4 Schemata als Grundlage emotionaler Konflikte

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4
Schemata als Grundlage
emotionaler Konflikte
4.1
Schemata
Wir alle kennen von uns selbst oder von Mitmenschen typische Verhaltensweisen,
die angesichts bestimmter Situationen immer wieder in der gleichen Art und Weise
auftreten. So kann ein Mensch auf eine alltägliche Streitigkeit spontan mit einer tiefen Angst vor dem Verlassenwerden, mit angstvollen Gedanken und einem Rückzug
reagieren. Kennen wir diesen Menschen besser, dann können wir in ähnlichen Situationen die gleiche Reaktion immer wieder bei ihm beobachten. Oder wir bemerken bei uns selbst, dass wir auf eine Ablehnung eines Wunsches schnell ärgerlich,
aggressiv und abweisend reagieren. Und wir bemerken hierbei, dass wir gar nicht
genau wissen, warum wir so empfinden und handeln. Uns ist der gesamte Ablauf
bzw. die Gründe unserer Reaktion wenig bewusst.
Dieser gewissermaßen schematische Ablauf komplexer emotionaler, kognitiver
und behavioraler Prozesse erklärt sich aus den lerngeschichtlichen Erfahrungen des
Menschen. Nehmen wir das Beispiel des Menschen, der sich bei kleinen Streitigkeiten sofort zurückzieht. Vielleicht war die Reaktion seiner Umwelt auf sein Bedürfnis
nach Kontakt und Akzeptanz in seiner Kindheit und Jugend von Zurückweisungen,
Enttäuschungen und Verlassenheitserlebnissen geprägt. Er hat gelernt, dass Beziehungen mit anderen Menschen für ihn gefährlich sind und reagiert deshalb bereits
bei den kleinsten Anzeichen einer Beziehungsstörung mit dem oben genannten
emotionalen, kognitiven und behavioralen Muster. Durch dieses Muster bzw. Schema schafft es dieser Mensch, die von ihm befürchtete Zurückweisung bzw. Enttäuschung durch andere Menschen gar nicht erst erleben zu müssen, da er wie bei einer
drohenden Gefahr eine weitere Entwicklung der Situation beendet.
Die Fähigkeit zum Lernen gehört zu den wichtigsten Eigenschaften von Lebewesen und kann auf sehr unterschiedlichen Komplexitätsstufen stattfinden. Der
Mensch macht seine prägenden Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich,
und sein adaptives und sinnvolles Leben hängt wesentlich von der Gestaltung seines
sozialen Umfelds bzw. seiner Reaktionen auf dieses Umfeld ab. Die Entwicklung
eines Schemas als Ergebnis von wichtigen Erfahrungen dient dazu, sich in zukünftigen ähnlichen Situationen schneller adaptiv zu verhalten. Zu einem adaptiven Verhalten gehört auch, dass keine zeitaufwändigen kognitiven Prozesse aktiviert werden
müssen (die eine hilfreiche Reaktion verzögern würden), um die Situation zu evaluieren. Außerdem sollte der Mensch lernen, entsprechende Situationen im Voraus zu
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identifizieren und diese zu vermeiden bzw. frühzeitig zu beeinflussen, damit er nicht
wieder die gleiche Erfahrung machen muss. Schemata sind insofern gespeicherte
Lernerfahrungen in Form von automatischen Bewertungs- und Verhaltensweisen,
die bestimmte unangenehme oder bedrohliche Erlebnisse verhindern sollen.
Für die emotionsbezogene therapeutische Arbeit ist die Kenntnis des SchemaKonzeptes von entscheidender Bedeutung. Der Begriff „Schema“ wurde und wird
von verschiedenen Psychotherapie-Forschern und -Theoretikern in unterschiedlichen Definitionen und Zusammenhängen verwendet. Allgemein formuliert, versteht man unter einem Schema eine vorgeformte emotional-kognitiv-behaviorale
Reaktionsweise auf bestimmte Stimuli, die durch wichtige Lernerfahrungen in der
Kindheit und Jugend Bedeutung erhalten haben.
Komponenten eines Schemas
●
●
●
●
●
ein schemarelevanter Stimulus
ein Grundbedürfnis
Erinnerungen an frühere Situationen
eine erinnerungsbasierte Bewertung des Stimulus
eine kognitive und behaviorale Handlungskomponente
Ein Schema dient demnach der Komplexitätsreduktion, da ein Mensch bedürfnisrelevante Situationen sofort in deren Bedeutung für sein individuelles Leben vor dem
Hintergrund seiner Erfahrungen einordnen kann (Leventhal 1984; Otaley 1992;
Pascual-Leone 1991). Er muss weder zeitraubende kognitive Prozesse der Einschätzung der Situation durchlaufen noch immer wieder erneut durch ein Ausprobieren
von Reaktionen die gleichen unangenehmen oder sogar bedrohlichen Erfahrungen
machen. Ein Fehlen von schematisch gespeicherten relevanten Erfahrungen der
Lerngeschichte in Form eines Schemas würde ein adaptives Leben bzw. sogar das
Überleben des Menschen unmöglich machen. Schemata sind komplexe vorgeformte Reaktionsweisen auf sich wiederholende Ereignisse.
Während Grawe (2004) in diesem Zusammenhang von einem „motivationalen
Schema“ und Young et al. (2004) sowie Sachse (2004) schlicht von einem „Schema“
sprechen, soll hier der Begriff eines emotionalen Schemas verwendet werden, analog zu Greenberg et al. (2003). Der Begriff des emotionalen Schemas basiert auf der
Auffassung, dass im Rahmen eines Schemas die erinnerungsbasierte Bewertung eines Stimulus in Form einer so genannten primären Emotion erfolgt. Diese primäre Emotion stellt also eine unmittelbare, präkognitive Bewertung des Stimulus dar,
sodass die Emotion die gelernte Erinnerung an die vergangenen Lebensereignisse
darstellt. Diese emotionale präkognitive Bewertung eines Stimulus wird in der kognitiven Psychologie auch als primäres Appraisal bezeichnet (Frijda 1986; Oatley u.
Jenkins 1992; s. auch Kap. 2 in diesem Buch). Allerdings erscheint dieser extrem
weit gefasste Kognitionsbegriff emotionale Prozesse mit einzuschließen und steht
deshalb nicht im Widerspruch zu der Vorstellung eines emotionalen Schemas.
4.1 Schemata
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Die Annahme eines emotionalen Schemas beruht auf der Vorstellung, dass Menschen die Quintessenz ihrer wichtigen Lebenserfahrungen in einer unbewussten,
automatisch aktivierten emotionalen Reaktion bzw. im implizit-emotionalen Gedächtnis abgespeichert haben (LeDoux 2001; LaBar u. Cabeza 2006). Auf diese
Form des emotionalen Lernens hat insbesondere Damasio (1997; 2001) mit seinen
Experimenten eindrucksvoll hingewiesen. Bei einem Wiederauftreten der relevanten Situation machen sich das emotionale Gedächtnis und somit das Schema in
Form der konditionierten Emotion bemerkbar. Ein emotionales Schema lässt den
Menschen auch zukünftige Ereignisse gewissermaßen antizipieren. Dies ist jedoch
nur möglich, wenn der Mensch in der Vergangenheit eine bestimmte Emotion immer wieder als Ergebnis einer bestimmten Situation erlebt hat. Aus dieser Emotion
leiten sich dann die kognitiven und behavioralen Reaktionen ab, die sich natürlich
bei einem langen Bestehen des Schemas verselbstständigen können, indem die emotionale Erinnerung automatisch entsprechende kognitive und behaviorale Reaktionen aktiviert. Emotionale und kognitive Reaktionen sind hierbei so eng miteinander
verbunden, dass sie sich kaum voneinander trennen lassen.
Ein typisches Beispiel für die Aktivierung eines emotionalen Schemas ist der berühmte Stich in der Magengrube, wenn man einem ehemals gefürchteten Lehrer
gegenübersteht. Ohne dass man sich unbedingt an die einstigen angstauslösenden
Situationen bewusst erinnert, macht sich eine emotionale Reaktion bemerkbar, die
automatisch abläuft.
Ein emotionales Schema ist durch wiederholte gleichsinnige Erfahrungen so automatisiert, dass es sich nur in Form einer Emotion zu erkennen gibt, ohne dass deren eigentlicher Bedeutungskontext bewusst wird. Frühe relevante Lernerfahrungen führen nach Greenberg et al. (2003) zu einem Schema, das ausschließlich als
Emotionen gespeichert wird und erst bei der Aktivierung in der Gegenwart kognitive und behaviorale Prozesse anregt. So ist zu erklären, dass wir angesichts eines Erlebnisses positive oder negative Emotionen haben, ohne dass wir erklären könnten,
welche Lebenserfahrungen und welche Bewertungsprozesse diese Emotionen hervorgerufen haben. Wir merken nur, dass eine bestimmte Situation bei uns eine
Emotion ausgelöst hat, ohne zu wissen, wo diese Emotion ihren Ursprung hat.
Herr L. reagiert auf eigene Fehler bzw. schon auf die Vorstellung, er könne einen Fehler machen, spontan mit Angst und zieht sich schnell zurück. Im Rahmen der Therapie stellt sich
heraus, dass er in seiner Kindheit wie alle anderen Kinder auch im Rahmen seines explorativen und neugierigen Verhaltens Schwierigkeiten erlebt hat (z. B. einen Tadel in der Schule
und Ärger mit den Nachbarn). In einer Reihe von solchen Schlüsselsituationen bekam er
von seinen Eltern intensive Vorhaltungen für sein neugieriges und manchmal recht ungestümes Verhalten. Diese Vorhaltungen waren verknüpft mit der Warnung vor einer lebenslangen Reue und existenziellen Einbußen für unbedachte Handlungen. Außerdem waren
beide Eltern sehr unsichere Menschen mit ausgeprägten Ängsten, insbesondere Zukunftsängsten. Der Patient empfand in den damaligen Situationen große Angst vor der Zukunft
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und vor den damit verbundenen potenziellen Gefahren. Die Konsequenz seines Bedürfnisses nach Lustgewinn durch exploratives Verhalten ging also häufig mit einer sehr intensiven Angst einher. – Herr L. hat also in seiner Kindheit ein Vermeidungsschema entwickelt, in
dessen Rahmen er auf neue, unbekannte Situationen unmittelbar mit der primären Emotion Angst, mit Katastrophengedanken und einer Vermeidungshaltung reagiert. Die ehemalige negative Folge seiner lustvollen, explorativen Handlungen in Form von Angst wurde die
schematische primäre Emotion, die heute noch diese Handlungen verhindert (s. Abb. 4-1).
Entwicklung eines Schemas
Um die Entwicklung eines Schemas zu verstehen, müssen wir auf einen wesentlichen Aspekt der Bedeutung und Funktion von Emotionen zurückkommen, der
bereits in Kapitel 2 dargestellt wurde: Alle Menschen kommen mit Grundbedürfnissen zur Welt, die sie zu lebenswichtigen Erlebnis- und Verhaltensweisen motivieren. Hierzu (s. Epstein 1993) gehören in erster Linie die Bedürfnisse nach:
● Bindung
● Orientierung und Kontrolle
● Lustgewinn/Unlustvermeidung
● Selbstwerterhöhung/-schutz
Das unbewusste und bewusste Streben nach der Befriedigung dieser Bedürfnisse
bzw. ihrer individuellen Ausgestaltung ermöglicht Menschen ein Überleben und ein
sinnvolles Leben. So strebt der Mensch zu jedem Zeitpunkt seines Lebens eine
Kind (Erfahrung)
Eltern (emotionales Schema)
explorative Handlungen
Gedanke an explorative Handlungen
Probleme (Tadel von der Schule)
Angst
Vorhaltungen durch Eltern
Katastrophengedanken
Katastrophengedanken
Vermeiden von Handlung
Angst
Abb. 4-1 Erfahrungen und entsprechende emotionale Schemata
4.1 Schemata
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Form von Bindung zu einem oder mehreren Mitmenschen an, so schwierig und
schmerzhaft dies auch manchmal sein mag. Auch strebt er nach Anerkennung durch
seine Mitmenschen, um sein Bedürfnis nach Selbstwertgefühl befriedigen zu können. Wie wir in Kapitel 2 ausführlicher sahen, dienen Emotionen wesentlich dazu,
den Status der Befriedigung bzw. der Frustration von Bedürfnissen anzuzeigen. Außerdem bewirken Emotionen eine Handlungsdisposition, die entweder einer Steigerung der Befriedigung oder dem Schutz vor Frustration eines Bedürfnisses dient.
Positive Emotionen zeigen das Erreichen einer Befriedigung eines Bedürfnisses an
(so z. B. Freude und Interesse bei Kontakt) und bewegen den Menschen dazu, sich
weiter in die eingeschlagene Richtung zu engagieren. Negative Emotionen zeigen
hingegen die Frustration eines Bedürfnisses an (z. B. Traurigkeit oder Angst bei
Bindungsverlust) und bewegen den Menschen dazu, seine Kognitionen und Verhaltensweisen auf einer Veränderung bzw. Beendigung des Zustandes auszurichten (s.
Tab. 4-1).
Nun macht jeder Mensch in seiner Entwicklung grundlegende Erfahrungen mit
Reaktionen der Umwelt auf seine Grundbedürfnisse. Diese Erfahrungen können
bei einer entsprechenden Bedeutsamkeit für das individuelle Leben in ein Schema
münden. Im Rahmen eines Schemas zeigt der Mensch eine lebenslange, gleichförmige komplexe Reaktion auf den schemarelevanten Stimulus. Wird zum Beispiel
das Bedürfnis eines Kindes nach Selbstwert fortwährend durch kritische und zurückweisende Eltern frustriert, dann erlebt es immer wieder die Verbindung seines
Bedürfnisses nach Selbstwert mit dem Resultat der Zurückweisung. Immer wenn
das Kind auf eine Leistung stolz ist, erlebt es die Zurückweisung und Kritik durch
die Eltern, was vielleicht mit der Emotion von Minderwertigkeit oder gar Scham
einhergeht. Auch wenn Minderwertigkeit eine unangenehme Emotion ist, so
schützt sie dennoch das Kind, indem es sich als Folge der Emotion zurückzieht.
Dieser Rückzug ist in der Phantasie oder gar in der Realität sinnvoll und adaptiv, da
er das Kind vor noch schlimmeren Reaktionen der Eltern bis hin zu einem vielleicht
gänzlichen Verlassen- oder Verstoßenwerden bewahrt. Unter diesen Erfahrungen
lernt das Kind gewissermaßen die Verknüpfung von Kontakt in selbstwertrelevanten Situationen einerseits und Minderwertigkeitsgefühlen andererseits (emotiona-
Tab. 4-1 Beispiele für den Zusammenhang von Bedürfnissen und Emotionen
Bedürfnis
Umwelt
Emotion
Handlung
Kontrolle
Überforderung
Ärger
Protest
Bindung
Kontakt
Geborgenheit
Zuwendung
Bindung
Abweisung
Angst
Rückzug
Selbstwert
Kritik
Minderwertigkeit
Rückzug
Selbstwert
Lob
Stolz
Aktivität
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le Konditionierung). Als Bewältigung für die problematische Emotion Minderwertigkeit hat das Kind dann den sozialen Rückzug gelernt. Im Verlauf seines Lebens reagiert dieses Kind in Kontaktsituationen bei der geringsten Unsicherheit,
Kritik oder Spannung unmittelbar mit der Emotion Minderwertigkeit und zieht
sich zurück. Diese Reaktion soll es vor einer fortgesetzten Abwertung bzw. Verletzung schützen. Insofern signalisiert die Emotion Minderwertigkeit eine drohende
Gefahr, die aber noch nicht eingetreten ist. Die Kognitionen und Handlungen des
Schemas sollen dann dazu dienen, dieser Gefahr auszuweichen.
Während die Emotion der Minderwertigkeit und der daraus entspringende soziale Rückzug zum frühen Zeitpunkt seiner Entstehung (in der Kindheit) situativ
adaptiv sind, werden sie durch eine sich verändernde Umwelt im späteren Lauf des
Lebens in der Regel maladaptiv werden. Der erwachsene Mensch empfindet dann
in vielen Kontaktsituationen ein Minderwertigkeitsgefühl, obwohl keine Kritik oder
Beschämung durch seine gegenwärtige Umgebung droht. Die Umweltbedingungen
des Menschen verändern sich, aber im Rahmen seiner Schemata reagiert er immer
noch so, als machte er die gleiche Erfahrung wie in seiner Kindheit. Da er durch
sein vermeidendes Schema neue korrigierende Erfahrungen verhindert, verfestigt
sich dieses Schema im Laufe seines Lebens.
Annäherungsschemata und Vermeidungsschemata
Im Laufe der Entwicklung bildet ein Mensch in Bezug auf seine wesentlichen Bedürfnisse – je nach seinen Erfahrungen – also annähernde und vermeidende
Schemata heraus (Grawe 2004). Ein Annäherungsschema geht mit einer positiven
primären Emotion einher, so zum Beispiel mit Stolz, wenn ein Kind für seine Aktivitäten häufig gelobt wurde, und kann somit im späteren Alter auch Interesse für
neue Aktivitäten zeigen. Ein Vermeidungsschema hingegen macht sich durch eine
negative primäre Emotion bemerkbar, etwa mit Minderwertigkeit, wenn ein Kind
für seine Aktivitäten abgewertet wird, oder Angst, wenn es bei seiner Suche nach
Bindung abgewiesen wurde.
In der Abbildung 4-2 ist dieser Ablauf der Entwicklung eines adaptiven Schemas
dargestellt. Vor dem Hintergrund von Lebenserfahrungen wird ein Bedürfnis in Bezug auf einen bestimmten Stimulus eine so genannte primäre Emotion aktivieren.
Diese wiederum stimuliert der Emotion entsprechende Kognitionen und Verhaltensweisen.
Wächst ein Mensch in einer Umgebung auf, die seine Grundbedürfnisse missachtet und mit Vernachlässigung, Kritik oder gar Verletzungen auf diese reagiert,
dann bildet er für wesentliche Bedürfnisse Vermeidungsschemata heraus. So kann
ein Mensch aufgrund seiner Lernerfahrungen auf das Grundbedürfnis Bindung mit
Angst reagieren und im Kontakt unsicher und eher zurückhaltend sein. Man kann
hierbei bei einem Kind auch von einer unsicher-ängstlichen Bindung sprechen
(Bowlby 1975), die von Angst und Vorsicht geprägt ist. Für diese maladaptive pri-
4.1 Schemata
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märe Emotion kann er jedoch eine adaptive Form der Bewältigung gefunden haben,
die dem Betroffenen trotz dieses maladaptiven emotionalen Schemas ein normales,
gesundes Leben ermöglicht. So kann er diese Angst durch Eingehen von langfristigen und stabilen Beziehungen oder durch ein auf Sicherheit bedachtes Verhalten
angemessen vermeiden, ohne dass ihm durch seine Vermeidungsreaktion Nachteile
entstehen. Weiter unten werden wir sehen, dass die Art und die Ergebnisse der Strategien im Umgang mit problematischen primären Emotionen wesentlich darüber
bestimmen, ob ein Mensch psychisch gesund ist oder nicht (vgl. Abb. 4-3).
adaptive
Bewältigung
Schema mit
primärer Emotion
Lernerfahrungen
Grundbedürfnis
Abb. 4-2 Entwicklung eines Schemas
adaptive
Bewältigung
z.B. hilfreiche
Kognitionen,
Rückversicherung,
Aufbau einer
stabilen Beziehung
Schema primäre Emotion
Angst
Lernerfahrungen
Abwertung, Kritik,
Vernachlässigung
Abb. 4-3 Lernerfahrungen und der
adaptive Umgang mit
problematischen
primären Emotionen
Grundbedürfnis
Kontakt
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