02 Zelluntergang Allgemeine Pathologie für Studierende der Zahnmedizin (2007/2008) September 17, 2007 1 ___________________________________________________________________________ APOTOSE und PHAGOZYTOSE Nature 418: 139-140, 2002 Hum Pathol 32: 1029-1038, 2001 Die Rollen der Apoptose sind (1) Mitgestaltung bei der Embryonalentwicklung, (2) Einflussnahme bei der Gewebeorganisation und (3) Steuerung des Umsatzes der Zellen. Die durch Apoptose zugrundegegangenen Zellen müssen entsorgt werden. Dies geschieht durch Makrophagen. Dieser Prozess des «Zellbegräbnisses» erfolgt schnell, effizient und mit Diskretion, um das Gewebe in der unmittelbaren Umgebung des Geschehens nicht zu beeinträchtigen. Während der Apoptose kommt es zu Veränderungen in der Zellmembran durch Einlagerung von Proteinen, welche aus dem Zellinnern stammen, und durch Veränderungen des Phospholipids Phosphatidylserin in der Zellmembran selber. Was hinter diesen Mechanismen steht, ist im Detail noch nicht bekannt. Bekannt dagegen ist, dass zwischen den Makrophagen und anderen Zellen ein über das Adhäsionsmolekül CD31 (CD: Cluster of differentiation) vermittelter Kontakt stattfindet. CD31 kommt auf beiden Zelltypen vor, sodass der Kontakt zwischen dem CD31 auf der einen Zelle mit dem CD31 auf der anderen Zelle mit einem «Händedruck» verglichen werden kann (Abb.1). Bei diesem Händedruck werden Signale bidirektional übertragen. Wenn der Händedruck zwischen einem Makrophagen und einer gesunden Zellen stattfindet, wird durch eine Repulsion der gesunden Zelle vom Makrophagen vermieden, dass der Makrophage die gesunde Zelle phagozytiert. Die exakten Mechanismen dieser Repulsion sind ebenfalls noch nicht bekannt. - Ist dagegen die Zelle, welcher der Makrophage begegnet, apoptotisch zugrundegegangen, findet zwischen den beiden Zellen kein korrekter Signalaustausch über die CD31-Moleküle mehr statt, sodass der vorläufige Kontakt zwischen dem Makrophagen und der zugrundegehenden oder zugrundegegangenen Zelle bestehen bleibt und die Repulsion nicht stattfindet. Dies ermöglicht die über weitere Adhäsionsmoleküle vermittelte Phagozytose der Zelle durch den Makrophagen. 02 Zelluntergang Allgemeine Pathologie für Studierende der Zahnmedizin (2007/2008) September 17, 2007 2 ___________________________________________________________________________ Abb.1 Phagozytose der apoptotischen Zellen. Die Phagozytose der apoptotisch zugrundegegangenen Zellen erfolgt durch «Iss-mich-Signale» zwischen der aoptotischen Zelle und den Makrophagen. Grund dafür dürfte eine Störung der Übertragung der durch die CD31-Adhäsionsmoleküle vermittelten Signale zwischen der Zelle und den Makrophagen sein. Die CD31Moleküle in der Zellmembran sind in apoptotischen Zellen verändert. Apoptotische Zelle Normale Zelle «Iss-michSignale» CD31 REPULSION CD31 Makrophage Makrophage 02 Zelluntergang Allgemeine Pathologie für Studierende der Zahnmedizin (2007/2008) September 17, 2007 3 ___________________________________________________________________________ Abb.2 Der extrinsische und intrinsische Weg der Aktivierung der Apoptose Der extrinsische Weg mündet in einer Aggregation und Reifung der Caspase 8. Der intrinsische Weg stellt zwar eine Antwort auf die meisten «Todesstimuli» dar, benötigt aber ein Adapterprotein, Apaf-1. Im Zentrum des intrinsischen Weges stehen die Mitochondrien. - Die Caspase 8 gilt als Initiator-Caspase des extrinsischen Wege, die Caspase 9 als Initiator-Caspase des intrinsischen Weges. Die Apoptose wird wird durch stimulierende und hemmende Proteine kontrolliert. Zu den Proteinen, welche die Apotose ankurbeln, gehört das mitochondriale Protein Smac/DIABLO. Es bindet an das Apoptose-hemmende Protein XIAP (I: Inhibitory, A: Apoptosis, P: Proteins) und schränkt dadurch die Funktion der IAP ein. Smac/DIABLO wird in Abhängigkeit von Bax aus den Mitochondrien abgegeben und spielt eine wichtige Rolle bei der Hemmung der IAP. Die Caspase 8 kann auch durch Integrine, an welche kein Ligand gebunden ist, aktiviert werden. Die Stimulation von Integrinen kommt deshalb einem wichtigen Überlebenssignal gleich, weil dadurch ein Grund für die Aktivierung der Caspase 8 entfällt. EXTRINSISCH INTRINSISCH Rezeptoraktivierung FasR, FasL Bax Mitochondrien Cytochrom c Smac/DIABO Apoptosis inducing factor Apaf-1 (Adaptorprotein) Inhibitor-ofapoptosis protein (IAP) Caspase 9-Proenzym: Sequestrierung Aggregation von Caspase 8 (Initiator) Caspase 9 aktiv (Initiator) Caspase 9 ruhend Aktivierung von Caspase 3 (Effektor) Apoptose 02 Zelluntergang Allgemeine Pathologie für Studierende der Zahnmedizin (2007/2008) September 17, 2007 4 ___________________________________________________________________________ Abb.3 Die Regulation der Apoptose durch P53 P53 ist ein wichtiger Regulator der Apoptose (Geske F.J. et al: Hum Pathol 32: 1029-1038, 2001). Der Wirkungsmechanismus von P53 ist allerdings noch nicht bis in alle Details aufgeklärt. P53 kann die Apoptose über zwei Wege induzieren: (1) Es induziert die Expression des bax-Gens, (2) es aktiviert die Transkription des Gens für den Fas-Rezeptor. Der NFκB wirkt anti-apoptotisch: (1) Er stimuliert Proteine, welche die Apoptose hemmen. (2) Er stimuliert das Bcl2. Er hemmt das Protein 53 (P53), welches seinerseits den FasR stimuliert. EXTRINSISCH INTRINSISCH Rezeptoraktivierung FasR, FasL P53 NFκB Bax Bcl-2 Mitochondrien Inhibitor-ofapoptosis protein (IAP) Aggregation von Caspase 8 (Initiator) Caspase 9 aktiv (Initiator) Caspase 9 ruhend Aktivierung von Caspase 3 (Effektor) Apoptose Apoptosis inducing factor