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Gentechnik und Enzymtechnologie
5.
Proteinbasierte Techniken
10/5/2006
Gliederung
• Grundlagen der Antigen-Antikörperreaktion
• Herstellung monoklonaler Antikörper
• Rekombinante Antikörper und Phage Display
• PAGE und 2-D-Gelelektrophorese
• Massenspektroskopie
• Proteinsequenzierung
• Proteinchips
5.1 Antigen-Antikörperreaktion
Antikörper - Struktur
Antigene und Epitope
• Antigene: Körperfremde Moleküle, die
von einem Antikörper erkannt werden
• Epitop: Bestimmter Teilbereich eines
Antigens (Protein, Nukleinsäure, Polysaccharide) der von der Antigenbindungsstelle des Antikörpers erkannt
wird (=Paratop)
• Nur bestimmte Bereiche eines Antigens
lösen effektiv die Produktion von
Antikörpern aus (immunodominante
Regionen)
Paratop
Epitop
Antikörperspezifität
• Spezifität: Antikörper erkennt spezifisch ein bestimmtes Antigen
„passt gut“
„passt schlecht“
Antigenbindungsstelle
Epitop
starke Anziehung
geringe Abstossung
geringe Anziehung
starke Abstossung
Antikörperaffinität
• Affinität: Stärke der Bindung zwischen einer Antigenbindung und
dem Antigen
Affinität = Anziehungskräfte - Abstoßungskräfte
Hohe Affinität - starke Bindung
„passt gut“
Geringe Affinität - schwache Bindung
„passt schlecht“
Affinität <-> Avidität
• Affinität: Stärke der Bindung zwischen einer Antigenbindungsstelle
und einem Epitop
• Avidität: Stärke der Bindung zwischen einem multivalenten
Antikörper und einem multivalenten Antigen
Die antigene Erbsünde
• 2. Antikörperantwort kann nur mehr auf solche Epitope reagieren,
die bereits bei der 1. Immunantwort vorhanden waren.
• Sich schnell verändernde Viren (HIV, Influenza) ändern stetig ihre
Epitope; auf neue Epitope des selben Krankheitserregers reagiert
des Immunsystem unterdurchschnittlich
5.2 Polyklonale und Monoklonale
Antikörper
Polyklonale Antikörper
• Bei einer ersten Infektion werden vom Immunsystem i.R. mehrere
Epitope erkannt => resultierende Antikörper stellen eine Mischung
aus Antikörpern unterschiedlicher Spezifität dar
• Polyklonale Seren lassen sich aus Tieren (Kaninchen, Schaf,
Ziege, Pferd) nach Antigengabe und Blutentnahme gewinnen
• Die Aufreinigung erfolgt durch Fällung, chromatographische Verfahren oder bei Bedarf an hochreinen Präparaten über Affinitätschromatographie mit dem Protein A (Staphylococcus aureus)
• Antikörperfraktion wird steril abgefüllt und lyophilisiert (Trocknen im
Vakuum) => gekühlt mehrere Jahre haltbar
• GMP (Good manufacturing practice)
Kommerziell gewonnene polyklonale Antikörper
Antikörper
gewonnen aus
Tetanus-Antitoxin
Pferdeserum
Schlangengift-Antiseren
Pferdeserum
Masernvirus-Immunglobulin
menschliches Serum
Immunglobulin G
menschliches Serum
Probleme mit polyklonalen Antikörpern
• Tier-Antikörper werden vom Immunsystem des Patienten als fremd
erkannt und es werden Antikörper produziert (v.a. beim zweiten
Kontakt)
• Bei Verwendung humaner Seren besteht die Gefahr der
Übertragung von Krankheiten (HIV, Hepatitis C, u.a.)
• Polyklonale Antiseren zeigen häufig Kreuzreaktivitäten
Entwicklung monoklonalen Antikörpern
• Faktoren für die Vermehrung von B-Zelle im Reagenzglas waren
nicht bekannt
• Multiples Myelom: Tumorerkrankung, die B-Zellen oder Plasmazellen betrifft => Große Mengen eines Antikörpers werden
produziert
• 1975: Cesar Milstein und Georges Köhler
fusionieren erfolgreich eine Maus-MyelomZelle mit B-Zellen, die sie nach der
Immunisierung einer Maus mit einem
bestimmten Antigen gewonnen hatten.
• Antikörper mit definierter Spezifität und Affinität waren von nun an in
unbegrenzrten Mengen herstellbar
Produktion monoklonaler Antikörper
Selektionsmechanismus
• Milstein und Köhler haben eine Myelomzelllinie erzeugt, die aus
extern zugegebenem Hypoxanthin keine Purine mehr
synthetisieren konnte (Enzymdefekt).
• Normalerweise ist dieses Enzym nicht nötig, da Säugerzellen auch
auf einem alternativen Weg Purine synthetisieren können.
• Die Verbindung Aminopterin blockiert diesen Weg aber => Zellen
sind auf den Hypoxanthin-Weg angewiesen
• HAT-Medium enthält (Hypoxanthin, Aminopterin und Thymidin)
• Myelomzelle kann wegen Aminopterin auf normalem Weg keine
Nukleotide herstellen; Da auch die Nutzung von Hypoxanthin
wegen des Enzymdefektes ausfällt => kein Wachstum auf HAT
• Milzzellen können nicht auf Nährmedien kultiviert werden => kein
Wachstum auf HAT
• Hybridomzellen wachsen auf künstlichen Nährmedien und können
den Aminopterin-Block durch Nutzung von Hypoxanthin umgehen
=> Wachstum auf HAT
Immunoassay
Großtechnische Produktion von mAK
• Zur Gewinnung großer Mengen mAK werden Hybridoma-Zellen in
Bioreaktoren in einem komplex zusammengesetzten Medium
gezüchtet (Glucose, Glutamin, fötales Kälberserum - Cytokine u.
Wuchsstoffe)
Anwendung von Antikörpern
• Western-Blot
• In situ Immunlokalisation
• Antigennachweis im Mikrotiterplattenformat (ELISA, RIA, EIA) nach
Konjugation mit Markermolekülen (z.B. Fluoreszenzfarbstoffe oder
Enzyme)
• Therapeutische Antikörper
• Katalytische Antikörper: Abzyme
5.3 Kombinatorische Antikörper
Antikörpervariation
• Gene für die V-Domäne der Antikörperketten liegen zunächst
(embryonale DNA) in mehreren unterschiedlichen Ausführungen
zur Verfügung.
• Bei der Entwicklung von B-Zellen wird willkürlich eine Ausführungsform ausgewählt und mit dem Gen für die C-Domäne verknüpft.
Embryonale Zellen:
Reife B-Zellen:
• Zwei unterschiedliche V-Domänen-Varianten => 2 reife B-Zellen,
die zwei unterschiedliche Antikörper produzieren
L-Kettenvariation
• In embryonalen Zelle finden sich etwa 150 verschiedenen VAbschnitte für die L-Kette
• Zusätzlich finden sich 5 etwa 40 Basenpaare lange Abschnitte, die
als
J(oining)-Abschnitte
bezeichnet
werden
(ebenfalls
unterschiedlich)
• Während der B-Zell-Reifung werden durch ortsspezifische
Rekombination willkürlich ein V- mit einem J- und schließlich mit
einem C-Segment verknüpft.
H-Kettenvariation
• In embryonalen Zellen finden sich etwa 200 verschiedenen VAbschnitte für die H-kette
• 50 sogenannte D(iversity)-Abschnitte werden durch ortsspezifische
Rekombination bei der B-Zellreifung mit einem der V und einem der
4 J(oining) - Abschnitte verknüpft
Antikörpervariation
L-Kette:
H-Kette:
• 150 V-Segmente
• 5 J-Segmente
• 3 Leserahmen für jede V- und
J-Kettenverknüp.
•
•
•
•
200 V-Segmente
50 D-Segmente
4 J-Segmente
3 Leserahmen für jede V- und
J-Kettenverknüp.
• 2250 verschiedene L-Ketten
• 120.000
Ketten
verschiedene
Kombinatorische Möglichkeiten (Komplexität):
• 2250 x 120.000 = 2,7 x 108 Kombinationsmöglichkeiten
H-
Humanisierte Antikörper
• Seit der ersten Herstellung von monoklonalen Ak wurde viel
Hoffnung auf diese Moleküle zu Therapie von Erkrankungen
gesetzt (smart bombs oder Lenkwaffen der Biotechnologie)
• Hohe Spezifität der Antikörper erlaubt einen spezifischen Angriff auf
entartetes Gewebe
• Antikörper entfalten keine Eigenwirkung sondern lenken die
Aufmerksamkeit des körpereigenen Immunsystems auf die
Tumorzelle
• Primärtumor und Metastasen gleichen sich molekularbiologisch 
kleinste Metastasen können von monoklonalen Antikörpern
aufgespürt werden.
• Bis 1994 wurde nur ein einziger monoklonaler Antikörper zur
Therapie zugelassen
• Probleme: Maus-Ak
Immunreaktion aus
lösen
im
menschlichen
Körper
eine
Chimäre und humanisierte Antikörper:
• Chimäre Antikörper: V-Domänen des Antikörpers stammen noch
von der Maus, die C-Domänen von einem menschlichen Antikörper
• Humanisierte Antikörper: CDR-Bereiche der V-Domänen des
Antikörpers stammen noch von der Maus, Rest der V-Domänen und
die C-Domänen von einem menschlichen Antikörper
Humane Antikörper beliebiger Spezifität
• Zellkultur von menschlichen Lymphozyten in Gegenwart eines
Antigens
und
passender
Wachstumsfaktoren
(in-vitroImmunisierung)
• Expansion
und
Antikörperproduktion
menschlicher Lymphozyten in der Milz
immundefizienter Mäuse.
• Herstellung rekombinanter humaner Immunglobuline, die die
Antigenbindungsstellen muriner Antikörper tragen (grafting)
Therapeutische Antikörper:
• Mittlerweile 15 therapeutische Antikörper in Europa zugelassen
Therapeutische Antikörper:
Markt für Therapeutische Antikörper:
• Rekombinante Antikörper stellen eines der am dynamischsten
wachsenden Segmente im Bereich rekombinante Therapeutika dar.
Frost & Sullivan Report 3884 (04/03)
Weltmarkt für therapeutische Antikörper
Frost & Sullivan, BancBoston 11/2000
Herstellung kombinatorischer Ak-Banken
• cDNA aus immunisierten Versuchstieren (Lymphozyten der Maus) oder
naive menschliche B-Lymphozyten
• Gene für die L- und H-Ketten über
Reverse
Transkription
und
PCR
gewonnen Î Expressionsvektor
• Solche Genbanken repräsentieren die
gesamte
Antikörpervielfalt
der
Ausgangsnukleinsäure (AntikörperBibliothek)
• Ganze IgG-Antikörper lassen sich in eukaryotischen Zellkulturen, mit
Baculoviren, in der Milch transgener Tiere und in transgenen Pflanzen
(Plantibodies) herstellen
Single-chain-Antikörper
• In Bakterien werden dabei meist die Gene für VH und VL kombiniert
und exprimiert (single-chain Antikörper - scFv)
• Selektion auf antigenbindende scFvs ist in solchen Systemen oft
schwierig
Antikörper-Genbibliotheken
• Natürliche
Antikörperbibliothek: Von natürlichen Antikörpergenen abgeleiteten Bibliothek
• Synthetische Antikörperbibliothek: Großteil des Antikörpers
konstant; nur aneiner
Stelle
(z.B.
CDR3) werden
alle
möglichen Zufallssequenzen eingebaut
Filamentöse Bacteriophagen (M13, fd, f1)
• Filamentöse Phagen weisen ein einzelsträngiges DNA-Genom auf und
infizieren E. coli Zellen mit einem Sex-Pilus („männliche“ E. coli
Zellen)
Phagen-Display-Technik
• c-DNA-Antikörperbibliothek in speziellem Expressionsvektoren, der
in E. coli propagiert werden kann
Phage-Display: Klonierung und Screeningtool
• Wie beim ELISA können die Bacteriophagen in einer Mikrotiterplatte
immobilisierte Antigene erkennen Î gebundene Phagen werden
immobilisiert („Panning“)
Phage-Display: Klonierung und Screeningtool
Weitere kombinatorische Modifikationen
• Bispezifische Antikörper: Zwei Antigenbindungsstellen, die über einen Linker
verbunden sind
• Bifunktionelle Antikörper: Neben einer
Antigenbindungsstelle ist noch eine weitere
Proteindomäne mit einer anderen Funktion
vorhanden
• Abzyme
(katalytische
Antikörper):
Immunisierung eines Versuchstieres mit
dem
Übergangszustand
einer
Enzymreaktion => katalytisch aktive
Antikörper
(3-D-Struktur
weist
Ähnlichkeiten zu aktivem Zentrum auf)
5.4 Proteinreinigung
Reinigung von Proteinen
• Zunächst müssen die Zellen, die das gewünschte Protein enthalten
aufgeschlossen und homogenisiert werden (Prozedur abhängig
vom Zelltyp)
• Fällung der Proteine mit verschiedenen Reagenzien (z.B. mit
Ammoniumsulfat, Aceton oder Trichloressigsäure) => ziemlich
unspezifisch, aber für erste Vorreinigung geeignet;
• Chromatographische Trennverfahren: Auftrennung (Fraktionierung) der Proteine in einer Säule, die mit einem porösen oder nichtporösen, festen Füllstoff (Matrix) gefüllt ist.
• Auftrennung erfolgt durch unterschiedliche Interaktion der Proteine
mit der Säulenmatrix
Chromatographie
Probe
auftragen
Kontinuierlicher Fluss
an Lösungsmittel aus
einem großen Resevoir
feste Matrix
poröse
Engstelle
Reagenzgefäß
Zeit
Fraktionierte Proteine (eluiert + gesammelt)
Arten der Chromatographie
• Verwendete Matrix bestimmt das Trennprinzip
• Gelpermeationchromatographie: Größe
• Adsorptionschromatographie: hydrophile/hydrophobe Wechselwirkung
• Ionenaustauschchromatographie: Ladung
• Chromatofokussierung: isoelektrischer Punkt
• Affinitätschromatographie: Bindung an einen speziellen Liganden
Füllmaterialien
• Partikel aus unterschiedlichen
Polymeren
werden
als
Füllmaterial
verwendet
(z.B.
modifizierte Cellulose, Polyacrylamid oder Hydroxyapatit)
• Partikelgröße (3 - 100 µm) Porengröße (10 - 100 nm)
Funktionelle Gruppen
• Funktionelle Moleküle werden an die Polymere gebunden =>
Festlegung des Trennprinzips
Affinitätschromatographie
• Immobilisierung eines Liganden an der polymeren Matrix =>
hochspezifische Interaktion zwischen Zellprotein und Ligand
• Anschließend kann das Protein wieder vom Liganden gelöst werden
Proteinreinigung
Ionenaustausch-C.
Fraktion poolen + auf nächste
Säule
Gelpermeations-C.
relative Menge
Fraktion poolen + auf nächste
Säule
Affinitäts-C.
Fraktionen
Adsorptionschromatographie
• Traditionell verwendete Matrixmaterialen (Cellulose, Kieselgel) sind
aufgrund von Hydroxylgruppen polar
• Verethert man diese Hydroxylgruppen mit Alkylresten (C2 – C18) Î
apolare Trägermaterialien (Reversed-Phase-Chromatographie)
• In einem polaren Laufmittel werden die
Peptide/Proteine durch hydrophobe Interaktionen
festgehalten
zu trennenden
in der Matrix
• Elution erfolgt meist in einem Polaritätsgradienten (Mischung eines
polaren mit apolarem Elutionsmittel) Î Verdrängung des
Proteins/Peptids durch das immer apolarer werdende Laufmittel
• Anwendung der Reversed-Phase Chromatograpie ist eng mit der
Entwicklung der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC)
verknüpft
HPLC
• Inhomogenitäten in der Matrix beschränken die Auflösung von
Chromatographieverfahren => Kein gleichmäßiger Fluss durch die
Säule
• Fließgeschwindigkeit in konventionellen Chromatographiesystemen
niedrig (1 Säulenvolumen/h), damit sich zwischen den großen
Matrixpartikeln und dem Lösungsmittel ein Gleichgewicht einstellen
kann.
• Säulen werden mit winzigen Partikeln (3 - 10 µm) hergestellt und
unter Druck gepackt => extrem gleichmäßige und dichte Matrix =>
gleichmäßige Fließgeschwindigkeit => hohe Trennschärfe
• Hoher Druck nötig, um Lösungsmittel
durch das Säulenmaterial zu drücken =>
Fließgeschwindigkeit 1 Säulenvolumen /
min
• Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC)
HPLC
• Miniaturisierung der Chromatographiesäulen (Verkleinerung
Flussrate und Säuleninnendurchmesser – 100 – 300 µm)
• Kombination
Koppelung
von
HPLC
und
Massenspektrometrie
der
(LC/MS-
5.5 Proteomanalyse
HUGO => HUPO:
• G. Venter: „Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden,
dass ein Gen eine Krankheit auslöst“
• HUGO: Human Genome Organisation; HUPO: Human Proteom
Organisation
Proteomics:
• Proteom: Gesamtheit der einer Zelle, einem Gewebe oder einem
Gesamtorganismus vorhandenen Gene
• Proteomics: Systematische Identifizierung und funktionelle
Charakterisierung sämtlicher Proteine einer Zelle, eines Gewebes
oder eines Organismus
• 35.000 – 40.000 Genen stehen 100.000 – 1.000.000 Proteine
gegenüber
Proteinnetzwerke
(A) Störung der Proteininteraktionen durch eine einer Gal4-Deletionsmutante in
einem Protein-Netzwerk. Kreise symbolisieren die die Gene; Gelbe Pfeile:
Protein am Anfang des Pfeils beeinflusst Transkription des Proteins am
Pfeilende;
Blaue
Linie:
Physische
Interaktion
zwischen
Proteinen.
Kreisdurchmesser = Stärke der Veränderung; (B)Galactose-Abbau und (C)
Aminosäuresynthese im Detail.
Proteomics - Markt:
• Erste Proteomics-basierte Medikamente frühestens 2005
• Zulieferer für Proteomics dürften deutlich früher profitieren
• Frost & Sullivan: Weltmarkt für Proteomics-Ausrüster betrug
2002 bereits > 2 Mrd. US-$; Wachstumsrate 40 %
Oxford Glycosciences: Führend bei
2-D Elektrophorese von Proteinen;
Applied Biosystems: Weltmarktführer
Sequenziermaschienen; Produzent von
Massenspektrometern;
SDS-PAGE
• SDS („sodium dodecyl sulfate“/Natrium-Laurylsulfat) lagert sich an
hydrophobe Teile des Proteins an => Oligomere werden getrennt,
globuläre Proteine werden gestreckt und erhalten eine negative
Nettoladung
• Verbleibende Disulfidbrücken werden durch
Verbindung (ß-Mercaptoethanol) gespalten.
eine reduzierende
• Polymerisierung von Acrylamidmonomeren sorgt für die Ausbildung
eines eng vernetzten Gels (Polyacrylamid-Gel).
• Langgestreckte, negativ geladene Proteine werden abhängig von
ihrer Größe im elektrischen Feld aufgetrennt
• Die Färbung der Proteinmoleküle erfolgt mit Coomassie-BrilliantBlau oder einer sensitiveren Silberfärbung ( 1 - 10 ng Protein
detektierbar)
SDS-PAGE - Ablaufschema
Prinzip, Ablauf und Ergebnis
einer SDS-PAGE (Taschenatlas
der Biochemie, 3. Aufl., Koolman
und Röhm; S 78. Abb. D)
2D-Gelelektrophorese
• Von Patrick O‘Farrell
voneinander entwickelt.
und Joachim
Klose
1975
unabhängig
• Proteine werden mit ß-Mercaptoethanol Harnstoff und einem
ungeladenen Detergens behandelt => Oligomere werden vereinzelt;
Proteinketten gestreckt; Ladungen bleiben erhalten.
1 Isoelektrische Fokusierung: Auftrennung nach isoelektrischem Punkt eines
Proteins (= Nettoladung 0)
2 SDS-PAGE: Auftrennung nach Masse
eines Proteins
Scheren für Proteine: Proteasen
• In der Regel sind ganze Proteine zu groß für eine Analyse in einem
Stück => Gezieltes Zerlegen in Peptide mit spezifisch schneidenden
Proteasen
Enzym
Aminosäure 1
Aminosäure 2
Trypsin
Lys oder Arg
beliebig
Chymotrypsin
Phe, Trp oder Tyr
beliebig
V8-Protease
Glu
beliebig
Met
beliebig
beliebig
Cys
Chemikalien
Cyanogen-Bromid
2-Nitro-5-Thiocyanobenzoat
Spotanalyse mit Massenspektrometrie
2-D-Gelelektrophorese
Einzelspot wird aus dem Gel ausgeschnitten
Protein wird durch einen
Proteaseverdau zerkleinert
Untersuchung der Peptide mit
Massenspektrometrie (z.B. MALDI-TOF)
Abgleich mit einer
Proteindatenbank
Identifikation und Isolierung
des zugehörigen Gens
Proteinsequenzierung mit Massenspektrometrie
Protein wird von anderen Proteinkomponenten getrennt (z.B. HPLC, Säulenchromatographie)
Trypsinverdau des gereinigten Proteins
Erste Runde im Massenspektrometer
trennt Peptidfragmete auf
Ein Fragment wird Peptidbindung für
Peptidbindung verkürzt
Massen der gebildeten Fragmente
werden mit einem zweiten gekoppelten
Massenspektrometer bestimmt
N-terminale Leitersequenzierung
• Edman-Abbau (klassische Peptidsequenzierung): N-terminale
Aminosäure
wird
derivatisiert,
abgespalten
und
als
Phenylthiohydantion-(PTH-)Aminosäure über HPLC identifiziert
• Anschließend wird der Zyklus wiederholt bis das gewünschte Peptid
sequenziert ist
• Peptide ladder sequencing mit einem Massenspektrometer
• Mischung aus 5 %
Phenylisocyanat
(PIC)
mit 95 % Phenylisothiocyanat (PITC) sorgt für
die
Erzeugung
von
Peptiden, die sich um
eine As unterscheiden
N-terminale Leitersequenzierung
Schritte der Proteomanalyse
Dickdarm mit
Polypen übersät
gesunder Dickdarm
Proteinextraktion, Fraktionierung, Probenherstellung
2-D Gelelektrophorese, Proteinfärbung
Proteinmuster: Scannen, Bildanalyse, Standardisierung, Auswertung
Proteomdatenbank,
Bioinformatik
Spotpicken (Roboter)
Proteinverdau, Probenpräparation
Schritte der Proteomanalyse
Proteinverdau, Probenpräparation
Massenspektrometrie, Auswertung der Peptidmassenprofile,
Proteinidentifizierung
„protein sequence tags“ in Proteomdatenbank, Bioinformatik
Markerprotein für bestimmte Krankheit
5.6 Proteomanalyse - Von der
Struktur zur Funktion
Von der Struktur zur Funktion
• Sequenzabgleich (Proteine
+ Nukleinsäuren) mit öffentlich
zugänglichen
Datenbanken
(BLAST
und
FASTA)
=>
Sequenzähnlichkeiten mit Proteinen bekannter Funktion.
• Herstellung von Fusionsgenen, die für Reporterproteine codieren
(„Epitop-tagging“ - z.B. Glutathion-S-Transferase oderGreen
Fluorescent Protein - GFP) => Expression und Lokalisation in der
Zelle
• Gezieltes Ausschalten eines
Genproduktes
in einem
transgenen Tier (Knock-outMaus)
=>
Funktion
eines
Genproduktes im lebenden Tier.
RNA-Interferenz
• Doppelsträngige RNA wird in
Eukaryonten durch das Enzym
Dicer
in
kleine
dsRNAFragmente verdaut (si-RNA)
• si-RNA wird vom RISC zu
komplementären mRNA-Molekülen geleitet Î Degradation
• Zellen selbst können sogenannte
miRNAs
transkribiern,
die
ähnlich prozessiert werden und
eine
Translationsinhibition
verursachen
• Moderne Vektorsysteme erlauben die Verwendung beliebiger
Sequenzen und eine stabile und
dauerhafteExpression
der
siRNA
Wer mit wem schlief ?
• Fluorescence
resonance
energy transfer (FRET): Zwei
Proteine werden mit zwei GFPVarianten fusioniert. Lichtemission des ersten fluoreszierenden
Proteins überlappt mit dem
Absorptiosspektrum des zweiten
GFP => Bei engem räumlichen
Kontakt (Interaktion) kann durch
Anregung des ersten GFP eine
Fluoreszenz des zweiten GFP
erzielt werden.
• Protein-Affinitätschromatographie: Protein, zu dem Interaktionspartner gesucht werden, wird auf Säule immobilisiert => alle interagierenden Moleküle werden gebunden und können charakterisiert
werden
• Co-Immunpräzipitation: Fest gebundene Proteine können mit
einem Antikörper copräzipitiert,isoliert und charakterisiert werden.
Yeast-Two-Hybrid-System (Y2H)
• Transkriptionsaktivatoren
sind bimodular
aufgebaut
Bindungs-Modul + RNA-Polymerase-Bindungsmodul)
(DNA-
• Gen für ein Protein, für das Interaktionspartner gesucht wird, wird
mit der DNA-bindenden Region eines Transkriptionsaktivator
fusioniert (Köder; „bait“).
• Gene aus einer c-DNA-Klonbank werden mit dem Gen für die RNAPolymerase-Bindungsdomäne des selben Transkriptionsfaktors
fusioniert => Fusionsprotein mit einer transkriptionsaktivierenden
Domäne (Beute; „prey“)
• Haploide Hefezellen, die die Information für das Köderfusionsprotein
tragen, werden mit haploiden Hefezellen gekreuzt, die eines der
Beutefusionsproteine exprimieren
=> Tochterzellen exprimieren
beide Proteine => Bei Interaktion wird das Reportergen abgelesen
Yeast-Two-Hybrid-System (Y2H)
• Als Reporterproteine finden Enzyme Verwendung, die ein farbiges
Substrat produzieren oder solche, die einen Stoffwechseldefekt
wieder beheben
• Das Verfahren ist sehr robust, eignet sich für das Screening ganzer
Genbanken und ist leicht automatisierbar.
Protein Interaction Maps
Darstellung der Protein-Protein-Interaktionen zwischen verschiedenen
funktionellen Gruppen von Hefeproteinen. Jeder Strich bedeutet
mindestens 15 oder mehr Interaktionen zwischen den Gruppen
Protein-Protein-Interaktion - weiter Methoden
• Reverse Two-Hybrid-Technologie: Screening-System, dass das
Auffinden von Stoffen erlaubt, die für eine Unterbrechung der
Interaktion sorgen.
• Viele Protein-Proteininteraktionen sind nur kurzzeitig => werden von
Y2H oder anderen Methoden nicht erkannt
• Die SPR-Technik (surface plasmon resonance) erlaubt es auch
kurzzeitige Protein-Interaktionen zu erkennen.
• Methode der Zukunft ist der Proteinarray, bei dem bis zu 1000
Proteine auf einem kleinen Glasträger immobilisiert werden können
• DNA-Protein-Interaktionen
können
Techniken untersucht werden
mit
DNA-Footprinting-
Surface Plasmon Resonance
• Trifft polarisiertes Licht einer definierten Wellenlänge auf eine dünne
Metallfolie, so werden die freien Elektronen in Schwingung versetzt
• Die oszillierende Elektronen (Plasmonen) bewegen sich parallel zur
Metalloberfläche Î produzieren ein elektrisches Feld, dass über die
Goldoberfläche hinauswirkt (evaneszentes Feld)
• Anregungslicht wird über ein Prisma auf die Metallfolie geleitet
• Die Intensität, des in einem bestimmten Winkel reflektierten Lichtes,
weist ein Minimum bei dem Winkel auf (Resonanzwinkel), bei dem
die SPR erfolgt
• Photodiode kann sowohl den Winkel des emittierten Lichtes als auch
die Intensität messen
• Umgebung, die sich in dem evaneszenten Feld befindet beeinflusst
den Resonanzwinkel
• Befindet sich innerhalb des evaneszenten Feldes ein immobilisiertes
Protein Î Bindung eines Liganden an das Protein Î Änderung des
Resonanzwinkels
Surface Plasmon Resonance
Surface Plasmon Resonance
• Bindung verändert Intensität/Winkel des reflektierten Lichtes Î
keine Markierung nötig
• Resonanzwinkel verändert sich sofort bei der Bindung Î On-lineMessung möglich
• Auch transiente Bindungen werden erfasst
• Zeitaufgelöste Analyse der Änderung des Resonanzwinkels
ermöglicht die Erfassung der Bindungskinetik dieses Vorgangs
• Sensitivität der Technik ist sehr hoch
• Auch Interaktionen mit kleine Moleküle (bis zu Monosacchariden)
sind möglich
5.7 Proteinarrays
Proteinarrays - Marktentwicklung
Weltumsatz - Proteinchips bis 2007 (Frost&Sullivan 06/2002)
800
665,9 150
528,9
600
406,6
297,4
400
200
100
82,7
19,6 41,2
169,7
50
0
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Umsatz in Millionen US-$
Umsatzw achstum in %
Proteinarrays
• Definition: Möglichst großer Satz an verschiedenen Proteinen wird
rasterartig auf der Oberfläche eines Trägers immobilisiert (stark
miniaturisierte und hochparallele Analyse von Proteininteraktionen)
• Einteilung:
• Protein-Expressions-Arrays: Hochaffine Capture Proteine
(i.R. Antikörper) werden benutzt um in komplexen
Stoffgemischen Vorkommen und Konzentration von Analyten zu
messen
• Protein-Funktion-Arrays:
Verschiedene
Proteine
oder
Proteindomänen auf der Oberfläche interagieren mit bekannten
Analyten (neue Protein-Protein-WW,
Medikamenten-WW,
Substratumsetzungen, DNA-Bindungsdomänen)
Proteinarrays - Immobilisierung
• Ziel: möglichst viele Proteine in aktiver Form fest immobilisieren,
geringes Signal/Rauschen-Verhältnis, Nutzung herkömmlicher
Arrayer und Reader
• Immobilisierung:
• Diffusion in Polyacrylamid- und Agarosegele (Hydrogel)
• Adsorption
an
Nitrozellulose)
Glasoberfläche
(PVDF,
Poly-L-Lysin,
• Bindung an funktionalisierte Glasoberfläche (Silane, Aldehyde,
etc.) Î geringes Signal/Rauschen-Verhältnis
• Affinitätst-tags: Fusionsproteine (z.B. GST, His-Tag)
Proteinarrays - Immobilisierung
Proteinarrays – Kovalente Bindung
• Gerichte Immobilisierung auf Glasoberflächen:
• Funktionalisierung
• Aktivierung
• Immobilisierung
Proteinarrays – Detektion
• Markierungen:
• Fluoreszenzmarkierung
• Radioaktive Markierung
• Enzymmarkierung
Proteinarrays – Detektion
• Markierungsfreie Systeme:
• SELDI (Surface Enhanced Laser Desorption/Ionization):
• Auch: „Atomic Force“-Mikroskop oder Surface Plasmon Resonanz
High Throughput Protein Production
• Herstellung von His- Tag- FusionsProteinen
– His Tag dient dabei:
• Als Marker einer „inframe“ Fusion
• Zur Aufreinigung des Proteins
• Zur Immobilisierung auf Array
• Erste in vitro Systeme
– PISA (Protein In Situ Array) Produktion und
Immobilisierung in einem Schritt
PISA (Protein In Situ Array)
Anwendungen funktioneller Chips
• Erster Proteom Chip (2001):
– 94% der Hefe ORFs in Proteine translatiert und
auf Ni-NTA beschichteten Glasträger
aufgetragen
– Markiertes Calmodulin über Chip laufen lassen
• Reguliert viele Pathways
• Es wurden neben schon bekannten
Bindungspartnern 33 neue gefunden
Anwendung von Proteinarrays
• Anwendungen dieser Technologie liegen im Bereich Diagnostik und
beim Studium von Protein-Protein-Wechselwirkungen (v.a. bei HTP:
high throughput processing - Anwendungen)
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