Cytokine und Wachstumsfaktoren Prof. Dr. Albert Duschl Was ist ein Cytokin? "Cytokines are soluble proteins or glycoproteins produced by leukocytes, and in many cases other cell types, which act as chemical communicators between cells, but are not effector molecules in their own right. ... Most cytokines are growth and/or differentiation factors and they generally act on cells within the haematopoietic system." Robin Callard/Andy Gearing: The Cytokine FactsBook Allerdings .... - Erythropoietin wird von der Niere produziert, wirkt aber auf hämatopoietische Zellen und sein Rezeptor gehört zum Cytokinrezeptor-Typ. - Nerve Growth Factor (NGF), Neurotrophin-3 (NT-3) und Brain Derived Neurotrophic Factor (BDNF) bilden eine Familie von Differenzierungsfaktoren die im Nervensystem produziert werden und dort wirken, aber NGF hat auch einen Rezeptor auf B Zellen. - Wachstumshormon wird von der Hypophyse produziert und wirkt auf viele Zelltypen, jedoch nicht auf hämatopoietische Zellen, aber die Strukturen von Ligand und Rezeptor sind ein Paradigma für Cytokine. Die Definition eines Cytokin ist zwangsläufig in manchen Fällen etwas willkürlich. Cytokine in der Hämatopoiese Die Hämatopoiese wird durch Cytokine gesteuert. Dabei handelt es sich zum Teil um Cytokine, die auch im Immunsystem auftauchen. IL-5 induziert z.B. Eosinophilie in der asthmatischen Lunge und ist ein wichtiges TH2-Cytokin und IL-7 ist ein T-ZellProliferationsfaktor. Das Fehlen von IL-7 Signalen in der Hämatopoiese verursacht X-linked SCID bei gc-Defizienz. © Abbas/Lichtman/Pober: Cellular and Molecular Immunology Stukturen der Cytokine Cytokine sind nicht alle untereinander verwandt und gehören daher zu unterschiedlichen Strukturfamilien. Innerhalb der Strukturfamilien sind die Proteine schon homolog. Die Hämatopoietine haben zum Beispiel ähnliche Intron/Exon-Grenzen in ihren Genen. Strukturell homologe Cytokine verwenden häufig (aber auch nicht immer) den selben Typ von Rezeptor. Chemokine sind alle untereinander strukturell homolog. © Callard/Gearing: The Cytokine FactsBook Cytokine: TNF-a, IFN-g etc. Für die Makrophagenaktivierung spielen T-Zell-produzierte Cytokine eine Hauptrolle. TNF-a und IFN-g sind die wichtigsten Makrophagenaktivatoren. Es ist durchaus unklar in welchem Umfang TNF-a (Tumor Nekrose Faktor) wirklich an der Beseitigung von Tumoren beteiligt ist. Th2-Zellen spielen eine Rolle für die Unterdrückung und Beendigung von DTH. IL-4 kann hier tatsächlich antiallergisch wirken. © Abbas/Lichtman/Pober: Molecular and Cellular Immunology Virale Cytokine Eine Reihe von Viren besitzen Analoga zu Cytokinen oder anderen relevanten Proteinen, wie Bindeproteine. Damit werden entweder aktivierende Cytokine abgefangen, oder es wird Immuntoleranz induziert. Viren zeigen damit auch Paradigmen der Immunmodulation. Die viralen Cytokine etc. sind Strukturanaloga, man lernt also etwas über wichtige Strukturelemente, und sie zeigen welche Wirkungen eine bestimmte Art von Immunmodulation auf den Organismus hat. © Alcami: Nature Rev Immunol 3:36-50 (2003) Sepsis Innate Immunity trägt ein geringeres Risiko von Autoimmunität als die adaptive Immunabwehr. Bei einer überschiessenden Innate Immunity Response kommt es jedoch zum septischen Schock. In dieser Situation haben Bakterien in grosser Zahl den Körper besiedelt. Es wäre sinnvoll die laufende Immunabwehr aufzugeben und längerfristig wirkende Strategien anzuwenden. Statt dessen läuft die Innate Immunity weiter, obwohl sie die Bakterien nicht mehr beseitigen kann, aber den Körper schädigt. Problematisch ist vor allem die hohe Produktion von TNF-a und IL-1. Septischer Schock führt häufig zum Tod. Stimulus und Response müssen genau aufeinander abgestimmt sein. © Gary Larson Selektive Immunmodulation Selektive Aktivierung des Immunsystems, z.B. durch: Interleukin-2, bei Nierenkrebs und anderen Tumoren Interferon-a, bei Hepatitis und Krebs Interferon-b, bei multipler Sklerose Interferon-g, bei chronischer Granulomatose G-CSF, GM-CSF, Interleukin-11 bei Mangel an Immunzellen Selektive Hemmung des Immunsystems z.B. durch: Anti-TNFa, bei rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn und Psoriasis (aber Vorsicht: Multiple Sklerose wird dadurch verschlimmert!) Anti-Interleukin-1, bei juveniler rheumatoider Arthritis Lipinski In der Pharmaentwikcklung gilt als Faustregel Lipinskis Rule of five (Lipinski und Lombardo, Adv. Drug Delivery Rev. 23:3-25 (1997)). Eine Komponente ist leichter membrangängig und vom Körper absorbierbar wenn MW geringer als 500 Lipophilicity logP (log der Verteilung zwischen Wasser und 1-Octanol) geringer al 5 Zahl der H-Atome die für Wasserstoffbrücken verfügbar sind geringer als 5 (normal Hydroxylgruppen plus Aminogruppen) Zahl der Gruppen die H-Atome für Wasserstoffbrücken aufnehmen können geringer als 10 (sic) Lipinski gilt nur für orale Drogen! Proteine fallen also raus, aber für andere biologisch erzeugte Effektoren, Cytokininhibitoren, Enzymblocker etc. ist das der richtige Bereich: Etwa 90% aller oralen Medikamente gehorchen Lipinski. Penicilium atramentosum