Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Übersicht Forschungsschwerpunkt Tumorimmunologie Sprecher: Prof. Dr. Peter H. Krammer Zelluläre Immunologie (G0100) Prof. Dr. rer. nat. Volker Schirrmacher 06221 42-3704, FAX 06221 42-3702 e-mail: [email protected] Immunchemie (G0200) Prof. Dr. rer. nat. Wulf Dröge 06221 42-3706, FAX 06221 42-3746 e-mail: [email protected] Immungenetik (G0300) Prof. Dr. med. Peter Krammer 06221 42-3718, FAX 06221 411715 e-mail: [email protected] Apoptose Regulation (G0310) Dr. rer. nat. Henning Walczak 06221 42-3700, FAX 06221 42-3699 e-mail: [email protected] Molekulare Immunologie (G0400) Prof. Dr. rer. nat. Günter Hämmerling 06221 42-3709, FAX 06221 401629 e-mail: [email protected] 318 Der Forschungsschwerpunkt Tumorimmunologie erforscht Wachstum, Aktivierung und Regulation von Zellen des Immunsystems, um ihre Beteiligung bei Krebs, AIDS und Autoimmunkrankheiten besser zu verstehen. Immunologische, zellbiologische und molekularbiologische Methoden werden benutzt, um Diagnostik und Therapie von Tumoren des Immunsystems und anderer Krebserkrankungen verbessern zu helfen. Es ist das Ziel, die aus der engen Zusammenarbeit innerhalb des Forschungsschwerpunktes und aus nationalen und internationalen Kooperationen gewonnen Erkenntnisse der immunologischen Grundlagenforschung für den Einsatz in der Klinik zugänglich zu machen. Der derzeitige und künftige Schwerpunkt der Abteilung Zelluläre Immunologie ist die experimentelle Metastasenforschung und Immuntherapieforschung auf zellulärer und molekularer Ebene. Ziel der Abteilung ist die molekulare Grundlage der Tumor-Wirts-Interaktion auf verschiedenen Ebenen des Mikroenvironments (Organ- Stromazellen, Blutgefäß-Endothelzellen etc.) zu erarbeiten, um so ein besseres Verständnis für die Bedeutung bestimmter Zelladhäsionsmoleküle sowie deren Zuckerstrukturen zu erhalten. Durch Einbringen des bakteriellen lac-Z-Genes in Tumoreinzelzellen konnten diese anschließend im Gewebsverband durch Blaufärbung nachgewiesen werden. Dies ermöglicht die Reisolierung und quantitative und qualitative FACS-Analyse sowie das Studium von ImmunKontrollmechanismen bei Tumor-Dormancy und TumorMikrometastasen Zuständen. Im Vordergrund stehen zwei Therapieverfahren, nämlich ASI (aktiv-spezifische Immuntherapie mit modifizierten Tumorvakzinen) und ADI (adoptive zelluläre Therapie mit Immunzellen). Neue Aspekte aus der Immuntherapieforschung werden in klinisch-angewandtete Forschung überführt. Die Abteilung Immunchemie erforscht regulatorische Mediatoren des Immunsystems, die Mechanismen von immunpathologischen Prozessen sowie neue therapeutische Strategien. Zu den wichtigsten klinisch-orientierten Schwerpunkten gehört die Immunpathologie der Immunschwäche AIDS und der körperliche Verfall (Skelettmuskelkatabolismus) bei Krebserkrankungen, AIDS und im Alterungsprozeß. Diese Projekte werden in Kooperation mit zahlreichen Kliniken und anderen wissenschaftlichen Institutionen unter Einsatz moderner immunologischer, biochemischer und molekular-biologischer Methoden bearbeitet. Es wird erwartet, daß die detailliertere Kenntnis der zu Grunde liegenden Mechanismen zu neuen therapeutischen Ansätzen führt. Darüber hinaus beschäftigt sich die Abteilung mit grundlegenden Untersuchungen zur Redoxregulation des Immunsystems. Schwerpunkt dieser Untersuchungen ist die Rolle des Glutathions, des Glutathion-Disulfids und des Thioredoxins in der Regulation von Transkriptionsfaktoren und Komponenten der Signalkaskade. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Übersicht Die Abteilung Immungenetik erforscht das Wachstum normaler und bösartig entarteter Lymphozyten. Hierbei stehen Untersuchungen über den molekularen Mechanismus der Regulation der von Lymphozyten sezernierten Wachstumsfaktoren sowie Untersuchungen über die molekularen Mechanismen des programmierten Zelltodes (Apoptose) im Mittelpunkt. Es ist das Ziel der Abteilung, die extrazellulären und intrazellulären Signale für Apoptose zu verstehen, um Apoptose dann therapeutisch gezielt in Tumorzellen einzusetzen. Der Einsatz modernster immunologischer, zellbiologischer und gentechnischer Methoden und die Kooperation zwischen Grundlagenforschung und Klinik sind nötig, um herauszufinden, warum Tumore resistent gegenüber der Induktion von Apoptose sind. Die Gruppe Apoptose Regulation wurde im Mai 2000 gegründet. Die Gruppe konzentriert sich darauf die biochemischen Wege zu verstehen, aus denen der Zelltod durch Apoptose resultiert. Unter physiologischen Bedingungen haben Zellwachstum und Zelltod gleiche Raten. Aus diesem Gleichgewicht resultiert der Erhalt der Gewebe. Fehlregulation der Apoptose ist ursächlich für viele behandlungsbedürftige Krankheiten wie Krebs, Autoimmunerkrankungen, Schlaganfall, AIDS, Alzheimer und Parkinson. Für viele dieser Krankheiten stehen bis heute keine oder nur unzureichende Therapien zur Verfügung. Die Gruppe untersuchr das therapeutische Potential von Apoptose Induktion oder Hemmung insbesondere bei Krebs- und Autoimmunerkrankungen. Die Arbeiten der Abteilung Molekulare Immunologie konzentrieren sich auf die Prozessierung und Präsentation von Antigenen. Nach neuen Erkenntnissen sind Tumorantigene in der Regel nicht auf der Zelloberfläche zu finden, sondern nur intrazellulär vorhanden, weshalb sie nicht von Antikörpern erkannt werden können. Intrazelluläre Proteine werden jedoch im Zytosol und in den Endosomen in Peptide zerlegt, die an Haupthistokompatibilitätsmoleküle (MHC) der Klassen I und II binden und an der Zelloberfläche T-Lymphozyten präsentiert werden. Die Erkennung derartiger MHC-Peptidkomplexe kann nicht nur zur Aktivierung von T-Lymphozyten führen, sondern auch zu deren Inaktivierung (Toleranz). Dieses könnte erklären, warum Tumoren häufig nicht vom Immunsystem abgestoßen werden, obwohl sie tumorspezifische Antigene besitzen. Deshalb sind weiterhin die Fragen der Toleranzinduktion und die Brechung der Toleranz für Tumoren zentrale Aspekte unserer Arbeit. Hierzu werden transgene Maussysteme eingesetzt. In einem weiteren Ansatz zur immunologischen Tumorabwehr stellen wir bispezifische Antikörper her, die in vivo körpereigene Killerzellen direkt zu den Tumoren lenken und so deren Zerstörung bewirken können. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 319 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Abteilung G0100 Zelluläre Immunologie Abteilung Zelluläre Immunologie (G0100) Leiter: Prof. Dr. rer.nat. Volker Schirrmacher Wissenschaftler Prof. Dr. Peter Altevogt Dr. Paul Gutwein (01 - ) Dr. Philipp Beckhove Dr. Philippe Fournier Dr. Claudia Haas Prof. Dr. med. Bruno Kyewski Dr. Agnes Szmolenszky PD Dr. Reinhard Schwartz-Albiez Dr. Rosemarie Steubing Dr. Viktor Umansky Dr. Yi Cao Dr. Yvonka Zeller (- 00) Gastwissenschaftler Dr. Lianhua Bai (Beijing, China, 09/99-09/01) Dr. Jinyang Zeng (Wuhan, China, 03/99-03/01) Dr. Li Ming-Song (Wuhan, China 10/00-09/01) Dr. Nancy Agmon Levin (Jerusalem, Israel 05/99-06/00) Doktoranden Safwan Joumaà Jörn Gotter Mirja Hommel Jens Derbinsky Michael Erdmann Maria Lulei Jochen Schwendemann Yolanda Mahnke Paul Gutwein (- 01) Jan Friederichs (- 00) Technische Assistenten Christine Schlösser (01 -) Jelena Hoffmann Annette Arnold Claudia Geiger (- 12/00) 320 Auszubildende Irina Porhun Daniel Strauß Swenja Riedle Sabine Mechtersheimer Antje Schulte Birgit Sennewald Carmen Choi Christoph Fiola Nora Sommerfeldt Alexander Stoeck Matthias Oleszewski (- 00) Kerstin Krauss (- 00) Die Abteilung betreibt Tummor-immunologische und Zellulär-immunologische Grunglagenforschung sowie Klinisch-anwendungsorientierte Forschung vor allem zu Fragen der Tumor-Immuntherapie.Es sollen molekulare Grundlagen für Interaktionen von Lymphozyten mit nicht lymphoiden Zellen des Mikroenvironments (Organ-Stromazellen und Blutgefäß-endothelzellen) erarbeitet werden, um ein besseres Verständnis für die Bedeutung bestimmter Zelladhäsionsmoleküle und deren Zuckerstrukturen bei wichtigen Zell-Zellinteraktionen während der Lymphozytenreifung und Aktivierung sowie bei ihrem Wanderungsverhalten und Homing im Organismus zu erhalten. Diese molekularen Grundlagen der Zelladhäsion und Zell-Zell-Interaktion dienen gleichzeitig einem besseren Verständnis des entarteten Verhaltens maligner Lymphozyten bei Tumorentstehung und besonders bei der Metastasenbildung. Ein besonderer Schwerpunkt der Abteilungsarbeit ist seit jeher ein besseres Verständnis der Metastasenbildung sowie deren Verhinderung durch immunologische Abwehr. Aus dieser Zielsetzung ergibt sich eine intensive Befassung mit der Immunbiologie und Immuntherapie von Tumormetastasen, die schließlich in eine klinisch orientierte Forschung mündet. Dieses Forschungsprogramm wird in 4 Projektgruppen betrieben, die vom Abteilungsleiter und drei wissenschaftlichen Projektleitern geleitet wird. Es existiert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen reiner Grundlagenforschung (Projekte G0102, G0103, G0104), Tumorforschung (insbesondere Metastasierung und Immuntherapie, Projekte G0101, G0102, G0104) und klinisch orientierter Forschung mit humanen Zellen und am Patienten (Projekte G0101 und G0104). Mariana Bucur Anette Merling Andreas Griesbach Niko Keller Niko Müller DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie AbteilungG0100 Zelluläre Immunologie Immunbiologie und Immuntherapie von Tumormetastasen (G0101) hen offenbar im Zusammenhang mit lang anhaltender protektiver systemischer Anti-Tumor-Immunität [5]. 1. Tumorvakzineforschung Tumorzell-Dendritenzell Fusions Vakzine V. Schirrmacher,P. Fournier,Y. Zeng, C. Haas, M. Lulei, A. Lichtenauer, K. Chlichlia, B. Sennewald, M. Lindner Kooperationspartner: T. Ahlert, Biotechnologisches Praxislabor, Heidelberg; C. Herold-Mende und H.H. Steiner, Neurochirurgische Universitätsklinik, Heidelberg; B. Peeters, ID-Lelystad, Holland; A. Ruppel, Tropenhygiene, Universität Heidelberg; H. Walczak und M.A. Weigand, DKFZ Heidelberg. LacZ DNA-Vakzine Um grundsätzlich neue Methoden zur Vakzinierung gegen definierte Tumorantigene zu erproben, wurde zunächst bGalactosidase als ein Modell-Tumor-Antigen ausgewählt und es wurden systematische DNA-Vakzinierungsstudien mit lac-Z Plasmid-DNA durchgeführt. Die protektive Antitumor-Immunität wurde dann mit lac-Z transfizierten Tumorzell-Linien überprüft. In einer neuen Studie konnten wir zeigen, dass selbst replizierende lac-Z mRNA unter der Kontrolle einer a-Virus RNA-Replikase um einen Faktor 5 effektiver war als lac-Z DNA [1]. Eine optimale Injektionsstelle war in beiden Fällen die Ohrmuschel der Maus, bei der eine etwa 10-fach verbesserte Immunantwort im Vergleich zur Muskel-DNA-Vakzinierung zu sehen war. In Tumor-Protektionsstudien zeigte sich, dass eine Kombination einer Tumorantigen-DNA-Vakzine mit einer Zytokin-DNAVakzine noch einmal synergistische Effekte erzeugte und zu verbesserten Antitumor-Protektionen führte [1]. Schistosomen-Gen DNA-Vakzine Die mit diesem Modell-Antigen erhobenen Befunde wurden als nächstes in einem Infektionsmodell einer Wurmerkrankung mit Schistosomen erprobt. Von Schistosomen konnten drei Verdauungsenzyme, nämlich AsparaginylEndopeptidase [2], Aspartic-Proteinase [3] und Elastase [4] erfolgreich kloniert werden [2-4]. Nach DNA-Vakzination in der Ohrmuschel konnten jeweils hoch spezifische Antikörper generiert werden. Diese gegen definierte Wurm-Proteine hergestellten Antikörper waren für diagnostische Zwecke gegenüber herkömmlichen Reagentien besser geeigntet [2-4]. Tumor-Dormancy als Folge von Tumorvakzinierung In weiteren Untersuchungen an Tiertumoren der Maus konnten optimale Immunisierungen mit lebenden Tumorzellen, sofern diese ebenfalls in die Ohrmuschel injiziert wurden, erhalten werden. Mit Hilfe der lac-Z transfizierten Tumorzellen ließen sich in so immunisierten Tieren, die komplette Anti-Tumor Protektion aufwiesen, noch kleine Zahlen restlicher Tumorzellen nachweisen. Diese wurden im Knochenmark der Tiere in einem Zustand des TumorDormancy unter Immunkontrolle stabil gehalten [5]. Diese Untersuchungen ließen Rückschlüsse dahingehend zu, dass das Knochenmark unter Umständen ein besonderes Kompartiment sowohl für Tumor-Dormancy wie auch für immunologisches T-Zell-Memory sein könnte. Beide Phänomene - Tumor-Dormancy und immunes Memory - ste- Während die bisherigen Untersuchungen vor allem an lymphoiden Tumoren durchgeführt worden waren, wurden in jüngster Zeit auch murine Mamma-Karzinome in Vakzinierungsexperimenten untersucht. Hierzu wurde eine niedrig-immunogene Ausgangslinie ebenfalls zunächst mit lacZ transfiziert und entweder als solche oder nach Fusion mit dendritischen Zellen (DZ) als Tumorvakzine getestet. Es stellte sich auch hier heraus, dass die Injektionsstelle der Ohrmuschel allen anderen Injektionsstellen in Bezug auf Induktion einer Immunantwort überlegen war. Die Fusion mit dendritischen Zellen wurde mit zwei unterschiedlichen Methoden durchgeführt und vergleichend validiert. Es zeigte sich, dass sowohl Elektro-Fusion wie auch PEGvermittelte Fusion zu ähnlichen Resultaten führte. Die Immunogenität der Ausgangsvakzine konnte mit beiden Methoden der DZ Fusion entscheidend verbessert werden [6]. Virus-modifizierte Tumorvakzine ATV-NDV und Wirkmechanismus von NDV Auf dem Gebiet der humanen Tumorvakzine-Forschung konzentrierten sich unsere Untersuchungen auf die weitere Aufklärung des Wirkmechanismus unserer Zwei-Komponenten Vakzine ATV-NDV. Diese besteht aus frisch isolierten, intakten, autologen Tumorzellen, die durch g-Bestrahlung inaktiviert werden (ATV) und die durch Infektion mit dem apathogenen Newcastle Disease Virus (NDV) infiziert werden. Nach Klonierung der beiden viralen SpikeProteine HN und F und Herstellung von c-DNA Transfektanten gelang uns vor kurzem der Nachweis, dass über das HN aber nicht das F-Molekül in mononukleären Zellen von humanem Blut eine starke Interferon-a Antwort erzeugt wird und dass auf den Monozyten das Molekül TRAIL hochreguliert wird [7]. Durch Mutagenisierungsexperimente gelang weiterhin eine Aufklärung der Domänen innerhalb des HN-Moleküls, die für die Induktion der Interferon-a Antwort wichtig sind [8]. Es stellte sich heraus, dass innerhalb des HN-Moleküls die Lektin-Bindungsdomäne, mit der Kontakte zu den Interferon-produzierenden Zellen hergestellt werden, wichtiger ist als die Neuraminidase Domäne des Moleküls [8]. Es konnte des weiteren gezeigt werden, dass murine wie auch humane Monozyten durch NDV über Interferon und TRAIL zu antitumoraler Zytotoxizität aktiviert werden [9, 10]. NDV zeigte auch im Zusammenhang mit einer Dendritenvakzine einen potenzierenden Effekt. Die Daten legen nahe, dass die Infektion von Tumorzellen durch das NDV-Virus vom Immunsystem als ein Gefahrensignal wahrgenommen wird und dass es daraufhin zu einer verbesserten Interaktion zwischen Zellen der natürlichen Immunabwehr und der spezifischen Immunabwehr und über Zytokin-Kaskaden zu einer verstärkten Immunantwort kommt. Aus diesen, das Konzept unterstützenden Gründen wird die Virus-modifizierte Tumorvakzine ATV-NDV in der klinischen Anwendung weiter evaluiert. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 321 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Nicht nur bei Brustkrebs sondern auch beim Glioblastom wurden inzwischen vielversprechende Resultate infolge Anwendung dieser Vakzine erhalten. Bispezifische Antikörper Mit Hilfe molekularbiologischer Methoden gelang es uns, in dem Berichtszeitraum bispezifische Bindungsmoleküle herzustellen, die mit einem Arm an die Virus-modifizierte Tumorvakzine binden und mit dem anderen Arm Komponenten des Immunsystems aktivieren. Zur Zeit werden 4 Produkte in größeren Mengen hergestellt, Reinigungsverfahren evaluiert und die funktionelle Aktivität in vitro untersucht. Die neuen Konzepte der Anti-Tumor-Vakzinierung wurden in verschiedenen Buchbeiträgen vorgestellt [11-14]. 2. Zelluläre Immuntherapie-Studien V. Schirrmacher,P. Beckhove, V. Umansky, M. Feuerer, L. Bai, M. Rocha, J. Förster, S. Muerköster, M. Bucur,Y. Mahnke, A. Griesbach, C. Choi, J. Schwendemann. Kooperationspartner: I.J. Diel, G. Bastert, E.-F. Solomayer und F. Schütz, Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, J.D. Laman, Holland Brechung von Tumor-Toleranz durch Transfer allogener Superantigen-reaktiver v>6 T Zellen. 322 Neben der Tumorvakzineforschung wurde auch unsere zelluläre adoptive Immuntherapie- (ADI) Forschung zur Erzielung eines Graft-versus-Leukämie (GvL)- Effektes gegen Makrometastasen fortgeführt. Die Tumorzellen ESbMP exprimieren ein in DBA/2 Mäusen vorhandenes endogenes virales Superantigen (vSAG-7), gegen das die DBA/2 Mäuse aber nicht reagieren können, da die reaktiven Vb6 T-Zellen gegen dieses Autoantigen im Thymus deletiert werden. Diese zentrale Toleranz konnte durch den Transfer allogener Vb6 T-Zellen durchbrochen werden. Diese Vb6 T-Zellen werden sofort nach Erkennung des Superantigens auf den Tumorzellen aktiviert und differenzieren zu Antitumor-zytotoxischen Zellen. In einer neuen Studie konnten wir zeigen, dass der Antitumor-zytotoxische Effekt in vitro, der sehr schnell erfolgt, über Perforin und Granzym B verläuft und Caspase unabhängig ist [15]. Andere Todesrezeptor-Liganden wie CD95 L, TRAIL und TNF waren nicht involviert. Tumor-reaktive Gedächtniszellen und Dendritische Zellen im Knochenmark von Brustkrebspatientinnen Auf humanem Sektor wurden wichtige neue Erkenntnisse über immune Gedächtniszellen im Knochenmark von Krebspatienten erhalten. Bei der Mehrzahl von inzwischen über 100 analysierten primär-operierten Brustkrebspatientinnen zeigten unsere Analysen einen erhöhten Anteil an Memory-T-Zellen [16] und an Tumor-reaktiven Memory TZellen [17]. Die Zellen aus dem Knochenmark waren vergleichbaren Zellen aus dem Blut funktionell überlegen [17]. Sie waren sowohl im ELISPOT Test wie auch im Zytotoxizitätstest in vitro und schließlich in einem in vivo Zelltransfer-Test funktionell hoch aktiv, während entsprechende Zellen aus dem Blut offenbar anergisch waren [17]. Abteilung G0100 Zelluläre Immunologie Aus dem Knochenmark konnten durch ein von uns neu entwickeltes Verfahren auch sehr effizient Dendritische Zellen angezüchtet werden [18]. Diese werden für die Stimulation der Gedächtniszellen benötigt. Ein neues in vivo Modell zur Untersuchung humaner Zell-therapeutischer Effekte gegen humane Tumore Für die Untersuchung immuntherapeutische Effekte in vivo mit Patienten-eigenen Zellen wurde ein neues NOD/SCID Test-Modell etabliert, das es erlaubt, frisch explantiertes Tumorgewebe mit hoher Effizienz zu transplantieren, wobei die Tumorcharakteristika des Originaltumors erhalten bleiben [19]. Es zeigte sich, dass nach Transfer von Gedächtnis-T-Zellen, die in vitro zunächst kultiviert und expandiert wurden und anschließend mit Hilfe von Antigengepulsten dendritischen Zellen aktiviert wurden, diese transferierten Zellen von der Bauchhöhle an den Tumor gelangten, dort infiltrierten und im Tumor Apoptose und Nekrose-Phänomene erzeugten, so dass es zu einer Komplett-Remission der Tumore kam [17]. Dieses Testmodell eignet sich für zukünftige detaillierte Untersuchungen über Fragen der Rekrutierung von Effektorzellen in den Tumor und zu Fragen der Regulation von Effektor- und Memory T-Zellen. Amplifikation von immun-induzierten anti-Tumor Effekten über iNOS Aktivierung in Makrophagen und Endothelien und Freisetzung von StickstoffMonoxyd (NO). Stickstoff-Monoxyd, das von aktivierten Makrophagen und auch von aktivierten Endothelzellen sekretiert wird, ist ebenfalls ein wichtiger Antitumor-Effektor-Mechanismus. Unsere Untersuchungen befassten sich mit der durch NO induzierten Apoptose in Tumorzellen. NO konnte sowohl durch NDV in Makrophagen aktiviert werden, wie auch im Zusammenhang mit dem Transfer von immunen T-Zellen. Der Mechanismus der NO-vermittelten Apoptose in humanen und murinen leukämischen Zellen unterscheidet sich deutlich von bisher bekannten Effektormechanismen und auch von dem von uns neu untersuchten über Superantigen induzierten Effektormechanismus [20, 21]. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Schirrmacher, V., Förg, P., Dalemans, W., von Hoegen P. Intrapinna anti-tumor vaccination with self-replicating infectious RNA or with DNA encoding a model tumor antigen and a cytokine. Gene Therapy 7: 1137-1147 (2000). [2] Chlichlia K., Bahgat M., Ruppel, A., Schirrmacher V. DNA vaccination with asparaginyl endopeptidase (Sm32) from the parasite Schistosoma mansoni: anti-fecundity induced in mice. Vaccine, 20: 439-447 (2002). [3] Chlichlia, K., Bahgat, M., Schirrmacher, V., Ruppel A. Speciesrestricted antibody response against a DNA-construct coding for aspartic proteinase from Schistosoma japonicum. Parasitol. Res., 88: 368-375 (2002). [4] Bahgat, M., Chlichlia, K., Schirrmacher, V., Ruppel A. Antibodies induced in mice by a DNA-construct coding for the elastase of Schistosoma mansoni recognize the enzyme in secretions and preacetabular glands of cercariae. Parasitol. 124: 301-306, 2002. [5] Schirrmacher, V. T-cell immunity in the induction and maintenance of a tumor dormant state. Sem. Cancer Biol. 11: 285-295, (2001). DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie [6] Lindner M., Schirrmacher V. Fusion with dendritic cells but not transfection of a new tumor antigen renders murine mammary carcinoma cells strongly immunogenic. Eur. J. Clin. Invest. 32:207-217 (2002) [7] Zeng J., Fournier, P. and Schirrmacher, V. Induction of interferon a and TRAIL in human blood mononuclear Cells by HN but not F protein of Newcastle Disease Virus. Virology, in press. [8] Zeng, J., Fournier, P., Schirrmacher, V. Stimulation of human natural interferon-a response via paramyxo-virus hemagglutinin lectin-cell interaction. J. Molec. Med., in press 9] Schirrmacher, V., Bai, L., Umansky, V., Yu, L., Xing Y., Qian Z. Newcastle Disease Virus activates macrophages for antitumor activity. Int. J. Oncol. 16: 363-373 (2000). [10] Schirrmacher V., Griesbach A., Ahlert Th. Antitumor effects of Newcastle Disease Virus in vivo: local versus systemic effects. Int. J. Oncol. 18, 945-952 (2001) [11] Schirrmacher V., Umansky, V., Lindner, M., Müerköster, S., Rocha M. Models for immunotherapy and cancer vaccines. (In: The Cancer Handbook) Macmillan Publ. Ltd., M. Alison and G. Nicolson, ed. Vol. 2, p 1055 (2002). [12] Schirrmacher V. Tumorvakzinierung, In: Zentralblatt Chirurgie, 125, Suppl. 1: 33-36 (2000) [13] Schirrmacher, V. Tumor vaccines - New Therapeutic Approaches against Cancer. Euro-Biotech, Special Edition, p 64-66 (2001) Verlag Büro f. Publizistik GmbH, 74865 Neckarzimmern. [14] Schirrmacher V. Immuntherapie von Karzinomen? Editorial Dtsch. Ärztebl. 99: A848-850 (2002). [15] Müerköster S., Weigand M.A., Walczak H., Schirrmacher V., Umansky V. Superantigen reactive Vb6+ T cells induce perforin/ granzyme B mediated caspase-independent apoptosis in tumor cells. Brit. J. Cancer 86: 828-836 (2002) [16] Feuerer, M., Rocha, M., Bai, L., Umansky, V., Solomayer, EF., Bastert G., Diel I.J. and V. Schirrmacher. Enrichment of memory T cells and other profound immunological changes in the bone marrow from untreated breast cancer patients Int. J. Cancer, 92(1): 96-105 (2001). [17] Feuerer M., Beckhove P., Bai L., Solomayer E.-F., Bastert G., Diel I.J., Heep J., Oberniedermayr M., Schirrmacher V., Umansky V.. Therapy of human tumors in NOD/SCID mice with patient derived re-activated memory T cells from bone marrow. Nature Medicine, 7 (4): 452-458 (2001). [18] Bai L., Feuerer M., Beckhove P., Umansky V., Schirrmacher V. Generation of dendritic cells from human bone marrow mononuclear cells: advantages for clinical application in comparison to perhipheral blood monocyte derived cells. Int. J. Oncol. 20: 247-253 (2002). [19] Beckhove P., Schütz F., Diel I.J., Solomayer E.-F., Bastert G., Förster J., Oberniedermayr M., Feuerer M., Bai L., Umansky V., Schirrmacher V. Efficient engraftment of human primary breast cancer transplants in NOD/SCID mice.submitted [20] Umansky V., Ratter F., Lampel S., Bucur M., Schirrmacher V., Ushmorov A. Inhibition of nitric oxide-mediated apoptosis in Jurkat Leukemia cells despite of cytochrome C release. Exptl. Cell Res. 265: 274-282 (2001). [21] Umansky V., Schirrmacher V. Nitric oxide-induced apoptosis in tumor cells. Adv. Cancer Research, 82: 107-131, (2001). Hochschulschriften: Choi C.: .Untersuchung zur Interaktion von murinen Vb6-T-Zellen mit Mtv-7 Superantigenen exprimierenden Tumorzellen. Frankfurt/Main, Univ. Fak. f. Biologie, Dipl.-Arb. 2000. Friederichs J.: . CD24 als P-Selektin-Ligand humaner Tumorzellen: Die Bedeutung des Sialyl Lex-Epitops. Heidelberg, Univ. Med. Fak. Diss. 2000. Krauss K.: Die Rolle von Membran-Microdomänen und des GPIgeankerten Moleküls CD24 bei der Regulation der Zelladhäsion. Kaiserslautern, Univ. Fachbereich Chemie, Diss. 2000. AbteilungG0100 Zelluläre Immunologie Oleszewski M.:„Untersuchung zur heterophilischen und homophilischen Bindung des Zelladhäsionsmoleküls L1. Kaiserlautern, Univ. Fachbereich Chemie, Diss. 2000. Röttinger, B.: Stabilität der Antigenpräsentation in vivo: Regulation durch die Organ-Mikroumgebung. Heidelberg, Univ. naturw.-math. Ges. Fak. Diss. 2000. Schmidt, S.: Experimentelle Induktion positiver Selektion von Thymozyten in vivo. Heidelberg, Univ. Fak. f. Biologie, Diss. 2000. Sennewald B.: .Immunmodulatorische Eigenschaften des Newcastle Disease Virus: Untersuchung an humanen Tumorzellen, Monozyten und Lymphozyten. Darmstadt, TU Fak. F. Biologie, Diss. 2000. Gutwein P. : Metalloproteinase vermittelte Spaltung der Ektodomäne von L1: Untersuchungen zur Regulation und biologischen Funktion. Universität Kaiserslautern, Fachbereich Chemie, 2001 Mahnke Y.: A novel model system for the study of anti-tumor T-cell memory. Department of Biology at the Open University in London, 2001. Degree: Doctor of Philosophy (PhD). Die Rolle von Zelladhäsion und Migration bei Lymphozyten-Homing und Tumor-Metastasierung (G0102) P. Altevogt, Y. Zeller, P. Gutwein, N. Agmon-Levin, C. Geiger, C. Schlösser, J. Friederichs, K. Krauss, M. Oleszewski, S. Mechtersheimer, S. Joumaa, S. Riedle; A. Stoeck In Kollaboration mit Mina Fogel, Kaplan Hospital Rehovot, Israel; Uwe Rauch, Universität Lund, Schweden; Rachel Bar-Shavit, Jerusalem, Israel; Vance Lemmon, Universität Cleaveland, Ohio, USA. Wilhelm von der Lieth , DKFZ; H.-J. Gröne, DKFZ; Klaus Ley, Universität South Carolina, USA. Zellmigration und Zelladhäsion sind wichtige Fähigkeiten von Lymphozyten zum Zwecke der Immunüberwachung wie z.B. bei der Rezirkulierung durch die Lymph- und Blutbahnen und der Arretierung in Lymphknoten. Tumorzellen benutzen teilweise ähnliche molekulare Mechanismen wie Lymphozyten bei bestimmten Schritten der Tumormetastasierung und Invasion. Bei vielen dieser biologischen Vorgänge sind jedoch die beteiligten Bindungspartner, d.h. die Adhäsionsmoleküle und ihre Liganden, noch unzureichend bekannt. Aufgabe unsere Arbeitsgruppe ist es, relevante Bindungsparter zu identifizieren und ihre in vivo Rolle zu analysieren. Das Hauptaugenmerk der Arbeitsgruppe liegt auf Untersuchungen zur Funktion des humanes L1 Adhäsionsmoleküls und des CD24, eines Liganden für P-Selektin auf humanen Tumorzellen. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Gutwein, P., Oleszewski, M., Mechtersheimer, S., Beer, S., Krauss, K. and Altevogt, P.: Role of src kinases in the ADAM mediated release of L1 adhesion molecule from human tumor cells. J.Biol.Chem. 275:15490-15497 (2000) [2] Oleszewski, M., Gutwein, P.,von der Lieth ,W.*,Rauch, U*. Altevogt , P.: Characterization of the L1-neurocan binding site. Implications for L1-L1 homophilic binding. J.Biol.Chem. 275: 34478-34485 (2000) [3] Friederichs,J., Zeller,Y., Hafezi-Moghadam,A.*, Gröne, H.-J., Ley, K.* and Altevogt,P.: The CD24/P-selectin binding pathway initiates lung arrest of human A125 adenocarcinoma cells. Cancer Res. 60:6714-22 (2000) DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 323 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie [4] Even-Ram, S.C.*, Maoz, M.*, Pokroy, E.*, Reich, R.*, Katz, B.Z.*, Gutwein, P., Altevogt, P., and Bar-Shavit, R.*: Tumor cell invasion is promoted by activation of Protease activated receptor1 in cooperation with alpha(v)beta(5) integrin. J.Biol. Chem 276:10952-62 (2001) [5] Zeller,Y., Mechtersheimer,S. and Altevogt,P.: Critical amino acid residues of the alpha4 subunit for alpha4beta7. J.Cell. Biochem. 83:304-319 (2001) [6] Altevogt,P., Friederichs,J.: CD24 in health and disease. In ”Encyclopedia of Molecular Medicine” (T.E Creighton ed.) John Wiley&Sons. New York. Pages 568-570, (2001) [7] Mechtersheimer,S, Gutwein,P., Agmon-Levin,N., Stoeck, A., Oleszewski, M., Riedle,S., Fogel,M.*, Lemmon, V.*, and Altevogt, P.: Ectodomain shedding of L1 adhesion molecule promotes cell migration by autocrine binding to integrins. J.Cell Biol. 155: 661673 (2001) T-Zell Differenzierung / T-Zell Toleranz / T-Zell Aktivierung (G0103) Projektleiter: B. Kyewski Kooperationspartner: Klaus-Armin Nave, Max-Planck Institut für Medizinische Forschung, Göttingen; Mark Pepys, Royal Free and University College Medical School, London, UK;Vince Tuohy, The Clevelend Clinic Foundation; Cleveland, Ohio, USA; Jörn Walter, Institut für Genetik, Universität des Saarlandes, Saarbrücken Gefördert durch den SFB 405 (DFG) Intrathymische Selbsttoleranz gegenüber ektopisch exprimierten, Gewebe-spezifischen Selbstantigenen J. Derbinski, J. Gotter,A. Schulte 324 Die Unterscheidung zwischen Selbst und Fremd (Selbsttoleranz) ist eine grundlegende Eigenschaft des Immunsystems. Die Induktion von Selbsttoleranz wird durch verschiedene Mechanismen, die sowohl im Thymus (zentrale Toleranz) als auch in peripheren lymphoiden und nichtlymphoiden Organen (periphere Toleranz) wirksam sind. Während im Thymus Toleranz gegen übiquitäre Selbstantigene stattfindet, wurde bislang angenommen, dass periphere Toleranzmechanismen für Toleranz gegenüber Organ-spezifischen Selbstantigenen verantwortlich sind. Aufgrund unserer Beobachtung, dass bestimmte Gewebespezifische Antigene im Thymus exprimiert werden, haben wir die gängige Vorstellung überprüft, ob intrathymische Toleranz sich nur auf eine Gruppe von prävalenten Selbstantigenen beschränkt. Im Laufe dieser Studien haben wir sowohl im Maus als auch im Humanthymus medulläre Epithelzellen als einen speziellen Zelltyp identifiziert, der ein weites Spektrum an Gewebe-spezifischen Antigenen exprimiert. Dieses als “promiskuöse” Genexpression (promiscuous gene expression) bezeichnetes Phänomen ist eine autonome Eigenschaft der Epithelzellen. Diese Genexpression ist ausgehend von der pränatalen Periode im adulten Thymus voll erhalten, solange der Thymus reife T-Zellen exportiert. Die Expression bestimmter Gene ist jeweils auf wenige medulläre Epithelzellen (< 3%) beschränkt ist, die vorwiegend in Clustern lokalisiert sind. Interessanterweise sind Gene von Organen ganz unterschiedlicher Größe in ähnlicher Frequenz im Thymus repräsentiert. Abteilung G0100 Zelluläre Immunologie Diese Ergebnisse legen nahe, daß ektopische Expression im Thymus ein biologischer Mechanismus ist, um zentrale T-Zell Toleranz gegenüber bestimmten „Gewebe-spezifischen“ Selbstantigenen zu gewährleisten. Auf diese Weise könnte Selbsttoleranz gegen Antigene erreicht werden, die räumlich oder zeitlich vom Immunsystem getrennt sind. Die Analyse von globaler Genexpression mittels Genchips zeigt jedoch, daß die Auswahl der ektopisch exprimierten Gene sich nicht auf solche Selbstantigene beschränkt, für die eine solche “immunologische Notwendigkeit” naheliegt. Die Abbildung des “immunologischen Selbst” ist somit umfassender als bisher angenommen. Interessanterweise sind jedoch fast alle Zielstrukturen für Organ-spezifische Autoimmunerkrankungen (wie Insulin, Glutamat-Decarboxylase, Thyreoglobulin, Proteolipid Protein), in Epithelzellen exprimiert. Die molekularen Mechanismus, die dieses Expressionsmuster determinieren, sind derzeit noch unbekannt. Verschiedene Befunde deuten darauf hin, dass es sich wahrscheinlich um eine random derepression von Genexpression handelt. Untersuchungen am Modellantigen Proteolipid Protein (PLP), dem Hauptprotein der Myelinscheide von Axonen im Zentralnervensystem zeigten, daß Toleranz gegenüber diesem Selbstantigen im Thymus erfolgt. Interessanterweise ist die intrathymische PLP Expression auf die kürzere Splice-Variante von PLP (DM20) beschränkt, während im Gehirn bevorzugt das komplette Transkript nachweisbar ist. Entsprechend besteht keine Toleranz gegenüber Epitopen, die nicht in der kürzeren Variante lokalisiert sind. Der Unterschied zwischen zwei Maus-Inzuchtstämmen in der Empfänglichkeit gegenüber einer experimentellen Autoimmunerkrankung im Gehirn (experimentelle Autoimmun-Enzephalitis) läßt sich aufgrund dieser Befunde durch die MHC-abhängige Lokalisation von Epitopen in dem Abschnitt des Proteins, der nicht im Thymus exprimiert wird, erklären. Da auch im menschlichen Thymus dieser Abschnitt nicht exprimiert wird, vermuten wir, daß diese Befunde auch auf den PLP-spezifischen ToleranzStatus des Menschen übertragbar sind. Unvollständige TZell Toleranz gegenüber der kompletten Version von PLP könnte somit zur Entwicklung einer T-Zell Population führen, die hoch-reaktiv gegenüber Gehirn-spezifischem PLP ist und möglicherweise in der frühen Phase der Entwicklung von Multipler Sklerose Autoreaktivität gegenüber Myelin-spezifischen Antigenen begünstigt. Diese Vorstellung wird durch jüngste klinische Befunde unterstützt. Das Beispiel des unterschiedlichen splicing von PLP in Thymus und Gehirn veranschaulicht, dass dieser ToleranzMechanismus zu lückenhafter Selbsttoleranz und damit zu erhöhter Empfänglichkeit für Autoimmunität führen kann. Prinzipiell ist ebenso denkbar, daß Unterschiede in der Glykosilierung, im RNA editing oder in der Prozessierung von Selbstantigenen zwischen Epithelzellen des Thymus und Gewebe-spezifischen Zellen auch zu inkompletter Toleranz führen kann. Dies wäre in zukünftigen Studien zu zeigen. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Antigen-spezifische T-Zell Aktivierung in situ M. Hommel T-Zell Erkennung erfolgt über die Bindung des Antigenspezifischen T-Zell-Rezeptors an einen spezifischen Peptid/MHC Komplex auf Antigen-präsentierenden Zellen. Die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit dieser spezifischen Komplexe in situ reguliert T-Zell Erkennung und damit T-Zell Biologie in vivo. Die Induktion einer Antigen-spezifischen Immunantwort (sog. adaptive Immunantwort) setzt voraus, daß antigen-spezifische T-Zellen Peptide fremder Antigene, präsentiert von dendritischen Zellen in den T-Zell Arealen sekundärer lymphoider Organe, erkennen und daraufhin aktiviert werden. Die genaue in situ Charakterisierung dieser interzellulären Erkennung steht noch aus. Mittels adoptiven Transfers konnten wir anhand verschiedener Modellantigene zeigen, daß klonale Expansion Antigen-spezifischer T-Zellen im Kontakt mit Antigenpräsentierenden Zellen initiiert wird. Die Kinetik von T-Zell Aktivierung in situ ist identisch für verschiedene Proteine, MHC-Haplotypen und T-Zell Subpopulationen, sofern ein dominantes T-Zell Epitop erkannt wird. Dagegen unterscheidet sich das Ausmaß und der Beginn der klonalen Expansion zwischen verschiedenen Epitopen desselben Proteins, sog. dominante Epitope führen zu einer früheren und stärkeren klonalen Expansion als sog. subdominante Epitope. Diese Analysen basieren auf der ex vivo Isolation von multizellulären Clustern von T-Zellen und dendritischen Zellen, die die funktionelle in situ Einheit der Antigen-spezifischen T-Zell Aktivierung darstellen. Die Isolation solcher multizellulärer Funktionseinheiten wird die eingehende molekulare Charakterisierung der frühen T-Zell Aktivierung ermöglichen. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Klein, L.; *Klugmann, M.; *Nave, K.-A., *Tuohy, V.K.; Kyewski, B. Shaping of the autoreactive T-cell repertoire by a splice variant of self protein expressed in thymic epithelial cells. Nature Medicine 6 (2000) 56-61. [2] Klein, L.; Kyewski, B. Self-antigen presentation by thymic stromal cells: a subtle division of labor. Current Opinion in Immunology, 12 (2000) 179-186 [3] Kyewski, B.; Röttinger, B.; .Klein, L. Making T-cell tolerance more efficient: thymic stromal cells sample distinct self-antigen pools. Current Opinion in Microbiology and Immunology 251 (2000) 139-145 [4] Klein L.; B. Kyewski, B. “Promiscuous” expression of tissue antigens in the thymus: a key to tolerance and autoimmunity? Journal of Molecular Medicine 78 (2000) 483-494. [5] Klein L.; B. Röttinger, B.; Kyewski, B. Sampling of complementing self-antigen pools by thymic stromal cells maximizes the scope of central T-cell tolerance. European Journal of Immunology 31(2001) 2476-2486. [6] Derbinski, J.; Schulte, A.; Kyewski, B.; Klein, L. “Promiscuous gene expression in medullary thymic epithelial cells mirrors the “peripheral self. Nature Immunology 2 (2001) 1032-1039. AbteilungG0100 Zelluläre Immunologie Struktur und Funktion von Adhäsions- und Differenzierungsmolekülen auf normalen und malignen Lymphozyten und hämatopoetischen Vorläuferzellen (G0104) R. Schwartz-Albiez, R. Steubing, Y. Cao, A. Merling, J. Hoffmann In Zusammenarbeit mit: Prof.Dr.H.Baumann (Technische Universität Aachen), PD Dr.W.Bergler (HNO Klinik, Klinikum Mannheim), Prof.Dr.P.Crocker (University of Dundee, UK), PD Dr.H.-J.Groß (Universitätsklinikum Ulm), Prof.Dr.A.D.Ho, Dr.M.Punzel (Poliklinik, Universitätsklinikum Heidelberg), Prof.Dr.F.Sanchez-Madrid Universität Madrid, Spanien), PD Dr. U.Karsten, Max-Delbrück Zentrum, Berlin, Dr. Chitra Mandal, Department of Biological Sciences, Indian Institute of Chemical Biology, Calcutta, Indien; DKFZ: Dr.W. von der Lieth, Zentrale Spektroskopie, Dr.T.Kempf, Dr.M.Schnölzer, Zentrale Proteinanalytik, Dr.H.Spring, Strukturelle Genanalyse, Dr.R.Pipkorn, Peptidsyntheseeinheit. Zusatzfinanzierung: Tumorzentrum Heidelberg/Mannheim, Forschungsförderung Klinikum Mannheim (gemeinsames Projekt mit PD.Dr.W.Bergler, HNO-Klinik Mannheim), BMBF Projekt „Glykotechnologie“, DFG Einzelförderung (gemeinsames Projekt mit PD Dr.H:J.Groß). Ziel dieses Projektes ist es, den Zusammenhang zwischen Struktur und Funktion hochglykosylierter Oberflächenmoleküle auf humanen normalen und malignen Lymphozyten sowie auf hämatopoetischen Vorläuferzellen zu klären. Diese Makromoleküle stellen Kontakte zu anderen Zellen und zu Komponenten der extrazellulären Matrix (ECM) her und sind an der Regulation der Zellreifung und des Wachstums in spezifischen Geweben beteiligt. Wir untersuchen die Wechselbeziehungen zwischen oberflächenständigen Oligosaccharidstrukturen und kohlenhydratbindenen Proteinen (Lektinen). Oberflächenständige Sialoglykane (neuraminsäurehaltige Oligosaccharidstrukturen) auf hämatopoetischen Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Aktivierung von Lymphozyten, der Apoptose und Infektion mit lymphotrophen Viren, der Klinik bestimmter genetischer Erkrankungen und können als Tumormarker eingesetzt werden. Sie werden in unterschiedlicher Weise während der Lymphozytendifferenzierung exprimiert, wobei ihre Regulation von mehreren Enzymsystemen bestimmt wird. Ein definiertes B-Lymphozyten-spezifisches Lektin (CD22), welches an der Regulation der B-Zellaktivierung beteiligt ist und eine bestimmte Gruppe von Sialoglykanen erkennt, wurde auf seine Funktion unter physiologischen Bedingungen untersucht. Wir fanden mehrere molekulare Mechanismen, die die Bindungsfähigkeit von CD22 beeinflussen: zum einen wird durch die Eigensialylierung von CD22 die Lektinfunktion herunterreguliert, zum anderen kann ein bestimmtes Arrangement der Sialoglycanliganden die Bindung auf der Zielzelle verändern. Sialylierte Serumglykoproteine verhindern, daß CD22-vermittelte Adhäsionsprozesse im peripheren Blut stattfinden [11]. Die Sialylierungsreaktionen werden zum Teil über eine von uns kürzlich charakterisierte zelloberflächenständige Sialyltransferase reguliert [13]. Adhäsionsprozesse werden zum einen über die oberflächenständigen Adhäsionsmoleküle vermitteln, zum ande- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 325 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie ren im Zellinneren über Zytoskelett-assoziierte Phosphoproteine weitergeleitet, die außerdem die Morphologie der adhärierenden Zellen mitverändern. Ein Schlüsselmolekül des Zytoskeletts für Adhäsionen von T-Lymphozyten und myeloische Zellen ist das Phosphoprotein MOESIN, welches bei der Ausbildung sogenannter Uropoden auf aktivierten T Lymphozyten beteiligt ist [2,4]. Humane hämatopoetische Stammzellen existieren in sogenannten Stammzellnischen im Knochenmark. Die enge Wechselwirkungen zwischen der extrazellulären Matrix, Stromazellen anderen hämatopoetischen Zellen und löslichen Faktoren (Zytokinen) regulieren sowohl den Erhalt des Stammzellpools als auch gleichzeitig die kontrollierte Proliferation und Differenzierung bis hin zu den reifen Blutzellen. Diese Interaktionen werden über membranständige Adhäsionsrezeptoren vermittelt, die differentiell während verschiedener Reifungsstadien der Stammzellen exprimiert werden. Auch bei diesen Adhäsionsprozessen sind Kohlenhydrat - Lektininteraktionen beteiligt. Hochglycosilierte, neuraminsäurehaltige (sialylierte) Glycoproteine und Glycolipide auf der Zelloberfläche können das Adhäsionsverhalten sowohl negativ auf Grund ihrer hohen negativen Ladung als auch postiv über spezifische Reaktionen mit Lektinen beeinflussen. Wir haben das CD60 Antigen in zwei Varianten definiert: als CD60b wurde die 9-O-acetylierte Form einer DisialoOligosaccharidsequenz auf der Basis des Gangliosids GD3 bestimmt, als CD60c die entsprechende 7-O-acetylierte Variante. Beide Oligosaccharide haben Funktionen bei der Adhäsion von Lymphozyten an ECM Komponenten und sind gleichzeitig an der Regulation der Aktivierung bzw. Apoptose von Lymphozyten beteiligt [8]. 326 Auf hämatopoetischen Stammzellen wurde mehrere neue Marker charakterisiert, bei denen es sich um definierte Oligosaccharidteile bestimmter Oberflächen-Glykoproteine handelt. Die Oligosaccharidsequenzen waren bisher als Histo-Blutgruppen bekannt, wie die Blutgruppe H Typ 2 (CD173), Lewis Y (CD174), das Thomsen-Friedenreich Antigen (CD176) und das T-Nouvelle Antigen (Tn, CD175). Diese Marker sind auf hämatopoetischen Vorläuferzellen verschiedener Linien und z.T. auf leukämischen Vorläuferzellen exprimiert [3,5,6,10,12]. Abteilung G0100 Zelluläre Immunologie [4] J.M.Serrador*, M.Vicente-Manzanres*, J.Calvo*, O.Barreiro*, M.C.Montoya,* R.Schwartz-Albiez, H.Furthmayr*, F.Lozano*, F.Sanchez-Madrid*. A novel serine-rich motif in the intercellular adhesion molecule 3 is critical for its ERM-directed subcellular targeting. J. Biol. Chem. 2002, im Druck. [5] R.Schwartz-Albiez. Carbohydrate and Lectin: Section Report. In: Leucocyte Typing VII (eds. D.Mason, R.Schwartz-Albiez et al.), Oxford University Press, Oxford, im Druck. [6] Y.Cao, A.Merling, U.Karsten*, R.Schwartz-Albiez. The fucosylated histo-blood group antigens Lewis Y and H type 2 (blood group O) are expressed on CD34+ haematopoietic progenitors. In: Leucocyte Typing VII (eds. D.Mason, R.Schwartz-Albiez et al.), Oxford University Press, Oxford, im Druck. [7] B.Kniep*, R.Schwartz-Albiez. Antibodies detecting type 2 chain glycolipids. In: Leucocyte Typing VII (eds. D.Mason, R.SchwartzAlbiez et al.), Oxford University Press, Oxford, im Druck. [8] C.Claus*, A.Gocht*, R.Schwartz-Albiez, H.Lünsdorf*, B.Kniep*. CD60:Specificity of the antibodies, distribution of the antigens, and the functional aspects. In: Leucocyte Typing VII (eds. D.Mason, R.Schwartz-Albiez et al.), Oxford University Press, Oxford, im Druck. [9] B.Kniep*, K.Schäkel*, R.Schwartz-Albiez, M.Nimtz*. Different binding characteristics of the alpha2-6sialoglycan specific antibodies. In: Leucocyte Typing VII (eds. D.Mason, R.SchwartzAlbiez et al.), Oxford University Press, Oxford, im Druck. [10] Y.Cao, U.Karsten*, R.Schwartz-Albiez. Expression of Thomsen-Friedenreich-related carbohydrate antigens on human leukemia cells. In: Leucocyte Typing VII (eds. D.Mason, R.Schwartz-Albiez et al.), Oxford University Press, Oxford, im Druck. [11] H.J.Groß*, A.Merling, H.Klein*, O.T.Keppler*, I.Stamenkovic*, A.Grünert*, R.Schwartz-Albiez. Dependence of CD22 lectin function on receptor and ligand sialylation on human lymphocytes. Zur Publikation eingereicht. [12] Y.Cao, A.Merling, U.Karsten*, R.Schwartz-Albiez. Expression of Thomsen-Friedenreich-related carbohydrate antigens, Tn (CD175), sialosyl-Tn (CD175s), TF (CD176) on human hematopoietic stem cells and progenitor leukemias. Zur Publikation eingereicht. [13] Y.Cao, A.Merling, P.R.Crocker*, R.Keller*, R.Schwartz-Albiez. Differential expression of beta-galactoside alpha2,6 sialyltransferase (ST6GalI) and sialoglycans in normal and cirrhotic liver and hepatocellular carcinoma, Zur Publikation eingereicht. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] P.Mbonde*, H.Amir*, G.Kwesigabo*, R.Schwartz-Albiez, L.A.Akslen*, J.N.Kitinya*. Expression of estrogen and progesterone receptors in carcinomas of the female breast in Tanzania. Oncology Reports 7,277-283, 2000. [2] J.L.Alonso-Lebrero*, J.M.Serrador*, C.Dominguez*, O.Barreiro*, A.Luque*, M.A.del Pozo*, K.Snapp*, G.Kansas*, R.Schwartz-Albiez, H.Furthmayr*, F.Lozano,* F. Sánchez-Madrid*. Polarization and interaction of adhesion molecules PSGL-1 and ICAM-3 with moesin and ezrin in myeloid cells. Blood 95, 24132419, 2000. [3] Y.Cao, A.Merling, U.Karsten*, R.Schwartz-Albiez. The fucosylated histo-blood group antigens H type 2 (blood group O, CD173) and lewis Y (CD174) are expressed on CD34+ hematopoietic progenitors but absent on mature lymphocytes. Glycobiology 11, 677-683, 2001. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Abteilung G0200 Immunchemie Abteilung Immunchemie (G0200) Leiter: Prof. Dr. Wulf Dröge Wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Raoul Breitkreutz ( - 11/00) Dr. Susanne Bacher ( - 01/01) Dr. Silke Beismann-Driemeyer (02 - 10/01) Dr. Heiner Fritze (ohne Vergütung) Dr. Wulf Hildebrandt (06/00 - ) Dr. Markus Klein (12/00 - ) Dr. Volker Lehmann Dr. Sabine Rosenberger ( - 04/00) Dr. Lienhard Schmitz Gastwissenschaftler Dr. Vladimir Shatrov (Ukraine, - 05/01) Doktoranden Oliver Dienz Lore Florin Thomas Hofmann ( -09/00) Andreas Möller Yvonne Sehl Serap Erdugan Annette Grohmann Sabrina Lacher Nicole Pittack Technische Mitarbeiter Natalie Erbe Angelika Ott-Hartmann Ute Winter Helge Lips Tatjana Salvi ( - 02/01) Sekretärin Ingrid Fryson Spüldienst Magdalena Pröll Im Mittelpunkt des Programms dieser Abteilung steht die Erforschung von regulatorischen Mediatoren des Immunsystems, von Mechanismen in immunpathologischen und kachektischen Prozessen und entsprechenden therapeutischen Ansätzen. Ein Teil der Aktivitäten hat sich auch im vergangenen Berichtszeitraum wiederum mit der Redoxregulation von immunologischen und anderen physiologischen Funktionen (G02001) sowie mit der Redoxregulation von Signalprozessen (G02002) beschäftigt. Weitergeführt wurden auch die Untersuchungen über die Rolle von CarboxylMethylierungen in Signalprozessen und im Tumor-Nekrose-Faktor-vermittelten Zelltod (G02004). Die Rolle des Redoxstatus im Alterungsprozeß und beim körperlichen Verfall von Krebspatienten wurde in einer Reihe von klinischen Kooperationsprojekten eingehender untersucht (G02007). Diese Untersuchungen führten zu der Erkenntnis, daß der Redoxstatus des Plasma-Cystein/ Cystin Redoxpaars stark mit körperlichen Verfallsprozessen korreliert ist und offenbar als Target für eine therapeutische Intervention dienen kann. Diese klinischen Kooperationsprojekte ergänzen die bereits oben genannten Laboruntersuchungen über die Rolle von Redoxprozessen in biologischen Systemen. Besonderes Gewicht hatten schließlich wiederum die Untersuchungen zur Immunpathologie der HIV-Infektion und zur therapeutischen Anwendung von N-Acetyl-Cystein (NAC) und anderen Cystein-Derivaten (G2006). Eine Behandlung mit N-Acetyl-Cystein beim körperlichen Verfall im Alter und bei Krebspatienten ist im wesentlichen zur Korrektur des Redoxstatus indiziert. Die N-Acetyl-Cystein-Behandlung bei HIV-Infizierten dient der Korrektur der abnormal niedrigen Plasma-Cystin- und Glutamin-Spiegel, die sich aus einem abnormal hohen Cystein-Katabolismus und dem daraus resultierenden massiven Schwefelverlust ergeben. Die Projekte G02006 und G02007 zielen auf die Etablierung neuartiger Therapieverfahren zur Behandlung bisher unheilbarer Patienten. 327 DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Redoxregulation von immunologischen und anderen physiologischen Funktionen (G02001) W. Dröge, S. Beismann-Driemeyer, S. Rosenberger, M. Klein In Zusammenarbeit mit A. Hotz-Wagenblatt (DKFZ), J. Braunstein, C. Herfarth und S. Meuer (Universität Heidelberg) 328 Eine Kombination verschiedener regulatorischer Mechanismen ermöglicht es, dass selbst kleinste Mengen von pathogenen Keimen hochagressive Abwehrmechanismen aktivieren, ohne gleichzeitig das Wirtsgewebe substantiell zu schädigen. Solche Immunreaktionen werden typischerweise von Lymphozyten mit Hilfe ihrer Antigen-Rezeptoren und Rezeptoren für kostimulatorische Signale in Verbindung mit verschiedenen Zytokinen in Gang gesetzt. Arbeiten aus dieser Abteilung haben darüber hinaus gezeigt, dass an der Regulation dieser Reaktionen auch Redoxprozesse beteiligt sind. Schon früher ist in dieser Abteilung gezeigt worden, dass die funktionelle Aktivierung von TLymphozyten durch Superoxydanion-Redikale und andere reaktivie Sauerstoffspezies oder durch eine Verschiebung des intrazellulären Glutathion-Redoxstatus deutlich verstärkt wird. Neuere Arbeiten haben inzwischen gezeigt, dass die Einwirkung von physiologisch relevanten Konzentrationen von reaktiven Sauerstoffspezies oder anderen Formen von mildem oxidativen Stress bei T-Lymphozyten nicht die Stimulation der T-Zell-Rezeptoren obsolet macht, aber die Signalkaskaden bei relativ schwacher Antigen-Stimulation verstärkt [1]. So wird z.B. die Transkription vom Interleukin-2-Promotor in T-Zellen durch Einwirkung von 50µM Wasserstoffperoxyd in Kombination mit, aber nicht ohne CD28 Liganden verstärkt, d.h. der Redoxeffekt kann das stimulatorische Signal des Antigen-Rezeptors verstärken, aber nicht das Signal vom CD28 kostimulatorischen Rezeptor ersetzen. Offenbar kann Bildung von Wasserstoff durch Makrophagen und Granulozyten im entzündlichen Gewebe dazu dienen, die Aktivierungsschwellen der Antigenrezeptor-abhängigen Signalkaskaden zu senken. Es kann für einen infizierten Wirt lebenswichtig sein, dass die spezifische Immunreaktion induziert wird bevor optimale Antigendosen, d.h. hohe Pathogenkonzentrationen, im Gewebe vorhanden sind [1,2]. Im Gegensatz zur Induktion der Signalkaskaden erfordert die Exekution des Signals einschließlich der DNA-Bindung von (bestimmten) Transkriptionsfaktoren und der DNASynthese reduzierende Bedingungen, die besonders wirkungsvoll durch Cystein-freisetzende Makrophagen vermittelt werden [2-4]. Überdies wurde gezeigt, dass T-Linienzellen durch Glutathion gegen eine NO-vermittelte Apoptose geschützt werden [5]. Nicht zuletzt wird auch die vom Insulin-Rezeptor-abhängige Signaltransduktionskaskade durch Redoxprozesse moduliert. Während einerseits Hinweise auf eine Redoxregulation durch redox-empfindliche Phosphatasen beschrieben wurden, gibt es andererseits inzwischen experimentelle Befunde, dass auch die Insulin-Rezeptor-KinaseDomäne als Zielstruktur einer Redoxregulation durch reaktive Sauerstoffspezies dienen kann [6]. Abteilung G0200 Immunchemie Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Hehner, S.P., Breitkreutz, R., Shubinsky, G., *Unsoeld, H., Schulze-Osthoff, K., Schmitz, M.L. and Dröge, W. Enhancement of T cell receptor signaling by a mild oxidative shift in the intracellular thiol pool. J. Immunol. 165: 4319-4328 (2000). [2] Dröge, W. Free radicals in the physiological control of cell function. Physiol. Rev. 82: 47-95 (2002). [3] *Sido, B., *Braunstein, J., Breitkreutz, R., *Herfarth, C., and *Meuer, S.C. Thiol-mediated redox regulation of intestinal lamina propria T lymphocytes. J. Exp. Med. 192:907-912 (2000). [4] Dröge, W. and Breitkreutz, R. Glutathione and immune function. Proc. Nutr. Soc. 59: 595-600 (2000). [5] Umansky, V., *Rocha, M., Breitkreutz, R., Hehner, S., *Bucur, M., Erbe, N., Dröge, W., and Ushmorov, A. Glutathione is a factor of resistance of Jurkat leukemia cells to nitric oxide-mediated apoptosis. J. Cell. Biochem. 78: 578-587 (2000). [6] Hotz-Wagenblatt,A. and Dröge, W. Redox-mediated functional and structural changes in the insulin receptor kinase. Methods Enzymol 348:288-296 (2002). Signaltransduktion und Genaktivierung in TLymphozyten (G02002) M.L. Schmitz, S. Bacher, O. Dienz, S.P. Hehner, T.G. Hofmann, W. Dröge In Zusammenarbeit mit P. Krammer und V. Schirrmacher (DKFZ); W. Fiers (Universität Gent, Belgien), M. Heinrich (Universität London, UK); B. und C. Kaltschmidt (Universität Freiburg); N. Lassam (Universität Toronto, Kanada); M. Ueffing (GSF, München); C. Scheidereit (MDC Berlin). Die gleichzeitige Stimulation des T-Zell Rezeptor-CD3-zKomplexes (TZR) und des kostimulatorischen CD28 Rezeptors führt zur Aktivierung und Proliferation von T-Lymphozyten. Diese rezeptorvermittelten Signale induzieren eine Vielzahl von unterschiedlichen Signalübertragungskaskaden, die letztlich zur Aktivierung von Transkriptionsfaktoren wie beispielsweise NF-kB sowie der induzierten Genexpression führen. Schwerpunktmäßig wurden vier Aspekte untersucht, nämlich a) die Regulation von frühen Signaltransduktionsereignissen nach T-Zell Kostimulation [1-8], b) die Aktivierungswege und physiologischen Funktionen von NF-kB [9-14], c) neuartige Mechanismen der Regulation von Proteinkinasen [15,16] und d) die Regulation des Tumor-Suppressors p53 [17,18]. a) Im unmittelbaren Anschluß an die Antigenbindung an den TZR Komplex erfolgt die Aktivierung zytoplasmatischer Protein Tyrosin Kinasen (PTKs). Wir konnten zeigen, daß prooxidative Bedingungen die Rezeptor-vermittelte Aktivierung der PTKs stark erleichtertern. Die PTK-vermittelten Phosphorylierungen erlauben die Bildung von MultiProteinkomplexen, die durch Interaktionen zwischen phosphorylierten Tyrosinen und SH2 Domänen sowie anderen Phosphotyrosin-bindenden Domänen zusammengehalten werden. Als zentralen Baustein dieser Multi-Protein Komplexe konnten wir das Vav Protein identifizieren. Das aktivierte Vav Protein funktioniert als Guanin Nukleotid Austausch Faktor und führt zur Aktivierung von GTPasen der Rho Familie. Diese Signale resultieren dann in der Aktivierung der MAPKinasen p38 und JNK sowie in der Stimulation der Transkriptionsfaktoren AP-1 und NF-kB. Im Verlaufe der Apoptose wird Vav von Caspasen zwischen den Aminosäuren 160 und 161 geschnitten und damit inakti- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie viert [1]. Das Proto-Onkogenprodukt Vav und die PKC Isoform Q stellen einen frühen Integrationspunkt für TZR- und CD28-generierte Signale dar. Beide führen in synergistischer Weise zur Aktivierung von JNK, NF-kB und letztlich der IL-4 Expression [2-6]. b) In T-Zellen wird die Aktivierung von NF-kB durch das synergistische Vav/PKCQ Modul verstärkt und -vermittelt über Zwischenschritte- auf MLK3 übertragen, das zur Familie der MAPKKKinasen gehört. MLK3 phosphoryliert dann direkt die IkB Kinasen IKKa und IKKb, was zur anschließenden Aktivierung von NF-kB führt. MLK3 ist spezifisch für CD3/CD28-abhängige Rac/Cdc42-vermittelte Signalwege und wird nicht durch TNF-a oder IL-1 aktiviert. Neben immunologisch wichtigen Genprodukten reguliert NF-kB in einigen Zelltypen auch die Apoptose [9]. c) Die T-Zell-Aktivierung verschiebt den intrazellulären Thiol/Disulfid Redox-Status in Richtung auf oxidative Bedingungen und die ihrerseits ein wichtiges kostimulatorisches Signal für die Aktivierung der Signalkaskaden und insbesondere für die Aktivierung von Tyrosinkinasen der Src-Familie liefern [15]. Das Vav-1 Protein, eines der Substrate für Tyrosinkinasen, wird redox-abhängig phosphoryliert [15]. Vav-1 bildet in unstimulierten T-Zellen ein Heterodimer mit PCKQ. Kostimulation führt zur Dissoziation dieses Komplexes [5,8]. Während PCKQ in die Plasma-Membran rekrutiert wird, wird Vav-1 in einen redox-empflindlichen T-Zell-Aktivierungssignal-Komplex (TASC) inkorporiert. Jurkat T-Zellen, die die TASC-Proteine PLC-g, SLP76 oder LAT nicht besitzen, haben nicht die Fähigkeit, NFkB zu aktivieren [6]. d) Ein weiterer Fokus lag schließlich auch auf der Regulation des p53-Proteins in der Kontrolle des Zellzyklus. In diesem Zusammenhang haben wir HIPK2 (human homeodomain interacting protein kinase 2) als einen Interaktor und Modulator der p53 Aktivität identifiziert [17,18]. Die humane HIPK2 interagiert und kolokalisiert mit p53 und dem Koaktiviator-Protein CBP in den “PML nuclear bodies”, d.h. Strukturen innerhalb des Zellkerns, die in der akuten promyelozytischen Leukämie und anderen Erkrankungen gestört sind. HIPK2 wird durch UV-Bestrahlung aktiviert und phyosphoryliert p53 am Serin 46 und erlaubt dadurch die Acetylierung von p53 an den Lysinresten 373 und 382 durch den CBP-Koaktivator. Durch diese Modifikationen wird die p53-abhängige Genexpression stimuliert. Im Einklang damit konnte gezeigt werden, daß die Kinase-Funktion von HIPK2 eine verstärkte Expression von p53-Zielgenen, wie z.B. p21waf1 und damit einen Wachstumsstop der Zellen vermittelt [17,18]. Die Expression einer Kinaseinaktiven Variante von HIPK2 führt zur Bildung von Zellen mit mehreren Zellkernen. Publikationen (* = externer Koautor) [1] Hofmann, T.G., Hehner, S.P., Dröge, W. and M.L. Schmitz: Caspase-dependent cleavage and inactivation of the Vav1 protooncogene product during apoptosis prevents IL-2 transcription. Oncogene 19, 1153-1163 (2000). Abteilung G0200 Immunchemie [3] Hehner, S.P., Hofmann, T.G., Ushmorov, A., Dienz, O., WingLan Leung, I., *Lassam, N., *Scheidereit, C., Dröge, W. and M.L. Schmitz: Mixed-lineage kinase 3 delivers CD3/CD28-derived signals into the IkB kinase complex. Mol. Cell. Biol. 20:2556-2568 (2000). [4] Hehner, S.P., Hofmann, T.G., Dienz, O., Dröge, W., and Schmitz, M.L.: Tyrosine-phosphorylated Vav1 as a point of integration for T-cell receptor- and CD28-mediated activation of JNK, p38 and IL-2 transcription. J. Biol. Chem. 275:18160-18171 (2000). [5] Dienz, O., Hehner, S.P., Dröge, W., and Schmitz, M.L.: Synergistic avtivation of NF-kB by functional cooperation between Vav and PKCq in T-lymphocytes. J. Biol. Chem. 275:24547-24551 (2000). [6] Schmitz, M.L., Bacher, S., and Dröge, W.: Molecular analysis of redox-activated MAPKinase signaling pathways. Methods Enzymol., (2001) in press. [7] Hehner, S.P., Li-Weber, M., Giaisi, M., Dröge, W., Krammer, P.H. and M.L. Schmitz: Vav synergizes with PKCQ to mediate IL-4 gene expression in response to CD28 costimulation in T-cells. J. Immunol. 164, 3829-3836 (2000). [8] Möller, A., Dienz, O., Hehner, S.P., Dröge, W. and M.L. Schmitz: Protein kinase CQ cooperates with Vav1 to induce JNK activity in T-cells. J. Biol. Chem. 276: 20022-20028 (2001). [9] Hehner, S.P., Hofmann, T.G., Ushmorov, A., Dienz, O., *WingLan Leung, I., *Lassam, N., *Scheidereit, C., Dröge, W. and M.L. Schmitz: MLK3 delivers CD3/CD28-derived signals into the IkB kinase complex. Mol. Cell. Biol. 20, 2556-2568 (2000). [10] Farmer, P.K., He, X., Schmitz, M.L., Rubin, J., and Nanes, M.S.: Effect of NF-kB on 1,25-dihydroxyvitamin D3 and retinoid-X receptor dependent function. Am. J. Physiol. Endocrinol. Metabl. 279: E213-E220 (2000). [11] Schmitz, L.M., Bacher, S., and Kracht, M.: IkB-independent control of NF-kB activity by modulatory phosphorylations. TIBS 26: 186-190, 2001. [12] Bacher, S., Großhans, J., Dröge, W., and Schmitz, M.L.: The Drosophila proteins Pelle and Tube induce JNK/AP-1 activity in mammalian cells. FEBS Let. 497: 153-158 (2001). [13] Heinrich, M., Bork, P.M., Schmitz, M.L., Rimpler, H. Frei, B. and O. Sticher Pheophorbide a from Solanum diflorum interferes with NF-kB activation. Planta Med. 67, 156-157 (2001). [14] Dienz, O., Grohmann, A., Bacher S., and Schmitz, M.L.: Activation and function of NF-kB in T lymphocytes. Recent Research Developments in Molecular and Cellular Biology, in press (2002). [15] Hehner, S.P., Breitkreutz, R., Shubinsky, G., *Unsoeld, H., Schulze-Osthoff, K., Schmitz, M.L. and Dröge, W.: Enhancement of T cell receptor signaling by a mild oxidative shift in the intracellular thiol pool. J. Immunol. 165: 4319-4328 (2000). [16] Hofmann, T.G., Möller, A., Hehner, S.P., *Welsch, D., Dröge, W. and M.L. Schmitz: CD95-induced JNK activation signals are transmitted by the death inducing signaling complex (DISC), but not by Daxx. Int. J. Cancer 93: 185-191 (2001). [17] Hofmann, T.G., Mincheva, A., Lichter, P., Dröge, W., and Schmitz, M.L.: Human homeodomain-interacting protein kinase-2 (HIPK2) is a member of the DYRK family of protein kinases and maps to chromosome 7q32-q34. Biochimie 82: 1123-1127 (2000). [18] Hofmann, T.G., Möller, A., *Sirma, H., Zentgraf, H., *Taya, Y., Dröge, W., *Will, H. and M.L. Schmitz: Regulation of p53 activity by its interaction with homeodomain interacting protein kinase 2. Nature Cell Biol. 4: 1-10 (2001). [2] *Kaltschmidt, B, *Kaltschmidt, C., Hofmann, T.G., Hehner, S., Dröge, W. and M.L. Schmitz: The pro- or antiapoptotic function of NF-kB is determined by the nature of the apoptotic stimulus. Eur. J. Biochem. 267, 3828-3835 (2000). DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 329 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Die Rolle von Carboxyl-Methylierungen in Signalprozessen und im TNF-vermittelten Zelltod (G02004) V. Lehmann, V. Shatrov und H. Fritze Die zytotoxischen und Zell-stimulierenden Wirkungen von TNF auf Tumorzellen werden entscheidend durch Proteine beeinflußt, die am Carboxyl-terminalen Ende prenylierte Cysteingruppen tragen. Solche Proteine einschließlich Ras Proteine, werden von Carboxyl-Methyltransferasen erkannt und am Carboxyl-terminalen Ende methyliert. Inhibitoren der Carboxyl-Methyltransferase, wie z.B. N-AcetylS-Farnesyl-L-Cystein oder eine Kombination von Adenosin und Homocystein, verhindern die Carboxyl-Methylierung von Ras und Ras-verwandten Proteinen, verstärken die zytotoxische Wirkung von TNF auf TNF-empfindliche Tumorzellen und verwandeln TNF-resistente Tumorzellen in TNF-empfindliche Zellen. 330 In Fibrosarcomzellen induziert TNF einen nekrotischen Zelltod. Dabei aktiviert es Bax und stimuliert die Produktion von reaktiven Sauerstoffverbindungen (ROS), die wiederum das mitochondriale Membranpotential zerstören. Die Methylierungshemmer Adenosin und Homocystein verstärken die TNF-vermittelte Aktivierung von Bax, die Produktion von ROS und die Zerstörung des mitochondrialen Membranpotentials. Aus Lysosomen werden Proteasen, wie z.B. Cathepsin B ins Cytosol freigesetzt und aktiviert. Darüberhinaus induziert die Kombination von Adenosin, Homocystein und TNF Prozesse, die für einen apoptotischen Zelltod typisch sind, wie z.B. die Freisetzung von Cytochrom C aus Mitochondrien [1], die Aktivierung der Caspasen 3, 6 und 9 und die Expression von Phosphatidylserin an der Tumoroberfläche und schließlich die Bildung von apoptotischen Bläschen. Außerdem induzieren die Methylierungshemmer und TNF die Serinphosphorylierung eines 36 KD Proteins, das mittels Nano-ElektrosprayMassenspektroskopie als das ribosomale El6 Protein identifiziert wurde. Mit Hilfe von Tumorzell-Varianten, die eine defekte Atmungskette besitzen, haben wir gezeigt, dass die Serinphosphorylierung von El6, die Expression von Phosphatidylserin und die Bläschenbildung unabhängig von den mitochondrialen Prozessen ablaufen. In MCF-7 Zellen beschleunigen und verstärken Methylierungs-Inhibitoren den TNF-vermittelten Zelltod, indem sie u.a. die Aktivierung des antiapoptotischen PI3-Kinase/ AKT/BAD-Reaktionswegs verhindern [2]. Als Konsequenz wird die Freisetzung von Cytochrom C aus Mitochondrien verstärkt. Ferner wurde gezeigt, dass die Empfindlichkeit der Tumorzellen gegenüber Adenosin, Homocystein und TNF auch darüber entscheidet, ob entsprechende Tumore in nackten Mäusen, d.h. in vivo, durch die Kombination dieser drei Agenzien unterdrückt werden. Die durch Adenosin, Homocystein und TNF-induzierten Veränderungen der Tumorzellen führen in vivo außerdem dazu, dass Zellen der körpereigenen Abwehr ins Tumorgewebe einwandern und dort ihre tumorzerstörende Wirkung zu entfalten. Abteilung G0200 Immunchemie Publikationen [1] Lehmann V. and Shatrov V. Lipid metabolism and release of cytochrom c from mitochondria. In: Phospholipid metabolism in apoptosis, Quinn P.J. and Kagan V.E. (eds.): Subcell. Biochem., 36 (2002) in press. [2] Shatrov, V., Fritze, H., Dröge, W., and Lehmann, V.. Methyltransferase inhibitors suppress TNF-induced AKT/Bad phosphorylation and enhance TNF-mediated Bax induction in human breast carcinoma MCF-7 cells. (submitted). Die Immunpathologie der HIV-Infektion und Untersuchungen zur therapeutischen Anwendung von N-Acetyl-Cystein (NAC) und anderen Cystein-Derivaten (G02006) W. Dröge, R. Breitkreutz, N. Pittack In Zusammenarbeit mit E. Holm und S. Holm, Klinikum Mannheim, sowie D. Schuster und J. Brust, HIV-Schwerpunkt-Praxis Mannheim und V. Daniel, Institut für Immunologie und Serologie der Universität Heidelberg Frühere Untersuchungen aus unserer Arbeitsgruppe haben gezeigt, daß Lymphozyten von gesunden Personen oder Versuchstieren im Durchschnitt einen für immunologische Funktionen annähernd optimalen Glutathionspiegel aufweisen. Im Gegensatz dazu sind bei Erkrankungen mit Cystein- oder Glutathionmangel die immunologischen Funktionen typischerweise stark vermindert und können soweit dies untersucht wurde - durch Cysteinsupplementierung weitgehend wieder rekonstituiert werden [1-4]. Dies ist am intensivsten im Fall der HIV-Infektion untersucht worden. HIV-infizierte Patienten weisen einen massiven Schwefelverlust auf, der im Durchschnitt der asymptomatischen Patienten einem täglichen Verlust von mehr als 4 g Cystein pro Tag entspricht. Da der massive Cysteinkatabolismus der HIV-infizierten Patienten u.a. Sulfat (d.h. das Salz der Schwefelsäure) liefert, kann der Nettoverlust am einfachsten durch Bestimmung der Sulfat-Konzentration im 24-Stunden-Urin nachgewiesen werden [1,2]. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, daß das periphere Gewebe in den unteren Extremitäten der HIV-infizierten Patienten, d.h. im wesentlichen die Skelettmuskulatur, im Gegensatz zum Gewebe der gesunden Kontrollpersonen substantielle Mengen von Sulfat ausscheidet [1]. Der abnormal hohe Cysteinkatabolismus spielt sich demnach offenbar weitgehend in der Skelettmuskulatur ab. Von praktischer Bedeutung ist die Beobachtung, daß der exessive Schwefelverlust selbst durch antiretrovirale Therapie mit mindestens einem Protease-Inhibitor praktisch nicht vermindert wird [1]. Zwei randomisierte Plazebo-kontrollierte Doppelblind-Studien haben darüber hinaus gezeigt, daß die Behandlung von HIV-infizierten Patienten mit N-Acetyl-Cystein in beiden Fällen alle getesteten immunologischen Funktionen signifikant verbesserte [3]. Die NK-Zell-Aktivität wurde sogar fast bis auf den Normalzustand rekonstituiert. Es wurde überdies begonnen zu prüfen, ob die Methode der Cysteinsupplementierung auch bei anderen Erkrankungen mit abnormal niedrigen Plasma-Cystin-Spiegeln und verminderten immunologischen Funktionen von Nutzen sein kann [5,6]. Im Zusammenhang mit Untersuchungen zur Pathogenese von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn und DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Colitis ulcerosa) wurde schließlich gefunden, daß eine Thiol-vermittelte Redoxregulation auch in der Regulation von intestinalen Lamina propria T-Lymphozyten eine Rolle spielt [7]. Publikationen (* = externer Koautor) [1] Breitkreutz, R., *Holm, S., Pittack, N., *Beichert, M., Babylon, A., *Yodoi, J., and Dröge, W.: Massive loss of sulphur in HIV infection. AIDS Res. Hum Retrovir. 16: 203-209 (2000). [2] Dröge, W. and Breitkreutz, R.: Glutathione and immune function. Proc. Nutr. Soc.59: 595-600 (2000). [3] Breitkreutz, R., Pittak, N., *Nebe, C.T., *Schuster, D., *Brust, J., *Beichert, M., Hack, V., *Daniel, V., Edler, L., and Dröge, W.: Improvement of immune functions in HIV infection by sulfur supplementation. - Two randomized trials. J. Mol. Med. 78: 55-62 (2000). [4] Breitkreutz, R., Wagner, J., *Tokus, M., Brenner, A., Singer, M.V., *Pittack, N., Stein, J., Dröge, W., and *Holm, E.: Flux of amino acids and energy substrates across the peripheral tissues in symptomatic HIV-infection: indication of a slow protein wasting process. J. Mol. Med. 79: 671-678 (2001). [5] Heller, A.R., Groth, G., Heller, S.C., Breitkreutz, R., Nebe, T., Quintel, M., and Koch, T.: N-acetylcysteine reduces respiratory burst but augments neutrophil phagocytosis in intensive care unit patients. Crit. Care Med. 29: 272-276 (2001). [6] *Zapletal, C.M., *Taut, F.J.H., Breitkreutz, R., Thies, J.C., Martin, E., and Dröge, W.: Influence of N-acetylcysteine on hepatic amino acid metabolism in patients undergoing orthotopic liver transplantation. Transpl. Int. 14: 329-333 (2001). [7] *Sido, B., *Braunstein, J., Breitkreutz, R., *Herfarth, C., and *Meuer, S.C.: Thiol-mediated redox regulation of intestinal lamina propria T lymphocytes. J. Exp. Med. 192: 907-912 (2000). Die Rolle des Redoxstatus im Alterungsprozeß und beim körperlichen Verfall von Krebspatienten. - Untersuchungen zur therapeutischen Anwendung von N-Acetyl-Cystein und anderen Cystein-Derivaten (G02007) W. Dröge, R. Breitkreutz, W. Hildebrandt In Zusammenarbeit mit H. Röhrer, Onkologische Schwerpunktpraxis, Ihringen Das Verhältnis der Cystin-Konzentration zur säurelöslichen Thiol-Konzentration im Blutplasma ist ein relativ einfach zu ermittelnder Indikator des Redoxstatus. Mit zunehmendem Alter steigt dies Verhältnis stark an, da insbesondere der Plasma-Cystin-Spiegel zwischen der dritten und zehnten Lebensdekade fast um den Faktor 2 ansteigt [1,2]. Verschiedene Untersuchungen aus den letzten Jahren deuten darauf hin, dass die oxidative Verschiebung im Plasma-Thiol/Disulfid Redoxstatus eine Rolle in verschiedenen im Alter gehäuft auftretenden Erkrankungen spielen und letztlich für wichtige Aspekte des Alterungsprozesses verantwortlich sind [3]. Methoden, um den Plasma-Redoxstatus in älteren Menschen und bei Krebspatienten zu korrigieren, werden z.Zt. schwerpunktmäßig in dieser Abteilung untersucht, um 1.) die oben genannte Hypothese zu testen, und 2.) um zu ermitteln, ob solche Ansätze geeignet sind, die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern [3]. Abteilung G0200 Immunchemie Albumin ist eine der quantitativ wichtigsten Redoxpuffer im Plasma und seine Konzentration ist signifikant mit dem Plasma-Redoxstatus korreliert [3]. Während verschiedene frühere Versuche, durch Ernährungstherapie den Albuminspiegel zu heben, nicht erfolgreich waren, haben wir in verschiedenen Studien gefunden, dass durch Behandlung mit N-Acetylcystein, d.h. einer Redox-oerientierten therapeutischen Intervention, der Albuminspiegel signifikant erhöht werden kann [3,4]. Da der Sauerstoffpartialdruck im Blut durch Chemorezeptoren erfasst wird, welche zur Regulation der Atmungsaktivität und der Blutbildung beitragen, haben wir u.a. auch die Hypothese untersucht, dass der “hypoxische ventilatorische Response” und die Produktion von Erythropoietin durch Veränderungen des Plasma Thiolspiegels beeinflusst werden. In der Tat haben wir zeigen können, dass beide physiologische Reaktionen durch eine orale Behandlung mit N-Acetylcystein signifikant verstärkt werden und dass der hypoxische ventilatorische Response mit dem Plasma-Thiol/Disulfid-Redoxstatus korreliert ist [5,6]. Wegen der besonderen Rolle des Carnitins für die Mitochondrien haben wir u.a. auch die Rolle des Carnitins auf die intramuskulären Glutathionspiegel sowie auf die muskuläre Aufnahme der Glutathion-Vorläufer-Substanz Glutamat in einer klinischen Studie untersucht [7]. Publikationen (* = externer Koautor) [1] Dröge, W., Hack, V., Breitkreutz, R., *Holm, E., *Holm, S., and Kinscherf, R. Antioxidants in senescence and wasting. In: Antioxidant and Redox Regulation of Genes. C.K. Sen, H. Sies, and P.A. Baeuerle (eds.), Academic Press 2000, p. 531-556. [2] Hildebrandt, W., Kinscherf, R., Hauer, K., *Holm, E., and Dröge, W. Plasma cystine concentration and redox state in aging and physical exercise. Mechanisms of Ageing and Development (2002), in press. [3] Dröge, W. The plasma redox state and aging. Aging Research Reviews 1:257-278 (2002). [4] Breitkreutz, R., *Pittak, N., *Nebe, C.T., *Schuster, D., *Brust, J., *Beichert, M., Hack, V., *Daniel, V., Edler, L., and Dröge, W. Imrovement of immune functions in HIV infection by sulfur supplementation. - Two randomized trials. J. Mol. Med. 78: 55-62 (2000). [5] Hildebrandt, W. and Dröge, W. Thiol-mediated redox regulation. Forum of Nutrition (2002), in press. [6] Hildebrandt, W., *Alexander, S., *Bärtsch, P., Dröge, W.: Effect of N-acetylcysteine on the hypoxic ventilatory response and erythropoietin productoin: linkage between plasma thiol redox state and O2-chemosensitivity. Blood 99: 1552-1555 (2002). [7] Breitkreutz, R., Babylon, A., Hack, V., *Schuster, K., *Tokus, M., *Boehles, H., *Hagmüller, E., Edler, L., *Holm, E., and Dröge, W. Effect of carnitine on muscular glutamate uptake and intramuscular glutathione in malignant diseases. British Journal of Cancer 82: 399-403 (2000). DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 331 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Abteilung G0300 Immungenetik Abteilung: Immungenetik (G0300) Leiter: Prof.Dr. Peter H. Krammer Wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Sylvane Desrivières Dr. Sören Eichhorst Dr. Bernd Elser Dr. Kerstin Herzer Dr. Sabine Kirchhoff Dr. Inna Lavrik Dr. Min Li-Weber Dr. Ana Martin-Villalba Dr. Susanne Muerköster Dr. Ute Sartorius Dr. Andreas Strecker Dr. Henning Schulze-Bergkamen Dr. Henning Walczak Gastwissenschaftler Dr. Nobuaki Nakayama Dr. Toshifumi Shinbori Doktoranden Sven Baumann Anne Grosse-Wilde Susanne Kleber Elena Ritsou Martin Sprick Cecilia Zuliani Technische Assistenten Marco Giaisi Sibylle Klevenz Wolfgang Müller Simone Parg Heiko Stahl Dorothee Süss Cornelius Fritsch Frederik Igney Andreas Krüger Ingo Schmitz Heiko Weyd Irmgard Hefft Dorothee Koppenhöfer Ursula Matiba Eva Rieser Christine Stumpf Monika Walker Die Abteilung Immungenetik erforscht das Wachstum normaler und bösartig entarteter Lymphozyten. Modellhaft stehen hierbei zwei Themengebiete im Vordergrund: 1. Die Untersuchung der molekularen Mechanismen der Regulation der von Lymphozyten sezernierten Wachstumsfaktoren, der Zytokine, wie dem Interleukin 4, und 2. Untersuchungen mit Hilfe von programmiertem Zelltod, Apoptose, Zellwachstum zu stoppen. Das Zytokin Interleukin 4 ist unter anderem wichtig für das Wachstum von T-Lymphozyten. Die Expression des Interleukin 4 Gens unterliegt komplizierten, negativen und positiven Kontrollmechanismen. Die Aufklärung der Vorgänge bei der Regulation der Expression des Interleukin 4 Gens wird Aufschlüsse über Regulationsmechanismen der Expression anderer wichtiger Zellwachstumsgene liefern. Darüber hinaus sind diese Untersuchungen die Grundlage für ausgedehnte Studien zur Biologie von Interleukin 4. Apoptose ist die häufigste Form von natürlichem Zelltod im Organismus. Es ist das Ziel der Abteilung, die extrazellulären und intrazellulären Signale für Apoptose zu verstehen um Apoptose dann therapeutische gezielt in Tumorzellen einzusetzen. Der Einsatz modernster immunologischer, zellbiologischer und gentechnologischer Methoden und die Kooperation zwischen Grundlagenforschung und Klinik ist nötig, um herauszufinden, warum Tumoren resistent gegenüber der Induktion von Apoptose und damit möglicherweise therapierefraktär sind. Elektronik-Techniker Hanspeter Götz Spülküche Irmgard Black 332 Christa Kremer Sekretariat Heidi Sauter DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Biologie von IL-4 und transkriptionelle Regulation der IL-4 Genexpression in T-Zellen M. Li-Weber und P.H. Krammer T-Helfer-Zellen (Th-Tellen) spielen durch die Synthese und Sekretion von Zytokinen eine Schlüsselrolle in der Immunantwort. Aufgrund ihres Zytokinprofils und ihre funktionellen Eigenschaften unterscheidet man zwei Klassen von Th-Zellen: Die Th1-Zellen synthetisieren Interleukin-2 (IL-2), Interferon-g (IFN-g), Tumornekrosefaktor (TNF) und ermöglichen damit die zellvermittelte Immunantwort. Th2Zellen produzieren IL-4, IL-5, IL-6, IL-9, IL-10 sowie IL-13 und unterstützen die humorale Immunantwort. Der Charakter der Immunantwort wird grundlegend durch das unterschiedliche Zytokinprofil der T-Helfer-Zell-Klassen beeinflußt. IL-4 übt zahlreiche Effekte auf T- und B-Lymphozyten, NKZellen, Mastzellen und Zellen des inflammatorischen, sowie hämatopoetischen Systems aus. IL-4 spielt eine große Rolle bei allergischen Reaktionen und beim Switch der Immunglobulin-Klassen von IgG1 zu IgE. Eine besondere Rolle spielt IL-4 bei der Entwicklung von Th2-Zellen. In Abwesenheit von IL-4 entwickeln sich naive Th-Zellen vornehmlich zum Th1-Phänotype. Aufgrund der immunmodulatorischen Eigenschaften von IL-4 haben wir die transkriptionelle Regulation des humanen IL-4-Gens untersucht. Die Kenntnis der molekularen Mechanismen der IL-4-Genexpression könnte daher zur Entwicklung einer Immuntherapie beitragen. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Erwachsenen T Zell Leukämie. Die Erwachsenen T Zell Leukämie wird durch Infektion mit dem humanen T Zell Virus Typ 1 (HTLV-1) verursacht. Es wurde gezeigt, das der HTLV-1 kodierte Transaktivator Tax viele zelluläre Gene, die Zytokin-Gene IL-1a, 2, 5, 6, 8, 10 und 15 aktiviert. Da T Zell Wachstum und Differenzierung hauptsächlich durch Zytokine, die während einer Immunantwort exprimiert werden, reguliert werden, ist es möglich, dass die transkriptionelle Aktivierung von Zytokin-Genen durch Tax einer der Gründe für die Expansion der THelferzellen ist und zur Entwicklung der ATL beiträgt. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass das IL-4R/IL-4 System an der Etablierung der Leukämie durch Induktion von Proliferation der T Zellen beteiligt ist. Daher haben wir untersucht, ob Tax auch die IL-4 Expression beeinflusst. Wir konnten zeigen, dass rekombinantes Tax Protein die Sekretion von IL-4 in humanen peripheren T Zellen verstärkt. Transfektionsstudien zeigen, dass Überexpression von Tax die Aktivität des IL-4 Promotors entscheidend verstärkt. Der IL-4 Promotor beinhaltet ein starkes NF-IL6 (PRE-I) Element und eine NF-AT/NF-kB überlappende Seite (P1 Element). Wir konnten zeigen, dass die Expression von Tax die Bindung von NF-IL6 an das PRE-I Element stimuliert und, daraus folgend, die von PRE-I vermittelte transkriptionelle Aktivität verstärkt. Abteilung G0300 Immungenetik Publikationen: Hehner, S. P., Li-Weber, M., Giaisi, M., Dröge, W., Krammer, P. H. and Schmitz, M. L.: Vav Synergizes with Protein Kinase CQ to Mediate IL-4 Gene Expression in Response to CD28 Costimulation in T Cells. J. Immunol., 2000, 164:3829-3836. Li-Weber, M., Giaisi, M., Chlichlia, K., Khazaie K., and Krammer, P. H.: Human T-cell leukemia virus type I Tax enhances interleukin-4 gene expression in T cells.Eur. J. Immunol. 2001, 31:2623-2632. Apoptose P.H. Krammer, S. Baumann, S. Desrivières, S. Eichhorst, B. Elser, C. Fritsch, A. Grosse-Wilde, K. Herzer,F. Igney, S. Kirchhoff, S. Kleber,A. Krüger, I. Lavrik, M. Li-Weber,A. Martin-Villalba, S. Muerköster, E. Ritsou, U. Sartorius, I. Schmitz, M. Sprick, A. Strecker, H. Schulze-Bergkamen, H. Walczak, H. Weyd, C. Zuliani Todesrezeptoren Mit CD95 (APO-1/Fas) wurde 1989 zum ersten Mal ein Zelloberflächenrezeptor beschrieben, der in der Lage ist, Apoptose auszulösen (Trauth et al., 1989, Science 245:301-305; Oehm et al., 1992, J. Biol. Chem. 267: 10709-10715). CD95 ist ein differentiell glykosyliertes Typ I-Transmembranprotein mit einer molekularen Masse von 42 - 52 kDa, das in den meisten Säugetiergeweben exprimiert wird. Neben der Transmembranform gibt es auch lösliche Formen des Rezeptors (Splice Varianten). CD95 gehört zur NGF-/TNF-Rezeptorfamilie. Charakteristisch für diese Familie sind zwei bis sechs extrazelluläre cysteinreiche Domänen. Die biologischen Effekte, die von den Rezeptoren dieser Familie vermittelt werden, sind sehr unterschiedlich: Sie umfassen so verschiedene Prozesse wie Differenzierung, Proliferation, Aktivierung oder Apoptose. Tabelle 1 fasst die bisher identifizierten humanen Mitglieder der NGF-/TNF-Rezeptor-Superfamilie zusammen. Tab. 1: Die Mitglieder der TNF-Rezeptor-Familie Name Alternative Bezeichnungen CD95 APO-1, Fas TNF-RI CD120a TNF-RII CD120b CD40 CD30 CD27 OX-40 ILA 4-1BB NGF-R DR3 APO-3, Wsl, TRAMP, LARD HVEM ATAR, TR2 GITR TACI TRAIL-R1 DR4, APO-2 TRAIL-R2 DR5, KILLER, TRICK2 TRAIL-R3 DR6, DcR1, LIT, TRID TRAIL-R4 DcR2, TRUNDD DR6 RANK OPG AITR TR6 DcR3 DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 333 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Eine Subfamilie der NGF-/TNF Rezeptor Superfamilie bilden die sogenannten Todesrezeptoren. Diese zeichnen sich dadurch aus, daß sie Apoptose auslösen (Peter et al., 1998; in: Apoptosis, Problems and Diseases. S. Kumar, editor. Springer, Heidelberg. 25-63). Strukturell wichtig für die Auslösung von Apoptose ist eine ungefähr 80 Aminosäuren lange intrazelluläre Domäne, die als Todesdomäne (engl.: death domain, DD) bezeichnet wird. Diese Domäne zeigt eine hohe Homologie bei allen Todesrezeptoren. Todesrezeptoren wie CD95 und TNF-R1 können durch agonistische, stimulierende Antikörper aktiviert werden. Unter physiologischen Bedingungen aber werden die Todesrezeptoren durch Bindung spezifischer Liganden aktiviert. Wie die Rezeptoren bilden auch die Liganden (mit Ausnahme von NGF) eine Familie, die TNF-Familie (siehe Tabelle 2). Der Ligand von CD95, CD95L (APO-1L/FasL), ist ein glykosyliertes Typ II-Transmembranprotein mit einer molekularen Masse von 40 kDa. Im Gegensatz zu CD95 ist die Expression von CD95L auf aktivierte T-, B-, und NKZellen, sowie auf Zellen einiger nichtlymphoider Organe wie Hoden und die vordere Augenkammer beschränkt. Ferner wurde die Expression von CD95L in verschiedenen neoplastischen Zellen gezeigt. Neben der membranständigen wurde auch eine lösliche Form von CD95L beschrieben, die dadurch entsteht, daß eine Metalloprotease CD95L oberhalb der Zellmembran abschneidet (Mariani et al., 1995, Eur. J. Immunol. 25:2303-2307). 334 Tab. 2: Die Mitglieder der TNF-Familie Name Alternative Bezeichnung CD95L FasL, APO-1L TNFa DIF Cachexin LTa TNFb LTb CD40L TRAP, gp39 CD30L CD27L CD70 OX-40L gp34, TXGP1 4-1BBL TWEAK APO-3L LIGHT TRAIL APO-2L RANKL OPGL, TRANCE APRIL BAFF TALL-1 HVEM-L AITRL THANK Die physiologische Bedeutung der Apoptose Apoptose spielt eine fundamentale Rolle im Organismus. Sie ist verantwortlich für die Homöostase von Geweben und für die Beseitigung von alten, verletzten, mutierten oder “gefährlichen” Zellen. Im Immunsystem ist sie der Hauptmechanismus, über den potentiell autoreaktive oder nutzlose Immunzellen beseitigt werden. T-Zellen durchlaufen im Thymus die Prozesse der positiven und negativen Selektion. Durch negative Selektion findet die Eliminierung von T-Zellen statt, deren T-Zell-Rezeptoren (TCR) Abteilung G0300 Immungenetik mit Komplexen aus körpereigenen Peptiden und MHC reagieren und die damit potentiell autoreaktiv sind. Auf ähnliche Weise werden im Knochenmark B-Zellen mit einem nichtfunktionellen B-Zell-Rezeptor durch Apoptose beseitigt. Auch werden nach dem Gipfel einer Immunantwort aktivierte T-Zellen, die nicht mehr benötigt werden, durch Apoptose eliminiert. Dies bezeichnet man als aktivierungsinduzierten Zelltod (AICD) (Dhein et al., 1995, Nature 373:438-441). Beim Menschen wurden Mutationen des CD95-Systems beschrieben. Sie führen zur Ausbildung eines Autoimmun-Lymphoproliferativen Syndroms (ALPS) oder Canale Smith Syndrome, das eine massive Lymphadenopathie, die Akkumulation von nicht-malignen T-Zellen und Anzeichen von Autoimmunität zeigt. Diese Krankheitsbilder und der Sterbedefekt der T-Lymphozyten verdeutlichen, dass das CD95-System maßgeblich an der Apoptose im Immunsystem beteiligt ist. Folgerungen für Pathomechanismen von Erkrankungen Die Aufklärung der Funktion des CD95-Systems hat Konsequenzen für das Verständnis der Entstehung von Krankheiten, die durch “zuviel” oder durch “zuwenig” Apoptose gekennzeichnet sind. Außer bei genetischen Defekten des CD95-Systems bei Maus und Mensch und den daraus resultierenden Autoimmunphänomenen gibt es bisher noch keine direkten Hinweise auf seine Störungen bei Autoimmunerkrankungen. Da jedoch das CD95-System an Immunregulation und peripherer Selbsttoleranz beteiligt ist, könnten sich bestimmte pathologische Konstellationen durch “zu wenig”Apoptose auszeichnen. Die Störungen könnten sich auch im Bereich der Regulatormoleküle finden und eine defekte Signalgebung verursachen. Die Entstehung von Autoimmunkrankheiten könnte man sich schließlich folgendermaßen vorstellen. Ständig präsente Autoantigene bewirken eine permanente Stimulation von autoreaktiven T-Zellen. Aufgrund der permanenten Stimulation schalten die T-Zellen den Apoptosesignalweg auf resistent, können nicht mehr absterben und schädigen den Organismus durch Sekretion inflammatorischer Zytokine. Auch die Massenzunahme von Tumoren ist erklärbar als die Summe von ungesteuertem Wachstum und reduziertem Zellsterben durch eine verminderte Apoptoserate. Hier könnten intrazelluläre anti-apoptotische Programme, die durch genetische Veränderungen aktiviert sind, die Apoptosesensitivität negativ beeinflussen und bei der Tumorentstehung und bei der Resistenzentwicklung von Tumoren, z.B. im Verlauf einer Chemotherapie mitwirken . “Zuviel” Apoptose findet sich z.B. bei manchen Erkrankungen der Leber. Es gibt Hinweise, daß bei der Hepatitis, spezifische anti-virale T-Zellen die Virus-befallenen CD95 positiven Leberzellen angreifen und durch CD95L abtöten. Bei der Leberschädigung durch Alkohol findet sich sogar CD95L -Produktion in CD95positiven Leberzellen selbst. So läßt sich spekulieren, daß toxische Alkoholabbauprodukte ein CD95-abhängiges Apoptoseprogramm, das zur Selbstzerstörung der Leberzellen führt, anschalten. Auch bei AIDS findet sich mit Progression der Erkrankung eine gesteigerte Apoptose der Lymphozyten. Hier ist die DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Frage, ob eine gesteigerte Apoptose neben direktem Virusbefall eine der Ursachen für die T-Helferzelldepletion ist. Es gibt Hinweise darauf, daß bei HIV-infizierten Personen die durch das CD95/CD95L-System vermittelte Apoptose krankhaft gesteigert ist. Allerdings wurden auch CD95-unabhängige Mechanismen beschrieben, die zur verstärkten Apoptose von Lymphozyten bei AIDS beitragen können. Die Steigerung der CD95-vermittelten Apoptose findet sich auch in nicht-Virus-infizierten Zellen. Generell ist in HIV-infizierten Personen sowohl die Expression von CD95 auf T-Lymphozyten als auch die Produktion von CD95L stark erhöht. In Modellsystemen mit virusinfizierten T- Lymphozyten in der Zellkultur konnte gezeigt werden, daß die Steigerung der CD95-vermittelten Apoptose u.a. durch eine durch virale Genprodukte erhöhte CD95L-Produktion zustandekommt. Entscheidend hierfür ist das in virusinfizierten Zellen produzierte Molekül Tat. Tat kann von virusinfizierten T-Lymphozyten ausgeschieden und von nichtinfizierten T-Zellen aufgenommen werden. Auch in diesen T-Zellen sensibilisiert Tat die CD95vermittelte Apoptose und könnte so zum Tod und zur Depletion auch nichtinfizierter aktivierter T-Zellen beitragen. Ebenfalls verstärkend auf diesen Vorgang wirkt sich der Effekt eines Proteins der Virushülle, gp120, aus. Gp120 bindet an den CD4 Rezeptor von T-Helferzellen und sensibilisiert die CD95-vermittelte Apoptose besonders in diesen Zellen. Das molekulare Verständnis dieser Zusammenhänge läßt die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze erhoffen. Noch ist keine direkte, ausreichend erfolgreiche Therapie zur Eliminierung der infizierenden Viren in Sicht. Deshalb zielen solche Ansätze darauf, durch Neutralisierung der Tat- oder gp120-Effekte die CD95-vermittelte Apoptose auf Normalmaß zu reduzieren (Berndt et al., 1998; Proc. Natl. Acad. Sci. U. S. A. 95:12556-12561; Westendorp et al., 1995, Nature 375: 497-500; Debatin et al., 1994, Blood 83:3101-3103). Schließlich scheint das CD95 System auch bei der Entwicklung von Leberschäden (Galle et al., 1995, J. Exp. Med. 182:1223-1230; Strand et al., 1998, Nat. Med. 4:588593) und neurodegenerativen Erkrankungen wie Multipler Sklerose beteiligt zu sein. Die Signaltransduktion von CD95 und der Todinduzierende Signalkomplex Die Aggregation der Todesdomänen von CD95 ist für die Übermittlung des apoptotischen Signals essentiell. Da der intrazelluläre Teil von CD95 selbst keinerlei enzymatische Funktion aufweist, muss das Signal durch rezeptorassoziierte Moleküle übertragen werden. Die Identifizierung von Proteinen, die stimulationsabhängig nur an kreuzvernetztes CD95 binden, hat dieses Konzept bestätigt (Kischkel et al., 1995, EMBO J. 14:5579-5588). So konnte gezeigt werden, daß verschiedene Proteine nur an stimulierte CD95 Rezeptoren binden. Der Komplex zwischen aktivierten CD95 Rezeptoren und den assoziierten Signalmolekülen wurde Tod-induzierender Signalkomplex genannt (death-inducing signaling complex, DISC). Die Bildung des DISC ist wie die Signaltransduktion von intakten Todesdomänen abhängig (Kischkel et al., 1995, EMBO J. 14:5579-5588). Damit war eine erste Korrelation Abteilung G0300 Immungenetik zwischen der Bildung des DISC und der Übertragung des apoptotischen Signals gegeben. Zunächst werden die Adapter FADD/MORT-1 in den DISC rekrutiert. Dies passiert durch homologe Interaktion der Todesdomäne (death domain, DD) von FADD mit den DD von trimerisierten CD95-Rezeptoren. FADD hat aber auch noch eine sogenannte Todeseffektordomäne (death effector domain, DED). Damit attrahiert es Procaspase 8 (ein Eiweiß spaltendes Enzym; vide infra) in den DISC. Dies geschieht wieder durch homologe Interaktion mit der DED von Procaspase 8. Dieses Proenzym (Zymogen) wird nun autokatalytisch gespalten und am DISC in aktives Enzym, die Caspase 8, überführt. Dies ist die erste Caspase einer Caspasenkaskade (Tabelle 3), weswegen sie auch Initiatorcaspase genannt wird. Aktive Caspase 8 spaltet und aktiviert dann weitere Caspasen (Effektorcaspasen), die schließlich zelluläre Substrate spalten. Die Spaltung dieser zellulären Substrate bestimmt das morphologische und biochemische Bild der Apoptose. Tab. 3: Die Mitglieder der Caspasen-Familie Name Alternative Bezeichnung Caspase-1 ICE Caspase-2 ICH-1, Nedd-2 Caspase-3 CPP-32, Yama, Apopain Caspase-4 ICH-2, TX, ICE-rel-II Caspase-5 ICE-rel-III, TY Caspase-6 Mch2 Caspase-7 Mch3, ICE-LAP3, CMH-1 Caspase-8 FLICE, MACH, Mch5 Caspase-9 Mch6, ICE-LAP6 Caspase-10 Mch4, FLICE2 mCaspase-11 mICH-3, mCASP-11 mCaspase-12 mCASP-12 Caspase-13 ERICE Caspase-14 Die FLIP Moleküle CD95 Rezeptoren sind auf den meisten Zellen exprimiert, und das Apoptoseprogrammm ist den meisten Zellen inhärent. Dies ist eine gefährliche Situation die bedingt, dass die Auslösung von Apoptose streng reguliert werden muß und dass es potente inhibitorische Mechanismen geben muß. Modulation und besonders Hemmung von Apoptose kann auf vielen verschiedenen Ebenen stattfinden. Nur zwei sollen hier diskutiert werden. Eine Ebene sind die Mitochondrien, an denen Mitglieder Bcl-2 Familie wirken (vide infra). Allgemein existiert das Prinzip der Mehrfachsicherung. Daher ist eine andere Ebene der Sicherung die des DISC, also direkt am Beginn der Apoptosesignalkaskade. Unter dem Namen FLIP, Casper, I-FLICE, FLAME-I, CASH, CLARP, MRIT und Usurpin wurden Moleküle beschrieben, die eine Homologie mit der DED zeigen und deren pro-oder anti-apoptotische Funktion noch nicht ganz geklärt ist. Werden die FLIPS von Viren (z.B. Herpes Virus) gemacht, heißen sie v-FLIPs, werden sie von Zellen gemacht, heißen sie c-FLIPs (c für cellular). C-FLIPs gibt es als c-FLIPs (s für short) und c-FLIPl (l für long). In artifiziellen Systemen in der Gewebekultur, experimentell DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 335 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie überexprimiert in Zellen, aber vielleicht auch natürlich in Geweben verhindern sie die Apoptose, indem sie Rekrutierung von Caspase8 in den DISC und deren Aktivierung verhindern [FLIP steht für FLICE (dem ursprünglichen Namen von Caspase8)inhibitory protein]. Vielleicht gebrauchen Viren die v-FLIPs, um Apoptose zu verhindern, und um damit Virusproduktion zu erhalten. Mit Sicherheit sind die c-FLIPs wichtige Modulatoren der Apoptose (Scaffidi et al., 1999, J. Biol. Chem. 274:1541-1548). Die Bcl-2-Familie Eine prominente Rolle in der Regulation der Apoptose spielen die Proteine der Bcl-2-Familie, deren Namensgeber ursprünglich das Onkogen bcl-2 war, das als Folge einer chromosomalen Translokation in B-Zell-Lymphomen überexprimiert ist. Im Gegensatz zu anderen Onkogenen besteht die Funktion von Bcl-2 nicht darin, Proliferation zu stimulieren, sondern Zellen vor Apoptose zu schützen. Die Familie der Bcl-2-ähnlichen Proteine umfasst anti-apoptotische Moleküle (Bcl-2, Bcl-xL, Bcl-w, Mcl-1, A1/Bfl-1) und Moleküle, die Apoptose auslösen oder verstärken können (Bax, Bak, Bcl-xS, Bad, Bid, Bik, Bim, Hrk, Bok) Für Bcl-2 gibt es widersprüchliche Berichte über seine Fähigkeit, CD95-vermittelte Apoptose zu inhibieren. Die Berichte reichen von Inhibition über einen partiellen Effekt bis hin zu keiner beobachteten Wirkung von Bcl-2 auf CD95vermittelte Apoptose. Neuere Ergebnisse zeigen, dass Bcl-2 die Signalgebung in sog. Typ I Zellen, die auf der oben beschriebenen Caspasenkaskade beruht, nicht hemmt (Scaffidi et al., 1998, EMBO J. 17:1675-1687; Scaffidi et al., 1999, J. Biol. Chem. 274(32), 22532-8). Wohl aber hemmt es die Signalgebung in sog. Typ II Zellen, bei denen (vide infra) die Mitochondrien im Mittelpunkt stehen. Hiermit bekommt auch die Lokalisation von Bcl-2 in der Mitochondrienmembran einen Sinn. 336 In Typ II Zellen ist die DISC Bildung und die Caspase 8 Aktivierung aus bisher unbekannten Gründen nicht ausreichend, um eine Caspasenkaskade zur Apoptosesignalgebung zu ermöglichen. Das hier zu beobachtende Signal muß also verstärkt werden. Dies geschieht durch Spaltung von BID, einem Mitglied der Bcl-2 Familie, und Überführung in gespaltenes BID. Das gespaltene BID “aktiviert” nun die Mitochondrien (vide infra), die Cytochrom C freisetzen, das komplexiert mit zytoplasmatischen APAF-1 und ATP das “Apoptosom” bildet, das zur Attraktion und Aktivierung von Caspase 9 führt, die schließlich weitere Effektorcaspasen aktiviert. Insgesamt spielen also bei diesem Apoptosesignalweg die Mitochondrien eine wesentliche Rolle (Scaffidi et al., 1998, EMBO J. 17:1675-1687). Die Rolle der Mitochondrien in der Apoptose Neuere Studien haben Mitochondrien zu einem zentralen Bestandteil der Apoptose gemacht. So kann während der Apoptose ein Abfall des mitochondrialen Transmembranpotentials (DYm) noch vor der DNA-Fragmentierung beobachtet werden. Verursacht wird dieser Abfall des Transmembranpotentials durch einen Vorgang, den man Permeabilitäts-Transition (PT) nennt und der durch das Öffnen von Poren der inneren Mitochondrienmembran gekennzeichnet ist. Ein weiterer Faktor, der neben AIF von Abteilung G0300 Immungenetik “apoptotischen Mitochondrien” freigesetzt wird, ist Cytochrom c . Ins Cytoplasma freigesetzt, trägt Cytochrom c zur Caspasenaktivierung bei. Der Mechanismus der Cytochrom c-induzierten Caspasenaktivierung wurde mittels zellfreier Systeme aufgeklärt und führte zu der Identifizierung des menschlichen CED-4 Homologs Apaf-1. Cytochrom c bindet an Apaf-1, welches unter Verbrauch von ATP zur Aktivierung von Caspase-9 führt, was die Aktivierung weiterer Caspasen zur Folge hat und letztlich zur DNA-Fragmentierung führt. Zusammenfassend gibt es also mehrere Apoptosesignalwege mit folgenden Signalschritten: 1. Einen Signalweg mit Todesrezeptoraktivierung, DISC Bildung, Caspasenkaskade und Spaltung zellulärer Substrate (in Typ I Zellen), 2. einen Signalweg mit “wenig” DISC Bildung, einer Signalamplifikation über BID (gespalten) aktivierte Mitochondrien, der Bildung eines Apoptosoms und folgender Effektorcaspasenaktivierung (in Typ II Zellen) und 3. einen Signalweg, bei dem AIF aus den Mitochondrien freigesetzt wird, das Caspasen unabhängig wirkt. Die Aufklärung der Signalwege und die Charakterisierung der bei ihnen wichtigen molekularen Interaktionsmechanismen hat Konsequenzen für die Erklärung der Pathogenese vieler Erkrankungen. Darüber hinaus stehen uns nun Moleküle aus den Signalwegen zur Verfügung, die das Ziel therapeutischer Interaktionen sein können. T Zellen und Apoptose Um das Phänomen der Kostimulation zu untersuchen, wurden zunächst humane primäre T-Zellen isoliert. Kinetiken zeigten, daß die Sensitivität gegenüber TCR/CD3Aktivierung 5 Tage nach T-Zellaktivierung am größten war. Die kostimulatorischen Effekte hinsichtlich “survival” waren am deutlichsten im Zeitraum zwischen 48 und 72 Stunden nach CD28 Kostimulation, das heißt vom Tag 5 bis zum Tag 8 [1]. Interessanterweise zeigten CD28 kostimulierte T-Zellen auch eine Protektion gegenüber CD95 induziertem Zelltod [2]. Die Messung der Expression der CD95 Liganden mRNA Expression in peripheren T-Zellen am Tag 5 der Kinetik mittels RT-PCR ergab eine deutliche Reduktion nach CD28 Kostimulation. Auch auf Proteinebene konnte einen Reduktion des CD95L nachgewiesen werden. Parallel hierzu wurden periphere T-Zellen mit einem Reporterkonstrukt, das die ersten 860 Nukleotide des CD95 Ligandenpromotors vor dem Luciferasegen enthält, am Tag 5 transient transfiziert. Nach Induktion von CD3 von Tag 6 nach Tag 7 wurde eine Induktion des Reporters nachgewiesen. In Gegenwart von aktiviertem CD28 konnte auch hier die Induktion reprimiert werden [1]. Desweiteren induziert CD28 Kostimulation die Bildung einer CD95 Ligandenform, die evtl. dem löslichen Liganden entspricht. Die Funktion dieser CD95L Form ist noch unklar. Aus der Beobachtung, daß sowohl TCR/CD3 als auch CD28 kostimulierte T-Zellen den CD95 Signalweg hemmen, konnte geschlossen werden, daß neben der Reduktion der Expression von CD95L auch innerhalb der Rezeptorsignaltransduktion eine Modifikation durch kostimulatorische Signale stattfindet. Wir konnten zeigen, daß das DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Abteilung G0300 Immungenetik mitochondriale Membranpotential in Gegenwart von kostimulatorischen Signalen aufrecht erhalten wird. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die stark induzierte Expression von Bcl-xL [1]. [4] Kirchhoff, S., Sebens, T., Baumann, S., Krueger, A., Zawatzky, R., Li-Weber, M., Meinl*, E., Neipel*, F., Fleckenstein*, B., Krammer P.H. Viral IFN Regulatory Factors (IRF) inhibit AICD via two positive regulatory IRF-1 dependent domains in the CD95 ligand promoter. J Immunol 168, 1226-1234, 2002. Zusätzlich konnten wir eine Reduktion der Procaspase-8 Aktivierung in CD28 kostimulierten T-Zellen nachweisen. Eine mögliche Erklärung hierfür kann die Verstärkung des Proteingehalts für c-FLIPs sein. Während man diese Variante von c-FLIP in nicht induzierten T-Zellen nicht detektieren kann, führt die CD3 Aktivierung zu einer Induktion, die in Gegenwart von CD28 noch verstärkt wird. Wir konnten nachweisen, daß c-FLIPS nach CD28 Kostimulation in primären T-Zellen in den DISC rekrutiert wird. Interessanterweise wird die Menge an c-FLIPL nicht beeinflußt. Die Spaltung von c-FLIPL wird jedoch in Gegenwart von c-FLIPS verhindert [1, 4, 7]. [5] Krueger, A., Baumann, S., Krammer, P.H. Kirchhoff, S. FLICEinhibitory proteins-regulators of death receptor-mediated apoptosis. Mol Cell Biol 21, 8247-8254, 2001. Wie bereits erwähnt wird durch TCR/CD3-Stimulation spezifisch c-FLIPS induziert, während die Menge an c-FLIPL nicht verändert wird. Mit Hilfe von RT-PCR Experimenten wurde eine Hochregulation der c-FLIPS mRNA detektiert, während die mRNA für c-FLIPL konstant bleibt. Dies kann auf eine Regulation des Splicings zurückzuführen sein. Da die gesamt c-FLIP mRNA Menge damit auch erhöht ist, scheint aber auch der FLIP-Promotor durch TCR/CD3 Stimulation aktiviert zu werden. Beide c-FLIP Splicevarianten blockieren Apoptose, indem sie die Aktivierung von Procaspase-8 am DISC verhindern. Um potentielle Unterschiede im Wirkmechanismus zwischen c-FLIPS und c-FLIPL nachzuweisen, wurde zunächst die kodierende Sequenz für c-FLIPS isoliert und in einen Expressionsvektor kloniert. Nach der stabilen Transfektion in BJAB-Zellen wurde das Spaltungsmuster von Procaspase-8 in Zellysaten und am DISC in Zellen, die entweder c-FLIPL oder c-FLIPS exprimierten, verfolgt. Hiermit konnte gezeigt werden, daß c-FLIPS die Spaltung von Procaspase-8 am DISC völlig verhindert, c-FLIPL jedoch den ersten Spaltungsschritt zuläßt [5]. [6] Krueger, A., Schmitz, I., Baumann, S., Krammer, P.H., Kirchhoff, S. c-FLIP splice variants inhibit different steps of caspase-8 activation at the death-inducing signaling complex (DISC). J Biol Chem 276, 20633-20640, 2001a. [7] Schmitz, I., Kirchhoff, S., Krammer, P.H. Regulation of death Receptor-mediated Apoptosis Pathways. Int. J. Biochem. and Cell Biol. 32, 1123-1136 2000. [8] Baumann, S., Hess, J., Eichhorst, S.T., Krueger, A., Angel, P., Krammer, P.H., Kirchhoff, S. Cutting Edge: A novel function for FosB in activation-induced cell death in T cells. J. Immunol. [9] Baumann, S., Krueger, A., Kirchhoff. S., Krammer, P.H. Regulation of T cell apoptosis during an Immune Response. Curr. Mol. Med. Zusammenfassend haben wir gefunden, daß Kostimulation von T-Zellen über CD28 die T-Zellrezeptor vermittelte Apoptose auf verschiedenen Ebenen moduliert. Neben der Reduktion des CD95L, kommt es zur Aufrechterhaltung des mitochondrialen Membranpotentials, vermutlich durch Hochregulation von Bcl-xL. Desweiteren wird DISC Aktivität reduziert, was sich in einer Inhibition der Procaspase-8 Spaltung ausdrückt . Publikationen (* = externer Koautor) [1] Kirchhoff, S., Müller, W.W., Li-Weber, M., Krammer, P.H. Upregulation of c-FLIPshort and regulation of activation-induced cell death in CD28-costimulated human T cells. Eur. J. Immunol. 30, 2765-2774, 2000a. [2] Kirchhoff, S., Müller, W.W., Krueger, A., Schmitz, I., Krammer, P.H. TCR-mediated up-regulation of c-FLIPshort correlates with resistance towards CD95-mediated apoptosis by blocking deathinducing-signaling complex activity. J. Immunol. 165, 6293-6300, 2000b. [3] Kirchhoff, S., Krueger, A., Baumann, S., Krammer, P.H., Restimulation und CD28 Kostimulation induzieren die Expression von c-FLIPshort und verhindern CD95 vermittelte Apoptose in T-Zellen. Immunologie Aktuell 1,117-118,2001 DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 337 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie G0310 Apoptose Regulation Arbeitsgruppe Apoptose Regulation (G0310) Leiter: Dr. Henning Walczak* Wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Tom Ganten* Dr. Anne Große-Wilde* Dr. Ronald Koschny* (08/01-) Carl Leonard* (11/00 - ) Dr. Evgeni Sagulenko* (10/00-) Dr. Markus Weigand* Doktoranden Martin Sprick* Manuela Schader *(02/01 - ) Daniela Willen *(10/00 - ) Diplomanden Tobias Haas* (10/01 - ) Silke Maier* (11/00 - 04/01) Technische Assistenten Michaela Rapp* (01-12/01) Claudia Rappl* (04/01 - ) Eva Rieser* ( - 10/01) Heiko Stahl* Sekretariat Katharina Sporns (halbtags) * Finanziert durch Drittmittel 338 Die Arbeitsgruppe Apoptoseregulation wurde im Mai 2000 gegründet, nachdem Dr. Henning Walczak den BioFuturePreis für sein Projekt “Neue Apoptosetargets” erhalten hat. Apoptose ist ein fundamentaler biologischer Prozess. Unter physiologischen Bedingungen gibt es ein Gleichgewicht zwischen Zellwachstum und Zelltod. Dieses Gleichgewicht spielt eine entscheidende Rolle für den Erhalt der Gewebshomöostase. Die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass pathologische Änderungen der Apoptose eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und das Fortbestehen einer ganzen Reihe von verschiedenen Erkrankungen, u.a. von Krebs und Autoimmunerkrankungen, spielt. Dies führte dazu, dass die ersten rekombinanten Apoptose-induzierenden und -inhibierenden Proteine als spezifische therapeutische Agenzien eingesetzt werden, um diese Krankheiten zu bekämpfen. Die Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe Apoptoseregulation untersuchen die biochemischen Signalwege des Zelltodes durch Apoptose und die therapeutischen Möglichkeiten, die sich durch die Beeinflussung von Apoptose ergeben. Hierbei stehen zwei Themen im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses: 1. Das Verstehen der grundlegenden Mechanismen der Apoptoseinduktion durch Mitglieder der Tumornekrosefaktor (TNF)-Familie, insbesondere des sogenannten „TNF-verwandten Apoptose-induzierenden Liganden“ (“TNF-related apoptosis-inducing ligand“) TRAIL, die physiologische Funktion des TRAIL/TRAIL-Rezeptorsystems und das therapeutische Potential der Apoptoseinduktion durch TRAIL bei Tumorerkrankungen; 2. Die Identifizierung und funktionelle Analyse neuer pround anti-apoptotischer Proteine und Bestimmung des Potentials dieser Proteine als Therapeutika oder als Zielstrukturen bei Erkrankungen mit dysregulierter Apoptose. Während der erste Themenkomplex bereits seit mehreren Jahren im Fokus der Forschungstätigkeit des Grupenleiters und seiner Mitarbeiter stand, begannen die Untersuchung zu neuen Apoptoseproteinen im Jahr 2000, nachdem der BioFuture-Preis die Gründung der unabhängigen Arbeitsgruppe Apoptoseregulation und somit eine Ausweitung der bisher auf das TRAIL-System fokussierten Forschungsaktivitäten ermöglichte. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Das TRAIL-Apoptosesystem H. Walczak In Kooperation mit: C. T. Rauch, Immunex Corp., Seattle, WA, USA; P. Juo und J. Blenis, Harvard Medical School, Boston, MA, USA; S. J. Martin, Trinity College, Dublin, Irland; H. Kalthoff, Universität Kiel; M. Leverkus und E.Kämpgen, Universität Würzburg; G. Schönrich, M. J. Raftery, F. Zipp, I. Bechmann und R. Nitsch, Charité, Humboldt Universität, Berlin; M. Lutz, Universität Erlangen; K. Schulze-Osthoff und M. Los, Universität Münster; C. D. Gerharz, Universität Düsseldorf; G. R. Screaton und A. K. Simon, John Radcliffe Hospital, Oxford, Grossbritannien; M. Weller, Universität Tübingen; P. Möller, J. Sträter, S. Fulda, C. Beltinger und K.-M. Debatin, Pathologie und Kinderklinik der Universität Ulm; P. H. Krammer, E. Greiner und G. Schütz, DKFZ. Es ist das Ziel der Arbeitsgruppe “Apoptoseregulation” die grundlegenden biochemischen Mechanismen der TRAILinduzierten Apoptose aufzuklären, die Faktoren zu identifizieren, die Sensitivität versus Resistenz gegenüber TRAIL-vermittelter Apoptose in normalen und in Tumorzellen regulieren, die physiologische Rolle des TRAIL-Systems zu erforschen und geeignete TRAIL-Rezeptor-Agonisten für die Krebstherapie zu identifizieren. Im Dezember 1995 fanden Wiley et al. in einer öffentlich zugänglichen Sequenzdatenbank ein neues Mitglied der Tumornekrosefaktor (TNF)-Familie. Sie bezeichneten dieses Protein aufgrund seiner Eigenschaft Apoptose auslösen zu können als ”TNF-related apoptosis-inducing ligand”, TRAIL. Dabei wurde ein interessantes Phänomen sofort offensichtlich: TRAIL induzierte Apoptose in vielen Tumorzelllinien, während normale, nicht-transformierte Zellen entweder nicht durch TRAIL getötet wurden oder eine sehr viel geringere Apoptosesensitivität aufwiesen als die entarteten Zellen des gleichen Gewebetyps. Die anderen bekannten Apoptose-auslösenden Mitglieder der TNFFamilie, CD95L and TNF, sind toxisch, wenn sie systemisch verabreicht werden. Die Eigenschaft von TRAIL Tumorzellen, nicht aber normale Zellen zu töten, führte uns dazu, das Antitumorpotential dieses Zytokins in vivo zu testen. Wir konnten zeigen, dass TRAIL in vivo in Tumorzellen Apoptose induziert ohne toxisch zu wirken und weitere Studien haben ergeben, dass diese Antitumoraktivität synergistisch mit Chemotherapie und/oder Bestrahlung wirkt. Auch hier war im Tiermodell keine Toxizität erkennbar. Nachdem zunächst eine Lebertoxizität für den Menschen angenommen wurde, geht man nun davon aus, dass Formen von TRAIL, die keine ProteinAggregate enthalten, keine Toxizität aufweisen und daher für die klinische Anwendung entwickelt werden können. Um ein neues Todesrezeptorligandensystem verstehen zu können, benötigt man neben dem Liganden auch den Rezeptor. Die Suche nach dem Rezeptor für TRAIL endete mit einem äußerst überraschenden Ergebnis: TRAIL bindet nicht nur an gleich zwei Apoptose-induzierende Rezeptoren (TRAIL-R1 and TRAIL-R2) sondern auch an drei nicht Apoptose-induzierende Rezeptoren (TRAIL-R3, TRAIL-R4 and OPG). Damit verfügt TRAIL über mehr Rezeptoren als alle anderen Mitglieder der TNF-Familie. Die Komplexität dieses Rezeptor-Ligandensystems deutete bereits seine biologische Vielseitigkeit an, jedoch war selbst einige Zeit nach Entdeckung von TRAIL und seiner G0310 Apoptose Regulation Rezeptoren die physiologische Funktion dieses neuen Apoptose-induzierenden Systems unbekannt. In diesem Zusammenhang haben wir gezeigt, dass TRAIL keine Rolle beim aktivierungsinduzierten Zelltod von B-Zellen spielt und auch der Zelltod einer Reihe anderer Zellen des Immunsystems, die wir zunächst untersuchten, nicht durch TRAIL vermittelt wird. In der letzten Zeit konnte in einer Reihe von Studien nachgewiesen werden, dass TRAIL auf der Oberfläche verschiedener Effektorzellen des Immunsystems exprimiert wird, u.a. auf Typ II Interferon (IFN-g)stimulierten Monozyten, Cytomegalovirus (CMV)-infizierten Fibroblasten, Typ I IFN (IFN-a and IFN-b)- oder TCRstimulierten T-Zellen, unstimulierten CD4+ T-Zellen, IFN-aund IFN-g-stimulierten sowie Masernvirus-infizierten dendritischen Zellen (DC) und natürlichen Killerzellen (NK). Interessanterweise war die funktionelle Expression von TRAIL häufig mit Interferonstimulation assoziiert. Es ist möglich, dass die antitumorale Wirkung der Interferone zumindest zum Teil durch Interferon-induziertes TRAIL vermittelt wird, das den direkten Tumorzelltod bewirkt. Unstrittig ist jedoch, dass die Hauptfunktion der Interferone in ihrer antiviralen Aktivität besteht. Es konnte gezeigt werden, dass TRAIL spezifisch Apoptose in viral infizierten Zellen induziert und nicht-infizierte Zellen verschont bleiben. Es besteht daher die Möglichkeit, dass sich das TRAIL-Todessystem entwickelt hat, um virale Transformation zu kontrollieren. Die Tatsache, dass viele onkogen transformierte Zellen ebenfalls sensitiv gegenüber TRAIL-induzierter Apoptose sind, könnte daher eine vorteilhafte Nebenwirkung der Funktion des Abtötens viral transformierter Zellen darstellen. Die Untersuchung von Mäusen, die defizient für einen der TRAIL-Todesrezeptoren sind, wird eine genauere Untersuchung dieser Zusammenhänge ermöglichen. Diese Mäuse wurden kürzlich in der Arbeitsgruppe Apoptoseregulation in Zusammenarbeit mit der Abteilung von Prof. G. Schütz hergestellt und stehen der Arbeitsgruppe nun zur Verfügung. Die Deletion von T-Zellen durch Apoptose ist essentiell für die Homöostase im Immunsystem. Bei peripheren T-Zellen sind das CD95- und das TNF-System in den Deletionsprozess involviert. Zusammen mit unseren Kooperationspartnern konnten wir zeigen, dass TRAIL keine entscheidende Rolle beim aktivierungsinduzierten Zelltod peripherer TZellen spielt und dass TRAIL nicht an der negativen Selektion autoreaktiver T-Zellen im Thymus beteiligt ist. Kürzlich konnte allerdings gezeigt werden, dass vermutlich ein Defekt im TRAIL-Apoptoseweg peripherer T-Zellen bei ALPS II-Autoimmunpatienten für die Erkrankung verantwortlich ist. Vor diesem Hintergrund kommt einer genauen Untersuchung sowohl von Regulation und Funktionalität der TRAIL-Rezeptoren auf peripheren T-Zellen als auch des intrazellulären Apoptosesignalwegs in diesen Zellen eine besondere Bedeutung zu. Nach der molekularen Identifizierung von TRAIL und seiner fünf Rezeptoren wurde die Frage nach der TRAILSignaltransduktion zunächst in einer Reihe von Studien vor allem durch Überexpression potentieller Interaktionspartner der TRAIL-Rezeptoren untersucht. Eine Analyse des nativen Signalkomplexes, d. h. des Komplexes, der DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 339 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie 340 G0310 Apoptose Regulation sich ausbildet, wenn auf der Zelloberfläche die TRAIL-Rezeptoren durch ihren Liganden TRAIL kreuzvernetzt werden, wurde zunächst nicht durchgeführt. Die Überexpressionsuntersuchungen hatten zum Ergebnis, dass für eine ganze Reihe von Proteinen, die Todes- oder Todeseffektordomänen besitzen, auch eine Bindung an die beiden Tod-induzierenden TRAIL-Rezeptoren, TRAIL-R1 und TRAIL-R2, angenommen wurde. Von besonderem Interesse war hierbei die Diskussion, ob das Todesadaptorprotein FADD/Mort1 an die beiden TRAIL-Todesrezeptoren bindet oder nicht. Um diese Frage zu beantworten haben wir in Analogie zu den Studien zum Tod-induzierenden Signalkomplex (”death-inducing signalling complex”, DISC) des CD95-Rezeptors den nativen TRAIL-DISC analysiert. Unsere Analyse hat ergeben, dass FADD/Mort1 und Caspase-8 in allen getesteten Zelllinien (BJAB, BL60, CEM and Jurkat) an den nativen TRAIL-DISC rekrutiert werden und dass diese beiden Proteine integrale Komponenten des TRAIL-R1- und des TRAIL-R2-DISC darstellen. Wir konnten zudem zeigen, dass diese beiden Proteine für TRAIL-R2-vermittelte Apoptose notwendig sind, da JurkatZellen, die entweder kein FADD/Mort1 oder keine Caspase-8 exprimieren, nicht sensitiv für TRAIL-induzierte Apoptose sind. Da Jurkat-Zellen nur TRAIL-R2, nicht aber TRAIL-R1 auf ihrer Zelloberfläche exprimieren, war damit gezeigt, dass das Adaptorprotein FADD/Mort1 und der Apoptoseinitiator Caspase-8 unabdingbar sind für TRAILinduzierte Apoptose. [4] Hinz, S.*, Trauzold, A.*, Boenicke, L.*, Sandberg, C.*, Beckmann, S.*, Bayer, E.*, Walczak, H., Kalthoff, H.*, Ungefroren, H.* Bcl-XL protects pancreatic adenocarcinoma cells against CD95- and TRAIL-receptor-mediated apoptosis. Oncogene 19: 5477-5486, 2000. Neue Apoptosetargets [12] Wendling, U.*, Walczak, H., Dörr, J.*, Jacobi, C.*, Weller M.*, Krammer, P.H.*, Zipp F.* Expression of TRAIL receptors in human autoreactive and foreign antigen-specific T cells. Cell Death and Differentiation 7: 637-644, 2000. Apoptose spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer ganzen Reihe von Erkrankungen, u.a. von Krebs und verschiedenen Autoimmunerkrankungen. Die Anwendung rekombinanter Proteine, die Apoptose-auslösend oder verhindernd wirken, ist in den letzten Jahren in einigen Fällen bereits erfolgreich in die klinische Anwendung gebracht worden (z.B. TNF-R2-Fc) während in anderen Fällen klinische Studien kurz bevorstehen (z.B. Apo2L/ TRAIL). Das Ziel des BioFuture-Projekts “Neue Apoptosetargets”, das im Mai 2000 begonnen hat, ist (i) die Identifizierung neuer Mitglieder Apoptose-modulierender Proteinfamilien und (ii) die präklinische Evaluierung dieser neuen Proteine und potentieller Inhibitoren dieser Proteine. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Bouchon, A., Krammer, P.H., Walczak, H. Critical role for mitochondria in B cell receptor-mediated apoptosis. European Journal of Immunology 30: 69-77, 2000. [2] Dejosez, M.*, Ramp, U.*, Mahotka, C.*, Krieg, A.*, Walczak, H., Gabbert, H.E.*, Gerharz, C.D.* Sensitivity to TRAIL/APO-2Lmediated apoptosis in human renal cell carcinomas and its enhancement by topotecan. Cell Death and Differentiation 11: 1127-1136, 2000. [3] Funk, J.O.*, Walczak, H., Voigtländer, C.*, Berchtold, S.*, Baumeister, T.*, Rauch, P.*, Rossner, S.*, Steinkasserer, A.*, Schuler, G.*, Lutz, M.B.* Resistance to apoptosis and continuous proliferation of dentritic cells deficient for TNF receptor-1. Journal of Immunology 165: 4792-4796, 2000. [5] Keogh, S.A.*, Walczak, H., Bouchier-Hayes, L.*, Martin, S.J.* Failure of Bcl-2 to block cytochrome c redistribution during TRAILinduced apoptosis. FEBS Letters 471: 93-98, 2000. [6] Leverkus, M.*, Neumann, M.*, Mengling, T.*, Rauch, C.T.*, Bröcker, E.-B.*, Krammer, P.H.*, Walczak H. Regulation of TRAIL sensitivity in primary and transformed human keratinocytes. Cancer Research 60: 553-559, 2000. [7] Leverkus, M.*, Walczak, H., McLellan, A.*, Fries, H.W.*, Terbeck, G.*, Bröcker, E.B.*, Kämpgen, E.* Maturation of dendritic cells leads to up-regulation of cellular FLICE-inhibitory protein and concomitant down-regulation of death ligandmediated apoptosis. Blood 96: 2628-2631, 2000. [8] Los, M.*, Walczak, H., Schulze-Osthoff, K.*, Reed, J.C.* Fluorogenic substrates as detectors of caspase activity during natural killer cell-induced apoptosis. Methods in Molecular Biology 121: 155-162, 2000. [9] Sprick, M.R., Weigand, M.A., Rieser, E., Rauch, C.T.*, Juo, P.*, Blenis, J.*, Krammer, P.H.*, Walczak, H. FADD/MORT1 and Caspase-8 are recruited to TRAIL receptors 1 and 2 and are essential for apoptosis mediated by TRAIL receptor 2. Immunity 12: 599-609, 2000. [10] Walczak, H., Bouchon, A., Stahl, H., Krammer, P.H.* TRAILinduced apoptosis is not inhibited by overexpression of Bcl-2 or Bcl-xL-overexpressing chemotherapy-resistant tumor cells. Cancer Research 60: 3051-3057, 2000. [11] Walczak, H., Krammer, P.H.* The CD95 (APO-1/Fas) and TRAIL (APO-2L) apoptosis systems. Experimental Cell Research, 256: 58-66, 2000. [13] Raftery, M.J.*, Schwab, M.*, Eibert, S.M.*, Samstag, Y.*, Walczak, H., Schönrich, G.* Targeting the Function of Mature Dendritic Cells by Human Cytomegalovirus: A Multilayered Viral Defense Strategy. Immunity, 15 (6): 997-1009, 2001. [14] Röhn, T.A.*, Wagenknecht, B.*, Roth, W.*, Naumann, U.*, Gulbins, E.*, Krammer, P.H.*, Walczak, H., Weller, M.* CCNUdependent potentiation of TRAIL/Apo2L-induced apoptosis in human glioma cells is p53-independent but may involve enhanced cytochrome c release. Oncogene 20(31): 4128-4137, 2001. [15] Simon, A.K.*, Williams, O.*, Mongkolsapaya, J.*, Jin. B.*, Xu, X.N.*, Walczak, H., Screaton, G.R.* Tumor necrosis factorrelated apoptosis-inducing ligand in T cell development: sensitivity of human thymocytes. Proc Natl Acad Sci U S A. 98(9): 51585163, 2001. [16] Sträter, J.*, Walczak, H., Hasel, C.*, Melzner, I.*, Leithäuser, F.*, Möller, P.* CD95 ligand (CD95L) immunohistochemistry: a critical study on 12 antibodies. Cell Death Differ. 8 (3): 273-278, 2001. [17] Trauzold, A.*, Wermann, H.*, Arlt, A.*, Schütze, S.*, Schäfer, H.*, Oestern, S.*, Röder, C.*, Ungefroren, H.*, Lampe, E.*, Heinrich, M.*, Walczak, H., Kalthoff, H.* CD95 and TRAIL receptormediated activation of protein kinase C and NF-kB contributes to apoptosis resistance in ductal pancreatic adenocarcinoma cells. Oncogene 20(31): 4258-4269, 2001. [18] Walczak, H., Sprick, M.R. Biochemistry and function of the DISC. Trends Biochemical Sciences 26(7):452-453, 2001. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Abteilung G0400 Molekulare Immunologie Abteilung Molekulare Immunologie (G0400) Leiter: Prof. Dr. rer. nat. Günter J. Hämmerling Arbeitsgruppenleiter PD Dr. rer. nat. Bernd Arnold Dr. Ruth Ganss PD Dr. Harald Kropshofer (-01/00) Dr. med. Gerhard Moldenhauer PD Dr. med. Frank Momburg Wissenschaftliche Mitarbeiter (DKFZ, Drittmittel) Dr. Pascale Brocke (DKFZ) Dr. Rainer Constien (DKFZ, 01-12/00) PhD Anne Forde (SFB405) Dr. rer. nat. Ruth Ganss (DKFZ) PhD Natalio Garcia (EU) Dr.med. Steffen Heeger (HGF A4) Dipl.Biol. Gorana Hollmann (SFB 405) PhD You Kawarada, Japan (Gastwiss., DKFZ) (- 05/01) Dr. Florian Kurschus (DKFZ, 05/01-08/01) Dr.rer.nat. Birgit Liliensiek (Uni HD) Dr. Torsten Sacher (DKFZ, 01-12/01) PhD Satoshi Tanaka, Japan (Gastwiss., 10/99-) Dr. Anne Vogt (- 01/00) Stipendiaten Michelle Harris, USA, Fulbright-Stipendium (10/99-07/00) Doktoranden (DKFZ, Drittmittel) cand.med. Jörn Albring cand.med. Eva Hüter (SFB 352, - 05/00) Dipl.Biol. Florian Kurschus (SFB405, - 04/01) cand.med. Roland Reibke Dipl.Biol. Torsten Sacher (EU, - 12/00) cand.med. Christof Schweizer (- 12/00) Dipl.Biol. Pamela Tan (GIF, - 03/01) Dipl.Biol Sandra Walter (Tumorzentrum) Diplomanden Wolfgang Krug (09/00-05/01) Technische Mitarbeiter (DKFZ, Drittmittel) Nadja Bulbuc (DKFZ) Elvira Hallauer (Tumorzentrum) Alexandra Klevenz (DKFZ) Günther Küblbeck (DKFZ) Sanela Paljevic (VW-Stiftung, - 05/01)) Esmail Rezavandi (SFB 405) Sabine Schmitt (DKFZ) Claudia Schumann (VW-Stiftung, HGF) Natascha Sommer (02/00-03/01) Ludmilla Umanska (SFB 405) Alexandra Zeller (DKFZ, 08/99-05/00) Es ist ein wichtiges Ziel der immunologischen Forschung, das körpereigene Immunsystem zur Abwehr von Tumoren einzusetzen. Die für die Abwehr verantwortlichen T-Lymphozyten erkennen Antigene nur nach deren Spaltung in Peptide, die im Zytosol und in den Endosomen stattfindet. Diese Peptide binden an Haupthistokompatibilitätsmoleküle (MHC) der Klassen I und II und werden dadurch an die Zelloberfläche transportiert, wo sie von T-Lymphozyten entdeckt werden können, die den Körper laufend auf das Erscheinen von Fremdantigenen abtasten. Dementsprechend konzentrieren sich unsere Arbeiten auf die Prozessierung und Präsentation von Antigenen und deren Erkennung, wobei für MHC Klasse-I- und Klasse-II-Moleküle die Mechanismen und Hilfsmoleküle im Vordergrund stehen, die für die Peptidbeladung der MHC-Moleküle unerlässlich sind. Tumoren scheinen relativ häufig diese Erkennungsmechanismen abzuschalten, wodurch sie sich der Immunabwehr entziehen können. Die genauen Kenntnisse dieser Mechanismen sind für die Manipulation des Immunsystems und die Entwicklung von Vakzinen von Bedeutung. Die Erkennung des MHC/Peptidkomplexes kann nicht nur zur Aktivierung von T-Lymphozyten führen, sondern auch zu deren Inaktivierung (Toleranz). Dieses könnte erklären, warum Tumoren häufig nicht vom Immunsystem abgestoßen werden, obwohl sie tumorspezifische Antigene besitzen. Deshalb sind weiterhin die Fragen der Toleranzinduktion und die Brechung der Toleranz für Tumoren zentrale Aspekte unserer Arbeit. Hierzu werden transgene Maussysteme eingesetzt. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass Tumore häufig nicht von T-Killerzellen zerstört werden können, weil ihnen der Zugang in das Tumorgewebe blockiert ist. Änderungen im Mikromilieu des Tumors erlauben aber Infiltration und Zerstörung. Vergleichbare Beobachtungen konnten wir in transgenen Mausmodellen mit organspezifischer Autoimmunität machen. Das Verständnis des Mikromilieus und der Mechanismen, die den Killerzellen Zugang in ein Gewebe erlauben, kann zu neuen Therapiemaßnahmen bei Autoimmunität und immunologischer Tumorbehandlung führen. Ein vielversprechender Ansatz zur immunologischen Tumorabwehr sind bispezifische Antikörper, die in vivo körpereigene Killerzellen direkt zu den Tumoren lenken und so deren Zerstörung bewirken können. Nach erfolgreicher Austestung im Tiermodell an menschlichen Tumoren werden diese bispezifischen Antikörper zur Zeit in klinischen Studien erprobt. Sekretariat Birgit Vey (DKFZ) DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 341 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Antigenpräsentation Die Rolle von TAP-Peptidtransporter und Chaperon-Molekülen im endoplasmatischen Retikulum bei der Antigenpräsentation durch MHC-I-Moleküle F. Momburg, N. Garcia-Garbi, S. Tanaka, P.Tan, J. Albring, E. Hüter, W. Krug, N. Bulbuc, N. Sommer, G.J. Hämmerling. In Zusammenarbeit mit: H. Hengel, Max von Pettenkofer-Institut für Virologie, München; Y. Reiss, Tel Aviv University, Ramat Aviv, Israel; J. Neefjes, The Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, Niederlande; M. Lobigs und A. Müllbacher, John Curtin School of Medical Research, Canberra, Australien; B. Seliger, III. Medizinische Klinik, Universität Mainz, Mainz; H.-G. Ljunggren, Karolinska Institute, Stockholm, Schweden Für eine erfolgreiche Immunantwort durch cytotoxische TZellen ist die spezifische Erkennung eines Antigens notwendig. Cytotoxische T-Zellen erkennen jedoch keine intakten Proteinantigene, sondern Peptide aus intrazellulären Molekülen (z.B. tumorassoziierte Antigene, virale Proteine), die von Haupthistokompatibilitätskomplex-Klasse-IMolekülen (MHC-I) auf der Zelloberfläche präsentiert werden. Hierzu werden intrazelluläre Proteine zunächst durch das Proteasom, einem cytosolischen Proteasekomplex, in Peptidfragmente geschnitten. Aus dem Cytosol werden diese Peptide dann vom TAP-Peptidtransporter in das endoplasmatische Retikulum (ER) transportiert, wo sie mit MHC-I-Molekülen assoziieren und diese stabilisieren. Im Verlauf ihrer Reifung im ER werden MHC-I-Moleküle von verschiedenen Helfermolekülen (Chaperonen) begleitet, die die korrekte Molekülfaltung sowie die Bindung von Peptiden unterstützen. Nach erfolgreicher Peptidbeladung verlassen MHC-I-Moleküle das ER zur Zelloberfläche. In verschiedenen Projekten bearbeiten wir Teilaspekte des MHC-I-abhängigen Weges des Antigenpräsentation. 342 Zur Aufklärung der Substratspezifität des TAP-Peptidtransporters in verschiedenen Spezies konnten wir in den vergangenen Jahren entscheidend beitragen (Momburg, F., Hämmerling, G.J. 1998 Adv. Immunol. 68: 191-256; Lobigs, M., et al. 1999 Immunogenetics 49: 931-941). Dieser Transporter besteht aus den zwei homologen Untereinheiten TAP1 und TAP2, deren Polypeptidketten die ERMembran mehrfach durchqueren. Die komplexe Faltung und funktionsbestimmende Sequenzabschnitte dieser Untereinheiten wurde in Zusammenarbeit mit Dr. Neefjes und Dr. Seliger studiert [1, 2]. Untersuchungen von Kooperation mit Dr. Seliger zeigten, dass menschliche und murine Tumoren sehr häufig die Expression von TAP verlieren, was die MHC-I-vermittelte Antigenpräsentation weitgehend eliminiert [3,4,5]. Zusammen mit unserem israelischen Kooperationspartner Dr. Reiss haben wir die Rolle des ATP-abhängigen 26SProteasoms beim Abbau von Modellantigenen in Peptide und den anschließenden TAP-vermittelten Transport über die ER-Membran untersucht. In einem In-Vitro-System ließ sich der gesamte Vorgang mit gereinigten Proteasomen und TAP-haltigen Membranen rekonstruieren. Proteasomen generierten aminoterminal verlängerte Vorläuferpeptide, die nach TAP-vermitteltem Transport im ER von einer Abteilung G0400 Molekulare Immunologie Metalloaminopeptidase verkürzt wurden [6]. Diese Peptidprozessierung im ER wird nach unseren Befunden vom peptidbindenden MHC-I-Molekül gesteuert. Die Charakterisierung der Aminopeptidaseaktivität und der exakte Mechanismus der Peptidprozessierung sind Gegenstand laufender Untersuchungen. Verschiedene Viren haben Strategien entwickelt, den Peptidtransport ins ER zu unterbinden, um einer gegen MHCI-Moleküle gerichteten Immunantwort durch cytotoxische CD8+ T-Zellen auszuweichen [7, 8]. Zusammen mit Dr. Hengel haben wir das Cytomegalievirus-Protein gpUS6 charakterisiert, welches an TAP im ER-Lumen bindet und den Peptidtransport inhibiert und dadurch eine verminderte MHC-I-Zelloberflächenexpression und Antigenpräsentation bewirkt (Hengel, H. et al. 1997 Immunity 6: 623632). In einem laufenden Projekt bearbeiten wir die molekularen Strukturen innerhalb der humanen TAP1- und TAP2-Polyproteine, die von gpUS6 im ER angegriffen werden. Andere Viren versuchen, die antivirale Immunantwort durch Natürliche Killerzellen (NK) zu unterlaufen. Zusammen mit Dr. Lobigs und Dr. Müllbacher konnten wir zeigen, daß es während einer Infektion mit Flaviviren zu einer vorübergehenden Erhöhung des TAP-vermittelten Peptidtransports kommt. Als Folge einer gesteigerten MHC-I-Zelloberflächenexpression ist die Erkennung der virusinfizierten Zellen durch NK-Zellen blockiert, die normalerweise MHC-I-defiziente Zellen attackieren [9]. Viele Peptide, die durch TAP ins ER importiert werden, finden dort aufgrund strenger Anforderungen an die Aminosäuresequenz kein geeignetes MHC-I-Molekül für eine stabile Bindung. Wir haben herausgefunden, wie solche Peptide wieder aus dem ER entfernt werden. Nach vorübergehender Bindung an ER-Chaperone, wie z.B. Proteindisulfidisomerase, verlassen überschüssige Peptide durch den Sec61-Kanal wieder das ER [10]. Neben der Biosynthese/Import von Proteinen an der ER-Membran (Translokon-Funktion) dient der Sec61-Kanal also auch dem Ausschleusen von überschüssigen Peptiden aus diesem Zellkompartiment. Auch fehlgefaltete Proteine verlassen das ER durch den Sec61-Kanal, um im Cytosol von Proteasomen abgebaut zu werden. Wir haben den Mechanismus dieser Protein-Retrotranslokation näher untersucht und festgestellt, daß ATP-abhängige Konformationsänderungen von ER-Chaperonen eine wichtige Rolle spielen [Albring et al., Manuskript in Vorbereitung]. Das ER-residente Chaperon Tapasin ist zu einem zentralen Forschungsgegenstand der Arbeitsgruppe geworden. Tapasin ist ein Adaptormolekül, das MHC-I-Molekülen ermöglicht, vorübergehend mit dem Peptidtransporter zu assoziieren. Von uns produzierte Tapasin-defiziente Mäuse zeigen eine stark verminderte MHC-I-Zelloberflächenexpression und Antigenpräsentation sowie eine reduzierte Anzahl von CD8+ cytotoxischen T-Zellen [11-13]. In Abwesenheit von Tapasin sind Immunantworten gegen verschiedene Pathogene beeinträchtigt, was auf eine wichtige Rolle von Tapasin bei der Peptidbeladung von MHC-I hinweist. Wir konnten zeigen, daß die Tapasin-vermittelte Einbindung von MHC-I-Molekülen in molekulare Komplexe mit TAP für die Optimierung des Peptidrepertoires und die DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Stabilisierung von MHC-I-Molekülen von großer Bedeutung ist [14]. In laufenden Studien untersuchen wir, auf welche Art und Weise Tapasin zur Selektion von optimierten Antigenpeptiden beiträgt. Darüberhinaus hat Tapasin eine Chaperon-Funktion für das TAP-Heterodimer, welches in seiner Abwesenheit nur eine geringe Stabilität aufweist [14; Garbi et al., Manuskript in Vorbereitung]. Wir haben herausgefunden, daß MHC-I-Moleküle im ER mit der thiolabhängigen Oxidoreduktase ER60 assoziiert sind, wobei diese beiden Moleküle zeitweilig über eine Disulfidbrücke kovalent verknüpft sind (Lindquist, J.A. et al. 1998 EMBO J. 17: 2186-2195; [15]). Die Proteinisomerase ER60 könnte die Funktion haben, intramolekulare Disulfidbrücken in MHC-I-Molekülen korrekt auszubilden bzw. diese im Verlauf einer Tapasin- und TAP-abhängigen Peptidbeladung vorübergehend zu öffnen. Gegenwärtig untersuchen wir die Funktion dieses Chaperons in Bezug auf die MHC-I-vermittelte Antigenpräsentation anhand von ER60-defizienten Mäusen und In-Vitro-Modellen. Publikationen: (* = externe Koautoren) [1] *Vos, J.C., *Spee, P., Momburg, F., and *Neefjes, J. 1999. Membrane topology and dimerization of the two subunits of the transporter associated with antigen processing reveal a three domain structure. J. Immunol. 163: 6679-6685. [2] *Ritz, U., Momburg, F., *Pircher, H.-P., *Strand, D., *Huber, C., *Seliger, B. 2001. Identification of sequences in the human peptide transporter TAP1 required for transporter associated with antigen processing (TAP) function 1. Int. Immunol. 13: 31-41. [3] *Jäger, E., *Höhn, H., *Karbach, J., Momburg, F., *Castelli, C., *Knuth, A., *Seliger, B., *Maeurer, M.J. 1999. Cytotoxic T lymphocytes define multiple peptide isoforms derived from the melanoma-associated antigen MART-1/MELAN-A. Int. J. Cancer 81: 979-984. [4] *Seliger, B., *Wollscheid, U., Momburg, F., *Blankenstein, T., *Huber, C. 2000. Coordinate downregulation of multiple MHC class I antigen processing genes in chemical-induced murine tumor cell lines of distinct origin. Tissue Antigens 56: 327-336. [5] *Seliger, B., *Wollscheid, U., Momburg, F., *Blankenstein, T., *Huber, C. 2001. Characterization of the major histocompatibility complex class I deficiencies in B16 melanoma cells. Cancer Res. 61: 1095–1099. [6] *Komlosh, A., Momburg, F., *Weinschenk, T., *Emmerich, N., *Schild, H., *Nadav, E., *Shaked, I., *Reiss, Y. 2001. A role for a novel luminal endoplasmic reticulum aminopeptidase in final trimming of 26S proteasome-generated major histocompatability complex class I antigenic peptides. J. Biol. Chem. 276: 30050– 30056. [7] *Bauer, D., Momburg, F., *Hengel, H. 2000. Manipulation of MHC-encoded proteins by cytomegaloviruses. In: M. Kasahara (Ed.), Major Histocompatibility complex. Evolution, Structure, and Function. Springer Verlag Tokyo Heidelberg New York, pp. 305319. [8] Momburg, F., *Hengel, H. 2002. Obstructing the bottleneck: the transporter associated with antigen processing (TAP) as a target for immune subversion by viruses. Curr. Top. Microbiol. Immunol. 269: 57-74. [9] Momburg, F., *Müllbacher, A., *Lobigs, M. 2001. Modulation of transporter with antigen processing (TAP)-mediated peptide import into the endoplasmic reticulum by flavivirus infection. J. Virol. 75: 5663-5671. Abteilung G0400 Molekulare Immunologie [10] Koopmann, J.-O., Albring, J., Hüter, E., Bulbuc, N., *Spee, P., *Neefjes, J., Hämmerling, G.J., Momburg, F. 2000. Export of antigenic peptides from the endoplasmic reticulum intersects with retrograde protein translocation through the Sec61p channel. Immunity 13: 117-127. [11] Garbi, N., Tan, P., *Diehl, A.D., *Chambers, B.J., *Ljunggren, H.-G., Momburg, F., Hämmerling, G. 2000. Impaired immune responses and altered peptide repertoire in tapasin-deficient mice. Nat. Immunol. 1: 234-238. [12] Garbi, N., Tan, P., Momburg, F., Hämmerling, G.J. 2001. Role of tapasin in MHC class I antigen presentation in vivo. Adv. Exp. Med. Biol. 495: 71-78. [13] Brocke, P., Garbi, N., Momburg, F., Hämmerling, G.J. 2002. HLA-DM, HLA-DO, and tapasin: Functional similarities and differences. Curr. Opin. Immunol. 14: 22-29. [14] Tan, P., *Kropshofer, H., *Mandelboim, O., Hämmerling, G.J., Momburg, F. 2002. Recruitment of MHC class I molecules by tapasin into the TAP-associated complex is essential for optimal peptide loading. J. Immunol. 168: 1950-1960. [15] *Lindquist, J.A., Hämmerling, G.J., *Trowsdale, J. 2001. ER60/ERp57 forms dislufide-bonded intermediates with MHC class I heavy chain. FASEB J. 15: 1448-1450. Antigenpräsentation - Funktion von Invarianter Kette, HLA-DM und HLA-DO bei der Antigenpräsentation durch MHC II Moleküle P. Brocke, H. Kropshofer,A.B. Vogt, G. Moldenhauer, F.Verreck, O.S. Arndt, M. Wühl, S. Schmidt , G.J. Hämmerling In Zusammenarbeit mit: C. Thery, W. Faigle, S. Amigorena, Institute Curie, Paris, Frankreich; L. Karlsson, Johnson Research Institute, LaJolla, USA; Z. Nagy, Hoffman-LaRoche Inc., Nutley, USA; L. Karlsson, R.W. Johnson Pharmacological Research institute, San Diego, USA; D. Schadendorf, Klin. Kooperationseinheit für Dermatologie, Mannheim Während MHC I Moleküle vornehmlich mit Peptiden von intrazellulären Antigenen beladen werden, können MHC II Moleküle auch von außen aufgenommene Antigene präsentieren. Die endozytierten Antigene werden in endosomal/ lysosomalen Kompartimenten durch Proteasen in Peptide zerlegt und binden dort an MHC II Moleküle. MHC II-Peptid Komplexe werden dann an die Zelloberfläche gebracht, wo sie von T-Helferzellen erkannt werden. Während der Biosynthese im endoplasmatischen Retikulum (ER) assoziieren MHC II Moleküle mit der Invarianten Kette (Ii), die aufgrund eines Sortierungssignals den Transport von MHC II/Ii Komplexen in endosomal/ lysosomale Kompartimente bedingt. Außerdem blockiert Ii die Bindung von antigenen Liganden an MHC II, so daß erst nach proteolytischem Abbau der Ii die Bindungsgrube von MHC II frei wird. Bei der Beladung mit Peptid-Liganden sind mindestens zwei weitere Moleküle beteiligt, nämlich HLA-DM und HLA-DO. Beide sind ebenfalls im MHC II Gen-Komplex kodiert und Homologe der klassischen MHC II Dimere. Die Rolle von DM und DO bei der Selektion von antigenen Epitopen und beim eigentlichen Beladungsvorgang von MHC II Molekülen zählt zu den zentralen Fragen auf dem Gebiet der Antigenpräsentation (Kropshofer, H. et al. Immunol. Today 18: 77-82, 1997; [4]) DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 343 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie HLA-DM: Katalysator, Chaperon und Editor für Peptidbeladung Katalysator. Ii bindet an MHC II Moleküle hauptsächlich über eine membranproximale Region, genannt CLIP, welche die Peptidbindungsgrube blockiert. Bei der in endosomalen Kompartimenten erfolgenden Proteolyse der Ii verbleibt CLIP zunächst in der Bindungsgrube, muß jedoch vor der Peptidbeladung entfernt werden. Der von uns gefundene Selbstablöse-Mechanismus von CLIP ist bei manchen MHC II-Allelen effizient, allerdings nicht bei anderen, so daß ein Allel-übergreifendes Ablöseprinzip postuliert wurde. Wir konnten zeigen, daß DM hierfür verantwortlich ist: sowohl aus Zellen isoliertes sowie rekombinantes DM entfernt CLIP von humanen als auch murinen MHC II Molekülen und ermöglicht gleichzeitig die Neubeladung mit antigenen Peptiden (Kropshofer, H. et al. Immunol. Today 18: 77-82, 1997; Vogt, A.B. et al. The Immunologist 6: 186-193, 1998; [1, 4]). Chaperon. In der Abwesenheit von Peptid denaturieren MHC II Moleküle und werden inaktiv. Wir haben beobachtet, dass HLA-DM als Stabilisator und Chaperon für MHC II Moleküle wirkt. In endosomal/lysosomalen Kompartimenten von B Lymphozyten findet man DM assoziiert an DR Moleküle, die kein Peptid gebunden tragen. Diese Interaktion schützt unbeladene MHC II Dimere vor Denaturierung und Aggregation bei niedrigem pH, bis eine Beladung mit einem stabil bindenden Peptid erfolgt ist. Der immunologische Vorteil ist, dass diese durch DM stabilisierten „leeren“ MHC II Moleküle den Antigen-präsentierenden Zellen eine rasche Bindung und Präsentation von fremden Antigenen ermöglichen, so dass das Immunsystem sehr schnell eine Antwort gegen Pathogene einleiten kann (Kropshofer, H. et al. Immunity 6: 293-302, 1997; Vogt, A.B. et al. The Immunologist 6: 186-193, 1998; [4]). 344 Peptideditor. DM hat auch eine wichtige Rolle als Peptideditor. Es beschleunigt nicht nur die Dissoziation von CLIP, sondern von sämtlichen Peptiden, die mit niedriger intrinsischer Stabilität an das jeweilige MHC II Molekül binden. Damit liegt diesem Selektionsprozeß ein kinetisches Editingprinzip zugrunde, welches dazu führt, daß durch die Editorfunktion die Diversität von Peptiden so beeinflußt wird, daß in erster Linie MHC II-Peptidkomplexe hoher Stabilität den T-Helferzellen präsentiert werden (Kropshofer, H.et al. EMBO J. 15: 6144-6154, 1996; Kropshofer, H. et al. Immunol. Today 18: 77-82, 1997; *Siklodi, B., Vogt, A.B. et al. Human Immunol, 59: 463-471, 1998; Vogt, A.B. et al. The Immunologist 6: 186-193, 1998; [2, 3, 4]). Wie anderswo in diesem Bericht diskutiert, gibt es ähnliche Mechanismen im MHC-I-Beladungsweg. Dort stabilisiert das Chaperon Tapasin die leeren MHC-I-Moleküle, unterstützt die Peptidbeladung und selektioniert u.a. Peptide, die möglichst stabil an MHC-I binden [7]. DM bewirkt Konformationsänderung von DR3Molekülen MHC II Moleküle durchlaufen Konformationsänderungen während ihrer Reifung und Peptidbeladung. Einige dieser Änderungen werden durch DM bewirkt. So sind Abteilung G0400 Molekulare Immunologie DR3.CLIP-Moleküle nicht reaktiv mit dem DR3-spezifischen Antikörper 16.23. Assoziation mit DM führt zu einem „leeren“ DR3.DM-Zwischenprodukt, das eine 16.23+ -Konformation angenommen hat, die auch nach Beladung mit Peptid erhalten bleibt. Austausch von CLIP durch Peptid kann auch in der Abwesenheit von DM erfolgen, aber jetzt bleibt der resultierende DR3.Peptid-Komplex 16.23-. Da T-Zellen zwischen den 16.23+ und den 16.23- Isoformen der DR3.Peptidkomplexe unterscheiden können, scheinen die durch DM bewirkten Konformationsänderungen relevant für die T-Zellerkennung zu sein [7]. HLA-DM auf der Zelloberfläche und im Recyclingkompartiment Die meisten Antigene werden in späten endosomalen oder lysosomalen Kompartimenten auf MHC-II geladen. Einige Antigene werden aber in frühen endosomalen Kompartimenten, sogenannten Recyclingkompartimenten, geladen, von denen man bisher angenommen hatte, dass sie negativ für DM sind. Wir haben festgestellt, dass ca. 10% des DM-Pools auf der Zelloberfläche zu finden ist und auf Grund des Internalisierungssignals in das Recyclingkompartment gelangt. DM ist auf der Oberfläche und im Recyclingkompartiment immunologisch aktiv und kontrolliert dort die Beladung von MHC-II mit Peptiden. Darüberhinaus wirkt DM auch hier als Peptideditor und verhindert das Binden schwach affiner Antigene, wie Myelin, basisches Protein und Collagen, die wahrscheinlich als Selbstantigene bei Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis erkannt werden. Diese Befunde deuten an, dass Störungen der DM-Aktivität, z.B. durch HLA-DO, eine wichtige Rolle bei der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen und bei der Tumorabwehr spielen (*Siklodi, B., Vogt, A.B. et al. Human Immunol, 59: 463471, 1998; [6]). HLA-DO: Ein Regulator für HLA-DM Ein weiteres im MHC kodiertes und MHC Klasse II verwandtes Molekül DO geht mit DM hochaffine Komplexe im ER ein, bindet wie DM keine Peptide und akkumuliert assoziiert an DM im MHC II Beladungskompartiment. DO scheint als Co-Chaperon von DM zu wirken und die Chaperon- sowie die Editor-Funktion von DM zu regulieren. In vitro haben wir mit gereinigten Molekülen gefunden, dass DO die Aktivität von DM bei lysosomalem pH unterstützt. Dagegen vermindert überexprimiertes DO in Zelllinien und in DO-transgenen Mäusen die -vermittelte Antigenpräsentation. Umgekehrt ist in DO-Antisense-exprimierenden APCs und in DO-defizienten Mäusen die Antigenpräsentation erhöht. Die Frage, wann und in welchen zellulären Kompartimenten DO positiv oder negativ regulierend auf DM wirkt, ist noch unklar und Gegenstand weiterer Untersuchungen. Da die Expressionsrate von DO in Antigen-präsentierenden Zellen sehr stark variiert, ist davon auszugehen, dass das präsentierte Repertoir an Selbst- und Fremd-Peptiden hiervon stark beeinflußt wird. Somit sind diese Befunde von potentieller Bedeutung für die Präsentation von Tumorantigenen oder Autoantigenen im Kontext von Autoimmunkrankheiten (Kropshofer, H. et al. EMBO J. 17: 2971-2981, 1998; Vogt, A.B. et al. The Immunologist 6: 186-193, 1998; [4, 7]). DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Armandola, E.A., Kropshofer, H., Vogt, A.B. and Hämmerling, G.J. The cell biology of antigen presentation. In: Frontiere della Biologia. Enciclopedia Italiana. Eds.: R. Levi-Montalcini, D. Baltimore, R. Dulbecco, F. Jacob, p. 383-400, 1999. [2] *Raddrizzani, L., *Bono, E., Vogt, A.B., Kropshofer, H., *Gallazzi, F., *Sturniolo, T., Hämmerling, G.J., *Sinigaglia, F. and *Hammer, J. Identification of destabilizing residues in HLA class II-selected bacteriophage display libraries edited by HLA-DM. Eur. J. Immunol. 29: 660-668, 1999. [3] Vogt, A.B., Arndt, S.O., Hämmerling, G.J. and Kropshofer, H. Quality control of MHC class II associated peptides by HLA-DM/ H2-M, Seminars in Immunology 11, 394-403, 1999. [4] Kropshofer, H., Hämmerling, G.J., and Vogt, A.B. The impact of non-classical MHC proteins HLA-DM and HLA-DO on loading of MHC class II molecules. Immunol. Rev. 172: 267-278, 1999 [5] Arndt, S.O., Vogt, A.B., Markovic-Plese, S., Potzies, K., Moldenhauer, G., Wölpl, A., Martin, R., Hämmerling, G.J. and Kropshofer, H. Functional HLA-DM on the surface of B cells and immature dendritic cells. EMBO J. 19: 1241-1251, 2000 [6] Verreck F.A.W., Fargeas C.A, Hämmerling G.J., Conformational alterations during biosynthesis of HLA-DR3 molecules controlled by invariant chain and HLA-DM. Eur.J.Immunol 31: 1029-1036, 2001 [7] Brocke, P., Garbi, N., Momburg, F., Hämmerling, G.J., HLADM, DO, and TAPASIN: Functional Similarities and differences. Current Opinion in Immunology, 14: 22-29, 2002 Kontrolle der Tumortoleranz und Immunität durch das Mikromilieu R. Ganss, Y. Kawarada, M. Furuya, K. Tauber, M. Berger, L. Umansky, C. Schumann, C. Schmitt-Mbamunyo, B. Arnold, G.J. Hämmerling In Zusammenarbeit mit E. Klar, E. Ryschich, Universitätsklinikum Heidelberg; P. Knolle, ZMBH, Heidelberg; B. Engelhardt, MaxPlanck-Institut, Bad Nauheim; D. Hanahan, San Francisco, USA. In einer Reihe von Tierversuchen und klinischen Studien konnten tumorspezifische Antigene und die Existenz selbstreaktiver T Lymphozyten nachgewiesen werden. Die Aktivierung dieser T Zellen führt jedoch nicht notwendigerweise zur Elimination des Tumors. Unsere Untersuchungen zeigen, dass das Mikromilieu des Tumors für die Tumorimmunabwehr gleichermassen von Bedeutung ist, da es den Zugang und den funktionellen Kontakt zwischen T Zellen und Tumorzellen entscheidend beeinflusst. Ein solider Tumor ist nicht nur eine Ansammlung von Tumorzellen, sondern besitzt ein einzigartiges Mikromilieu, dessen physiologische Eigenschaften sich grundsätzlich von normalen Geweben unterscheiden. Ein kritischer Parameter der mehrstufigen Tumorentstehung ist die Ausbildung neuer Blutgefässe im Prozess der Angioneogenese. Angioneogenese ist nicht nur erforderlich, um wachsende Tumoren mit Nährstoffen zu versorgen, sondern könnte auch eine Barriere für die Einwanderung von Lymphozyten in das Tumorgewebe darstellen. Die Extravasation aktivierter Lymphozyten aus den Blutgefässen ins Gewebe ist ein komplexer Prozess, der von einer Vielzahl von Adhäsionsmolekülen, Zytokinen und Chemokinen kontrolliert wird. In normalen Geweben erfolgt beispielsweise die Einwanderung aktivierter, selbstreaktiver Zellen nur in Anwesenheit von Entzündungsreak- Abteilung G0400 Molekulare Immunologie tionen. Bisher wurde kein ursächlicher Zusammenhang zwischen der aberranten Tumorphysiologie und dem Versagen des Immunsystems hergestellt. Manipulation von Tumorendothelien, z. B. durch Entzündungsreaktionen, könnte die Barriere für tumorspezifische T Zellen aufheben. Fundierte Kenntnisse über die molekularen Unterschiede zwischen Blutgefässen aus normalem Gewebe und soliden Tumoren werden zur Entwicklung neuer tumortherapeutischer Ansätze beitragen. Die aberrante Blutgefässstruktur in Tumoren korreliert mit einer reduzierten Leukozytenanhaftung Unsere Untersuchungen zur Tumortoleranz und Tumorimmunität basieren hauptsächlich auf einem transgenen Mausmodell mit autochthoner Tumorentwicklung. In diesem Modell führt die Expression des Onkogens SV40 T Antigen (Tag) unter der Kontrolle des Insulingen-Promotors der Ratte (RIP) zur malignen Transformation in ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Tumorentstehung verläuft über mehrere Stufen, ausgehend von einer verstärkten Proliferation über Angioneogenese bis hin zur Ausbildung solider Tumoren. Im RIP1-Tag5 Modell beginnt die Expression des T Antigens im adulten Tier. Daher wird T Antigen vom Immunsystem als „fremd” erkannt und Inselzellen werden infiltriert. Trotz der Infiltration von prämalignen Stadien kommt es zur Ausbildung solider Tumoren, die vom Immunsystem nicht mehr erkannt werden können (Ganss, R., *Hanahan, D. Cancer Res.58, 4673-4681, 1998). Mit Hilfe intravitalmikroskopischer Studien am RIP1-Tag5 Mausmodell konnten wir zum ersten Mal strukturelle und funktionelle Veränderungen des Tumorendothels in dem verschiedenen Stadien des Tumorwachstums in vivo verfolgen. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass erste Veränderungen der Blutgefässe schon in den Frühstadien der RIP1-Tag5 Tumorentwicklung sichtbar werden, noch bevor es zu einem verstärkten Tumorwachstum kommt. Interessanterweise korrelieren schon die frühen morphologischen Veränderungen der Blutgefässe mit einer deutlich verringerten Anheftung von Lymphozyten am Tumorendothel und diese Fuktionsstörung bleibt in allen nachfolgenden Tumorstadien sichtbar [3]. Damit konnten wir zeigen, dass die Blutgefässe im Prozess der malignen Transformation die Infiltration bzw. die funktionelle Interaktion von T Zellen mit dem Tumorgewebe behindern. Progressives Tumorwachstum in Anwesenheit eines definierten Tumorantigens und tumorreaktiver T Zellen Um die immunologische Tumorabwehr zu verstärken, wurden T Zellrezeptor transgene Mäuse mit der Spezifität für T Antigen (TagTCR) mit RIP1-Tag5 Mäusen gekreuzt. Ausserdem wurden RIP1-Tag5 Tiere mit transgenen Mäusen gekreuzt, die den Kostimulator B7.1 spezifisch in den ß-Zellinseln exprimieren (RIP-B7.1). Eine Immunantwort gegenüber soliden Tumoren konnte jedoch weder durch eine erhöhte Frequenz von Tag-reaktiven T-Zellen noch durch die Koexpression des Kostimulators B7.1 mit dem Tumorantigen ausgelöst werden (Ganss, R., *Hanahan, D. Cancer Res.58, 4673-4681, 1998). Selbst Transfer aktivierter Tag-spezifischer T Zellen führte nicht zur Infiltration DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 345 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie [4]. Diese Ergebnissen stehen in Einklang mit unseren Untersuchungen zu Toleranz und Autoimmunität (Limmer, A. et al. Eur. J. Immunol. 28, 2395-2406. 1998, [1]) die zeigten, dass die Anwesenheit von aktivierten, selbstreaktiven T Zellen und Selbstantigen nicht ausreicht, um Autoaggression auszulösen. In diesen unterschiedlichen Mausmodellen konnten Infiltration und gewebespezifischer Angriff durch T Zellen nur dann beobachtet werden, wenn das Mikromilieu des Zielgewebes „konditioniert“ wurde, z.B. durch Bestrahlung oder lokale Infektion (Ganss, R., *Hanahan, D. Cancer Res.58, 4673-4681, 1998; Limmer, A. et al. Eur. J. Immunol. 28, 2395-2406. 1998; [4]). Eine Erklärung hierfür ist, dass aktivierte Lymphozyten nicht in genügendem Ausmass die Blutgefässe verlassen und in die Gewebe eindringen können. Die Aktivierung der Endothelien durch Entzündungsreaktionen hingegen führt zur Extravasation und Zerstörung des Autoantigen-positiven Gewebes. Entzündungsreaktionen führen zur immunologischen Tumorabwehr 346 Die Summe der Beobachtungen an RIP1-Tag5 Mäusen führte zur Entwicklung eines neuen immunologischen Therapieansatzes im transgenen Tiermodell. Tumortragende, transgene Mäuse (RIP1-Tag5) wurden mit einer Kombination aus Bestrahlung und wiederholten Transfers mit Tagspezifischen T Zellen behandelt. Durch die Bestrahlung wird eine Entzündungsreaktion ausgelöst, die die Einwanderung aktivierter Lymphozyten in das Tumorgeweben ermöglicht und zu einer kompletten Tumorabstossung führt [4]. Im Verlauf der Therapie verändert sich das Mikromilieu des Tumors hinsichtlich der Expression von Zytokinen, Chemokinen und Adhäsionsmolekülen. Besonders auffällig ist die Umbildung der Tumorvaskulatur, die zuvor nicht mehr vorhandene Merkmale normaler Blutgefässe aufweist. Tumor-infiltrierende Zellen exprimieren beispielsweise die Chemokine Mig und IP10. Diese beiden Faktoren wirken in vitro inhibierend auf das Wachstum von Endothelzellen und stehen möglicherweise in direktem Zusammenhang mit der „Normalisierung“ aberranter Gefässstrukturen im Tumor. Bestrahlung oder adotive Transfer alleine führen nicht zur Abstossung solider. Der Therapieerfolg im RIP1-Tag5 Modell basiert auf der Kombination und damit der „Öffnung“ des Tumors für den Angriff von Effektorzellen und immunologischen Zerstörung der Tumorzellen. Die durch Bestrahlung erzielten Effekte ähneln der einer Entzündungsreaktion. Daher postulieren wir, dass entzündungsfördernde Agentien die funktionelle Interaktion von T Zellen mit Tumorgewebe begünstigen. Von bakterieller DNA abgeleitete, unmethylierten CpG Oligonukleotide aktivieren Antigen-präsentierende Zellen, B- und T Zellen und induzieren Entzündungsfördernde Zytokine. In Studien an unterschiedlichen Maus-Transplantationstumoren konnten wir in der Tat zeigen, dass die Injektion von CpG Oligonukleotiden in direkter Nähe des Tumors zu einer kompletten Regression führt [2]. In weiterführenden Experimenten soll die Wirkung von CpG Oligonukleotiden auf das Wachstum von autochthonen Tumoren untersucht werden. Um Tiermodelle zu etablieren, die der klinischen Situation möglichst nah kommen, werden zur Zeit konditio- Abteilung G0400 Molekulare Immunologie nelle transgene Mäuse hergestellt, in denen sich Tumoren induzieren lassen (z.B. Hepatom, Melanom, etc.). Publikationen: (* = externe Koautoren) [1] Ganss, R., Limmer, A., Sacher, T., Arnold, B. and Hämmerling, G.J. Autoaggression and tumor rejection: it takes more than selfspecific T-cell activation. Immunol. Rev. 169, 263-272, 1999. [2] Kawarada, Y., Ganss, R., Garbi, N., Sacher, T., Arnold, B. and Hämmerling, G.J. NK- and CD8+ T cell-mediated eradication of established tumors by peritumoral injection of CpG-containing oligodeoxynucleotides. J. Immunol, 167, 5247-5253, 2001. [3] *Ryschich, E., *Schmidt, J., Hämmerling, G.J., *Klar, E. and Ganss, R. Transformation of the microvascular system during multistage tumorigenesis. Int. J. Cancer 97, 719, 2002. [4] R.Ganss, *Ryschich, E., *Klar, E., Arnold, B. and Hämmerling, G.J. Combination of T cell therapy and inflammation induces remodeling of the vasculature and tumor eradication. Cancer Res. 62, 1462, 2002. Periphere Toleranz im Immunsystem B. Arnold, S. Aigner, E. Calabek, R. Constien, R. Ganss, G.J. Hämmerling, A. Forde, G. Hollmann, G. Küblbeck, A. Klevenz, F. Kurschus, S. Paljevic, R. Reibke, E. Rezavandy,T. Sacher, S. Schmitt, C. Schumann, S. Stahl, L. Umanska In Zusammenarbeit mit G. Opdenakker, Leuven, Belgien; D. Stern, New York, USA; D. Hanahan, San Francisco, USA; A. Gessner,, Erlangen; H. Bujard, Heidelberg; G. Schütz, DKFZ; P. Nawroth, Heidelberg; P. Knolle, ZMBH Heidelberg; S. Goerdt, Mannheim Zur Entwicklung therapeutischer Ansätze bei Autoimmunerkrankungen und in der Transplantation sowie zum Einsatz des Immunsystems bei der Bekämpfung von Tumoren ist die Kenntnis der Zusammenhänge, unter denen Immunreaktionen in Toleranz bzw. Gewebezerstörung münden, essentiell. Wir beschäftigen uns daher mit der Frage, wie periphere Zellen mit einer Spezifität für Antigene, die ausschliesslich in extralymphatischen Geweben unter physiologischen Bedingungen exprimiert werden, ruhiggestellt werden und welche Vorgänge zur Brechung dieser Toleranz führen können. Wir haben kürzlich einen neuen Mechanismus vorgeschlagen, der auf der Beobachtung beruht, dass naive T-Zellen während der neonatalen Phase in hoher Zahl in Gewebe wie z.B. die Haut einwandern können. Ein direkter Kontakt mit einem Antigen, das sich nur auf Keratinozyten befindet - in unserem Modell das Kb Antigen, das unter dem Keratin-IV-Promotor in transgenen Mäusen exprimiert ist (2.4KerIV-Kb) – ist somit möglich und induziert Toleranz in den entsprechenden T-Zellen, ohne sie zu eliminieren [1]. Diese Toleranz bleibt auch im Erwachsenenalter erhalten, obwohl die zu diesem Zeitpunkt neu aus dem Thymus exportierten Zellen nicht mehr in die Haut einwandern können und daher naiv bleiben. Wir müssen daher eine Form von dominanter Toleranz postulieren, die diese naiven, Kbreaktiven T-Zellen daran hindert, Kb-positive Transplantate abzustoßen. Da wir mit T-Zell-Rezeptor-transgenen Mäusen mit Kb-Spezifität arbeiten, können wir die entsprechenden T-Zellen mit Hilfe eines anti-klonotypischen Antikörpers (Des-TCR) verfolgen. In Zelltransferstudien konnte DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie gezeigt werden, dass tolerante CD8+, Des-TCR+ T-Zellen naive T-Zellen, die den gleichen T-Zell-Rezeptor tragen, an der Abstossung von Kb-positiven Tumortransplantaten hindern können. Analysen der differentiellen Genexpression zwischen toleranten und aktivierten/naiven T-Zellen mit Hilfe der “DNA micro array”-Technologie von Affymetrix sollen zur Aufklärung dieses Regulationsmechanismus beitragen. Neben der Haut haben wir auch die Leber als Zielorgan für unsere Toleranzstudien gewählt und in Zusammenarbeit mit P. Knolle, ZMBH Heidelberg, gefragt, ob sinusoidale Endothelzellen der Leber (LSEC) an der Induktion peripherer Immuntoleranz beteiligt sind. Die Präsentation von durch Endozytose aufgenommene Antigene auf MHCKlasse-I-Molekülen, sogenannte Kreuzpräsentation, ist für die Induktion einer Immunantwort gegen Pathogene von grosser Bedeutung. Bisher wurde Kreuzpräsentation nur für Macrophagen und dendritische Zellen beschrieben. Wir konnten erstmals zeigen, dass auch LSEC durch Endozytose aufgenommene Antigene MHC-Klasse-I restringiert für CD8+ T-Zellen präsentieren [2]. Im Gegensatz zu dendritischen Zellen induzieren LSEC nach Aktivierung von naiven CD8+ T-Zellen eine Anergie, die zum Verlust der Zytokinexpression und der spezifischen Zytotoxizität führt. Zusammenfassend zeigen diese Beispiele, dass Toleranzinduktion gegenüber gewebsspezifischen Antigenen nicht allein durch dendritische Zellen erfolgt, die das Antigen aufgenommen haben und den T-Zellen in den entsprechenden Lymphknoten präsentieren, sondern auch durch direkten Kontakt der T-Zellen mit den entsprechenden Gewebezellen in einem Organ möglich ist. Da die K -spezifischen T-Zellen in den toleranten DesTCRxCRP-Kb-Mäusen (Kb-Expression nur auf Hepatozyten in der Leber) und Des-TCRx2.4KerIV-Kb-Mäusen (Kb-Expression nur auf Keratinozyten in der Haut) noch immer vorhanden waren, stellten wir uns die Frage, ob die beobachtete Toleranz in vivo aufgehoben werden könnte, und ob dies Autoaggression zur Folge hätte. Wurden diese Mäuse mit syngenen Tumorzellen konfrontiert, die gleichzeitig das Kb-Autoantigen und Interleukin (IL)-2 exprimieren, so wurde tatsächlich die Aufhebung der Toleranz erreicht. Autoaggression in der Leber der Des-TCRxCRP-KbTiere wurde jedoch nur beobachtet, wenn die Tiere zusätzlich zur Brechung von Toleranz mit einem leberspezifischen Pathogen infiziert wurden, oder wenn mit Hilfe eines CpG-Oligonukleotids eine Entzündungsreaktion in der Leber induziert wurde. Allerdings war die Autoaggression nur transient und konnte auch durch wiederholte Gabe des Oligonukleotids nicht in eine chronische Autoimmunerkrankung umgewandelt werden. Die Schlussfolgerung aus diesen Untersuchungen ist, dass mindestens zwei Schritte für die organspezifische Autoimmunattacke notwendig sind, nämlich 1. Aktivierung autoreaktiver T-Zellen, und 2. Konditionierung des Organs durch eine Entzündungsreaktion, wodurch die Infiltration von autoreaktiven T-Zellen ermöglicht wird. Dieses Konzept wird auch unterstützt durch unsere tumorimmunologischen Studien. b Abteilung G0400 Molekulare Immunologie erkrankung sein muss, haben wir begonnen, Faktoren, denen eine grosse Bedeutung in chronischen Entzündungprozessen zugedacht ist, in unsere Studien miteinzubeziehen. Es wurden daher knockout-Mäuse für folgende Moleküle etabliert: Gelatinase B (in Zusammenarbeit mit G. Opdenakker, Leuven), “Receptor for advanced glycation end products “(RAGE) (in Zusammenarbeit mit P. Nawroth, Heidelberg), und Stabilin-1 (in Zusammenarbeit mit S. Goerdt, Mannheim). Gelatinase B-knockout-Mäuse zeigten keine besonderen Unterschiede in der Entwicklung immunkompetenter Zellen und der Generierung einer Immunantwort im Vergleich zu Wildtyptieren. Allerdings konnte in jungen Gelatinase B-knockout-Tieren keine EAE induziert werden. Diese Resistenz nahm mit zunehmendem Alter ab. Dieser Befund ist ein Beweis für die bisherige Vermutung einer entscheidenden Rolle von Gelatinase B bei der Entstehung von EAE [3,4,5]. Die beiden anderen o.g. knockout-Mäuse werden z.Zt. charakterisiert. Um den Einfluss von Proteinen auf Entzündungsprozesse bzw. die Immunantwort im Detail studieren zu können, ist es wünschenswert, die entsprechende Genexpression gewebsspezifisch induzierbar und reversibel regulieren zu können. Wir versuchen, diese Regulation über das Tetrazyklinsystem bzw. über Hormone im Cre/loxP-System aufzubauen. Wir haben daher eine neuartige “knockin-EGFP” (grün fluoreszierendes Protein)-Reportermaus etabliert, deren Zellen nach Cre-Rekombination grün aufleuchten. Das An- bzw. Ausschalten einer Genexpression kann auf diese Weise auf Einzelzellebene z.B. in histologischen Schnitten sichtbar gemacht werden [6]. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Alferink J., Aigner S., Reibke R., Hämmerling G., Arnold B.: Peripheral T cell tolerance: the contribution of permissive T cell migration into parenchymal tissues of the neonate. Immunol. Rev. 169, 255-261, 1999 [2] Limmer, A., Ohl, J., Kurts, C., *Ljunggren, H.-G., *Reiss, Y., Momburg, F., Arnold, B., Knolle, P.: Efficient presentation of exogenous antigen by liver endothelial cells to CD8+ T cells results in antigen-specific T cell tolerance. Nature Medicine, 6: 1348–1354, 2000 [3] *Dubois B., *Masure S., Hurtenbach U., *Paemen L., *Heremans H., *van den Oort J., *Sciot R., Meinhard T., Hämmerling G.J., *Opdenakker G., Arnold B.: Resistance of young gelatinase B-deficient mice to experimental autoimmune encephalomyelitis and necrotizing tail lesions. J.Clin.Invest. 104, 1507-1515, 1999 [4] *D’Haese, A., *Wuyts, A., *Dillen, C., *Dubois, B., *Billiau, A., *Heremans, H., *Van Damme, J., Arnold, B., *Opdenakker, G.: In vivo neurophil recruitment by granulocyte chemotactic protein-2 is assisted by gelatinase B/MMP-9 in the mouse. J. Interferon and Cytokine Res. 20, 667-674, 2000 [5] *Dubois, B., Arnold, B., *Opdenakker, G.: Gelatinase B deficiency impairs reproduction. J. Clin. Invest. 106: 627-628, 2000 [6] Constien, R., Forde, A., Liliensiek, B., Gröne, H.-J., *Nawroth, P., Hämmerling, G.J., Arnold, B.: Characterizationof a novel EGFP reporter mouse to monitor Cre recombination asd demonstrated by a Tie2 Cre mouse line. Genesis 30: 36-44, 2001 Da die Aktivierung autoreaktiver T-Zellen nicht notwendigerweise der bestimmende Schritt bei einer Autoimmun- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 347 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Antikörper-gestützte Immuntherapie menschlicher Karzinome und maligner Lymphome G. Moldenhauer, E. Hallauer, S. Walter, C. Schweizer, S. Heeger In Zusammenarbeit mit: M. Little, S. Kipriyanov, F. Le Gall, DKFZ; A. Marmé und M. Lindner Frauenklinik der Universität Heidelberg; H. Goldschmidt, Medizinische Klinik und Poliklinik V der Universität Heidelberg; R. Haas, Medizinische Klinik der Universität Düsseldorf; A. Pezzutto, MDC Berlin-Buch; G. Strauß, Kinderklinik der Universität Ulm; P. Möller, Pathologisches Institut der Universität Ulm; B. Bast, Institut für klinische Immunologie der Universität Utrecht, Niederlande. Seit 100 Jahren, gestützt auf Paul Ehrlichs Vorstellung von Antikörpern als „Zauberkugeln“, sind Immunologen von der Idee fasziniert, Tumorzellen mit Antikörpermolekülen allein oder daraus gewonnenen Konjugaten zu zerstören. Mit Einführung der monoklonalen Antikörper 1975 durch Köhler und Milstein wurden hohe Erwartungen in eine neue Immuntherapie von Tumorerkrankungen gesetzt, die sich jedoch nur in einigen Fällen -vor allem bei Leukämien und malignen Lymphomen- erfüllt haben. Die Probleme, die bei der Antikörpertherapie auftraten, liegen auf verschiedenen Ebenen. Zum einen stellt die unzureichende Penetration monoklonaler Antikörper in das Tumorgewebe speziell bei soliden und wenig vaskularisierten Tumoren ein großes Hindernis dar. Eine zweite bedeutsame Ursache für das geringe Ansprechen mit unkonjugierten Antikörpern reflektiert die erkrankungsbedingte Beeinträchtigung der körpereigenen humoralen und zellulären Effektormechanismen, das heißt die tumorinduzierte Immunsuppression. Drittens reagiert die Mehrzahl der therapeutisch angewendeten Antikörper mit Differenzierungsantigenen, die (obgleich meist viel schwächer) auch auf Normalzellen exprimiert sind. 348 Historisch sind die ersten therapeutisch genutzten monoklonalen Antikörper als bloße Immunglobuline eingesetzt worden. Später hat man die Spezifität der Antikörper dann genutzt, um sie als Vehikel für Toxine, Zytostatika oder radioaktive Substanzen einzusetzen. Einen Meilenstein in der therapeutischen Anwendung monoklonaler Antikörper stellt die Zulassung des chimären (Maus/Mensch) Antikörpers Mabthera® (Rituximab in den angloamerikanischen Ländern) dar, der gegen das CD20 Antigen gerichtet ist. Bei Non-Hodgkin-Lymphomen der B-Zellreihe wurden durch die Kombination von Mabthera® mit einer zytostatischen Therapie Ansprechraten von über 90% erreicht. Eine interessante neuere Therapiestategie basiert auf der Zielrichtung zytotoxischer T-Lymphozyten (CTL) auf Tumorzellen mittels bispezifischer Antikörper. Bei den bispezifischen Antikörpern handelt es sich um Hybridmoleküle, die zwei unterschiedliche Antigenbindungsstellen besitzen. Sie können entweder durch chemische Verknüpfung von zwei monovalenten Fab´-Antikörperfragmenten oder eleganter durch Zellfusion zweier Hybridome zu einem Hybrid-Hybridom, welches bispezifische Antikörper sezerniert, erhalten werden. Die Spezifität zytotoxischer T-Zellen ist durch ihren Antigenrezeptor bestimmt, der auf der Zellmembran zusammen mit dem CD3 Molekül exprimiert Abteilung G0400 Molekulare Immunologie wird. Physiologischerweise erkennen CTL Fremdantigene (genauer: Peptidbruchstücke derselben) nur in Assoziation mit Strukturen des Haupthistokompatibilitäts-Komplexes (MHC). In grundlegenden Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß sich CTL unter Umgehung ihrer genetisch determinierten Spezifität durch bispezifische Antikörper auf beliebige Zielzellen lenken lassen. Dabei wird durch die eine Valenz des Hybridantikörpers (zumeist anti-CD3) die T-Zelle aktiviert und durch die zweite Valenz die Zielzelle an die T-Zelle gebunden, von der sie nachfolgend lysiert wird. Die Selektivität der zytotoxischen Reaktion wird ausschließlich von der Spezifität des Antikörpers bestimmt und ist nicht MHC-restringiert. Bispezifische Antikörper zur Behandlung von B-Zellneoplasien: Wir haben Hybrid-Hybridome hergestellt, welche Antikörper der Spezifität CD19xCD3 sezernieren. Wir haben uns auf das CD19 Molekül als Zielantigen konzentriert, da es die breiteste Expression während der B-Zelldifferenzierung aufweist und auf praktisch allen Leukämie und Lymphomzellen vorkommt, die sich von den B-Lymphozyten herleiten. Der CD19xCD3 bispezifische Antikörper wurde einer umfassenden präklinischen Evaluation unterzogen, um seine in vitro Wirksamkeit zu belegen. Insbesondere konnten präaktivierte T-Lymphozyten nach Zugabe von bispezifischem CD19xCD3 Antikörper sowohl auf allogene als auch auf autologe Tumorzellen von Patienten mit cALL (common acute lymphoblastic leukemia) und B-CLL (chronic lymphocytic leukemia) gelenkt werden und diese effizient lysieren. Zusammen mit unseren klinischen Kooperationspartnern haben wir eine Therapiestudie mit CD19xCD3 bispezifischen Hybridantikörpern bei Patienten mit rezidiviertem Non-Hodgkin Lymphom begonnen. Dabei verfolgen wir eine ex vivo Strategie, indem dem Patienten zunächst große Mengen von T-Lymphozyten aus dem Blut durch Leukapherese entnommen werden. Diese Zellen werden in vitro mit CD3 Antikörper und IL-2 stimuliert, mit bispezifischem CD19xCD3 Antikörper beladen und anschließend dem Patienten reinfundiert. Bisher sind 6 Patienten nach diesem Protokoll therapiert worden. Nach Infusion der beladenen T-Zellen kam es regelmäßig zu einer transienten Lymphomonozytopenie. Interessanterweise ließen sich die aktivierten T-Lymphoblasten im peripheren Blut der Patienten noch bis zu 15 Tagen nach Therapie nachweisen. Bispezifische Antikörper zur Behandlung von Karzinomen: In einem zweiten Projekt haben wir Hybrid-Hybridome der Spezifitäten HEA125xCD3 und HEA125xCD28 hergestellt. Der Antikörper HEA125 reagiert mit dem Membranglykoprotein Ep-CAM, das auf praktisch allen Karzinomzellen aber auch auf normalen epithelialen Zellen des Menschen (allerdings in geringerer Konzentration) exprimiert ist. Eine besondere Eigenschaft dieses Antigens liegt darin, daß es auch auf bösartig veränderten Tumorzellen niemals verloren geht, während viele andere Membranmarker während der Krebsentwicklung nicht mehr nachweisbar sind. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Patientinnen mit Ovarial- oder Mammakarzinom entwikkeln im Endstadium der Erkrankung häufig malignen Aszites oder einen malignen Pleuraerguß. Solche malignen Ergüsse enthalten meist einen großen Anteil an Tumorzellen und eine geringere Menge von Tumor-assoziierten Lymphozyten (TAL). Die immunphänotypische Analyse der TALs erbrachte den interessanten Befund, daß sich diese T Zellen offenbar in einem aktivierten Zustand befinden: sowohl eine Subpopulation der CD4+- als auch der CD8+-exprimierenden TAL weist eine starke Expression des frühen Aktivierungsantigens CD69 (activation inducer molecule, AIM) auf. Bisher wurden 11 Patientinnen mit fortgeschrittenem und konventionell nicht mehr therapierbarem Ovarialkarzinom und massiver Aszitesbildung in eine klinische Studie aufgenommen, die wir zusammen mit der Frauenklinik der Universität Heidelberg durchführen. Das Behandlungsprotokoll schreibt die möglichst vollständige Abpunktion der Aszitesflüssigkeit und die nachfolgende Gabe von 1 Milligramm bispezifischen Antikörper in die Bauchhöhle vor. Die Behandlung wird viermal in wöchentlichem Abstand wiederholt. Alle Patientinnen sprachen klinisch auf die Behandlung an. Bei 9 Patientinnen kam es zu einem völligen Verschwinden der Aszitesproduktion, während 2 Patientinnen eine signifikante Rückbildung des Flüssigkeitsvolumens aufwiesen. Bemerkenswerterweise zeigten 8 Patientinnen eine Stabilisierung beziehungsweise einen Rückgang des Tumormarkers CA125 im Serum. Die beobachteten Nebenwirkungen waren für die Patientinnen tolerabel und bestanden vor allem in Fieber, Schüttelfrost, Blutdruckabsenkung und allergischen Hautreaktionen, die durch eine Begleitmedikation gut behandelbar waren. Als vorläufiges Ergebnis der Studie können wir zusammenfassen, daß alle Patientinnen zumindest im Sinne einer Verbesserung der Lebensqualität von der lokalen Antikörpertherapie profitiert haben, ohne belastende Nebenwirkungen in Kauf nehmen zu müssen. Eine wissenschaftlich interessante Fragestellung betrifft natürlich den Mechanismus dieser positiven Antikörperwirkung. Dazu haben wir in Begleituntersuchungen die Lymphokin- und Zytokinspiegel im Blut und in der Aszitesflüssigkeit der Patientinnen vor und nach Antikörpertherapie bestimmt. Wir fanden einen dramatischen Anstieg von Tumor-Nekrosefaktor alpha (TNF-a in der Aszitesflüssigkeit im Gefolge jeder Antikörpergabe. TNF-a ist ein Zytokin, welches - wie der Name schon sagt - starke Tumorzell-abtötende Eigenschaften aufweist. Weiterhin fanden wir eine signifikante Abnahme des Wachstumsfaktors VEGF (vascular endothelial growth factor) und seines löslichen zellulären Rezeptors sFlt-1. Der Wachstumsfaktor VEGF ist mit verantwortlich für die intraperitoneale Metastasierung und die Bildung von malignem Aszites beim Ovarialkarzinom, bedingt durch eine Erhöhung der Gefäßpermeabilität sowie die Ausbildung neuer Blutgefäße im Tumorgewebe (Neoangiogenese). Rekombinante Antikörperkonstrukte: Abteilung G0400 Molekulare Immunologie tration des großen Antikörpermoleküls (Molekulargewicht 150 kDa) in das Tumorgewebe speziell bei soliden und wenig vaskularisierten Tumoren dar. Da weiter die Produktion und Reinigung von Hybrid-Hybridomantikörpern sehr aufwendig und kostenintensiv ist, wird seit einigen Jahren versucht, rekombinante Antikörper herzustellen. Die zur Antigenbindung notwendige kleinste Einheit eines Antikörpers ist das aus je einer VH und VL Domäne bestehende Fv-Fragment, das über eine Peptidbrücke verbunden, als „Single chain“ Antikörper (Molekulargewicht 30 kDa) bezeichnet wird. In enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Little ist es gelungen, solche Einkettenantikörper gerichtet gegen die T-Lymphozytenantigene CD3, CD5 und CD28 sowie gegen die B-Zellantigene CD19, CD20 und CD22 zu klonieren und funktionell zu testen. Kürzlich haben wir einen heterodimeren CD19xCD3 „Diabody“ erhalten und eingehend charakterisiert. Er band seine Zielantigene mit vergleichbaren Affinitäten wie die parentalen scFv-Konstrukte. In einem Zytotoxizitätstest erwies sich der Diabody als sehr potent hinsichtlich der Zielrichtung und Abtötung von CD19-positiven Tumorzellen. Um das therapeutische Potential von bispezifischen CD19xCD3 Konstrukten zu erhöhen, haben wir neue rekombinante Moleküle generiert. Zu diesen gehört ein tetravalentes bispezifisches Dimer mit einem Molekulargewicht von 114 kDa (“Tandem diabody“) sowie ein bivalentes und bispezifisches Konstrukt mit 57 kDa (“Single-chain diabody“). Verglichen mit dem oben dargestellten konventionellen “Diabody“ wiesen diese neuen, über einen Peptidlinker verbundenen, Reagenzien neben einer höheren Affinität und Stabilität in vivo auch eine längere Retentionszeit im Blut auf. Durch die Gabe des “Tandem diabody“ zusammen mit humanen peripheren Blutlymphozyten und einem CD28 monoklonalen Antikörper konnten Lymphom-tragende SCID-Mäuse vollständig geheilt werden. Demgegenüber wurde mit dem konventionellen “Diabody“ nur eine partielle Tumorregression erzielt. Diese Befunde deuten darauf hin, daß sich der “Tandem diabody“ zu einem vielversprechenden Konstrukt für die Behandlung von B-Zellneoplasien entwickeln könnte. Publikationen: (* = externe Koautoren) [1] Arndt, S.O., Vogt, A.B., *Markovic-Plese, S., *Martin, R., Moldenhauer, G., *Wölpl, A., Sun, Y., Schadendorf, D., Hämmerlimg, G.J., Kropshofer, H. Functional HLA-DM on the surface of B cells and immature dendritic cells. EMBO J. 19: 1241-1251, 2000. [2] *Bösing, T., *Bellos, F., *Cremer, F.W., *Gemmel, C., Moldenhauer, G., *Ho, A.D., *Goldschmidt, H., *Moos, M. CD19+ and CD20+ B cells from the peripheral blood of patients with multiple myeloma are not infected with human herpesvirus 8. Leukemia 14: 1330-1331, 2000. [3] Cochlovius, B., Kipriyanov, S.M., Stassar, M.J.J.G., Christ, O., Schuhmacher, J., Strauß, G., Moldenhauer, G., Little, M. Treatment of human B cell lymphoma xenografts with a CD3xCD19 diabody and T cells. J. Immunol. 165: 888-895, 2000. [4] Little, M., Kipriyanov, S.M., Le Gall, F., Moldenhauer, G. Of mice and men: hybridoma and recombinant antibodies. Immunol. Today 21: 364-370, 2000. Ein zentrales Problem bei der therapeutischen Anwendung sowohl herkömmlicher monoklonaler als auch bispezifischer Antikörper stellt die zumeist unzureichende Pene- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 349 Forschungsschwerpunkt G Tumorimmunologie Abteilung G0400 Molekulare Immunologie [5] Cochlovius, B., Kipriyanov, S.M., Stassar, M.J.J.G., Schuhmacher, J., Benner, A., Moldenhauer, G., Little M. Cure of human Burkitt´s lymphoma in SCID mice by T cells, tetravalent CD3xCD19 tandem diabody and CD28 costimulation. Cancer Res. 60: 4336-4341, 2000. [6] Moldenhauer, G. Antikörper-gestützte experimentelle Therapieverfahren bei Non-Hodgkin-Lymphomen. In: Klinische Onkologie 2000/´01 (Hrsg. S. 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