8. Aminosäuren - (Proteine) Eiweiß

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8. Aminosäuren - (Proteine) Eiweiß
Proteine sind aus Aminosäuren aufgebaut. Aminosäuren bilden die Grundlage der belebten Welt.
8.1 Struktur der Aminosäuren
Aminosäuren sind organische Moleküle, die mindestens eine Carboxyl- und eine Amino-Gruppe
besitzen. Von besonderem biochemischen Interesse sind die -Aminosäuren. Zu diesem Typ gehören
alle proteinogenen Aminosäuren.
Die -Aminosäuren sind, mit Ausnahme von Glycin, chiral, d.h. sie besitzen (mindestens) ein
asymmetrisches Kohlenstoffatom. Es gibt also jeweils eine D- und L-Form (Enantiomere). Proteinogen
sind nur die L-Aminosäuren.
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Wird eine Aminosäure in Wasser gelöst, liegt sie hauptsächlich in der zwitterionischen Form (Z) vor.
+
Gibt man zu dieser Lösung Säure (H ), wird das Gleichgewicht "nach links", zur kationischen Form
verschoben. Bei Zugabe von Laugen werden die aus der Aminosäure freigesetzten Protonen durch
OH -Ionen neutralisiert und das Gleichgewicht auf die Seite der Anionen ("nach rechts") verschoben.
Bei einem bestimmten pH-Wert verhält sich die Aminosäure nach außen neutral. Diesen pH-Wert
nennt man isoelektrischen Punkt (pHIP ). Jede Aminosäure und jedes Protein hat einen isoelektrischen
Punkt!
Am isoelektrischen Punkt liegt die Aminosäure weitgehend als Zwitterion vor.
Titrationskurve von Glycin
Beim Titrationsgrad (+/-) 0,5 zeigt die Aminosäure maximale Pufferwirkung.
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8.2 Einteilung von Aminosäuren
ausgewählte Beispiele)
Aminosäuren mit unpolarem Rest
Glycin
Gly
Alanin
Ala
Valin*
Val
Aminosäuren mit polarem Rest
Serin
Ser
Threonin*
Thr
Schwefelhältige Aminosäuren
Cystein
Cys
Aromatische Aminosäuren
Phenylalanin*
Phe
Tyrosin
Tyr
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Tryptophan*
Trp
Basische Aminosäuren
Saure Aminosäuren
Asparaginsäure
Asp
Glutaminsäure
Glu
Lysin*
Lys
Nachweis von Aminosäuren
Komplex-Verbindungen werden mit vielen Metall-Ionen gebildet, besonders leicht bilden sich KupferKomplexe: Biuret-Reaktion
Der linke Kolben enthält eine
Kupfersulfat-Lösung (hellblau).
Im rechten Kolben wurde die
Aminosäure Glycin zugegeben,
es bildet sich der tiefblaue
Aminosäure-Komplex
[Cu(Gly)2 ].
Aminosäure-Nachweis mit Ninhydrin
-Aminosäuren reagieren mit Ninhydrin unter Bildung eines Farbstoffes, der blauviolett - rotbraun
gefärbt ist. Die Aminosäure wird dabei unter Decarboxylierung zu einem um ein C-Atom kleineren
Aldehyd oxidiert.
Ninhydrin-Test: Diese Farbreaktionen werden häufig zur Sichtbarmachung der Aminosäuren nach
chromatographischen oder elektrophoretischen Trennungen verwendet. Die Ninhydrin-Reaktion kann
jedoch auch zur Sichtbarmachung von Fingerabdrücken dienen. Der Hautschweiß enthält kleine
Mengen freier Aminosäuren und Proteine.
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Essentielle Aminosäuren
Aminosäuren können in der Leber durch Transaminierung aus - Ketosäuren hergestellt werden.
Dies ist nur bei 11 der 20 proteinogenen Aminosäuren der Fall. Aminosäuren, die dem Organismus in
der Nahrung zugeführt werden müssen, nennt man essentielle Aminosäuren .
Zu den essentiellen Aminosäuren gehören u. a.:
- verzweigtkettige Aminosäuren (Valin ...)
- aromatischen Aminosäuren (Phenylalanin, Tryptophan)
Es gibt einige angeborene Stoffwechselstörungen, bei denen Enzyme, die zur Synthese bestimmter
Aminosäuren benötigt werden, ausfallen. Bekanntestes Beispiel ist die Phenylketonurie. Bei dieser
Krankheit kann Phenylalanin nicht in Tyrosin umgewandelt werden.
Phenylketonurie (PKU) - "Föllingsche Erkrankung"
Tyrosin wird im menschlichen Organismus durch Hydroxylierung aus Phenylalanin synthetisiert. Die
Reaktion wird durch das Enzym Phenylalanin-Monooxygenase (Phenylalanin-Hydroxylase)
katalysiert.
Bei der Phenylketonurie fällt die Phenylalanin-Hydroxylase mehr oder weniger (vollständig) aus. Es
handelt sich hierbei um eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung (Häufigkeit: 1 : 10.000). Die
Aminosäure Tyrosin kann nicht mehr synthetisiert werden. Tyrosin ist aber zur Synthese von
Adrenalin, den Schilddrüsenhormonen und Melanin unumgänglich.
Bei PKU wird dagegen Phenylalanin zu Phenylpyruvat (Phenylbrenztraubensäure) umgewandelt
(oxidative Desaminierung. Phenylpyruvat ist jedoch neurotoxisch, es stört insbesondere das sich bei
Kleinkindern erst entwickelnde ZNS (vermutlich den Aufbau des Myelins). Daher muss die
Phenylketonurie baldmöglichst nach der Geburt (am 4. bis 6. Lebenstag) nachgewiesen werden um,
rechtzeitig eine entsprechende Diät - phenylalaninarm und tyrosinreich - geben zu können.
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Bei der Proteinbiosynthese werden Aminosäuren durch Kondensationsreaktion zwischen Carboxylund Aminogruppe verknüpft. Unter Wasserabspaltung entsteht die Peptid-Bindung.
Namensgebung: Man beginnt an dem Ende mit der freien Aminosäure und hängt dann die
Bezeichnung für die einzelnen Reste einfach aneinander
Tripeptid
z.B.: Glutathion: Glu-Cys-Gly
Es ist in fast allen Zellen in hoher Konzentration
enthalten und gehört zu den wichtigsten als
Antioxidans wirkenden Stoffen im Körper.
O
NH2
HO
O
H
N
Dipeptid
Aspartam: Asp-Phe
künstlicher Süßstoff
O
OH
Sekundärstrukturen
Die bei der Proteinbiosynthese gebildete Peptid-Kette bildet je nach Aminosäuresequenz
Sekundärstrukturen, z.B. -Helix oder -Faltblatt, aus. Die Sekundärstrukturen werden durch
Wasserstoffbrücken stabilisiert.
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-Helix
Bei einer -Helix weisen die Peptid-Bindungen in die gleiche Richtung. Zwischen zwei Amidbindungen
liegt der Tetraeder-Winkel von 109,5°.
Da um die Amidbindung keine Drehung möglich ist, wird die Kette ab der dritten Bindung in eine
helicale Struktur gezwungen. Diese wird durch Wasserstoffbrücken stabilisiert.
Diese Brücken werden zwischen dem Carbonyl-Sauerstoff-Atom einer Bindung und der H–N-Gruppe
der viertnächsten Bindung (sie sind benachbart) ausgebildet. Nach 4 Aminosäuren ist die erste
Windung geschlossen.
-Faltblatt:
Bei der Ausbildung eines -Faltblattes weisen benachbarte Peptidbindungen in die entgegen gesetzte
Richtung. Ab der dritten Bindung wird die typische Anordnung deutlich. Stabilisiert wird das -Faltblatt
erst, wenn sich eine zweite Peptidkette anlagert. Zwischen den beiden Kettenabschnitten bilden sich
Wasserstoffbrücken aus.
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Die benachbarten Ketten in einem Faltblatt können die gleiche Ausrichtung aufweisen, oder aber
entgegengesetzt laufen: Es gibt parallele und antiparallele Faltblätter.
Peptide & Proteine
Als Peptide bezeichnet man Ketten aus bis zu etwa 100 Aminosäuren, sind die Ketten länger, nennt
man die Moleküle Proteine.
Zahl der
Aminosäuren
Beispiel
2
Dipeptid
Aspartam
(Süßstoff: H-Asp-Phe-O-CH 3)
3
Tripeptid
Glutathion
(Redox-System in den Erythrozyten, Tripeptid aus Glu, Cys,
Gly)
Polypeptid
Insulin
(Hormon der Bauchspeicheldrüse, 51 Aminosäuren)
11-100
> 100
Protein
 Die Aminosäuresequenz, also die Abfolge der einzelnen Aminosäuren, wie sie genetisch
codiert ist, nennt man Primärstruktur des Proteins.
 Als Sekundärstrukturen kommen -Helix und -Faltblatt vor.
 Als Tertiärstruktur bezeichnet man die Lage der gesamten Proteinkette im Raum.
 Lagern sich mehrere Proteine zu einer großen Einheit zusammen, bilden sie eine
Quartärstruktur .
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Biogene Amine - Decarboxylierung
Als Decarboxylierung bezeichnet man eine chemische Reaktion, bei der aus einem Molekül
Kohlenstoffdioxid CO2 abgespalten wird.
Durch Enzyme (Decarboxylasen) kann eine Decarboxylierung besonders leicht bei Aminosäuren
erfolgen. Bei der Decarboxylierung von Aminosäuren entstehen primäre Amine.
Diese Substanzen besitzen oft wichtige physiologischen Funktionen. Man nennt diese Stoffklasse
"biogene Amine".
Glutaminsäure



-Aminobuttersäure (GABA), eine nichtproteinogene
Aminosäure, wirkt als Neurotransmitter im ZNS. Sie
wird unter anderem zur Behandlung von Epilepsien
eingesetzt. - Vgl. 
-Hydroxybuttersäure (GHB)
Tyrosin
Tyramin besitzt Adrenalin-artige Wirkung und wirkt
damit blutdrucksteigernd und gefäßkontrahierend.
DOPA
Dihydroxyphenylalanin
COOH
H 2N
C
H
CH2
OH
OH
Dopamin gehört zu den Catecholaminen und ist
Vorstufe von Noradrenalin und Adrenalin.
Dopamin ist das wichtigste Medikament gegen
Parkinson-Krankheit.
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Transaminierung
Bei der Transaminierung wird die Aminogruppe auf eine - Ketosäure übertragen, wobei aus der
Aminosäure eine -Ketosäure (Abbau von Aminosäuren im Körper) und aus der -Ketosäure eine
Aminosäure (Aufbau von Aminosäuren) wird.
Auf diese Weise kann der Organismus nicht essentielle Aminosäuren selbst herstellen oder abbauen.
Die Transaminierung erfolgt in der Leber.
Pyruvat
Alanin
COOH
COOH
H 2N
C
H
CH3
CH3
Oxalacetat
Aspartat
COOH
H 2N
C
H
H
C
H
COOH
GOT oder ASAT (AST)
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase
Aspartat-Aminotransferase
H
H
C
COOH
-Ketoglutarat
Glutamat
COOH
C
O
C
COOH
H2N
O
C
GPT oder ALAT (ALT)
Glutamat-Pyruvat-Transaminase
Alanin-Aminotransferase
H
CH2
COOH


-GT
Glutamyl-Transferase
C
O
CH2
CH2
CH2
COOH
COOH
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