Naturstein richtig auswählen und verlegen

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© Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, 2015 Köln. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.
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Fotos: Ardex
Richtig auswählen
und verlegen
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Naturstein ◾ Der folgende Beitrag
beschäftigt sich mit der fachgerechten Verlegung von Natursteinen; er
klärt darüber auf, wie es zu Verfärbungen, Ausblühungen und Schüsselungen kommen kann, und nennt
Lösungsmöglichkeiten für diese Probleme. Sven Brändlein
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Naturstein liegt voll im Trend
und ist seit Jahrtausenden ein
beliebtes Baumaterial. Die Zahl der
verschiedenen Natursteine hat in den
vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dies verlangt vom Verarbeiter
und Planer ein immer größeres Fachwissen.
Denn die Einschätzung beziehungsweise die genaue Zusammensetzung des
zu verlegenden Gesteins ist für das spätere Erscheinungsbild immens wichtig.
Bei unbekannten, exklusiven Natursteinen ist die Auswahl des Mörtels
besonders sorgfältig zu treffen, damit
keine unerwünschten Verfärbungen auftreten. Oft sind solche Verfärbungen
irreversibel und machen einen kompletten Rückbau erforderlich.
Was ist eigentlich Naturstein?
Natursteine werden aus vielen verschiedenen Gesteinen gewonnen. Es gibt sie
daher in zahlreichen Ausprägungen,
die sich in der Farbe, der Oberflächenbeschaffenheit und auch in technischen
Eigenschaften unterscheiden. Als Natursteine werden natürliche Mineralaggregate bezeichnet, die nach der Gewinnung
physikalisch – das heißt durch Sägen,
Polieren et cetera – bearbeitet werden.
Nach ihrer Entstehungsart lassen sich
Natursteine in drei Hauptgruppen einteilen:
◾◾Magmagesteine: Gesteine, die aus der
Verfestigung einer Gesteinsschmelze entstanden sind. Typische Magmatite sind
beispielsweise Granit, Syenit, Gabbro,
Diorit, Trachyt.
fliesen & platten 12.2015
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1 Naturstein liegt einerseits voll im Trend, ist aber auch schon seit Jahrtausenden ein beliebtes Baumaterial.
2 Kalibrierte Natursteinfliesen können auch im Dünnbettverfahren verlegt werden.
3 Auch bei der Verlegung von Natursteinen sollte auf eine möglichst vollflächige Benetzung der Fliese
geachtet werden.
4 Links Kleber mit kristalliner Wasserbindung, rechts ohne. Trotz grauen Klebers bleibt die Fliese links
weiß.
5 Links Kleber mit kristalliner Wasserbindung, rechts ohne. Weißer Kleber schließt Verfärbungen bei
hellen Natursteinen nicht zwangsläufig aus.
◾◾Sedimentgesteine: Gesteine, die sich
nach Verwitterung oder chemischer
Zersetzung abgelagert haben und durch
Druck wieder verfestigt worden sind.
Typische Sedimentite: Kalkstein, Travertin, Sandstein, Brekzien, Konglomerat.
◾◾Metamorphe Gesteine: Gesteine, die
durch Umwandlung von Magmatiten
oder Sedimentiten entstanden sind, zum
Beispiel Carrara Marmor, Gneis oder Serpentinite.
Bei einigen Natursteinen treten typische
anwendungsspezifische Probleme auf (siehe Kasten 1 „Anwendungsspezifische Probleme einiger Natursteinen“ auf Seite 30).
Prüfungspflicht des Handwerkers
Für eine schadenfreie Ausführung von
Natursteinarbeiten mit Dünn-, Mittelfliesen & platten 12.2015
und Dickbettmörtel ist die einwandfreie
Beschaffenheit des Untergrunds Voraussetzung. Der Handwerker muss nach der
DIN 18332, Absatz 3.1.1, den Untergrund
daraufhin prüfen, ob er für die Durchführung seiner Leistung geeignet ist. Bedenken sind dem Auftraggeber unverzüglich
schriftlich mitzuteilen.
Bedenken sind insbesondere geltend zu
machen bei falscher Güte der gelieferten
Stoffe oder fehlenden Angaben zur petrologischen und geografischen Herkunft.
Nach VOB/B Abs. 3 haben Sie als Auftragnehmer auch Bedenken gegen die Güte der
vom Auftraggeber gelieferten Stoffe anzumelden. Dies können bei Natursteinen beispielsweise bereits im Anlieferungszustand
erkennbare Verfärbungen sein, die sich bei
einer Verlegung intensivieren können.
Welche Verlegemethode wofür?
Neben der mechanischen Verankerung
werden Natursteine im Dünn-, Mitteloder Dickbett verlegt. Die Verlegemethode wird dabei hauptsächlich durch das
Format der Steine bestimmt.
Kalibrierte Natursteine – also ausgemessene und auf Maß geschnittene oder
geschliffene Platten von exakt gleichem
Format – können im Dünnbettverfahren
angesetzt und verlegt werden. Dabei handelt es sich meist um Platten von 10 bis 15
Millimetern Dicke. Der Kleber wird mit
dem Zahnspachtel auf den Untergrund
aufgezogen und der Naturstein anschließend darauf verlegt. So ist ein schneller
Arbeitsfortschritt mit hohen Flächenleistungen möglich. Es ist sinnvoll, dass der
Naturstein rückseitig mit einer dünnen
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Kleberschicht abgezogen wird. Dadurch
werden lose Bestandteile und Trennmittel
wie Staub mit in das Kleberbett eingebunden und eine sichere Verlegung ist garantiert.
Bei sogenannten Überlängen, die meist
unkalibriert angeliefert werden, wird in
der traditionellen Dickbettmethode verlegt. Sie war lange Jahre Standard in der
Natursteinverlegung. Dabei wird der
Naturstein ebenfalls rückseitig mit einer
Haftschlämme beziehungsweise mit
Natursteinkleber versehen und frisch in
frisch in den Dickbettverlegemörtel eingeklopft. Unregelmäßigkeiten des Untergrunds werden bei diesem Verfahren
direkt ausgeglichen.
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feststellen. Verschmutzungen aus dem
Mörtelbett können ebenfalls Auslöser für
Verfärbungen sein. Es ist daher sorgfältig
darauf zu achten, dass keine rostenden
Gegenstände wie etwa Nägel „eingearbeitet“ werden. Diese können zu rosten
beginnen und sich hinterher als braune
Flecken auf dem Stein abzeichnen. Selbst
Kronkorken wurden bei Reklamationen
schon im Mörtelbett gefunden.
Als häufigste Ursache für Verfärbungen
kommt die aus dem Mörtel- beziehungsweise Kleberbett aufsteigende Feuchtigkeit infrage. Voraussetzung für das Entstehen einer Verfärbung ist das Vorhandensein verfärbungsauslösender Substanzen im Gestein. Diese Substanzen sind
häufig mit dem bloßen Auge nicht sichtbar, da sie nur in kleinsten Mengen im
Gestein vorhanden sind. Selbst bei einer
genauen petrologischen Untersuchung
lassen sich keine Rückschlüsse auf die
Existenz von verfärbenden Mineralen ziehen. Verfärbungen entstehen also aus dem
Zusammenspiel von Feuchtigkeit aus dem
Mörtelbett und gesteinseigenen Mineralen.
In einigen Fällen kann es auch zu Farbintensiv ier ungen kommen. Da nn
erscheint das verlegte Material dunkler als
der ursprüngliche Farbton. Dieser
unerwünschte Effekt entsteht häufig bei
stark saugfähigen Gesteinen. In der Regel
verschwinden diese Feuchtigkeitsflecken
nach einiger Zeit wieder. Eine Garantie
dafür gibt es allerdings nicht.
Verantwortlich für Verfärbungen ist das
Zusammenspiel zwischen Feuchtigkeit,
hauptsächlich aus dem Mörtelbett, und
gesteinseigenen Mineralen. Ist keine
Feuchtigkeit im Mörtelbett vorhanden,
steht folglich auch kein Wasser als Transporteur zur Verfügung. Minerale werden
somit auch nicht aktiviert und können den
Anwendungsspezifische Probleme einiger Natursteine
Granit
Verfärbungen durch zersetzenden Glimmer möglich. Graue Granite
können gelb werden.
Pegmatit
Große Glimmereinlagerungen zersetzen sich schnell zu Eisenhydroxid
Die Mittelbettverlegung vereint die
Vorteile der Dünn- und Dickbettverlegung. So ist eine hohe Flächenleistung
realisierbar und gleichzeitig können
Unebenheiten des Untergrunds ausgeglichen werden.
Heutzutage werden insbesondere großformatige Natursteinfliesen auf rationelle
Weise mit moderneren Natursteinmörteln
verlegt, die die Vorteile eines standfesten
Mörtels und die eines Fließbettmörtels in
sich vereinen. Damit lässt sich eine nahezu
vollsatte Verlegung realisieren.
Syenit
Bei der Verlegung von Blue Pearl sind die Platten um 90 Grad zu drehen, um ein
gleichmäßiges Erscheinungsbild zu erzielen.
Gabbro
Nero Impala kann bei normaler Frequentierung nach kurzer Zeit matt werden.
Foyait
Azul Bahia kann bei unsachgemäßer Reinigung seine kräftige blaue Farbe verlieren.
Vulkanit
Kann bei bestimmten Arten (Pyroklastit) zu Verschüsselungen führen.
Kalkstein
Einlagerungen von Eisen oder Mangan können sich unter dem Einfluss von Feuchtigkeit
verfärben – Politur ist im Außenbereich unbeständig.
Tonschiefer
Bituminöse Bestandteile sind extrem haftungsfeindlich, Einsatz auf Fußbodenheizung
eingeschränkt. Wird bei UV-Belastung grau.
Tonstein (Schiefer)
Bei Verwendung von Mörteln ohne vollständige kristalline Wasserbindung sind
Verformungen nicht auszuschließen.
Wodurch entstehen Verfärbungen?
Brekzie
Für Fußbodenheizung nicht geeignet. Rückseitig resinierte Platten sind unproblematisch.
Marmor
Einlagerungen von Pyrit oder Hämatit können zu Verfärbungen führen.
Gneis
Oxidation von Glimmer kann zum Ausrosten führen. Bei dünnen, langen Formaten
besteht die Gefahr von Verschüsselungen.
Serpentinit
Bei der Verlegung mit CEMI-Systemen kann es zu irreversiblen Schüsselungen
kommen. Im Außenbereich wird Serpentinit grau.
Granulit
Verfärbungsgefahr durch Ausrosten der Granate, außerdem Verschüsselungen bei
dünnen Platten.
Von Verfärbungen spricht man, wenn
der verlegte Naturstein hinsichtlich seiner optischen Erscheinung nicht mehr
dem Anlieferungszustand entspricht.
Solche Verfärbungen können durch die
verschiedensten Ursachen ausgelöst werden: Verfärbungen von oben, sei es durch
Unachtsamkeit nachfolgender Gewerke
oder Schmutzeintrag, lassen sich leicht
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Gneis
Vulkanite
Serpentinite
Marmor
Bitumenkalksteine
Glimmermarmor
Metamorphe Schiefer
Grünschiefer
Tonschiefer
Quarzit
Ganggesteine
Fasergranit
Auch für die Verfugung von Natursteinbelägen, insbesondere bei feuchtigkeitsempfindlichen Sorten, sollten Fugmörtel eingesetzt werden, die ihr Anmachwasser schnell binden. Daher gibt es zahlreiche spezielle Natursteinfugen, die am
besten im System mit dem verwendeten
Mörtel eingesetzt werden. Dies gilt auch
für den Einsatz von Silikonen.
Sandstein
Granulit
Grauwacke
Wie kommt es zu Ausblühungen?
Gering
Mittel
Hoch
Schüsselungsrisiko einzelner Gesteine
Klasse
Schüsselungsrisiko
Naturstein nicht verfärben. Verfärbungen
können auf verschiedene Arten verhindert
werden. Völlig wasserfreie Systeme wie
Epoxidharz oder Polyurethan sind jedoch
teuer und häufig umständlich zu verarbeiten. Zudem können auch Harze aus dem
Epoxidharz bei einigen Sorten fettähnliche Flecken hinterlassen.
Um Verfärbungen sicher zu verhindern,
sollten Produkte eingesetzt werden, die
über eine hohe kristalline Wasserbindung
verfügen. Bei diesen Produkten wird das
Anmachwasser des Mörtelbetts nahezu
vollständig chemisch gebunden. So kann
keine Feuchtigkeit in den Naturstein einwandern und Verfärbungen werden vermieden. Für die Verlegungen von kristallinem Marmor mit durchscheinendem
Charakter, beispeislweise Thasso, sollten
darüber hinaus weiße Produkte bevorzugt
werden, da sonst das dunkle Kleberbett
sichtbar werden könnte.
■■ Natursteinverlegung
Apps als Hilfe
Die neuen Medien haben längst Einzug
in die Arbeitswelt gehalten und liefern
uns Wissen vor Ort. Mit der App „AStone“ bietet Ardex Natursteinverlegern
ein praktisches Werkzeug für die tägliche Arbeit. Damit können Sie einfach
den gewünschten Naturstein auswählen, mit dem entsprechenden Anwendungsbereich kombinieren und schon
bekommen Sie die richtige Produktempfehlung für die Verlegung und Verfugung der Natursteine. Neben diesen
Angaben finden Sie auch die neuesten
gesteinstechnischen Informationen aus
Klaus Börners und Detlev Hills „Großer
Enzyklopädie der Steine“.
Im Gegensatz zu Verfärbungen entstehen
Ausblühungen aus dem freien Calciumhydroxid des Mörtelbetts. Überschüssiger
Kalk aus dem Zement wird mit der Feuchtigkeit aus dem Mörtelbett durch den
Stein hindurch an die Oberfläche transportiert. Durch die chemische Reaktion
mit Kohlendioxid entsteht Calciumcarbonat. Der sogenannte Kalk lässt sich nur
mit Säuren entfernen. Dabei ist Vorsicht
geboten, wenn säureempfindliche Natursteine, etwa Marmor, Kalkstein und so
weiter, abgesäuert werden.
Worauf sind Verschüsselungen
zurückzuführen?
Natursteine bestehen aus verschiedenen
Mineralen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Nicht immer ist es möglich, das
Verhalten eines Minerals zu erkennen,
wenn dieses beispielsweise durch aus dem
Mörtel aufsteigende Feuchtigkeit belastet
wird. So kann es neben Verfärbungen
auch zu unerwünschten und irreparablen
Verschüsselungen kommen. Diese entstehen, wenn Minerale Mörtelwasser aufnehmen und sich dann stärker ausdehnen
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als die Oberseite der Platten. Solche schadhaften Beläge
müssen komplett ausgebaut werden.
Für das Verschüsselungsrisiko lässt sich folgende
Regel aufstellen: Je rechteckiger und dünner der Naturstein ist, umso größer ist das Risiko. Da sich nicht alle
Gesteine verschüsseln, kann Tabelle 2 auf Seite 31 als
Hilfe dienen.
Dazu kommen Formate, vornehmlich rechteckige, die
das Risiko erhöhen. Ebenso spielt die Dicke der Platten
eine Rolle. Bei 30 x 30 Zentimetern sollte die Dicke nicht
unter zehn Millimetern, bei 30 x 60 Zentimeter nicht
unter zwölf Zeintmetern liegen. Bei den in der Tabelle
genannten Gesteinen sollten in keinem Fall rechteckige
Platten, die dünner als zehn Millimeter sind, mit herkömmlichem Dünnbettmörtel verlegt werden. Des Weiteren kann grün als Signalfarbe angesehen werden. Porfiris Verde, ein südamerikanischer Pyroklastit, oder die
bekannteren grünen Serpentinite wie Verde Alpi neigen
besonders zum Schüsseln.
Um die Gefahr schon im Vorfeld einschätzen zu können, ist folgender praktischer Versuch sinnvoll: Legen
Sie auf ein feuchtes dickes Handtuch das zu verlegende
Material. Als Kontrolle dient eine Wasserwaage, die diagonal auf die Natursteinplatte gelegt wird. Kann bereits
nach kurzer Zeit – circa 30 Minuten – ein Blatt Papier
oder eine Visitenkarte hindurchgeschoben werden, so
neigt dieser Naturstein zum Schüsseln. Es ist bei solchen
Gesteinen unbedingt ein Mörtelsystem zu verwenden,
das die Rückseite der zu verlegenden Materialien nur
kurz mit Wasser belastet.
Bei der Verlegung von Naturwerkstein im Außenbereich spielt die Verfärbung eine untergeordnete Rolle, da
die verwendeten Verlegematerialien grundsätzlich für
diesen Anwendungsbereich geeignet sein müssen. Schäden durch die Einwanderung von Feuchtigkeit mit
anschließender Verfärbung dürften hier nicht auftreten.
Dabei kann unter Umständen eine Verlegung auf geeigneten Drainagematten und -systemen helfen.
Der Autor
Sven Brändlein ist Leiter Anwendungstechnik Fliese/Bau
bei Ardex.
www.fliesenundplatten.de
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Naturstein, Bauchemie
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