Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Abteilung Medizinische Physik (E040) Leiter: Prof. Dr. Wolfgang Schlegel Wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Simone Barthold-Beß Dr. Rolf Bendl Dr. Klaus Borkenstein Dr. Andreas Eisenmenger (3/02-12/03) Silvia Handlos Prof. Dr. Günther Hartmann Dr. Peter Heeg Dr. Bernd Hesse Dr. Ralf Hinderer (10/03 -) Angelika Höss Ina Kyas (1 - 10/03) Priv. Doz. Dr. Oliver Jäkel Dr. Christian Karger Dr. Sabine Levegrün (- 8/03) Dr. Andreas Lüttgau (8/02 - 5/03) Dr. Simeon Nill (1/02 -) Priv. Doz. Dr. Uwe Oelfke Dr. Mike Partridge (- 6/02) Dr. Maria Scherer (3 - 7/02) Marc Schneberger (12/02 - 3/03) Dr. Hanitra Szymanowski Christian Thieke (- 11/03) Gastwissenschaftler Mohammad Anisuzzaman Bhiyan (8 - 9/03) Dhaka, Bangladesh Valentin Artemiev (8 - 9/02) Minsk, Belarus Sarah Banu (8 - 09/03) Dhaka, Bangladesh A. N. M. Monirul Huda (8 - 9/03) Dhaka, Bangladesh Abu Sinha Khalid (8 - 9/03) Dhaka, Bangladesh Luciana Pavel (- 12/02) Cluzj, Rumänien Muhammad Masud Rana (8 - 09/03) Dhaka, Bangladesh Sylwia Pysklak (1- 2/03) Krakau, Polen Prof. Valery Vengrinovich (6/03) Minsk, Belarus Anna Wysocka (10/03 -) Krakau, Polen Doktoranden Lars Dietrich (4/02 -) Rüdiger Hofmann (- 5/03) Werner Korb (- 5/02) Gerhard Lechsel (3/03 -) Andreas Lüttgau (- 7/02) Thomas Neff (11/02 -) Irmtraud Reitz (1/03 -) Marc Schneberger (- 11/02) Christian Thieke (- 10/03) Jan Unkelbach (11/02 -) Christian Frühling (5/02 -) Robert Illés (2/03 -) Ina Kyas (11/03 -) Thorsten Liebler (-12/03) Urban Malsch (6/03 -) Simeon Nill (- 1/02) Maria Scherer (- 2/02) Christian Scholz Thomas Tücking (12/02 -) Jan Wilkens Diplomanden Michael Becker (5/02 - 8/03) Katrin Faiß (12/03 -) Oksana Filipenko (7/03 -) Christian Frühling (5/02 -) Biljana Gigic (8/03 -) Martin Högner (9/02 - 8/03) Stefanie Hürtgen (5/03 -) Martina Hub (8/02 - 12/03) Elisabeth Janisch (10/02-12/03) Ina Kyas (- 12/02) Gerhard Lechsel (2/02 - 2/03) Arne Littmann (- 4/02) Urban Malsch (- 4/03) Thomas Neff (- 11/02) Sima Qamhiyeh (3 -12/03) Petra Reiß (1 - 12/03) Christian Sanner (- 7/02) Nadine Siemer (2/02 - 2/03) Martin Tacke (12/03 -) Thomas Tücking (-12/02) Eugen Wehrwein (4/03 -) Tim Weiskat (11/02 - 6/03) H. J. Wertz (04/02 - 11/02) Wissenschaftliche Hilfskräfte Leyla Cira (10/02 - 6/03) Silvana Halbauer (9/03 -) Bettina Reck (11/03 -) Anja Tropp (4/03 -) Praktikanten Johanna Schneider (6 - 7/03) Ryan Smith (5 - 8/02) Auszubildende Cosima Helbig (9/02-) BA Studentin Christian Opitz (9/03 -) BA Student Ariane Pölking (9/03 -) BA Studentin Sven Süptitz (9/03 -) BA Student Sabine Willius (9/02 -) BA Studentin Technische Mitarbeiter Karin Beinert Gernot Echner Wilfried Müller Susanne Schmitt (- 10/02) Christoph Döttling Clemens Lang (10/02 -) Andreas Rau (- 4/02) Zivildienstleistende James Anderson (5 - 8/02) Hendrik Burgdörfer (8/02 - 5/03) Matthais Häfner (8/02 - 5/03) Sebastian Hohl (9/03 -) Thomas Oberniedermayr (9/03 -) Die Abteilung ‘Medizinische Physik’ greift neue Ansätze aus der Mathematik, den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie den dreidimensionalen bildgebenden Verfahren der Radiologie (CT, MRT, PET und SPECT) auf, um sie in schonende und effiziente lokale Therapieverfahren umzusetzen. So arbeitet die Abteilung u.a. an der Entwicklung von neuen, rechnergestützten Therapie-Planungsverfahren. Im Mittelpunkt stehen derzeit die Planungsverfahren der sog. ‘Inversen Strahlentherapieplanung’, die einen völlig neuen Ansatz vor allem bei der Behandlung von Tumoren in der Nähe strahlenempfindlicher Organe bilden. Um solche neuen Planungsverfahren einsetzen zu können, müssen ebenfalls neue Behandlungstechniken entwickelt werden. Ein weiteres Forschungs- und Entwicklungsgebiet betrifft daher die Bestrahlungstechniken selbst. So werden z.B. für die Strahlentherapie dynamisch steuerbare Blendensysteme (sog. ‘Multileafkollimatoren’) entwickelt, um durch die Überlagerung intensitätsmodulierter Strahlenfelder (IMRT) tumorkonforme Strahlendosisverteilungen erzielen zu können. Ein anderer Weg ist der Einsatz energievariabler scannender Protonen- oder Schwerionenstrahlen. Hier ist die Abteilung in Kooperationsprojekte mit physikalischen Grundlagenforschungsinstituten, die über solche Bestrahlungsmöglichkeiten verfügen, eingebunden und betreibt zusammen mit der Universitätsklinik Heidelberg und der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt die Planung und Vorbereitung einer klinischen Hadronen-Therapie-Anlage in Heidelberg, die in den Jahren 2006/2007 den klinischen Betrieb aufnehmen soll. Geometrische Ungenauigkeiten bei der Applikation einer Tumortherapie beeinträchtigen die Erfolgsaussichten einer lokalen Tumorbehandlung wesentlich. Ingenieure und Physiker der Abteilung arbeiten daher an neuen, stereotaktischen Lokalisations- und Immobilisierungsverfahren, die eine wesentlich größere Genauigkeit der Applikation von Strahlung versprechen. Ein neuer und vielversprechender Ansatz ist die Integration bildgebender Verfahren in das Bestrahlungsgerät, um die Lage und Ausdehnung von Tumoren unmittelbar vor und auch während der Behandlung bei dem in der Bestrahlungsposition gelagerten Patienten erfassen und berücksichtigen zu können. Für diese sog. “Adaptive Strahlentherapie” werden spezielle Flächendetektoren und Rekonstruktionsalgorithmen zur Berechnung dreidimensionale CTBilder eingesetzt. Die Adaptive Strahlentherapie verspricht bei all den Strahlenbehandlungsverfahren verbesserte Erfolgsaussichten, die bisher wegen der Lage- und Formvariabilität des Zielvolumens sehr mit der Konformationstherapie oder der IMRT schwierig zu behandeln waren. Neben der zeitlich adaptierten Strahlentherapie soll zukünftig auch an einer biologisch adaptierten Therapie gearbeitet werden. Die Grundlage hierfür sind die neuen Verfahren der biologischen Bildgebung wie physiologische, funktionelle und metabolische PET- und SPECT- DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 295 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Untersuchungen mit Therapie-relevanten Markern, fMRI und MRS. Eine bessere biologische Differenzierung des Tumorgewebes könnte z.B. zu einer weiteren verbesserten Anpassung der Strahlendosisverteilungen an ein Zielvolumen auch bezüglich der Variabilität der Strahlenempfindlichkeit führen, während die adäquate Berücksichtigung der heterogenen Strahlenempfindlichkeit von Risikoorganen das Potential der Verringerung von Nebenwirkungen hat. Die unterschiedlichen interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsansätze der Abteilung, die alle das gemeinsame Ziel haben, Nebenwirkungen von Tumorbehandlungen zu verringern und die therapeutische Wirkung zu steigern, werden in den folgenden Beiträge anhand einiger ausgewählter Aspekte erläutert. 296 Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Physikalische Modelle (E0401) U. Oelfke, B.-M. Hesse, M. Partridge, S. Nill, H. Szymanowski, R. Hinderer, C. Thieke, L. Pavel, C. Scholz, J. Unkelbach, J. Wilkens, L. Dietrich, T. Tücking, I. Reitz, N. Siemer, E. Janisch In Zusammenarbeit mit Prof. G. Hartmann, A. Höss, Dr. R. Bendl, DKFZ, Abt. Medizinische Physik; B. Rhein, P. Häring, DKFZ, Zentraler Strahlenschutz; PD Dr. Dr. J. Debus, PD Dr. C. Thilmann, Dr. M. Münther, DKFZ, Klinische Kooperationseinheit Strahlentherapeutische Onkologie; Dr. M. Aleksi Keller-Reichenbecher, Dr. C. Schulze, Dr. M. Lauterbach, Dr. J. Stein, Siemens (OCS) Heidelberg; Prof. S. Webb, Dr. M. Partridge, Royal Marsden Hospital, ICR, Sutton, UK; Prof. M. Karlsson, Dr. B. Zackrisson, L. Olofson, Department of Oncology, University of Umea, Schweden; Dr. M. Svatos, Dr. D. Hristov, Dr. S. Gliessmann, Siemens Oncology Care Systems (OCS), Concord, USA; Dr. A. Lomax, Paul Scherrer Institute (PSI), Villigen, Schweiz; Prof. T. Bortfeld, Prof. Dr. H. Paganetti, Massachusetts General Hospital, Dept. of Radiation Oncology, Boston, USA; Prof. M. Kröning, Dr. M. Maisel, Dr. S. Gondrom, Dr. H. Reiter, Fraunhofer Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP), Saarbrücken; Prof. A. K. Louis, Institut für Angewandte Mathematik, Universität des Saarlandes, Saarbrücken; PD Dr. K.-H. Küfer, Dr. H. Trinkaus, Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik, Kaiserslautern; Prof. V. Malka. Laboratoire Optique Apliquee (LOA), Paris, Frankreich; Dr. L. Müller, IBA Advanced Radiotherapy, Schwarzenbruck; Prof. R. Männer, PD Dr. J. Hesser, Universität Mannheim, Lehrstuhl für Informatik V. Zusatzfinanzierung: Die F&E-Arbeiten der Arbeitsgruppe werden durch Mittel der DFG, der Deutschen Krebshilfe,des Tumorzentrums Heidelberg-Mannheim sowie der Fa. Siemens (OCS) Concorde unterstützt. Ziel der Arbeiten unserer Gruppe ist die Verbesserung der Tumortherapie durch Entwicklung und Anwendung mathematisch-physikalischer Modelle. Die Arbeiten befassen sich sowohl mit grundlegenden Problemen der Wechselwirkung zwischen Strahlung und Geweben als auch mit der Entwicklung von Methoden zur klinisch relevanten Dosisapplikation und Therapieverifikation. Der Schwerpunkt liegt auf der Optimierung der Strahlentherapie, insbesondere auf den Gebieten der sogenannten intensitätsmodulierten Radiotherapie (IMRT) mit Photonen als auch neuer Therapieformen, die Ionenstrahlen zur Tumortherapie verwenden. Aufbauend auf unseren Entwicklungsarbeiten der vergangenen Jahre konnten seit 1997 mehr als 500 Patienten am DKFZ mit der Methode der IMRT und unter Verwendung des von uns entwickelten Planungssystems KonRad behandelt werden [1,2]. Dadurch war es bei diesen Patienten möglich, das zu bestrahlende Zielvolumen mit einer höheren Dosis zu behandeln und/oder empfindliche gesunde Organe bei der Bestrahlung weniger zu belasten. Das DKFZ ist damit eines der in Europa führenden Institute zur Anwendung der IMRT in der klinischen Praxis. Erstes Ziel zur Verbesserung und Erweiterung der Optimierung der konventionellen IMRT mit Photonen war die Entwicklung eines neuen Planungskonzeptes, das es dem Therapeuten ermöglicht alle klinisch sinnvollen Kompromisse zwischen Tumorkontrolle und Nebenwirkungswahrscheinlichkeiten sicher und schnell zu finden. Das Konzept dieser sogenannten multi-kriteriellen Optimierung der Strahlentherapie wurde in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Wirtschaftsmathematik und dem Massachussets General Hospital in Boston entwickelt. Die ersten Ergebnisse dieser Arbeit im Rahmen einer Dissertation [3] wurden mit dem ESTRO Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Medizin-Physik im Jahr 2003 ausgezeichnet. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Des weiteren wurde die klinische Version der PlanungsPlattform KonRad weiter verbessert. Neben der Entwicklung neuer Zielfunktionen, mit denen eine gezieltere Dosishomogenität im Tumor erreicht werden kann [4], wurden die Verwendung weiterer biologischer Parameter, wie die ‚equivalent uniform dose’ (EUD), für die inverse Planung evaluiert [5,6,7]. Ein weiteres wichtiges Projekt war die Integration eines äußerst präzisen Dosisalgorithmus in die iterative Optimierung [8]. Wie in Abb. 1 gezeigt, konnte damit insbesondere eine deutliche Verbesserung in der Bestrahlung von Lungentumoren erreicht werden [9]. Zur Beschleunigung der inversen Therapieplanung wurde zudem ein neues Verfahren entwickelt, dass auf einem statistischen Importance-Sampling des Dosiskerns beruht und damit die Optimierungszeit um ca. einen Faktor 3 reduziert ohne dabei die klinisch erforderliche Dosisgenauigkeit zu unterschreiten [10]. Im Bereich der Photonen IMRT wurden zudem Planungsstudien zur Dosisapplikation mit verschiedenen Multi-Leaf Kollimatoren (MLK) durchgeführt [11]. Des weiteren wurde in Zusammenarbeit mit der Fa. Siemens die Anbindung eines neuen Multi-Leaf Kollimators mit extrem kleiner Leafbreite an den Linearbeschleunigers des DKFZ realisiert, so dass auch hochkomplexe Zielvolumina optimal mit Dosis versorgt werden können [12]. Abb. 1: Links: 3D Dosisverteilung eines Lungentumors bei der Optimierung mit einem konventionellen Dosisberechnungsalgorithmus Die 95% Isodose umfasst nicht das gesamte Planungszielvolumen (PTV). Rechts: Optimierte 3D Dosisverteilung durch den Einsatz hoch präziser Dosisberechnungsalgorithmen. Die 95% Isodose umschließt nun das ganze Planungszielvolumen und gewährleistet die Zerstörung des Tumors. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist zur Zeit die Anwendung des Konzeptes der IMRT auf Bestrahlungen mit geladenen Teilchen, insbesondere auf die Protonentherapie (IMPT, intensitätsmodulierte Protonentherapie) [13]. Die Methoden der inversen Therapieplanung für Pho- Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie tonen wurden dazu um eine Dimension erweitert, um auch die Energien der geladenen Teilchen mit zu optimieren [14]. Erste klinische Beispiele für die Optimierung der IMPT wurden zunächst mit einem einfachen Protonen-Dosisberechnungsalgorithmus berechnet. Im Berichtszeitraum wurde ein neuer Dosisalgorithmus für die Protonentherapie entwickelt, der insbesondere die Dosis beim Auftreten von Gewebeinhomogenitäten schnelle und präzise bestimmt. Als Beispiel wird in Abb. 2 gezeigt, wie Dosisfehler von bis zu 10% beim Auftreten von Lufthöhlen oder Knochen im Strahlengang mit dem neuen Verfahren vermieden werden können. Zudem wurde ein Modell zur Berechnung der physikalischen Dosis eines Kohlenstoffionenstrahls (12C) in das Planungsmodul integriert und zu ersten vergleichenden Patientenstudien zwischen Photon-IMRT und IMRT mit Protonen und 12C-Ionen benutzt. Bei der Behandlung mit Protonen konnte bei gleichbleibender Dosisqualität im Zielvolumen eine signifikante Reduktion der Dosis in den Risikoorganen festgestellt werden [17]. Die Anwendung der neuen IMPT Planungsverfahren und weitere Entwicklungen, z.B. im Hinblick auf biologische Eigenschaften geladener Teilchen, werden weiter untersucht. Aufbauend auf einem neuen Verfahren zur Berechnung 3-dimensionaler LET Verteilungen [18] und eines phänomenologischen Modells zur Beschreibung der relativen biologischen Wirksamkeit konnten erstmals neueste IMPT Techniken unter Berücksichtigung dieser biologischen Aspekte der Teilchentherapie optimiert werden [19]. Weitere im Berichtszeitraum begonnene Untersuchungen zum Einsatz geladener Teilchen in der Strahlentherapie befassten sich mit der Evaluierung von Monte-Carlo Methoden (GEANT4) zur Protonendosisberechnung sowie der Optimierung intensitätsmodulierter Elektronenstrahlen zur Behandlung des Mamma-Karzinoms [20]. Weil schon geringe Abweichungen bei der Applikation der therapeutischen Strahlung den Erfolg der Behandlung wesentlich beeinträchtigen können, ist der Aspekt der Therapieverifikation und der zeitlichen Adaption des Therapiekonzeptes ebenso wichtig wie die genaue Berechnung und Optimierung der Dosisverteilung. Aus diesem Grunde wurden unsere erfolgreichen Ansätze zur Therapieverifikation mit dem Ziel erweitert, neue Strategien zur zeit-adaptierten Strahlentherapie zu entwickeln. Neben der Realisierung neuer Hardware-Konzepte zum Patienten-Monitoring, wie z. Bsp. der Integration einer kV-Röntgenquelle am Therapiebeschleuniger, sollen die gewonnenen Information über Patientenanatomie und Abb. 2: Fehlerdarstellung bei der Protonen Dosisberechnung in inhomogenen Medien (Lufteinschluss in 10 - 12 cm Tiefe). Links: Prozentualer Unterschied in der Energiedosis zwischen 1D Pencil Beam Algorithmus und Monte Carlo Simulation. Es sind deutliche Abweichung bis zu 10% zu beobachten. Rechts: Bei dem Einsatz der neu entwickelten 2D analytischen Skalierung wird der maximale Fehler ca. 2-3 % reduziert. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 297 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie tatsächlich applizierter Dosis in die Therapieplanung zurückgeführt werden und so zu einer weiteren Verbesserung der Strahlentherapie im Körperstammbereich führen. Erste Ansätze zur zeit-adaptierten inversen Planung wurden im Berichtszeitraum entwickelt and anhand theoretischer Modelle evaluiert [21]. Für die Therapieverifikation ist uns erstmals in einem Experiment mit einem Rando-Alderson Phantom gelungen die Absolutdosis eines IMRT Plans mit einem electronic portal imager device (EPID) durch Transitdosimetrie zu verifizieren [23]. Diese Arbeit, bei der die ‚Patienten-Geometrie’ durch eine MV-Computertomographie mit dem Strahl des Linearbeschleunigers rekonstruiert wurde, beruht auf einem verbesserten Verfahren zur Korrektur, der im Patienten erzeugten Streustrahlung. Die Entwicklung und Evaluierung dieses Verfahrens im Rahmen einer Diplomarbeit [24] wurde im Jahr 2002 mit dem Vortragspreis der DGMP ausgezeichnet. Publikationen (* = externer Koautor) 298 Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie [14] Nill S, Bortfeld T, Oelfke U: Inverse Planning of Intensity Modulated Proton Therapy, Zeitschrift für Medizinische Physik, 14 (1) (2004) 35-40 [15] Szymanowski H, Oelfke U: CT calibration for two-dimensional scaling of proton pencil beams. Physics in Medicine and Biology, 48 (7) (2003) 861-874. [16] Szymanowski H, Oelfke U: Two-dimensional pencil beam scaling: an improved proton dose algorithm for heterogeneous media. Physics in Medicine and Biology, 47 (2002) 3313-3330. [17] Oelfke U, Bortfeld T: Optimization of physical dose distributions with hadron beams: Comparing photon IMRT with IMPT. Technology in Cancer Research & Treatment, 2 (2003) 401-412. [18] Wilkens JJ, Oelfke U: Analytical linear energy transfer calculations for proton therapy. Medical Physics, 30 (2003) 806-815. [19] Wilkens JJ, Oelfke U: RBW in der inversen Bestrahlungsplanung: ein neuer Optimierungsansatz für die Protonentherapie. In: Medizinische Physik 2003. Hrsg.: W. Semmler, L. Schad. Heidelberg: DGMP, (2003) 236-237. [20] Olofsson L*, Xiangkui M*, Nill S, Oelfke U, Zackrisson B*, Karlsson M*, Optimized energy modulated radiotherapy with electrons, Radiotherapy and Oncology, Vol. 64, pp. S52, 2002 [1] Münter MW; Thilmann C; Hof H*; Didinger B*; Rhein B; Nill S; Schlegel W; Wannenmacher M*; Debus J: Stereotactic intensity modulated radiation therapy and inverse treatment planning for tumors of the head and neck region: clinical implementation of the step and shoot approach and first clinical results. Radiotherapy and Oncology, 66(3) (2003) 313-321. [21] Unkelbach, J, Oelfke, U: Inclusion of stochastic organ movements in IMRT treatment planning. Radiotherapy and Oncology, 68 (Sup1) (2003) S101. [2] Münter MW; Nill S; Thilmann C; Hof H*; Höss A; Häring P; Partridge M; Manegold C*; Wannenmacher M*; Debus J: Stereotactic intensity-modulated radiation therapy (IMRT) and inverse treatment planning for advanced pleural mesothelioma. Feasibility and initial results. Strahlentherapie und Onkologie, 179(8) (2003) 535-541. [23] Kyas I, Partridge M, Hesse BM, Oelfke U, Schlegel W, Validierung eines Verfahrens zur Korrektur der Streustrahlung bei der IMRT-Verifikation mit Hilfe eines Portal Imaging Systems, Tagungsband des DGMP/ÖGMP, SGSMP Meetings, ISBN 3925218-75-0, Gmunden, August 20 [3] Thieke C, Multicriteria Optimization in Inverse Radiationtherapy Planning, Dissertation, Universität Heidelberg, Fakultät für Physik und Astronomie, 2003 Biologische Modelle (E0402) [4] Janisch E, Optimization of IMRT: Feasibility studies with enhanced objective functions, Diplomarbeit, Universität Heidelberg, Fakultät für Physik und Astronomie, 2003 [5] Oelfke U, Siemer N, Nill S, Inverse treatment planning based on EUD: analyzing first order biological effects, Medical Physics 29 (6), pp. 1284 , 2002 [6] Siemer N, Inverse Planning with EUD based Objective Functions, Diplarbeit, Universität Heidelberg, Fakultät für Physik und Astronomie, 2002 [7] Thieke C, Bortfeld T*, Niemierko A*, Nill S: From physical dose constraints to equivalent uniform dose constraints in inverse radiotherapy planning. Medical Physics, 30(9) (2003) 2332-2339. [8] Scholz C, Schulze C, Oelfke U, Bortfeld T*: Development and clinical application of a fast superposition algorithm in radiation therapy. Radiotherapy and Oncology, 69(1) (2003) 79-90. [9] Scholz C, Nill S, Oelfke U: Comparison of IMRT optimization based on a pencil beam and a superposition algorithm. Medical Physics, 30(7) (2003) 1909-1913. [10] Thieke C, Nill S., Oelfke U and Bortfeld T*, Acceleration of IMRT dose calculation by importance sampling of the calculation matrices’, Medical Physics, Vol. 29 (5), pp. 676 - 681, 2002 [11] Tücking, T, Nill, S, Thilmann, C*, Oelfke, U : Application of a new exterrnal MMLC for high precision IMRT - a feasibility study. Radiotherapy and Oncology, 68 (Sup1) (2003) S75. [12] Tücking T, Nill S, Oelfke U: IMRT-application with an add-on MMLC, Journal of Applied Clinical Medical Physics, 4(4) (2003) 282-286. [13] Oelfke U, The potential of charged particle beams in conformal radiation therapy, Shaker Verlag, ISBN3-8265-9834-2, 125 S., 2002 [22] Partridge M, Ebert M, Hesse BM, IMRT verification by three dimensional dose reconstruction from portal beam measurements, Medical Physcis 29(8), pp. 1847 -1858, 2002 S. Levegrün, M. Becker, K. Borkenstein, I. Kyas In Zusammenarbeit mit: Dr. A. Jackson, Dr. C.C. Ling, Department of Medical Physics, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, USA; Dr. M.J. Zelefsky, Dr. Z. Fuks, Dr. S. Leibel, Department of Radiation Oncology, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, USA; Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus, Dr. H. Hof, Dr. P. Peschke, Klinische Kooperationseinheit Strahlentherapeutische Onkologie, E050, DKFZ; PD Dr. M. Essig, Abteilung Radiologie, E010, DKFZ Drittmittel: DFG: 1 Stelle (BAT IIa) Mit der zunehmenden klinischen Einführung konformaler Bestrahlungstechniken, wie der intensitätsmodulierten Radiotherapie (IMRT), ist die Strahlentherapie in der Lage, hochpräzise Dosisverteilungen zu erzeugen. Diese Techniken haben zum Ziel, den Tumor mit einer möglichst hohen Dosis zu bestrahlen und gleichzeitig das umliegende Normalgewebe weitgehend zu schonen. Es ist Aufgabe des Strahlentherapeuten, für jeden Patienten diejenige Dosisverteilungen zu finden, die einen sinnvollen Kompromiss zwischen hoher Tumorkontrollwahrscheinlichkeit (TCP) und niedriger Komplikationswahrscheinlichkeit (NTCP) darstellt. Diese Entscheidung wird bisher aufgrund klinischer Erfahrungen mit Toleranzdosen und Volumeneffekten getroffen. Die biologische Modellierung versucht, diese Erfahrungswerte durch eine modellhafte Beschreibung der Reaktion von Tumoren und Normalgewebe auf Bestrahlung zu ergänzen. Die Quantifizierung des biologischen Effektes einer gewählten physikalischen Dosisverteilung soll für jeden einzelnen Patienten eine Vorhersage über die erreichbare Tumorkontrolle und die induzierten Nebenwirkungen erlauben. Computergestützte Simulationen, die auf klinisch validierten biologischen Modellen aufbauen, sollen den Therapeuten in der Bestrahlungsplanung unterstützen. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Das Ziel der Arbeitsgruppe “Biologische Modelle” ist es, die Antwort von Tumoren und Normalgeweben auf Strahlentherapie zu modellieren und Volumeneffekte und Dosis/ Volumen-Wirkungskurven zu quantifizieren. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, durch Vergleiche von Modellvorhersagen mit klinischen und experimentellen Daten die Bedeutung biologischer Modelle für die Bestrahlungsplanung zu untersuchen. Um diesen Zielen näher zu kommen, werden sowohl statistische und analytische Modelle als auch Modelle auf zellulärer Ebene untersucht. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe “Radiobiologie” der “Klinischen Kooperationseinheit Strahlentherapeutische Onkologie” wurde ein seit 1998 erarbeitetes radiobiologisches Modell verfeinert, das Tumorwachstum, Tumorangiogenese und Tumorantwort auf Strahlentherapie auf zellulärer Ebene beschreibt [1-4]. Dieser Ansatz, in dem jede einzelne Tumorzelle und jede einzelne Kapillarzelle berücksichtigt werden, erlaubt eine realistischere Modellierung des Tumorverhaltens als bisherige Modelle. Das Tumorwachstum wird durch die Dauer der Zellzyklusphasen, die Wachstumsfraktion, das Apoptosevermögen, die Blutgefäßdichte des umliegenden Normalgewebes und den Grad der Tumorangiogenese bestimmt. Die Tumorantwort auf Strahlentherapie hängt ab von den Strahlenempfindlichkeiten des linear-quadratischen Modells und dem Reparaturvermögen des Tumors. Computersimulationen werden auf einem 3D kubischen Gitter durchgeführt, ausgehend von einer einzelnen Tumorzelle. Zufällige Prozesse, wie Zellverschiebungen nach Zellteilung oder DNA-Schäden nach Bestrahlung, werden durch Monte-Carlo Methoden simuliert. Das Modell erlaubt die Simulation wichtiger zeitabhängiger Effekte in der Strahlentherapie, wie der Repopulation, der Reparatur und Reoxigenierung. Mit Hilfe dieses Modells wurden Computersimulationen durchgeführt, die eine quantitative Abschätzung der Tumorantwort auf Strahlentherapie liefern. Drei Aspekte, die in der Strahlentherapie von besonderer Bedeutung sind, bildeten im Berichtszeitraum den Schwerpunkt der Untersuchungen. Eine Reihe klinischer Studien haben in den letzen Jahren die Bedeutung der Sauerstoffverteilung im Tumor für den Erfolg der Strahlentherapie verdeutlicht. Um zu klären, unter welchen Bedingungen Tumorangiogenese und die daraus resultierende höhere Sauerstoffkonzentration die Tumorkontrolle erschwert, wurden Strahlentherapien für Tumoren mit unterschiedlichem Grad an Tumorangiogenese simuliert (siehe Abb. 1-3). Um einen sinnvollen Kompromiss zwischen Tumorkontrolle und Normalgewebskomplikationen zu erhalten, wird in der Strahlentherapie die Gesamtdosis meist fraktioniert über einen Zeitraum von mehreren Wochen appliziert. Die Simulation unterschiedlicher Fraktionierungsschemata sollte klären, welche Tumoren überhaupt von neueren (aufwändigeren) beschleunigten Fraktionierungen profitieren (vgl. Tab. 1). Ein großes Problem stellt in der konformalen Strahlentheα = 0.35 Gy-1 α/β = 10 Gy konventionelle Fraktionierung Dosis D [Gy] akzellerierte Fraktionierung Dosis D [Gy] Tpot = 2d 82.9 ± 6.1 70.8 ± 3.5 Tpot = 5d 72.2 ± 5.0 69.7 ± 5.8 Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie rapie die Bewegung von Tumoren sowohl während einer Fraktion als auch zwischen mehreren Fraktionen dar. In mehreren Studien wurde der Zusammenhang zwischen Tumorbewegung und der für die Tumorkontrolle benötigten Gesamtstrahlendosis abgeschätzt. Für die Tumorbewegung wurden dabei Werte angenommen, wie sie für Prostatatumoren typisch sind. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „Radiobiologie“ wurden Simulationsergebnisse von ungestörtem Tumorwachstum und von unterschiedlich fraktionierten Bestrahlungen mit experimentell beobachteten Daten von Copenhagenratten mit Dunning R3327 Prostatatumoren verglichen. Abb 1: Schnitte durch einen Tumor mit 8 Mio. Zellen. Die Simulation von Tumorproliferation erfolgte mit einer Zellzykluszeit TC=5d, einer Wachstumsfraktion von 100%, ohne Apoptose und ohne Angiogenese. Es gibt nekrotische Zentren im Tumorinneren (schwarz). Der Anteil oxischer Zellen (blau) ist 56%. Ca. 16% der Tumorzellen sind hypoxisch (grün). Kapillarzellen (rot) wurden vom Tumor verdrängt. 299 Abb 2: Schnitte durch einen Tumor mit 8 Mio. Zellen, der mit denselben zellkinetischen Parametern simuliert wurde, wie der Tumor in Abb. 1, aber mit Angiogenese. Es gibt kaum Nekrose, weniger hypoxische Areale, und die oxische Fraktion beträgt 84%. Angiogenese wurde von hypoxischen Arealen der Größe 50 oder mehr hypoxischen Zellen induziert. Tab. 1: Abhängigkeit der zur Tumorkontrolle benötigten Gesamtstrahlendosis in Abhängigkeit von Tumorzellkinetik und Fraktionierungsschema. Schnell-proliferierende Tumoren, wie z.B. KopfHals Tumoren, profitieren mehr von einer akzellerierten Therapie als langsam proliferierende. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie in drei Stufen differenziert (gering, mittelgroß, groß). Eine erste Untersuchung der Daten [7] konnte eine Korrelation der Normalgewebeveränderungen mit verschiedenen Charakteristika der dreidimensionalen physikalischen Dosisverteilung im Gehirn aufzeigen, welche für jeden Patienten individuell berechnet wurden. Dabei zeigte sich, daß das Risiko für das Auftreten von Normalgewebeveränderungen gleich gut durch verschiedene einzelne Parameter beschrieben wird, die sowohl von der applizierten Dosis als auch vom bestrahlten Gehirnvolumen abhängen. Dazu gehören die mittlere Dosis in einem Volumen von 20 cm3 und das absolute Hirnvolumen, das eine Dosis von mindestens 12 Gy erhält. In einer zweiten Untersuchung [8] wurden Dosis/Volumen-Wirkungsbeziehungen für die verschiedenen Endpunkte aufgestellt, die die aktuarischen Risiken für das Auftreten der betrachteten Normalgewebeveränderungen innerhalb von 2,5 Jahren nach Strahlenchirurgie beschreiben. Diese Wirkungsbeziehungen erlauben eine quantitative Abschätzung des Risikos für strahleninduzierte Normalgewebeveränderungen im Gehirn nach stereotaktischer Einzeit-Hochdosisbestrahlung von AVM Patienten. Ein tieferes Verständnis der Ursache dieser Normalgewebeveränderungen und ihrer Korrelation mit der angestrebten Obliteration ist Gegenstand einer derzeit laufenden Untersuchung. Die genaue Kenntnis der Dosis/Volumen-Wirkungsbeziehungen kann zukünftig zur Optimierung der Strahlentherapie in AVM Patienten beitragen. 300 Publikationen: (* = externer Koautor) Abb 3: Tumorantwort auf eine konventionell fraktionierte Strahlentherapie mit 2 Gy pro Tag für Tumoren mit gleicher Strahlenempfindlichkeit aber unterschiedlicher Zellkinetik und unterschiedlicher Fähigkeit Angiogenese zu stimulieren. Abb 3 a) zeigt Tumoren mit (gepunktet) und ohne Angiogenese für Tpot = 2 d. Abb 3 b) zeigt die gleichen Simulationen für Tumoren mit Tpot = 2 d. Ein Ende 2003 begonnenes Projekt widmet sich der Modellierung von TCP und NTCP bei Lungentumoren, mit über 100000 Neuerkrankungen pro Jahr der häufigste Krebs in Deutschland. In diesem Projekt geht es darum, bestehende radiobiologische Modelle zu validieren und sie mit Hilfe von Parametern, die sich aus der biologischen Bildgebung bestimmen lassen, zu ergänzen. Ein weiteres Ziel dieses Projekts ist es, anhand statistischer Methoden, radiobiologische und physikalische Parameter zu identifizieren, die eine Vorhersage über die resultierende TCP und NTCP erlauben. In Zusammenarbeit mit dem Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC), New York, wurde die lokale Tumorkontrolle bei Patienten mit Prostatatumoren ausgewertet, die dort im Rahmen einer Dosis-Eskalationsstudie behandelt wurden. Dieses Projekt konnte während des Berichtszeitraumes zum Abschluß gebracht werden [5, 6]. Das Ziel eines weiteren Projektes der Arbeitsgruppe bestand in der Untersuchung später Strahlenfolgen im Gehirn nach stereotaktischer Einzeit-Hochdosisbestrahlung von Patienten mit zerebralen arteriovenösen Malformationen (AVM). In einer retrospektiven Untersuchung wurden für 73 AVM Patienten strahleninduzierte Normalgewebeveränderungen im Gehirn, d.h. Ödeme und Störungen der Blut-Hirn-Schranke, ausgewertet, welche anhand von MR Bildgebung während der Nachsorge erfassbar sind. Je nach Ausdehnung der Normalgewebeveränderung wurden die Endpunkte Ödem und Schrankenstörung weiter [1] Borkenstein K, Levegrün S: Computer simulation of the response to radiotherapy of angiogenic tumors. Radiother Oncol (2003); 67 (Suppl 1): 26. [2] Borkenstein K, Levegrün S, Peschke P: Computersimulation von Tumorantwort auf Strahlentherapie: Auswirkung unterschiedlicher Fraktionierungsschemata. Strahlenther Onkol (2003); 179 (Abstractband zum DEGRO Kongress): 79. [3] Becker M, Borkenstein K, Levegrün S: Computersimulation von Tumorantwort auf Strahlentherapie: Auswirkung von Dosisinhomogenitäten. Strahlenther Onkol (2003) 179 (Abstractband zum DEGRO Kongress): 79. [4] Borkenstein K, Levegrün S, Peschke P: Biological Modeling and Computer simulations of tumor growth and tumor response to radiotherapy. Rad Res (2004); 162 (1): 71-83. [5] Levegrün S, Jackson A*, Zelefsky MJ*, Venkatraman ES*, Skwarchuk MW*, Schlegel W, Fuks Z*, Leibel SA*, Ling CC*: Risk Group Dependence of Dose-Response for Biopsy Outcome after Three-Dimensional Conformal Radiation Therapy of Prostate Cancer. Radiother Oncol (2002); 63: 11–26. [6] Levegrün S: Modeling Tumor Control after Three-Dimensional Conformal Radiotherapy (3D-CRT) of Prostate Cancer. Radiother Oncol (2003); 68 (Suppl. 1): S 61. [7] Levegrün S, Hof H, Essig M, Schlegel W, Debus J: RadiationInduced Changes of Brain Tissue after Radiosurgery in Patients with Arteriovenous Malformations: Correlation with Dose-Distribution Parameters. Int J Radiat Oncol Biol Phys, (2004); 59 (3): 796-808. [8] Levegrün S, Hof H, Essig M, Schlegel W, Debus J: RadiationInduced Brain Tissue Changes after Radiosurgery (RS) of Patients with Cerebral Arteriovenous Malformations (AVM): Correlation with Dose Distribution Variables and Dose Response. Int J Radiat Oncol Biol Phys (2003); 57(2) (Suppl): 330–331. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Therapieplanung - Entwicklung (E0403) R. Bendl, C. Frühling, S. Handlos, G. Lechsel, U. Malsch, A. Littmann, A. Lüttgau, T. Neff, A. Rau In Zusammenarbeit mit: Dr. S. Barthold-Beß, PD Dr. J. Debus, Dr. B. Didinger, Dr. J. Doll, Prof. Dr. G. Hartmann, A. Höss, PD Dr. O. Jäkel, PD Dr. U. Oelfke, Dr. C. Thilmann, DKFZ; Prof. Dr. V. Sturm, Dr. K. Luyken, Dr. H. Treuer, Klinik für stereotaktische und funktionelle Neurochirurgie, Universität Köln; Prof. Dr. J. F. Bille, Institut für Angewandte Physik, Universität Heidelberg; Dr. H. Fuchs, Dr. H. Kluge, Dr. C. Rethfeld, Hahn-Meitner-Institut, Berlin ; Dr. Nausner, Dr. Bechrakis, Universitätsklinikum BenjaminFranklin, Berlin; K. Welte, H. Rath, Stryker-Leibinger, Freiburg; Dr. M.A. Keller-Reichenbecher, Dr. M. Götz, Dr. S. Fischer, MRC Systems, Heidelberg; PD Dr. K.H. Küfer, Dr. R Rösch, ITWM Kaiserslautern Die Aufgabe der Arbeitsgruppe „Therapieplanung - Entwicklung“ ist die Entwicklung und Implementierung von computergestützten Werkzeugen, die die Planung, Simulation und Evaluation minimal- und nicht-invasiver Behandungstechniken in der Onkologie verbessern können. Ärzte und Therapeuten sollen damit in die Lage versetzt werden, ihre Behandlungsstrategie prä-therapeutisch zu testen und zu optimieren. Es besteht kein Zweifel, dass eine prä-therapeutische Optimierung das Behandlungsergebnis verbessern kann: bessere lokale Tumorkontrolle, geringere Nebenwirkungen, eine Verringerung der Operationszeiten bei chirurgischen Eingriffen und schließlich eine schnellere Wiederherstellung des Patienten führen auch zu einer Reduktion der Behandlungskosten. Aufgrund der engen Kooperation von Ärzten, Physikern und Informatikern ist unser Forschungsschwerpunkt eine ideale Umgebung um computergestützte Planungs- und Simulationsmethoden mit klinischer Relevanz zu entwickeln. Dabei sollen die Entwicklungen so weit geführt werden, dass ihre Vorteile direkt in einer verbesserten Patientenbehandlung demonstriert werden können. Die Hauptaktivitäten der Arbeitsgruppe konzentrierten sich auf Methoden für die dreidimensionale tumorkonforme Strahlentherapieplanung. Da viele Methoden auch sinnvoll zur Planung und Simulation anderer Behandlungskonzepte eingesetzt werden könnten, versuchen wir die entwickelten Konzepte zu verallgemeinern, so dass sie auch für andere therapeutische Ansätze nutzbar werden. Die derzeitigen Arbeitsgebiete umfassen alle Schritte der Therapieplanung, die durch computergestützte Werkzeuge verbessert werden können. Von besonderer Bedeutung sind die Bildverarbeitung und die Registrierung multi-modaler Bildsequenzen, Segmentierung, dreidimensionale Modellierung, und visuelle Präsentation anatomischer Strukturen, visuelle Simulation der Behandlungskonzepte, Präsentierung der Ergebnisse numerischer Simulationsergebnisse und Entwicklung geeigneter Evaluierungswerkzeuge, wissensbasierte Systeme zur Unterstützung der Therapieplanung sowie Werkzeuge zum Therapiemonitoring. Die bisherigen Aktivitäten gliedern sich in sechs Projekte: Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie 1. Registrierung multi-modaler Bildsequenzen, Segmentierung und Repräsentation anatomischer Strukturen 2. VIRTUOS - VIRTUal RadiOtherapy Simulator 3. TAPIR - Wissensbasierte Strahlentherapieplanung 4. IRIS – Internet based Radiotherapy Information System 5. OCTOPUS - Planungssystem für die Protonentherapie von Augentumoren 6. STELA - STereotaktische LAser-Neurochirurgie Die künftigen Vorhaben lassen sich in zwei Teilziele unterteilen. Das Erste ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der existierenden Planungsprogramme für die Strahlentherapie zur Unterstützung der klinischen Kooperationseinheit „Strahlentherapeutische Onkologie“ (PD Dr. Debus, E050), um es dieser Gruppe zu ermöglichen, ihre wissenschaftliche Arbeit fortzusetzen und auszudehnen [1]. Dazu wird ein zuverlässiges Planungssystem benötigt, das es erlaubt, neue Funktionalitäten bei Bedarf schnell zu integrieren. Neben den Aktivitäten 1, 2 und 3 gehört dazu auch die Weiterentwicklung des Systems für die Anwendung innerhalb des Schwerionen-Therapieprojekts (Dr. Jäkel, GSI/ DA-Projekt E0409). Aktivität 1 gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung, da hierbei Methoden entwickelt werden, die es erlauben sollen, zeitliche Lage-, Größen- und Formveränderungen von Zielvolumen und Risikoorganen adäquat zu berücksichtigen. Solche Veränderungen müssen bisher durch ausreichend große Sicherheitsbereiche kompensiert werden. Mit dem Konzept der adaptiven Strahlentherapie will man in Zukunft versuchen, diese Veränderungen möglichst vor jeder Dosisfraktion mit Hilfe von Verifikationsaufnahmen zu detektieren und durch eine Modifikation der Behandlungsparameter zu kompensieren. Eine wichtige Voraussetzung sind schnelle Segmentierungsalgorithmen und elastische Registrierungsverfahren, die es erlauben, Veränderungen der individuellen Patientenanatomie automatisiert zu erkennen [2, 3]. In Aktivität 3 wurde ein neuer Ansatz entwickelt, der nicht nur die Generierung von dreidimensionalen Behandlungsplänen erheblich beschleunigen kann, sondern es auch erlaubt, Behandlungsstrategien systematisch zu sammeln und auszutauschen. Gemeinsam mit Aktivität 4 wurden Methoden entwickelt, die eine einfachere Verbreitung anerkannter Behandlungskonzepte über das Internet erAbb.: IRIS – Internet-based Radiotherapy Information System DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 301 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie möglichen sollen. Dazu gehört auch die Integration von Video-Conferencing und Consulting Möglichkeiten [5]. Das zweite Teilziel der AG E0403 ist die Erweiterung und Anpassung der entwickelten Planungsstrategien für andere minimal-invasive Therapieformen. In Aktivität 5 haben wir zusammen mit Dr. H. Fuchs und Dr. H. Kluge, HahnMeitner-Institut Berlin, ein Planungssystem für die Therapie von Augentumoren mit Protonen entwickelt [4]. Das System wird derzeit bei den Partnern in Berlin unter klinischen Bedingungen getestet. Ein weiterer Ansatz wurde mit Prof. V. Sturm, Klinik für stereotaktische Neurochirurgie, Köln und MRC Systems, Heidelberg in Aktivität 6 „Stereotaktische Laserneurochirurgie“ untersucht. Mit einem Ultra-Kurzpulslaser sollen tiefliegende Hirntumore ohne thermische Schädigung des umgebenden gesunden Gehirngewebes entfernt werden. In dieser Kooperation war das DKFZ verantwortlich für die Entwicklung eines geeigneten Planungssystems. Auf Grund auslaufender Drittmittel und chronischem Mangel an qualifiziertem Personal wurden beide Aktivitäten zu Gunsten der anderen Projekte vorerst eingestellt. Publikationen (* = externer Koautor) 302 [1] Thilmann C, Zabel A, Kuhn S, Bendl R, Rhein B, *Wannenmacher M, Debus J (2002) Invers optimierte intensitätsmodulierte Strahlenbehandlung bei einer Patientin mit rechtsseitigem Mammacarcinom und Trichterbrust. Strahlenther Onkol, 178 (11): 637-43 [2] Littmann C (2002) Implementierung eines Verfahrens zur elastischen Anpassung von segmentierten Planungsvolumina (Tumor, Risikoorgane) an CT-Verifikationsaufnahmen im Rahmen fraktionierter Strahlentherapie, Diplomarbeit Med. Informatik, Universität Heidelberg [3] Lechsel G (2003) Semi-automatische Segmentierung von Risikoorganen mit Hilfe von aktiven Konturmodellen für die Therapieplanung, Diplomarbeit Physik, Universität Heidelberg [4] B. Dobler, R. Bendl: Precise Modelling of the eye for proton therapy of intra-ocular tumours. Phys. Med. Biol. 47 (2002): 593-613 [5] A. Luettgau, R. Bendl: Technical Aspects of Internet Based Knowledge Presentation in Radiotherapy. Med. Inform. Vol. 26, No. 4 (2001): 265-281 Therapieplanung - Anwendung (E0404) A. Höss In Zusammenarbeit mit: PD Dr. U. Oelfke, Dr. S. Nill (E0401), Dr. R. Bendl (E0403) , G. Echner (E0405), Prof. Dr. G. Hartmann (E0408), PD Dr. O. Jäkel, PD Dr. C. Karger (E0409), Abt. Medizinische Physik in der Strahlentherapie, DKFZ; Prof. Dr. Dr. J. Debus et al., Klinische Kooperationseinheit Strahlentherapie (E050), DKFZ; B. Rhein, P. Häring, J. Pruisken, Strahlenschutz und Dosimetrie (W060), DKFZ; PD Dr. S. Delorme, Abt. Radiologie (E010), DKFZ; Prof. Dr. L. Schad, Abt. Medizinische Physik in der Diagnostik (E020), DKFZ; Prof. Dr. N. Ayache, INRIA, Sophia Antipolis, Frankreich; Prof. Dr. H. Blattmann, Dr. A. Lomax, Paul Scherrer Institut, Villigen, Schweiz; Dr. D.T.L. Jones, E. De Kock, iThemba LABS, Faure, Südafrika; Prof. Dr. G. Kraft, GSI, Darmstadt; Prof. Dr. G. Nemeth, Dr. O. Esik, National Institute of Oncology, Budapest, Ungarn; Dr. S. Scheib, S. Gianolini, Klinik Im Park, Zürich, Schweiz; Prof. Dr. R. Schmidt, Dr. T. Frenzel, Abt. Strahlentherapie, Universitäts-Krankenhaus Eppendorf, Hamburg; Dr. U. Schneider, Klinik für Radio-Onkologie und Nuklearmedizin, Zürich, Schweiz; Siemens AG, MED OCS Heidelberg; Prof. V. Smith, Dr. A. Pirzkall, Dept. of Radiation Oncology, UCSF, USA; Stryker Leibinger GmbH, Freiburg; Prof. Dr. V. Sturm, Klinik für Neurochirurgie der Universität Köln; Prof. Dr. M. Wannenmacher, Dr. D. Oetzel, Radiologische Universitätsklinik, Heidelberg; Prof. Dr. S. Webb, Dr. J. Bedford, The Institute of Cancer Research, Sutton, England, UK Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Die Arbeitsgruppe befasst sich mit dem Betrieb, der Anwenderunterstützung und der Qualitätssicherung der in der Abteilung Medizinische Physik in der Strahlentherapie (E040) entwickelten Softwarepakete für die dreidimensionale Strahlentherapieplanung. Diese Software - das konventionelle 3D Planungssystem VOXELPLAN/VIRTUOS und das von Siemens MED OCS Heidelberg vertriebene IMRT PlugIn KonRad - dient sowohl als modulare Forschungs- und Entwicklungsumgebung für die Mitarbeiter der Abteilung und deren Kooperationspartner als auch als vollwertiges, von der Klinischen Kooperationseinheit Strahlentherapie (E050) im Rahmen von klinischen Studien [1-2,4-7] am Patienten eingesetztes Therapieplanungssystem. Die Arbeitsgruppe konzentriert sich auf die Systembetreuung und Qualitätssicherung der Installationen, die sich im klinischen Einsatz befinden, um einerseits den gesetzlichen Anforderungen an Betriebssicherheit und Ergebnisgenauigkeit gerecht zu werden und andererseits die aus dem klinischen Einsatz gewonnenen Erkenntnisse in die Weiterentwicklung der Software einfließen zu lassen. Eine weitere wesentliche Aufgabe der Arbeitsgruppe besteht in der Verifikation und Validierung von neu entstandenen Software-Modulen bis hin zu deren Freigabe für die klinische Prüfung sowie in der Durchführung und Dokumentation von sicherheits- und messtechnischen Kontrollen (s.u.) im Sinne einer regelmäßigen Konstanzprüfung aller im klinischen Einsatz befindlichen Software- und Hardware-Komponenten inklusive der für die Therapieplanung herangezogenen bildgebenden Modalitäten [3]. Im Berichtszeitraum wurde - in enger Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen Therapieplanung - Entwicklung (E0403), Physikalische Modelle (E0401) und Strahlenschutz und Dosimetrie (W060) - eine PC-basierte LINUX Version von VOXELPLAN/VIRTUOS getestet und für die klinische Prüfung freigegeben. Diese Version enthält eine Vielzahl neuer Funktionen, insbesondere ein neues Modul für den DICOM-Import von CT- und MR-Daten, wodurch die Bestrahlungsplanung im Ablauf weiter vereinfacht und beschleunigt wird, was die Implementierung und Evaluation neuer Bestrahlungstechniken erleichtert. Aufgrund des erheblichen Mehraufwandes, der durch die Einhaltung des MPG (s.u.) sowohl bei ständigem Betrieb eines nichtzertifizierten Bestrahlungsplanungssystems wie VOXELPLAN/ VIRTUOS als auch bei der Inbetriebnahme neu entwickelter Software-Module oder -Versionen entsteht, wurden die Bemühungen verstärkt, Routineaufgaben an CEzertifizierte Systeme zu verlagern. Die für die Radiochirurgie im Kopf-/Halsbereich betriebene UNIX Version des kommerziellen Bestrahlungsplanungssystems STP 4 der Stryker Leibinger GmbH wurde durch eine leistungsfähigere PCbasierte Windows-NT Version ersetzt. Die vor Inbetriebnahme erforderliche Funktionsprüfung und (nichtdosimetrische) Abnahme dieses Systems wurde von der Arbeitsgruppe ebenso übernommen wie alle mit dem Betrieb eines solchen Systems verbundenen Qualitätssicherungsaufgaben und Dokumentationsverpflichtungen. Seit Inkrafttreten des Medizinproduktegesetzes (MPG) das auch auf Software und Software-Komponenten anzuwenden ist - hat sich die Arbeitsgruppe mit den daraus resultierenden Konsequenzen für Herstellung und Betrieb von Medizinprodukten durch die Abteilung Medizinische Physik in der Strahlentherapie und deren Anwendung durch die Klinische Kooperationseinheit Strahlentherapie beschäftigt. Da sämtliche klinisch relevanten In-Haus-Herstellungen - sowohl am Patienten angewandte Medizinprodukte als auch zu Prüfzwecken angefertigte Messphantome - den DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Aufsichtsbehörden vor Inbetriebnahme gemeldet werden müssen, erfüllt die Arbeitsgruppe kontinuierlich die mit einer solchen Anzeige und dem darauffolgenden Einsatz verbundenen Auflagen bzgl. der Prüfung und Überwachung dieser Medizinprodukte (insbes. Dokumentationsverpflichtungen) sowie alle Verpflichtungen, die sich aus Änderungen des MPG sowie durch den Erlass und die Änderung von Rechtsverordnungen ergeben. Im Berichtszeitraum wurde - in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Hardware-Entwicklung (E0405) - die Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV) umgesetzt, die sowohl für In-Haus-Herstellungen als auch für käuflich erworbene, CE-zertifizierte Medizinprodukte gilt und u.a. ein Bestandsverzeichnis der Medizinprodukte, das Vorhandensein von Gebrauchsanweisungen, die Einweisung des Bedienpersonals, die Führung von Medizinproduktebüchern und die Durchführung und/oder Überwachung von sicherheits- und messtechnischen Kontrollen sowie von Instandhaltungsmaßnahmen fordert. Das für die Abteilung Medizinische Physik in der Strahlentherapie erstellte Bestandsverzeichnis umfasst z.Zt. knapp 300 am DKFZ, der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg und der GSI Darmstadt in der klinischen Anwendung befindliche Medizinprodukte. Auf Grundlage der erhobenen Daten überwacht, koordiniert und dokumentiert die Arbeitsgruppe sämtliche sicherheits- und messtechnischen Kontrollen sowie alle Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen, wodurch insbesondere ein sicherer und effizienter Einsatz der In-HausHerstellungen gewährleistet werden soll. Die Aktivitäten der Arbeitsgruppe auf dem Gebiet der Umsetzung von MPG und MPBetreibV in der patientennahen Forschung und Entwicklung haben Pilotcharakter für das gesamte DKFZ. Der erarbeitete Prototyp eines tagesaktuellen Bestandsverzeichnisses dient als Spezifikation für eine DKFZ-weite Medizinprodukte-Datenbank, die Anfang 2004 implementiert und getestet werden soll. Publikationen (* = externer Koautor): [1] Herfarth KK, Hof H, Bahner ML, Lohr F, Höss A, van Kaick G, *Wannenmacher M, Debus J: Assessment of focal liver reaction by multiphasic CT after stereotactic single-dose radiotherapy of liver tumors. Int J Radiat Oncol Biol Phys, 57(2) (2003) 444-451. [2] Hof H, Herfarth KK, Münter M, Höss A, *Motsch J, *Wannenmacher M, Debus J: Stereotactic single-dose radiotherapy of stage I non-small-cell lung cancer (NSCLC). Int J Radiat Oncol Biol Phys, 56(2) (2003) 335-241. [3] Karger CP, Hipp P, Henze M, Echner G, Höss A, Schad L, Hartmann GH: Stereotactic imaging for radiotherapy: accuracy of CT, MRI, PET and SPECT. Phys Med Biol, 48(2) (2003) 211-221. [4] Milker-Zabel S, Zabel A, Thilmann C, Zuna I, Hoess A, *Wannenmacher M, Debus J: Results of three-dimensional stereotactically-guided radiotherapy in recurrent medulloblastoma. J Neuro-Oncol, 60 (2002) 227-233. [5] Münter MW, Nill S, Thilmann C, Hof H, Hoss A, Haering P, *Partridge M, *Manegold C, *Wannenmacher M, Debus J: Stereotactic intensity-modulated radiation therapy (IMRT) and inverse treatment planning for advanced pleural mesothelioma. Feasibility and initial results. Strahlenther Onkol, 179(8) (2003) 535-541. [6] Pirzkall A, Debus J, Haering P, Rhein B, Grosser KH, Höss A, *Wannenmacher M: Intensity modulated radiotherapy (IMRT) for recurrent, residual, or untreated skull-base meningiomas: preliminary clinical experience. Int J Radiat Oncol Biol Phys, 55(2) (2003) 362-372. [7] Thilmann C, Zabel A, Nill S, Rhein B, Hoess A, Haering P, Milker-Zabel S, *Harms W, Schlegel W, *Wannenmacher M, Debus J: Intensity-modulated radiotherapy of the female breast. Med Dosim, 27 (2002) 79-90. Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Hardware Entwicklung (E0405) G. Echner, C. Lang Medizintechnik (E0406) S. Barthold-Beß, S. Halbauer, M. Hub, R. Illés, W. Korb, T. Liebler, C. Sanner, M. Scherer, M. Schneberger, T. Weiskat In Zusammenarbeit mit: Prof. Dr. Dr. J. Debus, Klinische Kooperationseinheit Radiotherapeutische Onkologie (E050), DKFZ; Zentrale Einheit Strahlenschutz und Dosimetrie (W060), DKFZ; Prof. Dr. J. Richter, Department for Medical Physics, Universität Würzburg; Prof. Dr. V. Sturm, Clinic for Stereotaxy and Functional Neurosurgery, Universität Köln; Prof. S. Webb, Institute of Cancer Research/Royal Marsden Hospital, Sutton, UK; Siemens SMS/OCS, Concord USA und Heidelberg; Stryker Leibinger GmbH, Freiburg; Nexsys GmbH, Leimen; Cadcon GmbH, Sandhausen Die Hauptaufgabe der Forschungsgruppe E0405 ist die Entwicklung und Evaluierung von neuen Vorrichtungen, Geräten oder Modulen für die Stereotaxie und fraktionierte Strahlentherapie für unterschiedliche Zielvolumina, die Untersuchung und der Test von neuen Hardwarekomponenten für die konforme Strahlentherapie und angrenzende Forschungsgebiete. Weitere Aufgaben liegen in der Qualitätssicherung der entwickelten Hardwarekomponenten. Hauptarbeitsgebiet der Forschungsgruppe E0406 ist die Entwicklung von Methoden und Komponenten zur Verbesserung der Patientenpositionierung sowie zur Bewegungskontrolle während der Behandlung einschließlich die Entwicklung und Implementierung von spezieller Hardwareund Softwarekomponenten für die Positionsüberwachung von Patienten vor und während der Therapie einschliesslich Bildverarbeitungswerkzeugen. Entwicklung von Komponenten für die Patientenpositionierung Ein Ziel unserer Tätigkeiten ist die Entwicklung einer Plattform für die Patientenpositionierung - Fast Integrated Videobased Environment (FIVE) - um diese für die klinische und experimentelle Zwecke bereitzustellen [1,2,3,5]. Die Plattform besteht aus Soft- und Hardwarekomponenten und steht derzeit für verschiedene Anwendungsgebiete zur Verfügung. Das Grundmodul des FIVE basiert auf einem optischen Trackingsystem, welches zu Mess- und Navigationszwecken genutzt werden kann. Zu den vorhandenen Modulen für die Bestimmung der Patientenposition wurden in den letzen beiden Jahren ein Differenzbildmodul und ein Modul zur Trennung des Hintergrundes (Blue Room) neu erstellt. • Differenzbildmodul für die Positionierung von Mammapatientinnen: Um die Qualität der Therapie weiter zu erhöhen, wurde ein Verfahren gesucht, das ohne nennenswerten zusätzlichen Material- und Zeitaufwand eine noch höhere Genauigkeit gewährleistet. Eine Möglichkeit hierzu besteht in der Analyse von Differenzbildern aus Videoaufnahmen [4]. Dabei ist eine Berücksichtigung der Verschiebbarkeit der Brust relativ zum Brustkorb erstrebenswert. Das Verfahren basiert auf Laserprojektionen, die durch einen ausreichend großen Helligkeitsunterschied gegenüber der Umgebung, unabhängig von den Beleuchtungsbedingungen, aus den Videobildern extrahiert werden können. Die Positionen der Linien in den Kamerabildern lassen durch Vergleich mit den Referenzbildern erkennen, ob sich die Brust in der gewünschten Position befindet oder nicht, dabei werden die Linien von der zugehörigen Software online extrahiert. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 303 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Zusätzliche visuelle Information über die Position der Brust lässt sich nun, bei geeigneter Ausrichtung der Diodenlaserlinien relativ zueinander, ihrem Abstand im Kamerabild entnehmen. Das Verfahren wurde in einem weiteren Schritt so modifiziert, dass es für das Gating des Linearbeschleunigers genutzt werden kann. Dabei wird jedes Einzelbild für eine Bewertung der Brustposition herangezogen. Bewertet wird dabei ein Schwellabstand zwischen Referenzbild und Livebild, befindet sich dieser innerhalb dieses wird die Position als ok eingeordnet (Abb. 1). Diese Informationen können genutzt werden, um die Einschaltzeiten des Linac für die Therapie zu steuern. Mit Hilfe dieses Moduls kann die Genauigkeit der Dosisapplikation in Hinsicht auf das Zielvolumen verbessert werden. Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Im Gegensatz zum MLC wird hierbei der Kollimator über das zu modulierende Feld bewegt, d.h. man scannt ein größeres Feld mit einem kleinen Kollimator ab, innerhalb dessen Öffnungsfenster verschiebbare konische Stäbe angebracht sind, die eine zusätzliche Ausblendung in kleinen quadratischen Bereichen ermöglichen. Zur Umsetzung des physikalischen Modells in die Praxis, wurden dosimetrische Messungen durchgeführt, deren Ergebnisse zu einer geeigneten Hardwarekonstruktion herangezogen werden sollen. In einem weiteren Schritt soll die Implementierung der systemspezifischen Feldmuster in die inverse Bestrahlungsplanung erfolgen, bevor das fertige Gerät dann letztendlich in der Praxis zum Einsatz kommt.Zur Herstellung intensitätsmodulierter Felder benötigt das System einen VAC-Kollimator mit einem offenen rechteckigen Strahlenfenster. Das Fenster definiert ein zweidimensionales Feld aus n Spalten und m Reihen. Im Falle dieses Projektes wurde eine Feldgröße von 4 Spalten und 5 Reihen definiert (Abb. 2). Der VAC-Kollimator besitzt innerhalb des Fensters konische, stabförmige Blenden, die in der Regel paarweise in jeder Spalte des Fensters angeordnet sind. Diese Stäbe können einzeln entlang der Spalten in diskreten Schritten bewegt werden (s. Abb. 4). 304 Abb. 1: Differenzbild beim Gating • Blue Room Modul: Bei der Blue Room Methode verwendet man eine retroreflexierende Oberfläche als Hintergrund und beleuchtet ein 3D Objekt, z.B. Patient mit Infrarotlicht. Mit Hilfe von Tageslichtsperrfiltern werden Kameraufnahmen im Infrarotbereich gemacht. Mit dieser Methode kann man die beleuchteten Objekte gut segmentieren, da die Hintergrundpixel weiss und die Objektpixel schwarz sind. Man erhält so ein 2D Projektionsbild von 3D Objekten. Entwicklung eines Stab-Kollimators (VACCollimator) Ziel des Gemeinschaftsprojektes zwischen dem DKFZ und dem Institute of Cancer Research (ICR) ist die Entwicklung einer alternativen, im Vergleich zum Multi-Leaf-Collimator (MLC) wesentlich weniger komplexen Technik zur Erzeugung intensitätsmodulierter Felder für den Einsatz in der intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT). Gerade im Bereich kleiner Feldgrößen erhofft man sich auf Grundlage dieser Technik ein größeres Leistungspotential, als bei Nutzung des MLC. Das Projekt basiert auf einem physikalischen Modell von Steve Webb (ICR) welches VAC (Variable Aperture Collimator) genannt wurde und gliedert sich in drei Hauptteile [6]: Abb. 2: Feldmatrix Schematische Darstellung einer Feldmatrix aus 4 Spalten und 5 Reihen mit 8 Stäben in „Parkposition“ (links) und in einer der möglichen Anordnungsoptionen (rechts). Der gesamte Kollimator soll linear-, eventuell auch rotationsbeweglich und zur Strahlenquelle fokussierend gelagert sein, um größere Felder abzuscannen, bzw. um die Anordnungsoptionen weiter zu erhöhen. Ein solcher Kollimatortyp wurde im Jahr 2001 zum Patent angemeldet. Erste dosimetrische Messungen (siehe Abb. 3) für unterschiedliche Stabquerschnitte mit einer Auflösung von 5x5mm² bzw. 10x10mm² (bezogen auf das Isozentrum) haben folgendes ergeben: Aufgrund großer Abweichungen in der Feldlänge (bis zu 50%) und einer geringen Dosismodulation (maximal 65%) scheint mit der hochauflösenden VAC-Ausführung von 5mm im Isozentrum eine sinnvolle Nutzung im Sinne der IMRT nicht möglich. Aus diesem Grund wird die Entwicklung an einem VAC-Prototypen auf Grundlage einer 10mm Auflösung im Isozentrum weitergeführt. Das Verfahren wurde 2003 zum Patent angemeldet [6]. • physikalische Dosimetrie • Hardwareentwicklung und -erprobung • Implementierung der spezifischen Feldmuster in die inverse Bestrahlungsplanung DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Abb. 5: Mamma Phantom Da das 1:1-Modell eines Torso für Messungen mit einem Flachdetektor zu groß war, wurde ein verkleinertes Modell des Phantoms entwickelt und gebaut, welches außer den Eigenschaften des ursprünglichen Mamma-Phantoms noch Knochenstrukturen enthält. Abb. 6 zeigt die Aufnahme einer Scheibe des Phantoms mit eingebauter Lungen-und Knochenstruktur. 305 Abb. 3: Aufbau zur dosimetrischen Messung Die Abbildung zeigt den Messaufbau unter dem Strahlerkopf. Die auf der beweglich gelagerten Plexiglasplatte montierten Stäbe (SBA) sind nach der Strahlendivergenz ausgerichtet. Der Aufbau ist so gestaltet, dass ein SCD=520mm eingehalten wird. Die Filmemulsion liegt auf der Isozentrumsebene. Abb. 4: Aufbau Einschubplatte Das Photo zeigt die auf der LinacEinschubplatte befestigte Adapterplatte mit zur Strahlenquelle fokussierend montierten Stäben. Abb. 6: Scheibe des verkleinerten Mamma-Phantoms mit Lungenund Knochenstruktur • Stabphantom Entwicklung von Phantomen für die Qualitätssicherung • Mamma-Phantom Zur Verifizierung von Bestrahlungsplänen, speziell im extracraniellen Bereich wurde ein sogenanntes „Mamma-Phantom“ entwickelt, das aus 30 Scheiben des Materials RW3 besteht (jeweils 1cm dick), in das lungenäquivalentes Material eingebettet ist (Abb. 5). Zusätzlich besteht die Möglichkeit, im Bereich der Lunge einen dreidimensionalen Tumor aus RW3 einzubringen. Die einzelnen Scheiben wurden nach einem CT-Datensatz gefertigt, dessen Bilder mittels CAD-Software in Fräsprogramme umgewandelt wurden. Zur Qualitätssicherung von Bestrahlungsplänen können zwischen die einzelnen Schichten Röntgenfilme eingelegt und das Phantom bestrahlt werden. Durch die Auswertung des Films können Rückschlüsse auf die Qualität des Bestrahlungsplans gezogen werden. Zur Überprüfung der Genauigkeit stereotaktischer Koordinaten im CT, MR, PET und SPECT wurde ein universell einsetzbares Stabphantom entwickelt (Abb. 7). Hierbei können stereotaktisch gemessene Koordinaten von Strukturen innerhalb des Phantoms mit deren mechanisch definierten Koordinaten verglichen werden. Das Phantom besteht aus Plexiglas-Stäben unterschiedlicher Längen mit Bohrungen als Zielpunkt (Abb. 8). Diese Bohrungen können mit Flüssigkeit gefüllt, abgedichtet und mittels eines Deckels verschlossen werden. Vier der Stäbe sind mit langen Bohrungen ausgestattet, die ebenfalls mit Flüssigkeit gefüllt werden können. Bei Messungen im MR wurde mit zwei unterschiedlichen Anordnungen für T1- und T2-Wichtungen Aufnahmen gemacht und die Zielpunkte mittels der Auswertungssoftware bestimmt. Ein Vergleich mit den bekannten mechanisch definierten Positionen der Zielpunkte ergab für die beiden Anordnungen eine mittlere radiale Abweichung von 0,69±0,22mm und 1,35±0,51mm. Die mittlere Abweichung für CT lag bei 0,40±0,17mm und für PET bei 1,13±0,50mm bzw. 2,75±1,03mm. Als mittlere DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Abweichungen bei SPECT-Aufnahmen wurden 1,95±0,52mm und 2,05±0,58mm ermittelt. Das Phantom ist gut geeignet zur Überprüfung der Genauigkeit stereotaktischer Lokalisatoren für CT, MR, PET und SPECT und damit ein gutes Hilfsmittel für die Qualitätssicherung der Geräte und Lokalisatoren speziell für den Kopf-Halsbereich. Abb. 7: Zusammenbau des Stabphantoms Abb. 9: Entwurf des Zielgerätes 306 Abb. 8: Unterschiedliche Stabtypen Motorisch einstellbarer Zielpunktsimulator für die stereotaktische Neurochirurgie Die stereotaktische Neurochirurgie ist eine minimalinvasive Operationstechnik. Da der Chirurg keinen direkten Blick auf das Operationsfeld hat ist, eine Simulation notwendig, damit sichergestellt ist, dass der Zielpunkt der Operation mit den Instrumenten auch erreicht werden kann. Bekannte Systeme sind Jahrzehnte alt und bergen einige Risiken der Fehleinstellung. Zusammen mit zwei Kooperationspartnern wurde ein System entwickelt, welches zu bestehenden Stereotaxiesystemen kompatibel ist. Hierbei kann ein stereotaktischer Kopfrahmen mit dem motorisch einstellbaren Zielpunktsimulator verbunden und Instrumente am Rahmen befestigt werden (siehe Abb. 9 und Abb. 10). Mittels dreier motorisch angetriebener computergesteuerter Linearachsen kann eine konische Spitze, die den Zielpunkt definiert, zum gewünschten Zielpunkt gefahren werden. Zur Ansteuerung der Achsen können Daten aus einem Planungssystem verwendet werden, die entweder manuell oder automatisch - beispielsweise mittels serieller oder paralleler Schnittstelle - übertragen werden. Ein erste Prototyp der Vorrichtung wurde gebaut und ein Programm geschrieben, das die Ansteuerung der Achsen erlaubt. In einem ersten Schritt wurde nur die manuelle Ansteuerung der Achsen verwirklicht, die durch Eingabe von Daten über einen eingebauten Touchscreen erfolgt. Als nächste Schritte stehen Kalibrierung und Test des Systems an. Abb. 10: Prototyp des motorisch einstellbaren Zielpunktsimulators Publikationen und Patente (* = externer Koautor): [1] Liebler Th; Sanner Ch; Thilmann Ch; Schneberger M; Echner G: Implementierung eines Differenzbildverfahrens zur Repositionierung von Patientinnen mit Mamma-Karzinom. In: Medizinische Physik 2002, (CD-ROM). [2] Liebler Th; Schneberger M; Schlegel W: A general application framework for the integration of video-based patient positioning techniques. In: Proceedings of the 2nd European Medical & Biological Engineering Conference (EMBEC’02), (2002) 1130-1131 [3] Schneberger M; Liebler Th; Schlegel W: High precision 3D acquisition: video-based patient positioning and optical tracking. In: Proceedings of the 2nd European Medical & Biological Engineering Conference (EMBEC’02), (2002) 898-899 [4] Hub M; Liebler T; Sanner C; Schneberger M; Barthold-Bess S; Thilmann C; Schlegel W: Evaluierung und Optimierung eines Differenzbildverfahrens (DBV) zur Repositionierung von Patientinnen mit Mammakarzinom. In: Medizinische Physik 2003. Hrsg.: W. Semmler, L. Schad. Heidelberg: DGMP, (2003) 138-139. [5] Liebler T; Hub M; Sanner C; Schlegel W: An application framework for computer-aided patient positioning in radiation therapy. Medical Informatics and the Internet in Medicine, 28(3) (2003) 161-182. [6] Britische Patent Anmeldung 0 310 596. - “Method and apparatus for producing an intesity modulated beam of radiation” Erfinder: Schlegel, Echner, Hartmann, Webb* DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Anwendung von neuen Methoden in der Strahlentherapie (E0408) G. Hartmann, F. Föhlisch, R. Hofmann, E. Wehrwein Kooperationen Prof. J. Debus, Radiologische Klinik der Universität Heidelberg; PD P. Huber, Klinische Kooperationseinheit Strahlentherapeutische Onkologie des DKFZ; Dr. Hörandl, Universität und Forschungszentrum Karlsruhe, Institut für Kernphysik; SánchezDoblado F, Hospital Universitario Virgen Macarena, Radiofísica, Sevilla, Spanien Die Arbeitsgruppe befaßt sich in enger Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsgruppen der Abteilung mit der Weiterentwicklung und der klinischen Anwendung von neuen Methoden in der Strahlentherapie. Einzelne Projekte sind: a) Qualitätssicherung in der Dosimetrie Die Möglichkeiten für eine hochpräzise und standardisierte Messung der Wasser-Energiedosis haben sich in den letzten Jahren sehr verbessert. In Deutschland sind entsprechende normative Regeln in DIN 6800-2 festgelegt. Die Internationale Atomenergiebehörde in Wien hat einen neuen „Code of Practice“ zur Bestimmung der Energiedosis in der externen Strahlentherapie herausgegeben (TRS398). Ziel ist es, diese Standards in einer klinischen Umgebung zu implementieren, zu testen und, falls erforderlich, zu einer weiteren Verbesserung insbesondere bei einzelnen Korrektionsfaktoren sowie in der praktischen Anwendbarkeit beizutragen. TRS 398 Dieser CoP beansprucht für sich, die Anforderungen an ein systematisches und international vereinheitlichtes Verfahren zur Kalibrierung von Ionisationskammern, sowie zu deren Anwendung zur Bestimmung der Wasser-Energiedosis in therapeutischen Bestrahlungsfeldern zu erfüllen. Es war daher notwendig, sowohl Verfahren als auch Ergebnisse zu vergleichen, die gemäß diesem Dokument und die nach der Deutschen Norm gewonnen werden. Ein Vergleich wurde bei 6 MV und 15 MV Photonen, sowie bei 12 MeV und 18 MeV Elektronen durchgeführt. Obwohl eine ganze Reihe von Unterschieden, insbesondere bei den Feldstörungs-Korrektionen, festgestellt werden kann, liegen die Übereinstimmung in den Ergebnissen der Dosisbestimmung letztlich innerhalb des zugehörigen Unsicherheitsbereichs [11,19]. DIN 6800-2 Im Vergleich zur TRS 398 sollte die Deutschen Norm in einigen Punkten verbessert werden: (a) die praktische Anwendung für den Anwender in der Klinik kann erleichtert werden, (b) neuere Daten zur Dosisbestimmung sollten berücksichtigt werden, und (c) ein besserer Anschluß an internationale Empfehlungen sollte angestrebt werden. Die Mitarbeit im zugehörigen DIN Arbeitskreis hat die Berücksichtigung der genannten Punkte zum Ziel. Dosimetrie unter Nicht-Referenzbedingungen Die Ionisationskammerdosimetrie in der Stereotaxie oder IMRT weicht üblicherweise erheblich von den Messbedingungen der Standarddosimetrie ab. Es sind daher Abweichungen zwischen gemessener und tatsächlicher Dosis zu erwarten. Abweichungen wurden quantitativ untersucht [18,20] Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie b) Einführung von motorisch getriebenen und computergesteuerten Lamellenblenden in die klinische Anwendung Die Entwicklung von motorisch betriebenen und computerkontrollierten Lamellenblenden (Multi-Leaf-Collimator, MLC) hat ganz wesentlich die Realisierung neuer, dosiskonformierender Bestrahlungstechniken ermöglicht. Beispiele sind die konformale Strahlentherapie und insbesondere die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT), die überwiegend auf der Verfügbarkeit von geeigneten MLC-s beruht. Aufgabe ist es, die in der Abteilung oder in Zusammenabeit mit der Abteilung entwickelten MLCs dosimetrisch zu charakterisieren, einer Qualitätskontrolle zu unterziehen und sie in die klinische Testphase zu bringen. - Mittelfeld MLC (Firma MRC, jetzt Siemens) [7] - Mittelfeld MLC des DKFZ (mit beweglicher LeafKantenverstellung) - Prototyp eines MLC für große Felder (bis 40 x 40 cm2) c) Entwicklung von Vielkanal-Detektorsystemen zur dreidimensionalen Dosimetrie Die neuen Bestrahlungstechniken sind komplex in ihrem zeitlichen Ablauf, die klinische Anwendung erfordert häufig die Überprüfung der geplanten dreidimensionalen Dosisverteilung vor der Behandlung des Patienten (Dosisverifikation). Wünschenswert sind Viel-Kanal-Systeme, die Dosisbestimmungen an mehreren Orten gleichzeitig zulassen. Unser Ansatz ist es, eine segmentierte Flüssigkeitsionisationskammer hierfür einzusetzen. Vorteil dieser Methode ist es, daß (a) eine Segmentierung bis in den Millimeterbereich noch eine genügend hohe Signalausbeute liefert und (b) zweidimensionale Detektorarrays in einfacher Weise in einem dreidimensionalen Stapel angeordnet werden können (3D Detektor). Ziel ist die Entwicklung eines Prototyps mit automatisierter Meßwerterfassung sowie von effizienter Software, die in real-time einen vollständigen Vergleich zwischen der gemessenen und der berechneten Dosis ermöglicht. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Kerntechnik, FZ Karlsruhe, wurde eine segmentierte zweidimensionale Flüssigkeitsionisationskammer konstruiert, deren Segmentierung an die Lamellenbreite eines Mittelfeld-MLC angepaßt wurde. Parallel dazu wurde ein Multikanal-Auslesesystemen mit 500 Kanälen entwickelt, das eine vollständige und simultane Ladungsmessung aller Kanäle in Schritten von 100 msec erlaubt. Ein erster Prototyp lieferte bereits vielversprechende Ergebnisse [10]. d) Strahlenreaktionen nach Radiochirurgie am Tiermodell. Bei der Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich stellen mögliche späte Strahlenschäden im Gehirn und am Rückenmark ein großes Risiko dar. Besonderes kritisch ist dabei die Entstehung von Nekrosen. Zur Abschätzung und Minimierung dieses Risikos muß deren Abhängigkeit von der Dosis und von anderen Bestrahlungsparametern gut bekannt sein. Dies hat uns veranlaßt, die Dosis-Wirkungsbeziehung an einem Tiermodell zu untersuchen. Der Vorteil bei einem Tiermodell ist, daß eine Dosiswirkungsbeziehung quantitativ und mit hoher Genauigkeit gemessen werden kann. Ziel ist es, zunächst eine Referenzbeziehung zu etablieren um dann den Einfluß von anderen Bestrahlungsparametern, wie z.B. eine veränderte Fraktionierung oder Strahlenart (Photonen, 12C-Ionen) zu bestimmen zu können. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 307 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie 308 Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Es wurden sowohl radiochirurgische Einzeitbestrahlungen am Rattenhirn (bestrahltes Volumen: 5 mm Durchmesser) als auch Fraktionierte Bestrahlungen am Rückenmark der Ratte durchgeführt (Länge des bestrahltes Segments: 15 mm). Die strahleninduzierten Veränderungen wurden bei den Hirnbestrahlungen mit Hilfe der MagnetresonanzTomographie über einen Zeitraum von 1½ Jahren verfolgt und ausgewertet. Im Fall der Rückenmarksbestrahlungen wurde eine Parese °II nach 9 Monaten als biologischer Endpunkt gewählt. Für alle Experimente wurden aus den Dosis-Wirkungskurven die Toleranzdosis D50 (Dosis mit 50% Komplikationswahrscheinlichkeit) bestimmt. Histologische Ergebnisse zeigten, daß die erzeugten Strahlenschäden auf das bestrahlte Areal beschränkt bleiben. [7] Hartmann GH, Föhlisch F: Dosimetric characterization of a new miniature multileaf collimator. Physics in Medicine and Biology 47, N171-N177, 2002 Die Experimente wurden sowohl mit einer Photonen- als auch mit einer Kohlenstoff-Ionen-Bestrahlung durchgeführt, so daß es durch die Bestimmung der Toleranzdosen D50 möglich war die relative biologische Wirksamkeit von Kohlenstoff-Ionen in Bezug auf eine Photonenbestrahlung zu bestimmen. Obwohl sich die Struktur von Gehirn (parallele Struktur) und Rückenmark (serielle Struktur) unterscheiden wurde eine vergleichbare relative biologische Wirksamkeit gefunden. Die stützt die Hypothese, daß Daten zur relativen biologischen Wirksamkeit, die am Rückenmark gemessen wurden auf Gehirn übertragen werden können. Dies ist insbesondere deswegen von Bedeutung, da die Experimente am Rückenmark mit wesentlich geringerem Aufwand durchgeführt werden können. [11] Hartmann G. H.: Absorbed dose determination for high energy photon and electron beams at a PRIMUS linear accelerator using the documents DIN 6800-2 and TRS-398. Zeitschrift für Medizinische Physik 13 (2003) 241-50 Zur Zeit laufen Rückenmarksexperimente mit 6 und 18 Fraktionen unter Verwendung von Photonen- und Kohlenstoffstrahlen. Ziel der Experimente ist es, die relative biologische Wirksamkeit für klinisch relevante Fraktionierungsschemata zu bestimmen. Mit Hilfe bereits vorhandener Daten zur Rückenmarkstoleranz ist es außerdem möglich, quantitative Parameter zu bestimmen mit der sich die Gewebetoleranz für verschiedene Fraktionierungsschemata ineinander umrechnen läßt. Publikationen (* = externer Koautor) [1] Karger C.P., Hartmann G.H.: Determination of tolerance dose uncertainties and optimal design of dose response experiments with small animal numbers. Strahlentherapie und Onkologie 177, 37-42, 2001 [2] Jäkel O., Krämer M., Karger C.P., Debus J.: Treatment planning for heavy ion radiotherapy: clinical implementation and application. Physics in Medicine and Biology 46, 1101-1116, 2001 [3] Münter M.W., Karger C.P., Schröck H., de Vries A., Schneider H.-M., Wannenmacher M., Debus J.: Spätveränderungen nach kleinvolumiger radiochirurgischer Bestrahlung des Rattenhirns: Messung des lokalen cerebralen Blutflusses und histopathologische Untersuchungen. Strahlentherapie und Onkologie 177, 354-361, 2001 [4] Karger C.P., Hartmann G.H., Heeg P., Jäkel O.: A method for determining the alignment accuracy of the treatment table axis at an isocentric irradiation facility. Physics in Medicine and Biology 46, N19-N26, 2001 [8] Karger C.P., Münter M.W., Heiland S., Peschke P. Debus J., Hartmann G.H.: Dose response curves and tolerance doses for late functional changes in the normal rat brain after stereotactic radiosurgery evaluated by magnetic resonance imaging: influence of end points and follow-up time. Radiation Research 157, 617-625, 2002 [9] Karger CP; Jäkel O; Heeg P; Hartmann GH: Klinische Dosimetrie für schwere geladene Teilchen. Zeitschrift für Medizinische Physik, 12 (2002) 159-169. [10] Eberle K., Engler J., Hartmann G., Hofmann R., Hörandl J. R.: First tests of a liquit ionization chamber to monitor intensity modulated radiation beams. Phys Med Biol 48 (2003) 3555-64 [12] Karger CP; Hipp P; Henze M; Echner G; Hoess A; Schad L; Hartmann GH: Stereotactic imaging for radiotherapy: accuracy of CT, MRI, PET and SPECT. Physics in Medicine and Biology, 48 (2003) 211-221. [13] Veigel C. Hartmann G. H., Weber K.-J.: Dosimetrie im Nahbereich einer 192Ir-Quelle für Applikationen an Ösaphagus und Bronchus in der Brachytherapie. Zeitschrift für Medizinische Physik 13 (2003) 275-80 [14] Schulz-Ertner D., Nikoghosyan A., Didinger B., Karger C.P., Jäkel O., *Wannenmacher M., Debus J.: Treatment planning intercomparison for spinal chordomas using intensity-modulated photon radiation therapy (IMRT) and carbon ions. Physics in Medicine and Biology 48, 2617-2631, 2003 [15] Webb S, Hartmann G, Echner G, Schlegel W.: Intensitymodulated radiation therapy using a variable-aperture collimator. Phys Med Biol. 2003 May 7;48(9):1223-38 [16] Karger C.P., Schulz-Ertner D., Didinger B.H., Debus J., Jäkel O.: Influence of setup errors on spinal cord dose and treatment plan quality for cervical spine tumors: A phantom study for photon IMRT and heavy charged particle radiotherapy. Physics in Medicine and Biology 48, 3171-3189, 2003 [17] Schulz-Ertner D., Nikoghosyan A., Thilmann C., Haberer T., Jäkel O., Karger C.P., Scholz M., *Kraft G., *Wannenmacher M., Debus J.: Carbon ion radiotherapy for chordomas and low-grade chondrosarcomas of the skull base: Results in 67 patients. Strahlentherapie und Onkologie 179, 598-605, 2003 [18] *Capote R, *Sánchez-Doblado F, *Leal A, *Lagares JI, *Arráns R, Hartmann GH: An EGSnrc Monte Carlo study of the microionization chamber for reference dosimetry of narrow irregular IMRT beamlets. Medical Physics 31, 2416-2422, 2004 [19] Karger C.P., Hartmann G.H.: Experimental correction for ionic recombination in ionization chambers for pulsed radiation according to DIN 6800-2 and TRS 398. Z. Med. Phys. (accepted). [20] *Sánchez-Doblado F, *Capote R, *Leal A, *Rosello JV, *Lagares JI, *Arráns R, Hartmann GH: Clinical implication of the absolute dosimetry in IMRT verification. Phys Med Biol (accepted) [5] Karger C.P., Jäkel O., Debus J., Kuhn S., Hartmann G.H.: Three- dimensional accuracy and interfractional reproducibility of patient fixation and positioning using a stereotactic head mask system. International Journal of Radiation Oncology, Biology, Physics 49, 1223-1234, 2001 [6] Jäkel O., Jacob C., Schardt D., Karger C.P., Hartmann G.H.: Relation between carbon ion ranges and x-ray CT numbers for tissue equivalent phantom materials. Medical Physics 28, 701703, 2001 DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Schwerionentherapieprojekt (E0409) O. Jäkel, A. Eisenmenger, O. Filipenko, P. Heeg, C.P. Karger, S. Qamhiyeh, P. Reiss, H.J. Wertz In Zusammenarbeit mit: PD Dr. D. Schulz-Ertner, Klinische Kooperationseinheit Strahlentherapeutische Onkologie des DKFZ; Prof. J. Debus, Radiologische Klinik der Universität Heidelberg; Prof. G. Kraft, Arbeitsgruppe Biophysik, Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) Darmstadt; Dr. R. Bendl, Abt. Medizinische Physik, DKFZ. Die Arbeiten wurden teilweise durch den Strategiefonds des BMBF sowie durch das EU-Projekt ENLIGHT unterstützt. Das Schwerionentherapieprojekt wird in Zusammenarbeit zwischen der Universitätsklinik, dem DKFZ und der GSI am Schwerionensynchrotron der GSI durchgeführt. Von Dezember 1997 bis Ende 2003 wurden im Rahmen klinischer Studien mehr als 200 Patienten mit Kohlenstoffionen strahlentherapeutisch behandelt. Dabei kommt ein sogenanntes Rasterscanverfahren zum Einsatz, welches eine dreidimensionale Anpassung der Dosisverteilung auch an sehr komplizierte Tumoren ermöglicht. Zusammen mit der erhöhten biologischen Wirkung der Ionenstrahlen wird damit ein besseres Ansprechen der Tumoren erwartet. Unsere Arbeitsgruppe ist in diesem Projekt für die medizinphysikalischen Aspekte verantwortlich [1]. Dies sind die klinische Dosimetrie [6,9,11], die Bestrahlungsplanung [1,3,4,5,7,8,10], die Patientenpositionierung [2], sowie die Qualitätssicherung für diese Bereiche. Im Bereich der Dosimetrie bestanden die Hauptarbeiten in der Verbesserung des Dosimetrieprotokolls und einer Optmierung der Dosisverifikation von Bestrahlungsplänen. In Zusammenarbeit mit dem Karolinska Institut, Stockholm, wurden Untersuchungen des Einflusses der nuklearen Fragmentierung auf die Dosismessung mit Hilfe von Monte Carlo Simulationen begonnen. Mit einer Reihe von Messungen wurden verschiedene Korrekturfaktoren in der Schwerionendosimetrie genauer quantifiziert. Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Das Bestrahlungsplanungsprogramm, welches auf der in unserer Abteilung entwickelten graphischen Benutzeroberfläche VIRTUOS und dem an der GSI entwickelten Schwerionenalgorithmus TRiP aufbaut, wurde auch 2002/2003 weiter verbessert. Das Planungsprogramm unterstützt nun auch die Optimierung von Kombinationstherapien aus konventioneller Bestrahlung und Schwerionentherapie. Ferner unterstützt die Therapieplanung nun auch die Behandlung von Patienten in sitzender Position, was eine höhere Flexibilität bei der Auswahl der Bestrahlungswinkel ermöglicht. In einer Reihe von Planungsstudien wurde für verschiedene Indikationen untersucht, welche klinische Wertigkeit die Schwerionentherapie im Vergleich zur Intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) mit konventioneller Bestrahlung bietet. Untersucht wurden dabei u.a. der Einfluss von Positionierfehlern auf die Qualität von Therapieplänen für Patienten mit spinalen Chordomen im Vergleich zwischen IMRT und Schwerionentherapie und die Optimierung von Kombinationstherapien aus Ionenstrahlung und IMRT für adenoidzystische Karzinome und Prostatakarzinome. Abb. 1 zeigt eine Dosisverteilung wie sie mit einem Therapieplan für einen Patienten mit Prostatakarzinom zur Boostbestrahlung mit der Schwerionentherapie möglich ist. Der hohe Grad der Anpassung des Hochdosisbereiches an das Zielvolumen ist hier sehr deutlich zu erkennen. In Abb. 2 ist ein Therapieplan für eine Kombinationstherapie aus IMRT und Schwerionentherapie zu sehen wie sie derzeit an der GSI bereits angewandt wird. Nur der makroskopisch sichtbare Tumor wird mit Ionenstrahlen behandelt und insgesamt höher dosiert, während ein erheblich größeres Volumen mit konventioneller Strahlung behandelt wird. Mehrere Diplomarbeiten beschäftigten sich mit der Quantifizierung der Genauigkeit der Reichweiteberechnung der Ionen im Gewebe. Dabei wurden der Einfluss von Röntgenkontrastmittel [5], Metallimplantaten [4] und der Kalibrierung des Computertomographen [3] untersucht. Abb. 1: Dosisverteilung für eine Boost-Bestrahlung der Prostata, wie sie mit einer Gegenfeldbestrahlung mit Kohlenstoffionen erreicht werden kann. Die geringe Dosisbelastung im Rektum (blau) reduziert die Strahlentoxizität erheblich. Abb. 2: Dosisverteilung eines Therapieplanes für eine Kombinationstherapie aus IMRT und Schwerionentherapie für einen Patienten mit adenoidzystischem Karzinom. Nur das makroskopisch sichtbare Tumorvolumen wird mit Ionenstrahlen behandelt und insgesamt höher dosiert. Hirnstamm (grün) und Sehnerven (gelb, blau) können nahezu völlig aus dem Hochdosisbereich ausgespart werden. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 309 Forschungsschwerpunkt E Innovative Krebsdiagnostik und -therapie Abteilung E040 Medizinische Physik in der Strahlentherapie Die Arbeitsgruppe ist zudem für die Leitung der Arbeitsgruppe Therapieplanung im EU-Projekt ENLIGHT zuständig. Im Rahmen dieses Projektes wurde eine Übersicht über die klinischen Einsatzmöglichkeiten, Bestrahlungstechniken, Therapieplanungssysteme und Basisdaten für die Schwerionentherapie erarbeitet. Ziel des Projektes ist es, alle verfügbaren Erfahrungen in der Ionentherapie zu bündeln und in Form von Empfehlungen allgemein zur Verfügung zu stellen. Um eine größere Flexibilität bei der Einstrahlrichtung auf den Patienten zu erhalten, wurde zusätzlich zum Bestrahlungstisch ein Behandlungsstuhl im Bestrahlungsraum installiert. Aufgrund der durchgeführten Qualitätssicherungsmaßnahmen wurde 2003 die Genehmigung zum Einsatz des Stuhles erteilt. Der klinische Einsatz kann nach Abschluss der Arbeiten an der Planungssoftware und zur Positioniergenauigkeit voraussichtlich Anfang 2004 erfolgen. Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 86 Patientenbestrahlungen mit Schwerionen an der GSI durchgeführt. Das entspricht einer Steigerung um 25% gegenüber dem Berichtszeitraum 2000/2001. Den Schwerpunkt bildeten dabei die Behandlung von Chordomen und Chondrosarkomen der Schädelbasis mit alleiniger Schwerionentherapie. Publikationen (* = externer Koautor) 310 [1] Jäkel O., Schulz-Ertner D., Karger C.P., Nikoghosyan A., Debus J.: Heavy ion therapy: status and perspectives. Technology in Cancer Research and Treatment 2, 377-388, 2003 [2] Karger C.P., Schulz-Ertner D., Didinger B.H., Debus J., Jäkel O.: Influence of setup errors on spinal cord dose and treatment plan quality for cervical spine tumors: A phantom study for photon IMRT and heavy charged particle radiotherapy. Phys. Med. Biol. 48, 3171-3189, 2003 [3] Qamhiyeh S: Hounsfield units to range calibration in heavy ion therapy, Master Thesis, Universität Heidelberg, 2003. [4] Reiss P: Die Auswirkung von Metallartefakten bei der Computertomographie auf die Reichweiteberechnung von Schwerionen in der Strahlentherapie, Diplomarbeit, Universität Heidelberg, 2003. [5] Wertz HJ: Der Einfluss von Jod-Kontrastmittel auf die CTbasierte Reichweitenberechnung in der Schwerionentherapieplanung. Diplomarbeit, Fachhochschule Giessen-Friedberg, Heidelberg, 2002. [6] Karger C.P., Jäkel O., Heeg P., Hartmann G.H.: Klinische Dosimetrie für schwere geladene Teilchen. Zeitschrift für Medizinische Physik 12 (2002) 159-169. [7] Jäkel O: Bestrahlungsplanung für die Schwerionentherapie, ISBN 3-8322-0350-8, Shaker Verlag, Aachen, 2002. [8] Jäkel O., Schulz-Ertner D., Krämer M., *Kraft G., *Wannenmacher M., Debus J: Approaching the Limits: IMRT with Carbon Ions. In: Progress in Radio-Oncology VII 291-295, Eds. Kogelnik H.D., Lukas P., Sedlmayer F.Bologna, 2002. [9] Jäkel O., Dosimetry of C12-ion beams at the German Heavy Ion Therapy Facility - Comparison between the currently used approach and the new TRS-398. In: Proceedings of the IAEA Standards and Codes of Practice in Medical Radiation Dosimetry, Vienna, 2002. [10] Wertz H., Jäkel O: The influence of iodine contrast agents on the range calculations of ion beams in radiotherapy. Medical Physics 31 (2004) 767-773. [11] Jäkel O., Hartmann GH, Karger CP, Heeg P., Vatnitsky S: A calibration procedure for beam monitors in a scanned beam of heavy charged particles. Medical Physics 31 (2004) 1009-1013. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003