Prof. Dr. S. Schöberl Hauptsache billig!? – Verbraucherverhalten zwischen Anspruch und Wirklichkeit Vortrag anlässlich der Tagung Tiere, Menschen, Umwelt unter (Kosten-)Druck Hofgeismar, 28. Februar 2014 Prof. Dr. Stefanie Schöberl Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm 1 Prof. Dr. S. Schöberl Agenda 1 Die Verbraucher – Hauptsache billig?!? 2 Geäußerte Konsum-Einstellungen 3 Tatsächliches Konsum-Verhalten 4 Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten 2 Prof. Dr. S. Schöberl 1. Die Verbraucher – Hauptsache billig?!? Schweinefleisch wurde in 2 ½ Jahren um 18% teurer Preisindizes (1. Quartal 2010 = 100) Schweinefleisch Quartale 2010-2012 120 Erzeugerpreise Schweinefleisch 115 110 Verbraucherpreise Schweinefleisch 105 100 95 90 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 2010 2010 2010 2010 2011 2011 2011 2011 2012 2012 2012 GfK ConsumerScan 13.000 HH, Erzeugerpreise laut Statistischem Bundesamt © GfK 2012 3 Prof. Dr. S. Schöberl 1. Die Verbraucher – Hauptsache billig?!? Qualität vs. Preis beim täglichen Einkauf: Aktuell nahezu Pattsituation Angaben in % 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Beim Einkaufen achte ich vor 49 allem auf die Qualität 46 45 44 41 44 46 47 47 48 49 50 50 49 Beim Einkaufen achte ich vor 51 allem auf den Preis 54 55 56 59 56 54 53 53 52 51 50 50 51 Quelle: bis 2004 GfK Trendsensor Konsum, ab 2005 GfK Haushaltspanel ConsumerScan © GfK 2014 4 Prof. Dr. S. Schöberl Agenda 1 Die Verbraucher – Hauptsache billig?!? 2 Geäußerte Konsum-Einstellungen 3 Tatsächliches Konsum-Verhalten 4 Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten 5 2. Geäußerte Konsum-Einstellungen Prof. Dr. S. Schöberl Verbraucher und Ethik Ethischer Konsum: Übergeordneter Stellenwert ethischer Belange bei der Produktauswahl. Der ethische Konsument Ist sich der Folgen seines privaten Konsums für Gesellschaft und Umwelt bewusst und setzt seine Kaufkraft gezielt dazu ein, empfundenen sozialen oder ökologischen Schieflagen entgegen zu wirken. Quelle: Shaw/Clarke 1998, Newholm/Shaw 2007, Webster 1975 6 Prof. Dr. S. Schöberl 2. Geäußerte Konsum-Einstellungen Der Anteil an Konsumenten mit einem „Lifestyle of Health and Sustainability“ (LOHAS) wächst 26% 22% 12% LOHAS Randgruppen 12% 14% LOHAS Kerngruppen 10% 2007 Umwelt, Klima, Gesundheit, Bio, Menschenrechte, Soziale Gerechtigkeit, Arbeitsbedingungen … 2012 Quelle: GfK ConsumerScan, Basis: Haushalte in% © GfK 2013 7 Prof. Dr. S. Schöberl Agenda 1 Die Verbraucher – Hauptsache billig?!? 2 Geäußerte Konsum-Einstellungen 3 Tatsächliches Konsum-Verhalten 4 Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten 8 Prof. Dr. S. Schöberl Agenda 1 Die Verbraucher – Hauptsache billig?!? 2 Geäußerte Konsum-Einstellungen 3 Tatsächliches Konsum-Verhalten 4 Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten 9 Prof. Dr. S. Schöberl 4. Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten Zwischen Verhaltensabsicht und tatsächlichem Kaufverhalten besteht ein Zusammenhang Kauf von Bio-Obst in 2008 nach geäu0erter Bevorzugung von Bio-Lebensmitteln „Beim Kauf von Lebensmitteln bevorzuge ich Bio-Lebensmittel“ „Stimme nicht zu“ „Bin unentschieden“ „Stimme zu“ 39% 60% Bio-Obst gekauft 81% kein Bio-Obst gekauft 61% 40% 19% Quelle: GfK Haushaltspanel, Stichprobe: 13.000 Haushalte © GfK 2013 10 4. Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten Prof. Dr. S. Schöberl Untersuchungsdesign Datenquelle: Egoistische Kaufmotive, Ethische Kaufmotive, Bio-Kaufabsicht: Jährliche Erhebung mittels standardisiertem Fragebogen (online/schriftlich). Kaufverhalten Bio: Kontinuierliche Einkaufsberichte durch die Haushalte über Inhome Scanning. Stichprobe: 9.257 repräsentativ ausgewählte Haushalte aus dem GfK Haushaltspanel. Quelle: Schöberl, S.: Verbraucherverhalten bei Bio-Lebensmitteln. Zusammenhang zwischen Einstellungen, Moralischen Normen, Verhaltensabsichten und tatsächlichem Verhalten, München 2012 11 Prof. Dr. S. Schöberl 4. Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten Einflussfaktoren auf den Bio-Kauf Annahme, dass Bio-Lebensmittel gesünder sind Bio-Lebensmittel besser schmecken. Egoistische Kaufmotive Individueller Produktnutzen Ausprägung des Ethischen Konsums, z.B. Artgerechte Tierhaltung, Umweltschutz sowie Bevorzugung von Fair-Trade-Produkten Ethische Kaufmotive Öffentlicher Produktnutzen Quellen: z.B. Hoffmann, I. und Spiller, A. Auswertung der Daten der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II). Karlsruhe und Göttingen 2010, Guido, G. Behind ethical consumption. Purchasing motives and marketing strategies for organic food products, non-GMOs, bio-fuels. Bern u.a. 2009. Faltins, R. Bio-Lebensmittel in Deutschland: Kaufbarrieren und Vermarktung. Hamburg 2010 12 Prof. Dr. S. Schöberl 4. Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten Einflüsse auf das Kaufverhalten bei Bio-Obst Werte Ethische Kaufmotive BioKaufabsicht 0,57 Bio-Kauf Egoistische Kaufmotive Quelle: Schöberl, S.: Verbraucherverhalten bei Bio-Lebensmitteln. Zusammenhang zwischen Einstellungen, Moralischen Normen, Verhaltensabsichten und tatsächlichem Verhalten, München 2012 13 Prof. Dr. S. Schöberl 4. Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten Einflüsse auf das Kaufverhalten bei Bio-Wurst Werte Ethische Kaufmotive BioKaufabsicht 0,41 Bio-Kauf Egoistische Kaufmotive Quelle: Schöberl, S.: Verbraucherverhalten bei Bio-Lebensmitteln. Zusammenhang zwischen Einstellungen, Moralischen Normen, Verhaltensabsichten und tatsächlichem Verhalten, München 2012 14 4. Zum Zusammenhang zwischen Äußerungen und tatsächlichem Verhalten Prof. Dr. S. Schöberl Weitere wesentliche Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit Das Einkommen hat keinen Effekt, weder auf die Bio-Kaufabsicht noch auf das Bio-Kaufverhalten. Je stärker postmaterielle Werte wie Verständnis, Toleranz und Schutz des Wohlbefindens aller Menschen und der Natur ausgeprägt sind, desto stärker die Bedeutung ethischer Prinzipien beim Kauf von Produkten. Je größer die Bedeutung von ethischen Kaufmotiven, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bio-Kaufabsicht auch umgesetzt wird. Ethische Kaufmotive haben einen stärkeren Einfluss auf das BioKaufverhalten als egoistische Motive. Die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung einer Bio-Kaufabsicht ist bei Obst deutlich höher als bspw. bei Wurst. Dies kann u.a. mit der (absolut) höheren Preisdifferenz bei Bio-Wurst gegenüber konventioneller Wurst erklärt werden. Quelle: Schöberl, S.: Verbraucherverhalten bei Bio-Lebensmitteln. Zusammenhang zwischen Einstellungen, Moralischen Normen, Verhaltensabsichten und tatsächlichem Verhalten, München 2012 15 Prof. Dr. S. Schöberl Fazit Verbraucher achten wieder vermehrt auf die Qualität beim Einkauf und zeigen eine angemessene Preisbereitschaft. „Ethischer Konsum“ und die dazugehörige Einstellung gewinnen an Bedeutung, wovon Themen wie Bio, Fairtrade oder Nachhaltigkeit profitieren. Tatsächlich zeigt sich auch bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen Kaufabsicht und Kaufverhalten für die ethischen Motive einen stärkeren Einfluss als für Motive, die individuellen Nutzen beinhalten. Im Falle von Bio-Lebensmitteln nimmt deren Bedeutung auch ab. Ausgeprägte altruistische Werte eines Verbrauchers alleine sorgen nicht in jedem Fall zu einem entsprechenden Konsumverhalten. Das Vorhandensein macht jedoch geäußerte Kaufabsichten deutlich wahrscheinlicher! 16