Biochemische Mutanten

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Versuch 14
Mittwoch
Melanie Thompson
C. B.
Gruppe 2
Mikrobiologisches und Genetisches Praktikum
Sommersemester 2006
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Versuch 14: Biochemische Mutanten
Einleitung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Mikroorganismen zu klassifizieren, eine davon ist anhand
ihrer biochemischen Leistungen, wobei hier wiederum die Bedeutendste ist, die
Mikroorganismen anhand der Substanzen zu unterscheiden, die sie zum Wachstum benötigen.
Hierbei geht man nun von den verschiedenen Medien aus, die Mikroorganismen im Labor
präsentiert bekommen.
Zum einen gibt es hier Minimalmedien, die nur aus einer einfachen org. Verbindung (bspw.
Glucose) als Kohlenstoff- und Energiequelle, sowie einigen anorg. Salzen bestehen, und
Vollmedien, die nebst diesen Inhaltsstoffen noch Aminosäuren, Vitamine, NukleinsäurenBausteine u.ä. enthalten.
Es gibt Organismen, die sowohl auf einem Voll- als auch auf einem Minimalmedium
problemlos wachsen und sich vermehren können.
Diese Organismen sind in der Lage, sämtliche, für sie wichtige Bausteine selbst zu
synthetisieren und werden als Prototrophe bezeichnet.
Ihnen gegenüber stehen die sog. Auxotrophen.
Sie sind nicht in der Lage auf einem Minimalmedium zu wachsen und sich zu vermehren, da
ihnen aufgrund einer Verlust-Mutation die Möglichkeit fehlt, die für sie wichtigen Moleküle
aus den wenigen, im Minimalmedium vorhandenen Substanzen selbst zu synthetisieren.
Dies macht sie „hilfbedürftig“, da sie nur durch Zugabe bestimmter Wuchsstoffe wie
Aminosäuren und Vitaminen u.a., auf einem Minimalmedium wachsen können.
Die meisten Auxotrophen können jedoch auf einem „Vollmedium“ überleben, das alle 20
Aminosäuren und einige andere wichtige Nährstoffe enthält.
Benötigt ein auxotropher Mikroorganismus nur einen Wuchsstoff zum Wachstum, so
bezeichnet man ihn als monoauxotroph.
Hat ein auxotropher Organismus jedoch einen höheren Bedarf an Wuchsstoffen, so wird er als
polyauxotroph bezeichnet.
Versuch 14
Mittwoch
Melanie Thompson
C. B.
Gruppe 2
Auxotrophe Mutanten entstehen entweder spontan, oder können im Labor durch mutagene
Substanzen oder durch die Bestrahlung mit UV-Licht erzeugt werden.
Hat man solche Mutanten erzeugt, so gilt es nun, die Mutanten von den prototrophen
„Wildtyp“-Organismen zu identifizieren und zu isolieren und ihren Bedarf an Wuchsstoffen
zu ermitteln.
Die Vorgehensweisen bei diesen Identifikationsschritten werden in Versuchsteil 14A bzw.
14B verdeutlicht.
Versuchsteil 14A: Identifizierung auxotropher Mutanten
In diesem Versuchsteil sollen die auxotrophen Mutanten einer Mischkultur aus
Saccheromyces cerevisiae identifiziert werden.
Dabei werden die Kolonien auf der bereitgestellten Vollmediumsplatte gezählt und
anschließend mit Hilfe der Stempeltechnik über ein Samttuch auf eine Minimalmediumsplatte
übertragen.
Auf diesem Minimalmedium können, wie oben schon erwähnt, nur die prototrophen
Organismen wachsen, vergleicht man also die Mutterplatte mit der Stempelplatte, so kann
man bei nicht-gewachsenen Kolonien darauf schließen, dass es sich hierbei um auxotrophe
Mutanten handelt, denen das Angebot des Minimalsmediums nicht ausreicht.
Dieser Versuch wird mit zwei Mutterplatten durchgeführt, deren Kolonien auf jeweils eine
Minimalmediumsplatte übertragen werden.
Material und Methoden
Siehe Skript
Auswertung
Nachdem die Platten 1-2 Tage bei 30°C inkubiert worden sind, kann man Mutter- und
Stempelplatte ohne Probleme übereinander legen, wobei die Ausrichtung hierbei zu beachten
ist, und das Kolonie-Wachstum vergleichen.
Hierbei ergab sich folgendes Bild, wobei beispielhaft einige „fehlende“ Kolonien umkreist
wurden.
Versuch 14
Mittwoch
Melanie Thompson
C. B.
Gruppe 2
Die Zählungen vor und nach dem Versuch ergaben folgendes Ergebnis:
Platte Nr. 1 (linkes Bild, unten)
Platte Nr.2 (rechtes Bild,
unten)
103
145
8
21
85
113
10
11
10,53%
8,87%
Kolonien auf
Mutterplatte
Nicht-gestempelte
Kolonien
Anzahl Kolonien auf
Tochterplatte
Anzahl nicht
gewachsener
Kolonien
Prozentualer Anteil
an Mutanten
Die nicht-gestempelten Kolonien entstanden dadurch, dass die Platte etwas größer war als der
verwendete Holzstempel, auch diese Kolonien gingen natürlich in die Berechnung der auf der
Tochterplatte vorhandenen Kolonien mit ein.
Zu erkennen ist, dass der prozentuale Anteil an Mutanten beider Platten durchschnittlich im
Bereich von 9,5-10% liegt.
Die Ergebnisse beider Platten sind sich recht ähnlich.
Versuch 14
Mittwoch
Melanie Thompson
C. B.
Gruppe 2
Natürlich hat auch dieser Versuch Fehlerquellen, so kann das Ergebnis durch zu starkes
Drehen der Platten beim Stempeln verfälscht werden, was das Auszählen, an sich schon eine
mögliche Fehlerquelle, nicht gerade erleichtert.
Platte 1 (linkes Bild) zeigt, was allein durch leichtes Drehen passieren kann, wobei dies in
diesem Fall nicht wirklich gravierend war, denn das Auszählen war trotz der leichten
Verwischungen ohne weiteres möglich.
Platte 2 (rechtes Bild) ist wesentlich besser gelungen, was das Auszählen natürlich etwas
leichter machte.
Des Weiteren war es nicht immer ganz einfach nicht-gewachsene Kolonien von gewachsenen
Kolonien zu unterscheiden, da auch nicht-gewachsene Kolonien übertragenes Zellmaterial
aufwiesen und mit einer kleinen Kolonie verwechselt werden konnten.
Versuchsteil 14B: Auxanographie
In diesem Versuchsteil soll nun eine Methode gezeigt werden, bei der bestimmt wird, unter
welchem Mangel die auxotrophen Organismen leiden.
Hierbei wird eine Minimal-Agar-Platte mit Hilfe der Weichagartechnik gleichmäßig mit einer
dichten Suspension eines auxotrophen Hefe-Stammes beimpft.
Auf diese Agar-Platte werden, gegen den Uhrzeigersinn, acht Filterpapier-Scheibchen
aufgelegt, die zuvor in acht verschiedene Suspensionen unterschiedlicher Zusammensetzung
getaucht worden sind.
Diese Substanzen bzw. deren Zusammensetzung ergeben nachher den AuxanographieSchlüssel, anhand dessen man die Substanz bestimmen kann, die der Organismus nicht
selbstständig synthetisieren und damit Wachstum zu zeigen vermag.
Erkennbar wird diese Unfähigkeit der Synthese dadurch, dass der Organismus nur um das
Filterpapier wachsen kann, welches die Substanz enthält, die ihm fehlt, er also die
Möglichkeit hat, die fehlende Substanz von außen aufzunehmen.
Ist erstmal bekannt, welchen Defekt die Mutante aufweißt, so kann man Rückschlüsse auf den
Genotyp ziehen, mit anderen Worten, eine Mutante, die um zwei unterschiedliche
Filterpapiere wächst, deren Gemeinsamkeit das Vorhandensein von Histidin ist, so wird die
Mutante wohl einen Defekt im Histidin-codierenden Gen und damit den Genotyp his- haben.
Bezeichnet würde diese Mutante dann als his--Mutante.
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Gruppe 2
Material und Methoden
Siehe Skript
Auswertung
Nach 1-2 Tagen Inkubation bei 30°C zeigten alle Platten unterschiedliches Wachstum um
verschiedenste Filterpapier-Scheibchen.
Zusammengefasst wurden die Beobachtungen des gesamten Kurses in folgender Tabelle:
Stamm
Wachstum
um
Genotyp
zwischen
K1
4, 8
ura-
AA17
1,2
arg-
K3
4
K45
1,4
his-
AA14
3,5
lys-
K18
8
K49
1,3,5,7
trp-
AA15
4,7
met-
K73
1
K59
2,8
leu-
AA39
1,8
ade-
K2255
3,7
K1992
2,6
il/v-
K1372
2,3,4,7
tyr-
his-, ura-
1+8
leu-, ura-
1+2, 2+3
his-, trp-
3+4, 4+5
1+2, 2+3, 3+4, 4+5
aro-
Die Bestimmung des jeweiligen Wuchsstoffbedarfs und damit des Genotyps erfolgte mit Hilfe
des auch im Praktikumsskript enthaltenen Auxanographie-Schlüssels:
Mischung
Substanzen
I
Arg
Thr
His
Trp
Asp
Ala
Ade
II
Arg
Cyt
Tyr
Phe
Ilv
Asn
Leu
III
Thr
Cyt
ARO
Lys
Nic
Pro
Gua
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Gruppe 2
IV
His
Tyr
Cys
Ser
Thy
Met
Ura
V
Trp
Phe
Lys
Ser
Gln
Glu
Ino
VI
Ala
Ilv
Nic
Thy
Gln
Cys
Gly
VII
ARO
Asn
Pro
Met
Glu
Asp
B1
VIII
Ade
Leu
Gua
Ura
Ino
Gly
B1
Legende:
ARO = Phenylalanin, Tyrosin, Tryptophan
Cyt
= Cytosin
Nic
= Nicotinsäure
Gua
= Guanin
Ilv
= Isoleucin/Valin
Thy
= Thymin
B1
= Thiamin
Ura
= Uracil
Ade
= Adenin
Ino
= Inosin
Die von unserer Gruppe behandelten Kulturen waren K1, K18 und K1992, zu erkennen an der
grauen Schattierung in der Tabelle.
Die Kulturen sahen nach der Inkubation wie folgt aus:
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Gruppe 2
Am Beispiel von Kultur K1 soll nun die Vorgehensweise beschrieben werden.
Kultur K1 zeigte nach der Behandlung am nächsten Kurstag Wachstum um die FilterpapierScheibchen 4 und 8.
Vergleicht man nun die Mischungen IV und VIII miteinander, so kommt man zu folgendem
Ergebnis:
IV
His
Tyr
Cys
Ser
Thy
Met
Ura
VIII
Ade
Leu
Gua
Ura
Ino
Gly
B1
Die Mischungen überschneiden sich also im Vorhandensein von Uracil, damit ist K1 Uracilbedürftig, hat also ein defektes Gen für die Synthese oder den Syntheseweg von Uracil und
damit den Genotyp ura-.
K1 ist also monoauxotroph bezogen auf Uracil.
Die K18 Kultur war schon wesentlich schwerer zu erkennen.
Zunächst wirkte es so, als bestünde Wachstum um die Filterpapier-Scheibchen 8 und 2, bei
näherem Hinsehen konnten man jedoch erkennen, dass es zwar Wachstum um Scheibchen 8,
jedoch keines um 2, sondern eher zwischen Scheibchen 1 und 2 bzw. Scheibchen 2 und 3 gab.
Vergleicht man hier jedoch Mischung I und III mit VIII, will man nicht so recht zu einem
Ergebnis kommen.
Grund hierfür ist, dass der Vergleich eher zwischen II, IV und VIII gezogen werden muss:
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Gruppe 2
II
Arg
Cyt
Tyr
Phe
Ilv
Asn
Leu
IV
His
Tyr
Cys
Ser
Thy
Met
Ura
VIII
Ade
Leu
Gua
Ura
Ino
Gly
B1
Grund hierfür ist, dass Uracil vom Filterpapier-Scheibchen 8 und 4 auf die umliegenden
Filterpapier-Scheibchen diffundiert, so wie Leucin von Filterpapier-Scheibchen 2 in Richtung
Scheibchen 8 und 4 diffundiert.
Kultur K18 hat Bedarf an den Wuchsstoffen Leucin und Uracil, damit ist es eine
polyauxotrophe Mutante mit dem Genotyp leu- und ura-.
Die letzte von dieser Gruppe bearbeitete Kultur war K1992.
Hier war deutliches Wachstum um die Filterpapier-Scheibchen 2 und 6 zu erkennen was auch
auf dem Foto wunderbar zu sehen ist.
Im Auxonographie-Schlüssel mussten hier also die Mischungen II und VI herangezogen
werden:
II
Arg
Cyt
Tyr
Phe
Ilv
Asn
Leu
VI
Ala
Ilv
Nic
Thy
Gln
Cys
Gly
Hier konnte beides mal die Substand Ilv ausgemacht werden, die für Isoleucin/Valin steht.
Kultur K1992 hat also einen Wuchsstoffbedarf an Isoleucin/Valin, da es diese nicht
selbstständig synthetisieren, sondern von der Umgebung aufnehmen muss.
Der Genotyp von K1992 lässt sich damit auf il/v- festmachen.
Literaturhinweise

Praktikumsskript Mikrobiologisches und Genetisches Praktikum der Johann Wolfgang
Goethe-Universität Frankfurt a. M., Sommersemester 2006

Neil A. Campbell, Jane B. Reece, Biologie, 6. Auflage, Spektrum Akademischer
Verlag, Heidelberg – Berlin, 2003
Versuch 14
Mittwoch
Melanie Thompson
C. B.
Gruppe 2

Michael T. Madigan, John M. Martinko, Brock – Biology of Microorganisms, 11.
Auflage, Pearson Prentice Hall, United States of America, 2006
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