Aus der Medizinischen Klinik I der Universität Lübeck Direktor: Prof. Dr. med. H. L. Fehm Enterale Proteinaufnahme und Mechanismen der nahrungsinduzierten Cortisolsekretion Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Universität zu Lübeck -Aus der Medizinischen Fakultät- vorgelegt von Daniel Niemeyer aus Hamburg Lübeck 2007 1. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Werner Kern 2. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Jürgen Sperner Tag der mündlichen Prüfung: 24.04.2007 zum Druck genehmigt. Lübeck, den 24.04.2007 gez. Prof. Dr. med. Werner Solbach -Dekan der Medizinischen Fakultät- I Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis V 1. Einleitung und Fragestellung 1 1.1 Streß und seine physiologischen Auswirkungen 2 1.2 Nahrungsantigene und das intestinale Immunsystem 3 a.) Antigeneigenschaft der Nahrung 3 b.) Das intestinale Immunsystem 4 1.3 Die Physiologie der hypothalamo-hypophysäradrenocorticalen Achse (HPA-Achse) 6 1.4 Hormone der Streß-Reaktion und HPA-Achse 8 a) Corticotropin Releasing Hormone (CRH) 8 b) Adrenocorticotropes Hormon (ACTH) 8 c) Cortisol 9 d) Growth Hormone 9 e) Katecholamine 1. Adrenalin 2. Noradrenalin 10 f) Interleukin-6 11 g) TNF-RII 12 1.5 Zirkadianer Rhythmus der HPA-Achse 13 1.6 Die Physiologie des Cortisol-Mittagspeaks 15 1.7 Klinische Bedeutung der Thematik 16 a.) Orale Toleranz und Nahrungsallergien 16 b.) Chronisch entzündliche Darmerkrankungen 17 Fragestellung 18 1.8 II 2. Material und Methode 19 2.1 Versuchspersonen 19 2.2 Versuchsdurchführung 19 2.3 Verwendete Substanzen 21 a.) Casein 21 b.) Casein Hydrolysat 21 c.) Aminoplasmal 5% 22 Experimentelle Methoden 22 2.4 2.4.1 Blutentnahmen 22 2.4.2 Hormonbestimmung 23 a.) ACTH 23 b.) Cortisol 24 c.) Growth Hormone 24 d.) Adrenalin, Noradrenalin 25 e.) Interleukin 6 26 f.) sTNF-RII 26 g.) L-Tryptophan 27 2.5 Statistische Auswertung 28 3. Ergebnisse 29 3.1 Messungsergebnisse im Hauptexperiment 29 3.1.1 Messungsergebnisse der Hormone 29 3.1.1.1 Messungen von Cortisol 29 3.1.1.2 Messungen von ACTH 30 3.1.1.3 Messungen vom Growth Hormone 31 III 3.1.1.4 Messungen von Adrenalin 31 3.1.1.5 Messungen von Noradrenalin 31 3.1.1.6 Messungen von Interleukin-6 32 3.1.1.7 Messungen von TNF-RII 32 3.1.2 Messungsergebnisse der Blutbestandteile 33 3.1.2.1 Messungen der Leukozyten 33 3.1.2.2 Messungen der Erythrozyten 33 3.1.2.3 Messungen der Thrombozyten 33 3.1.2.4 Messungen der neutrophilen Granulozyten 34 3.1.2.5 Messungen der Monozyten 34 3.1.2.6 Messungen der Lymphozyten 35 3.1.2.7 Messungen der eosinophilen und basophilen Granulozyten 36 3.2 36 Messungsergebnisse im Zusatzexperiment 3.2.1 Messungen der Cortisolkonzentrationen 36 3.2.2 Messungen der L-Tryptophan-Konzentrationen 37 4. Diskussion 38 4.1 Der Einfluß von Proteinen und Aminosäuren 38 auf die Cortisol-Sekretion 4.2 Der Einfluß von Proteinen und Aminosäuren 40 auf die ACTH-Sekretion 4.3 Vermittlungswege der aminosäureinduzierten 41 Cortisol und ACTH-Sekretion 4.4. Der Einfluß von Proteinen und Aminosäuren auf GH 43 IV 4.5 Der Einfluß der Nahrung auf das sympathische 44 Nervensystem und das Nebennierenmark 4.6 Änderungen der Serumkonzentrationen von IL-6 und TNF-RII 45 nach Protein bzw. Aminosäureneinnahme 4.7 Blutbildveränderungen durch Nahrungsproteine bzw. Aminosäuren 48 4.8 Stimulation der Cortisolsekretion durch Aminosäuren 49 5. Zusammenfassung 52 6. Literaturverzeichnis 54 7. Anhang 74 7.1 Tabellen 74 7.2 Abbildungen 75 8. Danksagung 92 9. Lebenslauf 93 V Abkürzungsverzeichnis Abkürzung Bedeutung Abb. Abbildung ACTH Adrenocorticotropes Hormon ADH Antidiuretisches Hormon ANOVA Analysis of Variance AUC Area Under the Curve BMI Body Mass Index CBG Corticosteroid Binding Hormone CD Cluster Determinants Cm Centimeter CRH Corticotropin Releasing Hormone EDTA Ethylene Diamine Tetraacetic Acid EGTA Ethylenglykol-bis-aminoethyletherTetridessigsäure ELISA Enzyme Linked Immuno Sorbent Assay Fa. Firma GALT Gut Assoziated Lymphoid Tissue GH Growth Hormone GHRH Growth Hormone Releasing Hormone GI Gastrointestinal HPA Hypothalamo-HypophysäreAdrenocortical HPLC Hochleistungsflüssigkeits- VI chromatograph HGH Human Growth Hormone IFN Interferon IL Interleukin Kg Kilogramm M. Morbus m² Quadratmeter ml Milliliter mm Millimeter MSH Melanozyten Stimulierendes Hormon NaCl Natriumchlorid Nm Nanometer NNM Nebennierenmark NNR Nebennierenrinde Nucl. Nucleus POMC Proopiomelanocortinzellen RIA Radioimmunoassay STH Somatotropes Hormon Tab. Tabelle TGF Transforming Growth Factor TNF Tumor-Nekrose-Faktor sTNF-RII Löslicher Tumor-Nekrose-FaktorRezeptor II Vs. Versus z.B. Zum Beispiel VII ZNS Zentrales Nervensystem 1 1. Einleitung und Fragestellung Die Aufnahme und Verdauung von Nahrung stellen essentielle Vorgänge im Leben des Menschen dar. Diese Prozesse liefern dem menschlichen Organismus die Energie, die er zu seiner Erhaltung benötigt. Die Nahrungsbestandteile werden im Gastrointestinaltrakt durch mechanische und enzymatische Prozesse aufgespalten, um danach über die Darmschleimhaut in das Blut und die Lymphe aufgenommen zu werden. Neben diesen Verdauungsvorgängen lösen die Nahrungbestandteile weitere Veränderungen im menschlichen Organismus hervor. Dazu gehören unter anderem Veränderungen des Blutbildes, des Immunsystems sowie der hypothalamo- hypophysär-adrenocorticalen Achse (HPA-Achse) Die Nährstoffe stellen, neben ihren essentiellen nutritiven Eigenschaften, auch eine Bedrohung für den Organismus dar. So beschrieb Fiocchi die intestinale Mucosa als einen Ort der ständigen „physiologischen Inflammation“, die als Ergebnis einer Immunantwort auf nahrungsbedingte und mikrobielle Antigene interpretiert wird (Fiocchi et al., 1997). Neben diesen lokalen Entzündungsreaktionen an der Mukosa scheint die Nahrungsaufnahme auch systemische Immunveränderungen hervorzurufen. So konnte in früheren Studien ein Abfall von Lymphozyten, Monozyten, Il-1beta, TNF –alpha und IFN -gamma bei gleichzeitigem Anstieg von neutrophilen Granulozyten und Thrombozyten postprandial beobachtet werden (Hansen et al, 1997). Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die Nahrungsaufnahme zu einer Aktivierung der HPA-Achse und somit zu einem Anstieg von sogenannten „Streßhormonen“ wie Cortisol, ACTH und Katecholaminen führt (Knoll et al, 1984). Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluß von Proteinen und Aminosäuren auf die oben genannten Systeme nach nasogastraler Infusion. 2 1.1 Streß und seine physiologischen Auswirkungen Bei Streß handelt es sich um eine nicht-spezifische Antwort des Organismus auf eine Bedrohung oder Anforderung (Selye et al, 1973). Die Nebenniere, die für die Sekretion von Cortisol und Katecholaminen verantwortlich ist, nimmt bei der Streßantwort ein zentrale Rolle ein. Die Steuerung der Nebennierenhormonsekretion erfolgt durch die Aktivierung der HPA-Achse einerseits und des sympathischen Nervensystems andererseits. Auslöser für eine Streßreaktion können physische und psychische Stimuli (Stressoren) sein, die über das retikuläre aktivierende System, den Kortex und den Hypothalamus zu einer Aktivierung der Adeno- und Neurohypophyse sowie des sympathischen Nervensystems und darüber zu einer Stimulation der Nebennieren führen. Die Adenohypophyse sezerniert ACTH (adrenocorticotropes Hormon), GH, Prolactin und beta-Endorphin, während die Neurohypophyse Vasopressin ausschüttet. Über das ACTH wird die Cortisolsekretion in der Nebennierenrinde stimuliert. Daneben werden durch posteriore hypothalamische Kerne sympathische Nervenfasern aktiviert, welche über das Splanchnikusnervensystem das Nebennierenmark erreichen und dort zur Katecholaminsekretion führen (Goldstein, 1995). Diese hormonellen Veränderungen begünstigen den katabolen Energiestoffwechsel, der letztendlich zu einem gesteigerten Angebot an Energieträgern im Blut führt. Es kommt zu einer Steigerung der Lipolyse mit Bereitstellung freier Fettsäuren, einem Proteinkatabolismus mit Synthese von Glykogen und Glukose aus Aminosäuren in der Leber sowie einer Hyperglykämie. Daneben erfolgt eine Aktivierung des kardiovaskulären Systems mit Erhöhung von Herzfrequenz, Blutdruck und des Herzzeitvolumens. Die gastrointestinale Antwort auf Streß besteht aus einer Zunahme der Stuhlfrequenz, Diarrhö, Dyspepsie, Übelkeit und einem Anstieg der gastralen Säureproduktion. Pulmonal kommt es zu einer Hyperventilation mit Hypokapnie. 3 Während einer Streßreaktion werden die negativen Feedback-Mechanismen, welche normalerweise die Hypophysensekretion mit steuern, aufgrund der starken Stimulation des Hypothalamus, außer Kraft gesetzt, so daß es zu einer überschießenden Sekretion der genannten Hormone kommt. 1.2 Nahrungsantigene und das intestinale Immunsystem Die Mukosa des Intestinaltraktes ist einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Antigenen ausgeliefert. Dazu gehören insbesondere Nahrungsbestandteile, ortsständige Bakterien und pathogene Mikroorganismen. Die Aufgabe der Mukosa besteht darin, daß sie einerseits Nährstoffe aufnimmt und andererseits verhindert, daß Antigene in den systemischen Kreislauf übertreten. Sie dient somit als Barriere zwischen der Umwelt und dem Organismus und muß Nahrungsantigene von pathogenen Antigenen unterscheiden können. Eine adäquate Immunantwort auf Pathogene sowie das Ausbleiben einer Antwort auf nicht bedrohliche Antigene, wie z.B. Nahrungsantigene, ist von vitaler Bedeutung für den Organismus. Eine inadäquate Antwort des intestinalen Immunsystems auf harmlose Antigene spielt eine wichtige Rolle bei der Auslösung von Nahrungsallergien und inflammatorischen Darmerkrankungen (Strober et al, 1993). a.) Antigeneigenschaft der Nahrung Als Antigene werden Substanzen bezeichnet, die vom Organismus als fremd eingestuft werden und zu einer Bildung von spezifischen Antikörpern bzw. immunkompetenten Lymphozyten führen. Antigene setzen sich aus einem hochmolekularen Trägermolekül und einer serologisch spezifischen Teilstruktur, der Determinanten, zusammen. Proteine bilden den überwiegenden Anteil an Immunogenen, wobei sie als reine Proteine, Glykoproteine oder Lipoproteine vorliegen können und die stärkste immunogene Wirkung besitzen. Reine 4 Lipide sind praktisch nicht immunogen, Nukleinsäuren besitzen lediglich eine schwache Immunogenität, wohingegen Polysaccharide und Lipopolysaccharide stärker immunogen wirksam sind. Zu den stärksten Antigenen der menschlichen Nahrung gehören Kuhmilchproteine, wobei das in dieser Studie verwendete Casein ca. 80% der Kuhmilchproteine ausmacht. Die Antigenreaktivität eines Proteins ist vor allem abhängig von der Kapaziät Immunglobuline an seine funktionelle Bindungsstelle, dem Epitop, zu binden (van Regenmortel et al, 1988). Dies ist bei den einzelnen Proteinen unterschiedlich, bedingt durch die verschiedenen Strukturen und Anzahl der spezifischen Epitope. Im Rahmen der Verdauung werden die Nahrungsproteine durch Einwirkung von Endo- und Exopeptidasen im Magen, im Duodenum und oberen Jejunum zu Polypeptiden, Oligopeptiden und Aminosäuren gespalten. Über die Mucosa gelangen dann die Aminosäuren und in kleinerem Maße Oligopeptide ins Blut (Sleisenger und Kim, 1979). Neben diesen immunogen inaktiven Substanzen werden auch in geringerem Maße vollständige Proteine mit Antigeneigenschaft, die der enzymatischen Spaltung entgangen sind, resorbiert (Heyman, 2001). Es konnte experimentell nachgewiesen werden, daß nach oraler Milchzufuhr über die Hälfte des β-Lactoglobulins in intakter Form im Jejunum nachzuweisen ist (Mahé et al, 1991). b.) Das intestinale Immunsystem Eine Hauptkomponente des intestinalen Abwehrsystems ist das darmassoziierte lymphatische Gewebe (gut associated lymphoid tissue, GALT) zu dem unter anderem intraepitheliale Lymphozyten, Lymphozyten und Makrophagen der Lamina propria und die Peyerschen Plaques der Mukosa und Submukosa gehören. Antigene können über drei verschiedene Wege aus dem Darmlumen aufgenommen werden. Ein Weg ist die Aufnahme über dendritische Zellen, die sich im subepithelialen Gewebe befinden und über 5 Dendriten Kontakt zum Lumen erhalten (Rescigno et al, 2001). Die über die Dendriten aufgenommenen Antigene werden dann von den dendritischen Zellen in Lymphfollikeln Lymphozyten präsentiert. Lösliche Antigene sind in der Lage das Epithel transzellulär durch Endozytose zu durchqueren. Durch Exozytose gelangen sie dann in den Extrazellularraum, wo sie entweder von Makrophagen aufgenommen werden oder direkt an T-Zellen gebunden werden. Ein kleiner Teil der Antigene erreicht auch direkt die Lymphgefäße (Walker und Isselbacher, 1974). Der dritte Weg ist die Aufnahme der Antigene aus dem Darmlumen über so genannte M-Zellen des Epithels. Über diese gelangen sie dann in die subepitheliale Region, wo sie anschließend von follikulären dendritischen Zellen, in Form von Immunkomplexen (Antigen-Antikörperkomplexen), Bund T-Lymphozyten präsentiert werden. In den Lymphfollikeln reifen dann die BLymphozyten mithilfe der T-Lymphozyten zu IgA-produzierenden Zellen aus, welche anschließend aus den Peyerschen Plaques im Lymphstrom in die mesenterialen Lymphknoten und von dort weiter zum Ductus thoracicus wandern. Nach Übertritt in das Blutsystem werden die B-Zellen im Körper verteilt. Ein großer Teil der B-Zellen gelangt jedoch von den mesenterialen Lymphknoten über efferente Lymphbahnen zurück zur Lamina propria der Darmwand, wo sie zu Plasmazellen ausreifen und IgA-Antikörper sezernieren (Wittig und Zeitz, 2003). Die Immunantwort auf Antigene erfolgt hauptsächlich lokal im Bereich der Lamina propria. Neben den aus den Lymphfollikeln migrierten T- und B-Lymphozyten befinden sich hier Makrophagen, Mastzellen, dendritische Zellen und neutrophile Granulozyten. Neben der oben bereits erwähnten Ig AProduktion durch B-Lymphozyten wird die lokale Immunabwehr vor allem durch zytotoxische T-Zellen und CD4-Effektorzellen gewährleistet. 60-70% der lokalen T-Zellen sind CD4-Lymphozyten, die neben der Expremierung von T-Zell-Rezeptoren, nach Stimulation, auch in großer Menge Zytokine produzieren (Targan et al, 1995; Brandtzaeg 6 et al, 1998). Es handelt sich um hochdifferenzierte Zellen, die eine angehobene Aktivierungsschwelle besitzen, um eine Immunantwort auf harmlose Antigene zu verhindern. Daneben finden sich ca. 30-40% CD8-Zellen, die vor allem als zytolytische Effektorzellen arbeiten. Ein weiterer wichtiger Regulator der lokalen Immunantwort ist die Regulation der Zytokinproduktion. Von den unterschiedlichen T-Helferzellen werden proinflammatorische Zytokine wie IFN-γ und TNF-α aber auch Interleukine und TGF-β produziert. Diese wiederum steuern die Produktion und Sekretion von IgA und anderen Immunglobulinen. Andersherum wird die Funktion der T-Zellen im gastrointestinalen Immunsystem durch Zytokine gesteuert und somit ein komplexes Interaktionssystem geschaffen. Die primäre Antwort auf Antigene aus dem Gastrointestinaltrakt ist, wie hier beschrieben, lokal und auf den Darm begrenzt (Nagler-Anderson, 2000; Brandtzaeg, 2002). Jedoch konnten auch, wie bereits oben erwähnt, systemische Veränderungen auf Antigenbelastung beobachtet werden. Hierzu gehören neben der Aktivierung des Immunsystem und Veränderungen des Blutbildes auch die Aktivierung des HPA-Systems (Knoll et al, 1984; Hansen et al, 1997). 1.3 Die Physiologie der hypothalamo-hypophysär-adrenocorticalen Achse (HPA-Achse) Hypothalamus, Hypophyse und die Nebennierenrinde bilden einen neuroendokrinen Regelkreis in dessen Verlauf das Streßhormon Cortisol produziert wird. Die hypothalamischen Zentren Nucl. paraventricularis und supraopticus sind die Syntheseorte von Corticotropin Releasing Hormone (CRH) und Vasopressin. Sie werden aus den axoterminalen Strukturen der Nervenzellen in der Eminentia mediana sezerniert. Über ein spezielles Gefäßsystem, dem hypothalamo-hypophysären Portalkreislauf, welches in enger Beziehung zu den axoterminalen Endigungen steht, gelangen die Botenstoffe zu den Zellen des Hypophysenvorderlappens. Hier bewirken sie eine erhöhte Sekretion und 7 Ausschüttung von ACTH, beta-Endorphin und alpha-MSH. Das ACTH gelangt über den allgemeinen Blutkreislauf zu der Nebennierenrinde und stimuliert dort die Synthese und Sekretion von Glukokortikoiden, die wiederum über das Blutsystem zu ihren Zielorten gelangen. Der für den Menschen wichtigste Vertreter der Glukokortikoide ist das Cortisol. Neben seinen Funktionen an den Körperzellen wirkt Cortisol in Form einer negativen Rückkoppelung auch auf die Hypophyse und den Hypothalamus und schließt somit den Regelkreis der HPA-Achse. Diese Mechanismen unterliegen einem zirkadianen Rhythmus, der dazu führt, daß die Hormonauschüttung tageszeitliche Maximal-und Minimalwerte aufweist. Die HPA-Achse unterliegt zahlreichen extrahypothalamischen Einflüssen, die die Aktivität innerhalb dieser verändern. Dazu gehören dem Hypothalamus übergeordnete Zentren, wie das limbische System und der Hippokampus, die durch somatosensorische Reize zu einer erhöhten ACTH-Sekretion führen oder die Striae terminalis und die Amygdala, die durch olfaktorische Stimuli eine Aktivierung der HPA-Achse bewirken (Casady und Taylor, 1976; Feldmann und Saphier, 1997). Weitere exogene Einflüsse auf den Regelkreislauf sind physischer und psychischer Streß sowie die Nahrungsaufnahme, die zu einer Erhöhung der sekretorischen Aktivität führen. Verschiedene, in der Hypophyse, nachgewiesene Rezeptortypen weisen auf weitere Kontrollmechanismen der ACTH-Sekretion hin. Ein weiterer Einflußfaktor ist die Hemmung der Sekretion von CRH, Vasopressin und ACTH durch Cortisol. Dieser negative Feedback wird auf der Ebene von Hypothalamus und Hypophyse sowie dem limbischen System vermittelt. Von posterioren hypothalamischen Nuclei wird über sympathische Nervenfasern das NNM aktiviert mit nachfolgender Ausschüttung von Katecholaminen. Daneben wird die Synthese von Adrenalin und Noradrenalin noch durch das aus der NNR stammende Cortisol reguliert, welches für die initiale Hydroxylierung von Tyrosin zu Dopamin sowie für die Methylierung von Noradrenalin zu Adrenalin benötigt wird und so das Verhältnis dieser 8 beiden Hormone im Plasma mitbestimmt. Die sezernierten Katecholamine stimulieren nun die ACTH-Sekretion im Hypothalamus und bewirken somit eine Ausschüttung von Glukokortikoiden aus der NNR. 1.4 Hormone der Streßreaktion und der HPA-Achse a) Corticotropin Releasing Hormone (CRH) Das im Nucleus paraventricularis des Hypothalamus gebildete Neuropeptidhormon CRH ist ein hochmolekulares Peptid aus 41 Aminosäuren. Über das Portalsystem gelangt es zum Hypophysenvorderlappen wo es die Sekretion von ACTH und beta-Endorphin bewirkt. Weiterhin wird vermutet, daß CRH auch auf die Sekretion von Somatotropin und Prolaktin regulierend einwirkt (Hokfelt et al,1983). Immunoreaktives CRH wurde auch in vielen extrahypothalamischen Geweben nachgewiesen, wie z.B. im Magen, Duodenum, Leber und Pankreas sowie in der Lunge und der Nebenniere (Krusemann et al, 1982; Petrusz et al, 1983). Im ZNS wurde CRH in verschiedenen Arealen nachgewiesen, wo es vor allem die Funktion eines Neurotransmitters übernimmt (Smith et al, 1986). Es beeinflußt hier eine Vielzahl an Verhaltensreaktionen, wie z.B. die Nahrungsaufnahme (Morley und Levine, 1982). An der Regulation der CRH-Sekretion sind verschiedene Neurotransmitter beteiligt. Dabei wirken Adrenalin, Acetylcholin, Prostaglandin E, Prostaglandin F2 alpha und Histamin stimulierend und Norepinephrin und Melatonin dämpfend auf die Freisetzung von CRH. Auch die beiden Hormone der HPA-Achse, ACTH und Cortisol, beeinflußen die CRH-Regulation durch einen negativen Feedback-Mechanismus. b) ACTH ACTH wird als Spaltprodukt eines höhermolekularen Precursors aus den Proopiomelanocortinzellen (POMC-Zellen) im Hypophysenvorderlappen gebildet. Neben dem ACTH, welches als wichtigstes dieser Sekretionsprodukte gilt, wird auch noch beta- 9 Endorphin und alpha-MSH aus diesem Vorläufer gebildet (Eipper und Mains, 1980). Das ACTH bewirkt an der Nebennierenrinde eine erhöhte Sekretion und Freisetzung von Cortisol. Die ACTH-Sekretionskontrolle ist multifaktoriell. Neben CRH und Vasopressin stimulieren auch eine Vielzahl anderer Substanzen wie Angiotensin II, Calcitonin, Oxytozin und Katecholamine die ACTH-Freisetzung (Arimura et al, 1969; Gaillard et al, 1981; Giguere et al, 1981; Mezey et al, 1983; Vale et al, 1983; Jones und Gillham, 1988) c.) Cortisol Cortisol ist das Wichtigste von den in der Nebennierenrinde produzierten Glukokortikoiden. Es wird von den Zellen der Zona fasciculata sezerniert und in das Blut abgegeben, wo es zu 90% an Transportproteine ( CBG und Albumin ) gebunden und zu 10% in freier Form vorliegt. Nur die freie Fraktion ist biologisch wirksam (Brien, 1980). Im Blut gelangt es zu den verschiedenen Organen, wo es eine Vielzahl an metabolischen Wirkungen auslöst. Die Regulation der Cortisolsekretion erfolgt, wie oben beschrieben, durch die Einwirkung von ACTH sowie über die übergeordneten Zentren und wird durch zahlreiche exogene und endogene Faktoren beeinflußt. d.) GH Das GH ist ein im Hypophysenvorderlappen gebildetes Proteohormon, dessen Bildung und Sekretion unter anderem durch die hypothalamischen Hormone Somatostatin und Growth Hormone Releasing Hormone kontrolliert werden. Es steuert das Skelettwachstum, steigert die DNA-Synthese, regt die Proteinbiosynthese an und hemmt die Lipidsynthese. Außerdem bewirkt GH die Ausschüttung von Glukagon, die Erhöhung des Blutzuckerspiegels durch insulinantagonistische Wirkung sowie die Steigerung der Glukoneogenese in der Leber und der Lipolyse im Fettgewebe. Die Freisetzung des GH wird insbesondere durch eine Hypoglykämie und bei erhöhtem Glukagonspiegel gesteigert. Die Ausschüttung des GH wird dagegen durch Glukose und Cortisol reduziert. Ebenso 10 kann das Hormon nur alleine durch mentalen Stress vermehrt ausgeschüttet werden (Greenwood et al, 1966; Landon et al, 1966). Die Serumkonzentration dieses Hormons ist bei Frauen höher als bei Männern, weiterhin steigt die Freisetzung besonders in den Schlafstadien III und IV. e.) Katecholamine Katecholamine sind biogene Amine, deren Gemeinsamkeit die Dihydroxyphenyl-Gruppe ist. Ihre Biosynthese beginnt mit der Aminosäure Tyrosin, die zu Dopa hydroxyliert und anschließend zu Dopamin decarboxyliert wird. Durch eine weitere Hydroxylierung entsteht Noradrenalin, welches durch Methylierung zu Adrenalin wird. Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin fungieren als Neurotransmitter. Adrenalin und Noradrenalin wirken zusätzlich noch als Hormone. 1. Adrenalin Adrenalin ist ein zu den Katecholaminen gehörender Neurotransmitter, der im chromaffinen Gewebe, den Paraganglien des Sympathikus und im Nebennierenmark gebildet wird. Präganglionäre sympathische Fasern bewirken durch Freisetzung von Acetylcholin im NNM die Ausschüttung von Adrenalin in das Blut. Über dieses gelangt Adrenalin zu den Erfolgsorganen, wo es an α- und β-Rezeptoren bindet. 2. Noradrenalin Noradrenalin wird wie Adrenalin im NNM gebildet, ist darüber hinaus noch Überträgerstoff an den meisten postganglionären sympathischen Nervenendigungen. Es hat zum einen Adrenalin-antagonistische und zum anderen abgeschwächte Adrenalinsynergistische Wirkungen. 11 Systemische Wirkungen von Adrenalin und Noradrenalin: 1. positiv chronotrop, dromotrop und inotrop am Herzen 2. Vasokonstriktion 3. Bronchodilatation 4. Mydriasis 5. Hemmung der Darmperistaltik 6. Hyperglykämie und Glukosurie 7. Steigerung der Lipolyse f.) Interleukin-6 Interleukine sind von Leukozyten sezernierte Kommunikationsproteine der Immunregulation, die vielfältige Funktionen besitzen. Sie werden numerisch von 1 bis 12 klassifiziert, wobei jedes Interleukin sich von den anderen durch seine Wirkungen unterscheidet. Interleukin-6 wird von mononukleären Phagozyten, Endothelzellen, aktivierten T-Zellen, Fibroblasten und anderen Zellen gebildet. Seine Sekretion wird stimuliert durch IL-1 und TNF-alpha (Kishimoto, 1987). IL-6 besitzt eine wichtige Rolle in der Regulation der Akute-Phase–Reaktion (Castell et al, 1988; Ramadori et al, 1988). Es wirkt dabei auf Hepatozyten, die dadurch zahlreiche Plasmaproteine, wie z.B. Fibrinogen, synthetisieren. Es vermittelt die Induktion von Fieber, die Immunglobulinsynthese in aktivierten B-Zellen, die Aktivierung von T-Zellen und die Stimulation der Myokaryopoese. Weiterhin wirkt es als Wachstumsfaktor in der Differenzierung von aktivierten B-Zellen sowie als Kostimulator von T-Zellen und Thymozyten. Zusammen mit anderen Zytokinen beeinflußt es auch als Kofaktor das Wachstum von hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark. Gehemmt wird die IL-6-Synthese durch Glukokortikoide. Klinisch ist Interleukin-6 ein unspezifischer Inflammationsmarker, wobei IL-6 bei chronischen Entzündungen wie rheumatoider Arthritis oder auch bei soliden Tumoren dauerhaft erhöht ist. 12 g.) TNF-RII Der Tumor-Nekrose-Faktor liegt in zwei aktiven Formen im Plasma vor. Erstens als TNFalpha (syn. Kachektin), der vor allem von Makrophagen/Monozyten, Lymphozyten , Mastzellen aber auch in Kupffer-Zellen der Leber, Gliazellen und Keratinozyten der Haut gebildet wird (Tracey und Cerami, 1993). Er beeinflußt Entzündungsreaktionen, Sepsis, den Lipid- und Proteinstoffwechsel, die Blutbildung, Angiogenese, die Wundheilung sowie Immunabwehr und hat zytolytische und zytostatische Wirkung auf Tumorzellen (Tracey , 1991). Zweitens als TNF-beta (syn. Lymphotoxin), welches vor allem zytotoxisch auf Tumorzellen wirkt. Sowohl exogene als auch endogene Faktoren stimulieren die Synthese von TNF, wie z.B. Endotoxine (Lipopolysaccharide), Enterotoxine und das Toxische Schock Syndrom Toxin. TNF triggert die Produktion von anderen Zytokinen, welche die biologischen Effekte von TNF verstärken TNF wird aus dem Blut durch zwei verschiedene Funktionen entfernt: 1. Bindung an zelluläre oder im Plasma gelöste TNF-Rezeptoren 2. Clearance durch die Leber und Niere Bei den membranständigen Rezeptoren unterscheidet man TNF-RI und TNF-RII, zu denen TNF jeweils dieselbe Affinität besitzt (Pfitzenmaier et al, 1993). Mit Ausnahme der Erythrozyten sind beide Rezeptortypen auf jeder Körperzelle repräsentiert. Ebenso liegen beide Rezeptortypen auch in gelöster Form im Serum vor, wo sie als TNF-bindende Proteine bezeichnet werden (Van Zee et al, 1992). Diese löslichen Rezeptoren konkurrieren mit den zellassoziierten Rezeptoren um das TNF. Die biologische Rolle der lösliche Rezeptoren scheint Dosis-abhängig zu sein, d. h. bei hohen Konzentrationen reduzieren diese die Bioaktivität von TNF, während in niedriger Konzentration die Langzeiteffekte von TNF verlängert werden (Ashkenazi et al, 1991). Die Synthese der löslichen Rezeptoren erfolgt durch proteolytische Spaltung der extrazellulären Domäne des 13 zellulären TNF-Rezeptors. TNF-Rezeptoren lassen sich im Serum und Urin von Normalpersonen nachweisen. Ihre Konzentration steigt nach Gabe von TNF, Lipopolysacchariden und anderen Zytokinen an. Es wird vermutet, daß der Organismus durch Freisetzung von löslichen TNF-Rezeptoren vor der Toxizität des exzessiv produzierten TNF´s geschützt wird. 1.5 Zirkadianer Rhythmus der HPA-Achse Die zirkadiane Rhythmik ist ein ubiquitär vorkommendes Phänomen, welches sowohl bei Tieren als auch bei Pflanzen zu beobachten ist. Beim Menschen unterliegen zahlreiche Körpersysteme, wie z.B. Schlaf, Körpertemperatur, Urinausscheidung von Kalium und die Plasmakonzentration von Cortisol, einem solchen Rhythmus. Die Hauptfunktion dieser Periodizität scheint in der Koordination metabolischer und physiologischer Vorgänge zu liegen, um unabhängige Funktionen zu koordinieren und konkurrierende Prozesse zeitlich zu trennen (Moore-Ede und Sulzmann, 1981). Die meisten Menschen haben eine 25 Stunden Periodizität in ihrem endogenen Rhythmus und stimmen damit nicht exakt mit dem 24 Stunden Rhythmus der Erdrotation überein (Moore-Ede et al, 1983a/b). Das zeitliche Sekretionsmuster der Hormone der HPA-Achse wird durch den Hypothalamus und seine übergeordneten Zentren, wie auch durch exogene Einflüsse bestimmt. Es wird vermutet, daß Neurone des Nucl. suprachiasmaticus, die ein zirkadianes Muster an Impulsraten abgeben, als Schrittmacher fungieren (Green und Gillette, 1982; Inouye und Kawamura, 1982). Weiterhin glaubt man, daß es bestimmte Zeitgeber gibt, wie den HellDunkel-Zyklus, Mahlzeiten und soziale Kontakte, die die Einstellung des Schrittmachers bewirken (Sulzmann et al, 1977; Inouye und Kawamura, 1979; Vernikos-Danellis und Winget, 1979). Als Folge dieser Mechanismen zeigt die Plasmacortisolkonzentration einen zirkadianen Verlauf mit einem Nadir um Mitternacht sowie Höchstwerten in den 14 Morgenstunden (Perkoff et al, 1959; Krieger et al, 1971). Man fand heraus, daß der Verlauf der zirkadianen Rhythmik sich nicht als glatte Kurve darstellte, sondern als eine mit scharfen Anstiegen und Abfällen gezackte Linie. Weiterhin gab es auch keinen Beweis für das Vorliegen einer Basalsekretion oder eines „steady states“ der CortisolKonzentration. Die Sekretionsepisoden machen 6,25 Stunden des Tages aus, wobei während der restlichen 18 Stunden des Zyklus keine Sekretion stattfindet (Hellmann et al, 1970; Weitzmann et al, 1971). Die Hauptsekretionsphasen während eines 24 Stunden Zyklus sind morgens zwischen 4 und 6 Uhr, mittags zwischen 11 und 14 Uhr und nachmittags zwischen 16:30 und 18 Uhr (Krieger et al, 1971). Eine eindeutige Beziehung zwischen Episoden von ACTH-Sekretion und nachfolgenden Cortisol-Peaks konnte von Gallagher et al. nachgewiesen werden. Er zeigte, daß ACTH episodisch für sehr kurze Zeitintervalle ausgeschüttet wird, gefolgt nach etwa 10 Minuten von einer CortisolSekretion (Gallagher et al, 1973). Dagegen konnten Fehm et al. nachweisen, daß auch ACTH-unabhängige Mechanismen in der Regulation der Cortisol-Sekretion existieren (Fehm et al, 1983; Fehm et al, 1984). Neben diesem hypothalamisch kontrollierten Rhythmus konnte noch ein tageszeitlicher Wechsel in der Reaktionssensitivität der Nebennierenrinde und der Hypophyse auf ACTH festgestellt werden. Man geht davon aus, daß der Hypothalamus den zirkadianen Rhythmus initiiert, aber die Amplituden vor allem durch die Veränderungen in der Antwortbereitschaft der Hypophyse und Nebennierenrinde hervorgerufen werden (Dallman et al, 1978). Follenius et al. zeigten, daß die Reaktionsbereitschaft der Nebennierenrinde auf ACTH in der Nacht niedrig ist und mit steigender Cortisol-Sekretion zunimmt (Follenius et al 1987). Es gibt Hinweise darauf, daß die Nebenniereninnervation die adrenocorticale Antwortbereitschaft mitreguliert und somit zum zirkadianen Rhythmus des Plasmacortisols beiträgt (Ottenweller und Meier, 1982). 15 Wie diese Ausführungen zeigen ist die periodische Ausschüttung von Cortisol das Resultat vieler verschiedener Mechanismen die die Aktivität der HPA-Achse steuern und beeinflußen. 1.6 Die Physiologie des Cortisol-Mittagspeaks Zahlreiche Studien haben gezeigt, daß es im Verlauf des zirkadianen Cortisol-Rhythmus tageszeitlich abhängige Phasen mit erhöhter Sekretion gibt, welche besonders morgens und mittags auftreten (Perkoff et al, 1959; Hellman et al, 1970; Krieger et al, 1971; Weitzman et al, 1971; Quigley und Yen, 1979). Als Auslöser, besonders für den Mittagspeak, wurde die Aufnahme von Nahrung beschrieben (Krieger et al, 1971; Quigley und Yen, 1979; Follenius et al, 1982; Brandenberger et al, 1984). Die dem Anstieg des Cortisols zu Grunde liegenden Vorgänge scheinen sehr komplexer Natur zu sein. So haben Untersuchungen herausgefunden, daß eine Mahlzeit am Mittag einen deutlich höheren Cortisolanstieg bewirkt als Vormittags oder am Abend (Quigley und Yen, 1979; English et al, 1982; Follenius et al, 1982; Knoll et al, 1984). Ursächlich hierfür könnten zum einen die bereits beschriebene zirkadiane Rhythmik der HPA–Achsen Aktivität sowie die unterschiedliche Reaktionsbereitschaft der Nebennierenrinde sein. Man vermutet weiterhin, daß das Ausmaß des Cortisolanstiegs nach Stimulation abhängig ist vom Basallevel. Akerstedt et al. fanden einen nur sehr kleinen Anstieg von Cortisol nach Essenseinnahme während Perioden mit minimaler basaler Sekretion (Akerstedt und Levi, 1978). Derselbe Stimulus führte jedoch bei höheren Basalwerten zu stärkeren Cortisolanstiegen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Zusammensetzung der Mahlzeit. So konnten Slag et al. nachweisen, daß eine proteinreiche Nahrung zu einem signifkanten Anstieg von Cortisol führt, während bei einer fett- oder kohlehydratreichen Mahlzeit der Cortisol-Anstieg niedriger bzw. nicht signifikant ist (Slag et al, 1981). Dies wurde durch weitere Arbeiten 16 bestätigt (Ishizuka et al, 1983; Gibson et al, 1999). Daraus kann man folgern, daß der Anteil der Proteine in der Nahrung die Höhe des Cortisol-Peaks beeinflußt. Daneben kann der Mittagspeak aber auch nur durch den Anblick einer Mahlzeit ausgelöst werden (Follenius et al, 1982; Holl et al 1984). Dies spricht dafür, daß auch cerebrale Vorgänge an der Auslösung der Cortisolantwort beteiligt sind.` 1.7 Klinische Bedeutung der Thematik Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluß von Proteinen und Aminosäuren nach nasogastraler Infusion auf die systemische Immunantwort und soll klären, ob die Antigenität der Proteine Auslöser für die Aktivierung immunologischer Prozesse ist. Weiterhin ist bisher unklar welche Funktion diese Immunabwehrprozesse und speziell die Aktivierung der HPA-Achse mit Ausschüttung von Cortisol haben. Nahrung ist einerseits essentiell für die Homöostase des Organismus, aber andererseits auch ursächlich für Erkrankungen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Nahrungsallergien. Die Erforschung der physiologischen Vorgänge ist daher unabdingbar für das Verständnis von daraus resultierenden Krankheitsprozessen. a.) Orale Toleranz und Nahrungsallergien Trotz der großen Anzahl an Nahrungsantigenen, denen der Körper ausgesetzt ist, entwickelt sich bei nur einem kleinen Teil der Menschen eine Nahrungsallergie. Dies ist die Folge der Entwicklung einer oralen Toleranz. Sie wird als Zustand aktiver Inhibition der Immunantwort auf ein Antigen, bei vorheriger Antigenexposition über den Gastrointestinaltrakt, beschrieben (Chase, 1946). Kommt es zu einem Zusammenbruch der oralen Toleranzmechanismen oder einem Fehlen der Induktion der oralen Toleranz führt dies zur Ausbildung einer Nahrungshypersensitivität (Chehade und Mayer, 2005). Es 17 werden 2 Formen der oralen Toleranz, abhängig von der Dosis des intraluminalen Antigens, beschrieben: 1. Hochdosistoleranz und 2. Niedrigdosistoleranz. Die Niedrigdosistoleranz wird durch Aktivierung von regulatorischen T-Zellen vermittelt, die die Immunantwort durch lösliche oder zelloberflächenassoziierte supprimierende Zytokine supprimieren. Dagegen wird die Hochdosistoleranz durch eine Lymphozytenanergie verursacht (Chehade und Mayer, 2005). Weitere Einflussfaktoren auf die Ausbildung einer oralen Toleranz sind die Form des Antigens, eine normale Darmflora, Alter des Organismus und genetische Disposition. Störungen dieser Faktoren können zur Ausbildung von Nahrungsallergien führen. Eine der häufigsten Nahrungsmittelallergien wird durch Kuhmilchproteine hervorgerufen. Die Kuhmilchallergie betrifft ca. 2,5% aller Säuglinge und wird in den ersten Lebensjahren erworben (Host, 1994). Hauptrisikofaktoren für die Ausbildung einer Kuhmilchallergie sind eine positive familiäre Anamnese für Kuhmilchallergien und andere atopische Erkrankungen sowie eine frühe Exposition gegenüber Kuhmilchproteinen (Host, 1994). Daß Proteine mit ihrer Antigeneigenschaft ursächlich für die Kuhmilchallergie sind, zeigt sich daran, daß eine nur aus hydrolysierten Bestandteilen bestehende Milch signifikant die Prävalenz von Kuhmilchallergien senkt (Ragno et al, 1993; Businco et al, 1999). b.) Chronisch entzündliche Darmerkrankungen Ein Zusammenhang zwischen der Ernährung und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Für eine ursächliche Rolle der Ernährung in der Genese des M. Crohn und der Colitis ulcerosa sprechen die relative Häufung in den Industriegesellschaften sowie daß die Erkrankung erst seit relativ kurzer Zeit bekannt ist und die Inzidenz in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Es gibt Studien in denen der Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und einer 18 Verschlechterung der Symptomatik untersucht wird (Chuah et al, 1992; Persson et al, 1992; Ballegaard et al, 1997; Joachim, 1999). Dabei stellte sich heraus, daß besonders Schokolade, Milchprodukte, Fette und künstliche Süßmittel eine Verschlechterung sowohl bei Colitis ulcerosa als auch bei M. Crohn auslösen. Miura et al. stellten fest, daß bei M. Crohn eine total parenterale Ernährung oder eine Diät häufig zu einer Remission führt. Sie vermuten, daß vielleicht eine Reduktion der in der Nahrung enthaltenden Antigenlast Ursache für die Besserung ist (Miura et al, 1998). Dafür sprechen auch Ergebnisse die besagen, daß eine Diät, die ganze Proteine beinhaltet weniger effektiv ist in der Induktion einer Remission bei M. Crohn als eine Diät ganz ohne Nahrungsantigene (Mansfield et al, 1995). In einer weiteren Studie konnte gezeigt werden, daß eine ansteigende Inzidenz von M. Crohn stark mit zunehmender Einnahme von Tierproteinen korreliert sowie abgeschwächt mit der Einnahme von Milchproteinen, ungesättigten Fettsäuren und Fett korreliert (Shoda et al, 1996). 1.8 Fragestellung 1. Ist die Antigeneigenschaft der Proteine ursächlich für den Cortisol-Mittagspeak? 2. Wird dieser Prozeß durch Interleukine bzw. TNF-alpha vermittelt? 3. Wird der durch Aminosäure/ Proteine ausgelöste Mittagspeak durch ACTH vermittelt? 4. Bewirken Aminosäuren eine direkte Stimulation der HPA-Achse? 19 2. Material und Methoden 2.1 Versuchspersonen An der Hauptstudie nahmen 12 gesunde und normalgewichtige Männer im Alter von 18-35 Jahren teil (Alter: 26,0 ± 0,69 Jahre; BMI: 23,64 ± 0,8 kg/m²). Im Zusatzexperiment wurden 4 zusätzliche Männer untersucht (Alter: 23.00 ± 0,81 Jahre; BMI: 23,33 ± 1,26 kg/m²). Jeder Proband war Nichtraucher und nahm während des Zeitraumes der Studie keine Medikamente ein. Ebenso litt keiner der Freiwilligen unter einer chronischen Darmerkrankung oder einer Erkrankung des endokrinen Systems, noch sind Essenstörungen, Tumorerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen bekannt gewesen. Alle Teilnehmer wurden vor Beginn der Studie medizinisch auf Tauglichkeit untersucht. Während des Versuchzeitraumes mußte auf einen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus sowie eine regelmäßige Esseneinnahme geachtet werden. Ebenso war eine Voraussetzung, daß die Probanden an keiner anderen Studie während dieses Zeitraumes teilnahmen noch Blut spendeten. Die Versuchspersonen wurden dazu angehalten mindestens zwölf Stunden vor Versuchsbeginn die letzte Mahlzeit einzunehmen. Vor Versuchsbeginn wurden die Probanden sowohl mündlich als auch schriftlich über die Studie informiert und sie legten anschließend ihr Einverständnis schriftlich nieder. Die Experimente wurden vorher von der Ethikkommission bewilligt. 2.2 Versuchsdurchführung Die Studie besteht aus einem Haupt- und einem Zusatzexperiment. Die Versuche entsprachen den allgemeinen Kriterien einer Doppelblind-Cross-over-Studie. Die Hauptversuchsreihe erstreckte sich über drei Tage, bei den Zusatzversuchen nahmen die Probanden an zwei Sitzungen teil. Der Mindestabstand zwischen den Versuchstagen betrug 7 Tage. An den Versuchstagen befanden sich die Freiwilligen in einem klimatisierten 20 hellen Raum, in liegender Position, auf einer Untersuchungsliege. Die Probanden durften lesen und Musik hören. Das Bett durfte nicht verlassen werden und die Versuchspersonen wurden instruiert sich ruhig zu verhalten. Die Sitzungen des Hauptversuches begannen immer um 10.00 Uhr vormittags und endeten um 16.30 Uhr am Nachmittag. Der Versuch startete mit dem Legen einer Venenverweilkanüle (Venflon® R2; 16G, 1.0 mm; Viggo AB) in eine Kubitalvene, über die während des Versuchszeitraumes Blut abgenommen wurde. Um ein Verstopfen der Braunüle zu verhindern, wurde diese während des Versuchszeitraums mit 1000 ml 0,9%iger NaCl-Lösung durchgespült. Um die Protein- bzw. Aminosäurenlösungen nasogastral infundieren zu können, wurde den Versuchspersonen über die Nase eine Magensonde (Magensonde mit Mandrain, Länge 100 cm, Charrière 14, Dahlhausen) gelegt. Die Nasenschleimhaut wurde dabei vorher mit Xylocain Gel 2% anästhesiert. In der Zeitspanne von 12.30 bis 13.00 Uhr erfolgte die gleichmäßige Zufuhr von 1000 Milliliter Flüssigkeit aus einem Beutel zur enteralen Ernährung (Flocare-Top) über die Magensonde. Verabreicht wurden entweder 50 g Caseinpulver (Casein Sodium Salt From Bovine Milk; Sigma) bzw. 50 g Casein-Aminosäurepulver (Casein Acid Hydrolysate, Amicase From Bovine Milk; Sigma) gelöst in 1000 ml Kochsalzlösung oder 1000 ml Kochsalzlösung alleine. Die Versuchsbedingungen waren über alle Probanden ausbalanciert. Um 13.00 Uhr wurde die Magensonde gezogen. Bei dem Zusatzversuch wurde den Probanden zu Beginn jeder Sitzung eine Magensonde und zwei Venenverweilkanülen gelegt. Über die Kanülen wurde zwischen 12.00 und 13.15 Uhr alle 15 Minuten Blut abgenommen. Nach der zweiten Blutentnahme um 12.30 Uhr wurde die Infusion der Aminosäurelösung gestartet. Über die Magensonde erhielten die Probanden in einem Zeitraum von 30 Minuten die in einem Liter physiologischer Kochsalzlösung aufgelösten 50 Gramm Aminosäurehydrolysat 21 (Aminoplasmal 5% usw.). Zeitgleich wurden 200 ml Kochsalzlösung intravenös zugeführt Bei der intravenösen Gabe wurden über 45 Minuten 10 Gramm Aminosäurehydrolysat, aufgelöst in 200 ml physiologischer Kochsalzlösung, verabreicht. Während dieses Zeitraumes erhielten die Teilnehmer außerdem entsprechend 1000 ml Kochsalzlösung über die Magensonde. Die unterschiedliche Dauer als auch die verschiedenen Mengen der verabreichten Substanzen bei der parenteralen und enteralen Gabe basieren auf Erkenntnissen aus vorausgegangenen Untersuchungen. Es sollte sichergestellt werden, daß der Anstieg der Aminosäurekonzentrationen innerhalb der ersten 30 Minuten bei beiden Bedingungen vergleichbar ist. Um dies überprüfen zu können, wurde nach Beginn der Infusion über einen Zeitraum von 45 Minuten L-Tryptophan viertelstündlich im Serum gemessen. 2.3 Verwendete Substanzen a) Casein (Sodium Salt From Bovine Milk; Sigma). Casein ist ein Phosphoproteingemisch (Proteid) bestehend aus 18 verschiedenen Aminosäuren. Eine Aufschlüsselung der Aminosäurenverteilung ist in Tabelle 1 dargestellt. Casein ist der Hauptproteinbestandteil der Milch. Elektrophoretisch kann das Casein in alpha-, beta-, gamma- und kappa-Casein getrennt werden. Enzymatisch wird Casein durch Trypsin und Pepsin gespalten, wodurch verschiedene Phosophopeptide entstehen, die unter anderem in reifendem Käse gefunden werden. b) Casein Hydrolysat (Casein Acid Hydrolysate, Amicase From Bovine Milk,Sigma). Amicase wird durch Säurefällung aus Casein hergestellt und liegt als helles gelbes Pulver vor. Es besteht zu 18-20 % aus Peptiden und 80-82 % Aminosäuren. Amicase löst sich in Wasser und ist in Lösung stabil. Es enthält dieselbe Menge und Verteilung an Aminosäuren wie Casein. 22 c) Aminoplasmal 5% (Braun Melsungen AG, Deutschland. Aminoplasmal ist eine Aminosäurenlösung, die 20 verschiedene Aminosäuren beinhaltet. Die 500 ml Lösung ist frei von Kohlenhydraten. Eine Auflistung der Aminosäuren findet sich in Tab. 2. 2.4 Experimentelle Methoden 2.4.1 Blutentnahmen Im Hauptversuch erfolgte die erste Blutentnahme um 10.30 Uhr. Bis 11.30 Uhr wurden in einem Abstand von dreißig Minuten die Blutproben entnommen, danach in einem viertelstündlichen Rhythmus bis 15.00 Uhr und schließlich, bis zum Versuchsende um 16.30 Uhr, wieder in halbstündlichen Abständen. Beim Zusatzexperiment wurden zwischen 12.00 und 13.15 Uhr alle 15 Minuten Blut abgenommen. Zu jedem Meßzeitpunkt wurde zunächst 5 ml Blut entnommen und verworfen. Anschließend wurden nochmals 5 ml Blut in einer Injektionsspritze entnommen und sofort in einen EGTA-Vaccutainer (Fa. Amersham, Buchler Braunschweig) injiziert. Diese Röhrchen waren für die Bestimmung der Katecholamine vorgesehen. Zusätzlich wurde Blut in zwei 2,7 ml EDTA-Monovetten ®(Fa. Sarstedt, 5223 Nürnbrecht) für die Bestimmung von ACTH und des Differentialblutbildes sowie in einer 7,5 ml Granulatmonovette (Fa. Sarstedt) für die Bestimmung von Cortisol und GH entnommen.. Die Blutproben wurden für 10 min bei 4000 U/min und einer Temperatur von 4 Grad Celsius zentrifugiert (Zentrifuge Universal 16R, Hettich). Anschließend wurden das Serum bzw. Plasma in 300 und 500 µl Portionen in Eppendorfgefäße ( Sarstedt, Nürnbrecht- Rummelsdorf) abpipettiert und bei –29 Grad bzw. –80 Grad Celsius (Katecholamine) eingefroren. 23 2.4.2 Hormonbestimmung Die Blutproben eines jeden Probanden wurden im Doppelansatz in demselben Assay und anschließender Mittelwertbildung bestimmt. Es wurden dabei kommerzielle halbautomatische Assay-Kits verwendet. Es folgt eine Beschreibung der einzelnen Assays. a) ACTH Das Plasma-ACTH wurde mit der Hilfe eines immunoluminometrischen Zweischritt-Assay (LUMItest ACTH®, Fa. Brahms Berlin) bestimmt. Bei diesem Assay werden zwei antigenspezifische monoklonale Antikörper, die das ACTH (Antigen) an jeweils verschiedenen Determinanten erkennen, im Überschuß eingesetzt. Einer der beiden Antikörper ist lumineszenz-markiert (Tracer), der andere auf der Innenseite des Röhrchens fixiert (Coated-tube-Technik). Im 1. Inkubationsschritt erfolgt die Extraktion des in der Probe enthaltenden ACTH durch an der Röhrenoberfläche fixierte anti-ACTH-Antikörper. Nachdem die Röhrchen gewaschen wurden, erfolgt die Zugabe eines lumineszenzmarkierten anti-ACTH-Antikörpers. Dieser bindet an das Antigen, welches bereits mit dem Antikörper auf der Röhrchenwand reagiert hat. Nach mehrmaligem Waschen wird der an der Röhrchenwand verbliebene Traceranteil durch die Messung des Lumineszenzsignals in einem Luminometer ermittelt. Dieser ist der ACTH-Konzentration der jeweiligen Probe direkt proportional. Durch das Erstellen einer Standardkurve wird die ACTH-Konzentration ermittelt. Die Normalwerte betragen 10-60 pg/ml (2,2-13,2 pmol/l) in der Zeit von 8-10 Uhr morgens und 6-30 pg/ml (1,3-6,6 pmol/l) für die Zeit von 20-22 Uhr abends. Ein Assay, ausreichend für maximal 100 Bestimmungen, enthält mindestens 7 Standards und 2 Kontrollseren. Die Sensitivität des Assays liegt bei 0,44 pmol/L. Die Intra- und Inter- Assay- Variationskoeffizienten sind < 8,0 % bei ACTH – Konzentrationen zwischen 2,2 und 220 pmol/l. 24 b) Cortisol Das Plasma-Cortisol wurde mittels eines kompetetiven ELISA (Enzymun-Test® Cortisol, Boehringer Mannheim Immundiagnostica) bestimmt. Nichtmarkiertes Cortisol (Patientenserum) und Inkubationslösung (Cortisol-POD-Konjugat) konkurrieren um die Bindungsplätze an Cortisol- Antikörpern. Diese sind an eine feste Phase gebunden (Röhrchenwand). Nach Inkubation und Trennung der gebundenen von den freien Komponenten durch eine Waschlösung erfolgt eine Farbreaktion mit SubstratChromogenlösung (ABTS®).Dabei reagiert die Substrat-Chromogenlösung mit dem PODBestandteil des Cortisol-POD-Konjugates. Die Farbentwicklung wird im Spektralphotometer durch eine Extinktionsmessung bei einer Wellenlänge von 420 nm quantifiziert. Die Messung erfolgt dabei gegen die Substrat-Chromogen-Lösung(ABTS®). Die Extinktion ist reziprok zu der Konzentration an Cortisol im Serum. Durch die Mitbestimmung von Standardseren mit bekannter Cortisolkonzentration wird der Cortisolgehalt der Proben ermittelt. Der Intra- und Inter-Assay Variationskoeffizient beträgt < 5,0% bei Konzentrationen zwischen 50 und 822,7 nmol/l. Die Sensitivität liegt bei 27,6 nmol/l. Die Referenzbereiche liegen morgens zwischen 7-25 µg/dl bzw. 193-690 nmol/l sowie abends zwischen 2-9 µg/dl bzw. 55-248 nmol/l. Ein Assaylauf mit maximal 100 Bestimmungen beinhaltet mindestens 5 Standards im Doppelansatz. c.) GH Zur Bestimmung des GH (hGH,STH) im Serum wurde ein komepetetiver Flüssigphasen Radioimmunoassay (hGH-RIA, Fa. DPC Biermann GmbH, Bad Nauheim) verwendet. Hierbei konkurrieren das inaktive GH aus der Probe und das 125|-markierte GH um eine begrenzte Anzahl von Bindungsstellen eines spezifischen Antikörpers. Die an den Antikörper gebundenen Komponenten des Reaktionsgemisches werden durch Fällung mit 25 einer Präzipitationslösung (Gemisch aus 2. Antikörper und Polyethylenglykol, PEG) von den freien Komponenten getrennt. Anschließend erfolgt die Zentrifugation mit nachfolgendem Abgießen oder Absaugen des Überstandes. Es wird nun die Radioaktivität im Präzipitat gemessen. Aus den Meßergebnissen des Standards wird eine Eichkurve erstellt und von dieser die GH-Konzentration abgelesen. Der Intra- und Inter-Assay Variationskoeffizient beträgt unter 8,3% bei Konzentrationen zwischen 1,1 und 10,9 ng/ml. Der Normalbereich geht bis 7 ng/ml. Die Basalwerte liegen beim erwachsenen Mann bei 1,8 ±1 ,6 ng/ml und bei der Frau vor der Menopause bei 3 ± 1,6 ng/ml. Ein Assaylauf mit maximal 70 Bestimmungen beinhaltet mindestens 6 Standards im Doppelansatz. d) Adrenalin, Noradrenalin Die quantitative Analyse der Katecholamine im Plasma erfolgte mit Hilfe eines Hochleistungsflüssigkeitschromatographen mit elektrochemischem Detektor (ClinRen- Kit,Fa. Waters). Jede Probe wird dabei in eine Probenaufbereitungskartusche mit Extraktionspuffer, Stabilisator und Standardlösung gegeben. Unter Schütteln binden sich die Katecholamine an das Aluminiumoxid der Kartusche. Nach Absaugung des Plasmaüberstandes werden die an Aluminiumoxid gebundenen Katecholamine mit Waschpuffer gewaschen. Anschließend erfolgt eine Trockenzentrifugation. Nach Zugabe eines Elutionspuffers werden die Proben für 30 Minuten im Kühlschrank inkubiert und anschließend erneut zentrifugiert. 50 µl des Eluats werden in das HPLC-System injiziert und analysiert. Von der quantitativen Analytik der aufgearbeiteten Proben wird ein Eichchromatogramm erstellt, welches die Komponenten des Probengemisches enthält. Anhand der Daten des Eichlaufs, Retentionszeit, Peakhöhen bzw. Peakflächen wird die Probenauswertung vorgenommen. Das Ergebnis wird in pg/ml angegeben. Die Methode gestattet die Bestimmung von Noradrenalin, Adrenalin und Dopamin im 26 Konzentrationsbereich zwischen 10 und 1000 pg/ml Plasma. Die Wiederfindungsrate beträgt 70-90 % bezogen auf eine extern injizierte Standardlösung. Der Intra-Assay Variationskoeffizient beträgt für Noradrenalin 6,7 %, für Adrenalin 7,6 % und Dopamin 6,1 %.Der Inter-Assay Variationskoeffizient beträgt für Noradrenalin 5,3 %, für Adrenalin 1,2 % und für Dopamin 3,9 %. e) Interleukin 6 Zur Bestimmung von IL-6 wurde ein quantitativer Immunoassay (Quantikine®, Human IL-6 Immunoassay, R&D Systems GmbH, Wiesbaden) benutzt. Der Assay arbeitet nach der quantitativen Sandwich-Enzym-Immunoassay-Technik. Ein für IL-6 spezifischer monoklonaler Antikörper befindet sich auf einer Mikrotiterplatte. Die Standards sowie die Proben werden in die Löcher auf der Platte pipettiert und das vorhandene IL-6 wird durch die immobilisierten Antikörper gebunden. Es werden dann die ungebundenen Substanzen weggewaschen und ein für IL-6 spezifischer enzymgebundener polyklonaler Antikörper hinzugefügt. Nach einem erneuten Waschvorgang, bei dem die ungebundenen AntikörperEnzym-Reagentien entfernt wurden, wird eine Substratlösung hinzugefügt. Es entwickelt sich jetzt eine Farbe im Verhältnis zur Menge an IL-6. Die Farbentwicklung wird gestoppt und die Intensität gemessen. Der Intra- und Inter-Assay Variationskoeffizient beträgt unter 6,4% bei Konzentrationen zwischen 16,8 und 191 pg/ml. Ein Assaylauf mit maximal 96 Bestimmungen beinhaltet mindestens 1 Standard. f) sTNF-RII Die quantitative Bestimmung vom sTNF-Rezeptor II im Plasma erfolgte mit einem immunoenzymometrischen Assay (sTNF-RII EASIA, Biosource Europe S.A., Nivelles, Belgien). Es handelt sich dabei um einen auf Mikrotiterplatten vorliegenden 27 Enzymverstärkten sensitiven Immunoassay (Enzym Amplified Sensitivity Immunoassay). Der Assay basiert auf einem oliklonalem System in welchem eine Mischung aus monoklonalen Antikörpern (MAbs) benutzt wird, die gegen Epitope von TNF-RII gerichtet ist. Antikörperproduzierende Zellen werden durch die Myelomzellfusionsmethode unsterblich gemacht. Es wird eine Hybridzelle produziert, die spezifische homogene Antikörper sekretiert. Der Standard oder die Proben mit dem sTNF-RII reagieren mit auf der Mikrotiterplatte in Löchern umschlossenen monoklonalen Antikörpern (MAbs 1) sowie mit monoklonalen Antikörpern (MAbs 2) mit Meerrettich Peroxidase (HRP). Nach einer Inkubationsphase wird die Mikrotiterplatte gewaschen, um ungebundene enzymmarkierte Antikörper zu entfernen. Gebundende enzymmarkierte Antikörper werden durch eine chromogene Reaktion gemessen. Die Chromlösung (TMB+H2O) wird hinzugefügt und es folgt eine Inkubationsphase. Die Reaktion wird durch das Hinzufügen einer Stopplösung (H2S04) unterbrochen. Die Mikrotiterplatte wird dann an der passenden Wellenlänge abgelesen. Die Menge an Substratumsatz wird photometrisch bestimmt durch die Messung der Absorption, welche proportional zur sTNF-RII Konzentration ist. Es wird dann eine Standardkurve erstellt, von der durch Interpolation die sTNF-RII Konzentration ermittelt wird. Der Intra- und Inter-Assay Variationskoeffizient beträgt unter 8,9% bei Konzentrationen zwischen 3,25 und 18,7 ng/ml. Ein Assaylauf mit maximal 96 Bestimmungen beinhaltet mindestens 6 Standards und 2 Kontrollseren. g.) L-Tryptophan Die Konzentration von Serum L-Tryptophan wurde mit Hilfe eines Standard HighPerfomance Flüssigchromatographen (Eppendorf-Biotronik, Modell LC 3000) mit photometrischer Detektion gemessen. Die Sensitivität beträgt 2 nmol/ml. Das Messprinzip beruht auf der chromatographischen Auftrennung der Aminosäuren über einen stark sauren 28 Kationenaustauscher mit anschließender Nachsäulenderivatisierung mit Ninhydrin bei 125°C und photometrischer Detektion des Farbkomplexes bei 570 nm. Bevor die Proben analysiert werden können, muß eine Eiweißfällung durchgeführt werde. Hierzu werden 250 µL der Serumprobe mit 62,5 µL einer 10%igen Sulfosalicylsäurelösung versetzt, geschüttelt und 45 Minuten im Kühlschrank bei 4-8°C belassen. Anschließend wird das Eiweiß abzentrifugiert (13000 g/10 Minuten). Die überstehende klare Lösung wird abpipettiert und zur Analyse verwendet. Gegebenenfalls wird mit einem Probenverdünnungspuffer (Li-Acetatpuffer, pH 2,20) verdünnt. Im Gerät erfolgt anschließend die Injektion über eine 20 µL Probenschleife. Die Probe wird über den stark sauren Kationenaustauscher (Partikelgröße ca. 4 µm) getrennt, die einzelnen Aminosäuren werden dann im nachgeschalteten Reaktor mit Ninhydrin-Farbreagenz bei 125°C umgesetzt und bei 570 nm detektiert. 2.5 Statistische Auswertung Alle Werte sind dargestellt als Mittelwert ± Standardfehler. Die statistischen Tests basieren auf ANOVA für wiederholte Messungen (Faktoren: Behandlung, Zeit). Die Werte sind Baseline-korrigiert durch Subtrahieren der Mittelwerte während der 30 minütigen Baseline von den Werten nach Verabreichung der Substanzen. Der Vergleich der einzelnen Zeitpunkte wurde mit Hilfe des parametrischen Tests (Student´s t-test für Paardifferenzen) durchgeführt. Für das Zusatzexperiment wurden Mittelwertvergleiche mit Hilfe des nonparametrischen Wilcoxon-Tests durchgeführt. Zusätzlich wurden für bestimmte selektierte Zeitabschnitte Area under the Curve Analysen (AUC) durchgeführt. Ein p-Wert <0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen. Die statistische Auswertung wurde mithilfe des Statistikprogramms BMDP durchgeführt. 29 3. Ergebnisse 3.1 Messungsergebnisse im Hauptexperiment 3.1.1 Messungsergebnisse der Hormone 3.1.1.1 Messungen von Cortisol Die Abbildung 1 zeigt in graphischer Darstellung die Serumspiegel von Cortisol nach enteraler Gabe von entweder 1000 ml Casein, Casein-Hydrolysat bzw. Kochsalzlösung. Die nasogastrale Infusion von Casein und Casein-Hydrolysat löste einen substantiellen Anstieg der Serumcortisolkonzentration aus (siehe Abb. 1). Die nasogastrale Gabe von Kochsalzlösung dagegen induzierte keinen signifikanten Anstieg der Cortisolkonzentration im Serum. Die Gabe des Casein führte im Vergleich zu NaCl zu einem signifikanten Cortisolanstieg, der sich auch in der deutlich größeren AUC ausdrückt (542.95 ± 70.31 vs. 219.56 ± 39.12 µmol/l*min, p<0.002). Der Anstieg der Cortisolkonzentration war im Zeitraum zwischen 45 und 75 Minuten nach Beginn der Caseingabe am deutlichsten. Während dieses Intervalls erreichte die Cortisolkonzentration durchschnittlich 9.62 ± 1.00 µmol/l nach Gabe von Casein und 6.93 ± 0.65 µmol/l in der Kochsalz-Bedingung (p<0.07). Das Casein-Hydrolysat induzierte im Vergleich zu den anderen Bedingungen den deutlichsten Anstieg des Serumscortisols. Im Vergleich zum Placebo sind die Cortisolwerte über 90 Minuten signifikant erhöht (von t = 45 min bis t = 135 min, p<0.01 und p<0.05). Im Vergleich zum Casein ist die Cortisolsekretion über 150 Minuten (von t=75 min bis t=225 min, p<0.05 und p<0.01) signifikant erhöht. Das Konzentrationsmaximum wird nach 60 Minuten nach Beginn der Verabreichung erreicht (Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung: 13.36 ± 1.10 vs. 6.91 ± 0.70 µmol/l, p<0.001; vs. Casein: 9.68 ± 1.12 µmol/l, p<0.02). Betrachtet man den gesamten Untersuchungszeitraum, so zeigt sich, daß die AUC entsprechend der Cortisol-Antwort am 30 stärksten nach der Gabe der Aminosäurenlösung war (742.70 ± 73.48 µmol/l*min) verglichen mit dem Placebo (p<0.001) als auch mit Casein (p<0.03). 3.1.1.2 Messungen von ACTH Abb. 2 zeigt die ACTH-Verläufe während der drei Bedingungen. Wie beim Cortisol löst die nasogastrale Gabe von Casein und Casein-Hydrolysat einen Anstieg von ACTH mit einem Maximum ebenfalls 60 Minuten nach Verabreichung aus. Die Placebogabe führte zu keinem Anstieg der ACTH-Konzentration. Die Caseingabe führte nach 60 und 75 Minuten zu signifikant höheren ACTH-Konzentrationen als nach Kochsalzlösung (Casein vs. NaCl nach 60 Minuten: 26.92 ± 5.72 vs. 15.89 ± 1.55 pmol/l, p<0.05; nach 75 Minuten: 20.77 ± 3.38 vs. 14.85 ± 1.68 pmol/l, p<0.05). Wie beim Cortisol so ist auch beim ACTH die Konzentration nach Caseingabe im Zeitraum zwischen 45 und 75 Minuten nach Beginn der Verabreichung am stärksten (20.36 ± 4.13 pmol/l; 26.92 ± 5.72 pmol/l; 20.77 ± 3.38 pmol/l). Casein-Hydrolysat führte zu einer signifikant stärkeren ACTH-Ausschüttung als das Placebo und auch Casein. Das Maximum wird 60 Minuten nach Beginn der Verabeichung erreicht (Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung: 32.17 ± 5.15 vs. 15.89 ± 1.55 pmol/l, p<0.01; Casein-Hydrolysat vs. Casein: 32.17 ± 5.15 vs. 26.92 ± 5.72 pmol/l, p<0.05). Auch beim Casein-Hydrolysat ist die ACTH-Konzentration im Zeitraum zwischen 45 und 75 Minuten am höchsten (30.64 ± 4.65 pmol/l; 32.17 ± 5.15 pmol/l; 25.70 ± 3.87 pmol/l). Insgesamt ist die ACTH-Konzentration beim Casein-Hydrolysat am stärksten, im Vergleich zum Casein und zur Kochsalzlösung und kongruiert damit mit den Ergebnissen der Cortisolbestimmungen. 31 3.1.1.3 Messungen vom Growth Hormone Bei der Auswertung der Wachstumshormonkonzentrationen im Plasma ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen Aminosäurengabe und Kochsalz-Gabe. In der Abbildung 3 zeigt sich, daß es nach 135 Minuten zu einem Anstieg von Growth Hormone bei Aminosäuregabe kommt und bei den Zeitpunkten 195 und 225 Minuten die Wachstumshormonkonzentration dann signifikant höher ist als bei Gabe von NaCl (15.48 ± 3.13 vs. 3.53 ± 1.24 ng/ml, p < 0.01; 12.32 ± 2.65 vs. 2.60 ± 1.06 ng/ml, p<0.01). Die Werte waren dabei bis zu 5mal so hoch wie bei Proteinen bzw. beim Placebo. Die Proteingabe führte im Vergleich zur Kochsalzgabe zu einem leichten Anstieg, der aber nicht signifikant war. Der Zeitpunkt des Anstieges ist bei Aminosäuren und Proteinen gleich, ca. 135 Minuten nach Beginn der Gabe. 3.1.1.4 Messungen von Adrenalin Die Mittelwerte der Serumspiegel von Adrenalin zeigten bei den drei getesteten Bedingungen keine signifikanten Unterschiede. Ab dem Zeitpunkt t=165 min kommt es zu einem Anstieg bei Casein-Hydrolysat-Gabe, jedoch erreicht dieser keine Signifikanz. Auch bei Caseingabe steigt die Hormonkonzentration an, jedoch nicht so hoch wie bei Aminosäuregabe. Die Werte sind in Abbildung 4 dargestellt. 3.1.1.5 Messungen von Noradrenalin Betrachtet man die Serumspiegel für Noradrenalin bei den drei Bedingungen, so zeigt sich hier ein Anstieg bei der Gabe von Casein-Hydrolysat mit einem Maximum bei 45 Minuten (348.65 ± 33.35 pg/ml) nach Gabe der Substanz. Signifikanz wird im Vergleich zu Casein nur nach 30 Minuten erreicht (Casein-Hydrolysat vs.Casein 289.22 ± 29.61 vs. 243.72 ± 20.16 pg/ml, p<0.05) 120 Minuten nach Beginn der Aminosäurengabe ist die 32 Noradrenalinkonzentration wieder auf dem Ausgangsniveau (228.37 ± 29.27 pg/ml). Auch bei der Gabe von Casein kommt es zur Ausbildung eines Peaks nach 45 Minuten (319.56 ± 48.45 pg/ml), jedoch wird keine Signifikanz erreicht. In Abbildung 5 erfolgt die graphische Darstellung. 3.1.1.6 Messungen von Interleukin-6 Bei der Auswertung der Interleukin-6-Daten ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Substanzen. Sowohl bei Proteinen als auch bei Aminosäuren steigen 15 Minuten nach Beginn der Gabe die IL-6 Werte im Plasma an, erreichen jedoch keine statistische Signifikanz. Im weiteren Verlauf fallen und steigen die Werte unregelmäßig. Auffällig ist, daß es 195 Minuten nach Beginn zu einem Anstieg bei Gabe von Kochsalz sowie auch bei Aminosäuren kommt, jedoch nicht bei Proteinen. Doch auch hier sind die Ergebnisse nicht signifikant (p>0.2). In Abb. 6 sind die Daten graphisch dargestellt. 3.1.1.7 Messungen von TNF-RII Abb. 7 zeigt die Ergebnisse der Analyse von TNF-RII im Plasma. Es zeigt sich, daß bei 90 und 105 Minuten nach Beginn der Gabe von Casein-Hydrolysat, im Vergleich zu Kochsalz, die TNF-RII-Konzentrationen signifikant höher sind (3.02 ± 0.2 vs. 2.86 ± 0.12 ng/ml, p<0.01; 2.93 ± 0.24 vs. 2.83 ± 0.13 ng/ml, p<0.01). Erneut signifikante Unterschiede zwischen Aminosäuren und dem Placebo erreichen die Werte bei Minute 195 und 225 (3.01 ± 0.22 vs. 2.76 ± 0.11 ng/ml, p<0.01; 3.02 ± 0.23 vs. 2.52 ± 0.25 ng/ml, p<0.05). Zwischen diesen beiden Maxima sinkt der TNF-RII-Spiegel ab. Keine statistisch signifikanten Unterschiede ergeben sich beim Vergleich zwischen Casein-Hydolysat und Casein sowie zwischen Casein und dem Placebo. 33 3.1.2 Messungsergebnisse der Blutbestandteile 3.1.2.1 Messungen der Leukozyten In Abb. 8 sind die Änderungen der Leukozytenkonzentration im Blut bei den drei unterschiedlichen Bedingungen dargestellt. Es zeigt sich, daß die Gabe von CaseinHydrolysat zu einem Anstieg der Leukozytenzahl führt, welche ab der 195. Minute signifikant gegenüber Kochsalzgabe ist (6.20 ± 0.38 vs. 5.47 ± 0.33 n/nl, p<0.05; 6.53 ± 0.46 vs. 5.30 ± 0.60 n/nl, p<0.05; 7.09 ± 0.56 vs. 5.38 ± 0.61 n/nl, p<0.05). Auch bei Gabe der Proteinlösung steigen die Leukozyten im Blut an, jedoch bleiben die Werte unter den bei Aminosäuregabe und erreichen im Vergleich zur Placebogabe keine Signifikanz. Während die Leukozytenzahlen bei Aminosäuregabe stetig ansteigen, stagnieren sie bei Proteingabe nach 255 Minuten. Zwischen Casein-Hydrolysat und Casein ergeben sich keine signifikanten Unterschiede. 3.1.2.2 Messungen der Erythrozyten Hier kommt es bei allen Bedingungen zu einem Absinken der Erythrozytenkozentration unter das Ausgangsniveau. Bei den Zeitpunkten 120 und 135 min ist die Erythrozytenzahl signifikant niedriger bei Caseingabe als bei der Placebobedingung (4.46 ± 0.12 vs. 4.54 ± 0.13 n/pl, p<0.05; 4.33 ± 0.15 vs. 4.55 ± 0.11 n/pl, p<0.05). Dauerhaft signifikante Unterschiede im paarweisen Vergleich der drei Bedingungen ergeben sich nicht. Eine graphische Darstellung findet sich in Abbildung 9. 3.1.2.3 Messungen der Thrombozyten Die Mittelwerte der Anzahl der Thrombozyten im Plasma sind in Abb. 10 dargestellt. Während die Werte bei Aminosäuren- und Kochsalzgabe relativ großen Schwankungen unterliegen, bleiben die Thrombozytenzahlen bei Proteingabe relativ konstant. Die Anzahl der Blutplättchen ist unter Aminosäurebedingungen geringer als unter Proteingabe, wobei 34 dies bei 60 Minuten (213.11 ± 12.7 vs. 217.93 ± 11.26 n/nl, p<0.01), 135 Minuten (197.26 ± 11.96 vs. 210.58 ± 11.03 n/nl, p<0.01), 150 Minuten (197.64 ± 11.85 vs. 210.70 ± 11.73 n/nl, p<0.05) und 165 Minuten (199.46 ± 11.97 vs. 213.35 ± 11.41 n/nl, p<0.05) signifikant ist. Keine Signifikanzen erreichen die paarweisen Vergleiche zwischen Casein und Placebo sowie Casein-Hydrolysat und Placebo. 3.1.2.4 Messungen der neutrophilen Granulozyten Abb. 11 zeigt die Veränderungen in der Anzahl der neutrophilen Granulozyten, welche in der Aminosäuren- und Proteingruppe einen Anstieg zeigen, während bei Kochsalzgabe die Zahl konstant bleibt. In der Aminosäuregruppe liegen die Werte höher als in der Proteingruppe, jedoch ohne daß dieser Unterschied signifikant ist. Bei 105 Minuten (3.54 ± 0.25 vs. 3.10 ± 0.40 n/nl, p<0.05), 150 Minuten (3.90 ± 0.34 vs. 3.01 ± 0.38 n/nl, p<0.05), 165 Minuten (3.94 ± 0.34 vs. 3.25 ± 0.27 n/nl, p<0.05), 195 Minuten (4.06 ± 0.31 vs. 3.20 ± 0.28 n/nl, p<0.01) und 225 min (4.24 ± 0.40 vs. 3.16 ± 0.42 n/nl, p<0.05) ist die Zahl der neutrophilen Granulozyten bei Einnahme der Aminosäurelösung signifikant höher als bei Einnahme der Kochsalzlösung. Auch bei Einnahme der Proteinlösung ist im Vergleich zur Kochsalzeinnahme eine Zunahme der Werte zu beobachten, diese erreichen aber nur 195 Minuten nach Einnahme statistische Signifikanz (3.85 ± 0.34 vs. 3.20 ± 0.28 n/nl, p<0.05). Zum Ende der Messungen zeigen sich sowohl bei Aminosäure als auch bei Proteingabe eine Stagnation bzw. Rückgang. 3.1.2.5 Messungen der Monozyten Bei den Messungen der Anzahl der Monozyten im peripheren Blutbild werden signifikante Unterschiede zwischen den Aminosäure bzw. Proteingruppen und der Kochsalzgruppe sichtbar. Besonders bei Aminosäuregabe zeigt sich ein zweigipfliger Verlauf mit einem ersten Maximum noch während der Einnahme, wobei jedoch keine statistische Signifikanz 35 erreicht wird. Bereits 45 Minuten nach Einnahmebeginn sind die Werte unter die Baseline abgesunken. Nach 105 Minuten beginnt dann der zweite Anstieg, welcher bis zum Ende der Messungen anhält. 150 Minuten nach Einnahme bis zum Messende sind die Monozytenzahlen im Vergleich zur Placebo-Bedingung signifikant höher: 150 Minuten(0.36 ± 0.024 vs. 0.28 ± 0.032 n/nl, p<0.05), 165 Minuten (0.37±0.032 vs. 0.32±0.021 n/nl, p<0.05), 195 Minuten (0.40±0.025 vs. 0.33±0.028 n/nl, p<0.01), 225 Minuten (0.40±0.027 vs. 0.31±0.039 n/nl, p<0.01) und 255 Minuten (0.46±0.048 vs. 0.29±0.037 n/nl, p<0.01). Auch bei Proteingabe steigen die Monozytenzahlen an, bleiben jedoch unter denen bei Aminosäuregabe und stagnieren bzw. sind zum Ende der Messungen bereits wieder rückläufig. 195 Minuten (0.37 ± 0.03 vs. 0.33 ± 0.03 n/nl, p<0.05), 210 Minuten (0.38 ± 0.04 vs. 0.31 ± 0.04 n/nl, p<0.05) und 255 Minuten (0.37 ± 0.04 vs. 0.29 ± 0.04 n/nl, p<0.05) nach Einnahmebeginn sind die Unterschiede zwischen der Casein und der Placebo-Bedingung statistisch signifikant. Keine signifikanten Unterschiede ergaben sich zwischen Casein und Casein-Hydrolysatgabe. Eine graphische Darstellung findet sich in Abbildung 12. 3.1.2.6 Messungen der Lymphozyten In Abb. 13 sind die Verläufe der Konzentrationen der Lymphozyten im Plasma graphisch dargestellt. Die Lymphozytenkonzentrationen sind bei Casein-Hydrolysatgabe kleiner als bei Kochsalzgabe, wobei diese Unterschiede bei 135 und 150 Minuten nach Einnahme signifikant sind (1.24 ± 0.09 vs. 1.54 ± 0.07 n/nl, p<0.01; 1.34 ± 0.12 vs. 1.43 ± 0.14 n/nl, p<0.05). Ebenso verhält es sich bei Casein und dem Placebo, jedoch ohne Signifikanz. Die Lymphozytenkonzentrationen steigen bei allen drei Bedingungen zum Ende der Messung an, jedoch ohne statistische Signifikanz zu erreichen. 36 3.1.2.7 Messungen der eosinophilen und basophilen Granulozyten Bei der Konzentration der Eosinophilen im Plasma zeigen sich bei den drei Bedingungen relativ gleichmäßige Verläufe, wobei jedoch bei Proteingabe die Werte unter denen bei NaCl und Aminosäuregabe liegen. Bei den Basophilen ergeben sich ebenfalls keine eindeutigen Unterschiede zwischen den drei Substanzen. In allen drei Gruppen sind lediglich regellose Konzentrationsschwankungen ohne dauerhafte signifikante Unterschiede zu beobachten. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen 14 und 15 dargestellt. 3.2 Messungsergebnisse im Zusatzexperiment 3.2.1 Messungen der Cortisolkonzentrationen Im Zusatzexperiment wurde der Anstieg von Serumcortisol nach intravenöser und nasogastraler Gabe einer Aminosäurelösung verglichen. Die nasogastrale Gabe induzierte einen deutlichen Anstieg der Cortisolkonzentration im Plasma, vergleichbar mit dem Anstieg der Cortisolkonzentration nach nasogastraler Gabe des Aminosäurehydrolysats im Hauptexperiment. Die AUC für den Zeitraum 0-60 Minuten nach der Infusion von Aminosäuren erreichte durchschnittlich 502.44 ± 40.56 µmol/l*min im Zusatzexperiment. Im Hauptexperiment erreichte die AUC, zum Vergleich, 514.81 ± 43.04 µmol/l*min nach Infusion von Caseinhydrolysat (p>0,77, Man-Whitney-U-Test). Bei der intravenösen Gabe der Aminosäuren gab es keinen signifikanten Anstieg der Cortisolkonzentration während der ersten 60 Minuten nach Beginn der Infusion. Der Anstieg der Cortisolkonzentration nach der nasogastralen Gabe von Aminosäuren überstieg deutlich den Anstieg nach intravenöser Gabe, welches durch den Vergleich der AUC im Zeitraum 0-60 Minuten nach Gabe verdeutlicht wird ( nasogastral versus intravenös: 502.44 ± 40.56 vs. 297.32 ± 30.35 µmol/l*min, p<0.04) sowie durch die 37 Cortisolkonzentrationen nach 15 Minuten (10.15 ± 0.6 vs. 7.3 ± 0.21 µmol/l, p<0.04), 30 Minuten (11.15 ± 0.84 vs. 6.82 ± 0.22 µmol/l, p<0.04) und 45 Minuten 12.6 ± 1.37 vs. 7.13 ± 0.92 µmol/l, p<0.04). Die Ergebnisse sind in Abbildung 16 graphisch dargestellt. 3.2.2 Messungen der L-Tryptophan-Konzentrationen Die L-Tryptophan-Konzentrationen stiegen bei beiden Konditionen während der ersten 45 Minuten nach Beginn der Infusion an. Der Anstieg ist nahezu vergleichbar während der ersten 30 Minuten, wenn die Cortisolkonzentration während der nasogastralen Gabe schon beginnt anzusteigen. Bei 45 Minuten war die L-Tryptophan-Konzentration nach der nasogastralen Gabe höher als bei der intravenösen Verabreichung (119,28 ± 7,7 vs. 83,59 ± 3,26 µmol/l, p<0,04). Zu diesem Zeitpunkt war die Cortisolkonzentration während der nasogastralen Gabe der Aminosäuren bereits wieder am fallen. Abbildung 16 zeigt die graphische Darstellung der Ergebnisse. 38 4. Diskussion In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwiefern Proteine und Aminosäuren sich in ihrer Wirkung auf das Immunsystem, die sekretorische Aktivität der HPA-Achse und das Blutbild beim Menschen nach nasogastraler Infusion unterscheiden. Ein besonderes Interesse lag in der Frage, ob der physiologische Cortisolmittagspeak durch die Antigenwirkung von Proteinen ausgelöst wird und wie diese Reaktion vermittelt wird. Zur Klärung dieser Fragen erhielten 12 Probanden über eine Magensonde Casein, CaseinHydrolysat und Kochsalzlösung im Hauptversuch. Da auch durch den alleinigen Anblick einer Mahlzeit die Cortisolkonzentration im Blut ansteigt, wurden die Flüssigkeiten über zuvor gelegte Magensonden verabreicht (Follenius et al, 1982; Holl et al, 1984). Somit wurden visuelle, olfaktorische und gustatorische Stimuli verhindert. Im Blut wurden während des Untersuchungszeitraumes die Konzentrationsänderungen der verschiedenen Hormone sowie Blutbestandteile gemessen. In einem Zusatzexperiment wurde an 4 Probanden untersucht, ob die parenterale Gabe von Aminosäuren ebenso zu einer Cortisolausschüttung führt wie die enterale Gabe. Hierzu wurde den Probanden in einer Sitzung enteral und in einer zweiten Sitzung parenteral eine Aminosäurenlösung (Aminoplasmal©) verabreicht. Anschließend wurde die Serumcortisolkonzentration bestimmt. 4.1 Der Einfluß von Proteinen und Aminosäuren auf die Cortisol-Sekretion In zahlreichen Studien wurde bisher nachgewiesen, daß der Mahlzeiten-bedingte Anstieg von Cortisol vor allem auf Proteine zurückzuführen ist (Nuttall et al, 1979; Slag et al, 1981; Ishizuka et al, 1983; Gibson et al, 1999). Daher wurde vermutet, daß die Antigenität der Proteine über eine lokale Immunantwort im Darm zu einer systemischen Aktivierung der Cortisolsekretion führt. Hierdurch soll eine aktive Hemmung der lokalen 39 Immunantwort erfolgen und somit die Ausbildung antigenspezifischer Antworten auf Nahrungsantigene verhindert werden, welche ansonsten eine Aufnahme von Nahrungsbestandteilen mit Antigeneigenschaften verhindern würde. In der vorliegenden Studie zeigte sich nun aber, daß die Cortisolausschüttung nach nasogastraler Gabe von Casein-Hydrolysat signifikant stärker ausfiel als nach Casein, obgleich das Hydrolysat weniger antigen ist (Ratner et al, 1958; Docena et al, 1996). Diese Ergebnisse sprechen somit gegen unsere Hypothese, daß der Grad der Antigenwirkung von Proteinen die Cortisolsekretion nach Nahrungsaufnahme bestimmt. Weiterhin zeigen die Ergebnisse, daß das Volumen keinen Einfluss auf die Cortisolsekretion ausübt, da die Gabe der Kochsalzlösung ohne Wirkung auf die Cortisolausschüttung blieb. Somit spielt die Menge der aufgenommenen Nahrung und die dadurch hervorgerufene mechanischen Belastung nur eine untergeordnete Rolle im Rahmen des Mahlzeiten-induzierten Cortisolanstiegs. Die hier gemachten Beobachtungen werden durch vorhergehende Studien unterstützt. Es konnte nachgewiesen werden, daß einige Aminosäuren wie Tryptophan, Arginin und Glutamat potente Stimulatoren der HPA-Achse sind (Woolf und Lee, 1977; Ljungquist,1978; Modlinger et al, 1980). Über welche Mechanismen die Aminosäuren die Cortisolsekretion stimulieren, wurde mithilfe eines Zusatzexperimentes untersucht und wird in den folgenden Abschnitten diskutiert. Die vorliegenden Ergebnisse scheinen dies zu spezifizieren bzw. darauf hinzudeuten, daß die Höhe der Aminosäurenkonzentration im Blut postprandial ausschlaggebend für die Höhe der Cortisolsekretion ist. Es liegen einige Arbeiten vor, die diese These unterstützen und herausfanden, daß Arginine, Tryptophan, Glutamat und andere Aminosäuren sowohl bei enteraler als auch parenteraler Applikation einen signifikanten Anstieg der Konzentration von Cortisol aber auch GH, Prolactin und ACTH 40 im Plasma bewirken (Carlson und Shah, 1989; Saito und Kimura, 1992; di Luigi et al, 1999). 4.2 Der Einfluß von Proteinen und Aminosäuren auf die ACTH-Sekretion In der vorliegenden Studie wurden neben der Cortisolkonzentration auch die Konzentrationen von ACTH und weiteren Hormonen der HPA-Achse sowie der Streßreaktion gemessen. Aminosäuren bewirken, wie schon bereits beim Cortisol beschrieben, auch einen signifikanten Anstieg der ACTH-Konzentration im Plasma, während bei Proteinen der Peak niedriger ausfällt. Wie beim Cortsiol führt auch beim ACTH die Verabreichung von Kochsalzlösung zu keinem signifikanten Anstieg der Hormonkonzentration im Serum, sodaß mechanische Dilatation des Gastrointestinaltraktes als Ursache auszuschließen ist. Das Maximum der ACTH-Konzentration wird, ebenso wie beim Cortisol, nach 60 min erreicht. Diese Ergebnisse korrelieren mit Studien über die Proteinverdauung und Aminosäurenresorbtion im Darm. So zeigt sich, daß das Maximum der Aminosäurenkonzentration im Blut 60 min nach Proteinzufuhr erreicht wird und bis zu 4 Stunden anhält (Frame, 1958; Adibi und Mercer, 1973; Adibi et al, 1973; Nasset et al, 1979; Ahmed et al, 1980). Die Zeitspanne zwischen Proteineinnahme und Cortisolanstieg liegt auch in anderen Arbeiten bei 30 bis 60 min. Weiterhin ist aus vorherigen Arbeiten bekannt, daß Proteine in der Nahrung zu einer ACTH-Sekretion führen und somit die Ergebnisse der vorliegenden Studie stützen (Slag et al, 1981). Ebenso wurde in mehreren Untersuchungen nachgewiesen, daß verschiedene Aminosäuren zu einer ACTH-Sekretion führen. Bereits 1980 konnte dies von Modlinger et al bei der oralen Gabe der Aminosäure Tryptophan nachgewiesen werden (Modlinger et al, 1980). In einer weiteren Arbeit fand man heraus, daß die Verabreichung einer Aminosäurelösung zu einer erhöhten 41 hypophysären Reaktionsbereitschaft auf hypothalamische Stimulation führt (di Luigi et al, 1999). Die vorliegende Arbeit zeigt nun, daß oral verabreichte Aminosäuren und in einem geringeren Ausmaße auch Proteine zu einer ACTH-Ausschüttung führen. 4.3 Vermittlungswege der aminosäureinduzierten Cortisol und ACTH-Sekretion Die Ergebnisse dieser Studie haben gezeigt, daß Aminosäuren und Proteine 60 Minuten nach Applikation zu einem ACTH und Cortisol-Peak führen. Diese zeitliche Korrelation spricht dafür, daß die Cortisolausschüttung durch ACTH vermittelt wird. Durch die Gabe von Kochsalzlösung, welche zu keiner signifikanten Cortisol und ACTH-Ausschüttung führte, konnte eine rein durch Dehnung des Magens via parasympathischer Nerven hervorgerufene Aktivierung der HPA-Achse ausgeschlossen werden. Ebenso wurde eine Stimulierung der Hypophyse bzw. der Nebennierenrinde durch olfaktorische und gustatorische Reize, durch Applikation der Substanzen über eine Magensonde, vermieden, sodaß die Hormonausschüttung alleine die Folge der Wirkung der Aminosäuren und Proteine ist. Es gibt mehrere denkbare Möglichkeiten wie die aminosäureinduzierte Cortisolsekretion vermittelt wird. Wie oben beschrieben, sprechen die Ergebnisse dieser Studie dafür, daß die durch Aminosäuren hervorgerufene Cortisolsekretion durch ACTH vermittelt wird. Wie aus früheren Arbeiten bekannt ist, findet man in den enterochromaffinen Zellen des Gastrointestinaltraktes neben anderen Hormonen auch ACTH (Larsson, 1979; Sanchez-Franco et al, 1981). Sie könnten, neben dem hypophysären ACTH, zur Stimulation der Nebennierenrinde beitragen. In einer früheren Arbeit durch Al-Damluji et al konnte jedoch festgestellt werden, daß die postprandiale Cortisolsekretion durch hypophysäres ACTH vermittelt wird, da bei Patienten mit bekannter ACTH-Sekretionsstörung aber normal arbeitenden Nebennieren keine ACTH 42 und Cortisolausschüttung nach Aufnahme einer Standardmahlzeit erfolgte(Al-Damluji et al, 1987). Frühere Studien unterstützen die vorliegenden Ergebnisse, daß Aminosäuren zu einer hypophysären ACTH-Sekretion und in Folge davon zu einer Cortisol-Ausschüttung führen. Es konnte gezeigt werden, daß die orale Einnahme der Aminosäuren Tryptophan, Tyrosin und Glutamat zu einer signifikanten Erhöhung von ACTH und Cortisol im Serum führen (Modlinger et al, 1980; Ishizuka et al, 1983; Carlson und Shah, 1989). Die Wirkung der alimentären Aminosäuren kann über Rezeptoren am Hypothalamus oder an der Hypophyse erfolgen. Eine weitere Möglichkeit ist die direkte Wirkung als Neurotransmitter. Eine lokale Verabreichung von Glutamat auf den hypothalamischen Nucleus paraventricularis führt zu einer CRH-Ausschüttung und zu einem Anstieg von ACTH (Feldmann und Saphier, 1997). Al-Damluji et al. wies nach, daß zentrale hypothalamische Alpha1-Adrenozeptoren an der postprandialen hypophysären ACTHSekretion maßgeblich beteiligt sind (Al-Damluji et al, 1987). Außerdem stellten Dodt et al fest, daß zentrale cholinerge Neurone stimulierend auf die aktivierte HPA-Achse wirken (Dodt et al, 1994). Daneben zeigen Ergebnisse aus früheren Arbeiten eine ACTHunabhängige Cortisol-Sekretion, speziell beim Mittagspeak (Fehm et al, 1983; Fehm et al, 1984). Weiterhin konnte nachgewiesen werden, daß die alleinige Präsentation von Essen zu einem Cortisolanstieg im Blut führt (Follenius et al, 1982; Holl et al, 1984). Zusammenfassend muß daher davon ausgegangen werden, daß die Cortisolsekretion, als Folge der Stimulation der HPA-Achse, durch viele verschiedene Faktoren beeinflußt wird. Diese Arbeit zeigt jedoch, daß Aminosäuren und auch Proteine in der Nahrung ein sehr potenter Stimulus für die Cortisolausschüttung sind und daß dieser Vorgang zentralnervös vermittelt wird. 43 4.4 Der Einfluß von Proteinen und Aminosäuren auf GH Die Aminosäuregabe bewirkt eine signifikante Erhöhung der GH-Konzentration im Plasma im Vergleich zur Kochsalzlösung. Auch bei Proteingabe steigt der Plasmaspiegel des Hormons an, jedoch ohne Signifikanz zu erreichen. Dies belegt, daß Aminosäuren in der Nahrung zu einer Aktivierung der Hypophyse führen. Diese Ergebnisse werden durch vorherige Arbeiten bestätigt, in denen nachgewiesen wurde, daß die orale Aufnahme von Aminosäuren alleine oder als Bestandteil einer proteinreichen Nahrung zu einer GHSekretion führt (Knopf et al, 1966; Daughaday, 1989; di Luigi et al, 1999; Chromiak und Antonio, 2002). Teilweise zeigte sich dabei ein bis zu siebenfacher Anstieg der GHKonzentration im Serum. Es scheint, daß die alleinige Applikation einer einzelnen Aminosäure zu keiner GH-Ausschüttung führt, sondern daß dieser Effekt erst durch die Kombination von mindestens 2 Aminosäuren hervorgerufen wird (Isidori et al, 1981). Ebenso bedarf es einer bestimmten Menge an Aminosäuren, um die GH-Sekretion auszulösen (Fogelholm et al, 1993; Lambert et al, 1993). Ebenso wie beim Cortisol stellt sich beim GH die Frage, wie die Aktivierung der Hypophyse durch Aminosäuren vermittelt wird. In vitro konnte festgestellt werden, daß Aminosäuren Hypophysenzellen direkt stimulieren und somit die Hormonsekretion auslösen (Ohata et al, 1997; Villalobos et al, 1997). In der vorliegenden Arbeit begann der Anstieg der GH-Konzentration erst nach 135 Minuten und erreichte das Maximum nach 195 Minuten nach Applikation der Aminosäurenlösung. Wie oben bereits erwähnt, ist das Maximum der Aminosäurenkonzentration im Blut nach Proteinaufnahme nach 60 Minuten erreicht. Im Vergleich zu den Cortisol und ACTH-Peaks in dieser Studie erfolgt die GH-Sekretion deutlich verzögert, sodaß diese Ergebnisse eher gegen eine direkte Stimulation der Hypophyse durch die Aminosäuren sprechen. Dafür sprechen auch die Resultate der Studie von Isidori et al, in der es nach oraler Einnahme von Aminosäuren zu einer GHRH und 44 GH-Sekretion kam, sodaß vermutet werden muß, daß die Hypophysenaktivierung über den Hypothalamus erfolgte (Isidori et al, 1981). Neben dem Hypothalamus konnte im Gastrointestinaltrakt als auch in verschiedenen anderen Organen GHRH-Aktivität nachgewiesen werden (Christofides et al, 1984). Zusätzlich wurde 1999 das Hormon Ghrelin entdeckt, welches ein potenter Auslöser der GH-Sekretion ist (Peino et al, 2000). Ghrelin wird vor allem im Magen, aber auch im Darm, in den Nieren und im Hypothalamus produziert. Das im GI-Trakt sezernierte Ghrelin gelangt über das Blut zum Hypothalamus und zur Hypophyse wo es an Ghrelin-Rezeptoren bindet. Es scheint jedoch, daß GHRH essentiell für die volle Wirkung von Ghrelin auf die Hypophyse ist. So konnte Takaya et al nachweisen, daß Ghrelin nur zu einer Sekretion von GH führt, jedoch nicht eine Stimulation der Synthese bewirkt wie GHRH (Takaya et al, 2000). Ob Aminosäuren eine Sekretion von Ghrelin bewirken und darüber zu einer GH-Ausschüttung führen ist bisher noch nicht untersucht. 4.5 Der Einfluß der Nahrung auf das sympathische Nervensystem und das Nebennierenmark Neben der Aktivierung der HPA-Achse sollte durch diese Studie geklärt werden, ob durch Proteine bzw. Aminosäuren eine Stimulation des sympathischen Nervensystems mit Produktion der Hormone Adrenalin und Noradrenalin erfolgt. Der Einfluß der Nahrung auf die Sympathikusaktivität wurde bereits in vorherigen Arbeiten untersucht. Es konnte hier zunächst eine durch Nahrungsaufnahme ausgelöste Sekretion von Adrenalin und Noradrenalin festgestellt werden (Mullen et al, 1981; Knoll et al, 1984). Bereits in der Arbeit von Knoll et al. wurde vermutet, daß die Zusammensetzung der Nahrung einen Einfluß auf die Dauer der Noradrenalinerhöhung hat. Sie stellten fest, daß bei der Gabe von 50%iger Glukoselösung es zu einem höheren Anstieg der Noradrenalinkonzentration 45 im Plasma kam als bei der Gabe von Fetten, Proteinen bzw. isokalorischer Lösung. Weitere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Es zeigte sich, daß eine kohlenhydratreiche Mahlzeit zu einer deutlichen Noradrenalinsekretion führt, wobei fettreiches oder proteinreiches Essen keinen Einfluß auf das Hormon zu haben scheint (Welle et al, 1981; Potter et al, 1989; Heseltine et al, 1990). Die Adrenalinsekretion scheint durch Nahrungsaufnahme nicht stimuliert zu werden (Steffens et al, 1986; Vaz et al, 1995). Diese Beobachtungen decken sich mit den Ergebnissen aus unseren Untersuchungen, in welchen für Adrenalin und Noradrenalin keine dauerhaften signifikanten Konzentrationsänderungen beobachtet wurden. Somit zeigt sich anhand dieser Ergebnisse, daß sowohl Aminosäuren als auch Proteine in der Nahrung zu keiner Aktivierung des Nebennierenmarks führen. 4.6 Änderungen der Serumkonzentrationen von IL-6 und TNF-RII nach Protein bzw. Aminosäureneinnahme Interleukin-6 ist ein Mediator für viele physiologische Vorgänge im Körper. Unter anderem ist es ein sehr sensitiver Parameter für systemische Inflammationsprozesse und kann bei Überproduktion Mitauslöser für einen chronischen Krankheitsverlauf sein. Aus in vitro und in vivo – Studien weiß man, daß IL-6 die HPA-Achse stimuliert (Lyson und McCann, 1991; Navarra et al, 1991; Harbuz et al, 1992; Mastorakos et al, 1993; SpäthSchwalbe et al, 1994). Es kommt zu einem Anstieg von ACTH und Cortisol im Serum, wobei das Interleukin sowohl am Hypothalamus, der Hypophyse als auch an der Nebennierenrinde stimulierend wirkt. Somit wird die ACTH-Freisetzung als auch die daraus folgende Cortisolsekretion durch Interleukin-6 vermittelt, wobei ACTH und IL-6 in der Nebenniere synergistisch wirken. (Salas et al, 1990). Aus den vorliegenden Studien läßt sich schließen, daß IL-6 ein Mediator im Zusammenspiel zwischen dem Immun- und 46 Inflammationssystem und der hypothalamo-hypophysär-adrenocorticalen Achse ist. Die vorliegende Studie untersuchte, ob Nahrung bzw. Nahrungsbestandteile zu einer Erhöhung von Interleukin-6 und TNF-α-Rezeptoren im Plasma führte. Die Ergebnisse in dieser Untersuchung erbrachten keine Signifikanz bezüglich der Serumkonzentrationsänderungen von Interleukin-6 bei der Gabe von Proteinen und Aminosäuren. 280 Minuten nach Applikation fällt eine Zunahme bei Gabe von Aminosäuren aber auch bei Kochsalzlösung auf. Dies spricht dafür, daß es sich hier um unspezifische Veränderungen handelt und keine Reaktion auf Aminosäuren. Aus Untersuchungen weiß man, daß IL-6 relativ früh nach einem inflammatorischen Ereignis im Serum ansteigt und nur für eine kurze Zeit erhöht bleibt, sodaß der Untersuchungszeitraum ausreichend für die Erfassung von Konzentrationsänderungen war. Die Ergebnisse korrelieren mit der Studie von Hansen et al, in welcher nach Verabreichung einer proteinreichen Mahlzeit kein signifikanter Anstieg von IL-6 im Serum beobachtet wurde (Hansen et al, 1997). Somit kann ausgeschlossen werden, daß Interleukin-6 an der Vermittlung der ACTH und Cortisol-Ausschüttung nach oraler Aminosäuren bzw. Proteinaufnahme beteiligt ist. Ähnlich wie Interleukin–6 ist auch der Tumornekrosefaktor ein Mediator der systemischen Inflammation und des Immunsystems. TNF stimuliert die Sekretion von ACTH und Cortisol, sowohl durch direkte Wirkung auf die Organe, als auch vermittelt durch Interleukin 1 und 6 (Darling et al, 1989). Daneben vermitteln noch zahlreiche andere Zytokine die Wirkung von TNF, wobei TNF selber die Produktionen dieser Botenstoffe stimuliert. Dagegen inhibieren Glucocorticoide die TNF-α und IL-1-Sekretion Es ergibt sich somit ein komplexes Interaktionssystem zwischen dem Immunsystem und der HPAAchse sowie den einzelnen Komponenten der Systeme untereinander mit stimulatorischen und inhibitorischen Effekten. 47 Wie bei IL-6 sollten mit der Bestimmung von TNF-RII geprüft werden, ob Proteine bzw. Aminosäuren das humorale Immunsystem bzw. eine Inflammation stimulieren und darüber zu einer Aktivierung der HPA-Achse führen. Die Gabe von Aminosäuren führte im Vergleich zum Placebo zu einer signifikanten Erhöhung von löslichen TNF-Rezeptoren im Serum, jedoch nicht im Vergleich zur Proteingabe. In einer vorhergehenden Studie zeigten sich nach Einnahme einer proteinreichen Mahlzeit keine Veränderungen in den Serumkonzentrationen von TNF-α und Interleukin-6 (Hansen et al, 1997). Der fehlende Einfluß der Proteinlösung auf die TNF-Konzentration bestätigt diese Studie, jedoch scheinen Aminosäuren in hoher Konzentration eine vermehrte Bildung von TNF-α zu bewirken, welches dann durch die TNF-Rezeptoren neutralisiert wird. Es ist zu vermuten, daß Aminosäuren zu einer Inflammation führen, die dann eine Aktivierung von TNF bewirkt. Möglicherweise erfolgt hierüber dann die Aktivierung der HPA-Achse. Gegen diese Hypothese spricht das Ausbleiben einer IL-6 Stimulation, als sehr sensitiver Marker für Inflammationsprozesse. In vorhergehenden Studien konnte nachgewiesen werden, daß TNF die IL-1 Bildung stimuliert, welches wiederum im Hypothalamus eine vermehrte Sekretion von CRH bewirkt mit anschließender Aktivierung der HPA-Achse (Dinarello et al, 1986; Berkenbosch et al, 1987). Ebenso konnte eine direkte Stimulierung der Hypophyse mit vermehrter ACTH-Sekretion durch TNF-α beobachtet werden (Darling et al, 1989). In dieser Studie zeigte sich nun, daß Aminosäuren in der Nahrung zu einer vermehrten TNFSekretion führen und darüber möglicherweise zu einer Aktivierung der HPA-Achse. 48 4.7 Blutbildveränderungen durch Nahrungsproteine bzw. Aminosäuren Um festzuhalten, inwiefern Nahrungsproteine wegen ihrer antigenen Eigenschaften die systemische Immunantwort beeinflussen, haben wir in der vorliegenden Studie Parameter des weißen Blutbildes gemessen. In einer Studie von Hansen et al verursachte eine proteinreiche Mahlzeit im Vergleich zum Fasten einen Anstieg der neutrophilen Granulozyten und der Thrombozyten, jedoch einen Abfall der Lymphozyten (Hansen et al, 1997). In den Ergebnissen der vorliegenden Studie ergab sich ein signifikanter Anstieg der Leukozyten nach Aminosäureneinnahme im Vergleich zum Placebo. Im Differentialblutbild zeigte sich dann, daß dies durch einen Anstieg der Monozyten und neutrophilen Granulozyten verursacht wird. Basophile und eosinophile Granulozyten veränderten sich nicht signifikant in ihrer Zahl. Weiterhin wurde bei den Lymphozyten und Thrombozyten ein zeitweiliger Abfall nach Aminosäurengabe beobachtet. Keine signifikanten Veränderungen ergaben sich bei den Erythrozytenzahlen. Die Ergebnisse bei den neutrophilen Granulozyten und Lymphozyten korrelieren mit denen von Hansen et al. Die Veränderungen der Zellzahlen im Blut spiegeln die Migration dieser Zellen wieder, welche durch Aminosäurenaufnahme angeregt wird. Es zeigt sich somit, daß, wie auch schon in der oben genannten Studie beobachtet, Nahrung und hier speziell Aminosäuren eine Aktivierung des zellulären Immunsystems bewirken. In der Vermittlung dieser Aktivierung spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Zu den stärksten Regulatoren der Immunantwort gehören Glucocorticoide, wobei speziell Cortisol die Zahl der neutrophilen Granulozyten durch vermehrte Freigabe aus dem Knochenmark erhöht (Cupps und Fauci, 1982). Ebenfalls Einfluß auf das zelluläre Immunsystem hat das GH. Es konnte nachgewiesen werden, daß das GH bei Tieren und in vitro zu einem lymphopoetischen Effekt führt (Murphy et al, 1993). Wie oben bereits beschrieben, kam es nach Aminosäurengabe zu einem signifikanten Anstieg der GH-Konzentration, sodaß über 49 dieses Hormon ebenfalls eine Stimulation der neutrophilen Granulozyten erfolgt und die Migration der Lymphozyten aus dem Blut mitgesteuert wird und so der Abfall der Lymphozytenzahl zu erklären ist. Andererseits scheint es sich bei den in der Studie von Murphy et al. beobachteten Effekten um langsame Prozesse zu handeln, sodaß Zweifel bestehen, daß diese für die schnelle Änderungen der Zellzahlen verantwortlich sein können. Weiteren Einfluß auf die Immunzellmigration haben Katecholamine, welche zu einer Erhöhung der Lymphozytenzahlen im Blut führen (Van Tits et al, 1990; Schedlowski et al, 1996). Wie oben bereits erwähnt, führt kohlenhydratreiche Nahrung zu einer Noradrenalinsekretion, wohingegen fett und proteinreiches Essen zu keiner Stimulation der Katecholaminsekretion führt (Welle et al, 1981; Potter et al, 1989; Heseltine et al, 1990). Unsere Untersuchungen bestätigten dies und zeigten, daß Aminosäuren und Proteine zu keiner Stimulation des Nebennierenmarks führen, sodaß daraus gefolgert werden kann, daß die Aktivierung der Immunzellmigration durch Nahrungsproteine bzw. -aminosäuren nicht durch Katecholamine vermittelt wird. 4.8 Stimulation der Cortisolsekretion durch Aminosäuren Im Hauptexperiment konnten wir nachweisen, daß Aminosäuren in der Nahrung zu einer ACTH-vermittelten Cortisolsekretion führen. Es ergibt sich nun die Frage, über welche Wege die Hypophyse bzw. der Hypothalamus durch alimentäre Aminosäuren stimuliert wird. Aus vorausgegangenen Studien ist bekannt, daß Aminosäuren wie z.B. Tryptophan potente Stimulatoren der HPA-Achse sind (Woolf und Lee, 1977; Ljungquist, 1978; Modlinger et al, 1980; Wurtmann et al, 1980). Ungeklärt blieb, ab welchem Zeitpunkt der Resorption der Aminosäuren aus dem Darm die Triggerung der Aminosäuren-induzierten Cortisol-Antwort erfolgt. So besteht die Möglichkeit, daß bereits vor Erreichen des 50 portalen Blutsystems über unterschiedliche Mechanismen die Aktivierung der HPA-Achse erfolgt oder erst durch direkte Wirkung der Aminosäuren auf den Hypothalamus bzw. die Hypophyse. Das in dieser Studie durchgeführte Zusatzexperiment erbrachte, daß nur enteral verabreichte Aminosäuren zu einer Cortisolsekretion führen, es allerdings bei parenteraler Zufuhr zu keiner vermehrten Cortisolsekretion kommt. Daraus lässt sich schließen, daß der stimulierende Effekt der oral aufgenommenen Aminosäuren auf die Cortisol-Sekretion durch ein Signal getriggert wird, welches in der gastrointestinalen Mukosa bzw. im prähepatischen Blutstrom oder in der Leber generiert wird. Durch die Messung der L-Tryptophan-Konzentration im Serum nach parenteraler und oraler Applikation zum Zeitpunkt der größten Cortisolkonzentrationen wurde gezeigt, daß die Aminosäurenkonzentrationen bei beiden Bedingungen identisch sind. Da Tryptophan ein potenter Stimulator der HPA-Achse ist, zeigen die Ergebnisse, daß nur oral verabreichtes Tryptophan zu einer Cortisol-Sekretion führt. Bestätigt werden diese Resultate durch vorausgegangene Studien, die ebenfalls zeigten, daß L-Tryptophan die HPA-Sekretion nur dann stimuliert, wenn es oral verabreicht wird, jedoch nicht bei parenteraler Gabe (Modlinger et al, 1980; Wurtmann et al, 1980; Winokur et al, 1986). Die beiden Experimente zeigen, daß die ACTH-vermittelte Cortisolsekretion auf aminosäurereiche Nahrung von der Aktivierung in der Darmmukosa bzw. im portalen Blutstrom oder in der Leber abhängen könnte. Wie diese Signale die HPA-Achse erreichen ist unklar. Es kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht. Es wurde in Studien lokales darmassoziiertes ACTH nachgewiesen, jedoch nicht, ob dies hormonelle Aktivität besitzt (Orwoll et al, 1978; Larsson, 1979). Al-Damluji et al wiesen außerdem nach, daß die postprandiale Cortisolsekretion nur durch Stimulation von hypophysärem ACTH erfolgt, sodaß lokales darmassoziiertes ACTH als Auslöser für die Cortisolsekretion unwahrscheinlich ist (Al-Damluji et al, 1987). Daneben besteht noch die Möglichkeit, daß 51 Inkretine wie Cholezystokinin und Gastrin-releasing peptide (Bombesin) durch Nahrungsproteine und -aminosäuren freigesetzt werden und dann die HPA-Achse stimulieren (Olsen et al, 1992; Abelson und Young, 2003). Weiterhin bildet der Nervus vagus mit seinen afferenten Neuronen eine Verbindung zwischen dem Verdauungstrakt und dem ZNS. Es konnte nachgewiesen werden, daß durch Stimulation afferenter VagusNerven eine vermehrte IL-1beta Expression erfolgt und auch die HPA-Achse stimuliert wird (Hosoi et al, 2000). Das geschilderte verdeutlicht, daß es sich bei der aminosäureinduzierten Aktivierung der HPA-Achse um einen multifaktoriellen Prozeß handelt, dessen genaue Aufschlüsselung noch erfolgen muß. 52 5. Zusammenfassung Die mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe führen neben einer lokalen Inflammation der Mukosa des Gastrointestinaltraktes auch zu systemischen Immunveränderungen und einer Aktivierung der hypothalamo-hypophysären-adrenocorticalen Achse, an dessen Ende die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol steht. Ursächlich schienen die in der Nahrung enthaltenen Antigene, von denen Proteine die stärkste immunogene Wirkung besitzen, zu sein. Speziell die HPA-Achse wird durch die Nahrungsaufnahme stimuliert, wobei nachgewiesen wurde, daß insbesondere proteinreiche Nahrung zu einer Stimulation der Cortisolsekretion am Mittag führt. Aus diesen Beobachtungen ergab sich die Frage, ob die Antigenwirkung der Nahrungsproteine die postprandiale Stimulation der HPA-Achse bewirkt und weiterhin eine systemische Inflammation hervorruft. Hieraus könnten sich weitere Erkenntnisse bezüglich der Entstehung von nahrungsassoziierten Erkrankungen, wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Nahrungsmittelallergien, ergeben. In der vorliegenden Arbeit wurden in einem Hauptexperiment 12 Probanden nasogastral an drei aufeinander folgenden Terminen entweder 50 Gramm Casein bzw. Casein-Hydrolysat aufgelöst in 500 ml Kochsalzlösung oder nur 500 ml Kochsalzlösung verabreicht. Während des Untersuchungszeitraumes wurden Cortisol, ACTH, Interleukin6, GH, Adrenalin, Noradrenalin, sTNF-RII und das Differentialblutbild bestimmt. In dem Zusatzexperiment wurden 4 zusätzliche Probanden an zwei aufeinander folgenden Tagen entweder nasogastral oder intravenös 50 Gramm Aminoplasmal 5% aufgelöst in 1000 ml Kochsalzlösung bzw. 10 Gramm Aminoplasmal 5% aufgelöst in 200 ml Kochsalzlösung verabreicht und die Serumspiegel von Cortisol und L-Tryptophan gemessen. Die Ergebnisse des Hauptexperiments erbrachten, daß die Aminosäurelösung zu einer signifikant stärkeren Stimulation der ACTH- und Cortisol- Sekretion führt als die entsprechende Menge an Proteinen bzw. das Placebo. Keine signifikanten Unterschiede 53 zwischen Proteinen und Aminosäuren ergaben sich bei Interleukin-6, GH, Adrenalin, Noradrenalin und TNF-RII. Signifikante Unterschiede im Differentialblutbild ergaben sich bei Casein- bzw. Casein-Hydrolysat-Gabe lediglich bei den Thrombozyten, welche nach der Gabe von Aminosäuren abfielen. Im Vergleich zum Placebo kam es jedoch zu einem Anstieg der Leukozyten und hier speziell der neutrophilen Granulozyten und Monozyten Im Zusatzexperiment zeigte sich, daß die intravenöse Verabreichung von Aminosäuren, im Vergleich zur nasogastralen Applikation, zu keinem signifikanten Anstieg der Cortisolkonzentration im Plasma führt, bei gleichen Serum-L-TryptophanKonzentrationen. Die Ergebnisse der beiden Experimente weisen nach, daß die postprandiale Cortisolsekretion nicht durch die Antigenwirkung von Proteinen hervorgerufen wird, sondern durch die Aminosäuren in der Nahrung. Weiterhin konnte ausgeschlossen werden, daß die Magen- bzw. Darmdehnung durch das Volumen der Nahrung zu einer Cortisolsekretion führt. Das Zusatzexperiment erbrachte die Erkenntnis, daß die aminosäureinduzierte Cortisolsekretion nicht durch direkte Wirkung der Aminosäuren an dem Endorgan hervorgerufen wird, sondern über ein Signal gesteuert werden muß, welches in der intestinalen Mukosa, in dem prähepatischen Blutstrom oder in der Leber generiert wird. Nachweislich konnte gezeigt werden, daß die aminosäureinduzierte Cortisolsekretion durch ACTH vermittelt wird. Dagegen konnte keine Aktivierung des sympathischen Nervensystems und des Nebennierenmarks durch Proteine bzw. Aminosäuren festgestellt werden. Weiterhin wurde eine Aktivierung des zellulären jedoch nicht des humoralen Immunsystems nach Aminosäuregabe beobachtet. Es scheint, daß Aminosäuren zu einer Inflammation führen, welche jedoch nicht durch Interleukin-6 vermittelt wird. 54 6. Literaturverzeichnis 1. Abelson JL, Young EA: Hypothalamic-pituitary adrenal response to cholecystokinin-B receptor agonism is resistant to cortisol feedback inhibition. 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Anhang 7.1 Tabellen Tabelle 1:Aminosäurenverteilung in Casein: Milligramm/Milligramm total Alanin 55,7 Lysin 90,1 Arginin 35,7 Methionin 22,0 Aspartat 50,1 Phenylalanin 41,3 Cystein 0,2 Prolin 83,5 187,5 Serin 24,6 34,6 Glutamat Glycin 21,3 Threonin Histidin 28,4 Tryptophan Isoleucin 46,9 Tyrosin 28,8 Leucin 75,6 Valin 64,3 Tabelle 2:Aminosäurenverteilung in Aminoplasmal 0,5 5%: Milligramm/Gramm Aminoplasmal Alanin 137,0 Arginin Ornithin 25,0 92,0 Lysin 56,0 Asparagin 32,8 Methionin 38,0 Aspartat 13,0 Phenylalanin 51,0 Cystein 5,0 Prolin 89,0 Glutamat 46,0 Serin 24,0 Glycin 79,0 Threonin 41,0 Histidin 52,0 Tryptophan 18,0 Isoleucin 51,0 Tyrosin 13,0 Leucin 89,0 Valin 48,0 75 7.2.Abbildungen Abbildung 1 Mittelwerte (±SEM) der Serumspiegel von Cortisol bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung ( 500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05, aa - p<0,01), Casein vs. Kochsalzlösung (b - p<0,05, bb - p<0,01) und Casein vs. Casein-Hydrolysat (c- p<0,05, cc - p<0,01). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 76 Abbildung 2 Mittelwerte (±SEM) der Serumspiegel von ACTH bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05, aa - p<0,01), Casein vs. Kochsalzlösung (b - p<0,05, bb p<0,01) und Casein vs. Casein-Hydrolysat (c- p<0,05, cc - p<0,01). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 77 Abbildung 3 Mittelwerte (±SEM) der Serumspiegel von Growth Hormone bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat Kochsalzlösung (aa - p<0,01). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. vs. 78 Abbildung 4 Mittelwerte (±SEM) der Serumspiegel von Adrenalin bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 79 Abbildung 5 Mittelwerte (±SEM) der Serumspiegel von Noradrenalin bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein vs. Kochsalzlösung (b p<0,05) und Casein vs. Casein-Hydrolysat (c- p<0,05). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 80 Abbildung 6 Mittelwerte (±SEM) der Serumspiegel von Interleukin 6 bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert ( 0 bis 30 min ). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 81 Abbildung 7 Mittelwerte (±SEM) der Serumspiegel von TNF-Rezeptor II bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05, aa - p<0,01). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 82 Abbildung 8 Mittelwerte (±SEM) der Leukozyten bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min ). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05), Casein vs. Kochsalzlösung (b p<0,05) und Casein vs. Casein-Hydrolysat (c- p<0,05). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 83 Abbildung 9 Mittelwerte (±SEM) der Erythrozyten bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min ). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein vs. Kochsalzlösung (b - p<0,05) und Casein vs. Casein-Hydrolysat (c- p<0,05). Die Werte sind bezogen auf die Baseline 84 Abbildung 10 Mittelwerte (±SEM) der Thrombozyten bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein vs. Casein-Hydrolysat (c- p<0,05, cc-p<0,01 ). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 85 Abbildung 11 Mittelwerte (±SEM) der neutrophilen Granulozyten bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05, aa - p<0,01) und Casein vs. Kochsalzlösung (b - p<0,05). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 86 Abbildung 12 Mittelwerte (±SEM) der Monozyten bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05, aa – p<0,01 ) und Casein vs. Kochsalzlösung (b - p<0,05) . Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 87 Abbildung 13 Mittelwerte (±SEM) der Lymphozyten bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min ). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05, aa – p<0,01), Casein vs. Kochsalzlösung (b - p<0,05) und Casein-Hydrolysat vs. Casein (c - p<0,05). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 88 Abbildung 14 Mittelwerte (±SEM) der eosinophilen Granulozyten bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min ). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05) und Casein-Hydrolysat vs. Casein (c p<0,05). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 89 Abbildung 15 Mittelwerte (±SEM) der basophilen Granulozyten bei 12 Versuchspersonen vor (-30 bis 0 min) und nach nasogastraler Applikation von physiologischer Kochsalzlösung (500 ml, durchgezogene Linie), Casein (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gestrichelte Linie) und Casein-Hydrolysat (50 g in 500 ml physiologischer Kochsalzlösung, gepunktete Linie). Die Substanzen wurden über 30 min appliziert (0 bis 30 min). Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich an zwischen den Effekten von Casein-Hydrolysat vs. Kochsalzlösung (a – p<0,05). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. 90 Abbildung 16 Mittelwerte (±SEM) der Serumkonzentrationen von Cortisol bei 4 Versuchspersonen vor (30 b is 0 min) und nach nasogastraler (gestrichelte Linie) bzw. intravenöser (durchgezogene Linie) Gabe einer Aminosäurelösung (Aminoplasmal, nasogastral: 50 g Aminosäuren in 500 ml Kochsalzlösung gelöst; intravenös: 10 g Aminosäuren in 200 ml Kochsalzlösung gelöst). Die Aminosäuren wurden nasogastral über 30 Minuten (0-30 min) und intravenös über 45 Minuten verabreicht. Die P-Werte zeigen den paarweisen Vergleich 91 an zwischen den Effekten nasogastraler vs. intravenöser Gabe (*<0.05 ). Die Werte sind bezogen auf die Baseline. Serumkonzentrationen von L-Tryptophan während des Baseline-Intervalls und 15 bzw. 30 Minuten nach Gabe der Aminosäuren. (Aminoplasmal, nasogastral: 50 g Aminosäuren in 500 ml Kochsalzlösung gelöst; intravenös: 10 g Aminosäuren in 200 ml Kochsalzlösung gelöst). Die enterale Gabe wird als weiße, die parenterale Gabe als schwarze Säule dargestellt. Nichtsignifikanz wird mit n.s. abgekürzt. 92 8. Danksagung Meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. med. Kern danke ich für die Vergabe des Dissertationsthemas, die Überlassung von Arbeitsplatz und Materialen sowie für das große Interesse und die hilfreiche Beratung während der Durchführung. Herrn Christian Benedict aus der Forschergruppe Klinische Neuroendokrinologie danke ich für die Beratung und Korrektur des Manuskriptes. Frau Christiane Zinke und Frau Stefanie Baxmann aus dem Klinischen Labor der Klinik für Innere Medizin der Universität Lübeck danke ich für die Durchführung der zahlreichen Hormonbestimmungen und für die Beratung in labortechnischen Fragen. Der Firma Frank Gutjahr danke ich für die Bestimmung von L-Tryptophan. Einen besonderen Dank an meine Eltern, die mir das Medizinstudium und diese Dissertation durch Ihre Unterstützung erst ermöglichten. 93 9. Lebenslauf Berufspraxis 10/05- Assistenzarzt bei Herrn Prof. Dr. med. Flachskamp Abteilung für Kardiologie, Allgemeines Krankenhaus Harburg, Hamburg 02/03-10/05 Assistenzarzt bei Herrn Prof. Dr. med. Kaukel Abteilung für Pneumologie, Allgemeines Krankenhaus Harburg, Hamburg 10/02-02/03 Assistenzarzt bei Herrn Dr. med. Wedel Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus Winsen Winsen an der Luhe 03/01-09/02 Arzt im Praktikum bei Herrn Prof. Dr. med. Kaukel Abteilung für Pneumologie, Allgemeines Krankenhaus Harburg, Hamburg Studium 1999-2000 Praktisches Jahr 1993-1999 Studium der Humanmedizin an der Universität Lübeck Promotionsarbeit 1997-2000 Probenanalysen und zweite experimentelle Untersuchung 02/97.12/97 Erste experimentelle Untersuchung Zivildienst 09/91-12/92 Zivildienst in der Kurt-Juster-Heim-Gesellschaft, Hamburg Schulausbildung 1987-1991 Lessing-Gymnasium, Hamburg 1984-1987 Realschule Sinstorf, Hamburg 94 1981-1984 Gymnasium Sinstorf, Hamburg 1977-1981 Grundschule Marmstorf, Hamburg 06.02.1971 Geburtsdatum