GESCHICHTE Der USA

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GESCHICHTE Der USA
Kolumbus vor dem Aufbruch in die Neue Welt Diese Lithographie zeigt den Entdecker Christoph
Kolumbus am 3. August 1492 vor seiner ersten Reise über den Atlantik. Er wollte beweisen, dass
man Indien in westlicher Richtung schneller erreichen konnte.THE BETTMANN ARCHIVE
Neben den Querverweisen im folgenden Abschnitt über die amerikanische Geschichte wird der Leser
auf die Abschnitte zur Geschichte einzelner US-Bundesstaaten und auf die jeweiligen Artikel über die
US-Präsidenten verwiesen. Zur Geschichte Nordamerikas vor der Inbesitznahme durch die Europäer
siehe Indianer.
7.1 Kolonialzeit
Die Entdeckungs- und Erkundungsreisen des 15. und 16. Jahrhunderts von Christoph Kolumbus,
John Cabot, Giovanni da Verrazano und Jacques Cartier waren die Voraussetzung für die
schrittweise Besiedelung des riesigen Landes durch die Europäer. Tatsächlich war das Land zum
Zeitpunkt seiner Entdeckung durch die Europäer seit ungefähr 25 000 Jahren von Indianern
besiedelt, die gegen Ende der letzten Eiszeit über eine Landbrücke bei der Beringstraße von Asien
her eingewandert waren. Bei Ankunft der Europäer Ende des 15. Jahrhunderts lebten wahrscheinlich
zwischen drei und fünf Millionen Indianer in Nordamerika. Die Geschichte der europäischen
Entdeckung und Besiedelung Nordamerikas ist zugleich die Geschichte der Vertreibung und
Dezimierung der indianischen Bevölkerung und die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen
den europäischen Kolonialmächten England, Niederlande, Frankreich und Spanien um den Besitz
der Neuen Welt und die Hegemonie in Amerika.
7.1.1 Die ersten Siedlungen
Kolonialmuseum in Jamestown Das 1607 auf einer Insel im James River gegründete Jamestown gilt
als erste ständige Siedlung englischer Kolonisten auf dem amerikanischen Kontinent. Heute befindet
sich hier ein Freilichtmuseum, das an die koloniale Vergangenheit des Ortes erinnern soll.Joseph
Sohm/ALLSTOCK, INC.
Die Gründung von Saint Augustine 1565 im heutigen Florida durch die Spanier markierte den Anfang
der europäischen Kolonisierung auf dem Gebiet der heutigen USA. Zum Zeitpunkt dieser ersten
Siedlungsgründung führten England und Spanien gegeneinander Krieg, der 1588 mit der
Vernichtung der spanischen Armada seinen Höhepunkt fand. Nach dieser Niederlage war Spanien
als Rivale Englands um die Vorherrschaft in Nordamerika nicht mehr ernst zu nehmen.
1585 suchte Sir Walter Raleigh auf Roanoke Island vor der Küste des heutigen North Carolina
Kolonisten anzusiedeln und 1587 etwas weiter nördlich in einem Gebiet, das er zu Ehren Elisabeths
I., der „jungfräulichen (virgin) Königin”, Virginia nannte. Beide Versuche schlugen jedoch fehl. Die
erste englische Dauersiedlung in Nordamerika war das 1607 gegründete Jamestown, benannt nach
König Jakob I. von England (englisch James I.).
7.1.2 Französische und niederländische Aktivitäten
Im Jahrzehnt nach der Gründung von Jamestown intensivierten auch Frankreich und die Niederlande
ihre Bemühungen um nordamerikanisches Territorium. Frankreich erkannte schon früh die
Bedeutung des Sankt-Lorenz-Stromes, des besten natürlichen Zugangs zum Landesinneren, und
gründete 1608 in einem ersten Schritt der Landnahme die Stadt Quebec. Während der folgenden 75
Jahre nahm Frankreich zudem riesige Gebiete im Landesinneren einschließlich des gesamten
Mississippi-Tales, die von Männern wie Jacques Marquette, Louis Jolliet und Robert Cavelier de La
Salle entdeckt und erforscht worden waren, nominell in Besitz.
Die Niederlande erhoben Anspruch auf die New York Bay und das Gebiet um den Hudson; beides
war 1609 von dem englischen Seefahrer Henry Hudson, der im Dienste der niederländischen
Ostindien-Kompanie segelte, entdeckt und erkundet worden.
7.1.3 Die Kolonien Neuenglands
Erstes Erntedankfest in Amerika Das Gemälde zeigt die Pilgerväter bei ihrer ersten Feier des
Erntedankfestes zusammen mit Indianern im Jahr 1621.THE BETTMANN ARCHIVE
Die englische Kolonisierung Nordamerikas erhielt 1620 einen entscheidenden Impuls, als eine
Gruppe separatistischer Puritaner, die später so genannten Pilgerväter, das Siedlungsrecht in
Virginia erhielt. Mit der Mayflower stachen im September 1620 von Plymouth aus 101 Kolonisten –
Männer, Frauen und Kinder – Richtung Nordamerika in See, landeten jedoch nicht wie geplant in
Virginia, sondern bei Kap Cod (im heutigen Massachusetts), ließen sich hier nieder und gründeten
die Plymouth-Kolonie. Noch an Bord der Mayflower hatten sie als Grundlage für ihr zukünftiges
Gemeinwesen den Mayflower-Compact unterzeichnet, die erste schriftliche amerikanische
Verfassung.
1632 erhielt Lord Baltimore, ein Katholik, von dem anglikanischen König Karl I. die Konzession für
die Kolonisierung von Maryland. Diese beiden Kolonien – Plymouth-Kolonie und Maryland – mit
ihrem konfessionellen Hintergrund – hier eine Puritanergruppe, dort Katholiken – sind beispielhaft für
die religiöse Vielfalt, die unter den weißen Siedlern in Nordamerika herrschte. Und eben diese
religiöse Vielfalt, gepaart mit religiöser Toleranz, war es, die im 17. Jahrhundert zahllose
Einwanderer aus dem von Religionskriegen und religiöser Verfolgung geprägten Europa nach
Nordamerika zog. Ein weiterer Grund für den massiven Zustrom von Kolonisten im 17. Jahrhundert
vor allem aus England war die zunehmende Verarmung weiter Teile der Bevölkerung in Europa,
insbesondere in England, wo besonders die Landbevölkerung unter den wirtschaftlichen
Veränderungen zu leiden hatte.
Die meisten der von der englischen Krone autorisierten und privilegierten Kolonien wurden noch vor
Ende des 17. Jahrhunderts gegründet. Ausnahme war Georgia, das erst 1732 als Kolonie entstand.
Die Kolonie Neuniederlande eroberten die Engländer 1664 von den Niederlanden; den Hauptort der
Kolonie, Neu-Amsterdam, benannten sie in New York um, außerdem gliederten sie New Jersey als
eigenständige Kolonie aus der ehemaligen Kolonie Neuniederlande aus. New Hampshire wurde
1679 zur Kolonie, und 1681 erhielt schließlich William Penn eine königliche Konzession für das
spätere Pennsylvania.
Erster Ausdruck der Kontrolle des englischen Parlaments über die nordamerikanischen Kolonien war
das Handels- und Schifffahrtsgesetz von 1651 (Navigationsakte), das den Warenverkehr zwischen
den englischen Kolonien und dem Mutterland ausschließlich auf englischen Schiffen zuließ. Eine
weitere Navigationsakte von 1660 untersagte Handelsbeziehungen zwischen den englischen und
nichtenglischen Nationen. Doch wegen der nachlässigen Überwachung dieser Gesetze waren
Schmuggel und Schwarzhandel weit verbreitet.
1660 wandelte König Karl II. von England New Hampshire und Massachusetts in Kronkolonien um.
1686 verfügte Jakob II. die Zusammenlegung von New York, New Jersey und den NeuenglandKolonien zum Dominion of New England. Die Kolonien wehrten sich gegen diesen
Zusammenschluss, die ihre Rechte gegenüber der englischen Krone schwächte: Connecticut und
Rhode Island verweigerten die Rückgabe ihrer Konzessionen; in Massachusetts brach 1689 eine
bewaffnete Rebellion aus; die Einwohner Bostons übernahmen die Macht in der Kolonialregierung,
und in New York gab es ebenfalls einen bewaffneten Aufstand. Nach der Glorious Revolution wurde
die Verfügung wieder zurückgenommen.
Die Thronbesteigung von Wilhelm III. und seiner Frau Maria II. 1689 markierte eine Neuorientierung
in der englischen Außenpolitik: England wandte sich von der profranzösischen Politik Jakobs II. ab
und profilierte sich nun sowohl in Europa wie auch in den Kolonien als einer der Hauptgegner
Frankreichs. In den Kolonien war Frankreich der schärfste Konkurrent Englands um die
Vormachtstellung.
7.1.4 Die britisch-französischen Kriege
Britisch-Französischer Kolonialkrieg Der Britisch-Französische Kolonialkrieg (1754-1763) war der
letzte einer ganzen Reihe von Kriegen zwischen Frankreich und Großbritannien in und um ihre
Kolonien (1689-1763). Er endete mit einem Sieg der Briten; der französische Besitz in Nordamerika
fiel zum größten Teil an Großbritannien.© Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Von 1689 bis 1763 führten England und Frankreich vier große Kriege gegeneinander, die alle sowohl
in Europa als auch parallel dazu in den Kolonien ausgetragen wurden: den Pfälzischen Erbfolgekrieg
und sein nordamerikanisches Pendant den King William’s War (1689-1697), den Spanischen
Erbfolgekrieg bzw. den Queen Anne’s War (1702-1713), den Österreichischen Erbfolgekrieg bzw.
den King George’s War (1744-1748) und schließlich den Siebenjährigen Krieg bzw. den BritischFranzösischen Kolonialkrieg (1754-1763).
Die ersten drei Kriege brachten keine klare Entscheidung, obgleich der Friede von Utrecht, der 1713
den Spanischen Erbfolgekrieg beendet hatte, Frankreich zur Abtretung großer Territorien zwang,
darunter Akadien, Neufundland und die Region um die Hudsonbai. Die Entscheidung brachte
schließlich der vierte Krieg, aus dem nach anfänglichen Niederlagen am Ende Großbritannien als
Sieger hervorging. Im Frieden von Paris, der 1763 den Britisch-Französischen Kolonialkrieg
beendete, musste Frankreich alle seine Besitzungen östlich des Mississippi sowie Kanada an
Großbritannien abtreten; Spanien, Frankreichs Verbündeter, musste zugunsten Großbritanniens auf
Florida verzichten, erhielt aber die bislang französischen Territorien westlich des Mississippi.
Großbritannien war nun die Vormacht in Nordamerika.
7.2 Unabhängigkeit und Staatsgründung
7.2.1 Widerstand gegen das Mutterland
Boston-Massaker Historisch gesehen war das Boston-Massaker lediglich ein Straßenkampf
zwischen einer aufgebrachten Menge und britischen Soldaten, bei dem fünf Kolonisten ums Leben
kamen.Hulton Deutsch
Durch die Kriege hatte Großbritannien beträchtliche Schulden angehäuft und suchte nun auch die
Kolonien stärker zur Finanzierung des Staatshaushaltes heranzuziehen. Dies, verbunden mit einer
wieder stärkeren Kontrolle der Kolonien durch das Mutterland, provozierte mittelfristig den offenen
Widerstand der Kolonien. Bereits 1764 verschärfte das britische Parlament die Navigationsakte, und
1765 beschloss es die so genannte Stempelakte. Dieses Gesetz stieß in den Kolonien auf scharfen
Protest, der seinen vorläufigen Höhepunkt im Oktober 1765 im Stamp Act Congress fand. Der
Kongress verabschiedete eine Declaration of Rights and Grievances, in der die Kolonien u. a.
größere Selbstbestimmung und eine parlamentarische Vertretung einklagten. Das britische
Parlament erkannte die Declaration zwar nicht an, nahm 1766 die Stempelakte aber wieder zurück.
Boston Tea Party Die Vernichtung einer britischen Teeladung im Hafen von Boston war die Reaktion
amerikanischer Siedler auf die Erhebung einer Teesteuer durch die britische Krone. Dies verschärfte
den Konflikt zwischen dem britischen Mutterland und den nordamerikanischen Kolonien am
Vorabend des Unabhängigkeitskrieges.Library of Congress
1767 verabschiedete das Parlament die Townshend Acts, die u. a. eine Reihe von Waren, wie z. B.
Tee, Papier, Blei, Farbe und Glas, mit Zöllen belegten. Der Widerstand der Kolonien gegen diese
Gesetze manifestierte sich im Boykott britischer Waren, kolonienübergreifenden Protestaktionen und
– in Massachusetts – im offenen Aufruhr gegen die britische Regierung. In Reaktion darauf
verstärkte Großbritannien 1768 seine Truppen in Boston, einem Zentrum des kolonialen
Widerstandes. Das wiederum verschärfte die antibritische Stimmung. Am 5. März 1770 kam es in
Boston zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen britischen Soldaten und Bostoner Bürgern, dem
so genannten Boston Massaker.
1770 nahm Großbritannien alle Zölle aus den Townshend Acts zurück mit Ausnahme des Teezolles.
Die Kolonisten, die den Teezoll als Kontroll- und Unterdrückungsmaßnahme interpretierten,
intensivierten nun den Warenboykott und entluden ihren Protest schließlich am 16. Dezember 1773
in der Boston Tea Party.
7.2.2 Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg
John Trumbull: Unabhängigkeitserklärung der englischen Kolonien Das Gemälde
Unabhängigkeitserklärung der englischen Kolonien von John Trumbull (1794, Yale University Art
Gallery, New Haven) hält den Moment fest, da Thomas Jefferson dem Zweiten Kontinentalkongress
seinen im Auftrag des Kongresses erarbeiteten Entwurf der Unabhängigkeitserklärung überreicht.
Am 4. Juli 1776 unterzeichneten zwölf der britischen Kolonien in Nordamerika die
Unabhängigkeitserklärung, die 13. Kolonie, New York, schloss sich wenige Tage später an.Corbis
1774 erließ Großbritannien mehrere Zwangsgesetze, die so genannten Intolerable Acts, die sich vor
allem gegen die unbotmäßige Kolonie Massachusetts richteten und sie in Handel und
Selbstverwaltung erheblich einschränkten. In Reaktion auf die Intolerable Acts versammelten sich die
britischen Kolonien in Nordamerika am 5. September 1774 zum 1. Kontinentalkongress und
formulierten hier eine gemeinsame Protesterklärung an König Georg III. Die Fronten verhärteten sich
zusehends. Im April 1775 kam es bei Lexington zu ersten bewaffneten Auseinandersetzungen
zwischen britischen Soldaten und der Kolonialmiliz. Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg
hatte begonnen.
Am 10. Mai 1775 trat in Philadelphia der 2. Kontinentalkongress zusammen. Der Kongress beschloss
den Aufbau einer eigenen Armee, ernannte George Washington zu deren Oberbefehlshaber, gab
eigenes Papiergeld aus und übernahm eine Reihe von exekutiven Funktionen, die bisher beim König
lagen. Darüber hinaus appellierte er an die britische Regierung, die Krise auf friedlichem Weg
beizulegen. Im August 1775 jedoch antwortete Georg III. mit einer Proklamation, in der er seine
„loyalen Untertanen” dazu aufrief, „Rebellion und Aufruhr (in Nordamerika) niederzuschlagen”. Trotz
der erneuten Verschärfung der Lage lehnte die Mehrheit des Kontinentalkongresses vorerst noch die
Loslösung von Großbritannien ab, wie sie von einer radikalen Minderheit favorisiert wurde. Erst die
Veröffentlichung von Thomas Paines Common Sense im Januar 1776 bewirkte in den Kolonien
einen klaren Meinungsumschwung: Am 2. Juli 1776 erklärte der 2. Kontinentalkongress die
Loslösung der Kolonien von der britischen Krone, und am 4. Juli 1776 verabschiedete er die im
Wesentlichen von Thomas Jefferson entworfene Unabhängigkeitserklärung.
Im Unabhängigkeitskrieg gewannen nach und nach die amerikanischen Truppen, die ab 1778 von
Frankreich unterstützt wurden, die Oberhand über die Briten und zwangen sie schließlich am 19.
Oktober 1781 bei Yorktown zur Kapitulation. Mit der Unterzeichnung des Friedens von Paris am 3.
September 1783 endete der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg. Großbritannien erkannte
seine ehemaligen Kolonien in Nordamerika (außer Kanada) als die freien und unabhängigen
Vereinigten Staaten an und trat alle seine Besitzungen östlich des Mississippi an den jungen Staat
ab.
7.3 Die Konsolidierung der Vereinigten Staaten
Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika Am 17. September 1787 wurde vom Kongress die
Verfassung der Vereinigten Staaten angenommen. 1789 wurde die Verfassung um 22 Zusatzartikel
(Amendments) ergänzt.Hulton Deutsch
Zwischen 1776 und 1789 gaben sich die Einzelstaaten Verfassungen, die auf dem Prinzip der
Volkssouveränität basierten, Gewaltenteilung festschrieben und zumeist auch einen
Grundrechtekatalog enthielten. Durch die 1777 beschlossenen und 1781 verabschiedeten Articles of
Confederation schlossen sie sich zu einem lockeren Staatenbund zusammen, ohne jedoch ihre
einzelstaatliche Souveränität aufzugeben. Der Staatenbund verfügte allerdings kaum über
Kompetenzen, was sich bald in vielen Bereichen negativ bemerkbar machte, so z. B. in Wirtschaft
und Handel, aber auch in den Beziehungen zwischen den Einzelstaaten. 1787 trat daher ein
Verfassungskonvent zusammen, der unter dem Vorsitz von George Washington eigentlich nur die
Articles of Confederation überarbeiten sollte, am Ende aber eine völlig neue Bundesverfassung
ausarbeitete. Die neue Verfassung installierte einen Bundesstaat mit einer relativ starken, nach dem
Präsidialsystem organisierten Bundesregierung, verlieh aber auch föderalen Elementen ein sehr
hohes Gewicht. Bis 1789 hatten die meisten der Einzelstaaten die Verfassung ratifiziert, und bereits
1791 wurde sie um die ersten zehn Amendments, die Bill of Rights, erweitert, die die wesentlichen
Grundrechte garantieren. Erster Präsident der Vereinigten Staaten wurde George Washington, der
von 1789 bis 1797 amtierte.
Bereits unter der Regierung Washington bildeten sich in der Auseinandersetzung um den innen- und
den außenpolitischen Kurs der USA die beiden ersten wichtigen politischen Parteien der USGeschichte heraus: die Federalists und die Republicans oder Democratic-Republicans, aus denen
später die Demokratische Partei hervorging. Außenpolitisch suchten die Federalists unter der
Führung von Schatzminister Alexander Hamilton die Annäherung an Großbritannien; innenpolitisch
strebten sie eine hierarchisch gegliederte Gesellschafts- und politische Ordnung mit einer Besitz- und
Bildungsaristokratie an der Spitze an. Demgegenüber favorisierten die Republicans unter James
Madison und Thomas Jefferson eine egalitäre und agrarisch geprägte Gesellschaftsordnung, und
außenpolitisch tendierten sie zu einem Bündnis mit Frankreich. Zu einer Vertiefung der Kluft
zwischen Federalists und Republicans kam es durch den Jay’s Treaty mit Großbritannien, der in den
USA auf heftige Kritik stieß. Unter Washington bewahrten die USA in den britisch-französischen
Auseinandersetzungen im Rahmen der Koalitionskriege Neutralität; sein Nachfolger, der Federalist
John Adams, dagegen leitete trotz formell weiterhin andauernder Neutralität einen klar probritischen
Kurs ein, was zu schweren Spannungen im Verhältnis zu Frankreich und schließlich zum Abbruch
der diplomatischen Beziehungen und einigen militärischen Zusammenstößen führte. Gegen diese
Außenpolitik, aber auch gegen den innenpolitischen Kurs der Regierung Adams, der sich u. a. in den
Alien and Sedition Acts niederschlug, formierten sich die Republicans zu einer starken Opposition;
bei den Wahlen 1800 konnten sie sich mit ihrem Präsidentschaftskandidaten Thomas Jefferson klar
gegen die Federalists durchsetzen.
Thomas Jefferson „Es versteht sich von selbst, dass alle Menschen gleich sind, dass ihr Schöpfer
ihnen unantastbare Rechte verliehen hat, darunter das Recht auf Leben, Freiheit, Glück“, war die
Grundüberzeugung des dritten amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson.Hulton Deutsch/(p)
1992 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Erweitern
Unter Präsident Jefferson (1801-1809) schritt sowohl die innere Konsolidierung der USA als auch
ihre territoriale Expansion voran: 1803 wurde Ohio als Erster der Northwest Territory-Staaten in die
Union aufgenommen, und im selben Jahr erfolgte der Kauf von Louisiana, durch den das
Staatsgebiet der USA auf weit über das Doppelte anwuchs. Begleitet war die Expansion Richtung
Westen von nahezu ständigen Kämpfen gegen die Indianer, die dem Vordringen der weißen Siedler
Widerstand entgegenzusetzen suchten (siehe Indianerkriege). Außenpolitisch kam es unter Jefferson
und seinem Nachfolger James Madison (1809-1817) zunehmend zu Konflikten mit Frankreich und
besonders Großbritannien, die vor dem Hintergrund der Koalitions- und der Napoleonischen Kriege
fortgesetzt die Neutralität der USA zum Teil gewaltsam missachteten. Der Konflikt mit Großbritannien
eskalierte schließlich im Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812, der allerdings auch durch die
Aspirationen der USA auf Kanada und Florida ausgelöst worden war. Der Krieg endete 1814 mit dem
Frieden von Gent für beide Seiten ergebnislos, d. h., es wurden die Vorkriegsverhältnisse
wiederhergestellt.
Die folgenden Jahre bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges waren von der fortschreitenden Expansion
der USA nach Westen und Süden und einem starken wirtschaftlichen Wachstum geprägt. Unter
Präsident James Monroe (1817-1825) erwarben die USA von Spanien Florida, das 1845 als
Bundesstaat in die Union aufgenommen wurde. Weitere bedeutende Gebietsgewinne verzeichneten
die USA 1845 durch die Annexion von Texas, den Mexikanischen Krieg (1846-1848), der ihnen
Kalifornien und New Mexiko einbrachte, sowie durch den Gadsden-Vertrag von 1854. Zwischen 1815
und 1861 wurden die USA um insgesamt 16 neue Bundesstaaten erweitert, und zugleich schob sich
die Siedlungsgrenze sukzessive nach Westen bis an den Pazifik vor. Verbunden war die Expansion
auch weiterhin mit der Vertreibung, Umsiedelung oder sogar Vernichtung ganzer Indianerstämme.
Parallel zur territorialen und inneren Konsolidierung, mit der das Entstehen eines starken nationalen
Selbstbewusstseins einherging, erfolgte die Abgrenzung nach außen gegenüber den „alten” Mächten
in Europa: In der Monroedoktrin von 1823 verbaten sich die USA jegliche Art der Einmischung
seitens der europäischen Mächte auf dem gesamten amerikanischen Kontinent, verzichteten
ihrerseits aber auch auf jegliche Intervention in Europa.
Das starke Wirtschaftswachstum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts basierte zum einen auf
der territorialen Expansion, zum anderen auf dem enormen Zustrom an Einwanderern. Es bildeten
sich drei wirtschaftliche Großregionen heraus, die sich sozial, politisch und auch kulturell
voneinander unterschieden: Im Norden und Nordosten dominierten Industrie, zum Teil in
Aktiengesellschaften organisiert, und Finanzgeschäfte, im Süden der Baumwollanbau in
großflächiger Plantagenwirtschaft und im Westen die Landwirtschaft und Viehzucht, d. h. die
Nahrungsmittelproduktion. Unterstützt wurde das Wirtschaftswachstum, der Austausch der Regionen
untereinander und damit auch die Integration der Bundesstaaten durch den forcierten Ausbau von
Verkehrswegen – Straßen, Kanälen und ab 1830 des Schienennetzes. Insgesamt waren die
wirtschaftlichen und die gesellschaftlichen Strukturen von hoher sozialer Durchlässigkeit geprägt, die
sich wiederum positiv auf die Demokratisierung des Landes auswirkte. Im Wahlkampf des Jahres
1828, aus dem Andrew Jackson (1829-1837) als Sieger hervorging, formierten sich die beiden, bis
heute das politische Leben der USA dominierenden Parteien, als sich die Republicans in die von
Jackson geführten Demokraten und die Nationalrepublikaner spalteten, die später in der Whig Party
aufgingen und sich schließlich mit anderen zur Republikanischen Partei vereinten.
7.3.1 Die Sklavereifrage
Sklaverei in den USA 1820 bis 1860 Die Karte zeigt die Staaten der USA, die die Sklavenhaltung
befürworteten bzw. ablehnten.© Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Mit dem wirtschaftlichen Wachstum verschärften sich die Spannungen zwischen den wirtschaftlichen
Großregionen, insbesondere zwischen dem industrialisierten Norden und dem auf der
Plantagenwirtschaft basierenden Süden. Im Zentrum des Konflikts stand die Sklavereifrage:
Technische Innovationen sowie eine ständig steigende Nachfrage nach Baumwolle hatten einen
enormen Anstieg der Baumwollproduktion im Süden zur Folge, der wiederum eine starke Zunahme
der Sklaverei nach sich zog. Der Norden lehnte die Sklaverei ab, der Süden verteidigte sie als seine
wesentliche wirtschaftliche Grundlage. Und mit der territorialen Expansion der USA erhob sich
zudem die Frage, ob die Sklaverei auch auf die neuen Bundesstaaten im Westen ausgedehnt
werden solle bzw. dürfe. Die Auseinandersetzung um die Sklavereifrage führte 1860/61 schließlich
zum Austritt der Südstaaten aus der Union und zum Amerikanischen Bürgerkrieg.
Sklavenquartiere Diese Sklavenquartiere lagen außerhalb von New Orleans (Lousiana). Die meisten
Sklaven gab es im Süden der USA.Archive Photos
1820 konnte der Konflikt um die Sklavereifrage noch durch den Missouri-Kompromiss vorläufig
beruhigt werden, als zugleich das sklavenhaltende Missouri und das sklavenfreie Maine als
Bundesstaaten in die Union aufgenommen wurden und so das Gleichgewicht zwischen Vertretern
sklavenhaltender und sklavenfreier Staaten im Senat gewahrt werden konnte. Zugleich untersagte
der Kompromiss die Sklaverei im noch verbliebenen Territorium aus dem Louisiana-Kauf nördlich
von 36°30′ nördlicher Breite. Der Konflikt zwischen Sklavereigegnern und -befürwortern begann sich
jedoch wieder zuzuspitzen, als ab etwa 1830 die Abolitionisten-Bewegung im Norden zunehmend an
Boden und Anhängern gewann und zum Teil militant gegen Sklavereibefürworter vorging. Neues
Konfliktpotential lieferte 1850 die Aufnahme Kaliforniens als sklavenfreier Staat in die Union. Auch
hier wurde ein – allerdings wenig tragfähiger – Kompromiss gefunden: Man ließ nach dem Prinzip
der popular sovereignity die Bevölkerung des neu in die Union aufzunehmenden Staates
entscheiden, ob der Staat sklavenhaltend oder sklavenfrei sein wollte.
Neuerliche schwere Auseinandersetzungen gab es, als die Zentralregion aus dem Louisiana-Kauf in
Kansas und Nebraska aufgeteilt wurde, um als zwei neue Bundesstaaten in die Union eingegliedert
zu werden. Kansas und Nebraska lagen zwar beide nördlich des 36. Breitengrades, aber Kansas
sollte dem Süden, also den sklavenhaltenden Staaten zugeschlagen werden. Ein neuer Kompromiss,
der Kansas-Nebraska-Act von 1854, hob die Bestimmungen des Missouri-Kompromisses auf und
überließ nun auch in Kansas die Entscheidung über die Sklaverei der Bevölkerung. Die Folge waren
blutige Auseinandersetzungen in Kansas (siehe Grenzkrieg) zwischen Sklavereibefürwortern und gegnern, aber auch eine erhebliche Verschärfung des Antagonismus zwischen Nord- und
Südstaaten.
7.4 Der Amerikanische Bürgerkrieg
Präsident Abraham Lincoln „Wir sind nicht Feinde, sondern Freunde. Wir dürfen keine Feinde sein.
Auch wenn die Leidenschaft uns in eine solche Richtung gedrängt haben sollte, darf sie unsere
gegenseitige Verbundenheit nicht zerstören: dieses mystische Band der gemeinsamen
Vergangenheit, das über das Schlachtfeld und die Gräber hinweg die Herzen der Menschen in
diesem weiten Land miteinander verbindet. Dieses Band wird, sofern man bereit ist, es sich ins
Bewusstsein zu rufen, das Anliegen der Union noch stärken und zweifellos die bessere Seite unserer
Natur zum Vorschein bringen“, stellte US-Präsident Abraham Lincoln bei seiner Amtseinführung am
4. März 1861 fest, nachdem bereits sieben Südstaaten sich von der Union getrennt hatten.(p) 1992
Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten./THE BETTMANN ARCHIVE
Erweitern
In Reaktion auf den Kansas-Nebraska-Act bildete sich 1854 aus u. a. den Whigs und enttäuschten
Demokraten die Republikanische Partei, die sich entschieden gegen die Sklaverei wandte und in
Opposition zu den Demokraten stand, die der Sklaverei indifferent bis bejahend gegenüberstand. Die
Republikaner fanden vor allem im Norden rasch breite Unterstützung; zu ihrem führenden Kopf
wurde Abraham Lincoln.
1860 gewannen die Republikaner, in deren Wahlprogramm der Kampf gegen die Sklaverei eine
zentrale Stelle einnahm, mit ihrem Kandidaten Abraham Lincoln die Präsidentenwahl. Unmittelbar
nach der Wahl, am 20. Dezember 1860, trat South Carolina aus der Union aus. Mississippi, Florida,
Alabama, Georgia, Louisiana und Texas schlossen sich bis Februar 1861 mit
Sezessionsbeschlüssen an; Virginia, Arkansas, North Carolina und Tennessee folgten bis Mai 1861.
Gefallene nach der Schlacht von Gettysburg Mit seinen Bildern dokumentierte Matthew Brady die
Grauen des Amerikanischen Bürgerkrieges.Hulton Deutsch
Im Februar 1861 konstituierten sich die bis dahin aus der Union ausgetretenen sechs Staaten als
Konföderierte Staaten von Amerika, gaben sich eine provisorische Verfassung und wählten Jefferson
Davis zu ihrem Präsidenten. Demgegenüber bestritt Lincoln in seiner Antrittsrede als Präsident der
Vereinigten Staaten im März 1861 den Bundesstaaten das Recht zum Austritt aus der Union, erklärte
aber zugleich, dass es keine Eingriffe in die Sklaverei dort geben werde, wo sie bereits bestehe. Am
12. April 1861 begannen die Konföderierten Staaten mit der Belagerung der Bundesfestung Fort
Sumter in South Carolina; nach zwei Tagen musste die Festung kapitulieren. Am 15. April entsandte
Lincoln Unionstruppen, die den Aufstand, als den die Union die Sezession der Südstaaten
betrachtete, niederschlagen sollte. Der Amerikanische Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) hatte
begonnen.
Oberstes Kriegsziel der Union war die Wiederherstellung der nationalen Einheit, das mit der
Kapitulation der Südstaaten im April 1865 auch erreicht wurde. Ein weiteres wesentliches Ergebnis
des Krieges war die Abschaffung der Sklaverei: Am 1. Januar 1863 war die von Lincoln verkündete
Emanzipationserklärung in Kraft getreten, die sämtliche Sklaven in den von der Union abgefallenen
Staaten für frei erklärte. Und mit dem 13. Zusatz zur amerikanischen Verfassung, der am 18.
Dezember 1865 in Kraft trat, wurde die Sklaverei in den USA endgültig abgeschafft.
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