Humulus Lupulus ... ... und andere bittere Wahrheiten Hopfen mal ganz anders Hopfen gehört vor allem ins Bier – na klar –, aber Hopfen kann tatsächlich viel mehr. Den besten Beleg lieferte eine Tagung von Bayern innovativ in Wolnzach, die sich mit funktionellen Pflanzeninhaltstoffen – darunter insbesondere im Hopfen – beschäftigte. Die Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kamen unter anderem aus den Bereichen Chemie, Analytik und Anwendungen in Food, Pharma und Kosmetik sowie von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Universitäten. Funktionelle Pflanzeninhaltsstoffe sind gefragt Die Nachfrage nach funktionellen Pflanzeninhaltsstoffen insbesondere in der Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie steigt ständig. Zum einen wünschen immer mehr Verbraucher mehr Natürlichkeit und Authentizität der Produkte, zum anderen gelingt es, durch den Fortschritt der Biowissenschaften Wirkmechanismen immer genauer aufzuklären und neue physiologisch interessante Substanzen zu identifizieren. Alternative Anwendungsmöglichkeiten von Hopfen werden bereits seit einigen Jahren erforscht. Denkbar ist dabei ein Einsatz bei der Behandlung von hormonellen Beschwerden, Diabetes, Hauterkrankungen, Allergien, Schlafproblemen, Krebsvorbeugung u.v.m. Für all diese Anwendungen, aber auch im Bereich der Nahrungsergänzung, bietet der Hopfen aktive Inhaltsstoffe bzw. Stoffgruppen. Wachsende Gesundheitsprobleme in westlichen Ländern, aber auch neue Wertvorstellungen zahlreicher Verbraucher führen zu einer steigenden Nachfrage nach gesundheitsfördernden Lebensmitteln. Auf dem Markt gibt es immer mehr Produkte mit neuen Funktionalitäten, jedoch oft nur mit kurzen Produktlebenszeiten. Eine Vielzahl dieser Produkte basiert auf einer relativ kleinen Gruppe aktiver Inhaltsstoffe. Dabei werden ständig neue Pflanzen gesucht, um weitere neue, gesundheitsfördernde Produkte zu entwickeln. Ein neuer Inhaltsstoff alleine genügt jedoch nicht für ein neues Produkt. Um erfolgreich zu sein, muss es sich einerseits in die Ess- und Lebensgewohnheiten der Konsumenten in den jeweiligen Regionen und Kulturen einpassen und gleichermaßen die Erwartungen hinsichtlich Funktionalität, Geschmack und Komfort erfüllen. Des Weiteren müssen die Produkte auch höheren Anforderungen bezüglich der wissenschaftlichen Untermauerung der Funktionalität der Pflanzeninhaltsstoffe gerecht werden. Es reicht nicht, die ausgelobte Wirkung verständlich zu beschreiben, sie muss auch nachvollziehbar sein; das sichert die Exklusivität der Produkte. Denn die europäischen Behörden verlangen einen Nachweis der Sicherheit und der behaupteten Wirksamkeit dieser funktionellen Lebensmittel. Die Grenze, ob ein Produkt dem Lebensmittelbereich, dem Nahrungsergänzungsbereich oder dem Pharmabereich zugerechnet wird, ist dabei keineswegs eindeutig. Jedoch gibt es in Bezug auf pflanzliche Stoffe für jeden Bereich andere Zulassungsvoraussetzungen. Die Zulassung als Phytopharmaka nach dem Arzneimittelgesetz erfordert einen immensen analytischen, präklinischen und klinischen Prüfaufwand. Allerdings ermöglicht dies eine lukrative Positionierung im hochpreisigen Apothekenmarkt und eröffnet langfristigen Patentschutz. Potenzial als Alleskönner Die Positionierung als Nahrungsergänzungsmittel mit einem belegten und behördlich akzeptierten Health Claim bietet dagegen den Vorteil eines unmittelbaren Zugangs zum gesamten europäischen Lebensmittelmarkt. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere bezüglich Nährwert- und gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel, sind jedoch aufgrund der aktuellen Beurteilung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit momentan nicht eindeutig. Welche Anwendungen und Märkte sich für Hopfeninhaltsstoffe durchsetzen, bleibt abzuwarten; sein generelles Potenzial als Alleskönner ist aber nicht zu unterschätzen. Eine Anwendung ist aber schon seit Jahrtausenden erprobt und untersucht: der Verzehr und die Verträglichkeit von gut gehopftem Bier. Auch hier sind die Märkte noch lange nicht gesättigt und das Marketing kommt auch gut ohne zweifelhafte Health Claims aus. Mit freundlicher Unterstützung von: Joh. Barth & Sohn GmbH & Co. KG, www.barthhaasgroup.com BRAUINDUSTRIE 1/2010 · 21