BBraun Stiftung Abschlussbericht für den Zeitraum 01.01.2011 bis 31.08.2012: Thema: Die Bedeutung des mTOR Signalweges bei posttraumatischer Immundysfunktion des alten Menschen Sponsor: Studienverantwortliche: BBraun Stiftung Dr. Sabrina Ehnert & Prof. Dr. Andreas K. Nüssler Stadtwaldpark 10 Abt. für Unfallchirurgie MRI 34212 Melsungen Ismaningerstr. 22, 81675 München und, Unfallchirurgische Klinik der Eberhard Universität Tübingen(BG Unfallklinik) Karls Schnarrenbergstr. 95 D-72076 Tübingen Mitarbeiter des Projekts: Dr. Zhiyong Wang, Angela Wottge, Prof. Andreas Nüssler - MRI Dr. Stefan Pscherer (Klinikum Traunstein), Natascha Nüssler (Klinikum Neuperlach) Dr. Sabrina Ehnert, Yasmin Bergmann, Dr. Thomas Freude, Prof. Nüssler Uni Tübingen Initiale Projektdauer: 01.01.2011 bis 31.03.2011 Datum: 06/09/2012 Dieser Bericht besteht aus 13 Seiten -V E R T R A U L I C H – ___________________________________ Prof. Dr. Andreas K. Nüssler Stellvertretend für alle Mitarbeiter Seite 1 von 13 BBraun Stiftung 1. Inhaltsverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................. 2 Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................................... 2 Häufig verwendete Abkürzungen ......................................................................................................... 2 Hintergrund und Stand der Forschung ................................................................................................. 3 Ziele der vorliegende Studie ................................................................................................................. 4 Ergebnisse und Diskussion anhand der Arbeitspakete ........................................................................ 4 Ausblick .............................................................................................................................................. 13 2. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Demographische Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland bis 2060. ............................. 3 Abbildung 2: Entwicklung der Anzahl von proximalen Femurfrakturen bis zum Jahr 2050 in Abhängigkeit vom Alter....................................................................................................................................................... 3 Abbildung 3: TNF-β Serumspiegel. .............................................................................................................. 6 Abbildung 4: GCSF Serumspiegel. .............................................................................................................. 6 Abbildung 5: GM-CSF Serumspiegel. .......................................................................................................... 6 Abbildung 6: GRO und GRO-α Serumspiegel. ............................................................................................. 7 Abbildung 7: IL-1α Serumspiegel. ................................................................................................................ 7 Abbildung 8: Serumspiegel von IL-2, IL-3 und IL-5. ..................................................................................... 7 Abbildung 9: IL-6 Serumspiegel. .................................................................................................................. 8 Abbildung 10: Serumspiegel von IL-7, IL-8 und IL-13. ................................................................................. 8 Abbildung 11: IL-19 und IL-15 Serumspiegel. .............................................................................................. 8 Abbildung 12: MIG Serumspiegel. ................................................................................................................ 9 Abbildung 13: IFN-γ Serumspiegel. .............................................................................................................. 9 Abbildung 14: Serumspiegel von MCP-1, MCP-2 und MCP-3. .................................................................... 9 Abbildung 15: TNF-α Serumspiegel. .......................................................................................................... 10 Abbildung 16: RANTES Serumspiegel. ...................................................................................................... 10 Abbildung 17: Serumspiegel von gesamtem TGF-β1. ................................................................................ 10 Abbildung 18: Serumspiegel von aktivem TGF-β....................................................................................... 11 Abbildung 19: Western Blot des mTOR Signalweges. ............................................................................... 11 Abbildung 20: Aktivierung der JNK in Granulozyten. ................................................................................. 11 Abbildung 21: Aktivierung von ERK1/2 in Granulozyten. ........................................................................... 12 Abbildung 22: Aktivierung von p38 in Granulozyten. ................................................................................. 12 Abbildung 23: SOD-1 Expression in Granulozyten. ................................................................................... 13 3. Häufig verwendete Abkürzungen AF – alt Fraktur, AG – alt gesund, GCSF – Granulocyte Colony-Stimulating Factor, GM-CSF – Granulocyte/Macrophage Colony-Stimulating Factor, GRO und GRO-α – Growth Regulated Proteins, HO1 – heme-oxygenase 1, IL - Interleukin, IFN-γ – Interferon-γ, JG – jung gesund, JF – jung Fraktur, MIG – Monokine Induced by Interferon-γ, MCB-1, -2 und -3 – Monocyte Chemotactic Proteins 1, -2 und -3, pAKT – phophorylierte Protein Kinase B, p-ERK1/2 - phosphorylierte extracellular signal-regulated protein kinases 1 und 2, p-JNK – phosphorylierte c-Jun N-terminal kinase, p-p38 – phosphorylierte p38, RANTES Seite 2 von 13 BBraun Stiftung – Regulation upon Activation Normal T cell Express Sequence, SOD-1 – superoxide-dismutase 1, TGF-β1 – Transforming Growth Factor β1, TNF-α und -β – Tumor Necrosis Factors α und –β 4. Hintergrund und Stand der Forschung Die Beeinträchtigung des Immunsystems nach Trauma, wie zum Beispiel einer Fraktur ist insbesondere beim alten Menschen gravierend und führt aufgrund einer erhöhten Infektanfälligkeit zu schweren Komplikationen. Die häufigsten Komplikationen sind dabei Pneumonien, Harnwegsinfekte, Wundheilungsstörungen, Sepsis und Tod. Insbesondere das Management von Schenkelhalsfrakturen wird durch die Komplikationsrate beim alten Menschen erheblich erschwert. Trotz allen Fortschritts in der Medizin hat sich die Letalität nach Schenkelhalsfraktur in den letzten 20 Jahren nicht geändert [1]. Die postoperative Komplikationsrate liegt bei 26,1%, die Klinikletalität bei 6,6% und die Mortalität innerhalb eines Jahres nach Operation bei ca. 30% [2]. Aufgrund unserer alternden Gesellschaft, steigt der Anteil Menschen über 60 Jahre in der Bevölkerung rapide an (siehe Abbildung 1) [3], sodass sich die Inzidenz der Schenkelhalsfraktur bereits im Jahre 2050 verdoppelt haben wird (siehe Abbildung 2). Abbildung 1: Demographische Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland bis 2060. Quelle: Statistisches Bundesamt, Deutschland – Land und Leute, 2009 Abbildung 2: Entwicklung der Anzahl von proximalen Femurfrakturen bis zum Jahr 2050 in Abhängigkeit vom Alter. Abbildung aus [1] Die Immunsystemdysfunktion des alten Menschen führt in diesem Zusammenhang zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit, verlängerten Klinikaufenthalten und einer damit einhergehenden Verringerung der Lebensqualität sowie einer erschwerten Rekonvaleszenz [4-6]. Diverse Studien haben versucht, das Seite 3 von 13 BBraun Stiftung Phänomen der Immundysfunktion im Alter näher zu charakterisieren. Hierbei konnte eine Malfunktion sowohl des angeborenen als auch des adaptiven Immunsystems festgestellt werden. Bisher ist bekannt, dass neutrophile Granulozyten (PMN) im Alter einen Funktionsabbau zeigen, was Phagozytose, Chemotaxis und Degranulation betrifft [8,9]. Ferner ist die Abwehrfunktion der Zellen durch eine Überproduktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) verschlechtert [10]. Die intrazellulären Regelmechanismen die dieser zellulären Dysfunktion zu Grunde liegen sind bislang jedoch nur unzureichend erforscht. Die Dysfunktion der Monozyten älterer Menschen spiegelt sich ebenfalls in gestörter Phagozytosefähigkeit, unzureichender Aktivierung und inadäquater Inflammationsreaktion wider. Ferner ist eine Fehlproduktion von pro- und anti-inflammatorischen Zytokinen bekannt. Hierbei sind insbesondere Interleukin (IL)-1, -6, -8 und -12 sowie Interferon (IFN)-α erhöht [8,9]. Die Übermittlung der extrazellulären Stimuli auf die Zellen wird dabei teilweise durch intrazelluläre Kinasen und Phosphatasen reguliert. Zu der Gruppe von Kinasen, die insbesondere durch Stressinduktoren oder Inflammationsparameter initiiert wird und grundlegende zelluläre Prozesse steuert, gehören die MAP-Kinasen (Mitogen Activated Kinases). Dazu zählt man die Extracellular Regulated Kinases (ERK), die c-Jun N-Terminal Activated oder Stress Activated Protein Kinases (JNK/SAPK), die ERK5/big MAP Kinase (BMK1) und die p38 Gruppe der Proteinkinasen. Diese Mediatoren sind unter anderem an grundlegenden Prozessen des Zellzyklus wie beispielsweise der Proliferation, der Apoptose und der Abwehr beteiligt. Über den sogenannten TSC-Komplex, bestehend aus den Protein Tuberin (TSC1), Harmatin (TSC2) und Pam, regulieren diese die Proliferation via mTOR (mammalian Target of Rapamycin). Bonawitz und Kollegen zeigten darüber hinaus, dass mTOR in direktem Zusammenhang mit der mitochondrialen Respiration und Genexpression steht, wodurch die zelluläre Antwort auf oxidativen Stress durch SOD2 reguliert wird (Bonawitz et al 2007). Neuere Veröffentlichungen geben zudem Hinweise darauf, dass durch MAP-Kinasen Signalwege aktiviert werden, welche ausschlaggebend an alterungs-spezifischen Prozessen beteiligt sind. So führen die für die Alterung charakteristische, DNA schädigenden Prozesse beispielsweise zu einer Erhöhung der Basisaktivität von JNK [15]. 5. Ziele der vorliegende Studie Ziel des beantragten Projekts war die Analyse der Aktivität und Regulation des mTOR Signalweges und der daran beteiligten MAP-Kinasen (z.B. AKT, ERK, p38-MAP-Kinase und JNK) in Monozyten und Granulozyten des peripheren Blutes von jungen und alten Menschen nach Schenkelhalsfraktur. Die Untersuchungen verfolgten dabei drei Teilziele: 1. Charakterisierung der Inflammationsreaktion im alten Menschen anhand der Expression von proinflammatorischen Parametern 2. Analyse der mTOR Aktivität und dessen Expressionsprofil 3. Bottom-up Analyse der daran beteiligten MAP-Kinasen via TSC1 und TSC2. • Identifikation der beteiligten MAP-Kinasen • sowie deren Aktivität 6. Ergebnisse und Diskussion anhand der Arbeitspakete Probenakquise Patientengruppe 1: mind. 10 Patienten mit einer Fraktur der langen Röhrenknochen ≥ 70 Jahre Patientengruppe 2: mind. 10 Patienten mit einer Fraktur der langen Röhrenknochen ≤ 40 Jahre Einschlusskriterien für die Patienten: • Alter: ≥ 70 Jahre (Gruppe 1) sowie ≥ 18 Jahre und ≤ 40 Jahre (Gruppe 2) Seite 4 von 13 BBraun Stiftung • • • Einwilligung in die Studie Fraktur der langen Röhrenknochen Osteosynthese mittels Marknagel, Platte oder Schraubenosteosynthese Ausschlusskriterien für die Patienten: • Offene und periprothetische Frakturen und Polytrauma • Patienten mir systemischen Erkrankungen, z.B. Infektionen, Malignome, Radio- Chemotherapie • Immunmodulierende Medikation, z.B. Cortison, MTX • Patienten, die zur Einwilligung nicht fähig sind Kontrollgruppe 1: mind. 10 gesunde Probanden ≥ 70 Jahre Kontrollgruppe 2: mind. 10 gesunde Probanden ≤ 40 Jahre Einschlusskriterien für die Probanden: • Alter ≥ 70 Jahre für Gruppe 1 und für Gruppe 2 älter 18 Jahre und jünger 40 Jahre • Einwilligung in die Studie • keine Fraktur in den letzten 12 Wochen Ausschlusskriterien für die Probanden: • Patienten mir systemischen Infektionserkrankungen • andere Systemerkrankungen, Malignomen und Radio- Chemotherapie • Immunmodulierende Medikation, z.B. Cortison, MTX • Patienten, die zur Einwilligung nicht fähig sind Probenübersicht Patientengruppe 1 Patientengruppe 2 Kontrollgruppe 1 Kontrollgruppe 2 Anzahl 12 8 12 12 Durchschnittsalter 81 Jahre 32 Jahre 74 Jahre 28 Jahre Statistik Die Daten werden als „box & whiskers“ Diagramme dargestellt. Die Daten wurden mittels „one-way analysis of variance (ANOVA)” gefolgt von einer Bonferroni Postanalyse ausgewertet (GraphPad Prism Software). P < 0,05 wurde als geringstes Signifikanzlevel festgelegt. Die statistische Signifikanz wird in den Graphiken mittel * angezeigt wobei * p < 0,05, ** p < 0,01, und *** p < 0,001 bedeutet. Zu Arbeitspaket 1: Charakterisierung der Inflammationsreaktion im alten Menschen anhand der Expression von pro-inflammatorischen Parametern Zur Identifikation möglicher pro- und anti-inflammatorischer Parameter welche im Serum wurden die gewonnenen Seren mittels eines sogenannten Zytokinarrays analysiert. Dieser Array ermöglicht es die relativen Serumspiegel von 23 pro- und anti-inflammatorischen Zytokinen (bzw. Chemokinen) zu ermitteln. Die so untersuchten Zytokine sind: Granulocyte Colony-Stimulating Factor (GCSF), Granulocyte/Macrophage Colony-Stimulating Factor (GM-CSF), Growth Regulated Proteins (GRO und GRO-α), Interleukine IL-1α, IL-2, IL-3, IL-5, IL-6, IL-7, IL-8, IL-10, IL-13 und IL-5, Interferon (IFN)-γ, Monokine Induced by Interferon-γ (MIG), Monocyte Chemotactic Proteins (MCP)-1, -2 und -3, Regulation upon Activation Normal T cell Express Sequence (RANTES), Transforming Growth Factor (TGF)-β1, Tumor Necrosis Factors (TNF)-α und –β. Im Allgemeinen stiegen die Serumspiegel vieler der so untersuchten Zytokine mit zunehmendem Alter der Spender signifikant an. Die Regulation der Zytokine nach Fraktur schwankte zum Teil stark in den Seite 5 von 13 BBraun Stiftung zwei unterschiedlichen Altersgruppen. Lediglich TNF-β zeigte keine Regulation im Alter oder nach Fraktur (siehe Abbildung 3). Im Falle des Granulocyte Colony-Stimulating Factor (GCSF) waren die basalen Serumspiegel in älteren Spendern erhöht. In Folge der Fraktur sanken die GCSF Serumspiegel nur in den jungen Patienten. In den älteren Patienten blieben die bereits erhöhten GCSF Serumspeigel unverändert (siehe Abbildung 4). Abbildung 3: TNF-β Serumspiegel. TNF-β Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Abbildung 4: GCSF Serumspiegel. GCSF Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Im Falle des Granulocyte/Macrophage Colony-Stimulating Factor (GM-CSF) waren die basalen Serumspiegel in älteren Spendern zwar auch erhöht, allerdings sanken diese in beiden Altersgruppen nach Fraktur ab. Besonders hervorzuheben ist jedoch, dass das Absinken der GM-CSF Serumspiegel in den älteren Patienten ausgeprägter war (siehe Abbildung 5). Abbildung 5: GM-CSF Serumspiegel. GM-CSF Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Growth Regulated Proteins (GRO und GRO-α) verhielt sich ähnlich wie GM-CSF. Die basalen GRO und GRO-α Serumspiegel waren in älteren Spendern erhöht. In Folge der Fraktur sanken diese in beiden Seite 6 von 13 BBraun Stiftung Altersgruppen wobei die gemessene Veränderung in der älteren Patientengruppe ausgeprägter war (siehe Abbildung 6). Abbildung 6: GRO und GRO-α Serumspiegel. GRO und GRO-α Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Die Serumspiegel von Interleukin-1α verhielten sich ähnlich des GCSF. Die basalen IL-1α Serumspiegel waren in den älteren Spendern signifikant erhöht und sanken nach Fraktur besonders in der jüngeren Patientengruppe ab während die ältere Patientengruppe leicht erhöht blieb (siehe Abbildung 7). Abbildung 7: IL-1α Serumspiegel. IL-1α Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Im Falle der IL-2, IL-3 und IL-5 waren die basalen Serumspiegel in der älteren Spendergruppe zwar nicht signifikant erhöht im Vergleich zu der jüngeren Spendergruppe. Allerdings sanken diese Serumspiegel in der jüngeren Patientengruppe nach Fraktur tendenziell ab, wohingegen sie in der älteren Patientengruppe unverändert blieben (siehe Abbildung 8). Abbildung 8: Serumspiegel von IL-2, IL-3 und IL-5. IL-2, IL-3 und IL-5 Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Seite 7 von 13 BBraun Stiftung Im Falle von IL-6 waren die basalen Serumspiegel zwischen jungen und alten Spendern zwar auch nicht signifikant verschieden. Allerdings zeigten die jüngeren Patienten tendenziell eher verminderte IL-6 Serumspiegel, während die älteren Patienten tendenziell eher erhöhte IL-6 Serumspiegel aufwiesen (siehe Abbildung 9). Abbildung 9: IL-6 Serumspiegel. IL-6 Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Die Serumspiegel von IL-7, IL-8 und IL-13 verhielten sich ähnlich der Serumspiegel von GRO-α. Die basalen Serumspiegel der älteren Spender waren erhöht und sanken nach Fraktur. Wobei das Absinken in der jüngeren Patientengruppe sehr viel ausgeprägter war (siehe Abbildung 10). Abbildung 10: Serumspiegel von IL-7, IL-8 und IL-13. IL-7, IL-8 und IL-13 Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Im Falle von IL-10 und IL-15 waren die basalen Serumspiegel in der älteren Spendergruppe zwar nur leicht erhöht. Allerdings sanken diese nach Fraktur nur in der jungen Patientengruppe stark ab und blieben in der älteren Patientengruppe unverändert (siehe Abbildung 11). Abbildung 11: IL-19 und IL-15 Serumspiegel. IL-10 und IL-15 Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Seite 8 von 13 BBraun Stiftung Genau umgekehrt verhielt es sich im Falle von Monokine Induced by Interferon-γ (MIG). Auch hier unterschieden sich die basalen Serumspiegel zwischen jungen und alten Spendern kaum. Jedoch konnten wir einen signifikanten Anstieg des MIG im Serum junger Patienten nach Fraktur messen. Dieser Anstieg blieb in der älteren Patientengruppe vollständig aus (siehe Abbildung 12). Abbildung 12: MIG Serumspiegel. MIG Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Interessanterweise verhielt sich das Interferon (IFN)-γ sehr verschieden zu MIG. Die basalen Serumspiegel von IFN-γ waren in der älteren Spendergruppe erhöht. Die Serumspiegel sanken tendenziell in der älteren Patientengruppe nach Fraktur ab während die Serumspiegel in der jüngeren Patientengruppe unverändert blieben (siehe Abbildung 13). Abbildung 13: IFN-γ Serumspiegel. IFN-γ Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Im Falle der Monocyte Chemotactic Proteins MCP-1, -2 und -3 waren die Serumspiegel sehr unterschiedlich reguliert. Lediglich die basalen Serumspiegel von MCP-1 und MCP-3 waren in der älteren Spendergruppe erhöht. Die basalen Serumspiegel von MCP-2 waren innerhalb der zwei Altersgruppen unverändert. In der jungen Patientengruppe stiegen die Serumspiegel von MCP-1 und MCP-2 nach Fraktur signifikant an wohingegen die Serumspiegel von MCP-3 in der jungen Patientengruppe nach Fraktur tendenziell sanken. In der älteren Patientengruppe sanken stattdessen die Serumspiegel von MCP-1 nach Fraktur. Die Serumspiegel von MCP-2 und MCP-3 blieben in dieser Altersgruppe nach Fraktur unverändert (siehe Abbildung 14). Abbildung 14: Serumspiegel von MCP-1, MCP-2 und MCP-3. MCP-1, MCP-2 und MCP-3 Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Seite 9 von 13 BBraun Stiftung Tumor Necrosis Factor (TNF)-α verhielt sich ähnlich zu MCP-3. Die basalen Serumspiegel waren in der älteren Spendern erhöht und sanken nach Fraktur nur in der jungen Patientengruppe ab (siehe Abbildung 15). Abbildung 15: TNF-α Serumspiegel. TNF-α Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Interessanterweise war das sogenannte „Regulation upon Activation Normal T cell Express Sequence“ (RANTES), welches die chemokine Rekrutierung von Monozyten und T-Zellen reguliert, in den beiden Altersgruppen komplett gegensätzlich reguliert. Die basalen RANTES Serumspiegel waren tendenziell in der älteren Spendergruppe leicht erhöht. Nach Fraktur stiegen die RANTES Serumspiegel in der jungen Patientengruppe stark an, während sie in der älteren Patientengruppe tendenziell sanken (siehe Abbildung 16). Abbildung 16: RANTES Serumspiegel. RANTES Serumspiegel wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Das multifunktionelle Zytokin Transforming Growth Factor (TGF)-β1, welches von fast jeder Zelle im Körper gebildet wird, ist in der älteren Spendergruppe stark erhöht. Zu unserem gemessenen Zeitpunkt sinkt das TGF-β1 nach Fraktur in beiden Altersgruppen ab (siehe Abbildung 17). Abbildung 17: Serumspiegel von gesamtem TGF-β1. Die Serumspiegel von aktivem und inaktivem TGF-β1 wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Dabei muss man allerdings beachten, dass das im Zytokinarray bestimmte TGF-β1 das gesamte im Blut zirkulierende TGF-β1 darstellt, da bedeutet sowohl die aktive als auch die inaktive Form. Um herauszufinden, wie sich die Menge an aktivem TGF-β verändert haben wir die Seren zusätzlich mit Hilfe sogenannter MFB-F11 Reporterzellen untersucht. Diese Zellen erkennen ausschließlich aktives TGF-β, wobei es allerdings nicht zwischen deren drei Iso-formen (TGF-β1-3) unterschieden kann. Seite 10 von 13 BBraun Stiftung Diese Analyse zeigte, dass die Menge an aktivem TGF-β in der älteren Spendergruppe stark erhöht ist und nach Fraktur in beiden Altersgruppen stark ansteigt (siehe Abbildung 18). Abbildung 18: Serumspiegel von aktivem TGF-β. Die Serumspiegel von aktivem und inaktivem TGF-β1 wurden bei jungen (≤ 40 Jahre) und alten ≥ 70 Jahre Spendern mit und ohne Fraktur der langen Röhrenknochen mittels eines Zytokinarrays bestimmt. Zu Arbeitspaket 2 & 3: Analyse der mTOR Aktivität und dessen Expressionsprofil sowie Bottomup Analyse der daran beteiligten MAP-Kinasen via TSC1 und TSC2 Aufgrund technischer Schwierigkeiten waren wir gezwungen diese Arbeitspakete etwas zu verändern. Trotz funktionierender Positivkontrolle konnten wir keine Western Blot Signale für den mTor Signalweg (phospho-mTOR, phospho-p70S6K und verschiedene phospho-TSC2 Antikörper) in den Monozyten und Granulozyten detektieren (siehe Abbildung 19). Immune cells 1 2 3 4 5 6 7 8 + p-mTOR (Ser2448) p-p70S6K p-TSC2 GAPDH phospho-JNK [rel protein levels] 3 2 1 0 JG JF ns ** AG *** AF *** ns ns JG 1 2 JF 1 2 AF AG 1 2 1 2 + phospho-JNK GAPDH Seite 11 von 13 Abbildung 19: Western Blot des mTOR Signalweges. Die Positivkontrolle (HEK Zellen) zeigten ein starkes Signal für die angewendeten Antikörper. In Monozyten und Granulozyten konnte kein Signal detektiert werden. Aus diesem Grund mussten wir die MAPKinasen direkt untersuchen und konnten keine Vorauswahl durch eine „bottom-up“ Analyse treffen. So haben wir mittel Western Blot die Aktivierung der Protein Kinase B (phospho-AKT), der c-Jun N-terminal kinases (phospho-JNK), die extracellular signalregulated protein kinases 1 und 2 (phosphoERK1/2) und phopsho-p38. Phospho-AKT war in den Immunzellen nicht nachweisbar. Die basale Aktivierung von JNK (phospho-JNK) war in den Granulozyten der älteren Spender stark erhöht und sank nach Fraktur in beiden Altersgruppen signifikant ab (siehe Abbildung 20). Abbildung 20: Aktivierung der JNK in Granulozyten. Repräsentativer Western Blot für phospho-JNK in Granulozyten junger und alter Spender mit und ohne Fraktur. Sowie die densitometrische Auswertung der Western Blot Signal aller Spender. BBraun Stiftung Im Gegensatz dazu war die basale Aktivierung der extracellular signal-regulated protein kinases 1 und 2 (phospho-ERK1/2) in der älteren Spendergruppe deutlich geringer als in der jüngeren Spendergruppe. Nach Fraktur sanken die phosphoERK1/2 Spiegel in den Granulozyten der jüngeren Spender stark ab wohingegen die phospho-ERK1/2 Spiegel in den älteren Spendern durch die Fraktur unbeeinflusst blieben (siehe Abbildung 21). phospho-ERK1/2 [rel protein levels] 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 JG JF *** AG *** AF ns ns *** ns JG JF AG AF 1 2 1 2 1 2 1 2 + p-ERK1/2 GAPDH phospho-p38 Die Aktivierung von p38 (phospho-p38) verhielt sich genau gegensätzlich zur Aktivierung von ERK1/2 (phospho-ERK1/2). Die basale Aktivierung der p38 war in der älteren Spendergruppe verstärkt im Vergleich zur jüngeren Spendergruppe. Nach Fraktur stiegen die phospho-ERK1/2 Spiegel in den Granulozyten beider Altersgruppen stark an (siehe Abbildung 22). 20 [rel protein levels] Abbildung 21: Aktivierung von ERK1/2 in Granulozyten. Repräsentativer Western Blot für phospho-ERK1/2 in Granulozyten junger und alter Spender mit und ohne Fraktur. Sowie die densitometrische Auswertung der Western Blot Signal aller Spender. 15 10 5 0 JG JF AG ns ns ** ns *** AF *** JG JF AG AF 1 2 1 2 1 2 1 2 + phopsho-p38 GAPDH Abbildung 22: Aktivierung von p38 in Granulozyten. Repräsentativer Western Blot für phospho-p38 in Granulozyten junger und alter Spender mit und ohne Fraktur. Sowie die densitometrische Auswertung der Western Blot Signal aller Spender. Abschließend haben wir noch die Expression von Enzymen welche an der zellulären oxidativen Abwehr beteiligt sind untersucht. Unsere Zielenzyme waren die Hemeoxygenase 1 (HO-1) sowie die Superoxide dismutase 1 (SOD-1). HO-1 konnte in Granulozyten kaum detektiert werden, sodass eine densitometrische Auswertung der Daten sehr unzuverlässig war. Seite 12 von 13 BBraun Stiftung Der basale SOD-1 Spiegel hingegen war in den älteren Spendern erhöht. Nach Fraktur stiegen de SOD-1 Spiegel in der jüngeren Spendergruppe stark an. In der älteren Spendergruppe hatte die Fraktur kaum einen Einfluss auf die SOD-1 Expression in den Granulozyten (siehe Abbildung 23). SOD-1 [rel protein levels] 1.5 1.0 0.5 0.0 JG JF ** AG ns ** AF ns *** ns JG JF AG AF 1 2 1 2 1 2 1 2 + SOD-1 GAPDH Abbildung 23: SOD-1 Expression in Granulozyten. Repräsentativer Western Blot für phospho-p38 in Granulozyten junger und alter Spender mit und ohne Fraktur. Sowie die densitometrische Auswertung der Western Blot Signal aller Spender. 7. Ausblick/Schlussfolgerungen Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Immunantwort von alten Patienten nach einer proximalen Femorfraktion teilweise eine höhere Stressantwort (p-p38 Expression und Anstieg von inflammatorischen Zytokinen) zeigen als junge Patienten mit einer vergleichbaren Fraktur. Parallel zeigt sich aber auch, dass die damit verbundene erhöhte ROS Bildung bei alten Patienten nicht durch eine verstärkte antioxidative Antwort kompensiert wird, während junge Patienten eine erhöhte Stressantwort mit einer signifikant verstärkten SOD Expression beantworten. Alte Patienten zeigen eine signifikant reduzierte basal p-ERK-1/2 Antwort, die nach einer Fraktur noch weiter abfällt während bei jungen Patienten sieht man einen eindeutigen Abfall. Zusammenfassend zeigen unsere Ergebnisse eindeutig, dass die basale veränderte posttraumatische Immunantwort im alten Menschen wohl entscheidend dazu beiträgt, wie Sauerstoffradikale kompensiert werden. Bei jungen Patienten kann die Stressantwort kurzfristig kompensiert werden während bei alten Patienten es scheinbar zu Verzögerungen in der Antwort kommt. Somit können ROS weiter Gewebeschäden verursachen. Auffällig ist, dass GM-CSF, welches für die Rekrutierung von Granulozyten/Makrophagen zur Eliminierung von Bakterien ist, eindeutig reduziert ist. Dies geht einher mit der veränderten MAP-Kinasen Expression, die Teil des mTOR Signalweges sind. Dies könnte eine Erklärung dafür sein warum ältere Patienten nach einem initialen Trauma einen erneuten Infekt schlecht oder gar nicht abwehren können. Basierend auf den hier gezeigten Ergebnissen führen wir zurzeit letzte Versuche durch, um ein Manuskript zu erstellen. Dieses werden wir ihnen zu gegebenem Zeitpunkt zukommen lassen. Seite 13 von 13