Lymphozytentransformationstest (LTT) für Infektionserreger

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Nr. 190
Lymphozytentransformationstest (LTT) für Infektionserreger
Mit dem Lymphozytentransformationstest (LTT) werden antigenspezifische T - Lymphozyten im Blut nachgewiesen. Die
Spezifität des LTT muss durch die Auswahl von geeigneten
und Chargen - abhängig geprüften Testantigenen gesichert
sein. Für infektiologische Fragestellungen finden dafür
aufgereinigte Lysate, isolierte spezifische Bestandteile von
Infektionserregern und rekombinant hergestellte Erregerantigene Verwendung.
LTT auf Herpesviren
Besonders wichtig ist der erregerspezifische LTT bei obligat
latenten Infektionen (z.B. CMV, EBV oder anderen Herpesviren), da die Antikörpernachweise nach erfolgter Primärinfektion in der Regel lebenslang positiv sind - unabhängig
von der Aktivität der Viren. Serologisch kann meist nur im
frühen Infektionsstadium zwischen einer latenten und einer
aktiven Infektion unterschieden werden. Im Unterschied zu
den fakultativ persistierenden Infektionen (siehe unten) ist
der LTT bei den Herpesviren nach erfolgter Primärinfektion
meist lebenslang positiv. Hier gibt die Stärke der Reaktion
Auskunft darüber, ob sich das Immunsystem häufig oder
aktuell verstärkt mit dem Erreger auseinandersetzt. Daher
ist ein hoher Stimulationsindex im LTT ein Hinweis auf eine
endogene Reaktivierung oder eine persistierend aktive Infektion.
Ärztlicher Befundbericht
Tagebuch-Nr.
Patient
Eingang
Geburtsdatum
Institut für Medizinische Diagnostik
Nicolaistraße 22, 12247 Berlin (Steglitz)
Tel.: 030 770 01-220
Fax. 030 770 01-236
Ausgang
Lymphozytentransformationstest Herpesviren
Testansätze - Herpesviren
SI
Herpes-simplex I
Herpes-simplex II
Cytomegalievirus
Epstein-Barr-Virus
Varizella zoster Virus
Humanes Herpesvirus 6
9,6
5,0
4,9
27,4
7,0
4,8
4,9
Leerwert (Negativkontrolle)
Positivkontrolle (Antigen)
Mitogenkontrolle (PWM)
1654 (Normalwert < 4000 cpm)
36411 cpm
22,0
52334 cpm
31,6
Hinweise zur Untersuchungsmethode:
Die Zahlen rechts neben der Balkengrafik sind die Stimulationsindizes (SI) für das jeweilige Antigen, das den Patientenzellen
zugesetzt wird (Mittelwert von 3-fach Ansätzen). Der Stimulationsindex ist der Quotient aus der Antigeninduzierten- und der
unstimulierten Thymidineinbaurate (Leerwert in cpm, angegeben
ist der Mittelwert von 3 Paralleluntersuchungen). Ein SI > 3
bedeutet eine mehr als dreifache zelluläre Aktivierung durch das
Antigen im Vergleich zum Leerwert und beweist die Existenz von
zirkulierenden Allergen-spezifischen T-Zellen im Patientenblut
(positives Ergebnis). Ein SI < 2 gilt als sicher negativ. Ergebnisse
zwischen 2 und 3 sind als grenzwertig anzusehen (schwache bzw.
fragliche Sensibilisierung), die ggf. kontrolliert werden sollte.
Die Antigenkontrolle dient ausschließlich dem Nachweis der
Reaktionsfähigkeit der Lymphozyten. Hier wird eine Tetanus /
Influenza / Candida -Mischantigenprobe als Recall-Antigen
verwendet, bei dem eine T-zelluläre Sensibilisierung immer
vorhanden ist.
PWM ist als Mitogen Indikator für die Vitalität der Immunzellen
bei Probeneingang im Labor.
Ergebnisse von > 8 bei der Mitogenkontrolle PWM und > 3 bei der Antigenkontrolle (Tetanus/Candida/Influenza)
sichern die Auswertbarkeit der Untersuchung.
Befund:
Auf alle aufgeführten Viren der Herpesgruppe zeigen sich positive Reaktionen. Dieses ist typisch für bestehende latente Infektionen mit diesen Viren.
Auf HSV I, HSV II, EBV, Varizella-zoster-Virus und HHV-6 sind die Stimulationsindizes nur schwach bis mittelgradig ausgefallen. Dieses spricht gegen eine aktuelle Auseinandersetzung des Immunsystems mit diesen
Erregern (keine aktuelle Aktivität). Die Reaktionen auf Cytomegalievirus (CMV) ist dagegen deutlich stärker im
Vergleich zu den anderen Viren. Hier kann eine derzeitige Reaktivierungen nicht ausgeschlossen werden, falls
eine entsprechende klinische Symptomatik vorliegt.
Erregern sind die Symptome der Erkrankung meist unspezifisch. Der Labornachweis einer Infektion erfolgt mit der
Bestimmung erregerspezifischer IgG-, IgM- und zum Teil
auch IgA-Antikörper im Blut (serologische Diagnostik). Der
direkte Erregernachweis mittels mikrobiologischer Kulturverfahren oder DNA-Nachweis (z.B. Borrelien-PCR) ist selten hilfreich, da sich die genannten Erreger kaum im Blut
aufhalten. Hier ist allenfalls ein positives Ergebnis wertvoll.
Negative Resultate hingegen können eine aktive Infektion
nicht ausschließen. Die serologische Diagnostik ist ebenfalls mit Problemen behaftet. Spezifische Antikörper treten
erst 2 bis 6 Wochen oder noch später nach einer Infektion
auf.
Abhängig von der Erregerspezies und vom Infektionsstadium ist in 5-15% der Fälle mit seronegativen Verläufen zu
rechnen (v.a. bei der Borreliose und Yersiniose). Zudem
ist ein positiver serologischer Befund nicht beweisend für
ein aktuell mit einem entsprechenden Erreger assoziierten Krankheitsbild sondern häufig Folge einer (manchmal
unbemerkten) früheren Infektion. Die erregerspezifischen
Antikörper persistieren auch nach ausgeheilter Infektion,
z.B. nach einer adäquaten antibiotischen Behandlung, über
Jahre.
Mit serologischen Methoden kann eine stattgefundene Infektion mit fakultativ persistierenden Bakterien relativ sicher nachgewiesen werden. Es kann aber nicht sicher auf
den aktuellen Aktivitätsgrad der persistierenden Infektionserkrankung geschlossen werden.
Es hat sich erwiesen, dass die Lücken der serologischen
Diagnostik zum großen Teil durch zelluläre Verfahren wie
den LTT geschlossen werden können.
Ärztlicher Befundbericht
Tagebuch-Nr.
Patient
Eingang
Geburtsdatum
Ausgang
Lymphozytentransformationstest LTT Borrelien
Testansätze - Borrelienantigene
SI
Borr. sensu stricto
4,7
Borr. afzelli
10,1
Borr. garinii
3,6
Borr. OspC
7,6
Positivkontrolle (Antigen)
Mitogenkontrolle (PWM)
Leerwert (Negativkontrolle)
13,9
41,7
1536 (Normalwert < 4000 cpm)
Hinweise zur Untersuchungsmethode:
Die Zahlen rechts neben der Balkengrafik sind die Stimulationsindizes (SI) für das jeweilige Antigen, das den Patientenzellen
zugesetzt wird (Mittelwert von 3-fach Ansätzen). Der Stimulationsindex ist der Quotient aus der Antigeninduzierten- und der
unstimulierten Thymidineinbaurate (Leerwert in cpm, angegeben
ist der Mittelwert von 3 Paralleluntersuchungen). Ein SI > 3
bedeutet eine mehr als dreifache zelluläre Aktivierung durch das
Antigen im Vergleich zum Leerwert und beweist die Existenz von
zirkulierenden Allergen-spezifischen T-Zellen im Patientenblut
(positives Ergebnis). Ein SI < 2 gilt als sicher negativ. Ergebnisse
zwischen 2 und 3 sind als grenzwertig anzusehen (schwache bzw.
fragliche Sensibilisierung), die ggf. kontrolliert werden sollte.
Die Positivkontrolle dient ausschließlich dem Nachweis der
Reaktionsfähigkeit der Lymphozyten. Hier wird eine Tetanus /
Influenza / Candida -Mischantigenprobe als Recall-Antigen
verwendet, bei dem eine T-zelluläre Sensibilisierung immer
vorhanden ist.
PWM ist als Mitogen Indikator für die Vitalität der Immunzellen
bei Probeneingang im Labor.
Ergebnisse von > 8 bei der Mitogenkontrolle PWM und > 3 bei der Antigenkontrolle (Tetanus/Candida/Influenza)
sichern die Auswertbarkeit der Untersuchung.
Abb. 1 Befundbeispiel: LTT-Herpesviren
LTT auf fakultativ persistierende Bakterien
Eine weitere wichtige Indikation für den erregerspezifischen
LTT sind fakultativ persistierende Infektionen mit z.B. Chlamydien (trachomatis und pneumoniae), Yersinien, Borrelia
burgdorferi, Helicobacter oder Lamblien. Bei den genannten
Befund:
Es zeigen sich deutlich positive LTT-Reaktionen auf Borrelienantigene. Dieser Befund spricht für eine aktive
Auseinandersetzung des zellulären Immunsystems mit Borrelien und deutet somit auf eine derzeit aktive
Borrelieninfektion hin.
Besonders entscheidend für die Therapieindikation ist jedoch das gegenwärtig bestehende klinische Bild.
Wenn therapiert wird, sollte die Kontrolluntersuchung mit dem LTT frühestens 4-6 Wochen nach Therapieende
erfolgen. Nach erfolgreicher Behandlung sind die SI-Werte für Borrelienantigene deutlich rückläufig bis
unauffällig zu erwarten.
Abb. 2 Befundbeispiel: LTT-Borrelien
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IMD Labor Berlin
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Nach umfangreichen Arbeiten zur Standardisierung und Validierung können derzeit zusätzlich zur Serologie folgende
erregerspezifischen LTT-Untersuchungen angeboten werden:
Für obligat latente Infektionen:
LTT- Herpesvirus 1 (HSV 1, Herpes labialis)
LTT- Herpesvirus 2 (HSV 2, Herpes genitalis)
LTT- EBV (Epstein-Barr Virus)
LTT- CMV (Cytomegalievirus)
LTT- VZV (Varizella zoster Virus)
LTT- Herpesvirus 6 (HSV 6)
Auf diese Viren kann einzeln getestet werden oder im Profil (LTT-Herpesviren). Letzteres hat den Vorteil, dass die TZellreaktivität vergleichend betrachtet werden kann, was
den Vorteil hat, dass Auffälligkeiten bei einzelnen Viren besser erkannt werden.
Für fakultativ persistierende Infektionen:
LTT- Borrelien
LTT- Chlamydia trachomatis
LTT- Chlamydia pneumoniae
LTT- Yersinien
LTT- Giardia lamblia (Lamblien)
LTT- Helicobacter pylori
LTT- Streptokokken
LTT- Staphylokokken
LTT-Staphylokokken
Eine Sonderstellung nimmt der LTT-Candida albicans ein.
Ähnlich wie bei Herpesviren ist hier durch die physiologische Auseinandersetzung des Immunsystems mit intestinalen Candida-Antigenen eine (moderat) positive LTT-Antwort normal.
Der LTT auf Candida albicans wird einerseits durchgeführt
bei Verdacht auf einen Defekt der Candida-Immunabwehr
(dann negatives LTT-Ergebnis) oder bei Verdacht auf eine
chronisch aktive Auseinandersetzung mit Candida, die in
der Regel auf einer gesteigerten Darmpermeabilität (leaky
gut) beruht. In diesem Fall zeigt der LTT ein deutlich erhöhtes LTT-Resultat.
Wissenschaftliche Literatur
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Die meisten klinischen Studien liegen zur Anwendung des
LTT auf Borrelienantigene vor. Auf Grund der ähnlichen
Immunpathogenese können die Ergebnisse allerdings auf
andere fakultativ persistierende Bakterien übertragen
werden, da bei allen Bakterien die Anzahl erregerreaktiver T-Effektorzellen im Blut zur Aktivität der Infektion korreliert.
Dr. Volker von Baehr
Diag-Info: 190 Version: 2
Der LTT ist nur dann positiv, wenn eine erhöhte Anzahl von
erregerreaktiven Effektor-T-Lymphozyten im Blut vorhanden ist. Dieses wiederum ist nur dann der Fall, wenn eine
aktive Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem
Erreger stattfindet. Es ist bekannt, dass die Anzahl erregerspezifischer T-Zellen im Blut nach antibiotischer Therapie
deutlich zurückgeht, was an einem rückläufigen LTT-Ergebnis zumeist sehr gut erkennbar ist.
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