekannte Dirigenten und Solisten wie Rudolf
Barschai und Gidon Kremer musizierten mit den Philharmonikern. Der ehemalige Generalmusikdirektor Mario Venzago ist seit diesem Jahr der erste Ehrendirigent des Orchesters.
Unmittelbare Vorgänger von Cornelius Meister waren Volker Christ, der viele Jahre als Kapellmeister am Haus arbeitete, und Thomas Kalb, der elf Jahre lang das Orchester leitete.
33
Besetzung
1. Violine
2. Violine
Viola
Thierry Stöckel, 1. Konzertmeister
Nicole Streichardt
Marianne Venzago
Ernst Wolfram Winterberg
Ludwig Dieckmann
Andreas Bartsch
Isabel Schneider
Rie Tanaka
Horst Düker
Mayumi Hasegawa
Janetta Grichtchouk
Thomas Wolf
Joachim Groebke
Lilija Kissler
Christoff Schlesinger
Mahasti Kamdar
Ge Liu
Tetsuya Mogitate
Soyoka Mizobuchi
Caroline Korn
Vera Kleimann
Gabriele Köller
Christoph Müller
Nagi Uesugi
Elfi Schindler
1
Elsabe Marquardt
1
Friderike Hager
Carolin Johnson
34
1
Bradley Johnson 1
Katia Stodtmeier
Violoncello
Flöte
Fagott
Reimund Korupp
Yvonne Anselment
Sophia Brenneke
Hans Schafft
Katharina Lorenzen
Gerhard Mährlein
Xing Qing 1
Oboe
Horn
Jonathan Flaksman 2
Matthias Friederich
Heinrich Lohr
Elina Feiertag
Sandra Seibold
Bernd Frelet
Christoph Habicht
Moritz Hildebrand
Kontrabass
Klarinette
Michael Schneider
Detlef Mitscher
Thomas Acker
Heribert Eckert
Michael Feiertag
Gyu-Hye Jeon 2
35
Joachim Schlaak
Trompete
Pauke
Klavier
Fred Frick
Klaus Wissler
Timothy Schwarz
Robert Schweizer
Schlagzeug
Posaune
Peter Klinkenberg
Melanie Lüghausen
Gregory Riffel
Damian Schneider
Christian Gutgsell
Marek Janicki
Nebojša Živković
1
Praktikant/in
Stipendiat/in der Orchester-
Tuba
Harfe
2
Thomas Matt
Walli Kossakowski
akademie Rhein-Neckar
36
Impressum
Herausgeber: Theater und Philharmonisches
Orchester der Stadt Heidelberg
Intendant: Peter Spuhler
Verwaltungsleiterin: Andrea Bopp
Redaktion: Olaf A. Schmitt
Gestaltung: atelier september
Herstellung: abcdruck GmbH, Heidelberg
Anzeigen: Greilich / Neutard
Nachweise
Nicht namentlich gekennzeichnete Texte sind
Originalbeiträge von Olaf A. Schmitt.
Internet: www.heidelberger-philharmoniker.de
www.theaterheidelberg.de
07_08, Programmheft Nr. 10
“Im Leben geht es nicht immer nur
geradeaus. Mit dem VR-FinanzPlan bin
ich auch auf die Kurven vorbereitet.“
Felix Krämer, Fernmeldetechniker,
eines unserer Mitglieder.
Wir fördern die Kultur in der Region.
18-mal in Heidelberg und der Kurpfalz
Telefon: 06221 9090, [email protected], www.hug-bank-heidelberg.de
Energie
aus Heidelberg …
3TROM
'AS
50790/WMXDesign/62x90 © Copyright des WWF International
® Warenzeichen des WWF International
NACH
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… sicher
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... umweltfreundlich
Service-Rufnummern (kostenlos)
0800-513-5132 oder
0800-FOXCALL
0800-3 6 9 2 2 5 5
Internet: www.foxstrom.de
Im Brückenfeld 1
68723 Oftersheim
Tel: 06202-5766853
Fax: 06202-5766854
Mobil: 0170-5217502
[email protected]
www.th-kurz-klaviertransporte.de
MANNHEIMER MEISTERKONZERTE
Mannheim, Congress Center Rosengarten
Mo 14. Januar 2008, 20.00 Uhr
Uwe Ochsenknecht Sprecher Caroline Melzer Sopran
Ann-Katrin Naidu Mezzosopran Thomas Michael Allen
Tenor Peter Kofler Orgel Münchener Bach-Chor
Hansjörg Albrecht Dirigent
César Franck Psalm 150 für Chor und Orchester
Camille Saint-Saëns Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78
„Orgelsinfonie“
Arthur Honegger „König David“ Oratorium –
Sinfonischer Psalm
PHILHARMONISCHE: KONZERTE
Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus
Mo 7. April 2008, 20.00 Uhr
Renaud Capuçon Violine Jac van Steen Dirigent
Igor Strawinsky Scerzo à la russe für Orchester
Peter I. Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur op. 35
Sergej Prokofjew Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100
Tickets 0621 10 10 11 I www.staatsphilharmonie.de
R E C H TS A N W ÄLT E
Dr. Klaus Zimmermann
Wirtschafts- u. Technologierecht
Gesellschaftsrecht
Eberhard Gretz
Vertragsrecht, Technologierecht
Bau-, Immobilien- u. Mietrecht
Gerda Trautmann-Dadnia
Fachanwältin für Familienrecht
a. Erb-, Miet- u. Int. Privatrecht
Tim Bäuerle, LL. M.
Int. u. Nat. Vertragsrecht
Produkthaftungs- u. Gesellschaftsrecht
Tel 50 25 60 · Fax 50 25 610
www.zimmermann-kollegen.de
Weberstr. 2 69120 · Heidelberg
HIGHLIGHTS
2008
KULTURPUR
DAS KONZERTPROGRAMM DER BASF
KLAZZ BROTHERS & EDSON CORDEIRO
KOLJA BLACHER, Violine
DO, 10. JAN. 08 I 20 UHR I BASF-GESELLSCHAFTSHAUS
MO/DI, 18./19. FEB. 08 I 20 UHR I BASF-FEIERABENDHAUS, LU
MISCHA MAISKY: GEBURTSTAGSKONZERT
MO, 11. FEB. 08 I 20 UHR I BASF-FEIERABENDHAUS, LU
AURYN QUARTETT I JÖRG WIDMANN
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz I Ari Rasilainen, Dirigent
GRIGORY SOKOLOV, Klavier
SA, 01. MÄRZ 08 I 20 UHR I BASF-FEIERABENDHAUS, LU
SO, 17. FEB. 08 I 11 UHR I BASF-GESELLSCHAFTSHAUS
Das Programmheft mit allen Veranstaltungen können Sie bestellen unter 0621-60 42422, [email protected] oder
www.basf.de/kultur. Tickets bei allen bekannten CTS-VVKstellen oder unter 0621- 60 99911.
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