1. Biochemieseminar – Proteine 1 Erarbeitet von Till Würdemann, Leif Wilm 1. Biochemie- Seminar – Proteine 1 Aufbau und Struktur der Proteine Aufbau - - Proteine = lange unverzweigte Ketten aus 100+ Aminosäuren (meist ca. 200 – 600) [2 – 99 Aminosäuren = Peptide, s.u.] Aminosäuren sind über Peptidbindungen verbunden (Säure-Anhydrid-Bindung; Carboxylgruppe + Aminogruppe unter Wasserabspaltung) partieller Doppelbindungscharakter schränkt Drehbarkeit ein („resonanzstabilisiert“) o AS mit freier Aminogruppe = N-terminal o As mit freier Carboxylgruppe = C-terminal O- und H- Atome können mit anderen Peptidbindungen Wasserstoffbrücken bilden (wichtig für Strukturbildung, s.u.) Stabilität - Hydrolyse von Peptidbindungen ist energetisch favorisiert aber sehr langsam; katalysiert durch mineralische Säuren (z.B. HCL 6molar) - enzymatische Spaltung durch z.B. o Trypsin (Endopeptidase) (Lys, Arg) o Chymotrypsin (Endopeptidase) (Tyr, Trp, Phe, Leu) o Thrombin (Arg) - chemische Spaltung durch z.B. o Bromid (Met) Klassifizierung von Aminosäurestrukturen - - - - Größe o o o Form o bis 10 Aminosäuren: Oligopeptid bis 100 Aminosäuren: Peptid ab 100 Aminosäuren: Protein globulär (kugelförmig) z.B. in Hämoglobin hydrophobe Seitenketten liegen innen ( Hydrophilie) o fibrillär (länglich) z.B. in Kollagenen, Keratinen meist hydrophob Löslichkeit o je höher der Anteil an hydrophoben Aminosäuren desto hydrophober die Struktur o sehr hydrophobe Proteine finden sich in der Plasmamembran o [es gibt einen Hydrophobitätsindex] Zusammensetzung man unterscheidet Peptide und Proteine bei deren Hydrolyse o nur Aminosäuren frei werden o auch Nichtproteine frei werden wie z.B. Kohlenhydrate, Lipide, Metalle -1- 1. Biochemieseminar – Proteine 1 Erarbeitet von Till Würdemann, Leif Wilm Struktur - bestimmt von nicht-kovalenten Kräften o van-der-Waals (zwischen unpolaren Molekülen; 0,4-4 kJ/mol) o Wasserstoffbrücken (abhängig vom Abstand der Pole; 12-30 kJ/mol) o Ionenbindung (20 kJ/mol) o hydrophobe Interaktionen (hydrophobe Bereiche lagern beieinander unter Wasserausschluss; < 40 kJ/mol) Primärstruktur - Abfolge der durch Peptidbindungen verknüpften Aminosäuren o Peptidbindung partieller Doppelbindungscharakter (Mesomeriezustände) - bleibt bei Denaturierung erhalten - Schlussfolgerung auf aus ihr gebildeten Strukturen (zur Zeit noch) nicht möglich - Pathologie: o Sichelzellenanämie – 1 AS auf Hämoglobin-Seitenkette vertauscht (Glu6 Val6) o Osteoarthritis – 1 AS im Kollagenprotein vertauscht Sekundärstruktur - Strukturen die sich durch Wasserstoffbrücken zw. den Aminosäuren/ Peptidbindungen bilden; Seitenketten können Einfluss haben, jedoch nie direkte Beteiligung - α- Helix o rechtsgängige Schraube (also im Uhrzeigersinn) o 3,6 Aminosäuren pro Windung; Steigung pro Aminosäure 1,5 Å; Steigung pro Windung demnach 5,4 Å; o Aminosäuren- Seitenketten weisen nach außen o Prolin ist ein „Helixbrecher“ da es kein an α-Aminosäure keine N-H-Gruppe für eine Wasserstoffbrücke enthält o amphipathische Helix mit einer hydrophoben und einer hydrophilen Seite (ASSeitenketten) können besonders gut dimerisieren *s.o. „hydrophobe Interaktionen“+ o Sonderfall: kollagene Helix gebildet aus 3 linksdrehenden Helices (also entgegen Uhrzeigersinn) jede 3. Aminosäure ist Glycin (aus sterischen Gründen); viel Prolin - β- Faltblatt o parallele (weniger stabil; AS-Abstand 3,25 Å) oder antiparallele (stabiler; AS-Abstand 3,46 Å) Anordnung von Proteinketten in einer Ebene Aminosäurereste ragen nach oben/unten aus der Ebene heraus o Wasserstoffbrücken zwischen dem Proteinketten - Schleifen (Loops/Turns) o U- förmige Abschnitte der Aminosäurenkette o verbinden α- Helices und β- Faltblätter eines Proteins - Supersekundärstruktur o auch „Motiv“; definierte Kombination von α-Helix und β-Faltblatt o sorgen für spezifische Funktionen von Proteinen z.B. DNA-Bindung („Helix-Turn-Helix“) oder Ca2+-Bindung („EF-Hand“) o scheinen besonders stabile Faltungselemente zu sein: lassen sich in vielen unverwandten Proteinen finden o nicht zu verwechseln mit Domänen! -2- 1. Biochemieseminar – Proteine 1 Erarbeitet von Till Würdemann, Leif Wilm Tertiärstruktur - räumliche Anordnung einer Aminosäurenkette und ihrer Reste - wird stabilisiert durch nicht-kovalente Wechselwirkungen der Aminosäurenreste - es bilden sich Domänen o strukturelle Domänen: zusammenhängende Bereiche eine Proteins, die sich unabhängig voneinander falten können o funktionelle Domänen: Einheiten, die für bestimmte Proteinaktionen zuständig sind Quartärstruktur - nicht-kovalente Assoziation mehrerer in Primärstruktur identischer (=Homopolymere) oder nicht-identischer (=Heteropolymere) Untereinheiten zu einer Funktionseinheit - verleiht den Proteinen besondere funktionelle Eigenschaften - Grundlage für Kooperativität von Proteinen (z.B. Myoglobin, Hämoglobin) - Allosterie: Veränderung der Raumstruktur unter Beeinflussung des aktiven Zentrums/ Bindungszentrums durch Ligandenbindung Denaturierung/ Renaturierung: - Zerstörung der räumlichen Struktur ( Funktionsverlust) - kleine Proteine können reversibel denaturiert und renaturiert werden Informationen für Ausbildung der Raumstruktur sind bereits in Primärstruktur vorhanden - irreversible Denaturierung meist durch chemische Prozesse, z.B. Desaminierung von Asparagin, Glycosylierung von Lysinseitenketten Faltung - Proteine falten zum niedrigsten Energieniveau hin; lokales Energieminimum kann hierbei Fortschritt zur Endformation verlangsamen - Phasen der Faltung 1. schnelle, reversible Ausbildung von Sekundärstrukturen 2. Bildung von Domänen 3. Anordnung der Domänen zum nativen Protein (rel. langsam); danach Ausbildung von Disulfidbrücken zur Stabilisierung - Faltungshelfer o Protein-Disulfid-Isomerase (PDI) – katalysiert Reduktion von inkorrekten Disulfidbrücken o Peptidyl/Prolyl-cis/trans-Isomerase o Chaperone – erkennen hydrophobe Regionen; binden Protein unter ATP-Verbrauch -3- 1. Biochemieseminar – Proteine 1 Erarbeitet von Till Würdemann, Leif Wilm Eigenschaften der Proteine - durch Peptidbildungen gebildetes „Rückrat“ ist bei allen Proteinen gleich spezielle Eigenschaften ergeben sich aus den Aminosäurenseitenketten - Monomer = 1 Polypeptidkette Multimer = > 1 Polypeptidketten - fibrillär o Polypeptide in langen Strängen oder Lagen o wassunlöslich da viele hydrophobe AS o stark aber flexibel o Strukturproteine globulär o in sphärischer bzw. globulärer Form o wasserlöslich (hydrophobe SK lagern nach innen, hydrophile nach außen) o Variabilität der Sekundärstrukturen funktionelle Variabilität (Enzyme, regulatorische Proteine, etc.) - Funktionen der Proteine - Aufbau nahezu sämtlicher Strukturen von Zelle und Gewebe Poren und Translokatoren der Plasmamembran bilden Enzyme und Rezeptoren geringe Pufferfunktion Titrationskurven von Aminosäuren - Aminosäuren sind Ampholyte o Aminogruppen = schwache Basen o Carbxylgruppen = schwache Säuren o pK von 10,5 pK von 4,5 bei α-Amino-Carbonsäuren liegen Aminosäure und Carboxylgruppe am selben CAtom Wechselwirkungen pK von 9-10,5 bzw. 1,7-2,4 - Henderson- Hasselbalch- Gleichung: - isoelektrischer Punkt: pH an dem die Anzahl von positiven und negativen Ladungen eines Moleküls gleich ist - WICHTIG: Titrationskurven von Alanin, Glutaminsäure, Lysin -4- 1. Biochemieseminar – Proteine 1 Erarbeitet von Till Würdemann, Leif Wilm Modifikation von Aminosäuren - kovalente Modifikation z.B. Phosphorylierung, hierbei wird auch eine Ladung eingefügt Veränderung der Eigenschaften - Reaktion zur Schiff’schen Base Reaktion von Aldehyd-oder Ketogruppe mit Aminogruppe unter Wasserabspaltung) - ADP-Ribosylierung hierbei wird ADP-Ribose von NAD+ auf eine N-H-Gruppe übertragen - Disulfidbrücken R-S-S-R - Glykosylierung N-glykosylierung: Zuckerrest wird auf einmal übertragen (z.B. an Asparagin) O-glykosylierung: Zucker werden Stück für Stück einzeln übertragen (z.B. an Serin) - Decarboxylierung von Aminosäuren es entstehen biogene Amine: o Histidin Histamin o Tryptophan Serotonin o Tyrosin Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin o Glutamat γ-Aminobuttersäure (GABA) Methoden zur Struktur- und Funktionsanalyse von Proteinen Proteinreinigung (durch Säulenchromatographie) - - - Ionenaustausch-Chromatographie o Beads enthalten positive oder negative Ladung verlangsamen Proteine mit der gegengesetzten Ladung o Wirkung ist abhängig von pH und Ladungsstärke der Protein-Lösung Affinitäts-Chromatographie o Beads sind an Moleküle gekoppelt, die mit gesuchtem Protein interagieren (z.B. Antikörper, Enzymsubstrat) und binden so das jeweilige Protein o „gefangene“ Proteine können mit Salzlösung oder pH-Veränderung wieder ausgewaschen werden Gelfiltrations-Chromatographie o Beads enthalten Poren in denen sich Proteine verfangen; große Proteine gelangen nicht in die Poren und werden zuerst ausgewaschen Proteinanalytik - SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese o negativ geladenes SDS (Natrium- Dodecylsulfat) lagert sich am Protein an; dessen Ladung ist nun proportional zur Größe o Protein wandert entsprechend seiner Größe und Ladung durch ein elektrisches Feld; Vergleich mit Eichproteinen ergibt Rückschlüsse auf das Molekulargewicht o für Aufteilung der Proteine nach ihrem isoelektrischem Punkt: Denaturierungsmittel wird zugesetzt Gel- Elektrophorese auf Polyacylamidgelstreifen mit pH-Gradient Protein wandert zum isoelektrischen Punkt -5- 1. Biochemieseminar – Proteine 1 Erarbeitet von Till Würdemann, Leif Wilm - - - Edmann- Abbau o geeignet bis ca. 40 Aminosäuren/ Zyklen (wegen Verunreinigungen) o N-terminale Aminosäure eines Proteins wird mit PITC [Phenylisothiocyanat] markiert und dieser Komplex dann chemisch abgespalten o mittels Chromatographie wird eine Darstellung des Laufverhaltens möglich und die komplexierte Aminosäure kann bestimmt werden o Peptidkette wird hierdurch schrittweise abgebaut und die enthaltenen AS bestimmt Massenspektroskopie o 2002 Nobelpreis für Fenn/Tanaka o Protein wird von Laser ionisiert und seine Fragmente durch ein el. Feld beschleunigt o im Detektor wird aus Flugzeit das Masse/Ladungs-Verhältnis konstruiert Aufschlüsse über Zusammensetzung der Probe Röntgenstrukturanalyse o bestimmt die Struktur von Proteinen im kristallinen Zustand Protein muss als Einkristall vorliegen o wird mit monochromatischer Rx- Strahlung bestrahlt (Wellenlänge < Auflösung) o auf Kamerabild erscheinen tausende Reflexe die die Ortskoordinaten der Atome bestimmen lassen o Nachteile: kristalline Proteine haben leicht andere Struktur als im gelösten Zustand einkristalline Proteinpräparate sind sehr schwer herzustellen -6-