Block-Infektiologie, Inflammation und Autoimmunerkrankungen 02.04. - 25.05.2007 Infektionsimmunologie - Seminar Albrecht Bufe www.ruhr-uni-bochum.de/homeexpneu Infektion Übertragung, Haften-bleiben und Eindringen von Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilzen, Protozoen u.a.) in einen Makroorganismus (Pflanze, Tier, Mensch) und Vermehrung in ihm. Infektion bildet die Voraussetzung für die Entstehung einer Infektionskrankheit und wird von den infektiösen (Übertragbarkeit bzw. Kontagiosität, Haftfähigkeit bzw Tenazität, Eindringungsvermögen bzw. Invasivität, Vermehrungsvermögen bzw. Vitalität) und pathogenen Eigenschaften des Mikroorganismus (Pathogenität) wesentlich bestimmt. Bochum 17.4.2007 www.ruhr-uni-bochum.de/homeexpneu 1 Prinzipielle Immunologische Prozesse bei Infektion Infektion Erkennen durch unspezifische Effektoren Infektion Anlocken von Effektorzellen Erkennen, Aktivierung von Effektorzellen Infektion Transport von Antigen zu den Lymphorganen Erkennen durch naive B- und T-Zellen Erneute Infektion Erkennen durch vorhandene Antikörper und T-Zellen Erneute Infektion Erkennen durch BGedächniszellen und T-Zellen Beseitigung des Erregers Klonale Expansion und Differenzierung zu Effektorzellen Schnelle Expansion und Differenzierung zu Effektorzellen Immunologische Prozesse bei einer Infektion Adhäsion an das Epithel Normale Flora lokale chemische Faktoren Phagozytose (besonders in der Lunge) Lokale Infektion, Durchquerung des Epithels Wundheilung antibakterielle Proteine und Peptide Phagozyten γ−δ T-Zellen Lokale Infektion des Gewebes Komplement (alternativer Weg), Phagozyten, Cytokine, NK-Zellen, Aktivierung von Makrophagen Ausbreitung im Lymphsystem Phagozyten, Einfangen von Antigenen, NK-Zellen Adaptive Immunantwort Spezifische Antikörper, T-Zell abhängige Aktivierung der Makrophagen, Cytotoxische T-Zellen 2 Epitheliale Infektionsbarrieren Tight junctions mechanisch Luft- und Flüssigkeitsströme entlang der Epithelien Cilienbewegung Fettsäuren (Haut) chemisch Enzyme (Lysozym, Pepsin) Antibakterielle Peptide mikrobiologisch Normale Mikroflora (Konkurrenz um Nährstoffe, Antibakterielle Substanzen) Immunologische Prozesse bei einer Infektion Adhäsion an das Epithel Normale Flora lokale chemische Faktoren Phagozytose (besonders in der Lunge) Lokale Infektion, Durchquerung des Epithels Wundheilung antibakterielle Proteine und Peptide Phagozyten γ−δ T-Zellen Lokale Infektion des Gewebes Komplement (alternativer Weg), Phagozyten, Cytokine, NK-Zellen, Aktivierung von Makrophagen Ausbreitung im Lymphsystem Phagozyten, Einfangen von Antigenen, NK-Zellen Adaptive Immunantwort Spezifische Antikörper, T-Zell abhängige Aktivierung der Makrophagen, Cytotoxische T-Zellen 3 Andere angeborene Immunantworten www.ruhr-uni-bochum.de/homeexpneu Bochum 17.4.2007 Natürliche Killerzelle (NK-Zelle) Funktion Freisetzung lytischer Granula, die virusinfizierte Zellen und Tumorzellen töten können Nicht infizierte Zellen, die MHC-1 exprimieren, werden nicht getötet, infizierte Zellen geben über NKR-P1 (NK-Zell-Rezeptor) ein zusätzliches Signal an die NK-Zellen, die dann die infizierte Zelle lysieren. 4 γ/δ T-Zellen TCR γ-Kette δ-Kette CD3 CD3 ε γ δ ε Zellmembran Diese Zellen gehören zur natürlichen Immunität, weil sie sich in Epithelien aufhalten und dort auch verbleiben. Ihr T-Zellrezeptor ist für jedes Epithel spezifisch. Wie sie die angeborene Immunität unterstützen ist noch unklar, vermutlich werden infizierte Zellen über den TCR selektiv erkannt. Immunologische Prozesse bei einer Infektion Adhäsion an das Epithel Normale Flora lokale chemische Faktoren Phagozytose (besonders in der Lunge) Lokale Infektion, Durchquerung des Epithels Wundheilung antibakterielle Proteine und Peptide Phagozyten γ−δ T-Zellen Lokale Infektion des Gewebes Komplement (alternativer Weg), Phagozyten, Cytokine, NK-Zellen, Aktivierung von Makrophagen Ausbreitung im Lymphsystem Phagozyten, Einfangen von Antigenen, NK-Zellen Adaptive Immunantwort Spezifische Antikörper, T-Zell abhängige Aktivierung der Makrophagen, Cytotoxische T-Zellen 5 B Zell Differenzierung Keimzentrum B B Memory B Zelle Langlebig Entdifferenzierte Plasma Zelle Hochaffine Plasma Zelle Knochenmark Langlebige PZ Adaptive Immunität bei einer Infektion T-Zellen und Antikörper Erste Immunreaktion Schützende Immunität Tag 1 bis 42 Erste Infektion Symptomlose Reinfektion Immunologisches Gedächnis Jahr 1 bis 4 Leicht verlaufende oder symptomlose Reinfektion 6 Antikörpertiter nach Thymus abhängigem Antigen Titer IgG IgM 0 1 1st 2 3 4 5 6 7 8 9 10 2nd immunisation 11 12 13 14 15 16 17 18 immunisation Affinität Antikörperaffinität nach Thymus abhängigem Antigen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1st immunisation 10 11 12 13 14 15 16 17 18 2nd immunisation Titer Antikörpertiter nach Thymus unabhängigem Antigen IgM IgG 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Weeks after immunisation Affinität Keine Affinitätserhöhung nach Thymus-unabhängigem Antigen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Weeks after immunisation 7 Thymus-unabhängige Antigene TI-II TI-I Antigen-spezifisches Signal extreme B Zellrezeptor Vernetzung B Zellrezeptor Ligation Kostimulatorisches Signal – Toll-Like Receptors (TLR) Lipopolysaccharid (LPS) – TLR-4 Flagellin – TLR-5 CpG DNA – TLR-9 Thymus unabhängige B Zell Differenzierung Keimzentrum B B Memory B Zelle Langlebig T Aktivierte T Zelle Entdifferenzierte Plasma Zelle Knochenmark Langlebige PZ 8 Gedächtniszellen www.ruhr-uni-bochum.de/homeexpneu Bochum 17.4.2007 PZ Ig V-GenHypermutation and Selektion in Keimzentren Zentrozyten FOLLIKEL MANTEL T T mB T ZZ Nicht Selektion – Apoptose T Selektion – Differenzierung ZZ T ZZ FDC + ZZ ZZ Antigen Helle Zone ZB Zentroblasten Ig-V-GenHypermutation ZB ZB Dunkle Zone 9 B Zell Gedächtnis Sekundäre Antworten nach T Zell Hilfe sind: • Schneller/effizienter • Zirkulierende Antikörper bilden sofort Immunkomplexe • Memory B Zellen: • höhere Frequenz Antigen-spezifischer B Zellen • hohe Affinität • Memory T Zellen: • höhere Frequenz Antigen-spezifischer T Zellen • kein Priming notwendig • Höhere Affinität • Keimzentrumsreaktion TUBERKULOSE Robert K. im Gespräch mit einem Tuberkelkbakterium Bochum 17.4.2007 www.ruhr-uni-bochum.de/homeexpneu 10 Inzidenz der Tuberkulose in der BRD 350 300 250 200 Inzidenz/100.000 Einwohner 150 100 50 0 1949 1953 1957 1961 1971 1981 1995 Magdorf, K et al. In Rieger: „Pädiatrische Pneumologie“ Springer 1999 11 Haas WH et al. Monatsschrift Kinderkeilkunde 2006, 154:118-123 Die Tuberkelosebakterien gelangen durch Inhalation des Hustenaerosols eines infektiösen Patienten innerhalb kleinster Tröpfchen (sogenannte „dropletnuclei“) in die Alveolen (aerogene Infektion). 12 Reaktive Sauerstoff/Stickstoffintermediate phox iNOS Phagozyten NADPH-Oxidase Induzierbare Stickstoffoxidsynthase ( a ) Reaktive Sauerstoff(ROI) und Stickstoffintermediate (RNI) aktivieren Phagozyten NADPHOxidase (phox) und induzierbare Stickstoffoxidsynthase (iNOS). iNOS mehr als phox inhibieren TBBWachstum. ( C ): genannte Gene und Substanzen für Enzyme, Enzyminhibitoren aus den Bakterien verhindern Wachstumshemmung und Zerstörung der Bakterien. Raupach,B. and S.H.E. Kaufmann. Current Opinion in Immunology 2001, 13:417-428 Phagozytose der Tuberkulelbakterien Ulrichs T and Kaufmann SHE. Monatsschrift Kinderkeilkunde 2006, 154:133-141 13 Flynn, J. and J.D. Ernst. Current Opinion in Immunology 2000, 12:432-436 Granulombildung Ulrichs T and Kaufmann SHE. Monatsschrift Kinderkeilkunde 2006, 154:133-141 14 Histologie eines Lungenabschnitts mit den Zeichen der Bildung von tuberkulösen Granulomen Immunologischer Kreislauf der Tuberkuloseinfektion Ulrichs T and Kaufmann SHE. Monatsschrift Kinderkeilkunde 2006, 154:133-141 15 LK 2 LK 1 Erguß 3 P L Unkomplizierte Form der TB: 1. Primärkomplex mit: - P Primärherd - L Lymphangitis - LK regionalem LK 2. Paratracheale LK-TB 3. Bronchial-LK-TB Komplizierte Form der TB: Komplizierte Form der TB: Bronchiale Kompression durch LK Pleuritis tuberkulosa LK LK Komplizierte Form der TB: Postprimäre TB (Erwachsene): Komplizierte Form der TB: Aussaat über Lungenkreislauf mit Spitzenherd od. Kaverne Miliar-TB, dissiminierte hämatogene Streuung LK Einbruch mit Segmentatelektase Diagnose der Tuberkulose • Anamnese (Begegnung mit offener Tuberkulose, nicht geimpft) • Röntgenbild (Primärkomplex, Miliartuberkulose) • Tuberkulinhauttest • Nachweis von TBB in Kultur (Löwenstein-Jensen und Middlebrook Agar, 4-6 Wo. Flüssigkultur: „Bactec-System“ mit Middlebrook-7H12-Medium) • Molekularbiologische Diagnose mit PCR • Serologie ? 16 Miliartuberkulose Primärkomplex Hauttestung bei Tuberkulose 17 Gereinigtes Tuberkulin Pos. Reaktion = Induration > 5mm Tuberkulin • Antigengemisch von Tuberkuloproteinen, die aus Überständen von TB-Kulturen durch fraktionierte Fällung gewonnen werden. • GT = gereinigtes Tuberkulin 18 Intrakutantest nach Mendel-Mantoux • FRÜHER: Gereinigtes Trockentuberkulin (Chiron Behring 1 TE; 10 TE; 100 TE [TE = Tuberkulineinheit] ) • HEUTE: 2 Tuberkulineinheiten (TE oder TU) gereinigters Tuberkulin (2TU RT23, Staatliches Seruminstitut Kopenhagen), das entspricht der früheren GT10 Dosis. Typ-IV Hypersensitivität (Spätreaktion) IFN-γ, Chemokine, TNF-α, IL-3, GM-CSF Zytokine TNF-Rezeptor CD40 Lokale Entzündungsreaktion Antigenspezifische Th1-Zellen 19 Zusammenfassung Lyse des Pathogens Persistenz und Granulom Apoptose der APZ Dissemination Aktive Tuberkulose Reaktivierung Transmission Granulom, Starke T-ZellImmunität Spätreaktion der Haut Sepsis Blutvergiftung Massive Bakteriämie 20 Patientin mit schwerer Cellulitis Ursachen der Sepsis: -Trauma, Behandlung auf der Intensivstation -Systemerkrankung und lokale Infektion -Chronisch-lokale Entzündungen der Haut und Schleimhäute mit endotoxinhaltigen Keimen LPS IL-1 IL-8 TNF-α IL-6 IL-12 21 TNF-α Lokale Effekte Systemische Effekte Gefäßerweiterung, Flüssigkeitseinstrom Gefäßerweiterung, Ödem, Hypotonie Lokale Entzündungsreaktion Systemische Entzündungsreaktion, erst Neutropenie, dann Neutophilie Adhäsion von Blutplättchen, Verschluß der Blutgefäße Intravasale Blutgerinnung, Multiorganversagen Die TNF-α „knock out“ Maus bekommt keine Sepsis Frühe Ereignisse in der Sepsis LPS Neutrophile IL-1 Monozyten TNF-α IL-8 TNF, IL-1, 6, 8, 10, 12 Platelet aktivierender Faktor Prostaglandine O2 & NO Radikale Proteasen Bradikinine Erys Thrombus Adhäsion Leakage Ödem, Blutung 22 Schock, intravasale Gerinnung und Einblutungen Purpura mit septischen Absiedlungen Masern Bochum 17.4.2007 www.ruhr-uni-bochum.de/homeexpneu 23 Alters- und Geschlechtsverteilung der Maserninfektionen in NRW Quelle: lögd, NRW 24 Pathogenese • Primäre Infektion der Epithelzellen im Respirationstrakt, 9-11 Tage Inkubation • Infektion der Monozyten und Vermehrung vermutlich in den Lymphknoten und der Milz • Virämie, Transport in Monozyten, Infektion der Haut und des ganzen Körpers. Verlauf mit zwei Fiebergipfeln 25 Grobfleckiges Exanthem Das Exanthem beginnt 13 Tage nach Infektion hinter dem Ohr, verbreitet sich über das Gesicht, den Stamm und schließlich über die Beine und Arme. Es ist zunächst wegdrückbar, später konfluierend. Kopliksche Flecken HENRY K., 1858–1927, Kinderarzt, New York Immunpathogenese 1 • Bildung von neutralisierenden, schützenden Antikörpern. • Eigentliche Elimination der Viren durch CD8+ Tc-Zellen. • Funktionell Blockade der DZ- and TZellproliferation • Masernviren regulieren CD4-Th1 Zytokinsynthese, besonders IL-12 herunter. • Blockade der Antikörpersynthese durch Bindung an FcγRII 26 Immunpathogenese 2 • Herabsetzung der antibakteriellen Resistenz (Komplikation: eitrige Otitis und bakterielle Pneumonie) • Autoimmunphenomen induziert durch Masernantigene und Aktivierung von CD46, Infiltration von T-Zellen (Komplikation: Masernencephalopathie) 27 Komplikationen 28