Die Entstehung der USA im 18. Jahrhundert Der Weg in die Unabhängigkeit der USA im 18. Jahrhundert Fachkompetenzen die aktuelle Bedeutung der USA in der Welt darstellen können den Zusammenhang zwischen der Entstehung der USA und der europäischen Aufklärung beschreiben können die Entwicklung der Kolonien in Amerika zwischen dem Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Unabhängigkeitserklärung 1776 in groben Zügen beschreiben können die wichtigsten Inhalte der Unabhängigkeitserklärung von 1776 nennen können 1 Die Entstehung der USA im 18. Jahrhundert Der Weg in die Unabhängigkeit der USA im 18. Jahrhundert Methodenkompetenzen ein Brainstorming durchführen können Statistiken interpretieren können ein Titelbild oder einen Filmausschnitt interpretieren können einen Text durch Markierungen erschließen können eine Synopse erstellen können eine mind map erstellen können Erworbenes Wissen auf andere Bereiche übertragen können Ein Streitgespräch führen können Sozial- und Humankompetenzen die Bereitschaft Stellung zu einem Sachverhalt nehmen können 2 Die Entstehung der USA im 18. Jahrhundert F1 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 4. Die Verfassung der USA von 1787 5. Das Regierungssystem der USA 6. Das Regierungssystem der USA im Vergleich mit dem Absolutismus Frankreichs im 18. Jahrhundert 3 Die Entstehung der USA im 18. Jahrhundert In Europa beherrschten im 18. Jahrhundert absolut regierende Könige ihre Völker. "Als Symbol wählte ich die Sonne. Durch ihre Einzigartigkeit, durch den Glanz, der sie umgibt, durch das Licht, das sie den anderen Sternen verleiht, die sie wie eine Art Hof umgeben, durch die gleiche und gerechte Verteilung ihres Lichtes auf die verschiedenen Zonen der Welt, durch die wohltätige Wirkung, die sie überall hin ausübt allerorts Leben, Freude, Tätigkeit hervorrufend und durch ihren unveränderlichen Lauf, bei dem es keine Abweichung und keine Unterbrechung gibt, ist sie das lebendigste und schönste Abbild eines großen Monarchen.„ Ludwig XIV. 4 Die Entstehung der USA im 18. Jahrhundert Auf dem Kontinent Amerika vollzieht sich eine neue Entwicklung: 1607 wird die erste englische Siedlung in Amerika gegründet 1776 erklären die englischen Kolonien ihre Unabhängig von England 1787 wurde die Verfassung der USA beschlossen 1789 fand die Französische Revolution statt Die Entstehung der USA und die Entwicklung des absoluten Frankreich sowie der Aufklärung in Europa stehen in einem engen Zusammenhang. Welche Rolle spielten die USA damals und wie ist ihre Bedeutung heute? 5 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 01.09.1997 30.10.2010 6 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 05.11.2012 7 1. Die Bedeutung der USA in der Welt Das Bruttosozialprodukt im internationalen Vergleich (2011): USA 69.659.626 Millionen US-$ Pro-Kopf: 48.387 US-$ Deutschland 3.577.031 Millionen US-$ Pro Kopf: 43.742 US-$ Japan 5.869.471 Millionen US-$ Pro-Kopf: 45.920 US-$ China 7.298.147 Millionen US-$ Pro-Kopf: 5.414 US-$ Indien 1.676.143 Millionen US-$ Pro Kopf: 1.389 US-$ In den USA leben 302 Mio. Menschen 8 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 2.174 Mrd. $ haben die USA 2011 eingenommen 3.275 Mrd. $ haben die USA 2011 ausgegeben 1.101 Mrd. $ betrugt 2011 das Defizit 9 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 10 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 2.174 Mrd. $ Einnahmen hat der Staat 1.101 Mrd. $ beträgt das Defizit im Haushalt 11 1. Die Bedeutung der USA in der Welt Rangliste der 10 Länder mit dem größten Verteidigungsbudget (2010): Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 Land USA Rußland China Frankreich Großbritannien Deutschland Japan Saudi-Arabien Verteidigungsausgaben 574.940 Mrd. $ 85.000 Mrd. $ 84.900 Mrd. $ 66.180 Mrd. $ 60.499 Mrd. $ 46.241 Mrd. $ 41.750 Mrd. $ 31.050 Mrd. $ 4,0 % des BSP 3,9 % 4,3 % 2,3 % 2,2 % 1,3 % 0,8 % 10,0 % 12 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 13 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 14 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 15 1. Die Bedeutung der USA in der Welt Zur weiteren Beleuchtung der Bedeutung der USA werden zwei Ereignisse im 21. Jahrhundert betrachtet: am 11.09.2001 wird das World-Trade-Center in New York zerstört und am 20.01.2009 wird Barak Obama als erster farbiger Präsident der USA gewählt 16 1. Die Bedeutung der USA in der Welt Lesen Sie das Arbeitsblatt: Die Bedeutung der USA 1. Text: Auszug aus einem Bericht über die Regierungserklärung von Bundeskanzler Schröder zu den Konsequenzen des Anschlags auf das world-trade-center in New York vom 11.09.2001 (HAZ vom 20.09.2001) 2. Text: Auszug aus der Antrittsrede des amerikanischen Präsidenten Barak Obama am 20.01.2009 (HAZ vom 21.01.2009) Arbeitsaufgaben: 1. Lesen Sie die beiden Texte. 2. Welche Botschaften enthalten die beiden Textauszüge? 3. Vergleichen Sie die beiden Kernaussagen in den Texten miteinander. Welche Parallelen stellen Sie fest? 17 1. Die Bedeutung der USA in der Welt 3. Vergleichen Sie die beiden Kernaussagen in den Texten miteinander. Welche Parallelen stellen Sie fest? Vergleich der Kernaussagen: Beide Gesellschaften bauen auf die gleichen Wertvorstellungen. Die gemeinsamen Werte führen aus den Krisen und stellen die Stärke der Gesellschaften dar (trotz der Größe der Probleme und der geschichtlichen Erfahrungen). Wie sind die traditionellen Werte der USA entstanden? F2 Mit der Entstehung der USA werden weltweit erstmalig die Ideen der europäischen Aufklärung in einem Land praktisch umgesetzt. 18 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Arbeitsaufgabe: Erstellen Sie während der weiteren Präsentation eine mind map über die Entstehung der USA. In den Jahren 1775 bis 1783 lösten sich im Unabhängigkeitskrieg die englischen Kolonien in Amerika vom englischen Mutterland. In Amerika entstand ein neuer Staat: die Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Nach gut 200 Jahren der Besiedlung Nordamerikas erklärten die 13 Gründungskolonien 1776 ihre Unabhängigkeit. 1789 wurde die neue Republik Realität, mit einer eigenen Verfassung und dem ersten Präsidenten George Washington. Während in Europa alle Herrscher dem Vorbild der absolut herrschenden französischen Könige nacheifern, entwickelt sich zur gleichen Zeit auf dem amerikanischen Kontinent die erste Demokratie der Welt. 19 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Schon lange vor den Europäern besiedelten Indianer das Land: um 9000 vor Christus: Erste Jägerkulturen in Nordamerika seit 500 vor Christus : Indianerdörfer mit Landwirtschaft ca. um das Jahr 1000: Leif Erikson landet mit Wikingern in Neufundland im Jahr 1492 : Christoph Kolumbus entdeckt die Neue Welt im Jahr 1607 : die erste englische Siedlung Jamestown wird in Amerika gegründet F3 im Jahr 1619 : das erste Schiff mit afrikanischen Sklaven kommt in Virginia an im Jahr 1620 : etwa 2.000 Europäer leben in Nordamerika 20 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Welche Art von Menschen wanderten von Europa aus? F4 „Pilgerväter", (Puritaner, christlich-religiöse Sekte), gründeten die Siedlung Plymouth Plantation die 1630 zur Kolonie Massachusetts wurde. In der Folgezeit entstanden aus weiteren Siedlungen die ersten 13 englischen Kolonien in Nordamerika. Abenteurer F5 Welche Motive und Vorstellungen hatten die europäischen Auswanderer? Welche Motive und Vorstellungen werden im folgenden Film genannt? F6 21 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Motive und Vorstellungen der europäischen Siedler: tun, was uns gefällt die Regeln des Zusammenlebens werden in einem Vertrag festgehalten der Freiheitswille: alle Regeln des Zusammenlebens werden im Konsens verabredet gleiche Rechte für alle (Demokratie) die Regeln werden verschriftlicht: Wie soll regiert werden? Wie wird die Regierung gewählt? Wie werden Gesetze gemacht? Welche Rechte und Pflichten haben die Einwohner? die Menschen sind frei und entscheiden demokratisch d.h. mehrheitlich über ihr Zusammenleben freie Ausübung ihrer Religion 22 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit 23 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Wie war das Verhältnis zwischen den bereits dort lebenden Indianern und den Siedlern? F7 F8 Erstes Erntedankfest in Amerika: Das Gemälde zeigt die Pilgerväter bei ihrer ersten Feier des Erntedankfestes zusammen mit Indianern im Jahr 1621. Was ist von den Ideen der Siedler aus heutiger Sicht zu halten? F9 24 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Aber auch die Könige Europas haben die Gebiete jenseits des Atlantiks für sich entdeckt: → als Rohstoffquelle, → als Goldquelle und → zunehmend als Absatzmarkt. Spanische, französische und englische Könige wetteiferten um die besten Gebiete und tragen ihren Konkurrenzkampf mit Kriegen aus. Die spanischen Soldaten erobern Mittel- und Südamerika. Die französischen Soldaten erkunden den Norden und die Karibik. Die englischen Auswanderer konzentrieren sich auf Nordamerika. 25 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Die englischen Koloniegründungen wurden veranlasst, organisiert und finanziert von privaten Handelsgesellschaften in England, die vom König mit Privilegien und Freibriefen ausgestattet werden. Dadurch entwickelten die Siedler ein Gefühl der Selbständigkeit und Unabhängigkeit von England. Es entstanden immer mehr Siedlungen. Daraus entwickelten sich 13 englische Kolonien in Nordamerika. Die Kolonien unterschieden sich nach rechtlichen Konstruktionen sowie hinsichtlich ihrer klimatischen Bedingungen. Sie wiesen große Unterschiede in den Konfessionen auf: Neben den Puritanern in Neu-England spielten in den Südstaaten Katholiken und andernorts weitere religiöse Gruppen eine wichtige Rolle. 26 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Durch Vermehrung und Einwanderung stieg die Zahl der weißen Bevölkerung aus Europa rasch an. 1620: ca. 2.000 1750: ca. 1,2 Mio. 1776: ca. 2,5 Mio. 27 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Diese Bevölkerungszunahme hatte Folgen: die Ausweitung der Siedlungsgebiete die zunehmende Verstädterung der steigende Bedarf an Arbeitskräften wurde gedeckt durch die Einwanderer aus Europa und durch Sklaven aus Afrika (20 % Bevölkerungsanteil im Süden 1776) die Unterwerfung, Vertreibung, und Tötung der indianischen Völker 28 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Die Ausweitung der Siedlungsgebiete führte aber auch in der Zeit von 1754 bis 1763 zu einem Krieg um die Vorherrschaft auf dem nordamerikanischen Kontinent zwischen England und Frankreich. Bis zum Ende des Krieges 1763 hatte sich die britische Regierung nur wenig in die inneren Angelegenheiten ihrer 13 nordamerikanischen Kolonien eingemischt. Sie betrieb eine Politik des wohlwollenden Gewährenlassens. Nach dem Sieg Englands 1763 folgte rasch eine Entfremdung zwischen den amerikanischen Kolonien und dem englischen Mutterland. Es vollzog sich ein grundlegender Ansehensverlust Englands. Die Gründe dafür waren Interessengegensätze. England und die Siedler zogen jeweils andere Schlussfolgerungen aus dem Sieg über Frankreich. 29 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Lesen Sie das Informationsblatt: Die Unabhängigkeitserklärung der USA Arbeitsaufgabe: Bereiten Sie sich auf ein Streitgespräch vor: Welche Interessen haben die Siedler in den Kolonien? Welche Interessen vertritt die englische Regierung? 30 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Die amerikanischen Siedler hofften, sich nach dem Sieg über Frankreich ungehindert auf dem amerikanischen Kontinent entfalten zu können. Die Siedler wehren sich gegen die Einengung ihrer Lebensweise und die Erhebung von Steuern und Abgaben durch England. Aus amerikanischer Sicht wurden Regeln verletzt, die sich über Jahrzehnte in den Kolonien entwickelt hatten. Sie fordern: Keine Besteuerung der Kolonisten ohne dass ihre Vertreter im englischen Parlament mitreden können. 31 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Das englische Mutterland war darauf bedacht, die enormen Kosten des Krieges aus den Erträgen in den Kolonien wieder zu erwirtschaften. Die Kolonien sollten vor allem als Rohstoffquellen und Absatzmärkte für englische Produkte dienen. England dachte, es sei legitim von den Kolonien Leistungen einzufordern, da sich diese dem Mutterland unterzuordnen hätten. Man wollte die Kolonien davon abhalten, Industrien zu errichten, durch die sie mit England in Konkurrenz treten würden. 32 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Im Dezember 1773 eskalieren die Proteste der Kolonisten und richten sich vor allem gegen den englischen Teezoll. Als radikale Siedler im Bostoner Hafen eine Teeladung von einem englischen Schiff ins Wasser warfen, reagierte das britische Parlament mit harten Strafmaßnahmen. F10 England entsandte zusätzliche Truppen, entzog den Siedlern verschiedene Rechte, verhängte einen Handelsboykott und verbot die Fischerei. 33 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Im September und Oktober 1774 versammelten sich die Siedler zu einem ersten Kontinentalkongress Alle Kolonien entsandten Delegierte. Die Versammlung fasste folgende Beschlüsse: der Handel mit England wird eingestellt die englischen Steuergesetze werden für ungültig erklärt Der englische König setzte jedoch seinen harten Konfrontationskurs fort, schickte Soldaten und stellt im Februar 1775 fest, dass sich die Kolonien nunmehr in offener Rebellion gegen England befinden. 34 2. Der Weg der Kolonien in die Unabhängigkeit Am 10. Mai 1775 treffen sich in Philadelphia erneut 65 Delegierten aus allen 13 Kolonien zum 2. Kontinentalkongress. Dort wurden folgende Beschlüsse gefasst: Ausrufung des Verteidigungszustandes Gründung der amerikanischen Streitkräfte George Washington wird erster Oberbefehlshaber der Armee Druck von neuem Papiergeld Damit begann 1775 ein offener Krieg der Siedler gegen die englische Krone: der amerikanische Unabhängigkeitskrieg. 35 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 Mit der am 10.01.1776 erschienenen und massenhaft verbreiteten Flugschrift „Common Sense" von Thomas Paine wurde die Forderung nach Unabhängigkeit zum zentralen Ziel des Krieges. F11 Am 2. Juli 1776 wird bei einem weiteren Kontinentalkongress in Philadelphia auf Antrag der Kolonie Virginia die vom Juristen Thomas Jefferson vorbereitete Unabhängigkeits-erklärung (Declaration of Independence) beschlossen, wonach die 13 Vereinigten Kolonien freie und unabhängige Staaten seien. Thomas Jefferson (1743 bis 1826), Anwalt, Gutsbesitzer (Sklavenhalter), Abgeordneter in Virginia, 1775 Delegierter des Kontinentalkongresses, Verfasser der Unabhängigkeitserklärung von 1776, 1784 bis 1789 Botschafter der USA in Paris, 1789 Außenminister unter Präsident Washington, 1801 bis 1809 Präsident der USA. 36 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 In der Independence Hall von Philadelphia unterzeichneten am 4. Juli 1776 Delegierte der 13 Kolonien die vom 33-jährigen Thomas Jefferson verfasste Unabhängigkeitserklärung. F12 37 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 Benjamin Franklin, Thomas Jefferson, John Adams, Robert Livingston und Roger Sherman diskutieren den Entwurf der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. 38 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 F13 39 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 Zur Begründung der Trennung von England wurden zunächst einige Grundaussagen zum Zusammenleben der Menschen gemacht: „Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen sind dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind dass dazu Leben, Freiheit, und das Streben nach Glück gehören dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt werden, die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmung der Regierten herleiten 40 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 „Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: dass, wenn immer irgendeine Regierungsform sich als diesen Zielen abträglich erweist, es Recht des Volkes ist, sie zu ändern oder anzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen und diese auf solchen Grundsätzen aufzubauen und ihre Gewalten in der Form zu organisieren, wie es zur Gewährleistung seiner Sicherheit und seines Glücks geboten zu sein scheint.“ 41 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 Danach wird mit Beispielen dargestellt, dass der englische König gegen diese Prinzipien verstößt, weshalb man sich von England lösen müsse. „Die Regierungszeit des gegenwärtigen Königs von Großbritannien ist von unentwegtem Unrecht und ständigen Übergriffen gekennzeichnet, die alle auf die Errichtung einer absoluten Tyrannei über diese Staaten abzielen. Zum Beweise dessen seien der gerecht urteilenden Welt Tatsachen unterbreitet: ...“ Er hat Gesetzen seine Zustimmung verweigert, die für das Wohl der Allgemeinheit äußerst nützlich und notwendig sind. Er hat wiederholt Abgeordnetenkammern aufgelöst, weil sie mit männlicher Festigkeit seinen Eingriffen in die Rechte des Volkes entgegengetreten sind. Er hat sich lange Zeit hindurch geweigert, nach solchen Auflösungen neue. Vertretungen wählen zu lassen. [...] 42 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 Er hat die Rechtsprechung hintertrieben, indem er Gesetzen über die Erteilung richterlicher Befugnisse seine Zustimmung versagte. Er hat Richter hinsichtlich der Amtsdauer und der Höhe und des Zahlungsmodus ihrer Gehälter von seinem Willen allein abhängig gemacht. […] Er hat danach gestrebt, das Militär von der Zivilgewalt unabhängig zu machen und es ihr überzuordnen. Er hat sich mit anderen zusammengetan, um uns eine Form der Rechtsprechung aufzuzwingen, die unserer Verfassung fremd und von unseren Gesetzen nicht anerkannt war. [...] Er hat unsere Meere geplündert, unsere Küsten verheert, unsere Städte niedergebrannt und unsere Mitbürger getötet. […] 43 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 Zum Zeitpunkt der Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung war allerdings jeder sechste Mensch der insgesamt 3 Mio. Einwohner der 13 Kolonien schwarz und damit versklavt. Der Kernsatz der Unabhängigkeitserklärung „all men are created equal“ besaß offensichtlich keine universelle Bedeutung, was den Verfassungsgebern durchaus bewusst war. 44 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 Nach einem mehrjährigen Krieg der Siedler gegen die englischen Soldaten, in dem sich Frankreich auf die Seite der Kolonisten stellte, mussten die Briten schließlich 1781 kapitulieren. Triumph der Siedler über die Weltmacht England: 1781 kapituliert Lord Cornwallis und übergibt die Stadt Yorktown an den amerikanischen General George Washington 45 3. Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien von 1776 In einem Friedensvertrag, der 1783 in Paris geschlossen wurde, erkannte England die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten an. Der Krieg zwischen den Siedlern und England war beendet. England trat seine Gebiete bis auf Kanada an den neuen Staat ab. Unterschriften auf der letzten Seite des Friedensvertrages: John Adams, Benjamin Franklin und John Jay. F14 46 4. Die Verfassung der USA von 1787 Nach der Unabhängigkeit sollte der neue Staat eine Verfassung erhalten, in der alle Rechte der Menschen und die Form ihrer Regierung verankert werden sollten. Die Ideen der Aufklärung wurden in die Tat umgesetzt. Welchen Sinn hat eine Verfassung? Zur Erarbeitung einer Verfassung kamen von Mai bis September 1787 in Philadelphia 55 Delegierte aus den einzelnen Staaten zu einem Verfassungskonvent zusammen. Am Ende der Beratungen, am 17.09.1787, wurde vom Konvent die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika angenommen. F15 47 4. Die Verfassung der USA von 1787 Sitzung des Verfassungskonventes unter dem Vorsitz von George Washington in Philadelphia 1787. 48 4. Die Verfassung der USA von 1787 Die erarbeitete Verfassung musste von den Parlamenten in allen 13 Bundesstaaten einzeln ratifiziert (angenommen) werden. Danach trat Sie am 4. März 1789 in Kraft. Zwei Jahre später wurden die Grundrechte (u.a Presse-, Glaubens- und Versammlungsfreiheit, Unverletzlichkeit der Person, des Eigentums und der Wohnung) durch 10 Ergänzungen (amendments) hinzugefügt. Seit 1789 wurde die Verfassung um insgesamt weitere 27 Zusätze ergänzt. Die Verfassung ist bis heute gültig. Am 30. April 1789 wurde nach den Regeln der Verfassung der erste Präsident George Washington nach seiner Wahl in New York vereidigt. 49 4. Die Verfassung der USA von 1787 Die Vereidigung der ersten Präsidenten George Washington 1789 50 4. Die Verfassung der USA von 1787 51 4. Die Verfassung der USA von 1787 Die wichtigsten Inhalte der amerikanischen Verfassung von 1789: Die Volksvertretung (Legislative) ist der Kongress. Er besteht aus dem Senat und dem Repräsentantenhaus. Das Repräsentatentenhaus (435 Abgeordnete) wird alle 2 Jahre, ein Drittel des Senats (insgesamt 100 Senatoren) ebenfalls alle 2 Jahre neu gewählt. Beide Kammern haben folgende Aufgaben: Gesetzgebung Beschluss des Haushalts Kontrolle der Regierung Zustimmung zu personellen Entscheidungen des Präsidenten Zustimmung zum Abschluss von Verträgen mit anderen Staaten 52 4. Die Verfassung der USA von 1787 Der Präsident ist die Exekutive. Der Präsident wird alle 4 Jahre von Wahlmännern gewählt, die Wahlmänner werden vom Volk gewählt. Der Präsident hat gegenüber den Beschlüssen des Kongresses ein suspensives (aufschiebendes) Veto, das nur mit einer 2/3-Mehrheit des Kongresses überstimmt werden kann. Der Präsident hat folgende Rechte: er ist Staatsoberhaupt er ist Regierungschef er ist Oberbefehlshaber der Armee er schlägt die Ernennung von Beamten und Ministern vor er schlägt die Ernennung von Richtern vor Er kann durch den Kongress durch ein Amtsenthebungsverfahren aus dem Amt entfernt werden. 53 4. Die Verfassung der USA von 1787 Die Richter (Judikative) sind unabhängig. Das höchste Gericht ist der Supreme Court, der über die Einhaltung der Verfassung wacht und die anderen Verfassungsorgane kontrolliert. Weitere Grundsätze: Die 50 Einzelstaaten sind selbständig. Die Regierungsgewalt ist zwischen dem Bund und den Einzelstaaten aufgeteilt (föderatives Prinzip). Es besteht ein komplexes System gegenseitiger Machteinschränkung und Machtkontrolle (“checks and balances”), das dafür sorgt, dass keine der drei Gewalten diktatorische Macht gewinnen kann. 54 5. Das amerikanische Regierungssystem Kontrolle Legislative Exekutive Judikative Kontrolle Ernennung suspensives Veto Impeachment Kongress Repräsentantenhaus Präsident Kabinett mit 13 Departments (Ministerien) Supreme Court Senat Wahl 435 Abg. auf 2 Jahre 100 Senatoren 538 Wahlmänner auf 6 Jahre Wahl Wahl gewählt von den Parlamenten der Bundesstaaten 302 Mio. Einwohner in 50 Bundesstaaten 55 5. Das amerikanische Regierungssystem 56 6. Das Regierungssystem der USA im Vergleich mit dem Absolutismus Frankreichs Sie haben nun einen Überblick über die amerikanische Verfassung und das Regierungssystem. Lösen Sie bitte jetzt folgende Arbeitsaufgabe: Ziehen Sie einen Vergleich zwischen dem absoluten Regierungssystem in Frankreich im 18. Jahrhundert (vor der Revolution!) und der USVerfassung von 1789 und dem Regierungssystem in den USA. F16 57 6. Das Regierungssystem der USA im Vergleich mit dem Absolutismus Frankreichs 1. 2. 3. 4. 5. In Frankreich gibt es keine Gewaltenteilung. Frankreich ist ein Zentralstaat. Die Regierung in Frankreich leitet ihre Macht nicht aus Wahlen ab. Die Menschen haben in Frankreich keinerlei Rechte. In Frankreich kann die Regierung nicht verändert und beeinflusst werden. 6. An der Spitze in Frankreich steht der König, in den USA ein Präsident mit jeweils anderen Machtbefugnissen. 7. In Frankreich gibt es die merkantile Wirtschaft, in den USA werden die Ideen von Adam Smith (freie Marktwirtschaft) umgesetzt. 58 6. Das Regierungssystem der USA im Vergleich mit dem Absolutismus Frankreichs 8. In den USA gibt es keine Ständegesellschaft. 9. In den USA wird das Amt des Staatsoberhauptes nicht vererbt. 10. In den USA kann das Staatsoberhaupt maximal 8 Jahre regieren, in Frankreich regiert der König lebenslang. 11. In den USA ist das Eigentum garantiert, in Frankreich nicht. A1 59