Feste Stickoxyd-nitrosyl-Salze sind unbeständiger als ihre Lösungen. So ist z. B. festes N202+A1C14~ bei Drucken und Temperaturen, bei welchen seine Lösungen in flüssigem Schwefeldioxyd noch beständig sind, bereits nicht mehr existenzfähig. Jedoch läßt sich bei tiefen Temperaturen und hohen NO-Drucken sowohl die rote Form des Stickoxyd-nitrosyl-chloroaluminats wie auch die nachfolgende Umwandlung in die blaue Form beobachten. In Bezug auf ihre chemischen Eigenschaften und ihre Lösliehkeitsverhältnisse gleichen die Stickoxyd-nitrosylSalze außerordentlich den Nitrosylsalzen. So lassen sich z. B. nur von denjenigen Säuren Stickoxyd-nitrosyl-Salze darstellen, welche auch Nitrosylsalze bilden. Das Stickoxyd-nitrosyl-Ion, N 0 0.,+, steht offenbar in einer engen Beziehung zu den roten Stickoxydaddukten von Chlorwasserstoff 3, Borfluorid 4 und Schwefeltrioxyds: C 1 H . . . N O , F 3 B . . . N O , 0 , S . . . N 0 . Es ist hieraus zu schließen, daß das N.,0 0 +-Ion durch eine Antibase-BaseReaktion entsteht, bei welcher NO als Base (Elektronendonator) und NO+ als Antibase (Elektronenacceptor) wirkt. Wir halten es für wahrscheinlich, daß das N.,0.,+Ion als ein Komplex aufgefaßt werden kann, weldier dadurch zustande kommt, daß zwei Nitrosylionen durch eine Einelektronenbindung miteinander verknüpft werden: 2 N O + + e — [ON-NO]+. Im Einklang damit stehen ramanspektroskopische Beobachtungen am Stickstoffdioxyd-nitrosyl-Ion, N.,0,+, welches in Lösungen von N0+C10 4 ~ und NO+SÖ 4 H in absoluter Salpetersäure enthalten ist 6 . W. H. R o d e b u s h u. Th. O. Y n t e m a , J. Amer. chem. Soc. 45, 332 [1923], 4 W. B u e s , Z. angew. Chem. 64, 421 [1952]. 5 Unveröffentlichte Versuche mit H. M e i e r . Im Hinblick auf die rote Farbe der Additionsverbindung NO-SOs, welche man beim Kondensieren von Stickoxyd auf Schwefeltrioxyd beobachten kann, und auf die gleichfalls rote Farbe der „blauen Säure" bei tiefen Temperaturen vermuteten wir zunächst, daß letztere mit NO-SOs identisch ist (vgl. Z. angew. Chem. 65, 109 [1953]). e J. D. S. G o u l d e n u. D. J. M i l l e n , J. chem. Soc. [London] 1950, 2620. 3 Über die Spaltung der Silicium-Sauerstoff-Bindung durch Borhalogenide I. Einwirkung von Borhalogeniden auf Kieselsäureester Von E g o n W i b e r g und U l r i c h Kriierke Institut für Anorganische Chemie der Universität München (Z. Naturforschg. 8 b,608—609 [1953]; eingeg. am 11. September 1953) Bor- und Alkylbor-halogenide R n B X 3 _ n (n = 0, 1. 2) reagieren schon bei tiefer Temperatur heftig mit Kieselsäure- und Alkylkieselsäure-estern R n S i ( O R ) 4 _ n (n = 0. 1, 2, 3), wobei Alkoxylgruppen und Halogenatome zwischen Silicium und Bor ausgetauscht werden. Die Umsetzung hat ihr Vorbild in der Spaltung rein organischer Äther durch Borhalogenide und gestattet eine quantitative Uberführung von Alkoxyverbindungen des Siliciums in die zugehörigen Halogenide. Läßt man Borhalogenide auf organische Äther -7C—O—Cc— einwirken, so erfolgt auf dem Wege über Additionsverbindungen des Typus BX 3 -OR 2 eine Spaltung der Ätherbindung unter Alkoxylierung des Bors und Bildung von Alkvlhalogenid 1 : X X X—B—X \ X (1) X—B—X + / yC—O—C^- \ X—B I + k- -)c—O C—O—Ci X Die Spaltung läuft damit im Endeffekt auf einen Austausch von Halogenatomen und Alkoxygruppen zwischen Bor und Kohlenstoff hinaus: >B—X + RO—Cc~ B—OR + X—C^ In analoger Weise sollte die Einwirkung von Borhalogeniden auf Si/i'coätherbindungen des Typus -^C—O—Si^ (z. B. Kieselsäureester) gemäß dem Schema X X X X—B—X X—B—X \ + / -7C—O—Si^ ^C—O—Si^ X—B I C—O (2) +x 7 zu einem Austausch von Halogenatomen und Alkoxygruppen zwischen Bor und Silicium führen: >B—X + R O — S i ^ -OR + X — S i ^ , da die alternative Spaltung unter Bildung von Alkylhalogenid und Borsäuresilylester (Austausch von Halogenatomen und Siloxylgruppen zwischen Bor und Kohlenstoff): X X X—B—X X—B—X yC—O + Si( X X ^C—O—Si^ 7 I C + (3) B—X I / O—Sir- wegen des im Vergleich zur Si—O-Bindung weniger als halb so starken polaren Charakters der C—O-Bindung energetisch benachteiligt ist. Das Experiment bestätigte diese Auffassung und erschloß damit unter anderem einen einfachen Weg zur Reindarstellung der nach den bisherigen Methoden nur schwer zugänglichen Einzelglieder der Chlormethylsilan-Reihe (CH 3 ) n SiCl 4 _ n (s. unten). Spaltung mit Borbromid Läßt man auf Kieselsäure-methyloder -äthylester bei Zimmertemperatur Borbromid auftropfen, so reagieren die Verbindungen so heftig miteinander, daß unter Umständen Entzündung des Reaktionsgemisches eintritt. Ein bei 1 H. R a m s e r u. E. W i b e r g , Ber. dtsch. chem. G. 63, 1136 [1930]; E. W i b e r g u. W. S ü t t e r l i n , Z. anorg. Chem. 202. 22, 37 [1931], Unauthenticated Download Date | 8/20/17 1:24 PM der Temperatur der flüssigen Luft eingefrorenes Gemisdi (Molverhältnis 1 : 1) erwärmt sich infolge der beim partiellen Schmelzen ( ~ — 8 0 ° ) sofort einsetzenden stürmischen Reaktion in wenigen Sek. auf über 40°. Aus dem Reaktionsprodukt ließ sich in Übereinstimmung mit dem Reaktionssdiema (2) reiner Borsäure-methyl- bzw. -äthylester isolieren: Si(OR) 4 + BBr 3 —> SiBr 3 OR + B ( O R ) 3 . (4) In analoger Weise wurde Trimethyl-kieselsäure-äthylester R 3 SiOR' durch Borbromid in das zugehörige Bromderivat R 3 SiBr umgewandelt: 2 R 3 SiOR' + BBr 3 —• 2 R 3 SiBr + BBr(OR') 2 , (5) wobei die Ausbeute an Bromsilan 95% betrug. Kurzes Erhitzen des Reaktionsgemischs auf 50° genügte zur Beendigung der Reaktion. Auch Alkyl-borbromide wirken im angegebenen Sinne bromierend auf Kieselsäureester ein. So konnten aus Methyl-bor-dibromid R B B r , bzw. Dimethyl-bor-bromid R.,BBr und Kieselsäure-methylester gemäß: 9 auch das Borfluorid mit Kieselsäureestern bei Zimmertemperatur sofort unter Austausdi von Halogen und Alkoxyl reagiert, ohne daß eine intermediäre Anlagerungsverbindung isolierbar wäre. Das Reaktionsgemisch erwärmte sidi bei einem solchen Versuch (mäßig schnelles Einleiten von Borfluorid in Kieselsäure-methylester) auf etwa 80°. Der gesamte eingesetzte Kieselsäuremethylester ging dabei in Fluormethoxysilane SiF n (OR) 4 . n über, während das Borfluorid zum Dimethoxyderivat BF(OR), alkoxyliert wurde. Eine Abschätzung der Affinität der Ätherspaltung in Abhängigkeit vom verwendeten Borhalogenid ergibt für den Reaktionstypus (2) beim Übergang vom Bromid zum Fluorid eine verhältnismäßig geringe Abnahme des Affinitätswertes. Im Falle des Reaktionstypus (1) nimmt die Affinität in gleicher Richtung stark ab, um beim Borfluorid in Übereinstimmung mit der Beständigkeit der Additionsverbindungen BF 3 -OR 0 einen negativen Wert anzunehmen. Eine ausführlichere Beschreibung und Diskussion der Versuchsergebnisse 2 erfolgt später an anderer Stelle. 2 Vgl. Dissertation U. K r ü e r k e , München 1953. R 3 -nBBr n + Si(OR) 4 —> R 3 - n B(OR) n + SiBr n (OR) 4 - n (6) die beiden Methyl-borsäure-methylester CH 3 B(OCH 3 )„ (Sdp. 53,5°) und (CH 3 ) 2 BOCH 3 (Sdp. 21,5°) rein gewonnen und physikalisch und chemisch charakterisiert werden. Spaltung mit Borchlorid (7) Die Umsetzung ist insofern von präparativem Interesse, als es z. B. mit normalen Laboratoriumsmitteln nicht möglich ist, Methylchlorsilan-Gemische R n S i Ü 4 . n (wie sie etwa bei der Grignardierung von Siliciumtetrachlorid oder Einwirkung von Methylchlorid auf Silicium entstehen) in die Einzelglieder zu zerlegen, während die entsprechenden Äthoxyverbindungen R n Si(OR')4 _ n wegen ihrer größeren Dampfdruckunterschiede leidit getrennt und mittels Borchlorid dann in die entsprechenden reinen Methyldilorsilane übergeführt werden können: RnSi(OR')4-n BC1 S p a l t u n g mit V RnSiCl4-n . II. Einwirkung von Borhalogeniden auf Silanole Von E g o n W i b e r g und U l r i c h Krüerke Institut für Anorganische Chemie der Universität München Borchlorid ist zu denselben Umsetzungen fähig wie Borbromid, doch verlaufen die Reaktionen gemäßigter. Immerhin genügt z. B. kurzes Erhitzen von Trimethylkieselsäure-ätlnjlester R. } SiOR' mit Bordilorid auf 80°, um in 95-proz. Ausbeute Trimethylchlorsilan R 3 SiCl zu erhalten: 2 R 3 SiOR' + BC13 —> 2 R :s SiCl + BCl(OR') 2 . Über die Spaltung der Silicium-Sauerstoff-Bindung durch Borhalogenide (8) Borfluorid Borfluorid bildet mit organischen Äthern Additionsverbindungen des Typus BF 3 -OR„, die so stabil sind, daß man viele von ihnen unzersetzt destillieren kann. Die Wahrsdieinlichkeit, solche Additionsverbindungen in Übereinstimmung mit dem Reaktionsschema (2) auch bei den hier betrachteten Umsetzungen zu erhalten, war daher beim Borfluorid besonders groß. Doch zeigte sidi, daß (Z. Naturforschg. 8 b , 609—610 [1953]; eingeg. am 11. Sept. 1953) Während organische Alkohole ^ C — O — H durch Borhalogenide an der Sauerstoff-Wasserstoff-Bindung angegriffen werden (Bildung von Borsäureester und Halogenwasserstoff: ^ B — X + H—O—C^ -»• / B — O — C ^ + H—X ), erfolgt die Spaltung von Siiico-alkoholen ^Si—O—H durch Borhalogenide an der Silicium-Sauerstoff-Bindung (Bildung von Borsäure und Silylhalogenid: -»• > B — O—H + );B—X + ^Si—O—H ^ S i — X ). Setzt man Borhalogenide bei Zimmertemperatur mit organischen Alkoholen "y C—O—H um, so werden die Halogenatome des Borhalogenids gemäß dem Reaktionsschema X X X I I I X—B—X —> X — B — X —• X — B + X (1) \ + \ \ I I yC—O—H yC—O—U yC—O H unter gleichzeitiger Bildung von Halogenwasserstoff durdi Alkoxygruppen ersetzt 1 . Es findet somit bei der Reaktion ein Austausch von Alkoxygruppen und Halogenatomen zwisdien Wasserstoff und Bor statt: ^>B—X + H — O C ^ — O C ^ + X-H , 1 E. W i b e r g u. W. S ü 11 e r 1 i n , Z. anorg. Chem. 202, 1, 31, 37 [1931]. 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