Organisation und Funktion der Zelle Halbjahr 11/1 Stoffübersicht Wichtige Organellen der eukaryotischen Zelle: Zellkern: Steuerungszentrum, Erbinformation auf Chromosomen, Doppelmembran mit Kernporen Endoplasmatisches Reticulum (ER): Membrannetzwerk (raues und glattes ER), u. a. Synthese, Speicherung, Austausch von Stoffen Golgi-Apparat: Membransystem (ein Membranstapel: Dictyosom), u. a. Synthese sekretorischer Vesikel und von Membranen Mitochondrien: Organellen mit Doppelmembran, ATP-Synthese Chloroplasten: Organellen mit Doppelmembran, Fotosynthese Zellsaftvakuole (pflanzliche Zellen): Großer Zellsaftraum, Stabilität, Regulation des Wasserhaushalts, Stoffspeicherung Lysosomen: Membranvesikel, Verdauung von Stoffen Peroxisomen: Membranvesikel, u. a. Entgiftung von Stoffen Ribosomen: Membranlose Organellen im Zytoplasma bzw. an Membran des rauen ER, 80S-Ribosomen, Orte der Translation Wichtige Merkmale der prokaryotischen Zelle: Kein echter Zellkern Keine membranbegrenzten Organellen 70S-Ribosomen Ringförmige DNA Biomembran: Merkmale und Aufbau: – Phospholipiddoppelschicht, Lipide mit hydrophilen polaren Köpfchen und hydrophoben Fettsäureschwänzen – Integrale und der Membran aufliegende (periphere) Proteine – Flüssigmosaikmodell: Einbettung der Proteine in zähflüssige Doppellipidschicht 1 Funktionen: – Kompartimentierung (Schaffung abgetrennter Reaktionsräume) – Regulation des Stofftransports: Passiver Transport (Diffusion und Tunnelproteine), aktiver Transport (Carrier-Proteine) – Aufbau, Erhalt und Veränderung elektrischer Potenziale Merkmale und Wirkung von (Bio-)Katalysatoren / Enzymen: Herabsetzung der Aktivierungsenergie und Beschleunigung von Reaktionen Kein Verbrauch des Enzyms durch die Reaktion Keine Veränderung des Gleichgewichts der katalysierten Reaktion Substratspezifität: Ausschließliche Umsetzung spezifischer Verbindungen Wirkungsspezifität: Reaktionsspezifische Katalyse Schlüssel-Schloss-Prinzip: Bindung des Substrats an aktives Zentrum, Bildung des Enzym-Substrat-Komplexes Einflüsse auf die Enzymaktivität: Substratkonzentration – Michaelis-Menten-Konstante KM: Substratkonzentration bei halbmaximaler Reaktionsgeschwindigkeit (½ vmax) – Annäherung an maximale Reaktionsgeschwindigkeit (vmax) bei Substratsättigung Temperatur: RGT-Regel, Hitzeinaktivierung (Denaturierung) pH-Wert: Einfluss auf Ladungseigenschaften Enzymgifte: Inaktivierung z. B. durch Schwermetalle, Alkohol Regulation von Enzymen: Kompetitive Hemmung: Konkurrenzreaktion um aktives Zentrum Allosterischer Effekt: Konformations- und Funktionsänderung eines Enzyms durch Bindung eines Moleküls an allosterisches Zentrum – Allosterische Hemmung (nicht kompetitive Hemmung): Schlechtere Substratbindung – Allosterische Aktivierung: Bessere Substratbindung Endprodukthemmung (häufig bei Stoffwechselketten): Hemmung eines Enzyms einer Reaktionskette durch End- oder Zwischenprodukt 2 Übungsreferat 1: Die Enzymaktivität von Papain Das Enzym Papain findet man in den Kernen und der Schale der Papaya, einer Obstfrucht. Es handelt sich dabei um eine Hydrolase, genauer um eine Protease. Der Papayabaum nutzt dieses Enzym vorwiegend zur Abwehr von Schädlingen. Uns Menschen dient die Wirkung von Papain in der Küche als Zartmacher für Fleisch, als Nahrungsergänzungsmittel und Therapeutikum sowie als Zusatz in der Lebensmittelherstellung, z. B. um die unerwünschte Eintrübung von Bier zu verhindern. Nachfolgend sind die Ergebnisse von Laborexperimenten zur Wirkungsweise und Beeinflussbarkeit von Enzymen am Beispiel des Papains aufgeführt. Konzentrationsverläufe der bei der Umsetzung von Proteinen durch Papain vorkommenden Stoffgruppen Versuch Substratkonzentration zu Beginn [mol / L] Papaingehalt [%] weitere Zusatzstoffe Temperatur [°C] 1 1 0 – 30 2 2 0,1 – 30 3 1 0,1 – 30 4 1 0,1 Cu(NO3)2 30 5 1 0,1 – 10 6 1 0,1 – 80 Versuchsreihe zur Enzymaktivität von Papain 1 Erklären Sie allgemein den molekularen Mechanismus einer enzymatischen Reaktion und ordnen Sie den Kurven des Diagramms die an einer solchen Reaktion beteiligten Stoffgruppen begründet zu. 2 Erstellen Sie eine Reihung der Versuchsansätze 1– 6 hinsichtlich der zu erwartenden Reaktionsgeschwindigkeit bezüglich des Proteinabbaus und erläutern Sie Ihre Ansicht. Unterstützen Sie Ihre Ausführungen durch Diagrammdarstellungen, die das Abhängigkeitsverhältnis der Reaktionsgeschwindigkeit von Substratkonzentration und Temperatur widerspiegeln. 3 Lösungen Erwartungshorizont – Übungsreferat 1 1 Enzyme sind Stoffe, zumeist Proteine, die biochemische Reaktionen durch eine Herabsetzung der Aktivierungsenergie beschleunigen. Sie gehen aus der von ihnen beschleunigten Reaktion unverändert hervor und wirken damit als Biokatalysatoren. Allgemeiner Ablauf einer enzymatischen Reaktion: – In einer reversiblen Reaktion bindet zunächst das Enzym (E) über eine spezifische Bindestelle an das Substrat (S), es bildet sich der Enzym-SubstratKomplex (ES). – Das Substrat wird zum Produkt (P) bzw. mehreren Produkten umgesetzt, von besonderer Bedeutung ist hierbei das aktive Zentrum des Enzyms. – Der Enzym-Substrat-Komplex zerfällt in das bzw. die Produkt(e) und das Enzym. r r r r r r r r r r r r r r r r r r r r r r r r r r Zur grundlegenden Erfüllung der Aufgabenstellung würde die Beschreibung des Ablaufs bereits ausreichen. Eine bildhafte Darstellung könnte den Vortrag jedoch unterstützen und aufwerten. Mit zusätzlichen Informationen demonstrieren Sie umfassende Kenntnisse. Grundsätzlich kann die Aufnahme oder das Auslassen optionaler Inhalte auch genutzt werden, um die Zeitvorgabe des Referats möglichst exakt zu erfüllen. Hier kann zusätzlich auf die Enzymspezifitäten und die Funktion von Proteasen eingegangen werden: – Substratspezifität: Enzyme setzen hoch spezifisch nur bestimmte Substrate gemäß dem Schlüssel-Schloss-Prinzip um. – Wirkungsspezifität: Enzyme ermöglichen nur eine bestimmte Reaktion des Substrats (Hin- und Rückreaktion gleichermaßen). Proteasen spalten Proteine, sodass kurzkettigere Peptide oder Aminosäuren entstehen. Der Begriff Hydrolase signalisiert, dass bei der Spaltung der Peptidbindungen Wasser verbraucht wird. 6