Seelische Gesundheit und psychische Krankheit

Werbung
Dr.med.Rolf-Dieter Kanitz
Drastische Zunahme psychischer Erkrankungen im
deutschen Gesundheitswesen
€
€
€
€
€
Die Zahl psychischer Erkrankungen
steigt dramatisch an, gegen den
allgemeinen Trend.
Nach einer Studie der DAK hat die
Zahl der Krankmeldungen aus
psychischen Gründen seit 1997 um
70% zugenommen und verursacht
derzeit 10% des Krankenstandes.
Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage
wegen psychischer Erkrankungen hat
zwischen 1997 und 2001 um mehr als
50% zugenommen.
Der Anteil psychischer Erkrankungen
an den Frühberentungen hat sich seit
1985 fast verdreifacht auf 29,2 %
(mittlerweile jede 3.Rente !).
Psychische Erkrankungen sind damit
zur wichtigsten Ursache von Erwerbsunfähigkeit geworden.
Es gibt keine Gesundheit ohne
psychische Gesundheit !
€
€
Für den Einzelnen ebenso wichtig wie für
die Gesellschaft
Auf individueller Ebene Voraussetzung um
y sein intellektuelles und emotionales Potenzial zu
verwirklichen und
y seine Rolle in der Gesellschaft und im
Arbeitsleben zu erfüllen.
€
Auf gesellschaftlicher Ebene eine wichtige
Ressource für den sozialen Zusammenhalt
und Sozialwohl
WHO Definition
psychischer Gesundheit
€
„Zustand des Wohlbefindens, in dem der
Einzelne seine Fähigkeiten
ausschöpfen, die normalen
Lebensbelastungen bewältigen und
fruchtbar arbeiten kann und imstande
ist, etwas zu seiner Gemeinschaft
beitzutragen.“
Psychisch krank im Job
Belastungsfaktoren als Auslöser
Stress
€ Burn out Syndrom
€ Mobbing
€
Angststörungen
€ Depressionen
€ Psychosen
Sind keine
psychischen
Krankheiten !
€
Sind echte
psychische
Krankheiten !
Psychische Erkrankungen
€
Psychische Gesundheitsprobleme und –
belastungen umfassen
y Störungen von Verhalten und Erleben,
y in Verbindung mit subjektivem Leiden und
y konkreten psychischen Symptomen, die
y diagnostische Kategorien psychischer
Störungen (operationale Kriterien) erfüllen.
Gemeinsamkeiten psychischer Erkrankungen
€
Jeder kann psychisch krank werden, genauso wie körperlich.
€
…können in jedem Unternehmen, in jeder Branche vorkommen.
…sind behandelbar, genauso wie körperliche Erkrankungen.
€ …gibt es nicht eine eindeutige Ursache, sondern immer mehrere
Faktoren, die zusammen wirken.
€
€
Je früher die Therapie, desto eher wird die Erkrankung nicht chronisch.
€
Entgegen vielen Vorurteilen sind psychisch Erkrankte nicht behindert,
sondern normal begabt. Sie verfügen oft über ein sehr kreatives
Potential und sind häufig sehr sensible Menschen.
€
Bei psychischen Erkrankungen kann es allerdings vorkommen, dass
die Fähigkeit das intellektuelle Potential zu aktivieren gemindert ist.
Die Gesundheitsdimension
€
Mehr als 27% der erwachsenen Europäer
leiden nach Schätzungen der WHO
mindestens einmal im Leben unter einer
psychischen Erkrankung.
€
Die häufigsten psychischen Störungen in
der EU sind Angst und Depression.
€
Die WHO rechnet damit, dass bis zum Jahr
2020 Depressionen in den Industriestaaten
die zweithäufigste Krankheitsursache sein
werden.
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
12- Monatsprävalenz nach Diagnose (40% sind komorbid!)
DSM-IV Diagnosen
Psychotische
2,6
Drogen
0,6
Alkohol
Substanzstörungen
3,7
Zwangsstörungen
0,7
Eßstörungen
0,3
Bipolare
1,3
Dysthymie
Affektive Störungen
4,5
Depression
8,3
Phobien
12,6
GAE
2,5
Panikstörungen
Angststörungen
2,3
Somatoforme
Prävalenz
(%)
11
0
2
4
6
8
10
12
14
Einteilungen, Kategorien, Überlappungen
12-Monats Komorbidität psychischer Störungen
(Wittchen et al 1999)
OR Angst mit:
Sucht: 2.6
Depression: 6.9
Somatoforme: 3.4
54,3% der
Angststörungen
sind komorbid
60,2% der
affektiven
Störungen
OR Depression mit:
Angst: 7.0
Sucht: 2.7
Somatoforme: 3.5
41,2% der
Substanzstörungen
OR Substanz mit:
Angst: 2.5
Depression: 2.7
Somatoforme: 1.9
11
49,2% der
somatoformen
OR somatoforme mit:
Angst: 3.5
Sucht: 2.1
Depression: 3.5
Wann beginnen Angststörungen und Depressionen?
Alter beim ersten Auftreten (NGS, Wittchen et al 1999)
35
Angststörungen
30
25
Major Depression
cum.
20
hazard
%
rate
15
10
5
0
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
Alter bei Beginn
12
Einflussfaktoren
€
Der psychische Zustand wird durch eine
Vielzahl von Faktoren bestimmt:
y Biologische (z.B. Gene, Geschlecht, Alter)
y Individuelle (Gewohnheiten, Einstellungen)
y Familiäre und soziale Unterstützung
y Wirtschaftliche und Umfeldfaktoren (sozialer
Status, Arbeit, Lebensbedingungen)
Wie wirkt sich ein Gesundheitsproblem aus ?
Gesundheitsproblem
Körperfunktionen
und -strukturen
Umweltfaktoren
Aktivitäten
Teilhabe
persönliche Faktoren
Psychische Störungen am Arbeitsplatz
nehmen zu – überall !
€
Gestiegene psychische Belastung und
Beanspruchung durch veränderte
Arbeitsbedingungen (> Unsicherheit).
€
Aber die Arbeit ist in der Regel nicht der einzige
Grund für die Entwicklung einer psychischen
Störung.
€
Der Arbeitsplatz nimmt jedoch bei der überwiegenden Mehrzahl einen sehr wichtigen Teil im
Leben ein und muss deshalb einbezogen werden.
€
Die Gestaltung der Arbeitsbedingungen kann sich
vorbeugend, als Risikofaktor oder als hilfreich zur
Bewältigung psychischer Erkrankungen auswirken.
Verringerung des Depressionsrisikos durch
gesundheitsfördernde (salutogene) Faktoren
Auf das Gleichgewicht kommt es an !
Alles eine Frage der Balance ?
Budget
Aufgaben
Konkurrenz
Die Stressreaktion
Stress und Hilflosigkeit
€
€
€
€
€
Stress und Hilflosigkeit sind Antworten auf bewältigbare und
unbewältigbare Ereignisse.
Stressreaktionen treten auf wenn die individuellen
Bewältigungsmöglichkeiten überschritten werden.
Die Konsequenzen der Bewältigung von Stress bestimmen
den Verlauf der physiologischen Anpassung an Stress.
Gelernte Hilflosigkeit stellt eine besonders „wirksame“ Form
der Stressinduktion dar.
Die chronische Stressreaktion ist ein wesentlicher Faktor für
die Entstehung psychischer Störungen wie Angst und
Depression.
Das Modell erlernter Hilflosigkeit
(M.E.P.Seligman,1975)
21
Neuroanatomie der Angst
Der Mandelkern (Amygdala)
Angst ist sinnvoll und notwendig als…….
Was ist Angst ?
€
Angst ist ein normales Gefühl !
€
Angst hat viele Gesichter.
€
Angst hat viele Gründe.
Angst wird zur Krankheit wenn…..
€
…sie unangemessen stark ist.
€
…sie zu häufig und zu lange auftritt.
€
…man die Kontrolle verliert.
€
…man Angstsituationen vermeiden muss.
€
…man stark unter ihr leidet.
Formen von Ängsten:
Wieviele sind betroffen ?
Panikstörungen erkennt man an ….
€
Panikanfällen: plötzlich und unerwartet,
kein eindeutiger Auslöser, keine Erklärung.
€
körperlichen Symptomen: Herzklopfen,
Brustschmerz, Ersticken, Schwindel.
€
psychischen Symptomen: Furcht zu
sterben, die Kontrolle zu verlieren, einen
Herzanfall zu bekommen.
Generalisierte Angst erkennt man an …
€
…monatelang andauernden Ängsten,
Sorgen und Befürchtungen.
€
…körperlicher Unruhe, Schlafstörungen,
Unfähigkeit, sich zu entspannen.
€
…vielfältigen körperlichen Symptomen,
wie Schwitzen, Herzrasen,
Magenbeschwerden, Übelkeit,
Erstickungsgefühle, Schwindel.
Die Agoraphobie (Platzangst)
Die soziale Phobie
Die spezifische Phobie
Gemeinsamkeiten der Phobien
Was passiert, wenn ich nichts
gegen die Angst unternehme ?
Der Kreis von Angst und Vermeidung
€
Ich vermeide mehr und mehr.
€
Ich fühle mich hilflos.
€
Es beeinträchtigt zunehmend Partnerschaft,
Beruf und Freizeit.
€
Alkohol-/ Medikamentenmissbrauch.
€
Traurigkeit, Verstimmung, Depression.
Trauer und Depression
34
Depressives Denken
- negative Schemata -
Die Depressionsspirale
Depressivität und Depression in der Bevölkerung:
Wie viel % der Bevölkerung hat in den letzten 6 Monaten unter
depressiven Symptomen / Depression gelitten (6 Monatsprävalenz) ?
in % 45
8
40
Depresive Episode
Depressive Syndrome
Depressive Symptome
35
11
30
25
20
15
24
10
5
0
37
Einteilung der affektiven Störungen:
Depressionsformen
Art und Anzahl Symptome
•
•
•
Leicht (mit/ohne som. Ss)
Mittel (mit/ohne som. Ss)
Schwergradig (mit/ohne som. Ss)
Vorhandensein anderer
Syndrome
•
•
Verlauf
•
•
•
Einzelepisode (=erste + einzige)
Rezidivierende
Dysthymie (leichtere, weniger Ss,
•
Manie/Hypomanie: = Bipolare
Störung oder Zyklothymie
Psychotische Störung (z.B.
Schizophrenie) = Schizoaffektive
Störung, Depression NNB
Körperlicher Faktor = Substanzoder körperlich bedingte
Depression
aber über mind. 2 Jahre hinweg)
38
Wie kommt es zu einer Depression ?
Klinisch-psychologisches Vulnerabilitäts-Risiko Modell
Vulnerabilitäten
Exposition
Intraindividuell
Alter, Geschlecht,
Persönlichkeit, Temperament, genet. und
biologischer
Hintergrund (HPAAchse), früher
Verlust & Trauma,
körperl. Krankheiten
etc.
Soziale
Vorgeschichte
soziale Schicht,
Bildung, Familie &
soziales Netzwerk,
Einstellungen,
Normen, Rituale
modifizierende Variablen
Folgen
Vorherige Störungen
(Angst), Bewältigungs- &
Lebensstrategien, soziale
Unterstützung, dysfunktionale Kognitionen
Akut
Berufliche &
Interaktionsprobleme,
soziale Isolation,
Hilflosigkeit
Auslöser (Trigger)
(stressige) LebensEreignisse,
Veränderungen,
Bedingungen
Depression
(Frequenz, Art,
Dauer, Schwere)
Langzeit
Entwicklungsbiologische,
kognitiv-behaviorale
Veränderungen (Pubertät)
Initiierung subsyndromal
Hoffnungslosigkeit,
mangelnde soziale
Fähigkeiten, Hilfesuchen, Zunahme der
Vulnerabilität
Beginn Depression
Verlauf
Psychisch krank im Job
Was tun ? Das HILFE Konzept
1.
2.
3.
4.
5.
H insehen
I nitiative ergreifen
L eitungsfunktion wahrnehmen
F ührungsverantwortung: Fördern & Fordern
E xperten hinzuziehen
Robinson Metapher der Rehabilitation
Soziales Klima
Firmen
Pleiten
Insel der
Arbeitslosigkeit
Reha- Rettungsboot
arbeitslos
oder krank
Arbeitsmarkt - Ozean
Herunterladen