Digitized by the Internet Archive in 2010 with funding from University of Toronto http://www.archive.org/details/zurerinnerungimmOOkant ZUR ERINNERUNG AN IMMANUEL KANT ZUR ERINNERUNG AN IMMANUEL KANT ABHANDLUNGEN AUS ANLASS DER HUNDERTSTEN WIEDERKEHR DES TAGES SEINES TODES HERAUSGEGEBEN UNIVERSITÄT KÖNIGSBERG HALLK A. S. VEKLAG DER HrCIIIIANDLUNG DES WAISENHAUSES 1904 /? 1" INHALT. Seite I. II. JuuDS Waltku, Zum Gedächtnis Kants Ludwig Busse, Kants 1 Standpunkt erkenutnistheoretisclier in „Nova der 15 Dilucidatio" 55 Kant ni. August Doriter, Über die Entwicklungsidee rV. Friedrich Haiin, Einige Gedanken über Kant und Peschcl V. VI. VII. 91 107 Otto Franke, Kant und die altindische Philosopliie Alfred Maniok, Über Rechtswirkiingen und juristisclie "Wilhelm üul, Wortschatz und Sprachgebrauch Vin. Otto Gradenwitz, Der Wille des IX. bei bei Tatsachen . . . 179 Stifters Hermann Baumgart, Die Grundlagen von Kants Kritik der ästhetischen 203 Urteilski-aft X. XI. 143 1G3 Kant A. Bezzenbergeh, Die sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants . . . 251 Eduard Kohlrausch, Über deskriptive und normative Elemente im Ver- 2G7 geltungsbegriff des Strafrechts Xn. LuDAviG Jeep, Die Kantischen Kategorien und die Behandlung der antiken XIII. Otto Weiss, Die Synergie von Akkommodation und Pupillenroaktion. XIV. Franz Meyer, Kant und das Wesen des Neuen 285 Grammatik Mit 295 3 Figuren in der Mathematik . . XV. Arnold Kowalewski, Kants Stellung zum Problem der Außenweltexistenz 305 327 Sachregister 367 Personenregister 372 ZUM GEDÄCHTNIS KANTS REDE ZUR HUNDERTSTEN WIEDERKEHR DES TAGES SEINES TODES IN DER AULA DEK ALBEKTINA AM 12. FEBRUAR 1904 GEHALTEN VON Dr. O. Ö. JULIUS WALTER PROFF.SSOR DER PHlLO.SOPinE AN DER rXITERSITAT KÜ-SIOSBERO Hochansehnliclic Versammlung! Dem einzigen (fedeniitage geschichtlicher Vergangenheit, den diese Hoch- schule, auf den 18. Januar 1701 zurückblickend, in öffentlicher Feier Kreise zu begehen pflegt, hat sich seit langen Jahren schon, in Sitte, ein stiller Erntetag geistiger Arbeit zugesellt. hat ihn in dankharor Verehrung dem 12. und weiterem mehr häuslicher Eine hochherzige Stiftung Februar 1804 geweiht. Er sollte unseren jüngeren Kommilitonen Gelegenheit geben, in freiem Wetteifer zu bezeugen, daß zu ihrem geistigen Bildungswege insbesondere auch die Gedanken des Mannes einen Zugang fanden, Die getreten ist, erwachsen dessen Schüler wir iins als Nachbai^schaft, zeitliche in die alle so mit ihnen bekennen. vcrscliiedenartiges darf uns wohl dessen erinnern, welcher Segen diesem ist, Gedenken Lande daraus daß auch geschichtlich so bald nach jenem Ereignisse, das den Namen Preußen, übeiTaschend unerwartet, mit einer noch ganz im Verborgenen und damit auch liegenden Zukunft, dieses des deutschen Volkes verband, (ieschicken ein Krönungsstadt auch der Mann Land — unlöslich mit den daß so bald hen'orgelien durfte, der unsere Heimat ihrer weiteren Volksgemeiaschaft dadurch erst recht aneignete, daß er noch empfiuigenden Mitarbeit an jener , politischen aus dieser jungen geistigen Kolonialexistenz zu Erhebung des deutschen Geistes sie aus einer wesentlich selbstbewußt-schöpferischer berief, in der er selbst, andere nach sich ziehend, den Größten ebenbürtig an die Seite Schon dieser Zugehörigkeit der Gedanken Kants zu dem weiteren krcise, in dem sich zum Volkes in der einigenden erstenmal wieder unterschiedslos Universität, lu'aft alle auch trat. Iilccn- Bruchteile unseres des Geistes verbunden erkannten, durfte diese der Vorzugspflicht eingedenk, die ihr die Örtliciikeit auferlegt, das Recht entnehmen, die Bitte auch in die Ferne hin an gleich gesinnte Männer zu richten, durch ihre Gegenwart oder in anteilnehmendem Gedenken die Weihe der Feier erhöhen zu wollen, in der wir die hundertste Wiederkehr des Jaiircstjiges begehen, au dem das Leben Kants seinen äußeren Abschluß fand. Doch keineswegs der Vergangenheit, vielmehr der Gegenwart und Zukunft ist der iieutige Tag zugewandt. ist er gestellt, das dncli Auch niciit in die Schranken unseres Volkstums sehdu über ein Jahrtausend lang auf den Bahnen des Walter: Zum Gedächtnis Kants. Geistes mit seinen Nachbarvölkern in einem uacli Frucht zu ennessenden Verkehre Im Verlaufe von und Dank nicht mehr lebt. fünfzig Jahren etwa hat die Überzeugung, der sich gleich anfänglich Mitlebende, und die Größten unter ihnen eine erneute Zuversicht und eine weit über freimütigsten ei-schlossen, Wir können der wegweisenden Kraft Maße die schlichte und doch gefunden. hinausgehende Verbreitung am Grenzen unseres Vaterlandes die nicht entbehren, mit der in gleicliem schlechthin unnaclüäßliche Strenge und Wahrhaftig- so tiefe Lebensweisheit Kants, wie die Denkens das Fortschreiten der Menschheit zu fördern vermag. keit seines Nicht im entferntesten sind wir zu der Hoffnung berechtigt, daß in absehbarer Zeit ein anderer Gedankenbau in einigender, die Menschheit innerlich ver- bindender Kraft, die grimdlegendeu Lehren Philosophie der Kants abzulösen bestimmt sein könnte. Nie zwar eine Pliilosophie, immer wollt. Daß Philosophiereu hat Kant lehren ge- nur- jeder philosophische Denker, in selbsteigenera Gebrauche der Vernunft, sozusagen auf den Ti-ümmern eines anderen sein scheidendes Gesetz seiner Wissenschaft Geschichte dieser Wissenschaft nicht nur von sie ihrer Gestalt erbaue, hat Kant als unter- dem die großen Cäsuren Trümmern Nachricht sehr wohl noch unter die sondern im Ehythmus der geschichtlichen Gedankenbewegung dem Namen auch die Philosophie der Gegenwart ist einer nachkantischen Philosophie zu begreifen. Die Bezeichnung Philosophie des neunzehnten Jahrhimderts modernen Philosophie an neuen Personennamen zunächst ist sich zu widersinnig, die zu ungeschichtlich, Anlehnung an einen aussichtslos. So dürfen wir denn auch heute und an dieser in Dankbarkeit gibt, Tief sinne Kants zuerst in voller Klarheit erschlossen Li weiterem Sinne zu beachten gelehrt. die einer Aber auch daß gemacht. und ihrem Zusammenhalte nach einem Aufbaue höherer Ordnung einzufügen weiß, hatte sich und auch Werk geltend gedenken, die sich um die Stätte aller der Männer nur Förderung einer Weltanschauung Ver- dienste erwarben, deren sich alle unsere Zeitgenossen als eines fruchtbringenden geistigen Besitzes erfreuen sollten. Insbesondere müssen wir es unserer hohen Staatsregierung, cüe zur Pflege der geistigen Güter des Volkes berufen seit dem ist, ehrerbietigst Dank wissen, daß sie Jahren schon ein AVerk so einsichtsvoll und wohlwollend gefördert hat, zu unter Teilnahme der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin mit diesem Gebiete vertraute Gelehrte zusammengetreten sind. Diese neue, großgeplante Ausgabe der Denkwürdige non ovsehließen soll, Werke Kants, die auch noch so vieles wird ihre Vollendung wohl zwischen dem "Walter: Zum Gedächtnis Kants. heutigen hundertsten und einem anderen, auch nicht mehr weit ontfemton zwei- hundertsten Geilenktage finden. ehrung sein, ilic Mileiite sie der entspreciiendo Ausdruck der Ver- unser Volk seinem grüliten Denker schuldet und die gegen- wärtige fieneration auf die naclifolgendc zu übertragen wünsciit. Mit dem Danke Würdigung des daß von den für das uns jetzt sciion Gebotene greifen wir einer künftigen Werkes nicht vor und dürfen uns insbesondere dessen bisiier erfreuen, erschienenen Bänden drei, den so wertvollen Brief wech.sel Kants umfassend, der langjährigen, pflichttreuen, orts- und sachkundigen Vorsorge eines seiner Mitbürger zu verdanken sind. Wenn auch diese kurz bemessene Stunde sich Ideen Kants zuwenden sieh soll, doch nur wie aus weiter Ferne her, über die wissenschaftliciie Arbeit so darf sie Hinaushebendes ins Auge fassen. Kant hat eine allgemein -weltbiirgerlichc Bedeutung der Philo.sophie von ihrem Schulbegi'iffe unterschieden und ihre Aufgabe in die drei Fragen zusammengefaßt: was kann ich wissen, was Man als solche sich ihr was darf ich tun, soll hat die Philosophie Kants mit ich hoffen? Recht eine Freiheitslehre genannt, denn hat er selbst sie gedacht, haben die Zeitgenossen sie begrüßt, und hat Wirken immer bewährt. Freiheit in diesem umfassenden Sinne kann sich nur auf die ganze des Denkens und das Wesen des Geistes beziehen. mehr der Aufklärung hatten die persönlich gefaßten Begriffe des Freidenkci-s und mehr ausnahmeweise Anwendung Freigeistes nur noch eine sehr eingeschränkte, gefunden. Feld Die Aufklämng hatte der Freiheit des Denkens ein weites und positives erschlossen. Sie ward erhoben, und auch Joseph II. durch Friedrich II. zur preußischen begehrte sie für sein Reich. Kant durfte sich im Hochgefühle seines vorgeschrittenen daß man Weise Schon auf dem breiten Boden „es nunmehr kühnlich wagen Staatsraison Schon der jugendliche Zeitalters dessen erfreuen, dürfe, keinen anderen Überredungen als dem Zuge der Vernunft zu gehorchen". Diese Autorität jedoch, mit ihren nur zu bald unbemessenen Ansprüchen, bei so sichtbarlichen Schranken wiederum als ein , wurde schon von der unter ihr heranreifenden Generation schwerer Druck empfunden, der auf dem geistigen Leben Es war eine ganz andere Freiheit, sophie Kants erschloß. Nicht um ilio schon als selbstverständlich vorausgesetzte Gerechtsame des Verstandes bandelte es sich mehr. Lebens als lastote. die sich den Zeitgenossen in der Thilo- eines weit vielgestaltigeren Ganzen, in Man war sich des gci.stigen seinem innereten Gofügo als Walter: Zum Gedächtnis Kants. der Geistesfr-eiheit gewonnen. Gestalt geistigen Lebens, das Die Freiheit hatte die rein sach- Tuns bewiLßt geworden. eines frei schaffeudeu liche ihm allein seiaen war das höchste Gesetz des Sie Adel verleiht, die rückhaltlose Hingabe dem an die Sache, verbunden mit der zurückhaltenden Scheu vor bestande, der in der Welt gegeben auf Vertiefung Dieses vollen Tat- ist. und Erweiterung der Weltanschauimg gerichtete Kants eine überraschcud einleuchtende Freiheitssti-eben hatte in der Philosophie Gestalt gefunden. „Größe und Macht der Phantasie standen in Kant der Tiefe und Schärfe des Denkens immittelbar zur Seite. daß Geistes, Wegen geschaffenen Wilhelm v. für charakterisiert die in fortwirkend sich belehrte, zu erwecken lautend auch Schiller sagen: dieselbe. dem dem alles selbsturteilte verhaßt war, Zimmer erscheinen und fast gleich- „im offenen, hellen und zugänglichen Felde der TJntersuchimg erbaut diese Philosopliie ihr System, reserviert auf vermochte", ohne seine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben, eine Schrift Kants wie ein helles imd hohe Freiheit seines vollkommener Freiheit Ebendasselbe ließ auch Goethe, Humboldt. was ihn bloß Es -wieder Philosophieren er Privatbesitz nichts." sie sucht nie den Schatten Es war von unermeßlichem Werte, daß Größe der Denkart die Blütezeit unserer Dichtung mit der tiefsten Gedankenarbeit verband, die in lebenslänglicher akademischer Lehrtätigkeit er- wuchs und sie auch für diese in Anspruch nahm. Persönliche Beweggründe tmd äußere Bestimmimgsgründe seinem Lebensgange völMg auszuschalten gewußt. gerichtete Gemütsart nie geraten werde, büligung, die aus fährden könnte, dem Bewußtsein Situation sei aUes, ist genommen, war ihm gewiß. Was irgend die Selbst- aivf einer großen entbehren oder zu Bühne zu haben, sei Eine friedliche imd gerade seinen Bedürfnissen angemessene was er gewünscht und erhalten habe. denn das Leben Kants ausschließlich von der Aufgabe die Denkweise, in der er seine Befriedigung fand, licher Arbeit auszugestalten kreise zu sichern, Kant aus einer iinversteUten Gesinnimg entspringt, ge- Gewinn imd Aufsehen kein Antrieb für ihn. hatte er in eine auf den Schein habe er schon sein halbes Leben lang zu verachten gelernt. So Daß dem und in pei-sönlicher in Anspruch in wissenschaft- Wirksamkeit auch dem Lebens- er selbst angehörte. In dankbarem Bewußtsein der Ungebundenheit, die ihm cUe philosophische Fakultät gewährte, hat Kant es entschieden abgelehnt, daß irgendwelche besonderen Bestimmungsgründe, wie die Frage nach dem Dasein Gottes, der Unsterblichkeit u. s. f. für die Richtung seines Phüosophierens entscheidend gewesen seien. Walter: Zum Gedächtnis Nur der sclicinbaic Widerspruch der Vernunft mit — und der reinen Voniuuft: dicAVcU hat einen Anfang bis zur vierten alles in ihm : es ist ist Kants. — im Menschen Freiheit und Die Antinomien reichen weit über dem dogmatischen Gebiet des Wissens hinaus und logen da.s oft versucht und noch öfter auf die erste Frage, auf die nach ist, u.s.f. es ist keine Freiheit, sondern Kritik der Vernunft selbst hinführte." Kant die rflicht auf, die Philosophie nicht, wie so Ungestüm gefordert worden Antinomie keinen Anfang Notwendigkeit, „diese war es, die mich aus Schlummer zuerst aufweckte und zur mit sich selbst, die sie hat dem Wissen einzuschränken, gleichwohl aber das Wissen, das allein den Widerspruch bewußt zum zu machen vermag, xVusgang zu nehmen. Hierdurch gewinnt die Philosophie Kants die Breite ihrer Entfaltung, in Bewegungen der der sie alle geistigen dadurch Zeit auf sich zieht; Weite des gesciiichtlichen Rückblickes, der seinen Ausdruck nicht auch die in gelehrten Überlieferungen, sondern in porsöniich gewordenen, geschichtlichen Antrieben findet. Das crstere hebt Wilhelm von Humboldt „Imloin Kaut licher Einsicht hervor: mehr und geschicht- in voller saclilicher als irgend jemand vor ihm die Philo- sophie in die Tiefen der niensclilichcu Brust isolierte, hat wohl niemand zugleich in sie so mannigfaltige und fruchtbare Anwendung Hierauf drängte gebracht." die Zeit selbst hin, die drei neue philosophische Wissenschaften, durch Vico die Philosophie der Geschichte, durch Baumgarten die Ästhetik, durch Lessing die Religionsphilosophio ständlich macht, ins warum Leben Boden finden konnten, so streng ein begrifflich Wie rief. es der Verlauf der Geschichte ver- insbesondere diese drei Wissenschaften nicht schon früher auch es ist niu' ihm zu entnehmen, warum ei-st Kant begründetes und gegliedertes System der Philosophie zu schaffen vermochte. In dem Bewußtsein Kant.s geschichtlichen selbst aber liegt es begründet, daß er nie die Meinung hegte, die Menschheit etwas ganz Neues, Überraschendes lehren zu können. will in er die nun aiicli Nur was in die natürliche Überzeugung in ihrer der Vernimft als wohlbegründet erweisen. Weise vorbürgt, Schiller faßt es Worte: „Es erschreckt mich gar nicht zu denken, daß das Gesetz der Ver- änderung, vor welchem kein menschliches und kein göttliches auch die Form dioscr Pliilos()|)iiie, Fundamente derselben werden so alt das Menschengeschlecht sie stillschweigend dieses Schicksal ist, Werk Gnade findet, sowie jede andere zerstören wird; aber die und solange nicht zu es eine haben, denn fürchten Vemunft gibt, hat man anerkannt und im ganzen danach gehandelt." Wie wird nun Kaut dem Fragen gerecht: was kaiui ich natürlichen Bewulit.sein des Menschen wissen, was soll ich tun, was ilarf in den drei ich hoffen? Walter: Zum Gedächtnis Kants. Wissen entwickelt sich mir an einem unmittelbar gegebenen, an der Natur dem außer uns oder dieses Erstarken jedoch Pur seelischen Geschehen in uns. Kosten zu tragen gehabt. des Denkens an der Natur hat sie selbst die vollen der Wahrnehmungen, zu Verläßlichkeit die gegen Mißtrauen erwachtes früh Ein als der denen der Weise zeitlebens keine andere Stellung zu gewinnen schien Unwissende, ließ die Hoffnung sich bald dahin wenden, auf dem Wege des be- Denkens jenen Übelständen entgehen zu können. Kein Opfer an dem Bestände der Sinnenwelt wurde gescheut, grifflichen Einhelligkeit der damit auf zwischen tat sich um sich die Gedanken zu wahren; aber auch eine unüberbrückbare Kluft dem naiven Naturbewußtseia der Menschen und der Welt, die das Nachdenken dem Pliilosophon erschloß. Die ganze Mannigfaltigkeit in Raum und Zeit wurde schon in Sinnenschein aufgelöst, oder auf ein System von Zahlen, was überhaupt denkbar zurückgeführt. Aus der Einsicht man ist, in Subjektivität die der früli dialektisch das Abstrakteste, Sinneswahrnehmimgen rettete einen Restbestand, tun ein gespenstisches Skelett der Natur, die Atomenwelt, aufzubauen, die man mit Recht die Nachtansicht der Natur genannt Selbst die größten Denker des Altertums, denen wir hat. die Idee des Kosmos schulden, haben die Natur doch nur als ein verkümmertes Nachbild oder als ein zu verbesserndes Vorbild einer höheren Welt des Gedankens zu begreifen gewußt. Die neuere Philosophie vollends hatte die Philosophen selbst in zwei Lager getrennt, die ia gleicher Ausschließlichkeit dort die die der Sinne Leibniz', der mit hier Sogar erhoben. dem Stoffbegriffe der Ansprüche des Verstandes, umfassende und vermittelnde Geist und dem Zufall den wesentlichsten Ver- dächtigungsgrund der Sinne beseitigte, vermochte doch die ganze raumerfüllende Wahrnchmungswelt nur als eine verworrene, in deutliches Denken aufzuhebende Vorstellung gelten zu lassen. Die Wiederherstellmig der Natur in ihrem vollen Bestände war die erste gi-oße, befreiende Tat, die Kant vollzog. Jeder Aufteilung der Natur an Subjekt und Objekt, an Sinne und Verstand, Schein und Sein, wurde damit ein Ende gemacht, daß Kant für die Philosophie den empirischen Realismus in Ansjn'uch nahm. Die Naturauffassimg des Philosophen unterscheidet sich nacli in nichts ihrer Vereinzelung sind die Sinne so blind, ilirem Zusammenwirken, vermittelt durch die wie der Verstand leer die unendliche Aufgabe, nicht ist. und ihm auch nur einer Veränderung, In Nur Anschauungen von Raum und entwickelt sich auch schon das natürliche Weltbild, sich ihrem Bestände von dem Weltbilde im natürlichen Bewußtsein der Menschen. in Zeit, erschließt sondern ausschließlich Walter: Zum Gedächtnis Kants. dos Ausbaues der Welt in der Wissenschaft. ist, kommen dann auch Gedankenreihen die sich für die 9 In der Teilarbeit, die hier erforderlich der früheren l'hilnsophio wieder zu Wort, Deutung des Ganzen der Natur nicht zulänglich Neun Jahre vorbereitender tätigkeit sich vertiefender Arbeit, fünfzehn Jahre in Studien waren erforderlich, weitere Jahre ungeteilter Hingabe an den Gegenstand, fühning des Gedankenbaues zu sichern, der die um um zeigten. akademischer Lehr- die (Jrundlagen, zehn die vollständige Aii.s- unmittelbare Naturauffassung « als wissenschaftlich zu Kecht bestehend erwies und nun, aus der von Vor- urteilen befreiten Natur, den gesicherten Ausblick auf Gebiete erschloß, die sich auch dem Begi-iffe des Wissens überhaupt nicht mehr einfügen lassen. den transzendentalen Idealismus konnte Kant den empirisclion Erst durcli Kealismus seiner Philosophie ermöglichen, und mit Recht durfte er sagen: „ich glaube, daß nicht versucht haben, eine ganz neue Wissenschaft der Idee viele nach zu entwerfen und sie zugleich völlig auszuführen." Mit der Einsicht in die Subjektivität der lose, einheitliche AVahmehmungen war eine verlust- Natur nur noch auf idealistischem Boden möglich. nur die eine Natur geben, die sich im Wahrnehmen und Denken Es konnte selbst eret Die Veränderung des Standortes, die das Verständnis dieser Denkart gestaltet selbst erfordert, ist weit schwieriger zu vollziehen, als die Vergleichung zu ver- anschaulichen vermag, die Kant in der Kopcrnikanischen Wandlung herangezogen bildes sondern muß immer werden, der hat. Diese Betrachtung wird nie ein erst in der wissenschaftlichen Selbstbesinnung sie ausschließlich des Welt- bleibender Besitz, neu hergestellt auch angehört. Die Geistesfreiheit im Gebiete des Notwendigen, des Wissens, kann nur der sicheren Begründung und Abgi'cnzung der Gegenstände bestehen, Wissen zugänglich sind, und in die den freundnachbarlichen Beziehungen, die in dem sie, wie auch die Künste nach Lessing, gestatten und fordern. Kant hat das Wissen ganz auf seine Beziehung zum Erfahrbaren eingeschränkt Er hat die Möglichkeit einer objektiven, für alle verbindlichen Er- fahrung erst aufgewiesen und ihre Durchführung den Erfahrungswi.'isenschaften der Seelen- und Naturkunde zugewiesen. Erfalirung, und auf die Anwendung Auch nur aus den Bedingungen der auf Erfahrung eingeschränkt, hat er die Wissenschaft der Mathematik und ein System der Verstande.sgrundsätze zu be- gründen und aus ihrer Verbindung mit dem Erfahrungsbegriff der Bewegung die Metaphysik der Natur herzuleiten gewußt Über die Erfahrung hinaus führen nur selbst die Richtungslinion ihre Kaut hat die ihnen entnommenen Ziele, die der Erkenntnis Erkenntniswege stets uncrreichbiir, 10 Zum "Walter: Gedächtnis Kants. dennoch das Einhalten ihrer Bahnen fördern, Ideen genannt. begriff das verstrickt, in eine gesetzmäßig fortschreitende Denken die Ideen der Freiheit hingegen Für In ihnen lösen sich welche die Seelenlehre, und die Widersprüche, in die derWelt- die Fehlsclilüsse, in und Erfahrung auf. für die Gottesidee, die sich zu- nächst nur an sich als widerspruchslos erweisen lassen, wird eine andere Ver- gewisserung iu Aussicht Kant den imd wo etwas aus er der Sache selbst gangbare Wege zu dem Wege räumt, gaben ihr nicht sicherten feste Beziehung, die er ihm Philosophie den Standort seiner und damit auch den freien auf der wohl- Ausblick darüber hinaus. Sie rückwirkende Kraft gegen die Aufklärung, sondern ließen niu" die und Künste der Gegenwart ihr sich auch alle Wissenschaften und ennöglichten auch noch immer wieder um geschieht es immer, sichern. Die Strenge seines Wissensbegriffes und die zur Erfahnmg gab, gegründeten Erde man In jedem Gebiete hat er mehr aufgebaut Zermalmenden genannt. alles als zerstört, gestellt, vermeintlich gesicherten Besitze der Aufklärung her hat Nur aus dem herzustellen, in wenn cüe willig erschließen, Zukunft hinaus die Grenzen des Wissens eine allzu kühne Spekulation sie überflog, oder eine allzu nachgiebige Zeitrichtung sie in Eintönigkeit zu verwischen drohte. Schon die Kritik der reinen Vernunft war in dem Vorblicke Werke ließ. in geschrieben, die Kant nun in schneller Folge in die aivf die weiteren Welt hinausgehen Ein jedes von ihnen hat die Erwartung, die das vorausgehende erregte, der Erfüllung noch zu überbieten vermocht. Die achtziger Jahre des acht- zehnten Jahrhunderts bestätigten die h-östliche Lehre der Geschichte, daß es eine Höhenlage des Geistes gibt, auf der ein Mit der Frage: Was Wissen verschlossen sind. soll ich Überseheuwerden ausgeschlossen tun? wendet sich Kant Gebieten ist. vom Durste nach kommen erfüllt, nur Die Zeit lag schon weit hinter ihm, da er sich ganz kenntnis und der begierigen Unruhe, darin weiter zu dem zu, die Forscher fühlte und den Pöbel verachtete, „der von nichts weiß". Erals Der Einfluß Rousseaus aber, dem Kant diese durchgi-eifeude Wandlung der Denkart zuschreibt, reichte nicht zu der Kant Lösung der Fragen hinauf, sieht sich vor die Wissen entzogen ist, in Anspruch nahmen. Philosoph auch das, was Ein jedes imbedingt dem Bewußtsein Gültige dieser Unbegreiflichkeit gegeben, der Frage: was die ihn jetzt in gestellt, als dem doch noch in dieser ihm wesentlichen Unbegreiflichkeit begreiflich zu machen. nur Aufgabe soll ich tun? aufnimmt. die Kant nun auch in dem ist ,,ich ihm soll" Walter: Zum Da nicht ein Einzelner, Menschiicit die Frage stellt, so sondem muß sie Gedäthtni.s Kants. 11 joder Einzelne oder das Bewußtsein der sowohl eine allgemeingültigo wie endgidtigo Anbvort finden. Eine solche gewährte die bisherige Sittenlehre nicht, wenn Ziel lies Lebens in gearteten Begriff: ,,der großen für uns achtungswerten Auch universelle, die sie das der Weisheit oder der Aufklärung sah, denen Kant den sehr anders christliche Liebeslehre Menge" bietet gegenüberstellt. die Antwort nicht. Dieser Naturtrieb, die Naturforni gleichsam des sittlichen Willens, hat keinerlei Bestimmung für die Art seiner Betätigung. Der Einzelne war vor einer Ver- gewaltigung seines Willens nicht sichergestellt. Weder ein besonderer Grad des Vernunftbesitzes, noch der Mangel jodor Vcmunftbestimmung konnte die Beantwortung der Frage Kant nimmt eine eigenartige, an den Willen Vernunft in Sie ist stellen: Das gebundene, praktische Ziel, was soll Sinne nach, die Veniunftform des Willens selbst, nimft, durch welche er sich selbst Gesetze gibt. Frage bieten. Anspruch, die nur dem Wortlaute, nicht dem Aristoteles zurückweist. die selbst ich tun, auf eine Vcr- Nur der vernünftige Wille kann und darauf auch die das der vernünftige Wille sich setzt, ist Antwort erteilen. ebenso gewiß nur das Gute, wie der natürliche Wille nur etwas Gutes dieses oder jenes Gute hegehrt Auf die Frage aber: nur au.slegend: „Es ist was das Gute überall sei, antwortete Kant jenes „ich soll" nichts in der Welt, ja auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, guter Wille." allein ein sinnlichen Was auch der Wille sich zum Lust bis zur Weisheit hinauf, es wird Ziel setzen als mag, von der zum Guten nur in der Ge- Wert nur sinnung, in der es der Wille erstrebt, es entlehnt den unbedingten der Güte des Willens selbst. Ist der vernünftige Wille als alleiniger Quell des Guten gedacht, so kann auch das Gesetz, das seine Vernunft ihm gibt, nur lauten: der Wille gemein anerkannt sein; das Gesetz, das der einzelne Wille sich gibt, soll all- muß das Gesetz, das auch jeder andere vernünftige Wille sich gibt, zu denken als .sein. Kant hat diesem Gesetze, dem kategorischen oder unbedingten Imperative, verschiedene Fassungen gegeben, olme doch den Gedanken selbst irgend ändern zu wollen. die Die bloße Allgemeinheit eines Willensgesetzes besagt dasselbe, wie .Selbstgesetzgebung jedes Einzelnen, und auch daß die Menschheit „in der I'erson jedes Einzelnen, jederzeit als Selb.stzweck, gebraucht" werden soll, niemals aber bloß als Mittel geht nicht über jene Bestimmung hinaus. Das Gesetz des kategorischen Imperativs enthält die Sanktion der IVrsönlichkeit, die Begründung der Menschenwürde in jedem Einzelnen. Es scheidet Zum 'Walter: 12 Gedächtnis Kants. von dem Werte der Sachen, dem Marktpreise, Würde Person, der in der Wie ohne nicht das Gesetz der relativ gesetzgebende Person, die schiüdig. Die Achtung Das es allein gibt dem Menschen ist das Bewußtsein führt zwar noch über die Achtung hinaus, wenn sittliche Es reicht aber niemals unter sieht. Achtung hinab; denn jede Mißachtung anderer entzieht auch achtimg. selbst die Liebe bedarf als Gebot ihrer schon damit beschäftigt: der gestirnte mir," so darf man sagt: können, da je Himmel über mir und schöner als Morgen- imd Abeudstem. sie sei unbediugt sind, niemals bewiesen steht innerlich nur dem vmmittelbaren äußerlich vollzieht sittlichen sie sich nur von der Grundsätze Sittliche werden. Beurteilung Ihre Bewußtsein in Zustimmung und geschichtlich im Wettstreite ver- Richtungen hat das Sitten- In beiden schiedener begrifflicher Auffassimgen. Xachdenken sich das das moralische Gesetz in der Menschen zueinander welche die Yerhältnisse sie Ablehnimg zu; Gemüt mit immer neuer und anhaltender öfter Selbst- Voraussetzung. sich wolil dessen erianern, daß auch Aristoteles Tugend der Gerechtigkeit, regelt, als gesagt hat: „Zwei Dinge erfüllen das und zimehmender Bewimderung, die Beziehungen imter den Menschen, Sie ist die Grundlage aller sittlichen Wenn Kant auch die ist zur Bahre geleiten soU. bis den göttlichen Willen in der Heiligkeit die so man jenem wie dieser noli me tangere, das ihn Person nicht ohne das Gesetz; dasselbe, die Achtung, von der Wiege den Wert der ist, gedacht werden kann. n-ur absolut gesetz Kants seine tJberzeugimgski'aft sich gewahrt. Die freie Unterwerfung unter das Sittengesetz Hymnus, den Kant von der Höhe der philosophische Menschen So und die Pflicht, seines ihr gilt Denkens aus an die gerichtet hat. folgert Voraussetzimg, denn auch Kant Willensfreiheit die grund der Freiheit sollst" ist ist, aus der Tatsache Menschen. des so ist sie der Realgrund des Wie Sittengesetzes jenes des Sittengesetzes. der eigenen Gesetzgebung entspricht mit gleicher Gewißheit: Die Freiheit scheiden hätte. ist kein Problem, das Ihre Sicherung liegt nur die Erkenntnis im seine der Erkenntnis- Dem „du du kannst! Wissen zu im praktischen Gebrauche selbst, ent- der ihrer nicht zu entraten vermag. In der Freiheit, nicht mehr in der Weisheit, alten Kirche die Gottebenbildlichkeit des des Guten in der ihre haben auch schon die Lehrer der Menschen gesehen. und Bösen bedürfe der Mensch eines Lehrers Tugend. Das sei das In der Erkenntnis nicht; er sei Autodidakt Vorzügliche in der göttlichen Vorsehiuig, daß Gaben wie Regen und Sonnenschein zum Gemeingut für alle mache. sie Walter: Zum Gedächtnis Die llnff Jugend niiiif; lebt vini der liat IMatim Hoffnung die ist Leben vor sich Nur wer sie selbst aller ihrer Wiin.sclie sich vcrelclieru wird. sich erwarten kann, der (ireise geuaiint. Alterspflegorin Sic plant in das nicht. 13 Kants. Aber an die Hoffnung gewiesen. Die iiiuaus, dieses nicht wo mehr von nicht das Alter nur, auch das sittliche Bewußtsein wendet die Selbstbesinnung des Menschen der Hoffnung Zwei Folgerungen hat auch Kant zu. Die soluten Leben unnachiäliliche Ziele tritt seiner in dessen hin, eine l)ehinderten Erfüllung zugesteht. ihrer unwandelbar Wachstum der im einem ab- Widerspruch, einem uu- auch über das Leben hinaus, sittlichen Persönlichkeit Auf diesem Unsterblichkeit. Dieser Zuvereicht zu Grunde hat der sittlichen Wurzeln geschlagen. tiefsten Goethe war hohen Alter noch eines weiteren Fortwirkens gewiß, und der große Feldniarscliall, dem ein gleicli hat tiefe Erläuterungen aus Et, der Leben Menscheulebens „ilaß her zu diesen Gedanken Kants geschrieben. und Tod gleichermaßen von Angesicht kannte, Gedanken dem auch er Werke zu bewundern, Gottes Fähigkeit, ist dessen den Wert eines der Pflicht Beharren in treue wie entscheidet'', die jugendkriiftiger Geist das Greisenalter schmückte, dem Leben daß „nur das ebenso gewiß, vennag: die begi'iindet ist, Glauben an die Unsterblichkeit seine sich Fortsclireiteus zu sittlichen Widerspruch zu dem beschränkten Maße, das unser Endlichkeit Seite Glauben an die lien in Richtung entnommen. ihr in dieser Forderung des nicht zu folgen die Millionen von Welten, die sich nach festen Regeln umkreisen, zu schauen, wonach die größten und besten Menschen ihr Leben lang gerungen, Wissenschaft und Kunst, das alles mit Auch erhaltung mit dem in dem geringen Umfange selbst im Leben so natürlichen zuteil dem Tode Wunsche nach weiß einer es und Wahrheit, soll". dem Bewußtsein jedoch, der wird, Erkenntnis vorbei sein sich der Pflicht- durch den Widei-sprueh Erhebung des Lebens zum füücks- gefühle niedergedrückt. Flin tiefes Verständnis für die Bedeutung, die dem Bewußtsein Beglücktseins im menschlichen Leben gebührt, hat Kant veranlaßt, des dem Wider- spruche, in den seine Verteilung erfahrungsmäßig zu der sittlichen Würdigkeit tritt, die Forderung einer ausgleichenden Macht zu entnehmen und in ihr den («lauben an einen allmächtigen und gerechten Gott zu begründen. Kant hat den CJottcsglauben am notwendigsten ist, noch vennag. zu beleben wo dahin zurückgeführt, wo er dem Menschen auch eine ganz schon geschwundene Hoffnung er Es ist der reinste Ausdruck der unverrückbaren Wahrhaftigkeit und wohl auch der Volkstümlichkeit des Geistes Kants, daß er sich dem Göttlichen nicht in Vcrstandesüberlegungen oder lehrhaften Begriffen Walter: Zuna Gedächtnis Kants. 14 kommen näher was dem in sondern einen Menschen weiß, „der kein Mittel kennt, als Augenblick des Lebens Stich hält, die als Auf- reinste Ansehung der verborgensten Gesinnungen des Herzens." richtigkeit in Auch sieht, letzten hier freüich dem Sinne der "Wunsch nach Beglückung nur in ist der Hoffnung gedacht; denn aus den Zielen des sittlichen Handelns hat Kant, der entsprechend, seiner Lebensweisheit Tiefe Nur ausgeschlossen gedacht. Denn wie wenig gemacht. nach Tagen, sich es Selbstbekenntnisse man die vielleicht eigene Glückseligkeit ganz wolil das eigene Leben auch nur Glücklichsten schätzt, die als nur Stunden bemessen großdenkendon Menschen, vieler so für solches Ziel ein von denen erreicht werden kann, daß die das Glück anderer zu fördern hat er zur Pflicht haben die läßt, noch letzhin so ein- Worte des Alt-Reichskanzlers zu sagen gewußt. dringlich die Was wäre geworden, hätten und Glied ihrem Pflichtbewußtsein auch diese Männer, folgten, sich die das eigene ganz in Reih so Glück zum Ziele des Lebens gewählt? Und doch wiederum werden zuteil Wie für tief die tröstliche wie es hoch emijfänglich dem Menschen macht die nicht als Pflichterfüll img sondern Gabe Ziel, darf. beweglich dankte Kant dem trefflichen Bürgersmaune zu Elberield frohe Stunde, die , wenn Glückgefühl, das für er die ihm durch seinen Brief bereitet habe, dem er Empfindung entnehme, „von seinen geringen Bestrebungen solche Wirkmigen hin und wieder wahrnehmen zu dürfen". um Kant hat das Glück des Lebens nicht gesucht, aber die Blüten Kant hat gepflückt, die für dm-chaus notwendig gehalten, es Gottes überzeuge, aber nicht so nötig, daß tätigen Wirkungen der Überlegungen, zugrunde liegen, hat in Abrede er seinen gestellt. er, seine auch sein eigenes Loben die daß man sich von dem Dasein Auch es demonstriere. den Beweisen vom religiöse die wohl- Dasein Denken vor allem dahin überzeugende Kraft sich wandte. noch Weisere aus Hochachtung für die Heiligkeit. mau Gottes wie auch „starke Analogien" die dahin führen, nicht Er hat das Wert und so freudigeren Sinnes ihm an pflichth-euem Lebenswege erwuchsen. am reinsten gerichtet, fand „Der Weise handelt aus wo imd wohin Pflicht, der Pflicht, bückt sich tief vor des Gesetzes Er wähnt einen Gott und ihm ahnt dessen Majestät." n KANTS ERKENNTNISTHEORETISCHER STANDPUNKT IN DER „NOVA DILUCIDATIO" EIN BEITRAG ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER KANTISCUEN ERKENNTNISTHEORIE Dr. 0. O. LUDWIG BUSSE PHOFESSOR DEH PlULOSOPmE AN DER UMVEBSITÄT KÖMOSBEBO Ein1citnn Der Gegensatz des Rationalismus und vorkantische Periode der neueren Philosophie. dal5 Empirismus beherrscht die ganze Verfocht der erstere die Anschauung, die Vernunft imstande sein müsse, aus höchsten, aus ihr selbst durch liegende ihr in Wege, ileduktivem alle g. Begriffe streng in ennöglichten selbstgewissen stammenden, "Wahrheiten auf notwendigem (,.geometrischem") Schlußverfahren übrigen abzuleiten und so den ganzen Zusanunenhang der Dinge unabhängig von der Erfahrung denkend nachzuerzeugen, Erfahrung als so wies der Empirismus auf die den alleinigen Quell hin, aus dem der gesamte Inhalt unseres Wissens stamme, und gestand der Vernunft nur die Aufgabe zu, den empirisch gegebenen Lihalt nach Gesichtspunkten zu ordnen, die wiederum die Erfahning an die Hand gab und richtig bestätigt. als In der Praxis haben freilich die Rationalisten die Erfahrung immer zu Rate gezogen und die Empiristen die logischen Notwendigkeiten des Denkens, die sich aus der Erfahning gar nicht begründen lassen, stets vorausgesetzt: im Prinzip aber und in der Theorie bedeuten der strenge Rationalismus und der strenge Empirismus zwei einander entgegengesetzte, einander ausschließende erkenntnistheoretische Standpunkte. Loibniz und Hume versuchten einen Ausgleich zwisciicn den Ansprüchen beider herbeizuführen, indem sie sozusagen die Gesamtheit des Wirklichen unter sie verteilten, auf erkannten, alles einem bestimmten Gebiet die Ansprüche des Ratinnalismus anübrige aber dem Empirismus auslieferten. Dauernden p]rfolg liaben diese Vei"suche indes nicht gehabt. Leibniz unterschied denknotwendige, auf dem beruhende, von der Erfahrung unabhängige raison), deren CJegenteil dorn Satz in (v^Tites oinmal gegcbfncn de (uini fait), in deren iljcsi'rn vom Widerspruch sich widersiuuchsvoU, vom zureichenden (hunde und der Erfahrung wahrheiten dii' unmöglich, weil Satz Vornunftwahrheiten Gegenteil an l)eruiiendo sicii denkbar, (v6ritte ist, de und auf Tatsachennur duroli Sinni' zufäliigi-n) rmsfäuilc fatsächlirli aus- geschlossen wahr die „Nova Dilucidatio". Erfahrung über- sind, weil sie mit der Die ersteren fließen aus dem Verstände Gottes und denkbare jede für die — Wahrheiten, ist, einstimmen. dar, erkenntnistheoretischer Standpunkt in der Busse; Kants 18 ebendeshalb Geltung besitzen: nur für die (nicht sind von sie Die letzteren gehen auf den (auf die beste Welt Zu Erfahning unabhängig. der und mathematischen Wahrheiten. logischen ihnen gehören die metaphysischen, stellen Gesetze existierende) tatsächlich möglichen Welten gerichteten) aller Willen Gottes zurück und beziehen sich auf die Existenz der vorhandenen Dinge und Ebendeslialb kausale Verknüpfung. ihre Besitz zu Inhalte dieser Wahrheiten in ihren Die — es sind die Wahrheiten der Erfahrungswissenschaften — bUden Tatsachen, bloße Tatsachen, teil um Erfahrung nötig, ist Erfahrung gibt aber keine unbedingte Notwendigkeit. gelangen: zwar kausal bedingt die sind, deren Gegen- aber keinen logischen Widerspruch enthält. Leibniz hat aber die im obigen angedeutete Unterscheidung nicht konsequent durchgeführt. seinen Schriften In verites de raison rmd der oft andere, durch den eine derzufolge es lediglich der Wesens begründeten unseres zugunsten des ersteren mildernde oder verit^s de fait verschleiernde Auffassung entgegen, lichkeit nur zu ihr tritt Ausgangspimkt seiner Philosophie bedingte, den Gegensatz der rationalistischen — unserer menschlichen Erkenntnis zuzuschreiben veniunftnotweudig empü'ische Wahrheit, als End- in der ist, daß wir vieles, das an sich Erfahrung kennen lernen und nur nur durcli die ist, — Beschränktheit und Unvollkommenheit verite de fait, aufstellen und begründen können. als Ein vollkommener, die Dinge vöUig durchschauender Verstand würde eben die AVahrheiten, die für uns verites de fait sind, in ihrer absoluten, iher keit erkennen: für ihn würden den göttlichen Intellekt gibt es alsdann keine verites de samten Zusammenhang der Dinge Voraussetzungen kennen und so — Vemunftnotwendig- Für sich in v6rites de raison verwandeln. sie als er fait: vermag den ge- einen absolut notwendigen luid in höchsten im Wesen Gottes selbst — notwendig begründeten zu das Ideal des Rationalismus zu venvirküchen. er- Offenbar wird mit dieser Auffassimg der prinzipielle Gegensatz der verit6s de raison und der vöritcs de empirisclie fait aufgegeben Erkenntnis der P]nt Wicklungsstufe, unentbehrlicher berechtigten auf der Standpunkt, rationalistischen, mehr der menschliche und erscheint Geist einen in sich der bloß der Mensch aber graduellen Notbehelf, ein als auf als vorläufiger, zur Zeit befindet, höherer Stufe der an der reinen Veruunfterkenntnis Platz in Die verwandelt. ein seiner Entwicklung fortschreitet, je auf allerdings sich allein macht. Je mehr die unklaren und verwon-enen Vorstellungen in ihm durch völlig klare und deutliche ersetzt werden, um so mehr werden auch die Erkenntnisse, die er zunächst nur Busse: Kants v6rit6s de als von reiner, der Erfahrung,' entnahm, fait Der Rationalismus behält das Zu ilini .Nova denknotwendige AVahr- als So nahem wir uns dem Ideal dermaleinst zu venvirklichen, besteht nicht. es Wort. letzte einer definitiven Entscheidung über die beiden gekommen: sie Unklarheit schaffene v6rit6s de fait und durcheinander laufen neben- über das Verhältnis, in es bei Leibniz ist Die hierdurch ge- her. welchem zueinander stehen, spricht sich auch in ihm vorhandenen bei Tendenzen, die rationalistische und die Kompromißtendenz', nicht 19 Diluctdatio". Erfahrung unabhängiger Vernunfterkenntnis immer mehr an; aller prinzipielle Unmöglichkeit, eine sicli zu v6ritfe de raisDn werden. enthüllen, lieiten erkenntnistheoretiscber Standpunkt in der de raison vöritd-s dem und Verhältnis aus, das zwischen den diese beiden Klassen von Wahrheiten beherrschenden Erkenutnis- dem |)rinzipien besteht: (irunde. Der letztere vom Widerspruch und dem Satz Satz vom zureichenden wird dem ersteren bald koordiniert, bald subordiniert, auf ihn zurückgeführt. Hume unterschied die logisch-notwendigen Beziehungen, welche der Verstand zwischen seinen Vorstellungen saftet, von den bloß tatsächlichen und Beziehungen, erfahrungsmäßigen welche zwischen Tatsachen bestehen. Sätze, welche die ersteren (die relations of ideas) wiedergeben, beruhen auf vom AViderspruch und bedürfen Satz Ihre Geltung ist nicht der Bestätigung durch die Erfahrung. ganz unabhängig davon, ob den in ihnen enthaltenen Vorstellungen etwas in natura rerum entspricht oder nicht irgend Der winkligen Dreieck das Quadrat der Hypotenuse gleich der der Katheten unbedingt, ist, ist ob ein es Dreieck in Wirklichkeit gibt oder nicht. welche Sätzen, sich Satz, daß Summe auf Tatsachen rechtwinkliges, Daher of fact) gilt es sich mit beziehen er überhaupt ein ob es Anders aber verhält (matters im recht- der Quadrate denknotwendig, sein Gegenteil unmöglich. ganz gleichgültig, Die dem tind den Tatsachen 1) Adickes versucht in seiner Schrift: Kantstudien (Kiel und Leipzig, 1895) den Nachweis, daß Leibniz auch apriorische, von der Erfahrung unabhängige verites de fait kenne, analytische Urteile, in denen das Prädikat im Subjektsbegriff enthalten ist, die aber doch nicht auf den» Satz vom Widerspruch Teil in vi'-rites analytischen de fait, beruhen. Ein vollkommener Veretand würde daher die Wirklichkeit Gegenteil unmöglich verites de raison, deren — immer aber a priori erkennen. derartige Auffiss-ung zu verraten; es ist aber zum zum Teil in analyti.seln'n Manche Sätze Leibnizens scheinen in der Tat eine Adickes ist, nicht gelungen, sie als einen beständigen Im ganzen werden und besonders charakteristischen Zug seiner Erkenntnistheorie zu erweisen. wir bei der namentlich von Paulsen (Versuch einer Entwicklungsgeschichlo der Kantschcn Krkcniitnistheorie, I/jipzig 1875) vertretenen Ansieht, daß es bei I-eibniz über da.s Verhältnis der Erfalirungserkenntnis zur apriorischen zu keiner klaren und unzweideutigen Entscheidung kommt, festhalten und die verites de fait, soweit sie den verites de raison prinzipiell entgegengesetzt werden, als synthotisilie Schrift in Tatsachenurteile Vaihingers betrachten K:intstu.li<-n. üd. II S. müssen. Vgl. meine Rezension der Adieki-sschon USf. 2* erkenntnistheoretischer Standpunkt in der Busse: Kants 20 nicht denkuot^vendig, ihr Gegenteil ist Daß cüe Sonne morgen nicht aufgehe, ist Sie sind zueiDander in Beziehung setzen. denkbar, enthält kernen Widerspruch. „Nova Düucidatio". ein ebenso widerspruchsloser Satz, wie daß sie Aussagen über Tat- aufgehe. gemaclit, sachen werden daher auch nicht diu'ch die reine Vernunft a priori sondern beruhen auf Erfahrung und gelten, soweit sie die Erfahrung bestätigt Aus ihr- stammt auch das Prinzip, dessen einander abzideiten ^vir das Kausalitätsprinzip. : notwendige, unbedingte Geltung, sondern uns bedienen, Auch stellt um Tatsachen aus- dieses besitzt daher nicht denk- eine auf vielfältiger Erfahrung — beruhende Gepflogenheit oder Gewohnheit unserer assoziierenden Psyche dar. So finden wir auch bei Hume die prinzipielle Unterscheidung z^vischen absolut dem notwendigen, apriorischen, auf und analytischen) Wahrheiten — und des Widei-spruchs beruhenden (daher solchen, die auf Erfahrung beruhen, synthetisch und von nur erfahrimgsmäßiger Gegensatz wieder Satz zwar- Aber auch bei ihm wird Gültigkeit sind. gemäß, im Gegensatz zu Leibniz zugunsten des wischt, als er prinzipiell und Denken ein Satz, den das tieibt. — insofern ver- sclüießlich ist zum Zweifel Ein zwingender Grund dafür, daß für absolut wahr- hält, Endes nicht angeben: Empirismus rein theoretisch seineu Skeptizismus bis an der Autorität der Vernunft überhaupt letzten dieser bei ihm, seinem empiristischen Ausgangspunkt wahr sei, läßt sich nach Hume nur eme starke Neigung, ihn für wahr zu halten, die Grundlage seiner Wahrheit und Notwendigkeit. Beruhen somit die höchsten iind unmittelbarsten Wahrheiten, die logischen Denkgesetze selbst, die der Erfahrung und ihrem Kausalitätsprinzip entgegenstellt, wiederum auf Hume bloßen empirisch bedingten Denkgewohnheiten, so verwandeln sich wie bei Leibniz — die — umgekehrt denknotweudigen Wahrheiten doch wieder in empirische Wahrheiten, und der Empirismus behauptet das Feld. Man wird und nicht sagen können, daß das von Leibniz Hume mit ein- dringendem Scharfsinn behandelte Problem bei Wolff und den Philosophen der Im deutschen Aufklämng eine weitere Kläiimg erfahren habe. "ivertvollen hatten, Unterscheidungen, welche jene großen Gegenteil. Denker Unterschiedes Leibniz und immer Hume klar so nebeneinander her, ohne daß bewußt man ratio- sich selbst ihres Sogar das Verständnis des Problems, das ist. anhaltend beschäftigte, geht schließlich verloren. diesem Zustand der Versumpfung hat Die angebahnt gehen bei ihnen zum guten Teil wieder verloren: empiristische und nalistische Grundsätze laufen scliarfe beiden ei^st Aus der Kantischc Kritizismus durch seine Unterscheidung analytischer und synthetischer, apriorischer und aposte- riorischer Urteile synthetische die Urteile deutsche Erkenntnistheorie wieder herausgeführt. a priori bedeuten Kants einen neuen und eigenartigen Versuch, „Nova erkenntnisthooretischer Standpunkt in der Busse: Kants 21 Dilucidatio". der Schwierigkeit, mit der Lcibiiiz und Iliimo kiimpften, Herr zu worden, einen Versuch, der, wie man auch über Anspruch erheben darf, seinen Erfolg urteilen nmgo, jedenfalls einer durchaus klaren, auf <len Problem- erfaßten scharf steilung zu beruhen. durcli er, und der inneren Entwicklung Jaliro der Arbeit Lange bis lias Kant gebrauciit, liat Studium llumes aus dem dogmatischen Schlummer erweckt, das Leibniz-Humosche Problem in seiner ganzen Bedeutung klar erkannte und den Versucli unternaimi, durch seinen kritischen Rationalismus eine neue Ivösung desselben zu geben. Wolff und seine Nachfolger maßgebenden Gesichtspunkte: diese charakteristische, durch Leibnizens Unklarheit veranlaßte dem bestimmemlon seiner Entwicklung steht auch er unter Im Anfang fluß der für für schwankende und inkonsctiuente Haltung aucli der ersten erkenntnistheoretisclicn in Zugleich zeigt aber auch wieder. Ein- primonim cognitionis motaphysicae nova dilucidatio" Schrift Kants: „Principiorum vom Jahre 1755 sich spiegelt «iie schon das cnistc Streben sie des Philosophen, einen selbständigen erkcnntnisthooretischcn und metaphysischen Das Standpunkt zu gewinnen. ist Wir lernen in ihr Voraussetzungen kennen, von denen Kant ursprünglich ausging, wir nehmen die in die Ent- was diese Schrift zu einer für es, wicklungsgeschichte des Kantischen Denkens so wichtigen macht. ihr aber auch schon die ersten Anfänge der neuen Gedanken waiir, mußten, den er in der Kritik der reinen Vernunft einnimmt. driingen Nova Dilucidatio zeigt sich Kant als Rationalist, Aber Hoden der Leibniz-Woiffschen Schule. schriebenen Gedankenkreis drängen sich, den Wogen ein, die in er steht im ganzen auf zu- der dem noch unklar und immer wieder von Gedanken mit jenem nicht wolil vereinbar waren und daher, einmal in ihn ein- sprengen mußten. Ferment wirken und ihn Die Schriften der fortschreitende Lo,slösung vom schließlich 60 er Jahre zeigen Umsichgreifen empiristischer Gesichtspunkte in den Einfluß Humes, mag hier um auf den seiner niciit ganzen zu steilen bleiben und damit seine der 60er Jahre die Mitte — — Geistesrichtung vermocht. vom alten Rationalismus reiciien Bis ob durch oder ohne sich mit in entgegengesetzten die auch seine Zeit — zer- fortschreitende dem Hume- Dauernd und mit Entschiedenheit hat schen im wesentlichen deckt. Standpunkt uneriirtert von innen aus das Kants Denken Rationalismus, bis Kant vorübergehend einen Standpunkt einnimmt, der lösiing In iiui den durch diese Schule um- rationalistischer Betiachtimgsweise überflutet, empiristische geführt, als zersetzendes Kant ilie dem Standpunkt von diesen Voraussetzungen immer mehr ab und schließlich sich der alimäldichen sowohl in aber empiristischen Los- den von ihm Busse: Kants 22 erkenntnistheoretischer Standpunkt in der ,Nova Dilucidatio". und veröffentlichten Schriften als auch in den Briefen herausgegebenen Reflexionen erkennbaren — in den von B. Erdraann Neubegründung Yersuche einer des EationaUsmus auf einer neuen, sicheren Grundlage, Versuche, die, niit der und Tragweite der klaren Einsicht in die Bedeutung (für den Rationalisten Kant den Skeptizismus imd die Zei-störung der Wissenschaft bedeutenden) Huiueschen Position immer kräftiger einsetzend, mit der Lehre von den synthetischen Urteilen a priori und dem transzendentalen Nachweise ihrer objektiven Gültigkeit ihren endgültigen Abschluß finden. Nach diesen der allgemeinen Orientierung über bemerkungen wenden wir uns der Nova Dilucidatio die Schrift dienenden Vor- selbst zu. Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio. über den erkenntnistheoretischeu Gelialt der zwei eingehendere Untersuchungen vor: Philosophie Immanuel Kants (Bd. Halle 1887) und von E. I, erste Adickes in Nova Dilucidatio liegen bereits von G. Thiele in Die seiner Schrift: Abteilung, Halle 1882, zweite Abteilung, seinen „Kantstudien" betitelten Beiträgen zur Entwicklungsgeschichte der Kantischen Erkenntnistheorie (Kiel 1895). In der Gesamtauffassung der Nova Düucidatio mit ihnen (denen ich vieles zu verdanken bekenne) im wesentlichen übereinstimmend gelangt die nachfolgende Untersuchimg doch im einzelnen zu insbesondere von Adickes' Ansichten nicht unbeträchtlich abweichenden Ergebnissen, die zu mehrfachen Auseinandersetzungen mit diesem Kantforscher nötigen. Einen Punkt möchte ich gleich Nova Düucidatio im Beginn herausheben. Ich gestehe Kant auch in der keit derselben von den herrschenden Gedankenki-eisen der AufklärungsphUosophie doch ein größeres geneigt ist. Maß von Selbständigkeit der Ansichten zu, als Das Streben nach Selbständigkeit des Denkens Phasen seiner Entwicklung charakterisierender Zug. einfach von anderen, stets bei aller ist Abhängig- Adickes zu ein Kant tun in allen Nie übeniimmt er etwas macht er auch das, was er von anderen annimmt, durch eigenes selbständiges Durchdenken zu seinem vollen geistigen Eigentum, ihm dabei den Stempel bezeichnenderweise der seines eigenen Geistes aufdrückend. ei-sten von ihm veröffentlichten Hat Schrift, er doch schon den Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte (1747) das charakteristische Motto aus Seneca de vita beata vorangestellt: „Nihü magis praestandum est, quam Buh>e: EaaLs erkenntnistbeoretisoher Standpunkt no pecoruin sed est, scr|uamiir antocedcntium gregem, litu i|iia Und daß itur.'- non qua cunrlum pcrgentos, Nova er auch in der 23 der ,Nova Dilucidatio". in Dilucidati«» nicht gewillt ist, auf Selhständigkcit zu veraichten, spricht er ja schon in den ersten Worten der Einleitung deutlich aus: „Prirais cognitionis nostrac principiis lucem, ut spero, iliquam allaturus, potest ficri cum quae super hac re nieditatiis fuerim paucissimis quibus cxpuncrc pagollis stet sententia" clarorum virorum sententia discedere . . . usw. . . „In (|uo nogotio sicubi a . duxcro" usw. . . „Quandoquideni . in sentontiarura divortin suo cuique sensu abundarc licet" usw.' Aus durchaus dorn eingehenden Studium der Nova den Eindruck gewonnen, daß sie dem ihrer fiesanitauffa-ssung von in habe ich denn auch Dilucidatio der Tat bei aller Abhängigkeit Milieu der Leibniz-Wolffschon Schule und von Crusius doch im einzelnen eine größere Selbständigkeit bekundet, als es auf den mag; daß auch da, wo die Kantischen Formulierungen scheinen Blick ersten nur bekannte Auffassungen seiner Vtu-gänger wiederzugeben scheinen, tatsächlich etwas Eigenes, Anderes, selten Täusche ich mich hierin nicht Sätze so wird völlig, vorsichtig zu sein, Kants zu erläutern, heraus zu verstehen, nur das als ihren Sinn um und in erster Linie aus sich selbst Drei Aufgaben Er will stellt sich erstens Kant üblichen die in iler heiten betreffen, einer Er will dem sie bei bevorzugte Stellung die sie aller Wahr- berichtigen. eüie bessere Formulierung und zweitens Begründung des Satzes denen er behaftet die Schwierigkeiten, mit hinwegräumen. Ratio Institut! Absatz Akademie der Wis-senschaften 2) Dilucidatio. und höchsten Prinzips Prüfung unterziehen und vom zureichenden Grunde geben und erscheint, Nova Annahmen, weiche des Prinzips des Widerspruchs als obersten in in werden. j:i'inacht 1) die sie berechtigt Diese Forderung wird im folgenden mehrfach geltend finden, ergibt.'' sich durch ihre Absicht gelten zu lassen, was sich aus Kants eigenen Worten und dem Zusammenhange, ihm nicht gut tun, mit der Be- so wird der Versuch Kantischen Formulierungen zunächst und sein, die man seiner Schüler und Gegner, auf Ansichten Wolffs, rufung sie Xcues enthalten. , Kants Werke, 1. Bd. 1, lioi-au.sgcgf.'liori von der Kiinigl. Preußischen Berlin 1002, S. 387. Die selbständiKü Formulierung der erkenntnistliefmotisclien Gedanken, die ihm als die liebt auch l'aulsen hervor. Vorsuch usw. S. 35. Deutschland üblichen überliefert woitlen waren, Vgl. auch Wartenberg, Kants Theorie der Kausalität, Leipzig 1899 S. 22, Kuysson, Kant, raris 1900 S. 33. 3) Vgl. Thiele, man Kant vielmehr Zoit.schr. f. immanente Philosüphie Bd. 2 aus sich selbst zu voretehon suchen.'' S. 81 : „In ei-ster Linie muü 24 Knuts cTkcimtni.stheuicti.sdK'i But..so: Und er will aufstellen, von großer Tragweite sind.' Dementsprechend fipio contradictionis; ciontis; Sectio 111: Dilucidatio". und einfach, dafür aber fruchtbar nnd zwar nicht nrsprünglicli «iio „Nova ncno Onindsätzc metaphysischer Erkenntnis zwei tlrittons .lov Slaii.linuikt in zcrfiillt Sectio drei Teile: die Aldiiindlung in I: De prin- prineipio rationis determinantis, vuigo suffi- De Sectio TI: Bina principia cognitionis metaphysicae, consectarionim fera- cissima, aperiens, e prineipio rationis determinantis Duentia. I. Sectio I. Tn beziig auf das principium contradictionis führt Kant in der Sectio I aus, daß es ein einziges, höchstes und allein maßgebendes Trinzip aller Wahrheiten nicht geben könne-, vielmehr zwei derartige Prinzipien angenommen werden müssen, eins für die affirmativen, eins für die negativen Sätze. est, est, (7uidiiuid non Quid(|iiid dieses: est, non Jenes lautet: Beide Prinzipien est. faßt Kant aber unter dem Namen des Identitätsprinzips zusammen und schreibt ihm den Prinzipat gegenüber dem Satz vom "Widerspruch zu.-' — die beiden genannten sich schließende — principium idcntitntis von gi'oßer "Wichtigkeit — als das beherrschende wird nun aber — und das in Dieses ist Prinzip aller "Wahrheiten überhaupt omnium „"\'"eritatum nompe affirmantium, hingestellt. bina sunt principia absolute prima, alterura vcritatum propositio: rpiicquid est, uenipo i)ropositio: quicquid non est, non est. munitor principium idcntitatis" (Prop. II). omnium veritatum „Quae arrogat pi'opositio, jirimo quod in (Prop. et generalissimi principii sibi prineipio identitatis gemino haud dubio auimadvertere mihi vidcor" „Primo itaquo quac do principatu „Tum principi! contiadictioiiis confidontius vulgo iiuani du k'go rationis vorius sit sufficientis, demonstrationem portinent, una cum iis, supromo poihibontur, ad ot indubitato supra trutinam omnes veri- indaginis curatioris stituüiiduin, brevibus exponere oouabor." <iuaecunciuo ad emendatiorem eiusdem et sensum et quao ipsam infestare videntui', difficultatibus allegabo et argumoßtonun robure occuram.'' „Tostrenio duo nova statuam non contemnendi, ut mihi quidem videtur, momenti cognimetai)hysicae prinoii)ia, non piimitiva illa quidom et simplicissima, vero ideo usibus etiam allegatis . . . . accomodatioia, et, 2) l'rop.I r. V. — . si . (piicquam aliud, latissirae sano patentia.'' und B. 191 III. f. — — Ratio Institut! Abs. 2, omnium non datur principium unicum Dem Satz vom "Widerspruch gibt Kant hier S.388: Veritatum 3) Prop. II Kr. d. summi simplicissimis, deindo et generalissimis terminis enuntiata: oxigero, doindo ipiid in lioo capito roctius tionis alterum veritatum negantium, Quao ambo simul vocautur com- 111). 1) tates sit absolute est, a. a. 0. S. 387. absolute iirimum, catliolicon. die (von ihm später in der verworfene) Form: impossibile est, idem simul esse ac non esse. KniilH <TkcnritniHtlii"iri'tiH>'h<'r Sln(i>l|iiirikl Ilii>(ii'; Auf ilaiin hunifif, ilirn wiilir, wenn siiMoctiim, „(/iiniid(ifiiiU|iio (|iim! vcd rKitionetn |>iaodicati invidviint, oxchidunMir, hoc. compotOR! illi so vcl statiionduni rl. 25 Diliiciilnlii»'. ein li. l'rffjl mir ist Idonfitiit hcsfoht. in ea oxoludit, idontitaH .mibiocti r|iiaMdo(!iin(|iie l'riidikat in voi ,X'ivn 'Iit jedes llitoils, Wnlirlioit dif; (liih(>r zwisolion Hiibjfkt und in est,; noxii ot spocfiitiini |)<ini(, <-n. ', por ndtionom pracdinali (|iin(! paiilo idtsni intor ac praedicati cxpiicatiiiH: repo- iiDliiMios ritnr, prnpo.sitio OHt vort».' auch Homit. ^cht. auch als indirekte: „Hi dir; d(! fjuaernH, ith-rn rcperics idtiino suhstratuiri principium demnnstratione in<lirecta (|iionfer (iinniH auch ornnino priiuripiurn subiecto vel in so vol in ncxu Dio Sectio Uationalismus, I erscheint, aus letzten . . concludendi — dominum." ^eminum „. . . in identitiitom det'ff^onrlani es denn praedicati cum seihsfgewissen, Erkenntnisse ührigen alle auf ist resolvitur.""' Das somit ganz rationalistisch gehalten. höchsten rafion»? patct et in prinias ohtinero conse- omnis nostra ratiocinatio s[iectJito und horuhenden Sätzen Identitiit identitatis corto praesidchit |)rin- indiroctji ultimum esse fundaniontiim."* Und so ciof^nitionis Hchlielions; „. 'Ins l'rinzip alles omni ,,l)ir(;ctae orj^o ar^juniontationi — cipiiim idrintitatis'"" auf das |)rin('ipiuiu identitnfis zurück, nowoisfiiliriin^' allo — H(»w()hl die diri'kfe dem Ideal des Prinzip fler deduktivem auf Wege, durch streng logisches, wiederum durch das pr'incipium identitatis hehcrrschtcs Hchlullverfahron wahren abzuleiten: sind Urteile analytische ihm identisch Hiibjekt enthalten, mit auch schcunt es ihn für ist Auch die Kants denen in kann zu das fh^s sein. nur 1) wenn ^'hflT dnn Hinn 2} Vr;\,. II Atw. wird, dnß OH Htih iiliject/j auch <iott M (lirisos H. I aus V«!. liicrzu noxii In des diskursiven vf'-ritAs de analytischen, Kinsichtcn Donkens, der Airndniok» winl weitur uiitün ({"hiidolt wonlon. .38!». ihr nur handln vol ahHoliito vol Umweges des nicht im Subjektshegriffs ^ubjekf und Prädikat durch das principium identitatis verknüpfenden iii'sttjhen, Allo Prädikat nur aus F)rkcnntnis darf Erkenntnis göttliche Ideal durch Analyse luid gewonnen wird: wahrhaft wissenschaftliche nison bestehen. das Urteile, „du '-a H|if»!tnt/i l'ro|.. I H. 308, wo(AI>s. |ir.'i<.'dir:nti involviintiir, 1) von clor ratio voritatis K''»««! positiono, 'inno uffiriliir |i<t notinniun, cum |)rftoti(:ati >|iino Idctifitiitum, et prauiliratum, Zwischßn den hciden Fonnuiicnni^'ün hcKtcht. ein SluU der orüton sützt da« Siihjokt i'twaM (oder .schließt o« M don ]'rii/likntfih<'Kriff in Hich H<;liliußt, mit ihm identisch IhI: doshalh kommt dicsur dom .Niii.ji kl 7,11 (o'lor kommt ihm nicht zu). Nach dor zweiten «otzt rior in dom Sul>ji'kt.sho«ri(f onlhalti'no, mit ihm idcntiMcho Ki'xriff da,s rriiiliknt (mit dom «t idonti.srh i^t) und von!ini(?t es mit i'id iam n/lhacret «uhiocto, r 'li-m I -r tantiitn detoKitiir". tcrminoloifisrhor nntcrHchiod. Hnhjok». In hoidon Fallen alwir Onirid dor Wahrheit des 3) I'rop. II Ahs. I. Schluß t) KbnndaHolbHt Ahn. t.) Pro,.. III Schol. S. 2. ist du- Idonlitiit I'rteilH. H. 381». Anfang 301. luid Sililiiß. von Siihji'kt und l'nidikal V'irliand'-n und „Nova in der Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standpunkt 26 Dilucidatio" Bildung allgemeiner Begriffe, ihrer Kombination und Analyse bedarf, um zu solchen Einsichten zu gelangen, vielmehr eine unmittelbare intuitive Erkenntnis des gesamten Zusammenhanges der Dinge besitzt. fehlt auch nicht an Andoutimgen, Es möglich aus hält, — aus denen hervorgeht, daß Kant — ganz wie Spinoza, der Klassiker des Kationalismus und Dogmatismus es für Gottesbcgriff durch Determination desselben den gesamten dem und Inhalt der Wirklichkeit abzuleiten in anaktischen, denknotweudigen und notwendig auseinander folgenden Urteilen darzustellen. Die streng rationalistische Haltung der Sectio aus an^, Kant letzteren I erkennt auch Thiele durch- bedeutet das aber nicht, wahren Urteile für denknotwendige, deren Gegenteil unmöglich alle daß ist, Vielmehr versucht er auch hier bei Kant das Vorhandensein derselben erkläre. Annahme nachzuweisen, gehoben hat dem Für den ebenso Adickes.* Satz (s. oben S. Leibniz mit besonderem Nachdruck hervor- die er bei Anm. 19 der 1): vom Widerspruch beruhender „Ein Urteil kann wahr also Satz des Widerspruchs erkannt Allein diese Auffassung Annahme aber nicht auf analytischer, Urteile. ohne daß seine Notwendigkeit nach dem sein, und erwiesen werden könnte." ^ unhaltbar; nichts berechtigt zu ist ganz unzweideutigen Erklärungen der Sectio I muß Nach den ihr. allerdings die Notwendigkeit jedes wahren Urteils nach dem Satz des Widerspruchs erkannt und erwiesen werden können. Adickes stützt vom Widerspruch uiclit als liöchstes der und einzigstes Prinzip aller AJlein das bedeutet doch nur, lassen will. dem Auffassung darauf, daß Kant den Satz seine unterzuordnen Identität sei, nicht, daß S. 391) nur, festzustellen daß man Kant sagt Wahrheit eines Urteils nicht die brauche, daß mau es auf potest, dictionis) est, omnes veritates velut ad lapidem Lydium ut quamlibet veritatem ab 1) tellcctus haue definitionem ad in als (Prop. III der Weise den Satz vom Widerspruch zurückführt, nicht aber, daß man das in bestimmten Fällen nicht könne. statui Geltung seine es Wahrheitsprinzip in irgend einem Falle überhaupt verliere. Abs. 2 Wahrheit gelten daß das principium contradictionis revocari (sc. oportere? oppositi impossibilitate des „Quo vero pactu principii contra- Neque enim necesse vindices." Weshalb das Additamenta problematis IX Abs. 1 S. 405: „Etonim ratiocinionira anfractus divini inimmensitatem param decere concedo. Neque enim abstiaotione notionum universalium earumque combinatione et ad eruendas consequeutias facta coUatione infinitae intelligentiae opus 2) Siehe Prop. VII. 3) I' S. 21 4) S. 57. 5) S. 55. — 23. Vgl. Paulsen a. a. 0. S. 31, Adickes S. 52. est." Busse: Kants nötig nicht um wird sofort gesagt: ist, beweisen, bedarf Satzes zu satzcs: erkeontnistheoretischer Standpunkt in der man noch „cuiuscunquo oppositum der Vcrmittoliing eines anderen Tirund- fulsiim, est illiid principio contradictionis divisum habet imperiuni.'' verum", der est aus „cum also Dagegen genügt das prinzip ohne weiteres zur Feststellung der Walirheit eines Urteils dem 27 Dilucidatio". Weise die Wahrlieit eines dieser in ,Nova Identitäts- und darf daiier vom Widei"spruch gegenüber den Vonang beanspruchen. Könnte man den Ausführungen Kants überhaupt das folgern, was Adickes aus ihnen Satz folgert, würde keines so dictionis festgestellt — Müssen umgekehrt identitatis. Wahrheit auf Grund des Urteils oben angeführten Sätzen und daß Kant durch das principium identitatis — wahren Urteile alle wahr bewiesen werden, als principii kann doch nach den dies lehrt, wohl zweifelhaft sein nicht contra- principii werden können'; dann aber auch nicht auf Grund des brauchen so sie zwar nicht, können aber natürlich auch mit Hilfe des principii contradictionis Denn bcgi'ündct werden. dem Subjekt prinzip aus alle Urteile, in — sind folgt, denen als ilas Priidikat deren Gegenteil einen Widei-spruch enthält, unmöglich ist — Identitäts- zugleich solche, muß Also ihre Wahr- auch aus der Unmöglichkeit des Gegenteils nach dem principium contra- heit und eingesehen werden können: das principium begründet dictionis als dem nach denknotwendige Kriterium der Wahrheit schließt das principium contradictionis Dieser Regel gemäß verfährt auch Kant, ihre wenn er die Notwendigkeit der aus der Unmöglichkeit des Gegenteils ableitet E.vistenz Gottes Geltung für Kant erkennt auch Adickes identitatis ein. selbst an, wenn (s. er weiter unten); (S. 64 Anm. 3), eben im Hinblick auf diesen Fall, ausführt, daß hier die Erkenntnis des Daseins Gottes erfolge ,, wegen der Unmöglichkeit des Gegenteils, des Widei-spruchs (und zuletzt der Identität)''. Und also nach dem Satz endlich läßt die Prop. V gar keinen Zweifel darüber bestehen, daß „in omni propositione vera oppositum praedicati c.xcludatur necesse est. Excluditur autem pracdicatum ... vi principii contradictionis".'- 1) Auch dio Erkomitnis, die Adickes S. .58 anführt, bei der man „aus einem nicht herauszugehen, ihn nur in se, nicht in no.vu zu betrachten braucht, um Begriff zu erkennen, was ihm zukommt, was nicht", würde dann nicht, wie er lx;hauptet, ..eine Erkenntnis gemiiß dorn Satz vom Widerspruch" sein. Kant würde natürlich auch von dieser Erkenntnis sagen, daß ihre Richtigkeit, Notwendigkeit und Wahrheit auf dem principium identitatis beruhe. 2) S. 393. Im t'bereinstimmung mit meiner oben dargelegten Anschauung sagt auch Paulsen (a. a. «). S. 28.29) unter Berufung auf dio l'rnp. V: „Also jedes waliro Urteil ist notwendig nach dem Satz des Wider^pi-uchs." Vgl. auch S. 33. Ebenso K. Fischer, Oe-sch. d. n. Ph. Bd. 111 S. W.i (3. Aufl.), der mit Recht darauf hinweist, daß es nicht viel heißen will, wenn Kant da-s principium — contradii'tionis durch Tat nichts geändert. da.s principium identitatis ersetzt wissen will. Sachlich wird dadurch in der 28 Es zum zugleich auch das principiuin coutradictionis, Prmzip der uml damit dabei: die Sectio I luacbt das principiuni identitatis, bleibt, also Identität beruhen, weudige, ihr Gegenteil als alleinigen Prinzip aller Urteile Alle wahren Urteile sind solche, welche auf ihrer Wahrheit. und Kriterium „Nova Dilucidatio" ertenntnistheoretischei- Standpunkt in der Busse: Kants dem wahre Erkenntnis enthält nur derartige denknot- unmöglich ausschließende Urteile: vöritös de raison. IL Sectio II. Prop. 1. Um so mehr muß unserer Schrift wenn nun auffallen, es neben das bisher I— V. ausreichende principiuni identitatis noch cipium rationis determinantis , Haben wir ein es in iluu mit Und zwar priiicipio hältnis zu Prinzip der Erkenntnis zu tun, Um jenem? Abteil luig das tritt, vielleicht, dem ^jri/«- ganz unvermittelt, irgend etwas identitatis einem zweiten, für eine bestimmte Klasse von Wahrheiten gültigen, koordinierenden der zweiten zweites Prinzip vulgo sufficieutis. ohne daß über sein Verhältnis zum würde. in maßgebende und für alle "Wahrheiten allein gesagt wie bei Leibniz, Identitätsprinzip also oder welches sein Ver- ist darüber ins klare zu kommen, wird es nötig sein, daß wir die Ausführungen Kants einer sehr sorgfältigen, stellenweise peinlich genauen Analyse imterziehen. In der die Überschrift Definitio tragenden Prop. eine Reihe sorgfältig zu beachtender „Determiuare", erfahren oppositi." erhalten wir zunächst „est ponere praedicatum cum exclusioue 1 bestimmen bedeutet Determinieren, des Gegenteils setzen. hier wir, IV und zu erwägender Begriffsbestimmungen. um Urteile, also, ein Prädikat mit Ausschließung Es handelt sich mithin, was wohl zu beachten die entweder wahr oder exclusione oppositi besagt, daß eben derselbe falsch Grund, um ist, Der Zusatz: sind. auch cum diesen Terminus schon vorwegzunehmen, der das Prädikat notwendig macht, auch sein (denn oppositum ist: oppositum praedicati) Gegenteil ausschließt, immöglich macht. Das, was in einem Urteil bestimmt, determiniert wird, folgenden dicitur Satze: ratio", determiniert, der „Quod determinat subiectum respectu hervorgeht, Grund, das ratio. Subjekt In dem desselben; das, zitierten Satze ist ist, wie aus dem praedicati cuiusdam, was dieses Subjekt subiectum Akkusativ. Der Grund determiniert das Subjekt durch das Prädikat, für dessen Setzung er 1) S. 391. Busse: Kants der (inind durch erkenntnisthcoretischer Standpunkt in der Prädikat folgt, auch ist zum Ausdruck bringenden diese Determination Siiugoticrcharuktor des Rindes der firund zum den Begriff Kind der Gnind dafür, daß Subjektsbegriff hat, dieses würde die ratio zu ist; — zunächst als Das wird setzt. würde so sie sie an- nach dem folgenden das sein, was durch das Subjekt hinsichtlich eines — nämlich ob es einem Subjekt beizulegen von Kant im Beweise der Prop. aucli „E Y ist welches etwas ist, oder — niclit fest- (Ideni aliter) mit klaren notionc rationis", heißt es daselbst „intelligi potest, oppositorum subiecto praedicatorum tribuendum Die von mir vertretene Auffassung ergibt sich venduni."* dem antecedenter und consequenter determinantem scheidet, das Worten ausgesprochen. (luodnam aus Xominativ fassen, sn Prädikats festgesetzt wird, während sie doch offenbar dasjenige über ein Prädikat dem und zugleich der Grund einem determinatuni werden, während Satze', der sie in determinans man subicctum Wollte in z. li. durch das Prädikat: dieser letztere Dieser Sachverhalt geht Urteils. geführten Satze selbst hervor. liegt einem Urteile, welches in ist, Wahrheit dos der So Urteils. lebendige Junge zur Welt zu bringen, determiniert der Wahrheit 29 Dilucidatio". und derselbe Grund, aus dem die Determination des Subjekts ist, bestimmtes ein „Nova quodnam remo- sit, aus zahlreichen fci'ner anderen Stellen der Nova Dilucidatio, von denen ich, da die Sache von Wichtigkeit die hauptsächlichsten hier anführe. ist, In der „Adstructio realitatis def initionis" (S. 392) wird (Abs. 1) von dem Begriff der ratio behauptet, daß er „subicctum inter ac praedicatum aliquod efficit et Der (Jrund colligationem. selbst ist also wohl aber das, worauf die Verbindung beider beruht, was determinierende Prädikat subiectum i.st quod ipsi uniat, Kaut fälirt fort: praedicatum." dem Subjekt das ihn „Ideo desidcrat semper (Janz besonders instruktiv sodann das Beispiel, das Kant im nämlichen ersten Absatz der Adstructio gibt: „Habenius • et, Daher gibt. ncxum weder Subjekt noch Prädikat, irund . . propositionem: . wissen, l'rädikat: aus dem sich mundus ergibt, continet plurima mala. warum habet plurima mala, bestimmt ist, das Subjekt: „qua posita inteliigibile est, respectu huius pracdicati non esse indoterminatum, cum igitur exclusione oppositi." ex indeterminatis Äußerungen dürfen, ja Wir wollen den mundus, durch das .sed (jua mundum praedicatum ponitur Und von diesem Grund wird dann gesagt: Im Zusammenhang mit determinata." efficit „ratio diesen mü.ssen wir auoli den sich unmittelbar an sie anschließen- den Satz: „Et (|Uoniam omnis vcritas determinatione pracdicati in sui)iecto citur (mit 1) dem Ratio 2) S. 303. weiteren Zusatz, daß datier „ratio determinaus veritutis distin^iitur in antei'edenter et cmise'iuonter detemiinantoni, S. .'V.U -:{'.I2. effi- non 30 erkenntnistheoretischer Standpuntt iu der Busse: Kants modo criterimn, sed et fons dem Subjekt in Und wenn eine daß durch den Grund, so vei-stehen, est'-), Bestimmung desselben „Nova Dilucidatio» diu-ch sich ein sicheres Urteil darüber, ob der ratio, ein Prädikat be-svirkt wird. Merkur um sich seine Achse dreht oder nicht, deshalb nicht fällen läßt, weil es ims an einem hinreichenden Grunde fehlt, „quae altenitnim ponat cum esclusione oppositi", wenn wir daraus hervor, daß der Grund, den Urteils, so geht auch ihn nur hätten, das Subjekt unseres Planeten Merkur, durch Setzung eines Prädikates in ein- Begi'iff des deutiger Weise bestimmen würde. So aber ..interminatum nobis In gleicherweise Mercurius circa axem revolvatiu- necne.''^ uti-um planeta est, in der Elastizität ist der Ätheratome der erklärende Grund dafür zu erblicken, daß das Licht sich in Kaum endlicher, angebbarer Zeit diu'ch den sagenden Urteile fortpflanzt: in dem dies vom Licht aus- der Subjektsbegriff Licht durch das erwähnte, aus der ratio ist determinans, der Natur der Ätheratome, sich ergebende Prädikat determiniert. Von besonderer Wichtigkeit ratione determinante (S. noch XI auf Prop. 410) und „Idem aliter" (S. Abs. 1 (S. 409), Prop. man zu notio subieeti per Eine besondere In ihr wird aus- der ratio antecedenter determinans (über deren Unterschied von consequenter r. XTT Demonstratio noch anzuführen ich mir versagen muß. signifikante Sätze hier geführt, daß sine 411), und auf Prop. XIII Dilucidatio (S.413), deren Auseinandersetzung erfordert aber noch die Note zu Prop. IV. der verum est subiectum respectu praedicati esse determinatum.^ propositio vera inclicat Ich verweise noch die Prop. V: Nihü ist an der Spitze des Beweises derselben steht der Satz: „Omnis ; d. später) auch die ratio identica rechnen könne, „ubi suam cum praedicato perfectam identitatem hoc determinat." * Hier scheint doch das Subjekt nicht das determinamhim oder determinatum, sondern das determina?is zu sein, nicht Akkusativ.* Indes, sogar ausgeschlossen, dicatum quod praedicatum detenninat id zwingend ist diese Interpretation wenn man bedenkt, daß determinare nicht, ja : Nominativ, sie scheint ponere prae- bedeutet \mä folglich das Subjekt nicht das Prädikat determinieren kann.« 1) Alle diese Sätze S. 392. 2) S. 392 — 393. 3) S. 393. 4) S. 392 Note*). — 107. 5) So Thiele I' 6) Wolffund Knutzen(vgl.Adickes minare auch so an, S. 106 daß das Subjekt S.33 als — 34, 40—41) wenden freilich das Wort deter- determinans das Prädikat „determiniert", wobei dann detenninare ziemlich soviel bedeutet als ponere. Sie sprechen von der detenninibilitas des Prädikats und davon, daß praedicatum determinatur per notionem snbiecti. Allein wir haben kein Recht, anzunehmen, daß, weil diese den Terminus in einem loseren Sinne gebrauchen, Kant das auch tun müsse, sondern müssen uns einzig und allein an die bestimmten Erklärungen halten, welche er gegeben hat. I Busse: Kants Und erkenntnistheoretischer Standpunkt in der „Nova 31 Dilucidatio''. andererseits stimmt der Satz mit der von mir vertretenen Auffassung überein, wenn man hoc auf subiecti ratio liest, dal5 in identischen Sätzen der dem völligen Identität mit Prädikat das Subjekt Der Satz besagt dann, daß, während sonst selbst determiniert denen eine bezieht und wegen seiner Begriff des Subjekts anteccdentcr dctorminans vorhanden ist) (in allen Fällen, in immer das Subjekt durch einen ihm vorhergehenden und das Prädikat setzenden Grund bestimmt wird, im dem Falle der ratio identica das Subjekt durch seinen eigenen, mit Prädikat völlig identischen Begriff, oder der Subjektsbegriff (der das Prädikat enthält) durch sich vergleiche das von Kant zur Erläuterung gegebene aus drei Seiten bestehen, dem aus ist Dreieck sein und dem Dreieck Deshalb kommt identisch. ^lan Beispiel: triangulum habet tria Dreieck bedeutet eine Figur, die aus drei Seiten besteht. latera. Subjektsbegriff eben den (irund, weshalb es dem Subjekt notwendig zukommt. bildet hier zu: dem Die völlige Identität des Prädikats mit bestimmt wird. selbst dieses Prädikat Begriff des Dreiecks folgt, daß es drei Seiten hat.* Die Ansicht bleibt also in Kraft, daß wir unter ratio dasjenige — zu verstehen haben, welches, indem es ein bestimmtes Prädikat unter Ausschluß des Oogentoils — setzt, das Subjekt hinsichtlich eben dieses Prädikates determiniert^: ein solcher determinierender Grund muß vorhanden sein, das Urteil, welches das in Frage soll kommende Prädikat dem Subjekt beilegt, wahr sein. — Und zwar ist, wie ich nun weiter zeigen will, in der idealen Erkenntnis dieser Grund immer ein antecedenter determinans. Im Begriff der ratio will Kant die ratio antecedenter determinans und die determinans unterschieden wissen: unter der ersteren ratio consequenter zu „cuius verstehen, determinatum non notio est praecedit intelligibile", doterminatum, ii. non tjua e. sei das supposita unter der letzteren der Grund, „([uae non |)oneretur, nisi iani aliunde posita esset notio, (piae ab ipsa'' deterniinatur." Der Sinn dieser Unterscheidung ergibt sich deutlich aus den Beispiok'ii, weleho Kant Adstructio realitatis definitionis-' in der 1) Vgl. sertione." — Prop. VII Sl-IioI. Kulnm, cogitas m-ecssario identica, so solilicßt „essentia (S. 395). rcrum „os.sontiai; ri'lius absolute triaugiili, 2) Vgl. z. tria lati'ia, iiHoU iUeiii est ac si di.is: Kant diu 3) auch Thiele, I' Kr. d. r. Im Text V. (S. 1 S. Note zu Prep. IV, haben wir S. 100, im Text steht. consistit Paulsen also si in ipiid est, don triiim Dalier: Fall, est. daß latennn cmi- „si cogitas triari- — Hei der ratio diMc'niiiii.iti notio (S. 392). S. 32, K. 209 AMm.2, Adickes Note 2 (zu Fischer S. .09) auf S. 103, Vaihinger, Kom- S.CO. 392) steht: ab ipso. 4) Ich niüchto bezweifeln, daß die Übei-schrift sie quao iiooessario conipetunt." notlonem determiiiantis nee sequitur nee praecedit'- mentar gibt. Denn si.' gibt im Manuskript wirklieh so gelautet keinen rechten Sinn. Von hat, wie einer Definition der ItealitÄt ist Busse: Kants eAenntnistheoretischer Standpunkt 32 Eiu Beispiel dem dem in einer autecedenter ratio Der Kreis hat von Urteil: der „Nova Dilucidatio". in determinans ist Kant größten Inhalt, diese Bestimmtheit des Kreises sich ergibt. er ist an: Flächeninhalt unter Welt liegt dem schon erwähnten des Behaftetseins der Welt Welt geben diese verfolgte: in dieser Figuren von gleichem Umfang begründet. allen Gnmd mala der man könnte sagen Gottes, in den Absichten zu suchen, welche begriff: gibt ihn nicht von vornherein sein Anspruch auf den größten — und hier noch deutlicher — in WiUen — In dieser Natur ist. Entstehungsweise — des Kreises phirima aus Figuren den etwa darin zu suchen, daß der Kreis ein regelmäßiges Polygon von unendlich großer Seitenzahl ist Gnmd, der isoperimetrischen allen dieses Prädikat als ratio Urteile: mit Ebenso Mundus habet so vielen Übeln im er mit der Schaffung der dem autecedenter determinans Subjekts- und schließen das Gegenteil: Vollkommenheit, aus. Einer ratio autecedenter determinans bedienen wir ims auch, wenn wir die Eigenschaft des Lichtes, sich mit großer, schwindigkeit durch den Raum aber endlicher und angebbarer Ge- fortzupflanzen, durch die Elastizität der Ither- Erschließen wir dagegen diese Eigenschaft des Lichtes aus den atome erklären. Verfinstenmgen der Jupitersmonde, so begründen wir imser das Licht charakte- Denn risierendes Urteil nur diu'ch eine ratio cousequenter determinans. weil sich die Jupitersmonde verfinstern, gegebenen Weise men sie statt: Jupitersmonde gäbe — findet würde auch ebenso von dem aus diesem Wege freilich es für ist ja das Römer gar keine Die Beobachtung dieser Verfinste- erkennende Subjekt der Ausgangspunkt sein, — , imd alsdann gründet kommen erst mit Prop. — und auf zu seiner Erkenntnis der Geschwindigkeit der Licht- Aus diesem Grimde wird nirgends die Rede, vielmelir Schol. S. 394) es zu seiner Erkenntnis der Lichtbewegung gelangt bewegung gekommen Beobachtung. wenn erfolgen, sondern die Natur der Lichtbeweguug erklärt das Phäno- , der Verfinsterung der Jupiterstrabanten. rungen kann nicht, Lichtbewegung in der an- die die sich diese Erkenntnis auf jene die ratio cousequenter determinans von Eoalgründe (ratioues exsistentiam determinantes, Prop. TI zur Erörterung. Nim V aber zu lesen: Hinzufügung der Gültig- keit der (obigen) Definition, •wie ein befreundeter Kollege mir einst brieflich vorschlug, erscheint mir doch auch sehr gewagt: Kant würde jedenfalls veritatis gesagt haben. Vielleicht stand dieses Wort dort. Es würde dann auch einen Sinn geben, zu übersetzen: Hinzufügiing der Definition derWalirheit, denn von der Wahrheit imd worauf sie beruht ist doch in der Adstmctio wenigstens die Rede. falsche Schol. und Vielleicht auch stand: Adstructio rationis veritatis definitionis, woraus dann durch Zusammenziehuug realitatis gemacht ist. Hierfür ließe sich anführen, daß in Prop. VIII (S. 396) Kant sich rühmt, er habe die ratio veritatis von der ratio exsistentiae geschieden, in Prop. IX (S. 398) wiederholt: ,,Qui actualitatis soUicite distinguere." . . . examinaverit, videbit veritatis. me rationem veritatis a ratione Hier in der Adstmctio aber handelt es sich „Et quoniara omnis veritas determinatione determinans veritatis non modo criterium, sed et fons est" ratio praedicati in (S. 392). tatscächlich um die subiecto efficitur, ratio Basse: Kants Kant auch erkenntnistheoretiscbcr Standpunkt in der ratio cognoscendi bezeichnet als .Nova Aber dann nimmt das Erkennen eben den umgekehrten Gang, wie die Dinge; was ein uQÖreQov rtQÖg Varegov ein ist mehr den und umgekehrt. (fi'oei Wahrnohnnmg, die grund tij 33 Dilucidatio". i]fiSc; Die Jupitersmondfinsternis oder die Erkenntnis dieser Tatsache bildet den ist, viel- Erkonntnis- für unsere Erkenntnis der Lichtbewegung, die Elastizität der Ätheratome Realgrund grund des Lichtes, diese wieder den Real- der Fortpflanzungsweise für die Verfinsterungen. Der die Dinge selbst bestimmende (trund Demnach muß auch minans. minans herrschen, geben: es gilt Spinozas conne.xio rerum. Satz: Wir werden auch in der ein antecedenter deter- ratio antecedenter deter- ordo et connexio idearum idem est ac ordo et wenn also, — auf die Ursache zurückschließend, sie haben, immer Zusammenhang der Dinge adäquat wieder- anders sie den soll ist der Erkenntnis die in wir, und von der beobachteten Wirkung ihre Ursache cedenter determinierenden Gründen die — wiederum Erkenntnis die Sache umdrehen und Sache erklären, aus der erkannt aus den anteElastizität der Ätheratome die in endlicher Zeit erfolgende Bewegung des Lichtes, aus dieser die Verfinsterungen der Jupitersmonde. Alle wahrhaft wissenschaftliche Erkenntnis zielt auf antecedenter determinierende Gründe ab, will in synthetischem Verfahren alles aus apriorischen (dieser Terminus im vorkantischen Sinne genommen) Gründen Das analytische Verfahren, erkennen.' ausgehend, von diesen schließt auf die als das, von beobachteten Erfahrungstatsachen von aposteriorischen (Erkenntnis-) (Jründen zurück- wahren Ursachen, ist nur ein Notbehelf, ein Provisorium, bestimmt, durch die bessere und vollkommenere, aus den Gründen, die der Sache nach antecedunt, die Folgen progressiv entwickelnde Erkenntnis ersetzt zu werden. Daß diese echt rationalistische Kants ist, und dogmatistische Ansicht geht mit zweifelloser Deutlichkeit aus dem in der Tat Schol. zu Prop. diejenige V Daselbst heißt es: „Veritaüs cognitionem rationis semper intuitu niti, omnium mortiilium sensu stabilitum est hervor. communi Verum nos saepenumero ratione consequenter determinante contenti sumus, cum de ccrtitudine nobis tantum res est; sed dari semper rationom antecedenter doterminantcm s., si mavis, geneticam aut salteni identicam, e theorcmate allegato et definitioue iunctim spectatis facile apparet, siquidem ratio consequenter determinans veritatem non efficit, sed e.vplanat1) Thiele, Zeitschr. f. inim. Phil. Bd. I S. 82. Es geht zugleich aus dem Obigen hervor, daß die ratio cognoscendi nicht einVielmehr besteht innerhalb der Erkenntni.sgrund dorn Realgrund ontgogonzusctzen ist. Vgl. 2) S. 394. fach als ein Gegensatz zwischen der ratinnes antecedonter detenninantcs benutzenden synthetischen und der ratiunes cunseiiuenter doterrainantes benutzenden aiialvtisehen Erkenntnis selbst noch 3 34 Busse: Kants orkeniitnistheoretischer Standpunkt in der zugleich hervor, Ans diesem Scbolion geht sine ratione determinante, verum Nihil est „Nova Diluoidatio". wenn daß, die V sagt: — denn Prop. und diesen Wahrheitsgrund nur insofern in natura rerum immer nur rationes antecedenter detemiinantos vorkommen, die consequenter determinantes dagegen nur in der Erkenntnis sich finden, kann die ratio consequenter determinans auch als ratio cognoscendi überhaupt bezeichnet werden. Nicht leugnen aber läßt sich, daß schon die Bezeichung: ratio cognoscendi die Vermutung erwecken muß, als solle hier der Gegensatz der Erkenntnis und des Seins betont werden. Und in diesem Sinne braucht Kaut dann tatsächlich später (vgl. Prop. YlII Schol. S. 396, Prop. IX Abs. 6 Die ratio cognoS. 398, Prop. XI 1. S. 408) den Ausdnick und stellt ihn dem Eealgnmd entgegen. scendi fällt dann mit der ratio Verität is zusammen (vgl. Adickes S. üO); ihren Gegensatz bildet die ratio aetiialitatis oder exsistentiae. Entsprechend verschiebt sich dann auch die Bedeutung der Erkenntnisart; ratio consequenter determinans zimi Eealgrund (vgl. die oben zitierten Propositionen), Sie wird antecedenter determinans. und der m-sprängliche Gegensatz: ratio antecedenter determinans = a posteriori bestimmender Gnind, = Erkenntnis- = a priori bestimmender, ratio geht in den anderen über: r. a. d. = Dadurch verlieren beide ihren ursprünglichen ratio veritatis spricht Kant in dem (mit Prop. VI beVon der ratio cognoscendi Charakter. ginnenden) zweiten Teile der Sectio II und in Sectio III stets, als wenn sie im Identitätsprinzip bestände (vgl. Thiele II 2 S. 28 Anm. 42) und die Identität von Subjekt und Prädikat der Grund der "Wahrheit aller wahren Urteile sei. In der Welt der Dinge sind dagegen Grund imd Folge nicht identisch, der Grund wird hier zur realen Ursache, die Folge zur realen Wirkung; wir haben Realgrund, r. c. d. oder Idealgnmd. ^ es hier mit rationibus antecedenter determinantibus, mit die "Wirkung aus sich hervortreibenden Gründen minans = Ursachen freilich vel fiemli Angedeutet wird diese Bedeutung der zu tun. schon in der Prop. IV dadurch, daß auf angewendet wird (S. andere Seite gestellt werden. 392) An wodurch , es^e und ratio ficri auf genctica bezeichnet) oder a posteriori bestimmend man r. a. d. = auf die Teile des Sectio II nur lun V wird die r. a. d. auch antecedenter oder consequenter deter- Fischer (S. 163), "Wartenberg (Kants und Ruyssen (Kant, Paris 1900, S. 32) schon hier Realgrund zu setzen mögen auch die Wolffianer oder ihre Gegner minantes sein können, und hat kein Recht, mit K. Theorie der Kausalität, Leipzig 1899, und überhaupt , eognoscere eine , die im ersten sich aber handelt es sich Urteils- oder Erkenntnisgründe, die entweder a priori (im Schol. zu Prop. als ratio antecedenter deter- auch die Bezeichnung: ratio essendi sie S. 23) — solcher Aiiffassung Vorschub leisten. Der "Wahrheitsgrund, der in Prop. V eine Rolle spielt, gilt nur für Urteile und ist, der Zusammenhang läßt dai'über keinen Zweifel, als ratio antecedenter determinans anzusprechen. Freilich führt er doch wieder auf das Identitätsprinzip zurück, Ich enthält, erwähne endlich, daß als die es sich in ihr einmal um womber das Nähere im Text. ratio cognoscendi auch insofern noch eine Zweideutigkeit die Konstatiemng von Tatsachen durch Erfahrung, Be- obachtung (daher die in Prop. IV enthaltene Bezeichnung ratio quod^^i. cogn.), zweitens aber auch um die Erschließung von Tatsachen auf Grund anderer, unmittelbar in der Erfahrung gegebener, Tatsachen handelt. Wenn Kant dem in noscendi non quaeritur, Grund, aus dem sich durch die Erfahrung in demselben Sinne Beispiel: die Gewißheit festgestellt. um mundus continet plurima mala sagt: quia experientia ipsius vicem sustinet", die ratio dieser Tatsache selbst, sondern In so ist „Ratio quod seu coghier die Erfahrung der der Mangelhaftigkeit der Welt ergibt: dem quod seu diese Tatsache wird Beispiele der Jupitersmonde aber handelt es sich nicht ratio cognoscendi ; es kommt nicht auf die Feststellung darauf an, sie als Grundlage eines Schlusses auf die Natur des — Lichtes zu benutzen. Nicht eine quaestio facti, nicht eine ratio quod, sondern eine ratio cur auch diesen Ausdruck braucht Kant in Prop. IV für die ratio antecedenter determinans kommt — hier in Frage. bei Der Ausdruck ratio quod könnte übrigens wieder denAnschein erwecken, als handle es r. c. d. um Tatsachen, bei der r. a. d. ratio cur dagegen um Wahrheiten. der = sich gerade Busse: Kants V die Pnip. orkenntnistheoretischer Standpunkt in der immer die ratio ratio aclnalilatis — VIII, IX, XI) (l'rop. dann ent- deterniinans, obwohl das nicht ausdrücklich bemerkt wird,' unter ratio wickelt, rühmt 35 Dilucidatio". Kant später von der die ratio vcritaiis, die ontliiilt so genau unterschieden zu haben sich „Nova antecedenter deterniinans zu verstehen die eben ist, in aller wahrhaft wissenschaftlichen Erkenntnis allein maßgebend ist Und diese ratio antecedenter deterniinans, das ergibt sich nun weiter aus der Prep. V, führt zuletzt doch wieder auf das principium und höchste Prinzip idontitatis (bezw. contradictionis) als das letzte Wahrheit zurück. aller Denn jedem wahren Urteile, in diese lehrt des Prädikats determiniert sein, hinsichtlich des Gegenteils gesetzt werden woraus -, d. folgt: muß Proposition, in das Sul)jekt das letztere mit Ausschluß omni itaque pi(ppositione vera h. oppositum praedicati competentis excludatur necesso est Und dann folgt die Erklärung: „Excluditur autem praedicatum, cui ab alia notione posita repug- natur, vi principii contradictionis. muß Also in jeder wahren Proposition vorhanden sein, das, indem es das Gegenteil des Prädikats ct\va.s contradictionis) ausschließt, die dam" ist Wahrheit des Urteils begiündet. principii (vi Dieses „quid- dcterminans.^ aber, wie der Schlußsatz ausfühi't, die ratio Die ratio deterniinans. so resümieren wir also, determiniert in jedem wahren indem Urteile das Subjekt, ihm zukommende Prädikat sie «las ihm und damit aber, weil es dem aucii Jedes durch eine ratio detorminans, gründete Urteil unmöglich 1) ist 2) |ioni cum Omnis dem eine auf Thiele, der die Prop. (Kec. d.Kantstuilicii Bd. i. antecedenter deterniinans, als wahr be- V beruhende Identitätsprinzip sowolil auf die [Adiikes], Zeitsihr. I immanento f. r. a. Phil. d. als Bd.I S. auch Adickos versucht, betrachte, die Salz: Exoluditiir Da dem ausgeschlossen autem praedicatum, d.xs Prädikat des das es gesetzt wird, dem i. o. hoc 3'.).'!. Propositio V Ansicht, für seine aber auch analytisilio Urteile, contrailictlonis notione posiUi es bezieht r. c. d. propositio vera indicat subiectuni respoctu praedicati esse doterminatum, beruhen, anm-hme, zu verwerten. principii auf die * 81) ohne weiteres zuzugeben. daß Kant zwar Adickes nicht auf dem Urteile als analyti.sch (ihr Prädikat ist im Subjekt enthalten: von zeichnet) v^rite de raison. exciusione oppositi. S. 393. 3) Sämtliche Sätze der Prop. V. S. 4) d. Gegenteil mithin ein solches, dessen Gegenteil in sich widersprechend, also ist, Das ist setzt, sein Subjektsbegriff widerspricht, ausschließt .sein .sei, cui ab die die Behauptung, entgegensteht, .so alia notione posita Urteils versteht. (jegenteil au.sschlienon als alle wahren Wahrhoitsgrund be- Satz des Widerspruchs daß das (iegeuteil des Prädikats interpretiert er S. .'iO vi Anm. 2 den repugnatur, so, daO er unter nli'a Dan.ich würde dann zwar das Prädikat dailurcli, (wenn ein Subjekt S ein Satz des WidorspHichs zufolge nicht zugleich auch da.s Prüdik:tt Priidikat Xon V P hat, so kann haben), es selbst würde aber nicht gesetzt, weil sein (legentoil (überhaupt oiier unter den gegebenen Umständen) unmöglich ist Aber diese Inter]iretatioii erscheint mir unhaltbar, sie widerstreitet dem klan-n Unter Wortlaute der Prop. V und wird auch durrh eine Kciho andi-r.T Stidb'ii widerlegt. 3* 36 Wir wollen festgestellt haben cientis) „Nova erkenntnistheoretischer Standpunkt in der Busse: Kants das principiiim rationis determinantis (vulgo suff i- : koordiniertes, neben dieses — alia notione posita ist die ratio determinans minans (daß es Anm. 2 anführt, nicht ist conseq. eine ratio — ihm zuzugeben") det. träte, in dem zu verstehen, und das Gegenteil, Non Gottes der Begriff des Willens mit welchen sie behaftet So P. ausschließt. ist die ratio, in ist aus der und welche daher dem Urteil: sich sowohl dem Urteile in Subjektsbegriff „"Welt" gehört, mit Notwendigkeit ergeben. Das Gegenteil, determiniert durch sie die "Welt. die das Beispiele, die Sachlage antecedenter determinans, welche das Subjekt determiniert, das Prädikat sie Das Prinzip des diesem Fall die ratio antecedenter deter- wie in ist, principio identi- sondern das letztere Wahrheit überhaupt. bleibt das einzig entscheidende Prinzip aller wie dem bedeutet kein Erkenntnisprinzip, das als ein zweites, tatis (seu conti-adictionis) Dilucidatio". P ist daß die ebenso notwendig mundus die A dickes die, S. 59 ratio setzt, continet plurima mala Welt als auch die Übel, das Prädikat bilden, das Der Wille Gottes setzt diese zum Übel und Vollkommenheit, wird nicht gesetzt, weil seinem auf die Welt gerichteten Willen widerstreitet. Freilich widerstreitet das Gegenteil auch dem Prädikat und damit dem durch es determinierten Subjekt selbst, aber das ist es nicht, es worauf es Kant hier ankommt. Das Prädikat: Vollkommenheit widerstreitet nicht dem Begriff der Welt überhaupt, sondern nur diesem im Zusammenhang mit dem Willen Gottes betrachteten (in nesu spectato) Begriff. In dem Willen Gottes liegt erst der entscheidende Grund, weshalb Welt das Prädikat: mit Übeln behaftet notwendig gehört, das entgegengesetzte: Vollkommenheit aber mit ihm unvereinbar ist. Zwar könnte es scheinen als ob gerade der Ausdruck „notione posita" sich auf das Prädikat beziehen müsse, weil doch dieses eben „gesetzt" wird, ponitur. Aber Kant gebraucht den Ausdruck „ponere" zum Begriff , auch von dem Grunde. So spricht er von der ratio cur, h. e. qua posita intelligibile est, mundum respectu huius praedieati non esse indeterminatum (Adstructio realitatis definitionis Abs. 1 S. 392). V sorgfältig durch und hält sich nur an das, was Kant selbst Geht man die Sätze der Prop. ohne nach dem zu schielen, was Wolff oder Knutzen, Baumgarten oder Crusius meinen, Wie so kann gar kein Zweifel sein, daß mit der notio posita die ratio determinans gemeint ist. sagt, will man, wenn man unter notio posita das Prädikat des UrteUs versteht, den unmittelbar folgenden Satz erklären: Ergo exclusio locum non habet, ubi non adest notio, quae repugnat opposito excln- dendo? findet? Soll das heißen, daß, Aber wo kein Prädikat wo kein Prädikat ist, ist ist, auch kein Ausschließung seines Gegenteils nicht Urteil. Nach unserer Auffassung statt- besagt der wenn z. B. zam Begriff Welt der WiUe Gottes nicht hinzukäme, dann das Prädikat: Vollkommenheit nicht ausgeschlossen sein würde, da es dem Begriff Welt ,in se spectato" nicht widerspricht. (Vgl. den zweiten Satz unter Idem aliter: „Pone qiücquam verum esse sine Satz, daß, ratione determinante, nihil afforet, ex quo appareret, utrum oppositorum (sc. praedicatorum) tribuendum sit subiecto, utnim removendum; neutrum itaque excluditur" usw.) Weiter heißt es: — In omni itaque veritate est quiddam, quod excludendo praedicatum oppositum veritatem propositionis determinat. Das „ quiddam " bezieht auch A d i c k e s (S. 60 Anm.) auf den Grund. Dann aber muß quiddam mit notio posita des vorhergehenden Satzes identisch sein. Denn die Ausschließung praedieati oppositi sich, um den zuletzt quod wird auf die „aUa notio posita-' und das ..quiddam" zurückgeführt. Adickes sieht Verschiedenheit beider aufrecht erhalten zu können, genötigt, zu verändern. Genau genommen, meint er, müßte es hier nicht heißen: seine An.sicht von der zitierten Satz excludendo praedicatum usw., sondern quod ponendo praedicatum usw. Aber Kant sagt eben nicht ponendo, sondern excludendo, imd wir müssen uns an das halten, was er sagt, nicht an das, was er nach der Ansicht seines Interpreten hätte sagen müssen. Das „quiddam" wird dann im letzten Satze der Prop. V ausdrücklich mit der ratio determinans identifiziert: Quod cum nomine rationis determinantis veniat, nihil verum esse sine ratione determinante statiiendum est. Geht man die zitierten Sätze von unten nach oben durch, so ergibt sieh folgender Zusammenhang, „ratio determinans" ist das quiddam, quod excludendo praedicatum oppositum veritatem pro- Basse: Kants nur ganz allgeniein, müsse, warum — Grundes (ieterniiaiereiiden es ,NoTa erkenntnistbeoretischer Standpunkt in der soweit wir es bisher betrachtet haben daß es für jedes wahre Urteil wahr Dieser Grund sei. und ist auch — besagt Grund geben einen bleibt aber die Identität Subjekt und Prädikat, die Denknotwendigkeit ihrer Verknüpfung möglichkeit des Gegenteils. 37 Dilueidatio*. von und die Un- "Wir haben mit der Einführung des principii rationis determinantis den Boden des Rationalismus bis jetzt noch nicht verlasen.' Eine Frage bleibt noch Wenn beantworten. zu die antccedenter ratio determinans schließlich doch auf die ratio identica zurückkommt (daß „annumerare licet", sagt auch schon die Xote zu Prop. pusitionis detenninat. lY ihm sie 392), ebenso (S. Die exclusio praedicati oppositi findet aber nur statt, wenn adest notio, quae ist dies« vorhanden, so daß praedieato opposito „ab alia notione repugnat opposito eicludendo; posita repugnatur, Daß so wirl Notio posita es exkludiert. ist also Ich führe noch ein paar weitere Belegstellen an. Beispiel von Caius gesagt, daß sua.s primitivaü, qoiddam = ratio determinans. ist, I dem nam praedicatorum oppositorum subiecto tribuendum besagt auch der erste Satz des tiones = welche das Prädikat setzt and das Gegenteil ausschließt, aliter(S.393): „E notione rationis intelligi potest. quod- es die ratio determinans dem quatenus sit Prop. quodnam removendum". IX Abs. .3 S. 399 wird in dem Begriff des Caius (der betrogen hat) an sich, „per determina- scilicet homo est, die Ehrlichkeit (sinceritas) nicht widerstreite, quae ponunt contrarium'% so widerstreitet sie ihm doch und er mußte notwendig betrügen („et sinceritas tribui ipsi nequit, nisi turbato omni rationum implica- aber „quippe adsunt in ipso rationes, tarum ordine u.sque ad primum mundi statum'-). In der Confutatio dubiorum der determinati sunt, ut praescientia diWna falli IX Prop. mundani ita certo eorum futuritionem et oppositi absoluto eorum conceptu oppositum heißt es S. 4(X): Eventus nescia pari certitudine et nexu rationum conformiter perspiciat, ac si Der nexus rationum, in welchen alle Vorgänge verflochten sind, schließt, zu den aus, als wenn sie antecedenter natürlich Vorgängen hinzugenommen, ihr Gegenteil ebenso etwa die Ehrlichkeit des Caius durch den Begriff Mensch durch ihre absoluten Begriffe selbst ausgeschlossen würden. Zu allem Überfluß hat Kant die von A dick es verfochtene überhaupt impossibilitatem excluderetur. — — — — Interpretation aber noch in einem Wahrheitsgmnd zu übertragenden — freilich von Realgründen handelnden, — Beispiele ausdrücklich abgelehnt Daß aber leicht auf den Tirius (wie Crusius meint) dadurch erst, daß er eben so handelt, wie er handelt (daß also das Prädikat, welches sein Handeln ausdrückt, gesetzt wird) alles andere Handeln ausschließe, sei nicht richtig. Vielmehr schlössen die vorherbestimmenden Gründe, ihn die zu determinieren, dieser Handlungsweise das Gegenteil derselben aus (Prop. VIII Schol. S. 397). 24 Anm. 34a (,hier wird das oppoausgeschlossen von einem ihm widersprechenden Begriffe, und als dieser ihm widersprechende Begriff erscheint doch wohl der Grund [der Wahrheit des Satzes] selbst", vgl. auch I' S. 100 Anm. 22 sowie seine Kritik der Adickesschen Auffassung, Zeitschr.f.imm. Phil. IS.S2) und Paulsen (S. 29 u. 32 etwas anderes auch die .negafa-ilich S.28), sowie Kuno Fischer iS. 163, 160, 167). Mit Recht zieht der leUtere "Wie ich, urteilen in diesem Falle auch situm praedicati competentis , Thiele I ' S. nach dem principium contradictioais ; Bestimmungsgründe". d.h. die Gründe herbei, welche erklären, warum ein gegiii Lst. Sie haben andere Ereignisse gesetzt, das h.ii Gegenteil jener, bisher ausgeschlossen. Mit den negativen Großen (Fi.>cher 168) tiven ' !es \.\s 1 das Gegenteil der Existenz 1) Vgl. Paulsen S. 33. -se tun- ibrigeu> läßt Adl.kes selbst S.64 Anm. b«-i Eiistenzialdunh antecedenter determinierende Ursachen ausgeschlossen .-^in. contrad. {.,Vä kommt also das principium r. d. zurück auf das pr. negativen Bestimmungsgriinde nichts zu satz<.-n " ; Ereignis früher nicht eingetreten oder, wie er (Kant) lieber sagen will, identitatis) , Thiele I' S. 2". 38 Busse: Kants erkenntnistheoretischen Standpunkt heißt es im Scholion zu Prop. IV determinautem s., (S. „Nova in der semper ratioiiem aiitecodenter 394): sed dari mavis geneticam aut saltem identicam) si Und wenn Kant eigentlich beide voneinander? es Dilucidatio". : warum unterscheidet denn unbeschadet ihres scliließ- welches lichen Zusammenfallens doch einen Unterschied zwischen beiden gibt: ist er? Gesichtspunkte bieten sich zur Bestimmung dieses Unterschiedes dar. Zwei Sie zum decken sich Subjekt und Prädikat aber nicht Teil, muß bei antecedenter determinans im Spiele der Grund des — ist vorhanden Im dem in auch da, wo ratio aber ratio identica Ist sein. von Identität dieser. also so besteht nach der Beispiel: triangulum habet tria Begriff des Dreiecks liegt unmittelbar dies, daß es drei Seiten hat; dieses Prädikat ergibt sich Aussage, — Zusammenhangs von Subjekt und Prädikat, Note zu Prop. IV perfecta identitas, wie latera. Zunächst völlig. allen wahren Urteilen WW. daß die ebenso die, daß aus der des Dreiecks selbst. der Definition im Dreieck Kreis = 2 li seien, daß Dagegen sein Inhalt von allen isoperimetrischen Figuren ist =^, die "id den größten Flächeninhalt hat, nicht unmittelbar aus der Definition des Dreiecks oder Kreises zu entnehmen, die identitas von Subjekt und Prädikat und daher ist — sondern ratio antecedenter determinans, beispiel selbst ist hier nicht perfecta, der Grund, der beide miteinander verknüpft, nicht ratio identica, hervorgehoben hat (s. oben wie das auch Kant in dem Zirkel- S. 32). Ein weiterer Gesichtspunkt ergibt sich aus der Unterscheidung des „in se" und „in nexu" betrachteten Wenn Subjekts. das Prädikat aus dem absoluten Begriff des Subjekts, aus diesem „in se spectato" folgt, so haben wir ratio identica, ergibt es sich dagegen aus demselben im Zusammenhang mit anderen erst Zur Erläuterung mögen Faktoren, so Liegt ratio antecedenter determinans vor. die schon mehrfach herangezogenen Beispiele dienen. Folgte aus dem Begriff der Welt an sich ihr Behaftetsein mit Übeln, so würde die Wahrheit des diese Übel von ihr aussagenden UrteUs auf eine aber erst aus der Welt, wie sie dem im Zusammenhang mit dem Wülen ihr Behaftetsein durch ratio mit Übeln notwendig antecedenter determinans Begriff des Caius, soweit er überhaupt ratio identica vor; ratio identica sich gründen. durch Gottes Wülen determiniert da er aber nicht also Da aus Gottes betrachteten Begriffe der Welt folgt, so bestimmt. Mensch als ist, ist, ist die Wahrheit des Urteüs Ebenso bei Caius. dies, Läge im daß er betrügt, so läge Mensch überhaupt, sondern nur als ein ganz bestimmter, in den Zusammenhang der Dinge verflochtener oder diu'ch ihn bestimmter Mensch notwendig beti-ügt, so liegt ratio antecedenter determinans vor. Busse: Kaiib) erkenntnisthuoretiscber Standjiunkt iu der ,Nova 39 Dilucidatio". Ich führe noch ein paar Stellen an. IX Abs. Prop. 3 S. 399 heißt es: Quid enini aiitecodentes rationes praecise detenniuati, sentabiie quibus cum sit, hoc oppositum nihilo secius ad exsistendum opus ipsi est, iitrum iittiiiet, eventus, non fieri immo rationes, cum non possit, Propositiun: scientia divina ne.\u possibilitatem conceptu falli nescia pari rationum e.\chideretur" absolutus ceptus „Eventus muudani (S. ac perspiciat, Nach Prop. XI 400). (S. spectare, um prae- im- absoluto eorum si liegt ein ist con- solcher vor, das Prädikat mit Notwendigkeit dagegen der Begriff ein individueller, ist ut et oppositi 409) zu sclüießen, dem Allgemeinbegriff: nexu so bedarf es also keines in zu setzen: conformiter mit identisch eorum futuritionem certitudine dubiorum certo determinati sunt, ita adsint, adsint in contrarium?" Ferner die schon einmal angeführte Stelle aus der Confutatio derselben per per so spectetur, oppositum reprae- si bezeichnet er einen d. h. ganz bestimmten, von ganz bestimmten A''erhältuissen abhängigen Inhalt, so ergibt sich das Prädikat erst aus nexu spectato". Im dem Subjekt und den Umständen, aus dem Subjekt ersteren Falle liegt ratio identica, im ,,in letzteren ratio antece- denter determinans vor.' Fieilich (wie auch lallt sich dieser Gesichtspunkt nicht überall, sondern Adickes S. hang von Tatsachen durch ihn beti'cffen, und deshalb deckt Daß der Kreis von (iesiciitspunkt begründeten. absoluten Begriff des Kreises: dies durclif üluen , sich begründete Unterscheidung nicht völlig mit der durch den größten Flächeninhalt hat, um im Orunde nur 58 zugesteht) bei Kausalurteilen, welche den Zusammen- von ihm auszusagen. folgt sicher aus dem isoperimetrischen Figuren spectato, in se aus dem nexu zu betrachten, läge hier ratio identica vor. Nach dem es ist nicht Demnach allen auch die den ersten nötig, ihn in ersten Gesichtspunkt liaben wir es aber in diesem Beispiele mit ratio autecedenter determinans zu tun, weil das Prädikat nicht unmittelbar aus folgt, keine perfecta identitas vorhanden Jedenfalls, oder nicht: dem Subjektsbegriff ist. ob nun beide Gesichtspunkte sich zur Deckung bringen lassen der üntei-schied von ratio identica und ratio autecedenter deter- minans bedeutet keinen Unterschied hinsichtlich der Verpflichtung der durch sie bedingten Urteile, ihre Wahrheit durch das principiuni identitatis seu contra1) Vgl. betrachtet und gefunden wird. Adickes S. 58. „Im eincD von ihm das ausgesagt, was Im andern ganz bestimmter Lage. Fall Fall wird der als Allgemeinbogriff durch Analyse in ihm bezeichnet der Subjektsbegriff ein oder mehrere Individuen in Die Prädikate, die jetzt von ihm aasgesagt werden sollen, lassen sich nur durch Uinzunahme der besonderen nicht durch Analyse des Allgemeinbegriffs finden, sondern Umstünde, der ganzen Subjektsbegriff bei dieser Betrachtungsweise 'NVoltlage, in das Subjekt." Bus&e: Kants erkenntüistheoretischer Standpunkt 40 zu erhärten, sich dictionis „Nova in der Dilucidatin". denknotweudige Urteile, deren Gegenteil einen als Widerspruch einschließen würde, zu rechtfertigen. und beruhen auf dem Prinzip der Alle wahren Urteile sind analytische Mit Urteilen luid deren Begründimg haben Identität bezw. des Widerspruchs. Erst der letzte, wir es aber bisher allein zu tun gehabt. der Sectio II überleitende Satz des Scholion zu Prep. exsistentiam determinantes" sachen und deren Gründe (S. zum zweiten Teile V: „Sed pergamus ad rationes 394) weist uns auf etwas anderes, auf Tat- hin.'- 1) Audi hier muß ich wieder Adickes entgegentreten, der den Unterschied der aus dem in und dem in nexu betrachteten Subjekt sich ergebenden Urteile wieder mit seiner Unterecheidung von identischen, auf dem Satz vom Widerspruch berahenden, und analytischen, nicht auf dem Satz des Widerspruchs beruhenden Urteilen, die Kant angenommen haben soll, in Verbindung se Wenn bringt. das Subjekt in se spectatum das Prädikat (durch Analyse) ergibt, so soll eine vom Widerspruch vorliegen. „Müssen wir aber über den Subjektsbegriff hinausgehen, ihn im Zusammenhang der ganzen Weltlage gemäß dem Kausalgesetz beti-achten, so hat der Satz vom Widerspruch keinen Wert mehr und kann keine Erkenntnis mehr verschaffen. Kaiisalverhältnisse sind also nicht nach dem Satz des Widerspruchs, aber trotzdem a priori erkennbar" (S. 58). Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß (ein Satz, den Adickes selbst S. 57 zitiert) Erkenntnis gemäß Kant dem der Prop. II in Satz S. 389 ausdräcklich sagt: ,, Quandocimque subiectiim, vel in se vel in hoc illi competere nexu spectatum, ea ponit, quae notionem praedicati involvimt, dum est, et idem paulo explicatius: quandocunque identitas subiecti inter ac praedicati . propositio reperitur, einschließt, — Recht, es S. habe ich est „Denn 26 (S. — 27) Identitätsprinzip ausführlich sind letztere ist , ratio statuen- notiones das prineipium eontradictionis hat Adickes freilich berechtigt kein wäre — daß Kant die ratio identica mit zu den rationibus cur rechne eben, wie wir sahen, nicht nach auch bei der . Hiernach dargelegt. was, wenn seine obige Annahme zu Recht bestände, 62 für unpassend zu erklären Nach Kant Daß aber das vera." oben . dem Satz vom Widerspruch erkennbar." antecedenter determinans der Identitäts- oder Widerspruchssatz Kant verwirrt auch nicht, wie Adickes meint, dadurch, daß er die ratio identica, nur in se betrachtet zu werden braucht, mit der ratio genetica, bei der es in nexu betrachtet werden muß, unter einen Begriff zusammenbringt, ganz verschiedenartige Verhältnisse. Die Ansicht, die er hierdurch nach Adiokes nahelegt: daß auch die ratio genetica könne nach dem Satz des Widerspruchs erkannt werden, ist eben Kants wirkliche, von die Grundlage. bei der das Subjekt — Adickes 2) verkannte, Ansicht. In der Prop. IV, welche die gnmdlegenden begrifflichen Bestimmungen gibt, Urteilen, von Subjekt und Prädikat und deren Verknüpfung, diesem ersten Teil der Sectio II. Freilich gilt ist nur von Rede, und so auch sonst in für den Rationalisten und somit auch für Kant, die ist, daß, da ordo et connexio idearam idem est ac ordo et connexio rerum, was von dem Subjekt und dem Prädikat im Urteil gilt, auch von dem Ding und seiner Bestimmtheit in natura rei-um gilt (Thiele S. 106 Anm., Adickes S. 56), und umgekehrt (daher ich auch Beispiele, die sich auf Dinge beziehen, zur lUustrierung des von Kani von den soweit er strenger Rationalist P Urteilen Gesagten benutzt habe). Aber seine Ausführungen über das prineipium rationis determinantis will er bisher nur auf Urteile bezogen wissen, und wir haben kein Recht, uns über diese seine Absicht hinwegzusetzen. Auch läßt sich kaum sagen, daß er seiner ausgesprochenen Absicht zuwiderhandle. Seine Beispiele, auch wo sie sich auf Tatsachen beziehen, wollen doch nicht diese selbst, sondern sie als Materialien für Urteile in Beti-acht ziehen: auf die letzteren ihre Gründe geht die Endabsicht immer hinaus. und So sagt er denn bei dem Beispiele der Übel in Basse: Kants Prop. 2. Vom Staiulpunkt eingenommen ihren hat. P ist 41 Dilucidatio". — XI. ans, den Kant bisher was von den Urteilen und mutatis mutandis auch für die Tatsachen und ihre Realgründe gilt, Ordo et connexio idearum idem wahre Erkenntnis spiegelt Prädikat VI konsequenten Rationalismus des hat, erscheint es selbst vei'ständlich, daß, Gründen Geltung ,Nova erkenntnistheoretiscber Standpankt in der est ac ordo et connexio rcrum, die adäquat wieder. die "Wirklichkeit ja Ergibt sich ein eines Subjekts S als eine notwendige Folge aus einem P auch die dem Prädikat Grunde G, so entsprechende Bestimmtheit // des Dinges 2' die notwendige Folge des realen Grundes F: der notwendigen Verknüpfung der Urteile > ntspricht eine ebenso notwendige lachdem er Verknüpfung der Tatsachen. "Wenn nun Kant, wahren Urteile beheiTscht, so die strenge Notwendigkeit, welche alle -tark betont hat, die Prop. V mit den Worten beschließt: Sed pergamus ad rationes exsistentiam determinantes, muß so das wie ähnlicher "Weise auffallen, in oben die Einführung des principii rationis determinantis, nachdem vorher das Identitätsprinzip zum maßgebenden Prinzip höchsten und allein aller Wahrheit erhoben worden war. Soll mit dieser Trennung der Gründe, welche die Existenz determinieren, von den Gründen, welche Urteile determinieren, gesagt sein, daß es sich mit den Realgründen anders verhält dem hei der als mit den Idealgründen, daß die absolute, aitf beruhende Notwendigkeit, welche die Urteile zusammenbindet, Identitätsprinzip Verknüpfung der Tatsachen nicht obwaltet? Die Envartung, welche die Schlußworte des ersten Teiles der Sectio II erregen, daß bei Tatsachen die Sache doch etwas anders beim Denken, wird nicht liegt, als in demselben Umfang ent- täuscht, als die durch die Aufstellung des principii rationis determinantis erregte: empiristische Neigungen treten in der Folge in der Tat zeitweilig hervor. Doch hören wir, was Kant über das Tab^ächliche in der Wirklichkeit sagt Gleich die sechste Proposition hebt eine heit der begrifflichen um ihrer Folgen wichtige Verschieden- und der realen Wirklichkeit hervor. In einem Urteile kann das Subjekt durch seinen eigenen Begriff determiniert werden, \vie es ja da, •ier "W'elt ausdrücklich: aui-h die Vi,'l. habemus Wendung: qua ..Verum haec ratio est Vgl. auch die Hinweise, die im zweiten Teile von Sectio propositionem: mundus intelligibilo Daß dadurch das SS« indeterminatura (ebendas.). getragen werde (Ad. S. 57 Xote ••->: igitur pfjsita 1), trifft nicht zu. mundum est, intelligible Bei am worden. continet plurima mala (S. 392). antecedenter huiu.s praedieati non Moment unerlaubterweise hinein- Beispiel von den Jupitersmonden heißt dem determinans hanc veritatem (S. 392) usw. Anm. 29 gibt Die Tatsachen kommen aber erst Nur die 01eioh>etzung von ratio cur (= ratio zur Erörterung. consequenter tantum Thiele II I' S. 105 antecedenter determinans) mit ratio essendi vel fiendi nicht wo Platze; ihr verwirrender Einfluß ist ist von mir oben in (S. der ersten Abteilung der Sectio M I Anra.) auch gebührend gewürdigt Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standpunkt 42 ratio ideutica in der „Nova Dilucidatio". vorliegt, der Fall ist: ein im engeren Sinne Ding kann aber nicht den Grund seines Daseins in sich selbst haben, cansa sui sein: Exsistentiam suae rationem aliquid habere in so ipso, absonum est.i Denn wäre es der Fall, Ding so müßte, da notio causae natura prior est uotioue causati, das betreffende zugleich prius und was absurd posterius se ipso sein, ist. Anstatt niu: aber hieraus zu schließen, daß die Notwendigkeit des Daseins eines Dinges nie in ihm begründet sein und es ein Ding, dessen Dasein selbst aus seinem Begriff oder seiner Essen tia mit Notwendigkeit sich ergäbe, nicht geben kann, folgert Kant, daß, wenn also etwas notwendig Not- existiert, diese wendigkeit nur die Undenkbarkeit und Unmöglichkeit des Gegenteils bedeuten — d. h. per rationem Mit dem Zugeständnis, xmd auch nur durch den Nachweis dieser Unmöglichkeit — consequeuter determiuautem werden kann. festgestellt daß die Notwendigkeit der Existenz eines Dinges in dieser Weise erkannt werden kann, aber der Begriff der notwendigen Existenz selbst festgehalten worden. ist Mit demselben Recht, mit dem wir oben (S. 26 — 27) geltend machten, daß überall, wo nach dem Prinzip der Identität wahr ein Satz "Widerspruchs wahr wo überall, ist, er auch nach ist, dem müssen wir nun auch umgekehrt daran Prinzip des daß festhalten, das Gegenteil eines Urteils einen "Widerspruch einschließt, dieses Urteil auch eine denknotwendige, auf dem Prinzip der Identität beruhende "Wahrheit Ist dai-stellt. so ist mithin das Urteil, das einem Dinge die Existenz abspricht, unmöglich, das Urteil, das sie Existenz ist von ihm aussagt, deuknotwendig: das Prädikat der alsdann im Begriff des Dinges, im Subjektsbegriff, enthalten und folgt nach der Regel der Identität mit Notwendigkeit aus ihm. ^ So erklärt denn auch das Scholion zu Prop. VII (S. 396): Deus omnium eutium unicum exsistentia prior est vel, si mavis, identica cum possibilitate.^ der deuknotwendigen Begründung des Seins tatsächlich er fest. im Scholion gegen den ontologischen Gottesbeweis, der aus dem ein, daß, wirklich existiert, als wenn in einem "Wesen und daß, wenn wii- ein existierend denken müssen: alle Realität eben nur 1) S. dann wahr, wenn quo in Trotzdem polemisiert die Existenz Gottes vereinigt Er wendet es freilich ist, derartiges "Wesen denken, wir es freilich das sei eine bloße Tautologie. unser Begriff eines derartigen "Wesens wahr, so existiert es 2) est, hält also an Begriff desselben als des vollkommensteu "Wesens deduciert. gegen ihn auch Kant jenes "Wesen, wenn freilich, nun Ist aber er ist Gott existiert. 394. Daß das schließlich doch wieder auf die causa sui zurückkommt, hebt Thiele I' Anm., mit Recht hervor. 3) Das macht auch Adickes S. 64 mit Recht geltend. S. 114 Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standpunkt Aiif diesen in der ,Nova Einwurf würde der echte, zugleich dogmatisch 43 Dilucidatio". die Übereinstimmung von Denken und Sein voraussetzende Rationalist antworten, daß die Gewähr für Existenz wirkliche die richtige keit, Denken und mit welcher im Denken aus Wesens das im Beweise eben Gottes dem aus dem das Begriff des alle Kealität in sich vereinigenden man den Beweis also, wolle Begriff des alleiTcalsten Wesens seine Exsistentia sich ergeben. widerlegen, nachweisen, daß im Wesens Denken die Existenz sich nicht mit Notwendigkeit Diesen Nachweis hat Kant später ergebe. Stimmen liege. der Existenz folge, auch in der Sphäre des Seins aus der l'riidikat Möglichkeit, der Essentia des allcri'ealsten Man müsse selbst müsse mit dcreelben Notwendig- die Wirklichkeit überein, so der Kritik der reinen Vernunft, (in aber auch schon früher) tatsächlich geführt, indem er zeigte, daß Sein kein Prädikat das sich aus irgend einem wie zum gehörenden Merkmalen desselben Inhalt eutnohiucn auch das Prädikat der Existenz nicht aus der oninitudo nur deshalb, weil diese Dings gedacht wird, als wirklich, realitatis, sondern seine Existenz realitatis, was Die so festgestellte ist, jetzt dann nicht — weil er eine Tautologie kraft seiner oninitudo der Wirklichkeit die Folge ist so viel heißt, als: er folgt überhaupt, sondern Eigenschaft eines wirkliciien als wirkliche existiert der wirkliche Gott Alsdann lasse. roalitatis — womit allerdings — aber auch nur Ebenso gedacht wird. ist, immer auch beschaffenen Subjektsbegriff gleich anderen, der omnitudo ist. Unterscheidimg w-ürde, konsequent weiter verfolgt, auf dogmatischem Boden dahin führen, im Denken selbst einen Unterscliicd anzuerkennen zwischen denknotwendigen geltenden) Urteilen, — und der auf nicht einen denknotwcndigen (nur erfahrungsmäßig entsprechenden Unterschied von absolut notwendigen und bloß tatsächlichen Zügen im Antlitz der Wirklichkeit hinweisen würde. Kant aber wendet, wie gesagt, diese ganze Argumentation an, er scheint vielmehr anzunehmen, daß eben ausreichenden Grund der Existenz bilde, und daher nur ausgehe. die stellt omnitudo dem hier noch nicht realitatis doch den ontologischen Argumente den Zweifel entgegen, ob es denn auch von einem wahren Begriff Seine Polemik wendet sich also gegen die Prämissen des Beweises, nicht gegen das Beweisverfahren.' 1) Von finer Einsicht in die Unmöglichkeit, aus Heymans dum bloßen Begriff eines Dinges sein Dasein Bemerkungen über die sog. ompirisfische Periode Kants, Archiv f. Gesch. d. Phil. Bd. II S. 589) annimmt, kann daher hier noch keine Rode sein, darin stimme ich Adickes völlig bei (S. 64 Anm. 3). Ebensowenig aber kann nach dem obigen Thieles Behauptung abzuleiten, die (Einige zugestimmt werden, daß aus Kants Ausführungen über den (iottesbeweis hervorgehe, der Satz: Gott existiert realiter, sei kein analytisihos Urteil (P 8.31; vgl. Zeit-schr. f. imm. Phil. I S. 83 Anm. 3). Auf der folgenden Seite (32) gibt Thiele auch den analytis.li.ii Cli:ir.ikliT de^ frleiles zu. , 44 erkenntnistheoretischer Standpunkt in der Busse: Kants „Nova Dilucidatio". Kant hat offenbar das Gefühl, daß an dem ontologischen Beweis nicht in Ordnung ist; seine Frage, alles ob denn der von ihm benutzte Begriff wahr Tatsachen deutet darauf hin, daß Begriffe, die sich auf logische Operationen, sondern nur auf andere — durcli Erfahrung — Weise ist, beziehen, nicht durch als gültig erwiesen werden können. Aber dieser Gesichtspimkt, der allerdings in den sti'engen bedeutende Bresche legen würde, kommt Rationalismus eine Durchbruch; er wird, kaum recht niclit zum von den Wogen der rationalistischen aufgestellt, Betrachtungsweise wieder überflutet. Und Kant denn in Prop. VII so gibt (S. 395) selbst einen Gottesbeweis, der die notwendige Existenz Gottes aus der Unmöglichkeit des Gegenteiles erweisen Yom will. die ja in Begriff Möglichen ausgehend, zeigt des daß er, Möglichkeit, alle widersprechender Inhalte nicht der Vereinbarkeit sich besteht, ein Wirkliches voraussetze: ohne Wirklichkeit gäbe es auch keine Möglichkeit. Wirkliche, das die Grundlage alles Möglichen bildet, notwendig sein: denn wäre es nicht, so gäbe es nur Unmöglichkeit — was doch unmöglich ist. ja muß aber eben deswegen keine Möglichkeit, sondern Aus der Notwendigkeit es mehrere sich beschränkende Wesen, so würden heit nicht notwendig zufällig sein ist, sie, weü einander; der Emph-ismus vermag aber bei Gottesbeweis ist so empiristisches MoDient streitet.' im Kampfe mit- ihm noch nicht Boden zu gewinnen; wie nur möglich. rationalistisch im SchoKon der Prop. VII (S. ist. ihre Beschränkt- — was gegen die Voraussetzung Rationalismus und Empirismus liegen üi Kants Denken folgt aber Wesen: Gott wieder, daß dieses Wii'kliche ein alle Realität in sich schließendes Gäbe Das Noch einmal 395) auf. Es ist sein taucht ein nicht richtig, daß die Essenzen der Dinge (die in der inneren Möglichkeit derselben bestehen) notwendig sind; richtig ist vielmehr nur, daß sie den Dingen notwendig zukommen. Die Essenz des Dreiecks, die in der Zusammenfügung dreier Seiten besteht, nicht notwendig, d. h. gefügt vorzustellen. wenn man es ist nicht Dem notwendig, drei Seiten immer kommt diese Essenz notwendig zu, d. h. muß man es notwendig als aus drei Seiten aller Vernunftwahr- imd Vorgänge aus der die Nichtdenk- Hier erscheint der hypothetische Charakter heiten imd die bloße Tatsächlichkeit aller Dinge notwendigkeit der ilu-e , Wirklichkeit zimi Inhalt habenden Urteile Die Existenz des Dreiecks ist zusammen- Dreieck aber ein Dreieck vorstellt, so bestehend vorstellen. als — sei es eines realen folgt, klar erfaßt. oder eines bloß vorgestellten — 1) Denselben Beweis entwickelt Kant auch in dem „Einzig möglichen Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseiijs Gottes" (1763), Erste Abteilung, wo dieser Beweis als ontologischer dem si)äter entwickelten (auch in unserer Schrift noch auftretenden) kosmologischen Beweise gegenübertritt. Basse: Kants ist erkenntnistheoretischer Standpunkt in der 45 »Nova DUacidatio". nicht absolut notwendig; der Satz, der diese Existenz aussagt, läßt sich daher Weise in keiner denknobvcndig begründen, sondern als eine bloße v6rit6 de fait, Erfahrung ausweist Dagegen ist es notwendig, sofern ist, wahr er ist, Übereinstimmung mit der die sich als solche durch ihre wenn man ein Dreieck vorstellt, es seinem Begriff gemäß vorzustellen: der Satz, der allen Dreiecken ihre drei Seiten zuerkennt, ist ein denknotwendiger Satz, eine v6rit6 de raison, deren Geltung von der Tatsache der Existenz von Dreiecken ganz unabhängig hat ist. — Aber eine Revolution auch diese hier sporadisch auftauchende Einsicht in Kants Denken in der Nova Dilucidatio noch nicht hei-vorgebracht. Gesichtspunktes eines der ist, Rationalismus entfernte: vor der So wichtig der Folge in Hand bleibt er im sie als erstes immer Kant weiter Auftauchen vom alten rationalistischen Fahi-wasser. Die Ausführungen über die „zufälligen" Dinge und ihre Realgründe (Prop. VIII seq.) lassen, trotzdem auch in ihnen die empiristische Saite nochmals anklingt, Zufällig nennt keinen Zweifel darüber. Sinne, daß sie ihre Existenz überhaupt Kant Dinge nicht die endlichen dem bloßen in dem Zufall verdankten, sondern nur im Gegensatz zu Gott, dem Unbedingten, absolute necessario Existierenden. Notwendig in dem Sinne, daß sie durch einen ihre Existenz mit Notwendigkeit setzenden Grund bedingt sind, sind die endlichen Dinge allerdings. Prop. VHI hobt diese Bedingtheit ausdrücklich hervor: Nihil coutingenter exsistens potest carere ratione exsistentiam antecedenter detemiinante. Zunächst * zwischen Tatsacheuverknüpfung freilich scheint es wieder, als solle und Begriffsverknüpfung, zwischen der Notwendigkeit, die im Denken besteht und auf dem principium identitatis seu contradictionis beruht, und der physischen, auf der Kausalität beruhenden Notwendigkeit Im Scholion werden. ein großer Unterschied statuiert dieser achten Proposition- hebt Kant als ein besonderes Verdienst, das er sich (wo indes?) erworben habe, hervor, daß er die ratio reritatis von der ratio exsistentiae sorgfältig unterschieden habe. Unterschied, so werde man nicht der Meinung sein, welche das principium rationis detemiinantis auf ihm auch für besitze, nur so, als sei, da doch nach bestimmenden Grund, dem Subjekt die Existenz also Beachte dem diesen Gebiete der "Wahrheiten ohne weiteres Geltung verschaffe. dem principium man daß die universelle Gültigkeit, veritatis nichts Es scheine wahr sei ohne auch das Prädikat der Existenz nur durch einen solchen beigelegt werde, ein besonderer Existenzgnind neben dem Wahrheits- grund überflüssig. Nämlich bei den Wahrheiten bedürfe es nicht eines antecedenter 1) S. tatt re ist 396. Der erste Satz dos ersten Absatzes dieser Troposition enthält einen Druckfehler: rei zu lesen. 2) S. 396. 46 Busse: Kants „Nova erkenntnistheoretischer Standpunkt in der Dilucidatio". determinierenden Grundes, hier genüge vielmehr die Identität von Subjekt und Bei existierenden Dingen handle Objekt. es sich um dagegen antecedenter deter- minierende Gründe, deren kein contingenter existierendes Ding entraten kann.i Und ebenso betont er in der Prop. ihm werde die ratio veritatis soll nun der von Subjekt und Prädikat bedeutet und demprincipium bedingt und Verwechslung von Ideal- 398), daß die (S. ihm nicht vorkomme: bei von der ratio actualitatis aufs sorgfältigste unterschieden. Der Unterschied zwischen beiden Identität IX die so viel geklagt werde, bei und Realgründen, über sein, daß der identitatis (seu contradictionis) beruht. verknüpft, sei Wahrheitsgnmd die folglich die "Wahrheit aller Urteile auf Der Grund, der aber nicht die Identität, sondern die Tatsachen antecedenter sei determinans. „In priori solum de ea praedicati positione agitur, quae efficitur per notionum, quae subiecto vel absolute vel in nexu spectato involvuntur, cum praedicato identi- tatem, et praedicatum, quod jam adhaeret subiecto, tantum detegitur. circa ea quae determinatasit; ita, nou aliter, . . .si(res) . . . contingenter exsistere sumitui-, adsint necesse est alia quae determinando, exsistentiae oppositum iam antecedenter excludaut."^ Also der antecedenter determinierende Grund, dem wir der Wahrheiten begegneten und der dort schließlich mit völlig zusammenfiel, wird jetzt plötzlich für die Dinge, imd als In posteriori inesseponuntur,examinaturnon utrum, sed unde exsistentia ipsorum auf dem dem Gebiete Identitätsprinzip die Tatsachen reserviert von der Identität verschieden hingestellt! Tatsachen und Denken, logische imdKausalverknüpfvmg(ebenso dann auch logischer Widerspruch undRealrepugnanz) : werden wieder einander gehorchen zwar dem als Satz durchaus verschieden gegenübergestellt. Die Tatsachen vom Widerspruch spruchsvoll sind, aber sie selbst das Gegenteil jeder Tatsache und ist ihr insofern, als sie nicht in sich wider- Zusammenhang sind möglich, d. h. nicht logisch notwendig; denkbar. Diese Auffassung steht im denkbar schärfsten Gegensatz zu den Ausführungen der Sectio I und des ersten Teüs der Sectio die 11. Hält man sie fest, so muß sie Lehre vom Wahrheitsgrunde imd damit den ganzen Rationalismus zerhlimmern. Und ebenso macht umgekehrt jene Lehre diese Auffassung xmmöglich. Denn wenn die Tatsachen nicht logisch notn-endig sind, nicht durch das logische Identitätsprinzip verknüpft werden, so 1) ratio S. 396/397. können auch die Urteile, welche die Existenz von Dingen Die Auffassung Adiekes', bei den Wahrheiten müßten consequenter determinans zufrieden geben, ist wir praedicatum inter ac subiectum intercedentem sufficere," als Tmrichtig erwiesen. Gegensatz ist hier ratio identica und ratio antecedenter determinans. 2) Prop. IT Abs. 1 S. 398. uns mit der durch die Erklärung Kants: „sed identitatem Der wirkliche Busse: Kants ,Nova erkenntnistheoretischcr Standpunkt in der 47 Dilacidatio*. und die Verknüpfung von Dingen zum Inhalte haben, nicht denksein, so kann auch in ihnen das Prädikat nicht nach der notwendig Regel dem Subjoktsbegriff der Identität aus folgen. Wahrheit Ihre würde dann vielmehr nur auf ihrer Üborcinstinimung mit der Erfahrung beruhen, sie würden de v6rit6s sein. fait Omnis Kant sagt aber: Mibiectum respectu praedicati esse determinatum, "ppositi (Prop. e. Und: Quandocunque identitas V). — sonst vera notiones repcritur, prnpositio est alle i. prnpositio vera indicat hoc poni cum exclusione subiecti intcr ac praedicati Sind aber umgekehrt also nicht! Wahrheiten durch das Idontitätsprinzip beherrscht, müssen wahr zu iiüssen auch die Tatsachen, über die wahres sonst: auch Urteil, — entsprechend Urteil? Urteile, alle um von Subjekt und Prädikat aufweisen, analytisch sein, so sein, Identität sie — etwas aussagen beschaffen sein. Folgt was hieße also in jedem denen, welche über die Existenz oder das tatsächliche Vorhalten in der Dingo etwas aussagen, das Prädikat mit logischer Notwendigkeit nach der dem Subjekt Regel der Identität aus vel in se vel in nexu spcctato, so muß auch mit genau derselben Notwendigkeit in natura rerum die Existenz oder das durch das Urteil bezeichnete Verhalten der Dinge aus den rationibus antecedcnter determinantibus folgen.' determinierende fällt Auch der antecedenter zur ratio identica, Ursache und Wirkung Realgrund wird dann mit logischem (irund und logischer Folge zusammen, die Wirklichkeit wird ganz im Sinne Spinozas zu einem rein logischen Gefüge, das in lauter denk- notwendigen vorit6s de raison von uns erkannt, wiedergegeben wird. wird in Urteil sich allen Tatsachenurteilen ausgenommen) allein die (das es das Existenz Gottes zum nexu betrachtete Subjekt in sein, habende aus dem das Prädikat mit Notwendigkeit ergibt, der Abhängigkeit der contingenter dem ganzen Weltzusammenhange existierenden Dinge von entsprechend. Kant hat sich diese Konsequenzen hier noch nicht klar gemacht; ristischen neben Regungen, .seinen Wahrheiten ristischer Nova bleibt er im Adirkes da man ja von S. 57 Note: aus dem über das Verhältnis von tat- rationalen Daß aber auch diese Anwandlung empider ...ledor Subji'kt her: Zusammenhang, empiri.schon und unklaren.^ wieder die empi- Dilucidatio finden, gehen noch unvermittelt Anschauungen (Ifiikiintwendigcm Ansichten 1) Vgl. stiin, die sich in der rationalistischen und sächlichem pmnil Unrl zwar Inhalt rationalistischen Realgnuid — in no.xu muß Grundströmung seines zugloidi ein apriorischer Krk.'nntnis- spectato — dio AVirkung dua'li Analyse herausklauben und Ursache und Wirkung in einem analytischen Urteile miteinander verbinden kann. Doch ist Kant über diese Frage noch keineswegs mit sich im klaren." 2) Vgl. Thiele II' S. 30/31, 8. 37. Adickes S. 56. 48 erkenntnistheoretischer Standpiinlit in der Busse: Kants Denkens fortgespült IX der Prop. Wenn die Gründe, welche antecedenter die Existenz der oppositum contingenter existierenden Dinge determinieren, Dijucidatio". des oben zitierten Satzes aus zeigt schon der Schluß wii-d, selbst. „Nova exsistentiae antece- denter excludant, so setzen sie eben die Existenz mit absoluter Notwendigkeit, niit im derselben absoluten Notwendigkeit, mit der kommende dem Subjekt Urteil das zu- Prädikat durch den antecedenter determinierenden Grund gesetzt, sein — oppositum aber ausgeschlossen wurde Die durch- vi principii contradictionis! gängige notwendige Bestimmtheit aller Dinge, die Freiheit ausschließende alle Notwendigkeit des ganzen Weltzusammenhanges lehren aber die Ausführimgen der Prop. IX necessitas wird scharf betont . . primo mundi in eveutuum ultima sistitur alüs in .secutura et „qiü oppositum eventus optat, impossibilia voto concipiat". Deum qui imniediate statu, rerum omnium inimutabilis daß, sehr, so 399), (S. cuiusdam vel etiam actionis liberae „. Die mit zweifelloser Deutlichkeit. (Ebendas.) auctorem arguit, omnis consectariorum ferax ratio, qua posita, alia ex tot postmodum saecula stabili semper lege derivantur." (Ebendas.) Die Unterscheidung von absoluter und hypothetischer Notwendigkeit lehnt Kant nihilo determinati, per si Daher ist est, rationes, utrum eventus, per antecedentes ratioues attinet, spectetur, se secius hoc oppositum fieri exsistendum opus lage „Quid enim als tritam ab: praecise non immo oppositum repraesentabile cum non possit, adsint in contrarium?" determinierten Persönlichkeit begrimdete Notwendigkeit. die Ehrlichkeit nicht, aber „uti iam scilicet est determinatus, überaus die göttlichen Voraussicht und Einsicht minati sunt, ut praescientia divina ritionem und charakteristische et oppositi insti'uktive handelt. falli homo durch die Welt- Zwar dem Caius est", repuguat widerspricht utique, quippe Ich führe endlich nochmals adsunt in ipso ratioues, quae ponunt contrarium".^ hier cum (Ebendas.) das Betrügen des Caius eine in seiner ganzen „per determinationes suas primitivas, quatenus sit, quibus ipsi ad adsint, Stelle an, welche „Eventus mundani von der ita certo deter- nescia pari certitudine et eorum futu- impossibilitatem nexu rationum conformiter per- spiciat, ac si absolute eorum conceptu excluderetur.' Hier haben wir die rationalistische Ansicht wieder in voller Stärke. vollkommenes Denken, wie es das göttliche ist, muß die Notwendigkeit Ein aller 1) S. 399. 2) S. 400. dem Auch besitzt bei Adickes' Annahme analytischer, nicht auf Der Zusammenhang zwischen Subjekt und Prädikat diese Sätze sprechen gegen Satz des "Widerspruchs beruhender Urteile. den Tatsachenurteilen absoluten Subjektsbegriff folgen. genau dieselbe Notwendigkeit, wie bei den Urteilen, die aus dem Busse: Kants erkenntnistliporotischer Standpunkt in dor ,Nova 49 Dilucidatio". Tatsachen und die IJnmöglichkoit ihres Gegenteils völlig einsehen und in ana- lytischen, ihr Gegenteil als unmöglich ausschließenden Urteilen darstellen.* Auch die Folgerungen, welche die Prop. quod non 2) fucrit Rerum quao und daraus ein 3): rationo in commune nihil Non amplius 406), X zieht: Nihil est in rationato, 1) sowie die ganz an Spinoza anklingende: habent, una non potost esse ratio alterius (S 407)-, quam est in rationato, und für die physische (für (S. rationc, aus der est in die psychische "VVelt geltendes) Kant Gesetz der Er- haltung der Energie ableitet, tragen durchaus rationalistisches fiepräge. Wie jedem wahren Urteile das Prädikat bereits ist nur aus ihm herausgesetzt wird, wie also das Prädikat nichts enthalten nicht schon im Subjektsbegriff enthalten Kräfte, so in und kann, was kann auch die reale Folge nichts das nicht im realen Grunde bereits vorhanden enthalten, alle in ist, im Subjcksbcgriff enthalten ist, und daher können der Welt aufti-etondcn Wirkungen nur Umgestaltungen bereits vorhandener neu aber keine auftauchenden Kräfte darstellen: Universum vorhandenen Kraft Dinge, die gar nichts miteinander gemeinsam haben, Summe die Ebenso bleibt sich stets gleich. der im folgt aus daß 1, nicht im Verhältnis von Grund und Folge (Ursache und Wirkung) zueinander stehen können.^ Und denselben Geist des Rationalismus atmen schließlich auch die Argu- XI zwei Baumgartens mente, durch welche Kant in Prop. rationis detorminantis abweist: Leibnizens principium identitatis corollaria adulterina des principü Satz: Nihil est sine rationato, indiscemibilium, sowie die in seinen und Augen Weitere Belegstellen S. 400, 403, 404. In den Additimenta problematis EX Abs. 2 findet Andeutung der Auffa-ssung, die auch bei Leibniz vorhanden ist (s. S. 18), daß da.s Ideal, vollkommener Erkenntnis vom Siensehen nieht voll realisiert werden kann. „Verum quantununs fatear, adyta (juai'dam reconditioris intelligentiac remanore humano intellcctui nurnjuam reseranda, si in intoriorem cognitionem descendere aveas, tarnen hie non de modo agitur, .sed utrum res ipsa 1) sich eine locum habeat, cuius cum oppositae partis admodiun sane proclive — Bitionis IX est'' (S. 405). zu setzen sententia repugnantiam Für problematis IX in In dieser stehen die Additamenta. sein. iiispicere, mortali cognitioni der l'berselirift dürfte Von Problemen propo- I— VIII ist dagegen nicht die Rede gewesen. 2) Spinoza (Eth causa esse non potest. ihn = ratio ist) I Prop. III): Quae res nihil commune inter se habent, Hier sagt Kant sogar ratio, während earum una Spinoza causa (was alterius freilich für sagt. 3) In ganz andere Richtung führt dagegen der letzte Absatz der Prop. X, der die Gültigkeit des Energiegesetzes nur so weit gelten läßt, „quatenus secundum naturao ordinem omnia accidunt Per Dei enim o|MTam et mundi materialis perfertionom fatiscentem inst;iurari, intclligentiis caelitus pnrius, ([uam per naturam licet, lumun affundi, posse, quis est qui ambigere ausit? als für die wis.senKchaftliihe omniaque in altius perfoctionis fastipium evchi Dieser Satz, dor für den (ilaubon andere Wahrheiten Erkenntnis, verstößt sowohl gegen den auch des wLssenschaftliihen Empirismus. Hier taucht der später in (ieist zuliiüt, des Kationalismus als anderer Form ausgeführt») Gedanke einer Versöhnung von Wissen und Glauben durch Einschränkung des Wissens 4 auf. Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standininkt 50 „Nova in der Dilueidatio". sehr wichtigen Prinzipien metaphysischer Erkenntnis, die er selbst in Sectio III das Principium suceessionis und das aufstellt: Zwar wird Ton Denken imd Sein Begi'iff betont. kann man immer schließen, daß, was für ihn Umfange gehörenden Begriffe auch für gilt, Unterschied allgemeinen alle zu seinem aus einem individuellen, daß die ihm, in nexu gilt, auch immer zukommen positis rationibus) hier haben in infinitum feracia sein; Ende eintreten, einmal ein — würde sonst kann, wie Sectio HI in der Prop. wenn nicht neue Begründung (iisdem aber können nicht Umstände die alles seinen zureichenden Grimd haben. mein- Folge die ja Dinge Aber einem Grunde fließenden Folgen aus Die 409). (S. die Polgen, (Ebendas.). Es muß eben ganz rationalistisch. Sind die erfolgen coexsistentiae. zukommenden Prädikate ihm unter denselben Yoraussetzungen spectato, ist Prindpium Baumgarten nochmals der Im Denken gilt das Prinzip: Aus einem in der Polemik gegen gesetzt, enthalten XII ausführt, eine dieser Behauptung kann nichts weiter so Daher der Grund. als Substanz sich nicht isolierte verändern: die aus ihrer eigenen „in sich betrachteten" Xatur sich ergebenden Prädikate hat Grund. Das — sie, für das Auftreten anderer felüt es an einem zureichenden Identitätsprinzip streitet gegen Das principium suceessionis"^ veränderlichkeit Gottes ableitet) ist (aus hiermit bereits erörtert Das principium Charakter dargetan. als isolierte beti-achtet vielmehr durch S. 412 die Un- sein rationalistischer Wechselwirkung In den einzelnen Substanzen, sofern Denn aus jeder Substanz folgt nur das, und dazu gehört nicht ist, imd werden, kann der Grund ihres commercü mit den übrigen nicht gesucht werden. ihrer Natur enthalten Satz.^ coexsistentiae^ fühi't die zwischen den Substanzen auf Gott zurück. sie Baumgartens dem Kant im „Usus" den Begriff der isolierten die was in Einwirkung auf andere, die Siibstanz ausgeschlossen ist. Die Substanzen können also das commercium von sich aus nicht hervorbringen, der zureichende Grund suchen, daß 1) Auch stellen, keine hat. daß dafiü', sie bereits in die Erkenntnis neuen sie aufeinander einwirken, ist vielmehr darin zu Wechselwii'kimg miteinander stehen, aufeinander be- kann dann aber aus den Subjektsbegriffen, •(velche die Dinge darsie gilt, daß jede neue Folgerung einen Gnind Folgen ableiten, auch für Die Folgening aber, die sie zieht, daß unter gleichen Umständen die Folgen sich wenn stets Umstände eintreten, sich gleich bleiben: die Unveränderlichkeit der Dinge bei Abwesenheit aller Gründe füj- eine Veränderung ist das, was in natui'a rerum der vom Denken gezogenen Folgeiimg entspricht. Kant kann das freilich nicht anerkennen, weil nach ihm alsdann auch die Zeit selbst verschwindet (S. III Prop. XII S. 410). Dann aber ist auch der Schluß des Denkens, daß unter gleichen Umgleich bleiben, ziehen die Dinge insofern auch, als sie, keine neuen ständen auch die Folgen die gleichen bleiben, nicht zulässig, da er die Zeit voraussetzt. S. 410. 2) Prop. Xn 3) Prop. Xin S. 412. Busse: Kants zogen sind. erkenntnistheoretischer Standpunkt in Jer Sic setzen also die Weclischvirkung zurückgoht, der die Substanzen setzt und in Beziehungen zueinander — setzt, — voraus, diese ganze Argumentation die zuletzt Kant ist, jeder Hinsicht rationalistisch wie das Schlußscholion ihm solche Grundsätze, wie die von phj'sik, die er sich als ein — anzunehmen, ergibt* ist (S. in und eine den Rechnung tragende Be- schaffenheit der Wirklichkeit voreieht, leuchtet ohne weiteres ein, hebt. auf Gott zugleich, indem er sie setzt durchaus rationalistisch logischen Forderungen des Denkens in denn die Nova Dilucidatio ebenso 51 Dilucidatio". woraus sich noch ein weiteres Argument für die Notwendigkeit, die Existenz Gottes Daß sie ,Nova und so klingt aus, wie sie rationalistisch an- 416) zeigt, durchaus überzeugt, durch der Sectio III ent^vickelten, die Meta- System denknotwendiger, durchweg demoustrierbarer Sätze denkt, fördern zu können. Summe ziehe die Icli unserer Betrachhingcn. Standpunkt der Nova Dilucidatio ist Der erkenntnistheoretische im ganzen ein durchaus rationalistischer. Es zeigen sich aber verschiedentlich Ansätze einer anderen, vom strengen Rationalismus abweichenden und insbesondere sind dem Empirismus näherstehenden Betrachtungsweise: Polemik gegen den ontologischen Gottesbeweis und der die wiederholt auftauchende Gedanke, daß Existenz und das reale Verhältnis von Ursache und Wirkung nicht denknotwendig, nicht logisch begründbar sind, hierher zu rechnen. Weitere Folge wird aber diesen empiristischen Gedanken nicht gegeben, der Rationalismus wird durch piellen Unterschied zwischen ihnen ist und über den sie nicht beseitigt, Kant sich in der Nova Dilucidatio überhaupt noch nicht die hier klar.^ Wie nun aber noch sporadisch und ephemerisch auftauchenden empiristischen Elemente an Kräfte und Stärke allmälilich zunehmen und nalismus und Dogmatismus herbeiführen, die prinzi- und seinen rationalistischen Grundüberzeugungen Ausführung dieser Gcdanlicn handlung sich gesteckt Zum ist jenseits liegt die Abwendung Kants vom in der Einleitung angedeutet Ratio- worden: der Grenzen, welche diese Ab- hat. Schluß und anhangsweise gebe ich noch eine kurze Skizze der vor- nehmlich in der 1) S. 2) Leipzig WM Kraft«; in hebt a. a. 413— 41 Ähnlich S. 1. Vgl. Paulson Thiele S. 34, K. P S. 122. Fischer 20/21, Kiohl, Phil. Kritiz. Bd. S. I, 168, "NVindelband, (lesch.d.n.Ph. 2..\ufl. 2.Bd., I^ipzig 1876 S.212, Adickes, Die bewegenden Kants pbilosoph. Kntw. usw. in Vaihingers KanLstudien Bd. I S. 11. Wurtenborg 0. S. 23 zu einseitig die rationalistische Seite der Schrift hervor und übersieht die empiristischen Elemente. 4* 52 Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standpunkt in der „Nova Dilucidatio". m. Sectio III metaphysischen Godaukoui euthalteuen Adickes mit Kecht Auch theoretischen. hervorhebt, (S. der Nova in metaphysischer Hinsicht steht Kant Boden der Leibniz -Wölfischen Philosophie, aber auch fehlt es nicht au Sie sind, wie Dilucidatio. an sich bedeutender 65) hier erkenntnis- als die im ganzen auf dem — und gerade er die Harmonie, prästabUiertc Wechselwü'kung zwischen den Substanzen ersetzt, eine durch er die Wechsel wii-kung, auch wieder von der alten Lehre des influxus physicus verschieden Substanzen werden durch Gott in Beziehimg zueinander gesetzt, Ursache ihres commercii imtereinander: im gleichen Jahre wie Nova die und Naturgeschichte des Himmels — ein Gedanke, Alle ist. Gott Dilucidatio erschienenen Allgemeinen Theorie sich findet würde sich, wenn sie Realität die die ist der auch in der und dort wie hier (und ebenso auch Die Leibnizschen Monaden ersetzt Kaut durch Körper, und zwar i^rincipium successionis die die aber im „Einzigmöglicheu Beweisgrimd") zum Erweis des Daseins Gottes benutzt das — neuen selbständigen Gedanken. Insbesondere verwirft letzte hier der Körpervvelt wird. soll eben Die Seele beweisen. Der Wechsel für sich aUein existierte, nicht verändern. der YorsteUungen setzt also den Körper und die Dinge voraus, welche durch ihre Einwirkiuig auf den ersteren den Vorstellungswechsel herbeifüliren. ^ Körper und Seele wirken also aufeinander, wahrscheinlich gehört zu jeder Seele ein Körper. Die Materie konstruiert auch hier Kant schon dynamisch: die allgemeine Wechsel- wirkung tiert Kant aller Dinge erscheint auf dem Gebiet der Körperwelt besonders repräsen- durch die liier alle Körper miteinander verbindende Attraktion. uoch im Leibnizschen Sinne als ein Verhältnis der körperlichem wie geistigem Gebiet gut das Gesetz Alle physischen Vorgänge bedeuten Quantums physischer Energie. Auch keine neuen Lihalte hervorzubringen. werden kann, ist bereits in Den Raum Dinge selbst. faßt Auf der Erhaltung der Energie. nur Umformungen eines unveränderlichen auf psychischem Gebiet vermag die Seele Alles, was jemals Inhalt des Bewußtseins der Seele vorhanden; wir vermögen nur bald diese bald jene Inhalte zu gi'ößerer Klarheit zu bringen. 1) S. Siehe Sectio IIl S. 410— 416, sowie aucli die Austiilimng der Prup. X — XI der Sectio II 406-410. Mit Recht hebt Thiele I' ganz empiristisch aulfaßt. S. 13 hervor, daß Kant hier die Entstehung der Erkenntnis Kant hat diese empiristisohe Ansicht über den psychologischen Ursprung zu 2) der ziehung gesetzt. Erkenntnis seinen erkeuntnistheoretisehen Ansichten aber nicht in Be- Busse: Kants erkenntuistheorotischor Standpunkt in der „Nova Alles Geschelion, sowohl das geistige wie das physische, ist streng necessitiert; des Willens im Sinne eines libcri aibitiii indifferentiao Ficilieit 53 DilucidatJo". ist unmögiicii. Die diu'chgängige Gesetzmäßiglveit schließt aber die Teleologio nicht aus, sondern ein: durch den gesetzmäßigen Zusammenhang, den Mechanismus des Geschehens werden selbst die von Gott gesetzten Zwecke verwirklicht. Gott selbst, der als höchste Intelligenz, als Geist^ gefaßt wird, der letzte Grund aller Dinge und aller Veränderung,» aus dem nimmt aber an der sicii die Vcriiiulcruiig ganze Folge der der Dingo muß endlichen Dingo nicht ableiten lassen, teil, sondern ist unveränderlich. Die metiiphysischen anschauung, insbesondere Gesichtspunkten Grundgedanken den von der beherrschten — dieser — hier letzten durchgängigen kurz skizzierten Endes von Ordnung und Beziehung der Dinge aufeinander diu'ch den Intellekt Gottes, hat Kant eigentlich nie lassen; sie bilden Welt- teleologischen fallen den beständigen Hintergi-und seines Philosuphierens auch in der Periode des Kritizismus. 1) Thiele geht zu weit, wenn er den Gottesbegriff der Nova der Realität überhaupt faßt (I' S. 11 ü). Dilucidatio nur als Inbegriff m ÜBER DIE ENTWICKLUNGSIDEE BEI KANT D.Dr. 0. Ö. AUGUST DORNER PROFESSOR DER TIIEOLOOIK AN DER UNIVERSITÄT KÖNIGSBERO Es dürfte sich wolil lohnen, zu fragen, welclie Stellung Kants System in die Entwicklungsidec einninunt, da diese Frage zu einer einiielligen bis jetzt noch nicht gelangt ist. Beantwortung Es gibt Stimmen, welche bemüht sind, Kant zu einem Anhänger der Darwinschen Entwicklungslehre zu machen; andere, wie Kuno Fischer, machen nahezu den Entwicklungsgedanken, wenn auch mechanischen, sondern in der teleologischen Form Wieder andere zu einem Zentralpunkt Kantischen Denkens. später die Idee der Entwicklung für Gebiet der das lassen Kant erst Geschichte eingehender besonders in der Kritik der Urteilskraft berücksichtigen, und Im Unterschied von innerhalb der Grenzen bloßer Vernunft. nicht in der der Entwicklung der Vernunft der Religion in dieser Ansicht dürfte Paulsen nicht ganz unrecht haben, wenn er meint, daß Kant von den Gnind- anschauungen seiner vorkritischen Periode in bezug auf Theologie, und Physik nicht eine hat Aspekt fallen lassen, Gegenüber denen, welche wiederkehren.* gestellt, wicklungsidee in reichem mus und dessen Maße Psychologie und daß dieselben, nur unter kritischen Kant die Ent- bei finden, betonen andere den Kantischen Aprioris- Sprödigkeit gegen die geschichtliche Entwicklung, den dualis- tischen Gegensatz zwischen der phänomenalen imd noumenalen Welt, die Sprödigkeit der apriorischen Idee gegen die Geschichte. Mii- will es scheinen, daß Kant auch in dieser Frage zu einer einfachen, einheitlichen Antwort nicht gekommen ist, sondern die Hauptgesichtspunkte in Rechnung zieht, ohne heitlichen Auffassung zu vereinigen, und zwar kennt sie mechanischem vorkritischen, wie in seiner kritischen Periode die Entwicklung unter 1) Der Kürze halber verweise ich hier auf zu einer ein- er insbesondere in seiner meine Abhandlungen: Über die l'rinzij)ien der Kants Kritik der Urteilskraft in ihrer Beziehung zu den beiden anderen In dem „Protestantismus aiu Kritiken und zu den nachkantischen Systemen, Kantstudien 1899. Ende des 19. Jahrhunderts" S. 441, Lieferung 19. Kant und Fichte in ihrem Einfluß auf die Entwicklung des Protest;intismus. Schleiermachers Verhältnis zu Kant: Studien und Kritiken 1901 Kantischen Etliik 1875. 8.5 — 7.5. 2) — Zu Kants Gedächtnis, Protestantische Monatshefte 1904 S. 49 65. Daher auch MedlciLs einseitig urteilt, wenn er den Standjmnkt der kraft in Ijezug auf Geschichte im Zu Kants Kants Geschichtsphilosophie |iraktischen Interesse ansehen als den einzig genuinen .sollen, Kritik hinstellt, der Urteils- wonach wir die als ob sie einen zwockvullen Inhalt hätte. Philusüiihic der Geschichte, Kantstudiou 1900. , Dorner: Über 58 die EntwicUungsidee bei Kant. und teleologischem Gesichtspunkte, während mau allerdings andererseits wird zu- geben müssen, daß in seiner kritischen Periode der Riß zwischen der apriorisclien und der empirischen Welt den er aber doch auch stärker klafft, Abhandlungen aus den Jahren 1784 und 178ö und insbesondere in in kleineren der Kritik der ürteilski-aft 1790 auszufüllen sich bemüht.^ Die Idee der „Auswicklung" macht sich bei Kant schon allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels 1755. muß daß auffallen, es er den dieser Schrift in voller Klarheit ausspricht, daß die Werden wenn er an der Welten ein; vielmehr der Hand dem Prozeß, die die Eede Gott greift nicht im einzelnen sei. Bewegung nachgewiesen der mechanischen gesetzlichen der ganze unlösbare soll Nur Zusammenhang steht diese gleichsam hinter ist Stellen dieses Prozesses den Versuch gemacht, Kant hat in dieser genialen Schrift Enstehung der Himmelskörper aus chaotischer Materie Atü'aktion und Repulsion zu Auf erklären. rein Aber ihre Offenbarung. von einem Eingreifen Gottes an einzelnen sein. in den in der geordnete Gang dieses Werdens, ist wird, ein Beweis für die göttliche Weisheit.^ keineswegs modernen Grundgedanken Einmischung außerweltlicher Ursachen Auswicklmigsprozeß wissenschaftlich unhaltbar in das der geltend in Als charakteristisch mittels der Kräfte der mechanischem Wege soU die durch die bloße Fortsetzung einer ein- Bildung der Welt aus wüster Materie mal eingedrückten Bewegung mittels einiger weniger, leichter und allgemeiner Bewegungsgesetze erklärt werden. Kräfte allen göttlichen Daseins.^ Zusammensetzungen kann, der Die Grundmaterie, deren Eigenschaften imd Veränderungen zugrunde liegen, alles in „Sie in sich ist so reich, ist dem Abfluß der Ewigkeit schließt, was eine unmittelbare Folge des so vollständig, daß die seiu Entwicklung ihrer sich über einen Plan ausbreiten kann." Sein Grundgedanke ist der, daß die Entwicklimg der Weltkörper auf der nach mechanischen Gesetzen sich voUziehendeu Gruppierung der Teile der Materie beruht. der mechanischen Theorie entstehen 1) läßt, er sie ti-eu, auch Auch daß, wie er die Welten aus darin bleibt Kant dem Mechanismus durch den Mechanismus wieder untergehen Als diese Atihandliujg geschrieben war, kam mir der umfassende Artikel von läßt. Tröltscli den Kantstudien, Das Historische in Kants Religionsphilosophie, zu Gesicht, der mit meiner Auffassung vielfach übereinstimmt. Ob man freilich Kants „Religion innerhalb der Grenzen bloßer in Vernunft" nur als „einen Mittelweg zwischen der reinen Eeligionsphilosophie und der kirchlich biblischen Theologie" ansehen kann, der einen Kompromiß mit der staatlich anerkannten Religion Abhandlung ziigemessene Raum gestattet mir nicht eine eingehendere Auseinandersetzung mit abweichenden Ansichten. 2) Ich zitiere Kants Werke nach der AiLsgabe von Rosenkranz. Vgl. Bd. 6 S. 52. 3) „Es ist ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch selbst im Chaos nicht anders als regelmäßig und ordentlich verfahren kann" (S. 51). darstellen soll, ist mir fraglich. Der dieser Dorner: Über „Wir dürfen den Untergang eines Weltgebäudes Natur bedauern. 59 die Entwickhingsidee bei Kant. Sie beweist ihren Reichtum einen wahren Verlust der nielit als einer Art von Verschwendung, in welche, indem einige Teile der Vergänglichkeit den Tribut zahlen, unzäidige neue Zeugungen beschadet erhält." Ausübung der in dem ganzen Umfange Diese Fiuchtbarkeit güttlichen Allmacht der Natur die selbst, sich ist nichts eben in anderes durch als undie dem Mechanismus Es kommt mir hier nicht darauf an, im einzelnen offenbart. sich ihrer Vollkommenheit Kantischen die Ausführungen über das Entstehen der Himmelskörper, ihrer rhythmisclien Be- wegungen, ihrer Beziehung auf einen Zentralkörper näher zu verfolgen. Theorie hat sich bis auf den heutigen Tag in den Hauptzügen erhalten. ist daß Kant die mechanische Auswicklung aber zu konstatieren, es Seine "Wichtig als den einzigen Erklärungsgrund betrachtet für die iMitsteiiung des gesamten Weltalls, dem Planetonsystem, der der Sonne mit mit ihrer Zentralsonne, der Fi.xstcrne Erde mit ihrem Trabanten, der Kometen. Ergeht davon aus, daß unsere Sonnenwelt, weil von ihr aus das in sei System der Fixsterne Richtung eines größesten Zirkels und mit den übrigen ein System ausmache. großen, ^ind in welche der planetarische Weltbau unserem Sonnensystem Drehungen selben Fläche, um die Klumpen. ein Zentrum sich im kleinen in hat. Alle im Bewegungen derselben Richtung und auf der- bewegen, wie die gesamte Welt um Die zei-streuten Elemente dichterer Art sammeln sich, bilden eine Zentralsonne. zeutren Die Gestalt des Himmels der hat keine andere Ursache als eben eine systematische Verfassung Fi.xsterne Zugleich aber werden durch die Repulsionskraft die zu Diclitigkeits- Elemente sinkenden bewegungen. bewegung, Mittelpunkt, Je weiter es vom auf die gelenkt frei; so um und geraten ergibt sich ein in und so entstehen Kreis- so stärker wird die Seiten- einen Krei-slauf um System von Körperu, die den um und mit der größeren pjitfernung vom Mittelpunkt wird Körper immer geringer und die die Dichtigkeit der Ln letzter Hinsicht Seite Mittelpunkt entfernt, stoßen sich Wirbel ab und schweben das Zentrum kreisen, in in der der Milchsh'aße gesehen wird, mit in eben derselben großen Fläche befindlich nimmt Kant E.xzentrizität immer größer. an, daß die Natur alle Stufen der Veränderungen unmerklichen Abfällen durchläuft, und so steigt auch die Exzentrizität von den Planeten durch allmähliche Übergänge zu den Kometen, deren Stoffansammlung minder dicht und weniger von Diese Theorie ist dem Sonnensystem abhängig ist. insofern rein mechanisch gedacht, als die Art, wie die Entwicklung der Gestirne vor sich geht, durch mechanische Bewegungsgesetzo 3) a. a. 0. S. 1G5. Dorn er: Über 60 vermittelt Indes dürieu wir nicht übersehen, daß Kant in letzter Hinsicht ist. und Ejcäfte, die Attraktions- nismus die gesetzmäßige als die Entwicklungsidee bei Kant. die Kepiüsionski-aft Form zugrunde also legt, den Mecha- der sich diese beiden Grund- betrachtet, in kräfte der Materie betätigen. Merkwürdig Attraktions- imd Veränderungen im die gehen so nimmt Schon den Menschen Entstehung der Himmelsköriier ihm ist hier die Betrachtung vernünftiger Wesen von verschiedener selbst „Der Mensch ist erschaffen, geistiger Kraft sein dem unter er betrachtet die Eindrücke soU, durch denjenigen Körper ihm erregen in die zu begreifen sucht, die Zwecktheorie her- er an, daß entsprechend der verschiedenen Dichtigkeit der Planeten auf denselben wicklung. "Weltall Der Zweck der Natur läßt. Wesen und Welt wie er neben dieser Theorie, die rein mechanisch durch ist es, und Kepulsionskraft der Materie bare Teil seines Wesens ist Gesichtspiuikt werden. der Aus- und Eührungen, die die anzimehmen, der der sicht- und dessen Materie nicht aUeiu dem unsichtbaren Geiste dient, die ersten Begriffe der äußeren Gegenstände einzudrücken, sondern auch in der inneren Handlung diese zu wiederholen, zu verbinden, kurz zu denken imentbehrüch kommen der YoUkommenheit. wicklung, Je nachdem sich nun der Körper entwickelt, be- ist." die Fähigkeiten seiner denkenden Natur auch die Grade zugehörigen „Bei einigen Menschen bleibt es bei dem Grade der Aus- die Fähigkeiten zu entwickeln, durch die er der Notdurft, die die Abhängigkeit von den äußerlichen Dingen ihm zuzieht, genug tim kann. Vermögen, abgezogene Begriffe zu verbinden und durch eine der Einsichten über den ein, niemals bei einigen, man freie Gang der Leidenschaften zu herrschen, und schwach das Leben der meisten Menschen bei allen." um sterben. Er eiTeicht am wenn scheint, Saft in sich zu ziehen wie eine Pflanze, zu wachsen, sein Geschlecht fortzusetzen, und zu Anwendimg findet sich spät Der Mensch ansieht, geschaffen, Das alt zu werden wenigsten seinen Zweck, weil er seine vorzüg- lichen Fähigkeiten zu solchen Absichten verbraucht, die die übrigen Kreaturen mit weit minderen imd doch sicherer eiTeichen. Künftigen völligen liegt für erhebt, und den in Auswicklung bevorsteht, zeichnet ihn Kant in der Grobheit des lichen Leibes. Nur daß ihn ihm verschlossenen Kräften Stoffes aus. Der Grund und Gewebes Sie ist die Ursache der Trägheit, die in einer beständigen Mattigkeit Quelle des Lasters. Es bilden und in genugsam Hoffnung des Periode einer dieser Erniedrigung dem Bau die Quelle des Lrtums, weil die Schwierigkeit der Seele Diese Ti-ägheit den die ist kräftige Vorstellungen Gleichgewicht gegen die Eeizungen der sinnlichen Empfindungen. sie des mensch- die Fähigkeiten Kraftlosigkeit erhält. sich nicht die die zum Ebenso ist Nebel der verwiiTten Dorner: Über die Entwickliingsidoe bei 61 Kant Bogriffe zu zorstroiicn und die durch verglichene Ideen entspringende allgemeine Erkenntnis von den sinnliclicn Eindrücken abzusondern, dazu verführt, sich bei Ebenso schwinden mit der Lebhaftig- einer niangeiiiaftcn Einsiciit zu heruiiigen. Die Kräfte der menschlichen Seele des Leibes die geistigen Fähigkeiten. keit werden von den Hindernissen einer groben ilaterie, an die also bunden werden, gehemmt und eingeschränkt dem hängt aber wieder ab von breitet, um die Materie der nötigen in Eben Einfluß der Sonne. dem ziehung zu dem Feuer, welches sich aus Regung zu Notwendigkeit ihrer Xatur an den Ort gebunden, erhalten, die Geister vei-schiedener Planeten, ja sogar die Tiere sind, muß um um Stoff, dem ist durch die dem Universum Abstiind von der woraus die Einwohner und Gewächse auf denselben gebildet der wirklichen dem soll als sie auch die geistige Beschaffenheit, denkenden Naturen, die Hurtigkeit ihrer Vorstellimgen, Vermögen Deutlichkeit ihrer Begriffe, das Ausübung auf den Planeten an, dem Maße, desto vollkommener sein nach der Sonne abstehen, und die Ti'efflichkeit der in der Grund für desto leichter sein, die Elastizität ihrer Fasern samt der vorteil- haften Anlage ihres Baues weiter von der ihr in Der an Vollkommenheit ist Jede Klasse der Verdünnung der Materie, mit ,,5rit i.st Sonne wachsen diese notwendige Be- Mittelpunkt des Weltsystems ver- die verschiedene Beschaffenheit der rianctenbewohner. angewiesen sie innigst ver- Diese Beschaffenheit des Stoffes entsprechen.'' wo dem die zusammenzusetzen, die Behendigkeit sie So nimmt er Stufen der Entwicklung 1 verschieden leichten Stoffe entsprechend die Geister verschieden klare Begriffe, leichten Vei"stand, schnelle Tätigkeit in kürzerer Zeit hcn'orbringen. in „Die Vollkommenheit der Geisterwelt, sowohl den Planeten wächst und schreitet fort in Proportiim ihrer Entfernungen von der Sonne." Umfange der Natur in einer ewige Harmonie, die alle der raaterialen „So hängt denn alles in dem ganzen ununterbrochenen Gradfolge zusammen Glieder aufeinander beziehend macht'' daß diese rein mechanische Entwicklung des in als einer richtigen Gradfolge nach der AV^eltalls durch die Kurz Kant meint, zu der Entwicklung der Geister einem notwendigen Verhältnis stehe und daß der Mechanismus der Materie dem Zwecke folgt, entspreche, den die Natur oder die Gottheit mittels der Natur ver- Oeisteswesen aller Stufen hervorzubringen, in denen die Natur sich spiegelt So sagt er schließlich: 1) Diese Intolli'ktualisnuis Auffas.sung „Nachdem ist noch bestimmt. nauh die Eitelkeit ihren Anteil an der menschlichen der toleologischon Merkwürdig ist Seite offenbar stark von Ix-ibnizons übrigens die l'ibereinstimmung dieser Auffius.sung mit diT Wcltanscbauung des Origenes, nur daß dieser von der Seite der Geister ausgebt und je narh deren Willensentscbeidung • 'in|ifangi'n bißt, wäbrend Kiint sie auf vorsebiedonen Weltkorpern dicbtore oder licbtero Leiber von der Naturseite dos Mecbanismus au.sgoht und zu dieser die verschiedenen Zu.stitnde der Geister in Korrespondenz setzt. . Dorner: Über 62 die Entwicklungsidee bei Kant. Xatiir wird abgefordert haben, so wird der unendliche Geist mit über SchAviuige neuen Yerh.ältnis dem mit meinen bestirnten endlich ist, sich einem schnellen emporschwingen nnd in einem gegen die ganze Natiu-, welche aus einer näheren Yerbindung höchsten Stille was alles, Wesen sein Dasein fortsetzen." entspringt, „Bei der allge- dem AnbKck der Natiu- und der Ruhe der Sinne redet bei Himmels das verborgene Erkenntnisvermögen des unsterblichen unnennbare Sprache und gibt imausgewickelte Begriffe, eine die des Geistes sich wohl empfinden, aber nicht beschreiben lassen." Man kann daß die besprochene Schrift den Gedanken der mecha- also sagen, nischen Entwicklimg der Xatur im großen Stile konsequent behandelt und zuletzt diesen gesamten Mechanismus einem teleologischen Stufensystem einordnet, das die Wenn und materielle geistige Auswickliing in das engste Verhältnis er die Gottheit hier zuzieht, so geschieht es nicht so, den mechanischen Prozeß selbst eingreifend vorstellt, setzt daß er dieselbe in der vielmehr selbständig verläuft, sondern nur so, daß er die gesamte Stufenentwickluug, die das Resultat des Mechanismus ist, um ihrer Ordnung willen und einen Beweis um ihrer teleologischen Be- Vorsehung Daß ziehung willen als noch bezug auf das Verhältnis des Mechanismus zur Teleologie unklar vieles in die göttliche füi- Aber braucht nicht gesagt zu werden. ist, er hat in genialer ansieht. hier Weise Mechanismus, dynamische und teleologische Aiiffassung der Natiu* kombiniert. Wenn Kant hier aber vor allem den Gedanken durchführt, daß man die Entstehung des Weltalls rein mechanisch vorstellen müsse, so hat er auch für die irdische Natirr bis zum Menschen herauf diese mechanische Gesetzmäßigkeit zur Geltung gebracht und zwar hat er auch solche Gesichtspunkte schon heraus- gehoben, die Darwin geltend gemacht Schrift: ..Kant hat. Fi'itz führungen nicht imnötig wiederholen. zwischen Pflanze imd Mensch ist seiner Tier, will seine Aiis- Einmal hat Kant zu einer hylozoistischen Auffassung geneigt, die die Grenzen zwischen losen, Schul tze hat hierauf in seiner imd Darwin" schon aufmerksam gemacht, und ich dem Lebendigen und dem Leb- zwischen Mensch imd Tier verwischt. Meinung nach zueret vierfüßig und Der hat zwar „ dm"ch seine zweifüßige Stellung unendlich viel über die Tiere gewonnen, aber auch mit Un- gemächlichkeiten vorUeb sein in Haupt über seine seiner nehmen müssen, alten Kameraden pragmatischen Anthi'opologie die ihm daraus entspringen, daß so stolz erhoben hat."i er Er nimmt sogar den Gedanken in Sicht, daß „es eine Epoche geben könnte, da ein Orang oder Schimpanse die Organe zum Gehen, 1) Schnitze S. 50. Dorner: Über Befühlen, Sprechen Ortraa ein zum Gliedorhau sicli zum Gebrauch ihre Abarten des Menschen ausbildete, deren Innerstes des Vei-standcs entliielte und Ei macht Kultur sich allmiililich entwickelte".' Natirrgeschichte einer beschreibung ins Auge gefaßt hat. Man muß frescllscluiftliche Umgebung und das Prinzip der Anpassung an die den Gedanken durch für die Rassen der geltend und selbst an die Selektion hat er gedacht. er 63 Kant die Entwicklungsidee boi Menschen und der Vererbung Das wichtigste aber im Unterschied von ist, einer daß Natur- eine „(ieschichte der Natur wagen", Veränderung der Erdgestalt und die der Erdgeschöpfe, Pflanzen und die uns die Tiere darstellen soll, die Wenn durch natürliche Wanderungen sie ihre daraus entsprungenen erlitten haben und Abartungen von dem Urbilde der Stammgattung.' er in der Kritik der reinen Vernunft bemerkt, daß die Vernunft ein- mal die Gleichartigkeit, dann die Verschiedenheit, endlich die Affinität fordere, so ist auch damit gesagt, daß täten durch aUmählicIie sie darauf au.sgeht, die Gattimgen und Übergänge zu verbinden. das der Spezifikation imd das der Kontinuität sich der „stufenartige viin Varie- stellt er auf, und hieraus ergibt Übergang von einer Spezies zur andern, welches eine Art Verwandtschaft der verschiedenen Zweige aus einem ilire Das Prinzip der Homogeneität, Stamme entsprossen sind". der Kritik der reinen Vernunft nur konstitutive Prinzipien. Aber anzeigt, freilich Maximen, insofern sie insgesamt sind diese Prinzipien nach nach denen wir forschen, nicht Immerhin aber geht unsere Vernunft mit Notwendigkeit darauf aus, das empirische Material auf diese Weise in Verbindung zu setzen. Da wir freilich nach der Kritik der reinen Vernunft nur mit Ei-scheinungen zu nun nur um die Art, wie wir die Erscheinungen um die Erkenntnis objektiver Wirksamkeit der Dinge, also nicht Sinne um Entsvicklung, sondern nur um die Betrachtung der Er- tun haben, so handelt es sich verbinden, nicht im strengen scheinungen unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung, der allmählichen Übergänge. In der Kritik der reinen Vernunft hatte er die mechanische Naturwissenschaft und Mathematik in ihrer Selbständigkeit zu begründen versucht, wenn auch nur so, daß erstere nur mit Erscheinungen zu tun Urteilskraft ergänzt er diese tiuig und kommt damit auf betrachtung bei den Wesen diese organischen Wesen Er untoi-scheidet die ältere Gedanken zurück. ein, die organisch sind, eine besondere Stufe in rein 1) a. a. Kant setzt mit der Zweck- und hier nimmt er an, daß dem Naturleben inneren. 0. S. 56. 23 f. In der Kritik der repräsentieren. formale Zweckmäßigkeit von der empirischen Zweck- mäßigkeit und die äußere Zweckmäßigkeit von der 2) a. a. 0. S. hat. Untersuchung durch Einführung der Zweckbetrach- (Zitate aus Kants physischer Geographie.) Während er die Dorner: Über 64 die Entwicklungsidee bei Kant. um äußere Zweckmäßigkeit zurückstellt, hebt er die innere mehr so Wo hervor. die kausale Erklärung nicht ausi'eicht, in diesem Sinne Zufälligkeit übrig bleibt, um werden wir genötigt, doch einen inneren Zusammenhang herzustellen, Kausalität des Natiu^roduktes so anzunehmen, möglich sei; Vernunft die hier das ist als Vermögen nach Zwecken zu handeln und Zweck das Objekt, das nur als aus diesem möglich vorgestellt wird, wird als also der Begriff des Xaturzweckes. Hier ergibt sich gestellt. zunehmen, wo ein Ding von sich Baum indem selbst Dieser Ursache und Wirkung Z. B. ist. er die Materie, Endlich Ding ist jeder die TeU der Natiu-mechanismus ihr nicht liefern aiißer dieses Geschöpfs so beschaffen, dann Naturzweck, wenn ist sache und daß die Erhaltung Wirkung Das verhält. werden kann. ist Ganzen wülen existierend vorgestellt Kurz, als Ur- nur zu denken möglich, wenn die Ver- muß Jeder TeU zu sich selbst wechselweise es sich knüpfung der wirkenden Ursachen zugleich urteilt ein er zu sich hinzusetzt, zu einer spezifisch eigentüm- die des einen Teils von der Erhaltung der anderen Teile wechselweise abhängt. ein vor- da an- ist erzeugt sich selbst der Gattung nach, erzeugt sich selbst als Individuum, lichen Qualität verarbeitet, kann. die ob sie nur durch Vernunft als hier Wirkung durch Endursachen be- um des als werden, um der anderen und Organ, das aber zugleich die als Die Teile sind nur durch ihre Beziehung auf anderen Teile mit hervorbringt. das Ganze möglich und sind selbst dadurch zu einem Ganzen verbunden, daß sie voneinander wechselseitig Ursache und Wirkung ihrer Form sind. dann auch die Idee des Ganzen die Form und Verbindung aller wir ein organisches Wesen als zweckmäßig betrachten, so So bestimmt Teile. Natur eine zweckmäßige Tätigkeit nach Analogie mit unserer Vernunft. forschung des Organischen gefähr- Dieser geschehe. Natm'diugen, die gedacht haben. ist ist der Leitfaden für die Beobachtung einer Art von Der Begriff der Materie, sofern Natirr als eines Systems und dem Begriffe der Naturzwecke organisiert sie ist Durch das man was im Ganzen zweckmäßig das die Natur in ihren Beispiel, berechtigt, von ist, der Natui" und ihren Ge- zu erwarten. Kant betont aber um die Regel handelt, zunächst in häufiger Wiederholung, daß es sich hier nur man gewissen Produkten mende, sondern bei, redet um enthält den nach der Eegel der Zwecke, der der Mechanismus der organischen Produkten gibt, nach der ist, dieser führt notwendig auf die Idee der gesamten Natur untergeordnet werden muß. setzen nichts als Die Er- von dem Grundsatz getragen, daß nichts von un- wir einmal teleologisch imter Begriff des Naturzweckes Wenn imputieren wir der der Natur nachforscht, nicht luu die bestim- die reflektierende Urteilskraft. Man legt der Natur Absicht von der Weisheit, Sparsamkeit, Vorsorge, Wohltätigkeit der Natur, Dorner: Über ohne deshalb die Natur für ein denkendes Wesen Über Werkmeister zugrunde zu legen. man sagt hier gar nichts aus, 65 die Entwicklungsideo bei Kant. man sondern zu die objektive oder halten, ihr einen Beschaffenheit der Natur betrachtet sie unter diesem Aspekt um des Zwecks, als ob sie zweckmäßig handle, zusammen- so die Naturobjekte hängend nach einem einheitlichen Prinzip zu betrachten, die von der mechanischen Betrachtungsweise für sich angesehen nur zufällig wären. nicht Aber Kant kann genug einschärfen, daß diese Betrachtungsweise nur für unser Denken wendig sei, nachgewiesen werden Der Begriff könne. nur für die reflektierende Urteilskraft, menden Urteilskraft. Dinges eines Naturzwecks als ist aber nicht Gegenstand der bestim- Wir können weder bejahend noch verneinend entscheiden, ist was die Ursache der Zweckmäßigkeit der Natur Trotzdem aber gibt er sei. daß der Begriff einer objektiven Zweckmäßigkeit ein für kritisches not- aber keine objektive Gültigkeit habe, wenigstens eine solche nicht Prinzip der Vernunft „Der Begriff der Zweckmäßigkeit sei. zu, Zeiten notwendiges alle ist für den Erfahrungsgebrauch der Vernunft eine schlechterdings notwendige Maxime. Es ist ganz gewiß, daß wir die organisierten Wesen und deren innere Möglich- keit nach bloß mechanischen Prinzipien nicht einmal zureichend kennen lernen, viel weniger uns erklären können und zwar so gewiß, daß dem Menschen 'in schlechterdings absprechen man Aber ob muß.'' hinreichender Grund der Möglichkeit organisierter diese Einsicht der Natur nicht in Wesen ohne Absicht der Natur vorhanden sein könne, können wir nicht feststellen, sondern nur, daß wir nach den Bedingungen und Schranken unserer Vernunft nur ein verständiges Wesen der Natur zugrunde legen können. zwingt lins gewisse Dinge daß bei als Die Beschaffenheit unseres Verstandes Naturzwecke anzusehen, was darauf zurückgeht, uns Anschauung und Verstand auseinanderliegen Art unseres Denkens uns nicht ermöglicht, den kausalen und die diskui"sive Zusammenhang überall durchzuführen und deshalb die Zufälligkeit erzeugt, die dann durch die Zweck- Zusammenhang gebracht werden muß. Da wir mäßigkeit in den allgemeinen niu- Erscheinungen zu erkennen vermögen, so können wir über diese Erscheinungen verschiedene Betraclitungen anstellen, Betrachtungsweise läßt sich reimen, ordnet Denn wo Zwecke werden, ila nichts einen meciianische die erste und teleologische der letzteren unter- annehmen, deren Wirkungsgesetz für sich bedarf, Ursaciie absichtlicher Betrachtungsweisen vcnbiiulcn nicht kennen, die Gründe der Möglichkeit gewisser Dingo gedacht Mittel Zweck Voraussetzendes untergeordnete beide als muß man auch und wenn man und möglichst ausdehnen. mithin Wirkungen mechaniscli und doch eine sein kann. Wir dürfen also können beide, da wir ihre Grenzen Dorn er: Über 66 Es war die Entwicklungsidee bei Kant. um nötig, diese Ansichten hen'orzubeben, halb welcher Grenzen Kant einer Entwicklung in machen, inner- deutlich zu der Natur auch dem nnter doppelten Aspekt des Mechanismus und Zweckes gerecht werden kann. Es dürfte nun doch Erkennens kaum zu leugnen sein, daß er tatsächlich für die Art unseres die Idee der Entwickliuig für die Naturwissenschaft gelten Natur zu der Geisterwelt in Beziehung setzt, sucht, welche die Idee der Entwicklung unter indem er die eine einheitliche Auffassung ver- dem teleologischen Aspekte für das gesamte natürliche und geistige Universum durchführt. skeptische Pi-age, die allerdings ja liißt, im Hintergrunde Dabei wird dann die lauert, ob diese ganze Beti-ach- tungsweise nicht bloß für unser Erkenntnisvermögen Geltung habe, schließlich im Interesse einer einheitlichen Auffassung der gesamten AYeltentwicklung weniger mehr oder ignoriert.^ Wenn Hier sagt nun Kant: auch das Vermögen mit der bloß mechanischen Naturerklärung auszukommen nach der Beschaffenheit unseres Verstandes beschränkt sei, und man den teleologischen Gesichtspunkt zuziehen müsse, so könne man doch dem Naturmechanismus ebenso nachgehen, wie der teleologischen Betrachtung, weil man nur für uns, nicht an sich es für unmöglich halten muß, in einem etwaigen deren Begriff als intelligiblen Subsh'at der Natur die Einheit für beide Betrach- Daher müsse der Naturforscher, tungen zu finden. bei der Beurteilung der Dinge, Naturzwecke unzweifelhaft begründet ist, immer liche Organisation zugrunde legen, die den Mechanismus benutzt, hervorzubringen. Es ist eine ursprüng- um neue Formen das Bedürfnis des Erkennens, den teleologischen Natur- zusammenhang zu erforschen, mittels komparativer Analogie die große organisierter Naturen durchzugehen, um Schöpfung zu sehen, ob sich daran nicht etwas „dem System Ähnliches dem Erzeugungsprinzip nach vorfinde, ohne daß wir nötig haben, beim bloßen Beurteilungsprinzip stehen zu bleiben und mutlos aUen Anspruch auf Natiu'einsicht in diesem Felde aufzugeben." „Die Übereinkunft so vieler Tiergattungen nach einem gewissen Schema, Einfalt des Grundrisses durch Teile, durch Einwicklung dieser und Auswicklung jener Teile läßt einen von Hoffnmig ins Gemüt sich anfangen läßt. heit die bewunderimgswürdige die Verkürzung der einen und Verlängerung anderer fallen, daß hier alles mit dem Die Analogie der Formen, sofern Sti'ahl Prinzip des Mechanismus sie bei aller Verschieden- einem gemeinschaftlichen Vorbilde gemäß erzeugt zu sein scheinen, verstärkt Vermutung einer wirklichen Verwandschaft derselben in der einer gemeinschaftlichen Urmutter durch die stufenartige 1) Vgl. in bezug hierauf meine Abhandlung in Erzeugung von Annäherung den Kantstudien a. a. 0. einer Tier- Dorner: Über die Entwicklungsidoe bei gattung zur audcni. vdii fleijcnigcn meisten bewälirt zu sein scheint, zu JLoosen und Flechten in iin, wolnlior dem Menschen bis 67 Kant Zwecke am das Prinzip der zum Polyp, von diesen bis und endlich der niedrigsten uns merklichen Stufe der Natur, der rohen Materie, aus welcher und ihren mechanischen Gesetzen die ganze Technik der Natur abzustammen scheint", wobei der Natur zurückgehen kann, wo man noch „auf die Archäologie der Mutterschoß der Erde anfänglich (ieschöpfo von minder zweckmäßiger Form, (hum andere angemessener ihrem Erzexigungsplatze dieser und ihrem Verhältnisse untereinander hervorbringt." allgemeinen Mutter eine Organisation auf Man muß am Endo Geschöpfe zweckmäßig gestellte diese alle Zweckform der Produkte des Tier- und beilegen, widrigenfalls die Pflanzenreichs ihrer Möglichkeit nach gar nicht zu denken sich die Wege Aufgabe auf mechanisch teleologischem Organisation aus einfachen Grundlagen zu ankommen, Mechanismus und Teleologie das Kurz, es ergibt ist. Werden der gesamten und dabei wird begi'eifen, in ein klares Verhältnis darauf es Es zu setzen. kehrt hier dasselbe Problem wieder wie in der Naturgeschichte des Himmels, nur <laß hier nicht mehr naiv beide Seiten nebeneinandergestellt werden, sondern nach ihrer Vereinbarkeit gefragt wird. So steht viel ihm fest, Möglichkeit organisierter teleologische als die langt Grund, wenn ihm nicht der Mechanismus Werkzeug organisierte der Mechanismus allein einer absichtlich Wesen Meinung, daß nicht zu, um Wesen danach zu denken, aber ebensowenig der die bloß beigesellt wird, gleichsam wirkenden Ursache, weil ohne diese Kausalität Der Okkasionalismus nun keine Naturprodukte wären. bei (ielegenheit jeder d. h. Begattung die oberste Weltursache jedes- mal die organische Bildung gebe, so daß die Begattung eine bloße Formalität wäre, läßt die Natur fallen, weil hier keine Naturkausalität zur Geltung kommt, da das Prinzip, alles aus dem Naturzusammenhang selbst zu erklären, das Prinzip Dagegen scheint der der Naturwissenschaft hier nicht genügend beachtet wird. Prästabilismus brauchbarer zu sein: zwar nicht, wenn er nur dabei stehen bliebe im Anfange die Keime bestehen zu lassen, die dann bei günstiger Gelegenheit sich entwickeln, weil auch da der Natur wenig überlassen, vielmehr auch hier eine Fülle übernatürlicher Anstalten notwendig wäre, damit der anfängliche bis zu seiner Entwicklung vor Zerstörung bewahrt bliebe. schränkt den übernatürlichen Einfluß noch mehr ein, indem sie wenigstens die Fortpflanzung auf den der Natur einwohnenden Bildungstrieb gründet der Naturmechanismus unter ilor Leitung des Die Individuen der einzelnen Arten ent.stehen Kant hat den Gedanken iiiciit weiter .so vcrfiilgt, Hier Prinzips der Organisation durch Keim Die Epigenesis dagegen di-n Bildungsfrieb. wie die einzelnen ist tätig. Aber Arten selbst Dorner: Über ß8 wieder eine iirsprüngliche aiif solle, man soweit als zvirückgeführt werden können. Form lichkeit hat er zwar auch in das drücklich, daß die Entwicklungsidee tei Kant. Auge möglich in der mechanischen Forschung fortschreiten und verbindet damit den Gedanken, Urform zurückzuführen, aus der Aber weiter ihn wohl in concreto hat er die Diese Mög- wie wir sahen; er fordert aus- gefaßt, sie alle Formen des Naturlebens auf vermittels des eine Mechanismus hervorgehen. den Gedanken nicht ausgeführt Daran hinderte Zweckbetrachtung, die ihn weniger der mechanisch vermittelten Entwicklung der Arten aus einer Urform nachgehen nach dem Zusammenhang dem Gedanken, daß ließ als Nun jede Art für sich eine Zweckidee repräsentiere. blieb niu- noch die Frage der Welt so zu beantworten übrig, wie jeder der für Organismen zu den übrigen in dem Yerhältnis äußerer Zweck- sich bestehenden mäßigkeit stehe. In dieser Hinsicht hat nun Kant wieder seine dem unter wicklungstheorie unter irdische alte Idee der Stufenentwicklung teleologischen Gesichtspunkt geltend gemacht; er entwirft eine Ent- dem Natur im Menschen auf Erden der letzte Gesichtspunkt der Teleologie, wonach die gesamte gipfelt. Der Mensch Zweck der Natur, in ist nicht bloß Naturzweck, sondern bezug auf den alle übrigen Naturzwecke die Pflanzen für die Tiere da, die ein System von Zwecken ausmachen. So sind sie fressen, die Pflanzen fi-essenden Tiere für die Eaubtiere imd endlich sollen Eeiche für den Menschen sein zu dem Gebrauch, den ihn sein Verstand von Zuletzt fragt sich dann: wozu ist der Mensch allen Geschöpfen machen lehrt. alle da? Zwar setzt er dieser Betrachtung wieder eine Gewächse fressenden Tiere da seien, um den üppigen andere entgegen: daß die Wuchs des Pflanzenreiches zu hindern, da viele Spezies sonst erdrückt würden, die Raubtiere, um deren VerGefi-äßigkeit Grenzen zu setzen, der Mensch, um durch Verfolgung imd minderung dieser ein Gleichgewicht bringenden Kräften der Natur zu zwischen stiften. den zerstörenden und So würde der Mensch dazu hervor- als Mittel zugleich dienen, die einzelnen Naturorganismen, die Naturzwecke sind, eben als Dazu kommen seine Bedenklichkeiten in bezug auf die Durchführung der Zwecktheorie, da in der Natur der Mechanismus doch das Übergewicht zu haben scheint, der ja selbst den Menschen wieder zerstört, wie die solche zu erhalten. vielen Erdrevolutionen Massen von Tieren vernichtet haben. Allein trotz dieser Herders Ideen aus Bd. 7 S. 348 f. 1) Torsichtiger spricht er sich freilich in der Kritik von dem Hier findet er die Hyiwthese Herders aus den niederen Organisationen, die höheren bis zu Menschen hervorgehen zu lassen als alle Erfahrung übersteigend, ebenso die Idee der Einheit Übrigens erkennt er auch hier für die menschlichen Verder organisch bildenden Kraft. Verschiedenheit der äußeren Umstände sich selbst diesen angemessen modifizierendes Lebensprinzip an (S. 358). schiedenheiten ein innerlich nach Dorner: Über Einwände bleibt die Entwicklungsidee bei 69 Kant Kant dabei stehen, unter dem teleologischen Gesichtspunkt eine aufsteigende Linie in der Natur bis zum Menschen anzuerkennen. Die weiteren Untersuchungen Kants beziehen sich nun auf den Menschen als Naturzwek und Naturzweck zu bestimmteste wäre zu fragen, ob Kant hier die Idee der Entwicklung es zur Geltung gebracht Er hat. er den ersten stellt sicher nicht die Glückseligkeit des die Übel beweisen Zweck für Menschen Nicht nur sollen. um sieht zwei Möglichkeiten, seine Glückseligkeit und vei-steheii, Allein als auf das Abrede, da die Natur sich allein in als letzten Zweck er von außen ist den Menschen die Kultur. Auge ins fasse, was durch eine Fülle von Übeln bedroht, sondern ebenso sind seine Naturanlagen so widersinnig von dem Gesichtspunkt der Glückseligkeit aus, daß sie ihn vielmehr in Plagen versetzt haben, empfänglich keit nicht das Vermögen Er ist. sich willkürlich ist zwar als das Zwecke zu doch nur ihr letzter Zweck, wenn er es einzige Wesen, das Verstand setzen, betitelter der Natur und ihm selbst einen vei^steht, nur übrig: das, was die Natur leisten kann, um seine Tätigkeit p]ndzweck zu werden, d. h. die Zwecke zu setzen und Da nun gebrauchen. Wesens zu beliebigen die hat, Herr der Natur, aber von der Natur unabhängigen Endzweck zu geben. So bleibt keit sich selbst selbstersonneno und demgemäß seine eigene Natur für die Glückselig- als Zweck der Natur ihn dafür vorzubereiten, durch formale Bedingung der Tauglich- Natur als Mittel für seine Zwecke zu Hervorbringung der Tauglichkeit eines vernünftigen die Zwecken die Kultur ist, kann so Endzweck der Natur als nur die Kultur ei^scheinen. Daß nun in die Natur diese Kultur im Menschen hervorbringe, Nicht nur in der Kritik der Urteilskraft Abrede. S. stellt er nicht 328, sondern ebenso in der „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" 1784 Bd. 7 S. 317f. und in dem „mutmaßlichen Anfang hin ausführt, ist zum Menschen der, der Menschengeschichte" 1786 vollendet sich diese zwinge. Die Naturanlagen eines Geschöpfes liegt in der Vernunft des Menschen, und Absiebten des Gebrauchs aller hinaus zu erweitern", wozu sie Versuclie, Übung, Kräfte des einzelnen nur kurz gesetzt ist, in der dem „Vermögen über den Naturinstinkt Untemeht Stufe der Einsicht zur andern allmählich fortzuschreiten. iils sind dem Menschen Auswicklung aber nicht am Einzelwesen, sondern nur Der Grund davon die Regeln 365f. daß durch den Antagonismus der Kräfte die Natur den Fortschritt bestimmt, sich einmal voll.ständig und zweckmäßig auszuwickeln; bei (lattung. S. Sein Grundgedanke, den er nach vei'schiedenen Seiten spricht er sich hierüber aus. bedarf, lun von einer Da mm die Lebensfrist bedarf die Natur einer vielleicht unabsehlichen Reihe von Zeugungen, deren eine der anderen ihre Aufklärung überliefert. Des Dorn er: Über 70 erster Zustand Menschen mußte die ist die Entwicklungsidee bei Kant. der des Instinktes und der giinzliclien Koheit. Er sich mitzuteilen, zu sprechen, Geschicklichkeit zu stehen, zu gehen, zu denken sich selbst erwerben und folgte ganz seinem Instinkt, der zunächst nur ein Vermögen der Vorempfindung der Tauglichkeit einer Speise zum Genuß Nun kam gewesen sein mag. aber cUe Vernunft, diese suchte die Kenntnis der Nahrungsmittel zu erweitem durch Vergleichung des Genossenen mit dem, was ihm als gebunden war, ein anderer Sinn als der, an den der Instinkt dem sonst Genossenen ähnlich vorstellte. "Weiter z. kam dazu Auge, B. das die Phantasie, mit deren Beihilfe die Vernunft Begierden auch gegen den Instinkt erkünsteln kann, Avomit Lüsternheit imd Menschen aus einzelnen Üppigkeit schließlich Gegenständen entsteht. instinktmäßigen seiner eine es mit Geschlecht, der bei Tieren beschränkt, der Vermehrung nnd Ver- So wird dieser Trieb zwar längerung durch die Einbildmigskraft fähig wurde. mehr Mäßigung dem Begierde Ebenso war Unendlichkeit derselben, zwischen denen er wälilen konnte. dem Reiz zum So wurde erhalten, aber dauerhafter und gleicliförmiger werden, je mehr Gegenstand den Sinnen entzogen und Gegenstand der Einbildungskraft wird. Neigung aber dadurch inniger und dauerhafter zu machen, daß man sie sein Eine den Sinnen entzieht, zeigt das Bewußtsein einiger Herrschaft der Vernunft über die Antriebe. Weigerung führte von bloß empfundenen zu idealen Eeizen, von der tierischen Begierde und damit vom Gefühl des Angenehmen zum zur Liebe, Geschmack am Schönen, damit ergab sich Sittsamkeit, die Achtung einzuflößen Anstand anderen Nachdem sich die Vernunft in die ersten gemischt und damit diese über den so als das Vermögen die kommende den Augenblick zu genießen. Weib unmittelbar empfundenen Bedürfnisse Moment hinausgehoben Hierin ist sie machen, nicht bloß die Quelle von Sorgen Der Mann sah die Beschwerlichkeiten, unterworfen hatte; dazu sahen hatte, zeigte sie sich Zeit sich gegenwärtig zu nissen, deren die Tiere überhoben sind. seiner Arbeit, das Neigung durch guten Grundlage wahrer Geselligkeit. die als die imd Bekümmer- wachsende Mühseligkeit denen die Natur ihr Geschlecht den Tod voraus. So entstanden die Übel durch den Gebrauch der voraussehenden Vernunft; in ihrer Nachkommenschaft zu leben, war eine tröstende Aussicht. Endlich sah sich der Mensch der Natur, so daß er (Ue Tiere nicht mehr als als Zweck und Herrn Mitgenossen, sondern als Mittel Zwecke ansah, worin zugleich dunkel das Bewußtsein enthalten Avar, daß er keinen Menschen so zu seinem Mittel machen dürfe wie die Tiere. Mit für seine dem Bewußtsein entlassen. Selbstzweck zu sein, ist er aus dem Mutterschoße der Natur Hiermit hört die Vernunft auf, ein Werkzeug der Befriedigung von allerhand Neigungen zu sein. Die Vernunft treibt ihn nun zur Entwicklung der Dorner: über in und erlaubt ihn gelegten Fähigkeiten zukehren, aus dem sie die Entwicklungsidoe bei So 71 den Stand der Roheit zurück- iiim niclit in ihn gezogen hatte. Kant der Übergang aus der Roheit ist dem Gängelbande eines tierischen Geschöpfes in die Menschheit, aus des Instinkts zur Leitung der Vernunft, aus der Vormundschaft der Natur in den Stand der Frei- Für heit vollzogen. zum Besseren gegeben, sobald die Vernunft mit der Tierheit ins Gemenge die Gattung ist hiermit ein Fortschritt Denn nicht für das Individuum. kam, mußten bei der Schwäche der Vernunft Übel und Laster entspringen. vom Bösen fängt die Geschichte der Freiheit Kidtur mit der Xatur als die Quelle aller Übel und Laster, der damit enden muß, vollkommene Kunst wieder Natur daß So Es entsteht der Widerstreit der an. Wie wird.i die Kultur Laster hervor- bringt, zeigt er an dem eintrete, indes die Kiütur es erschwert wegen der wachsenden Bedürfnisse, ihn Geschlechtstriebe, der von Natur mit 16 bis 17 Jahren Mann zu dieser Zeit schon so zu befriedigen, daß der gelegt, um dem mit zu unterdrücken. sie kommt so gestellt, lind sich samt Weib und Kind Die Natur hat nun aber nicht die Instinkte in den Menschen kann. erhalten Naturtiüeb Ihre Anlage nicht auf den gesitteten Zustand ist der zivilisierte Zustand in unvermeidlichen Widerstreit der Lastor und Elend zur Folge hat. , Die Natur femer hat das Leben des Menschen beschränkt und die Wissenschaften fordern ein langes So Leben. man nun auch hier ein Widerstreit zwischen der Natur und Kultur. Fragt ist was die Natur damit gewollt habe, daß aber, sie den Mensehen in solchen Zwiespalt mit sich brachte, so meint er, sie habe ihn eben damit selbständig machen wollen, ihn um Natur die tauglich als Jlittel für seine machen wollen, der Mensch alles, was über die mechanische hinausgeht, gänzlich aus sich sich selbst Zwecke zu gebrauchen. Ordnung hervorbringe. selbst Werk Ergötzlichkeit des sei, die Erfindung seiner Lebens. Der Mensch sieht davon das Verdienst nun vor allem den Antagonismus er zwischen dem Gescllschaft-strieb gesellige Geselligkeit" d. h. die Sinn zu wollen, ist es, und dem Tendenz, die ihn zwingt, in den alles aller wenn in 1) Man sei, er aus der Roheit zur und Glückseligkeit der Gesellschaft an, Trieb, sich empor- Als Mittel des Fortschritts haben. sich zu isolieren. den Streit Die „un- der Gesellschaft alles nach seinem Hang Habsucht, Herrschsucht zu überwinden, wodurch der Faulheit durch Ehrsucht, alle Geschicklichkeiten gebildet hat später davon gorodet, daß das durch die Tätigkeit des zweiten Natur werden müsse. darauf Bedeckung, seiner Sicherheit, sollte, allein Natur hat es sondern daß Geschicklichkeit, Vollkommenheit der Denkungsart gearbeitet hatte, setzen, seines tierischen Daseins Die abgesehen, daß der Mensch nicht durch Instinkt geleitet sein eigenes Zwecke zu Sie habe gewollt, daß Menschen Eraeugte jsur Dorner: Über 72 die Ent-wicHungsidee bei Kant. „Dank werden, die Talente, wie der Geschmack. Natur für die Uuvertrag- sei der samkeit, für die miß^nstige wetteifernde Eitelkeit, für die nicht zu befriedigende Begierde zum Haben oder zum Herrschen! Ohne würden sie Naturanlagen in der Menschheit ewig unentwickelt bleiben." eines arkadischen Schäferlebens will die Natur Zwietracht. alle vortrefflichen Statt der Einti'acht „Die natürlichen Trieb- federn, die Quellen der üngeselligkeit, woraus so viele Übel entspringen, die aber doch wieder zu neuer Anspannung der Ki'äfte, Naturanlagen antreiben, veiTaten die (Bd. 7 S. 323). Er hebt hervor, daß gleichheit unter den Tätigkeiten, die die mithin zu mehr Entwicklung der Anordnung eines weisen Schöpfers" die Geschicklichkeiten Menschen entwickelt werden, wo nur vermittels der Unmechanischen die einen die anderen Wissenschaft und Kunst bearbeiten und die letzteren So ersteren niederhalten. auf der einen Seite Gewalttätigkeit, auf der ist Aber gerade anderen innere Ungenügsamkeit. um zum also diese Gegensätze sind notwendig, Recht zu führen, zur Organisation der bürgerlichen Gesellschaft. Ebenso aber findet durch den Kulturfortschritt eine Disziplinierung der Neigungen statt. Die Verfeinerung des Gesclnnacks, der Fortschritt der Wissenschaften bringt eine Menge Begehrlichkeit imd Übel mit sich, aber zugleich eine Geschliffenheit und Verfeinerung für die Gesellschaft, wodurch die Menschen, wenn nicht sittlicher, doch gesitteter und zu einer Herrschaft vorbereitet werden, in der die Vernunft allein Gewalt haben soll, während die Übel die Kräfte um stälilen, zu erliegen, imd so eine Tauglichkeit zu höheren Zwecken füMen ilmen nicht lassen. Widerstreit, Zwietracht an die Stelle des tierähnlichen instinktiven Lebens daß infolge von dem Übergang von dem Jägerleben zu Daß trat, dem Nomaden- und Acker- bauleben eine Trennung derer von verscliiedeuer Lebensart imd ihre Zerstreuimg auf der Erde sich ergab, das führt er auch in dem an den Bericht der Genesis angeschlossenen „mutmaßlichen Anfang der Menschengeschichte" aus dem Ackerbau mußten teidigen und um sich die Menschen zusammentun, sich gegenseitig zu helfen. Da konnten um ihren S. 376f. Mit Boden zu die Bedürfnisse des ver- Lebens durch Tausch befriedigt werden; so entstand Kultur und der Anfang der Kunst, der Geselligkeit und bürgerlichen unter die Menschen. Wenn Sicherheit. Damit aber kam auch die Ungleichheit aber schließlich die Hirten mit den Ackerbauern in Streit gerieten, so erhielt dieser Krieg wenigstens noch das Bewußtsein der Freiheit. Als aber eine Zusammenschmelziuig beider stattfand, ergab sich mit Ende aller Kriegsgefahi- dem vorlaufigen auch das Ende der Freiheit, der Despotismus mächtiger Tyrannen und bei der kaum angefangenen Kultur seelenlose Üppigkeit; viehisches Genießen und sklavisches Dienen kamen oben auf. Kant kommt hier zu dem Eesultate, das er übrigens auch in der Kritik der Urteilskraft wiederholt, daß die Dorner: Über beständige Neigung der Hensclisucht, Habsuclit, Kriege führe, wo vieiloiclit die steigernden Zurüstung der Kultui'stufe, wo Elii-suciit Kräfte des Staates nocii zum Kiiege vom Kriege als zwar immer wieder zum mehr von der beständig selbst verzehrt werden. das Menschengeschlecht noch steht, behrliches Mittel, die 73 die Entwicklungsideo bei Kant. Menschen weiter zu bringen ist sich Aber auf der Krieg ein unent- (Bd. 7 S. 381), weil ilieser immer gefürchtete Krieg die enge Verbindung der Stände zur wechselseitigen Beförderung ihres Wohlstandes, sowie die Freiheit fördert, noch übrig die ist, den Ober- ja häuptern die Achtung vor der Menschheit noch abnötigt. Er dient dazu, alle Talente, im höchsten Grade zu entwickeln. So sieht er in die zur Kultur förderlich sind, letzter Hinsicht in dem Kriege doch wieder nur einen „unabsichtlichen selbst Versuch .der Menschen, aber einen verborgenen absichtlichen der obersten tief Weisheit, Gesetzmäßigkeit mit der Freiheit der Staaten und dadurch die Einheit eines moralisch begründeten Systems derselben vorzubereiten. spricht er auch sonst* aus, in der indem er den Fortscliritt " Diese Meinung ^ vom Schlechteren zum Besseren Menschheit anerkennt. Die Ungleichheit, die Ungeselligkeit, die Selbstsucht muß in einer bürger- lichen Gesellschaft eingeschränkt werden, welche das Recht verwaltet. rechte bürgerliche Verfassung „Der Mensch gattung. ist ist das Tier, das einen Heiren nötig hat." süchtige Neigung verleitet den Menschen, .«ich selbst das er als vernünftiges Wesen wünscht. So eigenen Willen breche. Da nehmen kann, eine so dem dazu, in bedarf er einen die Ideal stattfinden. Wirkung, weil dienen und diszipliniert werden. es kann nur In diesem werden die imd hier tun eingeschränkt sie selbst die Nei- der Förderung der Kultur Allein das Pnibiem der Errichtung einer voll- kommenen bürgerlichen Verfassung äußeren Staatenvcrluiltnisses abhängig. keit, der ihm den So führt der Antagonismus der Kräfte bürgerlichen Verein Sicherheit zu suchen. beste Hemi, er aber diesen Herrn wieder nur aus der Menschheit feindlichen Kräfte durch das Recht eingeschränkt, gimgen Seine selbst- von dem Gesetz auszunehmen, kann er schwerlich einen Gerechten finden, und Annäherung an das Eine ge- Aufgabe der Natur für die Menschen- die höchste ist von dem Problem eines gesetzmäßigen Und Unvertragsamkeit, die dazu zwingt, in hier ist es wieder dieselbe Ungesellig- dem Antagonismus der Staatskörper und großen Gesellschaften einen Zustand der Ruhe ausfindig zu machen, sie treibt d. h. durch Kriege, durch Zurüstung zu denselben, durch viele Verwüstungen, Umkippung, Erschöpfung der Kräfte hindurch dazu, aus dem Zustand der Wilden 1) Kritik der Urteilskraft Bd. 4 S. .330. 2) Vgl. besonders die kleine Schrift: Idee zu einer allgemeinen Geschichte lichcr Absicht Bd. 7 S. 317f. in weltbürgor- Dorner: 74 iu einen Yölkerbund zu tjber die EntwicHungsidee bei Kant. treten, wo jeder Staat seine Sicherheit von diesem hat. So werden die Menschen genötigt, einen weltbürgerlichen Zustand der öffentlichen Sicherheit einzuführen, „der aber nicht ohne Gefahr sein soll, damit die Ki-äfte So der Menschen nicht einschlafen". Menschengattung im großen um Natur, eine einzigen Zustand, entwickeln kann. als die betrachtet vollkommene Staatsverfassung welchem in Yon sie er die Geschichte der YoUziehung eines verborgenen Planes der alle zustande zu bringen, den als ihre Anlagen in der Menschheit völlig der Erreichung dieser Absicht findet er schon die An- fänge in der Gegenwart, da die Staaten in einem so künstlichen Verhältnisse gegeneinander stehen, daß keiner ohne Yerlust seines Einflusses nach außen in Ebenso kann der injieren Kultur nachlassen kann. angetastet werden, ohne daß der Nachteil davon in damit eine Abnahme die bürgerliche Fi'eiheit nicht Gewerben, Handel gespürt und Wenn man der Kräfte des Staates herbeigeführt wird. den Bürger hindert, auf jede ihm beliebige Art, die mit der Freiheit anderer zu- sammen bestehen kann, haftigkeit des Betriebes seine "Wohlfahrt zu und suchen, hemmt man so Daher wird die Kräfte des Ganzen. Leb- die die persönliche Einschränkung immer mehr aufgehoben, allgemeine Freiheit der Keligion nachgegeben, Aufklärung gefördert. Schließlich werde auch diese Aufklärung bis zu den Thronen hinaufgehen und auf ihre Kegierungsgrundsätze Einfluß üben, so daß sie die Bemühungen der Krieg schließlich des Yolks als ein so um Auch wird Aufklärung nicht hindern. unsicheres, durch die anwachsende Schuldenlast bedenkliches Unternehmen erscheinen und der Einfluß jeder Staatserschütteiiuig auf die anderen Staaten so merklich werden, daß diese letzteren sich als Schiedsrichter anbieten, und so kann die Hoffnung bestehen, daß das, was die Natur zur höchsten Absicht hat, ein aUgemeiuer weltbürgerlicher Zustand worin alle einst zustande schichte als der Schoß, ursprünglichen Anlagen der Menschengattung entwickelt werden, der- komme. Kant wendet Gedanken auf die Ge- zum Besseren zu entdecken und die schließlich au und meint einen Fortschritt diesen Hoffnung zu begründen, daß doch mit der Zeit sich die Menschheit zu einem Zustand emporarbeitet, in dem alle Keime, die die können entwickelt und ihre Bestimmimg auf Erden Das Gesagte zeigt, Natur in erfüllt sie legte, völlig werden. daß Kant, von der Natur ausgehend, als das Ziel der Entwicklung der Natur die volle Entwicklung der Kidtur ansieht, und daß er meint, auf dem Wege des Antagonismus der Kräfte werde die Natur dieses Ziel erreichen, insofern gerade die Gegensätze, welche sich in der Geschichte hervortun, den Menschen zwingen, aus der tierischen Eoheit sich zum Kulturzustand zu erheben und einen Ausgleich der Gegensätze, vor allem der egoistischen und Dornor: Über der gesellschaftlichen Tiiobo So hat Kant iiorltoiziifühioii. 75 Kant die Entwickluogsidee bei die Idee der Knt- liier wicklung im vollen IMaße zur Geltung gebracht der Natur entwickelt sich mittels des Mechanismus die gesamte Masse In der Weltkörper gesetzmäßig: diese Idee hat er nicht aufgegeben, später in der Natur nur mit Erscheinungen Auch den Gedanken tun zu haben glaubt. als möglich versuchen soll, gibt er nicht Naturwesen die in kommt und da faßte er hinzu, er auch daß man so auf, der Naturgeschichte Werdeprozeß nach mechanischen Gesetzen zu verfolgen. Betrachtnng wenn und deren kausalen Betrachtung zu die Idee, Aber die teleologische man daß viel ihrem in nicht nur ver- suchen könne, die gesamte Natur aus einfachen Elementen und fJrundformen zu begreifen, sondern daß man die teleologische Betrachtung der Natur dahin aus- dehnen könne, daß sie immer in gesteigerten Gestalten schließlich sich erhebe, eine PJntwicklung, die möglichst zugleich in ihren mittelungen verstanden werden In den soll. von Anlagen hineingelegt, die derselbe in satz der Mittel der Antagonismus der Kräfte sein und Selbstsucht Staatsverfassung, endlich Staaten führen wicklung in soll, die Natur eine dem Entwicklungsprozeß des sollte, auswickelt, insbesondere der Gegen- deren Gesellschaftstriebes, FiiJlo der Geschichte immer vollkommener werdender Kultur aus anfänglicher Roheit in wozu das Menschen hat zum Menschen mechanischen Ver- Ausgleich zu einer zu einer weltbürgerlichen allgemeinen Verfassung der welclier kommen können, dann die die alle Anlagen des Menschen zu Natur in ihn gelegt hat. Auch voller Ent- hier ist der Antagonismus der Kräfte die mechani.sche Form, in der sich der Natiirzweck vollzieht Kant hat dem Gesichtspunkt hier unter also des Naturzwecks eine Vorstellung von der Entwicklung gebildet, die Natur wie Geschichte umspannt Die Vernunft, von und den Mechanismus in der er hier spricht, nicht theoretische und nicht praktisclie, sondern nur tech- ist nische Vernunft, das den Dienst der Teleologie stellt Vermögen, „die Kegeln und Absichten des Gebrauchs Kräfte über den Naturinstinkt hinaus zu erweitern" und erscheint aller selbst als eine im Dienste des Naturzwecks wirksame Kraft und als eine Gabe der Natur. Kant hat also den Prozeß der Natur und der Geschichte unter dem gemein- samen Aspekt des Naturzwecks zusammengestellt und hat diesen Prozeß kontinuierliche Entwicklung aufgefaßt, welche Kräfte und ihr Aufeinanderwirken vollzieht wenn Medicus (Kantstudien meint, Kant liabe hiermit Geschichte geben wollen. Natur selbst 4, 1900 S. sicli als eine durch den Antagonismus der Es dürfte schwerlich ganz zutreffen, ö5f. zu Kants Philosophie der Geschichte) nur ein Beurteilungs-, kein Erklärungsprinzip der Er war vielmehr der Meinung, daß, wie schon das Zweckprinzip zum Verständnis der organischen Welt in lier hinzu- Dorner: Über 76 genommeu werden muß, EntwicUungsidee bei Kant. die Wenn er auch renden oft geschehen muß, und dies erst recht in der Geseliichte zunächst sucht er den Geschichtsprozeß mit unter genug dem Naturzweck zu betrachten. das Zweckprinzip gehöre der reflektie- versichert, bestimmenden) Urteilskraft an, so hat er doch die Betrachtung (nicht der nach kausaler Methode der Beti-achtung nach dem Zweck mitergeordnet und hat versucht, durch die mechanische Vemiittelung des Antagonismus der so Man den Zweck sich durchsetzen zu lassen. für ihn sei der Zweck, die Idee nur ein Beurteilungsprinzip. wenn man meint, Er ist den Mechanismus in seine Dienste nimmt.i er ist eine Macht, die ihm mehr: Ivi-iifte versteht Kants Absicht doch falsch, Die rein kausale Geschichtschreibung schichte und der ist ideenlos und versteht den Sinn der Ge- Es wird für Kant unter der Hand das Prinzip Natiu- nicht. der Beurteilung, das Prinzip der reflektierenden Urteilskraft doch zu einem in der Geschichte wirksamen Prinzip, das den Mechanismus bestimmt. Geschichts- konstruktion im falschen Sinne- könnte sich da doch nur dann ergeben, Kant das Recht hätte, alle Ideen aus der Geschichte zu verbannen. nicht einmal für die Natur für möglich, wie wir gesehen haben. dem man auch Geschichtsprozeß immanent, so hat man seinen Satz, der aller sie Sind die Ideen ein Recht, sie in der Geschichts- philosophie zu verwerten, ja es wäre sehr fraglich, ob haupt verstände, wenn wenn man hält das aber Ideen beraubte. man die Geschichte über- Wenn Zweck gehöre nur der reflektierenden Kant auch durch Urteilskraft an, seine Geschichtsauffassimg in ein wunderliches Halbdunkel gestellt hat, so hat er doch die Zweckbeti'achtung mit der mechanisch -kausalen Beti-achtung so verwoben, daß er in der Geschichte die Verwirklichung eines Naturzwecks sah, cUe sich in allmählichem Prozeß durch Vennittelung des psychologischen tmd sozialen Mecha- nismus S. 161 vollzieht.-^ 1) Auch 2) Diesen Einwand macht Lamprecht, Jahrbücher für Nationalökonomie und f. 3) Tröltsch a. a. Herder und Kant Lamprecht a. a. 0. Sozialpsychologie, und alle 0. stimmt dieser Auffassung zu S. 122f., 138f. als Theoretiker Statistik will die Geschichte rein kausal auffassen, auf Grund einer mechanischen Ideen aus der Geschichte ausschließen, und wiU ferner nur National- geschichte, nicht aber "Weltgeschichte, höchstens Inbeziehungsetzen der Nationalgeschichten. wenn er Kant Geschichtskonstraktion vorwirft, die Geschichte nur kausal zu verstehen, nicht in Abrede zu stellen, daß doch man auch sozialpsychologischen, Aber so übersieht er dabei völlig, daß seine eigene Tendenz, am Ende ebenso auf apriorischen Voraussetzungen ruht, vermöge deren er die Induktion für die einzig berechtigte Methode hält. psychologischen und 1897 der Geschichtswissenschaft. Es ist aber gar wo man mit Kant den Mechanismus, auch den dem teleologischen Prinzip oder dem Prinzip der da, Vernunft in der Geschichte einordnet, der kausalen Beti-achtung vollkommen gerecht werden kann, die Lamprecht wiU, ohne völlig exklusiv gegen den Geist in der Geschichte zu werden und den Geist in den psychologischen Mechanismus und diesen in den allgemeinen Naturmechanismus aufzulösen. Dorn er: Über AlxT damit auch iiisclie, Menschheit scino JJotnvclitiiiiK niclit abgeschlossen. ist kommt moralische Vernunft die 77 die Entw-icklungsideo bei Kant. muß nun notwendig Hier in Betracht. für Nicht bloß die tech- den Entwicklunjjsgang der die Frage entstehen, wie der Naturzvveck der Kultiu-, der sich in der Entwicklung der Gattung realisiert, zu dem Vemunftzweck und Der niichstc seiner Kealisierung in Verhältnis trete. Zusammenstoß zwischen dem Einfluß der praktischen Vernunft und dem Naturzweck gesellschaftlicher Artigkeit für sich Entstehung des Staates und der welt- AVenn Kant VII, 329 moralisch gute Gesinnung auf die schaft) bei der ergibt sich bürgerlichen Verfassung. daß „alles Gute, das nicht sagt, gepfropft ist (wie Zivilisation zu allerlei und Anständigkeit, Kultur durch Kunst und Wissenimd schimmerndes Elend lauter Schein ist, daß in diesem Zu- stande das menschliche Geschlecht verbleiben werde, bis es sich aus dem schen Zustand seiner Staatsverhältnisse herausgearbeitet haben wird", so jedenfalls als hier das "Weltbürgertum als die Vorbedingung für einen wahrhaft morali- Ob nun aber schen Zustand aufgefaßt. nur chaotiist dieser vollkommene staatliche Zustand Natiu'zweck bcti-achtet wird, wie wir bisher gesehen haben, oder ob Kant ihn selbst zugleich als moralische dieser Hinsicht gibt ihn zugleich Aufgabe ansieht, das wäre die Frage. Und Der ist Kant eine doppelte Antwort. Naturzweck in für Forderung der praktischen Vernunft. Kant hat das Rechtslcben selbst praktische Vernunft gegründet. Vernunft fordern bestehe, letzte damit muß, daß sie sich die in seiner Eechtslehre von Nach ihm Freiheit betätigen könne. ist eines das was erste, 1797 auf die die praktische jeden mit jedermanns Fi'eiheit Das Recht ist der Inbegriff der Be- dingungen, unter denen die Willkür des einen mit der Willkür des andern nach einem allgemeinen Gesetz der Freiheit vereinigt werden kann. die ipso Basis für die Betätigung des moralischen Menschen. mit dem Recht Zwang verbunden sich selbst zu behaupten. „Das strikte sei, weil es Das Recht ist also Kant meint, daß eo das Recht der Freiheit Recht kann auch als die ist, Möglichkeit eines mit jedermanns Freiheit nach allgemeinen Gesetzen zusammenstimmenden durch- gängigen wechselseitigen Zwangs vorgestellt werden." Das Recht hat nun als Vemunftrocht oder Naturrecht die unwandelbaren Prinzipien für das statutarische Recht aufzu.stellen. gebung des tum nur Stjuites. Das statutarische Wenn im selbst schüty.en kann, so weil bei dieser Der Eintiitt in Recht entsteht durch die positive Gesetz- Naturzustand jeder seine Freiheit und ist .sein Eigen- dieser Zustand von der Vernunft nicht gebilligt, Verteidigung die subjektive Willkür den freiesteu Spielraum den Staat Verfassung des Staates ist muß also von der moralischen Vernunft gefordert. die Fn-iiicit aller Bürger wahren und .so hat. Die beschaffen Dorner: Über 78 daß sein, sie vollkommen dies Zustand tut; bis sie diesem Anspruch voll genügt, ist sie Ebenso sind die Staaten imtereinander im Xaturzustand und nur provisorisch. dieser die Entwicklungsidee bei Kant. ebenfalls ist durch einen allgemeinen Staateuverein Bevor das erreicht peremtorischen Rechtszustand zu verwandeln. im Kriege, wiewohl Staaten das Recht der Selbstverteidigung unwiderstehliches Veto ausspricht, es soll kein Ki'ieg sein. ist, in einen haben die die Veniunft ihr „Man kann sagen, daß die allgemeine fortdauernde Fi-iedensstiftung nicht bloß einen Teil, sondern den ganzen Endzweck der Rechtslehre innerhalb der Grenzen bloßer Vernunft ausmacht." Das abstrakte Gesetz der praktischen Vernunft wird hier zu einer die Geschichtsentwicklung gestaltenden Macht, indem die Vernunft in allmählichem Prozeß das natürliche Leben des Menschen unterwirft, indem sie Staatenbildung, fortschreitende Verbesserung der Staatsverfassung, Verbindung der Staaten, Welt- bürgeiTecht allmählich hei'von'uft und so den ewigen Frieden anbahnt. Was also nach der obigen Betrachtung der Kräfte zustande brachte, lichen Ordnung, die Xatur durch den Antagonismus eine Kultur mit einer staatlichen das bringt hier die und weltbürger- praktische Vernunft zustande. Die Ent- wicklung würde hier nicht eine Entwicklung der Natur sein, sondern Tat der praktischen Vernunft, zu der höchstens die Natur gungen also Veranlassung gegeben die wegen des zwei Auffassungen, die nicht ganz harmonieren. als das Naturprodukt, das andere Mal als Streites der Nei- Schon im Rechtsgebiete finden wir hätte. das airf Einmal erscheint das Recht Veranlassung des Streites im Naturzustand postulierte und mit Vernunftnotweudigkeit sich geltend machende praktische Vernunftprodukt. Indes der Legalität wolil begreifen, ankommt.1 Hier Da niuiftgebiet. so ist wo kann man diese Doppelstelhing der Sphäre es nicht auf die Gesinnung, nicht auf die Motive eben die Grenze zwischen dem Naturgebiet luid dem Ver- hier nicht Moralität, sondern Legalität das Charakteristische kann man den Staat von zwei Seiten betrachten, die Naturti'iebe in als Produkt der Not, ihrem Antagonismus einzudämmen, das eben die Natur durch den Antagonismus her\Hirbringt, und als Produkt der Vernunft, sofern die Ver- nunft die Forderung des Staates, des Staatenvereins, des ewigen Friedens Sieht man aufgefaßt, freilich auf die Vorstellung wenn zwecke sind, als ist, um die von der Entwicklung, genannten Ziele durch wenn sie die so stellt wird diese anders Natur hervorgebrachte Natur- Erzeugnisse der praktischen Vernunft sind, zu denen 1) Es gibt eine Betracbtiing von dem Standpimkt der Forderung der praküschen Vernunft und eine Betracbtung vom Naturzweck aus. Im Grunde haben schon Plato und Aristoteles auch beide Seiten der Staatsentstehung hervorgehoben, das sinnliche Bedürfnis und die Vemimft. Auch Spinoza läßt den Staat einerseits wie Hobbes aus Selbstsucht entstehen und sieht doch in ihm zugleich eine Offenbarung der Vernunft. Dorner: Über die Natur nur die Veranlassung 79 Kant die Entwicklungsidee bei Das eine Mal haben wir gibt. lichen Entwicklung zu tun, das andere es mit einer natür- Mal mit einer Tat der praktischen Vernunft, welche die Natur in ihre Schranken weist, oder weiche im besten Falle sich in allmählichem Prozesse die Naturtriebe dienstbar macht Im dem zweiten die Geschiclite der Staaten Naturprodukt, in ei-sten wäre Falle Falle beruht der Fort- der Tat der praktischen Vernunft, die die ungeordneten Natunerhält- schritt auf nisse in fintschreitendem Wenn es Maße dem Rechte unterordnet im Gebiet des Rechts noch möglich selben auch auf natürlichem Wege Menschen gelegt Kräfte, die die Natur in den praktischen Vernunft begreiflich zu machen, so praktischen Vernunft nach Kant unmöglich. ist Entwicklung des- die ist, dem Antagonismus zu verstehen und aus der hat, mit Hilfe der technisch- dies im Gebiete der moralisch- Hier ergeben sich verschiedene Ge- sichtspunkte für das Verhältnis der praktisciien Vernunft zur Entwicklung, je nach- dem der Vernunftzweck aufgefaßt wird. Einmal hat Kant den rein apriorischen Charakter der praktischen Vernunft hervorgehoben und Realgrund des moralischen Gesetzes, wie das Gesetz Freiheit bezeichnet. Danach scheint Entwicklung nicht die Rede Da und eine Beziehung zu der Natur scheint überflüssig. so den eigentlich Gesinnung von einer Dieser Selbstzweck ruht völlig in sich selbst sein. ist. die Freiheit als die moralische Freiheit als gute Auf diesem Standpunkte kann sich völlig selbst genügte. doch zugleich Sinnenwesen iiat den Erkenntnisgrund der ob die moralisch -praktische Vernunft es, als Autonomie verharrte und in völliger als würde nun höchstens aber der Mensch einmal die Foixlerung bestehen, daß auch die Sinnlichkeit des Menschen, die Neigungen so eingeschränkt würden, daß sie dem moralischen Gesetze niciit widersprechen. Kant, daß die Vernunft als Schiedsrichterin aufti'ete, natürlichen Triebe sich geltend mache, Die Achtung vor dem Gesetz soll die um Nach wenn dieser Seite bemerkt der Antiigonismus der von sich aus einzuschränken. sie dauernde Gesinnung sein, die sich als Trieb- feder des Handelns unter der Voraussetzung betätigt, daß wir als horao phaeno- menon, als empirische Menschen einerseits dem nicht ent><prechen, andrerseits aber doch als praktischen V^crnunft uns wissen, und als die an uns die Forderung (irunde von einer Entwicklung schwerlich ist zeitlos empirische Welt hat als Teilhaber der stellt zu herrschen Antrieb durch das Gefühl der Achtung auf den Willen wirkt, Neigungen dem Gesetz gemäß einzuschränken. nunft Gesetze mit unseren Neigungen homo noumenon, die und beansprucht die der Neigungen. Diese Ethik um die Bei dieser Auffassung kann im Rede Herrschaft sein. Die apriorische Ver- ihres Gesetzes i-^it durchaus formalen Charakter, in<lem überall nur wesentlich «las auch für die Gesinnungsethik, allgemeine Gesetz ein- Dorn er: Über 80 die EntwicWungsidee bei Kant. Nichts kann im vollen Sinne gut genannt auf die Neigungen wirkt. schränkend als ein guter Wille. werden Allein bei dieser Auffassung, Kant nicht stehen geblieben. Er die stellt einen Dualismus ven-ät, schroffen vielmehr neben dem ist rein formalen allge- mein gültigen Gesetz, das uns für sich allein als die fornftile Vernunftbedingung unserer Freiheit verbindet, ohne von einem Zwecke als materialer Bedingimg abzuhängen, ein Gesetz auf, das doch auch a priori einen Endzweck bestimmt, nachzustreben es uns verbindlich macht, und dieser heit mögliche Wesen sie ist Gut in der Welt. ist dem das höchste durch Frei- Das höchste Gut für das endliche vernünftige Glückseligkeit, aber nicht für sich allein; als solche für sich allein ist nicht einmal Naturzweck, sondern nur unter der Bedingung der Einstimmung des Menschen mit dem Gesetze der Sittlichkeit als der Würdigkeit glücklich zu Die Verknüpfung dieser beiden Faktoren der moralischen Würdigkeit und sein. der Glückseligkeit ist nun aber nicht bloß Sache des einzelnen; einem Reiche der Geister realisierbar imd Auch setzt voraus, sie ist nur in daß die Natur sich dem macht Kant zunächst seinen DuaHsmus sittlichen Zwecke unterordne. geltend. Die Empirie zeigt den Zwiespalt zwischen der Natur und dem sittlichen Der Zwecke. mit der praktischen Not^^endigkeit dieses Guts stimmt nicht theoretischen Begriffe von der physisch bedingten Verwirklichung des- dem selben Begriff hier zusammen, wie die Empirie zeigt. vöUigen Dualismus zwischen der Natur Trotzdem bleibt Kant nicht bei einem und der praktischen Vernunft dieser die Möglichkeit der Vereinbarkeit beider an, stehen. Vielmehr erkennt er in Das zeigt sich besonders in der Kritik der Urteilskraft. obgleich empirisch Gegensatz zwischen der Natiu-seite und der praktischen Vennmft besteht. Natur ist doch den Einwirkungen der praktischen Vernunft zugänglich. ein Die Das beweist sie durch die Kultur, die in Wissenschaft, Kunst, Recht vorbereitend für die moralische Durchdringung der Natui- wirkt, der moralischen Würdigkeit gemäß Glückseligkeit praktische Vernunft, welche den führt, macht ihn auch Menschen über Naturweseu für als d. h. bietet. dafür, daß die Natur Gerade die technisch die Stufe des Instinkts hinaus- die Freiheit zugänglich. Von hier aus gewinnen auch die Neigungen einen teleologischen Charakter, indem sie durch ihren Antagonismus nicht nur die Notwendigkeit offenbaren, als Schiedsrichterin auftritt und sich die Natur mit ihrem Naturzweck, der Kultur Vemimft sondern ein, sie und daß die Vernunft ihre Forderungen geltend macht; vielmehr fügt dem Zweck der moralischen die Tätigkeit der Vernunft ist nicht bloß negativ einschränkend, harmonisiert die Natur, die der praktischen Vernunft in ihrem Kultur- streben selbst auf halbem Wege entgegenkommt. Auch darin betätigt sich die Dorner: Über daß praktisclic Vcriiimft, anderer befördert, was er sie dio Glückseligkeit Tiigcndlelire nach vci-schiedcnen Seiten ausführt. Er erkennt Tätigkeit der Vonninft auf die Natur an, die nach Würdigkeit aufli die Natur während Naturzweck der Mittrl als 81 die Entwicklangsidee bei Kant. (ilückscligkeit für dem Maßstabe dermorali.sclien Und Glückseligkeit verwendet für die nicht sich der in also eine positive sein kann, weil die Natur für sich keine (ilückseiigkoit hervorbringt, so kann die von der moralischen Vernunft beheri-schte Natur wendet werden, die kann durch also zum wolil Mittel für die Glückseligkeit derer ver- moralische Menschen ihrer würdig sind. als sittliche Tätigkeit geführt werden und die praktische Vernunft dem die Natur auoli und die bürgerliche Verfassung dioncii ist Der soll. Naturzweck will, und letzte alle Zwecke den letzten Weltzweck Naturzweck, die Kultur Naturanlagen sich entfalten, wie die praktische Vernunft kann sich ihrer zur Her- So mündet der Natiirzweok stellung des Reichs moralischer Geister bedienen. das Keich moralischer Weise das Mittel für den höchsten moralischen Zweck. Auf Grund des Kechts können ungehindert es der diese hier die Quelle des moralischen ist Fortschritts in der Welt, insofern sie durch ihre Tätigkeit fördert, Auf der moralisciie Endzweck nach und nach herbei- in aus. Fassen wir das Resultat dieser Untersuchung zusammen, so zeigt sich von der moralischen Vernunft nur ein Vernunft eine doppelte Auffassung. als die Das eine Mal scheint Macht, welche die natürlichen Neigungen einschränkt. Da die ist Dualismus zwischen der natürlichen Entwicklung und der praktischen Vernunft Das andere Mal scheint der Naturzweck mit seiner Entwicklung vorhanden. den Zweck der praktischen Vernunft einzumünden und diese erscheint als in die Vollenderin der natürlichen Entwicklung, deren Resultate sie für sich verwendet und harnKmisiert. sich völlig Erst durch sie kann es dahin kommen, daß die Naturanlagen harmonisch entfalten, daß die der moralischen Würdigkeit entsprechende (Jlückseligkeit en-eicht wird. Den.selben doppelten Standpunkt zeigt Kant auch in seiner Auffa.ssung des Wenn Bi'i.sen. es seiner Meinung nach die \'ernunft Widei-stand leisteten, so frug er, komme. durch Nun ist die i'ine Neigungen waren, die der prakti.schen woher dieser Widerstand der Neigungen Betrachtungsweise die, daß gerade diese Neigungen Antagonismus die Tätigkeit der technisch praktischen Vernunft und iiiren auch schließlich der moralischen Vernunft herausfordern und so im großen Zu- sammenhang betrachtet sich als Mittel für <lie Anregung zum Fortschritt erwei.sen; die Natur entwickelt sich rascher als die Vernunft, die anfänglich und erst der Anregung durch gonismus ihrer Kräfte und die schon entwickelte men.schlicho ilireii Neigungen bedarf, um noch schwach ist Natur mit dem Anta- in kräftigere Aktion zu treten. C Dorn er: Über 82 die Entwicklungsidee bei Kant. Allein auf der auderen Seite konnte wenn er dem Menschen hängig sein konnte "Wie sollte. Kaut hierbei doch nicht stehen bleiben, a priori Fi'eiheit zuschrieb, die von aller Empirie imabdiese Freiheit gegen die Neigungen so sich schwach zeigen? A^Tenn von der Natur aus gesehen der Antagonismus der Leidenschaften als ein Anregungsmittel so dem Zweck der energischer so betätigt, Schwäche der A^ernunft urteilen, und da füi- als auf diese in der Religion innerhalb der angesehen Freiheit so die kann, so ist diese Schwäche auf Kant hat diese Meinung man also sagen, was die Natur für Antagonismus der Kräfte, die dadurch zur Betätigung Die Neigimgeu sind ferner das Mittel, durch das die Natur die gereizt werden. praktische Vernunft zur Aktion zwingt, die anfangs noch schwach muß man ethischen Seite angesehen fülirt, ist. Von der aber sagen: daß die Vernunft noch nicht die daß die Natur selbständig in ihren Trieben und Leidenschaften sich betätigt, das ist die Von um Grenzen bloßer Vernunft ausgesprochen. der Natiu'seite angesehen kann sich hervorbringt, ist der Hen-schaft sich eine minderwertige Betätigung der Fi-eiheit zu be- die Freiheit sich betätigen einen Abfall, einen intelligiblen Fall zurückzuführen. Von und erscheint Anregung hin und der Vernunft von ist Yemunft die AktiAätät der Moralität dient, welche Schuld der Freiheit, die sich hätte betätigen sollen. der Natur aus angesehen, zeigt die Entwicklung des Naturzwecks eiae Vor- bereitung im Staatsleben, und ebenso in dem das Sittliche, in der Kultur, füi' Antagonismus der Natui'ü'iebe, der die Vernunft also eine Zielstrebigkeit auf das Sittliche. die jederzeit gleiche apriorische sie dieselbe nicht hat, als Vom ordnende Macht herausfordert, Sittlichen angesehen aber sollte Vernunft immer die HeiTschaft haben, und daß beruht auf einer Schuld, darairf, daß sich die Freiheit in der Empirie nicht geltend gemacht, daß die Verniuift die HeiTschaft hauptet hat. niclit be- Diese letztere Auffassung paßt nicht wohl in die Entwicklungslehre, weil sie von einer überzeitlichen Freiheit ausgeht, die gefallen Das Böse ist also das eine ist. Mal ein Durchgangspunkt, der den Übergang zu einer Tollkommeneren Entfaltung der Vernunft bildet, das andere Mal hat es absoluten Charakter als radikales Böse; es ist das eine Mal auf eine Schwäche der noch unentwickelten Vernunft zurückzuführen; andere Mal Akt der Freiheit Wie in in einem ist es ein bezug auf die Beurteilung des Bösen Kant einen doppelten Stand- punkt emnimmt, so auch in bezug auf die Befreiung von demselben. intelligiblen Fall entspricht eine intelligible Grundmaxime das intelligiblen Fall. des fi'eien "Willens ist, Gesinnung, der Grundrichtimg, die Umkehr. so ist Dem "Wie das Böse eine falsche auch die Umkehr eine Umkehr der intelligibel ist, also eigentlich überzeitlichen Dorner: Über Charakter trägt Die Oruiuigesinnunn; der Achtung herrschenden Maxime gemaclit ist, können wir nicht Aus 83 die Entwicklungsidee bei Kant. Aber diese vor Umkehr, eben dem Gesetz wird zur weil sie überempirisch feststellen. dieser Revolution geht aber eine Refoi-m hervor, pirischen Welt zeigt. Die allmählich sinnung offenbart sich in fort.scliroitende dieser Reform. Zunächst sich in der em- Herrschaft der guten (Be- die wird das in bezug freilich auf die Einschränkung der Neigungen betont und da macht sich der dualistische Standpunkt immer noch fühlbar. Aber Kant geht weiter, er den in<lem Reform auffaßt, sondern auch positiv so, Fortsciiritt nicht bloß immer mehr daß es negativ als durch gelingt, höchste Gut zu fördern, die Glückseligkeit in Harmonie mit der Tätigkeit das moralischen Würdigkeit zu mehren, tind hier kann die Entwicklungsidee wieiler Denn wenn anknüpfen. die volle Entfaltung der nur vollkommen realisierbar ist, einander widereprechen, so wird Personen voll erreicht, wenn dieser Naturzweck den welche Anlagen der Naturzweck ist, der diese Anlagen harmonisch geordnet nicht moralischen ei^st durch die moralischen Zweck, die Befördermig des höchsten Gutes zum. Inhalt ihres Willens gemacht haben und sich bemühen, für Ziel dieses zu tätig sein. Ton nun sagen, daß hier aus läßt sich ihren Zweck, die möglichste Entfaltung aller Anlagen liche Tätigkeit erreiche, , völlig die Natur nur durch die sitt- daß also die Entwicklung der Natur in den durch den guten Willen hervorgebrachten Fortschritt ausmündet, und hier erst ihr Ziel be- ohne das moralische Gesetz, ohne eine friedigt findet, ila sittliche Tätigkeit der Widerstreit der Kräfte nicht vermieden wird, der zwar zugleich auch der Anlaß für ihre Steigerung ist, der aber doch einer harmonischen Ordnung schlii-ßlich Platz machen muß. Was als radikales aufgefaßt wird, wie wir sehen, von dem Standpunkt der Naturentwicklung der ist, notwendige Anlaß, um alle Vernunfttätigkeit anzuregen, daß Böse von dem absoluten Standpunkt der Moral aus Kräfte zu entfesseln und die technisch praktische vmd endlich sie sich als schiedsric!\tcrlich die moralische Vernimft zu veranlassen, ordnende und harmonisierende Macht gegenüber den Naturanlagen geltend macht, die unter ihrer Leitung sich können, weil sie hier einander nicht mehr stören. einer kleinen Schrift interessant beleuchtet, die von Kant <lie hat, wie er früher in dem 1) Bd.: dem S, Fortschritt dailurch Ulf. p]ndo aller Dinge handelt.' seiner Naturgeschichte des irdischen Verhältnisse hypothetisch hinauswagte, Theorie von erst voll entfalten Diese Ansicht hat Kant auch in zum Abschluß für die gebracht, Himmels sich Einzelnen über seine daß er eine über Dorner: Über 84 dieses die Entwicklnngsidee bei Kant. sittlichen Willens, eine fortschreitende Leben hinausgehen de Betätigung des moralische die aber annahm, Tätigkeit außerirdischen in die Gesinnung nach noumenon und der Mensch ist nur die Betätigung schreitet worfen; UnvoUkommenheit zugleich noch näherung sich fort. ist Daß Der keinem Zeitwechsel unteraber immer dieser Fortschritt imd nur eine in sich schließt fortsetzen, sollte. An- fortgesetzte au die Vollendung des höchsten Gutes stottfindet, hebt er ausdrück- der kleinen Schrift, das lich in Sphären nm- die Betätigung der immergleichen guten Gesinnung sein daß Yorstellung, Ende Veränderung alle aller Dinge, hervor. Hier findet er die physisch -moralischer Hinsicht in aufhören empörend, während andererseits die eines ewigen Fortschritts ohne Er- wird, reichimg des Ziels zugleich ein Prospekt in eine unendliche Reihe von Übeln sei. hier darauf hingewiesen, daß wir theoretisch über dieses Kant hat nichts Dilemma ausmachen können, sondern nur praktisch bei der Voretellung stehen bleiben welche der sittlichen Idee sollen, schritts, wo man dann den am förderlichsten aus Erfolg In dieser Hinsicht macht er besondere Mitteln der Vorsehung überlassen soU. geltend, daß man bei der Idee des Fort- ist, den zum besten Endzweck gewählten das Christentum nicht so auffassen soUe, daß die Endzwecks durch Furcht vor Strafe Wahl oder Hoffnimg auf Lohn bestimmt, man des oder durch das bloße Pflichtgesetz düi-fe. frei den Willen Gottes sich aneigne in der Erwartimg, daß Gott geneigt sein werde, das Weltbeste geboten sei, sondern daß herbeizuführen (426). Kant ihn frei bleibt also wählen ziüetzt, in bezug auf Erreichung des Endziels, im Unbestimmten, da er nicht dogmatisch verfahren will, mid beschränkt sich auf das praktisch Wertvolle. er überall der Hoffnung Ausdruck, daß Besseren fortschreite, selbst in Geschlechts werde dem die Menschheit Jenseits. Im vom Deshalb gibt Schlechteren zum Fortschreiten des menschlichen nicht die Kultur der Talente, der Geschicklichkeit, des Ge- schmacks, überhaupt die Entwicklung der Kultur dauernd der Moralität voraneUen, was für die SittUclikeit die sittliche und das physische Wohl ihi'em eilfertigen Laufe verfängt mäßigend einwirken, daß sich Kant gefährlich sein würde, sondern Anlage der Menschheit werde scldießlich die Kidtur, die sich beti'achtet also imd oft stolpert, die Glückseligkeit hier den Prozeß in überholen und auf die Kiütur so nach der Moraütät richtet (417). der menschlichen Geschichte so, daß die Entfaltimg der Kultur der Entfaltung der Moral voraueile, daß aber die mit der Kultur verbundenen XachteUe, der Antagonismus der Kräfte, sowie der Überschuß der Bedüi-fnisse über die Mittel, sie zu befiiedigen, einmal doch diese Kräfte selbst stärke allein imd übe, sodann aber zur Anregung der Moralität diene, welche den eudämonischeu Trieb in seinen mannigfachen Ei-scheinuugsformen in Dorner: Über gesetzmäßiger Weise iiannuniscli gestalten iiud hefriedigen einem jenseitigen Leben sich selbst in schritt soll So ungesehen die Zwecktheorio Kants ist dem Weltprozeß durch die Steigerung der und seine und mit Hilfe des aus so werden realisiert Vollendung sittliclier daß und ei-fährt. alle in Nur bis zum Menschen und der Kultur sich durchsetzt in (iesinnuiig hervorgehenden Handelns allmählich Anlagen der Natur der höchsten ist von der Aiiffjussnng sofern der Naturaweck Organismen durch die Steigerung der menschlichen Anlagen vollendet wird, und dieser Fort- iiiuiii, fortsetzen. teleologischen Entwicklung der Menschheit einheitlich, in 85 die Entwickliuigsidoe bei Kant. der menschlichen Gattung in Sittliclikeit auch der Naturzweck seine wie dieses letzte Ziel erreicht wird, die Art, liier nicht in einer gerade fortschreitenden Linie gedacht, sondern so, daß zuerst die sinnliche Natur selbständig sich entwickelt und Dienst nimmt und der moralischen Vernunft tische Vernunft harmonisiert. ihre Herrschaft dem Voraneilen der imter Vernunft in ihren bis schließlich die prak- und dann auch durchsetzt Die Entwicklung geht also die technische voraneilt, Naturanlagen alle durch zwei Stadien hindurch, eines Sinnlichkeit und eines, wo sie der moralischen Ver- nunft untergeordnet und nun erst voll harmonisiert wird.' Noch einen gründen, er hat Schritt hat sie Kant getan, um den Fortschritt der Moral zu be- auf die Religion und die religiöse Gemeinschaft gestützt, lind auch hier kommt die Idee sich kann zwar die Harmonisierung der Natur versuchen, zumal ihr die Natur der p]iitwicklung durch ihre Zielstrebigkeit entgegenkommt. Aber Harmonisierung von Vernunft und Natur ist in Die Moral für Betracht. die Voraussetzung für eine volle doch dies, daß beide auf dieselbe Einheit zurückgehen, daß im letzten intolligiblen (irund Natur und Vernunft geeint Dieses Bewußtsein, sind. daß das Natiu-gcsetz dieselbe Einheit zurückzuführen sind, ist für das und das Sittengesetz auf Handeln außerordentlich weil darin die Garantie dafür liegt, daß die Harmonisierung von Vernunft Nun gelingt. ist aber diese Garantie um so nötiger, da empirisch die praktische Ver- nunft auf Widerstand seitens der Natur außer und in uns stößt. aufrecht zu erhalten, das, was in ist Um die Hoffnung deshalb Gott ein Postulat der praktischen Vernunft, der für unserem Hnndeln und seinen Resultaten mangelhaft Ergänzung desselben gewährt. Die Religion (Jebot, wertvoll, und Natur ist ist, die Aussicht auf dann das Tun des Sittlichen verbunden mit der Hoffnung, daß, wo unsere Knift nicht als Gottes au.sreicht, Gott ergänzend eingreifen werde, wenn wir auch die Art dieses Eingreifens nicht wissen. 1) Es ist zu beailiton, daß Sclilciormacher sich dii- mciiscliliclie EntwickliinR iilinliili denkt: i-ilt ihm in der Entwiikiung voran. sinnlii.lii.- Howußt-soin dits GottesbewuBLsoin zuerst überragt das , Dann kommt die Periode der Uerrschaft des GottesbowuJltseius mit dem Cbristontum. Dorner: Über 86 Auch Mer zeigt sich die Entwicklvmgsidee bei Kant. dojipelte eiiie radikale Böse, der Dualismus stark betont. der Gemeinschaft; bedai-f die fitr Die Eeligion des guten Lebenswandels Ki-äftigung des moralisch-religiösen gegenseitigen sich fördern im Guten zum seins, meinschaft, eine Kirche nötig. Sinnlichkeit Um versti-ickt leidet so ist, muß nistische Charakter führt dazu, daß die sie statutarischen Mensch das radikale Böse der Menschen das in die Der eudämo- auch die Kirche. danuiter Bewußt- eine Organisation der Ge- ist organisiert zu sein, Da nun aber durch Charakter annehmen. Das eine Mal wird das Auffassung. statutarische Element zum Gottesdienst für sich machen, diu-ch solchen äußeren Dienst bei Gott in Gunst kommen wollen der Moralität , ist, als sinnliche die Bösen zu einem Listitut äußerer Statuten man um gerade Institut ansieht, man dem Einfluß des radikalen und Observanzen, nur ein Klerus die Dazu kommt, So entsteht Afterdienst imd Pfaffeutum. kennt und vorschreibt. daß, da Religion versinnlichen. "Was also Mittel zur Pflege die organisierte Gemeinschaft, wird unter des radikalen Bösen willen die Kii'che als ein göttliches auf die historische Stiftimg derselben als eine göttliche be- sonders Gewicht legt und an Stelle des reinen EeUgionsglaubens den historischen Glauben an die göttliche Gründung, göttliche und ähnliches zur Bedingimg der Stifter, der berufene Interpret des liistorischen Glaubens heUige Urkunden, wo dann wieder Seligkeit macht, ist. Wunder ein Klerus So entsteht ein Verderben der statutarischen Religion, dem, wie die vorchristlichen Religionen i so schließlich auch das Christentum in den Mttelpimkt historischer Glaube Religion. selbst verfallen ist. daß der reine Religionsglaube Statt den zu pflegen die Organisation da seia soU, wird ein tiitt, und ein äußerliches Zeremonienwesen zum Mittelpunkt der Hier bleibt nun nur übrig, daß eine völlige Umkehr der reine ßeligionsglaube den historischen Glauben stattfindet, daß und das Zeremonienwesen möglichst verdrängt, damit die Religion Religion des guten Lebenswandels, reiu moralische Religion werde. Das reinen Glaubens sein Selbstzweck geworden. soll , ist die schließlich dahtu führen Glaubens imd der äußeren Statutarische, muß, daß das nur Mittel zur Pflege des Hier Hier ist eine Umkehr nötig, Zeremonien in dem reinen Religionsglauben ver- schwinde, der apriorischer Natur in sich selbst haltbar sich nicht bedarf. ist das äußerlich Statutarische des historischeu ist und dieser Mittel au ein schroffer Gegensatz zwischen der durch das radikale Böse verdorbenen eudämonistischen Religion statutarischer Gimstbewerbung imd dem Zustand der wirklich Bekehrten, die die statutarische Seite der Kirche nur in- soweit zulassen, als sie Mittel zur Beförderung des reinen Lebenswandels 1) blieben. ist. Hier In diesen sind es nur einzelne wenige, die von diesem Verderben verhältnismäßig frei Rel. in d. Gr. Bd. 10 S. 149 f. ,202 f. Dorner: Über ist der sicli stets glciclio, 87 die Entwicklangsiileo bei Kant. rein moralische übcrzcitliclio, Glaube durchaus spröde gegen die geschichtliche Form, und von Entwicklung kann kaum die Rode Die statutarische ReligiDii ein Verderben, Afterdienst ist der Gunstbezeugung, Fetischdienst geworden und Auf der anderen Seite aber nur durchzusetzen guten Gesinnung doch ist in die muß radikal verändert werden. rein apriorische der Gemeinschaft. um des radikalen Ixlsen AVillen notwendig. Vielmehr Kirche nicht bloß unsichtbare Kirche zu sein, sondern tarische Formen annehmen. Wie sellschaft der Rechtszustand ci-st eintritt, Da so doch zum ist, nimmt auch für Mittel Lebenswandels, indem in wird ei"st durch die die Religion die Aber Organisation der dem statutarische diese Formen statutarischen an, Formen Beförderung der Religion des moralischen sie teils als rein äußerliche den Dienst des reinen Religionsglaubcns der Übergang von sie will als organisierte statu- Diese Gemeinschaft aber durchläuft ver- diesem Kiidiiinonismus entsprechen. werden keineswegs der Idee der der Mensch wegen .seiner natürlichen P^ntwicklung zunächst cudämonistisch gerichtet welche ist liegt es in durch die Organisation der bürgerlichen Ge- Gemeinscluift das religiöse Leben gepflegt. schiedene Stufen. der Religion Seiner Natur nach sucht der Glaube sich den sozialen Trieb anzueignen, und die Kirche bloß sein. und I'faffcntum, Religion als Zeremonien überwunden, Vehikel gestellt werden. teils So ist eudänionistischen Naturzustand durch das statutarische Gesetz vermittelt, das zuerst in den Dienst der Eudämonie gestellt, zum Mittel für (runstbewerbung bei Gott gemacht wird, dann aber für die sinnlichen Jlenschen doch als Zuchtmittel für die Erziehung Da werden dann in die heiligen Urkunden, je zum moralischen Lebenswandel mehr den Dienst des reinen Roligionsglaubens die moralische gestellt, die Vernunft Observanzen dient. erstarkt, zum Mittel und Vehikel für diesen gemacht. Je mehr der reine Religionsglaubo sich geltend macht, die um heiligen so mehr nimmt er dies statutarische Kircheuwesen in seinen Dienst, Urkunden werden rein moralisch gedeutet, der historische Glaube wird Illustrationsmittel, Symbol für den reinen Religionsglauben, die zeremoniellen Handlungen werden vereinfacht und behalten ihren "Wert als Beförderungsmittel der moralischen Gesinnung. So ilem stellt die Religionsgcschichte auch den rrozeß dar, wie die Religion aus natürlichen Zustand cudämonistischor Religion durch Statuten und Obser- vanzen und historischen (ilaubon sich allmählich erhebt Die christliche Religion steht auf die statutarische Religion siegt zum dem Punkte, wo und die Statuten nur reinen Religion.sglauben die Vernunftreligion über als Mittel für die Beför- derung des reinen Religionsglaubcns gelten, und wenn sich auch im Christentum das statutarische Element eine Zeitlang wieder in den Mittelpunkt gestellt hat, so Dorner: 88 ist doch der reine Keligionsglaube iu der Gegenwart zu wii-d sich immer konsequenter dahin richtungen nur So ITber die Entwicklungsidee bei Kant. ziu- Ki-aft gekommen und statutarischen Ein- alle Befördenmg des reinen Keligionsglaubens verwendet werden. ein Fortschritt ist daß diu'chsetzen, von statutaiischer Gesetzmäßigkeit zur moralischen Freiheit Die Gemeinschaft wird immer mehr Gemeinscliaf t ron freien Gliedern werden, die einander in der Betätigung der Religion des guten Lebenswandels fördern. Die Priester werden Yolkslehrer. Die statutarische Seite ist das Mittel der Yer- des Menschen von dem wirklichung des reinen Religionsglaubens. Kurz auch von hieraus angesehen geht der eudämonistischen natürlichen Leben Gesetzes zu dem moralischen Leben, Mensch um ist, die das in Ordnungen erweckt wird, deren tarischen rischer diu-ch Weg Vermittlung des statutarischen dem Menschen der statu- mittels er bedarf, sofern er Xaturwesen, empi- dem eudämonistischeu durch dieses Gängelband aus Natiu-leben ziu- Religion des guten Lebenswaudels geführt zu werden, die der letzte Zweck der Weltentwickliing schließlich die ist, den aivf alles hiutendiert. Denn in ihr ist wahre Vereinigung der Eudämonie mit der MoraUtät erreicht und dadurch erst auch der Naturzweck die volle Entfaltimg aller Natur- realisiert, anlagen, die durch die Moralität harmonisiert werden. Überbücken wir die Ansichten Kants mit Bezug auf die Frage nach der ihm verschiedene Elemente. Einmal hat er die Idee einer mechanisch- dynamischen Entwicklung der Materie angenommen, um EutAvicklung, so fiaden sich bei aus ihr die Weltkörper mit ihren Vei"scMedeuheiten zu erklären und später hat er auch den Gedanken ausgesprochen, daß man den Versuch machen könne, die ganze Kette der Lebewesen auf mechanischem kann man kam aber die teleologische hinzu. Wege zu erklären; in dieser Hinsicht ihn einen Vorläufer der Deszendenztheorie nennen. So kam mechanisch zu verstehen und er betrachtet Naturwesen im Menschen gipfeln und nun sie durch so, Gipfel erreicht, unter dem sich dem Gesichtspunkte Zusammenhang alle hatte. Anlagen des Naturzwecks an, teleologisch verständlich in seinen Dienst nahm. sollten Hier nahm er der machen daß die ganze Kette der Geschichte die gesteigerte Kultiu-entwicklung stattfinden sollte, welche Natur in den Menschen gelegt Zu dieser Beti-achtung er auf die Idee, die Natur teleologisch entfalten also eine den sollte hindurch eine im Weltbürgertum ihren können, die die Entwicklung unter ganzen Prozeß in seinem und der den Mechanismus Allein auch hierbei bMeb er nicht stehen, da er bei der An- wendimg der Zwecktheorie nur bei dem Selbstzweck sich beruhigen komite. Dieser war aber in der Kultur noch nicht gegeben, weU diese für sich über den Antagonismus der Kräfte noch nicht hinauskam imd noch nichts iu sich Wertvolles eut- Dorner: Über halten sollte. Diesen Selbstzweck fand er in der Mural, in welchem dem die Xatur dem Reich Nun die dem konnte er entweder die Moral der Natur und Naturleben entgegensetzen oder er konnte die Moral und und der Geister, in Sittengesetz, die Glückseligkeit der moralischen Würdigkeit iintergenrdnet sein sollte. Linie stellen 89 Kant die Entwicklungsidce bei dius Naturleben Entwicklung mit dem Naturlcben beginnen und Natur geeinten Moralität enden lassen. in eine in der mit der Die erstcro Auffassung führt zu einem Dualismus, wonach die Moral nur Einschränkung des Naturlebons zustande brachte Da kann und von Entwicklung keine Rede sein könnte. die zeitlose apriorische abstrakte Vernunft nur als das Naturleben einschränkende Macht, als rigoristischo Bekämpferin aller Neigungen, als Unterdrückerin des radikalen Bösen erscheinen. Die andere Auffassung würde gerade die Antagonismen, die das Naturleben für sich, insbesondere die menschliche Natur bloß als von technischer Vernunft unterstützte Natur hervorbringt, als den Beweis dafür nehmen, daß die Natur- entwicklung für sich ein Fragment bleibt, daß die moralische Vernunft das als ordnende Prinzip sich betätigen müsse, das auch die Naturgegensätze harmonisiert imd so das höchste Gut Stufen, die als Endziel im unendlichen Prozeß realisiert Die werden, sind das Naturleben mit seinen Trieben hier durchlaufen und Antagonismen, das Rechtsleben mit seiner die Legalität, Moralität, welche das Naturleben der Moral unterordnet, ja so einordnet, daß das Glückseligkeitsstreben nun Befriedigung für die durch erst kommen seine Durchführung der Moralität, teils zum ist indem Betätigung der moralischen Freiheit ermöglicht, Kirchen wahrer harmonischer moralische Gestaltung zu Die äußere Legalität kann. teils und hier das Vehikel das Staatsleben Mittel erst die indem das Statutarische der Vehikel für die Förderimg des reinen praktischen Religionsglaubens und seine Betätigung gemacht wird. Kant hat also auch hier nicht sowohl eine Ansicht aus einem Gusse, als vielmehr die Anregung für vci-schiedene Auffassungen des Entwicklungsproblems gegeben, für die mechanisch -dynamische Auffassung der Naturentwicklung, für die mechanisch -teleologische unter die Naturseite der dem Aspekt eines letzten Naturzweckes, den er auf Menschenwelt, und auf ihre geschichtliche im Staatsleben und Weltbürgertum endende Entwicklung ausdehnt, für die moralische Auffa.ssung, nach welcher die morsüische Tat der Subjekte den Mechanismus und den Naturzweck in ihren Dienst Geschichte nimmt und mit deren dem moralischen 1) Triiltscb a. a. die kritisch ri'gulative, 0. moint, Hilfe durch Gegensätze hindurch im Lauf der Endziel, dorn liüchsten Gut, sich immer mehr Kiint habt- eine dn-ifadio OL-schiclitsbctraehtung, nach der das Gcschflieni' dem Endzweck dienen soll — annähert.' die dit.- liaits.-»!.' — nK'taphysi.sch spekulative, die den (ian^ der Erschciniuigen auf den Uiwilien thoistisch zurückführe. Vielleicht Dorner: Über 90 die Entwioklungsidee bei Kant. Eudlicb aber findet sich bei Kaut auch eine Auffassung, die dualistisch gerichtet, der Entwicklungstheorie abgekehrt ist, wo Moral apriorisch für sich besteht die als Gesinnung imd nur einschränkend auf die Natur, insbesondere die Neigungen Es einwirkt. ist merkwürdig, wie Kant die entgegengesetzten Ansichten in sich verarbeitet hat, die man heutzutage für imvereinbar hält, einmal die Entwicklimgs- Formen lehre imter einer der genannten gingen, — die ja auch wieder später auseinander- mechanisch -dynamische Entwicklungsidee, die wicklungsidee unter dem Aspekt des Naturzweckes, wo HUfe des physischen und psychischen Mechanismus Fortschritts unter dem Gesichtspunkt teleologische die sich die vollzieht, Ent- Entwickhmg mit und die Idee des der fortschreitenden Moralität, cUe die Natur- nimmt faktoren mit ihren Gegensätzen in ihre Dienste — und dualistische die Auffassung auf der anderen Seite, wonach die zeitlose praktische Yernunft dem homo phaenomeuon gegenübersteht und nur Lebens durch die Moral, guten Willens gegenüber dem ja eine Einschränkung des natürlichen eine Beschränkung der Moral auf das aller Natitr, eine Zentrum des Scheidung des praktischen Lebens A'on und das theoretische theoretischen Naturerkennen zur Geltung gebracht wird Leben, das sich auf das Erkennen des Naturmechanismus bezieht, für die Moral der guten Gesinnung gleichgültig erscheint.- Kant mit Soki-ates verglichen, Ich habe in einer fi'üheren Arbeit der ebenfalls der Anfänger einer neuen Geistes- entwicklung war, die sich in den verschiedensten Formen Untersuchung bewährt dieses Urteil auch kann man noch besser sagen: Kant bat in bezug darstellt. Die vorliegende bezug auf die Entwicklungsidee. in anf die Gescbichte die kausale Betrachtung (den psychologischen Mechanismus auch der Sozialpsychologie) der Betrachtung der Geschichte als Naturzweck eingefügt, eingeordnet und den Natiu'zweck sohließUch wieder dem absoluten Zweck der Moral der Vei'wirklichung des morahsohen Reiches oder religiös des Reiches Gottes. Gott imd des Sittengesetzes garantieren. Fi'eilich geht Kant auch wieder für beide auf den intelligiblen Grund der Welt, sowohl der Natiu- wie der Vernunft als letzte Einheit zurück, in dem der Gegensatz beider, wie der Gegensatz von theoretischer und soll des Natiu'- die Einheit praktischer Vernunft schiede macht. möglicherweise ausgeglichen ist, da nur unsere Vernunft Die Konsequenz dieser ins Auge gefaßten Möglichkeit wäre diese Unter- freilich eine Aufhebung der Gescliichte in Schein, da für die intellektuelle Anschauiuig alles zumal geschaut wird, der Unterschied zwischen dem, was durch uns möglich \virklich ist (theoretische 2) idee an ist (praktische Vernunft) und was durch uns Vernunft), verschwindet. in zwei Lager zu teilen. Das eine erkennt die Entwicklungsmechanischer Form oder in dynamisch teleologischer Form, wie sie in Die Gegenwart scheint sich und vertritt sie in seiner Art schon Goethe vertreten hatte. (Vgl. insbesondere die Ausfülmingen von Bielschowskys Das andere ist dualistisch, setzt Natur und praktische Vernunft, theoretisches und praktisches Erkennen in Gegensatz imd steigert den Dualismus noch besonders dui'ch die absolute Auffassung vom Bösen. Kant hat die Elemente zu beiden Ansichten. Goethe Bd. 11 S. 15, 16, 20.) dem Dualismus wollte er doch nicht stehen bleiben; er wollte auch die letzten Gegensätze doch wieder auf seine Weise einer höheren Einheit einordnen. Bei IV EINIGE GEDANKEX ÜBER KANT UND Dr. 0. Ö. FRIEDRICH PESCIIEL HAHN PROFESSOR DEH GEOGRAPHIE AN DER IXmCRSITÄI KÖNIGSBERG Als gegen Eiule des Jaliros um im berg zusammentraten, der 90?> nielirere Mitglieder 1 Gedäclitsnisjalu-o Königs- Univei-sitiit Kants eine dem Leben um! den Lehren des großen Philosophen gewidmete Festschrift herauszugeben, konnte es nicht zweifelhaft sein, daß auch der Vertreter der Geographie an der Hochschule Kants die Verpflichtung habe, sich an dieser Festschrift zu beteiligen. Nicht als ob es nötig gewesen wäre, eine ganz vergessene Seite der Tätigkeit Kants wieder in helleres Licht zu trag, die Vertreter der Wenn rücken. den er 1886 vor den in Paul Lehmann in seinem geisti-eichen Vor- Dresden versammelten deutschen Geographen Erdkunde auf unseren Universitäten Mann zu begrüßen, der aufforderte, iiielt', Kant den in mit Erfolg daran ging, die Geographie zu einer als erster lebensfähigen akademischen Disziplin zu machen, stehen, als ob die Tätigkeit Kants auf dem so war zu ver- dies nicht so Gebiete der Erdkunde bei den deut- schen Geogi'aphen zu irgend einer Zeit in unerfreuliche Vergessenheit geraten Im wäre. Gegenteil, wie Lehmanns Vorti'ag selbst, ferner die zitatcnreiche Arbeit von G.H.Schöne'- und noch manche andere Schriften zeigen, hat Jahren kaum ein (ieograpli in Deutschland Wort das ergriffen, hundert seit der nicht in irgend einem Punkte seines Arbeitsgebietes in Berührung mit Kant getreten wäre und dies nicht anerkannt stolz darauf gewesen, hätte. wenn Insbesondere sind jüngere Geographen immer sie in ihrer Erstlingsschrift der Königsberger Welt\veise sich an einer Stelle seiner Problem beschäftigt habe, mit Erfiilg abmühten. dem sie sich selbst Dabei kam es auch wohl wahrnahmen, wie der gi'oße Kant als die besten Quellen oder solche, die vor, nachweisen konnten, daß Werke bei'cits daß sie nicht ohne Erstaunen schon für seine Zeit nicht ganz ausreichend beiden Erdbebenschriften Kants, so anregend und vielgelesen sie 1) Kants Ik'doutung als dem Geogi'aph und Naturforscher bisweilen nicht waren, benutzt hatte und dadurch auf seltsame Irrwege geraten war. ilie mit mit größerem oder geringerem akademisther Loliror der Erdkunde. Verli. des Besonders sintl, C. haben Deutschen Geographentagi's, llOff. 2) Die schrift Hd. 33. Stellung Immanuel Kants innerhalb der (,'eogr. Wissensehaft. Altpreuß. Monats- Einige Gedanken über Kant und Peschel. Hahn: 94 der Kritik manchen Angriffspnnkt geboten, und Hat man seinen glücklichsten Leistungen.' in der Tat in diesem Falle gehören sie nicht zu und sonst noch mehr- unleugbare Schwächen Kants nicht selten mit unbilliger Resi^ekÜosigkeit fach hervorgehoben, so hat es andererseits nicht an Männern gefehlt, die für Kants geographische Arbeiten, selbst minder hervortretenden', eine geradezu be- die geisterte Verelu'ung zeigten. Dahin gehört (1834 — 1882). der merkwürdige Leipziger Astrophysiker Friedrich Zöllner u. a. denke Ich nicht hierbei an zu manchen Bedenken Anlaß die gebende Tätigkeit Zöllners in seinen letzten Lebensjahren, sondern an den Forscher bis einziger an jetzt eröffnete. er der AVissenschaft, als in der Vollkraft seines Sti-ebens, die er als erster und der Leipziger Universität vertrat, neue glanzvolle Bahnen Zahlreich, wie die philosophischen Beziehungen Zöllners zu Kant, sind auch die naturwissenschaftlich-geographischen, die vereinzelt schon in den 1865 erschienen „Photometrischen Untersuchungen", d.h. dem größeren Werke der beiden Bald sind es Kants Ideen über den Saturnring mit diesem Titel hervorti-eten. oder über den Schwerpunkt des Mondes, bald solche über meteorologische und ozeanographische Probleme, die Zöllner anregen. Wer in jenen Jahren an Zöllners meist nur von einer geringen Zahl von Zuhörern besuchten, aber auf diese einen mächtigen Einfluß ausübenden Vorlesungen über physische Geographie, über Meteorologie oder über Sinnestäuschungen (ein Liebüngsgebiet Zöllners) der wird sich erinnern , wie erfi-eut der eifrige Redner war, wenn teil nahm, er nachweisen konnte, wie schon Kant in irgend einer weniger beachteten, zunächst paradox erscheinenden Stelle seiner Schriften Richtiges geahnt oder noch immer die auf die rechten damit, daß seine Zuhörer Wanderer warteten. sie noch mehr Kant möglich gewesen oder angezeigt erschienen war, auszubeuten. wie Kaut fülilte sich Zöllner zu der „aufgeweckten Lichtenbergs hingezogen. auf kam, Wenn in er den Eijifluß anderer Gestirne zitierte er als und gedankenreichen Manier" seinen Vorlesungen die über Meteorologie Sonne auf die Witterung zu reden Abhandlung „Etwas über den Einfluß des Mondes auf cüe Witterung" gestellt hat: „Der Mond sollte zwar nicht auf Einfluß haben, er hat aber doch darauf Einfluß!" 1. als Ebenso gern den Lichtenbergischen Satz, den auch Kant an die Spitze seiner erst 1794 geschriebenen 1) hatte, die andere Kautische Schrift er- Gern spürte Zöllner Kants Quellen nach und suchte standen. gewiesen Achtung vor dem Geographen Kaut gewannen, und mancher hat damals beim Antiquar eine oder es Wege Jedenfalls erreichte Zöllner Kants Werke. Hartensteinsche Ausgabe Bd. 9, 25ff., Leipzig 1839. die Witterung Hahn: mit ZdlliHr, Gleichzeitif,' auch über seine und bi'wunileit von genüfjend beachtet hat, Kant man mit zu leinte seim-ii dossen t^awM wissenschaftliche iiticr Hezieiiinif^eii nachlii'st, beschreibiinf,'' 95 Einige Gedanken über Kant und Peschel. in dali der üeo^^naph (Jskar Peschel, Li-ipzif^ zahlrciclii ii und fjeliebt Schülern, vnn der Nachwelt, die nicht knappen vier Jahre der die Stelluiijr Felix Körbers Lebens- V^oiteil Lehrtätif^keit, die ihm gegönnt waren, doch nur die vielfach mich unreifen Anfänge seiner Entwicklung immer wohlwollend zeigen konnten, nicht beurteilt, gerade jetzt aber, wie mir zu beobachten vergönnt war, von den angehenden Geographen unil zwar ohne eine bestinunte Veranlassung wieiler mihi' gewürdigt, obgleich diese ja nur seine auch mit ihren Schwächen unverwüstlich anregenden nicht nn'hi- aber diu Schriften, Erinnerung an seine fesselnde Peisönlichkeit besitzen. war eine selw l'cschels Stclliing zur l'hilosupliir dissertation, die nie gedruckt zu sein Thema, und unter seinen kleineren, von AbhaiKllungi'M fiinlrn einen stark >n-\\ pliilosopliischcii J. Löwenberg in ilici im zwcitrn uml ii:iiiiintlii'li Audi im Zug haben. Aber Peschel wollte nicht eigentlich Vorlesung sagte er einmal Händen gesammelten MmmcI mclirere, die liritlcii ersten teleologischer Spekulationen: habe könnte über ilie.se gemeint sind, wie Zeit damit klingen. kein bin ich zu verloren, erschrecken, wüßte \V(u-te sie einer Zurückweisung „Meine Herren, meinem Leben wenig in gehört IJaiul lien dahin Darwinismus. Freun<l der Philosophie gelten. als ein bei piiilosophisches ein mehreres über Karl Kitter und besondeis die Aufsatzreihe über einer Seine Doktor- cigenai'tige. behaiulclte scheint, man weit zu Pliilcisupli. mid daß ich Man philosopliieren." nicht, In gehender nicht so böse sie Hat doch Peschel auch einmal gesagt: Für die Erweiterung der geographischen Wissenschaft ist Pflege ihre an Universitäten wohl ziemlich gleichgültig, ein Wort-, das er selbst durch seine Tätigkeit aufs bündigste So war Peschel auch trotz allem ein philosophischer widerlegt hat. und Menschen, über Denken Kopf, der über Kosmos über ästhetische Fragen viel Fäden, die von Peschel zu so sind dafür die Erdkunde kannte und fahren 1) zeigt, hielt, ja selbst die sehr schwach, so inniger. Peschels er rechnet Kant ebensogut wie Gatterer, Zeiine zur Kid- und Völkerkunde, Bd. der Krdkuiid-, um ja aiicli daß er Kants geographische Schriften sehr wohl weist Kants in Karl Kriodriuh Zöllner, Ein doutschos Golehrtoiileben. 3) Gesell, Erkennen, Sind aber dem Philosophen Kant hinüberführen, nur und Karl Kittrr zu „unseren Geographen"^ und 2) Al.lmndl. iiud naehilaelite. Heziehnngen zu dem (ieographen Kant Geschieht.' iler in und gewissenhaft 2. Aufl., li.rausg. 1 , von Berlin 1890. U-iiiüig 1877, S. S. liugo, der Form, die l.")l. Mün.lien 1877, S. 80fi. man Einige Gedanken über Kant imd Peschel. Hahn: 96 neben Torbern Bergmann R. Förster au.i irnd J. Peschels ganze Auffassung und zeigt nun aber finden. Geographie einen Platz entstellter physischer gegeben hat, so ü-aurig ihr Handhabung der Erdkunde als Wissenschaft eine höchst auffällige Ähnlichkeit mit derjenigen, die wir bei Kant Peschel war bekanntlich nicht von Haus aus Geograph, er wui-de durch kaufmännische Tätigkeit, juristische Studien und politisch-joiuTialistische Wirksamkeit hindurch allmählich zur Erdkunde geführt und dachte noch zehn Jahre vor seinem Tode gewiß nicht daran, daß er einmal sterben würde. heraus ging er am Professor der Geographie als seiner Tätigkeit an der Augsbm-ger Allgemeinen Zeitung Aus Dezember 1854 zum „Ausland" 1. über, wo ihn zunächst be- sonders die Grenzgebiete zwischen Staatswissenschaft, Tagesgeschichte und Erd- kunde anzogen. Erdräiune Wie gekommen dann später zur Beschäftigung mit Morphologie der er ist, nämlich dm'ch die Prüfung der Wahrscheinlichkeit und Denkbarkeit von Küsten- und Inselumrissen auf alten Karten, erzählt er selbst in den Aber noch „Neuen Problemen". ^ in der kurzen Zeit seiner niu- neuu Semester umfassenden akademischen Tätigkeit hatte er sich in ilim bis dahin noch fremde Zweige der physischen Geogi-aphie (z. B. Meteorologie) einzuarbeiten, es ist sehr wahi-scheinüch, daß diese lunf augreichen haftigkeit durchgeführten Ai'beiten und und mit äußerster Gewissen- auch einiges zu dem rascheu Fortschritt seiner tödlichen Ki-ankheit beigetragen haben. In der Zeit seiner Leipziger Prof essiu- hätte Peschel mehr physischer man schwer sagen können, ob Geogi-aph, Ethnograph oder Wirtschaftsgeograph sei, es interessierte ihn alles in gleichem Maße. Seine literarische Tätigkeit zeigt deutlicher verschiedene Perioden: zimächst eine historisch-geographische, neben der die äiißerst vielseitige journalistische Tätigkeit im „Ausland" herlief, dann auf kurze Zeit, als die „Neuen Problemen" zusammengefaßten Aufsätze geschrieben wurden, später in den eine physisch -morphologische, zuletzt eine ethuographische, durch die „Völker- kunde" bezeiclmet. Bleiben wir aber bei Peschels Ai-beiten für das „Ausland", so zeigt sich schon in der kleinen von J. Löwenberg veranstalteten Auswahl geradezu staunenswerte Vielseitigkeit. Berechnet doch F. für das „Ausland" jährlich einen v. eine Hellwald*, daß Peschel Band von mehr denn 50 Druckbogen Stärke ge- schrieben habe. Es liegt wohl auf der Hand, daß bei einer solchen Tätigkeit, welche nahezu alle denkbaren, mit der Erdkunde nur irgend in Beziehung stehenden Gebiete berücksichtigte, nicht lauter Meisterstücke geschaffen werden kounten. 1) Gesell, der Erdkunde, 2) 2. Aufl., Leipzig 3) 1876, 2. Aufl., S. herausg. von S. Rüge, München -1. Oskar Peschel, sein Lebeü und Schaffen, Augsburg 1876, S. 20. 1877, S. 808 Anm. 2. Hahn: Einige Gedanken über Kant and Pescbel. Wcixlcii wir Ulis nun wieder liall) Kant, so finden zii Wirksamkeit eine mindestens oliensoj^mlk' f,M-apliisc'la'n nicht so staunenswert erscheint, weil sie eine ihrer Eutfaltung zur Verfiif^nn^' hatte, zum anderen Hast von einem Gebiet 97 wir aneli in seiner Vielseitigkoit, die hinge Reihe von Jahren zu während Peschel gleichsam eilen f,'e.i- nur des- drängender in Untersuchen wir Kants Vui- mußte. lesungeu über physische Geograpliie oder das bedeutungsvolle Yorlesungsprogramni von 1757, so sehen wir, wie Kant nicht bloß die meisten, heute Handbüchern und Vorlesungen berücksichtigten Kapitel in geographi.schen und behandelt, kennt sondern wie er der Geographie auch viele, viele Gebiete zuzählt, die heute kein einziger (ieograph matische mehr um geschichte, geographischen Vorlesungen besprechen wiid. in Hydnigiapliie, (ledgrapliie, iitierall die miKJernen Morphologie, Meteorologie, Ausdrücke einzusetzen, sinil Mathe- Entwicklungsvertreten, dazu konunen noch Kapitel aus der Veikehislelire (Schiffahrt, die dem Königsberger besimders nalie von lag), ein selt.sanier Abrili der der drei Reiche, geschichte Länderkunde mit Berücksichtigung Merkwürdigkeiten und gar eine Alt von Kompendium der Natur- allerlei dem schon bei Systematik Verwunderung er- die regen muß. Grundstürzende Umgestaltungen scheint Kant an seinen enlkundlichen Vorlesungen niemals vorgenommen zu haben, und Nachriclitcn. Quelli-n rücksichtigt und nachgetragen Vorlesungen jedem Kapitel In seiner schriftstellerisclien wenn er auch aus den Tageszeitungen, sell)st hat. Wir dürfen ihm erreichliare inuui'r neue sorgfältig annehmen, daß er be- seinen in ungefähr die gleiche Anteilnahme geschenkt habe. geographisch -kosmographisclien Tätigkeit läßt sich allerdings beobachten, daß in den frühereu Jahren physisch-asfronnmische Studien, in den späteren anthropologisch-ethiiographisch-politische haben mögen. als Unter Anthropologie Er behandelt darin wir. Ethik und Ästhetik, und nur Form einigermaßen an erinnern, vornehmlich in ihn mehr angezogen Kant etwas ganz anderes versteht freilich psychologische Fragen, den Schlußkapiteln ', streift auch die in ihrer aphoristi.scheu die Schlußabschnittc der „Naturgeschichte des Himmels" nähert sich Kant mit seiner Charakteristik der verschicflenen Völker und Ra.ssen Gebieten, die auch wohl moderne Geographen (nicht Anthropologen) liier und da pologie" ein streifen. Jedenfalls wr-nige 1) Übrigens darf man nicht vcrges.sen, daß auch die „Anthro- — allerdings von Kant aber ist selbst herausgegebenes Fragen einbohrender Spezialist gewesen. Antliio|io!oKie '.'. Aufl., — Kollegienheft Kant auch auf geographischem Gebiete kein Kiiiii«sl»TK ISOO. v.ni S. '-".i.'i Sein nii. Interesse dai-stellt sich in umfaßte sozu- sagen die Einige Gedanken über Kant und Pesoliel. Hahn: 98 alles, und noch höherem Alter in hatte 1794 geschriebene Abhandlung über den Teilnahme für Fragen, welche ihn fast ein halbes wie seine Vorlesungen und das Wetter zeigen, die Jahrhundert früher beschäftigt Er kam, wenn auch hatten, keineswegs verloren. natürlich nicht so er, Mond und geographischer Forscher als hoch stehend, an Vielseitigkeit Humboldt gleich und überti-af darin Karl Ritter. Wir wissen, daß auch nicht von allen die in wenn der Wissenschaft der Erdkunde mögliche, in dem Maße Kants und Peschels gepflegte Vielseitigkeit der Arbeit einen der größten Reize, aber :mch eine Gefahr dieser Wissenschaft ausmacht. Man wird nicht bestreiten dürfen, daß sowohl Kant Gefahr nicht völlig entgangen sind. seine als Peschel dieser Nicht bloß Kants Vorlesungen, sondern auch kleineren geographischen und geophysischen Abhandlungen sind reich an angreifbaren Punkten, enthalten zahlreiche seltsame Mißverständnisse und allzu bereitwillig aufgenommene unbeglaubigte Nachrichten. Vor allem zeichnen in dieser Hinsicht, wie schon oben angedeutet, die beiden aus. Wenn Kant^ eine Lufterscheinung der letzten Jahre zu afi'ika urteilen, Locarno, die, nach Beobachtungen wahrscheinlich nichts anderes als ein stammender Staubfall war, dessen Nebenerscheinungen sogen. Blutregen, wenn dem Menschen ganz wohl roter Schnee) Eindruck machen können, oder in als Vorboten er gar nacherzählt'^, daß der des sich Erdbebeuabhandlungen Lissaboner aus Nord- (rötliche Wolken, einen unheimlichen Erdbebens betrachtet, Neuenburger und der Comersee zeit- weise versiegt seien, so können wir ihm nicht folgen und wundern uns, daß Kant, der doch gewiß einen ungefähr richtigen Begriff von der Größe der beiden Seen gehabt haben wird, solche Vorgänge für möglich Es wäre ungemein leicht, hielt. noch eine Anzahl ähnlicher Beispiele aus dieser und anderen Kau tischen Abhandlungen zu sammeln, indessen mehr darauf verzichten, als ich will ich um so nicht den Glauben erwecken möchte, ich hielte auch nur die Kantischen Erdbebenschriften in ihrer Gesamtheit für bedeutungslos. Vielmehr enthalten sie eine Fülle scharfsinniger Hypothesen und verdienten sehr wohl, daß man wozu hier natürlich nicht sie der Raiun Zeile ist. und Andeutungen für Zeile eingehend analysierte, Mächtig wiu'de Kaut von dem Bilde der in der Ferne sich abspielenden und doch zweifellos weithin wirkenden Erdbebenkatastrophe angezogen. Das Erdbeben von Lissabon war unter den Naturkatastrophen des 18. Jahrhunderts diejenige, die den tiefsten Eindruck auf 1) Werke Bd. 2) Ebenda 9, Leipzig 1839, S. 31. S. 39. Hahu: das Einige Gedanken über Kant und Peschel. Gemüt der Völker Europas gemacht hat 99 In weitem Abstände möchte etwa der berühmte, auch lieute nodi nicht völJig erklärte trockene Nebel des Jahres 1783 folgen. Auch Peschel zeigte sich für Naturereignisse, namentlich vulkanischer Natur, sehr empfänglich: sie veranlaßten ihn leicht zu schriftstellerischen Arbeiten oder beeinfluliten Einteilung seiner Vorlesungen. die Der Ausbruch des Vesuv im Frühjahr 1872 war die Ursache der Einschiebung eines VuJkaukapitels Einleitung zur europäischen Staatenkunde. keit Kann man auch über und Zweckmäßigkeit einer solchen Einschiebung gerade anderer Meinung jedenfalls sein, die in die Notwendig- dieser Vorlesung in gewannen Peschels Zuhörer hierdurch eine besondei"s fesselnde Stunde. Man hat gegen Peschels Arbeiten auf dem Gebiete der physischen Erdkunde ähnliche Ausstellungen geltend gemacht, wie gegen diejenigen Kants. töricht, sie schlechthin unbegründet erklären für zu Kant die bescheidenen Hilfsmittel, die ihm Königsberg anders urteilenden Stelle in der Anthropologie gänzliche Mangel an — ' — Es wäre Waren wollen. es bei trotz der bekannten, bieten konnte und der fast Anschauung wichtiger Klassen von geographischen Er- scheinungen, die manchen Fehlgriff in der Quellenbenutzung erklärlich machten, so wurde Peschel durch „Ausland", der jede die hastige Zeitausnutzung, in die der Woche Herausgeber des Nummer für die Vollendung einer umfangreichen zu sorgen hatte, notwendig verfallen muiUe, wie durch die Kürze seiner wissenschaft- lich-geographischen Laufbahn Quellenschriften zurückgehalten. überhaupt Er oft von größerer Vertiefung in hat diesen Mangel tief empfunden, noch die in den letzten Tagen seines Lebens arbeitete er an der Heranziehung neuer Quellen und an der Verbes.serung und Ergänzung seiner Kollegienhefte. Als er die Völker- kunde ausarbeitet, hat er so viele fremde Gebiete zu berühren, eifrig „pflücke er Rosen in fremden Gärten".- Dem entsprechen auch mündlichen Äußerungen. Gewissermaßen sind also Peschel wenn auch Leidensgefährten, verschiedene war. Geograph, als die in er sich hineinzuversetzen sucht, daß ihn das drückende Gefühl nicht verläßt, als Aber unil l'eschel, der Ausführung, ihre verschiedensten Felder, Vorrede Völkerkunde, S. Kant viele als seiner Geographen die Veranlassung des Leidens bei beiden eine etwas sie lag doch zum Teil auch in ihnen selbst Kant, der der Geograph, waren beide mehr Männer der Anregung, Werke als an sintl reicher an anregenden Streifzügen über die streng metluHliseh VIII Anni. (d.T Ausgabe v.>n ls<H». I.'-ipziK isTI. Vurwurt. 1) 2) luul durchgefidirten, wirklieh zu Einige Gedanlcen über Kant und Peschel. Hahn: 100 Aber gerade einem gesicherten Ziel führenden Untersuchungen. braucht neben den Männern der i<alten, die Erdkunde strengen, zielbewußten Detailforschung auch solche, die anregend und begeisternd ihrer Wissenschaf t Anhänger gewinnen, freilich imstande sein müssen, die Gefahren, die aus der Eigen- Anhänger, die tümlichkeit ihrer Meister erwachsen können, zu sehen und ihrerseits zu vermeiden. Fast möchte man hier auch Carl Ritters akademische die des geistvoll Angedeuteten vieles, des wirklicii zu Aber wie enthalten. viel Material, das Abhandlungen nennen, Ende Geführten sehr wenig zu fruchtbarer Tätigkeit Anderen Anreiz geben konnte und auch gegeben hat (Isochronen!), bieten der kurzen geistvollen Abhandlungen Peschels in den sie Wie manche doch! „Neuen Problemen" oder den drei Löwenbergschen Bänden hat schon Geographen den Anlaß zu umfang- Wie reichen, mit sti-engerer Methode durchgeführten Untersuchungen geboten.i wenig aber sind nun Kants Vorlesungen und Abhandlungen bisher in diesem Sinne überhaupt ausgebeutet worden! nichtssagend müssen uns aber die kleinen Schwächen Wie unbedeutend und und UnVollkommenheiten, dem Geographen Kant die anhaften, erscheinen, wenn wir erfahren, wie Kant über die Aufgabe luid die wissenschaftliche Stellung der Geographie im ganzen geurteilt hat! Können wir schon aus der Einrichtung seiner Vorlesungen, in denen nahm, als sich für die er Geographie ein weiteres Feld in Anspruch heute auch der kühnste Vertreter der Erdkunde zurechnen würde, lernen, wie weitausgreifen<l Kants Anschauung von der Erdkunde war, so liegen doch auch einige Äußerungen vor, aus denen wir bestimmter erfahren können, welches die methodischen Anschauungen Kants waren. Sie finden sich teüs in der Ankündigung eines Collegü der physischen Erdkunde, selbst weit wir der Überlieferung trauen (so Anthropologie und endlich im In der Anthropologie ^ teils in teils diesem Kolleg aber auch in der der Fakultäten". „Sti-eit spricht dürfen), Kant davon, daß er einige dreißig Jahre hindurch zwei auf Weltkenntnis abzweckende Vorlesungen, nämlich Anthropologie und physische Geographie gehalten habe und zwar bezeichnet er dieselben „populäre Vorträge", denen „auch andere Stände (als Studenten) als beizuwohnen geraten fanden". Unter „Weltkenntnis" versteht aber Kant Kenntnis des Menschen imd der Natur. ^ 1) Es ist Es nach seiner Ansicht nicht erlaubt, in diesen Dingen ist merkwürdig, daß „Neuen Probleme" in England Anzeige in der „Nature" Bd. 2) Vorrede :i) Werke Bd. S. 1 die in Deutschland mit so großer Begeisterung schon sehr früh einzelne Bedenken wachriefen, (1869) S. 212. Xlllf. S. 138, Leipzig 1839. aufgenommenen vgl. z. B. die Hahn: unwissend betraehtet zu sein, ohne Namen doin Erdkumle die also Einige Gedanken über Kant und I'oschul. Abbruch zu eines Gelehrten eine als allgemeine will, sie dall Keineswegs historische Hilfswissenschaft betrachtet wissen und er ei"staunt gewesen 20. sein, hätte er gesehen, wie hier und d:i Geographie würde gewiß Viel eher ihm die ist .sehr noch am Anfang des Jahrhunderts diese herabdrückendc Bezeichnung für die Erdkunde (|uariatskatal()gen, ja sogar in eisten auch fachmäUig will er die als eine Kr tun.' Hildun^^swissenschaft Ranges, womit er natürlich nicht in Abrede stellen mit größter Intensität betiieben werden kann. 101 Anti- in den GeschiiftsidxTsichten von Bibliotiieken vorkommt. (icschiclite. wenn man so sagen darf, eine Ergänzung Geographie und Gescliichte, sagt er*, füllen den gesamten Umfang iler Eiilkuiide. unserer Erkenntnisse aus; die Geographie nämlich den des Raumes, die Geschichte aber den der Aber was war früher Zeit. letztere liegt der ersteren Die Geographie also auf etwas beziehen. eine Geographie wohl offenbar sich da, Geschichte oder Geographie? zum Grunde, denn müssen die Begebenheiten ist das 8ubsti-at, schließt ohne Geschichte, nicht er. sich Er kann aber leicht Die doch eine Geschichte ohne Geographie denken. kommt Einige Zeilen weitiT ist, ei- Mochni:ds diniiuf zurück, den gesunden Menschenverstand mehr anfzulielien, ais ilali nichts fähiger die (ieographie, und er beklagt den schlechten Zustand der gewöhnlichen Schiilgeographie, eine Klage, die bekanntlich auch sehr viel später noch erhoben worden ist. Ja, in höchst merkwürdiger Weise erörtert er den Nutzen geographischer Kenntnis.se für das Vei-ständnis der Zeitungen. Kant verfolgte die Nachrichten, welche die Zeitungen über merkwürdige Vorfälle hiachten, mit gespanntestem Interesse, und er beklagt diejenigen, welche er vergleicht die „jene Nacluichten Leute, nicht an ihre Zeitungsnacliiichten die Stelle niidit bringen gewiß zu einem guten Teil darauf ab, ja Heine Vorlesungen etwas drastisch mit armen, einfältigen peruaniNohen Indianern. zielten also können", zu benutzen verstehen, seine Zuhörer geschickter zu machen, die Zeitungsnachrichten richtig einzuordnen um! zu verstehen. "Welche merkwürdigen Beziehungen finden wir aber hier zu den Lehrabsichten Peschels! Unter den Siit/.en. welche Kriiinmei ans der Einleitungsvorlesung Peschels über europäische Staatenkunde mitgeteilt hat», finden sich die folgeurlen, die, Der Titel wie auch ich bestätigen kann, genau so von Peschel gesprochen sind: „Europäische Staatenkunde" 1) VfoTke Bd. 9 2) Ebenda 3) Pesohül, Abt 1 S. IX. S. !)6, soll U-ipzig andeuten, daß das letzte n. Kruinmol. Ziel sein soll das 183'.). S. 143. Europäiscbo SLiatonkund", lieniiisg. von U'ip/.i); 1S80, Md. 1 Hahn: 102 Einige Gedanken liber Kant und Peschel. So sollen Sie nach Anhörimg dieser Vorträge Verständnis der ZeitgescMchte. was man Orientalische Frage nennt, mit ganz anderen Augen ansehen das, vorher, mit mehr Einsicht Beruf dazu fühlen, Sie als Vielleicht sind können. der Ti-oß der Zeitungsschreiber, so daß Sie, als als wenn Publizisten dermaleinst ein ernstes "Wort mitsprechen auch imter Ihnen einige zukünftige Staatsmänner oder Minister, gewiß einige Deputierte, jedenfalls sind sie späterhin sämtlich Wähler xmd Zeitungsleser." Peschel geht, den Zeitumständen entsprechend, einen Schritt weiter nicht Peschel während jeuer hauptsächlich an Zeitimgsleser denkt, sucht Kant: als bloß auf aber Zeitimgsschreiber, sondern auch auf künftigen die künftige Wähler, Abgeordnete imd Staatsmänner einzuwirken. Die Grundtendenz bei beiden offenbar völlig dieselbe. ist Wie aber Kant imter Weltkenntnis nicht bloß Kenntnis des Menschen, sondern auch Kenntnis der Xatur vereteht, so sagt auch Peschel weiterhin ausdi-ücklich, daß zum Verständnis des ganzen Kausalzusammenhanges, dem die Staaten nach Form imd Kraft unterliegen, auch physikalische Vorkenntnisse nötig sind, die heutzutage jeder Staatsmann besitzen Kant wie Peschel schreiben sollte. und ein physikalisches Element also der Erdkiuide ein historisch -politisches Wenn zu. Kaut an einer anderen Stelle' die Erdbeschreibimg in das Departement der historischen Erkenntnis einordnet, so läßt sich diese Stelle durchaus nicht gegen seine dualistische Auffassimg der Erdkunde anführen, denn in er faßt dem erwähnten Departement Geschichte, Erdbeschreibimg, gelehrte Sprachkenntnis, Humanistik mit allem was die Natur- kunde von empiristischer Erkenntnis Departement, dem der reinen darbietet, zusammen; während Vernimfterkenntnisse. Philosophie, Metaphysik der Natur imd der reine er im zweiten Mathematik, reine Sitten unterbringt. Bei der starken Betonimg eines praktischen Zweckes des geographischen Studiums ist Kant durch den Ort, an dem er lebte, Peschel aber durch seine kaufmännisch- politisch -joiu-naUstische Beschäftigung vor dem Eintiitt in die akademische Laufbahn gewiß nicht wenig beeinflußt worden. für den Königsberger Flußüberschätzte, da imd Seeverkehr, den andere Häfen er er wohl eben nicht kannte, Kant hat in ein seiner jederzeit Bedeutung lebhaftes Interesse gezeigt, wie er überhaupt^ Königsberg ,.eine große Stadt, der ]ilittelpunkt eines Reichs, in welchem sich die LandescoUegia der Regierung desselben befinden, die eine Universität Flüsse aus 1) und dabei noch dem Innern Streit der Fakultäten, 2) Anthropologie S. die Lage zum Seehandel des Landes sowohl S. als hat. welche durch auch mit angrenzenden (und?) 43 der Kehrbachschen Ausgabe, Leipzig, Eetlam VIU Anm. der Ausgabe von 1800. ca. 1880. Hahn: Ländern entlegenen Einige Gedanken über Kant und Peschel. von vei-schiedenen Spraclien begünstigt" für einen schicklichen Platz ansah, reisen erworben als Sitten Vcrkfhr einen wo Weltkenntnis auch ohne werden könne. In vielen Stücken Königsberg war damals noch mehr und 103 Kant darin hatte zn denn recht, heute eine sozusagen koloniale, sehr auf sich selbst gestellte Hauptstadt, die mit der übrigen deutschen Welt, von der sie durch einen breiten unter polnischer Herrschaft stehenden Strich bis 1772 ganz getrennt gewesen war, nur wenig in Verbindung stand. Aber Kant wird auch damals schon stadt, soweit sie nicht ihr sich führt, oft Wahrnehmung gemacht die machen könnte, daß nämlich er noch heute die Beruf auf diese Zweige der Tätigkeit unmittelbar hin- wenig für die See und die Schiffahrt interessieren, weniger, als die Bewohner des Binnenlandes, denen ein Seeschiff geschautes Wunder, eine fremde Flagge etwas Merkwürdiges ist ihm gerade in haben, die Bewohner einer See- und Handels- vielleicht ein selten So konnte es der Seestadt not^vendig ei-scheinen, seinen Zuhörerkreis in das Verständnis des See- und Handelswesens, ja der Zeitnngsmitteilungen darüber einzuführen und er selbst hat gewiß eine aufrichtige Fieude daran gehabt Was keit ihn Peschel betrifft, so hat sicher seine anfängliche kaufmännische Tätig- auf Gebiete aufmerksam gemacht, die dem Gelehrten sonst ferner liegen. Hat doch auch Humboldt die beim kameralistischen Studium und aiif Hambiug gewonnenen der Handelsakademie in seinen staatswissenschaftlicheu Studien verwerten können. selbst Journalist Wir wissen war und daß Anteil gehabt hat, so in am politischen Fiaukfurt a. 0. und auf Kuba sehr gut Neuspanien Neigung und Gescliick weiter, daß Peschel mit er auch in Erkeuntni.sse später bei Leben seiner Zeit einigen daß sich die oben mitgeteilte Anrede an seine Zuhörer aus seiner Entwicklung heraus sehr wohl veistchen und würdigen läßt Daran aber, daß es damals wie dringend notwendig war uml ist heute das geographische Verständnis den angehenden, sagen wir kurz, Staatsbürgern der Zeitereignis.se nahe zu bringen, kann nicht der mindeste Zweifel sein. sich und doch die meisten Mißvei-ständnis,se, seltsamen Ideen oft Las.sen mit großer Hartnäckigkeit festgehaltenen falschen Voraussetzungen, denen wir so häufig in Parlamentsverhandlungen, Zeitungen und Zeitschriften (besonders kolonialpolitischen aller Nationen) begegnen, in letzter geographischer Einsicht zurückführen. einer großen Linie Habe ich fast doch immer auf den Mangel als Versammlung von einem angesehenen Manne den Student einmal in ernsthaft gemcintrn Satz sprechen hören: Deutschland und China haben viel Ähnliches, Deut.sehland liegt ungefähr 50 Grad davon! Sehr lehrreich nördlich i.st in vom Äqtiator dieser Hinsicht und China ebensoweit südlich auch die treffliche Kritik, die H. Einige Gedanken über Kant und Pesohel. Hahn: 104 Wagner an den Scliätzungen des hat. Wir können heute kaum in geübt Areals des babylonischen Kulturlandes eine Zeitung schauen, ohne neue Belege für die schweren Gefahren, die der Mangel geographischen Verständnisses herbei- Das führen kann, zu entdecken. Wenn schnittsreisenden. gilt auch für die Werke der meisten Durch- heute ein Reisender seine Leser bogenlang damit lang- daß er mit Erstaunen in Afrika nicht immer glühende Hitze oder pech- weilt, schwarze Menschen angeti-offen habe, so beweist er nur, daß er seine Reise ohne die richtige geographische Einsicht angeti'eten hatte. Sind sonach Kant imd Peschel vor dieser Hinsicht Unnötiges ersü-ebt hätten, ihrer geographischen Schriften der Bedeutung luid als hätten die sie dieser Wissenschaft die als eine andere wichtige Stelle Kants Er dem anderen Vorwurf, durch die. Hervorhebung ist für seine Auffassung der Ziele hat eben kurz das in der mathematischen, Alles dieses aber (betrachten wir) nicht imd Naturgeschichte ist, ob sie in an vielen Stellen erniedrigen können. piiilosophischen Genauheit in vuui siclier, sie und physischen Geographie zu Besprechende aufgezählt und politischen ,, bewahrt der Erdkunde auch vor hohen Ziele der Geographie sehr bezeichnend. i hinzu: so kundgegebene hohe ideale Ansiclit von der Macht, dem Werte praktischer Gesichtspunkte Noch dem Vorwurfe setzt nun mit derjenigen Vollständigkeit den Teilen, welche ein Geschäft der Physik sondern mit der vernünftigen Neubegier eines Reisenden, der allenthalben das Merkwürdige, das Sonderbare und Schöne aufsucht, seine gesammelten Beobachtungen vergleicht imd seinen Plan überdenkt." Wir können an dieser Stelle keinen Anstoß nelunen, wir müssen Aus der Sprache des sie soll, soll. nur richtig verstehen. und jedes beschreiben imd was ihm vorkommt, sondern nur das für jeden Erdraum Bezeich- nende, daß er aber weiter lüid sie Jahrhunderts in die der Gegenwart übertragen, heißt anderes, als daß der Geograph nicht alles niclits sammeln 18. an der Beschreibung auch eine Fi'eude haben soll daß das Ergebnis seiner Arbeit wohl durchdacht und geschmackvoll sein Von der notwendigen ursächlichen Verknüpfung der Erscheinungen spricht Kant hier nicht ausdrücklich, seine ganzen geographischen Werke beweisen aber, wie nicht bloß der Philosoph sondern auch es der Geograph Kant überall nach den Ursachen der Erscheinungen zu forschen sich bemühte. Die Geschichte der Erdkimde im 19. Jahrhundert Kampf um ihre Selbständigkeit imd ist ihr Hausrecht gewesen. im wesentlichen ein Galt es lange vor- nehmlich, die allzu weitgehenden Ansprüche der Geschichte zurückzuweisen und 1) Werke Bd. 9, Leipzig 1839, S. 95. Hahn: Einige Gedanken Über Kant und Pescbel. die Geofrruphic vor der unwürdigen zu bewaliren, so traten lioeii 105 einer liistoiisehen Hilfswissenschaft Stellung,' auch Zeiten ein, in denen man unter dem Einfluß großer Natui-forsclier und Reisender und ihrer Seliülerseliaar die Erdkunde zu machen und einer reinen Naturwissenschaft ihre fluchtbringenden zur Geschichte und Staatswissenschaft geringer schätzen wollte. lungen der dcutsclicn Geographentage hat, wird wisssen, daß der immer noch Scliäi-fe, mehr seit als zwei Jahrzelniten mit durchlebt Kampf nach zwei Fronten, wenn auch fortdauert, und daß ein wertvoller und mächtiger Bundesgenosse Kampfe der große Konigsberger Gelehrte! an dem mannigfaltigen Gebiete weiten, dem Stellung wie an mit geminderter es bald einen historisch -philologischen, bald einen geologischen Vorstoß auf geographisches Gebiet Welch Beziehungen AVer die Verliand- abzuwehien uns aber ist gilt in diesem Er, der nie an der Selbständigkeit, und an der hohen wissenschaftlichen Bildiuigswerte der Erdkunde zweifelte, der sich bei seinen geographischen Studien bald tiefen kosmologischen und geophysischen Problemen, bald Fragen der Staaten- und Menschenkunde zuwendete! Fast alle Beziehungen der Geographie zu anderen Wissenscliaftcn, Beziehungen, die so reich und viel- daß seitig sind, sich schon behält, rlaß sie ciircntlieli Kant Wie modern als langes Leben konnte, als bei Peschel wiederkehrt, von beiden nachstehen, lassen wenn man nur immer im Auge Geograph weit weniger ausführt andeutet und anregt. wenn man so manchen nur daß Kant doch der ist, da er seine geogiaphischen Studien hindurch treiben konnte. Es kommt demgegenüber weniger (Jliicklichcre, Ausgerciftere in Betracht, ilcr Pliilosophii' scllpst erscheint aber die Kantische Geographie, Zug darin entdeckt, der auch ein nur (Jenen Kaiitischen Stellen aufspüren, in daß Peschel sich doch schließlich der Erdkunde ganz und gar widmen während Kant immer fast alle Teile graphie nur Xebenstunden, Begeisterung erfüllt waren, Wie aber in erster Linie dci' l'iiilosoph geblieben ist, der dieser Wi.ssenschaft unendlich bereicliert hat, so daß er der Geo- wenn auch widmen solche, die von tiefstem Interesse, ja konnte. diese Betrachtungen doch vielleicht diesen oder jenen unter den Jüngern der Erdkunde überzeugen können, daß er nur sich selbst und seiner Wissenschaft nützen wird, wenn er den Blick auch einmal rückwärts zu der großen, sehlichten Gestalt Kants wendet und Kants Schriften und Werke, ihm ihre sucht, so Sprache können auch sie anfangs hoffentlich fremdartig klingen, erwägt möge und zu verstehen auch ein Weniges dazu beitragen, nnmchen Eigentündichkeiten Pesehelscher Denk- und Sehreibweise eine freuntllichere uiul gerechtere Beurteilung, als sie gelegentlich erfahren iiaben, zu vei-schaffen. KANT UNI) DIE ALTIKDISCHE PHILOSOPHIE Dr. A. 0. OTTO FKANKE I'KOFKSSOR DKR I.NUOLOGIK A.N DER UNIVERSITÄT KÖNIGSBERG Abkürzaiigeii hihI bibliographische Notizen. Wo nichts Besonderes angegeben nach den Ausgaben der Eeclam- Bibliothek, Durchgehend sind aber die Zitate in maßgebenden Ausgaben verglicheu worden. Die Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik zitiere ich nach der Ausgabe Frankfurt und Leipzig 1794. am weil diese ist, zitiere ich allgemeinsten zugänglich sind. . Kr. [ir. Kr. r. V. V. = Kritik der praktischen Vernunft. = Kritik der reinen Vernunft, im wesentlichen . . nach der ersten Ausgabe und nur mit Zusätzen aus der zweiten. E. G. bl. V. A. G. Ph. = = Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. P. Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie, Einleitimg und Philosophie des , I. Bd., 1. Abteilung: Allgemeine Upanishads, Leipzig 1894; I. Bd., 2. Ab- On the Philosophy of the Vedänta in its relations to occidental metaErinnerungen an Indien, Anhang S. 245 — 248. Bombay 1893 Up. = P. Deussen, Sechzig Upanishads des Veda aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitungen und Anmerkungen vereehen, Leipzig 1897. Ph. V. P. Deussen, = physics, (iO bis auf die Die Philosophie der Upanishads, Leipzig 1899. teilung: = Veda Für den Eg\'eda muß im allgemeinen auf die beiden Gesamtübersetzungen desselben von Herm. Graßmami mid Alfr. Ludwig verwiesen werden, die aber keineswegs durchaus glückliche Ich selbst stütze mich natürlich auf den Originaltext. sind. Die Zitate aus der älteren Edda entstammen Alfr. Holtzmauns „Die ältere Edda übersetzt und erklärt", herausgeg. von Alfr. Holder, Leipzig 1875, wozu aber auch Simrocks Übersetzungen und nach Vermögen die Originaltexte in B. Sijmons' „Die Lieder der Edda", I. Bd., 1. Hälfte, Halle 1888 (= Zachers Gennanistische Handbibliothek, VII) und in Finnur Jönssons „Eddalieder" I und 11, Halle 1888 und 1890 (= E. Mogks Altnordische Textbibliothek Nr. 2 und 3) verglichen sind, die der jüngeren Edda Simrocks „Die ältere und jüngere Edda", Stuttgart 1851, und seinem Handbuch der deutschen Mythologie, 3. Aufl., Bonn 1869 (H. d. M.'). In der Umschrift der altnordischen Namen habe Gnmdriß der Germanischen ich mich derjenigen von Mogks Germanisoher Mythologie Philologie 3. Bd.', 1900, angeschlossen. in Pauls Einleitung. Keine Besor^is, daß unserem großen Philosophen ich darauf lossteuerte, Kntlehnuupen indischer Gedanken nachzuweisen! abgeschmackt. hat Freilich Das zu wäre beabsichtifien, Kaut über die Inder und ihr Denken mancherlei von dem verhältnismäßig Wenijren ge^^ußt. was mau damals überhaupt wissen konnte. Daß Hamann in er Reisebeschreibungen eifrifr herau.sgegeben von der wähnt las, ist jedem bekauut, und J. G. einem Briefe an Kant vom 27. Juli 1759 (Kants gesammelte Schriften, k. preuß. Akademie der Wissenschaften Bd. Außerdem es au.sdrücklich. verrät X S. 14) er- Kant durch gelegentliche Äußerungen mancherlei Wissen über indische Dinge und die Verhältnisse von Völkern, die den Indem verwandt oder benachbart und kultui-venvandt sind. ebenda Indien stammten, s. Göttemamen ihm haben, ,Ruttren der richtig ein (sonst Rudra Aber schon 148. zeigt die oder Öiva heißt. seine bl. V., die Form, Unzulänglichkeit die Wie dem aber auch philosophischen Gedanken die indischen seiner Kenntnis: sei, z. B. als den Gott, zu vermuten, daß andei-swoher hätte nehmen wird schwerlich jemand die Kühnheit haben, der auch nur von ferne Wesen dieses Geistes ahnt. Trotzdem (laß 8. auch Siba oder Siwen genannt)" benennt er Mann wie Er niü.ssen, (las bei Vgl. R. G. Es war ihm sogar bekannt, daß die Zigeuner aus 76, 114, 117. 186f. 200. S. 17. ist es unmöglich, «lie Augen vor iler Tatsache zu vei-schließen, zu wichtigen Gedanken Kants im alten Indien Parallelen und Anklänge vor- handen sind. Hinweise hierauf sind auch schon laut P. Deus-sen, der geworden. bekannte Interpret des indischen Pantheismus, hat wiederholt auf dessen Verwamltschaft mit der Kantischen Lehre hingedeutet, sich auch nach rückwärts Denkens der alten Indier und Buddhas Lehre gnienzen. entliält, z. S. 4. Aber und vonvärts durch 208; Ph. V.; Erinnerungen an Indien selbst ihrer B. A. G. Ph. I, 2. S. 38f, 69, die Verwandtschaft erstreckt verschiedene Schichten indogermanischen Vorfahren. des Besonders wenigstens auf den ersten Blick, ganz frappante Kon- Ich machte Anfang dieses Jahres dem rühmlichst bekannten engliselu'u Buddha-Foi-scher Prof. Rhvs Davids von der Tatsache briefliche Mitteilung, daß HO Franke: Kant imd die altindische Phi! von den Indern Bnddha imserem Kant am nächsten ich darüber anch mit Prof. Dorner gehen Rhys Davids auf Grund meiner am ließ, Am 1. Februar sprach Anklänge G. de Lorenzo, Bari 1904, das mir der Yeifasser, ver- Buddhismo antico" von anlaßt durch stehe. speziell die auffälligen Inzwischen erschien ein Buch „India Buddhas Lehren an Kants Antinomie. in e und erwähnte De Lorenzo 16. Februar. Mitteilung, freundlichst sofort zu- hat ebenfalls einige Kongruenzpunkte gesehen, auch die Entsprechung zu den Thesen und Antithesen der Antinomie Diese Dinge sind eben schon auf den ersten Blick so offenkundig, verzeichnet. daß sie jemandem, der beider Philosophen Lehren vergleichend durchliest, gar nicht entgehen können. Nun aber liegt die Sache doch nicht so einfach, Blick scheint Wir werden klänge nichts geleistet Und ist. als sie auf den ersten sehen, daß mit eiuer bloßen Konstatieruug der Anauf jeden Fall haben wir die wissenschaftliche Verpflichtung, solchen Übereinstimmungen erst weiter nachzugehen, sie ins rechte historische sie und logische Verhältnis zu setzen und Klarheit zu schaffen, wie weit wirkliche Übereinstimmungen, wie weit um- solche dem Scheine nach Kauts erkenn tnistheoretischer Grundsatz, daß scharf zu scheiden der Sinueuerfahrung und uehmung uns gegebene dem Ding an sich, daß geahnt und halbmythisch angedeutet, z. T. klar sind. zwischen das durch die Sinnenwahr- und daß das Bild des Seins für uns nur Vorstellung, „Ding an sich" etwas für uns ganz Unerkennbares ist ist, zieht sich, z. T. dunkel ausgesprochen, auch durch die ganze altiudische Geistesgeschichte von den grauen Urzeiten der Rgveda- Dichtung bis in die mittelalterliche bis auf allein Vedänta-Philosophie hinein, die ihrerseits bekanntlich den heutigen Tag die Geister eines Teiles der Hindus beherrscht. aber das: Die Wurzeln dieses Gedankens reichen schon in die Nicht indo- germanische Gemeinzeit hinein, von der wir daher auszugehen haben. Kapitel I. Kant und die urindogermanische Religion. Wenn wir von der Philosophie der Vorzeit reden wollen, von ihrer Religion zu reden. selben Bett, Die Fi-age, die so haben wir Philosophie und Religion strömten damals in dem-war zu stellen haben, lautet: Welches war die Religion des indogermanischen Urvolkes, oder, welches war die indogermanische Urreligiou? Un-eligion und Urvolk meine ich natürlich nur im Sinne des durch die Foi-schung Letzterreichbareu, nicht aber in dem des absoluten Airfangs. Die Franke: Kant und idg. „UiTclipion" als die Relifrion des noch germaiunvolkes wird Erkenntnis unsere Reli^iun der Indugermaneu 111 die altindiscbe Philosophie. „proethnischen", liidu- unfreteilten, sicher erreichen, absohit die ei-ste oder der Jlenscheu aber niemals, die Arbeiten, die hierauf abzielen, dreschen leeres Stroh. Natürlich nicht ausgeschlossen, es ist mir sogar wahrscheinlich, daß die relative Urreligion der Indogermanen auch die absolute Zu Religion ist, allerest eine solche Ansicht muß ist aber unbeweisbar, subjektiv, unverbinfllieh. ich bitten, der landläufigen Meinung entsagen zu wollen, die müsse von kindischen Gedanken, von einer unentwickelten Stufe des Denkens ausgegangen Forschung sein, oder wir hätten gar ein Recht, das erste für un.sere Stadium zugängliche zurückblicken können — seiner Denkfähigkeit (nicht derselbe gewesen, — des das sind 2 , Religionsgedankeus dieses für primitive So weit wir in deutlicher historischer Beleuciitung Anfangsstadiuni zu halten. dem — 3000 Iniialt Jahre, — ist der Indogermanengeist seines Denkens) von Anfang an nach Wer keine Spur von primitiver Unentwickeltheit! gibt uns das Recht anzunehmen, daß es 3 und zweimal 3 weitere Jahrtau.seude, die wohl ausreichen um werden, zum philosopiiischen überhaupt erst ..barbarischen" in uns Es anders gewesen sei? ist zum indogermanischen ürvolk zu bringen, vorher eine Begriffsverwirrung, anzunehmen, die Fähigkeit Denken hänge von der materiellen Kultur werden, so bewiesen Germanen des würden uns Tacitus, denen die die ab. Müßte das Griechen, ältesten die Himmlischen zur Einschließung Tempelmauern und zur bildlichen Darstellung zu erhaben erschienen (Germania Kap. 9) und die Urinder des Rgveda Beweis genug sein. Selbst wenn die Doku- mente der (icistesgeschichte nicht das Gegenteil bewiesen, wäre es eine nicht zu billigende Kühnheit, rein auf Nichts hin von primitivem Denken zu reden. Der übliche Beweisgrund, daß tiven in der Anfängen entwickele, paßt ja Welt des Lebenden die erreichbare Religion des proethnischen aus primi- Indogermanenvolkes für die absolute Es weiß kein Mensch, was schon Anfangsreligion zu halten. war. alles sich gar nicht, denn es wäre eine petitio principii, Woher nimmt man denn außerdem alles vorausgegangen das Recht zu schließen, daß die Periode der Religionsentstehung und der noch primitiven Unentwickeltheit des Menscheugeistes zusammenfällt, dieser schon einen die breite und daß nicht vielmehr die Religion hohen Grad der Reife erreicht hatte? entstand, als weiß ferner, oh Masse die religiösen Voi-stellungen hervorgebracht hat oder das Hirn weniger großer Denker Beurteilung begründet? allgemeine ei-st Wer — natumot\vendige anderen Worten, ob .sie was doch offenbar einen großen Unterschied Niemand kann Erscheinung überhaupt melir sjigen, in als in der ob überhaupt die Religion eine der einmal Menschengeschichte in <ier ist, mit Welt entstanden und Franke: Kant und 112 ob sie niclit vielmehr von "Welt verbreitet Ob ist. von gar keinem Belang. die altindische Philosophie. eiuem einzigen Ursprungsorte her über die das eine oder das andere wahrscheinlicher So viel sicher, daß ist zu beweisen ist doch vor allem erst daß diese Parallelen nicht einer einzigen Uniuelle entflossen Kurz, man hantiert in der Keligionswissenschaft mit lauter vorgefaßten sind. Meinungen die j?anze das B. derjenige, der aus ethno- z. logischen Parallelen auf eine allgemeine Anlage schließt, hätte, sei, als mit ganz selbstverständlichen Dingen, und mit jedem Tage wächst lähmende Macht der festgewurzelten Dogmen. üni Hasenpfeffer zu machen, muß man einen Hasen haben, sagt ein SprichKuh als Gott zu verehren, muß man den wort; und lun einen Klotz oder eine Gottesbegriff ist schon besitzen. Die Gesamtkraft, vom indogermanischen Urvolke blödesten Auge des dem allgemeinen primitivsten als das ein einzigen Blick Erde Ob worden. Selbst dem doch nicht entgehen, daß es individuellen Sterben, das die ganze Natur duicbzieht, ein nie sein Interesse fesseln als gedacht Menschen konnte versiegendes Leben der Gesamtnatnr Leben nicht das Gesamtleben in der Natur Gottheit mußte. einheitliches und Himmel, und des ganzen Weltalls gegenübersteht, Es ist d. h. warum einzusehen, nicht aufgefaßt haben soll, er dieses da er doch mit einem für die Praxis, das ganze Weltall, überflog. in jener ürperiode meditativen Geistern die empirische Welt schon als etwas TJneigentliches oder gar als Siunenti'ug gegolten habe, kann ich nicht sagen, einen Anhalt dafür habe ich vorläufig nicht gefunden. bei der gegenseitigen Abwägung von Sinnenwelt und Vielleicht ist allerdings in ihr wohnender Gottheit zuweilen schon ein stärkeres Gewicht auf diese gelegt worden. lich schon uriudogermanische Betrachtung der Welt und als Gedicht, Lied, als Die augenschein- Mantel, als Gespinst Wort der sprechenden, singenden oder musizierenden Gottheit läßt vielleicht daran denken, daß es ui-iudogermauische Philosophen gab, die die Welt für etwas Nebensächliches liches oder gar Schein hielten. Aber Nebensache und Uueigeut- kann noch sehr zweierlei sein. So viel aber erscheint mir sicher, daß der fundamentale ßeligiousgedanke des indogermanischen Gesamtvolkes der pantheistische war, mit wie viel anthropomorph- oder theriomorph- polytheistischem Gesti-üpp er auch schon überwuchert gewesen zu sein scheint. Die urindogermanische Existenz des Mantel- und 1) Vgl. unten „Kant und der Egveda''. Gewebe- oder Gespinstgleichnisses ist vielleicht noch nicht sicher zu behaupten, aber höchst wahrscheinlich, wenn man die unten erörterten vedischen Gedanken mit dem Mantel z. B. des Zeus, des Odin -Wotan, und dem zauberhaften (d.h. göttlichen) Mantel imd den Spinngottheiten und spinnenden Wesen der europäischen Sagenwelt zusammenhält. Den definitiven Beweis werde ich in einem späteren Buche erbringen. des Franke: Kant nnd Da muß, bringe ich kurz sein genügen 113 die altindische Philosophie. nur weniges Beweismaterial vor, das ich ja aber dürfte. Der Edda-Mythus von der Teilung des Urricsen Ymir und der Erschaffung Wesen aus seinem Körper der Welt und der ist und so deutlich ein ilerseibe Mvthus wie derjenige von der Opferung und analogen Verwertung des Puru§a im KgvedaLiede X, 90'. daß nur die Scheuklappen der Vorurteile es erklärlich erscheinen lassen, wenn der wahre Sachverhalt Was sollen diese beiden nicht erkannt oder anerkannt worden Dokumente verhältnismäßig jung sein mögen, (die ja in der erhaltenen ohne daß das bei ist.' Form inunerhiu der geographischen und sachlichen Situation zu schaden vermöchte), von den entgegengesetzten Polen der längsten Diagonale des ganzen Indogermanengebietes anders sein als urverwandt An und also urindogermanisch? denken wollen? Es kommt nicht eingegangen in abei- werden kann — — doch wohl nieman<l worauf im D6tail hier und Variauten dieses selben Mythus Splitter einer Weise den gesamten Volksglauben aller Indogermanen durchsetzen, daß die Urgemeinsamkeit außer Zweifel ( direkte Entlehnung wird außerdem hinzu, daß iedankensjstems ist Das Vorhandensein eines ganzen organischen ist.^ diesem in und in sonstigen Fällen das Entscheidende. Der vedische Mythus wird noch ergänzt durch die Version der Aitareya-Upaniijad 1, I. 3 f. (60 Up. IC), S. Beziehung zum Urwasser die Edda S. 244 und 279) der Wasser aus in besitzt, der das ürwesen der sich erfreut, iu der feiner dem Urwesen wie iu Die Bedeutung, die Füße und Menschen haben (Kgv. X, Ymir 90, 12), in 1) Arme haben sie auch umgekehrt der Entstehung des Puru§a für die Produktion der in Aitateya-Up. historisch verwandt, zeigt sich vielleicht ist 1,4 I, 5, ent- 5. G. Ph. I, I S. 156{f. 2) Flüchtig auf die Parallülo hingedeutet hat Deus-sen a. a. 0. S. 1.51: iiH-lit X, 90 fehlende auch Vaf{)rüduismäl 33 und Däniis. wohl das Schwitzen des Ymir Dämis. Auch üborsetzt von Deussen, A. Rg\-. Dämi.saga 5 und 48 (Simroek. den Edda -Versionen gedacht wird. und dem Bebrütetwerden des Puru§a durch Atman .spricht in die die Gestalt des Riesen Ymir in der Edda." „Vergleichbar, alier Am verständnisvollsten Ch. de la Sau-ssaye, Versl. en Mededeel. der kon. Ak. van Wet., Afd. I^'tterk., 3. R., 8. D., S. 3.i9. 3) Der babylonische Tiämatmythus (z. B. bei Berossos) gehört allerdings wohl auch hierzu. unserem Zusammenhange aber ist das schon deshalb belanglos, weil der Tiämatmytlias mit keiner der beiden genannten indogermanischen Formen so verwandt ist wie die.se unter .sich, und weil diese al.so einen ganz besonderen Urvenvandtschaftsgrad besitzen müssen, und weil diese In ferner durch die .sonstigen vielen Bruchstücke auf Indogcnnanongobiet doch als mcher gestellt sind. Es liegt im Interesse aller, wenn die Frage der indogermanisch Beziehungen zwischen Indo- germanen und Babyloniern und Semiten, deren späterer Behandlung ich mich nicht entziehen werde, vor der ll.in<l iinangcschnittcii bleibt. So viel M'i verraten, daß die Babylonier an der Ertindmii.' des Ymir-Puriisamythus niiscIiiililiL' sind. 8 Franke: Kant und 114 die altindische Philosophie. V()luspä 3: „Einst war es der Zeiten, als Tmir hauste, es war nicht Sand noch Meer, noch kühle Wogen, Erde ward nirgends gefunden, noch der obere Himmel, die l I Kluft war der Klüfte', doch Gras nirgends." J^ach Dämis. 7 der jüngeren Edda (Simrock, H. d. M.^ S. 16) töteten Bors Söhne (Odin, Tili n. Ve) den Riesen Ymü-. Rgv. X, 90, 7 (Deussen A. G. Ph. I, I, 157): „Als Opfertier wai'd auf der Streu geweiht Der Purusa, der vorher' war entstanden. Den opferten da Und Weise, die Götter, Selige sich dort zusammenfanden." VaffjTudnismäl 21: „Aus dem Fleische des Tmir ward die imd aus den Beinen die Berge, Der Himmel aus der Hirnschale des aber aus dem Schweiße" das Meer." Erde geschaffen, frostkalteu Riesen, Griinnismäl 40. Aus dem Fleische des YmLr wuide aber aus dem Erde geschaffen, die Blute das Meer, Die Berge aus den Knochen, die Bäume aus dem Haare, aber aus der Hirnschale der Himmel, usw. Rgv. X, 90, 8: „Aus ihm ganz verbranntem* Opfertier als Floß ab mit Schmalz gemischter Opferseim Aus seinem Manas* ist der Mond geworden, Das Auge ist als Sonne jetzt zu sehn, 14. Das Reich des Luftraimis ward aus seinem Nabel, Der Himmel aus dem Haupt hers-orgebracht, Die Erde aus den Füßen", aus dem Ohre Die Pole', so die Welten sind gemacht." . Aitareya-Upauisad sich, aus der 1) (prsadäjyam) 13. I, 1, Gap ginnunga, indischen Philosophie und d. h. dem 2) agratah wohl besser 3) Holtzmann Mythol. spricht ... „die Haut 4: Haut eutsprangeu vom der leere „Verstand". Über Im Raum, entsprechend dem zu Anfang seienden äkäsa Anmerkung „Blute". Original steht 6r sveita, der und Auch Mogk sveiti bedeutet in seiner Germ. nach Gerings Edda- Aus dem Schweiße der Universalgottheit (Näräyana) entstand die Beziehungen der 7) Richtiger: Haaren Kräuter und Bäume; „am Anfang". Glossar nur „Schweiß, Schaum". 6) des geteilten Purusa) spaltete (sc. /«'o? der Griechen. auch nach Mahä-Upanisad 3 (60 Up. 4) Siehe Anm. 3 von S. 116. ö) . die Haare, aus den substituiert dafür in der Blute. . S. 744) das Urwasser. Füße der Die Himmelsgegenden. Gottheit zur Erde vgl. auch das 11. Kapitel. Franke: Kant und . . Da . aus 115 die altindische Philosophie. (km Zeugungsgliede entsprang der dem Samen 8anic, aus die Wasser.» das unten Bemerkte uns das Recht gibt, auch den Mythus von der Teilung des „OpfeiTosses" hierher zu ziehen, so (60 Up. S. 382) noch anzuführen: die Kräuter . . . . . Zum aus Brhadäranyaka-Upani?ad ist „die Sonne sein imd Bäume seine Haare" ... der Ozean seine Wiege." S. 256): . 2. . . . die Faust des Opfeno.sses) „Der Ozean ist I, und tiaf 1 1, Auge . . sein Verwandter, Dämisaga 48 (Simrock H. letzten Satze vgl. „Aber Thor schwang (sc. den Riesen (sc. d. M.^ Ymir) so ans Ohr, daß er über Bord stürzte und seine Fußsohlen sehen ließ." In Dämi.saga 5 (Simrock H. M." d. Die Edda S. 14, S. 245) haben wir eine ganz andere Version des Ymir-Mythus, die aber ti-otzdem noch deutliche Verwandt- dem Puru9a-Liede mit schaft .schwitzen.' oiner Danach begann der schlafende Ymir zu zeigt. „Da wuchs ihm unter dem linken Arm Mann und Weib und Fuß zeugte einen Sohn mit dem andern." Und Vafprüilnismäl 33 sein berichtet entsprechend: soll dem Riesen gewachsen sein und ein Sohn zasammen; der Fuß gewann mit dem Fiißo des klugen Riesen ., Unter der Hand eine Tochter einen seclisköpfigen Sohn." Rg\-. X,90, 12: „Zum Brähmaiia ist da sein Mund geworden, Die Arme zum Räjanya sind gemacht. Der Vaiäya aus den Schenkeln, aus den Füßen Der Südra damals ward hervorgebracht"" Aus der griecliischen Mythologie gehören hierzu natürlich die der Geburt der Athene aus dem Haupte des Zeus, des Dionysos aus Mythen von dem Schenkel des Zeus*, und manches andere. Nach Vqluspä 9/10 wurden auch tUe Zwerge geschaffen aus „blutigem Saft und aus bleichen Beinen," natürlich ebenfalls des Unvesens: „Da gingen die Berater aUe zu den Richterstiililon, sehr heilige Götter, und berieten sich darum, wer ei-schaffon sollte der Zwerge Scliar aus blutigem Saft' und aus bleichen Beinen." usw. 1) Ents|.rechend schwimmt im griechischen MythiLS das Uranos im Meere (Preller. Griedi. Mythologie I*, S. .')3 und abge.sclinitfonc5 Zeugungsglicd des I-Jf».'}). 2) Vgl. ob<Mi R. 113. 3) Das sind 4) Was die vier Kasten. doch offenkundig besagen soll, daß die pnlytlieistisihen fiiitliT nur Maiiifestatiimcn der Univentalgotthoit sind. 5) Es steht aber da >>r liriiiies blüpe = aus dem BluU) dos Ymir, vgl. auch llolUmanns Anm. zu der atrophe. 8» Franke: Kant und 116 X, Vgl. Rgv. die altindischo Philosophie. 90, 13: . . „Aus seinem Mund entstand Indra und Wind, aus seines Odems Wehn." . Agni, Väjai', der Gedankenkreis natürlich auch in diesen Es gehören Mythen von der Teilung des Urwesens und der so vermittelten (60 Up. S. Menschen. 392 . „Am f.): 3. . . . . in Zeugung der Kreaturen, wie Anfang war diese Welt die B. Brhadäranyaka-Up. allein der . . 1, 41ff. Ätman", in Gestalt eines Mit ihr begattete er sich; daraus entstanden die Menschen." usw. Die Benennungen von Gottheiten xuid z. indogermanischen und weibliche Hälfte Dieses sein Selbst zerfäUte er in zwei Teile; daraus ent- standen Gatte und Gattin. paarigen alle eine luänuliche als der doppelten, zweifachen, Mythen und Sagen von Blutschande bei indogermanischen Völkern sind aus diesem pautheistischen Grundgedanken zu erklären. dem ürweseu AVas die Entstehung der Dichtung aus ,Aus ihm als anbetiifft (Rgv. X, 90, 9: ganz verbranntem' Opferthier Hymnen und Gesänge sind entstanden. Aus ihm auch die Prunklieder allesamt Und was an Opfersprüchen ist vorhanden"), Die von der die Ymir-Sage nichts berichtet, so wird diese durch den eddischen Mythus von der Tötimg des Kväsir ergänzt, dessen Blut den Dichtermeth ergibt und die Skaldenkimst hervorbringt, die darum unt. and. „Kväsirs Blut" heißt (Dämisaga 57, s. Simrock, H. götter ist, d. M.^ ist ja S. 215). Daß Kväsir dem zusammengespuckten aus Universalgott, die Quintessenz aller Einzel- noch deutlich ausgesprochen in dem Mythus, er entstanden sei Speichel der friedenschließcnden Äsen und Vanen. Der Mythus von der Teüuug des Urwesens war einfach ein vergröberter Ausdruck für den pantheistischen Gedanken, daß jede Naturerscheinung, jedes Wesen und Das ist. ist, jede Geistesregung in der Welt nur ein Teil der Universalgottheit wenn man sich überhaupt die Mühe nimmt, nach einem Sinne zu suchen und sich nicht freiwiUig die Augen verbindet, vollständig wir aber auch den pantheistischen Gedanken nicht aus klar. Könnten dem Tmir-Purusa-Mythus an sich erschließen, der Veda würde ihn ims aufzwingen, wie er, als ältestes indogermanisches Denkmal ganz erwartungsgemäß, auch in anderen Fällen derartiger ist Entsprechungen den Sinn diese ganze dem einer der am Welt" beginnt die deutüchsteu aufbewahrt 2. Sti-. Hauptnameu der Weltseele Das sind Götter. D.h. die Weltseele, 3) „Ganz verbranntem" 117 und Anm. 1. unseres Liedes. „Nur Puru§a hat. Purusa in den Upanisadeu, z. ist ja außer- B. Maitiäyana- 1) 2) S. s. die späteren Kapitel. steht' aber nicht da, sondern sarva-huta „ganz geopfertem", vgl. Franke: Kant und Up. IV. 6 (60 üp. gehen = S. 328): „Dadurch wird mau die Einheit des runi.sa"; in] ävetäSvatara-Up. UI. 9 (60 Up. ,, Höher als S. 117 diu altindischo Philosophie. . beim Untergang,' des Alls . . Maliü-Näräyana-Up. X. 20 (60 Up. S. [ein- 249) 298): der nichts Ajidres ist vorhanden, Nichts Kleineres und nichts Größeres, was auch immer, Ais Baum im Ilimmel wTirzelnd steht der Eine, Der Purusa, der Im Piirusa-Liede gilt Welt diese ganze füllt". der zerstückelte Puru.«a als geopfert und in Rgv. der „Allschüpfer". Visvakarman, beim Opfer {havisi) seinen Leib soll bringen, den Leib, der nach heißt „opfern" in Rgv. unt Sti-. a. X.81,5 zum Opfer Himmel und Erde ist. Xiui Davon kommen auch im Puru§a-Liedc zwei 6 zu schließen, hti. Bezeichnungen des geopferten Punisa, das eben schon genannte havis „Opfer" und sarva-huta (Str. 6) (Str. 8 und Vgl. Kluge, anzufangen. nichts bisher Schade, Altdeutsches Wörterb., Name Zu huta aber 9). Entsprechung unser gennanisches "Wort „Gott". liche Und wenn klar. das I. Teil, Wort auch 342. Spr.; Aus unserem Mythus wird der als n. ei-scheint, so ist Wesen" oder „das Sinn vielleicht „da.s geopferte Mit diesem wußte man Wörterbuch der deutsch. Etyraol. S. genau lautgesetz- die ist der ui-sprüngliche Auch unser Name Opfer".* „Gott" zusammengehalten mit Rgv. X, 90 erweist also den pantheistischen Gottes- gedanken als urindogermanisch. Gedankenkreis Aus der griechischen Mythologie gehört in diesen B. die Sage von der Zerreißung z. Zagreus (weil von der Universalgottheit zugleich und Aufzehrung des Dionysos alles individuelle Sein zehrt), und aus dem indogermanischen Kult und Volksbrauch die sakrale die Gottessymbole sind, zu tisch mit teilen dem von den Einherjern als ünsterblichkeitsspeise immer wieder wachsenden Eber Saehrimnir, Grimnismäl 18; S. Simrock H.d.M.^ 411), Fisch (Karpfen) usw. einigen Jahren in einem Sitte, Tiere, und zu verzehren: Opferroß, Jul-Eber S. 43), vgl. Vafprüdnismäl 41, Stier (Rohde, Wie man zu Psyche I, 1, l S. v. 308, !.. Auch wenn man daran uml Anm. 2, dartun. Die schon beweist ja noch mit klaren Worten, daß das Roß die Universalgottheit bedeutet, wie es Taittirlva-Saiuhitä VI. 2, 4. 1) und diesen Symbolen kam, werde ich in Buche „Die Urreligion der Welt" angeführte Stelle Brhadäranyaka-Up. (iden- verzehrten zweifelt, ob das Äquivalent für huta auch bei „geopfert" und nicht bloß „ausgegossen'" bedeutet hätte, wird an dem 2f. den Germanen pantheistischen Grund- gedanken nichts geändert, denn pantheistisch wäre der durch die Welt „Ergossene" sicherlich gemeint, wie es die Sanskritworto für „schaffen'' und „Schöpfung" srj ..ergießen" und srsti „Ergießung" erst sind. sekundär aus — Da übrigens die Möglichkeit zu erwägen ist, daß dem Mythns und dann dem Ritus der GottesteUung das Opfer sich überhaupt herausentwickolt hat, so könnte unter Umständen die spätere Entwicklung der Bedeutung „geopfert" für huta gerade das Natürliche sein. Franke: Kant und 118 vom Eber die altindische Philosophie. Himmelsspeise und das Persische Religionsgespräch als vom orientalischen Chronilcen, 1894, S. 161) Fische Die pantheistische Gottheit, deren Körper die Welt germanischer Zeit noch durch andere Bilder insofern sie sich als Natur- Seins und ist, Wirth, Aus indo- in gebracht worden: imd Lebenskraft und "Weltgesetz durch man schmi ist dem Yerständuis nahe diu'ch das ganze Weltall verzweigt, hat (s. zeigt. alle Formen des imter sie sich dem Bilde eines Baiunes vorgestellt. Einen Beleg aus dem alten Indien hatten wir soeben in der Upanisaden- Stelle, in der die notorisch pantheistische Universalgottheit Purusa, „der diese ganze Welt im Himmel ^ wurzelnder Baum ein füllt'', Eine zweite gleich deutliche Stelle ist Käthaka-Upani§ad YI, 1: heißt. „Oben die Wurzel, nach unten die Zweige, steht dieser ewige ASvattha^- (Feigen-) bäum; das eben heißt das Eeine, das Brahman, das Unsterbliche, in ihm (oder: auf ihm) ruhen Welten, und darüber kommt niemand alle Auch im Taittirlya-Brähmana n, Brahma für das Holz wurde. Und es: „Man spricht hinaus, es auch sei". erklärt, XY, 1 woraus Erde und Himmel gezimmert —3 (= Mahäbhärata YI, 39, 1 — 3) heißt von einem ewigen ASvattha^-Baume, der seine Wurzeln oben, dessen Zweige die Yeden sind^; wer den kennt, der vedenkundig" .... Die „immer grüne", Wesen irdischer sich d. h. ewige, zu erstreckende, Welten irdischer und nicht- allen Tau lebengebende, über dem mit ihrem Weisheits- und Schicksalsbrunnen stehende Weltesche drasill, die auch Schicksalsbaura heißt {mjgtviSr YqUispä der German. Philol. imd Welt in wer 9,6 wiid die pantheistische Universalgottheit imd den Baum in der Bhagavadgltä seine Zweige unten habe, ist 8, dem Zweige 1) als 3. Bd.^, S. 379), ist nun alle Warum sicherlich derselbe zugleich Gottheit Baum" (Mlmameiär)^ dessen Länder gehen und von dessen Wurzeln niemand den Ursprimg der Himmel diese 2) Ist es Zufall, daß dieser Bedeutung für die Gottheit hat, werde ich unten tui'z besprechen. Ifame „Pferdestand'" bedeutet und der germanische Weltbaum Esche „des Pferdes des Ygg" heißt? 3) Entsprechend leitet ja das Pmusa- Lied, gottheit her. oder Ygg- Mogk im Grundr. deren Körper symbolisierende Baum, ebenso „Hoddmimirs Holz", das „Leben" wohnt, des (weisen!) „Miniirs um Yggdi-asils 2, vgl. Str. 9, die vedischen Lieder von der Universal- Die obige Stelle mit der Erwähnung der Veden, der Quelle höchster Weisheit, Brücke zum Begriff „Erkenntnisbaum" der indogermanischen Völker. der Baum symbolisiert, auch Träger aller Weisheit ist, dai-um gilt auch schlägt übrigens auch die Weil die Gottheit, der Baum als die Behälter namentlich prophetischer Weisheit. Der Feigen -Baum, unter dem Buddha Erleuchtung gewann, geradeso wie der Orakel -Lorbeer von Delphi, die Orakel -Eiche von Dodona und wie z. B. der Baum, der im Erzgebü-ge gerade so wie im Samlande noch jetzt dem jungen Mädchen den zukünftigen Gatten prophezeit, sind alle gleicherweise dieser Baum, der die seine Gottheit bedeutete. 4) Auch nach Mogk a. a. 0. und Simrock H. d. M.^ S. 36. Fraiiku: kennt (FJQlsvm. 19 haum der zugleich Erde und Untei-welt bewässernde Paradies- 19: „Ich weiß stehn eine Esche, Baum kommen die ein hoher daher er steht Vgl. 119 diu ultiiiUi.scbu l'hilosophio. und andere mythische Biiume im Glauben europäischer Völker. La?räör, V(.lusp;i f.), uud Kaiit . immer . sie lioißt Ygg»Lrasill, . Taue, welche griin über auch Dämisaga 15 (Simrock, H. d. in die Täler fallen, dem Brunnen der Urd." M.', S. 33). Grinmismäl 26. „Eik{)ymir heißt der Hirsch, und beißt welcher steht in der Halle dos Heervaters, von den Ästen des Licrädr; aber von seinen Hörnern tropft es in HvergoLmir; daher haben aUe Flüsse ihre Wege. 31. Die "Wurzeln stehn in drei Richtungen unter der Esche Yggdrasils: Die Hei wohnt unter der ersten, unter der zweiten die Hrimt)ursen, unter der dritten die menschlichen Männer." VafJ)rüdnismäl 45: ,,Lif und Lif[)rasir, aber die beiden werden versteckt sein im Holze des Hoddmimi; Morgentau haben sie sich zur Speise, daher werden die Menschen erzeugt." Ein cnoim großes Gebiet der Mythologie und des Volksglaubens der indogermanischen Völker wird mit der hier gegebenen Auffassung des Baumsymboles der Erklärung zugänglich, und daß das der Fall keit ist, bestätigt wiederum die Richtig- der Erklärung. Es gibt noch eine tut not. fast üben-eiche Masse von Beweisstoff. Aber Beschränkung Ich hebe nur noch im Vorübergehen das luindogermanische Kreissymbol (sekundär auch verbeten durch Kranz, Ring, Rad, Nimbus, Sonnenschirm der indischen Könige, Reif der Köuigskrone, die das Gottcsgnadentum garantiert) als Symbol der allumfa.sseuden Gottheit hervor. Seine mythische, mystische, magische und sakrale Bedeutung bis auf in allen Verzweigungen des Volkslebens und -glaubens den heutigen Tag rührt daher, daß os ein Bild der Gottheit war, augen- scheinlich eingegeben durch die Wahrnehnuing des Horizontes; und die dadurch versinnbildlicht wurde, war denuuich gedacht als weltumfassend, pantheistisch. Von da aus ergibt .sich auch Klarheit über die Griindf für «lio daß die Indogermanengötter so vorwiegend mit dorn Himmel (vgl. = Zevg) Wie den und mit dem Was.ser (Urwa.sser) zu tun haben. kann man auch den Himmel sich vorstellen als ilie die Gottheit, und das als erd-, heißt, Tatsachen, namentlich Dyaus Horizout, so Erde ein.schlioßend uud kann Franke: Kant und 120 die also die Gottheit, direkt als B. z. I, 1,4 umfaßt, auch und erinnert im Himmel wohnend denken oder den uralten Gedanken vom Weltei hervorgerufen so Chäudogya-Upanisad HI, 19 (vgl. als Das Halbrund des Himmels hat ferner auch an Himmel benennen. eine Eihälfte (s. alles die altindische Philosophie. = 60 Stellen wie Aitareya-Up. TJp. S. 116). oben die Erörterimg über Ymir-Pitrusa), Mahä-Up. 3 (60 Up. S. 744), 826), Änineya-Up. 1 (ebenda S. 693), Käma-iittara-täpaniya-Upanisad 5 (60 Up. S. und schon Egveda X, 51,1 beweisen, daß das Ei nicht das Weltall sondern das von der üniversalgottheit dm-chdrungeue "Weltall nach der oi'phischen- Theogonie dem dem mit zugleich "Weltei (s. Preller, Griech. Mythol. Lichte Eros, I^ hat die Sonne als der Dotter des "Welteis gegolten, lich lich = Käma, und auch dieser ist Urgottheit (ßgv. auch diese Zweiheit in Eins gefaßt Domizil gelten lassen (wie synonym z. als die X, 129, 3 z. das in göttliche versalgottlieit herrülirt (cf. Das an nicht allein ^\-ürde nui' der diuchdrungen alles deutlich das sich aber schnell in ein Götter- Sein von der Uni- alles schon genügen, ims verständlich zu machen, daß von da wenn die Erde als Gott- (später götter- usw.) nicht schon die andere Formulierung des pantheistischen Gedankens, daß die Gottheit in allen Dingen liche weU abstammte, licher "Weise, ganz besonders an dieser Aus dem Sti-. 5), Ymir-Mythus). Himmel, sondern auch galt, man Urpaar Himmel und Erde auflöste (noch sehr deutlich von dem B. ßgv. I, 164, 33), es, begriff- Xahm man u. 4). „Himmel und Erde" 81, 6 wegen der offenkimdigen Verschiedenheit beider Teüe sehr paar, ist allumfassende Gottheit oder als deren X, B. Eg^'eda Eros Grenzflächen des Alls, so konnte als die mit YiSvakarmans, des ..Allschöpfers'', Leib in ist Augenschein- sind. und daher kommt daß Sonne oder Licht und Urgottheit so eng verknüpft sind. Himmel imd Erdfläche zusammen Auch 41) entstand aus S. wie nach Maitiäyana-TJp. VI, 36 ihm Atman imd Sonnenglanz verbunden (60 TJp. S. 361) in schlechthin, bedeutet. sei, sehr vermutlich, in begreif- Erde haften geblieben wäre. — pantheistischen Gedanken erklärt sich auch die religionsgeschicht- Bedeutung des "Wassers bei weitem am einfachsten. Es war eine uriudo- germanische Idee, daß der Ozean wie ein King die "Welt bezw. die Erde umfasse. "Wenn aber sowohl Gott wie der Ozean der weltiunfassende war, dann fielen beide zusammen. Darum aller Dinge, als galt den Griechen der universale Urgott.i heit hen' orgegangen, Q/.eavog, als Gott Ist ferner die^ dann mußte dieser "V^gl. als Anfang ganze "Welt nur aus dem Körper der GottSatz, in der Sprache des ausgedrückt, so lauten, daß die ganze "Welt aus 1) und dem Ozeangedankens "Wasser (Urwasser) stamme. aber auch das Ozean -Gleichnis von Brhadaranyaka - Upani.sad U, 4, 11 in Kap. lU. Franke: Kant und So liiit leicht der der Tat in Siitz darum lieilit den Urindogernianen ebenfalls gelautet. bei die Produktion der die Gottheit die Ei'gossene, s. 121 die altindischo Philosophie. Welt aus der Gottheit Viel- und ein Ergießen Kurz, Rätsel über Rätsel finden ihre glatte oben. Ijösung bei der Erkenntnis, daß die indogermanische Religionsentwicklung ihren Au.sgang vom Pantheismus nahm. Ich kann wenn aber verstehen, es dieser Gedanke, so selbstvei-ständlich er mir selbst in jahrelanger Erwägung der Dinge der scheinbaren Widersprüche geworden lind Wir sind B. durch Kirche, z. ist, schwer Eingang finilen wird. Schule und die Mythenforschung bis ins Innerste daran gewöhnt, die persönliche Gotte.sauffassung für etwas Selbstverständliches zu und lialten, die Mythologien der verschiedensten Völker scheinen uns die Richtigkeit davon greifbar deutiicli zu machen. Wir vergessen aber erstens, daß wir diese Mythologien mit ihrer aus bloßer Namenvielheit entwickelten Vielheit persönlicher Götter nur an ihren erste Endpunkten kennen, und zweitens, daß der Versuch wissenschaftlicher Auffassung derselben, der der nachfolgenden BetTiichtung im wesentlichen dieser ereten Sichtung durch anderen Resultaten. Es liegt da zu.sammengeschüttet hat. der wies, notgedrungen ist, an der Konstruktion des Siebes, nicht dem wenn am er nicht mehr durch was dieselben die polytheistische Brille sieht, Der ,,Henotheismus" Und ist die vom Universalgott durchaus nicht bloß eine Eigentümlichkeit porsünlicho Götterauffa.ssung, die wir aus durchaus nicht die einzige, schwerlich eine primäre, sinnige, und sicherlich zu Material, den Bergwerken der Religionen so gut wie ausschließlich abgeteuft haben, ja bei stehen, was die Religionswissenschaft uns sehr bald gewahr werden, daß so ziemlich jede noch etwas der altindischen Religion. was kommt Schon wer die Götterpersonen der verschiedenen indogermanischen Völker darauf hin ansieht, reprä.sentieren , wird, an sich hat. nur die hervor- es unternimmt, das Viele zu deuten, das Sieb der Wissenschaft gefallen daß wir jetzt kopfschüttelnd vor Mythologien Bahnen die Wer stechendsten Züge erfaßte. kaum Man denke keine selbstverständliche. ist eine sehr feinsich als Urindo- germanen der Aufgabe gegenübergestellt, das fruchtbare Leben, die Tiiebkraft, das Prinzip der Ordnung ringsum einem einzigen Worte zu benennen. denken? Es liegt viel in der Natur Wer würde der Menschcnnatar abstrahierende Symbole man sie ja bezeichnen. auch gerade als und man beim sein, mit als Namen zu wählen. Vielleicht wrdlte etwas Unvei-ständliches, dem Menschen nicht Analoges Sie nach Analogie des gekommen der ganzen Welt näher, möglichst allgemeine, möglichst von der Beschränkt- heit erst und da wohl zuerst an eine Person Menschen zu definieren, darauf dürfte man der Gottesbegriff abgegriffenes Kurant geworden war des wirkenden Gnttes nur nuch uu die Formen dachte. Franke: Kant und 122 die altindische Philosophie. und Handeln menschlicher Subjekte in denen sich das Sein volkieht. Selbst die Personifikation in Gestalt des Urriesen (Ymrr, Piu-usa) düi-fte davon keine Aus- schon Produkt der Entartimg des einfachen nahme machen. Daß auch TJrgedankens beweist ja die Grobheit der materialistischen Einkleidung des ist, erhabenen Gedankens. diese Der große Gedanke au sich mtiß hier das Prius gewesen weü ohne um der Mythus gar nicht verständlich imd vorhanden sein würde. Auch das Yorhandensein anderer Götterwesen, die das einzige Urwesen sein schlachteten, ist und beweist ein Widerspruch die also sekimdäre Entstehung der Erzähl img. "Was hat mm diese charakterisierte so -phüosophie mit Kants Lehre gemein? — oder indogermanische UiTcligion Mindestens den Gedanken, erscheinenden Dinge von zwei Gesichtspimkten aus zu beti-achten wahrgenommenen Erscheiuungsformen nach vmd nach dem daß die den seien: darin verborgenen Seinsprinzip. Kapitel 11. Kant und der Rgveda. Aus dem vorhergehenden Kapitel ist deutlich geworden, daß die Sänger der Lieder, die den ältesten Literaturschatz Lidiens ausmachen, nur mit uraltem Erbe gewirtschaftet haben, wenn sie, in mannigfachster Weise, den pantheis- Gedanken auszudrücken suchten, der ihrem ganzen religiös-phüosophischen Sinnen die Grundrichtimg gab. Aber auch beim Egveda fehlt, zwar nicht so tischen viel wie bei der indogermanischen ürreligion, aber doch viel daran, daß das Vorherrschen des pantheistischen Gedankens den Tatsachen entsprechend gewürdigt wäre. Den Beweis dafüi- zu erbringen hieße den ganzen Rgveda neu übersetzen, was denn auch eine gebieterische Aufgabe für die nächste Zukunft ist. Beim jetzigen Zustande bedeutet das Zitieren in sehr- vielen Fällen ein rennen gegen Wände und Balken der bisherigen Teden-Exegese, ich An- würde durch Einwände widerlegt werden, die in Wii-klichkeit keinen Lihalt haben. Auch nur einigermaßen freie Bahn zu machen, würde ein umständlicheres Ver- fahren sein als eine vollständige Lbersetzimg auf der neuen Grundlage. der Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit läßt es also nicht zu die Rücksicht treffe auf die Raumgrenzen eine düi-ftige sehr- Auch bedauern, daß Auswahl nötig macht Ich aber diese Auswahl nach Möglichkeit so, daß für imsere Kant-Parallele möglichst viel Gewinn abfällt. Franke: Kant und 123 die altindiscbe Philosophie. dem zwar Die uralte Einheitsidec wirkt nach in allgemein anerkannten, aber nicht in seiner historischen Verknüpfung gewürdigten „henotheistischen'' Zuge des rg\edischen „Polytheismus", oder jede Gottheit gelegentlich fast oder wenigstens vei-salgottlieit, dem ferner in als in der Eigentümlichkeit, d. h. noch als die höchster Gott empfunden und gepriesen wird; gleich allgemein anerkannten rgvedischen und nach-rgvedischen Streben, die verschiedenen Götter miteinander zu identifizieren. schönste Beispiel Agni; da ist Rgv. Vielleicht das 164, 46: „Sie sprechen von Indva, iütra, Varuna, I, ferner jener schöubeschwingte himmlische Vogel; das eine Seiende ist was nur Eins (oder: das, benennen die Weisen ist) nennen es Agni, Yama, MätariSvan". — verscliicdcne Arten, sie aitf Als ein Versuch, die polytlieistische D6cadence aufzuhalten und wieder zur Universalität zurückzuloiten, die vielfache Bildung Pantheistisch zu verstehen Himmel imd die ist Varuiias Name „ümfasscr". wohl auch Varuna bedeckt In ihm sind die drei 41,7. Erden enthalten nach Rgv. VII, 87,5, und drei zwischen den zwei Polen sind seine Wohnstätten, ebenda Vrtra und ist von (sexuellen und nichtsoxuelleu) Götterpaaren zu verstehen. denn auch die Welt wie ein Mantel, Rgv. VIII, zweifellos daß jede Gottheit xat' i^oxijv^ als Uni- alle Dinge „Umfasser'' heißt auch 2. Vala, und auch sie beide, die erdumfassende Wasserschlange, waren ebenso wie die germanische Midgardschlange, schon in indogerma- nischer Urzeit erdumfassende Univei-salgottlieit gewesen, wie ich auch im I. Kap. Die so symbolisierte Allgottheit war nur aus der Mode gekommen andeutete. und darum diskreditiert, zum Dämon geworden. Gut uiul böse sind in der Religionsgeschichte, wie jeder aufmerksame Beobachter sehr schnell finden muß, ganz nebensächliche Akzidenzien, vom Zeitwechsel, Partei-slandpunkt und ähn- lichen Zufälligkeiten abhängig. In Paijauya sind fließen die dreifachen ganze alle Wesen und Welt, Rgv. IV, 53, 5. SarasvatT Raum, den Luftraum", Rg\\ VI, 61, 12. Himmel drei 4. .,erfüllt'' bogriindet, in ihm Savitar imifängt dreimal die .,das Irdische", „den weiten 11, gehört also „drei Gebieten" fji, ebenda Das sind dieselben drei Gebiete, die Vi§nu nach immer wiederkehrender Wendung mit drei Schritten durchmessen haben seine alldurchdringende Natur. zeit die Wasser, Rgv. VII, 101, gesprochen, Erdenwelt, findet Selbst so Von ihnen hat soll. Die drei Schritte bedeuten man schon in der Indogermanen- denn die Spur des untersten cüeser drei Schritte, durch die man noch jetzt überall auf verknöcherte Indogermanengebiet in Stein gedrückt. stereotypierte persönliche Göttorfiguren ASvin werden vermutet sowold ,,im Licht des Himmels", wie „auf (VUI, 10, 1), „im Luftiauni" (V, 73, 1), „in wie die dem Ozean" Gewässern, in meuschlichen Siede- 124 Franke: Kant und dem liuigen, auf wo überall die altindische Philosophie. Gipfel des Gebirges" (VII, 70, man Und 3). einige Beispiele dafür, sich den Agni, augeblich das personifizierte Feuer, gedacht hat, werden wir imten noch beti'achten. Asura (von asu „Leben", das von as „sein" kommt), „Kepräsentant der Lebenskraft" der ganzen Welt) (sc. ist der ältesten und das Epitheton gerade größten Egveda- Götter, und wir müssen zugeben, ein außerordentlich glücklich Daß schon vorindische Altertümlichkeit. dem ruht nur auf Der eranische Akura beweist pantheistischer Gottheiten. gewähltes Epitheton späterhin Asura Dämon bedeutet, be- Bedeutung seiner religionsgeschichtlichen in vorliin schon Stimmungsumschlag. kiu-z charakterisierten Einer nahe verwandten Idee verdankt die vereinzelte rgvedische Benennung der Gottheit Ätman als Rgv. X, 92, 13 Ätman „das Selbst", „die, da „Windgott" imd „Seele" Aber auch vom Gott Sürya Daß Väta Seele" ihr Dasein. heißt, braucht ja freilich nicht notwendig viel in zu bedeuten, einander nahestehende Begriffe gelten können. als heißt es Rgv. 115, 1: „Sürya I, füllt Himmel und Erde imd den Luftraum, er die Seele des Beweglichen und Unbeweglichen". Selbst Sürya, der „Sonnengott", ist eben unendlich viel mehr, als sonifizierte imd Gininden, imt. Sonne, er deifizierte auch a. als ist „Sonne" benannt ernsten Beweises aus, ganz zwecklos, ein diese speziellen gilt ist. Es ist, vom Gesichtspunkt eines Wort darüber zu Nur um zu auch hier ein „Ignorabimus". verlieren, welches als die zeigen, daß es noch manche Erklärimg aus der „Personifikation einer Natur- erscheinimg", verweise ich auf Maiti-äyana-Upanisad VI, 8 (60 Up. Ätman, die Weltseele) ist Licht- und Sternenfirmament). sophie (vgl. Kap. die aus machen dem angegebenen sollte, Es ist (d. h. von dem der Grundgedanke der Upanisaden- Philo- die Universalgottheit quasi von einem Gürtel empi- das aus ihr stamme, wie B. das Feuer von Funken, oder, z. dürfen wir nach der angeführten Stelle ist vielleicht zum Namen viel- des Wesens geworden, das Bilde entstammt, das dann schon vorindisch sein könnte. mit dem es In Bilde zweifellos die pantheistische Gottheit denn um- auf eine' solche würde der Dotter „Er wie auch der Göttername „Feuer" {Agni usw.) vielleicht beiden Fällen aber wäre gemeint, 334): wie die Sonne vom Lichthimmel, dessen Licht nur ihr Abglanz Das Bild „Sonne" deutlich sei, ihm heraussprühen, leicht hinzufügen, ist. daß III), umgeben S. der, welcher dort [in der Sonne] glüht, imigeben, wie Eeuer von anderm Feuer, von dem tansendaugigen, goldnen Ei" rischen Seins die per- Gründe gewesen sein mögen, denn nach einstweiligem Ermessen andere Möglichkeiten gibt (sc. nur die Universalgottheit, die, aus speziellen des gotterfüllten Welteies, also es passen. Die Sonne ist quasi auch ganz besonders geeignet, die Franko: Kant und 125 dio altiiidischo Philosophie. — immanente Uottlieit, den Quell alles Lebens, darzustellen. Nur ein wenijj variiert ist der Ausdruck in Krv. VIT, 101, 6, wo der Liedsänfi;er von Gott l'arjanya „Er singt: ist der befruchtende Stier aller in Ewigkeit neu erscheinenden weib- lichen (Wesen), in ihm dio Seele (ätinan) des Beweglichen ist und Unbeweglichen". Wie dann in der indischen Philosophie der pantheistische Gedanke in dieser Ätmanform in den Yordergiund gerückt ist, werden wir noch sehen. Die Gottheit wohnt im Innersten der ganzen Welt und un<l Dinge. darum Sie heißt „versteckt", man einem auf seinen Fußspuren' die Weisen, wie vermittelst des (gestohlenen) Viehs" iiinterlassen hat). 2 I, 67, III, 5, Wesen 10 (gtihü san- „Ihm, der sich im Versteck verbirgt, folgten \. 11,6 (guhä kiiam); I, 65, 1: tani); aller einzelnen Agni Rgv. B. z. (d. h. (3) schließt sich versteckten Dieb nachspürt vermittelst der Fußspuren, die dieses im Gedanken eng Agni heißt da an. wieder guhä nisTdan „im Verborgenen sitzend", und es geht weiter: „Es fanden ihn da die weisen Männer" . . . und dann 5(9): Sti-. ,,Der mit den Pflanzen und in den fruchtbaren Wesen, der Geist in Wesen, das Lebensprinzip aller Fundament (aller Weisen haben große Gedanke gemacht worden, Agni nicht mehr verstanden wurde, (wie umgekehrt, s. Jener Mantel ist einen goldenen Mantel, ei' kleidet sich in ein ist) zum Als der der Mythus daraus ist vei-steckt. wie mit einem Mantel ver- als ein Mantel, I, Prachtgewand der die Welt be- 25, 13: „Varuua trägt (nirnijai)i):- In den- Worte dräpi bezeichnet) wie Varuna gekleidet auch Gott Soma (der natürlich auch unendlich reicht, ist der Mantel des Varuna in Rg\-. selben Mantel (mit demselben des Rauschtraukes (ihn) oben, dieselbe pantheistische Gottheit, die ja zugleich auch die ganze Welt umhüllt, gelten konnte deckt). durchmessend einmal entflohen und hätte sich im Wa.s.ser sei in Wasserwohnung, VI, 3,7: „Alle Götter verehrten voll Furcht Die im Innern der Welt wohnende Gottheit hüllt (alles) Macht wächst der du dich im Dunkel befindest (lamasi tasthivärnsam):' dich, Agni, einfach die Dinge) gemaelit." <ler viel mehr ist als eine Personifikation IX, 86,14: „In einen Mantel gekleidet, der bis zum Hinunel Wesen der verehrungswürdige, den Luftraum füllende, den eingefügte", und Gott Savitar IV, 53,2: „Des Himmels Träger, der Wesenherr der Welt, der Weise, legt einen bunten Mantel an Es ist des Zeus (Pflanzen und lebende gottheit) . . . er der den weiten Raum füllende." derselbe Mantel wie der blumen- und tiergeschmückte goldene Mantel und wie der blaue 1) D. 2) Wenn h. Wesen fleckige, sind eben der d. h. Gewandschmuck der Welt- bunte Mantel des <'»^in -Wotan, wnzu ihn orschlos.sen aus seinen Manifestationen in dor Natur. niniij vielmehr dio von Pisdud Ved. Stud. II, „Gestalt" hat, würde aurh dlesi- vurtri'fflioli pa-sseii, s. unti-n. IM ihm zugesthriobono BedcutuiiK Franke: Kant und 126 Himmel das in Kap. I über den als die altindisohe Philosophie. Allumfasser Gesagte zu vergleichen Auch ist. ÖSins Beiname Grimr und Grimnir, der „Verlangte" (Mogk im Griindr. der Germ. Philol. Bd. 32, S. 335) kennzeichnet ihn Jener Mantel Gottheit. ist im Innern der Dinge verborgene als die auch dasselbe Kleid, von dem Goethe, ein den Ur- weisen kongenialer Gedanlcenfinder, im Faust den Geist sagen läßt: „So schaff Und Wem am ich sausenden "Webstuhl der Zeit wirke der Gottheit lebendiges Kleid." fiele es wolil ein zu bezweifeln, daß der Dichter mit „der Gottheit leben- Warum digem Kleide" die Natur gemeint hat? alten bezweifelt man es also bei den Indogermanen? Die Erscheinimgswelt, in der die Gottheit verborgen ist, gilt auch hüllende Eihaut, Rgv. X, 51,1: „Groß war jene Eihaut, derb war du eingehüllt in die Wasser 1 Agni Jätavedas, sah Ein eingingst, deine alle vielfach vom in die verteilten Leiber, Gott." Mit Leichtigkeit wird jedermann erkennen, daß hier die Stelle der uralte Mythus als ver- sie, wo ist, sich Weltei organisch angliedert. Ferner gehört in diesen selben Zusammenhang die Benennung der Gottheit als garbha „Embryo", so des Yäta Rgv. X, 168,4 „Seele der Götter, Embryo der Welt", des Agni Rgv. I, 70,3: „Der der Embryo im Wasser, der Embryo in den Bäumen, der Embryo im Stehenden und der Embryo im Beweglichen, der im Felsen, der des Identität in uns ist"... und „Embryo" in sonst. selbst Atharvaveda IV, 2,8 beweist die den Wassern und des in „goldener Eihaut" Ver- hüllten. Das soeben augeführte Rgveda- Zitat X, 51, anderen rgvedischen Auffassung hinüber, indogermanisch erkannt haben. ihre Verkörperung als vorgestellt, : ... „alle deine Leiber (visvä.. man auch und wegen der eine vielfältige Verkörperung. leitet zu einer wir übrigens ja auch schon die Die Erscheinungswelt, die Hülle der Gottheit betrachten konnte, hat natüi'lich 1 Agni Jätavedas, sah Ein Gott" tanvo), die \'ieLfach verteilt sind, als ihre mau einerseits als Erscheinungsform, Vielheit der Dinge Stellen als und Wesen wie V, 81, 2 „In alle Er- scheinimgsformen (visvä rüpäni) kleidet sich der weise Gott" (Savitar nämlich) bilden die Brücke zwischen dieser „Västospati, der du „ihr Asvin, \aele Indi'a: 1) und der Mantel- oder IfleicUdee. Formen (pwü varpänisi) annehmend". III, „Zu Erscheinungsform auf Erscheinimgsform wird D. h. VH, in alle Erscheinungsformen (visvä rüpätii) eingehst." den Ur- Ozean, vgl. oben. I, es von fort der 53,8 heißt fort und 55,1: 117,9: Franke: Knnt und indem Miiclitifre, VI, 47, 18: er Indra bewegt lim leihhaftijr scliaueii könne; (mäydbhih) und purttrarpas) Epitlieta, vielgestaltig Rudra des Tva§tr 33, 9, II, sind damit man zaiiberliafter Ei-sclioi- (pururüpa, „Vielgestaltig* wiederkehrende Gütter- öfter I, und hen-orbringt", sich vermöge sicli (piirurüpa).''- (vi.svarüpa) „allgestaltig" B. des z. um Zauberbilder (mäyä) rings jeder einzelnen Daseinsform hat er sich gestaltet, ,.Zu luingsfiirmen 127 die altindische Philosophie. und des Indra auch 13, 10, Derselbe Gedanke erscheint aber auch in freieren, weniger konzisen X, 120,6. und sclbst\erständigen Wendungen, z.B. YII, 101,3: „Bald wird er (Parjanya unfruchtbar, bald zeugt nänilicli) Wunsch nacli er, Die beiden angeführten Worte für ,, gestaltet er seinen Leib." und Gestalt", varpas (das damit „ab- lautende") rüpa sollen möglichenveise eigentlich „Gespinst" bedeuten litauisch verpiu „spinnen" zusammenliängen Wörterbuch der altindischen Sprache, der indogerm. Altertumskunde S. s. v. (s. mit griech. ^üjcto) „nähen" ver- Schon die Benennungen der Dinge der Erscheinungswelt lassen es knüpft. wenigstens als entfernt möglich erscheinen, daß sei es schon vorindischen Periode, so war, auffasse, allgemeinerer empfehlen würde. Annahme eine Art als wie X, 170,4; und vielleicht In i.st. (mäyino) . . . I, I, so sicher, daß die schaff t' erst 115,4 und indirekt, Stellen I, 159,4 heißt 95,7, es vor- wenn allen in Anführung in extenso als die Kraft, die die II, 3,6; II, z. Geldnei-s Erklärung Ted. Stud. IT, 189 I, S. 120), die Weisen, Glanzreichen." Wort von gi-ößter Wichtigkeit, Es bedeutet „die »«ä?/äbesitzendcn" oder „-anwendenden". Im Zusammenhang mit dem Licht wird die mäyä auch envähnt „Des Mitra und Varuna erhabene 7näyä von Erscheinungen) das Licht".. V, 85,5: z. T. 38,4; TV, 52,10; spinnen neue und neue Fäden innerhalb des Himmels (-Rundes) und Wort mäyino. spielt sich T. direkt, von den Göttern: „Die Zauberbilder schaffenden In dieser letzten Stelle findet sich noch ein heit also der Rgveda-, Gespinst sich Es gehören dazu, 122,2; 5; I, des (weltumfassenden) Meeres (vgl. Kap. das sie, sei es in nun außerdem eine Reihe Rg\eda- Das Licht erscheint da Dinge der Erscheinungswelt richtig sprechen dafür man In den meisten von ihnen sind freilich nicht alle Einzelheiten, wie ich Stellen. sich einer in Daß dem stellte. sie das 0. Schrader, Reallexiknn varpas), weiter 788, und mit Ulilenbeck, Kurzgefaßtes Ktyninl. ab auf „Auch dem Hintergründe diese erhabene .; verteilte vielseitig (d. li. Rg^•. 111,61,7: zu einer Viel- Y, 63,4: „Eure mäyä, Mitra und Varuna, des Himmels, die Sonne l)eginnt zu leuchten" mäyä . . .; des l)erühmten Asura Varuna will ich ver- künden, daß er in der leeren Luft stehend die Erde mit der Sonne wie mit 1) „Neues Leben schaffend" heißt denn auch diu Morgenröte VII, 80, 2. Franke: Kant und 128 einem Meßinstrument (?, die altindische Philosophie. mäna) durclunaß Erscheinungswelt aus Lichtsti-ahlen und begrifflichem Zusammenhang stehend Das Spinnen der mame)}''^ i'i (?, mäyä die darf Da betrachten. man also wohl als wir nun femer in in den ni, 53, 8 und VI, 47, 18 mäijä geradezu synonym mit den rüpas, Er- Stellen scheinungsformen, fanden, zu denen sich Indra entfaltet, so scheint mir klar zu daß im Rgveda wenigstens hie und da die Erscheinungswelt sein, optische Erscheinungsart rein als mäyä Zauberbild, Blendwerk. der Gottheit Wenn Bedeutung nicht schon dieselbe ist, den in so gegolten als Schemen, Späterhin heißt angeführten Rgveda-Partien sie ist hat. die mindestens nicht weit davon entfernt. Wir dürfen über unser Urteil also der Philosopie Kants das sachliche germanischen Zeit hat sich die Übereinstimmung licher nachweisbar geworden. Wie Kant, etwas an sich Seiendes, Verborgenes, so d. h. vertieft, nahmen sogar eine Art als noch der galt. Satz, daß wir ausschließlich mäyä dieser Schemen Zu diesem erhalten. Es die Seit bezw. sie zwischen der indoist deut- Weisen des Rgveda doch Unerkennbares, im Innern der Erscheinungswelt an, die ihrerseits jenem gegenüber ja Verhältnis und des Egveda dahin zusammenfassen: als nicht vollgültig erschien, fehlt zur vollständigeren Parallele nur durch unsere Wahrnehmung Kenntnis von Satze sind die folgenden Entwicklungsstufen der indischen Philosophie, wie wir sehen werden, wirklieh durchgedrungen. Kapitel III. Kaut und die Upanisaden-Philosophie. Die nächste wichtige uud hervorhebeuswerte Gedaukenschicht sopliie der Upanisaden. Da deren ist die Philo- inneres Verhältnis zu Kants Lehre, wie er- wähnt, schon durch Deussen kurz charakterisiert ist, da ferner die Hauptwerke der Upanisaden -Literatur durch Deussens angeführte Übersetzung allgemein zugänglich geworden sind, darf ich mich, anstatt alle genommen Belege für meine einfach 1) um Raum ausführlich zu sparen, darauf beschränken, zu zitieren, Einzelfälle aus- auf die betreffenden Upanisaden-Stellen in Deussens Über- setzung zu verweisen. vor. Sätze Die Kernmasse der Upanisaden -Literatur entstammt etwa Natürlich liegt ein "Wortspiel mit drei Ableitungen aus ein und derselben "Wurzel nid Es sind die zu mäyä passenden Bedeutungen, die dieses "^^ortspiel deutlich macheu, zu finden. Franke: Kant und ersten Hälfte des letzten Jahrtausemls iler Werke dieser Oattunfc reichen kommen uns an die altindische Philosophie. Chr., aber die späteren v. ins Mittohiltei-, bis ja die in und späte.sten Für Neuzeit. natürlich fast nur die alten und älteren in Hetracht Die Ankliinfre kantische Lehre haben sich iu der Upani.^aden- Philosophie gemehrt und <iie wesentlich sind bis 129 sammenfassen geworden. deutlicher 8ie lassen Der Angelpunkt der ganzen Erscheinungswelt Zuweilen Subjekt. sich in folgende Sätze zu- : ist Ausdruck <ler <lafür ein ist das Ich, das materialistisch wahrnehmende klingender, aber schwerlich gemeinter: „Herz" (W).' das So Brha(iäranvaka-U|). V, 3: „Das Herz Gewöhnlich aber jenes Wort, das im Zentrum der ganzen das All". ist Upani?aden-Philosophie steht, = Wort atman das „Selbst", „Seele"*, den das Schatten seiner späteren Bedeutung .schon in den Rgveda warf. Vgl. die Stellen Brhadäranyaka-Up. II, 5; Kants vergleichbare Anschauung r. V. S. 120 ff. als das Etwas, das klingt^ als handele es sich wenn Kaut fortl'ährt: S. S. deine Seele, dei- erklärt: ... „Alles, kenntnis gelenkt . . . was es d. . . . dem (vgl. auch Pro7,3 III, „der die Erde innerlich regiert, der ersten Es dem folgenden: als Vorstelliuig. fliegt ist schwer, eine deutliche ist und Grundsatz was geht oder lebt, iiinl synthetische Ein- i. Die Aitareya- oder was feststeht, alles von der Erkenntnis gelenkt, besteht in der Erkenntnis, von der Erist auch Kau§Itaki-Up. r. Und *. der Brhadäranyaka-Up. in und Wesen der Welt kennen wir ausschließlich Up. HI, 3: V., z.B. der nicht Natur, innere Lenker, der unsterbliciie." Grenze zu ziehen zwischen Kr. überall es der Ei-scheinungen nach Regeln geben" dem (fautama das wird Anm. Ähnlichkeit zugleich von Gedanke und Form, Ulf.) uml wenn anderseits Yäjflavalkya in um 135 den Verstand „die Gesetzgebung für die Xatur" nennt heit des Mannigfaltig(>n Diiigi' II, 21. Vgl. besonders auch S. 128, „ohne Verstand würde legomena § 36 Käthaka-Up. bekannt; speziell konstatiert er Kr. Ei-fahrung möglich macht, die einheitliche alle ..transszendentale Apperzeption". ist ja die Welt, III, 4; die Erkenntnis ist Chändogya-Üp. VH, 26, (ihre) 1; 8.318: „Das Reale äußerer Erscheinungen Wahrnehmung und kann Grundlage" Kaivalya-Up. ist also . wenn ich das . Vgl. Kant wirklich nur auf keine andere Weise wirklich sein"; „so wird vielmehr klar gezeigt: daß, . 19. S. 323: denkende Subjekt weg- 1) Wohl nur bildlicli genu-lnt, da die Weltsocio im Verhältnis zu der Sinnen weit unter anderem verglichen wird mit dem Herz in seinem Verhältnis zum Adersyst«>m. S. unten. 2) Das aber auch noch in anderen Beziehunp^n eine bedeutende KoUe spielt. Al)er es klingt nur so. Mit Rücksicht auf meine SciiliiOkritik brauche ich bei diesen ."<) Znsammenstf.-Ilungen nicht zu peinlich zu sein und auch die verschiedenen Seiten dos Geisteslebens niiht allzu Sorgfältig auseinanderzuhalten. 9 Franke: Kant und 130 Körperwelt wegfallen muß, die ganze nehme, nung die altindische Philosophie. als die nichts ist, als die Erschei- und eine Art Vorstellungen in der Sinnlichkeit unseres Subjekts Dieses unserer Sinneswahrnehmung erscheinende Sein desselben." wahre, eigentliche Sein, lehren die Upanisaden weiter^, nicht das Ding an Das Pur- echt- halten desselben bezeichnen die Upanisaden sagt Kant. wissen" und vereinzelt Rgreda getan Mäyä als Vgl. hatte. („Illusion", „Blendwerk"), wie B. Käthaka-TJp. VI, 7; IV, 2: z. . . . schon der es den unbestän- man digen Dingen"; SvetäSvatara-Up. IV, 10: „Als Blendwerk erkenne den Blendwerk anwendenden (mäyinam) den großen Herrn." Kärikäll, 17 Dazu — 19 (60 Up. Kant, Kr. Tgl. hier trennt, ist meiner Brhadäranyaka-Up.IV, S. 585). V. r. S. 66 402. u. 4, 19 Was Kant und Meinung nach nicht so sehr der Verteilung und Gestalt in Wirklichkeit sondern der, daß die Natur, Mändükya- = Käthaka-Up.IV, 11. die indische Philosophie Umstand, daß die indische Mäyä-Lehre das nur aus der Wahrnehmimg Bekannte geradezu Vielheit, sich, als ,,Nicht- „aber Weise, die die Unsterblichkeit erkannt haben, suchen nicht das Beständige in als i aber nicht das ist als nicht Torhanden in dieser erklärt hat, diesen bloßen Vorstellungsdingen nicht gleich viele Dinge sie an sich gegenübergestellt hat, sondern nur Ätman usw., während Kant ein einziges Prinzip, reales von Dingen an das Brahman, alias annimmt. Etwas wirklich Seiendes hinter dem Schleier der sinnlichen Anschau- eine Vielheit ungsformen nehmen jene Indier nicht weniger wichtige Übereinstimmung trotz der 1) Wer auf Parallelen erpicht ist, Abweichung als Kant an, und das in der sich ist die Art ihres Idealismus. ohne allzu ängstlich auf ihren Sinn zu achten, der kann Raum anführen, die an Kants bekannten von unserem Geiste gegebene Formen imserer Sinnenerkenntnis sind. Chändogya-Up. VII, 26, 1: „Für den so (die Dinge) ansehenden.... stammt aus seinem Selbst (seiner eigenen Seele) der Raum (ätes'a). .." Ebenda III, 12, 7f.: „Beides ist ein und dasselbe: jener Raum außerhalb des Menschen und der Raimi innerhalb des dann weiter Aussprüche Nachweis erinnern, daß in den Upanisaden üher den Raum und Zeit apriorische und der Raum im Herzen" (reproduziert Brahma-Up. 2). Die Kritik dieser möchte ich sogleich jetzt erledigen. Die Übereinstimmung ist nur eine scheinbare. Für die Upanisaden -Philosophen sind Raum und Zeit genau in demselben Sinne ideal, wie es alle empirischen Dinge sind, denn Chändogya-Up. VII, 26, 1 schließt: „aus seinem Selbst diese.s All", für Kant dagegen sind Raum und Zeit einerseits und die sinnlichen Erscheinungen Menschen; speziellen . . . Parallele . anderseits prinzipiell verschieden, jene sind ,,rein" a priori, diese aber empirisch. eine Stelle wie Maiträyana-Up. VI, 14; Nrsimhapürvatäpaniya-Up. Kausxtaki-Up. 6 1, als EU 1.5 alle als aus aus Zeit und Raum Dinge als . — Wenn feiner aus der Zeit, Chändogya-Up. I, 9, 1; Vin, dem Räume (vgl. auch Brhadäranyaka-Up. entstanden hingestellt werden, so an die Möglichkeit zu denken, daß die altindischen Weisen schon wie Kant als . alle i.st III, 8, 4), sicherlich nicht Sinneswahrnehmung Es ist sehr abhängig erkannt gehabt hätten von den reinen Verstandesbegriffen Zeit und Raum. leicht hegreiflich, wie Begriffen a priori eine 2) Übrigens, Vgl. auch Kr. r. man alles Seiende als Produkte von Ahnung zu haben. „ Raum " ist Raum und nur ein anderer Zeit auffassen konnte, ohne von Name für das „ Allumfassende ". wie bekannt, ja auch andere Philosophien, des Altertiims und der Neuzeit. V., S. 642 f.; 208ff. Franke: Kant und dio altindische Philosophie. 131 Hinter dem Schleier der empirischeu Wahrnehmungon steht ein Etwas, von den liulorn besonders das „Selbst" (a/?«on)', aus reüsionsgeschiclitlichcn Gründen auch Braliman, Puru?a usw., von Kant das „Ding an sich" und ähnlich benannt. S.Z. B. Kätluika-Up. II, 22, ÖvetäSvatara - Up. 21 und VI, 11. III, Wie die Messerscheide das Jlesser umgibt oder wie dio Radspeichen die Radnabe, wie Adersystem wie das Herz, das System der Flüsse den Ozean», wie die Schallweilen das Musikinstrument, wie Funken und Rauch das Feuer umgeben, dem das entstammen, so die Formen des empirischen Seins den Ätman. .sie yaka-Up. 4, 7; II, ü, 15; I, Brhadärapyaka-Up. 31 f.; Mändükya-Kärikä IV, 47 II, 1, 1; einer zu und iiat selnin „Feuer", ilic in Buddhismus sind und ihr zahlreiche Bilder Brahman (alias „Ding an in sich".* z.B. i^vetäSvatara- Up. VI, 11: Mundaka All....'"; teillos - U]). wie Es heißt, geheißen „der eine goldener „In thront." Statt Denn Dunst" (virajam) übersetzt werden. abgewonnen. usw.) aber ist undefinierbar, wie schon in es „verhüllt", hatte, Gott versteckt (güdhah) 5: „Eines, verhüllt, unendlicher Gestaltung. I, II. 2, 9: Brahman Zeit ^g^•edischer Wesen"; Mahänäräyana-Up. Staublos und ihr beruht, diesem Falle zweifellos zugleich universal gedachten^ Gott- l'ud im unerkennbar gerade wie Kants als Auf rgvodische (und möglichenveise urindogermanische) Be- gemeinindogemianischer „vei-steckt", symbolischen alle aber wahischeiulich zugleich älter als die Upani§aden Dieses Etwas, dieses „Selbst" in allen wie wird, f.) im Alltagsglauben sich auch das spätere Denken naciihaltig beeinflußt. nennung der auch heit als ist haben entwickelt faktisclion (ileichungen der Religion) gesagt, wdhl Brhadäran- (60 Up., S. 598 ff. = Feuer (die Dio symbolisclie Gleichung üniversalgott natürlicii S. Ozean: z.B. Maiträyana-Up. VI, 16; 10; 11; Feuer: Kau§Itaki-Up. IV, 20; Maiträyana-Up. VI, 26; II, 4, Mundaka-Up. II, 4, 9; herrlichster uucli Hülle {koi<e) wohl besser „ohne staublos sollte „Dunstkreis" (rajas) ist eins der Bilder für die empirische Entfaltung dos au sich „dunstlosen" (viraja) Braliman 1) Idar Warum dieses mit dem Ich identisch ist (vgl. oben, S. 129). wird in der Schlußbetrachtung werden. 2) V'gl. auch 3) Vgl. den Urozoan der Griechen, die Beispiele oben aus s. S. 120. dem Rgveda, dio sich leicht vermehren ließen. Für die auch die Übereinstimmung von Svetä.svatara-l'p. VI, 15 mit dem früher angedeuteten Itgveda - Mythus daß Agni, der „Feuorgott", sieh im "\Va.sser versteckt habe. Denn in der Upani^ad ist zweifellos nicht vom Feuorgott, sondern von der alldurrhdringondon Richtigkeit dieser Ansicht spricht ja , Gottheit die Rede; Weltalls, er 4) ist als von dieser aber heißt es Feuer Wie außerdem in a. a. 0.: „Er. der Eine, der Schwan inmitten dieses das Wasser eingegangen." „un.ser eigenes Subjekt", der Welturhebcr, die Gottheit (Kr. r. V. .")39; „an sich selbst" (Kr. l'roli'gomena §58). r. V. S. 67.')) Im Ätman-Uegriff sich nämlich das alles. 9» und wie vereinigt die altindische Philosophie. Franke: Kant und 132 oder Ätman, das denn anch der Sänikhya-Plülosophie einen wichtigen Terminus Käthaka-Up. II, 23: „Dieser Ätnian ist nicht durch Worte zu geliefert hat. Ähnlich VI, 12: erfassen, nicht durch Weislieit, nicht diu-ch viele Gelahrtheit." „Nicht mit dem Wort, nicht mit dem Verstand, erfa.ssen. Wie könnte mau dem Auge mit niclit er zu ist ihn erfassen als einzig durch das Prädikat 'Er ist'?" auch BrhadäranYaka-Up.in, 4,2; 8,8; Taittirlya-Up.n,4; Kena-Up. I, 3; Mundaka-Up. HI, 1, 8; Brhadäranyaka-Up.III, 9, 26: „Er aber, der Ätman, ist nicht so S. und ist und nicht so"; II, 3, 6: „Aber es ist nicht so'" Vgl. Kant, Kr. r. V. die S. Bezeichmmg 250: . für ihn 'es ist nicht so! ist: „das ti-ansszeudentale Objekt aber, . . welches der Gnuid dieser Erscheinung sein mag, die wir Materie nennen, bloßes Etwas, nicht einmal verstehen wüi-den, was es sei, wovon wir jemand sagen könnte"; auch z. B. S.66; 232; 235; 257 Ti-otz f.; fachen RoUe als Ding an sich, als Subjekt an sich und doch der religiöse Drang auch die ist ein uns auch es Prolegomena § 14; §32. Ätman (Brahman dieser Unerkennbarkeit des wenn usw.) in seiner drei- als absolute Gottheit hat Upanisadeu -Weisen dahin gefülirt, allerlei Aussagen über ihn zu machen. Ebenso hat sich Kant nicht enthalten, die Eigenschaften aufzuführen, Rahmen heraus aus z. Wesen der Ausdi-uck ist, Mundaka-Up. in, aller Wesen, wofür wofür aber noch selbst der Götter, ff.; 4, 6, in Up. ja die I, z.B. z. I, 1, Mahä-Näräyana-Up. „das Wahre Wesen, Ghändogya-Up. B. Brhadäranyaka-Up. 1, 1; z. I, 4. Vm, III, B. 1, 6 ; LXm, 2 Käthaka-Up. V. 11; VI, nyaka-Up. in, z. B. Käthaka-Up. 8, 9; B. nach er ist Wesen, z.B. Mahä-Näräyana- Mundaka-Up. imveränderlich, ewig, z. Brhadäranyaka-Up. ni, 12, 6 II, 4, 5'; m, und Brhadäranyaka-Up. 7, I, 14 ff.; das Urwesen, z.B. Aitareya- I, 4, 1; werden mag Käthaka- I, 4, 7 ff.; 10; I, 4, 11; I, 4, 17; H, 1, 20; 4; cüe höchste Realität, wahrhaft seiend, das „Wahre'', ; Brhadäranyaka-Up.V, 4, Taittirlya-Up. H, des Wahi-en", Brhadäranyaka-Up. kavi, mantsin), z. 1, 8; gesamte Upanisaden- Philosophie angeführt speziell Fabelform ausgedrückt Kena-Up. Mahä-Näräyaua-Up. bloßen auf beiden B. nach Kausltaki-Up. HI, 8; Brhadäranyaka-Up, IV, 4, 20; Up. V, 15; Mundaka-Up. H. 2. 10; Brhadäranyaka-Up. 3 einem sind an sich einfach {niskala^ akala) ist 1,4, 11 ff.; 6vetä§vatara-Up. V, 5; VI, 11; das höchste Up. I, 5; das als Diese Eigenschaften Svetägvatara-Up. VI, 2, 5; 11, 2, 9; einzig, universal, Gottes-Idee der reinen hätten. Ätman -Brahman Seiten dieselben: Mundaka-Up. wir die Gott beizulegen II, 8, 8; Kä-Up. 18; II, 2, 10; IV, 4, 16 fi-ei 1 20; 11, 3, 6; das vollkommenste Chändogya-Up. VI, 1; B. Käthaka-Up. 11, 1, 8; 1, 5; allgewaltig, weise z. (vipascit, B. Brhadära- von den Bedingungen der Zeit, U, 18 uud 22; Svetäsvatara-Up. HI, 21; f.; 20; Maiti-äyana-Up. VI, 15; den Bedingungen des Raimies, allgegenwärtig, unendlich, ist fi-ei von doch Ätmau-Brahman Franke: Kant und z. Dingen, umfaßt allen in zuf,'leifli Dinge, die ganze Welt, den ganzen alle Brlmdäranyaka-Up. B. Kilthaka-Up. II, 21 u. 22; VI. 3; :UL: III, 7. — 9; III, 8, 7 Kant. Vgl. Kr. IV, 4. 17 V. 4.59 r. 463 f., ii. T, Kaiini, 4, 7 u. 16; II, 5, 15; 20. Svetäävatara-Up. HI, 9; III, 21; VI, 11. Ks hat sicherlich nie eine 501, 539, 617. f., 133 die altindisohe Philosophie. alle mit Kant.s Gottesidee geforderten Eigenschaften der (iottheit in solcher idealen Vollkommenheit ihrer Gottheit beigelegt hätte wie die gegeben, die Religiiin AVie mir scheint, haben die indischen der Upanisaden. philosiiphisclie Religinn (und schon urindogermanisclien) Weisen Kants Ideal sogar iibertroffen, denn die Forderung, daß die Gottheit allgegenwärtig (nicht als AVeltseele)" Welt S. Wenn Kant eifüUen. Pantheisnuis sei, kann doch logischerweise der Gottesidee in und „die Allgegenwart'' für vereinbar 501), so ist das wohl durch zweierlei zu erklären den nui- der außer der hält (Kr. r. V. und zu entschuldigen: Durch der herischenden kirchlichen Tradition, der anerzogenen Anschau- Zwang ungen, „das Da.sein und durch üngebundenheit einer rein die über- die absti'akten Idee, wiegend von menschlichen Wünschen, nicht von philosophischen Gesichtspunkten Kant gelenkt ist Daß aufstellen. Kr. r. V., will ja 462, Anm. S. mit seiner Gottesidee nur einen unausgefüUtcn ein solches man aber von einem * Wesen und S. wirklich existiere, verlangt er nicht 536, 539 Begriffe, von dem ff., Prolegomena § 57, B. (z. Prolegomena § 52b). Anschauungen kommt also diese geschah es, Wenn um die Urteil eines Kant garantieren zu in Beti-acht Für die spczifll Daß S. 175). könne, aller seine ja ist Vergleichung mit den ganze Gottheitsidee ich wenigstens in Rahmen nicht zugleich die Realität gegeben wird, auch Widei-spruchsvolies nach Belieben aussagen Ansicht (s. eigene indischen überhaupt nicht ernstlich Kürze mich damit beschäftigte, so Hoheit der Gottesgedanken der Upanisaden auch durch das lassen. Schluß noch eine sehr auffällige Parallele: die beiderseitige Auffassung Zum von der Moral, die übrigens ganz ähnlich auch im Buddhisnuis sich wiederfindet Kant Kr. daß es r. V. S. 627 Anm.: „Das menschliche Gemüth nimmt jedem bei vernünftigen We.sen Interesse an der Mmalitiit. ob es gleich nicht wiegend ist. Befestigt und vergrößert dieses auch das speculative Interesse zu vereinigen. ihr wenigstens auf dem halben wie ich glaube, und praktisch über- Interesse, und ihr werdet die mit dem praktischen um Sorget ihr aber nicht dafür: daß Wege, gute Menschen macht, auch niemals aus ihnen aufrichtiggläubige Menschen machen." R. „Moral also führt Heiligkeit ist unumgänglich zur Religion." nach Kr. pr. V., S. 10, natürliches ein ungetheilt Vernunft sehr gelehrig und selbst aufgeklärter finden, ihr vorher, (so noth wendig geschieht) Anm* ..im Ebenso S. 8. so werdi't (i. bl. V., S. 6: Weisheit und (Ininde und objectiv ..einerlei". Franke: Kant und 134 die altindische Philosophie. Käthaka-Up. ü, 24: „Mit Nichten kann derjenige seiner (sc. des Ätman) durch vom Bösen abgelassen hat, nicht Und Buddha erklärte, Dlgha-Nikäya Erkenntnis teilhaftig werden, der noch nicht beruhigt, gesammelt, ruhigen Geistes ist." rv, 22: „Durch Heiligkeit geläutert ist die Erkenntnis"...; er lehrte das, was wie eine notdürftige Moral seines Systems aussieht, als Mittel zur Erreichung Mönche, „Dies, der erlösenden Erkenntnis: ist die Wahrheit vom erhabene "Wege, der zur Airfhebimg des Leidens führt," und entsprechend machte er die Herzen seiner Hörer immer und verkündete ihnen a. a. 0. V, 29. erst durch moralische Unterweisung empfänglich erst dann die „höchste Buddhalehre", So auffällig aber diese Übereinstimmung ist, vom so selbstverständliche Eesultat der beiderseitigen Prämissen. Diese Leiden, ist sie s. z. Kongruenz beweist übereinstimmende Sache etwas Not^vendiges, also nicht einmal das Eine, daß die für die Menschheit bleibend Bedeutendes sei. §aden- Philosophen und Buddha war stellten, Die Aufgabe, welche die UpaniErkenntnis die der illusorischen Natiu- des empirischen Seins und die Emanzipation von dessen Zwang. Abkehr, Resignation, war dazu natürlich der erste notwendige verleugnung aber ist ja das Wesen Linere Selbst- Schritt. der Moral. Kants Gedanke aber ist, daß die Moral auf ein höchstes Ideal, auf eine Gottheit, hinweist und hinführt parallelen Aussprüche sind gewachsen. also B. das ganz in Wirklichkeit auf ganz verschiedenem Die Boden ^ Kapitel IT. Kant und Buddha. Der dritte große Kreis altindischer Gedanken, der sowohl seiner Bedeutung wie mannigfacher Kongruenzen wegen beanspruchen kann hier herangezogen zu Buddhas Lehre. werden, ist scheint, diese Literatui- an. Zeitlich schließen sich, wie es wenigstens vorläufig Gedankenmassen unmittelbar au die Kerumasse der Upani§adenDie historische Persönlichkeit, menschen Buddha eingekleidet hat, scheint die um die 500 Überlieferung v. als Gott- Chr. gelebt zu haben. Ich stütze mich im folgenden auf die in Päli- Sprache abgefaßten Originaltexte des ältesten Kanons der buddhistischen Kirche, nicht auf sekimdäre Schriften über den Buddhismus, woraus man sich die Abweichimgen meiner Ansichten 1) Kants Kausalitätslehre hat mit derjenigen der Upanisaden und des Buddhismus nichts den Begriff, der ja aber etwas allgemein Menschliches ist, und den Namen gemein, und selbst was die Namen anbetrifft, so scheint mir die derartige Übersetzung der indischen Termini durchaus als picht zweifelsfrei. Franke: Kant und den von indisclio bekannton Darstellungen Grundgedanke von der 135 die altindische Philosophie. des Buddhismus erklären wolle.' Der alt- prinzipiellen Verschiedenheit des Seins an sich und des empirischen Seins bildet auch die historische Grundlage von Buddhas Von ihm aus Lehrgebäude. zu beurteilen und begreiflich, alles ist seinen und Kants Aussprüchen. Parallelcu zwischen auch die Das Neue aber und Be- zeichnende in Buddhas Lehre war sein Fallenlassen der Ätmanfrage, seine Ab- neigung gegen jede Metaphysik. eine unbekannte Größe X Weil das „Selbst'' (ätnian, Päli attä) der und bleiben muß, oder wie Kant ist und „von negativem Gebrauche" (Kr. r. V. S. 235), Diskussion darüber konstant abgelehnt und spricht Form, indem er von allem Empirischen Jede mögliche Äußerung deutungen oder über Dinge, Buddha tadelnd eine ditthi die (d. h. namentlich Er wahrer Greuel. ,, luftige theoretische metaphysische Fi'agen"). seinerseits stand der Erörterung für Leiden); dazu dieses Leiden war (wie Kant) über solche hinaus, versichert Buddha nur 4,"?. II, die empirische, (eben als Vorstelhuig) kommt d. h. sei. In Gegen- Diese erklärt er einmal Ergänzung: die Anweisung, wie diesen engen Reichtum der buddhistischen Gedankenmassen An Kant als die für uns nur als zweitens ihrer Konsequenz nach , die selbstverständliche aufzuheben in- Solche ditthis waren ihm ein unsere Vorstellung existierende Erscheinungswelt übrig. ihrer Entstehung nach (als Handhabung Ansicht über von den beiden Komponenten des Weltenseins bleibt sonach sei. seiner verschiedenen Be- mit diesem Ätman zusammenhängen, nennt uns einer seiner Jünger im Anguttara-Nikäya Es einer in wörtlich „Ansicht", in Buddhas aber so viel wie „unbeweisbares Dogma", diskutable, darum hat Buddha jede attä nur in der negativen daß es nicht Ätman (an-attä) sagt, über den Ätman vom Dinge sich ausdrückt, ein Rahmen fügt sich der ganze ein. erinnert in diesem Lehrsystem zunächst natürlich wieder die Ab- trennung des empirischen Seins von jenem X, das jenseits von dessen Grenzen Dann aber kommt liegt. eine neue sehr wichtige Kongruenz, die zwischen Kant und Buddha und überhaupt zwischen Kant und l'hilosophie, hinzu: mehr möglich reien ist, Das Haltmachen an jener Grenze, und prinzipielle die und des inneren Sinnes, genommenen eigenen 1) jenseits deren kein Wissen der scharfe kritische Sinn, der von metaphysischen Phantaste- nichts wi.ssen wollte, äußeren wichtigste der indischen d. h. (Jleichstellung der Objekte des auch die Charakterisierung der wahr- Seele als nui- iinpirischt Die Raumbeschränkung zwingt mich, hiar r Krschcinung. während die Upa- luiligliih die lIau|>tergebni!.so einer durch die Arbeit für diese Kant -Schrift veranlaßten Abhandlung iibor Buddhas Lehre wiederzugeben. Pranke: Kant und 136 nigadeu-Philosophie das Ich als die altindisohe Philosophie. lu diesen objektive Realität hingestellt hatte. offenbart sich eine so wunderbare Ivougeuialität dieser beiden großcu Grundzügen Geister, daß wir alle anderen nichtssagenden Parallelen bereitwillig daran geben können, von denen in der folgeudeu Detailerörterung noch auftauchen einige werden. Nichts in der Welt "Wahrnehmbares, lehrt Buddha, umgekehrt unser Ich rungen, nicht ist Ätman Ding an als „flüchtige" ist an-attä, d. h., Ätman wiederum als göttliche Grundgedanke gewonnen dieser verwandte und auch in allen 3 Nuancie- Weltseele zu neiimen ist.' i'edeu. frappierend, welch verwandten Ausdruck bei ist oder (atlaj^ Nichts in ihm gibt das Eecht, von einer Individuum zu Seele, einer Persönlichkeit, einem Es und „Selbst" ist Erscheinuugswelt (anicca) (an-attä)^ wobei sich, als Seele das Individuum Auch Die ausgedrückt: iiat, Buddha und Kant bei wenn man mit Buddhas häufigen Aussprüchen, daß in den Komplexen empirischer Seelenerscheinungen kein keine Kr. r. kein Seele, V. 8.120^: nennen, alles ist so Ich ist die bloße Form ilmgata in als Begriff entspricht Buddhas Lehre, womit die entkleidimg von allem Empiiischen begriff als bloß begriffliche nichts Bleibendes diesem in dem, was in wir Seele . . . dieses von irgend eiuem Gegenstände, sondern S. die durcii pr. V., S. 4. rein die ist, Und auch formale 2, dieser Abstraktion Erkenntnis, befreite „Seele au sich" Größe gemeint 307 ff., 323f., 297ff. (bes. 299), Prolegomena § 49, Kr. des BewidStseins" d. h. cler die r. Ta- Selbst- reine Seelen- den Buddha nötig hatte, überhaupt ein Subjekt für die Erkenntnis und das Erlöstwerdeu zu haben. Meinung von Kaut, Kr. Ich, von Kant vergleicht wie „Denn 322: des Bewußtseins", vgl. auch 330f., 402, 529, 584, 675, „bloßen S. im kontinuierlichen Flusse und wenig Anschauung, Form Sätze kann kein stehendes oder bleibendes Selbst „es innerer Erscheinimgen gebeu", Flusse wäre, entdecken zu attä um Der V., S. 597, daß die Seele (im Unterschied zur Einheit der bloßeu Absti-aktion) „ein sehr komplexer Begriff sein" könne, entspricht der inuner wiederkehrende Satz in Buddhas Lehre, was wir Seele nennen, sei nur die z. Zusammenfassiing von fünf Arten empirischer Äff ektion B. Saniyutta-Nikäya 1) Es ist XXII, 85), wozu speziell auch Kr. Idee sei: Kr. gomena V., S. 675 zu ver- V., S. 4591, 468, 486, 501, 507, 522—526, 531 , Kr. pr. V., S. die f., bloße Idee dieser Gottiieit 5381, 5871, 624«., Prole- 2. Denn tathägata heißt „der die "Wahrheit Erkennende", wie ich festge.stellt habe, AViener d. Kunde des Morgenl. IX, 347, Aum. 1. Vgl. auch Chalmers, Journ. Roy. As. Sog. Zeitschr. f. 1898, 103 fl S. r. § 55, § 57, S. 171 ff 2) C/^Jöf?««« - /JcAa^icfÄff, damit auch in Gleichung zu setzen, was Kant über die Unmöglichkeit sagt, die wirkliche Existenz der Gottheit zu behaupten, so notwendig auch als ( r. Franke: Kant und gleichen Ebensowenig wie von einer Seele hat ist. liuddlia und der Fortexistciiz oder Vernichtung I'i-iie.xistenz 137 die altindische Philosophie. einer natürlich von der üherhaupt solchen auch nur reden können; er hat ininier wieder ausdrücklich abgelehnt, auf Fragen einzugehen, danach Buddhas sichten weil für sie ihn gegenstandslos Wenn manche waren. ohne Bedenken wie über ein Butterbrot über angebliche An- Buddhafoi-scher solcher Fragen sprechen, betreffs Auch zu geschweigen. mögen sie es vor dem dem der Wissenschaft ganz so Riehterstuhle der einfachen Logik verantworten, von Buddha wieder hier stimmt aufs genaueste mit Kant Glauben an ein zukünftiges Leben für einen nicht beweisbaren überein, der den doktrinalen Glauben erklärt (Kr. Nahe verwandt 330 f., 534, 625, Prolegomena § V., S. r. 48). Buddha und Kant unbeweisbare sind die Ausdrücke, mit denen Ansichten über metaphysische Dinge bezeichnen: Buddha nennt sie diftki (hohles Dogma), Kant Kr. Vernunft", die Ansichten, XXIV, 9 XXIV, 11 u. T., S. 327 „dogmatisch", Dighanikäya I. 1,3, auch (z. S. DiUhis sind 407f. B. I, 9,24) und räumlich unendlich sagt Buddha Samyutta-Nikäya nur möglich, indem man die Erscheinungswelt 12, z. B. Saniyutta-Nikäyal, 6, 1, 4; sei, 32ff.; Darüber zu diskutieren sei. 384 „Dogmatismus der reinen S. vgl. daß die Welt ewig oder nicht ewig 10; u. oder endlich r. 395 unauflösbare Probleme, S. als real seiend zugäbe. Die Natur der Sache bringt es mit sich, daß einige dieser diftim selbst im Wortlaut einzelnen Thesen und Antithesen von Kants Antinomie entsprechen (s. Kr.r.V., S. 354f., 360ff., 5961, Prolegomena § 52, b Gewiß S. 3). stimmenden ist allgemeinen Grundansicht doch von nebensächlicher Bedeutung. am tiefsten bewegenden Fragen, die wenn nomie und der und Grundtendenz Es sind eben sie eine vollkommene wäre. ditthis diLs ditthis als die soite auch Kr. pr. V., sondern beider seit je I'hilosophen Menschen die Es Details in daß eine Ansicht sie ihren Ursprung die sich gibt füj- nur mit einem Buddha sehr daß sie empirischen Welt ausgeht. von Also und Antinomien ziemlich heikel Wahrnehmung hat und deshalb in real ist es mit der speziellen i'arallelität es bleibt als der Luft Seiendem Annahme von etwas und ist der reinen Vernunft, also jen- ilor bestellt, viel Und einer ditthi zu stempeln, zu in nur Satzgruppen der Anti- den wenigen von Kants Antinomien entsprechenden. der Grenzen der empirischen schwebt, die sind zwei exzentrische Kreise, Ent.scheidende für Buddha, nicht wie für Kant, die Übereinstimmung Aber kleinen Teile ihrer beiderseitigen Gebiete decken. mehr vgl. in den buddhistischen Texten in erste Linie Wichtigkeit würde diese gerückt erscheinen. besitzen, u. c; das sehr interessant, aber als notwendiger Ausfluß der überein- alleinige in der der ditthis wirkliche Franke: Kant imd 138 die altindische Philosophie. Venvandtschaft übrig mir die kritische Ablehnung X an sich nicht wie ein Ein formaler Anklang untergeordneter Natur schließen. sagt, im Anguttara - Nikäya n, 4, 6, Brahmauen \md Asketen einander in den Haaren Folge, daß ziu" sachgemäß hier noch anzu- ist „Die Passion für solche dogmatische Ansichten (ditthi-räga) aber", offenbar in Buddhas Geiste, einer seiner Jünger „hat Aussagen, die das Ding aller behandeln. Kant bemerkt im analogen Gedaukenzusammenhange Kr. r. V., S. liegen". 351: „Diese wo vernünftelnden Behauptungen eröffnen also einen dialektischen Kampfplatz, jeder Teil die Oberhand behält, Man kann der die Erlaubnis hat, den Augriff zu tun sich leicht vorstellen, daß dieser Tummelplatz von jeher betreten worden, daß viele Siege von beiden Seiten eiiochten'' Da Buddha alle Fi'agen, Nuancen beziehen, überhaupt als um uiu- die sich auf das nicht vorhanden das Problem Ding an . es sich also für ihn der empirischen Erscheinungswelt gehandelt. Upani?adeu - Pliilosophen und wie Kant klar überzeugt Kap. 45 spricht er: ... „nur in diesem Nikäya Bd. 11, Körper zeige ich . . . . . 10: I, 7, . . „In sechs gewesen. Anguttara- Bewußtsein habenden . . entsteht in sechs wird die ., . den Aufgang der Welt, das Aufhören der die "Welt auf, Samyutta- Nikäya .; macht man ihre Bekanntschaft Welt, in sechs die Welt aufgehoben", den fünf Sinnen imd sechstens im Verstände (tnanas), der die 318 imd 135. V., S. Kr. r. ein Hund an Wir ganzes Streben ist Hund zu an den Pfahl (Samyutta -Nikäya XXII, 99 denn daß die Sinneserscheiuungen als Summe von Buddhas Wirken Als weiter nichts gegolten: „Die Ursache der Sinneserfahrimg i — lehrt der Erkennende, und wie Lehre des großen Asketen." Dhammä ,alle z. — sie sind ja die Objekte des entschuldigen." Buddhas bloße Erscheinungen hat immer der aufgehoben wird; dies Der Verstand manas, des Verstandes. zusammengenommen reicht bilden. nicht Satz die ja aus einer Ursache her- Die B. aus Majjhima- Nikäya Bd. I, Kap. 37, S. 251: sabbe Sinnenerfahrung als Wohlgemerkt: Buddha hat nicht gesagt, Vermögen, aus Sinneswahrnehmungen Erfahrung zu ergibt sich laufen sucht, u. 100). darauf gerichtet gewesen, diese Kette zu lösen, einzuschärfen, aufgefaßt werden düi'fen. vorgeht vgl. z. B. Sinneswahrnehmung gebunden wie sind an die einen Pfahl; in welcher Richtung auch der die Kette zwingt ihn d. h. in Sinneswahr- nehmung zm- Erfahrung umwandelt, genau wie nach Kants Meinung, l) . diese nur als unsere Yorstellung kannten, davon ist er ebenso wie die Daß wir Welt" . . genug sich in einer seiner drei hat beti-achtete, . oft . aus, Kichtigkeit Dhammä um ein ist ist die es gäbe aber das dieser Erklärung nälain abhinivesäya Daraufeingehen zu Franke: Kant und überhaupt auch die Er Seiendes'! nichts ihm ankam, war, die Worte das hat Ansicht der Diskussion 139 die altindiBcbe Philosophie. vom so daß getan, wenif; ganz Nichtsein er ablehnte. ist ja nur die Negierung des Seins, und er hat falsche Fi-agestellung, realität allen fiageu, Fragen, war für ihn eine ganz Wort zu haben, das Realität um oder Nicht- der empirischen Erscheinungen ganz in Suspenso ließ und nur den Ge- samteffekt derselben auf das wahrnehmende Subjekt zum Ausdruck brachte, Welt der Erscheinungen nach einer vorwiegenden, schon er die zu disku- als sinnlose, mißverständlichen Eventualitäten zu entgehen, nicht mißzudeutendes einfaches, ein Um abgelehnt tieren stets beiderlei Denn auch also ebenfalls ein Operieren mit Nach Sein oder Nichtsein zu <lem Seinsbegriff. es und Begriffe Sein und Nichtsein überhaupt zu vermeiden, weil diese ja von der empirischen Welt abstrahiert sind. „Nichtsein" vielmehr Worauf in faßte den Upani§aden beklagten Eigenschaft kurzerhand als „Leiden" zusammen. Die einfach logische Konsequenz hieraus ergibt eine überraschend Lösung des Nirwana -Problems. fache Da von ein- Existenz oder Nichtexistenz, also auch von Fortexistenz oder Vernichtung, femer von einem seelischen Prinzip gar nicht die Rede sein kann, so kann die Erlösung (atia) womit Buddha von dem, dasjenige bezeichnet, was Avir vom „Leiden", empirisches d. h. Dasein nennen, mit keinem dieser Dinge etwas zu tun haben, also auch nicht mit jenem sozusagen nach mathematischen Seelenbegriff, deren Fortexistenz reinen Seele der verständnislose Leute ihn so oft an sich {tathägala\ Nirväna befragten. kann au.sschließLich die Aufhebung des empirischen Seins-Eindrucks („Leidens"), So wird auch der buddhi- der empirischen realisierenden Auffassung bedeuten. stische Satz verständlich, gar nicht nötig daß das Nirväna vielmehr während des „Lebens'' eintreten ist, Tod und Leben sind im Grunde ein und dasselbe, rein empirische Auf- kann. — fassungsformen. hier daß für diese Erlösung der sogenannte körperliche Tod Mit den unechten sekundären Ninäna-Gedanken habe ich ebensowenig zu tun wie mit den Entartungsformen des Buddhismus über- haupt Leute z. B., die sich das Nirväna als Schlaraffenland dachten, hat es früh gegeben. Nach Buddha könnte überhaupt nur noch in Betracht kommen, ein indisches Philosophiesystem hier die Vedänta-Philosophic. darstellt, so Da diese aber nur die systema- kann auch von ihr abgesehen werden. Upanijaden -Philosophie Über Jaina- und Sämkhva-Svstem herrscht Uneinigkeit der Ansichten, ob ihre tisierte 1) Ob zweifelhaft. also sein Idealismus ein wesentlich schlimmerer als der Kants war, erscheint mir Franke: Kant und 140 die altindische Philosophie. Entstehung in der Zeit vor oder erst nacli Buddha auf sich beruhen lassen, da beide Systeme Belang füi- die Wir können liegt. die Fi-age Kant -Parallele überhaupt ohne Sie sind grobe, auf die Durchschnittsinstinkte zugeschnittene Ver- sind. ballhornimgeu alter Gedanken, die mit Philosophie wenig zu tun haben. Natiir nach sie, sind sie, an Buddhas Lehre gemessen, zweifellos sekundär, Ihrer mögen chronologisch betrachtet, älter sein oder nicht. Schlufs. Wir fanden also, wenn wir nunmehr Grunde einen einzigen verwandten Gedanken in Kants Lehre Gedanke aber hat airf alle imd der indischen Denken der voriudischen Philosophie aller Zeiten und im religiös-plülosophischeu Indogermanen, an den sich zusammenfassen, im das Ergebnis nebensäclilichen Parallelen anschließen. wir die Erscheinimgen der Dinge und Kreatiu'en nicht für- ihr eigentliches zu halten, oder wenigstens ^üu einem innersten Wesen derselben zu beh-achten haben. Fi'eiUch sind Einschränkungen nötig: um eine Verwandtschaft, nicht bei Kaut das wesentliche geben hat, ist, um als Wesen verschieden Es handelt sich nur Gerade von dem, was Gedankengleichheit. daß er dem Satze wissenschaftüche Evidenz ge- der ganzen Vergangenheit, selbst bei in ist Dieser beiden Seiten fundamentale Wichtigkeit: der Gedanke, daß nahe stehenden Buddha, keine Spm- zu finden. Und dem ihm so so besonders gelten auch für die mit denen Kant seine Kritik von den verwandt klingenden Inder die Worte, Äußerungen „des Wahrsagergeistes der gesunden Vernunft" scharf imterscheidet, Prolegomena § 31. Unser historisches weites Ausholen hat ims aucli gangspiuikt auf beiden Seiten ein ganz verschiedener Kritik unserer Erkenntnismittel aus, die nehmung göttlichen Außenseite, Dinge, die beide in indogermanisch trafen beiden Parteien Wirkens auf sich airf daß der Aus- Kant ging von der Lidogermanen imd Inder von der Wahr- der Natur; - gezeigt, ist. indische der Grenze. Kant kam Philosophie Auch also sozusagen von der von der Innenseite der das Schwergewicht ruht bei ganz verschiedenen Stellen, bei Kant auf der Kritik der Erscheinungen, bei Indogermanen und Indern auf der Erörterimg über das den Erscheinungen zugrimde liegende Wesen; was Kant, wo er sich treu mit negativen Wendungen und mngekehrt. gegenüber. berührt, ist, nirr darüber reden diese überwiegend Positives So beti-achtet, stehen beide Parteien sich sogar gegensätzlich Das Streben der einen ist gerade die von der anderen perhorreszierte Franke: Kant nnd Metaphysik. liepeu, V^l. B. z. den schönen Satz bei Kant. Kr. r. V. 332. S. wenn auch so schwerwiefrende, niclit Der altindische Idealismus ersten Blick scheinen möchte. wie es wohl auf den erklärt, je später, so energischer, die Einzelerscheinungen direkt für Illusion, nicht und können nicht wissen, was Kant Dinge an die — Differenz , Gott und Seele für identisch hielten . weil eine Gottheit für das Seinsprin^ip in die Huddha kam trat sind. Etwas — eine fernere d. h. sowohl Ding au sich wie Pautheisten waren sie allen und darum Dingen und Wesen erklärten. von dieser Differenz ab und war kritisch genug, zu freilich kennen und zuzugeben, und um Wir ihrem besonderen Ausgangspunkt entsprechend, das wahre Seiende Dingen für ein einheitliches Prinzip, allen sagt nur: sicii Seiendes legten immerhin auch die Inder zugrunde, nur daß sie in Differenzen wie schon liervuifrelioben, auch in der besonderen Art des Idealismus auf beiden Seiten, wis.son 141 die altindische Philosophie. daß er- von diesem Seinsprinzip nichts wissen könne, er durch diese kritische Ablehnung aller Metaphysik Kaut außerordentlich nahe, aber ihn ti-ennt von Kant wieder das Fehlen irgend eines Äquivalentes für Kants .,Ding an sich". Es kann also, was ja vorauszusehen war. keine Rede davon sein, daß Kant nur ein Wiederholer, ein Restaurator schon vorhandener Errungenschaften der Indogermanen Philosophie gewesen wäre. — luder und Kant ergänzen sich viel- mehr im großen und ganzen (wenn wir Metaphysik und Erkenntniskritik für den Augenblick einmal, wollen). in bestimmter Hinsicht, Das beide Verbindende übei-sch weifen auf ist ihre als eine Ergänzung gelten das Gebiet der anderen Partei, beider von der Ergänzungsbedüi-ftigkeit ihrer Sache das durchblickende Gefühl und das Operieren beider auf verschiedenen Teilen ein und derselben durchgehenden Linie, zwei Seiten ein und desselben Giiindgedankens. in lassen Grenzberührung, ihr beiläufiges Hin- Kant berührt d. h. sich mit den nun aber diesem Gedanken nicht nur mit den Indern, sondern auch mit den Sätzen griechischer Philosophen, vgl. Kr. r. s. z. B. Deusseu A. G. Ph. 1,2, S. 38f. riiilosophie einen philosophischen altes gesponnen wurde in der indogermanischen Urzeit. Philosophiegedanke mit unil dergl. V., Grundgedanken vollendete und krönte, der Erbgut durch die alten indogermanischen Philosophieen Tiieorie, die alten und Ph. und So werden wir abschließend sagen dürfen, daß Kants V., S. 642f. i^oxijv. Neuerdings gefällt Es man ist sicii läuft als und der an- der indogennanische in der wunderlichen Indogermanen seien Totemisten, Fetischanbeter, Seelen Verehrer gewesen. Ich sage: Sie waren nichts von alledem, sie waren keine Kaffem, Botokuden, Südseeinsulaner oder Indianer, sondern die wünligeu Vorfahren von Immanuel Kant. VI ÜBER RECHTSWIRKUNGEN UND JURISTISCHE TATSACHEN Dr. A. 0. ALFRED MANIGK PROFESSOR DER RECHTE AN DER OTYERSITAT KON10SBERO tiine Frajic Was uns Juristen bei stellt halten wir von der Philosophie? um Anlaß ganz besondei-s nahe: lieutigen ist unser gegenseitiges Veriiältnis Leben wir schlecht und recht nebeneinander, überhaupt nicht zu bezeichnen? ohne uns dem — Oder einander zu bekümmern? Der modernen Philosophie kann der Vorwurf nicht gemacht werden, daß sie nicht ernsthaft besti-ebt klären und ihre wäre, ihr Verhältnis zu den Einzelwissensciiaften zu Aufgabe dadurch zu eigene System Jedes präzisieren. der Philosophie hat sich heut zuvörderst über diesen Punkt zu äußern. Auch die Wissenschaften werden dadurch, wenn schon von selbst sie nicht das entsprechende Bedürfnis haben, zu der Regelung der kritischen Grenze veranlaßt. Und einige unter ihnen fühlen dieses Bedürfnis nach Orenzregulierung heute ganz besonders. Nur die Jurisprudenz, und speziell die des Privatrechts, schließt sich ab. Von einigen vereinzelten Bestrebungen andrer Art abgesehen, der Philosophie möglichst separieren, und sie hat ja in graphen, die der neue Zeitgeist ihr beschert hat, mehr schier nicht übei-steigbaren Grenzwall da.s gegen will sich von sie der Unzahl von Para- beste Material, das Gebiet um einen der ihr gleich- gültigen oder gar schädlichen Philosophie aufzurichten. Aber Kant nennt in der Anthropologie eine Wissenschaft, die sich rhilnsophie dermaßen absondert und da ihr ein Menge des Auge fehle, nämlich gegen „da.s sie verschließt eine Auge der wahren historischen Wissens, die Fracht von der „zyklopische'", Philosophie, um die von hundert Kamelen, zweckmäßig zu benützen"'. Vielleicht Postulat war das hierin liegende, vor hundert Jahren, an die Einzel Wissenschaften gerichtete in.sbesondere gegenüber der auf dem Hoden der Erfahrung und der Wirklichkeit stehenden Jurisprudenz noch etwas anspruchsvoll. Heute liegen die Dingo zweifellos stehen auch der Rechtswissenschaft nicht Es darf dem Philosophie Reehts-^^clelirtcn ihr Verhältnis zu nicht andei-s, und mehr zur die früheren Ausflüchte Seite. unbekannt bleiben, daß die moderne den Wissen.schaften zu rcfonnieren bestrebt ist Manigk: über Eechtswirkungen und 146 juristische Tatsachen. Die Philosophie besinnt sich mit Recht darauf, daß die Geschichte der Wissenschaften ein ganz anderes Bild von gibt, als es dem Begriff und der Aufgabe der Im Altertum war von zuweilen entworfen wurde. Pliilosophie der Trennung einer sogenannten Philosophie von den sogenannten "Wissenschaften keine Rede. Diese Trennung hat sich erst alimählich vollzogen, und zwar ui-sprünglich lediglich unter dem praktischen Gesichtspimkte der Arbeitsteilung. Mit der immensen Entwicklung der Einzelwissenschaften mußten diese sich von einander, und damit auch von ihrem ursprünglichen Zentralgebiet loslösen. Als die Philosophie aber heterogener Natur wurde und spekulative Zwecke zu verfolgen begann, mußte die bloße Trennung des Arbeitsfeldes füglich zur Das Wort „Metaphysik" Abrechnung imd zur Entzweiung führen. dazu angetan, schon Entzweiung zu beschleunigen; diese allein wai- denn keine Einzel- wissenschaft diuite sich von den wahrnehmbaren Ei-scheinungen der Welt und von der durch sie bedingten Erfahrung lossagen. Die Philosophie heutigen des Tages will Durch Wissenschaften hingegen angliedern. ihre die Tätigkeit derjenigen der Ausbildung der Einzelwissen- schaften sind die Existenzbedingungen der Philosophie andere geworden. i hat auf gewisse Privilegien verzichtet, die ihr früher das Recht zu großer Sie Kühn- heit der Schlußfolgerungen gaben. Wundt^ definiert diesem Sinne in die Philosophie ..als die allgemeine Wissenschaft, welche die durch die Einzelwissenschaften vermittelten allgemeinen Erkenntnisse zu einem widerspruchslosen System zu vereinigen hat". Paulsen^ litterar auf um au ist Xach diesem Autor hat der Aufstellung dem Boden schaffene ,,Philosophie sagt einfach: Erkenntnis". lichen des der Inbegi'iff aller wissenschaftdie Philosophie einheitlichen Systems als der Ergebnisse der Einzelwissenschaften zu arbeiten. Philosoph hätte sich heute universitas der Weltwissenschaft Der recht- an die Dinge selbst zu machen* und andrerseits hätten alle Wissenschaften in der Philosophie ihre einheitliche Wui'zel, imd wenn imd sie sich Isolierimg, von dieser loslösten, so stürben sie ab.^ sondern Gliedenmg und ,, Also nicht Trennung lebendige Beziehung aller Teile auf das Ganze." 1) Vgl. Wundt, System d. Philos. S. 17. 2) a. a. 0. S. 21. 3) 4) Paulsen, Einleitung Paulsen S. 38. i. d. Philos. 1904 S. 33. Tgl. überhaupt die Einleitung dieses "Werks. Derselbe S. 39. In demselben Sinne "Wundt S. 109: „Die Einzelwissenschaften werden wider Willen gezwungen zu philosophieren, wenn sie sich nicht den besten Teil ihrer Ergebnisse wollen entgehen lassen." .'i) Manigk: Über Rechtsw irkongen und Solche Grandsätze können auf 147 juristische Tatsachen. Stellungnahme der Rechtswissenschaft die nicht (»line Einfluß sein. Wir brauchen nicht zu fiuchten, daß durch Erweiterang des Horizonts unserem Auge die für die Spezialforschung nötige Schärfe etwa geraubt werden könnte. Die einzelne Aufgabe, an der der Jurist arbeitet, entferat ihn von selbst mehr oder weniger von allgemeinen Gesichtspunkten. wenn dann, Er muß Mit letzteren wird er z. B. er die Geschichte des Pfandreclits schreiben will, nichts ausrichten. hingegen offenbar zu einem Betrachtungskreise aufsteigen, weitergreifonden und daher allgemeineren viel wenn er z. B. die Begriffe des Reclitsgeschäftes oder der Willenserkläjung aus einer bestimmten Rechtsordnung extiahieren Je allgemeiner die Prinzipien sind, von deren direkter Anwendung will. die Entscheidung einer Einzelfrage abhängt, desto mehr betätigt sich der Jurist aber als Philosoph; er wird letzteres nicht durch seinen darauf gerichteten EntschluU nicht durch es, die ohne es essentielle Eigenart seiner Betrachtungsweise, vielleicht zu gabe, die er sich stellt ziellen eine ganz Wenn merken und ohne Und dabei es wollen die Grenze ist sondern er wird zu müssen, mit der Auf- vom Allgemeinen zum Spe- flüssige. wir unter Rechtsphilosophie als Fachdisziplin auch nur die Erörte- rung gewisser allgemeinster Probleme und Begriffe des Rechts überhaupt verstehen, so kommen wir der philosophischen Wissenschaft des positiven Rechts oft Betrachtung genug nahe; doch auch in der gewisse Fragen können ja ohne Heranziehung allgemeiner Gesichtspunkte einfach nicht beanhvortet werden. Die Einzelwissenschaft ist architektonisches Übereinander. kein Nebeneinander des Wissens, sondern ein Ich möchte sie aber einem Tiefbau vergleichen. Die versteckten Schätze werden durch Gewinnung neuer, immer tiefer gehender Schachte natürliche gehoben, Licht durch Entdeckung neuer Formen fällt aber nur von Oben des AUgemeinen, wo oben die Schätze und neuer Arten. Das hinein in die tiefsten Gänge. Das der Spezialarbeit werden und zum Gemeinnutzen hingelangen für das Gedeihen der Spezialforschung: auch wieder sichtbar sollen, ist andrerseits die Licht und Luft erhält sie eine je ausgedehntere, je besser wirksame Fundierung des Zuganges meinen. Der Arbeiter unten kommt eine liang mit dem Allgemeinen aus. Auf die Zeit Bedingung nur durch zum Allge- lang zwar ohne den Zusaminen- Dauer aber würde er, den Hauch des Lebens nicht mehr spürend, in (iefahr geraten. Mit Feiernden legitimiert, uns unter indem wir jenen Mahiuiif Kants auch für die .Juris- diesem Bewußtsein sind auch wir heute zu scharen, prudenz beherzigen. 10» die Maiiigk: I-IS Das ist Über Kechtswirkungen und kein Aufruf juristische Tatsachen. zum Kampf gegen das Dabei würde verkannt, historische Forschung. schließlich auf allgemeinsten positive daß auch gegen Recht positive ohne Scheu zu unserm die wir Prinzipien ruht, Recht oder das Bewußtsein und zur Formulierung zu bringen und danach anzuwenden haben, und daß Forschimg dieser Prinzipien bei ihren Schlüssen historische die aucli nicht entbehren kann und nie entbehi't Machen wir ims nicht nur die Residtate der Logik hat sondern auch bewußt insbesondere instinktiv, und der Psychologie zu Wäre unser eigen. Blick eher auf die letztere gefallen, mit der der Kriminalist schon lange verbündet hätten z.B. im Privatrecht nicht Jahrhunderte vom Geschäftswillen wir ist, ohne gefabelt, dessen realen Inhalt zu kennen, wir hätten nicht eine ganze Reihe allgemeiner Prinzipien die aufgestellt, uns wegen Unrichtigkeit in ihrer die Iitc führen mußten. Diese Annäherung beider Wissenschaften wird noch mehr durch eine andere Das Beti'achtung gefördert. ,,esse est percipi'^ lage seiner erkenntnistheoretischen Berkeleys, das Kant zur Grimd- Lehre gemacht scheint auf den ersten hat, Blick eine für den Juristen völlig unbrauchbare Wahrheit zu sein. Der Jurist muß die körperlichen Gegenstände Sinne, als wirklich existierend ansehen. Wixkliclikeit existierende Subjekte Er muß denken. als sich Er muß Rechtsobjekte in realem auch die Personen als in die Zeit Größe als reale ansehen, die von der Rechtsordnung oft mit m-sächlicher Kraft versehen wird. Er muß den Raum die als wirklich vorhandene Qualität der Außenwelt auffassen, von rechtlichem Interesse Aber fi'agen ist. wir uns weiter: Dingen der Außenwelt vornimmt? Was ist Gehen es denn, was das Recht an diesen die Yerändeningen des Eigentums- rechtes an den körperlichen Gegenständen wirklich draußen vor sich? Wird die Rechtswirkuugen, natürlichen Welt ab? wie sich nach der Außenwelt in cUe entstandene Obligation luis draußen sichtbar? Kants welche wir auch lierausgreifen mögen, — Nein, es ist alles Kritik die natürliche Spielen sich draußen — nur in unseren Köpfen Welt darstellt. In der letzteren durch die Kategorien unserer Erkenntnis nicht faßbar nur das Ding an sich, übrige sehen und gi-eifen wir. die be\vußt. Wirkimg sichtüch aus der Ursache, und wir erkennen nur deshalb an, weil wii- sie ist alles Die Kausalität wirkt an den natürlichen Erschei- nungen vor unseren Augen, uns sichtbar und unmittelbar sich der in genau so Es entwickelt sie als solche wahrnehmen. Die Rechtswirkungen sind uns überhaupt nicht wahrnehmbar. Wir sehen oder hören zwar das, was wir den jiu'istischen Tatbestand einer Wirkung nennen, Manigk: Über Kechtswirkungen und so z. 149 juristischo Tatsachen. H. die Tradition einer Mobilie bezw. die dabei erfolgenden Erkläninfien der Wirkung aber die Parteien; zusammengehörenden Aktes, der Übergang dieses des Eigentums als eines Inbegriffs von Befugnissen, entzielit sich unsrer Wir nehmung. Wahr- nur auf Grund der Rechtsordnung, deren Voraus- schließen setzungen hier realisiert sind, daß hier Eigentum übergegangen ist wirkung besteht nur kraft unsres Urteils, kraft Diese Rechts- logischen Schhis.ses aus zwei Prämissen, deren eine durch den Rechtssatz, deren andere durch den faktischen Tatbestand gebildet wird. Weil die Rechtswirkmigen nicht wahrnehmbar, sondern an der Hand ihrer Voraussetzungen nur erschließbar sind, politischen Gründen wird es in einigen Fällen aus rechts- den Umstand ihres Eingetretenseins nötig, machen oder doch anzudeuten. Ich erinnere an erkennbar zu die Einrichtung des Grundbuches, an die verschiedenen Register, au die Notwendigkeit der Besitzübertragung bei Begründung dinglicher Rechte an Mobilien der Wirkung, wenn des Tatbestandes; die Auch ein. ordnung hier Wirkung muß u. a. auch bedingen. sie letztere Eintritts außerhalb dei'selben erst in ihrem (Jefolge tritt Wirkung zur Feststellung der herangezogen werden, Das sind Zeichen des Sie sind verursachende Faktoren der infolge jener erst der Satz der Rechts- Tatsachen (Eintragung Grundbuch, Besitzübertragung usw.) eine gewisse Wirkung eintreten läßt ins Unser Prinzip ändert sich hierdurch also nicht Ein Einwand könnte vielleicht auch aus der „Wahrnehrabarkeit" des Besitzes gemacht werden. Allein, das was hier wahrnehmbar Gewalt einer Person über eine Sache, Die sache. Wirkung des ,, ist ist, die tatsächliche nicht die Wiikung, sondern die Ur- Besitzerwerbs" vollzieht sich wie jede Wirkung kraft der Rechtsordnung (§ 854 B. G. B.) nicht walirnehmbar. Die Erscheinungen der natürlichen Welt bestehen kraft unsrer Wahrnehmungserkenntnis, die Wirkungen in der Rechtswclt bilden wir kraft unsrer Vernunfterkenntnis.' „Alles Schließen Neuschaffen von Urteilen."^ ist Welt des Rechts ganz in sich, außen, daß er sie Der Jurist als real ist also, er ist ihr Schöpfer und Der Mensch projiziert sie trägt so die nach ansieht da er die Wirkung des Rechts und damit der Lebensverhältnisse erst zu konstruieren hat, dit- Ordnung mindestens so übel dran wie der Philosoph und Naturforscher, der von der Natui Wirkung, die er unmittel1) Vgl. auch Allgemeines über Schopenhauer, 2) Wundt S. Satz 66f. v. dii-se Stufen der Erkenutni^ etwa (jnuido § 15. Wundt, System S. liiSff. Siehe Manigk: Über Rochtswirkungen und 150 juristische Tatsachen. bar wahrnimmt, ausgeht und nach den Ursachen Den konsti-uiert er. Im Kecht welt' Rechtswirkimg Der umgekehrt. ist es ist Zusammenhang kausalen Diese Ursache fragt. projiziert juristische Tatbestand als solche als Außen- er selbst in die Ursache einer der wahrnehmbare Faktor: und nach der Wirkung wird ge- forscht; diese wird konstruiert. "Wie wenig zwingend und eindeutig die Scldüsse aus Tatbestand und Rechts- ordnung sind, wie sehr sie des gerichtlichen „Urteils". Menschenwerk — sind, zeigt sich ja in der Hinfcölligkeit In demselben Sinne hinfällig sind die - forscher aufgefundenen „Ursachen'' und die von auf die er aus den gegebenen In dem Wirkungen abgesetzten Geiichtsurteil Prämisse, troffenen Verti-agsabreden , der in Fi'age z. B. die zwischen die erste als den Parteien ge- soweit sie Gegenstand des Prozesses geworden sind. In den „Entscheidungsgründen'' ßechtssatz, Natur- andrerseits der vorher angeführte „Tatbestand'' erscheinen Obersatz fungierenden Fakta, als vom aufgestellten „Naturgesetze", zurückschließt. kommt Im Umstand zu deutlicher Erscheinung. ihm tritt zweite Prämisse der Untersatz auf: der als Im kommt. der Schluß daraus, „ürteilstenor" liegt dessen Richtigkeit einmal von der Wahrheit der Prämissen imd zweitens von der Das Richtigkeit der Schlußoperation abhängt. Das kannt". Und von den sätze Rechtssätzen selbst sagt sind Sätze a priori, Es wäre zu behandeln also als denn Irrtum, ein der Philosoph. sie In beiden hat dann „für Recht er- Kant „AUe Rechts- (Rechtslehi-e § 6): sind "Vemunftgesetze (dictamina wenn Ist bedingung der natürlichen Welt, so kenntnis souverän. Gei'icht Nicht anders wie bei jedem logischen Schluß. Urteil ist „Erkenntnis." rationis).'' der Jurist glaubt, eine reellere die in ist Materie empii'ische Erkenntnis die Existenz- der Rechtswelt die begriffliche Er- EäUen handelt es sich um eine Wirklichkeit, die von den Kategorien unseres Bewußtseins erzeugt wird. Die Praxis des Lebens imd die Praxis des Rechts gehen fi-eilich von der unbedingten Realität ihrer Objekte aus, wodurch jene Wahrheit aber nicht geändert wird. Die Rechtswirkungen können höchst verscliiedenartig nicht nur die direkte Beeinflussung subjektiver Rechtsverhältnisse als Rechtswirkungen ansehen. wirkung" heißt nichts anderes als Das wäre Schopenhauer, Satz v. sein. oder Grunde §§20, 21. AYir dürfen irgendwelcher willküi-lich. Wirkung auf dem Gebiet Gegensatz zu den Wirkimgen auf anderen Gebieten. 1) Rechte „Rechts- des Rechts, im Schon das Wort „Rechts- Manigk: Über Rechtswirkungon und Wirkung" schließt also jede Beseliiiinkiing auf fjcbit'ts Eine Kechtswirkinig aus. liogt juiistisilie bestimmte Seite des Rechts- »miio überall 151 Tatsachen. wo da vor, das Recht positive an einen faktischen Tatbestand irgend eine rechtliche Qualit.it oder Beziehung anknüpft, so dali zusammensetzen bcziehung als jener Tatbestand, der sich nur kann, eingeti'eten Wirkung erzeugt Zweifellos statuiert braucht, sein damit jene Recht.s- wird. B. z. aus mehreren einzelnen Tatsachen zu i; B. (i.B. 1 eine an sich einen Tatbestand anschließende Rechtswirkung: „Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vulleudung der (ieburt," Ebensc: 2, § „Die Volljährigkeit tritt mit der Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahres ein." § 872. „Wer als § „Wer sich 7. ihm gehörend besitzt, ist Eigenbesitzer." an einem Orte ständig niederläßt, begründet an diesem Orte seinen Wohnsitz." ij 167. ..Die Erteilung Vollmacht erfolgt der dem zu Bevollmächtigenden oder dem Vertretung stattfinden Wir sagen Lebensjahres die letztere Qualität Ähnlich ist daher korrekt, „Wirkung" der weder es mit allen jenen daß Vollendung des die Volljährigkeit Recht, Wir Beispielen. Erlangung der Rechtsfähigkeit, den Erwerb begründung, die Vollmacht als gegenüber dem gegenüber Dritten, die soll," subjektives ein durch Erklärung des einundzwanzigsten Subjekts noch hat, wenn auch Rechtsverhältnis ist. sind daran gewöhnt, auch die des ein Eigenbesitzes, „Wirkungen" gewisser in die Wohnsitz- obigen Rechtsnormen bezeichneter Tatbestände zu denken. Dieser Standpunkt, den der Verfasser neuerdings Anfechtung erfahren.' sitzes ist früher bereits gesagt: „Die Es wird vertreten hat hat. Begründung des Wohn- ebenso wie die Erteilung der A'ollmacht für sich allein auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts ohne jede Bedeutung; Bedeutung erlangt die eine wie die andere Tatsache erst dtirch das Hinzukommen weiterer Tat.sachen, dadurch, daß sich der Mensch, der irgendwo seinen Wohnsitz zu den einer Leistung verpflichtet (B. (i.B. 269) oder Vollmachtgeber eine Willenserklärung al)gibt 1) Eltzbacher, Die Handlungsfähigkeit Bd. I z, B. hat, daß der Bfvollmärhtigte für (164. 166). den Rechtswirkungen der Begründung des Wohnsitzes (1903) S, gebiet der Vorschriften für die Rechtsgoschäfte" (1901) S. genommen tiöf. 4— 16. Daher kann von und der Erteilung der Vgl. Mein „Anwendungs- Manigk: Über Rechtswirkungeu und 152 juristische Tatsachen. Yollmacht auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts überhaupt nicht die Rede Endigung eines Rechtsverhältnisses. Dieser Einwand seien für sich ,.ohne allein übersehen. Man sie Ändenuig oder die Entstehimg, stets ." . Wenn mau verfehlt. ist Dann aber wird uni'ichtig. denen den Rechtswirkungen der Tatbestände, zu sondern nm- von sein, gehören; die Tatbestände aber bewirken meint, Yollmacht und AVohnsitz Bedeutung", jede so ist einmal das positiv dabei eine durchgehende Erscheinung im Reclit ganz glaubt, erst in weitereu Folgen dieser Tatsachen „Wirkungen" anerkennen zu müssen, und übersieht, daß die in Beti'acht gezogenen weiteren Folgen aus keinem anderen die abgelehnten Tatsachen. imd von keinem anderen Stoff Es sind Inhalt nur „Urteile'' gemäß alles sind, als der Rechts- ordnung. warum Ich frage, statuiert werden? soll in § 269, nicht aber in § ,Jst ein Ort für die Leistung eine Rechtswirkimg weder bestinunt, noch aus den Umständen, aus der Natur des Schuldverhältnisses, insbesondere 7 Ersterer lautet in Abs. 1: die Leistimg an dem Orte zu erfolgen, zu entnehmen, so hat an welchem der Schuldner zur Zeit der Entstehimg des Schuldverhältnisses seinen Wohnsitz hatte." Bei genauerer Betrachtimg stellt sich der Satz: .,Die Leistimg hat Wohnsitz des Schuldners zu erfolgen" nicbt mehr imd nicht weniger wirkimg" des Yerü-agsschlusses dar, als die ist eine Wirkimg, deren weitere Folgen auch und sichtbar werden, wenn der Schuldner nicht auch im Recht weiter als leistet u. s. f. am „Rechts- AYohnsitzbegründimg nach § zimächst einti-etende Wirkung der ständigen Niederlassung. des Schuldners als 7 als Die Yerpfliclitung erst daim praktisch Jede Wirkimg kann Ursache fimgiereu. Dann muß Eltzbacher auch den bekannten Irrtum Schloßmanns teilen, der gesagt hat, der obligatorische Yertrag an sich sei deshalb zunächst ,,wirkimgslos", weil er zimächst niu' eine wirkimg'' zeige, letzteren zum Erwartimg des Gläubigers imd wenn der Schuldner nicht ei-fiüle, erst dann eine „ Rechts- nänüich die Yerpflichtung des Schadensersatz.^ Die Folgerung Schloßmanns, der Yerti'ag habe keine Wirkung, schlägt der herrschenden wohlbegründeten juristischen Auffassimg ebenso ins Gesicht wie etwa der Satz Eltzbachers, die Yollmachtserteilung Autoren glauben 1) erst infolge des sei an sich wirkungslos. Beide ergänzten Tatbestandes eine greifbare Der Verfasser hat diesen verhängnisvollen Irrtum Schloßmanns gesucht, „Anwendungsgebiet" S. 86 Anm. 1, auch S. 8ff. bereits zu Wirkimg entkräften M.-inigk: vor zu sioli Wirkung Über l{echt>wirkungun und und übereehcn liabi.'U. , daß es willkürlich uixl Man könnte dann den ergänzten Tatbestand ganz eheusn Rechtswirkungen sind stellen. Rechts, niclit iiiilic;:iiinili't ist, eine neuen Tatsache anzuerkennen. beim Hinzutreten einer gewissen ci-st 1&3 juriütuiche Tutsachvii. Ursache als in Frage Rechte, sondern Wirkungen des liewiikte dem Recht gemäß. Daß es sich hier um eine durchgehende Erscheinung hamlelt. zeigt sich auch in folgendem. !Sachc wird „Der Besitz einer § 854: durch die Erliuigung der tatsächlichen Gewalt über die Sache erworben." und normale Die Erlangung der herrschende tatsächliclien Auffassung ansehen und den Besitzerwerb keit hat Und doch in dem von wenn Besitz nur ein Eltzbacher in Anspruch Zu Äußerungen des Besitzrechts kommt Besitz verletzt worden, oder ist und ebensoviel Bedeutung und Erheblich- wie etwa Vollmacht und Wohnsitz Sinne. ohne Zweifel die hier verui-sachenden Tatbestand als dessen Wirkung. als Rechtsgebilde, das für sich ebensowenig genommenen wird Gewalt über die Sache es auch wenn der ei-st, dem nackten sonst welche Tatsachen sich zu Dennoch fassen wir, um den Begriff des Besitzes zu und gegen akzidentelle und heterogene Faktoren rechtlich Besitz hinzugesellt haben. isolieren abzugrenzen, den Erwerb des eines gewissen Besitzes bereits als selbständige Rechtswirkung Vorganges ins Auge, dessen Wirksamkeit wir daher ebenso in Frage stellen können, wie etwa die der Vollmachtserteilung. bei der als deren ..Wirkung" In die Wenn Vereinsgründung. Ei-scheinung deren Wirkungen. fest, tritt daß der Verein er als überall um nur solche Dennoch sehen wir Wirkung an, und mit Recht. Ebenso ist es z.B. gewisse Tatsachen eingetreten sind, stellen wir als erst die juristische Person begründet ist durch seine Unternehmungen und Vereinsgründung schon als selbständige Es darf nicht vergessen werden, daß Vorstellungen und Begriffe handelt es sich hier Dieselben haben den vorhin angeführten guten Grund, und sie müssen daher konsequent durchgeführt und nicht an beliebiger Stelle durchbrochen werden. Man könnte zwar subjektive Rechte sagen: begründet, Rechtswirkungen verändert aber willkürlich und hätte verhängnisvolle Folgen, da subjektive Rechte Tatbestandes 1) werden.' man sprechen müßte, insbesondere also auch So z.B. Endemaiin, Bürg. Ke<ht I §58; „Di.- bei wo Das wäre überall dort, entstehen, von Wirkungslosigkeit einer wo nicht Handlung oder eines der Vollmacht, die auf dor (irundlago oim-j. juristisclion Furm Ähnlicb Arndts, Kariowa, Zitelmann, Cosack. Tatbeütaiides ointretonden Kfchtswirkungoii gelangen in der Auädruck." nur da vorhanden, sind oder aufgehoben subjektiver Berechtigungen zum Manigk: Über Eechtswirkungen mid 154 kein subjektives Eecht juristische Tatsachen. Mit dieser Frage hängt auch die andere aufs engste ist. zusammen, ob eine Handlung Rechtsgeschäft oder bloße Rechtshandlung oder sonst etwas denn ist; Antwort hierauf hängt von der Beziehung des Han- die delnden zu der Rechtswirkung seiner Handlung man so verliert einzige also die Handlung oder des sonstigen Tatbestandes. erfolgende YoUmachtserteilung Leugnet man eine Wirkung, ab. Handhabe zur Bestimmung des Charakters der eine Dann wäre die gemäß § 167 B. G. B. Handlung ohne jede Wirkung, was jeder Jurist ablehnen wird. Rechtsfähigkeit, Wohnsitz, Vollmacht, Verein, Volljährigkeit, Besitz usf. sind Paktoren, die zu praktischer Erheblichkeit verdichten: die Volljährigkeit einer Ersitzung oder zur Aneignung führt, die usf. Es ist VoUmacht erst bei einer aber gerade unrichtig zu sagen, Rechts ohne jede Vornahme wenn erst, dem Gebiet Die Vollmachtserteilung Bedeutung". er zur Handlung des diese Faktoren, all insbesondere Vollmacht und Wohnsitz seien „für sich allein auf büi-gerlichen bei tritt erst Handlung des Volljährigen zutage, der Eigenbesitz BevoUmächtigteu Eigenbesitz, sich infolge Hinzuti'etens weiterer Tatsachen erst ist des im ganz selbständiger Rechtsakt aufzufassen, von dessen „Wirk- Gegenteü als ein samkeit" die Wirksamkeit des ganzen Geschäfts für den Vertretenen abhängt. Wir sprechen von als gültiger und ungültiger Vollmacht, fassen selbständige Erscheinung des Rechts Ebenso Wir ist es A sagen: auf, und also die Vollmacht dies mit Recht. mit allen anderen genannten und sonstigen Rechtsbeziehungen. hat seinen Wohnsitz dort, weil er sich daselbst ständig nieder- gelassen hat nsf. Hier Konsequenz ist nötig. Man darf also, weiterschreitend, Rechts- wirkungen auch nicht mxv dort anerkennen, wo „Rechtsverhältnisse" entstehen i; oder beeinflußt werden verleihen, darunter auch daß fallen. man müßte denn Wohnsitz, letzterem Begriff so weite Bedeutung Vollmacht, Handlungsfähigkeit, Das wäre aber bekanntlich ganz tnkoiTekt. Verzug usw. Also müssen wir den Begriff „Rechtswirkung" so weit wie möglich fassen, da jede Beschränkung als willkürlich und zwecklos erscheinen muß. Die Sprache des Rechts faßt nicht anders als die Sprache des Volks unter einem Begriff die verschiedenartigsten Elemente zusanmien, heitlichen Begriff dann Eigenbesitz, Eigentum, Wohnsitz, Verzug 1) Wie usf. Eltzbacher. bequemer operieren zu können. Rechts- Sie und um mit diesem ein- bildet die Begriffe: Haudluugsfäliigkeit, Besitz, Vollmacht, Die jedem dieser Begriffe zusammengefaßten Vor- in Manigk: Über Rechtswirkungen und stoUungen (z. denselben eine gegenüber alle die die mit der ist „AVoil sage; ich erhalten hast, erhalten durch bist du sagi' um ich dies, dadurch in verschiedenartigen und weitgehenden Befugnisse zusammenzufassen, Übergabe der Sache Das soll. Der „Wohnsitz" bei dir entstanden sein soUen. das, ist was wir gedacht wird, ., Einti'Itt Das ,,Eigentum" gewisser Tatsachen Rechtswirkung" nennen. eine gewisse erhebliche, dauernde Kechtsbeziehung einer ist Diese Beziehung, die in Person zu ihrem Aufenthaltsorte. sitz" dem Sache kauf weise von A. erworben und die.se du Eigentümer derselben", so nur ein Begriff, dessen Inhalt rechtlich mit dem gegeben sein zusammengefaßt zu Zusammenschluli Selbständigkeit diesen anderen Begriffen. allen Wenn einen anderen mit Wiriiung für und gegen für Willenserklärung abgeben zu dürfen, der Vollmacht) Begriff Kürze die Befugnis, U. 155 juristische Tatsachen. ist als Wirkung dem „Wohn- Begriff eines gewissen Vorganges zu denken, nämlich der ständigen Niederlassung. Der „Besitz" einer eine gewis.se erhebliche Rechtsbeziehung einer Pei-son zu ist Diese Sache. Beziehung an sich muß ebenso uns bedeutungslos oder bedeutsam erscheinen wie der „Wohnsitz"; und doch wird niemand Bedenken tragen, den Besitzerwerb als selbständige Befugnisse Eigentum). infolge Auf des Besitzervverbs letzteres Der Verfasser darf kommt also es Rechtswirkung anzuerkennen, obgleich allein nicht entstehen dem dementsprechend des alle Schwieriger gewinnen. a. W. 1) in ist es, wenn über den Zusammenhang der Rcchtswelt zusammenfassen, hier auch als Satz vom Grunde darstellt. Begriff iler Rechtsursache Klarheit Die Schwierigkeit entsteht insbesondere durch die Kernfrage: juristischen Tatsache sind nur äußere Tatsachen Mein Anwendungsgebiet 2) Vgl. hierzu Ver- wahrnehmbaren Erscheinungen dem Ausdruck und Lebenskraft die Trieb- Wahmehmbarkoit der M. in in der Rechtswelt.* Tatsachen, die rechtlich erheblich sind, im der auch das Gesetz der Kausalität, Erkennens^ beim Gesetz der Kausalität unterworfeneu Wechsel, so können wir mit ihren Rechtswiikungen unter in B. der Natunvelt in der Tat eine Rechtswelt gegenüberstellen. stehen wir unter der Xaturwelt alle äußeren ihrem ewigen z. nach wie vor sagen: Rechtswirkungen sind die Gomäßheit des objektiven Rechts eintretenden Veränderungen Man kann (wie eben nicht an. S. zu ihrer Wirksamkeit erforderlich? im Recht erheblich? 16 und dort .\nm. Schopenhauer, zu Ist die 1 Satz. v. zuruich. , wns (ir. Eltzl)a<.'hor nicht §§l.'Off., bii-m-hlut inübosondere §29. hat Manigk: Über Kechtswirkimgeii und 156 die juristische Tatsachen. Wir stoßen damit auf eine allgemeine, aber praktisch höchst wichtige Frage, B. auch in dem Gegensatz von Willens- und Erklärungstheorie' in der z. Lehre vun der Willenserklärung in die Erscheinung Die Frage mau so ist tiitt. wichtig und einschneidend, daß es wunderbar daß ist, hier in der Rechtswissenschaft nicht schon längst zu voller Klarheit gelangt ja ist, daß man bisher überhaupt ihr in ihrer Allgemeinlieit geschenkt hat, indem man mit dem kaum Beachtung apodiktischen, von allen beschworenen, von niemandem begründeten Lehrsatz von der alleinigen Erheblichkeit äußerer Tat- sachen auszukommen meinte. Es ist mittlerweile fast lediglich Geschmackssache geworden, ob juristischen Willenserklärung liche im den Willen, oder ob Zuverlässigkeit und der Erklärung man in der die Erklärung als eigent- Die Erklärung kann man Ursache der erfolgenden Rechtswirkimg ansieht. und man Interesse des Erklärungsgegners verlangen, die man postuliert damit zugleich Bindung des Erklärenden an das die gesprochene Wort. Hingegen muß man den Willen tatbestandes ansehen, wenn man z. den erhebliclien Korn des Erklärungs- als B. in Betracht zieht, daß auch unser modernes Privatrecht sogenannte Willensmängel beachtet: In-tum, Zwang, Betrug, Simulation, Nichternstlichkeit, unrichtige Übermittlung. Man kann keine von beiden Theorien das eine behaupten, daß jedenfalls unbedingt recht hätte und unbedingt im Gesetz befolgt wäre. AVille oder Frage: Erklärung liegt ein auffallendes Ding an sich oder Vorstellung, sogar so gestaltet: es unmöglich, das eigentliche Wesen dem Gegensatz: im Munde Schopenhauers die sich Auch Wille oder Vorstellung. In Analogon zu der Kantischen in der Philosophie schien der Welt zu erkennen. Es braucht nur an die vielen ontologischen Anschauungen erinnert zu werden. Lösung durch seinen für in alle der menschlichen Erkenntnisweise ähnlichen Problem. Er hat Der selbst. Jurist in der Willenserklärung fremder Vorstellungen sich, die als solche Objekt diese Erscheinung nur insofern da ist, mu' insofern rechtlich beachtenswert fand die ist, als sie steht hier vor Es fragt sich analog, ob a. W. objektiv bestimmbar ist. Vorstellungsobjekt als ihr Inhalt ist, hat, obgleich er selbst nicht Vor.stellungsobjekt ist m. der auch und der Wahrnehmunsr entzieht. 1) Vgl. etwa Leonhard, Allgem. Teil S. 462ff., sie einem auch eine Erscheinung vor ist. Oder ob diese Erscheinung noch einen hinter ihr liegenden Kern rechtlich beachtet wird, Kant Zukunft grundlegenden Kritizismus; er fand Deruburg, Bürg. Recht I § 106. sich Manigk: Über RechUwirkungen and Analog scheint auch die Kntwickiunp begreifliclierweise was mehr hinauf und blickt Der tiefer. als blolie Vorstellung, als bloßes ist Jurist sieht, daß die Erklärung nur die Ei-scheinung einer inneren von der ist, Heide f^ingen saiien in ihr zugleich alles, man höher Allmählich erst steigt Der Phänomen. beiden Leiiren. «ler Materialismus und absoluter Realismus auf zuei-st Philosoph findet, daß die Welt noch Tatsache 157 von der Ei-sciieinung aus und überhaupt in Betracht kommt: beiden Seiten. juristische Tatsachen. sie nicht losgelöst not tut, wird den Schlüssel ebenfalls im werden Der darf. Wesen Kritizismus, der hier der juristischen Erkenntnisweise suchen müssen. In beiden Gebieten sind die Zeiten extremer Auffassungen wohl überwunden. Der philosophische Spiritualismus und Idealismus erweist Kant den wie sich ebenso unrichtig, e.vfreme juristische AVillenstheorie unbrauchbar und die als unzweckmäßig. So Mittelweg zwischen Idealismus und Realismus gefunden, vermutet auch die Jurisprudenz mit Recht das Richtige in der Mitte. Die Schlichtung des Streits der Juristen hängt von einer tieferen Einsicht in die Frage ab, inwiefern überhaupt Äußerungen innerer Tatsachen werden können, oder ob das positive Recht die innere Tatsache immer wenn beachtet, sie geäußert worden lieren, die dann auch Hier fehlt der scharfe Blick ins Allgemeine. da.s Äußerung zu postu- zugrunde liegende innere Tatsache faßbar und für andere erkennbar mache, letztere man der ersten Frage auf den Sie erachten es als selbstverständlich, die weil erst die letztere dann ist. Die meisten Juristen lehnen es überhaupt ab, Grund zu gehen. verlangt erst erst prozessual erweislich sei. Man greift zum Mikmskop. — weil Teleskop nicht zu handhaben versteht. Diese Auffassung ist bequem und einfach, sie gleicht aber in ihrer Naivetät dem philosophischen Realismus und Empirismus. Sie übersieht in erster Linie, daß das positive innere Tatsachen erheblich als untl wirksam Recht statuiert, in zahlreichen Fällen ohne riazu eist eine Äußerung zu verlangen. Häufig So lautet i? ist z. B. ,, Kenntnis" und „Wissen" in einem Tatbestande erheblich. 439 B.G.B.: „Der Verkäufer hat einen Maugel im Rechte nicht zu Käufer den Mangel bei dem Abschlüsse des Kaufes vortreten, wenn der kennt" Die wichtige Folge der Aufhebung der Haftung des Verkäufei-s für Mängel im Hechte ist hier von der Kenntnis des Käufers abhängig gemacht ohne Zweifel eine innere Tatsache. Kenntnis ist Dies ist nichts als psychische Vorstellung. Der Verkäufer müßte, wenn er die Freiheit von jener Haftung für sich in Anspruch Manigk: Über Eechtswirkiingen und 158 uimmt, beweisen, daß juristische Tatsachen Käufer den Maugel gekannt der wird ihm Dies hat. entweder dadurch gelingen, daß er ein äußeres Faktum nachweist, aus dem sich logisch oder psychologisch Kenntnis die mangels oder ergibt, durch dessen Eideszuschiebung. nach sich Maugel dem Käufer ausdrücklich mit- z.B. beweisen, daß er den Er könnte Damit beweise er eine Ursache, geteilt hätte. zieht, womit auch die also die notwendigerweise die Kenntnis bewiesen wäre. letztere zugleich bewiese eine Äußerung der Kenntnis seitens des Käufers, Oder er etwa einem Dritten gegenüber. Hier bewiese er eine Wirkung, und damit zugleich die normale Ursache. Schon hieran Erweislich zu macheu. lich Ursachen, die man daß zeigt sich, deswegen postulieren jedenfalls nicht erst ist sie die Äußerung um darf, einer inneren Tatsache dadurch die letztere erst erweis- auch auf andere Weise, auch durch äußere zu ihr führten. Erweislich ist im sie Notfalle, mangels äußerer Indizien auch durch Eideszuschiebung, die sich direkt auf die innere Tatsache selbst bezieht. Ebenso liegt es ferner z. B. im § 932 B. G. B. mit dem guten Glauben Erwerbers, der in erster Linie ebenfalls nichts anderes Nichtkeuntnis. Auch ist als handelt es sich im Prozeß lediglich liier des Kenntnis bezw. um den Nachweis einer inneren Tatsache usw. Wenn der Verfasser schon früher eine ganze Kategorie von Rechtsgeschäften hat, aufgestellt letzterer selbst in denen erwidert worden, daß gewiesen nicht die auch ohne Erklärung man hier Erklärung des Geschäfts willens, essentiell sein soll, so ist darauf sondern zu Unrecht dann ganz auf den gefahrvollen Parteieid au- Hierbei wird mehi'ei'es zugleich übersehen. sei. Einmal projizieren sich innere Tatsachen meist nach außen, wodurch danu rückschließbar und auch kraft seines hat, Wild wird z. leicht sie Der Okkupant, der werden. erweislich animus domini das Eigentum an einer herrenlosen Sache erworben häufig Äußerungen dieses animus erfolgen lassen. B. konsumieren oder veräußern. Muß er letzteres Er wird das aber, um erlegte dadurch etwa erst das Eigentum zu erhalten? Aber auch der Angriff gegen den Parteieid ausbleiben, ist verfehlt. beweisen, daß er hier etwa, Wie würde denn in dem Käufer den Mangel mündlich wenn Zeugen nicht dabei gewesen äußeren Faktums um den verhaßten Parteieid dort, wo äußere Tatsachen obigem Beispiel der Verkäufer mitgeteilt hätte? sind, dui'ch herum? Käme man das Postulat eines Unbesti'eitbar vermag der Verkäufer seine mündliche Mitteilung au den Käufer dann auch nur durch Eideszuschiebung an diesen zu beweisen. Manigk: Über Rechtswirkungen und Es ist irrig, wenn die Willenserklärung 159 jaristische Tatsachen. überall einfach deswegen postuliert wird, weil die Rechtsordnung innere Tatsachen als unerheblich ansähe, und weil insbesondere die Eideszuschiebung dadurch vermieden werden solle. Das weitere Eingehen auf diese Frage von großer Tragweite Es wird der Verfasser hier versagen. Hier muß nur eins hervorgehoben, was dabei bisher unbeachtet sei doch offenbar gerade wesentlich sich dies an anderer Stelle geschehen. und blieb Das materielle Recht hat zweifellos die ist. Macht, Rechtswirkungen auch an innere Tatsachen anzuknüpfen. Ein Blick auf das positive Recht lehrt, daß von dieser Macht reichlich (febrauch gemacht wird. Eine besondere Gefahr kann hieraus im Stadium des Prozesses nicht entstehen. Die vermeintliche Gefahr ist vielmehr genau dieselbe wie bei denjenigen äußeren Tatsachen, die nicht Gegenstand der Wahrnehmung Die mündliche Willenserklärung unter vier Augen eines Dritten geworden sind. fällt derselben Gefahr anheim. Die Tatsache der Erklärung und der Inhalt der letzteren können bestrittenenfalls auch nur durch Parteieid bewiesen werden. Gegenstandes, Verfolgung eines Bienenschwaiins aber Interessenten oft allein Postulierung die die alle § 961 B.G.B. statuierte bleiben Hat es wird, niemand gesehen, daß ich man entrinnt Zur Sinnlosigkeit führt das Postulat aber durchaus nicht handelt, insbesondere dem Tatsachen diese anderen Beweismittel. Äußerung einer in sind äußere Tatsachen, bei denen Möglichkeit die den Schatz gehoben, so versagen einsame Akte u. a. durch Parteieid zu beweisen. bestrittenenfalls Durch Der Fund eines fremden verlorenen Entdeckung eines Schatzes, die um jener Gefahr dort, wo deren Wirkungen eine Akte, also es sich um fremde Rechtssphäre nicht berühren. Das materielle Recht statuiert äußere Tatsachen also keinesaus prozessualen Rücksichten, wie gemeiniglich behauptet falls Einmal bliebe dann unerklärt, wanim sich das Recht innere Tatsachen als juristische statuiert werden, sichten einfach hinwegsetzt Man meiden möchte. Wahrheit, Nicht Und ferner muß bei in die strebt hier sichtlich wird. zweifellos über jene prozessualen Rück- den äußeren Tatsachen unter Umständen im Prozeß ganz dieselbe Notlage gewissen wo dort, eintreten, die man uns aber auch das idealste Prozeßrecht nicht vermitteln den materiellen ver- nach der unerreichbaren absoluten Tatsachen, sondern in den kann. formellen Hindernissen liegt die Klippe. 1) sprechen. Auf die gegnerischen Auffassungen kommt Verfa-s-sor demnächst an anderem Orto zu Manigk: Über Kechtswirkungen und IGO Beobachtung müssen Diese wir juristische Tatsachen. auch für die uns Lehre vom streitige Rechtsgeschäft und der WiUenserkliirung zunutze machen. Die Erklärung des Willens darf zur Wirksamkeit des inneren Geschäftswillens nicht absolut gefordert werden, wie gewöhnlich geschieht. Weswegen aber — sonst? Aus keinem anderen Grunde, Die Erklärung auf einen Erklärungsgegner. Recht nur für einen anderen. Handelnden Letztere muß mit Rücksicht dunkle Absicht des vorher eingetreten sein, nicht eine ganz unbesonnene Erklärung das Resultat sein wenn Die Er- soll. den Willen widerspiegeln und ihm adäquat klärung kann höchstens nur sein. verlange psychologisch und jimstisch also von der Erklärung nicht Eigen- Man schaften, die der innere Entschluß d. h. die aus einer bestehende Absicht etwa nicht haben könnte. muß dem normalerweise der Sprachbegriff Summe Vor dem abgegrenzte eine Subjekt selbst bewußt geworden sein, psychische Tatsache. selbständige welche sich die Willenserklärung lediglich Man möglich nicht, sage ist, daß und das Recht Klarheit von Vorstellungen sprachlichen Ausdruck Der Entschluß zumal bei rechtlich oder sonstwie bedeutsamen Erklärungen. als als wie im Leben, so auch im Sie soll nicht die vorher zur Klarheit bringen. erst erfolgt, darstellt, ist sekundär. im Aggregatzustand erst der Erklärung die letztere daher stets postulieren müsse. Die Kaufofferte, die Kündigung, die Mahnung, das Testament wirken dann, wenn sie erklärt ist Die Ausführungshandlung, sind, und zwar nur darum, weil fi'üher oder erst später ein betroffenes anderes Subjekt Kenntnis von den Absichten des Erklärenden erhalten soll und muß. dasselbe Das Testament wirkt nur darum, weil der Testator den beti'offenen Personen Würde jemand hingegen die Kenntnis seinen letzten Willen, seines wenn auch ganz ist diesem, ist eine mündliche ist. — weil ist, Äußerung nicht einen erfolgt, Inhalt Betroffene zufällig vernehmen. kommt es Ent- er überhaupt Monolog unwirksam, weil der Wille als Äußerung einem anderen zugänglich zu machen, weil anderen" als Aus demselben Grunde, und zwar nur aus fehlt, diese „für etwa der Entwurf nicht wirksam und zwar nur deswegen, weil er nicht „für einen anderen" bestimmt keine echte Willenserklärung will. den Formen in eines holographen Testaments, nur „für sich selbst'' aufzeichnen, wurf für das spätere Testament, so durcii Willens vermitteln mag sie Auf vielleicht auch die Möglichkeit die Erklärung der durch ihren der Kenntnisnahme beim Begriff der Willenserklärung nicht an, sondern auf den Zweck des Erklärenden. klärungsentwurf, erklärung ab? Weshalb lehnen wir einen Monolog oder einen bloßen Er- mag er auch alles Wesentliche enthalten, denn sonst als Willens- Manigk: Über Rechtswirkangen und Am in und bezeichnendsten klaiston tritt die entgegengesetzte irrige Abhandlung Kohlers über Mentalreservation älteren einer 161 juristische Tatsachen. Meinung und Simulation Die Worte seien daher hier wiedergegeben: hervor.* „Vielmehr der rechtlich erhebliche Wille im Zivilrecht ebensowenig von ist der Erklärung zu trennen wie im Kriminalrecht, die Erklärung ebenso für ist wie für die strafrechtliche Beurteilung ein wesentliches und die zivilrechtliche Das Recht erkennt untrennbares Stück des Tatbestandes. die unnatürliche Spaltung von Wille und Erklärung, von innen und außen, von Geist und Materie nicht die Willenserklärung ist geistige Mensch gearbeitet hat. an, eine feststehenden, bedeutungsvollen Aktes nur die zwei Seiten . . . an Einheit, Die Erklärung . . .; welcher der ganze physisch keine Verkündung eines bereits ist vielmehr sind Wille und Erklärung desselben Phänomens. . . Der Mord ist nicht die bloße Enthüllung eines an sich schon strafbaren Willens, die Injurie nicht die bloße Kundbarmachung Vorgangs. nennen, so ist in im Sinne einer Kriminalrichter verfallenen inneren die Erklärung eine eine Offenbarung sie sondern quelle, Inkarnation, dem eines an sich schon Mag man immerhin . . nicht Offenbarung des Willens im Sinne einer bloßen Erkenutnis- Verkörperung, Objektivierung, einer einer gleichem Sinne wie unsere Philosophen von einer Offenbarung Der Sinnspruch des Weltwillens durch die Natur, durch die Kunst usw. sprechen. der Rechtswissenschaft ist das Faustsche Wort: Im Anfang war die Tat, mit der Tat erst beginnt das Recht und die Wissenschaft des Rechts." Nicht wenige Juristen werden sich mit dieser Auffassung womöglich noch auf dem Boden des heutigen Rechts dünken. und beachtet das durchaus verfehlt. gewissen Fällen abweichenden Willens die in Erklärung eintreten läßt, kann nicht gesagt werden, beachtet denselben, und Unrichtigkeit offenbart sich sie Unwirksamkeit der sähe die Erklärung als Geht das Recht auf den inneren Willen zu- des Willens an. eine Inkarnation rück, Und doch wäre einer Rechtsordnung, die die Divergenz zwischen Wille und Erkläriuig Ton so ist übrigens Kohlers Auffassung unzutreffend. auch gerade in der zum Ihre Stiafrechte ge- zogenen Parallele. Letzteres knüpft an den äußeren Erfolg nämlich nicht des- wegen an, weil zugrunde liegenden inneren Tatsachen ihm überhaupt gleich- gültig die geworden wäre, sobald wäre, wie Kohl er Eingriff in eine Körperbewegung physisch wirksam geworden meint, sondern weil erst der äußere Erfolg einen rechtswidrigen fremde Rechtssphäre darstellen kann. Au.sgangspunkt, von 1) die dem aus die kriminelle Reaktion Iherings .Tahrb. Bd. 10 (1878) S. 92 ff. Daher ist stattfindet die Tat Unrichtig der i.st Manigk: Über Eechtswirkungen und 162 •wiederum ganz offenbar, vrenn es aber dieselbe man juristische Tatsachen. dabei auf die Köi-perbewegung allein verursachende Körperbewegung werden zurückgeht. Derselbe Erfolg, sti-afi-echtlich ganz verschieden beurteilt, je nachdem die Frage des dolus dabei zu beantworten Dieselbe äußere Sachbeschädigung bleibt ist. Der Absicht geschah. juristische Tatbestand dieses wenn sti-aflos, und anderer ohne sie Delikte enthält eben nicht nur den Erfolg und die verursachende Körperbewegung, sondern auch die Schuld, die nichts Äußeres, sondern etwas Inneres zwischen der Seele der Fäden beruht einem gewaltigen Irrtum. also auf geforderte Tatbestandmerkmale im Sti'afrecht Es handelt mag beziehen, sie sich mag Der Mord baren "Willens. bedienende innere oder als Geschäftswille darstellen. gewiß nicht die bloße Enthüllung eines an sich schon ist Aber die bloße Tat ist es nicht, die eines Kaufangebots ist auch nicht, z. sie die sti"af- den Tatbestand des Mordes gewiß nicht die bloße Aber eines an sich schon wirksamen Aunahmewillens. wäre als Mittel auf einen deliktischen oder einen rechtsgeschäftlichen Erfolg sie sich juristisch als dolus Annahme erklärte nahme um kumulativ Die einer bestimmten Absicht entspringende Tat wird verlangt. ausfüUt. es sich wie im Zivilrecht: Die äußere Hand- lung und außerdem die sich der Handluug lediglich Absicht, Jenes Durchschneiden ist. imd seineu Handlungen bestehenden des Handelnden den Tatbestand des Kaufvertrages bloße Erklärung die wäre ist "Wäre cUe An- ausfüllt. B. simuliert, so wäre die Erklärung nichtig; — Die Offenbarung sie irrtümlich, so anfechtbar, also auch nicht voU wirksam usw. Mit der Berücksichtigmig der sog. Willensmängel sagt unser Gesetz deutlich, daß bei der wirksamen "Willenserklärung angenommen die Erklärung ent- sei, spreche einem kongruenten "Willen, und daß sie nur insofern mit voller "Wii-k- samkeit ausgestattet werde. Der Grund, warum das Gesetz früher wie heute schäftswillens verlangt, dieselbe das ist aber der ganz von ihren "Wirkungen erlangen und sich demgemäß Kants mit Subjekt. ist Vorstellung. zipierendes Subjekt da. "Willensäußerungen eine andere Natur. so ist die airf andere Erklärung des Ge- natürliche, Subjekt keine weil ohne Kenntnis Kohler angezogenen, oben zitierten die juristische "Willenserklänmg im Sinne der von muß mau der Welt vergleichen: Die AYelt beti'offene die und nicht rechtlich entsprechend verhalten könnte. Gerade im Gegensatz zu philosophischen Anschaiuuig einfache Beide Phänomene sind nur Objekte für ein Die "Willenserklärung ist auch für ein sie per- Fehlt ein solches, fehlt das betroffene Interesse, so sind der anderen Seite keine Willenserklärungen, sondern haben Fehlt das Auge imd das Hini, Welt nicht mehr das, wofür sie in dem sich die Welt spiegelt, von uns nur gehalten werden kann. VIT WORTSCHATZ UND SPRACHGEBRAUCH BEI KANT Dk. A. ü. WILHELM UHL PROFESSOR HER DElISi HF.S PHILOLOGIE A.V DER UNIVERSITÄT KÖNIÜSBERG Kant -Literatur des Jahres 1904 Die i'ine iiber Tätigkeit und ihre Geschichte punkte des Philologen. Nicht nur als Logiker und Erkoiintnistheoretikcr. nicht nur Pädagog und Weltmann, ja Stand- tiitt er auf, als Psycholog, sondern auch als und Anthropolog; dann auch sogar als protestantischer Philosoph ^ und als Einzig und allein das doch so dankbare Thema: ..Kant als Stilist" wird nur gelegentlich hie und da flüchtig Der Grund für diese gesti-eift. auffallende Tatsache zu irgendwelcher Vorarbeiten Fehlen vom Proteusartig zeigt sich uns der Philosoph in wechselnder Naturfoi-scher, als Physiker. Mathematiker. Geogi-aph Sozialpolitiker.s seine schrift- aber niemals beti-achtet, Metaphysiker, Ethiker und Geschichtsphilosoph B. als an derselben Stelle Von den verschiedensten Standpunkten wird Kants Schreibart. stellerische z. sie Schmerzlich vermissen wir bisher, seltsamerweise, eine Monographie Lücke. Gestalt. mit der Kant- Literatur des teilt Beide zeigen letzten Jaiiriuindertsi den gleiciien Mangel. es fehlen systematisch angelegte suchen Sammlungen, wird seiu. in Ich dem fast gänzlichen meine hauptsächlich: die das Beobachtungsmaterial über- und Parallelen aus der gleichzeitigen Literatur hinzufügen. die deutschen WörterIn gewissem Sinne .sind ja schon die Kant- Ausgaben und darbieten sichtlich bücher, die allgemeinen und speziellen, als Vorarbeiten anzusehen. und Germanisten besitzen hier äußerst wert\-oUe leider bereits 1) Leipzig zum Üeberweg-Heinze 1893 (ca. die jüngeren Teil antiquiert, III«, 1901 1000 Nummern). - Dazu die 1896 .2832 Nummern). ed. Wud. Reicke. - , § 31 ff. - Werke. zum Max Weg Teil Aber Philosophen die älteren sind noch unvollendet. So (Katalog 30), Bibliotheca Kantiana. Adickes, German Kautian Bihliograpli.v. Boston Monat.sregelmäßigen BibUographicn der „ Altpreussischen Erich achrift", gehalten bei der Hede, Philosoph des ProtestanU.smus. 2) D. Julius Kaftan, Kant, der (iedächtnisfeier am 12. Februar vom Berliner Zweigverein des Evangelischen Bundes veranstaltc^ten Protestantismu.s. Birlin 1899. Vgl. Friedr. Paulsen. Kant, der Philos. d. Berlin 1904. 1904. Uedächtnis! Gedenkrede zum 100. Todestage. zum Kant Immanuel Adler, Max Ür 3) SozialwissenschafÜ. Bilduugsverem Wien u. Leipzig 1904. (Vortrage u. Abhandlungen, hrsg. vom zwischen Kants Ethik und seiner Vgl. Dr. phil. O. Brauer, Die Beziehungen Nr. II). in "Wien. - - Pädagogik. Leipzig 1904. 166 und Sprachgebrauch Ulli: "Wortschatz gekommen, daß bisher uiemaud gewagt ist es Und richteu. Schon es lag die bei Kant. Sammlungen hat. derartige einzii- doch so nahe! empfand sehr wie auch die gelehrte, die imgelehrte Mit^relt, Hand von Kommentaren zu lebhaft das Bedürfnis, Kants Schriften an der lesen. Die „Kän-ner", von denen Schiller in seinem bekannten Distichon spricht, sind Mcänner gewesen, praktische sie lieferten die mehr Lexika oder Kompendien zu Man Absatz zu finden.legt also ein Selbst allen Schriften. ^ Gewand zelnen Schriften kleiden sich in das und eines Wörterbuches, geneigt, ist um ^^;el- ein- leichteren weiß den Wert eines Eegisters (Index) wohl zu schätzen großes Gewicht auf schnelle Orientierung. Das ganze PhiloKant selber Eegienmg von den Dozenten meist nach Kompeudien, wie es die Mau als Kommentare zu sophieren des 18. Jahrhimderts hat einen kompeudiösen Zuschnitt. las Und zwar jenem Bedürfnis entgegenkamen. weniger fortlaufende Kommentare zu einzelnen Schriften, anzimehmen, daß seine Systematik verlangte.^ durcli diese Einrichtimg an- geregt oder doch mindestens beeiirflußt wurde, imd daß diese Systematik ihrerseits wiederum bei der Ausbildimg des Kantischen Systems von Einfluß ähnliche Vielleicht läßt sich eine Vermutung aufstellen über die war.* Wandlimgeu des Sprachgebrauches bei Kaut, sowie auch über die Veränderungen seines Wort- Ohne den schatzes. vollständigen statistischen Apparat können wir jedoch in diesen Fi'agen nicht klar entscheiden. Man iu teilt Philosophie gewöhnlich nach zwei Perioden ein: cüe Kantische vorkritische die imd die kritische. meistens das Jahr 1770 angesetzt. die beiden Stilepochen Am 1) stellung rührigsten Kants zutreffen. war J. G. C. der wichtigsten Wahrheiten geweihte . . . Berlin 1795 u. ö. Als ^ des Überganges wird In der ersten verwendet er die neuhoch- Kiese wetter. der Zeitpimkt Diese Scheidung könnte ungefähr auch für neueren (später erweitert; Vgl. von Uini: Versuch einer faßlichen Dar[später: kritischen] Philosophie zwei Teile mit Register). — für Unein- Außer ihm ist Meilin, dessen „Encyklopädisches Wörterbuch der kritischen Philosophie" in sechs Bänden zu Jena u. Leipzig 1797 1804 herauskam. (Am Schloß wertvolle Register.) Für einen weiteren Kreis waren die Anthologien berechnet. Vgl. z.B.: J.G. Ratze, Kantische Blumenlese oder solche Stellen aus Kants Schiiften, die für Jedermann faßlich, interessant und lehrreich sind. Zwei Bändchen. Zittau u. Leipzig 1799/1801. Neu 2) G. S. A. Mellin, Marginalien u. Register zu Kants Kritik der Erkenntnisvermögen. hrsg. von Ludw. Goldschmidt. Zwei Teile. Gotha 1900/02. (Zuerst: Züllichau 1794/95.) 3) Vgl. Emil Arnoldt, Kritische Exkurse im Gebiete der Kant -Forschung. Königsberg i. Pr. 1894, S. 386. Wertvoll ist das Sachregister Dr. Karl Vorländers zur Kr. d. r. V. (Hempel 1266—77 [1899/1900J, S. 770—839.) Berlin 1887. 4) Dr. Erich Adickes, Kants Systematik als systembildender Faktor. 5) Diese Einteilung findet sich auch in der modernen Anthologie: Dr. Raoul Richter, KantAussprüche. Leipzig 1901. (335 Nummern.) Vgl. J. Frauenstädt, Imm. Kant. Lichtstrahlen aus seinen Werken. Leipzig 1872; Benno Erdmann, Reflexionen Kants I 11. Leipzig 1882/85. besonders zu nennen: G. S. A. — — — Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch deutsche Schriftsprache, (Ob hierher schlaf?. den h. cl. ,soj::eii. f,'anz 167 Kanon" des „obersäclisischeii oder vielleicht nur mit hunderts; ganz ohne, Kant boi 18. Jalir- leisem ostpreußisciicn B. das Adjektiv „verkleiiicrlich" 8, 12 gehört?) z. Einder In zweiten bedient er sich der philosophischen Kunst-' oder Berufssprache; einer geheimen Terminologie für die Zunft, auf dem Boden der wachsen, stark al)er InH^- umfassen durchsetzt. Duiclililiitteni in Hände etwa die beiden ei-sten er- die erste, die letzten Dieser Unterschied wird jedem schon beim flüch- sechs die zweite Stilopocho. tigen Epoche ei-sten weniger mit giiechiscben Fremdwörtern mit lateinischen, Augen die Auch der mächtige springen. die „Schachtelkiinstruktion'', tritt erst in der zweiten l'eriodenbau, Epoche überwiegend hervor. Diese Stileigentünilii-likeit, die oft gelobt, öfter getadelt wurde, entspricht ganz der „scholastischen Manier''^ und des Autors — ,Le style wenn man sehen, angenommen c'esf zugibt, hahe.^ nur dann ist rftomiiic/' — persönliche Eigenschaft als eine oder gar als Die einen klagen ärgerlich, gewesen. um wieder und wieder zu lesen, Schopenhauer, Verdienst anzu- Die Wirkung, die der Periodenbau und die ganze schola- Manier überhaupt auf das Lescj)ublikum ausübte, stische sein Kant mit Bewußtsein und Absicht jene Manier dali man dal! genötigt eine verschiedene ist Kants lange Sätze .sei, übeiblicken und verstehen zu können. sie Sogar der sonst doch in Kant den Messias der deutschen Philosophie und der deutschen Sprache Äußerung hinreißen; erblickt, einmal zu einer sehr drastischen läßt sich allerdings nur bei Gelegenheit einer flüchtigen zu der Schlußstelle aus einer Altersschrift Kants.^ Andererseits Anmerkung gilt es als Ehren- sache, unseren Philosophen von der Anschulfligung, rhetorische Gruppierung oder 1) Der Ausdruck war schon den Zeitgenossen geschmack. geläufig, 2) <i. Immanuel Kants Sämmtliche Werke. II. . . Jena . In u. alier Leipzig 1798. chronologischer Reihenfolge hrsg. von (Bd. I/II: .lugend-; Bd. III/VIII: Altei-sschrifton.) B.de enthaltenen Schriften bezeichnen den stilistischen Höbepunkt. 3) Vgl. Alois , — 68. Hartenstein. VIII Hände. Leipzig 1867 Die im und zwar ganz ohne tadelnden Bei- Kunstsprache der kritischen Philosophie, oder Sammlung Vgl. 0. S. A. Xlellin, Kun8t^vörter derselben, mit Kanis eigenen Erklärungen, Kritik der Richl, Immanuel Kant. reinen Vernunft" die Schriften der zweiten Epoche zu. Rede — Rede. Halle 1904, S. 17, wo von der Fonn der Der Ausdruck trifft aber auch für auch Benno Erdmann, Immanuel Kant. ist. Vgl. alle anderen Bonn 11)04, „In unübersichtlichen Perioden, die mit den Formeln einer fast barbarischen Kunstsprache überlastet sind, drängt sich die Fülle seiner Gedanken zu.sammen." .S. 9: 4) Eine schöne laudatio der Perioden gibt Hermann Cohen, Von Kants deutsche Kultur. Marburger Kaisers- Geburtstags- Rede. Berlin ISKJ. Iniraanuel Kant. Rede. Marburg 1904, 5) „[Rechtslehre' 1798] S. S. 234— 23.i 29 f. S. I3ff. (Marburger akadem. Reden. rabbelt der alte EinfluD auf die Vgl. von demselben, Nr. 10.) Mann zum Erbarmen." Art. Anmrkgn. zu Piaton, I>ocke, Kant u. Xachkantischen Philos..phen. (Sch.s handschnftl. I-eipzig o. J. (1893], S. 33 (Rccliun 3002,03). ed. Eduard Grisebach, 3. Bd.). Schop., N'achlaO, Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch 168 bei Kant. doch wenigstens „dialektische Begriffskünste "i zur Beweisführung verwendet zu Man rühmt haben, freizusprechen. die hohe Diesem Pro nun Sind trachtet. Contra entzieht sich der Germanist, indem er Kants Schreib- et der zweiten Epoche, als Standessprache oder Klassendialekt be- art, speziell die schon stehen, „die strenge, die körnige Art seines Denkens, Idealität seines sittlichen Pathos".^ Hüfsmittel, die äußerst für die die so versagen spärlich, Epoche zur Verfügung erste solche bei der zweiten fast ganz. Dort bildet Adelungs Wörterbuch die Hauptquelle; neben ihm die mehr kompila- Für einzelne Klassiker Campeschen Bücher. torischen Methode zu lernen studien, aus denen stehung der nhd. Schriftsprache sind heranzuziehen. stets Epoche Füi" die zweite stehen in der Einleitung XXXI S. nicht dialekte (dieser f. zum ersten Daselbst spricht Terminus ist Grimm UrteU vorangestellt, das Jacob sei das Philosophensprache und über Kants Schreibart abgegeben 1854. gehört Detail Leider fehlt es vor allem an einem ostpreußischen Idiotikon.* hierher^ die gibt es bereits gute Vor- die bekannten Arbeiten über die Ent- ist; hat. über Die Worte Bande des Deutschen Wörterbuches, Leipzig Grimm siib 8. (S. XXX ff.) über die Klassen- aber jünger) und behandelt zuerst die Sprache der Hirten, Jäger, Vogelsteller, Fischer, Schiffer, Winzer, Bergleute, Bienenzüchter, Köche und Apotheker; das Eotwelsch oder Gärtner, Bauern; der Handwerker, der die Sprache der Bettler, Diebe Dann kommt tatum, er auf die gelehrten Stände und Vgl. "Wilh. katholischen), — Stuttgart 1898, S. 65— 73. rühmt besonders die Schriften der 2) Vgl. Dr. Julius Walter, 3) Einige Fingerzeige gibt der Hand. — Berlin 1903. 4) ist (Frommanns Klass.d.Ph., die erf. 70er Jahre, auch Zum jünger) facul- der Theologen (der pro- Rieh. die Dr. Wilh. Weltanschauung. seine Darstellung bei Friedr. Falckenb erg. „Träume Leipzig 1881 Gedenkrede. Paulsen, Yll. [»•3-99]). I. K., Paulsen eines Geistersehers" [1766]. Festrede, gehalten ... im Jahre der Gedächtnis Kants. Säkularfeier der Kritik der reinen Vernunft. Nr. 256. ist und Rittersprache. secundum ordinem der Juristen, Mediziner und Natiu-forscher, be- Schön und gerecht S. 31. die Krieger- ti'aktiert, "Windelband, Immanuel Kant und Heidelberg 1904, Ztg. und den Jargon (auch dieser Termiaus testantischen 1) und Gauner: endlich , S. 29. Feldmann, Wieland als Sprachreiniger. Beil. z. AUg. München, 10. Nov. 1903. Wieland, der Schwabe, dichtet mit dem Adelung in Vgl. M. Müller, Woilkritik und Sprachbereicherung in Adelungs Wörterbuch. (Palaestra XIV.) Die Schriftsprache ist fast gar nicht berücksichtigt bei G. E. S. Hennig, Preußisches — Wörterbuch,... Königsberg, 1785; H. Frisch hier, Preu.ss. Wb. I/II. Berhn 1882/83. Vgl. G. Th. Hoffheinz, Über den ostpreuß. hochdeutschen Dialekt. Vortrag, geh. i. d. Königlich [sie] — Deutschen Gesellsch. zu Königsberg. Altpr. Monatsschr. 1872, [445] 461. (Mentz Nr. 1058.) Ein umfangreiches MS aus dem Nachlaß desselben Verfassers, Vorarbeiten zu einem ostpreuß. Idiotikon enthaltend, befindet sich im Besitze setner Familie und harrt der Bearbeitung und Veröffentlichung durch eine kundige Hand, die sich bisher leider noch nicht gefunden hat. (Erscheint in der ,Teutonia-', vermutlich in der Bearbeitung des Dr. Ludwig Goldstein.) Uhl: "Wortschatz und Sprachgebrauch sonders der Chemiker. Cliemio kaudcrwolsclit .,Niir dio Liebigs Munde wird aber in Latein und Deutsch, in Zuletzt sie spraeligewaltif,'." 169 bei Kant. Grimm dann i.st kurz, „Den aber schön und treffend, auf die Spraclie der Weltweislieit eingegangen. Philosophen", sagt er a. a. „welche sich des innigen Zusammenhangs der Vor- 0., mit den Worten bewust sind, liegt es stellungen nahe, in da.s Geheimnis der Sprache einzusenken; doch wächst ihnen die Gewandtheit mehr von innen und zu iuiftet solir ihrer eignen der Besonderheit in Natur, oft Auf ihn unter wieder abweichen. scheint allen als dem gebrachten .Sprachgebrauchs eingedenk blieben, von daß .sie des her- unbedenklich und sie Kant [XXXIIJ Gebiet der deutschen Sprache anheim unterlassen Nur Beistand. darüber Kant hat." von Hartenstein ist DWB I, LXXVIII Angabe im die Nach Hl V, VI, Vn). Grimm Jacob DWB wird Kant im selten — , (2 — 6) ' nicht aufzufa.ssen exzerpiert; DWB dem sie wahi-scheinlich I,LXVII oben, nach Originalausgaben stib 23. zitiert; ersten uhd. Quellenverzeichnis. vgl. In den wird Kant nicht mehr erwähnt (Bd. IT, auch Moriz Heyne. zitiert also läßt unbedingt beipflichten! nach Hj Danksagung Grimms. selbst, vgl. die folgenden Quellenverzeichnissen m, ÜWB für das das "Wörterbuch fällt, meiste die Rücksicht zu nehmen, dessen lebendige Ausdruckswoiso darum, insofern — durchblicken die Ansicht und wir müssen ihr daß eigentlich zu jedem philosophischen Autor ein Spezialwörterbuch anzufertigen Selbstverständlich sei. müßten alle Stellen, und zwar die ganzen Stellen, an denen der fragliche Ausdruck vorkommt, chronologisch geordnet, unter den beti'effendon Stichwörtern mit ist aber ausgesprochen, ein wie geringer es gesammelt auftreten. ^ Wert Da- nur, relativ wenigsten.s, auch den besten unter den allgemeinen philosophischen Le.vicis beizumessen sei!' Versuche solcher allgemeinen Behandlung reichen Im und weiter zurück.^ 19. Jahrhdt. wurde dann durch seine Personalnotizen noch heute wichtige, viel 1) Immanuel Kants Werke, sorgfältig revidierte auf die Zeit Kants das namentlich im übrigen aber, besonders Hereinnahme der Kirchen- und Rechtshistorie, durch bis beniitzt unnötig Gesammtau.sgabe in aufgeschwellte zehn Bänden. (Mit — Über zwei andere .ausgaben, die jedoch Hartenstein. Leipzig ]838.'.^9. für uns hier nicht in Betracht kommen, vgl. Goedeke V», 1893, S. 2; dazu den Katalog 150 von Alfred Lorentz. Leipzig 1904, Nr. 1726—29. Ein Ansatz bei I). [sie] Cuno B'ischor. 2) Für Kant ist diese Arbeit noch nicht geleistet. Nicht recht übersichtlich ist dio nach H, Claris Kantiana. Jena 18.')8. 4°. (Univ.-Schr.) Von Portrait.) 0. — eingerichtete 3) Oesch. d. d. Anordnung der Stichwörter bei Gustav Wcgnor, Kantloxikon. Berlin 1893. Eine kurze, aber gute Übersieht über die wichtigsten Faohlexika gibt Kud. Eucken, Leipz. 1879, S. 2 ff. - Vgl. von dems., Gesch. u. Krit d. Grundbegr. philos. Terrainol. Gegenw. . . Leipzig 1878; 2. Aufl. 4) Vgl. z.B. (Die Buchstaben B Maimon, D leiden.) Sal. bis u. d. T.: Die Grundbegr. d. G. Leipz. Philosophisches Wörterbuch,... 1893. Erstes Stück. Dieses „erste Stück'- geht bereits bis Berlin zum Buchstaben Z 1791. inkl. 170 Ulli: Wortsohatz und Sprachgebraucli bei Kant. Werk von D. [sie] Wilhelm Traugott Krvig, des Königsberger Nachfolgers von Kant, wo der später nach Leipzig ging, 1842 er Manches au diesem Buche starb.^ berührt uns heute seltsam; ich erinnere an den Artikel: „Dingerlehre" Ist üeße sich noch öfter auf werfen. Immerhin müssen wir zugeben, daß die Kantische 7231; von Kant (I, man ist; den Artikel: vgl. z. B. spöttisch für: „Involutions"- und: In der neueren Zeit hat „Evolutionstheorie" gebraucht). 618). Diese Frage es ist Terminologie fleißig von Krug eingearbeitet worden „Einschachtelungstheorie" (I, „Buchmacherei"? das die deutsche Gründlichkeit, oder man wieder ähnliche Ver- suche unternommen, die, trotz mancher von den Philosophen gerügten Mängel, Sprachforscher für Nachschlagewerke handliche als nicht Wert ohne sind.* Vollständigkeit wird sich hier wohl nicht erreichen lassen, wie ja nirgends in der Hauptquelle bleibt das Wissenschaft. 3 immer vor Augen muß, daß halten es DWB, bei dessen Benutzung man sich kein philosophisches Spezial- oder Pach- lexikon, sondern ein germanistisches, also ein sprachwissenschaftliches Werk sein nach Jacob Grimms Plane aber auch gleichzeitig ein Haus- und Familien- will; DWB Voraussichtlich in fünf bis zehn Jahren ungefähr wird das buch. endet vorliegen. muß Längere Zeit Akademie Berliner voll- Die Belege aus Kant werden fortgesetzt. die Vollendung der unentbehrlichen Kant-Ausgabe der Anspruch nehmen. in Die Ausgabe ist auf 22 — 25 Bände berechnet; sie zerlegt sich in vier Abteilungen: Werke, Briefwechsel, Handschrift- Bisher sind erschienen Band licher Nachlaß, Vorlesungen. X, XI, XII In der Briefabteilung (Briefe). ist Der Grund für dagegen geschehen. es Oder sollte es nicht von Kant selbst herrühren? dieses I, IE und IV (Werke); am Bande Zeilenzahl die was das Zitieren erschwert; Seiten nicht vermerkt, nicht ersichtlich. ist abweichende Verfahren Das ist doch wohl kaum anzunehmen! * Jahi'esbericht über die Fortschritte der Arbeiten liefert, 1) Allgem. Handwb. 2) So z.B.: Friedr. Kirchner, Wörterb. der philosoph. Gnindbegriffe. — 1900. d. philos. Wissenschaften Dr. Rudolf Eisler, Wörterb. der philos. Begriffe und Ausdrücke — 956: Artikel: bietet: „Verzeichnis philosophischer Quellenwerke ". absohit, Glauben Ludw. Noaok, 3) u. a. m. Hist.-biogr. Groß angelegt ist Philosophy and Psychology. das (Bd. I' geht bis: Handwb. jüngste Band I/II. z. Gesch. Kant ist Heidelberg 1886; .... Berlin 1900. Nyaya- Philosophie.) d. Philos., Vgl. das. eingearbeitet; vgl. z.B. die — Nur Personalia Leipzig 1879. Werk: James Mark Bald York and London 1801/02. 4°. derartige New ist namens V, Leipzig 1827ff.; -ib. 1832ff. (Zweite Aufl., in II Bänden, seit 1904 im Erscheinen begriffen; bisher 8 Lieferungen.) S. [938] ist der sein, daß die meisten unter den Briefen Der verdienstvolle germanistische Leiter der kritischen Akademieausgabe Ewald Frev. Den der Werke in der Abteilung der w in, Dictionary of (Wird fortgesetzt.) Uhl: Wortschatz und Spracfagebraucb 171 bei Kant. der Kommission, "Williolm Diltiicy in den „Sitzungsberichten". Erich Schmidt, der Thema das Wort genommen: K. Schmidt der (iesamtsitzung in Er besprach (Ersch. später.)- vom Dort' hat anch zum gegen würtif;en 19. Januar Ewald Frey hat die "Werke nebenher Kants sämtlich auf jene Schreibung zu bringen Prinzip gewiß zu empfehlen. zur Sicherheit doch Ver- immer Für eine Oe- Der Oermanist wird aber wieder auf die zurückgehen Originale Die wertvollen Beigaben Fi-eys sind Beobachtungen und Sammlungen und Orthographie, zur Wortbildung, Formenlehre und Syntax. Lautlehre zur dieses ist und moder- .solchen versucht, die der Autor in den 1790 er Jahren sich angewölmt hatte. müssen. ..Hr. Kantischen Sprache." erörterte mancherlei Eigenthümlichkeiten der samtau.sgabe 189!). die Versuche, normierend und die noth wendigen engen Grenzen eines nisierend einzugreifen, und Kommission angehört, mothodologische Bemerkungen über die JJehaniliung der las Te.vte Kants. fahrens der ebenfalls Über "Wortschatz und Spraciigebrauch auch nicht direkt nur wenig ab; fällt Thema gehört dies eine derartige Ausgabe hinein. in Die Berliner Akademie wird ohne Zweifel nicht versäumen, den vollständigen Kantischen Wortschatz rechtzeitig verzetteln zu lassen. Zeitraiun zwischen das Erscheinen der einzelnen in Bände Da immer fällt, so ist ein gewisser Aufgabe diese Wirklichkeit durchaus nicht so schwer, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Stets Beim Herauskommen Es muß nur früh genug damit begonnen werden. der Kant- Ausgabe kann der Zettelapparat schon fertig sein. des letzten Bandes sind Verweise auf früheren Bände die beizufügen; desgleichen die lich empfiehlt sich wohl die Dreiteilung, die Jacob Grimm a. a. 0. be- Äußer- treffenden Zitate aus den Originalen nebst der authentischen Schreibung. S. XXXI zwischen den Zeilen andeutet: die Teilung nach griechischen, lateinischen und Grimm deutschen Wörtern. die deutschen Kant ist er uns ebenda indirekt mitteilt, hat sich, wie mit früher annahm.^ dem Griechischen keineswegs Wir werden daher wohl so vertraut gewesen, nicht fehlgehen, 1) 8itzun{,'8berichte 111, S. 13. 2) Bisher — der Königlioli Vgl. Kantstudien III. Preußischen Hamb. (Sommer-Semester 1904) noch u. 1899, S. man Kunstausdrücke Akademie der Wissenschafton Loipzitf. wie wenn wir ihm gerade deshalb eine gewisse Vorliebe für griecliischo Schlagwörter und 18!)», auf Wörter einschränken müssen. zu Berlin. -ISt. nicht erschienen. Kants Stellung zum Griechentum. Rede, geh. i. d. Albertus- Univ. am 22. April 1899. (Im Königsberger Lektionskntalog f. d. Winter- Semester 1899/llKX).) Das. ist bes. S. 5(f. nachzulesen. Der«., Kant und der Humanismus. Rede, geh. i. d. Albertus- Univ. 3) Vgl. Arth. Lud wich, — am 22. April 1904. (Im Künigsberger Lektionskatalog f. d. Winter -Semester 1904/0,').) Ulli: Wortschatz 172 Jedoch zuschreiben. ist jedem Worte genau zu erforschen, ob bei verständlich; zAveifelhaft aber scheint es 250 avTOxeiQi'a ib. muß Dabei z. B. zu sein bei werden au Klammern, das in und womöglich vorher noch das griechische Wort zu fährt noch Grimm, um selbe würgung" So Erklärung, das zugleich f., als ist z. Wort B. DWB 8o ver- ist. X, 505 sub: autochiria nach hat etwas Kompendiöses an sich Sitte lateinische Das- aus Zweckmäßigkeitsgründen akzeptierte. mit Recht seine Nachfolger. Die genannte zitiert. m. eine Gewohnheit, setzen; auch den älteren deutschen Wörterbüchern eigentümlich der diese Sitte a. Gewohnheit Kants, bei Einführung eines die neuen Begriffes hinter dessen deutsche Benennung, die ganz so selbst- avzoyiQÜvMQ 5, 175i; Transskription bei Kant: Autokl'ator, antochiria) u. (in erinnert d^Kpißolia, avro- und heQovoiiia nsw. natürlich ganz dvvi-, voov(.isvov, etwa es nicht Ausdrücken wie Letzteres ist bei der Philosophcnspracho angehöre. (faivö^evov, bei Kant. und Sprachgebrauch und „Selbst- 2515 Stieler dem mit ist, Periodenbau, wohl auf das Konto der „scholastischen Manier'- zu setzen. sattelfest scheint Ganz zu Der sein. gen. pliir. als eine besten Kant ist 2, 250 wohl nicht als noi77.., schwachen nom. 4, ist aber wohl Die Bildung: „Monogrammen" hat. sondern daiiv plur. als Kon- die der Sprache „Monogrammen" vom Standpunkte plur. acc. kaum etwas einzuwenden 442) da- (2, aufzufassen; am Pliilo- Übrigens dürfte auch gegen den struktion wäre dann so korrekt wie möglich. 18. Jahrhdts. Formenlehre nicht gewesen (statt roov^itvwv) der griech.-lat. Zwitterbildungen anzusehen, wie solche die sophensprache mehrfach geprägt o-efen in der griechischen ,Noumenorum' de« Vgl. den novi. plur.: „Imperativen" sein! 36 und passim die entsprechenden Ausführungen Ewald Freys. Die lateinische Literatur hat Kaut vor der griechischen bevorzugt 2, hier kommt man seine auf Beschäftigung mit den Kapitel: „Metaphern und Bilder" bei Kant ist Poeten 1) Wir zitieren 2) Arth. Königsberg ]889. Univ. am Kant mit dem Ludwioh, Zur — Ders., 22. April 1903. 3) Vgl. Ernst Kant (resp. Zitat) DWB und Heyne nach Hj. Rede zum Böckh über Altpr. Monatsschr. Wiehert, Verse Kants d. Wesen d. Philologie. 22. April. 256. 1903, [243] an Kant. Altpr. Monatsschr. XV, 22. 4. 1904. der reinen Vernunft und seine Stellung zur Poesie. Königsberg Kants Kritili Progr. d. Altstadt. u. die Dichtlmnst. auch hier Univers. - Progr. Rede, geh. Hartungsche Ztg. Hans Hohenfeld, Kant ist i. d. Albertus- — XXXX, u. Streng und individueller Ausdrucksweise zu Kantfeier der Albertiua. u. und Das ^ noch nicht geschrieben, kann auch ohne vollständige Sammlungen nicht geschrieben werden.* wieder zwischen Schulgebrauch überhaupt. — i. 1878, 5 u. 6. Vgl. K. A. Rosikat, Pr. Beilage zum Gymns. Ostern 1901. — Ferd. Laban, Die Schopenhauer -Lit, Gute Vorarbeiten bei Rosikat a.a.O. S. 20ff. Edlingers Lit.bl. II, zitiert: Hieronymus Lorni, Der Hmnor in [sie] Kant. Kuno Fischer, Kant's Leben und die Grandlagen seiner Lehre. Drei Vorträge. 1878, 65 ff. Mannheim 1860, S. 86 (über Kant's Satire); ders., Gesch. d. neuern Ph. IV', Heidelb. 1898, S. 269 ff. 4) Leipzig 1880, S. 112 — Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch Kant scheiden. hat diesen Unterschied bemerkt. .';ell).st Anm. erkenntnis sagt er 2, 311 wegen der habe ich boi (Kritik Mit Stilgefühl und Selbst- der reinen Vernunft 1781): „Uebrigens Au.sdrücke, lateinischen 173 Kant. die der gleichbedeutenden statt deutschen, wider den Geschmack der guten Schreibart, eingeflossen sind, sowohl diesem Abschnitte, bei auch in Ansehung des ganzen Werks, als Entschul- ziir digung anzuführen: daß ich lieber etwas der Zierlichkeit der Sprache habe entziehen, als den Schulgebrauch durch die mindeste Unverständlichkeit erschweren hervorzugehen, Hieraus scheint wollen.'" philosophische Terminologie daß er dieses a. a. 0. von sich behauptet, zunächst für sein wichtigstes "Werk, gemäß Da nun Temunft". „Kritik der reinen die daß Kant sich an die überkommene eng angelehnt habe; oder doch wenigstens, überall die Zahl der Begriffe erfahrungs- schneller wächst als die Zahl der Wörter, so wird auch viel Prinzip nicht Man haben durchführen können. getreu überall zum Vorwurfe gemacht^: „So hat Kant keineswegs die Kant sein ihm dieses hat Begriffe Veretand und Vernunft von den Psychologen übernommen, sondern hat Begriffe, die er sich neu und selbst ißt e.xakt konstruierte, mit den Termini übernommen und ihnen die es mit dem Terminus alten Namen bezeichnet, also nur eine neue Bedeutimg beigelegt „Sinnlichkeit" bewandt .... Daß Kant gern für neue Begriffe gebrauchte (eine m. E. verwin-ende Gewohnheit), fallend in völlig geändert wird)." Dieser Vonvurf wäre noch im einzelnen genau nachzuprüfen. auch sich in Einiges bemerkbar. änderung der Ausdrücke a jniori, zendenz") zu lernen, sei et vice (8. evident, ja so z. = B. die 567 H.,). Hier hat der Germanist Bedeutungs- progressiv, daß auch Versuche wie: „Ueberschritt" bemerkt, vorkommen ist a posteriori (früher viel 1) Em.st Anm. 2) — Marcus, Kants bis Revolutionsprinziii V^l. auch Dr. \iio\t in den Büchmann gedrungen Büchmann", 1900, 152. ; dazu (Kopemikanisches BolÜKcr, Anti-Kant (firuiidlegiuig Eine Arbeit über den kategorischen Imperativ |i..r,-., ,,Trans- beim Philosophen der „kategorische Imperativ", repräsentiert eine griechisch -lateinische 118 regressiv). (für: versa. Das einzige Schlagwort Kants, das S. macht Vielleicht diesem Punkte wieder ein Unterschied zwischen den Altere- und Jugendschriften Schließlich Termini u. a. auf- tritt der Anthropologie § 87, n, Abs. 3 hen'or (wo die alten Termini für Temperamente beibehalten werden, obwohl der Sinn die Ähnlich alte in Prinzi])). ist-, Zusammen- Herford 1902, Basel 1882, S. 18ff. zur .Mct-iphysik der Sitten. der Weltliteratur wiiro Riga 1785.) .sehr erwün.scht. — — „D.ns herwort des Gewissens", so läßt z.B. Karl (iutzkuw siinen />r. Klingsohr ,diesen dürn>n -hen königsherger Imperativ'^ nennen. (Der Zauberer von Rom IV", I/?ipzig IStiO, VIII, Am »»ekanntesten ist wohl das Gedicht: „.lohannes Kant" von Gustav Schwab. Vgl. I — Krug, a. a. 0., IT, 1833, 578. 174 imd Sprachgebrauch Ulli: Wortschatz bei Kant. Solche Zusammenstellungen klingen gut; das Stellung {imperativus categoncns). wissen außer den Philosophen auch die Mediziner und Naturforscher hahitus apoplecticus, facies hippocratica; balaena austraüs). haben ihr Bedenkliches vmd sind Mißyei"ständnissen ausgesetzt, dem Zusammenhange Sittiichkeit) ist wenn hente noch den „hypothetischen Imperativ' („der Geschicklichkeit")? (4, H4 im System dieser — 38). (der gewissermaßen der überlebende Bruder von zwei ursprünglich eng, ja untrennbar verbimden geweseneu „siamesischen Zwillingen". spielt B. aus sie Der kategorische Imperativ werden. herausgerissen (vgl. z. Diese Schlagwörter theoretisch genau Das fühlen dieselbe Kolle wie der kategorische! wenn wenigsten, die das Schlagwort in der sie Die meisten legen heute den Ton auf „Imperativ", während Rede verwenden. vom Standpunkt jetzt Wer kennt Und doch des historisch gebildeten Philosophen , und im Kantischen Sinne, der Ton auf „kategorisch" gelegt werden miiß (im Gegensatze zu „hypothetisch"). "Wer die Schwierigkeit fühlt, sucht sie eine Art von „schwebender Be- diu'ch tonimg" zu vermeiden, indem er den Ton auf beide Wörter gleichmäßig Diu-ch die Verlegung des Tones von der Sinn beider Ausdriicke einer Endüch ist drittens die ,, verteilt. kategorisch" auf „Imperativ" wird offenbar Waudlimg unterworfen. deiitschen Wörter, Begi'iffe zu beachten, daß imsere Schi'iftsprache um die an einem seltsamen Schicksal prosperierte oder und Wende litt; Sätze betreffend, so des 18. u. 19. Jahrhdts. wie man's nehmen Die will. Esperanto usw. -Versuche imserer Tage haben eiu Vorspiel gehabt, das allerdings etwas anders angelegt war und eine lange Geschichte aufweist.^ Die Pasilingiüsten wollten damals eine lebende Sprache zur Weltsprache erheben, darüber, welchem Volke diese Ehre zu teü werden solle. und man stritt (Tatsächlich tun ja auch heute noch die Anhänger des Volapük usw. nichts anderes, da jeder ,,Weltsprache" ein lebendes Idiom zugrunde gelegt die Frage debattiert, oder zum Schaden fi'anzösischen den entwunden hatte. ob eine solche Ehre gereichen Eang streitig, werde. ^ der 1) Vgl. 29. Juni 1899. Die Es wurde im Ernste über betreffenden Volke zum Nutzen Philosophie machte der deutsche wie diese der lateinischen Scholastik das Zepter Unsere Muttersprache (oder eine andere) soUte zu einer gemeinen Sprache entwickelt werden. sich mit wii'd.) dem Streitfi-age. all- Die europäischen Akademien beschäftigten Es herrschte das Hermaim Diels, Festrede über ,,Sti-eben, Leibniz die Sprache auf die not- und das Problem der Universalsprache. Sitzungsber. d. Kgl. Preuß. Akad. zu Berlin XXXÜ, 579 — 603; bes. S. 593, über Kants Logik und ihr Verhältnis zur Sprache. 2) J. G. bei, wenn Buesch, Über die Frage: Gewinnt ein Volk seine Sprache zm- Univerealsprache wird? in Absieht auf seine Berlin 1787. Aufklärung da- Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch wendigen Formen des Denkens zu reduzieren".' Es braucht zu werden, daß wir uns im Zeitalter der Frage nacii befinden, und daß Herder 175 Kant bei Kant mehrere Semester (1762 bei — 64) bevor er den Preis der Berliner Akademie davontrug (1772). der .L'homme machine' erfunden AVort: da.-* künstliche Sprache daran erinnert niclit dem Ursprung Der Rationalismus, glaubte ohne weiteres eine hatte, Jlaschine konstruieren zu können. für diese der Spracho gehört hatte, So konnte es nicht fehlen, daß auch die deutsche Philosophie einen ganz eigentümlichen Stil annahm, den die Gegner kurzweg als den Jargon der, Roiure'- brandmarkten. Kant, Grimm dessen deutscher Sprachgebrauch, wie Herkömmlichen sich nicht eines sich befleißigt Schopenhauer als durchsichtigen korrekten, diese Kon-ektheit seines Stiles Was hundert die Recht hervorhebt, vom dessen Stiles, Er selber von Charakter „glänzende Trockenheit" bezeichnet imd mit dem eine des Aristoteles verglichen worden Stile 0. mit a. a. hat jene Unsitte lebhaft gerügt.^ entfernt, ist, welcher jedoch einfacher sei.* Gerade erhebt unsern Philosophen hoch über sein Jahr- unklare Zeit eigentlich wollte, schwer zu sagen.* ist Heute Man noch kranken wir an den Folgen jener phantastischen Sprachbehandlung.*' tastete unsicher umher, ohne das Anders Kant um richtig herauszuschälen, nicht überall macht sich die Volkslieder so Es Sache des Lesers, zunächst diese letzteren ist dem Begriffe auf den Grund zu kommen. und immer geschehen, worauf zu achten philosophischen Schlagwörter, und Sprichwörter. DWB die glücklichsten. Dfis Das Volk übrigens nicht selten einen Dabei wird häufig gekürzt oder sonst geändert das berühmte „Ding an sich" hat die sein wird. Beigeschmack annehmen, ebenso mundgerecht wie die politischen oder sozialen Gleich der Sache zu treffen. Zielbewußt schafft er Begriffe, und für diese Begriffe dann auch Ausdrücke, Schlagwörter. ist Wesen ein Beispiel ist hierfür. n, 1860, 1153 nur kurz darüber gehandelt Über 2, 66 ließe sich Aber streiten. Wilhelm (irimm Seine Zitate sind nicht ib. 67 und 69 zeigen uns deutlich den Sprachgebrauch Kants: „alle Dinge an sich selbst" (67) und: „das Ding an sich selbst" (69): vgl. 250: „ein Ding an sich 1) Diels a.a.O. 2) VkI. S. 593. Goethes Xenion (Xr. C3); dazu Dr. Karl Vcrlämior, Kantstudien 3) Vgl. seinen Aufsatz: B<tI. Münatsschrift. 4) Kritik S. H7 (. 5) Vgl. Kritik z. Fntz Mai, S. 387 1796. Schopenhauers — 426 Diss. Bonn Mauthner, (1, 173 Kritik I, S. in 328. der Philosophie. — 194). (Anh.ing zu: Die Stil ist nicht Levy, Kants B. Siegm. der Sprache. 6) Von einem neuerdings erhobeneu voniehmen Ton der Kanti.schen Philosophie. Reclam.) Beweisend .><elbst''. W. a. W. u. Vorst I. ed. r.risobach unwesentlich durch den Kantischen beeinflußt. der reinen Vi-rnunft in ihrem Verhültni.s 1868. Beiträge zu einer Kritik der .Spraihe. I 111. Stuttgart I(K)I/03. zur Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch 176 ist namentlich die Stelle Ding an ,,ein das Ens 232: „Dinge au sich selbst {Noumenay-; 3, sich selbst." bei Kant. 234: vgl. ih. So gibt Kaut ,,Ding'' tritt avich: ,,Sache'' auf. Statt: Die Stellen müssen gesammelt werden.i per se im Deutschen wieder. In solchen und ähnlichen Fällen empfiehlt sich die peinlichste philologische Wenn Akribie. dann der Wortlaut des Begriffes Exegese folgen, bei der "Worterklärung vermag nämlich kann festgestellt ist, erst die Die schwankende nicht minderer Sorgfalt bedarf. es ganz verschiedene philosophische Er- zuweilen gebnisse zu zeitigen, weshalb sie gefestigt werden muß. Das bekannteste Beispiel wohl ist v.J. 1783 (3, 170): „Ich gestehe frei: die Stelle den ,,Prolegomena" aus Hume Erinnerung des David die war eben dasjenige, was mir vor vielen Jahren zuerst den dogmatischen Schlummer unterbrach und meinen Untersuchungen im Felde der spekulativen Philosophie Hier hat das Wort: „Erinnerung", eine ganz andere Eichtung gab.'" enix interpretum den Kantforschern große Sorgen , mit als ,recordatio' auf, Dann wäre 1762 — 64 der dem genitiviis objectivus („die Umschwung Andere aber fassen das Wort („die ,admonitio' auf, mit als Ermahnung von Hume"). ^ Dann jener fällt Man Jahrzehnt später, et^va in die Jahre 1769/70.* Wirkungen! Wer Für den Philologen die Stelle nicht, Es Umschwung sieht: zuerst gelesen. getiitiviis subje-ctivus ein ganzes fast kleine Ursachen, große 18. Jahrhunderts einigermaßen kennt, wird Deutung nicht verscliließen. Das DWB IH, 860 hat wohl aber entsprechende Parallelen zu unserer zweiten Bedeutung.' nicht ausgeschlossen, daß Harteustein, oder wer sonst Kants AYerke für ist 1) Eiohtig herausgeschält Grundrisse z. Torlesgn. nebst Ders., Wb. usw.' Krit. d. dem gibt es daher keine ,,Quisquilien". den Sprachgebrauch des sich der zuletzt angefühi-ten etwa in die Jahre Hume Kant den diese Zeit hatte eine Erinnerung an Hume").^ iu der Kantischen Philosophie um zu setzen, denn als Einige fassen es bereitet. ih. Hof f ding, satze: ,Die Kontinuität übers, v. F. d. f. philos. Bendixen ü, z. S. leichtem Gebr. 135 Dinges an Arch. im der Terminus bei M. C. Chr. E. ist "Wh.e Jena 1788, Kantischen Begriffes 2) Har. e. ff. — sich. Gesch. d. d. Schmid, Vgl. Anton Phüos. VII, Berlin 1894, Entwicklungsgange Kants".) — d. r. V. im S. 211ff.; Thomsen-Kopenhagen, Bemerkgn. Kantstudien 8, Berl. 1903, 193 Leipz. 1896, S. 35. 43. 635. Kritik Jena 1786, Kautischen Schriften S. — 257; 175f. 38öf. — Ders., Vgl. Dr. Erich Gesch. d. z. bes. S. 198'f. (In dem Auf- neueren Philos., Adickes, Kant-Studien. Kiel und Leipzig 1895, S. 151. 3) Vgl. H. in seiner 4) Paulsen. 5) Vaihinger, Arch. f. Gesch. d. Philos. VIII, Berlin 1895, Besprechung des Adickesschen Buches, Kantstudien Die Vaihingersohe interpretatio (Vgl. Im Busse DWB ist a. a. 0. deckt sich mit II, Hamb. S. u. 439. — Ludw. Busse, Leipz. 1898, S. 125. den Resultaten von Busse, Erdmann, ff.) es die erste Bedeutung; die admonitio wird der recordaiio als der urspriiug- lichere Sinn vorangestellt, ohne Zweifel mit Hecht. Uhl: Wortschatz und Sprachgebranch das DWB trachtete, exzerpierte, die Übersetzung ,admonitio' eklatant sein. sich noch Doch genug für diesmal. dem mir die Kantstellen aus DWB mehr finden, wissen.schaftlichen Arbeit für Kants Wort.schatz Sammlungen hielt. mögen sie auch nicht so auszuziehen, also gewissermaßen den Harten- Wie weit ich damit bisher mag, wird jeder ungefähr zu emiessen imstande ich diese so selbstrerstäudlich be- Ich habe seit einigen Monaten begonnen, steinschen Zettclapparat zu rekonstruieren. sein als daß er die Stelle nicht der Aufnahme für wert Ähnliciier Fälle werden 177 bei Kant. kennt Daneben habe und Sprachgebrauch lieber vorläufig ich sein, gekommen der das 'Wesen der mir manches bemerkt, was ich als charakteristisch ansah. noch zurückhalten. Doch will Vieles von dem, was wir anfangs unserem Autor allein zutrauen möchten, zeigt sich uns später plötzlich, bei wachsendem Umfang imserer Lektüre, Damm als Gemeingut des 18. Jahrhunderts. beschränke ich mich einstAveilen auf diese einleitenden Bemerkungen. 12 Vlll DER WILLE DES STIFTERS Dr. 0. Ö. OTTO GRADENWITZ PROFESSOR DER RF.CUTE AN DER ÜNn-ERSITAT KÖNIGSBERG > I. Kant gellt Kant und die Stiftungen. seinen 1797 erschienenen „Metaphysischen Anfangsgründen in der Rechtslehre'' auf die Stiftungen mit einem kurzen Worte ein: „Hier fragt nun: ob die Yersorgiing der Armen durch laufende Beiträge, so daß sich jedes Zeitalter fromme Seinigen die oder ernährt, (dergleichen Stiftungen durch Bestände Witwenhäuser, Hospitäler und zwar nicht durch Bettelei, welche mit der Räuberei nalie verwandt durch gesetzliche Auflage ausgerichtet werden für die einzige, kann, dem der zu leben hat, Stiftungen zu besorgen wenn für sie mit der faule gerechte Belästigung des Volkes durch dieser Stiftungen, die — Die werden, weil gehalten ist), Armseyn zum Erwerbmittel In soll. ei-stere Rechte des Staats angemessene, der sich Bemerkung verrät sie Zalil sind) ist, Anordnung muß von frommen Annen anwachsen, und Menschen machen, das eine un- gegen die so die Regierung sein würde." sieh eine gewisse Abneigung aber mehr gegen das Dauerhafte dieser Einrichtung ihre Substanz gerichtet ist und sondern niemand entziehen (wie nicht der überhaupt dergl. u. als gegen und dem jährlichen Etatswesen, im Gegensatz zu den dauernden Fundationen, das Wort redet. hat Kant eine kurze Spanne Zeit darauf Nun ,. Anhänge zur Rechtslehre" herausgegeben, von denen die meisten durch eine Rezension seiner ..Rechtslehre" den Göttinger gelehrten Anzeigen hervorgerufen sind; die mei.sten, nicht alle! Zwei Punkte, darunter die Stiftungen, sind in jener Rezension nicht besprochen in und gleichwohl in den Anhängen behandelt. behandelten Stiftungen abstrakte und unmittelbar tritt kühle Behandlung praktisches Den (unter h) letzter als Punkt Kant nunmeiir direkt feindselig gegenüber, und die Resultat der Rechtsfragen weicht gehenden anschaulichen, hier ja einer von auf ein Widerwillen gegen den ewigen Bestand der Stiftungen nicht freien Darstellung: ,,Von diesen Corporationen und ihrem sie können nicht aufgelioben werden, weil Rechte es zu succedircn sagt durch Vermäciitniss man nun, zum Eigen- thum des eingesetzten Erben geworden sey, und eine solche Verfassung (coqius mysticum) aufzuheben so viel heiße, als Jemandem das Seine nehmen. Gradenwitz: Der Wille 182 des Stifters. A. Die wolilthätige Anstalt für Arme, Invalide und Kranke, welche auf dem Staatsvermögen fundirt worden und Hospitälern), Stiften (in ist allerdings "Wenn aber nicht der Buchstabe, sondern der Sinn des unablöslich. des Testators den Vorzug haben können so soll, sich AVillens wohl Zeitumstände ereignen, welche die Aitfhebiuig einer solchen Stiftung wenigstens ihrer Fomi nach anräthig machen. — vom Narren- hospital ausgenommen) besser und wohlfeiler versorgt werde, wenn ihm die Bei- man So hat hülfe in einer gewissen wofür er wo sich, (dem Bedüi'fnisse der Zeit tmd dennoch das Seine, sondern Avie befördert — mit einem kostbaren — Da kann man nun dieser Stiftung berechtigten Volke indem vielmehr, es ein- im Hospital von Greenwich dazu getroffen werden. nehme dem zum Genuß er Geldsumme, propoi'tionirten) beschränkende, sehr die Freiheit Personale versehene Anstalten, nicht sagen, der Staat — wenn als (den Verwandten oder sonst Bekannten, er will, bei seinen miethen kann, gereicht wird, prächtige Arme und Kranke gefiuiden, daß der er weitere Mittel zur Erhaltung derselben wählt." B. „Selbst Stiftungen zu ewigen Zeiten für bald sie einen gewissen, von dem Stifter Arme oder Schnlanstalten, so- nach seiner Idee bestimmten entworfenen Zuschnitt haben, können nicht auf ewige Zeiten fundirt und der belästigt werden; sondern der — Bedürfnisse der Zeit einzurichten. wärts auszuführen (z. muß Staat Daß die Freiheit es schwerer haben, hält, Boden damit sie niemanden der, welcher gutmüthiger, aber doch zugleich etwas ehrbegieriger- weise eine Stiftung macht, daß will, sie nicht ein umändere, sondern Er darin unsterblich heit sey. Anderer nach seinen Begriffen Das ändert aber nicht die Beschaffen- der Sache selbst und das Recht des Staats, ja die Pflicht desselben Umändern desselben aller- B. die Pauperburschen die Unzulänglichkeit des wohlthätig errichteten Schulfonds durch bettelhaftes Singen ergänzen müssen), darf wundern; denn nach dem diese Idee einer jeden Stiftung, wenn zum Besseren entgegen ist, sie der Erhaltung imd kann daher niemals dem als auf zum Fortschreiten ewig begründet beti'achtet werden." Ein Grimd für die Kantische Abneigung gegen den ewigen Bestand der Stiftungen ist allerdings Genehmigung des darin zu finden, Staats errichtet, des Exequatur von selten daß eine Stiftung, wenn auch mit gleichwohl nicht durch beliebige Entziehung des Staats beseitigt werden kann, und, als starrer Gradenwitz: Der Pflock dem in flutenden Rechtsleben, 183 Wille des Stifters. einer naturrechtlichen Konstruktion widerstieben scheint, mindestens von Kant nicht konstruiert Kant zu ist. Möglichkeit eines Testamentes aus einer Art von sukzessivem leitet die Vertrag mit (vom Tode bis zur Entscheidung) bindender Offerte her; eine Stiftung aber überträgt das (!ut nicht auf einen anderen Meuschen als Herrn (damit or darüber schalte, für welchen Zweck immer) sondern sie schafft eine Anstalt für einen bestimmten Zweck und kettet also das Gut für immer an den Zweck, den der nun Verstorbene lebend gewollt hat; sie reißt es aus darum heraus: Staatsgenehmigung erforderlich. ist dem Wechsel der Zwecke Diese aber geht zwar nur von dem „obersten Befehlshaber" aus, schafft aber ein stärkeres Recht das von der gesetzgebenden Gewalt direkt erflossene: denn (iesetz als gegeben, so kann Hemn ihres Gutes, sie es wenn als selbst die letztere ein aufheben, während die Stiftung, einmal begründet immer das ins quaesitum besitzt, und ein Eingriff sogar der gesetzgebenden Gewalt an sich selbst betrachtet Eingriff in wolüerworbene Rechte sich Xim bleibt. sind aber ins quaesitum und lebendige Kraft wechselseitig fordernde Begriffe, und der daß in Ewigkeit währende Schutz für den "Willen diese Überspanniuig des Rechts- des Toten (,,will, schutzes, kann naturrechtlich gar nicht, praktisch nur dadurch ... er darin unsterblich sei"'), erklärt werden, daß der Staat die ihm wohlgefälligen Aufgaben nicht sämtlich erfüllen kann. urteilt sei. Wie nachdem weder in Dinge die sie in dieser Welt aber liegen, wird der Staat die Stiftungen, einmal erfunden sind*, nicht wieder entbehren wollen: denn er noch hat er E.xperimcnte zu machen. und auf begrenztem Gebiete eine Füi-sorge bewährt, ist der Lage, jedes necessarium oder utile sofort zu erkennen oder gar herzustellen, gehen, So eben Kant, daß die Versorgung dui"ch laufende Beiträge weit vorzuziehen vom Hier sollen Private vorantreffen, Staat auf die Allgemeinheit übertragen wird. die, wenn sich sie Bahnbrechend und segensreich im kleinen Kreise zu wirken, und also ein Vorbild für die generelle Regelung zu werden, das ist die Aufgabe der Stiftungen: darum begünstigt sie der Staat, gestattet ihnen, an seine Organe sich anzulehnen, erkauft ihre Existenz mit ihrer Unabänderlichkeit und hütet sich wohl vor Eingriffen, die den künftiger Stifter abkühlen könnten. Eifer Durch seine Genehmigung, welche, wie in den meisten Gesetzbüchern (auch im deutschen Bürgerlichen (iosetzbuch und im schweizer Vorentwurf), so auch bei Kant, als für die fähigen Stiftung notwendig vorausgesetzt wird, 1) er einer recht.s- den Schutz des Rom kannte Stiftungen in unserem Rechtssinn nicht, (A. Pemii-o, Labeo Kirche und deren pia uorpora haben sie ins Leben gerufen. Das klassische 8. ')6), die chribtli<-he Ent.steliung üborniiiimt 111 Gradenwitz: Der Wille 184 ist für seine allgemeinen Zwecke wertvoll dadurch gerichtet, daß der die Stiftung Stifter ist. der Philosoph, aber der beim — „diu'ch sein" wiU, als welches nicht die Aufgabe des Menschen sie unsterblich Wenn ihm Stiftung, weil sie Zweckes der NatiuTCchtlich aber des Stifters. ist. — Erscheinen der Kechtslehre bereits 73 Jahre zählte, in einem laugen Leben nichts anderes über die Stiftungen sich angemerkt hatte, jenen obzitierten Satz, nacii weniger Monde Frist jedoch mit als ganz neuen Gedanken in weit ausführlicheren Betrachtungen gegen die Stiftungen ins Feld rückt, so ist anzunehmen, daß gerade jene Monate ihm Erfahrungen ge- bracht haben, welche als Niederschlag den Punkt h der Anhänge lieferten. Abneigung tiitt am vom 'Arme und Kranke (die nicht luiinteressant, wenn ki'eise eben in den geeignet waren, Kants schäiisten in seinen Ausführungen gegen die Anstalten für Narrenhospital ausgenommen)' hervor, und es wäre nachweisen sich ließe, daß in seinem amtlichen Berufs- Monaten sich Ereignisse abgespielt haben, welche ki'itischen Aufmerksamkeit auf das Stiftungswesen zu lenken imd seine dessen Mängel ihm fühlbar zu machen. Eine StiftungsYerliaiidluiig nnter Kants Mitwirkung. n. Es ergeben die Akten des Senates der Universität Königsberg, daß vom ab bis in den April 1796 Oktober 1797 hinein, Verhandlungen über die Be- gi'üudimg und Ausgestaltung des sogenannten Kypckeschen Stiftes in Königsberg spielten, hatte „Durch die Senator der Albertina mit zu verhandeln mid mit- im März 1778 Bestimmung Studiosis übel als Der Verlauf war hatte. ling. Orient.) folgende denen Kant bei zustimmen folgender. Der Prof essor Kypcke ein Testament gemacht, in ' (Professor welchem er die geti'offen hatte: Erfahrung überzeuget, daß angewendet werden, und daß es öfter auch Stipendia von denen jungen Leuten am verderblichsten sey, daß sie ohne alle Aufsicht leben u(nd)von ihrer Zeit, Gelde u(nd) Fi-eiheit üblen Gebrauch machen, bin ich hiermit Willens eine Stiftung zu Studiosi unter der Aufsicht eines akademischen wohnen soUen. Damit mein Vermögen a Senatu 1) diese fimdii'en, in welcher Docenten unentgeltlich beysammen Stiftimg einigermaßen wichtig werden möge, soll so lange asserviret werden, bis es durch die Interessen, Goldbeck, Literarische Nachrichten von Preußen, (1781) Stande und hat sein ganzes Vermögen , S. 215: „Er lebte in ehelosem welches er sich selbst durch Fleiß und Sparsamkeit envorben vermöge welcher nach einigen bestimmten Jahren werden wird, in welchem eine gewisse Anzahl Studierender unter der Aufsicht eines akademischen Lehrers, der in demselben Hause wohnet und für die Aufsicht eine Besoldung erhält, freye Wohnung haben soll." hatte, zu einer akademischen Stiftung vermacht, ein Gebäude erbauet Oradenwitz: Der und gelegentlichen Verkauf meines Hauses auf 50000 Gulden, oder Vermicthunf,' auch noch 185 Wille der Stifters. liölicr aufgewachsen. und gekaufet bare Hiiuscr Hiovou entweder befiueiu gelegene braucli- sollen oder welches weit aptirot, liierzu neues Gebäude zu einer Zeit, da das Bauen theuer niclit so Absicht aufgebauet und eingericlitet werden" . . „Nach meinem Ucssein wäre . bey einem neuen Bau für den Aufseher der Anstalt eine und so Zum viel Stuben für Studenten, der Fond hinreichet... als von jeder Fakultät, der diese Doktor oder Magister zeitlebens behalten kann. Er muß aber ein würklichcr welches mehr als 100 rthl. jährlich Der Inspektor dieser Anstalt rthl. Amt außer freyer soll hatte das Kapital hinreichend war, erging von selten eines ampl. wolle ihm sein Anerbieten haben, importiret. Wohnung jäiniich fünfzig bis Gehalt haben, darnach der Fond hinreichen wird." Im Jahre 1796 Stifters ein Stelle Docente seyn und außer seinem ProfessorGehalt und akademischen Einkünften kein ander sechszig 5 mitt- Inspektor dieser Anstalt kann a Senatu ampl. gewählet werden Professor, Senator, Wohnung von Stuben, alles unten a plein pi6 nebst Küche, Keller pp. anzu- leren logeablen legen, convcnabler ein e.\pros zu dieser ist, zu um 50000 Professors M. an den Haus abkaufen („Ich tun, weil verständigen abhängen die welches nach der Absicht des fl., das Unternehmen zu beginnen, erreicht, Senat trage, sage ich, kein Sciiätzung des Hau.ses es Bedenken, dieses lediglich Hau- den von ein kiinigl. Stipcndium-Kollogiuin muß, weiche und Senatus das Anerbieten, ilazu be- vollmächtigen wird"). Des weiteren bemerkt der Professor M., „daß für 10 Studierende, über welche Zalü eine sorgfältige Inspektion sich getrennte und wohl nicht ausdehnen bequeme Wohnungen da sind" und endlich zweckmäßig düi'fte, „bitte Senatum ich ampli.ssimum bey Ernennung eines Inspcktoris Fundationis Kypkianae, älterer Professor kein möglichkeit, bey meinem obgleich doppelten Gehalte ich eine Familie von Nicht um von dieser Art literarischen Bedürfnisses für Studierende fizium genießen, in teutschen aus allen tias Bene- es gut findet, allen künftigen Inspektoribus zur gemacht werden könnte". Im Senate war dazumal das die Kindern und lateinischen Ausarbeitungen zu üben, welches wenn Senatus amplissimus Pflicht l'i zu motivieren, sondern Fakultäten überzeugt bin, erbiethe ich mich dann, diejenigen, welche <lann, sich Die Un- dazu meldet, auf mich Rücksicht zu nehmen. zu unterhalten, zwingt mich zu dieser Bitte. weyl falls Institut d.'i- gegenwärtigen Statuten der AHiertiiui nur freien Sai'hi'u gestatten. Es wunlo iiiiinlicli in Kapsuhition i)ei in l'bung, welches ganz einfachen und zweifels- einer Kapsel das Schriftstück bei Gradenwitz: Der Wille 186 den einzelneu Stimmberechtigten des Stifters. welche heriimgeti'agen, aus der damaligen Zeit weit besser Terliandlungen Denn wir haben heutigen Protokolle. Aon den Sitzimgen heutiger Tage, die motivierten Zufall sind uns die erhalten als durch unsere Toten und nicht bloß, wie Anträge vor die Meinung nach- ilire Durch diesen einander anf demselben schriftlich bemerkten. .itns. Man darf freilich nicht er\varten, die wirklichen Motive der einzelnen Toten wie der Gruppieriuigen Akten sicher wieder zu finden; in diesen und außerhalb der hinter den Kulissen die Hauptarbeit wurde imzweifelhaft Kapsiilation geleistet, wie schon aus der erwähnenden Tatsache hervorgeht, daß der Senat sich gleich zu Mehrheit in der Regel dem des Physikers, anschließt: die stehende Rubrik und bei Worte „Consentio cum Toraussetzung aller Nachstimmenden selten der in seiner großen ausführlichen schriftlichen Toto des Prof. Keusch ist es fi'iedfertiger Unterwürfigkeit auf doch nicht wohl denkbar, daß die Torstellungen wenn des Physikers so regelmäßig bei seinen Kollegen Eingang fanden, eben sein schriftlicher Tortrag schon ihnen gewesen war. das Resultat Bei der ersten Kapsiilation ist nicht seiner Besprechungen mit Reiisch Rektor imd er setzt den Anti'ag M.s in Terbindung mit seinem (Reuschs) Gutachten in Bewegung. achtung verdient die Bemerkung zur Meldung hält selbst Übimg. darum an allen täglich Der zweite Totant er gibt am anderen eine am hier wie ist gleichen Tage, merkenswerte Totum ab: „Die Von ihm vorteilhaftesten, zusammen und besonders Privat-Interesse 1) offerirt als urteilt philosophischen Fakultät, die S. liest 184 „Herr Inspektor: Stunde Sein Fach macht üin für anderen dazu geschickt. schlag für und und ', Physico" bilden eine excel. indessen Be- Prof. M. den Logirenden zur Ihm kann ist dieser Tor- und öffentliches in diesem Falle bestehen." immer der Kanzler und Direktor Holtzhauer^ au dem er die Kapsiilation erhalten, das be- dritte Frage, wer Inspektor sein soUe, wird zitierte Schrift (S. 64): sowohl öffentlich , Professor als privatim die Physik. billig der Physik und Senior der Die vielen anderweitigen Arbeiten auf der Universität, die vorzüglich das Finanzwesen betieffen, beschäftigen diesen ver- diensh-oUen Mann, der zugleich auch Oberaufseher der Königlichen und der Akademischen Biblothet und Inspektor des Collegü Albertini ist, zu sehr, als daß ihm viele Zeit zu Torlesungen übrig bleiben sollte. Aber schon durch diese Arbeiten ist er der Universität vmentbehrUch und sie wird durch seinen, Gott gebe noch entfernten Tod, immer einen empfindlichen Verlust erleiden." 2) Job. Universität Dan. Metzger, der Medicus I imd (anonyme) Verfasser der Schrift: ..Über die Ein Nachtrag zu Amoldt und Goldbeck 1804" urteilt über ihn: War mehrere Jahre hinduich der einzige Lehrer (der Jmisprudenz). zu Königsberg. „Dr. G. Frid. Holtzhauer. . . . Die CanzlersteUe war mittlerweile unbesetzt geblieben zu welcher er indessen auch noch heraufi-ückte und seinem Lehramt, so lange er lebte, fleißig oblag. Auch ward er zum Beysitzer des Stipendien ; Collegü und zum Curator Stipendioriun ernannt. Um literarischen Ruf schien er sich nie zu bekümmern. Er hat sich (ein seltener Fall) bey seiner Lehrerstelle ein nicht unansehnliches Vermögen gesammelt." Gradenwitz: Der Wille des mit den beiden ci"stcn niclit vennenfit. muß besser eingeleitet werden. wenn Beide kann, geschelicn (idiT der Sobald sie durch eine vorher- gehende Ciinende an die Leliror der Universität eingeleitet schicklich dem Handel Die Verbindung,' kau Diese kan nicht wohl auf das erste Erbiethen dazu ge- Inspektorwahl schaden? schehen, sondern 187 Stifters. ist, welches aber nur Fiagen erwogen sind, erste will ich dann mit wählen." Hierin mit .-itimnien während wir danuif Consentio Im. Kant. Der Senat dem Kanzler lesen: Cünsoutio I. überein: Sclimaiz, Kenard, Krauß, Eisner, cum rectore magnifico, Metzger, fordert demnächst den Prof. M. auf, ein Summe unterm 3. Mai luu 1500 fl. das Umständlichkeit großer 6200 Talern 60 Pfennigen = Taxationsverfahren, 18607 fJ. zufrieden, (21. August), naciidem der Überschreitung der Taxe Reusch sie ebenfalls um 400 fl. Summe von Summe erklärt die dieser ihm doch wenigstens 19000 nimmehr daß Darauf erfolgt solle. welches Auch mit ergibt. sich Prof. M., der zunächst gebeten hatte, genannt werden, fl. gemindert wird für den Fall, von dem Hause der anstoßende Garten geti-ennt werden mit eodeni Angebot zu maclien, worauf, nach einigem Sträuben, unterm 28. April 1796: 24000 welche cum E. Schulz. fl. zu geben, eingetretene Rektor Schmalz die befüi-wortet. der Kanzler sie abgelehnt, befürwortet hatte. Das Votum des Kanzler lautet: Haus nur höchstens der „Ich bin der Meynuiig, daß für das taxirte mäßige Preis, nicht aber 400 fl. tax- darüber, noch auch oben drein die Stifts- Inspektion könne gebothen werden, denn 1. das Haus, welches laut ist hat, 2. dem Beschluß die "Wahl des Inspektoris erfordert und der Taxe so bedenkliche Onera dadurch hinlänglich bezahlt sie dazu aufzufordern. völlig erfüllet noch Andern Conipetenz zu verstaten Der Sinn des Testators möchte anders nicht werden, die ganze Sachbehandlung auch nicht von allem Vorwurfe der Unanständigkeit frey seyn." Auch hier wieder finden wir Legi Im. Kant et Consentio Physico. Consentio cum excel. Physico Krauß. Eisner. bemerkt Schmalz, es eine Majorität sei .Schulz, schon in der Kapsulation cum cxcel. und zum Schlüsse vom 17. April durch von 6 Stimmen gegen 4 Stimmen beschlossen, daß die Besetzung der Inspektorstelle „von solle." in der Tat I. dem Kaufkontrakt über Es waren das die 6 (?) das Haus gänziicli separirt bleiben Stimmen: Holty.hauer, Schmalz, Reccard, Krauß. Eisner gegen Reusch, Metzger. Kant, Sciiulz. Gradenwitz: Der 188 So scharf außerordentlich kauzlerische Einwurf der Februar 1797 verlangt das Staatsministerium am 1. E. Schulz veranlaßt sieht, eine Indessen finden sich eine ganze Anzahl ver- Inspektion in loco anzuberaumen. ,, seia ist Deliberation in Pleno wegen eiiie des M.'schen Hauses, wodnrch sich der Eektor liindert, so so auftritt, Die Kaiiffrage interessiert weiter nicht: Begehreu doch sachlich begründet. 13. Wille des Stifters. der Kanzler, ein Medikus und folgende beiden: Meine Abwesenheit bitte ich wegen meiner Kränklichkeit zu entschuldigen." Reccard. „Dieselbe Ursache verhindert mich gleichfalls. Uebrigens stimme mit Exe. Medic. Nachdem I völlig überein." fjage wieder in den Vordergrund und Kant. I. die Kauffrage alle Instanzen durchlaufen hat, tritt nun mag erwähnt werden, daß es des Rektors Holtzhauer: „Die Einrichtmig und die Inspektor- der Vorschlag Wahl der Inspektion der könnten verschoben werden" zu folgendem ausführlichen Votum Anlaß stimme dem Urteile rect. magn. u. Stiftung „ich gibt: cancel. illustr. bey, zuvorderst und Genehmigung und Vollziehung des Kauf- und Verkaufkontraktes mit Herrn Prof. M. zu befördern; das Uebrige wird sich nachher mit Muße abmachen lassen. I. Kant." eiligst die Demnächst wird genehmigt und es die Instruktion für den Inspektor entworfen, der Kaufkontrakt kann zur "Wahl des Inspektors geschritten werden. 1797 meldet sich der Prof. (extraord.) Gesuches an den Rektor Holtzhau er: „Uebrigens aber noch hinzufügen, daß ich will gethan haben, lich des Herrn in folgenden als sie Prof. sie, am Rinck imd bemerkt muß Am 18. Schluß Aug. seines ich meiner Bitte dies wie sichs freylich ohne dies versteht, nur insofern den etwaigen näheren Ansprüchen eines anderen, nament- M. nicht in den Weg tritt." Der Rektor gibt diese Meldung Worten zur Kenntnis des Senates: „Competenten zu dieser Inspektorstelle sind, wie dem Senat bereits bekannt HeiT Prof. M.i und Herr Prof. Rinck.'- Des letztern Schreiben an ist, mich lege ich bey. hat mehrere Jahre hindm'ch die und Dichtkunst auf imserer TJniversitaet bekleidet, nachdem er in Hallo Privat-Docent gewesen war. Als Geschichts- Kundiger war er auch im Ausland sehr berühmt und die Universitaet hat in dieser Rücksicht einen bedeutenden Verlust durch seinen Tod erlitten. Sein Hausbedarf, den er seinen zwölf Kindern dedicirte, hat vor anderen seiner Schriften eine gute Aufnahme gefimden. Auch unter unsern Mitbürgern wiu'de M. als ein Mann von Kenntnissen und Verdiensten sehr geschätzt. Ein etwas heftiges Temperament und 1) Lehrstelle Über M. der urteilt die S. 186 zitierte Schrift (S. 53): „. . . Beredsamkeit Geschichte, Tod verschuldet." Ebenda S. 54: „ War einige Jahre fünfter Professor der Tlieologie auf hiesiger Universitaet und Insijector des Kypkeschen Instituts, ging aber von hier nach Danzig, wo er jetzt Prediger imd Lehrer am dortigen Gymnasium ist." Geb. 1770 gest. 1811, seit 1800 auch eine nicht ganz regelmäßige Diät haben wahrscheinlich seinen frühzeitigen 2) Kantsohriftsteiler. . . . Gradenwitz: Der „Zu diesen zwey Competonten dem Erbiethen, dagegen "Wille geselle des ich 189 Stifters. mich die Administration derThier- selbst als ein dritter mit und Oroobenschen Stiftungen, welche beide ein mit der Kypkeschen Inspektion gleich großes Gehalt einbringen, niederzulegen. Die Bewegungsgiünde, die mich zu dieser Meldung, nach langem Bedenken bewogen haben, bestehen mehr in guter Gesinnung gegen die Universität als in der Absicht zu gewinnen, und ob ich gleich durch die vorgeschlagene Veränderung einigen Yortheil erhalten würde, so könte dieser doch auch aus die mehr als einer Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich Rücksicht gerechtfertigt werden. Sonatus Amplissimi Ehre zu unterzeichnen ganz ergebenster Diener Holtzhauer." Dieser Mitbewerb setzt denn freilich den bisherigen Vertreter einer objektiven Behandlung der Angelegenheit des Kanzlers lichkeit und in da nicht geringe Verlegenheit, ein anderes Licht, die Senatores aber in alle sie Rektors zeitigen entschlossen abzuweisen, scheinen, die hierfür aber doch eine Bewerbung der Höf- entsprechende und der Wahrheit nicht gerade widersprechende Gründe anführen müssen. Hier wird das schriftliche Verfahren peinlich: hören wir die Voten: Schulz schreibt: will ich „Was die Bestimmung des Inspektoris betrifft, so kann und zwar Ihro Magnificenz nicht im geringsten dadurch zu nahetreten, als ob ich etwa wähnte, daß daher die Stiftung schlechter beraten seyn würde, wenn Ihro Magnificenz die Inspektion derselben übernähme. Allein da Ihro Magnificenz bekanntlich in guten Vermögensumständen sind, also von dieser Seite einer Unter- stützung oder Verbesserung nicht bedürfen, der ganze Geist der Fundation aber klar genug dahin weiset, dem Inspektori einen Vorteil solcher Art zufließen zu lassen, ich auch kaum vermuthe, daß Ihro Magnificenz sich in Annahme von Pensionaires einlassen würden, worauf der Testator doch auch wörtlich hinweiset; Ihro Magnificenz auch keine besonderen Sie sich zu diesem Wunsche Umstände und Gründe berühren, woher veranlaßt fänden: so sehe ich mich dadurch bestimmt, denselben meine Stimme dazu niciit zu geben, ohne fürchten zu dürfen: demselben dadurch auf irgend eine Art zu nahe treten zu wollen." Reusch votiert: „Was die Person des Inspektoris betrifft, so kann ich mich nicht überreden, daß das Anerbieten Sr. Magnificenz wahrer Ernst oder nicht ein Entschluß sey, der ihn gereuen würde, nicht allein, daß er den Vortheilen, die er jetzo wirklich hat, entsaget, s(m(lern sein beynahe noch vorteilhafter gelegenes Haus Arbeit vertauscht, und sich bey seinem herannahenden Alter, einer neuen und Inspektion unterziehen will, die bey allen möglichen Einrichtungen, immer Gradenwitz: Der Wille 190 viel Unbequemes Hr. Prof. M. bat. liat des Stifters zwar vieles wider aber auch vieles sich, vor sich, dazu noch kommt, daß seine starke Familie wohl eine Unterstützung nöthig hat und daß Testator darauf mit vorzüglich gesehen, zeigt der Umstand, daß er den von der Wahl ausschließt, der aiißer seinem Professorgehalt 100 Salarium hat. Hm. Ich kann also Prof. M. rthl. und sonderlich unter der von H. Ober- Außerdem habe hofprediger beygefügten Einschränkung i nicht entgegen seyn. ich gegen Hrn. Prof. Rinck nichts einzuwenden, imd würde diesem meine Stimme nicht versagen." Hier wie gewöhnlich haben wir: Consentio cimi excel. Physico Krauß. dem H. Prof. M. Änti'ag, daß die Mit Reccard." Sache zum mündlichen Votum kommt muß Sitzimg der jetzt angesetzten in drücklich motiviert haben. Physico Metzger. excel. Consentio Kant. „Ich gebe mein Votvmi ohne Einschränkung. Es ergeht darauf der und cum Consentio Cum eodem der Kanzler Bewerbung seine dem Präsentatum und Datum aus- des 17. Sept. 1797 findet sich folgende Erklärung des Prof. M. „Auf die mir zufälligerweise gewordene Notiz, daß zu der Inspektorstelle Fundationis Kypkianae außer mir und S. u. dem Hrn. Professor Holtzhauer sich gemeldet habe, Professor Rink auch der Herr erkläre ich, KonkiiiTenz mit einem älteren Professor imd Senator als daß ich von aller ich bin, ohnbedenklich zurücktrete" und für die nächste Kapsulation überti'ägt der Rektor und Kanzler die Leitung an den Prorektor, indem er zugleich bemerkt: „Meinesteils glaube, vorlezten Senatssession ^ mir scheinbahr nachtheiligen Argumente in der die zum Wohlgefallen der gegenwärtigen Herren Senatoren wiederlegt zu haben, der Stiftimg als ihr erster Inspektor besonders förderlich werden, und darum ohne Ungerechtigkeit gegen mich, meiner Bewerbung nicht entsagen zu können." Nunmehr erfolgt die daß Holtzhauer ganz Kant als Wahl durch ausfällt, dem Herrn Prof. Voten mit dem erhält, Gründe anführen, Eisner: „da demselben nichts von der Konkurrenz abgeht". ich schriftliche, motivirte Rinck aber die Mehrheit Erfolg, wobei Eisner und obstirt und Hr. Pr. M. Kant: „Aus eben denselben Gründen gebe Rinck mein Votum unbeschränkt. I. Kant." Auch Schlußbemerkimg in dem Votum von Reusch „Um hier sind sie geleitet von der so mehr, da ich ihm dieses schon vorhin auf den Fall versprochen, von der conkurrence abtrete." 1) 2) wenn Hr. M. Es wird somit Rinck gewählt, nicht ohne daß Nämlich: ihm zuvörderst auf 1, 2, 3 Jahre die Stelle zu verleihen. Die Saeho war also zur mündlichen Verhandlung gebracht worden. Gradenwitz: Der 191 Wille der Stifters. Schmalz zur Sprache gebracht hätte ..daß erstens Sonntag vor 8 Tagen H. D. Jach- mann im Hause des Hrn. Justizrat Fi-anz den Inhalt der vorherigen Kapsulation ganz erzählte, und zweitens, daß man Hrn. Seine Magnificenz im Senat bey der Deliberation bittet die Sache zur Sprache zu bringen. Pr. M. alles — das wiedererzählt, was über ihn ge.sagt habe." Angelegenheit erledigt und Rinck im Besitz der Inspoktorstelle, wie Hauses 27. Allein ledig. kommt noch es Nachspiel: ein Er Somit scheint denn die langwierige >I. seines dem M. erklärt unter Pr. Sept „Vor acht oder zwölf Tagen erklärte ich Senatui Amplissimo, daß ich mich bey Besetzung der Inspektorstelle sowie in ähnlichen Fällen durchweg ver- bunden dem hielt, älteren Professor, gearbeitet hat. nachzustehen. es unmöglich dies! bleibt, ihr Man nimmt jüngsten Professor E.xtraordinarius an. muß, hinzutritt, länger die Univei-sität und bestimmt, daß Und doch geschieht Zurücktreten auch in Rücksicht auf den Sowie ich jedes Senatoris so fest bin ich entschlossen, wenn bey meinem Stimmrecht als Illustr. Stimm- kein älterer Professor und im Falle daß diese bey der früher auf mich gefallenen "Wahl rechtlich vernichtet wird, zu behaupten. für so deutlich ist einen anderen Sinn unterzuschieben. sie für ein absolutes recht anerkennen welcher als Meine Erklärung Senator Unter rechtlicher Vernichtung aber verstehe in ich, lioc casu mich daß wenn weiter keine Konkurrenz eines älteren Professoris stattfindet, die Herren Senatores, welche mir beschränkt und unbeschränkt ihre Stimme gegeben haben, dieselbe zurücknehmen. Herzlich gern nicht cinders als auf 6 unter 9 will ich geradem Wege." Dies Stimmen unter hilft ihm nichts. von Rinck, womit denn die Sache endgültig erledigt ist, Eine Majorität von Vorantritt von Schmalz entscheidet abermals zugunsten Von ist. beachtenswerte Äußerung gefallen, „da einem Senator qua recht angewiesen gebe, des Senats wegen, und des Hrn. Pr. Rinck meine Stimme. I. tali Hm. einer Seite I in dem Pr. M. dem voto wegen, dem jetzigen E.\cel. nochmals dem H. Pr. Rinck zu geben. E.xc. Med. I. I. die Lage vorigen Umlauf angeführte Argument, meine Stimme lieber einem non Senatori, am liebsten sofern dieser sie aber verschmäht, ist eben kein Vorzugs- „Mich bewegt bey der E. Schulz." der Sache vornehmlich das von Excel. Med. „Ich bleibe bey bestimmt dem verdienterem Manne nachstehen: aber Kant." Hebräo, Krauß." — Der Entschluß des Senats, die Inspektion einem Nichtsenator zu verleihen, ist aller Ehren wert. Der Kanzler steht isoliert, und der Verzicht des zugunsten des älteren Kollegen sieht eigenartig aus. Alters' 1) staiidelo Prof. M. Daß das Argument höheren nach beiden Seiten hin verwendet wird (indem R. vm vornherein seine Der wogen herannahenden Alters beanstandete Kanzler ist 1746 ^reboren, der unb4<anGegenkandidat Maiigolsduiff zwei .lahre spUter (IV-IS), s. Ottinger, Mufiiteur d.s .la(.'s, IStJ'.t. Gradenwitz: Der 192 Meldung imr 'Wille des Stifters. für den Fall erklärt, daß kein älterer Kollege konkurriert, während umgekehrt dem Kanzler sein „herannnahendes Alter" entgegengehalten wird), darf nicht befremden, ebensowenig darf es wundernehmen, daß die Frage, wer kaum ist Dies kann unter der gestreift wird. anzunehmen, da Wohl der geeignetere Inspektor die Studenten denn für Testament deutlich genug ja das in sei, den Yotis Senatorum berührt worden sein, und das Hand als Zweck der Stiftung das der Studierenden bezeichnet. scheint es, daß zwei Mitglieder des Senats jedenfalls diese Sache im Nun Gemüt nachempfunden haben, der Kanzler und Kanzler gewesen, Monatsschr. 1899 o-enommen S. .351 ff.) der Weise. darauf, Ist doch es von Warda jüngst die der (Ostpr. behandelte Offensive gegen zwei Mitglieder des Senates wir bei der Deliberation, welche auf Grund ministerieller Wenn hat. vmmittelbar welcher, Ver-fügung für wünschenswert erachtet wii'd, lesen: „Meine Abwesenheit ich bitte wegen meiner Kränklichkeit zu „Dieselbe Ursache verhindert mit Excel. Medic. so stimmt das I entschuldigen." übrigens stimme völlig überein", aus dem Senate auszuscheiden angehalten werden, an den Sessiones sich doch nicht mehr beteiligten. sie liest, gleichfalls, gut zu der Motivierung des Kanzlerischen Gesuchs, es möchten die beiden ältesten Senatores da mich Aber wer freilich, i, der traut daß unter diesen beiden Senatores Immanuel Kant sich befindet Denn seinem Auge kaum. Umständen sein kann, dem so notwendig es unter Kuhebedüiinis rückständiger Persönlichkeiten nachzuhelfen, so widersinnig Anwendung ihrer Körperschaft, „Eetenu en ist die dieses Yei-fahrens auf diejenigen, welche die Zierden, ja die Leuchten im vorliegenden Falle sogar der ganzen gebildeten Welt activito sind. pour avoir commande en chef contre renuemi" lautet die welche die Altersgrenze nicht existiert. Es gehört zur Signatur der Verhältnisse, daß sich ein Professor gefunden der sich Formel in der französischen hat, Armee füi- diejenigen (unter einem Generäle, für Kant feindlichen Rektorat) mit der Insinuation des Rücktritts an den Weltweisen wagte. Auf der anderen seits in geschärft 1) Seite ist die Vermutung wohl begründet, daß Kant seiner- der Beteiügimg an diesen Verhandlungen sein Urteil über die Stiftungen und verschärft hat Von dem und namentlich über zweiten, Eeccard, heißt es a. a. 0.: „ . . . diejenigen, welche starb vor wenigen Jahren es als dahin Primarius Er war nicht sowohl als Theolog, sondern vielmehr als Astronom berühmt und verewigte sein Angedenken durch eine auf seinem Pfarrhause errichtete Sternwarte. Daß er sowohl astronomische als auch theologische und Schulbücher hinterlassen hat, sagt uns Goldbeck. der Theol. Fakultät nnd Pfarrer der Gemeinde Sackheim. Gradenwitz: Der „dem Armen imd Kranken (dem vom bringen, daß nicht „die Beiiiilfe Xarrenhospital ausgenommen)" wofür er sich wo er , 193 Wille des Stifters. will seinen Verwandten bei oder sonst Bekannten einmieten kann, gereicht wird", sondern „wie im Hospital Groenwich, von prächtige und dennoch die Fi-eiheit sehr beschränkende, mit einem kostpieligen Personale vei"seheno Anstalten dazu getroffen werden." Dean 19000 fl. es ist allein einleuchtend, daß für damalige Verhältnisse die Summe Leitung eines Inspektors bewohnen sollen, eine übermäßige ist, und das Kriterium: „prächtige und mit einem kostspieligen Personale versehene Anstalten", Kypckescho Stiftung ebenso zutreffend wie das andere: schränkende". wegen a Senatu ist auf die „die Freiheit sehr be- Denn der Testator hat vei-fügt, der Student, der (eines Vergehens bestrafet werden muß und) eine einzige Nacht ohne Wissen des Hause Inspektors nicht zu die Instruktion von Kauf eines Hauses, welches etwa 10 Studenten unter für den für ist, mache den Inspektor, sich dieses Beneficii schon verlustig; allerdings die im Jahre 1800 erst und perfekt wurde, enthält die Bestimmung: „Namentlich werden diejenigen des Beneficii imwürdig und unteilhaftig, die wegen eines Vergehens vom Senat werden müssen oder eine einzige bestraft Nacht ohne Wissen des Inspektores abwesend Inspektor sind. hat daher von der Anwesenheit der Stipendiaten sich dadurch augenscheinlich zu überzeugen, um daß er entweder im Winter 9^/, Sollte finden, wohlgefälliges zusammenkommen im Vorhergehenden gelungen es welche den Philosophen um Uhr, im Sommer besucht, oder in einer der seinigen sie veranlaßte, Augenmerk zu widmen, so die sein, 10 Uhr ihre Stuben läßt." — Gelegcnheitsiu'sache zu den Stiftungen ein noch minder mag jetzt noch untersucht werden, inwieweit die Anregiuigen, welche er uns hinterlassen, der Verwirklichung haftig geworden oder III. Ausblick in die Zakuiift. Der große Gedanke, der alles durclizieht, Rc'chtslehre über die Stiftungen sagt, Er stabiliert: „Das Recht des einer jeden Stiftung, wenn zum Besseren entgegen bizweifelt werden, dem iich«' ist teil- nocii bedürftig sind. ist: was Kaut sie der Erhaltung und ist." den Nachträgen zur die Pflicht desselben Staates, ja dem Das Rocht des Staates an doch die Stiftung, in daß der Staat über der Stiftung stehe. als ewige zum Umändern Fortschreiten desselben sicli ge<Iaclit, ein selbst darf nicht Monstrum, weiclies Privatwillen eine selbst über die Dauerkraft der (Jesetze hinaus unabänder- Geltung giebt. In d.-r Tat ist ili'r Versuch di-r Römer, einem Go.-ietz 13 l'n- Gradenwitz: Der 194 "Wille des Stifters. Vergänglichkeit dadurch zu sicliern, daß das Unternehmen dies Gesetz abzuändern im Gesetz selbst mit Nichtigkeit oder gebung nicht wiederholt; Sti'afe die selbst bedroht wird \ in der neueren Gesetz- Verfassung, das Grundgesetz des Staates, kann, wenn auch nur unter erschwerenden Umständen, abgeändert werden. der Nur der Stiftung festgelegte und durch den Staat einmal sanktionierte Wille in des Einzelnen scheint der Macht der Ganz Zeit zu widerstehen. läßt sich diese Monstrosität nicht aus der Welt schaffen 2, und insofern gilt von der Stiftung im Mommsen^ vom der Korporation, was Theodor Verhältnis zu Gegensatze zum Rechtsstaat sagt: geringste Organismus unendlich Absolutismus im „Nach dem gleichen Naturgesetz, weshalb mehr ist als der die kunstvollste Maschine, ist auch jede noch so mangelhafte Verfassung, die der freien Selbstbestimmung einer Mehrzahl von Bürgern Spielraum Absolutismus; denn jene er ist läßt, unendlich mehr als der genialste und humanste der Entwicklung fähig, also lebendig, dieser Aber das Notrecht des Staates, das videant consules rung der Stiftungen nicht bestritten werden. und unter welchen Vorraussetzungen Die Frage muß Hierfür Vergleicht nur, damnum „Wenn sie entgegen ist," werden ist die Kantsche die 1) Formel mit derjenigen unseres Bürgerlichen indem . . . sie nicht emergens, sondern ebenso bei lucrum cessans eingreift: zum Besseren sagt Kant; das Bürgerliche Gesetzbuch sagt § 87 Abs. I: „Ist die der Erhaltung und dem „Eiue von Rechts wegen unabänderliche ,, soll.* Kantsche geschmeidiger und dem Zwecke dienlicher; Fortschreiten desselben Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich geworden, oder gefährdet Einsatz". es ein- gegen den ursprüng- die Stiftung auch gewährt der Macht des Staates einen größeren Spielraum, bloß bei wann eine Formel aufgestellt werden: man Gesetzbuches, so die Abände- kann für ist lichen Willen des Stifters den Bedürfnissen der Zeit angepaßt sie was also tot." ist, tritt ist staatliche Anordnung nicht einmal dafür, daß ein vergeblicher Versuch angeordnete Strafe herbeiführt, gibt es tatsächliche Belege" es ist sie das Gemein- ein Widerspruch im aufzuheben die im Gesetz Mommsen, Eöm. Strafreoht S. 549, 550. Zwecken, welche denen des Staates verwandt, oft solchen, die auch dem Staate eigentümlich sind: insofern entlasten sie den Staat, und fiihren oft dem Staate Ziele vor Augen, die er künftighin sich, aneignen soll: tut er dies, so sind die betreffenden Stiftungen freilich bis zu einem gewissen Grade entbehrlich geworden, pflegen aber doch für den kleinen 2) Stiftungen dienen Kreis, den sie umfassen, noch Sondervorteile zu bieten. Mau denke an die Alters- und Invalidi- tätsversicherang. 3) Römische Geschichte 111,477. 257: „Eine Kirchenordnung pflegt längere Zeit in praktischem Die alte Gebrauch zu sein, als die Zustände, die ihr Verfasser voraussetzte, andauern Kirchenordnung, die man gewohnt ist, in Zweifelsfallen zu befragen, eignet sich immer weniger, 4) Vgl. Achelis, Didascalia S. um als Gesetzbuch für die Gegenwart zu dienen." Oradenwitz: Der 195 Willo dos Stiftore. wohl, so kann die zuständige Behörde der Stiftung eine andere Zweckbestimmung geben oder Bis es dahin kommt, daß eine Stiftung geradezu das sie aufiieben." Gemeinwohl gefährdet, kann denn das Gemeinwesen viel stark ist Verderbliches durch sie bewirkt worden sein; genug auch einen Fremdkörper eine Weile olme Gefährdung, wenn auch nicht ohne Schädigung zu ertragen. zum Besseren" kann schritt nünftigore Regelung Aber dem „Fort- sich eine Stiftung sehr bald entgegenstellen und ver- der einschlägigen Bedürfnisse hintanhalten, wogegen wohl Kant, nicht aber der Wortlaut des Bürgerlichen Gesetzbuches helfen will; und wiederum der Begriff des Zweckes bei Kant analysiert, indem er eine ist änderung, wenigstens in Form der der Stiftung das gelten dürfen, was der Stifter Zweck nur Ende ist setzte Betätigung werden jeder soll. ist Und Es wird nicht immer voi-schlägt. Mittel nur die Form, in Zweck bezeichnete; am als die uiul als als Um- Zweck letzten Zweck bezeichnete und ge- der der tiefer liegende Zweck erreicht mit ei-staunlicher Sicherheit hat der Philosoph gerade einen Punkt getroffen, wo das Stiftungswesen zum Unwesen werden kann: ewige Anstalten zum Zusanimenwohnen: Gegen den Zwang, der durch solche Anstalten auf Bedürftige geübt wird, nur die nicht freie, sondern dotierte Wohnung mit der Freizügigkeit zu bezahlen, In den mir zur Durchsicht ver- gibt es als Hülfe zunächst pei"sönlichen Dispens. im Königlichen Justizministerium ruhenden Stiftungsakten des Ober- statteten, landesgerichtsbezirks Königsberg, die vom Jahre 1810 ihren Anfang nehmen, nur eine einzige Stiftung, bei der der Königliche Dispens mit Erfolg nachgesucht wird, und das lich einer ist eine solche, welche ist und Damen, vornehm- bestimmten Familie angehörigen Damen, freies imd sogar salariertes Logis in gemeinsamem Wohnhause in Königsberg Gesuche, welclie von selten der berechtigten es in öfteren Fällen möge ihnen vorgönnt sein, die Zahlreich sind (Ue verleiht. Damen an den König gerichtet werden, Einkünfte zu genießen, ohne deswegen das Domizil ändern zu mü.ssen, es eivchcint der Wunsch, nicht ein mildes Klima mit dem rauhen vertauschen, nicht die wichtige Mutter aufgeben zu müssen, um im Pflicht der Pflege kranken einer fernen Osten ins Logierhaus zu kommen. Die dem fest- obere Instanz befürwortet die meisten der Gesuche im Widerspruch mit stehenden Gutachten des Oberlandesgerichtes („es dürfe gegen den ausdrücklichen Willen des Stifters nicht verfügt werden") und der König genehmigt das Gesucii tun Dispens von der Residenzpflicht, daß eine Dame schem Interesse Residenzpflicht wenn auch nicht immer für alle Zeit, also 10 mal hintereinander für 4 Jahre dispensiert wird. i.st dmi es, daß das Ministerium Xachsuclicnili'n schli-chthin i'innial zu den crla.sscn. Anlauf Von juristi- nimmt, <lie auch ohne daß es 13* Gradenwitz: Der Wille 196 eines wichtigen Grundes bedürfe; des Stifters. nachdem der König einmal gegen des Ministers Dispens bewilligt hat, werden im folgenden Falle vom Votum und ehrfurchts- casus angeführt, in denen bereits der Dispens stattgefunden habe voll das Minister die anheim gegeben, den nicht motivierten weiteren Gesuchen die Gewährung nicht zu versagen. Hier zeigt sich der Übergang von dem Dispens im Xotfalle zur Abänderung Denn wenn der Satzung selber. Dame, jede die begehrt, von dieser Pflicht es entbunden wird, wo bleibt dann die Residenzpflicht im Sinne des und sagt der König: Nein! daß zum Dispens ein genügender Grund nicht vorliege, Der Kantsche Grundsatz, daß jede kommt zur Anwendung Kantschen, hier wohl Also Stifters? Hüter des Willens des Verstorbenen befindet als Zeit für die Ihrigen am besten sorge, dem in einem anderen Ealle, nur freilich nicht ganz in auf er, i das Finanzielle gerichteten Sinne: Ein verfügt, daß ein Farailienstipendium an solche Jünglinge gereicht Stifter hatte werden soUte, welche auf einer Akademie studieren (daß diese Akademie nicht eine preußische zu sein brauchte, war mehr eine staatsrechtliche Frage); die Bestimmung war vor der Emführung der allgemeinen Wehrpflicht getroffen: nicht ohne Geist, wenn auch ohne logische Schlüssigkeit imd ohne Erfolg verteidigt der Vater eines Offiziers die These, dem Akademicus daß nach Einführung der aUgemeinen Wehrpflicht der Offizier gleich zu achten Hier zeigt sich so recht das sei. den Egoismus getragene Bestreben, das vorzeitliche Ermessen des freilich durch Stifters dem Bedürfnisse der Gegenwart zu adaptieren. In größerem Stile spielt sich der und Akademischem Tribunal Testator für ostpreußische vom Stifterwillen. Wie Kampf zwischen um Studierende auf Studierende der Albertina. keit Senat) Eben die Frage ausgesetzt 2 Behörden (Ostpreußischem ob Stipendien, die ein ab, hatte, hier zeigt sich die bei Leibniz" prästabilierter beschränkt sein sollen Schwäche der Abhängig- Harmonie meint jeder zunächst, daß dasjenige, was ihm zweckmäßig erscheint, auch sei, imd nach einem halben Jahrhundert führen von denkenden Männern, nicht damber allein vom Teil Testator gewollt ernsthafte Behörden, Kollegien Streit bei ob die Erstreckung auf die Externen nützlich oder gerecht der oberen Behörde, sei, sondern darüber vor allem, ob ein quidam, der in der Lage war, Geld zu hinterlassen, vor 50 Jahren 1) wenn Was für den einzelnen der Dispens, das ist für das Institut der Übergangsziistand ist, so kann, was Kypcke von vornRuhen des Kapitals bis zur Erreichung einer gewissen Höhe auch nach geschehenem Verkauf des Hauses während der Dauer der Stiftung wohltätig wirken, wenn in Zeiten unsicheren die Errichtung einer Anstalt Gegenstand herein forderte : der Stiftung , Grundwertes das Kapital zuriickgehalten und aus den Zinsen des Kapitals eben die Unterstützung durch Wohnungszuschuß gegeben wird, die Kant überhaupt für empfehlenswerter hält. Gradoiiwitz: Der Willu dos eher dieser oder jener Ansicht gewesen sein möchte. Remcdium das erste dem Kampf in wer da wünscht, daß sein Wille 197 Stiftors. Hier aber zeigt sich auch der Gegenwart mit dorn vergangenen Fundator: maßgebend sei über das Grab hinaus dauernd, War der sorge vor allem, daß sein Wille unzweideutig ausgedrückt werde. Ausdruck nicht zweifelsfrei, so nehme man der an, daß auch der Wille nicht bestimmt war und wähle diejenige Auslegung oder ehrlicher gesagt Möglichkeit, welche dem nach wird. Maße und Quantitäten und Zeiclien, in besten Wissen der Lebenden den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht Ebenso kann kein Zweifel darüber dem daß die vom sein, To.stator gebrauchten Aiinliches im Sinne der Gegenwart und nicht der Zeit des Testators festgehalten werden müssen. Hat der Testator, welcher Unterstützungen an ärmere Verwandte stiftungsmäßig fundiert, bestimmt, (laß nur solche Verwandte i)crzipioren, deren Einkünfte eine bestimmte nicht übersteigen, so heißt es nicht etwa sondern vielmehr ihn verzen-eu, Avenn wo der Wert des Geldes gehalten wird, dem Sinne diese Summe Summe des Testators entsprechen, auch erheblich gesunken zu ist. einer Zeit fest- Die Summe muß von Zeit zu Zeit mit dem Wert des Geldes abgeändert werden. * Hat der Testator vor 100 Jahren eine Stiftung zugunsten der Postbeamten einer Provinz gemacht, so ist die buchstäbliche Erfüllung dieser Stiftung zwar auch heute nocli möglich, denn es verkehren noch Posten. Aber die Erwägung wird stattzufinden haben, ob er unter Post nicht vielmehr das Verkehi-sinsti-ument verstanden hat, welches damals zum welches heute Falle bleiben wir als das einzige ihm bekannte vorschwebte und größten Teile durch die Eisenbahn ersetzt In diesem ist. im Rahmen dessen, was der Testator gewollt hat und mensch- lichem Ermessen nach erklärt haben würde, v,-enn er die Zukunft hätte voraus- sehen können, ä Hat der Testator eine gewisse Form der Anlegung von Werten vorgeschrieben, die ihm die sicherste schien, so ist zu erwägen, ob die nationalökonomischen Verhältnisse sich inmittels nicht so geändert haben, daß eine andere Anlage sicherer und darum vorzuziehen 1) Weil dieser Grundsatz nicht bofolgt windo, gekommen, daß sich Form der ist. ist os lici einer Familienstiftung jüngst daliin weit über eine Million anKosamraidt hatte, da kein Perzipient vorhanden — In Königsberg besteht eine war, der die Bedingung so niedrigen Einkommens erfüllt hiitto. holratet, Stiftung, nach welcher einer Dienstmagd, die naeh 25 (fünf undzwanzigljäliriger Dienstzeit Da diese Voraussetzung in vielen ein einmaliger Ehrensold von 30O Mk gereicht wenlen kann. Jahren nie erfüllt ward, ist ein Kapital von mehr denn 1000<KJMk. angewachsen. Hier kann man geradezu Unmöglichkeit der Erfüllung des Zweckes aimehmen und also umwandeln. eine Süftung für Invaliden aus 2) Ihoring, Scherz und Ernst, S. 130 bringt als Beispiel den Türkeakhogen — nach dem Aufhören dieser Kriege. Gradenwitz: Der 198 allein darf sich die Aber darauf muß der Staat Wille des Stifters. Behandlung der Stiftungen nicht beschränken; ändern können. So wie der Staat, indem er die Genehmigung verweigert, lUe Errichtung der Stiftung unmöglich machen kann, mtiß er auch das Recht haben, die Ge- währung rückgängig zu machen, wenn Die Fi-age dem ist niu', kann er Stifterwillen zunehmen ist, in solchen Fällen unter der würde der es die Einrichtung sich nicht welche Voraussetzungen ihn dazu berechtigen. bewährt Denkfonn gehen, daß man wie ihn in dieser jui-istischen Figiu- an- Würdigung der gegenwärtigen Stifter bei verständiger Sachlage imd der gemachten Erfahrungen die Änderung gebüligt haben.i Stifter, hat. Parallel mit einstellt, ist Aber der eben nicht das In- dividuum, welches borniert und im Sinne der damals gemachten Erfahrungen die Stiftung formte, sondern die gereifte die Elf abrangen und durch leben hinausgehobene Idealgestalt, gewissermaßen die Idea des Und gestaltet Stiftung ein Weiteres hat, um Je mehr der Stifter die Stiftung selbständig klar. ist daß sein eigner so melu- darf er beanspruchen, maßgebend — sei, über Menschen- Stifters.^ Wüle in der wie der Weltweise es ausdrückt; „Der, welcher gut- müthiger, aber doch zugleich etwas ehrbegieriger Weise eine Stiftung macht, daß sie nicht ein sterblich sey. Dies ändert aber nicht die Beschaffenheit der Sache selbst und das Recht des Staats . . . ." Deswegen kümmert sich der Staat lebenden Anwärter ein Organ geschaffen, ä zu erhalten. joui" gleichen 1) Über z. um der Bestimmungen der Stiftimgen die ursprünglich waren, tun so mehr muß das Recht des Staates für Verzugs- und Vergiitungszinsen, ßrünhuts Zeitschrift, Bd. 30 und er hat „sein Urteil nach A Dogm. 10, 353: „ . . . der Regel zu sprechen, die er als Gesetzgeber aufstellen S. 14, dazu Unger Anm. Die Tamilienstiftung 2) Zurückhaltend Gerber, f. gar der Gesamtheit In "Wirklichkeit hat in solchen Fällen der Richter „rechtsschöpferische Macht" (Ungar, würde", Schweizer Vorentwui-f Jahrb Pamilienstiftungen prinzipiell Je mehr die Stiftung sich aber einer öffentlichen nähert, deren B. Universitäten die Haftiuig S. 109) um vielmehr hat das preußische Gesetz für diese in wenig, will, Anderer nach seinen Begriffen umändere, sondern Er darin im- die zum Genüsse 8. in der Funktion des Familienfidcikommisses berechtigten Familienglieder, die berechtigt waren, m. a. W. nachzustiften. Es versteht sich freilich von selbst, daß eine im Siime des Stifters geschehen darf, d. h. in der Weise, daß dabei die Frage beantwortet wird, wie würde der Stifter selbst nach den in der Stiftungsurkunde unangegebenen Merkmalen den Fall entschieden haben, wenn er seiner gedacht hätte; ..." Dagegen Kohler, Recht der Stiftungen, Archiv für Büi'gerl. Recht lU, 2.52: „Kann man sagen: der Stifter, wenn er in der Neuzeit wieder erstände, wäre wieder erstanden mit den Anschauiuigen und Gefühlen einer vergangenen Zeit? Hätte nicht die Jetztzeit mit ihren Bestrebimgen und Zielen schon von Jugend auf in ihm ihre bedeutendsten Eindrücke hinterlassen?" Passender noch die Stiftung zu ergänzen, solche Ergänzung nur — wäre die Formel: dann nicht ändern, wenn der deraitiges geduldet hätte; wenn Stifter lieber die Stiftung nicht gemacht, als er dabei die Kabmetsfi'age gestellt hätte. Oradenwitz: Dur 199 Wille dus Stifters. betont werden, dasjenige, was zu allgemeinem Nutzen errichtet der Allf,'<'in('inlHit ist auch dem allgcmoinen Nutzen dienlich zu erhalten. Und wie der Staat <Ier öffentlichen Stiftungen viele in Stautsanstalten verwandelt', weil er die Aufgaben, wck'hi' die ebenso niul? zu Stiftungen vorsuchten, lösen nunmehr für für ihn das Recht bcanspruciit werden, Anstalten angegliederten Stiftungen dauernd im die Auge zu zahlt, an lue öffontliclie Anstalt angelehnte Stiftung jener den Tribut der im Sinne der Vernunft und des gegenwärtigen Nutzens Soll und die Abwesenheit genügenden Materials. waltung von Stiftungen, Wir kennen weder noch die an wäre. Und Bedürfnis, bruch gekommen ist Verwaltung licdaif das deich welclies in ist aller Stiftungen gibt es Stiftungswesen einer staatlichen Daueraufsicht, zum Durcli- II, § 129) also berichtet: perpetuum nach einigen Menschenalteni und Verkehrtheiten ausarten, welche der Durch die war im Laufe des notorisch geworden, denen zität diis von Amts wegen orien- stetige Änderung der beizukommen glaubte man 18. Stifter nicht gesellschaftlichen wird die buchstäbliche Erfüllung nach Jahrhunderten In England Ver- der bestehenden die Verfassungen OrolSbritannien mit elementarer Gewalt zeigte sich, daß Inkorporationen in vorhersehen konnte. ilor und zur Krriclitung einer eigenen ständigen Kommission meistens in Alißbräucho lage die sei, so zeigt sich jeder Winkel das Stiftungsrecht und geführt hat, über welche Oneist (Engl. Verwaltungsrecht „Es Kin- Umwandlung vorgenommenen Veränderungen, noch diesen eine Stelle, welche über die ein muß zalilen. wo In einer Zeit, der Öffentliciikeit durchleuchtet ist, Stiftungswesen geheim. tiert so aber der schwierigen Frage näher getreten werden, in welcher Weise welchen Fällen reformbedürftigen Stiftungen aufzuhelfen in ansieiit, Wie der behalten. den Staat anlehnt und darum diesem Steuern zolne sich an seinen die an seine öffentlichen oft Grund- zur Absurdität. Jahrhunderts eine Menge solcher Absurditäten anfangs durch einen gewissen Die jetzige Behörde (sie Zwang zur Publi- enthält drei besoldete Commissioners, einen Secretary und zwei Inspectoren, welche von Zeit zu Zeit Untersuchungen anstellen über Zwecke, Verwaltung und Erfolge aller Stiftungen) Rat und Gutachten" an die Verwalter der Stiftiuigen, denen bei Befolgung „erteilt des Rates gesetzliche Immunität zugesichert wird."- Mit der Veröffentlichung in Akten im Kgi. Archiv zu Königsborg ergeben einen Kampf, ob im Sinne des Stifters verwoi.st) auch dio von 1754 (da diT König auf die eigenen Kräfte der Provinz zu kürzen sind. Uehältur der I'rofe.ssoron oder nur iWv Mittel für die Kommunität der Studicrendon 1) Jor Notlage hat es, wenn der Stifter bei 2) (iroBo Vorzüge für dii' Errichtung ('iner Stiftung hiiufig geschieht in mit der Behörde seine Stiftung mortis causa gowissennallen vereinbart, wie dies borcchügten Einwände. der Weise, daß er bei Lebzeiten den (iciiuU dos (Jutes sich vorbehiüt; dem I^-bzoiten Graden witz: Der 200 der Stiftungsveriassimgen ist Wille des Stifters. ein dankenswerter Anfang gemacht in der BeUage Etat 1897/98, welcher die an die IJntemchtsanstalten angelehnten zum preußischen Stiftungen nominiert. damit aller Stiftungsverfassungen, Aber wir bedürfen der Veröffentlichung durch Vergleichung zunächst ein Überblick über dasjenige geboten werde, was nach dem Instinkte der Privaten einer privaten Fundation vorzugsweise bedarf, in Zukunft der Berater des Stifters ein Material vor sich habe, nach \md damit dem er die Verfassung der Und §5 freudig Bestimmung die neuen Stiftung einrichte.^ zu begrüßen, daß das Preußische Ausführungsgesetz im ist's enthält, daß ziu- Abänderung der Verfassung Übereinstimmung von Vorstand und Staatsbehörde genügt.^ Noch wichtiger wird, und als 'die dem Wülen waltung unter dem Scheine gehandelt werden als Verfassung ti-euer laufende Anordnung dem Scheine Staatsaufsicht Gegen diese nur lax gehandhabt, weil als und die diese und schon die Schonung heischen, sie eines kränkenden, Empfindung theoretische Eine allgemeine Enquete hat den Vorzug, daß es verdient, hier immer den Anschein so berechtigten Mißti'auens, haltung von Mißbräuchen günstiger, dem, der gehandhabt sie der Gehässigkeit freies Mittel als die wird naturgemäß einer Einzelenquete aber hat wenn auch noch mag. dem Erfüllung der Satzung ^ viel entschiedener zuwider berechtigte wie imberechtigte Empfuidlichkeiten gerade die in einer einmaligen allgemeinen staatlichen Enquete über alle Stiftungen. Anordnung die der Geist, durch Abänderung veralteter Bestimmungen. Gefahr gibt es kein anderes von Denn ist des Testators kann durch einseitige und luizuläugliche Ver- ist der Er- Erwägung anerkennen niemandem schadet Ankündigung einer solchen als pflegt Veran- lassung zur Abstellung veralteter Gebräuche zu geben. daß er dadurch des Vorteils sich begibt, den die Letztwilligkeit ihm gewährt, nämlich so lange er lebt, ändern zu tonnen, würde ein Keurecht mit Reugeld begegnen. Allerdings liegt die Gefahr eines ambitus nicht ganz fem. 1) In Rom ist eine der ersten Äußerungen der Justiz des Prlncipats die Betreuung der Diesen und anderen Rechtsfragen dienen Reski-ipte der Kaiser, Reohtsbescheide auf Anfragen zumeist der Beamten. Die wichtigen und zur Nachachtung bestimmten aus der Zahl Fideikommisse. der Reskripte -wurden veröffentlicht und in einem über propositorum zusammengestellt, wie das Decretum von Skaptoparene jetzt lehrt. Der Schweizer Vorentwurf § 104 läßt über die Abänderung der Organisation, vorausgesetzt daß „die Erhaltung des Vennögens oder die "Wahrung des Zweckes der Stiftung die Abändei-ung dringend erheischt", die Kantonsregierung „auf Antrag der Aufsichtsbehörden und 2) nach Anhörung 3) In D. 1, 3, 129. des obersten Stiftsorgans", entscheiden. fraudem (legis facit) qui salvis verbis legis sententiam eins circumvenit. Paulus Gradonwitz: Der Und vielmehr die mit einer einmaligen Enquete niclit 201 Wille dos Stifters. der Staat begnügen, sich sollte eine solche periodisch wiederkehren und für die Enquete wie für sollte damit im Zusammenhang stehende Beaufsichtigung der Stiftungen eigene Behörde fahrungen auf dem würden, wie ihn unter ihr zentralisierten Gebiete flio sollte eine werden oder sich entwickebi, deren ungeheure Er- geschaffen ilir einen Überblick verschaffen verschiedenen obersten Behörden, die bei uns in Preußen am Stiftungswesen beteiligt sind, naturgemäß nicht in gleicher Weise haben können. Amt würde Ein solches mit der Kenntnis des Bestehenden einen umfassenden Einfluß auf die Fortentwicklung gewinnen. — würde geleitet, das Gute der es, wenn auch nur in Mit Takt Form — wie selbstverständlich der unverbindlichen Ratschläge, Verwaltung der einen Stiftung auf die andere übertragen und das Entstehen derartiger Mißbräuche verhindern, wie es deren bei seiner ersten Betätigung zweifellos in Hülle eine ausgebreitete die und Fülle antreffen würde. Erfahrung ihre Schädlichkeit erwiesen im übrigen Rechtsverkehr ihren Einzug Stiftungsrecht und Interessenten. besser so als Versammlung üben zu durch eine solche, die Mannes in koUegialische Mitentscheidung, zu wählen Aufsichtsbehörde nähernde aber der Kontrolle das in vom Gegengewicht von Verwaltung die Berührung erfordernder Zwecke willen da die Einzelentscheidung des manche Regeln, würden auch wird die Erfahrung vermieden werden, daß es Schwerlich die Aufsicht durch eine ist, hätte; als selbstverständlich gelten, halten, diesem Zwecke zusammentritt, die Manche typischen Fehler Errichtung von Stiftungen würden nicht wiederholt werden können, wenn bei der als tieferes Pflichtgefühl daß es besser eine welche nur zu anderer und häufigere schwerlich die Ilrfahrung, ist, ihm ein lassen, um ist der große, eine als kleinere Schar zur parlamentarischen durch Öffentlichkeit und daß wachruft Neuwalil sich an- entbehrende Versammlung. Durch eine Behörde mit solchen Funktionen würde Stiftungsrecht und namentlich über Staat genötigt ist, dem die Fälle Stiftorwillcu zuliebe die es würde sich ergeben, die der Königsberger Piiilnsupli mit ilen holt angeführt „. . werden mögen, Form nach Recht des Staats, ja die Pflicht desselben gegen ist der Erhaltung und . . ." die Lösung der Frage gestellt hat: solchen Stiftung wenigstens ihrer sie welchen der Worten, die hier wieder- können sich wohl Zeitumstände ereignen, welche wenn in Verwaltung und dem öffentlichen und Interesse zuliebe die Verfassung zu ändern, ein Überblick über das gewonnen werden, dem die Aufhebung oincr anräthig machen" und weiter: „das zum Umändern Fortschreiten desselben einer jeden Stiftung, zum Besseren ent- Gradenwitz: Der Wille des 202 Und wer weiß, ob nicht gerade das von ihm gewählte Beispiel den dringend- sten Fall notwendiger und ausgenommen) besser und wo er will, bei seinen kann, gereicht werde, als der versorgt werde, wenn nehme dem zum Genuß vom Narrenliospital iinn die Beihülfe in der Zeit proportionierten) Geldsumme, wofür — wie im Hospital von Greenwich versehene Anstalten, dazu getroffen werden. Staat (den wenn Verwandten oder sonst Bekannten, einniiethen die Fi'eiheit sehr beschränkende, mit und dennoch bringen wird: Arme und Kranke wolilf eiler einer gewissen (dem Bedüi'fnisse er sich, Umwandhmg nützlicher man gefimdeu: daß „So hat Stifters. dieser Da kann man nun Stiftung — prächtige einem kostspieligen Personale berechtigten nicht sagen, der Volke das Seine, sondern er befördert es vielmehr, indem er weisere Mittel zur Erhaltung desselben wählt." Unser preußisches Fürsorgegesetz wandelt hat, ;md macht den Versuch, zubringen. Möge in den Bahnen, die Kant gewiesen die Unterstützungsbedürftigen in Privatpflege unter- sich auch hier die Voraussicht des "Weltweisen bewähren, in welchem nach des großen Romforschers Worten „der beste Theil" des „norddeutschen Wesens seinen reinsten und schönsten Ausdruck gefunden haf, auf daß Kants im hohen Alter gegebener forscher in schönerer Übersetzung des solem occidentem semper esse euudem! Wink bewahrheite, was schönen Dichterwortes derselbe also Eom- ausdrückt: IX GRUNDLAGEN VON KANTS KRITIK DER ÄSTHETISCHEN URTEILSKRAFT DIE Dr. 0. Ö. HERMANN BAUMGART PROFF-SSOn DER DECTStllKX LITEIUTl'U AN DER UNIVERSITÄT KÖNIGSBERG „Über Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft" in der Altpreuß. Monatsschrift, dieselbe veriiffentliclit; ist in „Handbuch der Poetik" Bd. XXIII, Heft 3/4, Imt der Verfasser 1886 eine Abhandhing umgearbeiteter und erweiterter Gestalt in dos Verfs. als Anhang (S. 701 — 723) Die Prinzipien mitgeteilt der Kantschen Kritik der Urteilskraft sind dort zu den Grundsätzen der Aristoteli- schen Psychologie und Ethik in Vergleich gestellt, und die gewonnenen Resultate Die Ergebnisse seiner Unter- Prüfung der Kantschen Sätze verwertet. für die suchungen sollen im folgenden, unabhängig von der Aristotelischen Philosophie, lediglich auf Grund der Kritik der Kantschen Beweisführung selbst erörtert und weiter fortgeführt werden. I. Es das nie genug zu würdigende Verdienst der kritischen Philosophie ist durch Kants scharfe Scheidung der die ihrem gegenseitigen Beschaffenheit, nach ihrer einzelnen Seelenvermügen und Verhältnis ihrer gegründeten darauf Entwicklung die Gebiete und die genaueren Grenzen ihrer Betätigung bestimmt zu Im denkbar haben. dieser Ti-ennung der dem schroffsten Gegensatze zu kritischen Untemehmen einzelnen Geisteskräfte voneinander stand das Dogma Königsberger Proplieten der Sturm- und Drangperiode, das Prinzip, auf tJoethes treffendem „Alles, las,sen: "der ent.springen Lehen Falle und Vereinzelte der ist durchführbar Kunst die Untersuchung daß die von ihr in unternimmt, es werde nun durch Tat muß aus sämtlichen vereinigten Kräften So verwerflich.'' ist, Trennung und Vermögen verlangt wird, theoretische vergißt, alles in leisten sonst hervorgebracht, auch wieder doch seelischen ; Wort, die sämtlichen Äußerungen Hamanns sich zurückführen was der Mensch zu Wort oder so groß und die ist schwer diese Ma.xime im so dringend vereinzelte im untei-scheidl.are einzelnen Anwendung der andrerseits die Gefalir für die scliwerwiegende IiTtümer zu geraten, wenn sie es gezogenen Grenzlinien doch nur in der Abstraktion existieren, und daß die Seele ihrer Natur nach eine einheitliche Totalität deren des das, nach Hosfamlteiie unauflulriich sich durciidringon darstellt, \ind mit Baumgart: Die Grundlagen von Kants 206 einander verschmelzen. Kritik der ästhetischen Tli-teilskraft. So wichtige Schlüsse Kant aus der Unterscheidung der Seeleuvermögen und der Abgi-enzung ihrer Bereiche gezogen hat, wodurch von verhängnisvollen Irrwegen zurückrief, so die Philosophie rigorose Festhalten reichen er er durch das ist an ihrer Isolierung bis in aUe Konsequenzen doch zu zahl- Fehlschlüssen Das worden. geh-ieben zeigt besonders in sicli seiner Behandlung des Vermögens der Empfindung und des Gefühls gegenüber dem Vermögen der bloßen und der Begriffe Vermögens jenes beruht Sinnestätigkeit durch sie allein daß er Weil betrachtet. Sinne, durch die sinnliche Seine Ideen. darauf, es alle Wahrnehmimg unzweifelhafte Geringschätzung lediglich als Äußerung eiiae der Empfindung, im physiologischen bedingt wird, und weil freilich zimächst der psychologische Vorgang der einzelnen Akte des „Gefühls" ausgelöst wird, so behält er nach Kants Auffassung diesen Cliarakter auch ferner, ohne daß er eine von anderen Seiten her bewirkte Entwicklung anerkennt und auch nur irgendwie in seine Rechnung Strenge, mit der er jeden Einfluß schließmig zum Handeln verbannt Sittlichkeit Anspruch erheben und erfocht daß jener wissen wiU, will. Hier einen uubesti'ittenen Sieg, sittliche Hierauf beruht die imerbittliche zieht. des Gefühls und der Neigung wenn auf die sie die Entfreier Polemik gegen ihn setzte Schülers wenn auch airf Würde nicht geleugnet werden ein soll, Eigorismus Kants in seiner schroffen Einseitigkeit gegenüber der moralischen Erschlaffung des Zeitalters eine historische Mission erfüllte. Die schlimmste Verwirrung jedoch mußte jene einseitig beschränkte Schätzung des Empfindungs- und Gefühlsvormögens auf dem Gebiete liervorbringen, gerade dessen richtige Erkenntnis in erster Linie in Betracht kam, wo füi' wo alle Probleme die Erklärung zu einem wesentlichen Teile aus den Äußerungen und Wirkungen der Empfindungskräfte herzuleiten kraft", zumal Froilichi ein fester wo ist es sich darin hier, in der um ist: in der moderneu Kritik der Urteils- Urteilskraft handelt. die äs-the tische Ästhetik wenigstens, Boden für bestimmte, M^issenschaftüche Erforschung zum erstenmale ihrer Probleme geschaffen durch die scharfe Unterscheidmig des ästhetischen Urteils übei' das Schöne von der bloß empirischen Empfindung des Angenehmen sownlil als den Urteilen, die uns über das Nützliche und das Gute unterrichten, oder unsere Erkenntnis bereichern. Der Vermischung des Schönen mit zwecken, mit lehrhaften oder moralischen Tendenzen der Theorie ein 1) S. Vgl. Ende gemacht. Hoch erhoben ist ist das von die Nützlichkeits- hier ein für allemal in Wesen des Schönen über hierzu die oben ei-wähute Abhandlung in des "Verfa-ssers „Ilandbuch der Poetik" 70C luid die vorausgehenden, begründenden Erörterungen. Baumgart: Die Grundlagen von Kants Niveau niedrige das der daß Ansicht, Kritik der iiüthotisohen Urteilsimift 207 aus und es, lediglicli Oewöiinung sich bildend, nur relative (ieltung und Temperament, Individualität und Lebensalter unaufiiörlicheni Sitten, ja nacii Wandel unterworfen des menschlichen der flrfahning nach Zeiten und Völkeni iiabe, die Die ästhetische Urteilskraft sei. ist dem höchsten Vermögen und ihrem Ausspruch ebenbürtig beigesellt Geistes abs<iluto Gewißheit und ewige und allgemeine Gültigkeit zuerkannt. Dem gegenüber steht nun aber: daß dieses System vor allem die Möglichkeit einer objektiven (tesetzgcbung, also einer fest bestimmten, durch den Verstand zu begründenden Kritik des Schönen ausschließt; daß es ferner sich nicht begnügt, vom Wahren und Guten das Schöne Affinität'' daß es — und Gefühle als cUo als und Erkenntnisvermögen als und Rührung" nicht als die patliologische durch leugnet; zum Gebiete allein in Vernunft praktische die stehen; daß es demzufolge „Reiz des Schönen zugehörig erklärt, und aus Gründen zusammen das Schöne nicht Dinge erkennt, sondern Wahren Empfindungen subjektiven Zustände jeder Tätigkeit der höheren dem namentlich Hindernisse im Wege bestimmten Willen diesen des Guten wie des — Vorgänge auffaßt, bei denen das Subjekt sich rein sinnliche und dem Bcdcukea eins der schwersten passiv verhält, allen streng zu scheiden, sondern daß es ..jede zwischen seinem Gebiet und dem durch der Beschaffenheit der in die der Urteilskraft eigen angesehene, Tätigkeit bedingten Vorstellungszustande. Gerade diese, mit Unreclit als Kant im Grunde ihm Konsequenz seines Systems wird von Vordergrund ist es, das sie gestellt; den Zweifel fließt in vollem über seine gesamte Beweisführung immer aufs Einverständnis kommen fühlt. In läßt, wo man unzähligen sich ohne daß es der den formalen Logik Überzeugung ihm einen Platz zu gewinnen. gelänge, Wir sollen in neue mit seinen Wieilerholungen dieses Prinzip für jeden neuen Satz in Erinnerung gebracht und festgestellt, in aus seinem obersten Prinzip und gerade dieses erweckt und selbst da nicht zur Kühe Sätzen nicht immer wieder und wieder aufs unserer wird neue inneren im ästhetischen Urteil Zweckmäßigkeit uns l)ewußt werden, ohne daß doch irgend ein d.h. Zweck uns dabei ins Bewußtsein trete; die Einbildungskraft Teile mannigfachen die welche nach Kant unser Vorstcllungs vermögen — einer — , Ganzen vereinigt, soll sich mit der Reflexion auf uns zu oinem zusammenstinimonden Urteile verl)inden. des Gegenstandes zu einem Verstandesgesetzo in 1) VkI. a. a. 0. S. 705 die Ausführutifjon lionm Lotzos Eiiiworuliuiuon der Ähtlietil; in Dout.seliland" 1Ö08 S. 05, üd. in seiner „Ooseliiclito Baumgart: Die Grundlagen von Kants 208 Kritik der ästhetischen Urteilskraft. „Im Gemüt" ohne daß doch irgend ein Begriff dabei in Betracht käme. Zweckmäßigkeit ohne Zweck, soll diese Verstandesmäßigkeit ohne Lust an diesem Bewußtsein der diese Begriff, zum Bewußtsein gelangen, und die harmonierenden Tätigkeit der Einbildungskraft und des Erkenntnisvermögens überhaupt, nicht der auf irgend ein Objekt gerichteten Erkenntnis, soll die einzige, immer sich gleichbleibende Pi'eude am Schönen sein, den tausend- und abertausendfachen Manifestationen des Schönen gegenüber immer Nach Kant qualitativ die gleiche, höchstens quantitativ verschieden. läge ja die kommt Schönheit keineswegs in den Dingen, in den Erschein imgen, sondern sie durch einen Vorgang in unserm Innern zustande, durch einen ewig sich gleich bleibenden Effekt dem in Zusammenwirken der unseres Kräfte geistigen Organismus. Es liegt etwas fast mystisch zu Nennendes in diesem von Kaut statuierten Venuögen der „Urteilskraft", das uns nur Fragt man, Existenz nachgewiesen wird. so im wo in seiner Wirkung, nicht dasselbe denn kann man aus dem System nur diese Antwort entnehmen: im „Gefühl", Beantwortung obwohl diese Frage nirgends eine Sitz hat, „Gemüt" oder ausführliche luid direkte Denn im „Gemüt" oder im „Gefühl" findet. in seiner nun seinen die ja soll har- monische Vereinigung der Tätigkeit der Einbildungskraft mit der Keflexion auf das Erkenntnisvermögen stattfinden und, zum Bewußtsein erzeugen; und zwar die Lustempfiudung des Verstandeserkenntnis und gesetz stattfindet, beide die des gelangt, Schönen, wenn „Erhabenen", wenn .sie die „Lust" die Eeflexion auf auf das Veruuuft- Male „ohne Begriffe" von der einen oder dem andern. In dieser „Eeflexion" auf die a priori geltenden Prinzipien der reinen und der praktischen Vernunft liegt die allgemein verbindliche Urteile über das — Der unaufgeklärte Punkt des ganzen Systems Angelpunkt ist Geltung der ästhetischen Schöne und das Erhabene. — in liegt Reflexion auf Begriffe, der Hypothese, daß die der aber leider „Urteilski-aft" aus sein einer seien es Verstandesbegi-iffe oder Vernunftideen, hervor- ginge, wobei aber jede Erkenntuis uicht allein, sondern sogar jedes Bewußtsein von diesen Begriffen oder Ideen als ausgeschlossen gelten soll. Wenigstens soll der Vorgang selbst, der sich bei der Funktion der Urteilski'aft abspielt, von jeder Art jener Erkenntnis sich durchaus unabhängig vollziehen. Vergeblich sucht man in dem Kantschen System nach vollzieht, wodurch vermißten Erklärung er überhaupt tritt etablierten Terminologie. lediglich Daß einer Erklärung, wie möglich wird. An sich dieser Vorgang die Stelle dieser überall der Formiüismus der in den drei Kritiken dieselbe nichtsdestoweniger so viel Überzeugendes Baumgart: Die Grundlagen von Kants und Gewinnendes an sich liat, diifi sie, trotzdem daß im Oninde eine Usur- sie pation bedeutet, doch zu so vielen unzweifelhaft riciitigen — aus Resultaten gelangt — gezogen hat Ablehnung der in befindet: welchen Tendenzen der Kunst. als sie am letzten das liegt daran, daß sie in der , Auf und höchst folgereichen Ende auch Negation didaktischen aller Kant sein Buch schrieb, vornehmlich Da an. ihre große Autorität sich in vollem Rechte und moralisierenden kam befreiende Tat aber diese 209 Kritik der ästhetischen Urteilskraft. es zu von ihm das der Zeit, au.sgerotteto Unkraut jedoch beständig von neuem wächst, so behält die Kantsche „Kritik der Urteilskraft" auch ihren Wert für immer. Seite: in der Abwehr gegen alle Und ganz ebenso nach der anderen Versuche die Kunst des Schönen in das Gebiet der bloßen Sinnlichkeit, des nur sinnlich Erregenden, „Reizendon", hinabzuziehen; denn auch diese Fäulnis- Bakterien sterben nicht ab. Die Kardinalfrage für Urteilskraft" resümiert .sich Kritik der Kantschen „Kritik der ästhetischen also in der Untersuchung jener Hypothese: was die der Formel von der „Reflexion" der Einbildungskraft auf die sogenannten liegt Seelenvermögen oberen zugrunde? wie ist es entscheidend wirksam werden, ohne daß doch in ihre Mitwirkung wird? der in möglich, dem daß die irgend einer Weise nachgewiesen oder auch nur was für Vorgänge im „Gemüt" letzteren Organ eigentlich tätigen schließt jener angenommen hypothetische Terminus „Reflexion auf die obern Seelen vermögen" ein? welcherlei Ver- bindung mit ihnen existiert in der Tätigkeit des „Empfindens" und des „Gefühls"? II. Es gilt, dem Mangel Es werden Gründe nachzuspüren. Beweisführung der Kantschen bis in seine ersten also zuerst die in der „Einleitung" der K. d. U. entwickelten Gedanken zu untersuchen sein. Die K. U. d. das soll .,Vcrhindungsmittel sein, das die zwei Teile der Philosophie zu einem Ganzen" vereinigt, philosophie und die praktische diese Einteilung erst zur Wahrheit, als indem er das dem Technisch-Praktischen unterscheidet Kausalität, Philo.sophie es operiert mit an; jenes die theoretische Moralphilosophie. sich Natur- Moralisch-Praktische von Dieses beruht auf Prinzipien der Naturbegriffen und gehört aber gi-ündet als Kant aber macht also der theoretischen auf Froiheitsbegriffe und „macht daher ganz allein den zweiten Teil". „Der Wille, ursachen in diM- als Begehrungsvermögen, Welt, ist eine von den mancherlei nämlich diejenige, welche nach Begriffi-n Natur- wirkt, 14 un<l 210 Baumgart: Die Grundlagen von Kants alles, was als durch einen Kritik der ästhetischen Urteilskraft. TTillon möglich (oder notwendig) vorgestellt wird, zum Unterschiede von heißt praktisch -möglich (oder notwendig) der physischen Möglichkeit oder Notwendigkeit einer Wirkung, wozu die Ursache nicht durch Begriffe (sondern, wie bei der leblosen durch Mechanism, Materie, den Tieren durch Instinkt) zur Kausalität bestimmt wird. Ansehung des Praktischen unbestimmt — und bei Hier wird mm des Willens die Eegel gibt, ein Naturbegiiff oder ein Fi-eiheitsbegriff lität Aus dem Vordersatz, daß Freiheitsbegriff Kant fließen, die weitgehendsten die einzig und praktische Schlüsse. in gelassen: ob der Begriff, der der Kausa- Prinzipien, die allein ausmachen, Philosophie sei." aus dem zieht nun die So wenig die Geometrie oder Chemie, die Haus-, Land-, Staatswirtschaft zur praktischen Philosophie gehören, sondern, da sie z. um nur technische Gesetze oder Regeln der Geschicklichkeit enthalten, Wirkung hervorzubringen, unter Naturbegriffe B. die fallen, so eine wenig kann auch Kunst des Umganges oder die Vorschrift der Diätetik zu ihr gezählt werden: „selbst nicht die allgemeine Glückseligkeitslehre; sogar nicht einmal die Bezähmung der Neigungen und Bändigung der Affekten zum Be- huf der letzteren." Hier überall erkennt Kant einzig das Walten des „Natur- begriffs, der jederzeit sinnlich bedingt Übersinnlichen entgegen, „welches den Gesetze kenntlich macht", ist"; ihm stellt er das Prinzip des Freiheitsbegriff allein durch formale „ohne vorhergehende Bezugnahme auf Zwecke und Absichten." In Kant dieser schärfsten indem fort, er die Trennung der „Freiheit" von der „Natur" sinnliche fährt Anlage des Menschen von vornherein be- dingungslos zu der letzteren rechnet. „Verstand und Vernunft haben also zwei verschiedene Gesetzgebungen auf einem und demselben Boden der Erfahrung, ohne daß eine der anderen Eintrag tun darf. Denn so wenig der Naturbegriff auf die Gesetzgebung durch den Freiheitsbegriff Einfluß hat, ebensowenig stört dieser die Gesetzgebung der Natur." Diese Sätze sind ohne weiteres überzeugend, „Mechanism" der „Natur" einschränkt; fraglich sobald man sie auf den aber beginnen sie zu werden, sobald man, wie Kant das ausdrücklich ankündigt, auch die Welt der Empfindungen und Gefühle der lebenden Wesen in diesen „Mechanism" mit einbegreift, und auch hierdurch jene strenge Scheidung sich zur Leugnung jeder „Affinität", jeder Möglichkeit des gegenseitigen Einflusses, der organischen Verbindung verleiten läßt. Weiter beleuchtet Kant die Scheidung der „zwei verschiedenen Gebiete", die „niemals Eines ausmachen", da „der Naturbegriff zwar seine Gegenstände Baumgart: Dio Grundingen von Kants in Anschauung, aber (icr Dinpo an sich nielit als sclicinungon, der Freiheitsbegriff dagegen Anschauung sich selbst, aber nicht in der 211 Kritik der ilsthctisohon UrteÜHkraft. in selbst, sondern als bloße Er- seinem Objekte zwar ein Ding an vorstellig machen kann/' Unzugänglich der theoretischen Erkenntnis bleibe daher für beide das unbegrenzte Feld des denen wir aber . . . als möglich so ist, muß Form dem also doch gedacht worden wirklich muß „muß": „also enthält, geben, den kein durch machen, und Übergang Gesetze seine die „Natur" „daß die Gesetzmäßigkeit können, Diese Möglichkeit findet Kant Aus jenem vorausgesetzten „soll" mit dem, was der Freiheitsbegiiff praktisch liegt, iler Übergang den von der Denkiingsart macht „Urteilskraft" den die ist für das Übergang vom Erkenntnisvermögen, Begehrungsvermögon gesetzgebend; zwischen diesen beiden Gefühl der Lust und Unlust enthalten, für daß also ebenfalls „ein für das „Urteilskraft" überhaupt a priori zu vermuten" wäre. Besondere enthalten als stimmend", wenn Besondere unter dem Allgemeinen zu subsumiert; letztere, Urteilski-aft a priori nicht als allein erst ein zu in die in sie ist „reflektierend", reflektierende Sie Betiacht. suchen. zwischen das Prinzip das Vermögen, das ist denken. Sic ist „be- Natur hat wenn sie in zu einem ge- soll. Tätigkeit, also kommt das für sie für den Dingen vorhandenes die ä.sthctische postulierte Prinzip Ein solches „transzendentales'' Wirklichkeit l'rinzip kann sie annehmen, somlern Gesetz geben", inih-m sie jene geforderte (womit K;int die Sinnlichkeit idintifiziert) und kann es sich nur seHist Einheit diese ,,ist unter ein gegebenes Allgemeines, ein Gesetz, eine Regel, sie gebenen Bosondern das Allgemeine finden Die der nach den Prinzipien nach Prinzipien der andern möglich macht." Im logischen Gebrauch „sie er davon der Begriff, wenn er gleich weder theoretisch noch prak- Verstand zur Vernunft möglich; jener das dem in folgert zu einem Erkenntnisse desselben gelangt, mithin kein eigentümliches Gebiet dennoch einen zu ist Ob doch einen Grund der Einheit des Übersinnlichen, es was der Natur zum Grunde hat, müssen, wenigstens zur Möglichkeit der in ihr zu bewirkenden Zwecke Gebiet der Urteilskraft gegeben. tisch daß so ist, Fi'ciheitsbegriff der Sinnenwelt in so der befestigt nach Freiheitsgesetzen zusammenstimme.'' ein theoretischen besetzen und dem Gebiete des Frei- Sinnlichen, Übersinnlichen, „soll'' auch folglich ihrer dem Zweck aufgegebenen des Kant weiter, eine unübersehbare Kluft zwischen dem Naturbegriffs, des heitshegriffs, zum Behuf keine aiulre als praktische Realität verschaffen können." nun zwar, so schließt fiebiete wir zwar Gebrauchs der Vernunft mit Ideen praktischen als welches Feld, „ein Übersinnlichen: sowohl als 212 Baumgart: Die Ginndlagen von Kants eignen Gebrauch supponiert, Fi-eiheit füx ihren der Verstand, bringender Kritik der ästhetischen Urteilskraft. wirklich existierte. doch nicht ob ein jene Einheit hervor- als erkannt theoretisch besonderer Begriff a priori lediglich seinen Ursprung ihr in Zweckmäßigkeit der Xatur" in ihrer Mannigfaltigkeit. der Urteilskraft ausgesprochene „Zweckmäßigkeit wodurch die sie werden kann, Dieses ti-anszendentale Prinzip der Urteilskraft, das „Natur so rorsteUt, als ob Und hat, es als als ein „die ist von die ist in der Form'' der Natur, Verstand den Grund der Ein- ein heit des Mannigfaltigen ihrer empirischen Gesetze enthalte.'' Dieses „subjektive Prinzip (Maxime) der Urteilskraft" hat zur Folge, daß wir bei seiner Anwendung „erfreut werden"; wenn wäre, als wenn wir eines Bedürfnisses entledigt) (eigentlich „ein glücklicher, es unsere Absicht begünstigender Zufall eine solche systematische Einheit unter bloß empirischen Ge- setzen antreffen." Diese zunächst beiläufige Bemerkung erlangt am Schönen. Und zwar den einzigen. für den Satz von der allgemeinen Zugleich und ist die liefert sie das Kant bei für- die die Freude Hauptargument und notwendigen Verbindlichkeit des Schön- „Die Erreichung jeder Absicht heitsurteils. verbunden, der Folge in Sie bildet geradezu den Erklärungsgrund größeste AVichtigkeit. mit ist dem Gefühl der Lust Bedingung der ersteren eine Vorstellung a hier ein Prinzip für die reflektierende Urteilskraft überhaupt, so der Lust auch durch einen Grimd a und priori für ist priori das wie Gefühl jedermann gültig be- stimmt, und zwar bloß durch die Beziehung des Objekts aufs Erkenntnis- vermögen, ohne daß der Begriff der Zweckmäßigkeit hier im mindesten auf das Begehi'ungsvermögen Rücksicht nimmt und sich also von aller praktischen Zweckmäßigkeit der Natur gänzlich unterscheidet," Die Entstehung der Lust oder Unlust ist also ein rein subjektiver Vorgang, der „kein Erkeniitnisstück werden kann"; ein Gegenstand wird dabei nur darum zweckmäßig genannt, „weil seine Vorstellung unmittelbar mit dem Gefühle der Lust verbunden ist, und diese Vorstellung selbst ist eine ästhetische Vor- stellung der Zweckmäßigkeit." m. Was in dieser Zweifeln Anlaß gibt, dings ist die Beweisführung schon hier zu den schwersten Bedenken und ist Annahme die schroffe Trennung von Natur und Freiheit; aller- jener „unübersehbaren Kluft" zwischen beiden eine der wesentlichsten Grundlagen der gesamten Kantschen kritischen Philosophie. Es wird aber nicht geleugnet werden können, daß Kant dabei eines der wich- Baumgart: 213 Die Gruadlagt-n von Eanis Kritik der ästhetischen Crteilsknft versäumt hat: nämlich Begriffes „Natur"', dessen er sich unaufhörlich bedient, dieser geradezu un- tigstcn Geschäfte eine genaue Definition des endlicher Deutungen fähigen Vorstellung, die auch im Sprachgebrauch in den Modifikationen verschiedensten erscheint. Selbst wenn man darunter an- die organische Weit im Gegensatze zu der lebendigen verstanden wissen wollte, so Unterscheidung ungenügend wäre eine solche Aber Kant dem unter begreift ja und wissenschaftlich soweit sie unter den Begriff der ,,Sinnlichkeit" fällt Und gehören dieser Bereich? unhaltbar. Xaturbegriff auch die gesamte belebte Welt, Wie weit erstreckt sich diejenigen Erscheinungen und Vorgänge innerhalb der menschlichen Seele, die nicht oder doch nicht direkt durch Sinneneindrücke mehr oder minder entferntem Grade durch hen'orgerufen werden, oder die in sie und sonders zur ,.Natur" der mensch- beeinflußt sich erweisen, nicht samt lichen Seele, Summe sie dem umfassenden Sinne genommen, wonach solche nicht als und Wärme? in die es der Schöpfung vorhandenen und wirkenden Kräfte bezeichnet, der in und sind Wort das Äußerungen von Xaturkräften Sind es nicht Wirkungen, die wir lediglich so gut wie Licht als solche kennen, grade wie jene, ohne das Geheimnis ihres Ui"sprungs jemals völlig ergründen zu können; und was hindert, Daß aber Konsequenz. Betrachtet man, trotz ihrer unendlichen zeigt sogleich die nächste die als die dem „Naturbegriffe'" einzuordnen? solche als müßige Definitionsklauberei hinauslaufen, Verschiedenheiten, also sie diese Fragen keineswegs auf die sogenannten Kräfte des Verstandes oberen Seelen vermögen mit und der Vernunft mit denen der Glieder einer zusammenhängenden Reihe, wie Tat im sinnlich-geistig organisierten Menschen eine bilden, so kann da weiterhin von Leugnung einer einer unübersehbaren Kluft zwischen ihnen sie den unteren, Sinnlichkeit, denn der in untrennbare Einheit unter ihnen, von .,Affnität'" keine Rode Vielmehr wird sein. der entgegengesetzte Gesichtspunkt, die Aufsuchung ihrer notwendigen Verbindung und ihrer erfahrungsgemäßen gegenseitigen Beeinflussung die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehn. Kant in seiner — und also doch auch wohl — keineswegs konsequent. Man erstaunt selbst verfährt in seiner Ausdruckswei.se Betrachtungsweise dieser Fragen einigermaßen, wenn man Begehrimgsvermögen ist bei ihm liest (vgl. K. d. eine von den mancherlei U. Einleit. nämlich diejenige, welche nach Begriffen wirkt, und Willen oder möglich -notwendig, Notwendigkeit." odei- zum notwendig vorgestellt Unterschied Wenn nun hierl)ci von der „Der Wille, I): Natur Ursachen wird, alles, was heißt physischen auch zunächst unbestimmt als in als der Welt, durch einen praktisch-möglich Möglichkeit gela.>i.sen ist, oder „ob Baumgart: Die Grundlagen von Kants 214 Kritik der ästhetischen Urteilsljraft. der Begriff, der der Kausalität des Willens die Regel gibt, ein Naturbegriff oder ein Freiheitsbegriff sei", so gilt doch der Vordersatz für beide Fälle; also wenn, wie es in Einleitung HI oberes Vermögen nach dem Freiheitsbegriffe, gesetzgebend Es heißt, das Begehrungsvermögen, „für- Vernunft allein die auch ein als priori a ist". sich ließen aus dieser Bezeichnimg „Willens dos einer als mancherlei Naturursachen'' viel weitergehende Schlüsse ziehen, als der irgend sie in Kants Absicht gelegen haben können. Es eine ist „naturgeschichtliche" — d. h. der Reihe der unser Sein in und Leben bedingenden und hervorbringenden Zustände und Vorgänge belegene — Erfahrung so gut wie die von einer jeden andern bewegenden Kraft, daß unzweifelhaft nach „Freiheitsbegriffen" ist, also gehandelt daß danach — gehandelt werden vermögens" wirksamen Determinanten mung durch fahrimg zeigt, sogar als die am letzten überlegen insbesondere überlegene; Wie wäre ist Freiheitsbegriffe mit vorhanden, Ende also gehandelt worden Annahme Kant letzteren Unter den soll. — moralischen Ideen werden kann, aus welcher innerhalb des folgert, „Begehrimgs- erfahrungsgemäß die Bestim- und zwar, wie gleichfalls die Er- allen andern an potentieller Energie den spezifisch Determinanten. sinnlichen das Hineinwirken jener in die Sphäre dieser, ihr Kampf miteinander, wobei wechselsweise die Kräfte unterliegen und überwinden, nun denkbar, wenn diese Energien nach ihrem Ursprung und Wesen nicht allein Töllig heterogen, sondern dui'ch eine unübersehbare Kluit geschieden wären, ohne die Möglichkeit einer unter ihnen herstellbaren „Affinität"? eine klaffende Lücke Es entdeckt dem gesamten Kantschen in an dieser sich System. Stelle Wie kann die rein übersinnliche Vernunft sinnlich wirksam, wie kann sie praktisch werden? Wie könnte dieses den Bereich der „natürlichen", gehen" im „transzendentale" Veimögen jemals Eingang sinnlichen Begehruugen finden, in sie in „ein- eigentlichen Sinne des Wortes zu unendlich differenzierten Mischungs- verhältnissen, als ob es mit Kräften sui generis zu tun hätte? Wie könnten umgekehrt jene die Wii'kungen aus der ti-anszendentalen, übersinnlichen Sphäre empfangen und in sich aufnehmen? Antwort; er dem Kampf entzieht der sich überhaupt sich beiden nur Keine dieser Fragen findet bei Kant eine ihnen ein für allemal durch die Annahme, heterogenen um die Prinzipien — Natur und bloßer daß in — es Vernichtung des Gegners handeln kann. Daher seine Doktrin von der Ausschließung der Neigung Faktors; Fi'eiheit seine Verurteilung sämtlicher Empfindimgen Hindernisse der Entschließung dem , als eines Gefühle, Fi-eiheitsbegriff moralischen „Affekte", als zu gehorsamen. Bauragart: Dio Orandlagen von Kants Daher seine Mißachhing 215 Kritik der ästhotiscben Urteilhkraft selbst der an sich sogenannten guten, edlen ..Affekte", wodurch er dann schlechterdings sich zu der Lehre der Stoiker von der Apiithio hIs dem erstrebenswertesten Gute gedrängt sehen mußte! In der ..Anthropologischen Didaktik" sagt Kant im § 74: Apathie, daß nämlich der Weise niemals im Affekt, selbst Mitleids mit den Übeln seines besten Freundes, sein müsse, ist ..Djls rnn/jp der nicht in dem des ein ganz richtiger und erhabener moralischer Grundsatz der stoischen Schule, denn der Affekt macht (mehr oder weniger) blind.'' Behandlung solcher Fiagen und den schärfsten gilt „der Affekt für sich betrachtet wie in „Affekte" zu Selbst setzen. Donkern gegenüber! Das achtzehnte Jahr- heute die Ausdrücke ..Empfindung". ..Gefühl" daß er dabei einer es entgangen, unter von vornherein Lessing spricht von und gerät damit Furcht und des Mitleids dem der Sprachgebrauch so übermächtig erweist, selbst vorsichtigsten wo wir allein lehrreich, „Leidenschaften" zu reden oder dafür das romanische brauchen, von ist Ihm Merkwürdig und höchst sich der hundert war gewohnt, da. Kant — — für jederzeit unklug''. Begriff den ., AVort Leidenschaften" Indem ihm petitio principii verfiel. des .,Affektes" sich die der Auch verhängnisvolle Irrungen. in Vorstellung des 8ur Heftigkeit gesteigerten oder doch für sich allein eine einseitige Willensbestimmung beanspruchenden darin Gefühls unterschob, mußte er freilich immer nur den schonungslos zu bekämpfenden Feind der „freien*' Willens- — entscheidung erblicken. Merkwürdig auch und höchst gegenüber der zweifellosen Erfahrung, lehiTcich, daß doch gleichwohl im ,, ,.moralischen Vorsatz" ein Bundesgenosse erwachsen könne, sich aus Im zu ziehen sucht wie er nun Gefühl" dem dem Dilemma kann § 74 der Anthropologie heißt es weiter: ..Gleichwohl die Vernunft in Vorstellung des Moralisch -Guten mit Anschauungen (Beispielen), die ihnen durch Verknüpfung ihrer Ideen untergelegt werden, eine Belebung des Willens hervorbringen (in geistlichen oder auch politischen Reden ans Volk, oder auch einsam an sich selbst), und also nicht als Ursache Affekts eines diese Vernunft doch in immer noch den Zügel führt, guten Vorsatzes bewirkt wird, der aber eigentlich und nicht zum Affekt, — werden muß." „Affekles" Uefülds in als eines als iler einem stärkeren stärker tritt fehlerhaft, dem folgenden gewissen Gefühls, Mangel Noch dieses sinnlichen Gefühl, gerechnet krankhaft der Vorstellung dos (pathologisch) ist vorwaltenden es nicht die Stärke eines des Affekts ausmacht, Gefühl mit als wobei und ein Enthusiasm des diese Befangenheit in welche den Zustand .sein, zum Begehrungsverniögen Satze hervor: „Überhaupt Überlegung, Wirkung, sondern Ansehung des Guten soelenbelebend der Summe aller .sondern der Gefühle (der 216 Baumgart: Die Grundlagen von Kants Kiitik der ästhetischen Urteilskraft. Lust oder Unlust) in seinem Zustande zu vergleichen." sind ,,Affekte Und im sthenische, aus Stärke, und asthenische, aus Schwäche, Es macht einen nichts statuiert nicht bezwingüche Neigung durch die Vernunft schwer oder gar ,,Die (§ 72): Leidenschaft. ist nicht aufkommen alles, was läßt, der Affekt." die Sprache „Gefühle" „Empfindungen" Li diese beiden Kategorien „Geschmack" Einstimmimg oder den aber nach ihm „das Vermögen der ist "Widerstreit der Freiheit und der Gesetzmäßigkeit des Verstandes" und Form an". Ganz anders aber gestaltet die gewaltsame der Tatsache ausgeht, sich die „geht immer nur die gesamte Betrachtung dieser Fragen, Scheidung des Kantschen Kritizismus aufhebt imd von daß die menschliche Seele sich uns als vorstellig macht, als eine untrennbare Einheit sinnlich -geistiger die „ein UrteU über d. h. im Spiele der Einbildungs- kraft , solle) ihm eben fällt Unter dem „Gefühl der Lust und Unlust" allgemeingültig zu wählen", ästhetischen Urteilskraft, Gesamtvermögen Über- ihm überlassen oder weigern sich sinnlichen Lebensgefühle oder das den „Geschmack" begleitende Wohlgefallen. wenn man das Gefühl einer ist oder der moderne Sprachgebrauch psychische (sentiments) nennt. versteht er nur die die man Vemunftvorstelhing, ob Dagegen welches im Subjekt die Lust oder Unlust im gegenwärtigen Zustande, (die in eingeteilt werden." und „Affekt" noch daß Kant zwischen „Leidenschaft" aus, Unterschied legung § 75 geradezu: überhaupt krankhafte Zufälle (Symptome) und können und sinnliche "Welt die geistige — eine Totalität „Natur", als ein denn auch von einer „geistigen Welt" sind wir durch „Erfahrung" berechtigt zu sprechen — in sich aufzunehmen, und zwar keine für sich allein, sondern schlechterdings die eine nur duich Das die Hilfe der andern, die eine in der ist der Standpunkt, von dem aus andern und durch die andere. Herder in der „Metakritik" der „KaUigone" seine heftigen Angriffe gegen Kant erhob; allerdings Methode und ohne den Versuch, in alle ohne die Absicht sogar, auf dessen ja Beweisführung dialektisch einzugehen. und ohne — So förderlich die Abstraktionen des Kantschen Kiitizismus in negativer Absicht waren, so hinderlich ist Gewinnung zur Abwehr gegen ihm das seiner der vorkritischen Metaphysik, Iri'tümer positiven Eesultate gewesen'; Urteilskraft insbesondere konnte Lösung erfahren, eine Lösung, erklären, die starre Festhalten jener absh'akten Ti'ennungen bei der auf das Problem dieser Basis die, statt das der ästhetischen nur eine äußerst künstliche Wesen des Hauptvorganges zu nur gewisse, allerdings notwendig dabei stattfindende Neben- vorgänge in Betrachtimg zieht. Baumgart: die durcli die sämtlichen Gewiß sind zunächst, Empfindungen hervorgerufenen Gefühle im Beginn der psychischen Entwicklung, vernunftlus, wie d. h. verstandlos Wie könnte sind. sich doch an ihnen, erst dem durch an Vermittlung ihm zugefüiirten Erfaiirungsmaterial ent^vickeln kann! Wahrnehmungen übt sinnlichen der Verstand, sich Wachstums kommt seines Schritt sie es auch anders sein, da das a priori vorhandene Verstandes- wie Vemunftvermögen ihre 217 Die Grundlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft sofort An den aber jeder er ordnet sie; dem Wahrnehmungsvermögen zugute, und jeder Verstandsorwcrb geht unmittelbar in die Sinnentätigkeit ein, zwar mit dem Erfolg, daß die Sinne, durch den Verstand tatsächlich bestimmt, ihr Geschäft fortab in Weise verrichten, daß solcher Verstandesoperation nicht femer Ein „geübtes" Auge, ein ,,gebildetes'' Ohr vermag zuletzt in einem flüssig. Moment ohne und zu lösen Reflexion alle hört und davon ergriffen wird. in tiefster Seele anders steht das Vemunftvermögen zu den Gefühlen. durch kommt sie es der Seele das wenn Wie zu seinen Kräften. anders noch zunächst aber eigene, Nicht Allererst an ihnen und jemals die Erhebung sollte der Seele von Verstandesbegriffen zu Vemunftideen möglich daß Aufgaben spielend bringen; wie Musiker eine schwierige Partitur mit einem Blicke übersieht, dem inneren Ohre mit die .,denkbar" kompliziertesten zum unmittelbaren Gefühl zu ihre Resultate ein durchgebildeter sie bewußten es dabei einer Ein Beweis dafür erscheint über- bedarf. und denkbar sein, als gegenstandlose Vemunft- vermögen an den aus der sinnlichen Wahrnehmung mit der Hilfe des Verstandes Gefühlen entwickelten abstrakt Aktionskräfte fand, in denen es seine noch nicht die bewußte Energie durch konnte! Statt bevor es noch zu zwischen der man vielmehr gesteigerte Verbindung seiner andere zu denken wäre, werden müßten! und daß ja um Es bedarf, der menschlichen Seele. hat es seinen ersten Wolmsitz Wirkungen zu vorschreitcn und dem aus der innig genug, ihre unaufhörlich sich vorstellen, Entwicklungsphasen keins ohne das endlich in ihrer Vollendung völlig ein Beispiel für alle anderen anzuführen, und die in untl eins nur Entwicklung des Gottesbewußtseins Nicht im Verstände und auch nicht Urspmng, sondern mit seinen eine unübersehbare Kluft zu setzen, nicht letzten sie des Hinweises auf die Entstehung hat es seinen sie selbst Wechselwirkung nicht lebendig, nicht fruchtbar genug so daß in allen ihren höchsten in um gewaltigsten Freiheitsidee übersinnlichen der ihre einging, Erkenntnis Sinnenwelt genährten Gefühlsvermögen kann es unmittelbar zu den sie und in ihnen lange gelangen, die Äußerungen zu durchdringen und nun aller- reger und reger sich entwickelnden erst in entfaltete, dem durch in der Vernunft jene befruchteten Gefühle. hier behält es seine Stätte. Hier Aber eine jede 218 Die Grundlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft. Baxiingart: Berichtigimg der Verstandesbegriffe, jeder Fortschritt der Yeniimfterkenutiiis, der imd die Gottesvorstellimg klärt gefühl; oder vielmehr die Regungen des Gemütslebens umfaßt und Ihre höchste zurückstrahlt. die Äußerung in Gruudthese Charakter sinnlichen ihren die ihrerseits Wie darstellt. der Freiheitsidee Neigung, Achtung auch in solcher ist Kaut ihm dem moralischen vor dort Gesetz Aber dieses Zu- Form ganz außer Zusammenhang mit Kanfs über die menschliche Kraft hinausgehe. die steht feindlich Wenn werden! ihr unterdrückt zu doch nur die Steigerung der geständnis sich da die ließe und „Gefühl" immer „Neigung" Sinne eine Ausnahme von dieser Grundthese zuzulassen scheint, so zur Äußenmgen doch wieder Vernunft zugunsten der „Liebe" in diesem höchsten in der Kritik der iiraktischen die Liebe das Gottes- ihre „praktischen" Liebe, und ewig beibehalten um im Kampfe von entgegenstehen, daß aufrechterhalten, adelt zugleich die darin vereinigt sind, die alle alle die ist zum Höchsten entwickelte Neigung Kantsche und reinigt vertieft, Welt von Gefühlen, gesamtem System. Freilich behält Kant näheren Untersuchung, einem Punkte in daß dieser negativen Wirkungsbereiches seines Kritizismus zelnen Handlung darauf zu untei-scheiden , recht, aber es erweist sich der Punkt wieder gerade den Mittelpunkt des Wo darstellt. ankommt mit klarem Bewußtsein und dem Gewissen Gefülü für sich fordern, und welcher Anteil der Pflicht und ihm baren Rechte gelangen. Denn Trennung zu ihrem aufgerichtete es haftet der vollen, ge- unschätz- Neigung und dem Gefülü ihr sinn- Ursprung mit dem Schwergewicht der ihnen eigenen Selbstsucht, nach Und menschlicher Schwachheit, unzerstörbar an. menschlicher Unzulänglichkeit, auch und bei einer ein- welchen Anteü an dem Willensantriebe die Neigung imd das bührt, da wii-d die von licher es scharf zu sondern selbst dem doch! bleibt nicht auch, nach höchst entwickelten Vemunfterkennen den auf das strengste formulierten Pflicht- imd Gewissensmaximeu die Gefahr verhängnisvollen L-rtums eigen? Und von wo anders schwersten und entscheidendsten Krisen die AbhUfe gegen Vemimftvermögens sich zu dem als aus dem Gefühl, das aus Propheten und Reformatoren, ehe kenntnis sich selbst sie um mit unwidersteh- cUe Gewissen zu befi'eien? dazu gelangen konnten, die neue Er- tiefsten Fühlens, und Verstandesirrtum erhob, in ihnen des der Erfahnmgen und andern zum klaren Bewußtsein zu bringen, hat ümere, imbeirrbare Stimme des wiesen. und in den der Fülle Urquell der Ideen aufzuschwingen vermag, licher Autorität die Pflichterkenntnis zu klären käme die Fehlurteile die sich das Ziel verkündet eine gegen den Yernunft- und die Wege ge- Baamgart: Die Grandlagen von So wäre denn der Wille in der Tat eine Natiirkraft, aber die Kraft, Wurzeln breiten ihre dem menschlichen Seele hat, mit nunftvermügen daß sie und in Der ideale gleichen Rechte in ungeteilten wollte. um Eine Vermögen der dem Verstandes- und Ver- der Neigungen imd Gefühle! So zwar, dem Höchsten und Reinsten zustrebender Energie zusammenwirken, auszuüben. dem gesamten, dem Vermögen mit gleich reger, aufhörlich in einem un- in Kant es mit dem Ausdrucke bezeichnen endlich weiteren Sinne als 219 Kants Kritik der ästbotischea Urteilskraft. un- unaufhörlich aneinander die gegenseitige Kontrollo „Charakter"' des Menschen verträgt keine Ausschaltung oder auch nur Zurücksetzung eines dieser Faktoren. Um von dieser allgemeineren Erörterung „isthetischen Urteilskraft" zurückzukehren, Dem „Gefühl" Vernunft gewonnen. Recht dem engeren ist Gebiete damit die Fähigkeit und das ist durch seine Entscheidung nach der Seite der Lust oder gesichert, lust, durch das unmittelbar darin sich äußernde in eingegangenen dasselbe Un- Wohlgefallen oder Mißfallen selbständige, autoritative Urteile mit einer von oberen Seelen vermögen der für die Prüfung derselben Gefühle durch den Verstand und der Satz von der Perfcktibilität der die zu so meinen Verbindlichkeit auszusprechen. Damit aber ist dem Gefühl für das gesamte der sogenannten selten gültigen allge- a priori Gebiet der ästhetischen Urteilskraft eine gänzlich veränderte Stellung vindiziert. IV. Die in der ,,Einlcitung" Definition von eutiiält trotz der Kr. d. U. von Kant gegebene ihrer Fassung positiven Bestimmung derselben. richtet Sie vorkritischen Metaphysik hergebrachte Weltbetrachtung. im doch sich Grunde eine falsche Anwendung nicht darf beigelegt werden, sondern die des Mannigfaltigen enthalte. als eine wirklich in In Wirkliciikeit gibt „dieses besonderer Begriff Urteilskraft seinen Ursprung in der ihr Zweck- vorhandene ihr Natur wird durch den Zweckmäi5igkcitsbegriff von nur selbst und nicht der Natur ein die der teleologischen der Urteil-skraft nur so vorgestellt, als ob ein Verstand den also negative nur im wesentlichen gegen Die von der reflektierenden Urteilskraft angenommene mäßigkeit der Natur ist allgemeine der „Urteilskraft, als einem a priori gesetzgebenden ATermögen" a ein (Jesetz " priori, der Grund der Einheit Vermögen sich dadurch „Die Zweckmäßigkeit der Natur lediglich in der reflektierenden hat." Der für das ge.samte System der „ästhetischen Urteilskraft" grundlegende Schluß, den Kant aus jenem Vordersätze zieht, wird in folgender Weise 220 Die Gnmdlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft. Baumgart: Jener Zweckmäßigkeitsbegriff der Xatur gewonnen. Prinzip (Maxime) der Urteilski'aft, wodurch Ti'effen lediglich ein subjektives ist dem Objekte gar empirischen Gesetzen wir nun unter bloß nichts beigelegt wird. jener subjektiven eine Vorstellung entsprechende systematische Einheit an, so fühlen wir, „gleich ob das ein glücklicher, unsere Absicht begünstigender Bedürfnisses entledigt" und von Lust mit statt, der „werden erfreut". Es findet also eine Ausübung des Vermögens der Verbindung reflektierenden Urteilskraft wobei übrigens weder der Natur ein Gesetz vorgeschrieben, noch Eür Beobachtimg von ihr ein solches kennen gelernt wird. als wäre", uns „eines Zivfall diurch Lustgefühl dieses wird aus den Prämissen die weitere für das System der ästhetischen Urteilskraft grundlegende Bestimmung seiner Allgemoingültigkeit und Einzigartigkeit gefolgert „Die Erreichung jeder Absicht ist die die ist mit dem Gefühle Bedingung der erstem eine Vorstellung a reflektierende Urteilskraft überhaupt, durch einen Grund zwar bloß dui'ch die der Lust verbunden, und wie hier ein Prinzip für priori so ist das Gefühl der Ltist auch und für jedermann gültig bestimmt, und Beziehung des Objekts aufs Erkenntnisvermögen, a priori ohne daß der Begriff der Zweckmäßigkeit hier im mindesten auf das Begehrungsvermögen Eücksicht nimmt und sich also von aller praktischen Zweckmäßigkeit der Xatur gänzlich unterscheidet" Kant erklärt also das die Tätigkeit der Urteilskraft begleitende Lustgefühl aus der Zusanunenstimmung der empirisch beobachteten Gesetzmäßigkeit der Erscheinimg, eine zufällige gelten muß, mit der a priori die an sich uns und subjektiv von der als Urteilskraft vorausgesetzten Zweckmäßigkeit der Xatur überhaupt "Während aber eine solche Zusammenstimmung für die Urteilskraft zum Ausgangspunkte für eine Erweiterung der Erkenntnis wird, so verbundene Gefühl der Lust oder Unlust, wie völlig abgetrennt ist, so es ist das mit ihr vom Begehrungsvermögen auch durchaus unvermögend „ein Erkeuntnisstück zu werden". Der Gegenstand der Beurteilung wird „nur darum zweckmäßig genannt, weil seine Vorstellung unmittelbar mit diese Vorstellung selbst ist eine Kant selbst stellt dazu dem Gefühle der Lust verbunden ist, und ästhetische Vorstellung der Zweckmäßigkeit" sogleich die Pi"age: überhaupt eine „ob es solche Vorstellung der Zweckmäßigkeit gebe?" Mit der Beantwortung dieser Frage jedoch stellt sich auch sogleich die Unklarheit, ja der Widerspruch ein, diese welche die gesamte Theorie der „ästhetischen Urteilskraft" durchziehen; und Beantwortimg büdet den Schlußstein ihrer Konstruktion. Mit der standes der „bloßen Auffassung Anschauung" ist die (apprehensio) der Form Lust verbunden ohne die eines Beziehung Gegendieser Baumgart: Die Grundlagen von Kants 221 Kritik der ästhetischen Urteilskraft Wahrnehmung auf einen Begriff zu einem bestimmten Erkenntnis. bloßen Gleichwohl sollen bei diesem Akt der bloß anschauenden Auffassung Beziehungen Erkenntnisvermögen, den ^zu wirksam sind", Spiele Einbildungskraft kann der iu reflektierenden die die in reflektierende Urteils- ihrem Vermögen, Anschauungen wenigstens mit sie im Urteilskraft der Formen Auffassung jene niemals geschehen, ohne daß auch unabsichtlich, kraft, die „Denn sein. auf Begriffe zu beziehen, vergliche." Hierin liegt eine durch keine dialektische Kunst zu beseitigende mentale Unklarheit. angeschauten Einei-seits soll es Form handeln; diese soll .sich um die funda- bloße Auffassung einer aber andrerseits dennoch nicht ohne die, wenngleich unabsichtliche, Beihilfe der reflexiven Urteilskraft geschehen dem können, und zwar so, daß diese jene „Auffassung" mit Vermögen, Anschauungen dem Vermögen mit auf Begriffe die Einzelerscheinung zu dabei die für sie die kraft Einzelerscheinung verglichen Vermögen, völlig heterogene Dinge erscheinende miteinander verglichen Form mit dem Scelenvermögen, Ein solcher ihr einbezogen Begriff müßte also mit einer ihr werden, sondern mit dem Wie logisch der Begriffsvoretellung, bewußt oder unbewußt! das Spiele jedenfalls sein", Einbildung aufgenommenen Anschauung" gesetzt werden zu können. Kant Widerspruch — Begriff ist — : „ein solches Urteil Begriffe vom Gegenstande gründet und ein ist verschaffen; vorhanden sind; beziehen" bleibt Nun die heißt das erste aber ästhetisches Urteil keinen vorhandenen keinen von ihm verschafft." unzweifelhaft richtig, denn freilich kann die bloße angeschaute Formen zuvor ,,in und damit wird von der vorausgegangenen Unklarheit zum vorgeschritten über die Zweckmäßigkeit des Objekts, welches sich auf zweite Der zu behandeln? vorhanden, um auch nur „in unabsichtliche Einstimmung" mit der es aber bei zwei Form der Erscheinung und geforderten Form der wird, geschehe immer „im abstrakten sollten werden können: eine konkret sie Vergleich könnte doch nur stattfinden zwischen unter die sie von et\va durch die reflexive Urteils- soll solche Operationen vorzunehmen. der von der reflexiven Urteilskraft Anschauung völlig unfaßbare in eine dann nicht suppnnicrt wird; unbewußt vorschwebenden Begriffsvorstellung ihr eignenden also aus der bloßen und zwar die reflexive Urteilskraft zurückverlegt Tätigkeit, also d. h. einem allgemeinen Begriffe einzuordnen. Der eigentliche die Lust erzeugende Akt wird in ihr selbst eigenen vergliche, beziehen, ist Das Anschauung niemals unzweifelhaft falsch, denn können nicht „auf Begriffe bezogen" werden, die nicht und leer, das bloße „Vormögen, An.schauungen solange es nicht an vorhandt-non auf Begriff zu Anschauungen geübt 222 BaunigaTt: Die Grundlagen von Kants und allgememe ist Begi-iffe Form hervorgebracht von ihnen und Kritik der ästhetischen Urteüsiraft. also auch von der ihnen zutommenden Das Charakteristische für hat. und des daraus hervorgehenden "Widerspruchs die Rolle jener Unklarheit in Kants System besteht nun aber darin, daß in seiner Darstellung fortan beständig jene zweite richtige Folgerung abwechselnd mit der ersten falschen im Ausdruck miteinander identisch wären. So als ob sie Form im folgenden. gleich in der bloßen Reflexion über dieselbe zu erwerbenden Begriff) gesetzt werden, ,,Ein Gegenstand, dessen (ohne Absicht auf einen von ihm der Grund einer Lust an der Vorstellung eines als solchen Objekts beurteilt wird, mit dessen Vorstellung wird diese Lust auch notwendig verbunden geurteilt stand heißt alsdann schön . . . für jeden Urteilenden überhaupt. und das Vermögen durch als Der Gegen- eine solche Lust, folglich auch allgemeingültig zu urteilen, der Geschmack." Dieser unzweifelhaft richtige Satz enthält die hiichst wesentliche negative Bestimmung, daß in dem Geschmacksurteil von dem Gegenstande die Absicht „einen Begriff zu erwerben" ausgeschlossen desselben didaktische Element aus dem Bereich des Schönen und auf dem Satz jedoch, der den andern begründen soll, ist; er schließt das Gleich aus. der folgende die eigentliche Theorie der ästhetischen Urteilskraft beruht, setzt als völlig gleichbedeutend jene andere Formel .,Denn da der Grund der Lust bloß in der Form des Gegenstandes ein. für die Reflexion überhaupt, mithin in keiner Empfindung des Gegenstandes und auch ohne Beziehung auf gesetzt enthielte, wird, so es ist einen Begriff, der irgend Gesetzmäßigkeit die allein eine im Absicht empirischen Gebrauche der Urteilskraft überhaupt (Einheit der Einbildungski'aft mit dem Verstände) Reflexion in . . . dem Subjekte, mit zusammenstimmt." „Reflexion überhaupt", womit begleitende der eine bezeichnet sein Tätigkeit die Der an die soU, Vorstellung sich höchst des Objekts in der unbestimmte Aiisdruck „bloße Auffassung (apprehensio)" wii-d durch die beiden Negationen „ohne Empfindung des Gegenstandes" und „ohne Beziehung auf einen Begriff" erläutert; beide werden dann positiv zusammengefaßt in der Formel „Einheit der Einbildungskraft mit dem Verstände" und weiterhin in dem Zweckmäßigkeit (des augeschauten Gegenstandes) Ansehung der Erkenntnisvermögen des Subjekts." Diese bald negativ Ausdi'uck „Vorstellung einer in bald positiv gefaßten Fonneln bilden in der Folge mit unwesentlichen Variierungen den eigentlichen Verfahren Bestand liegt eine „bloßen Auffassung eintreten der Theorie der ästhetischen unbewußte Usiu'pation. eines Gegenstandes Unklar der kann; unklar, was unter „Reflexion U^rteilskraft. bleibt, wie in Anschauung eine überhaupt" zu Li dem Akt dem der „Reflexion" verstehen sei, Baumgart: zumal wenn dabei die Rücksicht unbewußt, wenn wenn genommen werden, die schlechter- der Urteilskraft zuvor erworbenen und geleugneten prinzipiell Reflexion auf das Vermögen der aus- Reflexion der Ausgangs- maßgebenden Begriffsvorstellung gelegen dieser statt der Vorstellung" Materielle dieser das Ziel und damit der Inhalt dings nur in einer von auch „das auf geschlüsson sein soll; widersprechend, punkt und 223 Die Grundlagen von Kants Kritik der ästliotiscbon ürteilükraft. Beziehung und können, einen auf wenn für sie, sein Begriff, die Urtcilski'aft gesetzt wird, solche Oj)erationen vorzunehmen. Die ganze Energie Untersuchung mußte sich der dessen statt auf die Aufklärung der Fragen richten: was bedeutet der Vorgang „der Auffassung der Fiirmen in die Einbildungski'aft"? (los wie gelangt Empfangens eines Sinnonoindrucks den an sich passiven Vorgang in die aktive Botiitigung einer Urteilsfiillung? und wenn in dieser Verknüpfung beider Vorgänge innerhalb der bloßen Auffassung ingeschauter Formen das allgemeine und unmittelbares dabei ein zusammenstimmt, wie wird diese ganz neues und selbständig auftretendes Phänomen begnügt Kaut damit, sich der Vorstellung Materiellen ihm so bleibt mystische das und da Aufti-eten eines Phänomens jenes Empfindung'' nimmt, da als fieilich nichts übrig Annahme einstellende und unbegreiflichen Bewußtseins als „dem mit er jede Beziehung Zusammenhanges dabei die unbewiesene als einfach ihm jeden Zusammenliang er irgend welcher Art möglichen in sich wird, als ein dem bloßen Auffassungsvermögen erworben? vorhanden zu konstatieren; auf Begriffe Bcgi'iffe genommen dabei auf Begriffe Bezug es doch inhaltlich mit ihnen „Urteilskraft'' von hervorspringt, Urteil notwendige Geltung beansprucht, ohne daß dabei erworben werden und ohne daß während Einstimmung der Einbildungskraft mit sich tatsächlich eine dem Verstände bekundet, wenn also leugnet, gewissermaßen innerhalb der bloßen Auffassung von „der zufälligen Zusammenstimmung des Gegenstandes mit dem Erkenntnisvermögen des Subjekts'', die er die „Vorstellung einer Zweckmäßigkeit" Die benennt. Vorstellung einer Zweckmäßigkeit ohne formale Vorstellung eines Zweckes! für die Urteil un<l Es die materielle oder bezeichnend auch für die Enge und ist Unfruchtbarkeit dieser Konstruktion, daß sie einmal jedes ästhetische und jede Lust daran auf die bloße Zweckmäliigkoitsvoi-stollung einschränkt daß sie, mcnsuhlichcn indem sie das Seelenvermögen ästhetische nach Urteil ihrer definiert, mit der Mannigfaltigkeit seiner als Natur a eine rein priori Betätigung auch formale gegebene alle in den Funktion Vorstellungen von seiner empirischen Entstehung, seiner Entwicklung, seiner Kultur von vcu-nhcrein eliminiert. Zum mindesten würde nach der Kant.sehen Theorie die Entwicklung 224 Baumgart: Die Grandlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft. lediglich auf die reflektierende Urteilskraft an eingeschränkt sein; dagegen sich wäre nicht einzusehen, wie darin der Begriff von einer Entwicklung im Gebrauch zum Höchsten der Sinne selbst einen Platz fände, von einer im unmittelbaren Wahrnehmen und Empfinden, dem gesteigerten Kultur die unendliche Vielheit der Erscheinungen und ihrer kleinsten Wandlungen zur beredtesten Sprache für die Dem unerschöpfliche Fülle aller stärksten und feinsten Seelenbewegungen wird. wir gegenüber hören immer wieder nur von „der zweckmäßigen Kant bei Übereinstimmung eines Gegenstandes mit dem der „Lust"! Sie ästhetische nach Kant „doch ist man nur dadurch, daß Urteils Produkt der Natur oder der Kunst) (er sei Erkenntnisvermögen unter Verhältnis bewußt sich sich". Und vollends Bestimmungsgrund der ist, sie die dieses beruhe bloß auf der Reflexion und den allgemeinen, obwohl nur subjektiven Bedingungen der Über- einstimmung derselben zum Erkenntnis der 01)jekte überhaupt, für welche die Form zweckmäßig des Objekts Es konnte nicht anders ist." sein, als daß Kant aus dieser Enge und Unfrucht- und barkeit seiner ästhetischen Theorie heraussti'eben mußte, für ihn und hängt mit dem höchsten Verdienst seiner Weg zusammen, daß er den Und hier stellt dazu in dem Begriff der Vernunftfreiheit suchte. denn auch, sich es ist bezeichnend kritischen Philosophie nur beiläufig und ohne Konsequenz für freilich seine ästhetische Theorie an sich, bei ihm die Vorstellung von einer Perfek- tibilität des ästhetischen Subjekts Am ein. Schluß des Kap. Vli der Einleitimg heißt es: „Die Empfänglichkeit einer Lust aus der Reflexion über die Sachen (der Natur sowohl als der Kunst) bezeichnet aber nicht Foim allein der eine Zweckmäßigkeit der Objekte im Verhältnis auf die reflektierende Urteilskraft, gemäß dem Naturbegriff am Subjekt, sondern auch umgekehrt des Subjekts in Ansehung der Gegenstände ihrer Form, ja selbst ilirer des Freiheitsbegriffs, und dadurch geschieht es, Unform nach, zufolge daß das ästhetische Urteil nicht bloß als Geschmacksurteil auf das Schöne, sondern auch als aus einem Geistesgefühl entsprungenes Kritik der Die ä. Konstruktion, Beziehimg gesetzt wird, begriff (vgl. welt) IS) soll, was diese a Urteilskraft, Erhabene bezogen und so jene gibt wodurch ist die die Urteilskraft folgende: mit dem Freiheitsbegriff in „Die Wirkung nach dem Freiheits- der Endzweck, der (oder dessen Erscheinung in der Sinneu- ist existieren Natur (des Subjekts Das, aufs U. in zwei diesen gemäße Hauptteile zerfallen muß." wozu die Bedingung der Möglichkeit desselben als Sinnenwesens, nämlich priori und ohne Rücksicht als in der Mensch) vorausgesetzt wird. aufs Praktische den vermittelnden Begriff zwischen voraussetzt, die den Naturbegriffen und Bnumgart: Die Grundlagen von Kants dem Freiheitsbegriffc an die Hand." keit ihr . . . Übereinstimmung zwecks, der Audi daß die ästhetische Urteilskraft sich ohne Begriff mit hier wird die Möglichkeit des moralischen findet, wie wieder, tritt hervor, die er gegenüber den und an hegt; haben für sie Prinzipien des Einen Eigewert erlangen nur freilich eine Zweckmäßigkeit die insofern h. Geringschätzung die sie in der Erkenntni.svermögens dem „praktischen" des „Endzwecks" dem Handeln nach zu sie auf allein Ausdrücklich schließt er das Gefühl Beziehung treten. insofern gerichteten ganz Erkenntnis die sie indirekt, nur, spontane Übereinstimmung zu den bekunden. auf einen Wert iiin ohne Begriffe doch d. überhaupt, Empfindungen der Lust und Unlust, des Wohl- Sinnenwelt damit, Kant bei End- soll, erkannt. Neigung, ja gegenüber den Empfindungen und Gefühlen insgesamt sich, Gebiet, Zweckmäßigkeit der Natur einer wirklich werden kann und allein gefallens, der HoKiiffo Also dadurch, daß die logisciie Urteilskraft eine Xaturzweckniiißig- begrifflich voraussetzt, in dem in 225 Kritik der ästhetischen Urteilskraft befördern Freiheitsbegriffen und die Neigung und in ^für das Schöne, die ästhetische Lust oder Unlust, von jeder „praktischen" Bestimmung, von jeder möglichen Einwirkung also indirekte auf das moralische Handeln Förderung des „moralischen Gefühls" erkennt er ihnen ganz aus; eine allein nur deshalb zu, weil sie durch die spontane „Itefloxion" auf das Erkenntnisvermögen eine Verbindung des Naturbegriffs mit dem Freiheitsbegriffe In den folgenden Sätzen faßt er Urteilskraft seine Resultate haupt, so ferne sie werden, betrachtet Natur) als ist der Verstand am obere', für- d. das dasjenige, i. als solche, die Begehrungsvermögens für das ästhetischen eine Autonomie Erkenntnisvermögen (das enthalten, theoretische der welches die konstitutiven Prinzipien a priori für das Gefühl der Lust und Unlust unabhängig von Begriffen und Empfindungen, könnten; ziu- zusammen: „In Anschauung der Seelen vermögen über- enthält; des herstellen. Schlüsse der Einleitung beziehen und dadurch Begehrungsvermögen woher mittlung irgend einer Lust, sie die ist die die Urteilskraft, sich auf Bestimmung es praktisch unmittelbar Vernunft, welche sein ohne Ver- auch komme, praktisch ist und Vermögen, den Endzweck bestimmt, der zugleich das Der reine intellektuelle Wohlgefallen am Objekte mit sich führt. oberes demselben, als Begriff der Urteilskraft — einer Zweckmäßigkeit der Natur von Vat urbegriffen gehörig, aber nur i)bzwar da.s ästhetische Urteil Kunst), welches ihn als regulatives I'rinzip des über gewisse Gegenstände veranlaßt, in ein konstitutives I'rinzip ist. ist noch zu ilen Erkenntnisvermögens; (der Natur oder der Ansehung des Gefühls der Lust oder Unlust Die Spontaneität im Spiele der Erkenntnisvermögen, 10 Baumgart: Die Grundlagen von Kants 226 Kritik der ästhetischen Urteilskraft. deren Zusammeustimmung den Grund dieser Lust enthält, macht den gedachten Vermittlung der Verknüpfung Begriff zur der Gebiete des Naturbegriffs mit dem Freiheitsbegriffe tauglich, indem diese zugleich keit des Gemüts fürs moralische Gefühl befördert." die Empfänglich- Es erscheint kaum zweifelhaft, daß Kants Auffassung der „Lust'' durchaus von der Platonischen Definition beeinflußt füllung eines Bedürfnisses beruht; heißt wonach ist, sie auf Aus- der doch ausdrücklich bei ihm, es daß wir ims durch das Gewalirwerden systematischer Einheit iinter bloß empi- „erfreut", Gesetzen fühlen. Es bedarf nicht des Eingehens auf Platonischen Theorie Für hat. ihre das, sie absti-ahiert ist sie selbst wonach sie die ihrem Ziele nähert, und zwar in artet ist und so viele Arten je Noch nicht, weil ihre ist. Wie viel Dauer aber treffücli Begleiterscheinung jeder vollendeten Eine jede Energie bringt die Fi'eude hervor, ist. „intellektuelle jede denkbare Art der Lust oder Freude, jene andre Defi- airf nition der Freude, Tätigkeit imd nur für diese ihre deswegen von der Ausfüllung des Bedürfnisses ganz unabhängig wie Nikomachischen nämUch von der nicht haben gelten lassen. weniger für die „moralischen Gefühle", schon sie, sie was Kant „die geistigen Gefühle", das Wohlgefallen" nennt, würde er paßt auf Widerlegung dieser in der Schwäche darzutun, daß sinnlichen Lust Beh-achtung der bloß Geltung um die überzeugende wie dieser dui'ch Aristoteles, Ethik durchgeführt hat, eines Bedürfnisses entledigt" „eigentlich rischen mehr um so höherem Grade, sie selbst geartet ist, von Freuden, als es Es sie sich höher ihr Ziel ge- zu erreichen. Es gäbe demnach Arten von Tätigkeiten und Ziele seien es sinnliche, geistige oder sittliche. mehr je je ist firr sie existieren, hier der Ort nicht, diese Theorie zu erweisen, die an Schärfe und Fruchtbarkeit ein unvergleichliches Muster darbietet; sie spricht zudem für sich selber, und es bieten sich wie der sorgfältigsten Betrachtimg bestätigende Beispiele ihrer Zahl dar. dem Bück Gerade der Kantschen kritischen Philosophie mit ihrer stiengen Teilung der menschlichen Seelenvermögen wäre sie geeignet gewesen, lichsten ersten Anwendung ohne Weise zu dienen die „Fi'eude" : man denke an die einer jeden Betätigung der praktischen Vernimft, — an jene allgemeinste, ursprünglichste imd stärkste jenen beiden in mühelos erworben wird — der vorti'eff- „Lust" des reinen Erkennens, au da sie imd vor allem im Gegensatz zu an die Lust, die aus der bloßen An- schauung entsteht und an das aus ihr unmittelbar hervorspringende ästhetische Urteil geknüpft jeder Erkenntnis ist, an die Freude am Schönen! imd Übung des Wahren, und der lähmenden Unlust, sei die jede Verfehlung es Man gedenke der Lust an in der Arbeit oder im Spiel, und Trübung desselben mit sich Kaumgart: Dio Oiiiiidlaxen von Kants Kritik dur ilstlietisoheu Urtoilbkraft. der erhöhenden Freude an der fiilirt, Übung des Guten und 227 der niederdrückenden Unlust, die jede Verirrun;;^ in sein Gegenteil begleitet! Lust und Unlust Mit beiden Arton der hat das aus der ästlietisciien Urteilsivraft resultierende Gefühl Berührung und Verwandtschaft, ja es Worin aber einem Teil damit identisch. heit?' Das eine zeigt sich auf den ersten Blick: lue ist zu Verschieden- läge seine spezifische daß jene beiden nur durch Vermittlung entweder der theoretischen Energie oder der praktischen iniiglifli ohne die eine wt'iden, daß dagegen diese Arbeit, ndc^r die jindre oline durch die reine Vernunft erworbene Begriffe, ohne durch den auf die Frei- Willen, mühelos und unmittelbar durch heitsidee gerichteten fassung" des sinnlichen Objekts gewonnen wird, Sinnentätigkeit von selbst zusammenfällt. ja daß Und zwar ist die bloße „Auf- mit dieser reinen sie diese rein ästhe- tische Lust der Art nach dieselbe beiden primitivsteu und bei den höchst entwickelten Äußerungen des Anschauungsvermögens und des damit bar verbunilenen ästhetischen Urteils, nur dem Grade und der unmittel- Intensität nach unendlicher Modifizierungen fähig. Zwei Fragen der ästhetischen Urteilen aber verlangen Urteilskraft Aiisprucli i'rlangen lihne das wenn lUKirrM die Entsclifidungen \'crmiigen, wie kann sulicii: jener \'orliandensein schen Urteil möglich? Und bewußt geschehen?, wie „Zusammenstimmuug der (lit'scj lieiden mit selbst den zu- „Zusaninicnstinimuug" antlern wie wird deren Kooperation und Mm demmteli auf allgemeine und notwendige Geltung sie können und vcu'ausgehende .Mitwirkung eiiolgen, der bi'idcn und den lmj)erativen der Freiheitsidee nach Begriffen .sammenfallen können, Wenn ihre Liisung. liier mit jcnrn zweitens: entsteht das, ästhetischen und ohne deren in dem ästheti- wie kann diese Kooperation unwas Kant die „Spontaneität" der Urteilskraft mit den Erkenutnisverniögen" nennt? Diese Fnigen bleil)en bei KanI oHeu, und es sind die für die .Materie ent- scheidenden. Wii- bei erhiiiren Weise durch die Form des des Subjekts jenes Urteil ihm zusümde gebracht Vermögen Naturzweckmäßigkiit zu zwar ohne Begriffe, .spontan ihm eine These Freilich schließt ohne Beweis und blorieii oline bei auf welche Anschauung oder Auffa.ssung wird, dessen Einstimmigkeit mit bi^greifen, oder diese Hypothese das geringste darüber, niclit (Jbjekts in der mit Lust empfunden Das Empfindung des Objekts! besser, eine Hypothese aller Küu.stliehkeit und wird, ist mnn ihr mit Kecht die (ielinng eiiiiviinntc. und bei ohne Begründung. bei allem Wider- sprechenden, womit nuui sieh abgefunden hat, auch höchst Wertvolles ein, dessentwiljeii dem \'or allem um beficile sie. Baumgai't: Die Grundlagen von Kants 228 Kritik der ästhetischen Urteilskraft. wie schon hervorgehoben wurde, das ästhetische Urteil aus den Fesseln der didaktischen und moralischen Tendenz; sodann verlegte sie das Schönheits- ohne ihm seine Allgemeingültigkeit zu durchaus in das Subjekt, m-teil nehmen: eine höchst wichtige Bestimmung, wenn ihre Richtigkeit auch auf ganz andrem Wege herzuleiten und zu begründen unternommen werden muß als aus der Kantschen Hypothese. immer wieder erneut Uralt und die Konti'overse über die ist Subjektivität des Geschmacksiu-teils, worunter seine Eelativität, Variabilität, überhaupt seine Unsicherheit verstanden wird, gegenüber auf Objektivität, wobei mau dem Anspruch des ästhetischen Urteils seine Not^vendigkeit, allgemeine Gültigkeit, seine klassische Autorität behauptet. Die erste Ansicht geht von der in jedem Augenblick sich neu bewährenden Erfahrung aus, daß eine jede Sinneswahmehmung, sobald man bewußt wird, von einem Gefühl der Lust oder Unlust begleitet Qualität dieses die Sianentätigkeit begleitenden Gefühls Wie Urteil belegen. ist sich ihres Inhaltes In der ist. das ästhetische wahr und un- das VerstandesurteU nach Begriffen über wahr, richtig und falsch, zweckmäßig oder imzweckmäßig entscheidet, wie das Vemunfturteil nach Ideen sein Verdikt ausspricht über gut und böse, und verboten, so lautet ohne Begriffe imd Ideen, mation des Geschmacksurteils fällig. In diese Alternative ist völlig auf wohlgefällig, seine die spontan Negation ganze unendliche Skala aller der Übung dieses Vermögens der vollendeten entsteht die „ästhetischen Begehrung, wohnheit befestigten Begehrung die Neigung. auf miß- seiner Äuße- rungen eingeschlossen, von den Manifestationen des bloßen Instinkts gesetzgebenden Offenbanuigen erlaubt die Affir- zu den bis Erziehung". Aus aus der durch die Ge- Alles dieses erfolgt spontan und notwendig, eine Resultante aus der Anlage und durch Entwicklimg gegebenen Beschaffenheit des Subjekts gegenüber Wenn nun die Affirmationen dem im Objekt gelegenen und Negationen Niveau der lediglich instinktiven Betätigung hinausgehen lich werden soll, Anreiz. dieser Urteilskraft über das sollen, wenn es mög- daß der „ästhetischen Urteilskraft" ein regulatives Prinzip a priori beigemessen werde, so erscheint diese Erweiterung und Erhöhung ihrer Funktion nur so denkbar, daß Prinzipien entstammen, sie von den Vermögen, denen jene regulativen zuvor empfangen habe. einen Einfluß Ohne ziehung oder Entwicklung, jedenfalls ohne irgend eine Modifizierung, dorther ihren Ausgang funktionieren, also d. h. genommen ihre Urteüe immer zufällig hat, würde sie in die von Ewigkeit nur instinktiv immer nur bloß sinnlich bleiben, abhängig eine Er- fällen; diese würden von dem jeweiligen Bedürfniszustand Baumgart: Dio Grundlagen von des Snbjokts. im verbind lieh Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft für joden aiidoiti. nur Kntsfdici(lin)f,'on dos Einzcl- nach seiner Sondcranlaf^o und seiner siihjckfs 229 Disposition. je\veili;,'on aber müßten dio Einflüsse dos Verstandes- und Vernunfturtoils, kommend gedacht werden Sinnesent-scheidungen als ins Spiel Andrerseits wenn sie bei Weise sollen, in der innerhalb des ästhetischen Urteils wirksam werden, daß dio von jenen nach Be- und Ideen erkannten Prinzipien bei ihm ihrem Inhalte nach unmittelbar griffen und unbewußt, „spontan", zur Äußerung gelangten. Die oben gestellton beiden Fragen formen sich also zu der einen um: wie können konstitutive Prinzipien sam werden? im Geschmacksurteil wirk- a priori V. Es gilt, Schönen Kants Analytik des unter dem Oesichtspunkte dieser Frage einer Prüfung zu unterziehen. Schon oben wurde ausgeführt, wie der Seelenvermögen der Natur solir die abstrakte Scheidung kritische und der Erfahrung widerspricht. In "Wahrheit wird jedes Objekt, das die Sinneswalirnehmung lebhaft beschäftigt, zugleich auch um den Anreiz an dio Erkenntnisvermögen zur Betätigung auslösen, und zwar in so stärkerem Grade; gekehrt werden bei mehr der Mensch je dem geistig sich fortschreitend geübten Subjekt die Gegenstände seiner Er- kenntnis gleichzeitig die ästhetische Urteilsfällung hervorrufen, und zwar intensiver und bewußter, kenntnis sich betätigt. je gegenseitig kontrollieren Wie könnte nun in und um so vollendeter seine theoretische oder praktische Erdieses beständige vollziehen, ohne daß wechselswoise das begriffliche Lust- und Unlustgefühle um- entwickelt; Zusammenwirken Erkennen und sich die spontanen Verkehr und Vergleich untereinander treten, sich Und wie bildsam sich wociiselsweise berichtigen? erweist sich insbesondere das Lust- das nach einem aristotelischen und Unlustgefühl gegenüber jenen Worte geartet und bereit ist, Einflüssen, gleichsam wie ein Kind auf die Stimme des Vaters so auf die Entscheidungen des Logos und Nous zu hören! In der Vorstellung von der Perfektibilität des Vennögens Lust- und Unlusturteilo zu fällen, indem Verstandes- und Vernunfturtoile haltlich in sie einfließen, liegt der führt, Wog in- angezeigt, der zur Lösung des Problems wie konstitutive Prinzipien a priori darin wirksam worden können und müssen. Kant sich zu selbst sieht sclmn im ersten i'aragraphen der Analytik dos Schönen Konzessionen nach dieser Richtung gedrängt, die Grunde seinem System widersprechen, unklar genug gefaßt freilich, sind. da So, sie wenn im es Baumgart: Die Grundlagen von Kants 230 Anmerkung zur gleich in einer Kritik der ästhetischen Urteilskraft. „denn im Geschmacksurteil tHjerschrift heißt: schön etwas ob zu entscheiden, oder sei nicht durch den Verstand aufs Objekt, bildungski-aft (vielleicht mit negative Kritik zu tun dem Verstände verbxinden) im Objekt und das andrerseits von der "Wirkung zufügt: als es Subjekt und aufs ihm immer subjektiv erlöst werden rein und siegreichen Eecht vollen Da niu- um die wonach das Geschmacksurteil von dem Zwange des ist, Verstandes- und Vernunfturteils er sich Erkenntnis, sondern durch die Ein- oder Unlust desselben". der Lust das Gefühl beziehen wir die Vorstellung niclit, zum ist „um immer noch eine Beziehung auf den Verstand enthalten"; und weiter: seine — befindet , "Wirkimg auf die inhaltliche — soll wobei nun aber scheidet er so Empfindung das Gefühl der Lust ixnd L^nlust völlig aus, indem er hin- atif „wodurch gar nichts im Objekt bezeichnet wird, sondern in der das Sub- jekt, wie es durch die Vorstellung affiziert wird, sich selbst fühlt". Bei Kant bedeutet es "Was heißt das: „das Subjekt fühlt sich selbst"? das Gefühl der von keineswegs ihm hypothetisch angenommenen, aber nach Form mit dem formalen "Wiesen des Schönen aus: verheißt: Dem der den Gehalt in Gesetz Fomi Form die Gunst der Musen Unvergängliches deinem Busen und die Form in deinem eines eigenen Gehaltes bestimmt wird, nach des Objekts, wie sie organisch Damit das Gehalt und und notwendig verbunden sind und Phänomen ein- der Schönheit zustande komme, ebenso eine bestimmte Beschaffenheit des Objekts nach Gehalt erforderlich, und Form wie eine bestimmte Beschaffenheit des Subjekts, das jenes Verhältnis von Gehalt und muß. Geist." des Objekts gegebenen Gehalt in sich wiederfindet oder durch dessen ander gegenseitig fordern. tot. Anders drückt Goethe das Erkennens. des „Danke, daß angeschauten Objekt gegenüber „fühlt sich das Subjekt", indem es den in Form zum Bewußtsein ist ihrer Entstehung Übereinstimmimg der in die Auffassimg aufgenommenen erklärten Sonst bleibt es Form dem bei dem Objekte in sich selbst wiederfinden Objekte gegenüber kalt und dieses ihm gegenüber Das Epos Homers und des Sophokles Ti-agödien hatten ihre reine "Wirkimg bei einem verbildeten Geschlechte verloren und Meißels hatten ihm nichts zu sagen, bis die Lust an ihrer Form die Meisterwerke des griechischen Empfindung ihres Gehaltes die wieder erweckte und an ihnen das „Subjekt sich selbst fühlen" lernte! lediglich subjektiven Lust Kants Unterscheidung der objektiven ist hinfällig. Empfindung und der Beide sind an sich gleich subjektiv. Insofern sie aber diu-ch reale Erecheinungen bestimmt werden und es doch eine Regel dafür geben muß (wenn dieselbe bei dem tatsächlichen Stattfinden der Empfindung und der sie begleitenden Lust oder Unlust auch keineswegs Baumgart: ( ' wie rkaiint zu werden braucht), ob und (iopeiistands entsprechen, 1 231 Die Gnindlagon von Kants Kritik der äathetischon Urteilskraft. cchtmaRig, oder im Gegensatz dazu, .ebundonheit an das sie der objektiven Beschaffenheit des werden beide entweder in Cbereinstimmung damit mit Unrecht, also also In ihrer erfolgen. Gehalt und seiner Form für das Objekt nach seinem bestimmende Gesetz liegt'auch die Fähigkeit des durch die Empfindung und die damit verbundene Lust ausgesprochenen ästhetischen Urteils zur Allgemcingültig- und keit aufzusteigen fließende Regel erst Bedingung derselben. Denn dieses Gesetz und die daraus Gleichwohl erfolgt priori geltende Prinzipien. spontan, ohne Dazwischentreten der Erkenntnis dieser Prinzipien, jenes Urteil die die gründen sich auf a aus nachtiäglich der Analyse kritischen des Lustempfindung die eiTCgenden Objekts gewonnen wird. der Kantscheu „Analytik des Schönen'' haben Aucii die folgenden Sätze ihre unschätzbare die AVirkung lediglich durch ihren negativen Gehalt geübt, durch und der Moral Ausschließung der Didaktik Begehrens andrerseits aus der Ästhetik. Angenehmen Geschmack am Guten sowie welches das gefallen, ist „Das "Wohlgefallen am mit Interesse ist und des sinnlichen einerseits Sie lauten: Geschmacksurteil bestimmt, verbunden; ist ohne da.s Wohl- alles Interesse; das Beurteilungsvermögen eines Gegenstandes oder einer Vor- stellungsart durch ein "Wohlgefallen oder Mißfallen ohne alles Interesse. Der Gegenstand eines solchen "Wohlgefallens heißt schön." Durch die absolute Setzung ihrer diese Schlüsse die Saat zu völlig nur relativ geltenden Negation aber haben neuen schweren IiTtümern gelegt, Irrtümera, die konsequenter Entwicklung mit den Fehlschlüssen in Kantschen Ethik der zusammenhängen. Wenn man wird aucli die weitgefaßte Definition Wohlgefallen das genannt, das eines Gegenstandes verbinden", so dem schließung des Interesses aus der Existenz des Objekts, Begeh ningsvermögen''; das stellung des Gegenstands, Kxistenz Objekt.s desselben sein sagt Kant, folgt Wohlgefallen ist nur r richtig, einem Lustgefühl Interes.se begleitet insofern nur die an aufs Vnr- Ansehung der in die Kxistenz des Befriedigung verlangt wird oder von der Vei-nunft zur Erfüllung ihrer Forderungen. von Das „immer Beziehung so gleichgültig das Subjekt auch Das ..Interesse doch keineswegs die Aus- daraus hat als solches ästhetische mag. läßt, ästhetischen Wohlgefallen. entweder von diu Simii'n zu ihn Krkenntnis Kants gelten wir mit der "Vorstellung der Existenz begleitet Aber wie schon wird, das rein die theoretische aus ihrer bloßen Betätigung entspringt, unal)hiingig von der Frage, ob ihn' HesuUatc n-alo Kxi.stenz gewinnen, das gleichwohl jedoch nof\ven<lig aus sich sellist heraus das Interesse Kritik der ästhetischen Urteilskraft. Baumgart: Die Grundlagen von Kants 232 imd erzeugt von diesem also kann geradeso nicht muß sondern das Gegenstand Kealität erlange: mit der Lust am Schönen vereinigten Interesse entsteht Nur daß ästhetische Interesse dieses muß sowohl von dem ein Interesse besondere Fall daß ganz dem in ebenso Interesses des dem d. h. dem bei dem Interesse Bestimmung die Gebiet der liegt, das dem Wohlgefallen selbst in der ganz liegt sinnlichen im Gegensatz zu diesem das ohne Beziehung auf das sianliche Begehren ihm andrerseits bei Gebiet ästhetischen auf und moraKschen. In dem Wohlgefallen und zwischen wie unmittelbar als Urteü entscheidet; daß aber selbstlos, Aus diesem Liebe zum Schönen. theoretischen das Terhältnis verschiedenes; vor, Bestimmungsgrimd ist die in seiner Reinheit sich völlig frei halten sinnlichen als von jedem dieser vier Gebiete dem am Schönen Wohlgefallen Interesse an dessen Existenz verbunden sein. dem unmittelbar mit begleitet wird, daß sein allein, bleibt: Interesse daß aber nicht durch Erkenntnisgründe erfolgt, wie Guten, sondern spontan in dem Auftreten am Wahren und des Wohlgefallens selbst eine aprioristisch giütige Bestimmimg gelegen und durch Entscheidung unmittelbar gegeben dessen allein richtig, bestimmend vorausgehe, als Abrede stellen, sie sie in dem Wortspiel von „interessiert"' In und eiaer Aumerkimg ..interessant'': „ein über einen Gegenstand des Wohlgefallens kann ganz iininteressiert, bringt ein Interesse hervor; d. i. es gründet sich auf kein Interesse, aber dergleichen sind alle rein moralische Urteile. Geschmacksurteile begründen auch gar kein Interesse. Xur der Gesellschaft wird es interessant, Geschmack zu haben." Wie sollte das Aber in indem sind aber durchaus falsch, Gerade das aber leugnet Kant ganz ausdrücklich. aber doch sehr interessant sein, es also dem Wohlgefallen nicht dem Auftreten des ästhetischen Wohlgefallens das Gegenstande unmittelbar und notwendig verbunden beschäftigt er sich mit Urteil Die Kantschen Sätze sind daß mit Interesse an seinem sei. ist. sofern sie verlangen, daß das Interesse die Schöne nicht ein Interesse begründen, daß das nur für das Gute gelten lassen. es als solches existiere? Seine ganze Stellung Schönen wird dadurch gekennzeichnet; Kant will zum Guten wie zum denn am Ende gibt es sogar ein sehr wohl begi'ündetes Interesse daran, daß das Gute auch schön sei! Die Grundlagen seiner Theorie über die „Empfindung" des Angenehmen und des „Gefühles" der Lust entwickelt Kant in dem dritten Paragraphen der Analytik des Schönen; hier zeigt sich deutlich, wie er zu seiner Geringschätzung der Neigung imd zu seiner Urteils gelangt. eines Sinnes; Meinung von der reinen Empfindung nennt Subjektivität des ästhetischen er die objektive Torstellung, als Gefühl der Lust oder Unlust jenen Torgang, bei Wahrnehmung dem die Tor- Baumgart: bezogen' wird, wobei es nämlich das Zusamroen- Stellung „lediglich aufs Subjekt stimmen derselben mit dem Erkenntnisvermiigen gewahr wird. wird pfindung'* allein „Neigung" erzeugt; ihr Durch die „Em- Gegenstand „vergnügt", zwar ganz „ohne ein Urteil über die Beschaffenheit des Objekts". jedoch läßt es Kant an einer positiven Definition ristisch 233 Die Grundlagen von Kants Kritik der ästliutischen Urteilskraft und Sehr charakte- nun wa.s er des.sen, „Uefüh! der Lust und Unlust" nennt, fehlen; es bleibt bei den negativen Be- daß stimmungen, sie Kant wenn Bezeichnungen „Empfindung" und „Gefühl" Sehr viel klarer verfährt die griechische Empfindungsvermögen verbundenen Yeriinflerungsvorgang Indessen als Sprache, dem in „Pathos" bezeichnet. auch im Deutschen angänglich, diesem Vorbilde folgend, zu be- es ist Erkenntnisse Sinneswahrnehmung „Äisthesis" nennt und den damit die sie keinem nicht geeignet, auf diesem Gebiete Klarheit ist selbst hält die nicht konsequent auseinander. ..zu Gegenstand vorgestellt" wird. ,,kein Der deutsche Sprachgebrauch zu schaffen; Empfindung" „subjektive diese und daß durch dient", stimmten Unterscheidungen zu gelangen. jeder 3Iit "Wahrnehmung Unlust verbunden, je durch Objekts eines und notwendig eine Bestimmung die Sinne ist unmittelbar nach Lust oder seelischen Bewußtseins des nach der Beschaffenheit des Objekts in stärkerem oder schwächerem Grade, zunächst ganz unbewußt, bei zunehmender Erfahrung immer bewußter und in deutlicherer Eigenart, so daß zwischen den Sinneswahmehmungen und den durch Verhältnis Lust- oder Unlustäußerungen im Gemüt je nach sie ausgelösten der Beschaffenheit des herausstellt. erregenden Objekts sich ein gewohnheitsmäßig festes Bei der Wandlung dieses Vorganges jedoch aus Unbewußten- zum Bewußten dmch Erfahrung und Gewohnheit samten Vermögen der Seele in ununterbrochene imd treten die dem ge- gemeinsame Wirksamkeit Es wäre überflüssig hier darauf zu verweisen, wie zunächst dadurch die Sinne selbst dazu erzogen werden die Täuschungen, denen sie ihrer Natur nach unterworfen sind, zu vermeiden und sieh in zu bilden. ist hervorzuheben, wie auch jeder Fortschritt es der Entwicklung der sogenannten und erkenntnis selbst einen des Wesentlicher mehr und mehr zu richtigen Wahrnehmungen Objekts Neigung gefällte immer bleibt, oberen Seelen vermögen, der Verstandesunmittelbar und von der Vernunft- und Willenserstarkung entscheidenden Einfluß darauf gewinnt, ob die oder Seele zur Lust oder Abneigung bestimmt Unlust bewegt Immer aber Entscheidung unmittelbar, da die Instanz, von die unmittelbar durch mag auch durch die und bleibt die Beschaffenheit demnacli die sie zur solchermaßen der sie ausgeht, doch Sinneswahniehmung ausgelöste Seelenbewegung Erfahniiig, Gewöhnung, von außen erfaiirene oder von 234 Die Gnindlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft. 15aumf;art: innen erworbene Erziehung dieser Vorgang die energischsten Einwirkungen Mag man nun auch fahren haben. Urteil der Äisthesis, ein „ästhetisches Urteil" vergleichsweise nennen, darf doch nicht vergessen werden, wahrnehmung, ist, welche er- Kant diesen „spontanen" Yorgang im niit so daß es nicht die Äisthesis, die Sinnes- urteilt, sondern daß die urteilende Instanz vielmehr Wahrnehmung notwendig verbundene Entscheidung der Seele zu Lust oder Unlust ist. Daß sie ohne Reflexion erfolgt, daß dieses „Urteil" sich nicht auf bewußte Gründe stützt, versteht sich dami von selbst. Ebenso die mit der aber auch, daß solchem Urteil unendlich vielmehr mitspricht in bloße als die Sinnentätigkeit, obwohl auch diese immerfort dabei ihre Stimme behauptet, imd zwar eine wesentlich entscheidende, da mittelnde Faktor die in sie immerfort der ver- Aufnahme der Zeichensprache, Sie vermittelt die bleibt. den sinnlich wahrnehmbaren Objekten gegeben ist, der Entscheidimg des Seelenbewußtseins zu Lust oder Unlust, die ihrerseits unter den Gesamteinfluß der Entwicklung aller Seelenvermögen fortwährend gestellt bleibt. Das danach den sinnlichen Objekten vor diesem Tribunal das Attribut, angenehm überhaupt beigelegt wird, lautet differenziert sich jedoch unangenehm. oder nach den Objekten und je sclieidung von selbst einfließenden Einwirkungen fach verschieden Dieses Attribut nach den bei der Ent- sehr vielfach; ebenso die Art, wie seine Prädizierung ist je Begehren viel- Neigung oder hervorruft. bloßen der innerlialb Sclion deutenden, Sinnesentscheidungen unendlichen Unterschied, ja eigentlichen Sinne Geruch oder um handelt, wo der also die Beurteilung von um macht es einen be- Geschmack im Gaimien entscheidet, oder um den ob es sich Farben oder Tönen. den Überall aber tritt es auch hier schon hervor, daß die L'rteilsfäUung zwar tatsächlich immer subjektiv ist daß mm und bleibt, daß sie als objektiv hygienisch aber nichtsdestoweniger sie Gesetzen unterworfen ist, richtig oder unrichtig zu gelten hat; seien diese Gesetze imd solche als mehr oder minder dunkel, wie Nahrungswahl der Tiere solche erweist, oder seien mäßig erweisbar, wie z. B. die Qualität der sie in die instinktive höherem Grade erkenntnis- Töne nach Reinheit und Konsonanz. Je mehr aber die Beschaffenheit der Objekte an Analogie zu der Tätigkeit der oberen Seelenvermögen zunimmt, der Farben sie gar von der Einwirkung Bewegung und Ausdruck, lusturteil wie z. B. durch Qualität und Harmonie und Töne, durch Symmeti-ie und Proportion der Formen, der jener in sich desto stärker tiütt aufgenommen bei hat, wie je mehr z. B. in dem spontanen Lust- oder Un- von den oberen Seelenvermögen empfangene Einfluß in Baumgart: Die Grundlagen von Kants Aktion, desto mehr Prinzipien a priori, fallen die Urteilsentscheidungon also unter die Kritik nach werden unahhänp^ip von den weclisehiden Dispositionen des werden und Subjekts 235 Kritik der ästlietischen UrteÜHkraft nach unveränderlichen Gesetzen allgemein und notwendig verbindlich. Das allgemeine Gattiingsprädikat dem Sinne verbleibt es aller Lusturteile ist angenehm; im engeren bloß sinnlichen Geschmacksurteil; von da steigert es sich chva durch die Bezeichnungen reizend und gefällig zu den Prädikaten schön, rührend, erhaben mit ihren mannigfachen Gradationen und Modifikationen. VI. Wie bestehen vor einer Prüfung nach diesen Voraussetzungen die weiteren Im von Kants Analytik des Schönen? Sätze wozu gut „Gut § 4 heißt es: (das Nützliche), was nur als Das gut, was für sich selbst gefällt" Mittel gefällt; ein anderes aber einiges an sich Das Nützliche handgreiflich falsch. ist was das, ist Wir nennen Yeniunft durch den bloßen Begriff gefällt vermittelst der wird nach logischen Begriffen, das an sich Gute nach Vemunftprinzipien definiert und beurteilt; daß es gefällt, gehört nicht zu seiner Wesensdefinition, eben- zum Wesen sowenig wie es eines Sechsecks oder einer Ellipse gehört, daß sie gefallen; das Wohlgefällige der freilich Erscheinung ist lediglich notwendig zukommendes Attribut. nur von Und zwar Vermögen an von einem als solchem angeborenen sondern beweist: Gegenteil Geschäft erzogen und entwickelt Noch größer man geschieht dies keineswegs sich, wovon als dits, ein solches, Das rlen stellt, muß ininft gebracht werden, Reim (inten gut .sei, bedeute, allererst sei in richtet sich des § 4: vielen Fällen einerlei zu sein. sei fehlerhafte Wortvertausch ung. Gegenstand lediglich in ist angenehm oder „Das Angenehme, Beziehung auf den Sinn vor- durch den Begriff eines Zweckes unter Prinzipien der Ver- immer um es, als Gegenstand des Willens, gut zu die Frage, ob es bloß unmittelbar gefällt nur auf die Feststellung, Man nennen." mittelbar-gut oder unmittelbar- beim Angenehmen könne hierüber keine Frage was Erfahrung gemeiniglich sagen, alles (vornehmlich dauerhafte) Vergnügen einerlei." ist die dem folgenden Abschnitt in an sich seihst gut, welches ungefähr so viel heißt, als dauerhaft put sein, aber einzig ist Verwirrung die Lst also von diesem Vermögen, sofern es zu solchem „Zwar scheint das Angenehme mit dem Guten So wird zukommendes, es ihnen dem Vermögen der Lust- und Unlustempfindung werden, von dem Tribunal des ästhetischen Urteils. das ein ihnen Zugesprochen kann sieht, ilaß die Begriffe .sein, da es immer etwas Kants ganze Beweisfülining des (Juten und Angenehmen Baumgart: Die Grundlagen von Kants 236 Kritik der ästhetischen Urteilskraft. verschieden sind, was unzweifelhaft richtig außer acht, ob und Avie völlig, daß läßt aber die Frage gänzlich Es entgeht ihm daher die beiden verschiedenen Beurteilitngsarten, nämlich die des Ver- nach Prinzipien, beziehungsweise die des Verstandesurteiles nach nimfturteils Begriffen, er ist; zusammentreffen können. sie und die Entscheidung nach Lust- und Unlustgefühl auch auf ein imd denselben Gegenstand gerichtet sein und, zwar von verschiedenen Seiten kommend, doch in dem gleichen Kesultat sich vereinen können. Das geschieht dann, wenn die Gegenstände der beiden ersten außer der ihnen eigenen inneren Qualität, wonach vor sie dem für sie zuständigen Urteil bestehen, Beschaffenheit Ltistiuieil in daß besitzen, den Stand setzen, eine Erscheinung das mit jenen beiden andern Urteilen übereinstimmende Entscheidung zu bar, auch noch diejenige äußere durch ihre sinnliche sie Dies Urteil erfolgt immittel- fällen. während die beiden andern mittelbar nach Gründen entscheiden. Das Yerhältnis also ist dieses: das Angenehme kann auch dem Guten widersprechen: dann wird es eben sich nicht als „dauerhaft" erweisen; dagegen wird das Gute, sofern es nur in sinnfäUiger Gestalt erscheint, immer das ästhetische Urteil des Gefälligen, des Kraft haben; Sache des Subjekts tischen Urteils zu erwerben. seine Kichtigkeit definierte: „Gut Angenelunen im weitesten Sinne auszulösen ist es, Erst bei der nachti-äglichen kiitischen Prüfung auf kämen dabei Zweckbegriffe ist das, die' die Fähigkeit des entsprechenden ästhe- Wenn in Betracht. daher Kant was vermittelst der Vernunft durch den bloßen Be- griff gefällt", so erweist sich als das Richtige vielmehr die umgekehrte Definition: Das Schöne ist das Gute, das in sinnlicher Erscheinung gefällt, und zwar es ist. als wohlgefällig durch seine Form beiu"teilt als solches Oder kurz: „Schön ist wird, insofern es gut unmittelbar durch die ist, insofern d. h. Wahrnehmung erkennbar das ästhetisch als wohlgefällig erscheinende Gute." Hier erhebt sich schehen? wie kann als solches wieder die entscheidende Frage, wie kann das ge- das an sich Gute in sinnlich erscheinenden Merkmalen sich immittelbar zu erkennen geben? Bei der Untersuchiuig dieser Frage offenbart sich der zweite große Irrtum Kants, der neben seiner prinzipiellen Unterschätzung des "Wesens der Neigimg und des Gefühls den ganzen Gang der Untersuchung Urteile verwirrt, der die Lösung erschwert, ja unmöglich macht. aller in der Kritik der ästhetischen Haupt- und Xebenfi-agen aufs höchste Kants Untersuchung setzt da ein, Problem am einfachsten anzutreffen meint, bei der pulchritudo vaga, wo er das d. h. also bei der bloßen Formenschönheit, bei der Wohlgefälligkeit solcher Erscheinimgen, Baumgart: Die Grundlagen von Kants mit denen am es ist bestimmter Begriff verbunden werden kann. kein 237 Kritik der ästhetischen Urteilskraft Gerade hier aber schwersten zu definieren, und zwar nur indem es in Analogie zu Problem der pulchritudo fixa oder adhaerens gesetzt wird, wo es dem allein erkannt werden kann. In welche unlösbaren Schwierigkeiten die Kritik der ästhetischen Urteilskraft damit kommt, da sie beständig mit der Formel einer „Reflexion auf Begriffe ohne einen Begriff" zu operieren hat, zeigt wieder der §4 „Um was der Gegenstand für Ding sein ein muß etwas gut zu finden, solle, d. i. ich jederzeit wissen, unter freie dem Namen Schönheit Zeichnungen, ohne des Laubwerks, be- hängen von keinem bestimmten Begiiffe ab, und gefallen doch." deuten nichts, ist Blumen, nötig. Absicht ineinander geschlungene Züge, Dies Um einen Begriff von demselben haben. woran zu finden, habe ich das nicht im Beginn: sogleich unzweifelhaft richtig; aber es enthält wieder nur die negative Be- stimmung, daß das ästhetische Urteil ohne einen vorgängigen Begriff gefällt Zur Erklärung des Problems, wie das zugeht, führen diese Sätze nicht wird. Wie weit Sätze: jedoch davon entfernen, zeigen schon die unmittelbar folgenden sie „Das Wohlgefallen am Schönen muß von der Reflexion über einen zu einem Begriffe (unbestimmt welchem) führt, ab- die Gegenstand, hangen, und unterscheidet sich dadurch auch vom Angenehmen, das ganz auf der Empfindung beruht" Zu dieser widerspruchsvollen Konstruktion einer„Reflexion, einem unmittelbar, a priori und Anschauung vorhandenen Vermögen sieht sich die ohne Begriffe zu einem Begriffe führt" als solche fertig in der bloßen als Kant vornehmlich deshalb gezwungen, weil seine Untersuchung grundsätzlich von dem Phänomen des Wohlgefallens an begrifflosen Erscheinungen ihren Ausgang nimmt, statt sein der kommt „Zusammstimmung bedeuten soll, Prinzip in den ihre in Weg den umgekehrten Die Frage, wie die Frage, einzuschlagen. jene „Reflexion", die bei Kant doch ein Bewußteiner wie Anschauung mit dem Erkenntnisvermögen" kommt jenes absolute, allgemein verbindliche Vorgang der Gefühlsentscheidung zur Lust hinein, kann einzig Aufklärung erhalten, wenn man der pulchritudo vaga vielmehr in Grundphänomon des Schönen das statt solchen Erscheinungen und Vorgängen deren Form durch seelische Kräfte, d. i. mehr oder minder erkennbare begriffliche oder ideele Vermögen tatsächlich bestimmt erblickt, i»t oder doch als so an, wie das an und diese bestimmt erscheint Die seelisch bestimmten Übung tritt schon mit zweite Alternative zeigt schon Formen geübte dem ersten ästhetische Urteil Gebrauch dos — Anschauungs- vermögen ein, schon mit dem Blick des Kindes auf das Antlitz der Mutter und Baumgart: Die Grundlagen von Kants 238 — von dessen leiseste Veräiiderimgeu werden kann, Kritik der ästhetischen Urteilskraft. diesen auch auf solche Formen angewandt denen die vorgängige seelische Bestimmung nur durch Analogie in gefunden oder in die nur durch Supposition übertragen wird. sie Die Vorgänge bei dieser „Übung" lassen nun aber durchaus über- sich sehen und auch bis zu einem gewissen Grade ganz bestimmt erkennen, wenn auch ihre und innersten Gründe wohl immer der deutlichen Analyse letzten entzogen bleiben werden. Alle Erscheinungen und Vorgänge, denen eine begrifflich festzustellende Richsie als solche durch begriff- werden, notwendig ein diese Tätigkeit selbst als solche be- oder Güte zugrunde tigkeit liche Abstraktion erkannt liegt, erzeugen, schon sofern Lange jedoch, bevor eine derartige gleitendes Lustgefühl. ihnen gegenüber stattfinden kann, werden sie die in dem Vermögen der Seele sie begriffliche Erkenntnis „im Gemüt" erfahren, d.h. regen nach, der ihrer Entwicklung harrenden Anlage nach, vorhandene Erkenntniskraft des Eichtigen und Guten znr Betätigung an, die stets geht der Weise in Lustgefühl verbunden mit einem, wenn auch zunächst dunklen, Übung Diese in einen Knoten verschlungene allseitige vor sich, daß dabei jede der ist. der gesamten Seelenkräfte einzelnen, später auch zu gesonderter Anwendung kontrolliert, mit einem Worte erzogen und zur Selbständigkeit herangebildet wird. Für jedoch ist sie alle die — Anschauung erstarkenden Kräfte von den andern gestützt, geschärft, und hier die ist man wieder ganz Indem aber die die zunächst leereu Anschauung den Material liefert, das jene zur Tätigkeit erweckt einer Weise geformt dem allgemach empfängt Moderamen, das „ohne Begriffe" sein tritt, wirksam wird und in unmittelbar sich äußert. sog. d. h. Formen ihren oberen Seelenkräften das und von ihnen sich bildenden von ihnen die Form, sie — erste und fernerhin immerfort fließende Quelle des Wachstums und der Vergewisserung, wodurch Inhalt gewinnen. auf Kantschem Boden sofort in irgend Bewußtsein überliefert wird, ein durch ihre Prinzipien bestimmtes in der Art, wie die Anschauung ins Bewuik- dem Auftreten des Lust- oder Unlustgefühls Der Gattung nach ist also das so entstehende Lustgefühl demjenigen gleich, das bei der begrifflichen Arbeit der Verstandes- gleichsam krönend, auftritt und das ebenso das vernunftgemäße tätigkeit, diese Handeln begleitet; unmittelbar ein, worben, sofern der Art nach es wird man die ist es Denn es mühelos von diesem verschieden. ohne Begriffe gewonnen, ästhetische Energie, cUe es wird tritt er- Betätigung des sinnlichen Anschaunngsvermögeus und die Aufnahme des Sinneneindrucks in das Bewußt- Mühe ansieht. Die Fällung des ästhetischen Urteils gegenüber dem schönen Objekt kann aber um so weniger als eine Mühe bezeichnet sein nicht als Baumgart: Die Grundlagen von werden, es als ja ausgelüste Objekts identisch Wer ist. eben in dem durch die Lustgefühl siihc nicht, mit besteht, sinnenfiillige der darin ihrer Beschaffenheit dieses gelegenen Entscheidung daß diese drei Arten der Lustbotätigung, der dianoe- tischen, der ethischen und der ästhetischen, fördern 239 Kants Kritik der äbthotischen Urteilskraft. sich wechselweise und berichtigen; daß ferner, wer die Erfahrung der einen ergänzen, welche besitzt, Natur nach unverlierbar erworben wird, dieselbe unfehlbar, spontan und notwendig auch für die andern zur Äußerung bringen wird und zwar in höherem Grade, Natürlich dort ist aufti'itt, je und bestimmter reiner jedem dieser Gebiete sie auf um so auftritt. auf welchem Gebiete sie zumeist und die Art, wie sie die Frage, abhängig von der spezifischen Anlage des Individuums und von Damit dem Grade ihrer Ausbildung. also das ästhetische Urteil Entwicklung erreiche, die Geschmacksbildung eine vollendete .-^eine iiöchste muß zu den sei, hochentwickelten Vermögen des Verstandes und der Vernunft eine vorzügliche und Beschiiffenheit der Sinnesorgane keit treten. Ohne Übung ihre durch erlangte höchste Fertig- und Vernunftbildung samt der die vorausgegangene Verstandes- damit verbundenen Gefühlsei-fahrung kann die ästhetische Urteilsfällung nicht in adä<iuater roh. sie Durch Anschauungsvei-mögens. dazu gelangen ohne die Übung und Kultur des starke Bevorzugung der beiden andern Vermögen kann es geschehen, daß das ästhetische Vermögen unentwickelt nämlich der Anschauung überhaupt sich enthält und erworbene Neigung gering nissen bliebe dann und allgemein verbindlicher Weise funktionieren: das Subjekt Ebensowenig aber kann und die damit bleibt, wenn man verbundene Lust Dies wird in natürlichen Lebensverhält- schätzt. schwer eintiefen; der hohe Vorzug der griechischen Kultur hig ebenmäßigen Übung und Schätzung der licher Lebensgestaltung jedoch tritt allseitigen leicht eine Soelenvermögen. in der Bei künst- Überschätzung der reinen Geistes- tätigkeit ein, so daß nicht allein die Kunstbetrachtung, sondern auch die An- schauung der sinnlichen Naturobjekte und der Lebensvorgänge selbst stark vernachlässigt wird. Vornuiiftpedanten. Dann wird das Subjekt Kant selbst ist einseitig, es wird zum Verstandes- oder von einem gewissen (irade solcher theoretisch- mondischen Einseitigkeit nicht freizusprechen. Deshalb mußte Schiller auch weil er im in der Beurteilung des Moralischen so weit über ihn hinausgehen, für den einer auf Defekt ein denn war; überlegen Ästhetischen ihm so hoch ganzen Menschen so unentbehrlichen Seite muß einen Mangel bedeuten, der zugleich auf allen Gebieten sich fühlbar macht. Nach den obigen Ausführungen zeigt sich das Unzutreffende §5) von Kant angestellten „Vergleichung der drei spezifisch Arten des Wohlgefallens". Es heißt d.irt: „Da.-, Angfiichm.- in der (im verschiedenen und (iut.- haben Baumgart: Die Grundlagen von Kants 240 Kritik der ästhetischen Urteikkraft. beide eine Beziehung aufs Begehrungsvermögen, und führen so ferne, jenes ein pathologisch (durch Anreiz, bedingtes Stimulos), ein dieses reines praktisches Wohlgefallen bei sich, welches nicht bloß durch die Vorstellung des Gegenstandes, sondern zugleich durch die vorgestellte Verknüpfung des Subjekts mit der Existenz Dagegen desselben bestimmt ^räd. d. i. ist ein ürteü, welches, indifferent in nui' seine das Geschmacksurteil bloß kontemplativ, Ansehung des Daseins eines Gegenstandes Beschaffenheit mit Gefühl der Lust und Unlust zusammenhält". sind zwei verschiedene Gesichtspunkte zusammengeworfen. Geschmacksurteil kontemplativ, was im Grunde volviert; ein Urteil, das unmittelbar aus der Ihm Betrachtungsresultat. stehen Allerdings Hier das ist ein identisches Urteil in- Anschauung entsteht, ist eben ein „verschiedene Arten des "Wohl- als gefallens" aber nicht gegenüber die Beurteilung des sinnlich und des praktischen Guten an sich, welche, Angenehmen die eine aus der Betätigung der Sinnesorgane an realen Objekten, die andre aus der Betätigung des vernünftig bestimmten Erkenntnisvermögens hervorgehen, sondern in den Vergleich mit der das ästhetische Urteil ausmachenden Lust plative Lusturteil über Gegenstände zu tatsächlichen Sinnengenuß gehören. Denn es nur das ebenfalls kontem- sein, daß beide Arten von Gegenständen auch in der „bloßen Vorstellung" und „indifferent", ob „kontemplatives Wohlgefallen" zu erregen die Kraft sie reales haben. spezifisch differenten Arten des Wohlgefallens", suchung zu gelten hätte. Und der Eealität dem in die den Bereich der Vernunfterkenntnis dienen oder in kann kein Zweifel ist stellen, Dasein haben, Dies sind „die denen Kants Unter- diese Untersuchung ergibt ein ganz andi'es Kesultat Diese Arten des Wohlgefallens unterscheiden sich erstens nach der Beschaffen- ihrer heit Objekte und zweitens nach denselben gegenüber. reizes oder ihre Betrachtung in künstlicher urteU vergnügen, das gebildete abstoßen. wie z. dem Verhalten des Subjektes Die Phantasievorstellung von Gegenständen niederen Siunen- Nachbildung wird das rohe Geschmacks- Umgekehrt werden feinere Sinnenreize B. Farben- und Schallwirkungen auch ohne seelischen tieferen Gehalt das gebüdete Geschmacksurteil immer noch wohlgefällig beschäftigen, während das rohere unberührt lassen. Dagegen wird der für fällig gewordene Gehalt des Wahren und Guten Gegenstand des „kontemplativen" Urteils werden, in der durch sie vermittelten sei die — es künstlerischen Darstellung sie Anschauung sinnenund so 'allein kann er in der Phantasie oder — den gebildeten Ge- schmack mit der doppelten Kraft des sinnlich Wohlgefälligen imd des das Verstandes- und Vernunfturteil begleitenden Wohlgefallens vergnügen, mit der Kraft des sinnlich und ethisch Lustvollen zugleich, während hier das rohe Ge- Banmgart: Die Grandlagen von Kants 241 Kritik der ästhetischen Urteilskraft schniacksurtcil entweder pjar niclit beschäftigt oder doch nur rein und stofflich sinnlich gereizt wird. Falsch Jemandem d. le^schätzt, i. .ichriinken ; den auf lediglich druck Kantsche die „Angenehm Unterscheidung: heißt was ihn Tcrsniügt; schön, was ihm bloß {^efSUt; gut, was worin von ihm ein objektiver "Wert gesetzt wird". Was vergnügt auch, man müßte dann gefällt, (las danach ist das, effektiven mit welchem Recht jedoch und wie hängt davon ah, inwieweit das in den willkürlich Sinnengenuß des letzteren Aus- Stofflichen ein- und vergnügt, es gefällt dem kontemplativen Lusturteil zuin dem Anschauungs- gleich enthaltene Wertschätzungsurteil durch die objekt entiudtene Qualität begi'ündet andrerseits inwieweit die darin sich ist, äußernde ästhetische Urteilsfähigkeit des Subjektes diesem Gehalte ge- n-cht wird. Von welcher grundlegenden Wichtigkeit jedoch gerade scheidungen sind, den drei genannten Fällen der, in den Konsequenzen, diese Neigung auf zum Begehren welcher durch ein Vemunftgesetz uns uns keine Freiheit, machen. oder sich Achtung. in Denn Neigung und Ein Gegenstand der das einzige freie Wohlgefallen. ist Gunst oder Unter- Kant daran- die „Daher könnte man von dem Wohlgefallen sagen: es beziehe knüpft: fianst sogleich sich zeigt auferlegt wird, lassen ims selbst irgend woraus einen Gegenstand der Lust zu Alles Interesse setzt Bedürfnis voraus oder bringt eins hervor und, als Bestiramungsgrund des Beifalls, läßt es das Urteil über den Gegenstand nicht mehr frei sein." Diese Sätze vornehmlich und ihre beständige Wiederkehr in den weiteren Ausführungen der Kritik der ästhetischen Urteilskraft haben einen höchst ver- Er hängnisvollen Einfluß auf Schillers ästhetische Theorien ausgeübt. durch sie ließ sich dazu verleiten seine Untersuchungen ganz auf diesen Begriff der Fiei- heit des ästhetischen Urteils zu gründen, freilich indem er ihm nun doch einen suchte und dadurch zu neuer theoretischen Vernunftgehalt zu substituieren in-- tümlicher Vermischung des rein ästhetischen Verhaltens mit ethisch -praktischem Verhalten sich schließung des gegenüber dem kontemplativen Kants veranlaßt fand. sammenhange abermals ein bloß der Freiheit er beileutet ist in diesem Zu- Aus- nichts als die effektiven Sinnengenusses und der praktisch -ethischen Betätigung realen Objekt. Verhalten Beides gegenüber schauten Objekten ausgeschlossen. gefallen" Begi-iff negativer: nichts ausgesprochen, als ist aber schon allen Positiv von selbst Arten von ist in was ohnehin dem bloß vom Satz feststeht, in dem sinnlich „freien bloß angeWohl- daß es ein aus der Baumgart: Die Grundlagen von Kants 242 bloßen Betrachtung Kritik der ästhetischen Uiieilskraft. Lustgefühl entspringendes jedoch Neigimg notwendig verbunden Daß mit einem gibt. wurde oben schon ist, Xeigung können aber durch das ästhetische Lusturteil begründeten solchen In der erörtert. alle denk- baren Arten von Gunst und Achtung enthalten sein, je naeli der Beschaffenheit der Objekte und nach der Fähigkeit des Subjekts, der spezifischen Qualität der Objekte mit dem korrespondierenden Lustgefühl zu entsprechen. Von diesen es ab, ob Lust und Neigung im bloß Sinnlichen beiden Instanzen hängt befangen bleiben, oder ob sich zur sie „freien" (d. läutern und zur ,,freien" Achtung veredlen. die Liebe im höchsten und mittelbar selbst kontemplativen) Begi'iff zum Maximum die als die un- die ihr höchste Manifestation Vermögen entwickelten ihrer Gunst der Freiheit käme Bedeutimg zur Geltung; und spontan erfolgende Äußerung des Lustgefühls und entströmende Neigung erschienen samten, Der reinsten Sinne. dabei aber auch in seiner voUen positiven i. Aus beiden entstünde dann von der ge- Persönlichkeit, sie erfolgte daher in unbewußter und doch notwendiger und allgemein verbindlicher Über- einstimmung mit den Prinzipien a den Ideen des Guten. Sie seiner sinnlichen dennoch der des Objekts, die Beschaffenheit bunden an mit den Begriffen des Wahren und priori, bliebe aber Fonu gerecht zu werden in jedem einzelnen Falle ge- durch bloße Anschauung die das Subjekt sich in den Stand ge- setzt hat. Die Bestimmimg Kants „schön ist ist, was ohne alles Interesse gefällt", Ausgeschlossen bei dem Wohlgefallen also falsch. am Schönen nur das ist praktische Interesse an der stofflichen realen Gegenwart seines Objekts; dagegen ist das Wohlgefallen Beti-achtung am Schönen vielmehr aufs als höchsten Interesse an der Form Gehalte, den sie und offenbart: an einem vorgestellten Gegenstande der und Notwendigste Innigste seiner mit sinidichen verknüpft mit dem Ei-scheinung demselben Interesse muß und dem die daraus unmittelbar entspringende Neigimg darauf sich richten, daß die Vorstellung des Schönen auch reale E.xistenz gewinne. Danach korrigieren auch die Schlüsse, cüe Kant aus dem „zweiten sich Moment" des Geschmacksurteils als folgert: „das Schöne ist das, was ohne Begriff dem logischen doch bei ihm UrteU hat das ästhetische aus Begriffen gibt es keinen in reinen nicht die entspringen Er schließt: mit Allgemeingültigkeit gemein, die Objekt eines allgemeinen Wohlgefallens vorgestellt wird". kann. „Denn von Begriffen Übergang zum Gefühle der Lust und Unlust (ausgenommen praktischen Gesetzen, die aber ein Interesse bei sich führen, der- gleichen mit dem reinen Geschmacksurteil nicht verbunden ist). Folglich muß Baumgart: Die Orandlagen von Kants dem Geschmacksurteile, mit dem Bewußtsein der Absonderuiif^ in demselben von Anspruch auf Gültigkeit für Jedermann ohne auf Objekte aüoni Interesse, ein Allgemeinheit anhängen, gestellte 243 Kritik der ästhetischen Urteilstraft d. subjektive Allgemeinheit verbunden es i. muß damit Anspruch auf ein sein." Es gibt allerdings einen „Übergang von Begriffen zum Lustgefüiil", insofern der Bogriffe Inhalt der crkrunbar Erscheinung den Grund nur durch freilich enthält, oder Ideen Der Anspruch ist. insofern d. h. da^, was sinnenfälliger in ist, womit dann für das Lustgefühl wird, ein Objekt notwendig verbunden auch desselben Begriffe Interesse ein auf Allgemeingültigkeit dem Lusturteil dem richtigen Verhalten wie bei der Erkenntnis auf ihrer Richtigkeit, so bei beruht, auf seiner Berechtigung, und diese entsteht aus des Subjekts gegenüber der entsprechenden Beschaffenheit des Objekts. Hier der Ort auf die oben ist vaga zu finden, oder ob in der gestellte Frage einzugehen, ob Kant recht am einfachsten Problem der Schönheit hatte das gestellt Entwicklung wie immer wieder In der geschichtlichen Menschen allemal zuerst auf bei der Phänomen das tritt Wahrnehmung Vorgängen und Ei-scheinungen p.sychischer vielmehr in Mythe, Sage, der Vorstellung zu Der innere Sinn der Handlung prägt Bewegung und Haltung der und wird als solche frei Gestalt, liebgewonnen, Hier hervorgebracht der Entwicklung des Lebens sinnenfällig werden. Märchen, Volkslied, in es in d. i. in am Schönen Wirkungen, wie Sinn nicht müde: Zeugnis. in des AVfihlgefallens gefällig erfahrene Wirkungen und ist, pulchritudo fixa oder adhaerens zu suchen. jedes einzelnen ahmend der pulchritudo in umgekehrte Methode die richtige die sich der in in wiederholen wird älteste Epik Zügen des Form sie der den Solche wohl- sind der des.sen Antlitzes, in Erscheinung aus der Vorstellung wiederholt, endlich nach- liegt der Anfang und Ursprung der Kunst; solchem Sinne hat das so unendlich viel gemißbrauchte, so verhängnisvoll mißverstandene Wort von der „Nachahmung", der Mimesis, seine volle, Formen und Figuren sind die Zeichen, unerschöpflich fruchtbare Geltung.' in denen Enipfindungsvorgänge und Gemütsbeschaffenheit sich kundgeben; es entsteht eine Zeichensprache, in der jene für diese eintreten, einem jeden geläufig wird, die er er sich auch so bedient. S.i übt und die von selbst ohne Begriffe unmittelbar versteht und deren sich der Sinn in Formen der Erscheinung Ähnlichkeiten, Analogien mit psychischen Vorgängen und Beschafft-n- 1) Vgl. hierzu des Verfs. „Uancll)uc:h der Tlieori.- der Dichtung. Cotta 18.S7 S. f)ff., der ToL-tik", lisff., I.'-Off., ein" kritisch -historisdie Darstellung (Wlff. 10* Baumgart: Die Grundlagen von Kants 244 heiten zu entdecken. Hier liegt Kritik der ästhetischen Urteilskraft. der Schlüssel für das Verständnis des geheimnis- und wundervoUen und doch natürlichen und unlöslichen Zusammenhanges zwischen Formen, Farben, Klängen der sinnlich erscheinenden Welt mit den feinsten Veränderungen, den kompliziertesten Zuständen der Welt des Gemütes imd des Die kleinste Veränderung in den Zügen des Antlitzes, in der Haltung Geistes. der der Stimme Vibration leiseste die Gestalt, Bewußtsein des Kindes immittelbar verständlich Gewißheit das entsprechende Lust- und lassen die sich Beschaffenheiten Objektes erregenden und bringt mit unfehlbarer ünlusturteil den ihm bei stattfindenden weitgehenden zu bis in dem dämmernden schon ist Graden hervor. Dabei Veränderungen des erkennen und begrifflich bestimmen. Sogleich aber an der Schwelle des ersten diese Vorgänge in die engste und dieser in erst Schönen Verbindung Analyse genaueren treten jenes erschließt Phänomens, sich das wir die Möglichkeit der Wohlgefallen das am nennen. Weit früher und die dämmernden Bewußtseins Verbindimg mit einer andern Reihe von Vorgängen: a priori sich an der Erfahrung der sinnlichen Welt schneller, als vorhandenen Vermögen der Begriffe und der Ideen zu entfalten beginnen, übt und ent^vickelt sich an ihr natiu-geraäß das Vermögen der Sinne imd gewöhnt des sich dazu zu unterscheiden und Empfangen empfundenen nach dem im realen Angenehmen imd Unangenehmen sie die demgemäß zu begehren oder zu verabscheuen. Es dabei die Unterscheidung nach den durch die bloße Betrachtung äußern Zeichen Gefühl Dinge nach Wohlgefallen und Mißfallen erfolgt wahrgenommenen der Erscheinung der Dinge, es entwickelt sich das Verst<ändnis einer Zeichensprache schon hier; freUich zunächst ein vielfach höchst irriges, bis es durch wodurch Erfahrung und Prüfung sich mehr und mehr berichtigt. erfolgt diese Berichtigung? Sinneuorgans, das befriedigt Vermögen zu lernen und oder Wie und Zunächst durch die bloße Erfahrung des Sobald wird. beleidigt sich zu entwickeln aber begonnen haben, so die höheren stellen sie ihre Forderungen auch au die Qualität der Objekte, insofern diese ein Gegenstand des sinnlichen Wohlgefallens werden, um und zwar so nachdrücklicher unmittelbar, sofern mit ihrer erhöhten Betätigung auch ein intellektuelle und ethische spezifisch eigenes Ausübung unmittelbar Vergnügen verbunden ist. ihre begleitendes, Es ist klar, und ganz spezifisch ihnen also daß wenn diese Forderungen zwar auch innerhalb des an den bloß körperlichen Sinnengenuß geknüpften Wohlgefallens sich geltend machen, sie doch ihr eigentliches Feld innerhalb der bloßen Kontemplation sich schaffen. Hier also entwickelt Baumgart: eigentliche sich das die Die Grundlagen von Kants Kritik der ästhotisclion Urteilskraft. sogenannte ästhetische Urteil. ihren Ursprung in Ganz neue Forderungen, der geistigen Welt haben, erheben sich Ansprüche auch in der sinnlichen Welt der Erscheinungen um es sind, nur ganz allgemein zu bezeichnen, sie maßes und der Harmonie, Anmut Sinne der imd rein er Doch Bewußtsein wahrgenommen Erscheinungsformen entdeckt Maß und ei-st Klang und dieses Verfahren deutlicher hervor als alle die geeignet sind veranlassende können. w^crden in der griechischen Zeichen- eine als als Nirgends tritt Mythe, wo geradezu Äußerungen Anlage der Hellenen in Bewegung umgesetzt lebendige Gestalt und übrigens verfährt jeder religiöse Mythus so: und was hätte auch der werden, moderne Sprachgebrauch und die ganze Poesie aller Völker und Zeiten für Eindrücke der unbelebten Natur zu bezeichnen Analogien und Suppositionen? Der landschaft, der lachende Himmel und die Majestät des Hochgebirges! sition werden in die muß als Morgen, heitere die drohende Mittel, jene spiritual- ethischen die friedliche Al)eiul- Wolke, das trauliche Tal und Mit einem Wort: durch Analogie und Suppo- unbelebte Form die seelenbewegenden Reize über- tragen, die der geistigen Welt Daher ihnen die nach aufgesucht, die eifrig und Natur unbeseelten und ethischer Kräfte aufgefaßt sind und vermöge der unvergleichlichen plastischen die den Ver- erfahren Seele bewegenden Naturerscheinungen und -Vorgänge als die spiritualcr um der in und dann forneihin geistige Vorgänge- supponiert Ursache bewegten Welt Analogie zu treten, so daß in Empfindung sobald diese letzteren in werden sind, nach Farbe Zahl, sprache mit jenen zu werden: Forderungen des üleich- die Sj-mmetrie und Proportion, im höheren der änderungen und Beschaffenheiten der seelisch mit nun mit dem erfüllt und des seelischen Ausdrucks erhöhter Gemütsstimmung. 245 für die Analyse des entstammen und in sie Phänomens der Schönheit die zurückführen. pulchritudo fixa und adhaerens der Ausgangspunkt sein; die Untersuchung der pulchritudo vaga ist das Sekundäre, Wege zu sie nicht zwischen und nur durch die Erfahrungen von dort her kann ihren Erklärimgsversuchen und an der Form und Undurchdringlichkeit das Material für des sie geheimnisvollen ästhetischen die Zusammenhanges Geist ihre Grenze erreichen. Die kulturgeschichtliche Erfahrung bestätigt diese Sätze durchaus. der sie finden, so weit Erziehung noch unberührte, naive Naturmensch, Der von der jedem bewegenden Bericht, vollends der zum Gesänge erhöhten Epik, mit hingegebener Begierde lauscht, ist tlem ästhetischen Naturgefühl noch lange Epochen seeli.sch hindurch unzugänglich. endlich dieser auf Ei-st die unablä.-;sig verfeinerte der Analogie der Empfindung öffnet sich wahrgenommenen Naturerscheinungen mit Baumgart: Die Grundlagen von Kants 246 Kritik der ästhetischen Urteilskraft. den seelischen Vorgängen beruhenden Wirkung des „kontemplativen" NaturWas hat allein Klopstocks und Goethes Dichtung nach dieser Richtung genusses. hervorgebracht; man denke allein was doch nur auf den Gipfel, Und an Goethes Werther! beide Dichter hoben der teleologischen und moralisierenden Lyrik in sich lange vorbereitet hatte. Und noch Man andere Beobachtung findet auf diesem eine Antike fremd war, was nicht richtig ebenso diu-chaus die und Lessings ihre Vollendung im achtzehnten Jahrhundert, Dagegen: was gesteigerte ästhetische Verfeinerung die Richtung geraten, überschätzen, der Kunst in der Wahrnehmung derart Die Gegenwart als antiken Spiritualisierung in bewußter oder sie, alle und Ethisierung der Natureiu drücke, Selbständigkeit die Dumpfheit der durch menschliche erhellen! diese unendlich reichen, setzenden Vorgänge hat Kant ist ihre in Kimstübung unbewußter Nachahmung der Naturwirkung wieder mit der Kühnheit genialer Lituition mid Aktion dadurch ist die vornehmste nur die kraftvollsten Talente dabei daß der Verwertung ihrer Bedeutsamkeit erschlossen! dieses Verfahren bewahren, und zwar indem immer nur das gesamte Seelenleben in gegeben wird, weil es bei Bewegung die eine stereotype Erklärung (vgl. § 12): das Bewußtsein der bloß formalen Zweckmäßigkeit Erkenntniskräfte des Subjekts, einer Vorstellung, im Spiele der dadurch ein Gegenstand einen Bestimmimgsgrund der Tätigkeit des Subjekts in Ansehung der Belebung der Erkenutniskräfte desselben, salität die Winckelmanns zu „Die Lust Auch bevorzugte Darstelhmg des Menschen und des Menschlichen. für ungeahnte Gebiete Für volle nur eine sehr sie sicherlicli den Alten im Vergleich zu den Modernen. Naturformen und der analogisierenden Gestalt ihre kritische Ästhetilc ist der Landschafterei abgeneigt. immer hat die doch spielte ist; bei luitergeorducte Rolle Renaissance, Wege hat oft behauptet, daß die landschaftliche Stimmungspoesie der Erklärung. (welche zweckmäßig ist) in also eine innere Kau- Ansehung der Erkenntnis überhaupt, aber ohne auf eine bestimmte Erkenntnis eingeschränkt zu sein, mithin eine bloße Form der subjektiven Zweckmäßigkeit einer Vorstellung in einem ästhetischen Urteile enthält." Das ist die Folge davon, daß Kant aus dem ästhetischen Urteil des Objektes durch den in seiner sinnenfälligen und die Form die Wirkung sich offenbarenden Gehalt dadurch unmittelbar gegebene Bestimmung des Gefühls zur Lust und zur Neigung ausschließt. Und spruchs so gelangt gegen alle Kant am Sclüusse des § 14 zu dem Gipfelpunkt des Widerästhetische Erfahrung: „Ein reines Geschmacksurteil Baumgart: Die hat 247 Gruiidlagon von Kants Kritik der ästlietiscben Urteilskraft. weder Reiz noch Rührung, mit Einem Wurte, keine Empfindung, zum Bostimmungsgrunde". Umgekehrt muß man sagen: es gibt kein ästhetisches Urteil, das nicht durch als Materie des ästhetischen Urteils die Empfindung der Materie, bestimmt würde; reiner es ist, es desto es sich äußert, ist h. der sinnlichen Beschaffenheit des Objekts» mehr mit Rührung verbunden; das Lustgefühl, bewegenden Reiz, den sinnlich woliigefällig im Subjekt des angeschauten Objekts die reizvolle es in ist, je weichem Akt der Rührung. selbst ein Denn nur durch den indem durch d. kann nicht zustande kommen ohne den Reiz; Form Form die erregt, wird das Gefühl zur Lust bestimmt, der Gehalt des Objekts ihm unmittelbar zum Bewußtsein gebracht und durch das auf diesen Gehalt gestimmte Aufnahme- Den vermögen im Subjekt wirksam gemacht wird. schränkt Kant sehr unzutreffend ein, wenn Begriff der „Rührung" aber er sie definiert als „eine Empfindung, da Annehmlichkeit nur vermittelst augenblicklicher Hemmung und darauf er- folgender stärkerer Ergießimg der Lebenskraft gewirkt wird". Ganz abgesehen von dem diuchaus unklaren Begriff widerspricht der „Lebenskraft" Die Rührung beruht keineswegs der Erfahrung. diese Definition Harmonie oder auf der Wandlung eines auf der Auflösung einer Dissonanz in auch nicht, wie Schiller den Begriff Schmerzgefühls zur Lust, faßt, in der Überwindung einer sinnlich empfundenen Unlust durch den Triumph moralischer Befriedigung: wir beobachten, daß die höchste Rührung mit der ungemischten unmittelbar verbunden Empfindung der reinsten Schönheit Sie i.st be- steht in der durch das ästhetische Urteil über die reine Schönheit bewirkten Bewegung der sie, Ma.ximum Seele ziun Ideenwelt sich sich erst entrückt sekundär die Vermögens des Lustgefühls, wodurch Die solche durch Solcher empfindet. Beimischung der Gebundenheit an die ihrer fordern, Phantasie zugleich Bewegung gesellt durch die Kontrastempfindung Beschaffeniieit beeinträchtigte obwohl und Vorgängen nicht bieten, die erschütternden Wehmut Realität. keine Mängel Wirkungen veranlaßt, kann das (iomüt und zu ihres aus der Enge der eingeschränkten Realität hinausgehoben, zur Genossin der in ihnen reale es freilich den Stand beiden die des Objekts, das Leben mit seinen Erscheinungen setzt durch seine „Anreize" solche Objekte zu Wege und Mittel ahnen anzeigt sie das luid frei schaffend hervorzubringen. Dieses schaffende Hervorbringen nennen wir die Hierin liegt ein weiterer Beweis dafür, daß den Schönheit seine Heimat in der dsus Kunst Kunst des Sch.inen. Phänomen der erscheinenhat, 'das Erzeugnis einer ent- Baumgart: Die Grundlagen von Kants 248 wickelten, Kritik der ästhetischen Urteilskraft. hochgesteigerten Kultur der Empfinduugsfahigkeit und des Gefühls- vermögens, und daß erst von aus beide iu den Stand gesetzt werden die liier des Kunstschönen in der Formensprache der Analogien wegten Natur zu entdecken imd durch psychisch nicht be- Supposition psychisch -ethischer die hervorgebracht anzuschauen imd zu Bestimmung die Natm-erscheinimgen empfinden. Ein Vorgang, der eiuer schon ent\vickelten Kunst neue Gebiete eröffnet liegt imd ferneren ilu'er so als Entwickhmg unendliche Grenzen kein Hindenmgsgrund vor, daß auf solcher Stufe die Seelenvermögen objekts nicht durch bloße die Anschauung des im spontan erfolgenden Geschmacksurteil und zur Äußerung bietet. in Denn Gesamtheit es aller einfachen Natur- Bewegung gesetzt von der sanft -gefälligen Bewegung des aiifgerufen werde: einfachen Sinnenreizes bis zu der die ganze Seele erschütternden Erhebimg durch die absolute Auch Größe der Vemunftidee. das Unzureichende der Naturformen wird überwunden und suppliert durch die Kraft der Seele jene Vorstellungen in sie nur dazu den Anstoß erfährt; sie hineinzuempfiaden, wenn ganz wie das auch in der Kunst geschieht. Daher der Vorzug, der von dem lebendigen Gefühl für das Schöne den von innerem Gehalt erfüllten Kunstgebilden gegeben wird, auch wenn sie die adäquate Sinnenform noch nicht gefunden haben, als einer zwar rauhen, aber kraftvollen „Kunst des Ausdrucks", gegenüber der schmeichelnden Geaber leerer Formen. fälligkeit reizvoller Wie anders als Kant empfand dieses Grundverhältnis aller Ästhetik schon der jugendliche Goethe, wenn er auch solchem Empfinden nicht den schiügemäJS koiTekten logischen Ausdruck verlieh: „Die Kimst Kunst, ja ist oft lange bildend, ehe sie schön ist wahrer und größer eine bildende Natur — die als . . . Diese umher nach Büdnerei wird stimmen, denn Eine Empfindung schuf nun ist einiger, eigner, Empfindimg alles selbständiger Fremden, da mag Empfindsamkeit geboren werden, sie ohne sie Diese charakteristische Kirnst wissend und doch lu so wahre, große dem Menschen Sobald er nicht zu sorgen und zu fürchten hat, greift der Halbgott, wirksam in seiner Kühe, einzuhauchen. ist, schöne selbst .... zum die einzige aus sie ist um Stoff ihm seinen Geist Gestaltsverhältnis zusammen- charakteristischen Ganzen. wahre! sich wirkt, Wenn sie . . . aus inniger, unbekümmert, ja un- rauher Wildheit oder aus gebildeter ganz und lebendig!'' Uauiugart: Die Grundlagen von Kants Nur hier die Grundlagen von Kants imtci-sucht werden. 219 Kritik der ästhetischen Urteilskraft sollten Die weitere Beweisführung vorzulegen aus der Fülle des Materials, das sich bei der insbesondere sodann der Kritik dor ibtlietiscliun UrtuilKkraft. Prüfung der Analytik des Schönen fernerhin, Analytik des Erhabenen und der Dialektik der iisthetischen Urteilskraft ergibt, muß sich der Verfasser an dieser Stelle in Rücksicht auf die hier gebotene Kaunigrenze versagen. X DIE SPRACHWISSENSCHAFTLICHEN ÄUSSERUNGEN KANTS VON Dr. A. O. Ö. BEZZENBERGER PROFESSOR DES SASSKKIT UND DER VERGLEICHENDEN SPRACHWISSENSCHAET AN DER DMTERSITÄT KÖNIGSBERG II Diircli die „Nachschrift eines Freundes" hinter der dritten Vorrede des litauischen 'Wörterbuchs letzte, hat», was der ist eingefügt. der gi-ößte von C. fr. Jlielcko (Königsberg 1800), wahi-scheinlich sprachwissenschaftlichen Literatur Allein Naraenszug eines lias Lehrer unserer Universität für die Öffentlichkeit geschrieben dies Blatt 2 bietet bahnbrechenden dem ein besonderes Hiatt vim ihm Spracliforscher nicht den ehrwürdigen Meisters sondern seiner Wissenschaft, vor ihm gleich einer Visitenkarte, wie sie ein vornehmer Mann in liegt freier Zeit — einem Nachbarhause abgibt, dem er ein freundliches Interesse schenkt und in der Tat: eben ein solches Interesse müßiger Stunden hegte Kant für in Wir wissen unser Fach, hegte es sogar in besonderem Maße. dies durch die Worte eines seiner Biographen: „Vergleichung der Völkerkunde und der Spraehkunde war eine Lieblingsmaterie des Philosophen, wenn dir laufenden Cfegenstände der Tagesunterhaltnng ei-schöpft waren"»; wir erkennen es aber auch aus den nicht eben seltenen Äußerungen sprachwissenschaftlichen Gehaltes, die in Kants Schriften begegnen. Wie nach dem angeführten Satze Schuberts zu erwarten Äußerungen mehr oder weniger nebensächlich, und wird, sind sie nur zum Teil originell. ist, sind alle diese wie sich weiterhin ergeben Für das Gesamturteil über Kant sind sie Sprachwissendaher ohne Bedeutung, und da wir auch sehen worden, daß die Behandlung an dieser schaft ihr Fehlen nicht bedauern würde, so kann icli ihre Stelle nur damit begründen, daß ich in ihnen willkommene Anhaltspunkte für Ent\vicklung den sehe, der ein allseitiges Hihi unseres riiilosophen und seiner uns nicht beugen Sie möchte. menschlicli näher kommen gewinnen und ihm 1) 2) Anm. - Oensichen bei Reieko, Neue preuß. rrovinz.- Blatter 3. Folge V S. LW. Spraoliwissenschaft I S. CCXXVI Kurz behandelt von Pott, Willi, v. Humboldt und die „Narhsehriff: „Ein von allem Im Anfang dos letzten Satzes des ersten Abschnitts der oder gestnchen benachbarten Nation" scheinen mir das Komma und ll.Khmut, oder einer gowi.ssen worden zu mü.ssen. — Mit RS. bozeichno 3) Schubert RS. XI 2 S. 194. und Schubert, mit K. diejenige von Kirchmunn. ich die Kant- Ausgabe von Kosonkranz 254 Bezzenberger: Die spracliwissenschaftlichen Äußerungen Kants. unter die überlegene Macht seines gesammelten Denkens, sondern lassen uns an den Zersti-euungen seines alternden Geistes teilnehmen und zeigen ihn gleichwohl Kind seines Jahrhunderts. als Aber ich es will Was ich hiermit meine, will ich später entwickebi. schon hier andeuten, indem ich hervorhebe, daß der Begiiff einer Sprachwissenschaft Kant fehlte.^ Er braucht zwar den Ausdruck „Linguistik", versteht darunter aber die kritische Kenntnis der Sprachen als Teil der Philologie (RS. in anderes S. und was 212), er „Sprachkunde'' „gelehrte Sprachkenntnis " (K. als lediglich für „die regehi" (K. V 4 daß sie X nichts gleichfalls 277), S. Demgemäß h. die ihm die d. gilt in ihre Elementar- S. 99). halten sind, hier hat, ihm Auflösung einer Sprachform Es wiü-de mich nicht befremden, wenn tatsächlichen ist 101, RS. der Sprachwissenschaft. empirische Voraussetzung Grammatik auch nennt, VIS. und da Gründen stützen könnte. nämUch die Urteile, die gezogen würden, in Zweifel falls Denn was Kant von im Vorstehenden ich sie ent- nur mit ihren der Mathematik gesagt ihren Maßstab in sich selbst habe (RS. III S. 159), gilt bis zu einem gewissen Grade auch von der Sprachwissenschaft, mid wer mit den Normen eines Faches durch eigne Arbeit nicht verti-aut ist, dem ist nicht zu verdenken, wenn er im Widersti-eit einer vorgefaßten Meinimg und des Fachurteils eine innere muß Begründung des Mit einem solchen Gegensatze letzteren verlangt. ich hier aber notwendig reclmen, denn aus der Ferne betrachtet ist es unleug- bar überraschend, daß Kant, der nach einem Worte Potts „die Welt der Ideen umschuf"-, ti'otz seines besonderen Interesses wenig auf ihrem Gebiete geleistet haben soll. für- Sprachkunde unmittelbar so Allein dieser Widerspruch wird, wie mir scheint, diu'ch Kant selbst völlig aufgeklärt. Indem Kant Geist S. 137), Genie als dies französische als „das belebende Prinzip im Menschen" „das Talent zum dessen Eigentümlichkeit bedingt sein. erkannt hat, finde ich folgendermaßen Fuß außerhalb der Natur imd nicht weiter zu helfen weiß, Was eines 2 für vor- Menschen durch er aber als solche an sich selbst „Da Rezensent, wenn er des Erkenntnisweges der Vernunft setzt, sich da er in gelehrter Spracliforschung und Kenntnis würde er diese Disziplin aber auch heute noch nicht als „Wissenschaft" (K.VII 1 S. 174). Über Kants mittelbaren Einfluß auf 2) Etj^mologische Forschungen 1. Aufl. I S. XVIII. Sprachwissenschaft s. Benfey, Geschichte der Sprachwissenschaft S. 320, Pott, V. v. Humboldt 1) Violleicht — und Wirken ausgedi'ückt: gelten lassen die VE und Wort den deutschen Ausdruck eigentümlicher Geist schlägt (ebenda S. 138), läßt er das schöpferische einen (RS. Erfinden'' definiert (ebenda S. 136) die Sprachwissenschaft I S. XXX VII l. Bezzenberger: Die Urkundeu gar oder Beurteilung alter nicht versteht, so bescheidet er sich VU bewandert niclit ist, mithin die daselbst und dadurch zugleich bewahrten Facta philosophisch zu nutzen gar erzählten (RS. 255 sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants. 1 von daß er hier kein Urteil habe" selbst, S. 358). Kants Mangel an bahnbrechenden sprachlichen Gedanken würde also nur wenn befremdlich sein, er die Sprache den Gebieten zugerechnet hätte, auf denen er „sich weiterzuhelfen wußte". für „sprechen nach reden ist aber nicht der Fall, denn er erklärt im Gehen und Stehen „Geschicklichkeiten, die der wie erwerben mußte'' (RS. VII 1 Wege des Dies zusammenhängenden Bogriffen" und S. 367), entwickelt werden konnten. und die Wort ist aber auch steht Sie denn Wort^ und Begriff decken nur ein Ausdruck des Begriffs „nicht das eigentliche Reflexion", weshalb seine Anwendung kann (K. II 1 sich ständlich ist sogar Mißverständnisse herbeiführen ist also kommen unzweideutig auszudrücken. Weil seineu weisen" (K. Sorgfalt, II 1 S. 10). Nach Kirchmann (III und sprach- Ebenso ver- aus dem unbedingt vei-ständlich, voll- Es erwuchs zum ist. Teil er ,,nur verstanden sein wollte", hielt „angemessene und doch gangbare Ausdrücke"* und verfuhr Auswahl „mit größter oft wie er zu diesem außerhalb seiner eigentümlichen Streben, Mißverständnisse zu vermeiden, also sich sie luid vollkommen verständlich. Begabimg liegenden Interesse gekonunen er sich an das (K. II 2 S. 224). Leistungen es aber auch, sondern und enthält sehr S. 10) Der Abstand zwischen Kants sprachlichem Interesse « issenschaftlichen außerhalb der nicht, für den Begriff, sondern bloß ein Symbol für die Schema die Erkenntnis hindern selbst Die Sprache steht daher für Kant außerhalb ihm kongenialen Gebietes der Xatur. Vemunfterkcnntnis, im Sprechen Mensch nur auf empirischem solche als sielit erste um bei ihrer den Begiiff nicht verfehlen zu lassen, darauf Ein Beispiel hierfür 3 S. 336) steht in der 2. ist das Wort Beispiel Ausgabe der Tugendlehre selbst. in § 52: Ich erinnere früh nachgedacht. 1) Über das Wesen des Worts ist bekanntlich schon sehr nur an die ausgezeichnete indische Definition bei Benfey, Geschichte der S|irachwi.s.senschiift S. 89 und an desselben .Abhandlung Über die Aufgabe des Platonischen Dialogs Kratylos (Göttingen 1806). Ich habe Ungewöhnliche deutsche Wörter sind in Kants Schriften demgemäß selten. 2) mir nur angemerkt: grämisch Sprecharten" für grämli.:h); K. 111 3 S. 310 (nach Zeitverspillerung K. Adelungs Wörterbuch „in den niclrigeni III 1 S. 147 (aus der ostpreuBischen Volks- sprache, der.>n Ausdrücke Kant bei Tisch bisweilen gebrauchte KS. XI 2 S. 18»): spillorn, ver- spilleru „verschwenden" Frischbier, Preuß. Wörterbuch); Wahrsagern RS. X S. 33'J Anm. (von Kant als gebräuchlich hingestellt, aber doch wohl nach schneidern und dergl. von ihm gebildet). Über auffällige Formen und Wendungen der Sprache Kants s. liartensti-in in seiner Kantau-sgabt- 1 besitiun sich 8. XX f. Ich füge zu seinen Anfühningen den Ausdruck „(das Frauenzimmer] — selbst- K. VllI S. 29 und verweise auf dessen Belüge im Grimmschen Wörterbuch Bezzenberger: Die 256 sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants. „Das experimentale (technische) Mittel der Bildung der Tugend Exempel zum Guten Angabe „Was an dem Lehrer" oder Bösen) dort statt beti'ifft" usw. Anmerkung versehen: „Beispiel, für Exempel Ausgabe aber 1. ein deutsches ihm gleichbedeutend braucht, als Woran Bedeutung. In der Exempel Beispiel gebraucht und ein ist hier Wort, was man gemeiniglich mit diesem nicht von einerlei als unter und bloß enthalten vorgestellt, Hiagegen das Beispiel dem Allgemeinen nach ist hingeworfen, sondern wie alle ist , die also nicht abgeschlossenen Leistungen eines Genies und zwar mit dem Aufwände von Mühe erarbeitet sind, der dichterischen Sprache befangen machte (RS. nur das Begriffen (abstractum) theoretische DarsteUiuig eines Begriffs". Suchen imd Überlegen ergab Kants glänzende Definitionen — Dies mühelos mühsam der ihn in der Beur- TU 1 S. 355, 2 S. 94). ihn dies sorgfältige Prüfen jedes Ausdrucks zu der für ihn leitete minder wichtigen Betrachtung des Worts Merkmals eines Aus- eines Das Exempel von einer praktischen Regel, insofern diese die TunUchkeit Besondere (concretum), Zugleich aber nach seiner ist Exempel nehmen und zur Yerständiichkeit oder Untunlichkeit einer Handlung vorstellt. teilung (es sei „Exempel" mit folgender drucks ein Beispiel anführen, sind ganz verschiedene Begriffe. ein besonderer Fall gute das ist Exempels aber die Kraft des als geschriebenen oder gesprochenen Begriffs. Allein nicht nur durch die eigne Arbeit, also von innen heraus scheint mir auch durch einen äußeren sein Interesse für die Sprache erweckt zu sein, sondern Man kennt Kants Einfluß. Selbständigkeit, Kraus' freimdschaftliches Yerhältnis zu Kraus, seine außergewöhnliche seiner sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkte; Sprachkunde man weiß den Zigeunerstudien Kraus' lebhaften Anteil nahm. und Dr. Biester und schreibt Chr. Kraus J. S. 231 in Kants Schrift (1788, K. Yin Zeit berühren Kraus S. (J. , jetzt Voigt a. (J. Da nun 213, 229). Über den Gebrauch 1601) sich läßt. Freilich 1) aber zu nahe, wenn ist Größe daß Kant an „Meine Fi'eunde Voigt, die Prof. Kant Das Leben des Professor Aulierungen über die Zigeuner teleologischer Prinzipien in der Philosophie EJraus" aus etwa dei-selben so dürfte in diesem Punkte eine Beein- eng mit einem Briefe 0. S. 2 11 ff.), flussung Kants durch Kraus wohl nicht zu bezweifeln sein, also nicht kennt die noch imablässig, ich soU doch fortmachen 1788 1787 oder vgl. S. endlich, man Aufsatz [über die Zigeimer] in die Monats.scbrift lieber einen eher je je liefern" mich auch drillen und man und man tritt Kant ihn auch sonst bisweilen von Kraus abhängig sein nur bisweilen, denn man wird diese Abhängigkeit nur da vermuten Hier erklärt er sie für indisches Volk, in den Vorlesungen über physische Geographie er geneigt, sie aus Agj'pten abstammen zu lassen (RS. VT S. 752). Bezzenberger: Die wo dürfen, rcalistisch-rationaJcu die mündeten Kants wo anderen Worten, bracht sah. Süvern (vgl. sich 257 sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants. in Wege Kraus' in die spekulativen Bahnen Kraus' vermischten Schriften III Kant durch Kraus" ilittel S. VIT), mit seinen Problemen näher ge- Namentlich wird man die Spuren dieser Abhängigkeit also auf dem anthropologischen Gebiete zu erwarten haben, und da nun Kant in der Anthropologie besondei-s Bestätigung auf sprachliche Dinge eingeht, so glaube ich hierin eine oft Envartung sehen dieser Jahre 1775 hat Kant die z\i Frage nach dürfen. Aber der Urheimat nicht nur hierin. der Menschen Im prinzipiell ebenso beantwortet, wie die engere Frage nach den ürsitzen der Indo- bereits gerraanen neuerdings beantwortet ist (K. VIII 101 Anm.), jedoch mit S. dem Unter- schiede, daß er sich dabei nur von naturgeschichtlichen Gesichtspunkten hat leiten lassen. Gewiß kann ' diese Beschränkung als eine beabsichtigte angesehen werden. aber den Hintergnind solcher Probleme und die Kontroversen, man Berücksichtigt zu denen Kant durch seine Behandlung der Racenfrage Stellung nahm, so wird man mir auch nicht Unrecht geben können, den die Wissenschaften, Tornehmlich die wenn ich annehme, daß er des „Vorteils, Geschichte der Völkerwanderungen, alte aus der noch unvermengten Sprache eines uralten, in jetzt einem engen Bezirk eingeschränkten und gleichsam isolierten Völkerstammes, ziehen können" (in der erst ,,Nachschrift"), an Kraus' Schriften IH später sich vom Nutzen Satz ist als und zwar im Anschluß „Heuristik" betrachtet die heutige Sprachwissenschaft Wie Kant die Unzulänglichkeit vieler nimmt. „Glottologie" (Vermischte S. 51). allmählich Erworbenes, sieht im stellung bewußt geworden der Reden Wörter an. Sie räumt auch sie und erkennt daß zwischen Vor- ein, und Ausdruck eine Anomalie bestehen kann, wie Aber die Sprache als etwas ein Sprechen nach Begriffen sie Kant zuweilen an- unterscheidet sich von ihm grundsätzlich, indem ihr die ge- und die lautlichen Gesetze der Sprachen als höchste während Kant, dessen Leben schon auf der Neige war, als .1. Grimm und Bopp ihre ersten Worte lallten, die Sprache nach der Durchschnittsweise seiner Zeit behandelte, d. h. der Zeit, der zwar die Fackel Leibnitz' schichtliche Überlieferung Normen gelten, vorleuchtetc, der zwar Männer wie Ten Kate und Morhof richtige etymologische gegeben hatten, die aber Voltaires voriautem Kavalici-schera über Beachtung tlen Unwert der Vokale und die Geringwertigkeit der Konsonanten eines Beifall den Sprachzergliedorung scht-nkto, und in welcher Hemstcrhuis' (Jesichtspunkte Kuhnken, Kants Schulfreundes, gefunden I) hat. Vgl. Haraili Mitt.'ilungcn >lor aiithmiMilnpschon (losdlsi Imft in Wien II (1872) S. 17 Ü.'>. Bezzenberger: Die 258 Wie sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants. im Durchschnitt betrachtet wurde, wird sehr hübseh die Sprache damals durch ein Wort Kants selbst veranschaulicht und zwar wohl das einzige, von ihrem Leben einen allgemeinen Ausdruck Vorstellung seiner Eigensinn der Sprache" (1758; K. VII 2 S. 422, 423). Unleugbar ist gibt: das ,,der dieser Aus- druck weder ohne eine gewisse Originalität, noch ohne eine gewisse Berechtigung, denn es oder Fehler Wir zeigen Intum einen Eigensinn der ihn selbst in den Fällen festhalten, weil , oder vielmehr Sprache, der in denen wir einen erwiesenen wir lieber naiv, als scheinen pedantisch die eingebüi-gerten sprachlichen Fehler zahllos sind, stehen Aber obgleich wollen. sie der Tat in gibt Sprechenden. doch den Fällen der gesetzmäßigen Spracheutwickluug weit nach, und wir zum Maßstabe dürfen den Eigensinn der Sprache schon deshalb nicht handlung machen. Wir dürfen Norm keine wissenschaftliche es aber ihrer Be- auch nicht, weil der Eigensinn überhaupt denn sein kann, und wandelbar er ist individuell dem Urteil über Schön und Betrachten wir nun Kants sprachliche Äußerungen selbst! Sie zerfallen in wie die Kaprizen der Mode, die zwar nicht nach Unschön aber ihm gleichwohl unterliegt. fragt, zwei Gruppen, nämUch solche, die sich 1. der sprachlichen Empirie solche, in welchen Kant einen sprachgeschichtlichen, oder nicht entfernen, und etymologischen Standpunkt 2. vom Boden einnimmt. Zu der ersten Gnippe rechne ich die folgenden Stellen. 1. „Das deutsche Wort vermessen überschlagen vergißt, große Ansprüche und 2. als ist ein gutes welchem man das Längenmaß Ein Urteil, bei bedeutungsvolles Wort. seiner Kräfte (des Verstandes) zu kann bisweilen sehr demütig klingen, und macht doch ist doch sehr vermessen" (1790: K. II 2 S. 259 Anm.). „Es gibt mehrere Worte, die im Singulari gebraucht einen anderen Sinn haben, wenn man sie im Plurali braucht; sie sind alsdann im Singulari in formaler, im Pluraü in materialer Bedeutung zu nehmen: diese sind Einheit, Vollkommenheit, Wahrheit, Möglichkeit" usw. (frühestens 1788, spätestens 1791; ES. XI 3. „In deutscher Schreibart werden unter dem Wort Älteren 1 S. 271). seniores, unter den Eiteren aber parentes verstanden, welches im Sprachlaut nicht zu imterscheiden, dem Sinne nach 4. „Wie aber sehr unterschieden ist" (1797; K. III 3 ist es aber zugegangen, daß die wechselseitige den alten klassischen Sprachen durch Du^, also unitarisch, von verschiedenen, vornämMch germanischen Völkern, bezeichnet 2 worden? die 130 Anm.). Anrede, welche in ausgedrückt wurde, phu'alistisch , durch Ihr Deutschen noch zwei eine größere Auszeichnung der 1. Ausgabe: Ich und Du. In der 1. Ausgabe: Ihr und Sie umgewandelt. 1) In 2) wozu S. der man der mit Person, Er und spricht, andeutende nämlich den Ausdrücke, des zu Vollendung aller worauf endlich, erfunden liaben; des Sie' 259 sprachwissenschaftlichen ÄuOorangen Kants. Bezzenberger: Die dem Angeredeton und Ungereimtheiten, der vorgeblichen Demütigung unter Er- hebung des anderen über sich, statt der Person das Abstraktum der Qualität des Standes des Angeredeten (Ew. Gnaden . . . ) . in 5. — Gebrauch gekommen. vermutlich durch das Feudalwesen" usw. (1798; RS. VII 2 Alles S. 16). ,Wie mag es doch gekommen sein, daß vornehmlich die neueren Sprachen das ästhetische Beurteilungsvermögen mit einem Ausdruck (gustus, sapor), der und bloß auf ein gewisses Sinnenwerkzeug (das Innere des Mundes) scheidung sowohl als die Es zeichnet haben?« ist Wahl genießbarer Dinge durch keine Lage, Genüsse so lange fortgesetzt und so können, 6. — als eine gute „Es eine ist brauchs), daß sich die ob es mehr müßten sich wo Sinnlichkeit und Verstand in einem oft mit "Wohlgefallen wiederholt werden Mahlzeit in guter Gesellschaft" usw. (1798; ebenda Sonderbarkeit des deutschen Sprachgebrauchs Anhänger un.serer Religion Christen nennen, Christianer nennen.^ — Aber dieser Name würde Sektenname angesehen werden, von Leuten, denen man kann: welches in Ansehung der Christen ausgesprochen werden soUte. Gegen den kann man Aber diese . . . nicht statt findet. Rezen.sent in der Halleschen gel. Zeitung, daß der Von S. 159). (oder Mißgleich als einen Christus gäbe und jeder Gläubige ein Christus wäre. als gottheit, nicht die Unter- dasselbe hinweist, be- Sie wie ein sofort viel Übles nachsagen — So verlangte ein Name Jehovah durch Jahwoh Veränderung würde eine bloße National- den Herrn der "Welt zu bezeichnen scheinen" (1798; RS. X S.303). Äußerungen ist sprachwissenschaftlich nichts einzuwenden. diese folgenden dagegen, welche die bezeichnete Gruppe zweite bilden, nur eine einzige unbeanstandet lassen. Vernunft (179H). Aus: Die Uelisioii innerhalb der (irenzeii der Idoßcn das Land der d. i. Mongolen nennen Tibet Tangut-Chadzar, 1. „Die lebenden Zelten unter Wüsten in als Häuserbewohner, um diese von sich diesem aus und Chadzaren, der Name der woraus Nomaden zu unterscheiden, Glauben (der tibetanischen dem jene weil ist; ent-sprungen der der Ketzer auch wohl von der mit dem Manichäism übereinstimmt, vielleicht Lama.s), der Herabsetzung It-tztern noch einen mittleren, zur Mäßigung 1) In der 1. Aitsgabe: die des Er des Angeredeten, aasgedacht.'n Ausdruck, nämlich den Walimehmungen in den mdogonnan. Vgl. Bechtel, (her die Bez.eichnunjren der sinnlichen . . . 2) Sprachen 8. 29 ff. 3) Vgl. , das , Grimmsehe Wörterbuch: „Christ verwenden wir nhd. , s.d.r ,, auch , ungeschickt , für christianus."' i:* sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants. Bezzenberger: Die 260 daher seinen Ursprung nimmt, anhänglich waren, nnd ihn bei ihren Einbrüchen hindurch die Namen in Europa verbreiteten; daher auch eine geraume Zeit Haeretici und Manichaei S. — 129 Anm.). Macht und der in Zeit, einer in im Abendlande „Sonderbar 2. Benennung Ende daß es, ist dem aber von sind (diese X. also doch Ausg.) befürwortete Erklärung 2. gegeben. Aus: Das weiter Chazaren der (RS. Jahrhimdert auf, Hierdurch wird die heute übliche, übrigens verbreitete. Hand die 12. der sich aber die Sekte der Kad^agoi in schon von Adelung (Grammat.-krit. Wörterbuch von Ketzer an im erst Einfluß wohl gemeint) bereits gebrochen war, (Cathari) im Gebrauch waren" gleichbedeutend als Der Name Ketzer kam (1795). deutschen Sprache, Urwesen dieser beiden Dinge Sprache zweier weit von einander, noch die der Sitze aller entfernten Länder in der guten Prinzips und des bösen Prinzips, [des Ormuzd und Ahriman] deutsch ist. Ich erinnere mich bei Sonnerat gelesen zu haben, daß in Ava (dem Lande der Burachmanen) das gute Prinzip Godeman dem Namen Darin s Codomannus auch zu liegen scheint) genannt werde'; und da das Wort Arihman mit dem arge Mann sehr gleich lautet, und das jetzige Persische eine Menge ursprünglich deutscher Wörter entWort (welches mag hält, so in es eine Aufgabe für den Altertiunsforscher Völker nachzugehen" erwähnt die (RS. VII 1 S. weiter unten angeführte von poltron Ähnlichkeiten zwischen S. Ahriman als vor Kant bemerkt Ahriman durch arge (s. XI 2 S. 195 der Nachtisch -Unterhaltung dem Persischen und dem Deutschen waren schon z. B. Benfey, Äharman, (mittelpers. Geschichte Mann ist kein Wort zu — von Kant selbst die Vermutung wagen zu dürfen, daß damit Buddha gemeint 1) ist (vgl. ersonnen Sommona Cadam Sonnerat, Reise nach RS. VI der ersten Weltalter Einen an, welcher 2) Godeman Über diesen wieder auf die Erde avest. Über Gotamo S. 709 wissen, ob Godeman (sanskr. Begriff Kraus, Vermischte Schriften III S. 52. d.i. Gotamo). zween noch übrigen [noch sollen einst Indessen beten heißt." glaubeich Gautama) = pali Samano und Barmanen] bringen. Erklänmg die anrö mainyus) Man möchte nur Ostindien und China II S. 39; „Die nicht verkörperten vornehmsten Götter der Peguaner Sprachwissenschaft Über s steht; ist. päli der S. 56). verlieren. — wie es scheint HI dessen h für sie Zeiten Schubert RS. (Arihman, Ariman) und die Beispiele 242; vgl. auch Kraus, Vermischte Schriften von auch an dem Leitfaden Ihre Veröffentlichung zeigt aber, daß sie ernsthaft gemeint waren. Kants. lange — 413 Anm.). vorstehende Erklärung von sein, der jetzigen Religionsbegriffe mancher dem Ursprünge der Sprachverwantschaft^ sie die glücklichen eigentlich nur Bezzenberger: Die Zum Aus: „Vielleicht* 3. sich läßt 261 spracbwissenschaftlicheii Äußerungen Kants. Frieden (1795). cwltfi'u auch die uralte, obzwar nie recht bekannt ge- wordene Gemeinschaft Europens mit Tibet aus dem, was uns Hesychius hievon aufbehalten nämlich dem Zuruf Kov^ Ofina^ ... des Hierophanten hat, Eleusinischen Geheimnissen erklären S. 447 Denn nach u. f.*). den Griechen wie leicht Pah-cio hat. (ib. p. .52), Teil 5. Concioa bedeutet das W(irt mitKonx den in Anachai-sis, jiinj^'eren Gott, welches pax ausgesprochen werden konnte, promulgator durch die ganze Natur verteilte Gottheit die legis, Reise des Ueorgii Alph. Tib. welches eine auffallende Ähnlichkeit von (s. . . Om . aber, welches La Croze durch benedictus, gesegnet, übei-setzt, kann auf die Gottheit angewandt, wohl nichts anderes als den Seliggepriesenen bedeuten, p. 507. Da nun P. Franz Horatius von den Tibetanischen Lhamas, die er oft befragte, was sie unter Gott verständen, (Concioa) das höchste Antwort bekam: die 'es ist wird jenes geheimnisvolle Wort, so (Konx), heilige verbreitete den jederzeit Heiligen' aller und weise (Pax), (Om) selige Wesen (die personifizierte griechischen Mysterien gebraucht, Natur) die Versammlung Konx Ompax, wohl durch die Welt bedeuten sollen, überall und im Gegensatz mit dem Polytheism des Volks angedeutet haben" usw. (KS. VII S. 255 Anm.). Aglaophamus (s. — in wohl den Monotheism für die Epopten, 1 Ich verweise auf Lobecks Behandlung-' der betr. Hesych- Glosse Ihr S. 775ff. zufolge liest man heute: y.öyS- öi^oiiog nä^ usw. M. Schmidts große Hesych -Ausgabe). Metaphysik der Sitten Aus: 4. „Wie das Wort Tugend von taugen, nichts taugen." In der IL Ausgabe (1803) geändert von taugen herkommt, so bedeutet zu nichts taugen'' (K. III3 S. 224). Untugend „üa.s jetzt (1797). stammt Untugend von zu in: „Wie das Wort Tugend der Etymologie nach soviel als — Selbstverständlich vollkommen einwandfrei. Aus der Anthropolot^ie 5. so (1798). deutsch gewordene Wort Hexe kommt von den Anfangs- worten der Meßformol bei Einweihung der Hostie her, welche dur (iläubige mit 1) Bei dem Folgenden für diu älteste Geschichte 2) hl der fällig 2. Das Zitat zu berücksichtigen, daß Kaut Tibet eine sehr große Bedeutung ist beimaß bezieht sich .\uflage derselben V (K.S. VI auf die S. 509). 1. Auflage von Biesters deutscher Übersetzung (17iH). Anm. ist die nachfolgende Vermutimg Kants bei- (1799) S. 446 emäbnt. :») AVilford, gegen den (Asiat Resoarchos V |1799] S. 300) Lobeck sich richtet, erwiihnt sie offenbar auch nicht gekannt, denn er sagt: „These mysteriou« Kants Erklärung nicht und hat words havo been considorod hithertu as inexpllcable." Bezzenberger: Die 262 Augen leiblichen Augen selben aber mit geistigen Denn wird. wo hoc corpus sprechen hocuspocus machen in den rechten aus frommer Scheu, vermutlich den Leib eines Menschen zu sehen verbunden als Wörter hoc est haben zuerst das Wort corpus hinzugetan, die est nach Aussprechtmg der- Scheibe Brot sieht, kleine eine als sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants. verändert wurde; Namen zu nennen und zu pro- fanieren: wie es Abergläubische bei unnatürlichen Gegenständen zu tun pflegen, um von Hokuspokus hoc est corpus, aus Hexe, von Erklärung durch die zu. älteren die Die Herleitung richtig vielleicht die Adelung a.a.O. (1796) „dem berühmten TiUotson'" obige — daran nicht zu vergreifen" (RS. VII 2 S.41 Anm.). sich schreibt ist, Dagegen scheint Formen widerlegt wird, das unbesti'eitbare Eigentum Kants zu sein die Wortes dieses das Grimmsche (vgl. Wörterbuch). „Man 6. nur das heißt, hat neuerlich zwischen — letztere. ahnen und ahnden einen UnterWort und es bleibt Es ahndet mir soviel als gedenken. etwas allein das erstere ist kein deutsches machen wollen; schied ahnden bedeutet schwebt etwas meiner Erinnerung dunkel vor; es ihm im Bösen gedenken deutet jemandes Tat derselbe Begriff, aber anders gewandt" (RS. ahnen läßt zwar sich mhd. anden Zorn „seinen nur ist uns rügen"), und der Kluge, da jenes doch Unterschied von aber begriffliche ist zwei abweichende ganz „ahnen, (anadon, ist ahnen nicht zu „In Weigand anerkannt. Unterschied zwischen ahnen und ahnden für be- immer ist (anen althochdeutsch geschichtlich begründet erscheint, so der Gebrauch häufigen Es 88 Anm.). S. bereits verwerfen und wird mit Recht von Grimm, allem Fall 2 ahnden, auslassen, etwas ahnden sie bestrafen). i. Mittelhochdeutsche ins bis schon im Mittelhochdeutschen vorkam, ahnen und ahnden VE während ahnden voraussehen") verfolgen, (d. Bedeutungen seit jetzt ihrem beinahe unerläßlich" (Grimmsches Wörterbuch imter ahnen). 7. „Das Wort poltron (von pollex truncatus hergenommen) wurde im späteren der (RS. Vn ersah mit Lateinischen den sich Daumen — 2 S. 176 Anm.). ich, daß bereits truncus erkannt" murcus Aus 1) ou origines Gestorben 1694 in den Krieg ziehen zu dürfen" Wörterbuch 3. Ausgabe I S. 328 „poltrone eine Abkürzung aus pollice sich die damit auf Menages Dictionaire etymo- de la langue fran^oise als in „Aber schon Menage", fügt Diez hinzu, „fand Abkürzung zu stark" und bezieht logique nicht Diez' Etymol. Salmasius habe. und bedeutete einen Menschen, gegeben, um abhackt, (2. Erzbischof von Canterbury. Aufl. 1694). Durch dies Werk Bezzenberger: Die nun aber erfuhr ich daß dieselbe EtA'mologie außer von anderen auch weiter, von „Vossius, dans son Etymoiogique, au mot der Tat heißt es hier (Ausgabe von et quos nomen Man wird accepissc". zugrunde Stelle diese gekommen, die „Es 8. Gehen an im Schmerz] freiliegenden — findet sich schon in Chr. S. 178). 357: „hallucinor, id videndo est, impingo vel est, in Ac Satze Kants ist einzuschalten. wenn man im so wie das Fluchen, Straßenstein großen Zehe, davon der (mit das vielmehr ein Ausbruch des Zorns" usw. stößt, Die Erklärung von hallucinari, die Kant hier im Auge VII 2 digitus, wenn man dem obigen nicht fehl gehen, (RS. S. ne militarent. ... sibi praecidissent, Bemerkung über murcus im späteren Latein [das Schreien einen und sei, „Posteriores Latini murcos, denn ohne ihre Anregung wäre er wohl nicht dazu legt, hat, (1613) murcus" gegeben 332): S. ac Galli Poltrons vocant, ab hac poilicum truncatione Itaii hallucinari hergenommen) VN'ort id 1662 murcidos, dixere eos, qui pollicem satis verisimile est, 263 sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants. Becmans De ab hallux, hallus, hallum: ab &l,Xea9ai illido a luce aberro" fallor, originibus linguae latinae ed. innov. aut (vgl. id . . est, . maximus pedis aliud alucinor, est R. Stephanus Thesaurus 1. Viel- 1.). verdankte sie Kant aber nicht diesem Werke, sondern etvva Ger. Vossius' leicht Et}-mologicon, auf das wir eben als auf eine mutmaßliche Quelle Kants geführt wurden. eigentlich sollte weil der Ton, läßt, er könne oder Drohen), wohl grob nicht Dreistigkeit aber zweite das geschrieben Ebenso schreibt man liederlich für lüderlich, sein. erste einen leichtfertigen, da.s gutmütigen, Behauptung man sollte eigentlich her" (K.\ail In keinen einen jeden verworfenen, der Pädagogik in der Herlcitung t liederlich schweifend" (vgl. anderen — 179 Anm.). anekehiden Der Ausdruck gegeben: (1803) dräust schreiben, denn S. ersten „Dreist kommt von dräuen, drohen es S. 240). von dreist. Vorgänger zu haben; sächsische Luder auch ist da mutwilligen, sonst nicht unbrauchbaren und Menschen (vom Wort Luder) bedeutet" (RS. VII 2 h r 1 s t i , „sorglos, Dreistigkeit von dräuen scheint Kant ist mittelniederdeutsche leicht, angenommen ein richtig leichtfertig", hatte und niclit, sie d rI s dadurch Luderleben führen) getreten war. schon bei Stieler, 1691). Vgl. in denn dreist lüderlich t. nachdem lich als Ableitung dieses Wortes betrachtet und (so Dräustigkeit (von auch die iliene eines solchen Menschen andere besorgen auch doch Wort [Dreistigkeit] werden, Dräuen oder von Vossius unter alucinari, jedoch nicht zustimmend, erwähnt. Sie ist „Dieses 9. dies die begriffliche das alt- entstand aus ist Bedeutung „aus- Berührung mit Infolgedessen wurde lieder- demgemäß lüderlich geschrieben das Grimmsche Wörterbuch. sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants. Bezzenberger: Die 264 „Das Wort Schmeichler hat wohl uranf anglich Schmiegler heißen 10. und sollen (einen, der sich schmiegt selbst biegt), um durch seinen Hochmut, nach Belieben zu (eigentlich sollte es Häuchler einen einbilderischen Mächtigen, leiten; so wie das Wort Heuchler geschrieben werden) einen, seine fromme Demut vor einem vielvermögenden Geistlichen durch in seine Rede gemischte Stoßseufzer — vorspiegelnden Betrüger hat bedeuten sollen" VH (RS. 2 S. In beiden Erklärungen hatte Kant einen Vorgänger bereits in „Es gibt Männer . . wie der Holländer es nennt, die ein . Vn2 8.230). wahn- in wahnschaffen ist Wahn, im Traume, (gleichsam im — Diese Deutung scheint selbständig war aber schon 1798 nicht mehr zeitgemäß, sein, buch, die von Pocken zerrissenes und groteskes, oder, wanschapenes gedachtes) Gesicht haben" (RS. zu — Nur Beide sind heute aufgegeben. zweite wäre lautlich möglich. 11. 197 Anm.). Stieler. s. das Adelungsche Wörter- bekanntlich das alte Adjektiv wan „mangelnd, mangelhaft". „Der Schimjjfname 12. seine la canaille du peuple hat wahrscheinlicherweise Abstammung von canalicola, einem am Kanal im alten Rom und hin her gehenden und beschäftigte Leute foppenden Haufen Müßiggänger (cavillator et ridicularius, vid. Plautus Curcul.)" (RS. kannte bereits Menage Canaille auf canis für VH 2 S. erklärte aber mit 0., a. a. 247 Anm.). — Diese Erklärung Recht die Zurückfühnmg von zweifellos. Aus: Der Streit der Fakultäten (1798). „Heidentum 13. (Paganismus) ist, der Worterklärung nach, der religiöse Aberglaube des Volks in Wäldern (Heiden)" (RS. klärung trifft zusammen mit der nach Adelung Heide („von Heide, Ableitung des Wortes der göttischen Deutschen ihren richten pflegten"). „paganus", Adelung beiden alt „wo S. 305 Anm.). — (daher Diese Er- von Schilter angenonimenen Hain, ein Wald, weil die abin den Wäldern zu ver- selbst hat aber bereits richtig gesehen, daß Heide Heiden-tum), Verdeutschung von paganus i)liysisclie ist. Oeographie aber Kant diese Vorträge schon mehrere Jahre nicht gehalten hatte"). „Das Elendtier (oder 14. X 0. Götzendienst vornehmlich Aus den Vorlesungen über (erschienen 1802, a. richtiger Ellentier)" (RS. VI S. 628). — Vgl. Bock, Versuch einer wirtschaftlichen Naturgeschiche von dem Königreich Ost- und Westpreußen IV Name deutsche imgewiß . . . S. 95 (Königsberg 1784): (welcher „Warum ihm [dem Elendtier] der auch Ellent geschrieben wird) beigeleget worden, Nach Wigands Angabe ist der Name von dem ist sclavonischen und Bezzenberger: Die Worte Jelen oder Gelen, polnischen es Ähnlichkeit hat, Elen, einen Hirsch bedeutet, so Nach herzuleiten. Elend oder Ellent, als mung 265 sprachwissenschaftlichen ÄuBerungen Kanu. schreiben.'- zu dieser Erklärung ausdrücken. mit welchem müßte man richtiger dieser Ableitung Kant seine Zustim- Vielleicht wollte Vielleicht wollte er aber die Verbindung Ton Elen mit mhd. eilen „Mut, Mannheit" gutheißen, denn Adelung das Elend) übersetzt (unter Stärke in den Beinen ist „Man 15. Wort kommt aus dem Englischen wo auch Dresskanimer, der Ort, kammer)" dresser — (K. A'^III S. 223). dressieren. von to dress, kleiden. her, die Prediger sich umkleiden, Daher und nicht Trost- Abgesehen davon, daß dressieren das Dresskammeri ist ist, 0. (erschienen 1803). Hunde, Pferde, man kann auch Menschen dressiert a. außerordentlich". Aus der Pädagogik (Dies a. und Kant sagt vom Elen: „Seine dies mit „Stärke", das alte franz. treskamer, althochdeutsch trisa- chamara, trescamere „Schatzkammer" (zusammengesetzt mit treso, triso aus tr6sor, thesaurus), später Schatzkammer der Kirche, Sakristei imd als solche in Trostkammer (Graff, gedeutet (Zeitschrift Mnd. Wörterbuch IV nicht freigehalten Blätter Sprachforschung! Daß S. 612). S. 437 f. sich S. 402) oder und Lübben, auch Ostpreußen von dieser Umdeutung vermuten. Hennigs In das Kant gewiß gekannt hat, (Königsberg 1785), Tröstkammer um- S. 21f., vgl. Schiller Bemerkung Mühlings, Neue eine läßt hat, VII F. a. Ahd. Sprachschatz IV vergl. f. ist preuß. Provinz.- Preußischem Wörterbuch bereits obige richtige die Erklärung angenommen. Auf einem Momoripii/.cttel 16. „Das Wort Fußstapfen S. 162). — Diese richtig, mindestens aber bücher lehren geschrieben: 2. falsch; es Entscheidung einer — — wie S. Z. 14 (1803). muß heißen Fußtappen" (RS. erwogenen Frage die wissenschaftlichen der reinen 523 oft In früheren einseitig. Kritik Auflage (1787) ist Jahren Vernunft, 1. ist XI 2 wahrscheinlich un- neuhochdeutschen Wörter- hat Kant selbst Auflage (1781) S. Fußstapfen 495 Z. 9 v. o., v. o. Die linguistischen Äußerungen Kants, die ich bemerkt habe, sind hiermit vorgeführt. Beinahe die Hälfte pologie, früher als höchstens 1) iiircr 17S8 Auf Kants Erklärung dieses Wortes Livlands, 2. Liofoning S. 20u verfaUcn. Gesamtzahl (10:22) läßt sicii keine ist auch entfällt auf die Anthro- von ihnen datieren, und keine (jutzeit, Worterscliatz der doutschon S|iracho Bezzen berger: 266 ist Die sprachwissenschaftlichen Äußerungen £ants. wissenschaftlich wertvoll. zeigt angesehen, wohl verständlich. begreiflich das, "Wie ich ia der Einleitimg zu diesem Aufsatz ge- zu haben hoffe, sind diese Tatsachen, vom biographischen Staudpunkte aus — und mehr als was ihm nebensächlich Aber auch das, wird scheint, sie eüt ihre allgemeine Beü-achtung wii-d sie naturgemäß finden. der Sti'ebende in der Achtlos gegen voUen KJraft seines Lebens erhobenen Hauptes seinen Zielen zu, aber der Alte zieht langsam seine Straße, seinen Füßen. und sein gesenkter Blick fällt auf die Kleinigkeiten der Erde vor XI ÜBER DESKRIPTIVE UND NORMATIVE ELEMENTE IM VERGELTUNGSBEGRIFF DES STRAFRECHTS Dr. jur. A. 0. EDUARD KOHLRAUSCH PBOFESSOR DER RKCIITK AN DER UMVERSITXt KÖNIGSBERG Die der letzten Strafrechtswissenschaft Jahre ist im Gegensatz zu der Wissenschaft des Privatrechts charaiiterisiert durch die wachsende Tendenz, die Bahnen ruhiger theoretischer Forschung zu verlassen und einen fragen Tendenz ist unmittelbaren Einfluß auf gewissen Grund- in den Gesetzgeber zu erstreben. Diese ebenso leicht zu erklären wie zu rechtfertigen: Der lebhafte Auf- schwung, den die strafrechtlichen Literessen und Studien während der letzten Jahrzehnte erfahren haben, bringt in Verbindung mit der nahen Aussicht drei auf ein neues Strafgesetzbuch die Neigung zu praktischer Durchsetzung des für Erkannten mit Notwendigkeit mit richtig Und sich. seine genügende Recht- fertigung findet dies Streben nach praktischem Einfluß in der gegen das Jahr 1870 durchaus voränderten Sachlage: Nicht mehr schaffender Rechtseinheit, sondern der schnell zu nach dem inhaltlich Besten steht jetzt das politische Interesse an mehr fachmännische Wunsch im Vordergrund. Heute sind gründlichste Erwägungen möglich und damit notwendig. In solchen Zeiten .spitzt sich auch der Kampf um gewisse Grundideen zu. Die Formulierungen werden präziser, aber auch der Ton der Auseinandersetzungen mitimter schärfer und nervöser, als es im Interesse der genannten praktischen Ziele liegt So erscheinen die Gegensätze häufig schroffer, als sie es in Wahr- heit sind. Von den Grundproblemen, um am die es sich dabei handelt, betrifft das wohl hartnäckigsten umstrittene die Frage, ob die staatliche Strafe die Aufgabe hat, Vergeltung zu üben, oder ob Zwecke zu erfüllen berufen sie ist neben dieser oder statt dieser Glücklicherweise zwar wartet ihre Lösiuig, sondern dringt unbekümmert um Seiten her zu praktischeren Einzeluntersuchungen irgendwelche man nicht auf deren Präjudizialität von allen und Einzehvünschcn vor. Aber Denn ihre nur allzuoft wird die Debatte auf jene Grundfrage zurückgeworfen. wegdisputiert nicht mag, sein es fundamentale Bedeutung kann, so bedauerlich werden. Hat das Strafrecht auf eine die Aufgabe, vorschauend mit .seinen spezifischen Mitteln Verminderung der Verbrechen hinzuwirken oder kann und soll es 270 Kohlrausch: Über lediglich rückwärts blickend deskriptive und normative Elemente usw. Genugtuung üben? be\Tußte Handlung oder aber eine reflektorische Ist die Strafverhängung zweck- Äußerung des gesellschaftlichen Organismus auf eine Leidzufügung hin? Zweckstrafe oder Vergeltungssti-afe? Mau hat die wesentliche Bedeutung des Gegensatzes geleugnet imd ironisch gefragt, ob etwa der Arzt eingreife, weil der Patient ki-ank er Gewiß wäre solche Frage ebenso gesund wird? oder aber damit ist, töricht, wie jede andere Antithese, die auf der einen Seite die Vorstellung eines Erfolgs als Ursache, auf der andern den vorgestellten Erfolg als natürlich nur verschiedene Zweck einer Handlimg Anordnungen gleicher Dinge. Aber Das sind betont. die Übertragung jener Frage auf die uns beschäftigende, ob die Strafe lediglich Vergeltung sein oder gewisse Zwecke verfolgen solle, kunststück. Wir ist ein fragen nicht: Strafen wir, zu durchschauendes Fechter- leicht weü das Verbrechen a begangen oder aber: damit das Verbrechen a gesühnt werde? Tat nur eine terminologische. ist, Die Differenz wäre in der Der entscheidende Gegensatz vielmehr ist in die Fragen zu fassen: Strafen wir, weil das Verbrechen a begangen wurde, (bezw. um zu sühnen), oder aber: damit künftig ein Verbrechen h es Täter oder stellimg einem andern eine sachlich Ebenso deutlich wird Kant gestellte Fi'age — erhebliche die werde? nicht begangen ist, Schroffheit vorlegen: Müßte, eines Tages auflösen sollte, vorher — sei es vom Daß diese Gegenüber- kann nicht wohl bezweifelt werden. der Gegensätze, wenn noch der wenn wh' uns die — von die menschliche Gesellschaft sich letzte Verbrecher abgeurteilt werden oder nicht? Es ist begreiflich, daß in einer praktischen Zielen zustrebenden Zeit, wie der unsrigen, ein erhöhtes Interesse sich solchen Lehren zuwendet, die nicht nur und Möglichkeit praktischer Kompromisse betonen, sondern die Notwendigkeit von vornherein auch theoretisch einen Mittelweg zu gehen scheinen. Dies gilt heute von derjenigen Richtung, die unter den versöhnend auftretenden Lehren vermöge ihres Gedankenreichtums, der Tiefe und vielfach bestechenden Schönheit ihrer Darstellung w^eitaus in vorderster Linie steht: von der Strafrechtslehre Ihre scheinbar vermittelnde Bedeutung liegt darin, daß sie den Adolf Merkels. modernen Gedanken von der Gesetzmäßigkeit alles Geschehens einschließlich der menschlichen Handlungen akzeptiert, trotzdem aber angeblich daran die Strafe lediglich Vergeltung für begangene Übeltat sein festhält, daß soll. Gerade wegen der Sympathie, deren sich die Merkeische Lehre in weiteren Kreisen erfreut, und sie in die ist der Versuch, ihren wirklichen sachlichen Gehalt zu fixieren heute wesentlichen Gegensätze richtig einzureihen, für die Klärung des Streitstandes und damit für die Verständigung der Streitenden vielleicht von Kohlrausch: Über Hier Bedeutung. l)cscheiiienem er sei und normative Elemente usw. 271 mit Beschränkung auf eine bestimmte Frage und zu Zweck unternommen: es gilt nur, den Anhängern der Vergoltungs- höchst persönliche Stütze zu entziehen, auf deren Stärke strafe eine wirklich eine Stütze wäre, mit gutem Recht hinweisen könnten: eben Merkel hat tiefer und schöner Adolf Merkels. Strafe Vergeltung als sie, falls sie die Autorität irgend einer gezeigt, und sein wird, aber er hat in Wahrheit nichts dafür vorgebracht, daß sie Vergeltung sein soll. ilaß die L'ar deskriptive ist — Daß die Untersuchung darüber, was die Strafe war, was i'inem tiefgreifenden Gegensatz steht zu der Frage, geleugnet werden können. die erörtert, zweite aber und ist sie sein soll, Daß weiter Merkel lediglich die erste nur streift, gelegentlich sein wird, in daß wird nicht Frage eingehend insbesondere er den Gedanken der „gerechten Vergeltung" nur jener gegenüber betont, würde zwar Merkel selbst vielleicht nicht ausdrücklich zugegeben haben, läßt sich aber aus seinen mannigfachen Äußerungen zu dieser Frage enveiseu und aus seiner ganzen wissenschaftlichen Methode sehr wohl ein Blick auf die begreiflich machen. heute übliche Fragestellung, daß Drittens aber zeigt diese ganz anders lautet als das Problem, das Merkel sich vorgelegt: die heutige Tendenz zu gesetzgeberischer Durch.'ietzung gewisser Grundgedanken drängt von der theoretischen Fiage, wie wir uns die Existenz der Unrechtsfolgen zu erklären haben, zu der praktischen, wie wir die Strafe ausgestalten und den einzelnen Verbrechensformen anpassen sollen. Wer 1. nach dem 2. diese drei Tatsachen zugibt: die wesentliche Verschiedenheit der Frage nach dem die maßgebende Bedeutung), ualistLschen Erörterungen Frage nach dem 3. lediglich von der „ist'' „soll" der Erscheinimgen des Rechtslebens; die — die einerlei, für die Mehrheit der aus welchem Lager sie heutigen kommen krimi- — die „sein -sollenden" hat; Charakterisierung nach dem der Merkeischen Fragestellung „seienden", insbesondere über den die Charakterisierung seiner Vergeltungsgedanken im Strafrecht rungen des Geschehenden als als einer Frage Untersuchungen, bloße Konstatie- — wer also zugibt, daß die heute zumeist gestellte Frage eine andere ist als die von Merkel beantwortete, der kann sich der Folgerung nicht entziehen, daß er zur Unterstützung seiner vergeltenden Wünsche nicht Adulf Merkel ins Feld führen darf. Die drei hier hingestellten Behauptungen bedürfen noch einiger Erläuterung und Rechtfertigung. Kohlrausch: Über 272 und normative Elemente usw. deskriptive Unter den vielen unverlierbaren Wahrheiten, deren gefestigte Erkenntnis I. wir Kant verdanken, steht wohl in vorderer Linie der Satz, der das Grundmotiv seiner Yemunftkiitik bildet: daß unser ganzes Denken durchzogen von dem ist Gegensatz erklärender und bewertender Urteile, von dem Gegensatz von Aussagen über die Existenz und Bedingungen der Erscheinungen die Wert oder Unwert imter irgend einem Gesichtspunkt ihren einerseits, andrerseits. Daraus, daß ein Urteil für den Urteilenden psychologisch seinen zureichenden Grund noch nicht, daß hat, folgt es „wahr" ist, aus seiner subjektiven Notwendig- Und noch nicht seine objektive AUgemeingültigkeit. keit folgt sämtliche Triebfedern einer menschlichen Handlung nicht das geringste darüber au.sgemacht, ob damit, daß wir bloßgelegt haben, „gut" oder „schlecht" sie Erklärung psychologischen mit der ist Handlung einer So sei. wenig ein Urteil mit seiner psj^chologischen Erklärung logisch bewertet wenig noch ist ist, so ethische ihre Bewertung gegeben. Diesen Unterschied zu betonen, könnte die Und wer die eigenen erscheinen. trivial fast Literatur kennt, wird zugeben, daß sti-af rechtliche nicht es Wer aber unnützlich ist. und fremden Aussagen des täglichen Lebens aufmerksam prüft, wird ebenfalls wissen, daß die gegenseitige Verständigung häufig leichter wäre, wenn Nur jener Unterschied schärfer festgehalten würde. schreiten wir allzuoft im Leben vorschnell zu einer Katalogisierung wo der Handlungen unter den Schlagworten „gut" luid „böse", uns zunächst Werther aus, um „um von ihr Terständnis zu einer Sache Und was bös! die inneren Verhältnisse einer das ist das alles heißen? Handlung erforscht? wißt Dir warum mit Bestimmtheit die Ursachen zu entwickeln, will täten, ruft Goethes zu reden, gleich sprechen müßt: töricht, das ist klug, das ist gut, das ist Habt Uu- deswegen wir besser bemühen. „Daß Ihr Menschen", geschah, sie warum sie geschehen mußte?" Und wie in wissenschaftliche seines uns Werdens das kommt. Wenn sie jeden Maßstabes eines die Geschichtschreibung auf, Historie „Entwicklungsgedanke" dem die lediglich das Seiende und die — um z;i nur sein, nicht einmal immer in Gesetze denen darstellen wollen, allzuleicht Wertbeurteilungen hinein, bei Fehlen hörte fragt, Aussagen des täglichen Lebens schleichen sich auch die Untersuchungen, zum Bewußtsein nach dem sein-solleu der Erscheinimgen und wird zur Politik. Der moderne ein weiteres Beispiel heranzuziehen — , nach das Naturgeschehen ein Fortschreiten mittels Vererbung, Anpassung, Zucht- wahl usw. zu immer höheren Formen darstellen vollen Mangel, daß hier imvermittelt der soll, Begriff leidet des an dem verhängnis- (nicht nur Späteren, Über deskriptive und Koliliauseli: iiorniativo Kl(?nionte 273 usw. dem Komplizierteren, Formenreicheren, sondern) „Höheren" eingeführt wird in naiven Glauben, daß deskriptive Naturgeschichte jemals einen solchen Wertbegriff liefern könne. nun zwar Ist es so ab.strahicren, uiiinöi^licli, nel)en ist aus den Oesctzen des Geschehens Maßstäbe zu einer deskriptiven keineswegs übei-flüssig oder gar sinnlos. eine normative Betrachtung doch Die Objekte unsres Bewußtseins nicht nur unter der Kategorie des Seins, sondern auch unter der des Seinsollens anzuordnen, entspricht zwei höchst realen Funktionen unsres Denkens, von denen weggeleugnet worden darf, weil es schwer die letztere nicht deshalb ist, hier zu kommen. allgemein gültigen Resultaten zu Die Geschiohtschreibung, die das Gewordene an Wertniaßstäben prüft, wird, Hier wie oben gesagt, zur Politik. ist umgekehrt zu behaupten, daß jede Politik, die lediglich historisch begründet zu sein vorgibt, entweder zu wertlosen Ergeb- kommt, oder aber nissen Comte hinzuweisen, der die wofür es genüge, auf Geschichte vergewaltigt, aus allein dem Gewordenen und Seienden sollendes zu begründen unternimmt. Und jeder sogenannten deskriptiven Ethik zugrunde, in welchem Gewände auch auftreten mag. Wie eine rein ein Sein- der gleiche methodische Mangel liegt ])sychologische sie sonst Betrachtung niemals eine „Logik" ergibt, kann auch die genetische Darstellung der Gesetze unsres praktischen Verhaltens zwar eine Sittengeschichte, unmöglich aber eineu Kodex für unser ])raktisches Verhalten, eine „Ethik" liefern, obschon dies von namhaften Ethikern in Vergangenheit und Gegenwart behauptet wird. wir, um Auch hier bedürfen eine solche Sittengeschichte praktisch verwerten zu können, eines uns Geübte nun auch „Seinsollende" das Maß- aufzeigt. stabes, der Sollten wir ihn allgemeingi'ütig nicht finden können, so wäre die Aufgabe der das stets als Ethik unlösbar, nie aber wird ihr eine andere gestellt werden können. überhaupt ist so falsch alles verzeihen". und so unkritisch wie der Satz: — Nichts „Alles verstehen heißt Verschiedene Erscheinungen zu verzeihen setzt die Festlegung eines Wertmaßstabes voraus, der uns durch keine nur vei-stehen wollende Be- trachtung geliefert wird. Ob wir aber „verzeihen" durchaus nicht müßige Frage. sollen oder nicht, eine ist — Dieser Dualismus in inisrer geistigen Verarbeitung der Erscheinungen wird scheinbar noch verschärft, weini wir auf dem Standpunkt der Gesetzmäßigkeit alles Geschehens einschließlich des menschlichen Verhaltens stehen. Erscheinungen nach Naturgesetzen ablaufen, dazu, wie kommen Werte aufzustellen, eine menschliche Handlung zu nennen? Es ist Wenn wir Ifenschen ,,gut", alle dann die andre „böse" das Problem, dessen Kütselliaftigkeit Goethe dahin ausspricht: 18 274 Kohlrausch: Über deskriptive und normative Elemente usw. „Nach ewigen, ehernen, großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins Kreise Nur allein der Mensch vermag das Unmögliche; er unterscheidet, vollenden. Goethe sieht gerade darin „das Göttliche" in uns; andere wählet und richtet". lösen das Eätsel, indem und „zweckwidrig" sie auflösen. die Begriffe „gut" An dieser Stelle an; es genügt, das scheinbar „Unmögliche" und „böse" kommt stinunten Zwecken, Unser Handeln aber ein Faktor in selbst vollzieht sich nach be- wir uns vorsetzen, und diese wiederiun sind bedingt die Das durch die Fälligkeit, "Werturteile abzugeben. gischen Beschaffenheit Lösung nicht zu konstatieren. als wirklich „Wir" mit unsrem Drang zu Werturteilen sind eben jenem gesetzmäßigen Geschehen. „zweckmäßig" in es auf eine — in liegt uusrer damit können wir uns hier begnügen — psycholo- durch keine ; Anstrengung und Überlegung vermögen wir diese Eigenschaft, nach Wert- imd Zweckgesichtspunkten handeln, zu Und wir brauchen sie auch dem vorhin vorausgesetzten abzustreifen. deshalb töricht zu nennen, weil ja von nicht etwa Standpunkt aus auch unser Handeln ursächlich bedingt Zweckgesetz, nach Der gesetzes: in den dem wir handeln, nichts anderes als ist sind auch das und unser Eingreifen kausal bedingte Erscheinungen auffassen; ein- haben wir dennoch. aber Denn einmal die Kehrseite des Kausal- als spätere Historiker wird auch uns Zeitgenossen Gang der Geschichte gegriffen sei. und sodann wir uns unsrer kausalen Abhängigkeit nicht bewußt, Der Historiker wird nach der „Ursache" und dem „Erfolg" unsres Tätigwerdeus fi'agen, wir- nach unsrem selbst fragen „Motiv" und unsrem „Zweck", beide aber meinen wir in letzter Linie dasselbe. Dieser Unterschied zwischen den deskriptiven und den normativen Elementen unsrer Aussagen, zwischen ist dem Konstatieren imd dem Bewerten Der Kriminalist hat und zu zweitens erklären: den Atiologie erstens gesamten einerseits, der An beide ist die vorgelegte Das Kechtsgeschichte Handlung des Täters ist Handlung des Aufgabe der Täters, Kriminal- andrerseits. „richtig", d. h. rechtmäßig, uormgemäß, rechtswidrig, normwidrig sei, und wie er sich zu ihr verhalten „solle"; gewordene, seiende Recht „richtig" Das ihm einzelne Normenkomplex. sie „unrichtig", d. h. letzteren Falle etwas Gewordenes, kausal Bedingtes zu konstatieren die Erecheinungen legt er weiterhin seine Maßstäbe an, wenn er erstens fragt, ob die oder ob als des Gescliehens von Bedeutung. für die Strafrechtswissenschaft nach zwei Eichtiuigen sei und wenn er zweitens fragt, im ob das oder ob und wie er es abändern „soUe". Aufgabe der auslegenden Strafrechtsdogmatik und der Kriminal- politik, ohne daß aber beide hier ebenso scharf voneinander abgegi'enzt werden können wie dort Ki-iminalätiologie und Rechtsgeschichte; denn kriminalpolitische Kohlrausch: Übor ( iesichtspunkte sind nicht nur vom Gesetzgeber bei der kritischen Betrachtung des liergebrachten Normenkomplexes, sondern auch vom Richter der einzelnen normwidrigen Tat gegenüber zu beachten, insoweit nämlich Reciit im läßt, Sticiio 27o deskriptivo und normative Elemente usw. als das geschriebene wie bei der Bemessung der sein-solleuden Strafe innerhalb des gesetzlich zur Verfügung gestellten Strafrahmens. II. Die Stellung der hergebrachten Sti-afrechtswissenschaft zu diesen vier Disziplinen insofern eigenartig, ist — kenntnisobjekte — Erklärung und Bewertung konkrete Tat wurde lediglich — Norm Tat und als — sie nur gegenüber je je einem der beiden Ernach stellte, die jeweilig aiulere aber vernachlässigte. lediglich bewertet und Die Normenkomplex wurde der — seiner Entstehung und logischen Tragvveite nach — eine der beiden Fragen erklärt So waren Rechtsgeschichte und Strafrechtsdogmatik die Disziplinen, auf die sich das Interesse konzentrierte. Gerade die letzten Jahrzehnte haben den beiden vernachlässigten Disziplinen ihren Rang wieder Unser erobert. realistischer Werthers Ausruf sich gewendetes Denken erkannte den Mißstand, gegen den und richtet, der zu bewertenden Taten. sti-ebte zunächst nach genetischer Erklärung So entstand neben der Lehre vom AVert des Ver- Lehre von den Ursachen des Verbrechens mit ihren mannig- brechens die fachen Abzweigimgen. Und zu Beginn die dieser Auseinandersetzung gekennzeichnete Tendenz dahin, das genach praktischer Durchsetzimg gewisser Grundgedanken führte wordene und seiende Recht unter die Lupe der Kritik zu legen und es unter dem Gesichtswinkel des Sein-sollenden zu betrachten. Frage nach den Gründen und der Tragweite So erhob sich neben der des Rechts die Frage nach Wert des Rechts. Au das historisch gewordene Recht legen wir Menschen erkennung der Gesetzmäßigkeit dieses Werdens — — trotz dem der An„Wir'^ unsre Maßstäbe an. greifen in Menschen sind ja die Ge.-^etzgeber, „wir" schaffen die Normen, „wir" wir können aber Das ein. Normen der Werdens den Verlauf des gesetzmäßigen nicht nach dem Gesetz „beurteUen", Gegebene das wir indem als nicht anders, Gesetz, nach dem wir jede von Ui-sache und Wirkung, sondern nach demjenigen nnsrer Handlungen regeln: luich dem desetz irgend eines als wünschenswert erscheinenden Zwecks. Der Gesetzgeber kann zu uns führt, verlängern. in Er nicht lediglich die Linie, die aus der Vergangenheit gerader Richtung über den Tunkt, den die Gegenwart fn.i,'t, nl, die bisherige Richtung jon-r Lini.- richtig darstellt, ist. Dazu Kohlrausch: Über 276 deskriptive und normative Elemente usw. bedarf er eines Maßstabes, der unmöglich in dem historisch Gewordenen selbst, sondern nur außerhalb seiner liegen kann. Gebiet dieser letztgenannten Frage nun, der Fi-age nach Dem Kecht" — wie sie Stammler in seinen mindestens hin unwiderleglichen Untersuchungen genannt hat des Rechts Gegenwirkungen letzter Linie — der gehört die oben herangezogene Frage der Wir können zwar deskriptiv schildern, wie zu auslöste; sich wie jede einen dem „richtigen in der Problemstellung schlecht- Frage nach dem ^Yert „Vergeltung" an. Wirkung allen Zeiten jede anderen schädigende Handlung in schädigend gegen ihren eigenen Urheber zurückwandte; wie weiterhin das Verbrechen immer deutlicher als Schädigung nicht nur einer Einzel- person, sondern des sozialen Organismus empfiuideu ward, der sich leidzufügend gegen den Angreifer wandte. Wir können mm seinerseits konstatieren, daß im sozialen Leben jede Tat ihren Lohn empfängt, jede Übeltat „vergolten" wird; und wir können den Satz aufstellen, daß diese Reaktion gegen jede Aktion so sehr in der Natur der hier betrachteten Erscheinungen liegt, daß sie voraussichtlich nie verschwinden wird. Das alles Tatsächlichkeit schaftlich aber betrifft nicht die Frage, die wir heute ausgehend trennen sich die Gegner heute erst bei der ganz anderen Fragen. Die heutigen Erörterungen darüber, ob die Strafe „Vergeltimg" zustellen erstens: wie wir das Recht zu sti-afen sondern daß imd insbesondere wie wir suchen sei. Nicht daß wir strafen, sollen steht also zur Diskussion. nicht nur die Tatsache, daß, sondern auch Art und Maß, wie wir strafen sollen, begründen zu können meinen, während zwar das „daß", d. h. fest- daß die Anhänger der Vergeltimgsstrafe aus Streitstand ist dabei der, dem Vergeltungsgedankeu sti-afen sei, begründen können, und zweitens: welche Strafe dem einzelnen Verbrechen angemessen Der Von stellen. und Gesetzmäßigkeit einer Reaktion gegen das Verbrechen gemein- die Gegner die Möglichkeit einer Rechtfertigung der Strafe aus der Vergeltimgsidee, dahingestellt sein lassen, aufs lebhafteste aber die Möglichkeit bestreiten, aus der Vergeltungsidee heraus ein „wie", Strafe feststellen zu können. d. h. Art und Maß der Die Anhänger der Vergeltungsstrafe sehen danach in der Sti-afe einen Ausgleich, eine Paralysierimg des begangenen Verbrechens, imd fordern Gleichsetzung der Sti-afe schuldhaften Tat. mit den rechtsschädlichen Wirkimgen der Die Gegner leugnen die Aufstellbarkeit einer solchen Gleichung zwischen zwei inkommensurablen Größen imd fordern Anpassung der Strafe an den Zweck, der künftigen Begehung von Verbrechen entgegenzuwirken. m. Prüfen wü- von dem zu I aufgestellten Gesichtspunkt aus die Ver- geltimgslehre, wie sie bei Adolf Merkel auftritt, so ergibt sich, daß seine Unter- suchungen das unter II skizzierte Problem überhaupt kaum berühren. Kohl rausch: Über Die Fragen, dif iiiii es sich 277 und nomiativo Eloinento usw. doükriptive «iben hei Gegenüberstellung deskriptiver clor nornmtiver Elemente unserer Aussagen handelte, lauteten: iinil 1. 2. a) Wie ist 1)) Wie soll es fortgebildet werden? a) Wie ist Ii) Wie soll sich das Hecht ihr gegenüber verhalten? Wahrend mals allein geworden und das Recht Handlung des die konkrete welches Tiitei-s ist sein Inlialt? geworden? die kritische Philosophie uns lehrt, daß die Fragen aus zu der a) unter gegebenen Antwort gelöst werden können, nie- h) ist für Merkels Methode charakteristisch, daß er gerade eine solche Ableitung für die korrekte und fnichtliriii^aMido ankommt, tritt dabei zwar in keinen inneren allein hier Es Das zweite Problem, auf das es uns hiilt. Zusammenhang zu dem aber hier gleichzeitig auf beide hingewiesen, einmal sei um ei-sten. zu zeigen, daß der hier behauptete Standpunkt Merkeis in der Vergeltungsfrage kein zufälliger ist, sondern seiner sonstigen Forschungsweise durchaus entspricht, sodann weil Merkel nur der ersten Fragengruppe gegenüber seinen Standpunkt ausdrücklich dargelegt hat. Merkel war einer der wenigen Juristen, die der Freußischcn Akademie 1. der Wissenschaften angehörten, und zwar nicht — ungewöhnlicher wegen — das macht seine Stellung noch rechtshistorischer, sondern Verdienste, nämlich als ,,Bcgründer einer positiven diesen Worten ist wegen rechtsphilosophischer Rechtsphilosophie".* 5Dt Merkel seine philosophische Richtung klar gekennzeichnet. der Rechtsphilosophie die Aufgabe, einen zu analysieren, nicht aber ihn in stellt empirisch gegebenen Rechtsstoff Kantischem Sinne „kritisch" zu verarbeiten, d. h. ihm gegenüber zu allgemein gültigen Werturteilen zu gelangen. sei. Unrichtig wäre es nur zu meinen, Niemand wird behaupten dürfen, daß daß handener Erkenntnisse, vermöge. liefern Daß die Merkeische Fi-agestellung unrichtig daß jemals die sie sie mehr als ein anal^'tischcs Urteil dazu nicht imstande Kant selten ausdrücklich bestritten. Nur zu Klärung vor- eine Gewinnung neuer Erkenntnisse zu oft ist, wird seit aber setzen wir uns, ohne uns wähnen, (hirch Analyse unser Wissen nicht nur klären, sondern auch mehren zu können. .Xucli bewußt zu werden, des.sen über diese Einsicht hinweg und Merkel hat es getan. Es ist zunächst zwar ein völlig uiianfi'clitbares Vorgehen, wenn Merkel der Hechtsphilosophie die Aufgabe 1) S. 642. So die Angabe Vgl. zum bei folgi/ndi'n stellt: Liepmaiin, Liopmaim „die wesentlichen Heziehungen darzulegen, Zoit.srhr. S. ü'iS f. — 6()H. d. ges. Straf reohtswissenschiif t , Bd. 17 (\8'M) Kohlrausoh: Über 278 deskriptive und normative Elemente usw. welche unter den Rechtsbestimmungen bestehen, und diese auf solche Weise zu einem einheitlichen und gegliederten, nach bestimmten Gesetzen sich ent".i wickelnden und behauptenden Ganzen sich zusammenscliließen zu lassen derartiges „Aufsteigen vom Besonderen zum Allgemeinen'' (S. Ein 297) fördert zweifellos unsere wissenschaftliche Einsicht in ein Erkenntnisgebiet in fi'uchtbarster "Weise wie ja es auch unbesti-eitbar ist, Merkel daß in HerausdestiUierimg solcher zu Übertreffendes geleistet hat. beschränkt Allein Merkel die Rechtsphilosophie auf diese Aufgabe, gemeine Rechtslehre" zu sein; jede weitere Fragestellung lehnt er der Doktrin in bezug auf das Recht" selben in geordneter eine kaum allgemeiuer Begriffe aus der Fülle der disparaten Rechtsgebiete klai-ster gleichmäßige ist sichere ,,all- „Aufgabe lediglich, einmal „den Inhalt des- es Weise zur Anschauung und und ab. in Formen zu bringen, welche Anwendung begünstigen" und „das zweitens, Verständnis des Rechts nach der Seite seiner Gründe und Wirkungen zu vermitteln" (Abh. und Inhalt S. 435). Kreise angehören'' stoßen. Wenn Analyse „Es läßt sich für die Rechtsphilosophie kein vernünftiger es lassen sich keine die (Abh. Probleme für S. 302). Satz auf Widerspruch wird Aufgabe der „Rechtsphilosophie" mit der letzten eines gegebenen Rechtsstoffes erschöpft sein sollte, mindestens von Kantischem Standpunkte aus und erweisen, welche nicht diesem sie cüeser Bereits sich auf die Bezeichnung ,, — ihren Namen so und feinsten würde — sie zu Unreclit führen allgemeine Rechtslehre" zu beschränken haben. Unvermerkt betrachtet aber auch Merkel das Recht bisweilen unter der Kategorie des Seinsolleuden. Macht" (1881, Abh. S. 400 ff.) Man uud nur seinen Aufsatz „Recht und vergleiche die Behandlung desselben Themas in seinen „Elementen der allgemeinen Rechtslehre" (Abh. und auch bereits einzelne Wendungen in der S. 588 ff.). Die Problemstelhmg Ausführung zeigen, wie Merkel die Notwendigkeit fühlt, die Betrachtung des tatsächlich Geschehenden von der Frage nach dessen Wert zu sondern. Können wir ohne weiteres von einer den geschicht- lichen Machtentscheidungen immanenten Gerechtigkeit lautet das instinktive Problem. Man bekommt fast den Eindruck, Neigung zur Verneiuung der Frage mühsam als — sprechen? ob Merkel niederringt. so eine Häufig begegnen Wendungen wie die von dem „Wert der Rechtsnormen", der nicht nur eia Zweckmäßigkeitswert, sondern ein „auf den 1) Über das Verhältnis der Rechtsphilosophie Anschauungen über das Gerechte zur positiven Eechtswissenschaft, (Gesammelte Abhandlungen aus dem Gebiet der allgemeinen Rechtslehre Straßburg 1899, S. 30-2.) uud 1874. des Strafrechts, Eohlrauscb: Über sich griindcnder" sei (S. deskriptiro Man 589). bestimmtes Prinzip des Keeiits. innewohnende Gerechtigkeit" sie sei, ist Bejahung der Eostimmung des Begriffs „Gerechtig- der rein formale: „Friedens- i.st sein. die Folgerung, daß der Maß- daß das Seinsollendc lediglich aus dem Seienden gefolgert dem genannten Aufsatz über die Aufgaben „AVelche Entwicklung möglich sei, darüber Richtig heißt es in uns nur die Gesagten inhaltlich ein Iclare gegebenen Rechts ausschließlich aus diesem selbst der Rechtsphilosophie znniichst: belehrt inhaltliche denn auch Merkel ausdrücklich stab für die Fortbildung des werden könne. Zeile die Ausdruck für gegebene Machtverhältnisse" zu so zieht zu entnehmen ist 427) wird nicht nur als wissenschaftlich berechtigt Der „Wert" der Rechtsordnung als ein Und (S. macht auch jede keit" unniiij^licli. ordnung envartet auf jeder Aber das Ergebnis „Die Berufung auf eine den geschichtlichen Machtentscbeidungen gestellten Frage: anerkannt, 279 und normative Elemente usw. Erforschung dos Nach dem oben unter Gegebenen". aber die Fortsetzung unbedingt abzulehnen: .,ebenso darüber, I welche Richtung der möglichen Entwicklung zu befördern, welche zu bekämpfen Das sei. S. 319). ,Soll' ist "Wenn Merkel nur eine Kon.se(iuenz des Urteils über das ,Ist'" (Abh. fortfährt: „Vielen ei-scheint es freilich unbegi'ciflich, Bestehende den Maßstab für seine eigene Beurteilung soll an die wie das Hand geben können", so wird zu diesen Vielen in allererster Linie Kant und jeder, der den gnindlegenden Godankengiingen Kants sichtlich seiner Lösbarkeit eigenen Zopf aus folgt, dem Seienden dürfen wir das Pi'oblcm, aus durchaus dem Sumpf zu in zu zählen sein. ein Trivial ausgedrückt Seinsollondes zu folgern, Parallele setzen zu der Aufgabe, sich hin- am ziehen. Diese „positivistische Tendenz", wie Merkel es .selbst nennt, wäre leicht durch seine drei Jahrzehnte umfassenden Arbeiten zu verfolgen. Sie äußert sich ohne Schwanken auch allen allgemeineren Fragen gegenüber. Aufgabe der Wissenschaft" besteht nach ihm die wirkliche Welt mäßige in in ihr dem, was ist ist, ,, ,,Die .spezifische Orientierung über wirksamen Kräfte, sowie über das Gesetz- der Verbindung ihrer Äußerungen" (Abh. wicklungsgeschichte nicht mit und die lediglich in der Philosophie" (Abh. sondern mit dem S. 745). ticfaßt, was S. 431). „Kondensierte Ent- Jede Wissen.schaft, die sich sein soll, wird als unwissen- schaftlicher „Idealismus" bekämpft. Es kommt hier nicht darauf an, diese „positivistische Tendenz" Merkels zeitgeschichtlich zu crkläron aus der damals Isehr angebrachten Reaktion gegen vage, jeder objektiven Hestinimtheit bare Naturrechtssystemo. Aussage über ein Seinsollcndos als Daß Merkel jode unwissenschaftlich verwirft, diene hier nur als Hinweis auf den wahren Inhalt seines Vergeltungsgodankens. Kohlrausch: Über 280 Der Vergeltungsbegriff im 2. Am deskriptive und normative Elemente usvr. Strafrecht hat Merkel wiederholt beschäftigt. schärfsten ist seine Aiiffassmig in einem bereits im Jahre 1867 gehaltenen Vortrag herausgearbeitet, ohne grundsätzliche Wandlungen zieht folgenden Arbeiten alle hindiu'ch, um Die Bedeutung seiner Vergeltungslehre Es ist wir- alle die dem Merkel Wie Zwar mag es erklärt soll und und rechtfertigt unsrer Geschicke nach Merkel hier gar nicht zu finden dem Individuum von seinem beschränkten Standpunkt scheinen, daß „das Leben des einzelnen in tausend Fällen zu Ende ein seiner Wirksamkeit entsprechendes Eesiütat sich hervorarbeitet." Standpunkt der Menschheit Denn ausgeht: von Verdienst und Schick- Glauben an die gesetzmäßige Verkettung mit imsrem sein. reinsten bei ihrer ersten ewigen ehernen großen Gesetze, nach denen Wunsch nach gerechter Ausgleichung mit unsren Taten? Ein Widerspruch i menschliche Handlungen wägen unseres Daseins Kreise vollenden müssen? sich unser sal unserem Glauben an am uns das große Welträtsel, von "Wie verträgt sich die Tatsache, daß wir richten, mit tritt der in Sti'aßburger Festgabe für Ihering zusammengefaßt vorgetragen zu werden, Ausgestaltung entgegen. durch sich sie dann nochmals nach 25 Jahren als eines wenn jede Erscheinung, auch Ganzen sie ist alles, was geht, aus ehe Aber vom gescliieht, „gerecht". der geistigen Sphäre angehört, weist auf eine bestimmte Ursache hin, in welcher sie ihre Erklärung findet; weshalb wir uns nicht beklagen dürfen, wenn „wir in den unverfälschten Kesultaten unserer eigenen freien Wirksamkeit nns selbst begegnen." Bei aller Anerkennung der Großartigkeit und Weite des Gedankens drängt Frage auf: sich sofort die damit wirklich jener Widerspruch erklärt oder Ist ist nicht vielmehr die Antithese stillschweigend dadurch beseitigt, daß der eine der beiden Sätze, die zunächst doch gestrichen wird? Die Frage als gleich berechtigt lautet: aufgestellt wurden, wieder mit welchem Kecht stellen wir mäßigen Verlauf der Dinge Werte gegenüber? dem gesetz- Merkels Antwort geht dahin: mit keinem; wir haben uns mit der Anerkennung dessen was geschieht zu be- Denn irgendwo gnügen. das was uns geschieht sich das Kätsel, lich die in der Vergangenheit sei es erfi-eulich muß der zureichende Grund für oder unerfreulich — liegen. So löst indem jenem „Wimsch nach gerechter Ausgleichimg" nachträg- Berechtigung wieder bestritten und er lediglich unsrer beschränkten Ein- 1) Vgl. — besonders „Über vergeltende Gerechtigkeit" (18ü7), Abh. S. 1 14; „Zur Reform der Abh. S. 130 147; „Über die Idee der Gerechtigkeit bei Schiller" (1870), Strafgesetze" (1868), Abh. — — 161; — „Über Akkonszenz und Dekreszenz des Strafrechts und deren Bedingungen" 290; „Lehrbuch des deutschen Strafrechts" (1889), S. 171 206; „Vergeltungsidee und Zweokgedanke im Sti-afrecht" (1892), Abh. 687— 723. S. (1873), 148 Abh. S. 269 — — Kohl rausch: Über sieht in den Weltenlauf auf deskriptive Keclinun]L; was seinen zureiciienden (irund 281 und normative Elemente usw. gesetzt „ücrocht" wird, alles, ist was sich aus der Verf;anf,'enheit hat, „erklaren'" läßt. Der Zusammenhang mit Merkels rechtsphilosophischer Grundlegung der Begriff der Gerechtigkeit ei-sichtlich: soll ebensowenig fähig sein wie der des Rechts; was wirklich ist auch der Begriff der Vergeltung Wir machen Querschnitt einen das „Recht" als durcli machen einen Längsschnitt und Schicksal, mag es den Fluß ist, gerecht ist des Geschehens und sehen den konsti-uieren der „Vergeltung" als Begi'iff des Prinzips von der Fortwii-kung aller Ursachen: jedes den Menschen emporheben oder vernichten, hat seinen zuadäquat stets „Gute" empfängt seinen Lohn, das „Schlechte" empfängt seine Dennoch kommt auch zum Merkel bisweilen historisch -analytisch Gerechtigkeit. dann, wenn ,, er ist Aber auch durch bedürfnis nicht befriedigt, ,, in der 'IVagödie der Untergang dos Helden und „Wunder" ist, Zufall'' vermittelt sondern Deshalb werde luiser Gerechtigkeits- wenn Fiesco auf dem Steg oder Franz Jloor etwa aus dem Fenster und ausgleite ins Wasser stürze, „weil es an der geforderten inneren Kausalverbindung zwischen Verbrechen und schiebt denn Außerordentlich Untersuchung über den Begriff der poetischen die „durch die natürliche Ordnung der Dinge". falle Das hier findet er bei Merkels Methode keine Befriedigung. Gerecht" erscheint uns nicht ist. Strafe. hier der Trieb, aligemein gültige "Werte aufzustellen, Diu-chbruch. orientierter dafür charakteristisch So histori.sch konstatierender. reichenden Grund in seinen Taten, denen es schließlich bei leicht Ordnung gegebener Machtverhältnisse; und wir die friedliche die Veranschaulichung Merkel ein rein bei ist Bestimmung einer inhaltlichen Sti'afe fehlen würde". Ge- aber nicht gerade nach Merkel alles mit Not^vendigkeit, also so gut das von Schiller konstruierte, wie das hier von Merkel untei-stelltc Ende? Das fühlt Merkel natürlich sehr wohl, und so tragischen Dichter stellt, in knüpfung von Verbrechen luid Strafe zur Anschauung zu bringen habe." lung an die vorherige bei die Realität einer Die.se Formulierung die er dem moralischen Ordnung ist aber ohne Vermitt- dem gesetzmäßigen Zusammenhang bleibende Betrachtung angehängt. Darstellung von lautet die Aufgabe, ihrer schließlichen Formulierung: „daß er in der Ver- Eine nioralisciie Ordnung Naturnotwendigkeiten zu der gleiche Zwiespalt zwischen der Dingo stehen ist veranschaulichen. Normen und Naturgesetzen, auch niemals durch Auch hier also hier aber keine Lösung, höchstens eine Verschleierung. So ist es begreif licii. geltungsbegriff uu<l daß die Beziehung zwischen dem ^lerkelschen Ver- den Aufgaben «ier Strafjustiz nicht diejenige ist, die wir 282 Kohl rausch: Üher heilte — hat seinen und normative Elemente usw. Bei Merkel hat der Vergeltungsgedanke suchen. Bedeutung, zu konstatieren, daß wir strafen: der Verbrecher Nebenmenschen und nicht darüber beklagen, gegen ihn — wie oben gezeigt lediglich die deskriptive daß Auch reagiert. „eine Verwirklichung ihm in — er die Gesamtheit geschädigt der soziale Organismus in darf sich entsprechender Weise die staatliche Strafgerechtigkeit ist ihrem "Wesen nach bisher besprochenen Gesetzes einer beschränkten des in Sphäre", die Besti'afung des Übeltäters ganz ebenso wie die poetische Vergeltung „die natürliche und notwendige Frucht „die bewußte Willkür und seines Wirkens". des Gesetzgebers" den Strafe vermittelt, ändert daran nichts. Daß hier scheinbar Zusammenhang zwischen Schuld Denn in Wahrheit auch die Be- ist strafung der Verbrechen „eine in der objektiven Natur der menschlichen Dinge begründete Erscheinung" (Abh. — 8 S. 10), eine Keaktion auf eine Aktion. der Staat aiü eine in diesem Sinne vergeltende Sti-af gerech tigkeit Würde verzichten, so wäre das gleichbedeutend mit einer Verneinung seines „Willens zum Dasein". „Die Vergeltimg staatliche dauert" (Abh. wird daher dauern, das solange staatliche Eecht S. 700). So gehört für Merkel die Strafe zu den Formen der Selbstbejahung gegen- über irgendeiner Verneinung der Geltimg unseres Willens (Abh. staatliche Strafe im besonderen natürlichen Verknüpfung von Ursache Vergeltung". An und Wirkung sich vollziehe sich diese und Strafe zu sinnlicher Das alles nur dazu da, „ die sich von selbst Auch sei begründende Obrigkeit". Zusammengehörigkeit Anschauung zu bringen" (Abh. kann von jedem Standpunkt debatten zugegeben werden. Die Verknüpfung „auch ohne künstliches und bewußtes Eingreifen einer mit dem Schwerte betrauten staatliche Sti'afjustiz sei S. 691). „die im gesellschaftlichen Leben nach der ist S. A'on Die Verbrechen 2891). innerlialb der heutigen Kriminalisten- die Fruchtbarkeit des Merkeischen Ver- geltimgsgedankens für seine tiefen Ausführungen über die Sti'afrechtsgeschichte als „Kommentar zur Entwicklungsgeschichte der Menschheit" (Abh. wegs geleugnet. wicklimgsgeschichtliche und man kami vielleicht Merkel insofern Ausläufer der Hegeischen Strafrechtsschule bezeichnen. Anschauungsweise leistet sie nichts ist und nur will sie ein ist als eine ent- den letzten Aber der Wert seiner entwicklimgsgeschichtlicher; wohl auch nichts 239) keines- S. Die Funktion des Merkeischen Vergeltungsbegriffs kriminalijolitisch leisten. Die Strafe ist nach Merkel eine Ausgleichung des Verbrechens und seiner Wirkungen, wie wir sie auch im Einzelfall entsprechend den zeitlich bedingten Werturteilen und Zweckanschauungen ausgestalten mögen. Aber Merkel ist weit entfernt von dem heute verbreiteten und bisweilen vergeblich KohIrau8cli: 283 Über duskriptive und normative Elemcnto usw. auf ihn gestützten Verlangen, daß dieser Gedanke der Ausgleichung im geiatle Einzelfidle für Strafmaß und Strafart das regulative Prinzip abzugeben habe. immer vollkommenere In dieser Hinsicht fordert er vielmehr mit klaren Worten: Verwerfung des „Prinzips des rationellen Basis entbehrenden" Beseitigung jedes Kachegedankens, ja sogar Maßes gleichen (Abh. S. jeder eines als 146; vgl. auch S. Soweit die Strafe Vergeltung übt, 280). nur durch „Beglaubigung der Erfahrung dessen, der sich gegen Ihre Ausgestaltung aber sie aufgelehnt hat" den Gesichtspunkten der Prävention. die staatliche Reaktion sie es (S. 147). hat die Sti'afe zu finden unter Berücksichtigung herrschenden sozial -ethischen und rechtlichen Werturteile der im Volke dem soll der moralischen Ordnung in dur iniifreu Kealitiit Die staatliche Vergeltung nach zunächst: (d. h. gegen das Verbrechen, die Strafe) hat „ihren Grund in Interesse des Vergeltenden an der Aufrechtcrhaltung seiner HeiTschaft, der von ihm begründeten Ordnung und des AVohls seiner Schutzl)cfohleiien imd ihr Maß der Bedeutung der Übeltaten für diese Aufrechterhaltung, in wie sie in den herrschenden Anschauungen So ist wie die Strafe Merkels. bemessen Daß allen, die dem Gesichtspunkt ausgleichender Gerechtig- wollen. die Merkelsclic Lehre in die heutigen Gegensätze vielfach anders ein- mag gereiht wird, die Weise Zweckstrafe wie Beide aber sind scharf geschieden von die einzelne Strafe lediglich nach keit spiegelt" (Abh. S. 694).* „Modernen", und die Strafe der letzteren in gleichem Sinne Vergeltungs- die der sti'afe sicii die Mcrkclsche Vergeltuugsstrafe in gleicher zunächst ja auf einer gewissen Schärfe seiner Polemik gegen „Modernen" beruhen. Im wesentlichen fi-eilich hat es daß Merkel selbst seine Stellung anders eingeschätzt hat, Lehre geboten lichen Gehalt seiner ist. den tieferen Grund, als es durch den sach- Das aber hängt aufs engste zusammen mit seiner oben besprochenen methodologischen Grundansciiauung. Der Zwiespalt zwischen seinem Trieb, Werturteile aufzustellen, und seiner theoretischen (inindüberzeugung, daß die Aufgabe der AVissenschaft lediglich darin besteht, kausal zu erklären, Nui- zu lichen iuit die Klarheit gerade seiner Vergeltungslehre stark bcointrächtigt. häufig verwischt sich ihm die Grenze zwischen entwieklungsgcschicht- Untersuchungen und solchen über den Wert des Gewordenen, zwischen den Fragen, was die Strafe sub specie aotcrnitatis ist und wie geber und Richter 1) Vßl. dem über Mi-rkuls und dazu Li<-pmunn a. a. Kinzelfall Fiir(li'ruii,i;un U. S. 7()8ff. anpassen soll: nur zu im (.•in/.eliiiMi bi-soiidei-s Alili. liiiufig sie der Gesetz- wird 8. l-15ff., auch in lüaff., Nl3ff. Kohlrausch: Über 284 deskriptive seiner Vergeltungslehre das „soll" allein und normative Elemente usw. aus dem „ist" gefolgert. Aber es ist bezeichnend, daß an diesem entscheidenden Punkt, der die Grenze bildet zwischen kansal erklärenden Untersuchungen imd kriminalpolitischen Erörtenmgen, Wendungen von in stets die tiefst angelegten auffallender Allgemeinheit und Un- bestimmtheit ausmünden. So wird an dem Ergebnis festgehalten werden dürfen, daß es unberechtigt ist, die Strafrechtslehre Forderung, daß die Adolf Merkels ins Feld zu führen zur Unterstützung der Strafe Vergeltung auszugestalten im Einzelfalle Selbst sei. nach dem Maßstabe ausgleichender wenn Merkel eine solche Forderung bis- weilen leise andeutet, so widerspricht er ihr an anderen Stellen doch aufs deutlichste. hinzielen. Entscheidend aber ist, daß Merkels Gedankengänge gar nicht auf Sein Vergeltungsbegriff enthält Vergeltungsidee aber, mit der heute gearbeitet wird, den heutigen Anhängern der Vergeltungsstrafe könnten uns zwar sagen, sollen, so ist denen, daß wir die sich sti-afen deskriptive lediglich ist vielfach sollen, Elemente, eine normative. Wenn vorgehalten wird, nicht aber, wie wir sie die sie strafen hierbei lediglich auf Merkel stützen, der weitersagt, daß wir strafen, nicht einmal aber, daß wir strafen sollen, noch viel weniger also, gehende Vorwurf zu machen, wie wir strafen sollen. Wer daß ihr Vergeltungsgedanke uns nur das aus Merkeischen Gedankengängen folgern zu können meint, dem eben wäre Kant entgegenzuhalten. XII DIE KANTISCHEN KATEGORIEN UM) DIK BEHANDLUNG DER ANTIKEN GRAMMATHv Dr. O. 0. PROKF.SSOK HKK LUDWIG JEEP KI.ASSIsrllEN l'U 11.01.0(1 IE AN 1)EK UNIVKHSIT.VT KÖ.VIOSBF.Ra Johann das Buche, den Albertusuniversität Titel „Versuch einer Graniniatologie für den akademischen Untenicht führt und in und der inorgen- Hasse, einst Professor der Theologie Sprachen an der ländischen kleinen Gottfried in Königsberg, griechischen hat und in einem lateinischen und obere Klassen der Schulen" Königsberg bei Nicolovius 1792 erschienen ist, unternommen, durch Anlehnung an die Kantischen Kategorien die Behandlung der Griechischen und Lateinischen Grammatik in eine systematische Hasse wai- seit dem Anfang Form zu bringen. seines Aufenthaltes in Königsberg, d. h. vom seiner eigenen Jahre 1786 an, öfters mit Kant zusammen, in Kants Hause und in Wohnung, ebenso am dritten Orte, und die letzten drei Jahre regelmäßig ein- oder zweimal wöchentlich bis wenige Tage vor dem Tode Kants Gast des großen ist von Hasse Philosophen im vertrauten Kreise der Tischgenossen desselben. Es dem Titel unter welches berichtet, Büchelchen einem in Zeit über diese selbst „Letzte Äußerungen Kants von einem seiner Tischgenossen" erschienen in Königsberg 1804 ist. zu vermuten, Unter diesen Umständen würde es an sich nicht fern liegen wieder zu Wort dieses um Grammatologie daß Kant auf den Versuch Hasses eine könnte. haben gehabt Einfluß Weise welcher irgend in gebrauchen, zu begründen, bekanntlich die humanistischen Philosoph große weil der näher, so um dies Es liegt dabei Jugend besondere eifrig getrieben hatte. Und wenn auch , Studien in seiner allerdings das Latein hervorragend bevorzugt worden war und die Kenntnis.se denen in der Römischen Kants im Griechischen merklich zurücktraten gegenüber diese letztere aUein das für Interesse seinem aus auch er Literaturl, so hätte gewonnen haben können. machte, Hasse ihn wie Versuch, einen für Interesse Hasse nicht geltend Dennoch hat sich ein deraiüger Einfluß Kants auf gemacht über ein solciies VerEinmal würde es Hasse nicht unteriassen haben, dazu geliabt hätte. Berechtigung eine er falls machen, Mitteilung zu hältnis 1) Vgl. Arthur LudwicL, Kai.L-, lesungen), Königsberg 1899/1900. Stollung zum Griechischen (vor dem Verzeichnis der Vor- Jeep: Die Kantisehen Kategorien und 288 Behandlung der antiken Grammatik. die Zweitens düiite wohl auch sonst eine Nachricht darüber irgendwo vorliegen, wenn in seinen Gesprächen gelegentlich eingehender, Kant über diese Sache wirklich zu einem neuen Versuch anzuregen, gesprochen mit der bestimmten Absicht, haben Eine Nachricht dieser Art sollte. Der Hauptgrund gegen dem Unternehmen Hasses Kants bei liegt Annahme die liegt jedoch meines Wissens nicht vor. irgend direkten einer Mitwirkimg aber für mich in der Unzulänglichkeit der Hasseschen Ausführungen. Zunächst sagt Hasse in § 2 „Sprechen imd Denken in Verbindung'' ganz richtig: und „Sprechen und Denken nur erstens letztern. ... Sprechen so innig miteinander verwandt, so Sprachen von allen Warum? letztes muß es Ist auch aber Denken imd in den gebildetsten einen letzten Grund, von allen Regeln ein Ei-scheinungen geben, das nicht in der Willkürlichkeit der Sprache, sondern in den Gesetzen des Denkens liegt mid also um auch die Gesetze der Sprache" und, „mithin gibt es notwendig § 3 fährt Hasse fort: forraen" übersclmebenen also miteinander verbunden; auf das genaueste ist Ausdruck des sinnlicher ist.'- Und in dem „Sprach- „Die Gesetze des Denkens sind andi-es Entbehrliches Sprachformen, wie es Denkformeu zu übergehen, gibt." „Diese Denkformen (Kategorien) auf Sprachformen (formae orationis) an- gewandt, wüi-den nach Hasse so stehen, wie ich es wörtlich und genau gruppiert unten wiedergebe. Substanz, in der Sprache Name (nomen) eines Gegenstandes — Handlung (verbum, activiuu) oder Wirkung (passivum) Verknüpfung des nominis und verbi (Personen luid Gemeinschaft Ursache, Relation — Partikeln) — Einheit Vielheit Quantität Allheit Dasein Modalität numerus — — — — — singularis pluralis (infinitivus) [so!] indicativus Möglichkeit — Notwendigkeit couiunctivus — imperativus — positivus Negation — — ^ Limitation — — Realität Qualität ^. Dazu kommen Raiuu — in . die 'i } } Formen der , ... gradus comparationis. Sinnlichkeit den Sprachen werden die Bestimmungen des Orts, ich sende, ich gehe dahin, ich bin da, allenthalben angeknüpft. Zeit — tempora. Soweit Hasse. Jeep: Die Kantischen Kategorien und Die Unzulänp:liclikcit Hand und iiml was Hasse sich vorgesetzt pai-s die fast dem indem Singularis der 125 mit schaiien Worten auf jene um er, von andern Dingen und als abzusehen, der Allheit Pluralis unter der Quantität hervorhebt, ferner noch unglaublichere Anreihungdes gradus comparationis an die Negation und und endlich Limitation unter der Qualität Raum und fügung von An gehabt. jiuf Buche „de emendundu besonders die geradezu unglaubliche Verbindung des infinitivus, entsprechend, mit liegt Schon Gottfried erweisen. prima", Leipzig 1801, in welchem er dasselbe, hatte, anstiebte, 8. hingewiesen, Unzulänglichkeit obiger Aufstellung dieselbe zu klassische Philologe, hat in seinem grammaticae ratione graecae um 289^ BehandluDK der antiken Grammatik. riiric'liti;;kcit es bedarf keines Wortes, Hermann, der berühmte die die hier sinnlose, nachträgliche Zeit mit den kindlichen Zusätzen zu dem erstem HinzuBegriff. einer derartig mangelhaften Deduktion hat Kant gewiß keinen Anteil Und wie unsicher und unbehaglich Paragraphen mitgeteilten ganzen Paragraphen gefühlt, (§ 3) Klammern in [ ] dem von mir sich Hasse selbst bei geht wohl daraus henor, daß er den eingeschlossen hat, durch welche er, wie er naiverweise in seiner Voirede gesagt hat, anzeigen wollte, daß derselbe, gleich andern, die so eingeklammert seien, wegbleiben könnte, ohne daß der Zusammen- hang seines Buches gestört würde. In diesem Falle unternimmt, „eine ist das aber der Paragraph, in Anwendung dem er gerade den A'eisuch der Kantischen Philosophie auf das Sprach-Studium dem ganzen zu machen ".1 Man braucht sich daher nicht zu wundern, daß in Buche Hasses sich auch nicht die geringste Spur einer Durchführung jenes Versuchs in der Anordnung des grammatischen Stoffes Es würde auch wohl sein, wenn sich angenommen findet. die ganze Sache bald gänzlich in Vergessenheit geraten nicht Gottfried Hermann in dem angeführten Buche derselben hätte. Schon der Glanz seines Namens mußte dazu beitragen, ilali Wii'der- die aufnahme des Hasseschen Versuchs allgemeinere Beachtung fand, zumal damals noch Kant (ielehrter, am Leben war. Außerdem war wie Gottfried Hermann, soweit ja auch es selbstvei-ständlich, daß ein es die Philologie anging, den unzuläng- lichen Dilettantismus eines Hasse vermied. Hermann u. a. stellte sich prinzipiell auf den Standpunkt Ha.sses. 0. S. 127 klar mit 1) Die ganze Stelle den Worten aus: Idem enim, quod lautet: „Wie d>T Versuch, oino illi Er sprach fuit, ilies mihi i|UO(|ue Anwondung der KautLschen Pliilosopliie auf das Sprach-Studium zu niachi'ii, ausuffallen üvy'f möKi-n Kenner bourtheilen. Ich selbst le^o ihn &chüchtern dar; wicwuhl diese linindsiitzo, auch mit Wi-glassiing der in ( ] geschlossi-nen §§ Ziuiammenbang behalt<Mi." l'.t 290 Jeep: Die Kantischen Kategorien und consilium Behandlung der antiken Grammatik. Graecae lingiiae rationem ex ut est, die elementa sunt ac fimdameuta, repetam atque iis, quae omniiim linguanun explanem. qua re In sane est philosophia opus, sed absiut a nobis partium studia, unde nihil, nisi dissensiones de contentionesque postulare notionum nasci inutilibus animo omnem ante unum Illud solent. categoriarum, quae iit informatae quibus liceat, rebus videmur, nobis iure nostro partitionibus -vocantur, experientiam uti formaeque leges intelliguntur. Die Anwendung dieses Standpunktes aui cüe Darstellung der Grammatik ist ein wesentlich anderer als wie dies sich Hasse gedacht hatte. Es genügt, hier nur kurz das Hauptsächlichste der Hermannschen Ent- wicklung anzuführen. Hermann geht S. 127 davon aus, daß jede Aussage aus den drei Teilen f. und Kopula bestehe, und daß diesen Teilen entsprechend Subjekt, Prädikat nomen, particula (worunter drei partes orationis gebe, indicatur conditio, quae per se nidla est, nisi adverbia, interiectiones, praepositiones Überall Beim nomen zeigen sich nach 133 tiitt die S. Genus desselben, ihre drei Formen hervor im Kasus, mag wegen Hermanns eigenen Worten est, im Numerus, die Modalität in (S. eigentümlichen seiner Itaque vel limitationem. quäle praedicatum esse debeat, nomina Allheit, und Entwicklung mit cum QuaUtatem notionum subiectis nominum qualitas vel affirmationem, est vel posita Itaque masculinum genus masculina accessionem huius in Id quidem ex ipsa nominum notione non potest Sed suppeditavit hoc experientia. teneat, und Qualität accessione, vel in deti-actione, vel in limitatione praedicati alicuius. locum im i 136 f. angeführt werden: Sed, quod supra dictum S. dicunt philosophi consociationis praedicatorum vel negationem, 150) Qualität die den Personen, 134), Einheit, Vielheit notandae inservire genus, id est huiusmodi. qualitati (S. und verbum. versteht), zum Ausdruck kommende über die im nomen lu'teilt, auch Auffassung die Kantischen Kategorien. seiner Natüi'Kch erscheint dann im numerus Was Hermann aUcui assignetur," d.h. und coniunctiones Quantität die Relation si rei es er die „praedicati nota, qua intelligi. quum ubique primum praedicati significabunt; feminina autem, ut masculino generi contraria, detractionem eins; neutra deuiquo ut quae neutrum 1) Über honun diese sagt sint, Hermann propterea non poterit, quia nitiil limitationem generis indicabunt. S. 148: „prima quidem accessione praeditum necessario cogitemus. quia nihil potest antea fuerit. Remanet (seil, persona) nominibus per se contineri caussae est, quare omnino aliquod subiectum praedicati alicuius tamquam possibUe Secunda autem persona non magis poterit adhiberi, quam vere aUqua eitis notitia animo impressa cogitari, igitur necessario tertia persona, qua aliquid vere cogitari indicatur." Jeep: Die Kantischcn Kategorien und Ebenso fassen wir das über Arten der Relation beim nomen Gesagte, die Hermanns eigenen Worten soweit es nötig erscheint, mit 291 Behandlung der antiken Grammatik. die S. 147 f. zusammen: ,,Sed relationis notionum modos; primum inhaerentiae, cuius sunt partes substantia et accidens, casusque genitivus et accusativus; secundum con- tres posuimus supra se(|uutionis, quam ad caussa et effectus pertinent, et casus ablativus ac dativus tertium deniquo comnuinionis, quae continetur totumque conspirationc assignarunt Quod tantum caussara eins rei Nam iudagare plures notiones in si ut abcst, voluorit, unam mirum darum coguntur, Ea notiones unius vicem notionis sustinere. videri in ununi quiddara casum linguae nulluni cuiquam debeat, qui ut, ac necessario factum fateri cogatur. recte supra commemoravimus, et possit et debeat aliquo casu exprimcretur, quin hie ipse mutua partium Huic vero coniunctione. et vero facta coniunctione istas est, quum flecti, fieri non per casus posset, illos, communionis casus simul etiam oasibus esset flectendus, casusque in casu reporirentur. quos communio si reliquis Recte igitur tantae caussa vitandae incommoditatis particulas eas, quae coniunctiones vocantur, ad comnni- Quarum coniunctionum usu hoc uionem designandam linguae adhibueriint. citur, notiones ut plures in unam quo singula quaeque notio, tractari queant. Romanus, nuda indicatur et notitiis: cuius si aliae relationis relationes sine coactae quum Sic expers difficultatc ulla effi- eodem modo, dicitur senatiis populitsqiie notio coniuncta e duabus significandae sunt, casus adliibentur aliis alii, ut, senatum populumque Romannm, senalui populoque Romano:^ Noch eigentümlicher ist die dazu Anm.) in ihrer Dreiteilung est, Entwicklung der Modalität hinsiclitlicii des Nomens (S. (cf. oben 148). S. 290 und „demonstratum hanc esse propriam personarum vim, ut subiectimi, de quo quis loquitur, aut ut vere exstans ponant, quae tertiae personae natura est, aut, possit exstare, sumant, quod secundae personae est officium, tamquam quod aut denique ut necessario exstans cogitare iubeant, quae primae personae ratio est"* Nicht minder eigentümlich hat S. Hermann 290) den Kantischen Kategorien anzupassen die sogenannten Partikeln (cf. oben versuciit. Die Interjektionen sollen das Verhältnis der Quantität 2, die Adverbien das 1) Cf. S. 1 19: quatcnus tu dicitur, non exstat sine cogitatione alterius, sed huius cogitationi Possibilia enim .>!unt, quae exstant tantum in cogitatione vocamus ego, is pariter non, ut quem dicimus Mejcamlnim sino cogitaüone illud debet, ut exstet, id est, possibilis est. nostra. Quem autem nostia exstat, sed quia cum cogitamus, 00 ii)so exstat, qui cogitaro sc non posset, nisi exstaret Id est, necessario exstat. 150 folgende Begründung: „occurrit hoc genus animi humani affectionibus, quibus commoti quum in vocem aliquam certa affectionom indicamus, ut &, notiono carontem enirapimu.s, simul et modum affectiouis et ipsam quod <piO, toü. Quo fit, ut huiusmodi voces sinu aliorum auxilio vocabuiorum intolligi queant, 2) Diese überrascliendo Auffassung findet S. conditionis in ipsis 19» 292 Jeep: Die Kantisohen Kategorien und die Behandlung der antiken Grammatik. der Qualität, die Präpositionen das der Relation und die Konjunktionen das der zum Ausdruck Modalität Beim Verbum bringen. Nomen, wieder erscheint die Quantität natttrlicli, wie beim im Numerus, während sich den genera verbi das Verhältnis der Qualität, in in den Tempora die Relation, in den Modi endlich die Modalität ausspricht. Ich unterlasse es weiter auseinanderzusetzen, wie von G. Hermann auch beim Yerbum innerhalb der angeführten Verhältnisse und ihren angenommenen Erscheinungen Unterabteilungen in dem Sinne der Kantischen Kategorien konsind, struiert Aus demselben Grimde übergehe imd Besprechungen, welche nur Wir sehen auch der Grammatik — Hermanns nicht dies zur Beurteilung des ganzen Versuches weil notwendig erscheint. so ich auch alle Gliederungen ein philologisches Interesse beanspruchen können. hinlänglich genau, Hermann wie G. zunächst das der grichischen Grammatik das Lehrgebäude — den Kantischen Kategorien hat anpassen w^ollen. Indem Hermann, wie auch Hasse, an Gesetze des menschlichen Denkens, gebunden sind, sich ganz richtig an welche der Sprache sich geltend machen, in annahmen, daß die Menschen ohne Ausnahme alle begingen sie andrerseits einen Irrtimi darin, daß sie jene Gesetze zunächst in den einzelnen Redeteilen, die das Altertum schon gefunden, Es ist menschliche und deren Formen natürlich selbstverständlich, Sprache hervorbringt, suchten. daß die einzelnen Wörter, welche die nur Dinge und Vorstellungen bezeichnen können, welche im Bereiche des menschlichen Auffassungsvermögens liegen. Aber das Wort, durch welches irgend etwas benannt oder bezeichnet wird, an sich bietet zunächst die richtige nur Material zur Verständigung durch die Sprache. Verbindung mit andern zum Satze gewinnt Nur durch es seine logischen Be- Ein Urteil oder eine Aussage kann das einzelne Wort nicht aus- ziehungen. — wenn es nicht unter Voraussetzung selbsts'erständHcher Ergänzungen gesprochen wird — und es können sich daher in einem solchen auch nicht die sprechen • Gesetze der Denkformen, wie in einem Satze, geltend machen, so wenig in einzelnen Tone die Gesetze die aus einer folgerichtigen Es zählen ist ist ita Verbindung einzelner Töne est in nomen Wege und ob mehr oder weniger Wörter gleicher Art vorhanden reliquia immer nur adiun"atui\ ein alleinstehendes paiticularum generibus, quantitatis, id est rei, euius sit illa, rei entsteht, ihre quam Wort dem der Melodie, dabei gleichgültig, zu welcher Klasse von Redeteilen ein jeder Redeteil für sich non zum Ausdruck kommen können, welche weisen. Wort zu sind, da ist. quae quia non inclusam in se habent notitiam significant, conditio, non possunt intelligi, nisi alicuius Jeep: Die Kantischen Kategorien und Daher geht es auch nicht an , Hennann G. 293 Behandlung der antiken Grammatik. die seinem Vorgehen zu folgen. in Will man. wie er es getan hat, die \Vortidassen in die Kantischen Denk- formen pressen, so kann das nach dem Oesagten auch nicht einmal mit einer gewissen Gewalttätigkeit gelingen und es hat infolgedessen ein solcher Versuch auch keinen "Wert; es nur ein nutzloses Schematisieren und Konstruieren, ist gar nicht dazu geeignet, die Behandlung der Grammatik zu einem festen System zu führen oder auf Es ist dem Wege dahin zu nicht unmöglich, daß G. fördern. Hermann später selbst zu empfinden dies Wenigstens hat er seine Absicht, in einem zweiten Bande, die Synta.\ begann. der von ihm in der Behandlung der Redeteile angewandten Weise in handeln, nicht ausgeführt. Und doch wäre Sein Buch die Syntax gerade zu be- nur eine .pars prima' geblieben. ist stets das Gebiet gewesen, auf dem wenn er, er überhaupt wollte, hätte versuchen müssen, die Kategorien unseres Denkens es mit der Behandlung der Grammatik in Verbindung zu bringen. Allerdings würde G. Hermann hier ebensowenig zu gelangt sein. Die Mit Recht hat Brugmann im Hinblick historische leitung zu seiner Griechischen Sprachforschung hat uns Grammatik gesagt: ,.0b die Wege gezeigt. in der Ein- die sprachlichen Vorgänge muß dem Grammatiker solchem gleichgültig sein; er hat nur zu fragen: wie An erstrebten Ziele Hermanns Versuch auf G. mit den Gesetzen der Logik harmonieren oder nicht, nung überhaupt möglich gewesen? dem andere ist als diese oder jene Erschei- der logischen Betrachtungs- Stelle weise hat die psychologische zu treten." Ü^brigens „longe omnium war sich G. Hermann wohl bewußt difficillimam partem" der von sich habe, als er die „pai-s prima" derselben ei-scheinen schaffen wollte, ,,quae vere syntaxis dici mereatur tamquam ut (S. XIII), daß er jedenfalls ihm unternommenen Arbeit noch vor ... in ließ, falls er eine o fontibus suis singula constructionum genera repeti possint." Es kann merkwürdig erscheinen, daß G. Hennann nicht selbst vor kanntmachung seines Buches zu der Erkenntnis seines IiTtums gelangt es doch schließlich nicht so schwer war. ziehen, daß in fach für alle möglichen Aufgaben eine welche man man 1) muß Be- da dabei in Betracht man aus dieser Philosophie wohl viel- Lösung glaubte erwarten zu dürfen', auf bisher vergebens gehofft hatte, und es da leicht geschehen konnte, bei Cf. G. Jedoch man ist, der Zeit, in welcher die Kantische Philosophie eine neue Ära der menschlichen Erkenntnis inaugurierte, daß Syntax (|uosdam locos describenda, solchen Hermann .S. Erwartungen gelegentlich 12-1. zu sanguinisch war. Auch 294 G. Jeep: Die Kantischen Kategorien Hermann Behandlung der antiken Grammatik. überwältigt für sozusagen seinem Streben, und annahm, selbstverständlich als der Allhelferin würde auch ihn sie abschließendes System der Grammatik zu finden, ein imbefangen genug prüfend und so, nicht zum Philologen Erkenntnis die imd der Ent- des "Wesens wicklung der Sprache, zu welcher die spätere Zeit diu'chgedrungen um zur Seite stand, stand, Teil in Es kommt hinzu, daß, wie ich schon oben be- hineinkoustruierte. dem berühmten rührte, in richtig System nicht lu'teilend, sein aus den Kantischen Kategorien logisch herleitete, sondern diese dasselbe und scheint es so gegangen zu sein, daß er, der sonst so scharf denkende Kopf, von der Kantischen Philosophie nüchtern leiten, iind die Auch ihn vor IiTtum zu schützen. nicht ist, ist vielleicht Um- der daß ihm die Anregung zu seinem Versuche unmittelbar aus dem Kreise des großen Philosophen zufloß, nicht ohne Einfluß auf die Zuversicht seiner Anschauung gewesen. Der Versuch mehr wegen seines lich G. in Vergessenheit Hermanns allmählich ist weiteren Kreisen in mehr und gekommen, wenn derselbe auch, wie angeführt, gelegent- im allgemeinen noch im Vorüber- prinzipiellen Standpimttes gehen beilihrt wird. Ich habe es daher nicht die Griuidzüge hoffen wage, daß diese untunlich erachtet, hier auf die Genesis und füi- der A\isführuug desselben erneut Hin Weisung manchem für hinzuweisen, die indem ich zu Beziehungen der Kantischen Philosophie Interessierten gelegen sein dürfte. Zum Schluß füge ich noch hinzu, daß zirfäUigenveise in demselben Jahre G.Hermanns oben 1801, iu welchem einer „Sprachlehre'" 1803 — behandeltes Buch von Adolf Ferdinand Bemhardi — erschien, der erste Teil der zweite Teü folgte veröffentlicht wurde. Ob welches dieses Fr. in August dem Lehrer "Wolf, des Verfassers, gewidmete Buch, imgemeiner Breite auf spekulativem Wege imter Bezug auf die Kantischen Kategorien ^ das Gebäude einer Sprachlehre aufzubauen, unternahm, gleichfalls durch Von Kantischem Hasse „Keine Sprachlehre" (Bd. Über angeregt worden ist, Einflüsse zeugt offenbar auch I) und in vermag ich nicht die Teüimg „Angewandte Spraclüehre"' die sprachphilosopliischen Deduktionen dieses hier kein weiteres ürteü; einen Einfluß hat es aber (Bd. z. B. namentlich Bd. I S. 135. TeUe II). Wortes erlaube ich mir auf die Gestaltung Grammatik, soweit ich es zu sehen vermag, -wolü niemals erhalten. 1) Vgl. festzustellen. in die beiden der XllI DIE SYNERGIE VON AKKOMMODATION UND PÜPILLENREAKTION Dr. OTTO WEISS PRTVATDOZENTKN DES PHYSIOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT KÖXIGSBERO MIT (AUS 3 FIOUREN DEM rnYSIOLOGISCHEN INSTITUT ZU KÖNIGSBERG i. PR.) I Einleitung. Lehre von den transzendenüileu Formen des Anschauens und Denkens, Die welche unsere Vorstellungen sich notwendig fügen, bildet ohne Zweifel das Zu dieser Erkenntnis führen größte Verdienst Kants um die Naturwissenschaft. in auch die Untersuchungen auf Johannes Müller in dem dem Gebiete der Sinnesphysiologie, wie sie von Gesetz von der spezifischen Energie der Sinnes- nerven ausgedrückt sind. daß die Erregung einer sensiblen NeiTenfaser stets gleichgültig, welcher Art der Reiz war, Dieses Gesetz sagt, dieselbe Empfindung hervomift, ganz der die Faser Solche erregte. Erregungen peripherer sensibler Nenenfasem passiert haben, gelangen, nachdem sie verschiedene Stationen von Ganglienzellen rätselhafter "Weise in materiellen dem aus wird Hier Großhirns. des zur Kinde das psychische Geschehen. nun nach dem MüUerschen Gesetz annehmen, daß durch die HimErregung einer peripheren sensiblen Faser schließlich immer dieselbe dem mit müßte So werde. erregt rindenzelle oder derselbe Zellenkomple.x Man sollte Zugrundegehen dieser Empfindungen durch ist auch später in zugehörigen die auch Kindeneleraente die Au.slösung Reizung der peripheren Faser unmögUch werden. von Dies der Fall; der ersten Zeit nach der Zerstörung solcher Rindenzellon können sich die Empfindungen wieder zerstörten Zellen etwa neugcbiJdet wiüen. getreten sein. Die hieraus sich ergebende zentralen Nervensystems ist und zwar ohne daß die herstellen, Es müssen also andere für sie ungememe Umbildungsfähigkeit ein- des durch zahlreiche Versuche bewiesen. ebenfalls diese Die im folgenden mitzuteilenden Untersuchungen illustrieren motorischem auf sondern sensiblem, Umbildungsfähigkoit, freilich nicht auf Gebiete. nieBewegungsimpulse, welche durch den Willen ausgelöst werden, setzen solchen: von Komplexe immer .sondern Aktion, Muskelfa.sern in mals einzelne ganze Mu.skeln oder Muskclgi-uppen. Es kommt auch v<.r, daß a.if einen Willens- 'Weiß: Die Synergie von Aktommodation und Pupüienreaktion. 298 sehr verschiedenartige Bewegimgsformen zugleich erfolgen. impiüs hin Dieses Zusammenwirken nennt man Syuergie von Bewegungen. So treten, wenn läßt, äpfel, 2. man den Bewegungen drei ein: Blick von fernen zu nahen Gegenständen schweifen Kontraktion der Bewegungsmuskeln 1. der Akkommodatiousmuskeln, Konti-aktion 3. der Aug- Kontraktion der Iris- schließmuskeln. Mit dem Zusammenhange dieser drei Bewegungen beschäftigt die sich folgende Untersuchung. sind nur zwei durch den Yon ihnen Wüleu auslösbar: die Kontraktion der Bewegungsmuskeln der Augäpfel ohne weiteres und muskeln nach einiger Übung. Zunächst Die Irismuskulatur ist die der Akkommodations- dem Wüleu völlig entzogen. zu untersuchen, welcher der beiden willkürlichen Bewegungen ist die Pupillenreaktion assoziiert ist Der Konvergenzimpuls Man weiß Rolle. spielt in dem Bewegungskomplex eine dominierende langem, daß sowohl die Akkommodation wie die PupiUen- seit reaktion unwillkürlich mit der Konvergenz erfolgen. Es daher noch zu entscheiden, ob auch mit einer willkürlichen Akkom- ist modatiousbewegung eine Pupülenreaktion verknüpft ist Diese Frage hat nicht immer die gleiche Beantwortung gefunden. Literatur. n. Weber E. H. Gesichtslinien änderte. fand im Jahre 1851, 1 PupiUenweite die Diese wiirden Konkavgläsem vor die Zu demselben diirch sich bei daß bei konstanter Konvergenz der Akkommodationsbewegungen nicht abwechselndes Yorschalten von Konvex- und Augen erzeugt Eesultat kam Lyder Borthen-, welcher bei konstanter Konvergenz von geringem Betrage durch Yorschalten von Konkavgläsem vor ein Auge, dieses zu stärkerer Akkommodation zwang. Dagegen kamen Gramer^ und nach ihm de Ruyter* imd Donders^ unter Anwendung 1) der YTeberschen Methodik zu einem entgegengesetzten Eesultat De motu iridis. Leipzig 1851. 2) Klinische Monatsblätter für Angenheilfamde 1892. 3) Gt 4) De S. 127. nach Tervoort actione Atropae Belladonnae ad Lridem. 5) Ondeixoekingen Physiolog. Labor. 1853. Ttrecht 1853/54. 20. S. 620. WeiO: Die Synergie von AUcommodation und Femer stets beobachtete Donders bei willkürlicher 299 Pupillenrcaktion. Akkommodationsvermehrung eine Verengerung der Pupille, auch bei konstanter Konvergenz. Dasselbe sah A. Auch Graefe* v. Lähmung bei Bewegungsmuskeln der Bulbi. aller Hering* macht entsprechende Angaben. E. Auge einen Schirm mit Richtung einer Gesichtslinie Loche wurde noch ein Er brachte vor jedem einem feinen Loch so an, das jedes Loch je gleiches in die Über dem einen und unter dem anderen fiel. angebracht, .so daß die Versuchsperson drei übereinander befinrlJiche Löcher sah, von denen das mittlere durch binokulare anderen beiden der Verschmelzung entstand. Willkürliche Änderungen der Akkommodation zeigten nun eine Verkleinerung sowohl des oberen als Der auch des unteren Loches. Grund hierfür in einer liegt Hering nach Verengerung der Pupillen. Im Jahre 1899 Ver- hat voort» die Frage aufs neue geprüft und zu ist gekommen, daß dem Resultat Akkommodation und Pupillenreaktion nicht synergisch erfolgen. Seine Methodik war folgende (Fig. I): Den Enden zweier sich kreuzender Stäbe wurde ein Abstand gegeben, welcher der Pupillardistanz war. beider Augen gleicli ' Der Kreuzungswinkel beider Stäbe war sich bei C und Sehachsen betrachtet wurden. Sie erschienen wie A und .4, Auch wenn Ophthato. 2) Die Lehre 3) Arch. f. Dreieck. die die Bilder zwischen verschoben wurden, zeigte sich das Gleiche. f. ein wurden M befanden M gekreuzten Stäbe Durch sym- Augen gezwungen, Konvergenz Akkommodationsbewegungen zu machen. Die Pupillen- weite blieb hierbei konstant 1) .Arch. dem Konvergenzwinkel der C, zwei gleiche Figuren (Dreiecke), welche mit in metrische Verschiebung beider nach bei konstanter gleich vom Kreuzungspunkte der In gleichem Abstände Augenachsen. vom Bd. H. 2. 8. 299. binokularen Sehen. Ophth*lm. Bd. XLLX. Leipzig 1868. 8. 348. M und den Augen 300 "Weiß: Die Synergie von Akkommodation und Pupillenreaktion. Marina^ wieder In neuester Zeit endlich hat Er schloß und Pupillenreaktion seien synergisch. bei denen die Musculi recti internus Akkommodation beliauptet, dies aus Versuchen an Affen, und externus kreuzweis an Hier gehörigen lusertionspunkte vernäht waren. trat, nachdem die nicht zu- die Tiere wieder normale Augenbewegungen machen gelernt hatten, bei Konvergenz auch PupUlenverengeruug Marina ein. erklärt diese für der Kritik der Literatur. III. Gegen Versuche von die Akkommodation synergisch. Weber Donders hat geltend gemacht, daß schon durch bloßes Verschalten von Gläsern vor die Augen die Pupillen sich erweitem. Hierdurch könne eine der Akkommodation synergische Pupillenverengerung kompensiert werden. Immerhin sich bleibt die Mögliclikcit bestehen, Weber daß ein Forsclier wie gegen so nahe liegende Einwände durch Konti-ollversuche geschützt Ob Gramer, den Versuchen von in de Ruyter, Donders, hat. Hering unbemerkte Konvergenzbewegungen Einfluß auf die Pupille hatten, wie Vervoort annimmt, nicht sicher. ist ebenfalls Ein anderer Faktor, welcher berücksichtigt ist, ist den bisher erwähnten Versuchen nicht in die Beeinflussung der Pupille durch Konvergenzimpulse, welche durch Hemmungsimpulse für die intendierte Konvergenzbewegung annulliert Gelegentlich anderer Untersuchungen ^ habe ich darauf aufmerksam werden. gemacht, daß auch die bloß intendierte Konvergenzbewegung Akkommodation und Pupillenreaktion im Gefolge Die Versuchsresultate von hat. v. Graefe sind Aus diesem Grunde würden auch Beobachtungen sicher hierdurch zu erklären. an Einäugigen nichts für die Frage aussagen können. Gegen die Versuche von Vervoort Konvergenz der Sehachsen Wenn jedes ist einzuwenden, daß zwei Momente eine Bewegung beeinflussen und dieser beiden sie bei zu starker angestellt sind. kennen lernen will, so ist es man zweckmäßig, die Wirkung das zu unter- suchende Moment möglichst groß und das andere möglichst klein zu machen. Die Verengerung der Pupille bei Konvergenz der Sehachsen Zeit sicher bekannt. 1) Zentralblatt 2) 0. Weiß, Wenn man für Neurologie. Aroh. f. d. ges. also 1902. S. Physiologie. ist seit langer den Einfluß der Akkommodation auf die 980. Bd. 88. S. 79. Weiß: Die Synergie von Akkommodation und rupillo untersuchen so will, muß mau liie 301 Pnpillonroaktion. Konvergenz möglichst klein , die Änderungen der Akkommodation möglichst groß machen. In den Vervoortschen' Versuchen betrug bei einer 24" die Akkommodationsänderung S'/d Dioptrien, bei 19" Konvergenz- von etwa 2% D-, bei T> l*/« Ü. Ks wäre möglich, daß bei den hier vorliegenden Konvergenzgraden die Fupillenbeeinflussung durch die Konvergenz so dominierte, daß die genannten modationsgrößen nicht mehr wirksam sein konnten. mit bloßem Auge beobachtet wurde, Dazu kommt, daß also eventuell sehr feine Akkom- die Pupille Änderungen ihrer Weite der Beobachtung entgehen konnten. Die Bedenken gegen Marinas Meine diese IV. eigenen auf Schlüsse werden später mitgeteilt werden. Eigene Versuche. Frage gemeinschaftlich mit Herrn stud. med. Dr. Oildemeister gerichteten Untersuchungen Ernst Wlotzka an. stellte ich Herr Privatdozent unterstützte uns dabei in lieben.swürdiger Weise. Fig. 11 Bei den Versuchen schüty^ten wir uns gegen die erwähnten Einwände. Die Änderungen der Akkommodation waren möglichst ausgiebig und der Konvergenzwinkel der Gcsichtslinien möglichst klein. sicher erkennen zu können, Die Versuchsanordnung war so 1) 2) Um Änderungen der Pupillenweite wurde diese an einem Maßstab gemessen. (Fig. H): Die Versuche Vervoorts wurden von uns mit seiner Methodik nachgeprüft und bestätigt. Die Angabe des Konvergenzwinkels kann nicht genau erfolgen, weil bei Vervoort die Pupillardistanz nicht angegeben ist. 302 Weiß: Die Synergie von Akkommodation und Die Seliachsen konvergierten waren auf Glasplatten gemalt. linie In war. möglichster wiedergegebenen Figuren angebracht. die auf Fig. III Sie wurden durch den linken zentralen dunklen Punkt nach dem Zentrum von So fiel wurden dann Dieselben M gerichtet das binokular vereinigte Bild der beiden Punkte in das Zentrum der schwarzen Scheibe. Stelle Nähe der so orientiert, daß die linke Gesichts- war, die rechte durch den rechten ebendahin. von Versuchen wurde an welche auf auf eine ferne dunkle Scheibe, im übrigen matterleuchtetem Papier markiert Augen wurden Pupillenreaktion. In einer Reihe der Scheibe ein Punkt gebracht. Die Bilder so eingestellt, daß die bezüglichen Gesichtslinien durch die beiden nahen Punkte hindurchgingen imd sich unterhalb des fernen schnitten. Bei abwechselnder Fixierung des fernen und der nahen Punkte war also nur eine Änderung der Höheneinstellung nötig. Fig. m. Bei Akkommodation auf cUe Scheibe sah der Umgebung imd erkannte hieran scharf Bei Akkommodation auf die beiden die man die Faserung des Papieres richtige Einstellung des Auges. schwarzen Punkte erschien das scharfe stereoskopische Bild eines abgestumpften Kegels. Die Versuche bestanden darin, abwechselnd auf das Zenti-um der Scheibe imd auf die schwarzen Pimkte zu akkommodieren. Die Beobachtung der Pupille geschah mittels eines Fernrohres. Die Weite der Pupille wiu'de an einem Maßstab gemessen, welcher durch die Bildchen von Lichtem LLL gebildet wurde, die im horizontalen Durchmesser der Kornea durch Spiegelung erzeugt waren. Von den Versuchen möge einer hier kurz skizziert werden. Versuchsperson: E. "Wlotzka, Beobachter: M. Gildemeister, 0. Weiß. Weiß: Die Synergie von Akkommodation und Entfernung der Scheibe M von den Augen 3850 mm, Entfernung der Punkte von den Augen . Distanz der Pupillen 91 „ 65 „ 0° 58' AJso: Konvergenzwinkel der Gesichtslinien Nötige Akkomodation, um von 303 Pupillenreaktion. M auf die Punkte zu akkommodieren 10,7 Dioptrien. In diesem Versuche wie in allen anderen, die wir drei gegenseitig anstellten, zeigte sich trotz der hohen Akkommodationsanstrengungen keine Änderung der Pupillenweite.* Somit kann mit Bestimmtlieit gesagt werden, daß Pupillenreaktion ganz unabhängig voneinander Akkommodation und sind. V. ScMufs. Wie hat man die Beobachtungen von Marina zu erklären? Wir müssen annehmen, daß ein nervöses Organ die Iiisbewegung bei der Konvergenz durch eingeleitet wird, welches untergeordnet ist genzbewegung vermittelnden. Man sollte also dem Konver- die erwarten, daß die Innervation des Rectus internus ein für allemal die Pupillenreaktion im Gefolge habe. wie die Versuche Marinas zeigen, nicht der Fall. Dies ist, Vielmehr kann sich die Pupillenrpaktion einer anderen Bewegung, der des Rectus extemus unterordnen, (wenn dieses zweckmäßig ist). Nähere Einsicht organ, vermöge deren diese synergischen nicht Jedenfalls vorgesehen ist, ist so viel sicher, daß in die Anordnungen im Bewegungen möglich Zentral- sind, besitzen wir im Bau desselben nicht nur ein auf welchem dieser Effekt eiTcicht werden kann. Ahnliches Weg gilt gewiß auch für andere Bewegungskomple.x^e. Ich glaube auf Grund der beschriebenen Versuche die Befunde in dem erwähnten Sinne deuten zu mü.ssen. Marinas Sie illustrieren also recht lebendig, daß auch im zentralen Nerven-system die Natur nicht nur für das Nötigste gesorgt hat, sondern daß auch dieses wie die übrigen Organe des Körpers reichlich ausgestattet ist Erwähnt sei, daß beim starijen Akkommodieren dio Weite der Pupillp oft anfangs ot\vn.s Gemessen wurde dieselbe erst, nachdem sie konstant geworden war. Bei Wlotzka sich diese Schwankungen nach einiger Zeit der Übung nicht mehr. 1) 8ih wankte. zeigten XIV KANT UND DAS WESEN DES NEUEN IN DER MATHEMATIK EIN BEITRAG ZUR I.EHRE VON Dr. 0. Ö. DEX SYNTHETISCHEN l'RTEILEN FRANZ MEYER PROFESSOR DER JUTHEllATIK AK DER ÜNTVERSITAT KÖNIOSBERO 20 Das Folgende Der Verfasser andere, nichts weniger als eine Studie zur Kantphilologie sein. soll nur einige Anregungen geben, von denen er will denen mehr Müsse und Geschick zu Gebote steht, mögen; irgend eine Erschöpfung des Themas erscheint an In kurzer wird Zeit Er Wissenschaften"' abgeschlossen vorliegen. sowie auf Herausgeber sagt daselbst die die sie verfolgen ausgeschlossen. Band der „Enzyklopädie der mathematischen der erste Entwicklung die Fortschritte, die das Zahlentheorie, sich daß hofft, weiter 19. schildert angienzenden einigen in seiner in historisch -kritischer Jahrhundert in der Arithmetik, Algebra, Vorrede (S. Gebieten gezeitigt Der hat. XXII): „Möge die Enzyklopädie, mathematischen Erfindungen eines Jahrhunderts in historischer Entwick- lung vorführt, auch das erkenntnistheoretische Studium der grundlegenden Frage, der Mathematik denn eigentlich als „neu" zu gelten habe, beleben! was in das Neue in Vertiefung einer eines durch Besitzstandes aprioristischer Erkenntnisse oder kommt zurück avf eine andere Gruppierung vorhandener Erfahrungstatsachen?" Tat, wenn man bedenkt, daß Besteht Anschauung gewonnenen Vermehrung und innere «iaselbst auf Räume von einem es nur In der wenig über 1100 Seiten in knapper Form von neuen fruchtbaren Ideen, Methoden und Sätzen wird berichtet wird, so man von selbst zu der Frage gedrängt, wie denn die unterscheidenden begrifflichen und anschaulichen Merkmale des „Neuen" gegen- über dem „Alten" Kants Lehre über festzulegen seien. Stellung der mathematischen Wahrheiten, daß es seien, darf als bekannt vorausgesetzt Lehre zu stützen oder aber Wenn sie werden; auf die vielfachen Versuche, diese zu verwerfen, sei hier nur hingewiesen. wir im folgenden die Kantische Apriorität und unsere Entwicklungen sich danach zwanglos fügen lassen, gnbunden die erkenntnistheoretischo „reine Erkenntnisse a priori" so sein; sie werden diese Entwicklungen in als Grundlage adoptieren, das Kantische System ein- doch nicht unbedingt daran würden auch bestehen bleiben können, wenn man von mehr oder weniger empiristischen Erkenntnis(|uellen ausginge. 1) Enzyklopädie Leipzig, bei B. G. (Ilt matliematisclien WLssunscliaftc-n. Teubnor, 1904. [Dieser Band ist BJ. I, liorausg. inzwisehen, im August von W. Fr. Mo y er. UKM, erschieneD.) 20* Meyer: Kant nnd 308 Kant nimmt als ein ist in der Maüicmatik. iu grundlegenden mathematischen Begriffe und Operationen die — unabhängig von der Erfahrung gegebenes geistiges Besitztum an daß diesem Sinne beaehtens-\vert, — elementarsten Charakters sind sich Wesen des Neuen das nur um den Beweis , ihrer Wie und und abgerundet. ziehen sind, um und denkt sich alle weiteren Sätze, soweit es handelt, rein logische immer mehr welcher Reihenfolge derartige Schlüsse zu in konstruktiv zu verfahren gänzlich anderen Gebiete; er postuliert zu hat, +5 Kant und 12 der die Systems Kant für erst beispielsweise die Inhalte Im übrigen gleichwertig erkannt werden. als einem auf Rede stehende Frage vom Standpunkt seines in aus liegt dem Behuf einen Akt der „Synthese", Anschauung, auf Grund deren einer Art innerer beiden Begriffe 7 umfassenden durch als jenes ursprüngliche Besitztum zu vorgesteckten Zielen zu gelangen, wie der Forscher dabei schöpferisch, aber erscheint es angezogenen Beispiele Existenz Schlüsse daraus abgeleitet, und so vertieft von ihm die eine als akzessorische; es ist ihm weniger viel- eine allgemeine philosophische Frage, denn eine spezifisch -mathematische Fachfrage. Es sei gestattet, in der Verhältnis Philosopliie Denkens dieser Richtung eine Bemerlning allgemeiner Xatur über das zu Philosophie sieht es überhaupt ihre als den Einzelwissenschaften einzuschalten. Die Aufgabe an, allgemein verbindliche Nonnen des aufzustellen und diese auf die obei-sten, allgemeinsten Erecheinungen des geistigen Lebens anzuwenden: jene Normen sollen dann jeder einzelwissenschaftlichen Untersuchung zugrunde liegen, jene allgemeinsten Er- scheinungen mögen sich in jeder Wissenschaft, je nach deren Charakter und deren Bedürfnissen einerseits spezifizieren, andrerseits weiter ausgestalten. Nun ist es aber eine wolübekannte Tatsache, daß innerhalb des Rahmens jeder fortschreitenden Einzel Wissenschaft „allgemeine" Begriffe methoden einer fortlaufenden Terschiebiuig, einer bald Kompression und Dilatation und Untersuchungs- stetigen bald unstetigen sich selbst mit immer reicherem Inhalte erfüllen, unfruchtbare Keime abstoßen, andere in sich aufnehmen. unterworfen sind, daß sie Dieses selbstkorrigierende Verfahren geschieht in solchem Umfange, daß oft ein ursprünglich festgelegter Begriff später kaum noch wiederzuerkennen ist, so sehr hat er sich den veränderten Daseinsbedingungen anpassen müssen. Eines der instruktivsten Beispiele dieser Art dem ursprünglichen ist der Begriff der Zahl. Zu Begriff der natürlichen Zahl trat der der negativen, der ge- brochenen, der algebraischen, der irrationalen Zahl. Diesen Zahlen als reellen traten weiterhin als die umfassenderen die gewöhnlichen und höheren komplexen Zalüen gegenüber, und über (s. u. S. 13). alle diese erhebt sich die Schöpfung der transfiniten Zahlen Die Berechtigung, diese sämtlichen Gedankengebilde, so verschieden Meyer: Kant und das Wesen des Neuen in 309 der Mathematik. • dem sie zunächst erscheinen, sie im wesentlichen den nämlichen logischen Verknüpfungsgesetzen gehorchen. Zahlbegriff unterzuordnen, geht daraus liervor, daß So weichen der Gang der allgemeinen Philosophie und der Gang innerhalb der einzelnen „Fachphilosophie" nicht unwesentlich voneinander ab. Der Philosoph wird stets wieder zu denselben grundlegenden Fragen der als Ganzes aufgefaßten Erscheinungswelt zurückgeführt; in der Einzclwissenschaft sieht der Forscher aus der glücklichen Lösung eines besonderen Problems eine Reihe neuer, ungelöster entspringen. Wenn das Bild gestattet ist: so oft der Philosoph glaubt, seiner Hydra einen Kopf abgehauen zu haben, derselbe Kopf wächst sofort wieder; dem Einzelforscher dagegen erwachsen an Stelle des einen abgetrennten Kopfes zehn solche von anderer Beschaffenheit. Und doch wäre eine gegenseitige Unterstützung sehr heilsam; je um Einzelnen durchgebildete Fachphilosophien entAvickelt würden, auch der Philosoph /.ar' so mehr im mehr würde genötigt werden, seinen zu allgemein gestellten i^oyr^v Aufgaben eine gewisse Beschränkung aufzuerlegen, in dieser Beschränkung würde er dafür zu präziseren Um Lösungen gelangen. nunmehr unsere eigentliche Aufgabe matischer Begriffe, Sätze und Methoden als nehmen, denken Angriff zu in grundlegender mathe- einen gewissen Besitzstand wir uns für den Augenblick vorhanden, gleichgültig woher er stamme, und fragen, wie sich dieser Besitzstand vermehren läßt. Wir wünschen, ganz im Sinne Kants, zu zeigen, daß die gedachte Vermehrung, entgegen äußeren Anscheine, keine materielle, sondern nur eine formale Erweiterung Gnippierung, Erkenntnisse mathematischer nur in und Trennung Zusammenstellung, einer andern Verbindung ist, dem daß die Anordnung, bereits vor- handener besteht. Um lichen ein diese Auffassung zunächst an einem einfachen Bilde aus Leben zu erläutern: Jedermann weiß, daß und demselben Mobiliar je ein dem gewöhn- und dasselbe Zimmer mit nach der Aufstellung und Verteilung des letzteren dem Beschauer einen ganz andern, einen ,.neuen" Eindruck bietet, daß man sogar auch leicht einen gewollten Eindruck, einen bestimmten „Stil" durch pas.sende Anordnung henorrufen kann. Nicht anders ist es in der Mathematik: durch bloße Umordnung von Teilen wird der Eindruck von Neuem, von Fortschritten erzeugt in Einer der inneren Gründe dieser befremdenden Erscheinung dem eigentümlichen vermögen. der Verstand Verhältnis zwischen Dies Verhältnis mühsam Stufe ist um ein zwiefaches. Stufe, bis Satzes krönenden Schlüsse gelangt; ist liegt Anschauungs- und Schlicßungser Auf der einen zum letzten, Seite den erklimmt Beweis eines dieser Anstieg aber einmal vollendet, so Mever: Kant und 310 Vermag Weg einem mit Neuen in der Mathematik. Anschauungsvermögen, namentlich überaus beschränktes, ein des Blick zu umspannen. Seite ist unser Auf der andern Geometrie, Wesen Anschauung i, wie vom Gipfel einer Höhe, den ganzen zurück- die innere gelegten das der in geradezu dürftiges 2, sobald ihm eine ja größere Anzahl verschiedenartig verknüpfter Elemente luivermittelt gegenübertritt, während das Schließungsvermögen, Dazu unbegi-enztes fungiert. tritt seiner Langsamkeit, geradezu tr-otz ein als ein in der Mathematik spezifisch ausgebildetes Moment, das Verfahren der vollständigen Induktion (des Schlusses von n So unzweifelhaft dies Verfahren wegen seiner Sicherheit der auf n + 1). geleistet hat Mathematik unschätzbare Dienste doch wieder an einem erheblichen Mangel; Gedankenfäden aufzudecken, umhüllt oder um obersten Induktion ist es, wenn erkennt, es dasselbe leisten das innere wird 3, es leidet Gewebe der steilen kleinen die oft zu läßt sich Berg heraufziehen, und behält sich nur Gipfel selbst zu leitenden vielmehr wie mit einem Schleier; oben gebrauchte Bild weiter auszuführen: man lieber das einem Führer einen letzten und noch statt Gerade ersteigen. einem neuen, unerwarteten Ergebnis es gelingt, einen direkten, allmählich zu finden; dann entpuppt sich das scheinbar Neue zum vor, den vollständige die führt, wie Ziele führenden als eine von man Beweis Aneinanden-eihung selbstverständlicher Tatsachen. eine systematische Ausführung unseres Hauptgedankens über die Ent- Da Typen Neuen des stehiuig xmmöglich in Anbetracht erscheint, der grenzenlosen Ausdehnung des Gebietes müssen wir uns bescheiden, eine Reihe mathematischer vorzuführen, und diese wiederm diu-ch geeignete Beispiele zu kennzeichnen, deren Verständnis keinen zu großen * Aufwand mathematischer Vorkenntnisse erfordert. Am deutlichsten, weil der elementaren am unmittelbarsten, Kombinatorik ausgeprägt. ist Wer die fragliche Erscheinung in zuerst den Satz aufstellte und bewies, daß die Anzahl der Vertauschungen von n Dingen gleich 1) Wenn 2) Das ist anders der Beweis gewissen Anforderungen genügt, einer der Hauptgründe, weshalb bei s. 1 x2x 3 . . «. u. S. 16,17. der modernen Festlegung der Gnindlagen der Geometrie von einem System durch gewisse Axiome verknüpften Begriffe ausgegangen wird, mit denen dann nach festen Vorschriften geradezu wie mit Größen gerechnet wird. S. D. Hubert, Gi-undlagen 2. Aufl., Festschrift zur Enthüllung des Gauß-Weber-Denkmals, Leipzig, Vahlen, Abstrakte Geometrie, Leipzig 1904. (Wird demnächst erscheinen.) H. Poincare, Wissenschaft imd Hypothese. Deutsch von F. und L. Lindemann, der Geometrie, 1903; K. Th. 3) Vgl. Leipzig 1904. 4) Die meisten Leser werden freilich umgekehrt der Meinung sein, daß dieser Aufwand ein viel zu großer sei. die Tiefe der Indessen läßt sich etwa aus bloßen elementaren Sätzen über das Dreieck neueren mathematischen Begriffe nicht entnehmen. Meyer: Kant und ist — sie bei eine Zahl, die bei dem Laien das Wesen des Neuen in der Mathematik. 311 ^ößeren "Werten von n eine solche Höhe ein ungekünsteltes, verwirrendes Erstaunen glaubte gewiß, einen großen, wahrhaft neuen Satz entdeckt zu haben. das i.st Ergebnis nur eine Aneinanderreihung einiger daß erreicht, erwecken muß — Und doch Daß zwei Trivialitäten. Dinge zwei Anordnungen zula.ssen, sieht ein Kind ein, desgleichen, daß von drei Dingen jedes einmal un eine bestimmte dem Vorigen verbunden, mit in drei Gruppen zu übrigen 2x3 ihren jeweils 2x3, ihre Gesamtanzahl ist Stelle Von ist. 2x3x4. also vier So vier einnehmen, während die Anordnungen untenvorfen werden Anordnungen von mithin gruppieren sich die je 2x3 zwei verteilen, daß also ihre Anzahl je Dingen kann wiederum jedes einmal eine erste drei gebracht werden kann; dies, (erste) Stelle daß die Anordnungen von drei Dingen sich lehrt, können; Dingen in vier Klassen von ist daß bei jedem neu klar, hinzutretenden Element bei der Anzahl der vorher möglichen Anordnungen die das Element angebende Kardinalzahl vollständige Induktion ist hier als weiterer Faktor nicht einmal bündigen Zusammenfassung der skizzierten Tätigkeiten. muß. figurieren erforderlich und Wer Die nur zur dient wäre aber imstande, etwa von den 3628800 Arten, wie 10 Personen an einem Tische ihre Plätze wechseln können, eine deutliche Vorstellung zu besitzen? Ganz ähnlich verhält es sich mit einem zweiten grundlegenden Satze der Kombinatorik, daß man, wenn n^ Dinge einer ersten Gruppe gegeben sind, n, Dinge emer zweiten, . . ., »«, Dinge einer i^" Gruppe, genau auf WjX/ij ..xn,- Arten je ein Ding der ersten Gruppe einem der «'**" Zu.sammenstellungen keine Rücksicht der in mit je einem der zweiten, Gruppe zusammenstellen kann, wenn auf genommen wird. Usf. . mit je ., . Anordnung die dieser Als zweiter Typus Rede stehenden Erscheinungen diene der berühmte Pythagoräische Satz des rechtwinkligen Dreiecks. gewissen Unbehagen Die meisten Leser werden sich mit einem derer im Schul- der künstlichen Figur erinnern, mittels unterricht der fragliche Satz herausdemonstriert wurde, und würden wohl schwerlich imstande sein, trotz aller Anstrengungen jene Figur sich wieder herzustellen. die richtige systematische Stelle gebracht, hat der Satz An nur das eine Eigentümliche an sich, daß er zwei Tatsachen von großer Einfachheit so miteinander vereinigt, daß ein unwesentliches Moment entfernt Der grundlegende Satz, wird. daß bei zwei ähnlichen Dreiecken (i. e. solchen mit bezw. gleichen Winkeln) die Seitenlängen des einen sich verhalten, wie die des andern, kann und soll gleich im Anfange der Lehre werden und mag hier Dreieck ABC vor, so als ist vorhanden angesehen werden. mit ihm implizite vom Dreieck Liegt nun auch jede Strecke abgeleitet ein beliebiges AD mitgegeben, Meyer: Kant und 312 Ä Ecke eine die Wesen das mit irgend des Neuen D einem Pimkte der Unter diesen unbegrenzt vielen Möglichkeiten gibt daß das Teüdreieck man aber, um ein ABD mit daß auch das zweite Teüdreieck was dasselbe werden, so ABC, und ist, ABC, ABD, ACD einander ähnlich AD eine Höhe des Dreiecks A überdies der Winkel desselben bei man ein ABC mit a, AD = h zerlegt Hypotenuse a durch die Höhe mit Ähnlichkeit je eines Teüdreiecks b^ = ap, c^ = aq, ist. Um mit p, q, wird, ist die mit für das rechtwinklige die unwesentlichen, man nur + c^ = a{p + q) = a^ ist weil erst winklige Dreieck charakteristisch sie gleichwertig erscheint, ist, der Pythagoräische Satz, sind die Abschnitte Satz Um die abermals für das recht- 2>, als selbständige Bildungen Fimktionen eines der ist, ein; beiden wie führt man nennt die von dem die Verhältnisse der sie die (sechs) trigono- Winkel des Dreiecks. spitzen diese kleiden, man sechs Funktionen durch Der die Rechnung auf irgend eine von ihnen zurückgeführt werden können. indessen dem Auge eine wohlgefällige Form^ darzubieten, führt man jene Reduktion nur selten durch, sondern behält drei (oder (sinus, Cosinus, 1) Satze inhaltlich q der Hypotenuse enthält. Form zu eine in Pythagoräische Satz zeigt unmittelbar, einfachste , erforderlich. den Pythagoräischen a, b, c metrischen = pq h'^ dem Pythagoräischen gewählten Längenmaßstab unabhängig zufällig Seiten mit Pythagoräischen Satze zum Aufbau der elementaren Trigonometrie nur wenige Schritte Um ist. und formal nur dadurch von ihm abweicht, daß „neue" Elemente, die Höhe h und Vom zweiter auf die Ähnlichkeit der beiden Teildreiecke achten, so er- gäbe sich die andere fundamentale Aussage völlig in jene beiden Eelationen der also wiedenun für das rechtwinklige Dreieck charakteristisch Würde man nur so dem ganzen Dreieck gleichwertig Linie auftretenden Stücke^, q zu entfernen, hat das Resultat b^ als die Abschnitte, in die b, c, zusammen wiederum die Dreieck charakteristisch sind. zu addieren", Kechter dann, wie üblich, die Längen der Seiten des nunmehr rechtwinklig vorausgesetzten Dreiecks den Aussagen erzielen, ähnlich wird, oder, das wiederum nur so möglich, daß ist Bezeichnet die Verlangt ähnlich wird. dem ganzen Dreieck alle drei Dreiecke daß verbindet. offenbar sicher eine, so symmetrisches Ergebnis zu ein ACD BC Gegenseite es ABC dem ganzen Dreick gleichmäßigeres, Mathematik. in der Hierbei tangens resp. cotangens) gleichzeitig ist freilich bei. vier) jener Fvmktionen Hierdurch erklärt sich auch noch das praktische Bedürfnis, das den Logarithmentafeln für Zahlen und trigonometrische Funktionen Rechnung tragen maß, maßgebend; wir beschränken uns aber im Texte auf die „reine" Mathematik. Auf einer höheren Stufe ist es gerade wesentlich, die verschiedenen trigonometrischen Funktionen voneinander getrennt zu halten. Meyer: Kant und das Wesen man der Reichhim der trigonometrischen Beziehungen; Form 313 des Neuen in der Mathematik. die Einfacliheit, die Einheit dos Inhalts. opfert der schönen Wir kommen auf dieses bedeutsame Moment noch weiterhin zurück. Ein beliebiges Dreieck wird durch eine Höhe in zwei rechbvinklige Teil- man daher dreiecke zerlegt; sobald auf diese die trigonometrischen Beziehungen anwendet, und diese wiederum so vereinigt, daß unwesentliche, („eliminiert") Trotzdem ist d. h. kommende Stücke jeweilige „Auflösung" des Dreieckes, nicht in Betracht für eine entfernt werden, gruppiert sich der Stoff zu immer anderen Gestalten. dieser Reichtum nur scheinbarer, wesentlich durch ein fachen eigenartigen Benennungen hervorgerufener; es des einen Themas, daß So Lot fällen kann. man von einem Punkte oft ist stets Stücken (Seiten und Winkeln) des Dreiecks die viel- die Variation auf eine Gerade nur ein einziges darum handelt, aus es sich hierbei nur unabhängigen drei zu bestimmen, ein viertes ist die Anzahl der Gruppierungsmöglichkeiten eine eng begrenzte und leicht übersehbare*; man dagegen sobald versucht, gemäß eine unbegrenzte, und zwischen fünf, Relation eine Stücken des Dreiecks zu konsti'uieren , es die Anzahl ist dem ist Geschmacke subjektiven Er wird Forschers der weiteste Spielraum gelassen. oder gar sechs der Möglichkeiten natur- z. B. Wert darauf des legen, daß ge\visse Elemente nur linear in den Formeln auftreten, usw. Für es aber die Erkenntnis Arbeit- entT\'ickelt durch des Wertes der Trigonometrie des Dreiecks erscheint durchaus notwendig, festzustellen (wie das der Verfasser reine hat), wie sich Rechenprozesse, sozusagen et^vaigen übrigen herleiten lassen. in einer früheren aus drei unabhängigen Grundformeln allein mittels Rechenmaschine, einer Das Entsprechende gilt für den alle Aufbau der sphärischen Trigonometrie, der Polygonometrie usw. Wir gehen zu anderen Typen über. Hier wird ein weiteres, ebenfalls der Mathematik spezifisch angehüriges Hilfsmoment in den Vordergrund treten, das ist die merkwürdige Rolle, die Identitäten bei der Entstehung ,.neuer" Sätze spielen. Ein instruktives Beispiel aus der elementaren Planimetrie wird durch den i'tolemäischen Satz geliefert, der vielleicht Kuriosum im Gedächtnis geblieben viereck die 1) Summe Von der ist. der Produkte je manchem Leser Der Satz als ein zweier Gegenseiten gleich besonderes einem Kreis- sagt aus, daß in dem Produkte selbständigen Einführung weiterer Dreieckselemente , wie Höhen, scitcn- und Winkelhalbierende Transversalen, ein- und umbeschriebene Kreise usw., soll hier ganz abgesohon worJ«'n. 2) Jahresbericht der Deutschen Mathematikor%-eroinigung, Bd. 7, (1890), S. 147—154. Meyer: Kant und 314 der Diagonalen rlas Wesen des Neuen in der Mathematik. Führt man die "Winkel ist. bilden, und tgy setzt = Aj (^ = Existenz der evidenten Identität {K, _ I,) (^3 — AJ + Die Bedeutung des Satzes daraus, liegen daß (Ai Rechnung von wenigen - A3) ß, -h) + ßi-k) ih-h) = die die Kreislehre charakteristisch ist; 0. dann hinterher wieder erhellt Punkte der Ebene vier dann und nur dann auf einem Kreise, wenn für Eigenschaft Ausdruck i für Satz nur ein geometi-ischer ist: für für den Kreis er den festen Anfangsrichtiing so lehrt eine 1, 2, 3, 4), Rede stehende Zeilen, daß der in ^^ nach ^j, (p2^ ^'s» Vi ^i^^i ^^^ Ecken des Vierecks laufenden Radien mit irgend einer sie die Ptolemäische zuti'ifft. Die Umkehrun,'g dieser Erscheinung führt sofort zu einem umfassenderen Standpunkt. So oft man vier Größen Aj, A, A3, , durch vier gleichberechtigte A^ geometrische Objekte (Bilder) deutet, die nur noch der Bedingung zu genügen haben, daß auch den (sechs) Differenzen A» — A^ eine selbständige geometrische Bedeutung zukommt, gelangt man zu einem „neuen" geometrischen diese Sätze jedoch sind einzigen Erkenntnisquelle. verhältnisses So gewinnt Satze; alle Anschauungs- Manifestationen einer nur verschiedene man des Doppel- die die Theorie u. a. beherrschende Eundamentalrelation, ferner Theorie die die der Geraden im Räume beherrschende „Linienkoordinatenidentität", usw. Der Gehalt und Herleitung geo- derartiger Identitäten für die Erkenntnis metrischer Wahrheiten wird ein ein willkürlicher Parameter zur wenn ungleich fruchtbarerer, Verfügung in ihnen noch steht. Zur Erläuterung möge ein Typus von Sätzen dienen, deren bekanntester Repräsentant der Pascalsche Satz für Kegelschnitte sechs Punkte auf einem Kegelschnitte ins von sechs beliebigen Punkten A^, ^j, . Die drei des Sechsecks liefern drei Schnittpunkte Si, S^, S3. naten läßt sich dann auf ganz einfachem ^ Anstatt von vornherein fassen, gehe .A^ einer Ebene aus, die durch Strecken verbinde. einer Reihenfolge ist. Auge zu Wege man man Paare von Mittels zunächst in irgend Gegenseiten geeigneter Koordi- eine Identität ^=jB aufstellen. und B gewisse rechnerische Ausdrücke, Eigenschaft, daß wenn ^ den speziellen Wert der Einheit annimmt, die sechs Punkte Ai, A^ Ag auf einem Kegelschnitt liegen, andrerseits, wenn Hier bedeuten . . mit der besonderen der Einheit wird, die drei Punkte Äj, Sj, S3 ein und derselben 1) Näheres siehe (3) 7 (1904), S. 1—15. in der ß gleich Geraden an- Abhandlung des Verfassers im Archiv der Mathematik und Physik Meyer: Kant und Wesen des Neuen 315 in der Mathematik. Damit erscheint der Pascalsche Satz nebst seiner ümkehrung gehören. als das der unmittelbare geometrische Ausdruck der Identität u4 — Mit demselben Rechte hätte Zahl wert c beilegen können, man aber womit ihn dem Ausdrucke nach dem betreffenden Werte des „Parameters" c Sechseck nach andrer Vorschrift also man den Pascalschcn Satz als eine ist B. irgend Ausdruck ß gleichzeitig der Das Prinzip ^ einen erhält; je gruppiert sich das offenbar dies, daß Speziale rscheinung innerhalb einer un- begrenzten Klasse in gewisser Hinsicht gleichartiger Erscheinungen auffaßt, die alle in der Identität A^=B wurzeln. Der Grund aber, weshalb Pascalschen Satze eine so hervorragende Bedeutung beimißt, man gerade dem ist ein doppelter. Einmal beanspruchen die Kegelschnitte, ganz abgesehen von deren Verwendung vielseitiger Mechanik, Technik usw., in der Systematik der geometrischen in Gebilde der Ebene ihren Platz mit an erster Stelle, da sich ihre Theorie un- mittelbar über der der Geraden Sodann kommt dem Pascalschen Satze erhebt. innerhalb der Kegelschnittslehre eine zentrale Stellung zu, da sich aus ihm allein alle anderen Eigenschaften Prinzip wickelte Gerade so, wie man drti Seiten eines n Punkten (n der Kegelschnitte indessen ist einer ein Sechseck in drei Dreiecks liegen, kann = 2, 3, . .) Gruppen von vier Identität Ordnung, ^=ß u. s. f.), analoge und lassen. Das oben Verallgemeinerung ent- fähig. Punktepaare gnippieren kann, die auf man auf den letzteren drei Gruppen von annehmen, entsprechend im Räume auf den sechs Kanten eines Tetraeders, resp. auf den -vier re.sp. ableiten weitgehenden je Kanten eines windschiefen Vierecks, sechs n Punkten, mit analogen u. s. f.; stets Schlüssen existiert (für eine der obigen Kunen, Flächen die unbegrenzte Reihe dieser Identitäten läßt sich einem einzigen Typus unterordnen, der n^ wiederum sie alle umfaßt. Von diesem Gruppierungsstandpunkt aus erfährt der Pascalsche Satz eine ganz andere Beleuchtung, als bei der gewöhnlichen Auffassung; er bildet nur die erste Stufe einer nach vielfacher Richtung hin beliebig aus- dehnbaren „Pascalschen Geometrie."* Derartiger tiefgreifender Typen lassen sich in der Geometrie noch aufbauen; es femer an sei die, eine manche etwa an die Theorie der orthogonalen Substitutionen erinnert ungeahnte Fülle von georaetri-schen Eigenschaften einschließende Figur des einer Fläche zweiter Ordnung ein- resp. umbeschriebenen Tetraeders, weiter an die Lehre von den Ausartungen eines Gebildes zweiter Ordnung, u.a.m. 1) 9, Siehe die Abhandlung das Verfassers, Jahresbericht der Deutschen Matbematikerveretnigung (1901), S. 91—99. Meyer: Kant 31G Wesen luid das Leider steht zurzeit eine dieser Richtung in unterzuordnen, woraus Es sein erkenntnistheoretischer In halt als einzelnes unendlichen Kette gleichberechtigter Sätze unmittelbar entspränge. einer Glied systematisch fortschreitende danach wäre jeder Satz einer gewissen Behandlung der Geometrie noch aus; Identität des Neuen in der Mathematik. gibt manche Mathematiker, mit einer gewissen Herablassung die eine derartige Entwicklung der Geometrie „formale" kennzeichnen; ohne als eine es zu wollen, sprechen sie damit eine nicht geringe Anerkennung aus, da sich gerade Wege auf diesem in das eine ungekünstelte Einordnung der geometrischen Wahrheiten System der Kantschen Erkenntnistheorie vollziehen läßt. Gehen wir nunmehr zu einem grundlegenden Typus aus der Arithmetik und Analysis über, zu der Theorie der Irrationalzahlen (allgemeiner, von Grenzwerten überhaupt). Die bekanntesten Beispiele sind ja jedem geläufig; es sind die in kleineren oder größeren Tafeln vereinigten Logarithmen der natür- wohl kaum zu bemerken lichen Zahlen; diese Logarithmen brechen aber, wie nötig ist, nicht etwa an sondern sind unbegrenzt der betreffenden Stelle ab, fortsetzbare Dezimalbrüche. Eine für die Theorie der irrationalen Größen bessere Darstellung wird allerdings durch die Kettenbrüche geliefert; jeder unbegrenzte (regelmäßige) Kettenbrucli besitzt als umgekehrt; Wert eine oder mit andern Worten, jede bestimmte irrationale Zahl und IiTationalzahl äquivalent ist einer aber auch um- bestimmten unbegrenzt fortsetzbaren Reihe natürlicher Zahlen, gekehrt repräsentiert jede, noch so willkürliche, unbegrenzt fortsetzbar gedachte Anordnung natürlicher Zahlen (wobei beliebige Wiederholungen gestattet sind) eine bestimmte Irrationalität. füi' Anwendungen Man kann sich aber auch eine andere, besonders geeignetere Auffassung bilden. Danach drückt jeder Satz über eine gewisse endliche Relation zwischen gewöhnlichen Brüchen Irrationalzahlen aus, nur daß diese Relation nicht genau, sondern bloß ist angenähert gilt. Man aber imstande, diese Beziehung zwischen Brüchen in unbegrenzt viele Formen zu kleiden, für jede Form den Fehler keit, in fähig, zeitig d. gewisse Grenzen einzuschließen. i. die Abweichung von der Genauig- Unsere Anschauung indessen nicht ist mit einer derai'tigen Menge im wesentlichen gleichwertiger Sätze gleich- zu operieren. man so wählt, daß von genügender Man begnügt man sich den Kleinheit Gleichheit zwischen Abkürzung, des Fehlers, eine Art als für das Ganze, sich daher mit einem Repräsentanten, den Fehler bereits unter eine Genauigkeitsgrenze herabgedrückt denkt. Stenographie zu nur verstehen, indem etwas Unwesentlichem, verzichtet. und Wenn man Irrationalitäten spricht, so ist das gibt doch diesen Teilen daher von der als eine sprachliche man auf die Angabe Man nimmt Benennungen, die gewisse Teile den Eindruck des Meyer: Kant und Wesen des Neuen das Neuem, Ganzen und damit von etwas 317 der Mathematik. in hervorrufen. Ein Planet bewegt sieh in wenn man von den verhältnismäßig geringfügigen Stöningen durch einer Ellipse, andere Himmelskörper absieht. Wenn man nun aber den Begriff der Gleichheit, dem doch auf Reciinen mit Inationalitäten in letzter Linie beruht, schärfer ins erkennt man wieder wenn Gebieten der Analysis aber zweckmäßiger, es ist wenn man zweite Definition auf die erste zurück, Es Logarithmen ihren sei fix) eine, Gleichheit zweier Größen a, b stehen die Hilfsmittel zu Gebote, auf den Differenz f(a) die — ursprünglichen f(b) speziellsten mit der Differenz a vom Standpunkt man den = b) (a —b = f{a) Der Analysis f(b). den allgemeineren zurückzuführen, die d. h. Aber gerade durch gruppieren sich die Sätze der Erkenntnistheorie aus, nach oder allgemeineren Charakter der Funktion willkürliche allgemeineren Begriff der zu vergleichen. f{x) diese selbst, sich verallgemeinern. es erforderlich erscheint, Beibehaltung einer solchen Funktion Irrationalitäten, mit den Größen läßt durch die Festsetzung wenn gleich, In vielen kommt Offenbar hat. statt Dieser Gedanke operiert. als besitzt wenn auch an gewisse Beschränkungen gebundene, Funktion einer variabeln Größe x, so erhält Begriff so unter zwei gleichen Größen Quotient den Wert Eins solche zu verstehen, deren mit man zwei Größen definiert Differenz den Wert (genauer Grenzwert) Null ihre da.s faßt Unterordnung unter unser allgemeines (mippierungs- die Nach der üblichen Auffassung prinzip. Auge dem über spezielleren Oder anders ausgedrückt, f(x). je nach Auswahl der Funktion f(x) nimmt ein und derselbe Satz eine unbegienzte Reihe von neu erscheinenden Einkleidungen stets Auf einen letzten Typus von an. Erscheinungen, der der einer neuesten Schöpfungen der Mathematik angekört, können wir seiner subtilen Natur halber nur kurz hindeuten, trotzdem gerade er eine der schönsten Bestätigungen unserer Oesamtanschauung ergibt Es sind das die G. Cantorschen transfiniten Zahlen* Nach der einfachsten Erklärung sind die transfiniten (oder überendlichen) Zahlen nichts anderes, als die verschiedenen denkbaren völlig andere „Zahlen" anzusprechen, stimmte, logisch andrerseits Anordnungen Die Berechtigung, diese Anordnungen Zahlenreihe. sie wesentlichsten unanfechtbare logischen Punkten der entspringt den elementaren zu der natürlichen wirkliche, Möglichkeit, Erzeugungsprinzipien Verknüpfungsgesetzen mit als für sie unterwerfen, arithmetischen wenn auch einmid zu die be- bilden, in den Verknüpfungen (Addition, Multiplikation, Potenzierung usw.) übereinstimmen. 1) Siehe etwa den Artikel „.Mongeulehre" von A. mathematischen Wissenschaften, Bd. I, Heft 2 (1899), S. Schoeuf lies, 181 f. in dur EnzykJo[)ädiu der Meyer: Kant und 318 das Wesen des Neuen in der Mathematik. davor zurückschrickt, Anordnungen von mibegi-enzt vielen Elementen Wer vorzunehmen, braucht nm- daran erinnert zu werden, daß schon ein einziges Ding zu einer Reihe unbegrenzt vieler Yeranlassung geben kann; der Umstand, daß ich dieses Ding denke, kann bereits das Denken G. dieses Cantor^ Umstandes als ein als ein drittes zieht es vor, gedankliche Zusammenfassung zweites Ding angesehen werden, Ding, usf.* von zwei verschiedenen Dingen auszugehen; repräsentiert ein drittes, des letzteren mit einem der beiden ersteren ein viertes, fünftes, neue Dinge, scheinen Mathematik die neuere Aber die die doch in ist ihre Zusammenfassung die Stets er- usf. den alten schon vorhanden waren. in der glücklichen Lage, die Schwierigkeiten, durch die in Rede stehenden Gruppierungen unbegrenzt vieler Elemente ent- Ein derartiges System stehen, in vielen Fällen auf andere "Weise zu überwinden. Gebilden, überhaupt von Objekten (Zahlen, Größen, Funktionen, geometrischen Operationen) wird Anzahl von ursprüngliche nach Maßgabe bestimmter Forderungen auf eine endliche „Klassen" zurückgeführt, und diese Klassen, imstande sind, werden System zu ersetzen die geradezu ihrerseits das analogen Gruppierungen imterworfen. Indem wir den Zyklus dieser Erwägungen hiermit abbrechen, wollen wir nunmehr einem Einwände begegnen, den erhoben haben wird. Gebiete der Mathematik, als das, was man im großen nischen Weltanschauung zu verstehen die wo pflegt. sich kleinen, unter einer rein Wenn wirklich schon d. h. im mecha- alles darauf daß sich nur gewisse Elemente nach gewissen Vorschriften grup- hinausläuft, pieren, ein kritischer Leser bei Danach erscheint unsere Auffassung im bleibt da die persönliche Schöpfungskraft des Forschers? Wird Mathematik dadurch eine Wissenschaft des Selbstverständlichen, was merkwürdiger wäre, als sie nicht um so allgemein als eine Wissenschaft der Schwerverständ- lichen gilt? 3 Um gleich die Hauptantwort der einen Seite in ihren aber ist sie andrerseits zu geben: allerdings deduktiven Beweisen eine ist die logische Mathematik auf Wissenschaft; im induktiven Aufbau der Beweise, im Herausgreifen der wesentlichen Momente, in der Gestaltungsfähigkeit der Formen ebenso sehr eine ästhetische Kunst. E. Dedekind, Was sind und was sollen die Zahlen? Braunschweig 1887, 2. Aufl. 1893. Nach einem vor der mathematischen Sektion der Naturforscherversammlung in Kassel 1) Vgl. 2) (September 1903) gehaltenen Vortrage. Pringsheim, „über Wert und angeblichen Unwert der Mathematik". Münchener Akademie der Wissenschaften, 14. März 1904. 3) Siehe A. gehalten in der Rede, Meyer: Kant und man Wollte Wesen des Neuen was denn Gemälde oder eine Statue oder sie ein würde so al)or fragen, das iu einer einzelnen ein 319 der Matbematik. in Bauwerk, als KunstschöpfunK, „neu" sei zu erklären wäre, schwerlich eine befriedigende Antwort erteilen lassen; der sub- sieh Geschmack, die gestaltende Phantasie wird immer ein im- jektive künstlerische ponderabile bleiben. Glücklicherweise erlaubt die analoge Fiage in Mathematik eher eine Lösung, Geschmack, wenn man so sagen tative Momente fixieren darf, in vielen Fällen, der durch Zahlen, oder doch durch quanti- läßt. Wenn wir der Frage näher treten, nach zipien die Auswahl bei den verschiedenerlei welciien hervorstechenderen Prin- Gruppierungsmodalitäten vor sich müssen wir uns wiederum auf einzelne Erscheinnngstypen beschränken. geht, so Ein Hauptt}-piLs daß ein einen minimalen dem sicher der, daß ist Minimum stellt, gewährt dem begrenzteren Gebiet der da sich hier, wenigstens von Lösungen man von eintritt, ma.\imalen) Wert (resp. vornherein die Probleme so oder daß ein gewisser Ausdruck erhält; Geiste einen ästhetischen Genuß. Auf Mathematik durchziehenden Aufgaben über Minima jedes Ergebnis dieser Art die (resp. das ganze Gebiet der Maxima) von Funktionen kann hier nur hingewiesen werden.' Im besondern Ausdruck in eine aber auch nur von selbst keit gibt es große Klassen mathematischer Aufgaben, die ihren algebraischen oder transzendenten Gleichungssystemen finden, denen eine Lösung zukommt, und hier zerlegt sich die Schwierig- überhaupt zu zeigen, daß eine einzige in zwei solche: einmal ist Lösung der gemeinten Art wirklich existiert (logisches Moment), sodann aber ist die Lösung auch zu konstruieren (künstlerisches Moment). wird prinzip Kronecker» man soll sogar soll auf von Definitionen Aufstellung Dies Doppel- übertragen; eine Definition nicht nur logisch einwurfsfrei sein, auch imstande mit deren Hilfe die die sein, eine begrenzte in der Definition nach sondern Keihe von Operationen anzugeben, auftretenden neuen Merkmale ei-st als wirkliche Gebilde mit Leib und Seele geschaffen werden. 1) Ein lehrreiolies Beispiel dieser Art bietet di«' sogenannte „neuere Dreieckspeometrio". läßt sich dadurch ordnen, daß man die S^itz.' lila.ssifiziert je Das Chaos der Sätze dieses Gebietes Funktion, die bei dem betreffenden Satze ein Minimum (resp. .Ma.\unum) aber wohl zu beachten, daß diese erkenntnistheoretisch einfache Einteilung keineswegs auch die für eine mathematische Durchfühnmg zwei-kmäßigste ist. Denn die im Laufe der Entwicklung au.sgebildoten Rechnungsalgorithmen und geometrischen Konstruktionsmethodon sind nach der Natur der wird. Es unter dem 2) §4. ist Einfluß ganz anders gearteter Momente Grundzüge emer arithmetischen Theorie der Dedekind, Operationen zu. in der 8. 11 zitierten entstanden. algebrai.schen Größen. Schrift (S. 2) laßt Festschrift , Berlin 1S82, auch eine unbegrenzte Anzalil von das "Wesen des Meyer: Kant und 320 Neuen in der Mathematik. In der Fimktionentheorie und mathematischen Physik ist der Angel- oft punkt einer ganzen Entwicklung die Frage nach der Existenz und Eindeutigkeit Lösung, gewissen einer zumeist eines Systems partieller Differential- wobei aus einer zuvörderst unbegrenzten Anzahl von Lösungen gleichungen, diejenige herauszuschälen die ist, noch einer oder mehreren Nebenbedingungen genügt. Aber auch schon in der elementaren Geometrie und Algebra übt das in einen Rede stehende Prinzip maßgebenden Einfluß Der hervorragendste aus. Satz dieser Art, der auf die verschiedensten Gebiete der Algebra, Zahlentheorie und Funktioneutheorie ausdehnbar besitzt der Euklidische Fundameutalsatz der das man ist von den anderen abzusondern und derselben charakterisieren; Entsprechende ebener algebraischer Kurven jk*®"^ gilt resp. n^' von mn den Ordnung, Femer Primfaktoren. in Gleichung w**» Grades n Wurzeln, zwar eine einzelne jede ist ist, Zerlegbarkeit einer natürlichen Zahl eindeutigen aber imstande, selbständig zu sie zweier Schnittpunkten usf. Gerade in der Algebra und Geometi-ie wird das genannte Prinzip der Eindeutigkeit einer besonders fruchtbaren Spezifikation unterworfen: den notwendigen Gleichungen, besondern und hinreichenden Bedingungen dafür, man fragt nach daß ein System von dem im allgemeinen keine gemeinsame Lösung zukommt, im eine (aber auch nur eine) solche besitzt, geometrischem oder in Gewände, wann sich eine gewisse Reihe gleichartiger Gebilde im besondem eines gemeinsamen „Schnittgebildes" ei-freut. So gibt es ausgedehnte Gebiete der Geometrie, in denen Satz proklamiert wird, wenn drei oder mehr Punkte in stets als ein einer neuer Ebene auf einer Geraden liegen, drei oder mehr Geraden sich in einem Pimkte schneiden, vier oder mehr Punkte auf einem Ki-eise liegen, sechs oder Kegelschnitte usf., und entsprechend Sätze finden dann wiederum mehr Punkte auf einem bei räumlichen Gebilden. Alle derartigen ihr analytisches Äqiüvalent in gewissen Identitäten, wie schon oben hervorgehoben wurde, und werden dadurch zu größereu oder kleineren, wohl abgegrenzten Gruppen zusammengefaßt. Kehren wir nochmals einen Augenblick zu dem allgemeineren Minimums die Vereinfachung der Beweise einzuwirken geeignet gelegenen Sätze der Mathematik sind urepi-ünglich Kette Begi'iffe eines zurück, so möchten wir noch betonen, wie dieser Begriff auch auf von Schlußreihen durchlairfenden "Wege auf ist. Die meisten, mühsamem, abgeleitet worden. eine Die tiefer lange fort- schreitende Entwicklung der Wissenschaft drängt aber dazu, diese Schlußreihen durch solche von zunehmender Kürze imd Bündigkeit zu ersetzen; man ist erst Heyer: Kant und wenn befriedigt, Wesen des Neuen Minimum gewisses ein Anschauung geistigen das von Schlüssen erreicht den Beweis gestattet, S21 der Mathematik. in das ist. Ganzes zu imifasscn, als ein der bis in der Tat das Ergebnis das Ideal der Selbstverständlichkeit gewonnen hat Wie wäre es sonst möglich, sich bei der überwuchernden Fülle von Einzelheiten noch ein Verständnis für den Zusammt-nliang des Ganzen zu bewaliren? So wird das Prinzip des Minimums zugleich einer der wirksamsten Hebel in der mathematischen Pädagogik. Ein anderer ästhetischer Typus Es Gebilde. sei äluiliclio — Symmetrie der entstehen durch mathematischer geeignete „Kombination" rein die Frage nach der wirklichen Ausführbarkeit mit den einfachsten Konstruktion mit Lineal und Zirkel, und zweiten Grades — erhebt, der Zahlentheorie ganz "heue linige Gebilde der Ebene ist Oeometer jahrtausendelang Unmöglichkeit i. Auflösung von Gleichungen Umfang an, sie hat u. a. Das symmetrischste krumm- der Kreis; die analoge Frage nach der Konstruktion des Kreisinhaltes) mit Lineal und Zirkel hat die beschäftigt, Wenn ledigung gefunden hat. d. einen ungeahnten Bahnen gewiesen. des Kreisumfanges (oder auch die der ist regulären Polygone und Polyeder erinnert; halb- die Die an sich so einfache Theorie der regulären Polygone nimmt, wenn man wiederum ersten B. an und Gebilde reguläre regulärer. Mitteln z. bis sie in der neuesten Zeit ihre Er- diese Erledigung auch eine negative der gewünschten Konstruktion dartut, so hat ist sie d. h. nur dafür die Analysis wesentlich vertieft und erweitert Im Räume mit sich zur Drehungen, hat die Frage nach den Deckung bringen binatorische Frage — — also einen tiefen die die regulären Körper im Grunde wiederum nur eine rein kom- Zusammenhang jener Körper mit scheinbar ganz abseits liegenden Gebieten aus der Algebra und der Theorie der linearen Differentialgleichungen enthüllt. Noch mehr wirkt das Prinzip der Symmetiie an seiner eigentlichen Stelle; die Theorie der symmetrischen ganzen Funktionen ist der Schlüssel der ganzen neues Moment hinzu, das sich Man geht von gewissen einfachsten Elementen aus, die aber an sich nur Zeichen sind, Algebra geworden. spezifisch und Das erst ist Hier tritt abermals mathematisch ausbauen in die läßt, die ein Methode der Symbolik. gewissen arithmetischen Verbindungen zu realen Größen führen. „symbolische Formentheorie". selbst an das Gesetz der Umformungen, Aber diese Verbindungen sind Symmetrie gebunden und führen wiederum zu identischen die nur jewt'ils der geeigneten Deutung und Verwertung haiTen. Die Rolle der Identitäten überhaupt läßt sich <iesicht.spunkt aus erfassi-n jetzt von allgemeinerem und verstehen, wenn man das Prinzip des Minimums 21 Meyer: Kant und 322 mit dem des Neuen in der Mathematik. Eine Identität läßt sich immer auf die Form der Symmetrie verknüpft. Reihe von Elementen sj'mmetrischen Ausdrucks bringen, dessen in einer eines, Wesen das Wert zum kleinstmöglichen Minimum, nämlich zur Null geworden absoluter ist. Andrerseits läßt sich aber aucii jede Identität, und zwar in mannigfaltiger Art, Form auf die nun zweier Ausdrücke bringen; der identischen Gleichheit man zu deuten, hat so oft es Ausdrücke unabhängig voneinander in irgendeinem Gebiete gelingt, beide „neuen" einen Satz gefunden. Offenbar läßt sich das darin liegende Evolutionsprinzip leicht dahin verallgemeinem, daß es auch in andern Wissenschaften mit Erfolg verwendet werden kann (wie es denn in der Tat so verwendet wird); Wegen verschiedenen Ein so dem man zu oft gelangen kann, hat der Symmetrie Prinzip schlossenen Systems", oder, wie oft einer und derselben Erscheinung auf zwei man sein Erkenntnisgebiet erweitert. verwandtes Prinzip man in der Mathematik ist das eines „ge- sagt, einer Unter einer Gruppe versteht man allgemein ein System, „Gruppe". einen Komplex von irgendwelchen gleichartigen (mathematischen) Operationen von der ausdaß gezeichneten Besonderheit, die hintereinander erfolgte Ausführung irgend zweier der Operationen mit einer dritten Operation des Komplexes gleichwertig ist, oder genauer gesagt, durch eine solche ersetzt werden kann. aus Beispiel einer Ebene der Geometrie um um den Winkel a Man kann ti'ägt a, es ist einleuchtend, ß zu demselben Ergebnis dazu dem Gruppenbegriff bei, daß führt, deren Realisierung Als einen daß führt, die als sukzessive die einzige + ß.^ man einen untergeordnet werden kann. systematischen Handhabung des Gruppenbegriffes entwickelt letzten hat, der zu Algorithmus Nicht für die symbolischen Identitäten nur der geeigneten konkreten Bilder bedarf. Typus in der Aufzählung von Auswahlmotiven führen Methode der Übertragungsprinzipien wir die Das einfachste der Drehungen einer Geraden in mit einigem Recht behaupten, daß der Inhalt der hervorragendsten Sätze der Mathematik wenig das System einen festen Punkt; Drehung um zwei Winkel Drehung ist an. Diese Methode bringt die uns schon wiederholt entgegengetretene Erscheinung in ein wissenschaftliches System, daß daß man der Fortschritt der Wissenschaft wesentlich dadurch bedingt ist, eine möglichst große Anzahl äußerlich ganz verschiedenartiger, innerlich aber verwandter Sätze auf eine einzige Erkenntnisquelle zurückzuführen vermag. Umgekehrt erwächst daraus eine 1) Auch dieser Begriff der subjektive, unbegrenzt ausdehnbare Gruppe läßt sich Erzeugungs- auf das Schluß verfahren anwenden, insofern das System der für das Eintreten einer Erscheinung notwendigen Bedingungen die Eigenscliaften der Gruppe besitzt. 1 Meyer: Kant und 3'23 das 'Wesen des Neuen in der Mathematik. fähigkeit, einen logisch fixierten und in seiner grundlegenden Bedeutung erkannten Satz auf immer andere und andere Gebiete zu „übertragen" („abzubilden"), oder was auf dasselbe hinauskommt, Substiat herbeizuholen. Um ein Bild aus Dramatiker nicht ein immer andere Anschauungsbilder für ein Beispiele dafür sind bereits oben ang<'führt worden.' dem Leben zu gebrauchen, verführt ein Romanschriftsteller, wenn andei-s, er die vielen, in ihrer Mannigfaltigkeit ver- winenden Kinzelzüge* und Einzelhandhingen einer Person aus deren einheitlich geschlossenem „Charakter" herzuleiten vei-sucht. Schopen- hauersche Fortbildung der Kantschen Lehre das allein Unzerstörbare Folie, als Rahmen im Menschen Speziell in der geringe Anzahl dann übrigen als konzentriert, Spiegelung ihre erfahren. dann die Diese den an ver- Fundamentalsätze gewissem Sinne den zu Anfang nur hypothetisch angenommenen ursprünglichen die übrige nur als Bild, sich die Wissenschaft auf eine möglich.st von Fundanientalsätzen Einzelgebieten in alles Mathematik wird das konsequent gehandhabte „Übertragungs- immer mehr dazu führen, daß stellen wonach der Charakter erinnert, dem ist, an die sei dabei dient. prinzip" schiedenen Es als Besitz — apriorischer Erkenntnisse der Mathematik nach den dargelegten Regeln — während dar, abgeleitete daraus erscheinen. Es muß eingestanden werden, daß bei dieser Auffassung der Begriff eines ursprünglichen a priori kein fester, sondern vielmehr ein elastischer, je nach den Fortschritten der Wissenschaft ausdehnbarer oder aber zusammenziehbarer Ks hat indessen den Anschein, wird. als ob gerade hierdurch der Anwendbarkeit der Kantschen Erkenntnisprinzipien auf die einzelnen Wissenschaften ein weiterer Spielraum zugewiesen wird. Ist bisher von einer wissenschaftlichen und auswahl des Forschers die Rede gewesen, so .Momentes gedacht werden, das Da« ist als ein rein das nicht zu unterschätzende Oauß» von soll künstlerischen Gruppienings- doch auch eines andersartigen menschliches bezeichnet werden muß. Moment des Sportes und der Mode. Wa.s der höheren Arithmetik, der Königin aller Wissenschaften, hervor- hebt, daß sie ihre Jünger, je eifriger sie sich ihr hingeben, um so mehr bestrickt, storeoRraphische Projektion einer 1) Ein schönes Beispiel aus der Geometrie ist u. a. die Kugel auf nino Ebene, wobei Kreise in Kreise ühorK<'hen und die Winkel erhalten bh-iben. Alle Sätze über Kreise und (icrado in dur Ebene la.ssen sich so unmittelbar auf die Kugol übertrafen; umgekehrt winl z. B. die Konstruktion von Kristallnetzen auf eine solche in der Ebene zurück- geführt 2) Disquisitiones aritlimeticae fiii implicatus, ut eas , Lipsiae 1901, Praofatio: „illecobris harum quaestionum devrere non potuerim." 2\' ita Meyer: Kant und 324 gilt das Wesen des Neuen der Mathematik. in analog, je nach der Geschmacksrichtung des einzelnen, von allen Einzel- Hat gebieten der Mathematik. Fertigkeit in der jemand sich Handhabung der erst in „seinem" Gebiete eine gewisse und anschaulichen spezifischen, gedanklichen angeeignet, so findet er eine naturgemäße Befriedigung darin, diese Wendungen Fertigkeit zur Virtuosität diesem steten auszubilden. Der Erfolg wird oft der sein, daß bei Graben und Bohren in einer Richtung sehr verborgene Wahrheiten ans Licht gefördert werden. Aber auch die Schattenseiten dieses persönlichen Verfahrens liegen auf der Hand; Einseitigkeit und Vernachlässigung des Ganzen erwachsen daraus, sehr zu , zum Schaden der Wissenschaft. nun im besondem Trifft es daß die überwiegende Kultivierung einzelner Disziplinen in den Hihiden von Autoritäten liegt, so wirkt bei der Mehrzahl der anderen Forscher jener unwiderstehliche Jfachahmungstrieb, den Mathematik Perioden, in der Geschichte man eben als das Kulturleben der Völker zur Wirkung auf Mode bezeichnet, deren tyrannische Genüge erwiesen denen ist. ausschließlich So kennt die Geometrie die gefördert ward, andere wieder, in denen das gleiche von der Algebra, von der Analysis Aber auch ganz beschränkte Gebiete, wie galt. die Kombinatorik im engsten Sinne des Wortes, haben zeitweilig die Mathematik völlig beherrscht. In solchen Zeiten gehen, wie die Erfahrung lehrt, leicht die Früchte früherer Ent- wicklungsperioden verloren und müssen später mühsam wieder von neuem ge- wonnen werden. Wenn wir im obigen den Versuch gemacht haben, die Lehre — den synthetischen Urteilen der Mathematik weiter auszuführen Tätigkeiten der Gruppierung legten als — eine , demnach die und der Auswahl Mathematik in ihrem Streben nach neuen Erkenntnissen airf hat nachgewiesen, wie die sich die nicht mehr auf lebendige Begriffe, Methoden und mit andern Wissenschaften Sätze erstreckt, so liegt es nahe, einige Vergleiche zu ziehen, wo analoge Sti'ömuugen herrschen. Physiologie die der Gruppierung zugrunde bei Art erweiterter Kombinatorik hinzustellen, farblose Elemente beschränkt, sondern sich die Kants von indem wir Man denke an unbegrenzte die Farbenlehre: Mannigfaltigkeit der verschiedenen Farbennuancen durch geeignete Mischung einiger weniger Grundfarben entsteht. Ferner sei auf die Chemie hmgewiesen. Es fehlt zwar bisher der völlige Nachwels, daß die Anzahl der Elemente notwendig eine begrenzte sein müsse, da ja selbst bei Annahme des periodischen Systems eine nach oben nicht ausgeschlossen wäre; jedenfalls weitaus größte Anzahl bekannter Verbindungen ist zunehmende Erweiterung man durch zurzeit imstande, die „Gruppierung" einer verhältnismäßig geringen Anzahl von Elementaratomen in betriedigender Weise Meyer: Kant und zu erzfugcn. so in Erscheinungen machen es sogar wahrschein- würde sie alle Stoffe in Atome gestattet, auf Würde eines einzigen Urelementes auch das Ideal einer geometrischen .,Konibinatorik" erreicht haben, ja geradezu sicli mit einer solchen decken. noch 325 der Mathematik. Wirklichkeit nur Elementaratome einer einzigen Art gibt Chemie jemals dahin gelangen, aufzulösen, Wesen des Neuen (^lewisse physikalische lich, (laß es in die das Endlich sei es auch manche Ähnlichkeiten der Mathematik mit der Darwinschen Entwicklungstheorie aufmerksam zu machen. Hier wie dort eine unbegrenzte Anzahl von Erzeugungsmöglichkeiten, deren maßlose Wirkung durch geeignete (iruppierungsauswahl beschränkt wird. Der Kampf ums Dasein läßt sich in der Mathematik gerade wegen der schärferen Umgrenzung der Einzelgebilde besonders deutlich verfolgen. Bei weitem die größte Mehrzahl „neuer" Begriffe und Sätze erweist sich als nicht lebensfähig, weil sie entweder zu eng oder aber zu kompliziert gefaßt sind, zugunsten weniger bleibender, die nicht ihr Wesen von fremden zu erborgen brauchen, sondora selbst die Kraft besitzen, sich eine eigene Welt zu schaffen, die sie als Zentralsoniicn mit Licht, Wärme und Leben erfüllen. XV KANTS STELLUNG ZUM PROBLEM DER AUSSENWELTEXISTEXZ Dr. ARNOLD KOWALEWSKI KÖNIÖSBKRO FKIVATIlOZENT DER PlULOSOPlllK AN UF.R ÜXIVERSITÄT Der Glaube an die Existenz der AußondinKO scheint ein natürliches, un- Darum machen veräußerliches Bcsitzstiick unserer Weltanschauunj,' zu sein. darüber von philosophischen Reflexionen gesunden Unternehmens. Und doch war vornherein der den Eindruck Zweifel an alle un- eines der Existenz einer räumlichen Außenwelt das notwendige Produkt mehrerer sehr gewichtiger praktischer und theoretischer Motive. Das gewöhnliche Ulcichgewicht des Realitätsbewußtseins bezüglich unserer Innenwelt und Außenwelt läßt naturgemäß auf zwiefachem zuungunsten der Außenwelt übermäßig gesteigert werden. Wege Sodann ist auch eine Abschwächung der Außen- Jede dieser Störungen reicht schon für sich aus, weltrealität möglich. Gewißheit der Außenwelt zum Gegenstand um die einer philosophischen Erörterung zu Historisch haben beide Störungen zusammengewirkt machen. eine Störung Einmal kann der Realitätswert der Innenwelt zu. und so dem Außen- weltproblem eine besondere Schärfe verlicheu. Ißt Recht man hat daß hervorgehoben, unvergleichlichen Werts der llenschenseele das stai'k die christliche Diesem moralischen Motiv sekundierte erhöhen mußte. Vorstellung von Gott als einem rein geistigen Wesen. so eine Verwandtschaftsbeziehung, die sie körperlichen Außenwelt weit hinausrückte. Behandlung dürfnis aller möglichen Probleme Damit paarte sich das seit des die metaphysische Die Menschenseele erhielt über den niederen Realitätskreis der Ferner kommt in durch die Scholastik mit Raffinement entwickelte Virtuosität erzeugte. Betonung Innenweltbewußtsein besonders einen gewissen Betracht, daß die in der dialektischen intellektuellen Hochmut der Renaissance lebhaft empfundene Be- nach einer selbständigen Erkenntnis des Seins und einer selbständigen Leitung des Lebens. Dieser autonomische Zug rückte die Tat.^iachen und Kräfte des individuellen Innenlebens in den Mittelpunkt der Aufmersamkeit. Auf der anderen nuiteriello als die Seite forderte Welt Gott gegenüber als das Interesse der religiösen Dogmatik die Schöpfung und zwar nur Schauplatz einer höheren Wirklichkeit zu betrachten. Lehre von der Ewigkeit der Materie und kehrte als Voi-stufo oder Daher bekämpfte man in den ent.sprocheiiden Kowalewski: Kants 330 Stellung zum Problem der Außenweltexistenz. Argumentationen die Relativität der Körperexistenz schärfer heraus. kenntnistheoretische Prüfung der Sinneswaliniehmungen die meisten aus dieser Erkenntnisquelle geschöpften dingen Der zeigte sehr Die er- daß bald, Merkmale nicht den AuBen- zukommen, sondern auf unserer subjektiven Affektion beruhen. selbst dürftige Eest von objektiven Bestimmungsstücken, den man wissenschaft noch anerkannte, Von schreitenden Subjektivierungsprozeß zu widerstehen. Außenweltbewußtsein Gewißheit darf Beschaffenheit denkbar die man noch von man schließlich in der Natur- dem auf die Dauer auch nicht vermochte hier aus Denn was Erschütterung. tiefste fort- erfuhr das für eine Außenwelt haben, über deren objektive einer genommen sti'eng keine Angabe positive zu machen weiß? Die philosophischen Außenweltbeweise des Gleichgewichts mußten natürlich Störungen diese von Außenwelt- und Innenweltbewußtsein durch kompen- sierende Reflexionen zu beseitigen suchen. In Richtungen zwei waren solche Kompensationen Entweder möglich. konnte der ReaUtätswert der Außenwelt direkt mehr befestigt werden oder der Demnach ausgezeichnete ReaUtätswert der Innenwelt konnte erschüttert werden. gibt es wollen sie als bezeichnen. Wir zwei verschiedene Typen von Außenweltbeweisen. hauptsächlich „direkten Außenweltbeweis" und „indirekten Außenweltbeweis" Die vollkommenste Beweisart scheint eine Kombination dieser beiden Ts'pen zu sein. Merkwiu'digerweise bewegten sich die philosophischen Erörterungen Außenweltproblems lange Zeit hindurch mit fanatischer Einseitigkeit Bahnen hängen blieb. Das Außenweltbeweises". „direkten des Dialektik sich sehr bald erschöpfte und hatte zur Folge, schließlich an einigen trivialen Die Außenweltbeweise gerieten des in den daß die Argumenten überhaupt mehr und mehr in Mißkredit. Dazu kam, daß die betreffenden sprechende Gedanken führten, insofern Beweisgänge die nicht selten dem Problem zugrunde auf wider- liegenden Positionen aus besonderen Rücksichten teilweise mit gleicher Zähigkeit aufrecht erhalten wurden wie die kompensierenden Reflexionen. Ich möchte die antagonistischen Motive in der Dialektik der Außenwelt- beweise zimächst an einigen Beispielen aus der ältesten Geschichte des Problems anschaulich darlegen, um dann zu zeigen, dieselben bei Kant erfahren haben. welche bedeutsame Verschiebung Vielleicht erhält die vielumstrittene „Wider- legung des Idealismus" unseres großen Königsberger Denkers von hier aus eine neue Beleuchtung. Kowalewski: Kants Die aiitagonistisc'lioii 331 zum Problem der Außenweltexistenz. Stellung Motiv«» in ticr IHali-ktiit *l<'i- iilti->ti-ii AiifSenweltbcwoiso. 1. Descartes. Descartes, der das „de omnibus dubitandiim prinzip machte, konnte est" zu seinem Forschungs- naturgemäß auch das Dasein einer Außenwelt von seinem methodischen Zweifel nicht unberührt lassen. In lebendigen Farben hat er die Stufen seines Zweifels charakterisiert, der dem ihn schließlich bei 1. Das durch Solipsismus anlangen Sinne Erfahrene die ließ. ist Diese Stufen sind kurz folgende: wegen der Trüglichkeit unsicher der Sinne. 2. ist Daß die Erlebnisse nicht gewiß; denn es des wachen Zustande« hiervon gibt kein von den Traumerlebnissen. Unterschiede Einbildungen müßten doch wahr sein. ausgenommen sind, für diese Erlebnisse im sicheres Kriterium Aber wenigstens die Elemente der Solcher Art sind die geometrischen und arithmetischen Wahrheiten. 3. Auch der Könnte positive Rest der zweiten Zweifelsstufe ist ungewiß. mich nämlich nicht Gott oder ein boshafter Geist auch in jenem täuschen? So bleibt auf der letzten Zweifelsstufe ich zweifele, d. h. Damit gestellt. ist eines einzige Gewißheit übrig, daß zugleich das Außenweltproblem in der denkbai* größten Schärfe Wie kann Verschiedenes als denke, und insofern bin: das berühmte „cogito ergo sum". ist, ich von der Außenwelt, die doch offenbar' etwas von mir Gewißheit haben, wenn ich zunächst nur meines Daseins als denkenden Wesens gewiß bin? Descartes' systematischer Hauptgedaokengang bestand von dem festen Stützpunkt aus, der allein nun darin, dali er von den einstürmenden Zweifeln un- erschüttert blieb, die verlorene Realität Stück für Stück zurückzuerobern suchte. Es war ganz natürlich, daß er dabei den Gottesbegriff zuerst faßte. drohte, Wie so dieser das konnte letzte er wieder über den solipsistischen Kreis begründen spältige Bewertung helfen. Auf diese der Gotte.sbeweiso Körperweltexistenz für Descartes gegeben. in Auge nach gehöriger Sicherstellung den ersten Schritt notwendig eine engere Komplikation Argumente, die ins transsubjektive Gewißheitsresiduum zu vernichten Das hatte Weise war auch und der Beweise der zur Folge, daß manche beiden Beweiszusammenhängen zugleich vorkamen, eine zwieerhielten. Kowalewski: Kants 332 zum Problem der Außenweltexistenz. Stellung Die Gottesbeweise haben die natürliche Tendenz, die ausgezeichnete Kealität Argumente die für die niederen Realitäten, also namentlich auch die für die Körper- entsprechende Abschwächung oder gänzliche Aufhebung er- eine weltexistenz, Das fahren. Zusammenhange müssen In diesem Gottes möglichst energisch zu betonen. deutlich tritt erstem Hauptbeweis für das Dasein Descartes' bei Gottes zutage. — Es besteht Vorstellungen nicht modi) — sondern — ein Unterschied zwischen des Grades ihrer „gegenständlichen Realität" Modifikationen gewisser als solche stehen nämlich als der Seele Vorstellungen alle aliam rem repraesentat alia . . Med., .'•, S. quidam (cogitandi auf — einer Stufe der Repräsentanten vei'schiedener Dinge {,,.-. quatenus una als unam rem, ausgeführt u. a. liinsichtlich Dieser Unterschied gründet sich auf eine Betrachtung der obiectiva). (realitas wird hier so meinen Vorstellungen 18 der editio idea] [sc. ult.). Hier- nach kommt meinen Vorstellungen von Substanzen mehr „gegenständliche Realität" zu. als Wirkung nicht nur für die Wirkung Wirkungen mit „formaler" Descartes: „ erkläi't me spicuum ideas in deficere selbst. rerum a majus aut perfectius continere." eminenter in . . . adeo ut lumine naturali mihi ex meis me esse, ideae istius reperiatiu-, diversae quibus sunt quidem alt.) Nun kommt est nuUum existentia me ipsum nee proinde causa, plane etiam habeo vorstehenden in existere; ejus ideae mundo, si der und realitas ob- si causam esse posse, sed aliquam aliam rem nulla vero argumentiun quod certum reddat, ist, sim eandem nee formaliter nee ideis sit tauta ut certus non me solum esse facile quicquam desumptae, non autem (Vgl. Med., S. 19 d. ed. me de taUs in me aKcujus rei idea a omnia enim dihgentissime circumspexi, nullum aliud potui hactenus reperire." in Zuper- (sit) an den die Überschreittmg des Solipsismus geknüpft hinc necessario sequi quae maßgebend, (wirklicher) Realität der mit folgenden Worten deutlich genug bezeichnet wii-d: ..... jectiva alicujus her- Dies Verhältnis esse veluti quasdani imagines, quae possunt a perfectione kritische Punkt, Satz, wie ihre eigene die Vorstellungen mit ihrer „gegenständlichen" Realität. für- sammenfassend überhaupt der soviel Daher kann keine Wirkung von einer Ursache enthalten muß. sondern auch gilt zum mindesten rühren, die weniger Realität besitzt, als diese ist Nun meinen Vorstellungen von Akzidenzen. daß die wirkende und vollständige Ursache Worten enthaltenen (Vgl. Med., S. Prinzip 19 et Nach dem d. ed. ult.) durchmustert me alsdann Descartes seine Vorstellungen. Bezüglich bemerkt er, der Voi-stellungen von Tieren, anderen Menschen daß sich die Bildung derselben ohne die Annahme imd Engeln einer äußeren Kowalewski: Kants Existenz befrreifon Stellung und zwar läl5t, zum Problem der als 333 Außonwoltoxistonz. Mischung aus Ideen von mir eine seli>.st körperlichen Dingen und Gott. (Ibid.) Selbst die Voi-stcllungen körperlicher Dinge bieten Annahme einer äußeren rerum corporalium, i(lca.s all Er Ursache. nihil in occurrit illis ihm videatur a nie ipso potuisse proficisci ..." (Ibid.) (|uod „nam .si quidem notum mihi naturali sint fal.sae, est illas (.seil, nee est plane pei-fecta; autem si hoc est nulla.s ut non Votum wird mit am besten wörtlich res repraesentent, lumine ideas rerum corporalium) a nihilo procedere me hoc est non aliam ob causam in N..tigun" zur tantum sit Dieses kühne folgenden Siit^cn begründet, die wir der Wichtigkeit wegen anführen: keiiiL- unumwunden: „Quantum autcm erkliirt esse, quam quia sint verae, deest aliquid naturae raeae quia tarnen tam parum realitatis mihi e.xhibent, ut ne quidem iliud a non re possim distinguere, non video cur a me non possint." (Med., esse ipso S. 20 d. ed. ult.) sind S])eziollor die gleich darauf folgenden Bestimnumgon,» die sich auf die einzelnen Bestandteile unserer Körpervoi-stellungon bozichen. nach unserem Autor sich als Moinciito wie „Substanz" und ,,Dauer" Entlehnungen aus der Vorstellung von mir la.ssen selbst Die übrigen Bestininiungsstücke unserer Körpenorstellungen, „Aus- betrachten. dehnung'', „Figur"', „Lage" und „Bewegung", sind (wegen meiner geistigen Natur) nicht „formaliter" in mir, wohl aber können sie in mir, der ich eine Substanz bin, — so meint er sind. (Med., S. — 20/21 „eminenter" sein, da d. Die Gottesidee allein zu schließen substantiae — niciit ist eine solche Idee, die von mir licrrülireu kann. quidem idea in mc sit — nach S. .sim substantia, finitus, nisi 21 „formaler" und „gegenständlicher" dem Banne einer nach (iott orientierten die Gottesvoi-stellung auf eine so darf die Vorstellung Hinweis beanspruchen. stellen. non tarnen aliijua substantia d. ed. ult) das Prinzip der Äquivalenz Realität, vorstellungen, keine außerseelische Existenz begründen unter ab aus Descartes' erstem Hauptbeweis für das Dasein Gottes. Wir sehen, wie nach den obigen Ausführungen zwischen Bestimmungen ihren Deshalb ist Gott: „nain (juamvis cum sim quae rovera esset infinita procederet." (Med., viel Modifikationen der Substanz ex hoc ipso quod idcirco esset idea substjintiae infinitae, So sie bloß ed. ult.) Darum von Da.s der Körper- Descartes steht da Rangordnung der Realitiiten. Wenn mein Wesen überragende äußere Existenz hinweist, Körpern unter keinen hieße ja die Materie Umstänilen eben solchen und Gott auf gleiche Stufe finden die Argumente für die äußere Köiperexistenz in diesem Zu.sammenhange keine Gnade. Aiich nicht einmal Realität darf die bezüglich soll. Körponvelt gelten. Die Sreli- al.s ist eine der Seele koordinierte vielmehr dius höhere Wesen. 334 Kowalewski: Kants Darum kann Annahme die zum Problem der Außenweltexistenz. von nicht Hand gewiesen werden, daß der die aus Elementeu aufbauen, die die Seele, sei es restlos sich Körpervorstelliiugen Stellung muß So formaliter oder eminenter, in sich hat. sich also der Realitiitswert der Körpervorstellungen nicht nur aus Rücksicht auf die Gottesvorstellung, sondern auch aus Rücksicht auf die Ichvorstellung eine Abschwäch ung gefallen dem Aus nämlichen Gesichtspunkt Äußerungen zu verstehen, Descartes die in Der „natürliche vorbringt. Gottesbeweis Außenweltexistenz beruhen soll, auch sind anderen die der Einleitung zu Ti-ieb", auf dem er, verdiene nicht mehr Tertrauen an die die „natür- als Wahlen verleiten. daß die Unabhängigkeit der Körpervorstellungen von meinem Willen noch nicht eine Triebe", „natürlichen seinem ersten der Glaube lichen Triebe", die auf moralischem Gebiete oft zu falschen Ebenso meint lassen. negativen Außenexistenz beweise. obwolü sie in Wie die erwähnten vorhin mir sind, dennoch von meinem Willen verschieden zu sein scheinen, so könnte ich in mir auch eine versteckte Fähigkeit besitzen, die die Körpervorstellungen produziert. (Med.. S. 17 d. ed. ult.) Das Prinzip der Äquivalenz von „formaler" und „gegenständlicher" die keit Berufung auf den „natürlichen Trieb" und der Hinweis auf vom Willen kehren nxm in allen Ehren bei als stichhaltige dem Aber um bietet jetzt die die früher entkräfteten es scheint, als ob Descartes der KörpervorsteUungen günstiger ansieht, Benifimg Argumente auch ohnedies den Reaütätswert eben weil die niedere Wirklichkeit gerade sozusagen im Blickpunkt seiner Dialektik hat nicht Realität, Unabhängig- eigentlichen Beweis für die Körperexistenz Gründe wieder. Allerdings auf die „Wahrhaftigkeit" Gottes ein Mittel, zu sanieren. die mehr durch Kontrastierung mit Gott steht. eine Die niedere Wirklichkeit Abschwächung zu erleiden. Die Art, wie Descartes seine früher vei-worfenen Beweisgründe für die Körperexistenz im positiven Sinne erneuert hat, allerdings ziemlich mangelhaft. ist Der entscheidende Gedankengang hat folgende Gestalt. Meine passive Fähigkeit wahrzunehmen würde für mich wertlos nicht, sei es in das diese Da Wahrnehmungen dieses .aktive sich mir ohne das besagte sein, mir oder in irgend etwas anderem, ein aktives Vermögen bilden wenn existierte, und hervorbringen könnte. Yermögen kein Denken voraussetzt, mein Zutun, sogar wider meinen WUlen, und die Wahrnehmungen bieten, so ist klar, daß Vermögen nicht in mir bestehen kann. Die andere Substanz, in der es deshalb enthalten sein muß. wird nach einer Wahrnehmungen „objektiv- (gegen- scliüeßen, „formaliter" (wirklich) oder „in eminentem Maße" früheren Bemerkung die Realität, die unsere ständlich) in sich aufzuweisen haben. Somit kann sie entweder ein körperliches Wesen sein, das Kowalewski: Kants diewe Realität mir in zum Problem der Außenweltexistenz. Stellung fricichcm A[aßo wirkiioii oiithiilt. 335 oder aber Gott odor ein höheres Geschöpf als der Köri^er, worin die besagte Realität in eminentem Maße existiert. Die beiden letzten Möfjliehkeiten kimnen kein Vermögen (seil, ideas) a Gott niclit vor niclit stattiialxMi, da von Gott ieii liabe soiciies einzusehen. ihm „mngnam propensionem ad credendum Vielmehr habe ich von rebus coi-poreis emitti." dem Vorwurf eines Rechte bestehen tatsächlich nicht zu (Med, S. Betrügers 40 zu d. ed. ult.) retten, Glaube dieser falls „ac proinde res corporeae sollte: illas Descartes weiß e.xistunt." Ich will nur zwei schwache Punkte an diesem Räsonnement kurz berühren. Einmal ist klar, daß das dem ]»assiven Wahrnehmungsvermögen korrespon- dierende aktive Vermögen sich sehr wohl in der Seele selbst befinden könnte als eine der reflexionsmäßigen Vergegenwärtigung Auch Erinnerangsvorsteilungen, und Willkür entzogene Fähigkeit wir nicht auf außerseelische Ursachen be- die ziehen, stellen sich vielfach „ohne unser Zutun, sogar wider unsern Willen" ein. Descartes hat sich selbst früher in ähnlichem Sinne geäußert. Daß ich ferner eine bessere Erkenntnis von Ursprung meiner Sinueswahniehmungcn habe, möglichkeiten, kann nicht behauptet werden. vor, jene Annahme als die einzig richtige wurde gerade sehr energisch auf folgende Philosophie aber auch kein (irund Die nach- hinzustellen. diese von Descartes so geschobenen Möglichkeiten hingedrängt Ihrer methodischen Form nach gehört unangetastet stände ab, so kann Sielit — man von steht also fest zum Tj-pus bleibt dabei der Beziehung der Voi-stelliingen auf Gegen- nach Descartes' Meinung seiner Erlebnisse unmittelbar gewiß bewußten Wesens Descartes' Argumentation Der Realitätswert der Innenwelt des „direkten Außenweltbeweises''. als liegt Xeigung" unterstützt wird, vor den anderen Möglichkeiten zu bevorzugen, geschweige denn völlig Uann körperlichen von den andern Ursprungs- des körperlichen Ursprungs, bloß weil sie von einer (logisch zweifelhaften) „großen leicht beiseite dem vermeintlichen als sein. — das Ich dieser Vorstellungen Das Dasein der Seele als eines Demgegenüber sucht nun Descartes dem in unseren Sinneswahrnehmungen sich konzentrierenden Außenweltbewußtsein, das zu einer bloßen Teilerscheinung der selbstbewußten Seele herabzusinken droht, durcli ti'anszendent-kausalo Süllen in unserer wahrnehmungen Steigerung ihres Seele Substruktion die aufzuhelfen. Sinneswahrnelimungen erhalten so reale äußere Korrelate und Wirklichkeitswerts gewisses Gleichgewicht mit dem das Körjierliche hervorrufen. Substanzen Die Sinnos- können vermöge dieser Außenweltbewußtsein Iiineinveltbewußt.sein bringen. wieder in ein 336 Kowalewski: Kants zum Problem der Außenweltexistenz. Stellung Geulincx. 2. Der Okkasionalismus gab der Außenweltfrage insofern eine neue Wendung, als nach dieser Theorie den Körpern ein geringerer Wert für Wahrnehmungen zukommt. unserer ist Entstehung meiner Wahrnehmungen zu die „Gelegenheiten" für Kausalität. göttliche die die kausale Erklärung der Nachweis der Körperexistenz um Die Körper sind nicht mehr nötig, wesentlich erschwert worden. causae" Damit erklären, Wie kann sie man „verae als bloße sind diesen Satz begründen, ohne zugleich die Überflüssigkeit der Körperexistenz wahrscheinlich man zu machen, imd wie kann andererseits die Körperexistenz verteidigen oder beweisen, ohne ihr eine gewisse kausale Bedeutung zu vindizieren? denen Die Widersprüche, zu antagonistischen diese mau sionalismus tatsächlich geführt haben, sieht Der tiefere Grund des Antagonismus Motive Okka- den besonders klar bei Geulincx. auch hier in der engen Komplikation des liegt Gottesbeweises und Kürporweltbeweises, die namentlich durch den dieser Philosopliie eigentümlichen mystischen Zug an Intimität bedeutend gesteigert ist. Die sogenannte „quarta scientia" der Metaphysica vera von Geulincx stellt den ersten Schritt zur Lösung der metaphysischen Außenweltfrage im allgemeinsten (Vgl. vol. me Sie lautet: „Multae sunt in Sinne dar. U, S. Dieser Satz wird nehmungen quae a 149 der Geulincx -Ausgabe v. me non dm'ch den Hiuweis darauf gestützt, daß meine Wahr- nicht eintreten, Wabrnehmungen in mir wenn sind, ich sie wenn ich haben sie Ich weiß wohl, daß jene will. mir aber zugleich ihrer habe, bin Unabhängigkeit von meinem Willen vollkommen bewußt. daß gewisse Bedingungen „si obvenire illas erfüllt sein tales modi mihi obversentur. " Nur (Ibid.) diese letzte unbestimmte könne. er sehe (Vgl. II, S. Konsequenz d. g. tempus, will Geulincx gezogen wissen. gilt ihm zunächst Daß als die bloße beiti'agen Ausg.) Einen Schritt weiter führt uns die Der Beweis est quaepiam habere se debent, ut Daß Wahrnehmungen von selbst oder aus Also hängen sie von etwas anderem ab. noch nicht, inwiefern der Körper etwas dazu 149/150 aliquis et volens diversus a an. zu bemerken, alia Wahrnehmungen von einem Körper abhängig wären, Meinung: denn ist expectandum mihi voluero, modo unmöglich. ist Auch müssen, damit ich Bestimmtes wahrnehme: cogitationes) (seil, opportunitas praestolanda, certo nichts mir zukämen, dependent cogitationes. Land.) „quiiita scientia", die erklärt: „Est sciens me." dieses Satzes schließt sich aufs engste an den vorhergehenden Das unbestimmte „Andere" der „quarta scientia" wird sogleich zu einem alius. Dieser alius, von dem meine Wahrnehmungen erregt werden, muß sich Eowalewski. Kants dessen bewußt „facit enim, sein; (jaoniodo fiat." 150 (Vgl. II, S. Denken unseres Philosophen id zum Problem der Stellung inipossibile et Ausg.) d. g. 33? Aoflenweltexistenz. est, ut faciat, is qui nescit Hier sehen wir das für das ganze „Quod so bedeutsame Prinzip: nun facis" in seiner Anwendung auf andere Dinge. nescis quomodo fiat, Damit scheint auch der im Anfange des Räsonnements etwas unvermittelte Sprung von dem unbestimmten „Andern" der „quarta das wahrhaft wirken — Wissendes Denn wenn nur gerechtfertigt was darum weiß, so kann das Wirkendo — ein als offenbar nur geistiger, persönlicher Natur sein. Der Solipsismus ist jedenfalls durch geistigen Existenz in bestimmterer ,, dem alias scientia" zu soll, den Nachweis einer von mir verschiedenen Form überschritten, als der vorerwiihnten in quarta scientia". Die ,,sexta scientia" knüpft hieran unmittelbar an und bringt noch eine „Is idem", so lautet sie, „cogitationes weitere Bestimmung. in illas me suscitat interventu corporis cujusdam." Durch zwei Argumentationen sucht Geulincx Die erste Argumentation gewonnenen Ergebnisse Da mir errege. objekte Geulincx erklären extensum oder corpus Möglichkeit, deshalb als extensum die Annahme mannigfacher oder corpus. Veränderungen besagten Vorstellungen in mir die : eines fähig sein. Der Verniittelung zu „Tertium enim praeter cogitans et dieses Denkende und Die erwecken. noch an eine andere Vermittelung zu denken', wird durch die extensum nee novi (Vgl. II, S. 151 d. g. Ausg.) Die zweite sein ist die Mannigfaltigkeit der Bewußtseins- sich daher jener von mir verschiedene soll um Bemerkung abgeschnitten nee est" soll muß es Wollende bedienen, ausgehen können, so ist, Dieses Dritte und bestimmt in verschiedenartig sind und als solche von ebensowenig wie von dem anderen Denkenden und ist, Wollenden, der gleichfalls einfach erforderlich. diese These zu begründen. von dem durch die „quinta scientia" Denkender und Wollender Vorstellungen aus, daß ein diese Vorstellungen meiner Seele, die einfach Dritten geht Argumentation appelliert von vornherein an unser Bewußt- von einer körperlichen Vermittelung unserer Wahrnelimungen. sime mihi conscius hasce cogitationes in Ich kann daran nur zweifeln, wenn ich Erzeugung einer Wahrnehmung denke. me „Suni claris- per corpus aliquod suscitari." (Ibid.) an die Ungeeignetheit des Körpei-s zur Aber aus letzterem geht bloß hervor, daß der wahre Erzeuger meiner Wahrnehmungen sich eines an sich ungeeigneten Mittels bediene, daß er quam ego possum debct". „hac cogitare, (Vgl. II, S. 151/152 in quod d. g. parte et ineffabilem esse et plura praestare posse, verum est et mirum mihi nullatcnus Ausg.) 22 videri 338 Kowalewski: Kants zum Problem der Außenweltexistenz. Stellung Die zweite Argumentation bewegt sich offenbar in dem Nachweis zweckmäßigen einer der Mannigfaltigkeit unserer Wahrnehmungen. Die innere Konsequenz einer zur ersten gerade ersten In der zweiten Argumentation gestellt. würde verlangen, daß ersten Argumentation der bestand doch eben Vermitteluug für das Hervorbringen wird die Zweckmäßigkeit direkt in Abrede den Körpern eine höhere Dignität zukäme, bloßer „Gelegenheiten" für die als Wirksamkeit der wahren Ursache: denn die wahre Ursache die weil sie einfaches, ein Wesen geistiges ist, unserer Wahrnehmimgswelt erzeugen können. ihrer notwendigen Gebundenheit an göttliches Wesen die niclit soll ja an sich, Mannigfaltigkeit Damit wäre natürlich das okka- Zugleich würde die „wahre Ursache" wegen umgestoßen. siouaüstische Prinzip als in Der Grundgedanke der entgegengesetzten Richtung. Mitwirkung von Körpern nicht mehr die gelten dürfen. Die innere Konsequenz der zweiten Argumentation würde verlangen, daß die Körper Damit wäre als an sich unzweckmäßige die vera causa Mittel im strengsten Sinne überhaupt in Wegfall als alleinige und das okkasionalistische Prinzip von einer anderen „Göttliche Kausalität" worten können wir- am Seite aufgehoben. und „mechanische Kausalität" besten die antagonistischen Es beweise von Geulincx bezeichnen. ist der beiden oben erwähnten Argumentationen je eines A' mit diesen Stich- in dem Außenwelt- dieser antagonistischen hervortritt. Die Taktik des Geulincxscheu Räsonnements dem Schema — Momente ein merkwüi-diger Zufall, daß bei jeder Momente mit einem gewissen Übergewicht ausschließlich kämen. Ursache proklamiert folgt wiederum, wie bei Descartes, des „dii-ekten Außenweltbeweises". Nirgends wird der ersuch gemacht, den Realitätswert der Außenwelt mittels Degradation der Innen- welt aufrücken zu lassen. Malebranche. 3. Malebranche noch viel kehrte die theozentrische Orientierung des Okkasionalismus energischer heraus, Körperexistenz besonders stark ins Bezeichnend der als in religiöser Beziehung etwas kühler Die natürliche Folge war, daß ihm die Argumente geartete Geulincx. ist Wanken folgende kritische für- die gerieten. Bemerkung Malebranches zu dem karte- Wesen ihren sischen Außenweltbeweis. Nur Gott kennt unmittelbar Urspnmg uns verdanken. eine materielle Durch ihn seine WiUensakte, allein Welt geschaffen denen alle können wir wissen, ob er wirklich außer lAt. Denn an sich ist dieselbe weder mit Kowalowski: Kantü den Sinnen nocli davon zum Problem der dem Yei-sUndo mit werden, iil)erzoiif,'t Stellung dal! erkennbar. Körper es Dasein und Waiirliaftigkoit zu beweisen. dal5 (iott uns die (iewilJlieit branche, De recherche de la es uns (»ottes niciit, Es muß vielmehr auch gezeigt worden, von der wirklichen Schöpfung der Körperwelt gegeben Dieser Nachweis fehlt hal)e. wir also vollkummen SciHimi so genügt giht, 339 AuBeiiweltcxistenz. in den Schriften Descartes'. scptiömo Edition, IV, la v6rit6, (Vgl. Male- Ein exakter S. 77.) E.xistenzbeweis läßt sich, wie Malebranchc weiterhin äußert, für die Körperwelt überhaupt nicht Es liefern. nämlich besteht keine zwischen Gott und solcher Welt. Die Weltschöpfung In der religiösen Lehre von Gott dem Schöpfer Beruhigung des Außenweltzweifels. die letzte Anlehnung an Descartes, daß daneben notwendige Beziehung ist eine freie Tat Gottes. sucht und findet Malebranche Er meint aber auch zum Glauben an die in teilweiser die Körperexistenz drängende natihliehe Neigung wenigstens den Wert eines WaliiselieinJichkeits- arguments beanspruciien (D)id. IV, S. 8.3 darf. — 86.) Anderwärts hat übrigens Malebranclie mehi-faeh Versuche gemacht, durch teleologiselio So Betrachtungen das Dasein der Körperwelt zu rechtfertigen. wir fiiwk'n z. B. in seineu ,,M(''ilitatiniis cluetiennes" folgenden um ihr Ge- dankengang. Gott hat Werk zu nicht etwa freuen. Denn Materie geschaffen, dic^ er schaute sein Daß wie unendlich viele andere mögliche Werke. Gelegenheit habe geben wollen, den Sinne Aber richtig. die immer nur in Scliiipfci' zu Körper an sich selbst Was wir ja doch nicht zu sehen. der Seele und sich Werk schon vor an als seinem der Ausführung ebenso er den geschaffenen Geistern hrwundern, (die realen ist gewissem in Körper) bekommen wir von ihren Schönheiten wahrnehmen, nicht in den Außendingen selbst. ist Offenbar hätte uns also Gott auch ohne die Vermittelung einer realen Körperwelt solche seelischen Genüsse verschaffen können. .seines Wirkens nombre de uniforme M6.I., art in Er schuf den Geistern, sie tatsächlich zu Gelegenheitsursachen d'agir par des voies tres-simples, (pie le ses dd-crets ne füt point infini, et (|ue son action füt toujours r6gl6e, et constante, digne d'une sagesse i|ui n"a point de bornes". (A. a. <). 11. 17.) Gewiß, werilen wii' sagen, sind Einfachiieit, des Wirkens durchaus (iottes flüssige ,,afin Verdoppelung, daß noch einmal real Wir sehen Onlnung und Gleichförmigkeit Wesen angemessen. ilio Alier ist es nicht eine über- Körperwelt einmal im Geiste Gottes und daneben existieren soll? zugleich, wie selbst rlieser zarte teleologische Veixuch, die Körperexistenz zu begründen, eine Bcschrknkiuig der vollen „göttlichen" Kau.snlität 340 Küwalewski: Kants involviert. Denn zum Problem der Außenweltexistenz. Stellung scheint es nicht, als ob Gott sich durch die äußeren realen Körper gewissermaßen an seine unwandelbaren Wirkungsgesetze beständig erinnern muß? lassen Die Dialektik Malebranches hält sich Die Außenweltbeweises". „direkten einseitig an den Typus des wird als Malebranche steht unter dem Banne des selbstverständliche Tatsache behandelt. kartesischen „Cogito, ergo sum". wiederum ausgezeichnete Innenweltrealität Andererseits hat er aber in seinen sonstigen Lehren gerade die vollkommene Abhängigkeit unseres Innenlebens von Gott so stark betont, daß danach unser Ich seinen selbstherrlichen Charakter nicht minder einzubüßen schien wie die Körperwelt. Auch legte das spezifisch okkasionalistische Problem der Wechselwirkung zwischen Leib und Seele von vornherein eine gewisse paritätische Behandlung der beiden Wirklichkeitsgebiete nahe. sich dieser antagonistischen Momente selbst nicht stehen aber von hier aus psychologisch, weshalb er Abschwächung eine der Gleichgewichtslage mit erlitten. Wir ist ver- im allgemeinen der Außen- weltfrage kühler gegenüberstehen mußte als Descartes. für ihn praktisch Malebranche bewußt geworden. Das Ichbewußstsein Es näherte sich von so hatte selbst dem Außenweltbewußtsein, ohne daß umfassendere dialektische Hilfen nötig waren. Gelegentlich hat Malebranche eine Ansicht ausgesprochen, Lösungsweg la unvollkommener sei, die wir „in Gott schauen". man aller als Kartesianer die Erkenntnis aller — , bei konse- einen neuen einem Kapitel seiner Erkenntnisarten gibt, — daß unsere Erkenntnis der der Körper und ihrer Eigen- Die Körper und ihre Eigenschaften erkennen wir aus ihren „Ideen", schaften. Seele. erklärt nämlich in das eine Klassifikation veritö, gewiß zur großen Überraschung Seele Er hätte eröffnen können. Recherche de die dem Außenweltproblem auch theoretisch quenter Durchführung Dagegen besitzen wir keine „Idee" von unserer Eine Folge dieser ünvollkommenheit zeigt sich in der Tatsache, die Modifikationen steigt sich sogar der Seele nicht definieren kann. zu folgendem Satz: „II est vrai que nous connaissons assez par notre conscience ou par que notre äme daß Ja Malebranche ver- le sentiment Interieur que nous avons de nous-memes il se peut faire que ce que nous en connaissons ne soit presque rien de ce qu'elle est en ellememe." (De la recherche de la verite, septieme 6dition, 11, S. 119.) Da haben est quelque chose de grand, mais wir eine interessante Ichbewußtseins. hältnisses Es Annähenmg an ist die phänomenaHstische Auffassung des damit eine erkenntnistheoretische Umwertung des Ver- von Innenwelt und Außenwelt angedeutet, wie gedacht werden kann. sie radikaler gar nicht Denn wir müssen bedenken, daß Malebranche ein guter Kowalewski: Kants Stellung „naturwissenschaftlicher Realist" ihm schaften gelten Körper an sich. 341 Die geometrischen und mechanischen Eigen- ist. wahrheitsgetreue Abbilder von Bestimmungsstücken der als Auf zum Problem der Außonweltexiston«. selten der inneren Erfahrung uns nun ein analoges ist Vordringen zu den wesenhaften Elementen unmöglich gemacht. Unsere Erkenntnis bleibt im groüen und ganzen an die bunte Fülle der einzelnen psychischen Erlebnisse gebunden. Leider hat Malebranche diese wichtige Einsicht nicht mit genügender Konse(inenz festgehalten und selbst etwas zu au.sgenutzt. kühn, und er bemühte sich, rungen annehmbar zu machen. sie Sie ci-schicn ihm vielleicht durch abschwächende Erläute- So erklärte er vor allem, die alte Lehre, daß am vollkommensten sei, könne in gewisser Hinsicht werden. Man müsse eben die Erkenntnis des Daseins die Erkenntnis der Seele auch aufrecht erhalten und die Erkenntnis des Wesens unterscheiden. Sinne So sei es kein Widei-spruch, im ersteren Sinne am vollkommensten, im daß die Seelenerkenntnis am unvollkommensten Daß aber doch sei. letzteren bessere AVesensorkenntnis die für das Realitätsbewußtsein nicht so bedeutungslos sein kann, zeigt Malebranche selbst seinem Versuch, die bei Gäbe logisch zu rechtfertigen. so Un Vollkommenheit der Seelenerkcnntnis teleo- es eine Erkenntnis der Seele durch ihre „Idee", würde das zur Folge haben, daß wir Leib und Seele zu gesondert betrachten Auf möchten. diese "Weise Herabminderung. (De erführe die Vereinigung von Leib und Seele eine recherche de la la v6rit6, ü, S. 123.) AJso Malebranche befürchtet eine zu große Verselbständigung der Seele infolge ihrer vollkommenen Erkenntnis. Diese Verselbständigung wird doch aber subjektiv mit einer Erhöhung des Realitätsbewußtseins verbunden sein müssen! 4. ZusaniDienfassende Bemerkungen und Andeutungen über die weitere Entwickelung des Problems. Es ist ein wenig erfreuliches Bild, das die drei Außenweltproblems uns darbieten. ältesten Bearbeitungen des Bemühen, den äußeren Überall das einseitige Wahmehmungsinhalten durch transzendente Korrelate gewicht zu verschaffen. Dabei gerät man wieder direkt oder indirekt in Konflikt mit der Tendenz der Gottesbeweise. Wahrnehmungen müssen erfahren, entsprechend in ihrer Realitäts- Die transzendenten Korrelate der äußeren niederen Rangstufe. Es .scheint ideelle E.xistenz der Dieser Konse(|uenz hat sich gerade Malebranche der in Gott nicht sowohl größeres der nach Gott orientierten Dialektik eine Abschwächung gegenüber strenggenommen nur eine zu sein. ein überhaupt (iott Außenwelt annehmbar am stärksten genähert, das letzte subjektive Gewißheit.sprinzip als den objektiven Mittelpunkt seiner ganzen metaphysischen Weltan.schauung vielmehr erblickt. Kowalewski: Kants 342 ,,göttlicher Kausalität" Die Konkurrenz zwischen ist nichts anderes als eine besondere imd Gottesrealität zum Problem Stellung Form Die „innere Erfahrimg" steht im sti'ahlenden Körperwelti-ealität. die herabblicken, nötig — sind, um — von einem schüchternen mau auch nur auf den Gedanken kommt, nach Vornehm kanu ihrer Würdigkeit zu fi-agen. und „mechanischer Kausalität" des allgemeinen Antagonismus zwischen Glänze einer ausgezeichneten Realität da, ohne daß Versuch Malebranches abgesehen der Außenweltexistenü. die sie auf die großen Anstrengungen „äußere Erfahrung" zu höheren einer Stellimg emporzuheben. Der Wirklichkeitscharakter der äußeren Wahrnelimungeii wird hauptsächlich auf zwei Argumente Das eine Argument betont gestützt. die kausale Abhängigkeit Das andere Argument der "Wahrnehmungen von ihren äußeren Gegenständen. weist auf eine gewisse Ähnlichkeitsbeziehung zwischen den Korrelaten ti'anszendenten ihren „Kausalitätsargument" und ,, Collier schließlich zum imd Berkeley verh'eten erschüttert hatte, wir passend als während der Die skeptische Entwertung beider subjektiven Idealismus, wie er namentlich von Bekanntlich knüpfte der erstere speziell wiirde. dessen Okkasioualismus an Malebranche an, die Ähnlichkeitsargument" bezeichnen können, sind auch für die späteren Außenweltbeweise typisch. Argumente führte Wahrnehmungeu und Diese Argumente, hin. letztere gerade das ,,Kausalitätsargument" wesentlich als Fortsetzer Lockes gelten Lehre von den primären und sekundären Qualitäten vor allem eine darf, dessen kritische Zersetzung des „Ähnlichkeitsarguments" nahelegte. Zur Charakteristik des subjektiven Idealismus Nur Gott und Sonst gibt es nichts Substanzen. vom nicht losgelöst imseres die konnte. vollen Sinne realer Die Ideen können Damit scheinen auch uns Außendinge darstellen, gemacht. Ichs besonders starkes ReaUtätsgewicht. sation, weil dem Ideen in den Geistern. in perzipierenden Geiste bestehen. Sinneswahrnehmungen, Bestandteilen als kurz folgendes bemerkt. sei die endlichen Geister existieren man doch den restlos Die Innenwelt hat die zu imtergeordneten hiernach ein Dieses Mißverhältnis bedurfte einer ganz Kompen- natürlichen Außenweltglaiiben nicht ganz verleugnen In erster Linie wii'd nun geltend gemacht, daß Gott selbst die Sinnes- perzeptionen in unserem Geiste erzeugt. Ohne Zweifel müssen solche Perzeptionen eine höhere Dignität haben, als die von endlichen Geistern herrührenden. Kausalbeziehung betont dieser transzendenten man die Neben bekannten immanenten Vorzüge der ,,sinnlichen Ideen" gegenüber den „Ideen der Einbildungskraft", nämlich Ordnung. niclit ihre Stärke, Lebhaftigkeit, Bestimmtheit, Trotz solcher Gewichtszulagen imstande, dem Ich die Wage ist zu halten. die Konstanz imd gesetzliche Außenweltwahrnehmung doch Eine Substanz scheint nur durch Kowalewgki: Kants Stellung eine Substanz aufwiegbar zu sein. Ideen" soll 343 zum Problem der AuBenweltexistenz. Eine substanzielle Grundlage der „sinnlichen es aber außerhalb der perzipierenden Seclensubstanz nicht geben. Die Dialektik bewegt sich wieder in dem ausgetretenen Gleis des „direkten Außen wcltbeweises". IT. Das .4ußeinvolti>robl(Mn 1. Neue Momente in "Welche Stellung gänger in so originelle Kants Kritizismus. nimmt nun Kant zu der großen Frage Vor- ein, die seine wenig ersprießlicher Weise bearbeitet haben? Auch wenn aus sehr leicht Kant. bei für die Fortbildung des rrobloms er sich nicht ausdrücklich darüber geäußert hätte, könnten wir seinen kritischen Hauptlehren die Grundlagen für eine ganz Lösung des Außenweltproblems ableiten. In der „Kritik der reinen Vernunft •* hat doch Kant das menschliche Er- kenntnisvermögen einer Prüfung unterzogen hinsichtlich dessen, was es unab- hängig von der Erfahrung zu definierte Erkenntnisart Erkenntnis) wird leisten vermag. handelt es sich. Also um eine besondere, wohl Diese Erkenntnisart (die apriorische nun auch auf ihren wichtigsten Anwendungsgebieten nach ihrer Daraus ergibt sich von selbst eine erkenntnis- TragAveite näher untersucht. theoretische Abschätzung der den betreffenden Anwendungsgebieten angehörigen Erscheinungen, und zwar eine Abschätzung nach einem Für unser Außenweltproblem kommt neuen objektiven Maß. die Beide Erscheinungsarten hat übrigens Um Gründen scharf geschieden. ai-ten auf hier also Kant selbst schon aus an. systematischen den Wertunterschied dieser Erscheinungs- nach dem neuen Maße zu ermitteln, brauchen wir bloß die einschlägigen Angaben über den Umfang zuhalten. ist, es Erscheinungen der äußeren Erfahrung und die der inneren Erfahrung desto ihrer apriorischen P>kenntnis miteinander zusammen- Je umfangreicher die apriori.schc Erkenntnis eines Erscheinungsgebietes höher muß auch der Realitätswort dieses Erscheinungsgebietes ver- anschlagt werden. Noch auf eine andere wichtige Konsequenz aus Kants Kritizismus sei kurz hingewiesen. Unserem Erkennen sind die „Dinge an sich" immer nur mit „Erscheinungen" davun zu unserer subjektiven Anschauungs- und tun, vcrschlo.sscu. wie .<<ie Wir haben es durch das Medium Denkfimncn dargeboten wenlen. Die Seele unterscheidet sich in dieser Hinsicht nicht von anderen „Dingen Kowalewski: Kants 344 Stellung zum Problem der Außenweltexistenz. Der „innere Sinn, vermittelst dessen das Gemüt sich selbst und seinen inneren Zustand anschaut" enthüllt uns nicht die „Seele an Sonst hatte man immer ausdrücklich angenommen oder stillschweigend sich". an sich". geglaubt, daß die Selbstwahmehmung tiefer reiche, als die äußere Wahrnehmung, daß wir in der Selbstwahrnehmung unser Ich nach seinem wesenhaften, innersten Kern unmittelbar Die Zerstörung cüeses Vonu'teils diu-ch Kant schafft erfassen. naturgemäß für das Außenweltproblem eine wesentlich neue dem der unantastbare Nimbus, mit sich Gerade Situation. das Ichbewußtsein früher umgab, trug Hauptschuld an der Einseitigkeit in der Dialektik der Außenweltbeweise. ja die Nunmehr endlich für den „indirekten Außeuweltbeweis" die Bahn ist gebrochen. So enthält der Kritizismus implizite fundamentale Leitgedanken zur Lösung der Außenweltfi'age. Wir werden sehen, daß Kaut diese Gedanken z. T. ausdrücklich in seinen mehrfachen AYiderlegungen des Idealismus mit Geschick verwertet hat, daß antagonistischen Motiven ringen mußte wie dabei mit ähnlichen er aber auch seine Vorgänger. 2. Die Widerlegung des Idealismus in der ersten Ausgabe der Kritik der reinen Vernunft und in den Prolegomena. In der ersten Ausgabe der „Kritik der reinen Vernunft" wird der Zweifel an der Außenweltrealität auf folgende syllogistische Formel gebracht: ,, Nun hat eine nur zweifelhafte Existenz: sind alle äußeren Erscheinungen von der Art: daß ihr Dasein nicht unmittelbar wahrgenommen, sondern auf nehmungen, Also Kehrb., S. ist sie, als die Ursache gegebener das Dasein aller Gegenstände äußerer Sinne zweifelhaft." m wir können Dasein das tatsächlich unmittelbar Avahrnehmen. Man kann ist r. V., mm einfach Syllogismus für falsch erklärt. Denn außer uns Es (im ist der „äußeren Erscheinungen" Wahrnehmung vielmehr das Wirkliche das mir bezweifeln, zu „Dingen an sich" macht. etwas dem „Alle äußere Wirkliches im Räume, oder irgend (Kr. d. 311.) Kants kritische Lösung dieses idealistischen Zweifels besteht S. 317.) Wahr- werden kann: allein geschlossen darin, daß er die zweite Prämisse etivas Wahr- Dasjenige, auf dessen Dasein nur als einer Ursache zu gegebenen nehmungen geschlossen werden kann, wenn man beweiset unmittelbar selbst." die Gegenstände aber „unmöglich: daß in transzendentalen Sinne) (Kr. d.r.V., im Räume diesem Räume gegeben werden sollte, Kowalewski: Kants Baum der weil Stellung außer unserer Sinnlichkeit nichts ist selbst man strengste Idealist nicht verlangen, der Gegenstand außer ims gäbe, (lergleiclien so (in würde doch nicht selbst als Raum Das Reale äußerer Erscheinungen ist. Wenn dem Dasein wir hiernach von bares Bewußtsein haben, mehr werden zuteil wirklich sein." Gegenstandes beiderseitig meines (Bewußtsein) zugleich S. 314.) Wahr- 317/318.) eine Bevorzugung nicht „Ich habe in Absicht auf die Wirklichkeit äußerer darf. nichts (Ibid., S. daß den wegen ihrer Unmittelbarkeit ge- „inneren Erscheinungen" Gegenstände ebensowenig nötig zu schließen, des Wahrnehmung wirklich nur in der der „äußeren Erscheinungen" ein unmittel- so ist klar, höher bewerteten wöhnlich und die Wirklichkeit voraussetzt, ist also nehmung und kann auf keine andere Weise es außer uns vorgestellt und an- einer bloßen Vorstellung, nichts anderes als die als Wahrnehmung Denn wenn Bedeutung) entspreche. geschaut werden können, weil dieses den im Räume, Also kann der beweisen: daß unserer solle strikter es 345 zum Problem der Außenweltexistenz. inneren Vorstellungen als ein Sinnes als in Ansehung der Wirklichkeit denn (meiner Gedanken), deren unmittelbare , sie sind Wahrnehmung genügsamer Beweis ihrer Wirklichkeit (Ibid., ist." Die Innenwelt und die Außenwelt scheinen also den gleichen Realitäts- Die Tendenz der Kantischen Argumentation entspricht noch dem wert zu haben. Typus des „direkten Außenweltbeweises". Der Realitätswert der Außenwelt soll offenbar aufgebessert werden. Fi"ei- Aufbesserung wesentlich mit der bekannten Position des Berkeley- lich fällt diese = schen Idealismus zusammen: „Esse Übereinstimmung nicht bewußt. Kant percipi". Er hat aber doch sich ist der gefährlichen bei seinen Erörterungen über den vierten Paralogismus deutlich genug die Differenzpunkte markiert, die ihn von ist, dem das, äußeren Anschauung, gleich unbekannt" Anschauimg zum was der inneren Materie noch ein denkend Grund der Erscheinungen, als als „Das transzendentale Objekt, welches den äußeren Erecheinungen, (Ibid., S. 315.) iragleichen „Der tianszendentale Gegenstand subjektiven Idealismus tiennen. sowohl in Ansehung der inneren Wesen an die von der zweiten Art an Grimde üegt, sich selbst, sondern ein ist den empirischen Begriff von der eisten sowohl die Hand geben." (Ibid., S. Mit diesen 320/21.) Sätzen wird ausdrücklich jede einseitige spiritualistische Metaphysik Äußere und innere Erscheinungen stehen nach völlig gleichberechtigt nebeneinander. an sich nur bloße . ihren transzendenten abgelehnt Beziehungen Ferner wird an einer anderen Stelle Erörterungen eigens hervorgehoben, daß der „Raum, ob er zwar iler fi-aglichen scheinungen weder ims imbekannter . . Form der Vorstellungen objektive Realität hat". ist, dennoch (Ibid., in S. 318.) Ansehung Damit ist aller Er- auf die Kowalewski: Kants 346 -wichtige Ahnung zum Problem der Außenweltexistenz. Fimktion schaffeude Objektivität Berkeley keine Stellung Apriori des ist vor dem inneren Sinne Parität zwischen Ich können. dem äußeren wirklich Materie, als Substanz in der Erscheinung, Sinne, so wie das denkende Ich, Es wird gleichfalls Solche, gegeben." und Materie als Substanz in der Erscheinung, wenn auch nur empirisch hätte Berkeley der Bemerkung über dem Zusammenhange das Niveau des subjektiven Idealismus liiuausgehen: „Li der Erfahrung von liingewiesen, SchließUcli dürfte auch folgende hatte. gemeinte, nun und nimmer akzeptieren daß Kant selbst später diese Parität mit Ent- sich zeigen, schiedenheit wieder abgestritten hat, und zwar nicht zugunsten des Ich, sondern So viel steht zugunsten der Materie. fest, dem Obigen daß er nach tatsächlich nicht nur direkt, sondern auch indirekt den Realitätswert der äußeren Erfahrung gesteigert hat, indem gemäß seinem universellen Phänomenalismus er die an höhere Ansprüche gewöhnte innere Erfahrung auf den Bereich der Erscheinungswelt einschränkte. enthält den Keim Also schon die erste Widerlegung des Idealismus bei Kant Daß eines ,,indirekten Außenweltbeweises". dieser nicht zu einer kräftigeren Entwicklung kam, erklärt sich wohl fälligen Konstellation z. T. Keim uoch aus der zu- dem Abschnitt über den der polemischen Rücksichten in „vierten Paralogismus". Kants kritische Behandlimg des Außenweltproblems, deren erste Phase wir oben kenneu lernten, scheint toto genere verschieden zu sein von den Theorien und Malebranche. eines Descartes, Geulincx Wir werden der großen metaphysischen Realitäten in jenen engeren nach dem menschlichen Ich orientierte die antagonistischen Motive fort, die bei den älteren der Gottesbeweise und Körperweltbeweise ins Spiel kenn tuiswelt ist versetzt, abgegrenzt Erkenntniskritik nach Kant außerhalb unseres Erkeuntnisbereichs. liegt aus der weiten Welt Raum Damit Denkern setzte. den eine hat. fallen die Komplikation Unsere gesamte Er- im Ich beschlossen, beheiTscht von dessen apriorischen An- schauungs- und Denkformen. Außer dem Ich existieren wohl andere „Dinge an sich", von denen wir namentlich das Empfiudungsmaterial empfangen. der andern Dinge diese „Affektion" seitens bestimmte Kunde, Kant nennt den die Davon Es ist Wir können wohl das lu'sprüngliche auch die Aber einzige im- , „ti-ans- konstante Identitätsbewußt- scharf unterschieden die „empirische Apperzeption" Bekann tlicii der schwierigen „Deduktion Rolle. ist höchsten Einheitspunkt xmserer Erkenntnis die Avird oder der „innere Sinn". bei au sich wir von diesem erkenntnistheoretischen Jenseits haben. letzten zendentale Apperzeption". sein des Ich. Gott natürlich der spielt die „ ti-anszendentale Apperzeption" reinen Verstandesbegriffe" sagen, daß bei Kant eine wichtige die „transzendentale Apper Kowalewski: 347 Kants StellunR zum Problem dor AuBonweltexistenz. zeption" auf erkenntnisthooretischem Gebiete ungefähr dieselbe Bewie bei den Metaphysikeru Gott. Die „transzendentale (loiituiifr hat, Apperzeption" mitsamt den apriorischen Funktionen baut für unser empirisches dem Empfindungsmatcriai Ich aus diesen Prozeß klar zu die räuniliclie machen suchen, so Außenwelt Wenn auf. wir uns bemerken wir sogleich, daß ihm in wie bei dem Okka- ein analoger Antagonismus entgegengesetzter Motive sionalismus. Die Empfindungselemente, die auf transzendenter Affektion seitens steckt, fremder „Dinge an sich" beruhen, bilden gewissermaßen die Schranken für die schöpferische Freiheit der tianszendcntalen Apperzeption mit iiirem apriorisciien Aber Apparat. Körper (las diese Schranken sind ebenso zweideutiger Natur, wie die realen von Sinneswalirnehmungen. als Gelegenheitsui-sachen daß phänomenalistisclie Prinzip, Empfindungen in an sich Denn Raum und steht. die Einerseits verlangt besondere Art des Gegebenseins der keiner Beziehung zu entsprechenden Konstellationen der Dinge Zeit sind unsere subjektiven Anschauungsformen. Die erste Widerlegung des Idealismus hat ja noch besonders energisch ein- geschärft, daß es für „Erscheinungen" keine ti-anszendeuten Korrelate gibt, denen sie übereinzustimmen hätten. überflüssige Annahme wie nun aber Fallen die Danach siud die die äußeren „Gelegenheitsursachen" der Okkasionalisten. fremden Dinge an sich weg, so verliert das Empfindungs- material unseres Erkonnens jenen eigentümliclien Realitätswert, aller mit Dinge an sich eine ebenso der nun einmal Abhängigkeit von äußeren, tianszendenten Ursachen naturgemäß anhaftet. Das darf auch nicht Also sein. muß die transzendente Beziehung der Empfin- dungen auf Dinge an sich doch festgehalten werden. willkürliche sein. Es ist Die Beziehung darf keine vielmehr anzunehmen, daß eine ganz bestimmte trans- zendente Beziehung einer materials entspricht. Sonst müßte ganz bestimmten die Konstellation des Empfindungs- Einordnung der Empfindungen den in WahiTiehmungsraum von uns nach Belieben abgeändert werden können. Das uns jeweilig dargebotene Empfindungsmaterial wird immer auch ihm für die adäquaten kategorialen Yerarbeitungen in gewisser Weise selbst die Richtlinien enthalten. Wie kann sich demgegenüber das tianszendentale Ich mit seinem apriorischen Apparat als autonom behaupten? der Natur? eines Wo bleibt der stolze Gesetzgeber Könnte er nicht am Ende einem Kinde gleichen, das das Tempo marschierenden Zuges mit entsprechenden Taktbewegungen begleitet und sich dabei naiverweise als Kommandeur fühlt? Es wird kaum möglich sein, aus diesem Konflikt zwischen transzendenter Bedingtheit des Empfindungsmaterials und apriorischer Souveränität der Erkenntnisformi'u einen glücklichen Ausweg zu finden. Natürlicii wird dadiircli der Hcalitätswert der Außenwelt wiederum sehr ins 348 Eowalewski: Kants Er Schwanken gebracht. steigt und tion stärker betont, sinkt, Stellung- zum Problem der Außenweltexistenz. wenn man anscheinend, wenn man die transzendente Affek- Funktion mehr bevor- die apriorische Die Sache wird dadurch noch kompliziert, daß das Apriori, wie wir schon zugt. früher andeuteten, selbst ein neues Realitätsmoment einführt. Die ihm eigene „Notwendigkeit und Allgemeinheit" eröffnet dem "Wirklichkeitsbewußtsein sozusagen die soziale Sphäre, während mehr nur einen Affektion transzendente die Betonung der apriorischen Funktion ist Abnahme zum Wachstum Momente Abnahme dem Wachseines indivi- Die stärkere Betonung der transzendenten dualistischen Realitätswerts verbunden. Affektion führt einerseits andererseits zur Die stärkere also hiernach einerseits mit eines sozialen Realitätswerts, andererseits mit der tum im Empfinden individualistischen Realitätswert zu bieten vermag. eines individualistischen ReaUtätswerts, Diese antagonistischen eines sozialen Realitätswerts. spielen in Kants Außenweltbegriff durcheinander und verleihen ihm eine innere Unsicherheit. Eine weitere Schwierigkeit zeigt sich uns, wenn wir das Yerhältnis des „äußeren Sinnes" zum „inneren Sinne" betrachten. Sie entspricht genau dem metaphysischen Konflikt, in den der Rangunterscliied zwischen Körper und Seele die ältesten Bearbeiter hat. Die Seele Wesen enthalten, Kant hat höher sie wenn der Körper. als Darum könnte sie „eminenter" in ihrem Das war eine Descartes', die natürUcli die Körperrealität entwerten mußte. sozusagen aus er vor allem Descartes, gestürzt des Außenweltproblems, was uns die Körpervorstellimgen darbieten. Bemerkimg skeptische setzt, ist dem Metaphysischen den „inneren Sinn" vielfach organ hinstellte, in dessen Gebiet auch alle ins Erkenntnistheoretische über- das als umfassendere Erkenntnis- Erscheinungen des „äußeren Sinnes" Er wurde zu diesem notwendig mit einzubeziehen wären. Schritt, wie neuer- dings Reininger sehr treffend nachwies, hauptsächlich dadiu-ch gedrängt, daß die Zeitverhältnisse nicht denkbar waren, „äußeren Erscheinungen" ohne während Anschauungsform des „inneren Sinnes" spezifische andererseits die Zeit sein sollte. „Die Möglichkeit, den äußeren Erscheinungen einen unmittelbaren Anteil an der Zeit einzuräimien, hatte sich Kant dm'ch die prinzipielle Be- schränkung derselben übrig, die als ihnen aitf die die innere Zeitlichkeit Dies geschieht, indem dem Wahrnehmung benommen. auf einem Umweg und inneren Sinn eine So blieb nichts indirekt zu sichern. transzendentale Bedeutung unterlegt wird, so daß er nicht nur die inneren Anschauungen', die Erscheinungen , ,intra nos', sondern alle Erscheinungen überhaupt, irgendwie existiert, was nicht Reininger, Kants Lehre , praeter nos' ist, vom inneren Sinn und alles überhaupt, was für uns zu umfassen vermag." seine Theorie (Yergl. der Erfahrung Kowalewski: Kants Wien und Leipzig 1900, zum Problem der Außeoweltexistenz. StelluDf; 349 Es war aber noch ein anderer Grund, der S. 53/51.) mit Notwendigkeit zu einer Potenzierung des „inneren Sinnes'' führte und den Rcininger fimiitionen ließen Das steilen. genügend nicht sich in beachtet besondoi-s deutlich trat Auch liat ihrer sciiöpforischcn bei zendentalen Kategoriendeduktion zutage. nicht Kategorial- gut zeitlos vor- mühseligen Versuch der trans- dorn Die apriorischen die Tätigkeit zeitliciien Schemata der Kategorien waren in diesem Zusammenhange keine Kunstprodukte, sondern nur der natür- Ausdnick liciie einer sachlichen sagen, daß bei der Zeit sciion an Und man kann wohl aucii Moment bemerkbar Notwendigkeit. ein gewisses spontanes sicii das sie über die Stufe eines rezeptiven Erkenntnisorgans hinaushebt und den ist, Kategorien nähert. mußte gleichfalls Sinn" „innere Diese Beziehung der Zeit zur Sphäre der Kategoriaifunktionen dem „inneren Sinn" einen höheren Nimbus gewissermaßen einen intimeren erhielt verleihen. Der dem aus- an Anteil gezeichneten Realitätswert, der nun einmal den apriorischen Verstandesbegriffen den zentralen Faktoren der Erkenntniswelt als demgegenüber die stufe herabzusinken schienen. eine mißliche ,,äußeren Kein Wunder, wenn anhaftet. Erscheinungen des „äußeren Sinnes" auf eine niedere Rang- Für das AiLßenweltproblem wurde dadurch Lage geschaffen. Wahrnehmungen" den Denn wenn Kaut auch sich gleichen Unmittelbarkeitscliarakter zu vindizieren, wie den „inneren Wahrnehmungen", so ließ er doch die „äußeren gleichzeitig in so die natürücii bemühte, den den erweiterten Bereich des „inneren Sinnes" Wahrnehmungen" fallen und schien Außenwelt zu einem Bestandteil der Innenwelt zu machen. Das ist übrigens bei seiner oben erörterten ersten Widerlegung des Idealismus deutlich zu sehen. Es wird da ausdrücklich gesagt: „also Dinge, ich Selbst e.vistiere als meines Selbstbewußtseins, nur mit meiner Selbst, als dem Unterschiede: daß die Vorstellung Wesen bezeichnen, auch auf den äußeren Sinn Dieses merkwürdige Doppelverhältnis der „äußeren Erschei- nungen" macht doch ihren Realitätswert wieder etwas eindeutige Abgrenzung des „inneren" Vaihinger ebensowohl äußere des denkenden Subjekts, bloß auf den innern, die Vorstellungen aber, welche ausgedehnte bezogen werden." existieren und zwar beide auf das unmittelbare Zeugnis unklar. Es fehlt eben eine und „äußeren Sinnes". hat in seiner scharfsinnigen Abhandlung ,,Zu Kants Widerlegung des Idealismus" auf eine „sonderbare Stelle" des Abschnittes über den vierten Paralogismus hingewiesen; diese Stelle lautet: „Der dogmatische Idealist würde derjenige sein, der das Dasein der Materie leugnet, der skeptische, der sie bezweifelt, weil er sie für unerweislich hält sein, weil er in der Möglichkeit einer Materie Der erstere kann es nur darum überhaupt Widersprüche zu finden Kowalewski: Kants 350 Stellung und mit diesem haben wir glaubt, zum Problem der Außenweltexistenz. noch es jetzt Der folgende zu tun. niclit Abschnitt von dialektischen Schlüssen, der die Vernunft in ihrem inneren Streite von der Möglichkeit dessen macht, was in Ausehmig der in den Zusammenhang der Erfalu'ung gehört, abhelfen.'' keit letzten Satz Begriffe, (Kr. d. die sich sie wird auch dieser Schwierig- vorstellt, Vaihinger meint, Kant habe das in V., S. 319.) r. dem gegebene Versprechen nicht gehalten, und „habe es auch nicht halten können". In seiner Widerlegung des skeptischen Idealismus sei ja auch von ihm Dasein der Materie geleugnet worden. (Vergl. Vaihinger selbst das Straßburger Abhandlungen zur Philosophie, Freiburg und Tübingen 1884, Ich möchte diesem Vorwurf gegen Kant doch widersprechen. Davon kann dings keine Rede lehnt, weil dieser eine bewußtseinsti'auszendente Materie leugnet. i. d. S. 121.) aller- daß Kant deswegen den dogmatischen Idealismus ab- sein, Das schließt aber nicht aus, daß er cüe dialektische Begründung des dogmatischen Idealismus für falsch hält. Tatsächlich hat ja auch Collier, wie Vaihinger in seiner Ab- handlung erwähnt, ausdi-ücklich „auf die unlösbaren Widersprüche der materiellen Außenwelt bezüglich ihrer UnendUchlichkeit in Eaimi und Zeit und ihrer unhingewiesen. Teilbarkeit" endlichen solche Aii Begi'ündung des dialektische Idealismus wird wohl Kant gedacht haben, zumal ihm, wie Vaihinger selbst gleich- mit Recht vermutet, falls gänglich war. Collier Tatsächlich durch Eschenbachsche Übersetzung zu- die nun auch finden wir über die mit der unendlichen Ausdehnung in Raum und endlichen Teilbarkeit verbundenen Widersprüche, nahme S. auf die Materie. in dem Abschnitt ja Man vergleiche Kritik bekannt. Er hat damit d. r. V., S. 344, zu "wichtigen Ai'gumenten Idealismus" kritisch Stellung genommen, lich eine und mit der un- Zeit sogar mit besonderer Bezug- und namentlich Die Lösung der fraglichen Widersprüche in Kants Antinomienlehre 360 ff. ist Kant bei Antinomie der reinen Vernunft" sehr eingehende Auseüiandersetzungen „Die transzendente Materie Daß Kant auch schon menalität leugnet. in der ersten des empirischen Ich wenn er Dies zu Vaihingers Vorwuii. Ausgabe der Kritik mit vollem Bewußtsein Differenzpruikt seiuer Lehre gegenüber dem gewöhnlichen als dem d. r. V. die Phäno- einen wesentlichen Idealismus herauskehrt und damit auch formell einen „indirekten Außenweltbeweis" besten ein Passus in „dogmatischen des auch selbst wie dieser natür- gibt, zeigt uns am Abschnitt: „Der ta-anszendentale Ideaüsmus, als der Schlüssel zur Auflösung der kosmologischen Dialektik." „Man würde uns unrecht längst so verschrieenen die eigene Wirklichkeit tun", so heißt es da, „wenn man uns den schon empirischen Idealismus zumuten wollte, der, indem er des Raumes annimmt, das Dasein der ausgedehnten KowaK-wski: Kants Wesen und Stelluiif,' zum 351 Prol.l.™ der Auß.'nwel(exi>,tonz. demselben leugnet, wenigstens zweifelhaft findet, und zwischen Traum diesem Stücke keinen genugsam orweisliclien Unterschied ein- in Wahilii'it in Was die Erscheinungen des inneren Sinnes in der Zeit bean denen, als wirkliciien Dingen, findet er keine Schwierigkeit; ja er behauptet sogar: daß die innere Erfahrung das wirkliciie Dasein räumt. trifft, Objekts ihres t'inzig sich (an selbst), (mit aller Unser transzendentaler Idealismus erlaubt äußerer Anschauung, ebenso wie seien, dioser Zi-if liestiiiiiining), und allein hinreichend beweise. und in «itr Zeit Denn, da der Kaum alle sciion sie es dagegen: daß die Veränderungen, so wie eine Gegenstände im Räume angeschaut werden, auch wirklich Form sie der innere Sinn derjenigen Anschauung vorstellt. die ist, wir die äußere nennen, und ohne Gegenstände in demselben, es gar keine empirische Vorstellung geben würde: so können und müssen wir darin ausgedehnte als wirklich annehmen, und ebenso aber, samt dieser Zeit, mit der Zeit es ist und zugleich mit beiden an sich selbst keine Dinge, sondern nichts (als Wesen Raum selber Erscheinungen, sind doch Vorstellungen und können gar nicht als außer unserem Gemüt existieren, und selbst schauung unseres Gemüts, alle Jeuer ist die innere und sinnliche An- Gegenstandes des Bewußtseins), dessen Bestimmung durch die Sukzession verscliiedener Zustände in der Zeit vorgestellt wird, aucli das nicht eigentliche Selbst, so wie es an sich existiert, oder das tran.s- zendentale Subjekt, sondern nui- eine Erscheinung, die der Sinnlichkeit dieses uns unbekannten Wesens gegeben worden. nung, als eines so weil ihre Da.s Dasein dieser inneren Erschei- an sich existierenden Dinges kann nicht eingeräumt werden, Bedingung die Zeit an sich selbst sein kann. In ist, welche keine Bestimmung irgend eines Dinges dem Räume aber und der Zeit ist die empirische Wahrheit der Erscheinungen genugsam gesichert und von der Verwandtschaft mit deniTiaume hinreichend unterschieden, in einer Erfahrung richtig und S. 401/-102.) der früher wenn beide nach empirischen Gesetzen zusammenhängen." durchgängig (Kr. d. r. Hier haben wir eine deutlichere Präzisierung des Punktes, der V., in besprochenen Widerlegung des Idealismus mehr nur nebenbei an- gedeutet war, so daß wir jene Widerlegung hauptsächlich als „direkten Außen- weltbeweis" bezeichnen mußten. zendentale Realität. Diese ihnen Die inneren Erscheinungen haben keine tnius- vom Idealismus zugeschriebene höhere Würde gegenüber den äußeren Erscheinungen kann nicht anerkannt werden. Ich habe aber noch aus einem andern Grunde das obige lange Zitat mir anzuführen erlaubt rischer Nach dem Schlußsatz, der Wahrheit" charakterisiert, scheint Kant die Art der Sicherung „empi- ei)enso w ie mich anderen Stellen Kowalewski: Kants 352 in der ersten Stellung Ausgabe der Kritik d. r. zum Problem der Außenweltexistenz. V. anzunehmen, daß sich die „empirische Wahrheit'' für beide Erscheinungsarten gleichgut nachweisen läßt. Merkwüi-dig ist dann aber wieder, daß in den an das angeführte Zitat angeschlossenen erläuternden Beispielen stets nur „äußere Erscheinungen" in Betracht Die Verkuppelung des „inneren" imd „äußeren" Sinns macht gezogen werden. sich dabei übrigens auch bemerkbar, insofern als Wahrnehmungen Kant die äußeren Erscheinungen zugleich den Erlebnissen des inneren Sinnes eingereiht denkt. Selbstverständlich erfährt der Reaütätswert der äußeren Erscheinungen auf diese Weise eine ganz bedenkliche Subjektivieruug, nahe kommt. (Yergl. Kr. d. r. Y., S. 402ff.) die Berkeleys Auffassung sehr Inwieweit eine selbständige innere Erfahrung möglich sei, hat sich Kant überhaupt noch nicht gefragt Die Parität beider Erfahrungsreihen scheint ihm selbstverständlich zu sein. Den Paritätston wahrt der Prolegomeua. auch Kants Äußerung zur Idealismusfi'age in § 49 Ich hebe daraus nur den folgenden charakteristischen Satz hervor: „Empirisch außer mir ist das, dieser samt allen Erscheinungen, die was im Räume angeschaut wird, und da er enthält, zu den Vorstellungen gehört, deren Verknüpfimg nach Erfahrungsgesetzen ebensowohl ihre objektive Wahrheit beweist, als die Verknüpfung der Erscheinungen des inneren Sinnes die Wirklichkeit meiner Seele (als so bin ich eines Gegenstandes des inneren Sinnes), mir vermittelst der äußeren Ei-fahrung ebensowohl der Wirklichkeit der Körper, als äußerer Erscheinungen im Räume, wie veimittelst der inneren Erfahrung des Daseins metner Seele in der Zeit bewußf, die ich auch nur, als einen Gegenstand des inneren Sinnes, durch Erscheinimgen, die einen inneren Zustand ausmachen, erkennen kann, diesen Erscheinungen S. 120/121.) und wovon mir das Wesen an zum Grunde liegt, von Dingen an wir ims ersparen. Nun sich als spezifischen das wo Kant gegenüber Eine ErBerkeley Differenzpimkt betont, können aber einige Bemerkungen zu der viehmistiittenen „Wider- legung des Idealismus" in der zweiten 3. selbst, Ein neuer Standpimkt macht sich da nicht bemerkbar. örterung der bekannten Stellen in den Prolegomena, die Existenz sich unbekannt ist" (Prolegomena, Kehrb., Ausgabe der Kritik der r. Vernunft Die Widerlegung des Idealismus in der zweiten Ausgabe der Kritik der reinen Vernunft Die Pointe der in der zweiten Ausgabe der mentation gegen den Idealismus unsere innere, dem ist die, Ki-. d. r. V. enthaltenen Argu- daß Kant zu zeigen sucht, wie „selbst Cartesius imbezweifelte Erfahrung nur imter Voraussetzung Kowalowski: Kants äußerer Ei-fahning möglich für das Dasein Kr. il. der zum Troblem der Außen woltexisten». sei." Offenbar also soll strengerer ein äußeren Erscheinungen, die seine erste Widerlegung Idealismus faktisch nur zu erreichen vermochte, nicht befriedigt. liche Doppelexistenz der äußeren Erscheinungen, dem inneren Sinn angehören erkenntnistheoretischen Abschätzung nimmt Kant jetzt vor, mehr objektive Daß Kant bietet. drücklich geltend man diese Es bedurfte einer erneuten Bewußtsein von inneren und äußeren intuitive Bestimmung wird Eine Realitätsargument als verlangt, wie sie allein „Erfahrung" Forderung gerade gegenüber dem Ichbewußtsein nach- macht, ist ebenso origineller wie wichtiger Schritt, den ein Wenn bisher noch nicht genügend gewürdigt hat. mung herangezogen als imd äußeren Erscheinungen. der inneren Erscheinungen genügt ihm offenbar nicht mehr vollere, sowohl dem äußeren die indem er den genaueren Maßstab seiner kritischen Das vage Erfahrungslelire benutzt. des Die eigentüm- widersprach offenbar der intendierten Olcich- sollten, schätzung von äußeren und inneren Erscheinungen. die Beweis der Raumdiiige gegeben werden als in der ersten Ausgabe der und inneren Und 353 Offenbar fühlte sich Kant selbst durch die unklare Koordination V. r. Stellung wird, um dem Ichbewiißtsein speziell die Zeitbestim- eine über das Niveau der vagen, momentanen Intuition hinausführende vollere empirische Fassung zu geben, vorkommen. so darf uns da.s nicht unnatürlich Form Wie der inneren Ei-scheiuungen. kritiker selbst Die Zeit am eben die spezifische der gi-oße Yernunft- den erkenntnistheoretischen ßanguntei-schied zwischen der vulgären Form des Ichbewußtseins und der neuen, empirisch zeigt ist übrigens scharf besten folgender Satz: „Freilich Bewußtsein ausdrückt, welches alles präzisierten die Vorstellung: ist Form begleiten kann, das, was unmittel- Denken bar die Existenz eines Subjekts in sich schließt, aber noch keine mithin desselben, (Kr. d. in r. nicht empirische, Erfahrung; d.'i. noch Gedanken von etwas Existierendem, außer (|^m innere, auch Ansehung deren, Y., S. 210.) d. i. auffaßt, ich bin, die das Erkenntnis denn dazu gehört, Anschauung und hier der Zeit, das Subjekt bestimmt werden muß." Der Grundgedanke von Kants hieran anknüpfender „Wider- legung des Idealismus" besteht nun einfach der These, in daß jenes vollere, empirische (zeitlich bestimmte) Ichbewußtsein notwendig die beharrlichen Wahr- nehmungsobjekte im Räume voraussetzt, daß also „innere Erfahrung mittelbar und nur durch äußere möglich ist." selbst nur (Ibid.) Die nähere Ausführung dieses Grundgedankens hat folgende Gestalt: „Ich bin mir meines Daseins als bestimmung setzt etwas Behan-liche aber kann in Boharrliches niclit eine der Zeit bestimmt bewußt. in der Ansehanung Wahrnehmung in mir sein. Alle Zeit- voraus. Denn alle Dieses Bestim- Kowalewski: Kants 354 mungsgründe meines Daseins, stellimgen, und bedürfen, zum Problem der Stellung Außenweltexistenz. werden können, sind Vor- die in mir augeh'offen solche, als selbst ein von ihnen unterschiedenes Beharrliches, worauf in Beziehung der Wechsel derselben, mithin mein Dasein in der Zeit, darin sie wechseln, bestimmt nehmmig Dinges außer mir möglich. die bloße Yor.stelluug eines mmig meüies ist die Wahr- Folglicii ist die Bestim- ist das Bewußtsein in der Zeit mit der Möglichkeit dieser Zeitbestimmimg notwendig verbimden: auch mit der Existenz der Dinge außer bestimmung, notwendig verbimden, ist Nun wahrnehme, möglich. dem Bewußtsein ist es Also Daseins in der Zeit nur durch die Existenz wirklicher Dinge, die ich außer mir Also werden könne. nur durch eia Ding außer mir und nicht durch dieses Beharrlichen d. i. mir-, Bedingimg der als Zeit- das Bewußtsein meines eigenen Daseins zugleich ein unmittelbares Bewußtsein des Daseins anderer Dinge außer mir." (Kr. (1. r. Y., S. 209.) An diesem Eäsonnemeot läßt sich natürlich leicht kritisch herumzupfen. Wenn durchaus etwas Beharrliches zur empirischen Zeitbestimmung des eigenen Daseins erforderlich in unserem „inneren Süm" ist, anschaulich das Beharrliche schwer erfüllbar zu so sollte sein, wie Kant verlangt. „Das Bewußtsein meiner sein. Ich", so wird in einer erläuternden mus" besonders man doch meinen, eingeschärft, „ist daß dies Beharrliche schon enthalten sein kann. allein Allerdings selbst in der Vorstellung Anmerkung zur „Widerlegung gar keine Anschauung, sondern des Idealiseine intellektuelle Vorstellung der Selbsttätigkeit eines denkenden Subjekts. hat dieses Ich beharrlich, (Kr. d. r. V., S. 210/211.) Insofern zum können wir ihm nur zustimmen. auf spontane Operationen einer gleiclizeitigen scheint Abnahme als liegt, als Korrelat dienen könnte: empirischer Anschauung, Kant dem abstrakten Ichmoment, das unsern wülküilicheu Reflexionen zugnmde spricht, bloß Daher auch nicht das mindeste Prädikat der Anschauung, welches, der Zeitbestimmung im inneren Süiue wie etwa ündurchdringlichkeit an der Materie, ist." muß Solch Verlangen scheint allen den Anschauungscharakter ab- Die Konzentration des Bewußtseins überhaupt für die menschliche Psyche mit der rezeptiven Fähigkeit verbunden zu sein. in der rezeptiven Fähigkeit wurzelt aber die Anschauimg. So ist Gerade es begi'erfüch, dem in spontanen Reflexionen tätigen Ich eine anschauliche Selbstwahmehmung versclilossen bleibt. Solch ein Ichbe^vußtsein entspricht indessen nur Selbst der energewissen Phasen, nicht dem Ganzen imseres Seelenlebens. daß gischeste Denker vermag sich nicht unausgesetzt in spontanen Reflexionen zu bewegen. Perioden gesteigerter Spontaneität werden vielmehr mit solchen ge- steigerter Rezeptivität wechseln. Nähert sich die Spontaneität einer Minimal- Kowalowski: Kants stelle, so kann dabei einen iilinlichon (irad eindringlicher Lebhaftigkeit „anscliaulichcs" Objekt des ,.äiißeren Sinns''. ein 355 zum Problom der Außen woltoxistenz. wird nun regelmäßipf die rezeptive Selbstwahrnehmung kräftiger her\'or- tretoii iiiul wie Stclliwf,' Selbstwahrnehmungen kennen wir nnter dorn alle gewinnen, Derartige ansehaiilicho Namen „Stimmungen". der Die Stimmungen sind nicht nur, wie ich anderwärts gesagt habe, „der unmittelbarste bilden und primitivste Ausdruck des Wertbewußtseins vom Leben", sondern auch ziif,doicii das intimste Wirklichkeitsbewußtsein. Orientierungsmittel (Vergl. Pessimismus, Wiesbaden 1904.) Kowalewski, Eine gewi.sse Studien sie unser theoretisches für zur Psychologie des kann Stimnuingslage für eine längere Reihe fluktuierender Vorstellungen jenes behaiTliche Korrelat abgeben, das nach Kant zu einer empirischen Zeitbestinunung nötig Danach bra\iohen ist. wir nicht den Bereich des „inneren Sinns" zu überschreiten, weiui wir unser „Dasein in der Zeit'" „inneren Sinns". Stimmungen enthalten empirisch erfassen wollen. dings keine Raumbeziehung. Sie sind also ausschließlich Ihr Anschauungscharakter scheint schlechter- Wahrnehmimgen durch die des eindringliche Lebhaftigkeit und Unmittelbarkeit hinreichend verbürgt zu sein. Dagegen läßt sich zugunsten Kants wiederum folgendes einwenden. Gerade die Stimmungslagen, die sich Stimmiuigen mit intensiver Lustfärbung. eindringliche ihircli Das auszeichnen, haben vielfach nur eine kurze Dauer. gilt Lebhaftigkeit besonders von den Wessen Gemüt hat je über wenige Stunden hinaus lebhafte Freude gefühlt? Trauer vennag sich schon längere Zeit Das periodische An- und Abschwellen, das den hindurch zu behaupten. haften Stimmungen eigentümlich ist, macht aber leb- in solchen Fällen das die bezüglich ihrer Dauer und Konstanz selbst Konstanzurteil unsicher. Andererseits fehlt nichts zu den Stimmungen, wünschen übrig genügende Lebhaftigkeit. Es lassen, in der Regel die sind matte Gemütsregungen, die häufig überhaupt nicht direkt Weiterhin ist klar, daß die Stimmungen selbst den zeitlichen Ablauf der Voi-stellungen beeinflussen. ra.scheres Eine lustgefärbte Stimmung regt im allgemeinen ein Tempo, eine unlustgefärbte Stimmung ganzen Innenleben an. lage in zum Bewußtsein Der Anschauungscharakter muß ihnen deshalb aberkannt werden. gelangen. die Das veranlaßt bei ein langsameres Tempo dem Übergang in dem aus einer Stimmungs- andere die bekannte Tän.schung, daß uns dasselbe Tempo, das uns oben langsam erschien, mit einem Male rasch vorkommt oder daß ein Geschwindigkeitswechsel im uragekelirten Sinne stattfindet, je nachdem wir aus einer Lnst- stimminig in eine Unluststimmung verfallen oder aus einer Unluststimmung eine Luststitninmig. Diese Übergaugstäuschung i)ildet für in uns den natürlichen 23* 356 Kowalewski: Kants Anreiz zum Problem dem Vorstellungstempo das dazu, Stellung der Außenweltexistenz. neuen Stimmungsniveau jeweiligen Ein beschieiuügt erscheinendes Tempo werden wir, soweit das anzui)assen. in unserer Macht steht, zu verlangsamen geneigt sein, ein verlangsamt erscheinendes zu wenn namentlich suchen, beschleunigen es um sich stärkere subjektive Geschwindigkeitsschwaukungen handelt. Ferner erfährt jede Stimmung ihrerseits durch die sich in der Stimmung nieder und können sind die allmählichen Umbildungen Nach alledem scheinen ihrem Bette fließenden die dieselbe vollständig umbilden. weü man gefährlich, Stimmungen doch nicht vielleicht ist em absolut beharrliches Besonders gar nicht bemerkt. sie zuverlässige Orientienmgs- Bestimmung unseres Innenlebens zu mittel für die zeitliche Aber in Die Gefühlstöne der einzelnen Vorstellungen schlagen Vorstellungen Alterationen. sein. Korrelat für die Auffassung des Daseins in der Zeit gar nicht einmal nötig. Kaut denkt sich den die Seele in zeitlichen Fluß der Vorstellungen offenbar so, als ob jedem Moment nur eine einzige besondere Vorstellung aufzufassen vermag. In solchem Falle wäre natürlich die Elements iu dem wenn uns auch Wahrnehmung eines behan-üchen zeitlichen Flusse der Vorstellungen selbst ausgeschlossen. Erinnerung die bis Denn zu einem gewissen Umfange den jedesmal vorangegangenen Abschnitt der Keihe vergegenwärtigte, so würde dieser erinnerte Reihenubschnitt eben solche Zerstückelung in einzelne isolierte Elemente auf- weisen wie die ursprüngliche Wahrnehmung. Wir hätten keinen andern Eindruck von der Vorstelhuagsreihe als den eines absoluten Wechsels und müßten nach um einem äußeren konstanten Orientierungspunkt suchen, von diesem Wechsel sozusagen nicht mitgerissen zu werden. Nun ist Wahrheit mit unserer Auffassung des Vorstellungsverlaufs es in anders bewandt. Wir können auf einmal folgende Vorstellungen unter den sukzessiv apperzipieren. aufgerafften mehrere aufeinander- sogleich Auf diese Weise wird VorsteUungskomplexeu gemeinsame Elemente vorkommen, die sich als die ganze Vorstellungsreihe hiudm-chziehen. Bezeichnet Vorstellungskomplex, so wird vielleicht haben, eiu zweiter die Gestalt efgh, ein die Gestalt ikl m u. s. f. hier ein beharrlicher entgegen. auch durch der beharrlicher relativ z. B. ab cd nächstfolgende dritter die möglich, daß es mehr oder weniger Gestalt die Gestalt ghik, In zwei benachbarten Apperzeptionsakten Kern durch einen solchen tritt drei, vier oder (d. h. uns also Komplex von Elementen neben wechselnden Bestandteilen Selbstverständlich wird sich bei andern Fällen der beharrliche seinem Inhalt cdef ein vierter Komplex mehr Apperzeptionsakte erstrecken und zugleich in nach der Anzahl der ihn konstituierenden Elemente) mannig- Kowalewski: Kants Von fach vai-iieren. Stellung zum Problem der 357 Außenweltexistenz. Ähnlichkcits- resp. Unähnlichkeitsbeziehunpen, die unter den verschiedenen einzelnen Gliedern der Reihe in wechselndem Umfunf^e bestehen, habe ich der Einfachheit halber ab^^eschen, obwohl dadurch unzweifelhaft die besondere Gestaltung des beharrlichen Komplexes beeinflußt wird. Es maj,' genügen, schematisch gezeigt zu haben, daß unsere Psyche sehr wohl in einer sukzessiven Vorstelliuigsreihe selbst einen Außerdem immanenten, relativ konstanten dem einleuchtend, daß in ist Kern zu finden vermag. Vorstellungsverlauf sich nicht bloß Gruppen sukzessiver Elemente, sondern auch Gruppen von simultanen Elementen appcrzipiercn lassen. Die Voi-stellungcu laufen eben nicht an einem Schnürchen. überhaupt zweidimensional, nicht eindimensional, wie man gewöhnlich Die Zeit ist glaubt. Xeben der Sukzessivdimension, das Geschehen die gewissemiaßen im Längsschnitt anzuschauen gestattet, gibt es eine Simultandimension, in der wir ein vom Bild Querschnitt des Geschehens mag ohne der Zeit Beihilfe der empfangen. Die Simultandimension Raumanschauung nur Ob deutliche Mannigfaltigkeiten dai'bieten. in beschränktem Maße aber in dieser Hinsicht von der sie Sukzessivdimensiou wirklich so gewaltig überti-offen wird? Diese Fi'age bedürfte Daß noch einer genaueren empirischen Prüfung. wir die Fähigkeit besitzen, am sinnWahrnehmung zusammengesetzter Geräusch- und Klangmassen. Eindrücke in der Simultandimension raumlos aufzufassen, zeigt wohl fälligsten die Jedenfalls nimmt Kaut mit Unrecht an, daß der „innere Sinn'' für sich allein nichts Gleichzeitiges aufzufassen vermöge, sondern immer nur Sukzessives. Wir können uns vielmehr den Vorgang beim Apperzipiereu einer Sukzession von Vorstellungen folgendermaßen denken. Neben der Wahrnehmung eines Elements oder Elementkomple.xes in der Miterregung von Xebenvoi-stellungen in der Sukzessivdimension findet stets eine Simultandimension Zu jedem Komplex ein Komplex in (die miterregten bleiben, statt. der anderen. sondern Nun werden die in der einen Dimension Komplexe in der gehört Simultandimension Nebenvorstellungen) selbstvei-ständlich auch nicht streng konstant mehr oder weniger variieren. Diese Variationen fallen uns aber nicht besondere auf, weil unsere Aufmerksamkeit anderweitig konzentriert ist So können die Nebenvoi-stellungen gewissermaßen zu einer Fläche von relativ -gleichförmiger Düsterkeit Bahn der zusammenfließen, auf der sich die leuchtende fixierten Vorstellungsfolge deutlich abhebt. Wenn es auch nach den obigen Ausführungen unzweifelhaft möglich ist, daß das Ich sich schon im Kreise des „inneren Sinns" des zeitlichen Da.seins bewußt wird, sogar ohne ein absolut beharrliches Korrelat, so wird damit Kants Argumentation doch noch nicht umgestoßen. Kowalewski: Kants 358 Kant eben das zeitliche Dasein des empirischen Ich TTÜl ja Darum kann bestimmt haben. Kern innerhalb des Ich als solche, selbst als Ganzen er jeden Hinweis auf ii-gendwelchen beharrlichen Umine ablehnen: „denn selbst a mir meines Daseins, die in bedürfen, zum Problem der Außenweltexistenz. Stellung angeti-offen -«verden alle Bestimmungsgründe können, sind Vorstellungen und Ton ihnen unterschiedenes Beharrliches, ein worauf in Beziehung der "Wechsel derselben, mithin mein Dasein in der Zeit, darin sie wechseln, bestimmt werden könne." Muß nun mir „unterschiedene Beharr- aber das von den „Vorstellungen" in liche" ohne weiteres „ein Ding außer mir" im räumlichen Sinne sein? Kant scheint die Bejahung dieser Frage so gut wie für selbstverständlich zu halten. Denn oben angeführten Satzes üi der „Widerlegung des des die Fortsetzung Idealismus" „Also einfach: laiitet ja ist Wahrnehmung die um- durch ein Ding außer mir und nicht durch Dinges außer mir möglich. Folglich Zeit nirr durch die Existenz möglich." (Kl-, d. r. Es Ausdi-ücke „in" und „außer". Vn, S. (Vergl. Külpe, 394 ff. und Ausgabe der Kr. unterschieden. die die ich uns ein ti-itt in der außer mir wahrnehme, altes Grimdübel der Außen- genügende Klarheit über die vieldeutigen Külpe Mit Recht hat gerade die Analyse dieser Grundlage für seine exakte Bearbeitung des Außenweltproblems Vieldeutigkeit ziu- gemacht. Hier fehlt dieses Beharrlichen bloße Vorstellung eines Bestimmung meines Daseins die wirklicher Dinge, V., S. 209.) weltbeweise entgegen. ist die Vm, d. r. Er S. 311 ff.) Außenwelt, in Wundts die Kant hat zwei Bedeutungen sagt da nämlich: nicht zu vermeidende bedeutet, was als V. Das Ich und ,.Weil Zweideutigkeit Ding an sich allerdings Terminus „außer uns" scharf des . bei . philos. Studien schon in der ersten außer uns, der Ausdruck: führt, sich selbst von uns unterschieden was bloß zur äußeren Erscheinung gehört, eine indem er bald etwas so wollen wir-, um eidstiert, bald diesen Begriff in der letzteren Bedeutung, als in welcher eigentlich die psychologische Fi-age, wegen der Eealität unserer äußeren heit zu setzen, Anschauung, genommen wird, außer Unsicher- empirisch äußerliche Gegenstände dadm-ch von denen, im transzendentalen Sinne heißen möchten, unterscheiden, geradezu Dinge nennen, die im Eaume anzutreffen sind." (Ki-. d. daß r. die so wir sie V., S. 816.) Offenbar hat das „außer uns im ti-anszeudentalen Sinne" nichts mit irgend einer Eaumbeziehung zii tun. nicht Enthaltenes denken. Es läßt sich nur rein begrifflich als etwas in uns Die „Dinge an sich", die ,,im ti-auszendeutalen Sinne" außer uns sind, können ja nach den Gruudlehren der kantischen Erkenn tniski-itik überhaupt nicht in den Anschau imgsraum bloßen äußeren „Erscheinimgen" bildet: fallen, der cüe spezifische „es ist . . immöglich: daß Sphäre der in diesem Kowalewski: Kants der sollte, weil außer uns etwas irgend Raiiiii Raum selbst transzendentale Innenwelt zusammen, wie Wenn sie mm fällt (im transzendentalen Sinne) gegeben inneren Sinn und den „inneren-' was nicht in V., Die „äußeren-' Sinn vermittelt Kant daneben eine räumliche Außenwelt dazu die ausschließlich gegebenen Erscheinungen. aber sehr zu beanstanden. r. sich. dann natürlich mit der gesamten Ei-sclieinungswelt uns durch korrelative Innenwelt werden (Kr. d. Welt der Dingo an die ist ist." statuiert, so grenzt er damit ein Stück innerhalb der ti-anszeudentalen Innenwelt ab als 359 Außenweltexistenz. außer unserer Sinnlichkeit nichts Die transzendentale Außenwelt S. 317.) wird. zum Problem der Stellung Wir dürfen in Gerade diese nicht, wie und beti-achtot dem der Zeitanschauung letztere Kant offenbar Korrelation ist daß tut, folgern, den zeitlichen Erscheinungen des „inneren Sinns" anzuti-effen ist, deswegen unbedingt dem Bereich der räumlichen Erscheinungen des „äußeren Sinns- angehöre. Solche Folgerung ist nur dann berechtigt, wenn man die lichen Erscheinungen des inneren Sinns zugleich verräumlicht, in diejenigen Gehirnteile, mit denen und kausaler Betrachtung brauche ich wohl nicht besondei-s zu beweisen. Es genüge die Bemerkung, daß doch Sinneswahrnehmung nicht minder die äußere wie die Phantasievorstellung an bestimmte Gehü-nprozesse gebunden ist, beide also mit demselben Recht in den Leibesraum eingeschlossen werden müßten. wir von der unzulässigen Verräumlichung der inneren Ei-scheinungen halten wir uns an ihre bloße Zeitform, so zu sie erfahrungsgemäß Kausalbeziehungen haben, Die Unhaltbarkeit solcher Konfusion von räum- räumlich eingeschlossen denkt. licher sie zeit- indem man den fluktuierenden Elementen es allerdings ist Elemente stabile in Sehen ab und logisch einwandsfrei Gegensatz zu stellen. Deckt sich das empirische Ichbewußtsein, wie Kant behauptet, mit dem Kreis der Ich, Elemente, fluktuierenden so müssen Außenwelt, repräsentieren. die zeitlich charakterisiert werden, wenn begehen will. Erfahrung Aus der Tatsache bietet, läßt sich als die stabilen Elemente Aber diese Außenwelt man da.s Nieht- darf auch keine ^leiaßaaii; el^ liXXo bloß ytvos eines zeitlichen Flusses, wie ihn die innere natürliches, eindeutiges Komplement zunächst nur die Annahme von Elementen ableiten, die in der Zeit Konstanz zeigen. Da.s ist keine ilialektische Schikane, sondern eine .sachlich begründete Not- wendigkeit In der Tat fehlt es nicht an äußeren Empfindungen, die an sich sehr gute konstante Orientierungsmittcl abgehen können keine räumliche Beziehung Sinneseindrücke hin. enthalten. und die — wenigstens direkt — Ich weise vor allem auf die akustischen Gerade der Gehörssinn ist in geeignet uns Konstanzempfindungcn zu bieten. hervorragendem Maße 360 Kowalewski: Kants Stellung Stumpf maclit in seiner zum Problem der Außeaweltexistenz. ti-effliclien „Toniisycliologie" folgende interessante Angaben: „Im allgemeinen (nämlich abgesehen von den höchsten Tönen) sagen, daß Hören das langsamer vergeht, viel als einen lichtschwachen Punkt einige Minuten zu fixieren, sehen; während man einen Ton stundenlang ohne Hörkraft hören kann. So erfolgt denn auch die Nach wenigen Sekunden erholt (Urbantschitsch); um läßt sich Genügt das Sehen. es ja, ihn nicht mehr zu beti-ächtliche Erholung Einbuße der rascher beim Ohre. ist der Nerv von nicht überstarken Eeizen vollständig bei den höchsten Tönen genügt ein Augenblick, z.B. Hand zwischen dem Instrumente und dem Ohre, um den Ton wieder hörbar zu machen (Rayleigh). Yon 20 kurzen Paukenschlägen rasches Yorüberzieheu der mit eben so kurzen Pausen wird der letzte nicht merldich schwächer vernommen als der zweite, selbst als der erste, langer Stille oder unvorbereitet traf. wenn dieser uns nicht etwa nach tiefer oder Ja es scheint durch sehr schwache konti- nuierliche Reize sowohl als durch intermittierende von mittlerer Stärke die Hörschärfe ungefähr auf gleicher Stufe erhalten zu werden; finden ja Reizungen wirklich immerfort statt." mimmale innere (Vergl. Stumpf, Tonpsychologie, I, S. 362.) Hiernach könnte man die psychologisch nicht so unsinnige Fiktion machen, daß das empirische Ich — ohne jede Raumauschauung Konstanzeiudrücken, etwa nach dem Rauschen — • nach akustischen eines Flusses oder dem Poltern eines mächtigen "Wasserfalls seinen inneren Vorstellungswechsel zeitlich orientiert. Diese akustischen Konstanzeiudrücke würden, ganz wie räumliche Sioneswahr- nehnnmgen von unserem Willen unabhängig erscheinen und insofern eiu Nicht-Ich repräsentieren. Daß in unserer Natureinrichtung das Rauschen eiaes Flusses und imd das Poltern eines Wasserfalls in längeren Perioden infolge bekannter Faktoren variieren sogar vielfach intermittieren, tut nichts zur Sache. Durchgängig konstante Eiadrücke erhalten wir strenggenommen auch nicht durch die räumlichen Sinne. Und es ließe sich ja eine Welt denken, die gerade nach der akustischen Seite hin gewisse Erscheinungen genauer konstant hält oder jedenfalls eine regelmäßige Periodizität ia deren Yariationeu zum Ausdruck bringt. Die bekannte pythagoreische YorsteUimg von der Sphärenharmonie könnte als Muster für solche Konsü-iiktion benutzt werden. Da hätten wir z. statt B. der Geräusche sogar eine ästhetisch wirkungsvolle Klangmasse zur dauernden Orientierimg imseres Zeitbewußtseins! Aber solche reia akustische Orientierung ist andererseits auch wieder mit einigen schweren Mängeln behaftet. Erstens verfallen die Konstanzempfindungen, daß Gehörseiadrücke sie dem bekannten auf die Dauer unsere Schicksal aller Aufmerksamkeit nicht Kowalewski: Kants Stellung zum Problem der AuBonwcltexiHtenz. wachzuhalten vermögen, und zwar in besonders Tonpsychologio, Nach Stumpf I, S. 390.) hohem Grade. bcrulit das 3GI (Vergl. Stumpf, „Nichtmehrhören konstanter Eindrücke" darauf, daß die Empfindung, von welcher sich die Aufmerksamkeit ziiriickzieiit, in die (iesamtmasse der ununterschiedenen Empfindungen den Hintergrund des psychischen Lebens bilden." eintritt, welche jederzeit s. z. s. (Vergl. Stumpf, a. S. 389.) a. 0. I, Meines Erachtens hängt diese rasche Abkehr der Aufmerksamkeit hauptsächlich mit den mächtigen (Jefühlstönen durch die akusti.schc Reize im allgenu-inen um (Jefüldstönc ergießen sich ausgezeichnet sind. so ungehinderter gleichzeitgen Bewußtseinsinhalt der und zirkumskripte Elemente darstellen. allseitiger auf wahrnehmenden Psyche, einer Lokalisierung die anregenden Reize selbst in mäciitigen den gesamten dem Fehlen als bei dem simultanen Komple.v nicht Unsere Aufmerksamkeit wird offenbar durch einen Eindruck nur so lange besonders angezogen werden, .seines zusammen, Die als Ergießung die Gefühlstons sozusagen noch nicht das gleiche Niveau über allen Partien des simultanen Komplexes erreicht hat. Diese kritische Phase nicht nur bei tritt (tehöi-seindrücken, sondern auch bei anderen unräunilichen Sinneseindrücken mit besonderer Geschwindigkeit auf, weil die Gefühlskommunikatiim innerhalb rein zeitlich geordneter Komplexe eine mannigfaltigere ist und etwaige kleine Un- gloichmäßigkeiten bei einzelnen Elementen weniger auffallen können. Wollten wir uns also zur zeitlichen Orientierung für unser empirisches Ich der mit unwillkür- licher Aufmerksamkeit fixierten konstanten Gehörseindrücke oder anderer unräumlicher Sinnesperzeptionen bedienen, so bald überhaupt ganz würde das ,. behanliche KoiTelat" nur zu schänden, und wir blieben mit unserem Ichbewußtsein Zweitens: wenn wir die allein. Aufmerksamkeit willkürlich auf die konstanten akustischen Eindrücke konzentrieren, so wenlen sie in der Regel unsere p.sychische Energie so stark absorbieren, daß die mehr oder weniger unter zum empirischen Ich gehörigen die Schwelle des Bewußtseins gewissermaßen eine Stauung der Gefühlstöne Reizen angeregt werden. Sie können sich statt, nicht Erlebnisse Es herabsinken. die von den findet akustischen mehr ungehindert über die anderen gleichzeitigen Bewußtseinsinhalte der wahrnehmenden P.syche ergießen. Si) wird jene heilsame Milderung der Gefühlsintensität erschwert, die naturgemäß mit solchem „Ergießen" verbunden zu sein haftigkeit des Gefüidstons, die den pflegt. akustischen Gerade die besondere LebReizen unräumlichen Sinneseindrücken im allgemeinen eignet, wie muß die auch anderen absorbierende Kraft des erwähnten Stauungspruzesses außerordentlich steigern. Drittens haben die mäßigen Abbildern eine sinnlichen seiir Gehöi-seindrücke gmße Verwandtschaft mit ihren voi-steliungs- „Bei keinem Sinne", .sagt 362 Kowalewski: Kants Stellung zum Problem der Außenweltexistenz. Stumpf, „ist die Grenze zwischen lebhaften Phantasievorstellungen und schwachen Man kommt Empfindungen schwerer zu ziehen. Tonpsychologie, erklärt sich Tonqualitäten I, Fall, sich zu Die feine Ausbildung unserer Gehörsvorstellungen 283.) S. zur- Seite der in steht, und auch Geräuschqualitäten äußere Eindrücke, die uns zur Zügen herein mit scliärferen auftauchenden Nachahmung ein. Melodie oder wenn uns ahmen das nachzuahmen durch singen etwa noch einmal eine Geräusch siedenden Wassers nach, die Erinneriuig auf diese Gehörseindrücke leitet. nun notwendig die ein ihren Yorstellungs- eine scharfe Sonderung von Ich immer zum Außenwelt repräsentieren daß aufstellen, Eine Abschwächung Wahmehmimgen und welt: die Vorstellungen rechnen wir ja doch Wahrnehmungen Neue von vorn- den Stimmapparat jederzeit zu Wir charakteristische Unterschieds zwischen den primären korrelaten erschwert gestattet. reizen, prägen sich uns Die im Mechanismus der Assoziationen später können Gedächtnisbilder weitem Umfange wahrgenommene sinnfällig sinnlicher Lebendigkeit aufgefrischt werden. Eegel den in wohl hauptsächlich daher, daß dem Gehörssinn in den Stinimwerk- zeugen ein Apparat de's öfters höre ich dies eben noch (schon), oder bilde ich es mir nur ein?" (Vergl. fi-agen: um Siuneseindruck imvollkommener sein Vorstellungsabbild ist. sollen. so und Außen- während uns die Man kann überhaupt die Ich, mehr Realitätswert hat, je Ein Sinneseindruck, den wir nur mangelhaft in der Phantasie zu vergegenwärtigen vermögen, erscheint uns eben Hiernach dürfen wir den deshalb als etwas Unersetzbares, Für-sich-Seiendes. Realitätswert der akiistischen Perzeptionen nicht besonders hoch veranschlagen. Die räumlichen Sinneseiudrücke bieten wegen ihrer zirkumskripten Gestalt und der relativen Mattheit ihrer Gefühlsbetonung günstigere Bedingungen für einen ökonomischen Gebrauch der psy- chischen Energie. Sie können uns mannigfaltigere und deutlichere Konstanz- empfindungen verschaffen, ohne die gleichzeitige Ichbewußtseins übermäßig zu beeinträchtigen. Orientierimgsmittel Entfaltung für „unser Dasein in der Zeit". Es läßt imter Voraussetzimg unserer jetzigen psychischen Organisation denken. halten, Und um des empirischen Hier haben wir die zweckmäßigsten sich wenigstens nichts Besseres an diese Organisation müssen wir uns im Grunde doch immer die unfiiichtbare Region der unkontrollierbaren Fiktionen zu ver- meiden. So sind wir durch die Zickzackwege der Kritik schließlich auf denselben Punkt geführt, den Kant mit genialem Instinkt Kant will die relative Selbständigkeit welt nachweisen. Er hat sich direkt zu erreichen suchte. der äußeren, räumliclien Erfahrungs- damit nicht in Widerspruch zu seiner fi'üheren Kowaluwski: Knnt8 Auffassung der ersten Ausg. (in Kr. d. 363 zum Problem der AuBcnwcItexLstonz. Stellung d. r. V. und in Prolegomena) d. gesetzt, sondern ihr nur eine genauere und tiefere Durchführung gegeben. Allerdings 3Ian auch pdlemischi- Absichten eine gewisse Holle. dabei spielten Kant seine Verwandtschaft mit dem Berkeleyschen Idealismus vor- hatte Das machte eine gewoi-fiMi. Die (iruntigedanken aber bereits in der ei"sten Abwehn'eaktiou schiirfere zu nötig. neuen „Widerlegung des Idealismus" waren der Ausgabe der Kr. d. V. als natürliches Ergebnis der r. erkenntniskritischen Untersuchung zutage geti-eten. Hören wir vor allem folgende über die Summe „Wenn wir die Seelenlehre, Körperlehre, als einer so finden wir, außer doch diesen Sätze, mit denen Kant .seine „Uetrachtung der reinen Seelenlehre" einleitet! als die Physiologie der inneren Sinne, mit der Physiologie der Gegenstände äußerer Sinne, vergleichen: dem, daß in beiden vieles empirisch erkannt merkwürdigen Unterschied, werden kann, daß in der letzteren Wissenschaft doch vieles a priori, aus dem bloßen Begriffe eines ausgedehnten undurch- Wesens, dringlichen in der ersteren aber, dem aus Begriffe eines denkenden Wesens, gar nichts a priori synthetisch erkannt werden kann. dem äußeren Sinne etwas Stehendes oder Bestinimnngeu baren zum Grunde synthetischen Begriff, nämlich den an die .selben, Hand inneren Anschauung ist, nichts d. r. Snbstratum vom Räume und und mithin einen einer Erscheinung in dem- Bleibendes hat, bestimmbaren nur den Wechsel der mithin Gegenstand zu erkennen gibt" V., S. .321/322.) Kant hatte unmittelbar (lelegenheit, den lelire Bleibendes, welches ein, den wandel- liegendes daß die Zeit, welche die einzige Form unserer gibt, anstatt Bestimmungen, nicht aber den (Kr. Die Ursache Obgleich beides Erscheinungen sind, so hat doch die Erscheinung vor ist diese. vor der zweiten Ausgabe' seiner Kr. d. r. V. reiche „merkwürdigen Unterschied" zwischen Körperlelire und Seelcn- noch mehr in concreto kennen zu lernen. Er schrieb nändieh während dieser Zeit gerade seine „Metaphysisclien Anfangsgründe der Naturwis-senschaft", die den der mechanischen apriorischen Erkenntnisgehalt Details entwickelten. Kein Wunder, wenn ihm da die gewichtig Und wir werden erschien. Raumwelt mit allen Raumwelt besonders es als natürliche Kontrastwirkung dieser Einsicht vei-stehen, daß gerade die Vorrede von Kants „Metaphysischen Anfangs- gTÜnden der Naturwissenschaft" ein sehr wegwerfendes schaftlichen In Kaum Wert der Psychologie der „transzendentalen als Ansehauinig im Urteil übor den wi.sson- enthält. Ästhetik" Vergleich mit der rrstcii Ausgabe wird der Zeit direkt liülier ferner der iicwcrtct. Es 364 Kowalewski: Kants heißt da uämlicli: Stellung ziun Problem der AuBenweltexistenz. „Und, eben weil diese innere Gestalt gibt, suchen wir auch diesen stellen die Zeitfolge Anschauung (sc. die Zeit) keine Mangel durch Analogien zu ersetzen, und durch eine ins Unendliche fortgehende Linie vor, in welcher das Mannigfaltige eine Eeihe ausmacht, die nur von einer Dimension schließen aus außer dem den Eigenschaften dieser Linie auf einigen, daß die Teile der ersteren zugleich, jederzeit nacheinander sind. selbst Anschauung sei, schauung ausdrücken angeführten Passus ist, und der Zeit, der letzteren aber die Hieraus erhellt auch, daß die Vorstellung der Zeit weil alle ihre Verhältnisse sich an einer äußeren lassen." ist Eigenschaften alle (Ki-. d. r. Der V., S. 60/61.) besonders charakteristisch: danach letzte ist Satz in An- dem die Zeit unmittel- bar keine Anschauung, sondern nur mittelbar, insofern sie räumlich dargestellt werden kann. Endlich bedarf es für den Kundigen nur eines einfachen Hinweises darauf, daß ja die sogenannte „erste Analogie" der ersten Ausgabe die Bedingtheit Zeitbestimmungen durch beharrliche Substanzen im Kaum aller also schon die lehrt, Quintessenz der ganzen späteren „Widerlegung des Idealismus" selbst zum Aus- diiick bringt. Ein Punkt Kants Außenweltbeweis noch unbefi'iedigend. ist in Die empirisch reale Kaumwelt scheint so TieKach da zu kennende Individuen gibt. unserem Erkennen erfassen sein, als es er- Und doch muß die wahre Außenwelt, die wir- in woUen, eine numerisch identische sein, die eben und einen deshalb den individuellen Kreis übeiTagt sozialen Charakter hat. Daß gerade die Vertiefung in die soziale Struktur der Wirklichkeit das beste Schutzmittel gegen den Außenweltzweifel ist, zeigt am klarsten das Beispiel des be- kannten österreichischen Philosophen Katzenhofe r, der in seiner geistvollen „Kritik des Intellekts" (Leipzig 1902) nach dieser Seite hin sehr beachtenswerte Keflexionen entwickelt hat. (Kritik des Intellekts, S. 48 ff.) Formal beh-achtet gehört die „Widerlegung des Idealismus" der zweiten Ausgabe Die vom der Vernunftkritik Idealismus Innenwelt wird als mit zur einem Klasse der Realitätsnimbus Damit hat gibt kein empirisch eiuer räumlichen Außen- sich nicht eine Koordination der beiden Welten ergeben, sondern vielmehr ein Subordinationsverhältnis: die innere Erfahrung geordnet. Nur umkleidete Es etwas in sich Haltloses erwiesen. gesichertes Innenweltbewußtseia ohne Voraussetzung welt. Außenweltbeweise". „indii-ekten ausgezeichneten ist Eine kräftigere Abfertigung des Außenweltzweifels der äußeren unterist nicht möglich. auf eine interessante Konsequenz, die sich aus dieser „Widcrlegimg des Idealismus" ziehen läßt, möchte ich übrigens noch kurz aufmerksam machen. Kowalewski: Wir können Kaiits Stellung zum Problem empirische Zeitbestünmungen clor unseres Innenlebens nur gewinnen, indem wir uns an den stabileren Gegenständen der äußeren Erfahrung Sollte diese Anknüpfung an die Raumweit sein, wenn man zu dünkt, daß man Reicke diese Fragen — trotz Kants anderweitigem Einspruch — mit ilarf. hat in seinen „Losen Blättern" zahlreiche Entwürfe Kants zur Wider- dem entsprechenden maßen Liegt modernen experimentellen Psychologie? Mich legung des Idealismus verüffeutliclit zu iiberiuiupt nützlich oder vielmehr not- sicheren, objektiven Einsichten gelangen will? darin nicht eine Rechtfertigung der Fug und Recht bejahen orientieren. nicht aucli für die genauere empirische Bestimmung der einzelnen Seelenerlebnisse wendig 365 Außenweltexistcnz. Es sind das anscheinend Abschnitt der zweiten Kritikausgabe. sichere Datierung solcher Fragmente keiten verbunden, oft sogar ganz unmöglich philologischer Exaktheit Vorarbeiten T. eine einiger- naturgemäß mit großen Sclnvierigist, so habe ich schon im Interesse auf eine Verwertung dieses Materials für meine Ab- handlung verzichtet Sieht mau sofort, an, so bemerkt z. Da man sich die Fassung der fraglichen Niederschriften daß es sich im wesentlichen um erste Konzeptionen zur eignen Orientierung oder Notizen zu A'orlesungszwecken handelt, die man keinesfalls zur Grundlage kritischer Auseinandersetzimgen mit dem Philosophen machen Ich bin fest überzeugt, daß jeder moderne Autor dagegen pro- testieren darf. würde, wenn man seine Lehre nach dem Entwurf ,,im Unreinen"' beurteilen wollte. Eins aber können wir wohl aus Widerlegung des Idealismus entnehmen Würdigung bedeutsam — , Es und das ist indirekt für die sachliche daß imser Phiiosopii mit tiefem Ernst und eindringender (jründlichkeit die Argiunente zur Geiste erwogen hat. den vielen Kantischen Fragmenten zur — sollten Bekämpfung des Außenweltzweifels daher auch alle Kritiker dieser Lelu-e in seinem des großen Königsberger Denkers, anstatt voreilig zu tadeln, sich zunächst mit Ernst und Gründlichkeit in ihren Waiirheitsgehalt vertiefen! SACHREGISTER. A. Ähnlichkeitsargutncnt den Außen- in Außenwelt, ihr sozialer Chai-aktcr, 304. Au ßcnweltbeweis, direkter und indirekter, 330. weltbeweisen, 342. Ästhetisches Urteil, Bedenken Affekt, Begriff desselben, 215 f. Affektion, transzendente, 347 f. hängigkeit von der 338 Kr. d. Pupillarroaktion, Prüfung der- der in (in ff. der 1. V. u. in den Proleg., 2. Ausg. der Kr. „Außer" und d. 341 ff.; 344 ff., 352 ff.). „in", Vieldeutigkeit dieser f. B. zwischen Vorstellungen (logisch notwendige Bez.), 1 9 Schlioßungsver- f.; zwischen Tatsachen (bloß tatsächliche und er- ihrem zwiefachen Verhältnis, Böse, Antinomien, 7. Apperzeption, das, 81 (Umkehr), 82 Buddha imd 340 transzendentale, vom Bösen Kant, 134 ff. c. coexistentiae princlpium, 50. Realitätswert, Apriorische Erkenntnis, als 348. erkennfnistheoretischen dem Satz des in der Mathematik (Kron- eckers Forderungen betreffs derselben), Wider- Wahr- A Iiswicklung (mechanisciie), 58ff. Siehe Siehe D. A!>- heiten, 20. ratio. ratio. Definitionen spruchs beruhende, analytische) auch Entwicklung. conseqtienter doterminans, Maßstab sehätzung, 343. (auf f. f. f.; empirische, 34G. sozialer Befreiung f. Siehe ratio. ratio. Apriorische V., r. fahrungsmäßige Bez.), 19 als ff. ff.; Ausg. der r. Beziehungen 309 ff. antecedenter deterrainans, einer 343 Ausdrücke, 358 gut, 241. Apriori, in der späteren Zeit, im Verhältnis zu schön und Anpassung, C3. Anschauungs- und mögen ff.; bei Kant, Unab- ihre in Angenehm den 331 bei Geulincx, 33Gff.; bei Malebranche, 303. Analytik des Schönen, selben, 229 ff. in Außenweltbeweisen, Außenweltbeweis bei Descartes, 331 Kants Lehre darüber, 207. Akkomodation der Augen, Antagonistische Motive ältesten gegen 319. Das Deutsche auch unter Ding an bei Kant, 174 f. Ungewöhnliche sich, 175 f. Siehe usw. Sachregister. 368 Göttlicher E. Entwicklung 57 (Entwicklungsidee), Auswicklung. Entw. siehe auch ff.; der WeltkörpernachmechanischeiiGesetzen. 58 Entw. ff. 60 Planeten, der Entw. f. (Geschichte), 69 ff., Kultur der im Verhältnis zur Entfaltung der Moral, 84 Eechtsleben, 7 7 den auf Geister Entw. im f. Entw. im Gebiet ff. Vernunft, 79 ff. Entw. im Gebiet der Religion, 85 ff. der moral. Epigenesis - prakt. Erkläinmgsprinzip (als orga- Erdbebenschriften Kants, 93 f., 98. Erhaltung der Energie, 49, 52. Erinnerung, Bedeutung des Wortes , bei Gottes Unveränderlichkeit, Grammatologie Hasses imd siehe Schroffe auch suchs durch f. Erkläningsgnmd, 212. Fürsorgegesetz, preußisches, 202. G. Geographie, ihi-e Aufgabe und wissen- schaftliche Stellung nach Kant, 100 ff. Geographische Wirksamkeit 96; Kants, 97 Grund. Satz vom zureichenden Prinzipien Geschmacksurteil ff. ff. f. Gr., 17, Siehe auch rationis deter- Gruppe (von Operationen), 322. Gruppierungsstandpunkt (betr. Himmel, math. 315, 317. seine religionsgeschichtliche Be- über Wie können a wirksam f. Homogeneität, Prinzip der, Hylozoistische Auffassung, 63. 62. Ichbewußtsein, in empirisch präzisierter Form (im Gegensatz zur vulgären Form), 353. Idealgrund, 34, 41. kenntnisgrund. Siehe Idealismus. Subjektiver Id., priori im werden? auch 342f., 345 f.; siehe Widerlegung imter Außenweltbeweis. tischer und skeptischer Transzendentaler sinnliche kraft, Id., Id., 349 f. 9. imd solche der Einbildungs- ihre Eolle bei neuer math. Sätze, 313 35 f., 40 ff., 45 Ableitung ff. Identitätsprinzip (principium ff., Dogma- 342. Identitäten, 24 Er- desselben Kants Ideen, Kontroverse seine Subjektivität, 228. konstitutive Peschels, f. Geschmacksurteil, Hermann, 289 Gottfi-. Das Griechische bei Kant, 171 ff. Die Philosophie Kants als Freiheits- ihr 50. Kant, 287ff. Trennung von Freiheit imd Natur, 210, 212 Freude am Schönen, f. Wiederaufnahme des Hasseschen Ver- deutung, 119 lehre, 5 51 ff., f. H. Kant, F. Willensfreiheit. 42 (Existenz), 27, Gottesglaube, 13 33f. 365. f.; f. f. Idealgrund. Experimentelle Psychologie und 229 217 Gottes Dasein Sätze), Freiheit, Begriff der, 241 251, 48 minautis usw. Kant, 176. Erkenntnisgrund (ratio cognoscendi) Denken, (göttl. Gottesbeweis, 332. Erster Hauptbeweis bei Descartes, 332 f. Gottesbewußtsein, seine Entwicklung, 19, 23. nischer Bildungen), 67. Siehe auch Intellekt götü. Erkenntnis), 18, Eigensinn der Sprache, 258. Empirismus, 17 ff., 44, 49, 51. ff., identitatis), 50. 369 Sachregister. identitatis indiscernibilium principium, 49. M. Materie, 52. Ihr Dasein, 350; siehe auch Imperativ, 11 kategorischer, 173 f., f.; 174. hypothetisclier, Induktion, vollständige, Schluß von n n auf + 1, 310. Außcnweltbewois. Mathematik als logische Wissenschaft und Erkenntnistheoro- f. Die Vermehrung der schaften, 307. math. Erkenntnis 309 ff., seiner Persönlichkeit, Kant, Charakteristik G, Freundschaftliches Verhältnis 14. Kants zu Kraus, 256 Kant- Ausgabe f. Akademie, 170 f. Kant-Literatur, 165. Kategorien, die kantischen, und Behandlung 287 ff. Kategorischer Imperativ. Siehe Im- perativ. in Außen- den weltbeweisen, 342. 64, 66 ff., Beweisen, math. bei in der Mathematik, 323 f. 52. Natur. einer genauen Fehlen von Naturgeschichte im Unterschied Naturbeschreibung, 63. zweck, 68 Nova ff. Der Mensch als Natur- f. des Weltzusammenliangs, Willensfreiheit. auch Siehe 48. Realität (Existenz) der, 52. Definition dieses Begriffs bei Kant, 213. Notwendigkeit Kausalitätsprinzip, 20. Siehe auch f., f. Naturzweck, 64 Kausalitätsargument Körper weit, Monade, 61 N. die Grauunatik, antiken der Minimumsprinzip 320 f., ff. Mode und Sport Berliner der 88 f., formaler Natur, ist 316. Mechanismus, 53, 58 75 Wissen- math. der Stellung tische influxus physicus, 52. Irrationalzahlen, SIC f. 318 Kunst, als dilucidatio, 21ff. Außenweltbeweis. vermittelt Konstanze rapfindungen, durch den Gehörssinn, 359 f.; ihre Mängel 360 ff. Vorzüge der räum- lichen Konstanzempf., 362. 0. Okk. Okkasionalismus, 336, 338, 347. als Erklärungsprinzip organischer Bil- dungen, 67. Kontinuität, Prinzip der, 63. Kopornikus. Kant mit sich vergleicht Kop., 9. Pantheismus Kreissymbol, urindogermanisches, Krieg, 72 Kultur, als ligionsgedanke der fundamentale "Widerstreit mit der Natur, 71. derselben, ff. Pascalscher Satz und als Re- indogermanischen des Gesamt Volkes, 112 ff. ilir Kunst, Ursprung und Wesen 243 119. seine Umkehning gcom. Ausdruck einer Identität 3 1 5. , Perfektibilität der Gefühle durch Ver- fr. stand und Vermmft, 219, 229. Phänomenalistische Auffassung L. Das Lateinische bei Kaut, Lexika, allgemeine 172 f. philosophische, 169 fT. kh bei llalebranche, 343 f. 340 f., 24 des bei Kant, Sachregister. 370 Philosophensprache, Schreibart, J. Grimms 168 spez Kants Urteil darüber, in allgemein -weltbürgerlicher Bedeutung, ihre dreifache Aufgabe, ff., äußerer und innerer, Skeptizismus, 20, f. Philosophie 7 Selektion, 63. Sinn, 10 ff., 13 Philos. f. 308 wissenschaften Eechts Wissenschaft, 145 Geographie, Physische und EiüzelPhilos. f. 5, und Kants Vor- Spezifikation, Prinzip der, 63. Spiritualistische Metaphysik, 345. Interesse Ursachen, 255 wissenschaftliche Prästabilismus 258 Erklärungsprinzip 313 einer Identität, geom. Ausdruck 181 ff. Kants Abneigung gegen Mitwirkung Gelegenheits- als ursache dieser Abneigung, 184 Q. Staat Qualitäten, primäre und sekundäre, 342. ratio antecedenter determinans, 29ff.; ratio consequenter determinans ff., 25 f., 37, 41, 44 sufficientis, zeitliclien Ablauf 148 ff. ; der Vorstellungen, Ihre Alteration durch die Vor- die feine Ihre Bedeutung 8 f. Substanz, 50 f. Symbolische Methode (in Symmetrie mathematischer Gebüde, 321. speziell bei der Augeumuskulatur, 298. ff. SynthetischeUrteileapriori,20ff., 308. Begriff derselben, 247. S. bei der Mathe- matik), 321. Synergie von Bewegungen, 150 ff. Der Rgveda und Kant, 122 für Ausbildung der Gehörsvor- steUungen, 362. möglichst weite Fassung Scholastische Jlanier Ihr Einfluß auf den Subjektivität der Sinneswahrnehmungen, Recht, 73, 77 f. Rechtsursache, Begriff derselben, 155. Rechtswirkungen, ihi-e Un wahrnehmbar- Rührung, anschauliche Selbstwahr- stellungen, 356. principium, 24, 28. Realgrund, 83 f., 41, 45 ff., 49. Realismus, empirischer, 8 f. keit, als nehmungen, 355. Stimmwerkzeuge. ihres Begi-iffs, Der ff. f., 49, 51. rationis determinantis, vulgo ff. 193 die Stiftungen, Stilepochen Kants, 1661 355. ebenda. Kationalismus, 17 und Stimmungen ß. sie, Eine Stiftungsverhandlung unter Kants f. Äußerungen Kants, ff. Stiftungen. organischer Bildungen), 67. als seine Sprachwissenschaft, 254f. Sprach- lesungen darüber, 97. Ptolemäischer Satz Kants, Kants Stellung zur ff. Prästabilierte Harmonie, 52. (als 352. f., Spezifische Energie der Sinnesnerven (Zusammenhang mit Kants Lehre), 297. Sprachliches ff. 348 22. Kant, 167, Synthetische "Wahrheiten, fahrung beruhen, 20. Successionis principium, die auf Er- 50. 172. Seele, 52. barkeit, T. Seele an sich, ihre ünerkennsiehe phänomenalistische Auffassung. Scharfe Scheidung der Seelenvermögen, 205 f. Tatsachen, juristische, 155 ff. Tatsachen Wahrheiten (verites de 17 ff., 45, 47; apriorische, von fait), der Sachregister. Erfahrung unabhängige T. (analytische Urteile, die nicht auf beruhen), Widerspruchs 35 ff., dem Satz des 2G 19, f., 371 Vergeltungslehrc Vernunftwahrheiten 17 40, 48. Teleologie, 53,G2,G7, Betrachtungsweise, 75. ff., seine deutung, 120 (in der Mathe- Ihre Bedeutung für die Reduktion der math. Erkenntnis auf f. Widerspruch, der, 156 theorie" Die 45 19 f., 23 f., 26 ff., 35 f., 48. f., Lelu-e von in Kants Schriften, 255. 13. ff.; Gegensatz der „Willens- und „Erklärungstheorie" — Analogie zu Kants Unterscheidung von Upani§aden-Philosophie und 128 Satz vom, principium con- tradictionis, 17, 40, 42, Sub- den (zwischen ff. Wille als Naturkraft, 219. Willenserklärung, juristische Sätzen, 323. ungewöhnliche deutsche Wörter Die 50 stanzen), U. Unsterblichkeitsglaube, raison), religionggeBchichtliche Be- Wechselwirkung Minimum von de w. Wasser, Transfinite Zahlen, 317. ein (v6rit68 25, 28, 35, 45, 47. Zweck- betrachtung. matik), 322. fr. Teleologische siehe Übertragungsprinzipien A. Merkels Straf- (in 277 rechtstheorie), Kant, ff. Ding an sich imd Vorstellung, 156 Willensfreiheit, 12, 48, 53, 79 f., f. 82. urindogermanische Religion und Kant, 110 z. ff. Urteilskraft, 208, 211 f., 219 ff. Zahlbegriff, 308 Zeit, Sukzessiv- f. und Simultandimension V. derselben, 357. Vererbung, 63. Vergeltungsbegriff im Strafrecht, deund normative Elemente skriptive desselben, 209 ff. Zentralnervensystem, seine ümbil- dungsfähigkeit, 297. Zweckbetrachtung, 63, 65 f., 68, 75 Zwecktheorie, 60, 68, 85, 88. 24* f. PERSONENREGISTER. A. Achelis, 194. Adelung, 264 260, 168, 262, Brauer, 165. Erdmann, Büclimann, 173. Eucken, 169. ff., 51, 39 42 f., f., 46 F. Feldmann, 168. C. Campe, 168. Adler, M., 165. Aristoteles, 11, 12, 78,205, 226. Arndts, 153. Ai-üoldt, Fischer, Kuno, 27, 31, 34, fF., 1651 37, 51, 57, 169, 172. Cantor, G., 317 1 Forster, Chalmers, 136. Frauenstädt, 166. J. 96. E., Cohen, 167. Frey, Ewald, ColUer, 342, 350. Frischbier, 1701, 172. 168. Cosack, 153. 166. G. Gramer, 298, 300. B. Crusius, 23, 36. Gatterer, 95. Gauß, 323. Baldwin, 170. D. Baracli, 257. Baiimgart, 205 Geldner, 127. Darwin, 57, 62, 325. Gensichen, 253. Bechtel, 259. 1091 Dedekind, 3181 Gering, 114. Becmans, 263. Dernbiirg, 156. Geulincx, 336 Benfey, 2541, 260. Descartes, 331 Baumgarteii, Bergmaan, 7, T., 243. ff., 36, 49 f. 352, 363. Bernhardi, A. Davids, Rhys, ff., Gerber, 198. 346. Deussen, 109, 113, 128, 141. 96. Berkeley, 148, 842, 3451, Diels, 1741 F., 294. Dilthey, Dorner, HO. Goldstein, Ludw., 168. Graefe, A. E. Eisler, ff. Goldschmidt, Ludw., 166. ff. 57, 60, Bismai-ck, 14. Bock, 264. 173. Goedeke, 169. 246, 248, 272 Donders, 298 A., 346. Goldbeck, 184. 171. Biester, 256, 261. ff., Gneist, 199. Goethe, 6, 13, 90, 175, 205, Diez, 262. Bielschowsky, 90. Bolliger, 1661 22, Buescli, 174. Busse, 19, 176. f. Adickes, 19, 22, 26f., 301, 34 B., v., 299. Graff, 265. Grimm, 170. Bopp, 257. Eltzbacher, 151 Borthen, Lyder, 298. Endemann, 153. ff. Jacob, 168, 1701, 175, 257, 262. Grimm, Wilhelm, 175. 373 Personenregister. Outzeit, 265. Kronecker, Gutzkow, 173. Krug, 169 N. 319. L., 173. f., Noack, Ludw., 170. Külpe, 358. H. 0. Hamann, 109, 205. Hartenstein, 169, 176f., 255. Hasse, 287 0., J. fr. Laban, öttinger, 191. 172. Origenes, 61. F., L. Lamprecht, 70. Heinze, 165. P. Lehmann, Paul, 93. Hellwalil, F. 96. v., Lcibniz, 17 Hemsterliuis, 257. Hennig, G. E. 19,23,20,31,37, Paulsen, 51, 57, 140, 105, 108. 52, Ol, 190, 257. 108, 205. S., 26, 28, 49, ff., Leon ha rd, 156. 183. Pernice, A., Herder, 68, 175, 216. Lessing, Hering, E, 299 Levy, Siegm., 175. Pischel, 125. Lichtenberg, 94. Piaton, 13, 78, 226. Heymans, 43. Liepmann, 277, 283. Plautus, 264. Heyne, Moriz, 109, 172. Lobeck, 201. Poincar6, H., 310. Locke, 342. Pott, 254. Hobbes, 78. Lorenzo, G. de, 110. Preller, Höffding, 170. Lotze, 207. Pringsheim, A., 318. Hermann, f. 280 G., ff. Hilbert, D., 310. Hoffheinz, 108. Lübben und Hohenfeld, 172. H. Humboldt, Wiliielm v., v., 176. I. Ihoiing, B. Raetzc, 106. Homer, 230. ff., 115, 120. 287. f., f. Humboldt, Alexander Hume, 17 ff. Schiller, 265. Ludwich, 171 Hol tz mann, 114 Peschel, 95 9, 215, 246. 7, 197. K. Ratzenhofer, 364. 103. Maimon, 6, 7. Malebranche, 338 Manigk, 151 Reicke, 165, 365. 169. Sal., ff., 346. 348 Reininger, Rielil, 155. f., f. 51, 167. A., Marcus, Ernst, 173. Richter, Raoul, Marina, 300 Ritter, Karl, 95. f., 303. 117. Mauthner, 175. Rohde, Medicus, 57, 75. Rosikat, 172. 106 E., 106. Rousseau, 10. Kaftan, 105. Mellin, Kariowa, 153. Mönage, 202, 204. Kate, Ten, 257. Merkel, A., 270 Kiesewettor, 100. Metzger, 186. Kirchmann, 255. Meyer, W. Fr, 307, 313 Kirchner, 170. Mielcke, 253. Klopstock, 240. Mogk, 114, 118, 120. Salmasius, 202. Kluge, 117, 262. Moltke, 13. Saussaye, Ch. de Knutzon, 30, 30. Mommsen, Körber, 95. Morhof, 257. Kohler, 161 f., Kowalewski, Kraus, 250 198. A., f., 355. 260. f. Th., f., Kuhnken, 257. 276 Ruyssen, 23, 34. Kuyter, de, 298, 300. ff. S. 194. Müller, Johannes, 297. 16H. la, 113. Schade, 117. Schiller, Mühling, 205. Müll.T, M., ff. 6, 7, 100, 200, 239, 241, 247, 281. Schiltor, 264. Schloiorraacher, 85. 374 Personenregister. w. Thiele, 22f., 26, 301, 33f Scliloßmann, 152. 37, 41 Schmid, 176. 47, 51 ff., ff. "Wagner, H., 104. Schmidt, E., 171. Thomsen, Schmidt, M.', 261. Tülotson, 262. Wartenberg, 23, 34, 51. Trültsch, 58, 76, 89. Weber, E. Schöne, G. H., 93. A., 176. Walter, 168. Schoenflies, 317. Wegner, Schopenhauer, 149 f., 155 f., 167, 175, 823. Schrader, 0., 298. H., 169. G., Weigand, 262. u. Wieland, 168. Ueberweg, 165. 127. Wigand, 264. Uhlenbeck, 127. Schubert, 253. Wilford, 261. Unger, 198. Schnitze, Fritz, 62. Winckelmann, 246. Seneca, 22. Windelband, 51, 168. Simrock, 115 Wirth, 118. ff. Sophokles, 230. Vahlen, K. Th., 310. Sokrates, 90. Vaihinger, 176, 349 Spinoza, 26,33,47,49, Stammler, 276. Stieler, 172, 263 78. Vervoort, 299 Vico, f. Voigt, 111. Wolf, Fr. A., Wolff, 20 f., 294. 23, 30, 36. Wundt, 146, 149. ff. 7. J., Voltaire, Tacitus, f. 256. z. - 257. Zeune, 95. Vorländer, 166, 175. Zitelmaun, 153. Vossius, 263. ZöUner, 94 Buclidruckeroi dos Waisenhauses ff3J f. rcD o 3 s i 1 ; 1 s : rH . t)0 CO (0 >2 hD 3 'c 1c m • vi -»^ ' J- t-{ 0) 3 » « ä o 0. CNJ 3! JO _1_ § l_ gi < 8 '; i s : m (0 "^ i ; ' hD > o £ 1