Inhaltsverzeichnis - Kapitel 1. Einleitung: Die Chemie des Lebens 2. Kohlenhydrate 3. Lipide und Membranen 4. Nukleinsäuren 5. Aminosäuren und Proteine 6. Enzyme und Katalyse 7. Vitamine & Kofaktoren 8. Stoffwechsel I: Kohlenhydratstoffwechsel 9. Stoffwechsel II: Citratcyclus & oxidative Phosphorylierung 10.Stoffwechsel III: β-Oxidation & Aminosäureabbau 11.Stoffwechselphysiologie & Ernährungsbiochemie 1 2 1 Warum ist Enzymkatalyse notwendig? Enzyme & Katalyse Die notwendigen chemischen Reaktionen sind zu langsam: Enzyme beschleunigen biochemische Reaktionen, indem sie die Aktivierungsenergie herabsetzen, die für eine Stoffumsetzung überwunden werden muss. Enzymatische Umsetzungen sind reversibel, d. h. die Produkte können wieder in die Ausgangsstoffe umgewandelt werden. Enzyme führen Spezifität in die chemischen Reaktionen ein: Enzyme haben hohe Substrat- und Reaktionsspezifität -> unter zahlreichen Stoffen wählen sie nur die passenden Substrate aus und katalysieren genau eine von vielen Reaktionen, die möglich wären. Ein Biologe ohne enzymkinetische Grundkenntnisse ist wie ein Haus ohne Fundament... Leopold Flohé © (2000) 3 Wie katalysieren Enzyme chemische Reaktionen? Enzyme & Katalyse • Theoretisches Konzept: Die Theorie des Übergangszustandes (ÜZ) Während einer chemischen Reaktion wird immer ein Stadium höherer Energie (= Übergangszustand) durchlaufen (z.B. für Änderung von Bindungswinkel, Bindungslängen). Die Aktivierungsenergie ist die benötigte Energie zum Erreichen des Übergangszustands. Wenn diese Energiebarriere überwunden ist, reagiert das Molekül spontan weiter zum Produkt. ENZYME SENKEN DIE AKTIVIERUNGSENERGIE! • Molekulare Mechanismen der Enzymkatalyse: > Säure-Base-Katalyse > Kovalente Katalyse > Metallionen-Katalyse > Elektrostatische Faktoren (z.B. bevorzugte Bindung des ÜZ) > Herstellung von Nähe und korrekter Orientierung (Bindung der Substrate in passender Orientierung und Konformation -> Erhöhung der Reaktions-v durch Stabilisierung günstiger MolekülKonformationen für die Reaktion) 4 2 Alkoholische Gärung: Entdeckung der Enzymkatalyse Enzyme & Katalyse Die alkoholische Gärung („Fermentation“) wurde vermutlich zu Beginn des Neolithikums vor ca. 10000 Jahren entdeckt (Beginn von Siedlungen und Landwirtschaft) -> darum: altes Wort für Enzyme = Fermente Es werden beobachtet: - Transformation einer zuckerhaltigen Flüssigkeit in ein alkoholhaltiges Getränk - Aufsteigen von Blasen - Hitzeentwicklung - Ausbildung einer trüben Suspension, die einen feinen Bodensatz bildet Darstellung aus dem alten Ägypten über die Zubereitung eines alkoholischen Getränks Alkoholische Gärung: biochemischer Prozess, bei dem Kohlenhydrate (v.a. Glukose) unter anoxischen Bedingungen zu Ethanol und CO2 abgebaut werden: C6H12O6 -> 2 C2H5OH + 2 CO2 5 Aristoteles: Teleologie und Vitalismus Enzyme & Katalyse Teleologie "Nichts geschieht zufällig, sondern alles aus einem Grunde und mit Notwendigkeit.“ Jedes natürliche Ding hat ein festgelegtes Ziel, welches es zu erreichen gilt. So ist es die Tendenz einer Eichel zu einem Eichenbaum zu werden. Auf zuckerhaltige Flüssigkeiten angewendet könnte man sagen, dass diese durch Fermentation ihrem natürlichen vorherbestimmten Ziel zustreben. Vitalismus Vitalismus (lat.: vita „Leben“): Lehre, die als Grundlage alles Lebendigen eine Lebenskraft (lat. vis visa) annimmt (Wesensunterschied zwischen Organischem und Anorganischem). -> dieser Reifungsprozess zuckerhaltiger Flüssigkeiten ist quasi unter der Kontrolle einer inneren treibenden Kraft. Obwohl diese Kraft immateriell ist, macht sie den eigentlichen Kern des Lebens aus. 6 3 Alchemie: Die Suche nach der Lebenskraft Enzyme & Katalyse Alchemie: - alter Zweig der Naturphilosophie bis zum 17./18. Jh - Glaube: alle chemischen Elementen können ineinander umgewandelt werden (Transmutation) - Überzeugung: alle Stoffe sind aus Eigenschaften und Prinzipien („quinta essentia“) aufgebaut D.h.: Die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft werden quasi durch die Quinta essentia erweitert, welche die Lebenskraft in Lebewesen repräsentiert. Diese wurde als immateriell und daher als flüchtig angenommen. heiss Feuer Luft nass trocken Quinta Erde essentia Wasser kalt Ende des 12. Jahrhundert gelang es durch Destillation eine flüchtige Verbindung aufzufangen (aqua ardens = „brennendes Wasser“). Diese Substanz wurde als die isolierte Quinta essentia angesehen („spirits“, eau de vie). 7 Die Rolle der Hefe bei der Gärung Enzyme & Katalyse Eine Serie von Fehlgärungen in der Weinindustrie veranlasste Pasteur die Gärungssedimente unter dem Mikroskop anzuschauen: erfolgreich: Hefe fehlgeschlagen: Bakterien Dies bestätigte zunächst die Vermutung, dass die Gärung ein von der lebenden Zelle abhängiger Prozess sei und widerlegte zumindest das etablierte Konzept eines ausschließlich chemischen Prozesses. Louis Pasteur (1822-1895) 8 4 Isolierung der „Gärungsfermente“ Enzyme & Katalyse Die Buchners konnten schließlich zeigen, dass ein zellfreier Hefeextrakt zuckerhaltige Flüssigkeiten zu Ethanol „vergärt“. Hans (1850-1902) and Eduard (1860-1917) Buchner Damit war bewiesen, dass die Gärung nicht auf der „Lebenskraft“ der Hefe beruht, das heißt NICHT an die Lebenstätigkeit von Organismen gebunden ist, sondern auf einen chemischen Prozess in lebenden Organismen. Die dafür verantwortlichen isolierbaren Stoffe nannte man Fermente, später Enzyme. (ENZYM bedeutet „in der Hefe“). 9 „Geburtsstunde“ der Biochemie Enzyme & Katalyse Alle notwendigen (biochemischen) Lebensprozesse werden durch Fermente (Enzyme) in den jeweiligen Organismen beschleunigt, reguliert und koordiniert. 10 5 Aus was bestehen Enzyme? Enzyme & Katalyse SUMNER und seine Mitarbeiter (1930) reinigten ein Protein (Urease) durch Kristallisation: James B. Sumner (right), (1887-1955) Die in Puffer aufgelösten Kristalle zeigten wiederum enzymatische Aktivität (Urease) ! Die Urease (eine Amidase) ist das Enzym, das Harnstoff in Kohlenstoffdioxid und Ammoniak spaltet: Urease O NH2 C NH2 H2O 2NH3 CO 2 11 Wie erkennt das Enzym ein Substrat? Enzyme & Katalyse Das Enzym Invertase spaltet Saccharose in seine Bestandteile: Glukose und Fruktose Emil Fischer beobachtete, dass die Invertase auch einfache Glykoside spaltet, jedoch nur das α- und nicht das βkonfigurierte Glykosid: HO H H OH H O H O HO HO H H H OH O CH3 methyl-glucose (α-configuration) HO HO H H O OH H CH 3 Emil Fischer (1852-1919) methyl-glucose (β-configuration) Fischer ist demnach der Begründer des „Schlüssel-Schloss-Prinzips: -> zwei oder mehrere komplementären Strukturen müssen räumlich zueinander passen, um eine bestimmte biologische Funktion erfüllen zu können! 12 6 Fischers „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ Enzyme & Katalyse „Das Enzym kann ein Substrat nur dann chemisch umsetzen, wenn es in eine Tasche des Enzyms passt, ähnlich einem Schlüssel in ein Schloss“ Das Enzym besitzt eine vorgebildete Bindungsstelle komplementär zur Struktur des Substrats! -> dies ist der Grund für die hohe Substratspezifität von Enzymen! 13 Substratabhängigkeit Enzyme & Katalyse Brown und Henri untersuchten die Substratabhängigkeit von Enzymkatalysierten Reaktionen. Sie erkannten, dass bei hoher Substratkonzentration eine Maximalgeschwindigkeit (Vmax) erreicht wird. Sättigungshyperbel Adrian Brown 14 7 Substratabhängigkeit Enzyme & Katalyse Michaelis-Menten-Theorie (MM-Theorie): Zusammenhang zwischen der Reaktionsgeschwindigkeit v einer Enzymreaktion sowie der Enzym- und Substratkonzentration [E0] und [S]. mit steigender Substratkonzentration steigt die Reaktionsgeschwindigkeit vMax * [S] =v Km (Michaeliskonstante) KM + [S] Beispiel: Km sehr niedrig: Enzym erreicht schon bei niedriger Substratkonzentration seine vMax -> sehr effizient 15 Reaktionsgeschwindigkeit und Enzymaktivität Enzyme & Katalyse Reaktionsgeschwindigkeit: • Maß für die Änderung der Substratkonzentration mit der Zeit • beschreibt die Stoffmenge an Substrat, die in einem bestimmten Reaktionsvolumen pro Zeit umgesetzt wird • Einheit: mol/(L·s) • Hängt v.a. ab von: Reaktionsbedingungen (Temperatur, Salzkonzentration und pH-Wert der Lösung) Konzentrationen an Enzym, Substrat und Produkt Enzymaktivität: • beschreibt wie viel aktives Enzym sich in einer Enzym-Präparation befindet • Einheiten: Unit (U) und Katal (kat) • 1 U Enzym = 1 µmol Substratumsatz / min Enzymaktivität ist PROPORTIONAL zur Reaktionsgeschwindigkeit! 16 8 Die Bildung eines Enzym-Substrat-Komplexes Enzyme & Katalyse Das Enzym bildet mit dem Substrat einen Komplex (siehe Schlüssel-Schloss-Prinzip), in dem die Reaktion zu dem/den Produkt/Produkten erfolgt: Bindung E + S Reaktion E-S Enzym + Substrat Enzym-Substrat Komplex Dissoziation E-P E + P Enzym-Produkt Komplex Enzym + Produkt Schematische Darstellung einer Enzym-katalysierten Reaktion 17 Enzyme besitzen ein aktives Zentrum Enzyme & Katalyse Bindetasche für das Substrat Ort an dem die chemische Umsetzung stattfindet (aktives Zentrum, katalytisches Zentrum) Das aktive Zentrum besteht aus Teilen der Polypeptidkette oder reaktiven NichtProtein-Anteilen (Cofaktoren, prosthetische Gruppen) und bedingt eine Spezifität der enzymatischen Katalyse. 18 9 Substratbindung Enzyme & Katalyse • Das Substrat wird über spezifische Interaktionen an das Enzym gebunden! • Dabei spielen nicht-kovalente Wechselwirkungen (Wasserstoffbrücken, ionische und van-der-Waals WW) zwischen Teilen des Enzyms und des Substrats eine Rolle. • Die Bindung des Enzyms muss stark genug sein, um das Substrat zu binden, jedoch nicht zu stark, da noch eine Reaktion stattfinden muss. • Wichtig ist eine noch stärkere Bindung des Übergangszustandes und damit dessen Stabilisierung. 19 Induzierter „Fit“ Enzyme & Katalyse • Erweiterung des Schlüssel-Schloss-Prinzips: Bindung des Substrates an das Enzym induziert eine Änderungen in der Struktur des aktiven Zentrums, die dann erst eine Katalyse ermöglichen. • Dieser Mechanismus ist besonders wichtig, wenn Wassermoleküle die Reaktion „stören“ und daher - bevor die Reaktion eintreten kann ausgeschlossen werden müssen. • 1958 von Daniel E. Koshland postuliert Konformationsänderung der Hexokinase nach Bindung von Glukose http://www.stolaf.edu/people/giannini/flashanimat/enzymes/enzyme.swf 20 10 Induzierter „Fit“ in der Enzymkatalyse: Beispiel Enzyme & Katalyse MurA: UDP-N-Acetylglucosamine Enolpyruvyl Transferase Das Enzym MurA katalysiert den ersten Reaktionsschritt in der Biosynthese des Zellwandbestandteils Murein (Peptidoglykan). Dabei wird die Enolpyruvyl-Gruppe von Phosphoenolpyruvat (PEP) auf die 3'-OH Gruppe von UDP-N-acetylglucosamin übertragen und anorganisches Phosphat (Pi) gebildet. CH2 Phosphoenolpyruvat, PEP HO H HO -2O O H COOH 3PO MurA OH OH H H HN O C UDP O H CH3 H O H Pi H H HN O C UDP O H CH3 UDP-N-acetylglucosamin OH O CH2 COOH UDP-N-acetylenolpyruvylglucosamin Ausschluss von Wasser erforderlich, da PEP sonst hydrolysiert also von Wasser zersetzt - wird! 21 Substrat induziert das Schließen des aktiven Zentrums Enzyme & Katalyse C115 Substratbindung R120 K22 MurA in der „offenen“ Konformation: MurA in der geschlossenen Konformation: Substrat hat Zugang zur Bindetasche Bindung des Substrates induziert das Schließen des aktiven Zentrums 22 11 Die Theorie des Übergangszustands Enzyme & Katalyse • Der Übergangszustand (ÜZ -> X‡) ist die energiereichste und daher instabilste Struktur auf den Reaktionskoordinaten. • ΔG‡ ist die Aktivierungsenergie, die den Substraten A + B zugeführt werden muss, um den ÜZ zu erhalten • Im gegebenen Beispiel „verliert“ das System Energie, d.h. die Reaktion ist exergonisch (spontan) 23 Enzyme stabilisieren den Übergangszustand Enzyme & Katalyse Katalysatoren erniedrigen die Aktivierungsenergie der chemischen Reaktion und beschleunigen daher die Reaktionsraten: Die Beschleunigung der Rate kann bis zu 1017-fach betragen! Der Beschleunigungsfaktor ist spezifisch für ein Enzym und hängt von der Natur der chemischen Reaktion ab. Der Katalysator verändert NICHT die Lage des chemischen Gleichgewichts! 24 12 Enzyme stabilisieren gezielt den Übergangszustand Enzyme & Katalyse Entscheidend für die Katalyse ist nicht die Bindung des Substrates, sondern die Stabilisierung des ÜZ! Die stabilisierenden Wechselwirkungen mit dem ÜZ, wie z.B. H-Brücken, sind entscheidend für die Erniedrigung des Aktivierungsberges und damit der Reaktionsbeschleunigung! 25 Beschleunigung durch Enzyme Enzyme & Katalyse Ein paar Definitionen: kcat = Wechselzahl oder turnover number (auf Enzymmenge bezogen) Als Wechselzahl eines Enzyms bezeichnet man die Anzahl von Substratmolekülen, die - bei vollständiger Sättigung des Enzyms mit Substrat - pro Zeiteinheit in das Produkt umgewandelt werden. Einheit: µmol_Substrat/(µmol_Enzym * sec) = 1/sec kUncat = für unkatalysierte Reaktion Kcat/kuncat = Beschleunigungsrate 26 13 Beschleunigung durch Enzyme Enzyme & Katalyse Enzym-katalysierte Reaktionen laufen bis zu 1017-mal schneller ab als die unkatalysierte Reaktion! Enzyme Sweet potato b-amylase Orotidine 5’-phosphate decarboxylase Fumarase Mandelate racemase Staphylococcal nuclease Carboxypeptidase B AMP nucleosidase Adenosine deaminase Ascites tumor dipeptidase Cytidine deaminase Ketosteroid isomerase Phosphotriesterase Triosephosphate isomerase Carbonic anhydrase Chorismate mutase Cyclophilin (rotamase) kcat/kuncat 7.2 x 1017 1.4 x 1017 3.5 x 1015 1.7 x 1015 5.6 x 1014 1.3 x 1013 6.0 x 1012 2.1 x 1012 1.2 x 1012 1.2 x 1012 3.9 x 1011 2.8 x 1011 1.0 x 109 7.7 x 109 1.9 x 106 4.6 x 105 27 Molekulare Mechanismus der Enzymkatalyse Enzyme & Katalyse 1. ★ Säure-Base Katalyse: RNAase 2. ✜ Kovalente Katalyse: Serin-Proteasen 3. Metall-Katalyse: Carboanhydrase 28 14 1.★ SÄURE-BASE-KATALYSE Enzyme & Katalyse • Eine Reaktion wird als Säure-katalysiert bezeichnet, wenn durch die Bereitstellung eines Protons die freie Energie des Übergangszustands erniedrigt und damit die Reaktionsrate erhöht wird (SUBSTRAT WIRD PROTONIERT DURCH EIN PROTON DES ENZYMAT. AKTIVEN RESTS). • Eine Reaktion wird als Basen-katalysiert bezeichnet, wenn durch die Aufnahme eines Protons die freie Energie des Übergangszustands erniedrigt und damit die Reaktionsrate erhöht wird (SUBSTRAT WIRD DEPROTONIERT UND GIBT DAS PROTON AN DEN DEPROTONIERTEN AKTIVEN REST DES ENZYMS AB). • Treten beide Prozesse während der Reaktion auf, spricht man von einem SäureBasen-katalysierten Prozess. Merkmale: • Enzyme ohne weitere Cofaktoren • His, Asp, Glu häufig im aktiven Zentrum • Hydrolasen, Hydratasen, Dehydratasen • Epimerisierungen, Tautomerisierungen (Keto-Enol-Tautomerie) 29 1.★ Säure oder Basen-katalysierte Umlagerung Enzyme & Katalyse Keto-Enol-Tautomerie: ENOL-FORM KETO-FORM R R R unkatalysiert H C H2 O H 2C O H 2C OH H R R R Säuren-katalysiert Acid H C H2 O H 2C H-Acid O H H H 2C OH H Acid Basen-katalysiert R Base R R HBase H C H2 O H 2C H O H H 2C OH Base Übergangszustand 30 15 1. ★ RNAase A Enzyme & Katalyse Base Histidin! His 12 Säure Die RNase A hydrolysiert einzelsträngige RNA-Ketten mittels Säure-Basen-Katalyse (2-step-hydolysis, intermediate). RNase A kommt u.a. im Schweiß vor, wo sie auch RNA-Viren hydolysieren kann, bevor diese in den Körper eindringen können. 31 1. ★ RNAase A Enzyme & Katalyse 32 16 2. ✜ KOVALENTE KATALYSE: NUKLEOPHILE KATALYS. Enzyme & Katalyse Bei der kovalenten Katalyse wird während der Reaktion eine kovalente Bindung zwischen dem Enzym und dem Substrat hergestellt. Dies führt zur Beschleunigung der Reaktion! Folgende Seitenketten können für die kovalente Katalyse eingesetzt werden: • Serin: • Cystein: • Histidin: • Aspartat & Glutamate: • Lysin: Hydroxylgruppe (siehe Beispiel) Thiolgruppe Imidazolring Carboxylgruppe Aminogruppe Außerdem können Enzyme Coenzyme heranziehen, wie z. B. Pyridoxalphosphat, Thiaminpyrophosphat oder Biotin (organischen Verbindungen aus Vitaminen, Kap. 7). Merkmale: • Lys, Ser • Cofaktoren (TPP, PP, Biotin ...) • Transferasen • Carboxylierungen, Decarboxylierungen 33 2. ✜ Katalytische „Triade“ in Proteasen Enzyme & Katalyse Katalytische Triade: • spezielle Anordnung von drei Aminosäuren im aktiven Zentrum • in Serinproteasen aus Aspartat, Histidin und Serin • über H-Brücken verbunden Ser19 5 His5 7 Asp10 2 34 17 2. ✜ Kovalente Katalyse in Serin-Proteasen Enzyme & Katalyse Kovalente Bindung 35 2. ✜ Kovalente Katalyse in Serin-Proteasen Enzyme & Katalyse Serinproteinasen = Endopeptidasen: hydrolytische Spaltung von Peptidbindungen 1. Ausbildung eines Enzym-Substrat-Komplex; dann nukleophiler Angriff des Sauerstoffs von Serin auf den Carbonyl-C der Peptidbindung unter Ausbildung einer kovalenten Tetraeder-Zwischenstufe. Dabei wird H aus der H-Brücke zum Histidin übertragen. 36 18 2. ✜ Kovalente Katalyse in Serin-Proteasen Enzyme & Katalyse 2. Im zweiten Schritt dient der gerade übertragene H zur Protonierung des PeptidStickstoffs -> Peptidbindung gespalten (N-Terminus diffundiert weg und wird durch H2O ersetzt). Das H2O bildet eine H-Brücke zum Histidin-Rest. Dadurch kommt es zum nukleophilen Angriff des Wasser-O auf den seringebundenen Carbonyl-C des Peptidrests. 37 2. ✜ Kovalente Katalyse in Serin-Proteasen Enzyme & Katalyse 3. Im letzten Schritt erfolgt die Ausbildung der ursprünglichen H-Brücke zwischen Serin und Histidin. Die kovalente Bindung zum Substrat wird dabei gespalten (der freie CTerminus des gespaltenen Peptids diffundiert weg). 38 19 2. ✜ Stabilisierung des ÜZ in Serin-Proteasen Enzyme & Katalyse Bevorzugte Bindung des ÜZ: 2 zusätzliche Wasserstoffbrücken entstehen im sogenannten „Oxyanion Loch“ bei der Ausbildung des tetraedischen ÜZs: Der nukleophile Angriff des Sauerstoff-Atoms von Serin195 ermöglicht die Positionierung des Carbonyl-Sauerstoffes (Oxyanion) im sogenannten „Oxyanion Loch“ -> dort bindet es an die Amino-Gruppen des Gly und Ser. Dadurch verzerrt sich die Konformation des Substrates und ermöglicht eine Wasserstoff-Brückenbindung der Peptid-NH-Gruppe mit Gly193. 39 3. KATALYSE DURCH METALL-IONEN Enzyme & Katalyse Etwa ⅓ aller Enzyme benötigen ein Metall für ihre Aktivität! 1. Metallo-Enzyme: besitzen fest gebundene Metalle, hauptsächlich aus der 1. Übergangsreihe, wie z. B. Eisen, Kupfer, Mangan und Kobalt 2. Metallionen-aktivierte Enzyme: binden Metallionen locker; es kommen hauptsächlich Alkali und Erdalkalimetalle vor, wie z. B. Natrium, Kalium, Magnesium und Calcium Mechanismus: • Bindung des Substrates • Redoxreaktion • elektrostatischer Ausgleich negativer Ladungen 40 20 3. Die Funktion von Metallen in der Katalyse Enzyme & Katalyse • binden an das Substrat und stellen eine für die Katalyse erforderliche korrekte Orientierung her • vermitteln Oxidations-Reduktionsprozesse (Redox) durch Wechsel des Oxidationszustands • Stabilisierung und Abschirmung von negativen Ladungen, die während des katalytischen Prozesses auftreten 41 3. Elektrostatische Stabilisierung durch Metallionen Enzyme & Katalyse Men+ Decarboxylierung von Oxalacetat: O C Oxalacetate (-dimethyl) O CH3 C C O Das gebundene Metallion stabilisiert O der Decarboxylierung auftritt! O O CH3 CO2 Men+ die negative Ladung, die während O C O C C CH3 C CH3 H O O C Pyruvate (-dimethyl) O C CH3 CH CH3 + Men+ 42 21 3. Metallionen in der Enzymkatalyse Enzyme & Katalyse Carboanhydrasen-Enzyme katalysieren die Hydratisierung von Kohlenstoffdioxid (CO2) zu Kohlensäure (= Hydrogencarbonat) und umgekehrt. Kohlenstoffdioxid lässt sich im Körper leichter als Hydrogencarbonat transportieren, und der pH-Wert des Blutplasmas und der Magensäure werden so geregelt. Reaktion der Carboanhydrase: CO2 + H2O HCO3- + H+ Aktivzentrum der Carboanhydrase 43 3. Metallionen in der Enzymkatalyse Enzyme & Katalyse Das Zinkion Zn(II) im Aktivzentrum aktiviert das H2O-Molekül durch Deprotonierung. Das Hydroxylion greift dann das CO2 an & setzt es zu Carbonat um. 44 22 Enzymklassifikation nach Reaktionstyp Enzyme & Katalyse Gruppe Typ der katalysierten Reaktion 1. Oxidoreductasen Oxidationen/Reduktionen 2. Transferasen Transfer von funktionellen Gruppen 3. Hydrolasen Hydrolyse 4. Lyasen Eliminierungen 5. Isomerasen Isomerisierungen 6. Ligasen Bildung einer kovalenten Bindung unter ATP-Verbrauch 45 Merkmale der Enzymkatalyse Enzyme & Katalyse • Enzym beeinflusst die Reaktionsraten, aber nicht das chemische Gleichgewicht der Reaktion • Das Enzym wird während der Reaktion nicht verändert • Enzyme „arbeiten“ unter milden (physiologischen) Bedingungen (Temperatur, Druck, pH) • Enzyme sind sehr spezifisch für ihr Substrat • Enzyme sind unter „metabolischer Kontrolle“ 46 23