Zur Erinnerung an Immanuel Kant

Werbung
Digitized by the Internet Archive
in
2010 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/zurerinnerungimmOOkant
ZUR ERINNERUNG
AN
IMMANUEL KANT
ZUR ERINNERUNG
AN
IMMANUEL KANT
ABHANDLUNGEN
AUS ANLASS DER HUNDERTSTEN WIEDERKEHR
DES TAGES SEINES TODES
HERAUSGEGEBEN
UNIVERSITÄT KÖNIGSBERG
HALLK
A.
S.
VEKLAG DER HrCIIIIANDLUNG DES WAISENHAUSES
1904
/?
1"
INHALT.
Seite
I.
II.
JuuDS Waltku, Zum Gedächtnis Kants
Ludwig Busse, Kants
1
Standpunkt
erkenutnistheoretisclier
in
„Nova
der
15
Dilucidatio"
55
Kant
ni.
August Doriter, Über die Entwicklungsidee
rV.
Friedrich Haiin, Einige Gedanken über Kant und Peschcl
V.
VI.
VII.
91
107
Otto Franke, Kant und die altindische Philosopliie
Alfred Maniok, Über Rechtswirkiingen und
juristisclie
"Wilhelm üul, Wortschatz und Sprachgebrauch
Vin. Otto Gradenwitz, Der Wille des
IX.
bei
bei
Tatsachen
.
.
.
179
Stifters
Hermann Baumgart, Die Grundlagen von Kants
Kritik
der ästhetischen
203
Urteilski-aft
X.
XI.
143
1G3
Kant
A. Bezzenbergeh, Die sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants
.
.
.
251
Eduard Kohlrausch, Über deskriptive und normative Elemente im Ver-
2G7
geltungsbegriff des Strafrechts
Xn.
LuDAviG Jeep, Die Kantischen Kategorien und die Behandlung der antiken
XIII.
Otto Weiss, Die Synergie von Akkommodation und Pupillenroaktion.
XIV.
Franz Meyer, Kant und das Wesen des Neuen
285
Grammatik
Mit
295
3 Figuren
in der
Mathematik
.
.
XV. Arnold Kowalewski, Kants Stellung zum Problem der Außenweltexistenz
305
327
Sachregister
367
Personenregister
372
ZUM GEDÄCHTNIS KANTS
REDE ZUR HUNDERTSTEN WIEDERKEHR DES TAGES SEINES TODES
IN
DER AULA DEK ALBEKTINA AM
12.
FEBRUAR
1904
GEHALTEN VON
Dr.
O. Ö.
JULIUS
WALTER
PROFF.SSOR DER PHlLO.SOPinE AN DER rXITERSITAT KÜ-SIOSBERO
Hochansehnliclic Versammlung!
Dem
einzigen (fedeniitage geschichtlicher Vergangenheit, den diese Hoch-
schule, auf den 18. Januar 1701 zurückblickend, in öffentlicher Feier
Kreise zu begehen pflegt, hat sich seit langen Jahren schon, in
Sitte,
ein
stiller
Erntetag geistiger Arbeit zugesellt.
hat ihn in dankharor
Verehrung dem
12.
und weiterem
mehr
häuslicher
Eine hochherzige Stiftung
Februar 1804 geweiht. Er
sollte
unseren
jüngeren Kommilitonen Gelegenheit geben, in freiem Wetteifer zu bezeugen, daß
zu ihrem geistigen Bildungswege insbesondere auch die Gedanken des Mannes
einen Zugang fanden,
Die
getreten
ist,
erwachsen
dessen Schüler wir iins
als
Nachbai^schaft,
zeitliche
in
die
alle
so
mit ihnen bekennen.
vcrscliiedenartiges
darf uns wohl dessen erinnern, welcher Segen diesem
ist,
Gedenken
Lande daraus
daß auch geschichtlich so bald nach jenem Ereignisse, das den
Namen Preußen, übeiTaschend
unerwartet, mit einer noch ganz im Verborgenen
und damit auch
liegenden Zukunft,
dieses
des deutschen Volkes verband,
(ieschicken
ein
Krönungsstadt auch der
Mann
Land
—
unlöslich mit den
daß so bald
hen'orgelien durfte, der unsere Heimat ihrer weiteren
Volksgemeiaschaft dadurch erst recht aneignete, daß er
noch empfiuigenden
Mitarbeit an jener
,
politischen
aus dieser jungen
geistigen
Kolonialexistenz
zu
Erhebung des deutschen Geistes
sie
aus einer wesentlich
selbstbewußt-schöpferischer
berief, in der er selbst,
andere nach sich ziehend, den Größten ebenbürtig an die Seite
Schon dieser Zugehörigkeit der Gedanken Kants zu dem weiteren
krcise, in
dem
sich
zum
Volkes in der einigenden
erstenmal wieder unterschiedslos
Universität,
lu'aft
alle
auch
trat.
Iilccn-
Bruchteile unseres
des Geistes verbunden erkannten, durfte diese
der Vorzugspflicht eingedenk, die ihr die Örtliciikeit auferlegt, das
Recht entnehmen, die Bitte auch in die Ferne hin an gleich gesinnte Männer
zu richten, durch ihre Gegenwart oder in anteilnehmendem Gedenken die Weihe
der Feier erhöhen zu wollen, in der wir die hundertste Wiederkehr des Jaiircstjiges
begehen, au
dem
das Leben Kants seinen äußeren Abschluß fand.
Doch keineswegs der Vergangenheit, vielmehr der Gegenwart und Zukunft
ist
der iieutige Tag zugewandt.
ist
er gestellt,
das dncli
Auch
niciit
in
die
Schranken unseres Volkstums
sehdu über ein Jahrtausend lang auf den Bahnen des
Walter: Zum Gedächtnis
Kants.
Geistes mit seinen Nachbarvölkern in einem uacli Frucht
zu ennessenden Verkehre
Im Verlaufe von
und Dank nicht mehr
lebt.
fünfzig Jahren etwa hat die Überzeugung, der sich gleich
anfänglich Mitlebende, und die Größten unter ihnen
eine erneute Zuversicht
und eine weit über
freimütigsten ei-schlossen,
Wir können der wegweisenden Kraft
Maße die schlichte und doch
gefunden.
hinausgehende Verbreitung
am
Grenzen unseres Vaterlandes
die
nicht entbehren, mit der in gleicliem
schlechthin
unnaclüäßliche Strenge und Wahrhaftig-
so tiefe Lebensweisheit Kants, wie die
Denkens das Fortschreiten der Menschheit zu fördern vermag.
keit seines
Nicht im entferntesten sind wir zu der Hoffnung berechtigt, daß in absehbarer Zeit ein anderer Gedankenbau in einigender, die Menschheit innerlich ver-
bindender Kraft,
die
grimdlegendeu Lehren
Philosophie
der
Kants abzulösen
bestimmt sein könnte.
Nie zwar eine Pliilosophie, immer
wollt.
Daß
Philosophiereu hat Kant lehren ge-
nur-
jeder philosophische Denker, in selbsteigenera Gebrauche der Vernunft,
sozusagen auf den Ti-ümmern eines anderen sein
scheidendes Gesetz
seiner Wissenschaft
Geschichte dieser Wissenschaft nicht nur von
sie ihrer Gestalt
erbaue, hat Kant als unter-
dem
die großen Cäsuren
Trümmern Nachricht
sehr wohl noch unter
die
sondern
im Ehythmus der geschichtlichen Gedankenbewegung
dem Namen
auch die Philosophie der Gegenwart
ist
einer nachkantischen Philosophie zu begreifen.
Die Bezeichnung Philosophie des neunzehnten Jahrhimderts
modernen Philosophie an
neuen Personennamen zunächst
ist
sich zu widersinnig, die
zu ungeschichtlich,
Anlehnung an einen
aussichtslos.
So dürfen wir denn auch heute und an dieser
in Dankbarkeit
gibt,
Tief sinne Kants zuerst in voller Klarheit erschlossen
Li weiterem Sinne
zu beachten gelehrt.
die einer
Aber auch daß
gemacht.
und ihrem Zusammenhalte nach einem Aufbaue höherer Ordnung
einzufügen weiß, hatte sich
und auch
Werk
geltend
gedenken, die sich
um
die
Stätte aller der
Männer nur
Förderung einer Weltanschauung Ver-
dienste erwarben, deren sich alle unsere Zeitgenossen als eines fruchtbringenden
geistigen Besitzes erfreuen sollten.
Insbesondere müssen wir es unserer hohen Staatsregierung, cüe zur Pflege
der geistigen Güter des Volkes berufen
seit
dem
ist,
ehrerbietigst
Dank
wissen, daß sie
Jahren schon ein AVerk so einsichtsvoll und wohlwollend gefördert hat, zu
unter Teilnahme der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
mit diesem Gebiete vertraute Gelehrte zusammengetreten sind.
Diese neue, großgeplante Ausgabe der
Denkwürdige non
ovsehließen
soll,
Werke
Kants, die auch noch so vieles
wird ihre Vollendung wohl zwischen dem
"Walter:
Zum
Gedächtnis Kants.
heutigen hundertsten und einem anderen, auch nicht mehr weit ontfemton zwei-
hundertsten Geilenktage finden.
ehrung
sein,
ilic
Mileiite sie
der entspreciiendo Ausdruck der Ver-
unser Volk seinem grüliten Denker schuldet
und die gegen-
wärtige fieneration auf die naclifolgendc zu übertragen wünsciit.
Mit
dem Danke
Würdigung
des
daß von den
für das uns jetzt sciion Gebotene greifen wir einer künftigen
Werkes nicht vor und dürfen uns insbesondere dessen
bisiier
erfreuen,
erschienenen Bänden drei, den so wertvollen Brief wech.sel
Kants umfassend, der langjährigen, pflichttreuen, orts- und sachkundigen Vorsorge eines seiner Mitbürger zu verdanken sind.
Wenn
auch diese kurz bemessene Stunde sich Ideen Kants zuwenden
sieh
soll,
doch nur wie aus weiter Ferne her, über die wissenschaftliciie Arbeit
so darf sie
Hinaushebendes ins Auge
fassen.
Kant hat eine allgemein -weltbiirgerlichc Bedeutung der
Philo.sophie
von
ihrem Schulbegi'iffe unterschieden und ihre Aufgabe in die drei Fragen zusammengefaßt:
was kann ich wissen, was
Man
als solche
sich ihr
was darf
ich tun,
soll
hat die Philosophie Kants mit
ich hoffen?
Recht eine Freiheitslehre genannt, denn
hat er selbst sie gedacht, haben die Zeitgenossen sie begrüßt, und hat
Wirken immer bewährt.
Freiheit in diesem umfassenden Sinne kann sich nur auf die ganze
des Denkens und das Wesen des Geistes beziehen.
mehr
der Aufklärung hatten die
persönlich gefaßten Begriffe des Freidenkci-s und
mehr ausnahmeweise Anwendung
Freigeistes nur noch eine sehr eingeschränkte,
gefunden.
Feld
Die Aufklämng hatte der Freiheit des Denkens ein weites und positives
erschlossen.
Sie
ward
erhoben, und auch Joseph
II.
durch
Friedrich
II.
zur preußischen
begehrte sie für sein Reich.
Kant durfte sich im Hochgefühle seines vorgeschrittenen
daß
man
Weise
Schon auf dem breiten Boden
„es
nunmehr kühnlich wagen
Staatsraison
Schon der jugendliche
Zeitalters dessen erfreuen,
dürfe, keinen anderen Überredungen als
dem Zuge der Vernunft zu gehorchen".
Diese Autorität jedoch, mit ihren nur zu bald unbemessenen Ansprüchen, bei
so sichtbarlichen Schranken
wiederum
als ein
,
wurde schon von der unter ihr heranreifenden Generation
schwerer Druck empfunden, der auf dem geistigen Leben
Es war eine ganz andere Freiheit,
sophie Kants erschloß.
Nicht
um
ilio
schon
als
selbstverständlich vorausgesetzte
Gerechtsame des Verstandes bandelte es sich mehr.
Lebens
als
lastote.
die sich den Zeitgenossen in der Thilo-
eines weit vielgestaltigeren Ganzen,
in
Man war
sich des gci.stigen
seinem innereten Gofügo
als
Walter: Zum Gedächtnis Kants.
der Geistesfr-eiheit gewonnen.
Gestalt
geistigen Lebens, das
Die Freiheit hatte die rein sach-
Tuns bewiLßt geworden.
eines frei schaffeudeu
liche
ihm
allein seiaen
war das höchste Gesetz des
Sie
Adel verleiht, die rückhaltlose Hingabe
dem
an die Sache, verbunden mit der zurückhaltenden Scheu vor
bestande, der in der Welt gegeben
auf Vertiefung
Dieses
vollen Tat-
ist.
und Erweiterung der Weltanschauimg
gerichtete
Kants eine überraschcud einleuchtende
Freiheitssti-eben hatte in der Philosophie
Gestalt gefunden.
„Größe und Macht der Phantasie standen in Kant der Tiefe und Schärfe
des Denkens immittelbar zur Seite.
daß
Geistes,
Wegen
geschaffenen
Wilhelm
v.
für
charakterisiert die
in
fortwirkend
sich
belehrte,
zu
erwecken
lautend auch Schiller sagen:
dieselbe.
dem
dem
alles
selbsturteilte
verhaßt war,
Zimmer erscheinen und
fast
gleich-
„im offenen, hellen und zugänglichen Felde der
TJntersuchimg erbaut diese Philosopliie ihr System,
reserviert
auf
vermochte",
ohne seine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu
beleben, eine Schrift Kants wie ein helles
imd
hohe Freiheit seines
vollkommener Freiheit
Ebendasselbe ließ auch Goethe,
Humboldt.
was ihn bloß
Es
-wieder
Philosophieren
er
Privatbesitz nichts."
sie
sucht nie den Schatten
Es war von unermeßlichem Werte, daß
Größe der Denkart die Blütezeit unserer Dichtung mit der
tiefsten
Gedankenarbeit verband, die in lebenslänglicher akademischer Lehrtätigkeit er-
wuchs und
sie
auch für diese in Anspruch nahm.
Persönliche Beweggründe
tmd äußere Bestimmimgsgründe
seinem Lebensgange völMg auszuschalten gewußt.
gerichtete Gemütsart nie geraten werde,
büligung, die aus
fährden könnte,
dem Bewußtsein
Situation sei aUes,
ist
genommen,
war ihm gewiß.
Was
irgend die Selbst-
aivf
einer großen
entbehren oder zu
Bühne zu haben,
sei
Eine friedliche imd gerade seinen Bedürfnissen angemessene
was er gewünscht und erhalten habe.
denn das Leben Kants ausschließlich von der Aufgabe
die Denkweise, in der er seine Befriedigung fand,
licher Arbeit auszugestalten
kreise zu sichern,
Kant aus
einer iinversteUten Gesinnimg entspringt, ge-
Gewinn imd Aufsehen
kein Antrieb für ihn.
hatte
er in eine auf den Schein
habe er schon sein halbes Leben lang zu
verachten gelernt.
So
Daß
dem
und
in pei-sönlicher
in
Anspruch
in wissenschaft-
Wirksamkeit auch dem Lebens-
er selbst angehörte.
In dankbarem Bewußtsein der Ungebundenheit, die ihm cUe philosophische
Fakultät gewährte, hat Kant es entschieden abgelehnt, daß irgendwelche besonderen
Bestimmungsgründe, wie die Frage nach dem Dasein Gottes, der Unsterblichkeit
u.
s. f.
für die Richtung seines Phüosophierens entscheidend gewesen seien.
Walter: Zum Gedächtnis
Nur der
sclicinbaic
Widerspruch der Vernunft mit
— und
der reinen Voniuuft: dicAVcU hat einen Anfang
bis zur vierten
alles in
ihm
:
es
ist
ist
Kants.
—
im Menschen
Freiheit
und
Die Antinomien reichen weit über
dem dogmatischen
Gebiet des Wissens hinaus und logen
da.s
oft
versucht und noch öfter
auf die erste Frage, auf die nach
ist,
u.s.f.
es ist keine Freiheit, sondern
Kritik der Vernunft selbst hinführte."
Kant die rflicht auf, die Philosophie nicht, wie so
Ungestüm gefordert worden
Antinomie
keinen Anfang
Notwendigkeit, „diese war es, die mich aus
Schlummer zuerst aufweckte und zur
mit
sich selbst, die
sie hat
dem Wissen
einzuschränken, gleichwohl aber das Wissen, das allein den Widerspruch bewußt
zum
zu machen vermag,
xVusgang zu nehmen.
Hierdurch gewinnt die Philosophie Kants die Breite ihrer Entfaltung, in
Bewegungen der
der sie alle geistigen
dadurch
Zeit auf sich zieht;
Weite des gesciiichtlichen Rückblickes, der seinen Ausdruck nicht
auch die
in gelehrten
Überlieferungen, sondern in porsöniich gewordenen, geschichtlichen Antrieben findet.
Das
crstere hebt
Wilhelm von Humboldt
„Imloin Kaut
licher Einsicht hervor:
mehr
und geschicht-
in voller saclilicher
als
irgend jemand vor ihm die Philo-
sophie in die Tiefen der niensclilichcu Brust isolierte, hat wohl niemand zugleich
in
sie
so
mannigfaltige und fruchtbare
Anwendung
Hierauf drängte
gebracht."
die Zeit selbst hin, die drei
neue philosophische Wissenschaften, durch Vico die
Philosophie der Geschichte,
durch Baumgarten die Ästhetik, durch Lessing die
Religionsphilosophio
ständlich macht,
ins
warum
Leben
Boden finden konnten, so
streng
ein
begrifflich
Wie
rief.
es
der Verlauf der Geschichte ver-
insbesondere diese drei Wissenschaften nicht schon früher
auch
es
ist
niu'
ihm zu entnehmen, warum
ei-st
Kant
begründetes und gegliedertes System der Philosophie zu
schaffen vermochte.
In
dem
Bewußtsein Kant.s
geschichtlichen
selbst
aber liegt es begründet,
daß er nie die Meinung hegte, die Menschheit etwas ganz Neues, Überraschendes
lehren zu können.
will
in
er
die
nun
aiicli
Nur was
in
die natürliche
Überzeugung
in ihrer
der Vernimft als wohlbegründet erweisen.
Weise vorbürgt,
Schiller faßt es
Worte: „Es erschreckt mich gar nicht zu denken, daß das Gesetz der Ver-
änderung, vor welchem kein menschliches und kein göttliches
auch die Form dioscr
Pliilos()|)iiie,
Fundamente derselben werden
so alt das Menschengeschlecht
sie stillschweigend
dieses Schicksal
ist,
Werk Gnade
findet,
sowie jede andere zerstören wird; aber die
und solange
nicht zu
es eine
haben, denn
fürchten
Vemunft
gibt,
hat
man
anerkannt und im ganzen danach gehandelt."
Wie wird nun Kaut dem
Fragen gerecht: was kaiui
ich
natürlichen Bewulit.sein des Menschen
wissen, was
soll
ich
tun,
was
ilarf
in
den drei
ich hoffen?
Walter: Zum Gedächtnis Kants.
Wissen
entwickelt sich mir an einem unmittelbar gegebenen, an der Natur
dem
außer uns oder
dieses Erstarken jedoch
Pur
seelischen Geschehen in uns.
Kosten zu tragen gehabt.
des Denkens an der Natur hat sie selbst die vollen
der Wahrnehmungen, zu
Verläßlichkeit
die
gegen
Mißtrauen
erwachtes
früh
Ein
als der
denen der Weise zeitlebens keine andere Stellung zu gewinnen schien
Unwissende, ließ die Hoffnung sich bald dahin wenden, auf dem Wege des be-
Denkens jenen Übelständen entgehen zu können.
Kein Opfer an dem Bestände der Sinnenwelt wurde gescheut,
grifflichen
Einhelligkeit der
damit auf zwischen
tat sich
um
sich die
Gedanken zu wahren; aber auch eine unüberbrückbare Kluft
dem naiven Naturbewußtseia
der Menschen und der
Welt, die das Nachdenken dem Pliilosophon erschloß.
Die ganze Mannigfaltigkeit in
Raum und
Zeit
wurde schon
in Sinnenschein aufgelöst,
oder auf ein System von Zahlen,
was überhaupt denkbar
zurückgeführt.
Aus der Einsicht
man
ist,
in
Subjektivität
die
der
früli
dialektisch
das Abstrakteste,
Sinneswahrnehmimgen
rettete
einen Restbestand, tun ein gespenstisches Skelett der Natur, die Atomenwelt,
aufzubauen, die
man
mit Recht die Nachtansicht der Natur genannt
Selbst die größten
Denker des Altertums, denen wir
hat.
die Idee des
Kosmos
schulden, haben die Natur doch nur als ein verkümmertes Nachbild oder als ein
zu verbesserndes Vorbild einer höheren Welt des Gedankens zu begreifen gewußt.
Die neuere Philosophie vollends hatte die Philosophen selbst in zwei Lager
getrennt, die ia gleicher Ausschließlichkeit dort die
die
der
Sinne
Leibniz',
der
mit
hier
Sogar
erhoben.
dem
Stoffbegriffe
der
Ansprüche des Verstandes,
umfassende und vermittelnde Geist
und dem
Zufall
den
wesentlichsten Ver-
dächtigungsgrund der Sinne beseitigte, vermochte doch die ganze raumerfüllende
Wahrnchmungswelt nur
als eine
verworrene, in deutliches Denken aufzuhebende
Vorstellung gelten zu lassen.
Die Wiederherstellmig der Natur in ihrem vollen Bestände war die erste
gi-oße, befreiende Tat, die
Kant
vollzog.
Jeder Aufteilung der Natur an Subjekt
und Objekt, an Sinne und Verstand, Schein und Sein, wurde damit
ein
Ende
gemacht, daß Kant für die Philosophie den empirischen Realismus in Ansjn'uch nahm.
Die Naturauffassimg des Philosophen unterscheidet sich
nacli in nichts
ihrer Vereinzelung sind die Sinne so blind,
ilirem
Zusammenwirken, vermittelt durch
die
wie der Verstand leer
die
unendliche Aufgabe,
nicht
ist.
und ihm auch nur
einer Veränderung,
In
Nur
Anschauungen von Raum und
entwickelt sich auch schon das natürliche Weltbild,
sich
ihrem Bestände
von dem Weltbilde im natürlichen Bewußtsein der Menschen.
in
Zeit,
erschließt
sondern ausschließlich
Walter: Zum Gedächtnis Kants.
dos Ausbaues der Welt in der Wissenschaft.
ist,
kommen dann auch Gedankenreihen
die sich für die
9
In der Teilarbeit, die hier erforderlich
der früheren l'hilnsophio wieder zu Wort,
Deutung des Ganzen der Natur nicht zulänglich
Neun Jahre vorbereitender
tätigkeit sich vertiefender
Arbeit, fünfzehn Jahre in
Studien waren erforderlich,
weitere Jahre ungeteilter Hingabe an den Gegenstand,
fühning des Gedankenbaues zu sichern,
der die
um
um
zeigten.
akademischer Lehr-
die (Jrundlagen, zehn
die vollständige
Aii.s-
unmittelbare Naturauffassung
«
als wissenschaftlich
zu Kecht bestehend erwies und nun, aus der von Vor-
urteilen befreiten Natur,
den gesicherten Ausblick auf Gebiete erschloß, die sich
auch
dem
Begi-iffe
des Wissens überhaupt nicht
mehr einfügen
lassen.
den transzendentalen Idealismus konnte Kant den empirisclion
Erst durcli
Kealismus seiner Philosophie ermöglichen, und mit Recht durfte er sagen: „ich
glaube, daß
nicht
versucht haben, eine ganz neue Wissenschaft der Idee
viele
nach zu entwerfen und
sie zugleich völlig
auszuführen."
Mit der Einsicht in die Subjektivität der
lose, einheitliche
AVahmehmungen war
eine verlust-
Natur nur noch auf idealistischem Boden möglich.
nur die eine Natur geben,
die
sich
im Wahrnehmen und Denken
Es konnte
selbst
eret
Die Veränderung des Standortes, die das Verständnis dieser Denkart
gestaltet
selbst erfordert, ist weit schwieriger zu vollziehen, als die
Vergleichung zu ver-
anschaulichen vermag, die Kant in der Kopcrnikanischen
Wandlung
herangezogen
bildes
sondern
muß immer
werden, der
hat.
Diese
Betrachtung wird nie
ein
erst in der wissenschaftlichen Selbstbesinnung
sie ausschließlich
des Welt-
bleibender
Besitz,
neu hergestellt
auch angehört.
Die Geistesfreiheit im Gebiete des Notwendigen, des Wissens, kann nur
der sicheren
Begründung und Abgi'cnzung der Gegenstände bestehen,
Wissen zugänglich sind, und
in
die
den freundnachbarlichen Beziehungen, die
in
dem
sie,
wie auch die Künste nach Lessing, gestatten und fordern.
Kant hat das Wissen ganz auf seine Beziehung zum Erfahrbaren eingeschränkt
Er hat die Möglichkeit einer objektiven, für
alle
verbindlichen
Er-
fahrung erst aufgewiesen und ihre Durchführung den Erfahrungswi.'isenschaften
der Seelen- und Naturkunde zugewiesen.
Erfalirung,
und auf
die
Anwendung
Auch nur aus den Bedingungen der
auf Erfahrung eingeschränkt,
hat er die
Wissenschaft der Mathematik und ein System der Verstande.sgrundsätze zu be-
gründen und aus ihrer Verbindung mit dem Erfahrungsbegriff der Bewegung die
Metaphysik der Natur herzuleiten gewußt
Über die Erfahrung hinaus führen nur
selbst
die Richtungslinion ihre
Kaut hat die ihnen entnommenen Ziele, die der Erkenntnis
Erkenntniswege
stets uncrreichbiir,
10
Zum
"Walter:
Gedächtnis Kants.
dennoch das Einhalten ihrer Bahnen fördern, Ideen genannt.
begriff das
verstrickt, in eine gesetzmäßig fortschreitende
Denken
die Ideen der Freiheit hingegen
Für
In ihnen lösen sich
welche die Seelenlehre, und die Widersprüche, in die derWelt-
die Fehlsclilüsse, in
und
Erfahrung
auf.
für die Gottesidee, die sich zu-
nächst nur an sich als widerspruchslos erweisen lassen, wird eine andere Ver-
gewisserung iu Aussicht
Kant den
imd wo
etwas aus
er
der Sache selbst gangbare
Wege zu
dem Wege räumt,
gaben ihr nicht
sicherten
feste
Beziehung, die er ihm
Philosophie den Standort
seiner
und damit auch den
freien
auf
der wohl-
Ausblick darüber hinaus.
Sie
rückwirkende Kraft gegen die Aufklärung, sondern ließen
niu" die
und Künste der Gegenwart
ihr sich auch alle Wissenschaften
und ennöglichten auch noch
immer wieder
um
geschieht es immer,
sichern.
Die Strenge seines Wissensbegriffes und die
zur Erfahnmg gab,
gegründeten Erde
man
In jedem Gebiete hat er mehr aufgebaut
Zermalmenden genannt.
alles
als zerstört,
gestellt,
vermeintlich gesicherten Besitze der Aufklärung her hat
Nur aus dem
herzustellen,
in
wenn
cüe
willig erschließen,
Zukunft hinaus die Grenzen des Wissens
eine allzu kühne Spekulation sie überflog, oder
eine allzu nachgiebige Zeitrichtung sie in Eintönigkeit zu verwischen drohte.
Schon die Kritik der reinen Vernunft war in dem Vorblicke
Werke
ließ.
in
geschrieben, die Kant
nun
in schneller Folge in die
aivf
die weiteren
Welt hinausgehen
Ein jedes von ihnen hat die Erwartung, die das vorausgehende erregte,
der Erfüllung noch zu überbieten vermocht.
Die achtziger Jahre des acht-
zehnten Jahrhunderts bestätigten die h-östliche Lehre der Geschichte, daß es eine
Höhenlage des Geistes
gibt, auf der ein
Mit der Frage:
Was
Wissen verschlossen
sind.
soll ich
Überseheuwerden ausgeschlossen
tun? wendet
sich
Kant Gebieten
ist.
vom Durste nach
kommen erfüllt, nur
Die Zeit lag schon weit hinter ihm, da er sich ganz
kenntnis
und der begierigen Unruhe,
darin weiter zu
dem
zu, die
Forscher fühlte und den Pöbel verachtete, „der von nichts weiß".
Erals
Der Einfluß
Rousseaus aber, dem Kant diese durchgi-eifeude Wandlung der Denkart zuschreibt,
reichte nicht zu der
Kant
Lösung der Fragen hinauf,
sieht sich vor die
Wissen entzogen
ist,
in
Anspruch nahmen.
Philosoph auch das, was
Ein jedes imbedingt dem Bewußtsein Gültige
dieser Unbegreiflichkeit gegeben,
der Frage: was
die ihn jetzt in
gestellt, als
dem
doch noch in dieser ihm wesentlichen Unbegreiflichkeit
begreiflich zu machen.
nur
Aufgabe
soll ich
tun? aufnimmt.
die
Kant nun auch
in
dem
ist
,,ich
ihm
soll"
Walter: Zum
Da
nicht ein Einzelner,
Menschiicit die Frage
stellt,
so
sondem
muß
sie
Gedäthtni.s Kants.
11
joder Einzelne oder das Bewußtsein der
sowohl eine allgemeingültigo wie endgidtigo
Anbvort finden. Eine solche gewährte die bisherige Sittenlehre nicht, wenn
Ziel lies
Lebens
in
gearteten Begriff: ,,der großen für uns achtungswerten
Auch
universelle,
die
sie das
der Weisheit oder der Aufklärung sah, denen Kant den sehr anders
christliche
Liebeslehre
Menge"
bietet
gegenüberstellt.
die
Antwort
nicht.
Dieser Naturtrieb, die Naturforni gleichsam des sittlichen Willens, hat keinerlei
Bestimmung
für die Art seiner Betätigung.
Der Einzelne war vor einer Ver-
gewaltigung seines Willens nicht sichergestellt.
Weder
ein
besonderer Grad des Vernunftbesitzes, noch der Mangel jodor
Vcmunftbestimmung konnte
die
Beantwortung der Frage
Kant nimmt eine eigenartige, an den Willen
Vernunft in
Sie
ist
stellen:
Das
gebundene, praktische
Ziel,
was
soll
Sinne
nach,
die Veniunftform des Willens selbst,
nimft, durch welche er sich selbst Gesetze gibt.
Frage
bieten.
Anspruch, die nur dem Wortlaute, nicht dem
Aristoteles zurückweist.
die
selbst
ich tun,
auf
eine Vcr-
Nur der vernünftige Wille kann
und darauf auch
die
das der vernünftige Wille sich setzt,
ist
Antwort
erteilen.
ebenso gewiß nur das
Gute, wie der natürliche Wille nur etwas Gutes dieses oder jenes Gute hegehrt
Auf
die Frage aber:
nur au.slegend: „Es
ist
was das Gute
überall
sei,
antwortete Kant jenes „ich soll"
nichts in der Welt, ja auch außer derselben zu
denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden,
guter Wille."
allein ein
sinnlichen
Was
auch der Wille sich zum
Lust bis zur Weisheit hinauf,
es
wird
Ziel setzen
als
mag, von der
zum Guten nur
in
der Ge-
Wert nur
sinnung, in der es der Wille erstrebt, es entlehnt den unbedingten
der Güte des Willens selbst.
Ist
der vernünftige Wille als alleiniger Quell des Guten gedacht, so kann
auch das Gesetz, das seine Vernunft ihm gibt, nur lauten: der Wille
gemein anerkannt sein; das Gesetz, das der einzelne Wille sich
gibt,
soll
all-
muß
das Gesetz, das auch jeder andere vernünftige Wille sich gibt, zu denken
als
.sein.
Kant hat diesem Gesetze, dem kategorischen oder unbedingten Imperative,
verschiedene Fassungen gegeben, olme doch den Gedanken selbst irgend ändern
zu wollen.
die
Die bloße Allgemeinheit eines Willensgesetzes besagt dasselbe, wie
.Selbstgesetzgebung jedes Einzelnen, und auch daß die Menschheit „in der
I'erson
jedes Einzelnen, jederzeit als Selb.stzweck,
gebraucht" werden
soll,
niemals aber bloß als Mittel
geht nicht über jene Bestimmung hinaus.
Das Gesetz des kategorischen Imperativs enthält die Sanktion der IVrsönlichkeit,
die
Begründung der Menschenwürde
in
jedem Einzelnen.
Es scheidet
Zum
'Walter:
12
Gedächtnis Kants.
von dem Werte der Sachen, dem Marktpreise,
Würde
Person, der in der
Wie
ohne
nicht
das Gesetz
der relativ
gesetzgebende Person,
die
schiüdig.
Die Achtung
Das
es
allein gibt
dem Menschen
ist
das
Bewußtsein führt zwar noch über die Achtung hinaus, wenn
sittliche
Es reicht aber niemals unter
sieht.
Achtung hinab; denn jede Mißachtung anderer entzieht auch
achtimg.
selbst die Liebe bedarf als
Gebot ihrer schon
damit beschäftigt: der gestirnte
mir," so darf
man
sagt:
können, da
je
Himmel über mir und
schöner
als
Morgen- imd Abeudstem.
sie
sei
unbediugt sind, niemals bewiesen
steht innerlich
nur dem vmmittelbaren
äußerlich
vollzieht
sittlichen
sie
sich
nur von der
Grundsätze
Sittliche
werden.
Beurteilung
Ihre
Bewußtsein in Zustimmung und
geschichtlich
im Wettstreite ver-
Richtungen hat das Sitten-
In beiden
schiedener begrifflicher Auffassimgen.
Xachdenken
sich das
das moralische Gesetz in
der Menschen zueinander
welche die Yerhältnisse
sie
Ablehnimg zu;
Gemüt mit immer neuer
und anhaltender
öfter
Selbst-
Voraussetzung.
sich wolil dessen erianern, daß auch Aristoteles
Tugend der Gerechtigkeit,
regelt,
als
gesagt hat: „Zwei Dinge erfüllen das
und zimehmender Bewimderung,
die
Beziehungen imter den Menschen,
Sie ist die Grundlage aller sittlichen
Wenn Kant
auch die
ist
zur Bahre geleiten soU.
bis
den göttlichen Willen in der Heiligkeit
die
so
man jenem wie dieser
noli me tangere, das ihn
Person nicht ohne das Gesetz; dasselbe, die Achtung,
von der Wiege
den Wert der
ist,
gedacht werden kann.
n-ur absolut
gesetz Kants seine tJberzeugimgski'aft sich gewahrt.
Die
freie
Unterwerfung unter das Sittengesetz
Hymnus, den Kant von der Höhe
der philosophische
Menschen
So
und
die Pflicht,
seines
ihr gilt
Denkens aus an
die
gerichtet hat.
folgert
Voraussetzimg,
denn
auch Kant
Willensfreiheit
die
grund der Freiheit
sollst"
ist
ist,
aus
der
Tatsache
Menschen.
des
so ist sie der Realgrund
des
Wie
Sittengesetzes
jenes
des Sittengesetzes.
der eigenen Gesetzgebung entspricht mit gleicher Gewißheit:
Die Freiheit
scheiden hätte.
ist
kein Problem,
das
Ihre Sicherung liegt nur
die
Erkenntnis im
seine
der Erkenntnis-
Dem „du
du kannst!
Wissen zu
im praktischen Gebrauche
selbst,
ent-
der
ihrer nicht zu entraten vermag.
In der Freiheit, nicht
mehr
in der Weisheit,
alten Kirche die Gottebenbildlichkeit des
des Guten
in der
ihre
haben auch schon die Lehrer der
Menschen gesehen.
und Bösen bedürfe der Mensch eines Lehrers
Tugend.
Das
sei das
In der Erkenntnis
nicht; er sei Autodidakt
Vorzügliche in der göttlichen Vorsehiuig, daß
Gaben wie Regen und Sonnenschein zum Gemeingut für
alle
mache.
sie
Walter: Zum Gedächtnis
Die llnff
Jugend
niiiif;
lebt vini der
liat
IMatim
Hoffnung
die
ist
Leben vor sich
Nur wer
sie selbst aller ihrer Wiin.sclie sich vcrelclieru wird.
sich erwarten kann,
der (ireise geuaiint.
Alterspflegorin
Sic plant in das
nicht.
13
Kants.
Aber
an die Hoffnung gewiesen.
Die
iiiuaus,
dieses nicht
wo
mehr von
nicht das Alter nur, auch
das sittliche Bewußtsein wendet die Selbstbesinnung des Menschen der Hoffnung
Zwei Folgerungen hat auch Kant
zu.
Die
soluten
Leben
unnachiäliliche
Ziele
tritt
seiner
in
dessen
hin,
eine
l)ehinderten
Erfüllung zugesteht.
ihrer
unwandelbar
Wachstum der
im
einem ab-
Widerspruch,
einem uu-
auch über das Leben hinaus,
sittlichen Persönlichkeit
Auf diesem
Unsterblichkeit.
Dieser
Zuvereicht zu
Grunde hat der
sittlichen
Wurzeln geschlagen.
tiefsten
Goethe war
hohen Alter noch eines weiteren Fortwirkens gewiß, und der große
Feldniarscliall,
dem
ein gleicli
hat tiefe Erläuterungen aus
Et, der Leben
Menscheulebens
„ilaß
her zu diesen Gedanken Kants geschrieben.
und Tod gleichermaßen von Angesicht kannte,
Gedanken
dem
auch
er
Werke zu bewundern,
Gottes
Fähigkeit,
ist
dessen
den Wert eines
der Pflicht
Beharren in
treue
wie
entscheidet'',
die
jugendkriiftiger Geist das Greisenalter schmückte,
dem Leben
daß „nur das
ebenso gewiß,
vennag:
die
begi'iindet
ist,
Glauben an die Unsterblichkeit seine
sich
Fortsclireiteus zu
sittlichen
Widerspruch zu dem beschränkten Maße, das unser
Endlichkeit
Seite
Glauben an die
lien
in
Richtung entnommen.
ihr in dieser
Forderung des
nicht
zu
folgen
die Millionen
von
Welten, die sich nach festen Regeln umkreisen, zu schauen, wonach die größten
und
besten
Menschen
ihr
Leben
lang gerungen,
Wissenschaft und Kunst, das alles mit
Auch
erhaltung
mit
dem
in
dem geringen Umfange
selbst
im Leben
so natürlichen
zuteil
dem Tode
Wunsche nach
weiß
einer
es
und Wahrheit,
soll".
dem Bewußtsein
jedoch, der
wird,
Erkenntnis
vorbei sein
sich
der Pflicht-
durch den Widei-sprueh
Erhebung des Lebens zum füücks-
gefühle niedergedrückt.
Flin
tiefes
Verständnis
für
die
Bedeutung,
die
dem Bewußtsein
Beglücktseins im menschlichen Leben gebührt, hat Kant veranlaßt,
des
dem Wider-
spruche, in den seine Verteilung erfahrungsmäßig zu der sittlichen Würdigkeit
tritt,
die
Forderung einer ausgleichenden Macht zu entnehmen und
in
ihr
den
(«lauben an einen allmächtigen und gerechten Gott zu begründen.
Kant hat den CJottcsglauben
am notwendigsten
ist,
noch
vennag.
zu
beleben
wo
dahin
zurückgeführt,
wo
er
dem Menschen
auch eine ganz schon geschwundene Hoffnung
er
Es
ist
der reinste
Ausdruck der unverrückbaren
Wahrhaftigkeit und wohl auch der Volkstümlichkeit des Geistes Kants, daß er
sich
dem
Göttlichen
nicht
in
Vcrstandesüberlegungen oder lehrhaften Begriffen
Walter: Zuna Gedächtnis Kants.
14
kommen
näher
was
dem
in
sondern
einen Menschen weiß, „der kein Mittel kennt,
als
Augenblick des Lebens Stich
hält,
die
als
Auf-
reinste
Ansehung der verborgensten Gesinnungen des Herzens."
richtigkeit in
Auch
sieht,
letzten
hier
freüich
dem Sinne
der "Wunsch nach Beglückung nur in
ist
der Hoffnung gedacht; denn aus den Zielen des sittlichen Handelns hat Kant,
der
entsprechend,
seiner Lebensweisheit
Tiefe
Nur
ausgeschlossen gedacht.
Denn wie wenig
gemacht.
nach Tagen,
sich
es
Selbstbekenntnisse
man
die
vielleicht
eigene Glückseligkeit ganz
wolil
das
eigene Leben
auch nur
Glücklichsten schätzt,
die
als
nur Stunden bemessen
großdenkendon Menschen,
vieler
so
für
solches Ziel
ein
von denen erreicht werden kann,
daß
die
das Glück anderer zu fördern hat er zur Pflicht
haben die
läßt,
noch
letzhin
so
ein-
Worte des Alt-Reichskanzlers zu sagen gewußt.
dringlich die
Was wäre geworden,
hätten
und Glied ihrem Pflichtbewußtsein
auch diese Männer,
folgten,
sich
die
das eigene
ganz in Reih
so
Glück zum Ziele
des Lebens gewählt?
Und doch wiederum
werden
zuteil
Wie
für
tief
die tröstliche
wie
es
hoch emijfänglich
dem Menschen
macht die
nicht
als
Pflichterfüll img
sondern Gabe
Ziel,
darf.
beweglich dankte Kant dem trefflichen Bürgersmaune zu Elberield
frohe Stunde,
die
,
wenn
Glückgefühl,
das
für
er
die
ihm durch seinen Brief
bereitet habe,
dem
er
Empfindung entnehme, „von seinen geringen Bestrebungen solche
Wirkmigen hin und wieder wahrnehmen zu dürfen".
um
Kant hat das Glück des Lebens nicht gesucht,
aber
die Blüten
Kant hat
gepflückt,
die
für dm-chaus notwendig gehalten,
es
Gottes überzeuge, aber nicht so nötig, daß
tätigen
Wirkungen der Überlegungen,
zugrunde liegen, hat
in
Abrede
er
seinen
gestellt.
er,
seine
auch sein eigenes Loben
die
daß
man
sich
von dem Dasein
Auch
es demonstriere.
den Beweisen vom
religiöse
die wohl-
Dasein
Denken vor allem dahin
überzeugende Kraft
sich
wandte.
noch Weisere aus Hochachtung für die
Heiligkeit.
mau
Gottes
wie auch „starke Analogien" die dahin führen, nicht
Er hat das
Wert und
so freudigeren Sinnes
ihm an pflichth-euem Lebenswege erwuchsen.
am
reinsten
gerichtet,
fand
„Der Weise handelt aus
wo
imd wohin
Pflicht,
der
Pflicht, bückt sich tief vor des Gesetzes
Er wähnt einen Gott und ihm ahnt dessen
Majestät."
n
KANTS
ERKENNTNISTHEORETISCHER STANDPUNKT
IN DER „NOVA DILUCIDATIO"
EIN BEITRAG ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER KANTISCUEN
ERKENNTNISTHEORIE
Dr.
0. O.
LUDWIG BUSSE
PHOFESSOR DEH PlULOSOPmE AN DER UMVEBSITÄT KÖMOSBEBO
Ein1citnn
Der
Gegensatz des Rationalismus und
vorkantische Periode der neueren Philosophie.
dal5
Empirismus
beherrscht die ganze
Verfocht der erstere die Anschauung,
die Vernunft imstande sein müsse, aus höchsten, aus ihr selbst
durch
liegende
ihr
in
Wege,
ileduktivem
alle
g.
Begriffe
streng
in
ennöglichten
selbstgewissen
stammenden,
"Wahrheiten
auf
notwendigem (,.geometrischem") Schlußverfahren
übrigen abzuleiten und so den ganzen Zusanunenhang der Dinge unabhängig
von der Erfahrung denkend nachzuerzeugen,
Erfahrung
als
so
wies der Empirismus auf die
den alleinigen Quell hin, aus dem der gesamte Inhalt unseres
Wissens stamme, und gestand der Vernunft nur die Aufgabe zu, den empirisch
gegebenen Lihalt nach Gesichtspunkten zu ordnen, die wiederum die Erfahning
an die
Hand gab und
richtig bestätigt.
als
In der Praxis haben freilich die Rationalisten die Erfahrung
immer zu Rate
gezogen und die Empiristen die logischen Notwendigkeiten des Denkens, die sich
aus der Erfahning
gar nicht
begründen lassen,
stets vorausgesetzt:
im Prinzip
aber und in der Theorie bedeuten der strenge Rationalismus und der strenge
Empirismus zwei einander entgegengesetzte, einander ausschließende erkenntnistheoretische Standpunkte.
Loibniz und
Hume
versuchten einen Ausgleich zwisciicn den Ansprüchen
beider herbeizuführen, indem sie sozusagen die Gesamtheit des Wirklichen unter
sie
verteilten, auf
erkannten,
alles
einem bestimmten Gebiet die Ansprüche des Ratinnalismus anübrige
aber
dem Empirismus
auslieferten.
Dauernden
p]rfolg
liaben diese Vei"suche indes nicht gehabt.
Leibniz unterschied denknotwendige, auf dem
beruhende, von der Erfahrung unabhängige
raison),
deren CJegenteil
dorn Satz
in
(v^Tites
oinmal gegcbfncn
de
(uini
fait),
in
deren
iljcsi'rn
vom Widerspruch
sich widersiuuchsvoU,
vom zureichenden (hunde und der Erfahrung
wahrheiten
dii'
unmöglich, weil
Satz
Vornunftwahrheiten
Gegenteil
an
l)eruiiendo
sicii
denkbar,
(v6ritte
ist,
de
und auf
Tatsachennur duroli
Sinni' zufäliigi-n) rmsfäuilc fatsächlirli aus-
geschlossen
wahr
die
„Nova
Dilucidatio".
Erfahrung über-
sind, weil sie mit der
Die ersteren fließen aus dem Verstände Gottes und
denkbare
jede
für
die
— Wahrheiten,
ist,
einstimmen.
dar,
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der
Busse; Kants
18
ebendeshalb
Geltung besitzen:
nur für die
(nicht
sind
von
sie
Die letzteren gehen auf den (auf die beste
Welt
Zu
Erfahning unabhängig.
der
und mathematischen Wahrheiten.
logischen
ihnen gehören die metaphysischen,
stellen Gesetze
existierende)
tatsächlich
möglichen Welten gerichteten)
aller
Willen Gottes zurück und beziehen sich auf die Existenz der vorhandenen Dinge
und
Ebendeslialb
kausale Verknüpfung.
ihre
Besitz zu
Inhalte dieser Wahrheiten
in ihren
Die
— es sind die Wahrheiten der Erfahrungswissenschaften —
bUden Tatsachen, bloße Tatsachen,
teil
um
Erfahrung nötig,
ist
Erfahrung gibt aber keine unbedingte Notwendigkeit.
gelangen:
zwar kausal bedingt
die
sind, deren
Gegen-
aber keinen logischen Widerspruch enthält.
Leibniz hat aber die im obigen angedeutete Unterscheidung nicht konsequent
durchgeführt.
seinen Schriften
In
verites de raison
rmd der
oft
andere, durch den
eine
derzufolge es lediglich der
Wesens begründeten
unseres
zugunsten des ersteren mildernde oder
verit^s de fait
verschleiernde Auffassung entgegen,
lichkeit
nur zu
ihr
tritt
Ausgangspimkt seiner Philosophie bedingte, den Gegensatz der
rationalistischen
—
unserer menschlichen Erkenntnis zuzuschreiben
veniunftnotweudig
empü'ische Wahrheit,
als
End-
in der
ist,
daß wir vieles, das an sich
Erfahrung kennen lernen und nur
nur durcli die
ist,
—
Beschränktheit und Unvollkommenheit
verite de fait,
aufstellen
und begründen können.
als
Ein
vollkommener, die Dinge vöUig durchschauender Verstand würde eben die AVahrheiten, die für uns verites de fait sind, in ihrer absoluten, iher
keit erkennen:
für ihn
würden
den göttlichen Intellekt gibt es alsdann keine verites de
samten Zusammenhang der Dinge
Voraussetzungen
kennen
und
so
—
Vemunftnotwendig-
Für
sich in v6rites de raison verwandeln.
sie
als
er
fait:
vermag den ge-
einen absolut notwendigen luid in höchsten
im Wesen Gottes
selbst
—
notwendig begründeten zu
das Ideal des Rationalismus zu venvirküchen.
er-
Offenbar wird
mit dieser Auffassimg der prinzipielle Gegensatz der verit6s de raison und der
vöritcs
de
empirisclie
fait
aufgegeben
Erkenntnis
der P]nt Wicklungsstufe,
unentbehrlicher
berechtigten
auf der
Standpunkt,
rationalistischen,
mehr der menschliche
und
erscheint
Geist
einen
in
sich
der
bloß
der Mensch
aber
graduellen
Notbehelf,
ein
als
auf
als
vorläufiger,
zur Zeit befindet,
höherer Stufe
der
an
der reinen Veruunfterkenntnis Platz
in
Die
verwandelt.
ein
seiner Entwicklung fortschreitet,
je
auf
allerdings
sich
allein
macht.
Je
mehr
die
unklaren und verwon-enen Vorstellungen in ihm durch völlig klare und deutliche
ersetzt
werden,
um
so
mehr werden auch
die Erkenntnisse, die er zunächst nur
Busse: Kants
v6rit6s de
als
von
reiner,
der Erfahrung,' entnahm,
fait
Der Rationalismus behält das
Zu
ilini
.Nova
denknotwendige AVahr-
als
So nahem wir uns dem Ideal
dermaleinst zu venvirklichen, besteht nicht.
es
Wort.
letzte
einer definitiven Entscheidung über die
beiden
gekommen:
sie
Unklarheit
schaffene
v6rit6s de fait
und durcheinander
laufen neben-
über das Verhältnis, in
es bei Leibniz
ist
Die hierdurch ge-
her.
welchem
zueinander stehen, spricht sich auch in
ihm vorhandenen
bei
Tendenzen, die rationalistische und die Kompromißtendenz',
nicht
19
Diluctdatio".
Erfahrung unabhängiger Vernunfterkenntnis immer mehr an;
aller
prinzipielle Unmöglichkeit,
eine
sicli
zu v6ritfe de raisDn werden.
enthüllen,
lieiten
erkenntnistheoretiscber Standpunkt in der
de raison
vöritd-s
dem
und
Verhältnis aus, das
zwischen den diese beiden Klassen von Wahrheiten beherrschenden Erkenutnis-
dem
|)rinzipien besteht:
(irunde.
Der
letztere
vom Widerspruch und dem
Satz
Satz
vom zureichenden
wird dem ersteren bald koordiniert, bald subordiniert, auf
ihn zurückgeführt.
Hume
unterschied
die
logisch-notwendigen
Beziehungen,
welche
der
Verstand zwischen seinen Vorstellungen saftet, von den bloß tatsächlichen und
Beziehungen,
erfahrungsmäßigen
welche zwischen Tatsachen bestehen.
Sätze, welche die ersteren (die relations of ideas) wiedergeben, beruhen auf
vom AViderspruch und bedürfen
Satz
Ihre Geltung
ist
nicht der Bestätigung durch die Erfahrung.
ganz unabhängig davon, ob den
in
ihnen enthaltenen Vorstellungen
etwas in natura rerum entspricht oder nicht
irgend
Der
winkligen Dreieck das Quadrat der Hypotenuse gleich der
der Katheten
unbedingt,
ist,
ist
ob
ein
es
Dreieck in Wirklichkeit gibt oder nicht.
welche
Sätzen,
sich
Satz, daß
Summe
auf
Tatsachen
rechtwinkliges,
Daher
of
fact)
gilt
es sich mit
beziehen
er
überhaupt ein
ob es
Anders aber verhält
(matters
im recht-
der Quadrate
denknotwendig, sein Gegenteil unmöglich.
ganz gleichgültig,
Die
dem
tind
den
Tatsachen
1) Adickes versucht in seiner Schrift: Kantstudien (Kiel und Leipzig, 1895) den Nachweis,
daß Leibniz auch apriorische, von der Erfahrung unabhängige verites de fait kenne, analytische
Urteile, in denen das Prädikat im Subjektsbegriff enthalten ist, die aber doch nicht auf den»
Satz
vom Widerspruch
Teil
in
vi'-rites
analytischen
de
fait,
beruhen.
Ein vollkommener Veretand würde daher die Wirklichkeit
Gegenteil unmöglich
verites de raison, deren
— immer aber a priori erkennen.
derartige Auffiss-ung zu verraten;
es ist aber
zum
zum
Teil
in
analyti.seln'n
Manche Sätze Leibnizens scheinen
in
der Tat eine
Adickes
ist,
nicht gelungen, sie als einen beständigen
Im ganzen werden
und besonders charakteristischen Zug seiner Erkenntnistheorie zu erweisen.
wir bei der namentlich von Paulsen (Versuch einer Entwicklungsgeschichlo der Kantschcn Krkcniitnistheorie, I/jipzig 1875) vertretenen Ansieht, daß es bei I-eibniz über da.s Verhältnis der
Erfalirungserkenntnis zur apriorischen zu keiner klaren und unzweideutigen Entscheidung kommt, festhalten und die verites de fait, soweit sie den verites de raison prinzipiell entgegengesetzt werden,
als
synthotisilie
Schrift in
Tatsachenurteile
Vaihingers
betrachten
K:intstu.li<-n.
üd.
II
S.
müssen.
Vgl.
meine Rezension der Adieki-sschon
USf.
2*
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der
Busse: Kants
20
nicht denkuot^vendig, ihr Gegenteil
ist
Daß cüe Sonne morgen nicht aufgehe,
ist
Sie sind
zueiDander in Beziehung setzen.
denkbar, enthält kernen Widerspruch.
„Nova Düucidatio".
ein ebenso widerspruchsloser Satz, wie
daß
sie
Aussagen über Tat-
aufgehe.
gemaclit,
sachen werden daher auch nicht diu'ch die reine Vernunft a priori
sondern beruhen auf Erfahrung und gelten, soweit sie die Erfahrung bestätigt
Aus
ihr-
stammt auch das Prinzip, dessen
einander abzideiten
^vir
das Kausalitätsprinzip.
:
notwendige, unbedingte Geltung, sondern
uns bedienen,
Auch
stellt
um
Tatsachen aus-
dieses besitzt daher nicht denk-
eine auf
vielfältiger
Erfahrung
—
beruhende Gepflogenheit oder Gewohnheit unserer assoziierenden Psyche dar.
So finden wir auch bei Hume die prinzipielle Unterscheidung z^vischen absolut
dem
notwendigen, apriorischen, auf
und
analytischen) Wahrheiten
—
und
des Widei-spruchs beruhenden (daher
solchen, die auf Erfahrung beruhen, synthetisch
und von nur erfahrimgsmäßiger
Gegensatz wieder
Satz
zwar-
Aber auch bei ihm wird
Gültigkeit sind.
gemäß, im Gegensatz zu Leibniz zugunsten des
wischt, als er prinzipiell
und
Denken
ein Satz, den das
tieibt.
—
insofern ver-
sclüießlich ist
zum
Zweifel
Ein zwingender Grund dafür, daß
für absolut wahr- hält,
Endes nicht angeben:
Empirismus
rein theoretisch seineu Skeptizismus bis
an der Autorität der Vernunft überhaupt
letzten
dieser
bei ihm, seinem empiristischen Ausgangspunkt
wahr
sei,
läßt sich
nach
Hume
nur eme starke Neigung, ihn für wahr
zu halten, die Grundlage seiner Wahrheit und Notwendigkeit.
Beruhen somit
die
höchsten iind unmittelbarsten Wahrheiten, die logischen Denkgesetze selbst, die
der Erfahrung und ihrem Kausalitätsprinzip entgegenstellt, wiederum auf
Hume
bloßen empirisch bedingten Denkgewohnheiten, so verwandeln sich
wie bei Leibniz
—
die
— umgekehrt
denknotweudigen Wahrheiten doch wieder in empirische
Wahrheiten, und der Empirismus behauptet das Feld.
Man wird
und
nicht sagen können, daß das von Leibniz
Hume
mit ein-
dringendem Scharfsinn behandelte Problem bei Wolff und den Philosophen der
Im
deutschen Aufklämng eine weitere Kläiimg erfahren habe.
"ivertvollen
hatten,
Unterscheidungen, welche jene
großen
Gegenteil.
Denker
Unterschiedes
Leibniz und
immer
Hume
klar
so
nebeneinander her, ohne daß
bewußt
man
ratio-
sich selbst ihres
Sogar das Verständnis des Problems, das
ist.
anhaltend beschäftigte, geht schließlich verloren.
diesem Zustand der Versumpfung hat
Die
angebahnt
gehen bei ihnen zum guten Teil wieder verloren: empiristische und
nalistische Grundsätze laufen
scliarfe
beiden
ei^st
Aus
der Kantischc Kritizismus durch seine
Unterscheidung analytischer und synthetischer, apriorischer und aposte-
riorischer Urteile
synthetische
die
Urteile
deutsche Erkenntnistheorie wieder herausgeführt.
a priori bedeuten
Kants
einen neuen und eigenartigen Versuch,
„Nova
erkenntnisthooretischer Standpunkt in der
Busse: Kants
21
Dilucidatio".
der Schwierigkeit, mit der Lcibiiiz und Iliimo kiimpften, Herr zu worden, einen
Versuch, der, wie
man auch über
Anspruch erheben
darf,
seinen Erfolg urteilen nmgo, jedenfalls
einer durchaus klaren,
auf
<len
Problem-
erfaßten
scharf
steilung zu beruhen.
durcli
er,
und der inneren Entwicklung
Jaliro der Arbeit
Lange
bis
lias
Kant gebrauciit,
liat
Studium llumes aus dem dogmatischen Schlummer erweckt,
das Leibniz-Humosche Problem in seiner ganzen Bedeutung klar erkannte
und
den Versucli unternaimi, durch seinen kritischen Rationalismus eine neue
Ivösung desselben zu geben.
Wolff und seine Nachfolger maßgebenden Gesichtspunkte:
diese charakteristische, durch Leibnizens
Unklarheit
veranlaßte
dem bestimmemlon
seiner Entwicklung steht auch er unter
Im Anfang
fluß der für
für
schwankende und inkonsctiuente Haltung
aucli
der ersten erkenntnistheoretisclicn
in
Zugleich zeigt aber auch
wieder.
Ein-
primonim cognitionis motaphysicae nova dilucidatio"
Schrift Kants: „Principiorum
vom Jahre 1755
sich
spiegelt
«iie
schon das cnistc Streben
sie
des Philosophen, einen selbständigen erkcnntnisthooretischcn und metaphysischen
Das
Standpunkt zu gewinnen.
ist
Wir
lernen in ihr
Voraussetzungen kennen, von denen Kant ursprünglich ausging, wir nehmen
die
in
die Ent-
was diese Schrift zu einer für
es,
wicklungsgeschichte des Kantischen Denkens so wichtigen macht.
ihr aber
auch schon die ersten Anfänge der neuen Gedanken waiir,
mußten, den er in der Kritik der reinen Vernunft einnimmt.
driingen
Nova Dilucidatio
zeigt sich
Kant
als
Rationalist,
Aber
Hoden der Leibniz-Woiffschen Schule.
schriebenen Gedankenkreis drängen sich,
den
Wogen
ein,
die
in
er steht im ganzen auf
zu-
der
dem
noch unklar und immer wieder von
Gedanken
mit jenem nicht wolil vereinbar waren und daher, einmal in ihn ein-
sprengen
mußten.
Ferment wirken und ihn
Die Schriften
der
fortschreitende Lo,slösung
vom
schließlich
60 er Jahre zeigen
Umsichgreifen empiristischer Gesichtspunkte
in
den Einfluß Humes,
mag
hier
um
auf
den
seiner
niciit
ganzen
zu steilen
bleiben
und damit seine
der 60er Jahre
die Mitte
—
—
Geistesrichtung
vermocht.
vom alten Rationalismus
reiciien
Bis
ob durch oder ohne
sich
mit
in
entgegengesetzten
die
auch seine
Zeit
—
zer-
fortschreitende
dem Hume-
Dauernd und mit Entschiedenheit hat
schen im wesentlichen deckt.
Standpunkt
uneriirtert
von innen aus
das
Kants Denken
Rationalismus, bis
Kant vorübergehend einen Standpunkt einnimmt, der
lösiing
In
iiui
den durch diese Schule um-
rationalistischer Betiachtimgsweise überflutet, empiristische
geführt, als zersetzendes
Kant
ilie
dem Standpunkt
von diesen Voraussetzungen immer mehr ab und schließlich
sich
der alimäldichen
sowohl
in
aber
empiristischen
Los-
den von ihm
Busse: Kants
22
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der ,Nova Dilucidatio".
und
veröffentlichten Schriften als auch in den Briefen
herausgegebenen Reflexionen erkennbaren
—
in
den von B. Erdraann
Neubegründung
Yersuche einer
des EationaUsmus auf einer neuen, sicheren Grundlage, Versuche, die, niit der
und Tragweite der
klaren Einsicht in die Bedeutung
(für
den Rationalisten Kant
den Skeptizismus imd die Zei-störung der Wissenschaft bedeutenden) Huiueschen
Position immer kräftiger einsetzend, mit der Lehre von den synthetischen Urteilen
a priori
und dem transzendentalen Nachweise
ihrer objektiven Gültigkeit ihren
endgültigen Abschluß finden.
Nach diesen der allgemeinen Orientierung über
bemerkungen wenden wir uns der Nova Dilucidatio
die Schrift dienenden
Vor-
selbst zu.
Principiorum primorum cognitionis metaphysicae
nova dilucidatio.
über den erkenntnistheoretischeu
Gelialt der
zwei eingehendere Untersuchungen vor:
Philosophie Immanuel Kants (Bd.
Halle 1887) und von E.
I, erste
Adickes
in
Nova
Dilucidatio liegen bereits
von G. Thiele
in
Die
seiner Schrift:
Abteilung, Halle 1882, zweite Abteilung,
seinen „Kantstudien" betitelten Beiträgen
zur Entwicklungsgeschichte der Kantischen Erkenntnistheorie (Kiel 1895).
In der Gesamtauffassung der
Nova Düucidatio mit ihnen (denen
ich vieles
zu verdanken bekenne) im wesentlichen übereinstimmend gelangt die nachfolgende
Untersuchimg doch im einzelnen zu insbesondere von Adickes' Ansichten nicht
unbeträchtlich abweichenden Ergebnissen, die zu mehrfachen Auseinandersetzungen
mit diesem Kantforscher nötigen.
Einen Punkt möchte
ich gleich
Nova Düucidatio
im Beginn
herausheben.
Ich gestehe Kant auch in der
keit derselben
von den herrschenden Gedankenki-eisen der AufklärungsphUosophie
doch ein größeres
geneigt
ist.
Maß von
Selbständigkeit der Ansichten zu, als
Das Streben nach Selbständigkeit des Denkens
Phasen seiner Entwicklung charakterisierender Zug.
einfach von anderen, stets
bei aller
ist
Abhängig-
Adickes zu
ein
Kant
tun
in allen
Nie übeniimmt er etwas
macht er auch das, was er von anderen annimmt,
durch eigenes selbständiges Durchdenken zu seinem vollen geistigen Eigentum,
ihm dabei den Stempel
bezeichnenderweise der
seines eigenen Geistes aufdrückend.
ei-sten
von ihm veröffentlichten
Hat
Schrift,
er doch schon
den Gedanken
von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte (1747) das charakteristische
Motto aus Seneca de vita beata vorangestellt: „Nihü magis praestandum
est,
quam
Buh>e: EaaLs erkenntnistbeoretisoher Standpunkt
no pecoruin
sed
est,
scr|uamiir antocedcntium gregem,
litu
i|iia
Und daß
itur.'-
non qua cunrlum
pcrgentos,
Nova
er auch in der
23
der ,Nova Dilucidatio".
in
Dilucidati«»
nicht gewillt
ist,
auf Selhständigkcit zu veraichten, spricht er ja schon in den ersten Worten der
Einleitung deutlich aus: „Prirais cognitionis nostrac principiis lucem, ut spero,
iliquam allaturus,
potest
ficri
cum quae
super hac re nieditatiis fuerim paucissimis quibus
cxpuncrc
pagollis
stet sententia"
clarorum virorum sententia discedere
.
.
.
usw.
.
.
„In (|uo nogotio sicubi a
.
duxcro" usw.
.
.
„Quandoquideni
.
in
sentontiarura divortin suo cuique sensu abundarc licet" usw.'
Aus
durchaus
dorn eingehenden Studium der
Nova
den Eindruck gewonnen, daß
sie
dem
ihrer fiesanitauffa-ssung von
in
habe ich denn auch
Dilucidatio
der Tat bei aller Abhängigkeit
Milieu der Leibniz-Wolffschon Schule und von
Crusius doch im einzelnen eine größere Selbständigkeit bekundet, als es auf den
mag; daß auch da, wo die Kantischen Formulierungen
scheinen
Blick
ersten
nur bekannte Auffassungen seiner Vtu-gänger wiederzugeben scheinen,
tatsächlich etwas Eigenes, Anderes,
selten
Täusche ich mich hierin nicht
Sätze
so wird
völlig,
vorsichtig zu sein,
Kants zu erläutern,
heraus zu verstehen, nur das als ihren Sinn
um
und
in erster
Linie aus sich selbst
Drei Aufgaben
Er
will
stellt sich
erstens
Kant
üblichen
die
in
iler
heiten betreffen, einer
Er
will
dem
sie
bei
bevorzugte Stellung
die
sie
aller
Wahr-
berichtigen.
eüie bessere Formulierung und
zweitens
Begründung des Satzes
denen er behaftet
die Schwierigkeiten, mit
hinwegräumen.
Ratio Institut! Absatz
Akademie der Wis-senschaften
2)
Dilucidatio.
und höchsten Prinzips
Prüfung unterziehen und
vom zureichenden Grunde geben und
erscheint,
Nova
Annahmen, weiche
des Prinzips des Widerspruchs als obersten
in
in
werden.
j:i'inacht
1)
die
sie
berechtigt
Diese Forderung wird im folgenden mehrfach geltend
finden, ergibt.''
sich
durch
ihre Absicht gelten zu lassen,
was sich aus Kants eigenen Worten und dem Zusammenhange,
ihm
nicht
gut tun, mit der Be-
so wird der Versuch
Kantischen Formulierungen zunächst und
sein, die
man
seiner Schüler und Gegner,
auf Ansichten Wolffs,
rufung
sie
Xcues enthalten.
,
Kants Werke,
1.
Bd.
1,
lioi-au.sgcgf.'liori
von
der
Kiinigl.
Preußischen
Berlin 1002, S. 387.
Die selbständiKü Formulierung der erkenntnistliefmotisclien Gedanken, die ihm als die
liebt auch l'aulsen hervor. Vorsuch usw. S. 35.
Deutschland üblichen überliefert woitlen waren,
Vgl.
auch
Wartenberg, Kants
Theorie der Kausalität,
Leipzig 1899 S. 22,
Kuysson,
Kant,
raris 1900 S. 33.
3) Vgl.
Thiele,
man Kant vielmehr
Zoit.schr.
f.
immanente Philosüphie Bd. 2
aus sich selbst zu voretehon suchen.''
S.
81
:
„In
ei-ster
Linie
muü
24
Knuts cTkcimtni.stheuicti.sdK'i
But..so:
Und
er will
aufstellen,
von großer Tragweite
sind.'
Dementsprechend
fipio contradictionis;
ciontis; Sectio 111:
Dilucidatio".
und einfach, dafür aber fruchtbar nnd
zwar nicht nrsprünglicli
«iio
„Nova
ncno Onindsätzc metaphysischer Erkenntnis
zwei
tlrittons
.lov
Slaii.linuikt in
zcrfiillt
Sectio
drei Teile:
die Aldiiindlung in
I:
De
prin-
prineipio rationis determinantis, vuigo suffi-
De
Sectio TI:
Bina principia cognitionis metaphysicae, consectarionim fera-
cissima, aperiens, e prineipio rationis determinantis Duentia.
I.
Sectio
I.
Tn beziig auf das principium contradictionis führt
Kant
in der Sectio I aus,
daß es ein einziges, höchstes und allein maßgebendes Trinzip aller Wahrheiten
nicht geben könne-, vielmehr zwei derartige Prinzipien angenommen werden
müssen, eins für die affirmativen, eins für die negativen Sätze.
est,
est,
(7uidiiuid
non
Quid(|iiid
dieses:
est,
non
Jenes lautet:
Beide Prinzipien
est.
faßt
Kant aber unter dem Namen des Identitätsprinzips zusammen und schreibt
ihm den Prinzipat gegenüber dem Satz vom "Widerspruch
zu.-'
— die beiden genannten sich schließende — principium idcntitntis
von gi'oßer "Wichtigkeit — als das beherrschende
wird nun aber — und das
in
Dieses
ist
Prinzip aller "Wahrheiten überhaupt
omnium
„"\'"eritatum
nompe
affirmantium,
hingestellt.
bina sunt principia absolute prima, alterura vcritatum
propositio:
rpiicquid est,
uenipo i)ropositio: quicquid non est, non
est.
munitor principium idcntitatis" (Prop.
II).
omnium veritatum
„Quae
arrogat pi'opositio, jirimo
quod
in
(Prop.
et generalissimi principii
sibi
prineipio identitatis gemino haud dubio auimadvertere mihi vidcor"
„Primo itaquo quac do
principatu
„Tum
principi! contiadictioiiis
confidontius vulgo iiuani
du k'go
rationis
vorius
sit
sufficientis,
demonstrationem portinent, una cum
iis,
supromo
poihibontur,
ad
ot indubitato supra
trutinam
omnes
veri-
indaginis
curatioris
stituüiiduin, brevibus exponere oouabor."
<iuaecunciuo ad emendatiorem eiusdem et
sensum et
quao ipsam infestare videntui', difficultatibus allegabo
et
argumoßtonun robure occuram.''
„Tostrenio
duo nova statuam non contemnendi, ut mihi quidem videtur, momenti cognimetai)hysicae prinoii)ia, non piimitiva illa quidom et simplicissima, vero ideo usibus etiam
allegatis
.
.
.
.
accomodatioia, et,
2) l'rop.I
r.
V.
—
.
si
.
(piicquam aliud, latissirae sano patentia.''
und
B. 191
III.
f.
—
— Ratio Institut! Abs. 2,
omnium non datur principium unicum
Dem Satz vom "Widerspruch gibt Kant hier
S.388: Veritatum
3) Prop. II
Kr. d.
summi
simplicissimis, deindo et generalissimis terminis enuntiata:
oxigero, doindo ipiid in lioo capito roctius
tionis
alterum veritatum negantium,
Quao ambo simul vocautur com-
111).
1)
tates
sit
absolute
est,
a. a.
0. S. 387.
absolute iirimum, catliolicon.
die (von
ihm später
in der
verworfene) Form: impossibile est, idem simul esse ac non esse.
KniilH <TkcnritniHtlii"iri'tiH>'h<'r Sln(i>l|iiirikl
Ilii>(ii';
Auf
ilaiin
hunifif,
ilirn
wiilir,
wenn
siiMoctiim,
„(/iiniid(ifiiiU|iio
(|iim!
vcd
rKitionetn |>iaodicati invidviint,
oxchidunMir,
hoc.
compotOR!
illi
so
vcl
statiionduni
rl.
25
Diliiciilnlii»'.
ein
li.
l'rffjl
mir
ist
Idonfitiit hcsfoht.
in
ea oxoludit,
idontitaH .mibiocti
r|iiaMdo(!iin(|iie
l'riidikat
in
voi
,X'ivn
'Iit
jedes llitoils,
Wnlirlioit
dif;
(liih(>r
zwisolion Hiibjfkt und
in
est,;
noxii
ot
spocfiitiini
|)<ini(,
<-n.
',
por ndtionom pracdinali
(|iin(!
paiilo
idtsni
intor ac praedicati
cxpiicatiiiH:
repo-
iiDliiMios
ritnr, prnpo.sitio OHt vort».'
auch
Homit. ^cht.
auch
als
indirekte: „Hi
dir;
d(!
fjuaernH, ith-rn rcperics idtiino suhstratuiri principium
demnnstratione
in<lirecta
(|iionfer (iinniH
auch
ornnino
priiuripiurn
subiecto vel in so vol in ncxu
Dio Sectio
Uationalismus,
I
erscheint,
aus
letzten
.
.
concludendi
—
dominum."
^eminum
„.
.
.
in
identitiitom det'ff^onrlani
es
denn
praedicati
cum
seihsfgewissen,
Erkenntnisse
ührigen
alle
auf
ist
resolvitur.""'
Das
somit ganz rationalistisch gehalten.
höchsten
rafion»?
patct et in
prinias ohtinero conse-
omnis nostra ratiocinatio
s[iectJito
und
horuhenden Sätzen
Identitiit
identitatis
corto praesidchit |)rin-
indiroctji
ultimum esse fundaniontiim."* Und so
ciof^nitionis
Hchlielions; „.
'Ins l'rinzip alles
omni
,,l)ir(;ctae orj^o ar^juniontationi
—
cipiiim idrintitatis'""
auf das |)rin('ipiuiu identitnfis zurück,
nowoisfiiliriin^'
allo
—
H(»w()hl die diri'kfe
dem
Ideal
des
Prinzip
fler
deduktivem
auf
Wege,
durch streng logisches, wiederum durch das pr'incipium identitatis hehcrrschtcs
Hchlullverfahron
wahren
abzuleiten:
sind
Urteile
analytische
ihm identisch
Hiibjekt enthalten, mit
auch
schcunt
es
ihn
für
ist
Auch
die
Kants
denen
in
kann
zu
das
fh^s
sein.
nur
1)
wenn
^'hflT
dnn Hinn
2} Vr;\,. II Atw.
wird, dnß OH Htih
iiliject/j
auch
<iott
M
(lirisos
H.
I
aus
V«!. liicrzu
noxii
In
des
diskursiven
vf'-ritAs
de
analytischen,
Kinsichtcn
Donkens,
der
Airndniok» winl weitur uiitün ({"hiidolt wonlon.
.38!».
ihr nur handln
vol ahHoliito vol
Umweges
des
nicht
im
Subjektshegriffs
^ubjekf und Prädikat durch das principium identitatis verknüpfenden
iii'sttjhen,
Allo
Prädikat
nur aus
F)rkcnntnis darf
Erkenntnis
göttliche
Ideal
durch Analyse
luid
gewonnen wird: wahrhaft wissenschaftliche
nison bestehen.
das
Urteile,
„du
'-a
H|if»!tnt/i
l'ro|.. I
H.
308, wo(AI>s.
|ir.'i<.'dir:nti
involviintiir,
1)
von
clor ratio voritatis K''»««!
positiono, 'inno uffiriliir |i<t notinniun,
cum
|)rftoti(:ati
>|iino
Idctifitiitum, et prauiliratum,
Zwischßn den hciden Fonnuiicnni^'ün hcKtcht. ein
SluU der orüton sützt da« Siihjokt i'twaM (oder .schließt o«
M don ]'rii/likntfih<'Kriff in Hich H<;liliußt, mit ihm identisch IhI: doshalh kommt dicsur dom
.Niii.ji kl 7,11
(o'lor kommt ihm nicht zu).
Nach dor zweiten «otzt rior in dom Sul>ji'kt.sho«ri(f onlhalti'no, mit ihm idcntiMcho Ki'xriff da,s rriiiliknt (mit dom «t idonti.srh i^t) und von!ini(?t es mit
i'id
iam n/lhacret «uhiocto,
r
'li-m
I
-r
tantiitn detoKitiir".
tcrminoloifisrhor nntcrHchiod.
Hnhjok».
In
hoidon Fallen alwir
Onirid dor Wahrheit des
3) I'rop. II
Ahs.
I.
Schluß
t)
KbnndaHolbHt Ahn.
t.)
Pro,.. III Schol. S.
2.
ist
du-
Idonlitiit
I'rteilH.
H. 381».
Anfang
301.
luid Sililiiß.
von
Siihji'kt
und
l'nidikal
V'irliand'-n
und
„Nova
in der
Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standpunkt
26
Dilucidatio"
Bildung allgemeiner Begriffe, ihrer Kombination und Analyse bedarf,
um
zu
solchen Einsichten zu gelangen, vielmehr eine unmittelbare intuitive Erkenntnis
des gesamten
Zusammenhanges der Dinge
besitzt.
fehlt auch nicht an Andoutimgen,
Es
möglich
aus
hält,
—
aus denen hervorgeht, daß Kant
—
ganz wie Spinoza, der Klassiker des Kationalismus und Dogmatismus
es für
Gottesbcgriff durch Determination desselben den gesamten
dem
und
Inhalt der Wirklichkeit abzuleiten
in
anaktischen,
denknotweudigen und
notwendig auseinander folgenden Urteilen darzustellen.
Die streng rationalistische Haltung der Sectio
aus an^,
Kant
letzteren
I
erkennt auch Thiele durch-
bedeutet das aber nicht,
wahren Urteile für denknotwendige, deren Gegenteil unmöglich
alle
daß
ist,
Vielmehr versucht er auch hier bei Kant das Vorhandensein derselben
erkläre.
Annahme nachzuweisen,
gehoben hat
dem
Für den
ebenso Adickes.*
Satz
(s.
oben
S.
Leibniz mit besonderem Nachdruck hervor-
die er bei
Anm.
19
der
1):
vom Widerspruch beruhender
„Ein Urteil kann
wahr
also
Satz des Widerspruchs erkannt
Allein diese Auffassung
Annahme
aber nicht auf
analytischer,
Urteile.
ohne daß seine Notwendigkeit nach dem
sein,
und erwiesen werden könnte." ^
unhaltbar; nichts berechtigt zu
ist
ganz unzweideutigen Erklärungen der Sectio
I
muß
Nach den
ihr.
allerdings die Notwendigkeit
jedes wahren Urteils nach dem Satz des Widerspruchs erkannt und erwiesen
werden können.
Adickes
stützt
vom Widerspruch
uiclit als
liöchstes
der
und
einzigstes Prinzip aller
AJlein das bedeutet doch nur,
lassen will.
dem
Auffassung darauf, daß Kant den Satz
seine
unterzuordnen
Identität
sei,
nicht,
daß
S.
391) nur,
festzustellen
daß
man
Kant sagt
Wahrheit eines Urteils nicht
die
brauche, daß mau
es auf
potest,
dictionis)
est,
omnes
veritates
velut ad lapidem
Lydium
ut quamlibet veritatem ab
1)
tellcctus
haue definitionem
ad
in
als
(Prop. III
der Weise
den Satz vom Widerspruch zurückführt,
nicht aber, daß man das in bestimmten Fällen nicht könne.
statui
Geltung
seine
es
Wahrheitsprinzip in irgend einem Falle überhaupt verliere.
Abs. 2
Wahrheit gelten
daß das principium contradictionis
revocari
(sc.
oportere?
oppositi impossibilitate
des
„Quo vero pactu
principii
contra-
Neque enim necesse
vindices."
Weshalb das
Additamenta problematis IX Abs. 1 S. 405: „Etonim ratiocinionira anfractus divini inimmensitatem param decere concedo. Neque enim abstiaotione notionum universalium
earumque combinatione
et
ad eruendas consequeutias facta coUatione infinitae intelligentiae opus
2) Siehe Prop. VII.
3) I' S. 21
4) S. 57.
5) S. 55.
— 23.
Vgl.
Paulsen
a. a.
0. S. 31,
Adickes
S. 52.
est."
Busse: Kants
nötig
nicht
um
wird sofort gesagt:
ist,
beweisen, bedarf
Satzes zu
satzcs:
erkeontnistheoretischer Standpunkt in der
man noch
„cuiuscunquo oppositum
der Vcrmittoliing eines anderen Tirund-
fulsiim,
est
illiid
principio contradictionis divisum habet imperiuni.''
verum", der
est
aus
„cum
also
Dagegen genügt das
prinzip ohne weiteres zur Feststellung der Walirheit eines Urteils
dem
27
Dilucidatio".
Weise die Wahrlieit eines
dieser
in
,Nova
Identitäts-
und darf
daiier
vom Widei"spruch gegenüber den Vonang beanspruchen. Könnte man
den Ausführungen Kants überhaupt das folgern, was Adickes aus ihnen
Satz
folgert,
würde keines
so
dictionis festgestellt
—
Müssen umgekehrt
identitatis.
Wahrheit auf Grund des
Urteils
oben angeführten Sätzen
und daß Kant
durch das principium identitatis
—
wahren Urteile
alle
wahr bewiesen werden,
als
principii
kann doch nach den
dies lehrt,
wohl zweifelhaft sein
nicht
contra-
principii
werden können'; dann aber auch nicht auf Grund des
brauchen
so
sie
zwar nicht, können aber natürlich auch mit Hilfe des principii contradictionis
Denn
bcgi'ündct werden.
dem Subjekt
prinzip aus
alle Urteile,
in
—
sind
folgt,
denen
als
ilas
Priidikat
deren Gegenteil einen Widei-spruch enthält, unmöglich ist
—
Identitäts-
zugleich solche,
muß
Also
ihre
Wahr-
auch aus der Unmöglichkeit des Gegenteils nach dem principium contra-
heit
und eingesehen werden können: das principium
begründet
dictionis
als
dem
nach
denknotwendige
Kriterium der Wahrheit schließt das principium contradictionis
Dieser Regel gemäß verfährt auch Kant,
ihre
wenn
er die Notwendigkeit der
aus der Unmöglichkeit des Gegenteils ableitet
E.vistenz Gottes
Geltung für Kant erkennt auch
Adickes
identitatis
ein.
selbst an,
wenn
(s.
er
weiter unten);
(S.
64 Anm.
3),
eben im Hinblick auf diesen Fall, ausführt, daß hier die Erkenntnis des Daseins
Gottes erfolge
,,
wegen der Unmöglichkeit des Gegenteils,
des Widei-spruchs
(und zuletzt
der
Identität)''.
Und
also
nach
dem
Satz
endlich läßt die Prop.
V
gar keinen Zweifel darüber bestehen, daß „in omni propositione vera oppositum
praedicati
c.xcludatur necesse
est.
Excluditur
autem
pracdicatum
...
vi
principii contradictionis".'-
1)
Auch
dio Erkomitnis,
die
Adickes
S. .58
anführt,
bei
der
man „aus einem
nicht herauszugehen, ihn nur in se, nicht in no.vu zu betrachten braucht,
um
Begriff
zu erkennen, was
ihm zukommt, was nicht", würde dann nicht, wie er lx;hauptet, ..eine Erkenntnis gemiiß dorn Satz
vom Widerspruch" sein.
Kant würde natürlich auch von dieser Erkenntnis sagen, daß ihre
Richtigkeit, Notwendigkeit und Wahrheit auf dem principium identitatis beruhe.
2) S. 393. Im t'bereinstimmung mit meiner oben dargelegten Anschauung sagt auch Paulsen
(a. a. «). S. 28.29) unter Berufung auf dio l'rnp. V: „Also jedes waliro Urteil ist notwendig nach
dem Satz des Wider^pi-uchs." Vgl. auch S. 33. Ebenso K. Fischer, Oe-sch. d. n. Ph. Bd. 111 S. W.i
(3. Aufl.), der mit Recht darauf hinweist, daß es nicht viel heißen will, wenn Kant da-s principium
—
contradii'tionis
durch
Tat nichts geändert.
da.s
principium identitatis ersetzt wissen
will.
Sachlich wird dadurch in der
28
Es
zum
zugleich auch das principiuin coutradictionis,
Prmzip der
uml damit
dabei: die Sectio I luacbt das principiuni identitatis,
bleibt, also
Identität beruhen,
weudige, ihr Gegenteil
als
alleinigen Prinzip aller Urteile
Alle wahren Urteile sind solche, welche auf
ihrer Wahrheit.
und Kriterium
„Nova Dilucidatio"
ertenntnistheoretischei- Standpunkt in der
Busse: Kants
dem
wahre Erkenntnis enthält nur derartige denknot-
unmöglich ausschließende Urteile: vöritös de raison.
IL
Sectio II.
Prop.
1.
Um
so
mehr muß
unserer Schrift
wenn nun
auffallen,
es
neben das bisher
I— V.
ausreichende principiuni identitatis noch
cipium rationis determinantis
,
Haben wir
ein
es in iluu mit
Und zwar
priiicipio
hältnis zu
Prinzip der Erkenntnis zu tun,
Um
jenem?
Abteil luig
das
tritt,
vielleicht,
dem
^jri/«-
ganz unvermittelt,
irgend etwas
identitatis
einem zweiten,
für eine bestimmte Klasse von Wahrheiten gültigen,
koordinierenden
der zweiten
zweites Prinzip
vulgo sufficieutis.
ohne daß über sein Verhältnis zum
würde.
in
maßgebende und für alle "Wahrheiten
allein
gesagt
wie bei Leibniz,
Identitätsprinzip also
oder welches
sein Ver-
ist
darüber ins klare zu kommen, wird es nötig sein, daß
wir die Ausführungen Kants einer sehr sorgfältigen, stellenweise peinlich genauen
Analyse imterziehen.
In der die Überschrift Definitio tragenden Prop.
eine Reihe sorgfältig zu beachtender
„Determiuare", erfahren
oppositi."
erhalten wir zunächst
„est ponere
praedicatum
cum
exclusioue
1
bestimmen bedeutet
Determinieren,
des Gegenteils setzen.
hier
wir,
IV
und zu erwägender Begriffsbestimmungen.
um
Urteile,
also,
ein Prädikat mit Ausschließung
Es handelt sich mithin, was wohl zu beachten
die
entweder
wahr oder
exclusione oppositi besagt, daß eben derselbe
falsch
Grund, um
ist,
Der Zusatz:
sind.
auch
cum
diesen Terminus schon
vorwegzunehmen, der das Prädikat notwendig macht, auch sein (denn oppositum
ist:
oppositum praedicati) Gegenteil ausschließt, immöglich macht.
Das, was in einem Urteil bestimmt, determiniert wird,
folgenden
dicitur
Satze:
ratio",
determiniert, der
„Quod determinat subiectum respectu
hervorgeht,
Grund,
das
ratio.
Subjekt
In
dem
desselben;
das,
zitierten Satze ist
ist,
wie aus dem
praedicati
cuiusdam,
was dieses Subjekt
subiectum Akkusativ.
Der Grund determiniert das Subjekt durch das Prädikat, für dessen Setzung er
1) S.
391.
Busse: Kants
der (inind
durch
erkenntnisthcoretischer Standpunkt in der
Prädikat
folgt,
auch
ist
zum Ausdruck bringenden
diese Determination
Siiugoticrcharuktor des Rindes der firund
zum
den Begriff Kind
der Gnind
dafür, daß
Subjektsbegriff hat,
dieses
würde
die ratio zu
ist;
—
zunächst
als
Das wird
setzt.
würde
so
sie
sie
an-
nach dem folgenden
das sein, was durch das Subjekt hinsichtlich eines
— nämlich ob es einem Subjekt beizulegen
von Kant im Beweise der Prop.
aucli
„E
Y
ist
welches etwas
ist,
oder
—
niclit
fest-
(Ideni aliter) mit klaren
notionc rationis", heißt es daselbst „intelligi potest,
oppositorum subiecto
praedicatorum
tribuendum
Die von mir vertretene Auffassung ergibt sich
venduni."*
dem
antecedenter und consequenter determinantem scheidet, das
Worten ausgesprochen.
(luodnam
aus
Xominativ fassen, sn
Prädikats festgesetzt wird, während sie doch offenbar dasjenige
über ein Prädikat
dem
und zugleich der Grund
einem determinatuni werden, während
Satze', der sie in
determinans
man subicctum
Wollte
in
z. li.
durch das Prädikat:
dieser letztere
Dieser Sachverhalt geht
Urteils.
geführten Satze selbst hervor.
liegt
einem Urteile, welches
in
ist,
Wahrheit dos
der
So
Urteils.
lebendige Junge zur Welt zu bringen, determiniert
der Wahrheit
29
Dilucidatio".
und derselbe Grund, aus dem die Determination des Subjekts
ist,
bestimmtes
ein
„Nova
quodnam remo-
sit,
aus zahlreichen
fci'ner
anderen Stellen der Nova Dilucidatio, von denen ich, da die Sache von Wichtigkeit
die hauptsächlichsten hier anführe.
ist,
In der
„Adstructio realitatis def initionis"
(S.
392) wird (Abs.
1)
von dem
Begriff der ratio behauptet, daß er „subicctum inter ac praedicatum aliquod
efficit et
Der (Jrund
colligationem.
selbst
ist
also
wohl aber das, worauf die Verbindung beider beruht, was
determinierende Prädikat
subiectum
i.st
quod
ipsi uniat,
Kaut
fälirt
fort:
praedicatum."
dem
Subjekt das ihn
„Ideo desidcrat semper
(Janz besonders instruktiv
sodann das Beispiel, das Kant im nämlichen ersten Absatz der Adstructio gibt:
„Habenius
•
et,
Daher
gibt.
ncxum
weder Subjekt noch Prädikat,
irund
.
.
propositionem:
.
wissen,
l'rädikat:
aus
dem
sich
mundus
ergibt,
continet plurima mala.
warum
habet plurima mala, bestimmt
ist,
das Subjekt:
„qua
posita inteliigibile est,
respectu huius pracdicati non esse indoterminatum,
cum
igitur
exclusione oppositi."
ex
indeterminatis
Äußerungen dürfen,
ja
Wir wollen den
mundus, durch das
.sed
(jua
mundum
praedicatum ponitur
Und von diesem Grund wird dann gesagt:
Im Zusammenhang mit
determinata."
efficit
„ratio
diesen
mü.ssen wir auoli den sich unmittelbar an sie anschließen-
den Satz: „Et (|Uoniam omnis vcritas determinatione pracdicati in sui)iecto
citur
(mit
1)
dem
Ratio
2) S. 303.
weiteren
Zusatz,
daß
datier
„ratio
determinaus veritutis
distin^iitur in antei'edenter et cmise'iuonter detemiinantoni, S.
.'V.U -:{'.I2.
effi-
non
30
erkenntnistheoretischer Standpuntt iu der
Busse: Kants
modo
criterimn, sed et fons
dem Subjekt
in
Und wenn
eine
daß durch den Grund,
so vei-stehen,
est'-),
Bestimmung desselben
„Nova Dilucidatio»
diu-ch
sich ein sicheres Urteil darüber, ob der
ratio,
ein Prädikat be-svirkt wird.
Merkur
um
sich
seine Achse
dreht oder nicht, deshalb nicht fällen läßt, weil es ims an einem hinreichenden
Grunde
fehlt,
„quae altenitnim ponat cum esclusione oppositi",
wenn wir
daraus hervor, daß der Grund,
den
Urteils,
so
geht auch
ihn nur hätten, das Subjekt unseres
Planeten Merkur, durch Setzung eines Prädikates in ein-
Begi'iff des
deutiger Weise bestimmen würde.
So aber ..interminatum nobis
In gleicherweise
Mercurius circa axem revolvatiu- necne.''^
uti-um planeta
est,
in der Elastizität
ist
der Ätheratome der erklärende Grund dafür zu erblicken, daß das Licht sich in
Kaum
endlicher, angebbarer Zeit diu'ch den
sagenden Urteile
fortpflanzt: in
dem
dies
vom Licht
aus-
der Subjektsbegriff Licht durch das erwähnte, aus der ratio
ist
determinans, der Natur der Ätheratome, sich ergebende Prädikat determiniert.
Von
besonderer Wichtigkeit
ratione determinante
(S.
noch
XI
auf Prop.
410) und „Idem aliter"
(S.
Abs. 1
(S.
409), Prop.
man zu
notio subieeti per
Eine besondere
In ihr wird aus-
der ratio antecedenter determinans (über deren Unterschied von
consequenter
r.
XTT Demonstratio
noch anzuführen ich mir versagen muß.
signifikante Sätze hier
geführt, daß
sine
411), und auf Prop. XIII Dilucidatio (S.413), deren
Auseinandersetzung erfordert aber noch die Note zu Prop. IV.
der
verum
est
subiectum respectu praedicati esse determinatum.^
propositio vera inclicat
Ich verweise
noch die Prop. V: Nihü
ist
an der Spitze des Beweises derselben steht der Satz: „Omnis
;
d.
später)
auch die ratio identica rechnen könne, „ubi
suam cum praedicato perfectam identitatem hoc
determinat." *
Hier scheint doch das Subjekt nicht das determinamhim oder determinatum,
sondern das determina?is zu sein,
nicht Akkusativ.*
Indes,
sogar ausgeschlossen,
dicatum
quod praedicatum detenninat
id
zwingend
ist
diese
Interpretation
wenn man bedenkt, daß determinare
nicht,
ja
:
Nominativ,
sie
scheint
ponere prae-
bedeutet \mä folglich das Subjekt nicht das Prädikat determinieren kann.«
1) Alle diese Sätze S. 392.
2) S.
392
— 393.
3) S. 393.
4) S.
392 Note*).
— 107.
5)
So Thiele I'
6)
Wolffund Knutzen(vgl.Adickes
minare auch
so
an,
S.
106
daß das Subjekt
S.33
als
— 34, 40—41) wenden freilich das Wort deter-
determinans das Prädikat „determiniert",
wobei
dann detenninare ziemlich soviel bedeutet als ponere. Sie sprechen von der detenninibilitas des
Prädikats und davon, daß praedicatum determinatur per notionem snbiecti.
Allein wir haben
kein Recht, anzunehmen, daß, weil diese den Terminus in einem loseren Sinne gebrauchen,
Kant das auch tun müsse, sondern müssen uns einzig und allein an die bestimmten Erklärungen
halten, welche er gegeben hat.
I
Busse: Kants
Und
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der
„Nova
31
Dilucidatio''.
andererseits stimmt der Satz mit der von mir vertretenen Auffassung überein,
wenn man hoc auf subiecti
ratio
liest,
dal5
in
identischen Sätzen der
dem
völligen Identität mit
Prädikat das Subjekt
Der Satz besagt dann, daß, während sonst
selbst determiniert
denen eine
bezieht und
wegen seiner
Begriff des Subjekts
anteccdentcr dctorminans vorhanden
ist)
(in allen Fällen, in
immer das Subjekt durch
einen ihm vorhergehenden und das Prädikat setzenden Grund bestimmt wird, im
dem
Falle der ratio identica das Subjekt durch seinen eigenen, mit
Prädikat völlig
identischen Begriff, oder der Subjektsbegriff (der das Prädikat enthält) durch sich
vergleiche das von
Kant zur Erläuterung gegebene
aus drei Seiten bestehen,
dem
aus
ist
Dreieck sein und
dem Dreieck
Deshalb kommt
identisch.
^lan
Beispiel: triangulum habet tria
Dreieck bedeutet eine Figur, die aus drei Seiten besteht.
latera.
Subjektsbegriff
eben den (irund, weshalb es dem Subjekt notwendig zukommt.
bildet hier
zu:
dem
Die völlige Identität des Prädikats mit
bestimmt wird.
selbst
dieses Prädikat
Begriff des Dreiecks folgt, daß es drei Seiten hat.*
Die Ansicht bleibt also in Kraft, daß wir unter
ratio
dasjenige
—
zu verstehen haben, welches, indem es ein bestimmtes Prädikat
unter Ausschluß
des Oogentoils
—
setzt,
das Subjekt hinsichtlich
eben dieses Prädikates determiniert^: ein solcher determinierender
Grund muß vorhanden
sein,
das Urteil, welches das in Frage
soll
kommende Prädikat dem Subjekt
beilegt,
wahr
sein.
—
Und zwar
ist,
wie ich nun weiter zeigen will, in der idealen Erkenntnis dieser Grund
immer
ein antecedenter determinans.
Im
Begriff der ratio will Kant die ratio antecedenter determinans und die
determinans unterschieden wissen: unter der ersteren
ratio consequenter
zu
„cuius
verstehen,
determinatum non
notio
est
praecedit
intelligibile",
doterminatum,
ii.
non
tjua
e.
sei das
supposita
unter der letzteren der Grund, „([uae non
|)oneretur, nisi iani aliunde posita esset notio, (piae ab ipsa'' deterniinatur."
Der
Sinn dieser Unterscheidung ergibt sich deutlich aus den Beispiok'ii, weleho Kant
Adstructio realitatis definitionis-'
in der
1) Vgl.
sertione."
—
Prop. VII
Sl-IioI.
Kulnm, cogitas m-ecssario
identica,
so solilicßt
„essentia
(S. 395).
rcrum
„os.sontiai;
ri'lius
absolute
triaugiili,
2) Vgl.
z.
tria lati'ia, iiHoU iUeiii est ac si di.is:
Kant
diu
3)
auch Thiele, I'
Kr. d.
r.
Im Text
V.
(S.
1
S.
Note zu Prep. IV, haben wir
S. 100,
im Text
steht.
consistit
Paulsen
also
si
in
ipiid est,
don
triiim
Dalier:
Fall,
est.
daß
latennn cmi-
„si cogitas triari-
—
Hei der ratio
diMc'niiiii.iti
notio
(S. 392).
S.
32, K.
209 AMm.2, Adickes Note 2 (zu
Fischer
S. .09) auf
S. 103,
Vaihinger, Kom-
S.CO.
392) steht: ab ipso.
4) Ich niüchto bezweifeln, daß die Übei-schrift
sie
quao
iiooessario conipetunt."
notlonem determiiiantis nee sequitur nee praecedit'-
mentar
gibt.
Denn
si.'
gibt
im Manuskript wirklieh so gelautet
keinen rechten Sinn.
Von
hat, wie
einer Definition der ItealitÄt
ist
Busse: Kants eAenntnistheoretischer Standpunkt
32
Eiu Beispiel
dem
dem
in
einer
autecedenter
ratio
Der Kreis hat von
Urteil:
der „Nova Dilucidatio".
in
determinans
ist
Kant
größten Inhalt, diese Bestimmtheit des Kreises sich ergibt.
er ist
an:
Flächeninhalt
unter
Welt
liegt
dem schon erwähnten
des Behaftetseins der Welt
Welt
geben
diese
verfolgte:
in dieser
Figuren von gleichem Umfang begründet.
allen
Gnmd
mala der
man könnte sagen
Gottes, in den Absichten zu suchen, welche
begriff:
gibt ihn nicht
von vornherein sein Anspruch auf den größten
— und hier noch deutlicher — in
WiUen
—
In dieser Natur
ist.
Entstehungsweise — des Kreises
phirima
aus
Figuren den
etwa darin zu suchen, daß der Kreis ein regelmäßiges Polygon von
unendlich großer Seitenzahl
ist
Gnmd,
der
isoperimetrischen
allen
dieses Prädikat
als
ratio
Urteile:
mit
Ebenso
Mundus habet
so vielen
Übeln im
er mit der Schaffung der
dem
autecedenter determinans
Subjekts-
und schließen das Gegenteil: Vollkommenheit,
aus.
Einer ratio autecedenter determinans bedienen wir ims auch, wenn wir die
Eigenschaft des Lichtes,
sich mit großer,
schwindigkeit durch den
Raum
aber endlicher und
angebbarer Ge-
fortzupflanzen, durch die Elastizität der Ither-
Erschließen wir dagegen diese Eigenschaft des Lichtes aus den
atome erklären.
Verfinstenmgen der Jupitersmonde, so begründen wir imser das Licht charakte-
Denn
risierendes Urteil nur diu'ch eine ratio cousequenter determinans.
weil sich die Jupitersmonde verfinstern,
gegebenen Weise
men
sie
statt:
Jupitersmonde gäbe
—
findet
würde auch ebenso
von dem aus
diesem
Wege
freilich
es
für
ist ja
das
Römer
gar keine
Die Beobachtung dieser Verfinste-
erkennende Subjekt
der Ausgangspunkt sein,
—
,
imd alsdann gründet
kommen
erst mit Prop.
—
und auf
zu seiner Erkenntnis der Geschwindigkeit der Licht-
Aus diesem Grimde wird
nirgends die Rede, vielmelir
Schol. S. 394)
es
zu seiner Erkenntnis der Lichtbewegung gelangt
bewegung gekommen
Beobachtung.
wenn
erfolgen,
sondern die Natur der Lichtbeweguug erklärt das Phäno-
,
der Verfinsterung der Jupiterstrabanten.
rungen kann
nicht,
Lichtbewegung in der an-
die
die
sich
diese Erkenntnis auf jene
die ratio cousequenter determinans
von
Eoalgründe (ratioues exsistentiam determinantes, Prop.
TI zur Erörterung.
Nim
V
aber zu lesen: Hinzufügung der Gültig-
keit der (obigen) Definition, •wie ein befreundeter Kollege mir einst brieflich vorschlug, erscheint
mir doch auch sehr gewagt: Kant würde jedenfalls veritatis gesagt haben. Vielleicht stand dieses
Wort dort. Es würde dann auch einen Sinn geben, zu übersetzen: Hinzufügiing der Definition
derWalirheit, denn von der Wahrheit imd worauf sie beruht ist doch in der Adstmctio wenigstens
die Rede.
falsche
Schol.
und
Vielleicht auch stand: Adstructio rationis veritatis definitionis, woraus dann durch
Zusammenziehuug realitatis gemacht ist. Hierfür ließe sich anführen, daß in Prop. VIII
(S. 396) Kant sich rühmt, er habe die ratio veritatis von der ratio exsistentiae geschieden,
in Prop.
IX
(S.
398) wiederholt: ,,Qui
actualitatis soUicite distinguere."
.
.
.
examinaverit, videbit
veritatis.
me
rationem veritatis a ratione
Hier in der Adstmctio aber handelt es sich
„Et quoniara omnis veritas determinatione
determinans veritatis non modo criterium, sed et fons est"
ratio
praedicati in
(S.
392).
tatscächlich
um
die
subiecto efficitur, ratio
Basse: Kants
Kant auch
erkenntnistheoretiscbcr Standpunkt in der
ratio cognoscendi bezeichnet
als
.Nova
Aber dann nimmt das Erkennen
eben den umgekehrten Gang, wie die Dinge; was ein uQÖreQov rtQÖg
Varegov
ein
ist
mehr
den
und umgekehrt.
(fi'oei
Wahrnohnnmg,
die
grund
tij
33
Dilucidatio".
i]fiSc;
Die Jupitersmondfinsternis oder
die Erkenntnis dieser Tatsache bildet den
ist,
viel-
Erkonntnis-
für unsere Erkenntnis der Lichtbewegung, die Elastizität der Ätheratome
Realgrund
grund
des Lichtes, diese wieder den Real-
der Fortpflanzungsweise
für die Verfinsterungen.
Der
die
Dinge
selbst
bestimmende (trund
Demnach muß auch
minans.
minans herrschen,
geben: es
gilt
Spinozas
conne.xio rerum.
Satz:
Wir werden
auch
in der
ein antecedenter deter-
ratio
antecedenter
deter-
ordo et connexio idearum idem est ac ordo et
wenn
also,
—
auf die Ursache zurückschließend, sie
haben,
immer
Zusammenhang der Dinge adäquat wieder-
anders sie den
soll
ist
der Erkenntnis die
in
wir,
und
von der beobachteten Wirkung
ihre Ursache
cedenter determinierenden Gründen
die
—
wiederum
Erkenntnis die Sache umdrehen und
Sache erklären, aus der
erkannt
aus den anteElastizität der
Ätheratome die in endlicher Zeit erfolgende Bewegung des Lichtes, aus dieser
die Verfinsterungen der Jupitersmonde.
Alle wahrhaft wissenschaftliche Erkenntnis
zielt
auf antecedenter determinierende Gründe ab, will in synthetischem Verfahren
alles
aus apriorischen (dieser Terminus im vorkantischen Sinne genommen) Gründen
Das analytische Verfahren,
erkennen.'
ausgehend, von diesen
schließt auf die
als
das,
von beobachteten Erfahrungstatsachen
von aposteriorischen (Erkenntnis-) (Jründen zurück-
wahren Ursachen,
ist
nur ein Notbehelf, ein Provisorium,
bestimmt, durch die bessere und vollkommenere, aus den Gründen, die der Sache
nach antecedunt, die Folgen progressiv entwickelnde Erkenntnis ersetzt zu werden.
Daß
diese echt rationalistische
Kants
ist,
und dogmatistische Ansicht
geht mit zweifelloser Deutlichkeit aus
dem
in der Tat
Schol. zu Prop.
diejenige
V
Daselbst heißt es: „Veritaüs cognitionem rationis semper intuitu niti,
omnium
mortiilium sensu stabilitum est
hervor.
communi
Verum nos saepenumero
ratione
consequenter determinante contenti sumus, cum de ccrtitudine nobis
tantum res est; sed dari semper rationom antecedenter doterminantcm
s.,
si
mavis, geneticam aut salteni identicam, e theorcmate allegato et definitioue
iunctim spectatis facile apparet,
siquidem ratio consequenter determinans
veritatem non efficit, sed e.vplanat1)
Thiele, Zeitschr. f. inim. Phil. Bd. I S. 82.
Es geht zugleich aus dem Obigen hervor, daß die ratio cognoscendi nicht einVielmehr besteht innerhalb der
Erkenntni.sgrund dorn Realgrund ontgogonzusctzen ist.
Vgl.
2) S. 394.
fach als
ein Gegensatz zwischen der ratinnes antecedonter detenninantcs benutzenden synthetischen und der ratiunes cunseiiuenter doterrainantes benutzenden aiialvtisehen
Erkenntnis selbst noch
3
34
Busse: Kants
orkeniitnistheoretischer Standpunkt in der
zugleich hervor,
Ans diesem Scbolion geht
sine ratione determinante,
verum
Nihil est
„Nova
Diluoidatio".
wenn
daß,
die
V
sagt:
—
denn
Prop.
und diesen Wahrheitsgrund
nur insofern in natura rerum immer nur rationes antecedenter detemiinantos
vorkommen, die consequenter determinantes dagegen nur in der Erkenntnis sich finden,
kann die ratio consequenter determinans auch als ratio cognoscendi überhaupt bezeichnet werden.
Nicht leugnen aber läßt sich, daß schon die Bezeichung: ratio cognoscendi die Vermutung erwecken muß, als solle hier der Gegensatz der Erkenntnis und des Seins betont werden. Und in
diesem Sinne braucht Kaut dann tatsächlich später (vgl. Prop. YlII Schol. S. 396, Prop. IX Abs. 6
Die ratio cognoS. 398, Prop. XI 1. S. 408) den Ausdnick und stellt ihn dem Eealgnmd entgegen.
scendi fällt dann mit der ratio Verität is zusammen (vgl. Adickes S. üO); ihren Gegensatz bildet
die ratio aetiialitatis oder exsistentiae. Entsprechend verschiebt sich dann auch die Bedeutung der
Erkenntnisart;
ratio
consequenter determinans
zimi Eealgrund (vgl. die oben zitierten Propositionen),
Sie wird
antecedenter determinans.
und der m-sprängliche Gegensatz:
ratio
antecedenter determinans
= a posteriori bestimmender Gnind,
= Erkenntnis-
=
a priori bestimmender, ratio
geht in den anderen über:
r. a. d.
=
Dadurch verlieren beide ihren ursprünglichen
ratio veritatis spricht Kant in dem (mit Prop. VI beVon der ratio cognoscendi
Charakter.
ginnenden) zweiten Teile der Sectio II und in Sectio III stets, als wenn sie im Identitätsprinzip
bestände (vgl. Thiele II 2 S. 28 Anm. 42) und die Identität von Subjekt und Prädikat der Grund
der "Wahrheit aller wahren Urteile sei. In der Welt der Dinge sind dagegen Grund imd Folge nicht
identisch, der Grund wird hier zur realen Ursache, die Folge zur realen Wirkung; wir haben
Realgrund,
r. c. d.
oder Idealgnmd.
^
es hier mit rationibus antecedenter determinantibus, mit die "Wirkung aus sich hervortreibenden
Gründen
minans
= Ursachen
freilich
vel fiemli
Angedeutet wird diese Bedeutung der
zu tun.
schon in der Prop. IV dadurch, daß auf
angewendet wird
(S.
andere Seite gestellt werden.
392)
An
wodurch
,
es^e
und
ratio
ficri auf
genctica bezeichnet) oder a posteriori bestimmend
man
r. a. d.
=
auf die
Teile des Sectio II nur lun
V
wird die
r. a.
d.
auch
antecedenter oder consequenter deter-
Fischer (S. 163), "Wartenberg (Kants
und Ruyssen (Kant, Paris 1900, S. 32) schon hier
Realgrund zu setzen
mögen auch die Wolffianer oder ihre Gegner
minantes sein können, und
hat kein Recht, mit K.
Theorie der Kausalität, Leipzig 1899,
und überhaupt
,
eognoscere
eine ,
die
im ersten
sich aber handelt es sich
Urteils- oder Erkenntnisgründe, die entweder a priori (im Schol. zu Prop.
als ratio
antecedenter deter-
auch die Bezeichnung: ratio essendi
sie
S. 23)
—
solcher Aiiffassung Vorschub leisten.
Der "Wahrheitsgrund, der in Prop. V eine Rolle spielt, gilt nur für Urteile und ist, der
Zusammenhang läßt dai'über keinen Zweifel, als ratio antecedenter determinans anzusprechen.
Freilich führt er doch wieder auf das Identitätsprinzip zurück,
Ich
enthält,
erwähne endlich, daß
als
die
es sich in ihr einmal
um
womber
das Nähere im Text.
ratio
cognoscendi auch insofern noch eine Zweideutigkeit
die
Konstatiemng von Tatsachen durch Erfahrung, Be-
obachtung (daher die in Prop. IV enthaltene Bezeichnung ratio quod^^i. cogn.), zweitens aber auch
um
die
Erschließung von Tatsachen
auf Grund anderer, unmittelbar in der Erfahrung gegebener,
Tatsachen handelt.
Wenn
Kant
dem
in
noscendi non quaeritur,
Grund, aus dem
sich
durch die Erfahrung
in
demselben Sinne
Beispiel:
die Gewißheit
festgestellt.
um
mundus
continet plurima mala sagt:
quia experientia ipsius vicem sustinet",
die ratio
dieser Tatsache selbst, sondern
In
so
ist
„Ratio quod seu coghier die Erfahrung der
der Mangelhaftigkeit der Welt ergibt:
dem
quod seu
diese
Tatsache wird
Beispiele der Jupitersmonde aber handelt es sich nicht
ratio
cognoscendi
;
es
kommt
nicht auf die Feststellung
darauf an, sie als Grundlage eines Schlusses auf die Natur des
—
Lichtes zu benutzen.
Nicht eine quaestio facti, nicht eine ratio quod, sondern eine ratio cur
auch diesen Ausdruck braucht Kant in Prop. IV für die ratio antecedenter determinans
kommt
—
hier in Frage.
bei
Der Ausdruck ratio quod könnte übrigens wieder denAnschein erwecken, als handle es
r. c. d. um Tatsachen, bei der r. a. d.
ratio cur dagegen um Wahrheiten.
der
=
sich gerade
Busse: Kants
V
die Pnip.
orkenntnistheoretischer Standpunkt in der
immer
die ratio
ratio aclnalilatis
—
VIII, IX, XI)
(l'rop.
dann ent-
deterniinans, obwohl das nicht ausdrücklich bemerkt wird,'
unter ratio
wickelt,
rühmt
35
Dilucidatio".
Kant später von der
die ratio vcritaiis, die
ontliiilt
so genau unterschieden zu haben sich
„Nova
antecedenter
deterniinans zu verstehen
die eben
ist,
in
aller
wahrhaft wissenschaftlichen Erkenntnis allein maßgebend ist
Und
diese ratio antecedenter deterniinans, das ergibt sich nun
weiter aus der Prep. V, führt zuletzt doch wieder auf das principium
und höchste Prinzip
idontitatis (bezw. contradictionis) als das letzte
Wahrheit zurück.
aller
Denn
jedem wahren Urteile,
in
diese
lehrt
des Prädikats determiniert sein,
hinsichtlich
des Gegenteils gesetzt werden
woraus
-,
d.
folgt:
muß
Proposition,
in
das Sul)jekt
das letztere
mit Ausschluß
omni itaque
pi(ppositione vera
h.
oppositum praedicati competentis excludatur necesso est
Und dann
folgt die
Erklärung: „Excluditur autem praedicatum, cui ab alia notione posita repug-
natur, vi principii contradictionis.
muß
Also
in jeder
wahren Proposition
vorhanden sein, das, indem es das Gegenteil des Prädikats
ct\va.s
contradictionis) ausschließt, die
dam"
ist
Wahrheit des
Urteils begiündet.
principii
(vi
Dieses „quid-
dcterminans.^
aber, wie der Schlußsatz ausfühi't, die ratio
Die ratio deterniinans. so resümieren wir also, determiniert in jedem wahren
indem
Urteile das Subjekt,
ihm zukommende Prädikat
sie «las
ihm und damit
aber, weil es
dem
aucii
Jedes durch eine ratio detorminans,
gründete Urteil
unmöglich
1)
ist
2)
|ioni
cum
Omnis
dem
eine auf
Thiele, der die Prop.
(Kec. d.Kantstuilicii Bd.
i.
antecedenter deterniinans, als wahr be-
V
beruhende
Identitätsprinzip
sowolil auf die
[Adiikes], Zeitsihr.
I
immanento
f.
r. a.
Phil.
d.
als
Bd.I
S.
auch
Adickos
versucht,
betrachte,
die
Salz: Exoluditiir
Da dem
ausgeschlossen
autem praedicatum,
d.xs
Prädikat des
das es gesetzt wird,
dem
i.
o.
hoc
3'.).'!.
Propositio
V
Ansicht,
für seine
aber auch analytisilio Urteile,
contrailictlonis
notione posiUi
es
bezieht
r. c. d.
propositio vera indicat subiectuni respoctu praedicati esse doterminatum,
beruhen, anm-hme, zu verwerten.
principii
auf die
*
81) ohne weiteres zuzugeben.
daß Kant zwar
Adickes
nicht auf dem
Urteile als analyti.sch (ihr Prädikat ist im Subjekt enthalten: von
zeichnet)
v^rite de raison.
exciusione oppositi. S. 393.
3) Sämtliche Sätze der Prop. V. S.
4)
d.
Gegenteil
mithin ein solches, dessen Gegenteil in sich widersprechend,
also
ist,
Das
ist
setzt, sein
Subjektsbegriff widerspricht, ausschließt
.sein
.sei,
cui
ab
die
die Behauptung,
entgegensteht,
.so
alia notione posita
Urteils versteht.
(jegenteil au.sschlienon
als
alle
wahren
Wahrhoitsgrund be-
Satz des Widerspruchs
daß das (iegeuteil des Prädikats
interpretiert er S.
.'iO
vi
Anm. 2 den
repugnatur, so, daO er unter
nli'a
Dan.ich würde dann zwar das Prädikat dailurcli,
(wenn ein Subjekt S ein
Satz des WidorspHichs zufolge nicht zugleich auch
da.s Prüdik:tt
Priidikat
Xon V
P
hat, so kann
haben), es selbst
würde aber nicht gesetzt, weil sein (legentoil (überhaupt oiier unter den gegebenen Umständen)
unmöglich ist
Aber diese Inter]iretatioii erscheint mir unhaltbar, sie widerstreitet dem klan-n
Unter
Wortlaute der Prop. V und wird auch durrh eine Kciho andi-r.T Stidb'ii widerlegt.
3*
36
Wir wollen festgestellt haben
cientis)
„Nova
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der
Busse: Kants
das principiiim rationis determinantis (vulgo suff i-
:
koordiniertes, neben dieses
—
alia notione posita ist die ratio determinans
minans (daß es
Anm. 2 anführt,
nicht
ist
conseq.
eine ratio
—
ihm zuzugeben")
det.
träte,
in
dem
zu verstehen, und
das Gegenteil,
Non
Gottes
der Begriff des Willens
mit welchen
sie
behaftet
So
P. ausschließt.
ist
die
ratio,
in
ist
aus
der
und welche daher
dem
Urteil:
sich
sowohl
dem Urteile
in
Subjektsbegriff „"Welt" gehört, mit Notwendigkeit ergeben.
Das Gegenteil,
determiniert durch sie die "Welt.
die
das
Beispiele,
die Sachlage
antecedenter determinans, welche das Subjekt determiniert, das Prädikat
sie
Das Prinzip des
diesem Fall die ratio antecedenter deter-
wie in
ist,
principio identi-
sondern das letztere
Wahrheit überhaupt.
bleibt das einzig entscheidende Prinzip aller
wie
dem
bedeutet kein Erkenntnisprinzip, das als ein zweites,
tatis (seu conti-adictionis)
Dilucidatio".
P
ist
daß die
ebenso notwendig
mundus
die
A dickes
die,
S.
59
ratio
setzt,
continet plurima mala
Welt
als
auch die Übel,
das Prädikat bilden, das
Der Wille Gottes
setzt diese
zum
Übel und
Vollkommenheit, wird nicht gesetzt, weil
seinem auf die Welt gerichteten Willen widerstreitet. Freilich widerstreitet das Gegenteil auch
dem Prädikat und damit dem durch es determinierten Subjekt selbst, aber das ist es nicht,
es
worauf es Kant hier ankommt. Das Prädikat: Vollkommenheit widerstreitet nicht dem Begriff der
Welt überhaupt, sondern nur diesem im Zusammenhang mit dem Willen Gottes betrachteten
(in
nesu
spectato) Begriff.
In
dem Willen
Gottes liegt erst der entscheidende Grund, weshalb
Welt das Prädikat: mit Übeln behaftet notwendig gehört, das entgegengesetzte: Vollkommenheit aber mit ihm unvereinbar ist.
Zwar könnte es scheinen als ob gerade der Ausdruck „notione posita" sich auf das Prädikat beziehen müsse, weil doch dieses eben „gesetzt" wird, ponitur. Aber Kant gebraucht den Ausdruck „ponere"
zum
Begriff
,
auch von dem Grunde.
So spricht er von der
ratio cur, h. e.
qua posita
intelligibile est,
mundum
respectu huius praedieati non esse indeterminatum (Adstructio realitatis definitionis Abs. 1 S. 392).
V
sorgfältig durch und hält sich nur an das, was Kant selbst
Geht man die Sätze der Prop.
ohne nach dem zu schielen, was Wolff oder Knutzen, Baumgarten oder Crusius meinen,
Wie
so kann gar kein Zweifel sein, daß mit der notio posita die ratio determinans gemeint ist.
sagt,
will
man, wenn man unter
notio posita das Prädikat des UrteUs versteht,
den unmittelbar folgenden
Satz erklären: Ergo exclusio locum non habet, ubi non adest notio, quae repugnat opposito excln-
dendo?
findet?
Soll
das heißen,
daß,
Aber wo kein Prädikat
wo
kein Prädikat
ist,
ist
ist,
auch kein
Ausschließung seines Gegenteils nicht
Urteil.
Nach unserer Auffassung
statt-
besagt der
wenn z. B. zam Begriff Welt der WiUe Gottes nicht hinzukäme, dann das Prädikat:
Vollkommenheit nicht ausgeschlossen sein würde, da es dem Begriff Welt ,in se spectato" nicht
widerspricht.
(Vgl. den zweiten Satz unter Idem aliter:
„Pone qiücquam verum esse sine
Satz, daß,
ratione determinante, nihil afforet, ex quo appareret, utrum oppositorum (sc. praedicatorum)
tribuendum sit subiecto, utnim removendum; neutrum itaque excluditur" usw.)
Weiter heißt es:
—
In omni itaque veritate est quiddam, quod excludendo praedicatum oppositum veritatem propositionis determinat. Das „ quiddam " bezieht auch A d i c k e s (S. 60 Anm.) auf den Grund. Dann aber muß
quiddam mit notio posita des vorhergehenden Satzes identisch sein. Denn die Ausschließung praedieati oppositi
sich,
um
den zuletzt
quod
wird auf die „aUa notio posita-' und das ..quiddam" zurückgeführt.
Adickes sieht
Verschiedenheit beider aufrecht erhalten zu können, genötigt,
zu verändern. Genau genommen, meint er, müßte es hier nicht heißen:
seine An.sicht von der
zitierten Satz
excludendo praedicatum
usw., sondern quod ponendo praedicatum usw. Aber Kant sagt
eben nicht ponendo, sondern excludendo, imd wir müssen uns an das halten, was er sagt, nicht
an das, was er nach der Ansicht seines Interpreten hätte sagen müssen. Das „quiddam" wird
dann im letzten Satze der Prop. V ausdrücklich mit der ratio determinans identifiziert: Quod cum
nomine rationis determinantis veniat, nihil verum esse sine ratione determinante statiiendum est.
Geht man die zitierten Sätze von unten nach oben durch, so ergibt sieh folgender Zusammenhang,
„ratio determinans" ist das quiddam, quod excludendo praedicatum oppositum veritatem pro-
Basse: Kants
nur ganz allgeniein,
müsse,
warum
—
Grundes
(ieterniiaiereiiden
es
,NoTa
erkenntnistbeoretischer Standpunkt in der
soweit wir es bisher betrachtet haben
daß es für jedes wahre Urteil
wahr
Dieser Grund
sei.
und
ist
auch
—
besagt
Grund geben
einen
bleibt aber die Identität
Subjekt und Prädikat, die Denknotwendigkeit ihrer Verknüpfung
möglichkeit des Gegenteils.
37
Dilueidatio*.
von
und die Un-
"Wir haben mit der Einführung des principii rationis
determinantis den Boden des Rationalismus bis jetzt noch nicht verlasen.'
Eine Frage
bleibt
noch
Wenn
beantworten.
zu
die
antccedenter
ratio
determinans schließlich doch auf die ratio identica zurückkommt (daß
„annumerare
licet", sagt auch schon die Xote zu Prop.
pusitionis detenninat.
lY
ihm
sie
392), ebenso
(S.
Die exclusio praedicati oppositi findet aber nur statt, wenn adest notio, quae
ist dies« vorhanden, so daß praedieato opposito „ab alia notione
repugnat opposito eicludendo;
posita repugnatur,
Daß
so wirl
Notio posita
es exkludiert.
ist
also
Ich führe noch ein paar weitere Belegstellen an.
Beispiel von Caius gesagt, daß
sua.s
primitivaü,
qoiddam
=
ratio
determinans.
ist,
I dem
nam praedicatorum oppositorum subiecto tribuendum
besagt auch der erste Satz des
tiones
=
welche das Prädikat setzt and das Gegenteil ausschließt,
aliter(S.393): „E notione rationis intelligi potest. quod-
es die ratio determinans
dem
quatenus
sit
Prop.
quodnam removendum".
IX
Abs.
.3
S.
399 wird
in
dem
Begriff des Caius (der betrogen hat) an sich, „per determina-
scilicet
homo
est,
die Ehrlichkeit (sinceritas) nicht widerstreite,
quae ponunt contrarium'% so widerstreitet sie ihm doch und er
mußte notwendig betrügen („et sinceritas tribui ipsi nequit, nisi turbato omni rationum implica-
aber „quippe adsunt
in ipso rationes,
tarum ordine u.sque ad primum mundi statum'-).
In der
Confutatio dubiorum der
determinati sunt, ut praescientia diWna
falli
IX
Prop.
mundani ita certo
eorum futuritionem et oppositi
absoluto eorum conceptu oppositum
heißt es S. 4(X): Eventus
nescia pari certitudine et
nexu rationum conformiter perspiciat, ac si
Der nexus rationum, in welchen alle Vorgänge verflochten sind, schließt, zu den
aus, als wenn sie
antecedenter natürlich
Vorgängen hinzugenommen, ihr Gegenteil ebenso
etwa die Ehrlichkeit des Caius durch den Begriff Mensch
durch ihre absoluten Begriffe selbst
ausgeschlossen würden. Zu allem Überfluß hat Kant die von A dick es verfochtene
überhaupt
impossibilitatem
excluderetur.
—
—
—
—
Interpretation aber noch in einem
Wahrheitsgmnd zu übertragenden
— freilich von Realgründen handelnden,
— Beispiele ausdrücklich abgelehnt Daß
aber leicht auf den
Tirius (wie
Crusius
meint) dadurch erst, daß er eben so handelt, wie er handelt (daß also das Prädikat, welches sein
Handeln ausdrückt, gesetzt wird) alles andere Handeln ausschließe, sei nicht richtig. Vielmehr
schlössen
die
vorherbestimmenden
Gründe,
ihn
die
zu
determinieren,
dieser Handlungsweise
das Gegenteil derselben aus (Prop. VIII Schol. S. 397).
24 Anm. 34a (,hier wird das oppoausgeschlossen von einem
ihm widersprechenden Begriffe, und als dieser ihm widersprechende Begriff erscheint doch
wohl der Grund [der Wahrheit des Satzes] selbst", vgl. auch I' S. 100 Anm. 22 sowie seine Kritik
der Adickesschen Auffassung, Zeitschr.f.imm. Phil. IS.S2) und Paulsen (S. 29 u. 32 etwas anderes
auch die .negafa-ilich S.28), sowie Kuno Fischer iS. 163, 160, 167). Mit Recht zieht der leUtere
"Wie ich, urteilen in diesem Falle auch
situm praedicati competentis ,
Thiele
I ' S.
nach dem principium contradictioais
;
Bestimmungsgründe". d.h. die Gründe herbei, welche erklären, warum ein
gegiii
Lst. Sie haben andere Ereignisse gesetzt, das
h.ii
Gegenteil jener, bisher ausgeschlossen. Mit den negativen Großen (Fi.>cher 168)
tiven
'
!es
\.\s
1
das Gegenteil der Existenz
1)
Vgl.
Paulsen
S. 33.
-se
tun- ibrigeu> läßt Adl.kes selbst S.64 Anm. b«-i Eiistenzialdunh antecedenter determinierende Ursachen ausgeschlossen .-^in.
contrad.
{.,Vä kommt also das principium r. d. zurück auf das pr.
negativen Bestimmungsgriinde nichts zu
satz<.-n
"
;
Ereignis früher nicht eingetreten
oder, wie er (Kant) lieber sagen will, identitatis)
,
Thiele I'
S. 2".
38
Busse: Kants erkenntnistheoretischen Standpunkt
heißt es
im Scholion zu Prop. IV
determinautem
s.,
(S.
„Nova
in der
semper ratioiiem aiitecodenter
394): sed dari
mavis geneticam aut saltem identicam)
si
Und wenn
Kant eigentlich beide voneinander?
es
Dilucidatio".
:
warum
unterscheidet
denn unbeschadet ihres
scliließ-
welches
lichen Zusammenfallens doch einen Unterschied zwischen beiden gibt:
ist
er?
Gesichtspunkte bieten sich zur Bestimmung dieses Unterschiedes dar.
Zwei
Sie
zum
decken sich
Subjekt und Prädikat
aber nicht
Teil,
muß
bei
antecedenter determinans im Spiele
der Grund des
—
ist
vorhanden
Im
dem
in
auch da, wo
ratio
aber ratio identica
Ist
sein.
von
Identität
dieser.
also
so besteht nach der
Beispiel: triangulum habet tria
Begriff des Dreiecks liegt unmittelbar dies, daß es drei Seiten hat; dieses
Prädikat ergibt sich
Aussage,
—
Zusammenhangs von Subjekt und Prädikat,
Note zu Prop. IV perfecta identitas, wie
latera.
Zunächst
völlig.
allen wahren Urteilen
WW.
daß die
ebenso die,
daß
aus
der
des Dreiecks selbst.
der Definition
im Dreieck
Kreis
= 2 li
seien,
daß
Dagegen
sein Inhalt
von allen isoperimetrischen Figuren
ist
=^,
die
"id
den größten
Flächeninhalt hat, nicht unmittelbar aus der Definition des Dreiecks oder Kreises
zu entnehmen, die identitas von Subjekt und Prädikat
und daher
ist
—
sondern ratio antecedenter determinans,
beispiel selbst
ist
hier nicht perfecta,
der Grund, der beide miteinander verknüpft, nicht ratio identica,
hervorgehoben hat
(s.
oben
wie das auch Kant in dem Zirkel-
S. 32).
Ein weiterer Gesichtspunkt ergibt sich aus der Unterscheidung des „in se"
und „in nexu" betrachteten
Wenn
Subjekts.
das Prädikat aus
dem
absoluten
Begriff des Subjekts, aus diesem „in se spectato" folgt, so haben wir ratio identica,
ergibt
es
sich
dagegen
aus
demselben
im Zusammenhang mit anderen
erst
Zur Erläuterung mögen
Faktoren, so Liegt ratio antecedenter determinans vor.
die
schon mehrfach herangezogenen Beispiele dienen.
Folgte aus
dem
Begriff
der Welt an sich ihr Behaftetsein mit Übeln, so würde die Wahrheit des diese
Übel von ihr aussagenden UrteUs auf eine
aber erst aus der Welt, wie
sie
dem im Zusammenhang mit dem Wülen
ihr
Behaftetsein
durch
ratio
mit Übeln notwendig
antecedenter determinans
Begriff des Caius, soweit er überhaupt
ratio identica vor;
ratio
identica
sich gründen.
durch Gottes Wülen determiniert
da er aber nicht
also
Da
aus
Gottes betrachteten Begriffe der Welt
folgt,
so
bestimmt.
Mensch
als
ist,
ist,
ist
die
Wahrheit des Urteüs
Ebenso bei Caius.
dies,
Läge im
daß er betrügt, so läge
Mensch überhaupt, sondern nur
als
ein
ganz bestimmter, in den Zusammenhang der Dinge verflochtener oder diu'ch ihn
bestimmter Mensch notwendig
beti-ügt, so liegt ratio
antecedenter determinans vor.
Busse:
Kaiib) erkenntnisthuoretiscber Standjiunkt iu der
,Nova
39
Dilucidatio".
Ich führe noch ein paar Stellen an.
IX Abs.
Prop.
3 S. 399
heißt es:
Quid enini
aiitecodentes rationes praecise detenniuati,
sentabiie
quibus
cum
sit,
hoc oppositum
nihilo secius
ad exsistendum opus
ipsi
est,
iitrum
iittiiiet,
eventus,
non
fieri
immo
rationes,
cum non
possit,
Propositiun:
scientia divina
ne.\u
possibilitatem
conceptu
falli
nescia pari
rationum
e.\chideretur"
absolutus
ceptus
„Eventus muudani
(S.
ac
perspiciat,
Nach Prop. XI
400).
(S.
spectare,
um
prae-
im-
absoluto eorum
si
liegt
ein
ist
con-
solcher vor,
das Prädikat mit Notwendigkeit
dagegen der Begriff ein individueller,
ist
ut
et oppositi
409) zu sclüießen,
dem Allgemeinbegriff:
nexu
so bedarf es also keines in
zu setzen:
conformiter
mit
identisch
eorum futuritionem
certitudine
dubiorum
certo determinati sunt,
ita
adsint,
adsint in contrarium?"
Ferner die schon einmal angeführte Stelle aus der Confutatio
derselben
per
per so spectetur, oppositum reprae-
si
bezeichnet er einen
d. h.
ganz bestimmten, von ganz bestimmten A''erhältuissen abhängigen Inhalt, so ergibt
sich das Prädikat erst aus
nexu spectato".
Im
dem Subjekt und den Umständen, aus dem Subjekt
ersteren Falle liegt ratio identica,
im
,,in
letzteren ratio antece-
denter determinans vor.'
Fieilich
(wie auch
lallt
sich dieser Gesichtspunkt nicht überall, sondern
Adickes
S.
hang von Tatsachen
durch
ihn
beti'cffen,
und deshalb deckt
Daß der Kreis von
(iesiciitspunkt begründeten.
absoluten Begriff des Kreises:
dies
durclif üluen ,
sich
begründete Unterscheidung nicht völlig mit der durch
den größten Flächeninhalt hat,
um
im Orunde nur
58 zugesteht) bei Kausalurteilen, welche den Zusammen-
von ihm auszusagen.
folgt
sicher aus
dem
isoperimetrischen Figuren
spectato,
in se
aus
dem
nexu zu
betrachten,
läge hier ratio identica vor.
Nach dem
es ist nicht
Demnach
allen
auch die
den ersten
nötig,
ihn in
ersten Gesichtspunkt liaben wir es aber in diesem Beispiele mit ratio autecedenter
determinans zu tun, weil das Prädikat nicht unmittelbar aus
folgt,
keine perfecta identitas vorhanden
Jedenfalls,
oder
nicht:
dem
Subjektsbegriff
ist.
ob nun beide Gesichtspunkte sich zur Deckung bringen lassen
der üntei-schied
von
ratio
identica
und
ratio
autecedenter deter-
minans bedeutet keinen Unterschied hinsichtlich der Verpflichtung der durch
sie
bedingten Urteile, ihre Wahrheit durch das principiuni identitatis seu contra1) Vgl.
betrachtet und
gefunden wird.
Adickes
S. 58.
„Im
eincD
von ihm das ausgesagt, was
Im andern
ganz bestimmter Lage.
Fall
Fall
wird
der
als
Allgemeinbogriff
durch Analyse
in
ihm
bezeichnet der Subjektsbegriff ein oder mehrere Individuen in
Die Prädikate, die jetzt von ihm aasgesagt werden sollen, lassen sich
nur durch Uinzunahme der besonderen
nicht durch Analyse des Allgemeinbegriffs finden, sondern
Umstünde, der ganzen
Subjektsbegriff
bei dieser Betrachtungsweise
'NVoltlage, in das Subjekt."
Bus&e: Kants erkenntüistheoretischer Standpunkt
40
zu erhärten, sich
dictionis
„Nova
in der
Dilucidatin".
denknotweudige Urteile, deren Gegenteil einen
als
Widerspruch einschließen würde, zu rechtfertigen.
und beruhen auf dem Prinzip der
Alle wahren Urteile sind analytische
Mit Urteilen luid deren Begründimg haben
Identität bezw. des Widerspruchs.
Erst der letzte,
wir es aber bisher allein zu tun gehabt.
der Sectio II überleitende Satz des Scholion zu Prep.
exsistentiam determinantes"
sachen und deren Gründe
(S.
zum zweiten
Teile
V: „Sed pergamus ad rationes
394) weist uns auf etwas anderes,
auf Tat-
hin.'-
1) Audi hier muß ich wieder Adickes entgegentreten, der den Unterschied der aus dem in
und dem in nexu betrachteten Subjekt sich ergebenden Urteile wieder mit seiner Unterecheidung
von identischen, auf dem Satz vom Widerspruch berahenden, und analytischen, nicht auf dem
Satz des Widerspruchs beruhenden Urteilen, die Kant angenommen haben soll, in Verbindung
se
Wenn
bringt.
das Subjekt in se spectatum das Prädikat (durch Analyse) ergibt, so
soll
eine
vom Widerspruch vorliegen. „Müssen wir aber über den Subjektsbegriff hinausgehen, ihn im Zusammenhang der ganzen Weltlage gemäß dem Kausalgesetz beti-achten, so hat der Satz vom Widerspruch keinen Wert mehr und kann keine Erkenntnis
mehr verschaffen. Kaiisalverhältnisse sind also nicht nach dem Satz des Widerspruchs, aber trotzdem a priori erkennbar" (S. 58).
Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß (ein Satz, den Adickes selbst S. 57 zitiert)
Erkenntnis gemäß
Kant
dem
der Prop. II
in
Satz
S.
389 ausdräcklich sagt:
,,
Quandocimque subiectiim, vel in se vel in
hoc illi competere
nexu spectatum, ea ponit, quae notionem praedicati involvimt,
dum est, et idem paulo explicatius: quandocunque identitas subiecti inter ac praedicati
.
propositio
reperitur,
einschließt,
—
Recht, es
S.
habe
ich
est
„Denn
26
(S.
— 27)
Identitätsprinzip
ausführlich
sind
letztere
ist
,
ratio
statuen-
notiones
das prineipium eontradictionis
hat
Adickes
freilich berechtigt
kein
wäre
—
daß Kant die ratio identica mit zu den rationibus cur rechne
eben, wie wir sahen, nicht nach
auch bei der
.
Hiernach
dargelegt.
was, wenn seine obige Annahme zu Recht bestände,
62 für unpassend zu erklären
Nach Kant
Daß aber das
vera."
oben
.
dem
Satz
vom Widerspruch
erkennbar."
antecedenter determinans der Identitäts- oder Widerspruchssatz
Kant verwirrt auch nicht, wie Adickes meint, dadurch, daß er die ratio identica,
nur in se betrachtet zu werden braucht, mit der ratio genetica, bei der es
in nexu betrachtet werden muß, unter einen Begriff zusammenbringt, ganz verschiedenartige
Verhältnisse.
Die Ansicht, die er hierdurch nach Adiokes nahelegt: daß auch die ratio
genetica könne nach dem Satz des Widerspruchs erkannt werden, ist eben Kants wirkliche, von
die Grundlage.
bei der das Subjekt
—
Adickes
2)
verkannte, Ansicht.
In der Prop. IV, welche die gnmdlegenden begrifflichen Bestimmungen gibt,
Urteilen, von Subjekt und Prädikat und deren Verknüpfung,
diesem ersten Teil der Sectio
II.
Freilich
gilt
ist
nur von
Rede, und so auch sonst in
für den Rationalisten und somit auch für Kant,
die
ist, daß, da ordo et connexio idearam idem est ac ordo et connexio
rerum, was von dem Subjekt und dem Prädikat im Urteil gilt, auch von dem Ding und seiner
Bestimmtheit in natura rei-um gilt (Thiele
S. 106 Anm., Adickes S. 56), und umgekehrt
(daher ich auch Beispiele, die sich auf Dinge beziehen, zur lUustrierung des von Kani von den
soweit er strenger Rationalist
P
Urteilen Gesagten benutzt habe).
Aber seine Ausführungen über das prineipium rationis determinantis will er bisher nur auf Urteile bezogen wissen, und wir haben kein Recht, uns über
diese seine Absicht hinwegzusetzen.
Auch läßt sich kaum sagen, daß er seiner ausgesprochenen
Absicht zuwiderhandle. Seine Beispiele, auch wo sie sich auf Tatsachen beziehen, wollen doch
nicht diese selbst, sondern sie als Materialien für Urteile in Beti-acht ziehen: auf die letzteren
ihre
Gründe geht
die Endabsicht
immer
hinaus.
und
So sagt er denn bei dem Beispiele der Übel in
Basse: Kants
Prop.
2.
Vom
Staiulpunkt
eingenommen
ihren
hat.
P
ist
41
Dilucidatio".
— XI.
ans,
den Kant bisher
was von den Urteilen und
mutatis mutandis auch für die Tatsachen und ihre Realgründe
gilt,
Ordo
et
connexio idearum idem
wahre Erkenntnis spiegelt
Prädikat
VI
konsequenten Rationalismus
des
hat, erscheint es selbst vei'ständlich, daß,
Gründen
Geltung
,Nova
erkenntnistheoretiscber Standpankt in der
est ac
ordo et connexio rcrum, die
adäquat wieder.
die "Wirklichkeit
ja
Ergibt sich ein
eines Subjekts S als eine notwendige Folge aus einem
P
auch die dem Prädikat
Grunde G, so
entsprechende Bestimmtheit // des Dinges
2'
die
notwendige Folge des realen Grundes F: der notwendigen Verknüpfung der Urteile
>
ntspricht eine ebenso notwendige
lachdem er
Verknüpfung der Tatsachen. "Wenn nun Kant,
wahren Urteile beheiTscht, so
die strenge Notwendigkeit, welche alle
-tark betont hat, die Prop.
V
mit den Worten beschließt: Sed pergamus ad rationes
exsistentiam determinantes,
muß
so
das
wie
ähnlicher "Weise auffallen,
in
oben die Einführung des principii rationis determinantis, nachdem vorher das
Identitätsprinzip
zum
maßgebenden Prinzip
höchsten und allein
aller
Wahrheit
erhoben worden war.
Soll
mit dieser Trennung der Gründe, welche die Existenz determinieren,
von den Gründen, welche Urteile determinieren, gesagt sein, daß es sich mit
den Realgründen anders verhält
dem
hei der
als
mit den Idealgründen, daß die absolute,
aitf
beruhende Notwendigkeit, welche die Urteile zusammenbindet,
Identitätsprinzip
Verknüpfung der Tatsachen nicht obwaltet? Die Envartung, welche
die
Schlußworte des ersten Teiles der Sectio II erregen, daß bei Tatsachen die Sache
doch etwas anders
beim Denken, wird nicht
liegt, als
in
demselben Umfang ent-
täuscht, als die durch die Aufstellung des principii rationis determinantis erregte:
empiristische Neigungen treten in der Folge in der Tat zeitweilig hervor.
Doch
hören wir, was Kant über das Tab^ächliche in der Wirklichkeit sagt
Gleich die sechste Proposition hebt eine
heit der begrifflichen
um
ihrer Folgen wichtige Verschieden-
und der realen Wirklichkeit hervor. In einem Urteile kann
das Subjekt durch seinen eigenen Begriff determiniert werden, \vie es ja da,
•ier "W'elt
ausdrücklich:
aui-h die
Vi,'l.
habemus
Wendung: qua
..Verum
haec
ratio
est
Vgl. auch die Hinweise, die
im zweiten Teile von Sectio
propositionem: mundus
intelligibilo
Daß dadurch das
SS« indeterminatura (ebendas.).
getragen werde (Ad. S. 57 Xote
••->:
igitur
pfjsita
1),
trifft
nicht zu.
mundum
est,
intelligible
Bei
am
worden.
continet plurima mala (S. 392).
antecedenter huiu.s praedieati non
Moment unerlaubterweise
hinein-
Beispiel von den Jupitersmonden heißt
dem
determinans hanc veritatem (S. 392) usw.
Anm. 29 gibt Die Tatsachen kommen aber erst
Nur die 01eioh>etzung von ratio cur (= ratio
zur Erörterung.
consequenter tantum
Thiele
II
I' S. 105
antecedenter determinans) mit ratio essendi vel fiendi
nicht
wo
Platze; ihr verwirrender Einfluß
ist
ist
von mir oben
in
(S.
der ersten Abteilung der Sectio
M
I
Anra.) auch gebührend gewürdigt
Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standpunkt
42
ratio ideutica
in
der „Nova Dilucidatio".
vorliegt, der Fall ist: ein
im engeren Sinne
Ding kann
aber nicht
den Grund seines Daseins in sich selbst haben, cansa sui sein: Exsistentiam
suae rationem aliquid habere in so ipso, absonum
est.i
Denn wäre
es der Fall,
Ding
so müßte, da notio causae natura prior est uotioue causati, das betreffende
zugleich prius
und
was absurd
posterius se ipso sein,
ist.
Anstatt niu: aber hieraus zu schließen, daß die Notwendigkeit des Daseins
eines Dinges nie in
ihm
begründet sein und es ein Ding, dessen Dasein
selbst
aus seinem Begriff oder seiner Essen tia mit Notwendigkeit sich ergäbe, nicht
geben kann, folgert Kant, daß, wenn
also etwas
notwendig
Not-
existiert, diese
wendigkeit nur die Undenkbarkeit und Unmöglichkeit des Gegenteils bedeuten
—
d. h.
per rationem
Mit
dem
Zugeständnis,
xmd auch nur durch den Nachweis dieser Unmöglichkeit
—
consequeuter determiuautem
werden kann.
festgestellt
daß die Notwendigkeit der Existenz eines Dinges in dieser Weise erkannt werden
kann,
aber der Begriff der notwendigen Existenz selbst festgehalten worden.
ist
Mit demselben Recht, mit
dem wir oben (S. 26
— 27) geltend machten, daß überall, wo
nach dem Prinzip der Identität wahr
ein Satz
"Widerspruchs wahr
wo
überall,
ist,
er auch nach
ist,
dem
müssen wir nun auch umgekehrt daran
Prinzip des
daß
festhalten,
das Gegenteil eines Urteils einen "Widerspruch einschließt, dieses Urteil
auch eine denknotwendige, auf dem Prinzip der Identität beruhende "Wahrheit
Ist
dai-stellt.
so
ist
mithin das Urteil, das einem Dinge die Existenz abspricht, unmöglich,
das Urteil, das sie
Existenz
ist
von ihm aussagt, deuknotwendig: das Prädikat der
alsdann im Begriff des Dinges, im Subjektsbegriff, enthalten und folgt
nach der Regel der Identität mit Notwendigkeit aus ihm. ^ So erklärt denn auch
das Scholion zu Prop. VII
(S.
396):
Deus omnium eutium unicum
exsistentia prior est vel, si mavis, identica
cum
possibilitate.^
der deuknotwendigen Begründung des Seins tatsächlich
er
fest.
im Scholion gegen den ontologischen Gottesbeweis, der
aus
dem
ein, daß,
wirklich existiert,
als
wenn
in
einem "Wesen
und daß, wenn
wii- ein
existierend denken müssen:
alle Realität
eben nur
1) S.
dann wahr, wenn
quo
in
Trotzdem polemisiert
die
Existenz Gottes
vereinigt
Er wendet
es freilich
ist,
derartiges "Wesen denken, wir es freilich
das sei
eine
bloße Tautologie.
unser Begriff eines derartigen "Wesens wahr, so existiert es
2)
est,
hält also an
Begriff desselben als des vollkommensteu "Wesens deduciert.
gegen ihn
auch
Kant
jenes "Wesen,
wenn
freilich,
nun
Ist
aber er
ist
Gott existiert.
394.
Daß das
schließlich
doch wieder auf die causa sui zurückkommt, hebt Thiele I'
Anm., mit Recht hervor.
3) Das macht auch Adickes
S.
64 mit Recht geltend.
S.
114
Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standpunkt
Aiif diesen
in der
,Nova
Einwurf würde der echte, zugleich dogmatisch
43
Dilucidatio".
die
Übereinstimmung
von Denken und Sein voraussetzende Rationalist antworten, daß die Gewähr für
Existenz
wirkliche
die
richtige
keit,
Denken und
mit welcher im Denken aus
Wesens das
im Beweise
eben
Gottes
dem
aus
dem
das
Begriff des alle Kealität in sich vereinigenden
man den Beweis
also, wolle
Begriff des alleiTcalsten
Wesens
seine Exsistentia sich ergeben.
widerlegen, nachweisen, daß im
Wesens
Denken
die Existenz sich nicht mit Notwendigkeit
Diesen Nachweis hat Kant später
ergebe.
Stimmen
liege.
der Existenz folge, auch in der Sphäre des Seins aus der
l'riidikat
Möglichkeit, der Essentia des allcri'ealsten
Man müsse
selbst
müsse mit dcreelben Notwendig-
die Wirklichkeit überein, so
der Kritik der reinen Vernunft,
(in
aber auch schon früher) tatsächlich geführt, indem er zeigte, daß Sein kein Prädikat
das sich aus irgend einem wie
zum
gehörenden Merkmalen
desselben
Inhalt
eutnohiucn
auch das Prädikat der Existenz nicht aus der oninitudo
nur deshalb, weil diese
Dings gedacht wird,
als wirklich,
realitatis,
sondern seine Existenz
realitatis,
was
Die so
festgestellte
ist,
jetzt
dann nicht
—
weil er
eine Tautologie
kraft seiner oninitudo
der Wirklichkeit
die Folge
ist
so viel heißt, als: er
folgt
überhaupt, sondern
Eigenschaft eines wirkliciien
als wirkliche
existiert der wirkliche Gott
Alsdann
lasse.
roalitatis
— womit allerdings — aber auch nur
Ebenso
gedacht wird.
ist,
immer auch beschaffenen Subjektsbegriff gleich anderen,
der omnitudo
ist.
Unterscheidimg w-ürde, konsequent weiter verfolgt, auf
dogmatischem Boden dahin führen, im Denken selbst einen Unterscliicd anzuerkennen
zwischen
denknotwendigen
geltenden) Urteilen,
—
und
der auf
nicht
einen
denknotwcndigen
(nur
erfahrungsmäßig
entsprechenden Unterschied
von
absolut
notwendigen und bloß tatsächlichen Zügen im Antlitz der Wirklichkeit hinweisen
würde.
Kant aber wendet, wie gesagt, diese ganze Argumentation
an, er scheint vielmehr
anzunehmen, daß eben
ausreichenden Grund der Existenz bilde, und
daher nur
ausgehe.
die
stellt
omnitudo
dem
hier noch nicht
realitatis
doch den
ontologischen Argumente
den Zweifel entgegen, ob es denn auch von einem wahren Begriff
Seine Polemik wendet sich also gegen die Prämissen des Beweises, nicht
gegen das Beweisverfahren.'
1)
Von
finer Einsicht in die Unmöglichkeit, aus
Heymans
dum
bloßen Begriff eines Dinges sein Dasein
Bemerkungen über die sog. ompirisfische Periode Kants, Archiv f.
Gesch. d. Phil. Bd. II S. 589) annimmt, kann daher hier noch keine Rode sein, darin stimme ich
Adickes völlig bei (S. 64 Anm. 3). Ebensowenig aber kann nach dem obigen Thieles Behauptung
abzuleiten, die
(Einige
zugestimmt werden, daß aus Kants Ausführungen über den (iottesbeweis hervorgehe, der Satz:
Gott existiert realiter, sei kein analytisihos Urteil (P 8.31; vgl. Zeit-schr. f. imm. Phil. I S. 83
Anm.
3).
Auf der folgenden
Seite (32) gibt
Thiele auch den
analytis.li.ii Cli:ir.ikliT de^ frleiles zu.
,
44
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der
Busse: Kants
„Nova
Dilucidatio".
Kant hat offenbar das Gefühl, daß an dem ontologischen Beweis nicht
in
Ordnung
ist;
seine Frage,
alles
ob denn der von ihm benutzte Begriff wahr
Tatsachen
deutet darauf hin, daß Begriffe, die sich auf
logische Operationen, sondern nur auf andere
— durcli Erfahrung —
Weise
ist,
beziehen, nicht durch
als gültig
erwiesen werden können. Aber dieser Gesichtspimkt, der allerdings in den sti'engen
bedeutende Bresche legen würde, kommt
Rationalismus eine
Durchbruch;
er
wird,
kaum
recht
niclit
zum
von den Wogen der rationalistischen
aufgestellt,
Betrachtungsweise wieder überflutet.
Und
Kant denn in Prop. VII
so gibt
(S.
395) selbst einen Gottesbeweis, der
die notwendige Existenz Gottes aus der Unmöglichkeit des Gegenteiles erweisen
Yom
will.
die
ja
in
Begriff
Möglichen ausgehend, zeigt
des
daß
er,
Möglichkeit,
alle
widersprechender Inhalte
nicht
der Vereinbarkeit sich
besteht,
ein
Wirkliches voraussetze: ohne Wirklichkeit gäbe es auch keine Möglichkeit.
Wirkliche, das die Grundlage alles Möglichen bildet,
notwendig sein: denn wäre es nicht, so gäbe es
nur Unmöglichkeit
— was
doch unmöglich
ist.
ja
muß
aber eben deswegen
keine Möglichkeit, sondern
Aus der Notwendigkeit
es
mehrere sich beschränkende Wesen, so würden
heit nicht
notwendig
zufällig sein
ist,
sie,
weü
einander; der Emph-ismus vermag aber bei
Gottesbeweis
ist
so
empiristisches MoDient
streitet.'
im Kampfe mit-
ihm noch nicht Boden zu gewinnen;
wie nur möglich.
rationalistisch
im SchoKon der Prop. VII
(S.
ist.
ihre Beschränkt-
— was gegen die Voraussetzung
Rationalismus und Empirismus liegen üi Kants Denken
folgt aber
Wesen: Gott
wieder, daß dieses Wii'kliche ein alle Realität in sich schließendes
Gäbe
Das
Noch einmal
395) auf. Es
ist
sein
taucht
ein
nicht richtig,
daß die Essenzen der Dinge (die in der inneren Möglichkeit derselben bestehen)
notwendig sind; richtig
ist
vielmehr nur, daß
sie
den Dingen notwendig zukommen.
Die Essenz des Dreiecks, die in der Zusammenfügung dreier Seiten besteht,
nicht notwendig,
d. h.
gefügt vorzustellen.
wenn man
es ist nicht
Dem
notwendig, drei Seiten immer
kommt diese Essenz notwendig zu, d. h.
muß man es notwendig als aus drei Seiten
aller
Vernunftwahr-
imd Vorgänge aus der
die Nichtdenk-
Hier erscheint der hypothetische Charakter
heiten imd die bloße Tatsächlichkeit aller Dinge
notwendigkeit der
ilu-e
,
Wirklichkeit zimi Inhalt habenden Urteile
Die Existenz des Dreiecks
ist
zusammen-
Dreieck aber
ein Dreieck vorstellt, so
bestehend vorstellen.
als
—
sei es eines realen
folgt, klar erfaßt.
oder eines bloß vorgestellten
—
1) Denselben Beweis entwickelt Kant auch in dem „Einzig möglichen Beweisgrund zu einer
Demonstration des Daseiijs Gottes" (1763), Erste Abteilung, wo dieser Beweis als ontologischer
dem si)äter entwickelten (auch in unserer Schrift noch auftretenden) kosmologischen Beweise
gegenübertritt.
Basse: Kants
ist
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der
45
»Nova DUacidatio".
nicht absolut notwendig; der Satz, der diese Existenz aussagt, läßt sich daher
Weise
in keiner
denknobvcndig begründen, sondern
als
eine bloße v6rit6 de
fait,
Erfahrung ausweist Dagegen
ist
es notwendig,
sofern
ist,
wahr
er
ist,
Übereinstimmung mit der
die sich als solche durch ihre
wenn man
ein Dreieck vorstellt, es
seinem Begriff gemäß vorzustellen: der Satz, der allen Dreiecken ihre drei Seiten
zuerkennt,
ist
ein denknotwendiger Satz, eine v6rit6 de raison, deren Geltung von
der Tatsache der Existenz von Dreiecken ganz unabhängig
hat
ist.
— Aber eine Revolution
auch diese hier sporadisch auftauchende Einsicht in Kants Denken in der
Nova
Dilucidatio noch nicht hei-vorgebracht.
Gesichtspunktes
eines
der
ist,
Rationalismus entfernte: vor der
So wichtig
der Folge
in
Hand
bleibt er
im
sie als erstes
immer
Kant
weiter
Auftauchen
vom
alten
rationalistischen Fahi-wasser.
Die Ausführungen über die „zufälligen" Dinge und ihre Realgründe (Prop. VIII
seq.) lassen,
trotzdem auch in ihnen die empiristische Saite nochmals anklingt,
Zufällig nennt
keinen Zweifel darüber.
Sinne, daß sie ihre Existenz überhaupt
Kant
Dinge nicht
die endlichen
dem bloßen
in
dem
Zufall verdankten, sondern
nur im Gegensatz zu Gott, dem Unbedingten, absolute necessario Existierenden.
Notwendig
in
dem
Sinne, daß
sie
durch einen ihre Existenz mit Notwendigkeit
setzenden Grund bedingt sind, sind die endlichen Dinge allerdings. Prop.
VHI
hobt diese Bedingtheit ausdrücklich hervor: Nihil coutingenter exsistens potest
carere ratione exsistentiam antecedenter detemiinante.
Zunächst
*
zwischen Tatsacheuverknüpfung
freilich scheint es wieder, als solle
und Begriffsverknüpfung, zwischen der Notwendigkeit, die im Denken besteht und
auf
dem principium
identitatis
seu contradictionis beruht, und der physischen,
auf der Kausalität beruhenden Notwendigkeit
Im Scholion
werden.
ein
großer Unterschied statuiert
dieser achten Proposition- hebt
Kant
als
ein
besonderes
Verdienst, das er sich (wo indes?) erworben habe, hervor, daß er die ratio reritatis
von
der ratio exsistentiae sorgfältig unterschieden habe.
Unterschied, so werde
man
nicht der
Meinung
sein,
welche das principium rationis detemiinantis auf
ihm auch für
besitze,
nur
so,
als
sei,
da doch nach
bestimmenden Grund,
dem Subjekt
die Existenz
also
Beachte
dem
diesen
Gebiete der "Wahrheiten
ohne weiteres Geltung verschaffe.
dem principium
man
daß die universelle Gültigkeit,
veritatis
nichts
Es scheine
wahr
sei
ohne
auch das Prädikat der Existenz nur durch einen solchen
beigelegt werde, ein besonderer Existenzgnind neben
dem Wahrheits-
grund überflüssig. Nämlich bei den Wahrheiten bedürfe es nicht eines antecedenter
1) S.
tatt
re
ist
396.
Der
erste Satz dos ersten Absatzes dieser Troposition enthält einen Druckfehler:
rei zu lesen.
2) S. 396.
46
Busse: Kants
„Nova
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der
Dilucidatio".
determinierenden Grundes, hier genüge vielmehr die Identität von Subjekt und
Bei existierenden Dingen handle
Objekt.
es sich
um
dagegen
antecedenter deter-
minierende Gründe, deren kein contingenter existierendes Ding entraten kann.i
Und
ebenso betont er in der Prop.
ihm werde
die ratio veritatis
soll
nun der
von Subjekt und Prädikat bedeutet und
demprincipium
bedingt und
Verwechslung von Ideal-
398), daß die
(S.
ihm nicht vorkomme:
bei
von der ratio actualitatis aufs sorgfältigste unterschieden.
Der Unterschied zwischen beiden
Identität
IX
die so viel geklagt werde, bei
und Realgründen, über
sein, daß der
identitatis (seu contradictionis) beruht.
verknüpft, sei
Wahrheitsgnmd
die
folglich die "Wahrheit aller Urteile auf
Der Grund, der
aber nicht die Identität, sondern
die Tatsachen
antecedenter
sei
determinans.
„In priori solum de ea praedicati positione agitur, quae efficitur per notionum,
quae subiecto vel absolute vel in nexu spectato involvuntur,
cum
praedicato identi-
tatem, et praedicatum, quod jam adhaeret subiecto, tantum detegitur.
circa ea quae
determinatasit;
ita,
nou
aliter,
.
.
.si(res)
.
.
.
contingenter exsistere sumitui-, adsint necesse est alia quae
determinando, exsistentiae oppositum iam antecedenter excludaut."^
Also der antecedenter determinierende Grund,
dem wir
der Wahrheiten begegneten und der dort schließlich mit
völlig zusammenfiel, wird jetzt plötzlich für die Dinge,
imd
als
In posteriori
inesseponuntur,examinaturnon utrum, sed unde exsistentia ipsorum
auf
dem
dem
Gebiete
Identitätsprinzip
die Tatsachen
reserviert
von der Identität verschieden hingestellt! Tatsachen und Denken, logische
imdKausalverknüpfvmg(ebenso dann auch logischer Widerspruch undRealrepugnanz)
:
werden wieder einander
gehorchen zwar
dem
als
Satz
durchaus verschieden gegenübergestellt. Die Tatsachen
vom Widerspruch
spruchsvoll sind, aber sie selbst
das Gegenteil jeder Tatsache
und
ist
ihr
insofern, als sie nicht in sich wider-
Zusammenhang sind
möglich,
d. h.
nicht logisch notwendig;
denkbar.
Diese Auffassung steht im denkbar schärfsten Gegensatz zu den Ausführungen
der Sectio I und des ersten Teüs der Sectio
die
11.
Hält
man
sie fest,
so
muß
sie
Lehre vom Wahrheitsgrunde imd damit den ganzen Rationalismus zerhlimmern.
Und ebenso macht umgekehrt jene Lehre diese Auffassung xmmöglich. Denn wenn
die
Tatsachen nicht logisch notn-endig sind, nicht durch das logische Identitätsprinzip verknüpft werden, so
1)
ratio
S.
396/397.
können auch
die Urteile,
welche die Existenz von Dingen
Die Auffassung Adiekes', bei den Wahrheiten müßten
consequenter determinans zufrieden geben,
ist
wir
praedicatum inter ac subiectum intercedentem sufficere," als Tmrichtig erwiesen.
Gegensatz ist hier ratio identica und ratio antecedenter determinans.
2) Prop. IT Abs. 1 S. 398.
uns mit der
durch die Erklärung Kants: „sed identitatem
Der wirkliche
Busse: Kants
,Nova
erkenntnistheoretischcr Standpunkt in der
47
Dilacidatio*.
und die Verknüpfung von Dingen zum Inhalte haben, nicht denksein, so kann auch in ihnen das Prädikat nicht nach der
notwendig
Regel
dem Subjoktsbegriff
der Identität aus
folgen.
Wahrheit
Ihre
würde dann vielmehr nur auf ihrer Üborcinstinimung mit der Erfahrung beruhen,
sie
würden
de
v6rit6s
sein.
fait
Omnis
Kant sagt aber:
Mibiectum respectu praedicati esse determinatum,
"ppositi (Prop.
e.
Und: Quandocunque identitas
V).
— sonst
vera
notiones repcritur, prnpositio est
alle
i.
prnpositio vera indicat
hoc poni
cum exclusione
subiecti intcr ac praedicati
Sind aber umgekehrt
also nicht!
Wahrheiten durch das Idontitätsprinzip beherrscht, müssen
wahr zu
iiüssen
auch die Tatsachen, über die
wahres
sonst:
auch
Urteil,
— entsprechend
Urteil?
Urteile,
alle
um
von Subjekt und Prädikat aufweisen, analytisch sein, so
sein, Identität
sie
—
etwas aussagen
beschaffen sein. Folgt
was hieße
also in
jedem
denen, welche über die Existenz oder das tatsächliche Vorhalten
in
der Dingo etwas aussagen, das Prädikat mit logischer Notwendigkeit nach der
dem Subjekt
Regel der Identität aus
vel
in
se vel in
nexu spcctato, so
muß
auch mit genau derselben Notwendigkeit in natura rerum die Existenz
oder das durch das Urteil bezeichnete Verhalten der Dinge aus den
rationibus antecedcnter determinantibus folgen.'
determinierende
fällt
Auch der antecedenter
zur ratio identica, Ursache und Wirkung
Realgrund wird dann
mit logischem (irund und logischer Folge zusammen, die Wirklichkeit wird
ganz im Sinne Spinozas zu einem rein logischen Gefüge, das
in
lauter denk-
notwendigen vorit6s de raison von uns erkannt, wiedergegeben wird.
wird
in
Urteil
sich
allen
Tatsachenurteilen
ausgenommen)
allein
die
(das
es das
Existenz Gottes
zum
nexu betrachtete Subjekt
in
sein,
habende
aus
dem
das Prädikat mit Notwendigkeit ergibt, der Abhängigkeit der contingenter
dem ganzen Weltzusammenhange
existierenden Dinge von
entsprechend.
Kant hat sich diese Konsequenzen hier noch nicht klar gemacht;
ristischen
neben
Regungen,
.seinen
Wahrheiten
ristischer
Nova
bleibt
er im
Adirkes
da man
ja
von
S.
57 Note:
aus
dem
über das Verhältnis von
tat-
rationalen
Daß aber auch diese Anwandlung empider
...ledor
Subji'kt
her:
Zusammenhang, empiri.schon und
unklaren.^
wieder
die empi-
Dilucidatio finden, gehen noch unvermittelt
Anschauungen
(Ifiikiintwendigcm
Ansichten
1) Vgl.
stiin,
die sich in der
rationalistischen
und
sächlichem
pmnil
Unrl zwar
Inhalt
rationalistischen
Realgnuid
—
in
no.xu
muß
Grundströmung seines
zugloidi ein apriorischer Krk.'nntnis-
spectato
—
dio
AVirkung dua'li Analyse
herausklauben und Ursache und Wirkung in einem analytischen Urteile miteinander verbinden
kann.
Doch ist Kant über diese Frage noch keineswegs mit sich im klaren."
2) Vgl.
Thiele
II' S. 30/31, 8. 37.
Adickes
S. 56.
48
erkenntnistheoretischer Standpiinlit in der
Busse: Kants
Denkens fortgespült
IX
der Prop.
Wenn
die Gründe, welche
antecedenter die Existenz der
oppositum
contingenter existierenden Dinge determinieren,
Dijucidatio".
des oben zitierten Satzes aus
zeigt schon der Schluß
wii-d,
selbst.
„Nova
exsistentiae antece-
denter excludant, so setzen sie eben die Existenz mit absoluter Notwendigkeit,
niit
im
derselben absoluten Notwendigkeit, mit der
kommende
dem Subjekt
Urteil das
zu-
Prädikat durch den antecedenter determinierenden Grund gesetzt, sein
—
oppositum aber ausgeschlossen wurde
Die durch-
vi principii contradictionis!
gängige notwendige Bestimmtheit aller Dinge,
die
Freiheit ausschließende
alle
Notwendigkeit des ganzen Weltzusammenhanges lehren aber die Ausführimgen
der Prop.
IX
necessitas
wird scharf betont
.
.
primo mundi
in
eveutuum ultima
sistitur
alüs in .secutura
et
„qiü oppositum eventus
optat, impossibilia voto concipiat".
Deum
qui imniediate
statu,
rerum omnium
inimutabilis
daß,
sehr,
so
399),
(S.
cuiusdam vel etiam actionis liberae
„.
Die
mit zweifelloser Deutlichkeit.
(Ebendas.)
auctorem arguit, omnis
consectariorum ferax ratio, qua posita, alia ex
tot
postmodum saecula
stabili
semper lege derivantur." (Ebendas.)
Die Unterscheidung von absoluter und hypothetischer Notwendigkeit lehnt
Kant
nihilo
determinati,
per
si
Daher
ist
est, rationes,
utrum eventus, per antecedentes ratioues
attinet,
spectetur,
se
secius hoc oppositum fieri
exsistendum opus
lage
„Quid enim
als tritam ab:
praecise
non
immo
oppositum repraesentabile
cum non
possit,
adsint in contrarium?"
determinierten Persönlichkeit begrimdete Notwendigkeit.
die Ehrlichkeit nicht, aber „uti
iam
scilicet
est determinatus,
überaus
die
göttlichen Voraussicht
und Einsicht
minati sunt, ut praescientia divina
ritionem
und
charakteristische
et oppositi
insti'uktive
handelt.
falli
homo
durch die Welt-
Zwar dem Caius
est",
repuguat
widerspricht
utique, quippe
Ich führe endlich nochmals
adsunt in ipso ratioues, quae ponunt contrarium".^
hier
cum
(Ebendas.)
das Betrügen des Caius eine in seiner ganzen
„per determinationes suas primitivas, quatenus
sit,
quibus ipsi ad
adsint,
Stelle
an,
welche
„Eventus mundani
von der
ita certo deter-
nescia pari certitudine et
eorum futu-
impossibilitatem nexu rationum conformiter per-
spiciat, ac si absolute
eorum conceptu excluderetur.'
Hier haben wir die rationalistische Ansicht wieder in voller Stärke.
vollkommenes Denken, wie
es
das göttliche
ist,
muß
die
Notwendigkeit
Ein
aller
1) S. 399.
2) S. 400.
dem
Auch
besitzt bei
Adickes' Annahme analytischer, nicht auf
Der Zusammenhang zwischen Subjekt und Prädikat
diese Sätze sprechen gegen
Satz des "Widerspruchs beruhender Urteile.
den Tatsachenurteilen
absoluten Subjektsbegriff folgen.
genau
dieselbe Notwendigkeit, wie bei den Urteilen, die aus
dem
Busse: Kants
erkenntnistliporotischer Standpunkt in dor
,Nova
49
Dilucidatio".
Tatsachen und die IJnmöglichkoit ihres Gegenteils völlig einsehen und
in
ana-
lytischen, ihr Gegenteil als unmöglich ausschließenden Urteilen darstellen.*
Auch
die Folgerungen, welche die Prop.
quod non
2)
fucrit
Rerum quao
und daraus
ein
3):
rationo
in
commune
nihil
Non amplius
406),
X
zieht:
Nihil est in rationato,
1)
sowie die ganz an Spinoza anklingende:
habent, una non potost esse ratio alterius (S 407)-,
quam
est in rationato,
und für
die physische
(für
(S.
rationc, aus der
est in
die psychische "VVelt geltendes)
Kant
Gesetz der Er-
haltung der Energie ableitet, tragen durchaus rationalistisches fiepräge.
Wie
jedem wahren Urteile das Prädikat
bereits
ist
nur aus ihm herausgesetzt wird, wie
also das Prädikat nichts enthalten
nicht schon im Subjektsbegriff enthalten
Kräfte,
so
in
und
kann, was
kann auch die reale Folge nichts
das nicht im realen Grunde bereits vorhanden
enthalten,
alle in
ist,
im Subjcksbcgriff enthalten
ist,
und daher können
der Welt aufti-etondcn Wirkungen nur Umgestaltungen bereits vorhandener
neu
aber keine
auftauchenden Kräfte darstellen:
Universum vorhandenen Kraft
Dinge, die gar nichts miteinander gemeinsam haben,
Summe
die
Ebenso
bleibt sich stets gleich.
der im
folgt aus
daß
1,
nicht im Verhältnis von
Grund und Folge (Ursache und Wirkung) zueinander stehen können.^
Und
denselben Geist des Rationalismus atmen schließlich auch die Argu-
XI zwei
Baumgartens
mente, durch welche Kant in Prop.
rationis detorminantis abweist:
Leibnizens principium
identitatis
corollaria adulterina des principü
Satz: Nihil est sine rationato,
indiscemibilium, sowie die in seinen
und
Augen
Weitere Belegstellen S. 400, 403, 404. In den Additimenta problematis EX Abs. 2 findet
Andeutung der Auffa-ssung, die auch bei Leibniz vorhanden ist (s. S. 18), daß da.s Ideal,
vollkommener Erkenntnis vom Siensehen nieht voll realisiert werden kann. „Verum quantununs
fatear, adyta (juai'dam reconditioris intelligentiac remanore humano intellcctui nurnjuam reseranda,
si in intoriorem cognitionem descendere aveas, tarnen hie non de modo agitur, .sed utrum res ipsa
1)
sich eine
locum habeat, cuius cum oppositae
partis
admodiun sane proclive
—
Bitionis
IX
est'' (S. 405).
zu setzen
sententia
repugnantiam
Für problematis
IX
in
In dieser stehen die Additamenta.
sein.
iiispicere,
mortali
cognitioni
der l'berselirift dürfte
Von Problemen
propo-
I— VIII
ist
dagegen nicht die Rede gewesen.
2)
Spinoza
(Eth
causa esse non potest.
ihn
= ratio
ist)
I
Prop. III): Quae res nihil
commune
inter se habent,
Hier sagt Kant sogar ratio, während
earum una
Spinoza causa (was
alterius
freilich für
sagt.
3) In ganz andere Richtung führt
dagegen der
letzte
Absatz der Prop. X, der die Gültigkeit
des Energiegesetzes nur so weit gelten läßt, „quatenus secundum naturao ordinem omnia accidunt
Per Dei enim o|MTam
et
mundi
materialis perfertionom fatiscentem inst;iurari, intclligentiis caelitus
pnrius, ([uam per naturam licet,
lumun affundi,
posse, quis est qui ambigere ausit?
als für die wis.senKchaftliihe
omniaque
in
altius
perfoctionis
fastipium evchi
Dieser Satz, dor für den (ilaubon andere Wahrheiten
Erkenntnis, verstößt sowohl gegen den
auch des wLssenschaftliihen Empirismus.
Hier taucht der später
in
(ieist
zuliiüt,
des Kationalismus als
anderer Form ausgeführt»)
Gedanke einer Versöhnung von Wissen und Glauben durch Einschränkung des Wissens
4
auf.
Busse: Kants erkenntnistheoretischer Standininkt
50
„Nova
in der
Dilueidatio".
sehr wichtigen Prinzipien metaphysischer Erkenntnis, die er selbst in Sectio III
das Principium suceessionis und das
aufstellt:
Zwar wird
Ton Denken imd Sein
Begi'iff
betont.
kann man immer schließen, daß, was für ihn
Umfange gehörenden
Begriffe
auch für
gilt,
Unterschied
allgemeinen
alle
zu seinem
aus einem individuellen, daß die ihm, in nexu
gilt,
auch immer zukommen
positis rationibus)
hier haben
in infinitum feracia sein;
Ende
eintreten, einmal ein
—
würde
sonst
kann, wie Sectio
HI
in der Prop.
wenn
nicht neue
Begründung
(iisdem
aber können nicht
Umstände
die
alles
seinen zureichenden Grimd haben.
mein-
Folge
die
ja
Dinge
Aber
einem Grunde fließenden Folgen
aus
Die
409).
(S.
die Polgen,
(Ebendas.).
Es muß eben
ganz rationalistisch.
Sind die
erfolgen
coexsistentiae.
zukommenden Prädikate ihm unter denselben Yoraussetzungen
spectato,
ist
Prindpium
Baumgarten nochmals der
Im Denken gilt das Prinzip: Aus einem
in der Polemik gegen
gesetzt,
enthalten
XII ausführt, eine
dieser
Behauptung
kann nichts weiter
so
Daher
der Grund.
als
Substanz sich nicht
isolierte
verändern: die aus ihrer eigenen „in sich betrachteten" Xatur sich ergebenden
Prädikate hat
Grund.
Das
—
sie,
für das Auftreten anderer felüt es an einem zureichenden
Identitätsprinzip streitet gegen
Das principium
suceessionis"^
veränderlichkeit Gottes ableitet)
ist
(aus
hiermit bereits erörtert
Das principium
Charakter dargetan.
als
isolierte
beti-achtet
vielmehr durch
S.
412
die
Un-
sein rationalistischer
Wechselwirkung
In den einzelnen Substanzen, sofern
Denn aus
jeder Substanz folgt nur das,
und dazu gehört nicht
ist,
imd
werden, kann der Grund ihres commercü mit den
übrigen nicht gesucht werden.
ihrer Natur enthalten
Satz.^
coexsistentiae^ fühi't die
zwischen den Substanzen auf Gott zurück.
sie
Baumgartens
dem Kant im „Usus"
den Begriff
der
isolierten
die
was
in
Einwirkung auf andere, die
Siibstanz
ausgeschlossen
ist.
Die
Substanzen können also das commercium von sich aus nicht hervorbringen, der
zureichende Grund
suchen, daß
1)
Auch
stellen, keine
hat.
daß
dafiü',
sie bereits in
die Erkenntnis
neuen
sie
aufeinander einwirken,
ist
vielmehr darin zu
Wechselwii'kimg miteinander stehen, aufeinander be-
kann dann aber aus den Subjektsbegriffen, •(velche die Dinge darsie gilt, daß jede neue Folgerung einen Gnind
Folgen ableiten, auch für
Die Folgening aber,
die
sie
zieht,
daß unter gleichen Umständen die Folgen sich
wenn
stets
Umstände eintreten,
sich gleich bleiben: die Unveränderlichkeit der Dinge bei Abwesenheit aller Gründe füj- eine Veränderung ist das, was in natui'a rerum der vom Denken gezogenen Folgeiimg entspricht.
Kant
kann das freilich nicht anerkennen, weil nach ihm alsdann auch die Zeit selbst verschwindet
(S. III Prop. XII S. 410).
Dann aber ist auch der Schluß des Denkens, daß unter gleichen Umgleich
bleiben,
ziehen die Dinge insofern auch, als sie,
keine neuen
ständen auch die Folgen die gleichen bleiben, nicht zulässig, da er die Zeit voraussetzt.
S. 410.
2) Prop.
Xn
3) Prop.
Xin
S. 412.
Busse: Kants
zogen sind.
erkenntnistheoretischer Standpunkt in Jer
Sic setzen
also
die Weclischvirkung
zurückgoht, der die Substanzen setzt und
in
Beziehungen zueinander
—
setzt,
—
voraus,
diese ganze Argumentation
die zuletzt
Kant
ist,
jeder Hinsicht
rationalistisch
wie das Schlußscholion
ihm
solche Grundsätze, wie die von
phj'sik, die er sich als ein
—
anzunehmen, ergibt*
ist
(S.
in
und eine den
Rechnung tragende Be-
schaffenheit der Wirklichkeit voreieht, leuchtet ohne weiteres ein,
hebt.
auf Gott
zugleich, indem er sie setzt
durchaus rationalistisch
logischen Forderungen des Denkens in
denn die Nova Dilucidatio ebenso
51
Dilucidatio".
woraus sich noch ein weiteres Argument für
die Notwendigkeit, die Existenz Gottes
Daß
sie
,Nova
und
so klingt
aus, wie sie rationalistisch an-
416) zeigt, durchaus überzeugt, durch
der Sectio III ent^vickelten, die Meta-
System denknotwendiger, durchweg demoustrierbarer
Sätze denkt, fördern zu können.
Summe
ziehe die
Icli
unserer Betrachhingcn.
Standpunkt der Nova Dilucidatio
ist
Der erkenntnistheoretische
im ganzen ein durchaus
rationalistischer.
Es zeigen sich aber verschiedentlich Ansätze einer anderen, vom strengen Rationalismus abweichenden und
insbesondere
sind
dem Empirismus näherstehenden Betrachtungsweise:
Polemik gegen den ontologischen Gottesbeweis und der
die
wiederholt auftauchende Gedanke,
daß Existenz und
das reale Verhältnis von
Ursache und Wirkung nicht denknotwendig, nicht logisch begründbar sind, hierher zu rechnen.
Weitere Folge wird aber diesen empiristischen Gedanken nicht
gegeben, der Rationalismus wird durch
piellen Unterschied zwischen ihnen
ist
und über den
sie nicht beseitigt,
Kant sich in der Nova Dilucidatio überhaupt noch nicht
die hier
klar.^
Wie nun aber
noch sporadisch und ephemerisch auftauchenden empiristischen Elemente
an Kräfte und Stärke allmälilich
zunehmen und
nalismus und Dogmatismus herbeiführen,
die
prinzi-
und seinen rationalistischen Grundüberzeugungen
Ausführung dieser Gcdanlicn
handlung sich gesteckt
Zum
ist
jenseits
liegt
die
Abwendung Kants vom
in der Einleitung angedeutet
Ratio-
worden:
der Grenzen, welche diese Ab-
hat.
Schluß und anhangsweise gebe ich noch eine kurze Skizze der vor-
nehmlich in der
1) S.
2)
Leipzig
WM
Kraft«;
in
hebt
a. a.
413— 41
Ähnlich
S.
1.
Vgl.
Paulson
Thiele
S. 34, K.
P
S. 122.
Fischer
20/21, Kiohl, Phil. Kritiz. Bd.
S.
I,
168, "NVindelband, (lesch.d.n.Ph. 2..\ufl. 2.Bd.,
I^ipzig 1876 S.212,
Adickes, Die bewegenden
Kants pbilosoph. Kntw. usw. in Vaihingers KanLstudien Bd. I S. 11. Wurtenborg
0. S. 23 zu einseitig die rationalistische Seite der Schrift hervor und übersieht die
empiristischen Elemente.
4*
52
Busse: Kants
erkenntnistheoretischer Standpunkt in der „Nova Dilucidatio".
m.
Sectio III
metaphysischen Godaukoui
euthalteuen
Adickes mit Kecht
Auch
theoretischen.
hervorhebt,
(S.
der
Nova
in metaphysischer Hinsicht steht Kant
Boden der Leibniz -Wölfischen Philosophie, aber auch
fehlt es nicht au
Sie sind, wie
Dilucidatio.
an sich bedeutender
65)
hier
erkenntnis-
als die
im ganzen auf dem
—
und gerade
er
die
Harmonie,
prästabUiertc
Wechselwü'kung zwischen den Substanzen
ersetzt, eine
durch
er
die
Wechsel wii-kung,
auch wieder von der alten Lehre des influxus physicus verschieden
Substanzen werden durch Gott in Beziehimg zueinander gesetzt,
Ursache ihres commercii imtereinander:
im gleichen Jahre wie
Nova
die
und Naturgeschichte des Himmels
—
ein Gedanke,
Alle
ist.
Gott
Dilucidatio erschienenen Allgemeinen Theorie
sich findet
würde
sich,
wenn
sie
Realität
die
die
ist
der auch in der
und
dort wie hier (und ebenso auch
Die Leibnizschen Monaden ersetzt Kaut durch Körper, und zwar
i^rincipium successionis
die
die aber
im „Einzigmöglicheu Beweisgrimd") zum Erweis des Daseins Gottes benutzt
das
—
neuen selbständigen Gedanken.
Insbesondere verwirft
letzte
hier
der Körpervvelt
wird.
soll
eben
Die Seele
beweisen.
Der Wechsel
für sich aUein existierte, nicht verändern.
der YorsteUungen setzt also den Körper und die Dinge voraus, welche durch ihre
Einwirkiuig auf den ersteren den Vorstellungswechsel herbeifüliren.
^
Körper und
Seele wirken also aufeinander, wahrscheinlich gehört zu jeder Seele ein Körper.
Die Materie konstruiert auch hier Kant schon dynamisch: die allgemeine Wechsel-
wirkung
tiert
Kant
aller
Dinge erscheint auf dem Gebiet der Körperwelt besonders repräsen-
durch die
liier
alle
Körper miteinander verbindende Attraktion.
uoch im Leibnizschen Sinne
als
ein Verhältnis der
körperlichem wie geistigem Gebiet gut das Gesetz
Alle physischen Vorgänge bedeuten
Quantums physischer Energie.
Auch
keine neuen Lihalte hervorzubringen.
werden kann,
ist
bereits
in
Den Raum
Dinge
selbst.
faßt
Auf
der Erhaltung der Energie.
nur Umformungen eines unveränderlichen
auf psychischem Gebiet vermag die Seele
Alles,
was jemals Inhalt des Bewußtseins
der Seele vorhanden; wir vermögen nur bald diese
bald jene Inhalte zu gi'ößerer Klarheit zu bringen.
1)
S.
Siehe Sectio IIl S.
410— 416,
sowie aucli die Austiilimng der Prup.
X — XI
der Sectio II
406-410.
Mit Recht hebt Thiele I'
ganz empiristisch aulfaßt.
S. 13 hervor, daß Kant hier die Entstehung der Erkenntnis
Kant hat diese empiristisohe Ansicht über den psychologischen
Ursprung
zu
2)
der
ziehung gesetzt.
Erkenntnis
seinen
erkeuntnistheoretisehen
Ansichten
aber
nicht
in
Be-
Busse: Kants
erkenntuistheorotischor Standpunkt in der
„Nova
Alles Geschelion, sowohl das geistige wie das physische,
ist
streng necessitiert;
des Willens im Sinne eines libcri aibitiii indifferentiao
Ficilieit
53
DilucidatJo".
ist
unmögiicii.
Die diu'chgängige Gesetzmäßiglveit schließt aber die Teleologio nicht aus, sondern
ein:
durch den gesetzmäßigen Zusammenhang, den Mechanismus des Geschehens
werden
selbst
die
von Gott gesetzten Zwecke verwirklicht.
Gott selbst, der als
höchste Intelligenz, als Geist^ gefaßt wird, der letzte Grund aller Dinge und aller
Veränderung,» aus dem
nimmt aber an der
sicii
die
Vcriiiulcruiig
ganze Folge
der
der Dingo
muß
endlichen Dingo nicht
ableiten lassen,
teil,
sondern
ist
unveränderlich.
Die
metiiphysischen
anschauung,
insbesondere
Gesichtspunkten
Grundgedanken
den von der
beherrschten
—
dieser
—
hier
letzten
durchgängigen
kurz
skizzierten
Endes von
Ordnung und Beziehung der
Dinge aufeinander diu'ch den Intellekt Gottes, hat Kant eigentlich nie
lassen;
sie
bilden
Welt-
teleologischen
fallen
den beständigen Hintergi-und seines Philosuphierens auch
in
der Periode des Kritizismus.
1)
Thiele geht zu weit, wenn er den Gottesbegriff der Nova
der Realität überhaupt faßt
(I' S. 11 ü).
Dilucidatio nur als Inbegriff
m
ÜBER DIE ENTWICKLUNGSIDEE BEI KANT
D.Dr.
0. Ö.
AUGUST DORNER
PROFESSOR DER TIIEOLOOIK AN DER UNIVERSITÄT KÖNIGSBERO
Es
dürfte sich wolil lohnen,
zu fragen, welclie Stellung
Kants System
in
die Entwicklungsidec einninunt, da diese Frage zu einer einiielligen
bis
jetzt
noch nicht gelangt
ist.
Beantwortung
Es gibt Stimmen, welche bemüht sind, Kant
zu einem Anhänger der Darwinschen Entwicklungslehre zu machen; andere, wie
Kuno
Fischer,
machen nahezu den Entwicklungsgedanken, wenn auch
mechanischen, sondern
in
der teleologischen
Form
Wieder andere
zu einem Zentralpunkt Kantischen Denkens.
später
die
Idee
der Entwicklung für
Gebiet der
das
lassen
Kant
erst
Geschichte eingehender
besonders in der Kritik der Urteilskraft
berücksichtigen,
und
Im Unterschied von
innerhalb der Grenzen bloßer Vernunft.
nicht in der
der Entwicklung der Vernunft
der Religion
in
dieser Ansicht dürfte
Paulsen nicht ganz unrecht haben, wenn er meint, daß Kant von den Gnind-
anschauungen seiner vorkritischen Periode in bezug auf Theologie,
und Physik nicht eine hat
Aspekt
fallen lassen,
Gegenüber denen, welche
wiederkehren.*
gestellt,
wicklungsidee in reichem
mus und dessen
Maße
Psychologie
und daß dieselben, nur unter kritischen
Kant die Ent-
bei
finden, betonen andere den Kantischen Aprioris-
Sprödigkeit gegen die geschichtliche Entwicklung, den dualis-
tischen Gegensatz zwischen der
phänomenalen imd noumenalen Welt, die Sprödigkeit
der apriorischen Idee gegen die
Geschichte.
Mii-
will
es
scheinen,
daß Kant
auch in dieser Frage zu einer einfachen, einheitlichen Antwort nicht gekommen
ist,
sondern die Hauptgesichtspunkte in Rechnung zieht, ohne
heitlichen Auffassung zu vereinigen,
und zwar kennt
sie
mechanischem
vorkritischen, wie in seiner kritischen Periode die Entwicklung unter
1)
Der Kürze halber verweise
ich hier auf
zu einer ein-
er insbesondere in seiner
meine Abhandlungen: Über
die l'rinzij)ien der
Kants Kritik der Urteilskraft in ihrer Beziehung zu den beiden anderen
In dem „Protestantismus aiu
Kritiken und zu den nachkantischen Systemen, Kantstudien 1899.
Ende des 19. Jahrhunderts" S. 441, Lieferung 19. Kant und Fichte in ihrem Einfluß auf die Entwicklung des Protest;intismus. Schleiermachers Verhältnis zu Kant: Studien und Kritiken 1901
Kantischen Etliik 1875.
8.5
—
7.5.
2)
—
Zu Kants Gedächtnis, Protestantische Monatshefte 1904 S. 49 65.
Daher auch MedlciLs einseitig urteilt, wenn er den Standjmnkt der
kraft in Ijezug auf
Geschichte im
Zu Kants
Kants Geschichtsphilosophie
|iraktischen Interesse
ansehen
als
den einzig genuinen
.sollen,
Kritik
hinstellt,
der Urteils-
wonach wir
die
als ob sie einen zwockvullen Inhalt hätte.
Philusüiihic der Geschichte, Kantstudiou 1900.
,
Dorner: Über
58
die
EntwicUungsidee bei Kant.
und teleologischem Gesichtspunkte, während mau
allerdings andererseits wird zu-
geben müssen, daß in seiner kritischen Periode der Riß zwischen der apriorisclien
und der empirischen Welt
den er aber doch auch
stärker klafft,
Abhandlungen aus den Jahren 1784 und 178ö und insbesondere
in
in
kleineren
der Kritik
der ürteilski-aft 1790 auszufüllen sich bemüht.^
Die Idee der „Auswicklung" macht sich bei Kant schon
allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels 1755.
muß
daß
auffallen,
es
er
den
dieser Schrift
in
voller Klarheit ausspricht, daß die
Werden
wenn
er an
der Welten ein; vielmehr
der
Hand
dem
Prozeß,
die
die
Eede
Gott greift nicht im einzelnen
sei.
Bewegung nachgewiesen
der mechanischen gesetzlichen
der ganze unlösbare
soll
Nur
Zusammenhang
steht diese gleichsam hinter
ist
Stellen dieses Prozesses
den Versuch gemacht,
Kant hat in dieser genialen Schrift
Enstehung der Himmelskörper aus chaotischer Materie
Atü'aktion
und Repulsion zu
Auf
erklären.
rein
Aber
ihre Offenbarung.
von einem Eingreifen Gottes an einzelnen
sein.
in
den
in
der geordnete Gang dieses Werdens,
ist
wird, ein Beweis für die göttliche Weisheit.^
keineswegs
modernen Grundgedanken
Einmischung außerweltlicher Ursachen
Auswicklmigsprozeß wissenschaftlich unhaltbar
in das
der
geltend in
Als charakteristisch
mittels der Kräfte der
mechanischem Wege soU
die
durch die bloße Fortsetzung einer ein-
Bildung der Welt aus wüster Materie
mal eingedrückten Bewegung mittels einiger weniger, leichter und allgemeiner
Bewegungsgesetze erklärt werden.
Kräfte
allen
göttlichen Daseins.^
Zusammensetzungen
kann, der
Die Grundmaterie, deren Eigenschaften imd
Veränderungen zugrunde liegen,
alles
in
„Sie
in
sich
ist so reich,
ist
dem Abfluß der Ewigkeit
schließt,
was
eine unmittelbare Folge des
so vollständig, daß die
seiu
Entwicklung ihrer
sich über einen Plan ausbreiten
kann."
Sein Grundgedanke
ist
der,
daß die Entwicklimg der Weltkörper auf der nach mechanischen Gesetzen sich
voUziehendeu Gruppierung der Teile der Materie beruht.
der mechanischen Theorie
entstehen
1)
läßt,
er
sie
ti-eu,
auch
Auch
daß, wie er die Welten aus
darin bleibt Kant
dem Mechanismus
durch den Mechanismus wieder untergehen
Als diese Atihandliujg geschrieben war,
kam mir der umfassende
Artikel
von
läßt.
Tröltscli
den Kantstudien, Das Historische in Kants Religionsphilosophie, zu Gesicht, der mit meiner
Auffassung vielfach übereinstimmt. Ob man freilich Kants „Religion innerhalb der Grenzen bloßer
in
Vernunft" nur
als
„einen Mittelweg zwischen der reinen Eeligionsphilosophie und der kirchlich
biblischen Theologie" ansehen kann, der einen
Kompromiß mit der
staatlich
anerkannten Religion
Abhandlung ziigemessene Raum gestattet mir nicht
eine eingehendere Auseinandersetzung mit abweichenden Ansichten.
2) Ich zitiere Kants Werke nach der AiLsgabe von Rosenkranz. Vgl. Bd. 6 S. 52.
3) „Es ist ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch selbst im Chaos nicht anders als
regelmäßig und ordentlich verfahren kann" (S. 51).
darstellen
soll,
ist
mir
fraglich.
Der
dieser
Dorner: Über
„Wir dürfen den Untergang eines Weltgebäudes
Natur bedauern.
59
die Entwickhingsidee bei Kant.
Sie beweist ihren
Reichtum
einen wahren Verlust der
nielit als
einer Art von Verschwendung,
in
welche, indem einige Teile der Vergänglichkeit den Tribut zahlen,
unzäidige
neue Zeugungen
beschadet
erhält."
Ausübung der
in
dem ganzen Umfange
Diese Fiuchtbarkeit
güttlichen
Allmacht
der Natur
die
selbst,
sich
ist
nichts
eben
in
anderes
durch
als
undie
dem Mechanismus
Es kommt mir hier nicht darauf an, im einzelnen
offenbart.
sich
ihrer Vollkommenheit
Kantischen
die
Ausführungen über das Entstehen der Himmelskörper, ihrer rhythmisclien Be-
wegungen, ihrer Beziehung auf einen Zentralkörper näher zu verfolgen.
Theorie hat sich bis auf den heutigen Tag in den Hauptzügen erhalten.
ist
daß Kant die mechanische Auswicklung
aber zu konstatieren,
es
Seine
"Wichtig
als
den
einzigen Erklärungsgrund betrachtet für die iMitsteiiung des gesamten Weltalls,
dem Planetonsystem, der
der Sonne mit
mit ihrer Zentralsonne, der
Fi.xstcrne
Erde mit ihrem Trabanten, der Kometen. Ergeht davon aus, daß unsere Sonnenwelt,
weil von ihr aus das
in
sei
System der Fixsterne
Richtung eines größesten Zirkels
und mit den übrigen ein System ausmache.
großen,
^ind in
welche
der planetarische Weltbau
unserem Sonnensystem Drehungen
selben Fläche,
um
die
Klumpen.
ein
Zentrum
sich
im kleinen
in
hat.
Alle
im
Bewegungen
derselben Richtung und auf der-
bewegen,
wie die gesamte Welt
um
Die zei-streuten Elemente dichterer Art sammeln sich, bilden
eine Zentralsonne.
zeutren
Die Gestalt des Himmels der
hat keine andere Ursache als eben eine systematische Verfassung
Fi.xsterne
Zugleich aber werden durch die Repulsionskraft die zu Diclitigkeits-
Elemente
sinkenden
bewegungen.
bewegung,
Mittelpunkt,
Je weiter
es
vom
auf
die
gelenkt
frei; so
um
und geraten
ergibt sich ein
in
und
so
entstehen
Kreis-
so stärker wird die Seiten-
einen Krei-slauf
um
System von Körperu, die
den
um
und mit der größeren pjitfernung vom Mittelpunkt wird
Körper immer geringer und die
die Dichtigkeit der
Ln letzter Hinsicht
Seite
Mittelpunkt entfernt,
stoßen sich Wirbel ab
und schweben
das Zentrum kreisen,
in
in der
der Milchsh'aße gesehen wird, mit in eben derselben großen Fläche befindlich
nimmt Kant
E.xzentrizität
immer
größer.
an, daß die Natur alle Stufen der Veränderungen
unmerklichen Abfällen durchläuft, und so
steigt
auch die Exzentrizität von
den Planeten durch allmähliche Übergänge zu den Kometen, deren Stoffansammlung minder dicht und weniger von
Diese Theorie
ist
dem Sonnensystem abhängig
ist.
insofern rein mechanisch gedacht, als die Art, wie die
Entwicklung der Gestirne vor sich geht, durch mechanische Bewegungsgesetzo
3) a. a. 0. S. 1G5.
Dorn er: Über
60
vermittelt
Indes dürieu wir nicht übersehen, daß Kant in letzter Hinsicht
ist.
und
Ejcäfte, die Attraktions-
nismus
die gesetzmäßige
als
die Entwicklungsidee bei Kant.
die Kepiüsionski-aft
Form
zugrunde
also
legt,
den Mecha-
der sich diese beiden Grund-
betrachtet, in
kräfte der Materie betätigen.
Merkwürdig
Attraktions-
imd
Veränderungen im
die
gehen
so
nimmt
Schon den Menschen
Entstehung der Himmelsköriier
ihm
ist
hier die Betrachtung vernünftiger
Wesen von verschiedener
selbst
„Der Mensch
ist
erschaffen,
geistiger Kraft sein
dem
unter
er
betrachtet
die Eindrücke
soU, durch denjenigen Körper
ihm erregen
in
die
zu begreifen sucht, die Zwecktheorie her-
er an, daß entsprechend der verschiedenen Dichtigkeit der
Planeten auf denselben
wicklung.
"Weltall
Der Zweck der Natur
läßt.
Wesen und
Welt
wie er neben dieser Theorie, die rein mechanisch durch
ist es,
und Kepulsionskraft der Materie
bare Teil seines Wesens
ist
Gesichtspiuikt
werden.
der Aus-
und Eührungen,
die
die
anzimehmen, der der
sicht-
und dessen Materie nicht aUeiu dem unsichtbaren
Geiste dient, die ersten Begriffe der äußeren Gegenstände einzudrücken, sondern
auch in der inneren Handlung diese zu wiederholen, zu verbinden, kurz zu
denken imentbehrüch
kommen
der YoUkommenheit.
wicklung,
Je nachdem sich nun der Körper entwickelt, be-
ist."
die Fähigkeiten
seiner denkenden Natur auch die
Grade
zugehörigen
„Bei einigen Menschen bleibt es bei dem Grade der Aus-
die Fähigkeiten zu entwickeln,
durch die er der Notdurft,
die
die
Abhängigkeit von den äußerlichen Dingen ihm zuzieht, genug tim kann.
Vermögen, abgezogene Begriffe zu verbinden und durch eine
der Einsichten über den
ein, niemals bei einigen,
man
freie
Gang der Leidenschaften zu herrschen,
und schwach
das Leben der meisten
Menschen
bei
allen."
um
sterben.
Er
eiTeicht
am
wenn
scheint,
Saft in sich zu
ziehen wie eine Pflanze, zu wachsen, sein Geschlecht fortzusetzen,
und zu
Anwendimg
findet sich spät
Der Mensch
ansieht, geschaffen,
Das
alt
zu werden
wenigsten seinen Zweck, weil er seine vorzüg-
lichen Fähigkeiten zu solchen Absichten verbraucht, die die übrigen Kreaturen
mit weit minderen imd doch sicherer eiTeichen.
Künftigen
völligen
liegt für
erhebt,
und den
in
Auswicklung bevorsteht, zeichnet ihn
Kant in der Grobheit des
lichen Leibes.
Nur daß ihn
ihm verschlossenen Kräften
Stoffes
aus.
Der Grund
und Gewebes
Sie ist die Ursache der Trägheit, die
in einer beständigen Mattigkeit
Quelle des Lasters.
Es bilden
und
in
genugsam
Hoffnung des
Periode einer
dieser Erniedrigung
dem Bau
die
Quelle des Lrtums,
weil
die
Schwierigkeit
der Seele
Diese Ti-ägheit
den
die
ist
kräftige Vorstellungen
Gleichgewicht gegen die Eeizungen der sinnlichen Empfindungen.
sie
des mensch-
die Fähigkeiten
Kraftlosigkeit erhält.
sich nicht
die
die
zum
Ebenso
ist
Nebel der verwiiTten
Dorner: Über
die Entwickliingsidoe bei
61
Kant
Bogriffe zu zorstroiicn und die durch verglichene Ideen entspringende allgemeine
Erkenntnis von den sinnliclicn Eindrücken abzusondern, dazu verführt, sich bei
Ebenso schwinden mit der Lebhaftig-
einer niangeiiiaftcn Einsiciit zu heruiiigen.
Die Kräfte der menschlichen Seele
des Leibes die geistigen Fähigkeiten.
keit
werden
von den Hindernissen einer groben ilaterie, an die
also
bunden werden, gehemmt und eingeschränkt
dem
hängt aber wieder ab von
breitet,
um
die Materie
der nötigen
in
Eben
Einfluß der Sonne.
dem
ziehung zu dem Feuer, welches sich aus
Regung zu
Notwendigkeit ihrer Xatur an den Ort gebunden,
erhalten,
die Geister
vei-schiedener Planeten, ja sogar die Tiere
sind,
muß um
um
Stoff,
dem
ist
durch die
dem Universum
Abstiind von der
woraus die Einwohner
und Gewächse auf denselben gebildet
der wirklichen
dem
soll
als sie
auch die geistige Beschaffenheit,
denkenden Naturen, die Hurtigkeit ihrer Vorstellimgen,
Vermögen
Deutlichkeit ihrer Begriffe, das
Ausübung
auf den Planeten an,
dem Maße,
desto vollkommener sein nach
der Sonne abstehen, und
die Ti'efflichkeit der
in
der Grund für
desto leichter sein, die Elastizität ihrer Fasern samt der vorteil-
haften Anlage ihres Baues
weiter von
der ihr in
Der
an Vollkommenheit
ist
Jede Klasse
der Verdünnung der Materie, mit
,,5rit
i.st
Sonne wachsen
diese notwendige Be-
Mittelpunkt des Weltsystems ver-
die verschiedene Beschaffenheit der rianctenbewohner.
angewiesen
sie innigst ver-
Diese Beschaffenheit des Stoffes
entsprechen.''
wo dem
die
zusammenzusetzen, die Behendigkeit
sie
So nimmt er Stufen der Entwicklung
1
verschieden leichten Stoffe entsprechend die Geister
verschieden klare Begriffe, leichten Vei"stand, schnelle Tätigkeit in kürzerer Zeit
hcn'orbringen.
in
„Die Vollkommenheit der Geisterwelt, sowohl
den Planeten wächst und schreitet
fort in
Proportiim ihrer Entfernungen von der Sonne."
Umfange der Natur
in einer
ewige Harmonie, die
alle
der raaterialen
„So hängt denn
alles in
dem ganzen
ununterbrochenen Gradfolge zusammen
Glieder aufeinander beziehend macht''
daß diese rein mechanische Entwicklung des
in
als
einer richtigen Gradfolge nach der
AV^eltalls
durch die
Kurz Kant meint,
zu der Entwicklung der Geister
einem notwendigen Verhältnis stehe und daß der Mechanismus der Materie
dem Zwecke
folgt,
entspreche, den die Natur oder die Gottheit mittels der Natur ver-
Oeisteswesen aller Stufen hervorzubringen, in denen die Natur sich spiegelt
So sagt er schließlich:
1)
Diese
Intolli'ktualisnuis
Auffas.sung
„Nachdem
ist
noch bestimmt.
nauh
die Eitelkeit ihren Anteil an der menschlichen
der
toleologischon
Merkwürdig
ist
Seite
offenbar
stark
von
Ix-ibnizons
übrigens die l'ibereinstimmung dieser Auffius.sung
mit diT Wcltanscbauung des Origenes, nur daß dieser von der Seite der Geister ausgebt und je
narh deren Willensentscbeidung
•
'in|ifangi'n
bißt,
wäbrend
Kiint
sie auf vorsebiedonen Weltkorpern dicbtore oder licbtero Leiber
von der Naturseite dos Mecbanismus au.sgoht und zu dieser die
verschiedenen Zu.stitnde der Geister
in
Korrespondenz
setzt.
.
Dorner: Über
62
die Entwicklungsidee bei Kant.
Xatiir wird abgefordert haben, so wird der unendliche Geist mit
über
SchAviuige
neuen
Yerh.ältnis
dem
mit
meinen
bestirnten
endlich
ist,
sich
einem schnellen
emporschwingen nnd in einem
gegen die ganze Natiu-, welche aus einer näheren Yerbindung
höchsten
Stille
was
alles,
Wesen
sein Dasein fortsetzen."
entspringt,
„Bei der allge-
dem AnbKck
der Natiu- und der Ruhe der Sinne redet bei
Himmels das verborgene Erkenntnisvermögen des unsterblichen
unnennbare Sprache und gibt imausgewickelte Begriffe,
eine
die
des
Geistes
sich
wohl
empfinden, aber nicht beschreiben lassen."
Man kann
daß die besprochene Schrift den Gedanken der mecha-
also sagen,
nischen Entwicklimg der Xatur im großen Stile konsequent behandelt und zuletzt
diesen gesamten Mechanismus einem teleologischen Stufensystem einordnet,
das
die
Wenn
und
materielle
geistige
Auswickliing in
das
engste Verhältnis
er die Gottheit hier zuzieht, so geschieht es nicht so,
den mechanischen Prozeß
selbst eingreifend vorstellt,
setzt
daß er dieselbe in
der vielmehr selbständig
verläuft, sondern
nur
so,
daß er die gesamte Stufenentwickluug, die das Resultat
des Mechanismus
ist,
um
ihrer
Ordnung willen und
einen Beweis
um
ihrer teleologischen Be-
Vorsehung
Daß
ziehung willen
als
noch
bezug auf das Verhältnis des Mechanismus zur Teleologie unklar
vieles in
die göttliche
füi-
Aber
braucht nicht gesagt zu werden.
ist,
er hat in genialer
ansieht.
hier
Weise Mechanismus,
dynamische und teleologische Aiiffassung der Natiu* kombiniert.
Wenn Kant
hier aber vor allem den
Gedanken durchführt, daß man
die
Entstehung des Weltalls rein mechanisch vorstellen müsse, so hat er auch für
die irdische Natirr bis
zum Menschen
herauf diese mechanische Gesetzmäßigkeit
zur Geltung gebracht und zwar hat er auch solche Gesichtspunkte schon heraus-
gehoben, die Darwin geltend gemacht
Schrift: ..Kant
hat.
Fi'itz
führungen nicht imnötig wiederholen.
zwischen Pflanze imd
Mensch
ist
seiner
Tier,
will seine Aiis-
Einmal hat Kant zu einer hylozoistischen
Auffassung geneigt, die die Grenzen zwischen
losen,
Schul tze hat hierauf in seiner
imd Darwin" schon aufmerksam gemacht, und ich
dem Lebendigen und dem Leb-
zwischen Mensch imd Tier verwischt.
Meinung nach zueret vierfüßig und
Der
hat zwar „ dm"ch seine
zweifüßige Stellung unendlich viel über die Tiere gewonnen, aber auch mit Un-
gemächlichkeiten vorUeb
sein
in
Haupt über seine
seiner
nehmen müssen,
alten
Kameraden
pragmatischen Anthi'opologie
die
ihm daraus entspringen, daß
so stolz erhoben hat."i
er
Er nimmt sogar
den Gedanken in Sicht,
daß „es eine
Epoche geben könnte, da ein Orang oder Schimpanse die Organe zum Gehen,
1) Schnitze S. 50.
Dorner: Über
Befühlen, Sprechen
Ortraa
ein
zum Gliedorhau
sicli
zum Gebrauch
ihre Abarten
des Menschen ausbildete, deren Innerstes
des Vei-standcs entliielte und
Ei macht
Kultur sich allmiililich entwickelte".'
Natirrgeschichte
einer
beschreibung ins Auge gefaßt
hat.
Man muß
frescllscluiftliche
Umgebung und
das Prinzip der Anpassung an die
den Gedanken
durch
für die Rassen der
geltend und selbst an die Selektion hat er gedacht.
er
63
Kant
die Entwicklungsidee boi
Menschen und
der Vererbung
Das wichtigste aber
im Unterschied von
ist,
einer
daß
Natur-
eine „(ieschichte der Natur wagen",
Veränderung der Erdgestalt und die der Erdgeschöpfe, Pflanzen und
die uns die
Tiere darstellen soll,
die
Wenn
durch natürliche Wanderungen
sie
ihre daraus entsprungenen
erlitten
haben und
Abartungen von dem Urbilde der Stammgattung.'
er in der Kritik der reinen Vernunft bemerkt, daß die Vernunft ein-
mal die Gleichartigkeit, dann die Verschiedenheit, endlich die Affinität fordere,
so
ist
auch damit gesagt, daß
täten durch aUmählicIie
sie
darauf au.sgeht, die Gattimgen und
Übergänge zu verbinden.
das der Spezifikation imd das der Kontinuität
sich der „stufenartige
viin
Varie-
stellt
er auf,
und hieraus
ergibt
Übergang von einer Spezies zur andern, welches eine Art
Verwandtschaft der verschiedenen Zweige
aus einem
ilire
Das Prinzip der Homogeneität,
Stamme entsprossen
sind".
der Kritik der reinen Vernunft nur
konstitutive Prinzipien.
Aber
anzeigt,
freilich
Maximen,
insofern
sie
insgesamt
sind diese Prinzipien nach
nach denen wir forschen, nicht
Immerhin aber geht unsere Vernunft mit Notwendigkeit
darauf aus, das empirische Material auf diese Weise in Verbindung zu setzen.
Da wir
freilich
nach der Kritik der reinen Vernunft nur mit Ei-scheinungen zu
nun nur um die Art, wie wir die Erscheinungen
um die Erkenntnis objektiver Wirksamkeit der Dinge, also nicht
Sinne um Entsvicklung, sondern nur um die Betrachtung der Er-
tun haben, so handelt es sich
verbinden, nicht
im strengen
scheinungen unter
dem Gesichtspunkt
der Entwicklung, der allmählichen Übergänge.
In der Kritik der reinen Vernunft hatte er die mechanische Naturwissenschaft
und Mathematik
in
ihrer Selbständigkeit
zu
begründen versucht, wenn
auch nur so, daß erstere nur mit Erscheinungen zu tun
Urteilskraft ergänzt er diese
tiuig
und kommt damit auf
betrachtung bei den
Wesen
diese organischen
Wesen
Er untoi-scheidet
die
ältere
Gedanken zurück.
ein, die organisch sind,
eine besondere Stufe in
rein
1) a. a.
Kant
setzt
mit der Zweck-
und hier nimmt er an, daß
dem Naturleben
inneren.
0. S. 56.
23 f.
In der Kritik der
repräsentieren.
formale Zweckmäßigkeit von der empirischen Zweck-
mäßigkeit und die äußere Zweckmäßigkeit von der
2) a. a. 0. S.
hat.
Untersuchung durch Einführung der Zweckbetrach-
(Zitate aus
Kants physischer Geographie.)
Während
er
die
Dorner: Über
64
die Entwicklungsidee bei Kant.
um
äußere Zweckmäßigkeit zurückstellt, hebt er die innere
mehr
so
Wo
hervor.
die kausale Erklärung nicht ausi'eicht, in diesem Sinne Zufälligkeit übrig bleibt,
um
werden wir genötigt,
doch einen inneren Zusammenhang herzustellen,
Kausalität des Natiu^roduktes so anzunehmen,
möglich
sei;
Vernunft
die
hier das
ist
als
Vermögen nach Zwecken zu handeln und
Zweck
das Objekt, das nur als aus diesem möglich vorgestellt wird, wird als
also der Begriff des Xaturzweckes.
Hier ergibt sich
gestellt.
zunehmen, wo ein Ding von sich
Baum
indem
selbst
Dieser
Ursache und Wirkung
Z. B.
ist.
er die Materie,
Endlich
Ding
ist
jeder
die
TeU
der Natiu-mechanismus
ihr nicht liefern
aiißer
dieses Geschöpfs so beschaffen,
dann Naturzweck, wenn
ist
sache und
daß die Erhaltung
Wirkung
Das
verhält.
werden kann.
ist
Ganzen wülen existierend
vorgestellt
Kurz,
als
Ur-
nur zu denken möglich, wenn die Ver-
muß
Jeder TeU
zu sich selbst wechselweise
es sich
knüpfung der wirkenden Ursachen zugleich
urteilt
ein
er zu sich hinzusetzt, zu einer spezifisch eigentüm-
die
des einen Teils von der Erhaltung der anderen Teile wechselweise abhängt.
ein
vor-
da an-
ist
erzeugt sich selbst der Gattung nach, erzeugt sich selbst als Individuum,
lichen Qualität verarbeitet,
kann.
die
ob sie nur durch Vernunft
als
hier
Wirkung durch Endursachen
be-
um
des
als
werden,
um
der anderen und
Organ, das aber zugleich die
als
Die Teile sind nur durch ihre Beziehung auf
anderen Teile mit hervorbringt.
das Ganze möglich und sind selbst dadurch zu einem Ganzen verbunden, daß sie
voneinander wechselseitig Ursache und Wirkung ihrer Form
sind.
dann auch die Idee des Ganzen die Form und Verbindung
aller
wir ein organisches
Wesen
als
zweckmäßig betrachten,
so
So bestimmt
Teile.
Natur eine zweckmäßige Tätigkeit nach Analogie mit unserer Vernunft.
forschung des Organischen
gefähr-
Dieser
geschehe.
Natm'diugen,
die
gedacht haben.
ist
ist
der Leitfaden für die Beobachtung einer Art von
Der Begriff der Materie, sofern
Natirr als eines Systems
und
dem
Begriffe der Naturzwecke
organisiert
sie
ist
Durch das
man
was im Ganzen zweckmäßig
das die Natur in ihren
Beispiel,
berechtigt, von
ist,
der Natui" und ihren Ge-
zu erwarten.
Kant betont aber
um
die Regel handelt,
zunächst in häufiger Wiederholung, daß es sich hier nur
man gewissen Produkten
mende, sondern
bei,
redet
um
enthält den
nach der Eegel der Zwecke, der der Mechanismus der
organischen Produkten gibt,
nach der
ist,
dieser führt notwendig auf die Idee der gesamten
Natur untergeordnet werden muß.
setzen nichts als
Die Er-
von dem Grundsatz getragen, daß nichts von un-
wir einmal teleologisch imter
Begriff des Naturzweckes
Wenn
imputieren wir der
der Natur nachforscht, nicht luu die bestim-
die reflektierende Urteilskraft.
Man
legt der
Natur Absicht
von der Weisheit, Sparsamkeit, Vorsorge, Wohltätigkeit der Natur,
Dorner: Über
ohne deshalb die Natur für ein
denkendes Wesen
Über
Werkmeister zugrunde zu legen.
man
sagt
hier gar nichts aus,
65
die Entwicklungsideo bei Kant.
man
sondern
zu
die objektive
oder
halten,
ihr
einen
Beschaffenheit der Natur
betrachtet sie unter diesem Aspekt
um
des Zwecks, als ob sie zweckmäßig handle,
zusammen-
so die Naturobjekte
hängend nach einem einheitlichen Prinzip zu betrachten, die von der mechanischen Betrachtungsweise für sich angesehen nur zufällig wären.
nicht
Aber Kant kann
genug einschärfen, daß diese Betrachtungsweise nur für unser Denken
wendig
sei,
nachgewiesen werden
Der Begriff
könne.
nur für die reflektierende Urteilskraft,
menden
Urteilskraft.
Dinges
eines
Naturzwecks
als
ist
aber nicht Gegenstand
der bestim-
Wir können weder bejahend noch verneinend
entscheiden,
ist
was die Ursache der Zweckmäßigkeit der Natur
Trotzdem aber gibt er
sei.
daß der Begriff einer objektiven Zweckmäßigkeit ein für
kritisches
not-
aber keine objektive Gültigkeit habe, wenigstens eine solche nicht
Prinzip der Vernunft
„Der Begriff der Zweckmäßigkeit
sei.
zu,
Zeiten notwendiges
alle
ist
für
den Erfahrungsgebrauch der Vernunft eine schlechterdings notwendige Maxime.
Es
ist
ganz gewiß, daß wir die organisierten Wesen und deren innere Möglich-
keit
nach bloß mechanischen Prinzipien nicht einmal zureichend kennen lernen,
viel
weniger uns erklären können und zwar so gewiß, daß
dem Menschen
'in
schlechterdings absprechen
man
Aber ob
muß.''
hinreichender Grund der Möglichkeit organisierter
diese Einsicht
der Natur nicht
in
Wesen ohne Absicht der
Natur vorhanden sein könne, können wir nicht feststellen, sondern nur, daß wir
nach den Bedingungen und Schranken unserer Vernunft nur ein verständiges
Wesen der Natur zugrunde legen können.
zwingt lins gewisse Dinge
daß bei
als
Die Beschaffenheit unseres Verstandes
Naturzwecke anzusehen, was darauf zurückgeht,
uns Anschauung und Verstand auseinanderliegen
Art unseres Denkens uns nicht ermöglicht, den kausalen
und
die
diskui"sive
Zusammenhang
überall
durchzuführen und deshalb die Zufälligkeit erzeugt, die dann durch die Zweck-
Zusammenhang gebracht werden muß. Da wir
mäßigkeit in den allgemeinen
niu-
Erscheinungen zu erkennen vermögen, so können wir über diese Erscheinungen
verschiedene Betraclitungen
anstellen,
Betrachtungsweise läßt sich reimen,
ordnet
Denn wo Zwecke
werden,
ila
nichts
einen
meciianische
die
erste
und
teleologische
der letzteren unter-
annehmen, deren Wirkungsgesetz für sich
bedarf,
Ursaciie absichtlicher
Betrachtungsweisen vcnbiiulcn
nicht kennen,
die
Gründe der Möglichkeit gewisser Dingo gedacht
Mittel
Zweck Voraussetzendes
untergeordnete
beide
als
muß man auch
und
wenn man
und
möglichst ausdehnen.
mithin
Wirkungen
mechaniscli und doch eine
sein kann.
Wir dürfen
also
können beide, da wir ihre Grenzen
Dorn er: Über
66
Es war
die Entwicklungsidee bei Kant.
um
nötig, diese Ansichten hen'orzubeben,
halb welcher Grenzen Kant einer Entwicklung
in
machen, inner-
deutlich zu
der Natur auch
dem
nnter
doppelten Aspekt des Mechanismus und Zweckes gerecht werden kann.
Es dürfte
nun doch
Erkennens
kaum zu leugnen
sein, daß er
tatsächlich für die Art unseres
die Idee der Entwickliuig für die Naturwissenschaft gelten
Natur zu der Geisterwelt in Beziehung
setzt,
sucht, welche die Idee der Entwicklung unter
indem er
die
eine einheitliche Auffassung ver-
dem
teleologischen Aspekte für das
gesamte natürliche und geistige Universum durchführt.
skeptische Pi-age, die allerdings
ja
liißt,
im Hintergrunde
Dabei wird dann die
lauert, ob diese
ganze Beti-ach-
tungsweise nicht bloß für unser Erkenntnisvermögen Geltung habe, schließlich im
Interesse einer einheitlichen Auffassung der gesamten AYeltentwicklung
weniger
mehr oder
ignoriert.^
Wenn
Hier sagt nun Kant:
auch das Vermögen mit der bloß mechanischen
Naturerklärung auszukommen nach der Beschaffenheit unseres Verstandes beschränkt sei, und man den teleologischen Gesichtspunkt zuziehen müsse, so könne
man doch dem Naturmechanismus ebenso nachgehen, wie der teleologischen
Betrachtung, weil man nur für uns, nicht an sich es für unmöglich halten muß,
in
einem etwaigen
deren Begriff
als
intelligiblen Subsh'at der
Natur die Einheit für beide Betrach-
Daher müsse der Naturforscher,
tungen zu finden.
bei der Beurteilung der Dinge,
Naturzwecke unzweifelhaft begründet
ist,
immer
liche Organisation
zugrunde legen, die den Mechanismus benutzt,
hervorzubringen.
Es
ist
eine ursprüng-
um
neue Formen
das Bedürfnis des Erkennens, den teleologischen Natur-
zusammenhang zu erforschen,
mittels komparativer Analogie die große
organisierter Naturen durchzugehen,
um
Schöpfung
zu sehen, ob sich daran nicht etwas
„dem System Ähnliches dem Erzeugungsprinzip nach
vorfinde, ohne daß wir
nötig haben, beim bloßen Beurteilungsprinzip stehen zu bleiben
und mutlos aUen
Anspruch auf Natiu'einsicht in diesem Felde aufzugeben." „Die Übereinkunft so
vieler Tiergattungen
nach
einem gewissen Schema,
Einfalt des Grundrisses durch
Teile,
durch Einwicklung dieser und Auswicklung jener Teile läßt einen
von Hoffnmig ins Gemüt
sich anfangen läßt.
heit
die
bewunderimgswürdige
die
Verkürzung der einen und Verlängerung anderer
fallen,
daß hier
alles
mit
dem
Die Analogie der Formen, sofern
Sti'ahl
Prinzip des Mechanismus
sie bei aller
Verschieden-
einem gemeinschaftlichen Vorbilde gemäß erzeugt zu sein scheinen, verstärkt
Vermutung
einer wirklichen Verwandschaft derselben in der
einer gemeinschaftlichen Urmutter durch die stufenartige
1) Vgl. in
bezug hierauf meine Abhandlung
in
Erzeugung von
Annäherung
den Kantstudien
a. a.
0.
einer Tier-
Dorner: Über
die Entwicklungsidoe bei
gattung zur audcni. vdii fleijcnigcn
meisten bewälirt zu sein scheint,
zu JLoosen und Flechten
in
iin,
wolnlior
dem Menschen
bis
67
Kant
Zwecke am
das Prinzip der
zum Polyp, von
diesen bis
und endlich der niedrigsten uns merklichen Stufe der
Natur, der rohen Materie, aus welcher und ihren mechanischen Gesetzen die ganze
Technik der Natur abzustammen scheint", wobei
der Natur zurückgehen kann,
wo
man noch „auf
die Archäologie
der Mutterschoß der Erde anfänglich (ieschöpfo
von minder zweckmäßiger Form, (hum andere angemessener ihrem Erzexigungsplatze
dieser
und ihrem Verhältnisse untereinander hervorbringt."
allgemeinen Mutter eine
Organisation
auf
Man muß am Endo
Geschöpfe zweckmäßig gestellte
diese
alle
Zweckform der Produkte des Tier- und
beilegen, widrigenfalls die
Pflanzenreichs ihrer Möglichkeit nach gar nicht zu denken
sich die
Wege
Aufgabe auf mechanisch teleologischem
Organisation aus einfachen Grundlagen zu
ankommen, Mechanismus und Teleologie
das
Kurz, es ergibt
ist.
Werden der gesamten
und dabei wird
begi'eifen,
in ein klares Verhältnis
darauf
es
Es
zu setzen.
kehrt hier dasselbe Problem wieder wie in der Naturgeschichte des Himmels, nur
<laß
hier nicht
mehr
naiv
beide Seiten
nebeneinandergestellt
werden, sondern
nach ihrer Vereinbarkeit gefragt wird.
So
steht
viel
ihm
fest,
Möglichkeit organisierter
teleologische
als
die
langt
Grund, wenn ihm nicht der Mechanismus
Werkzeug
organisierte
der Mechanismus allein
einer absichtlich
Wesen
Meinung, daß
nicht
zu,
um
Wesen danach zu denken, aber ebensowenig der
die
bloß
beigesellt wird, gleichsam
wirkenden Ursache, weil ohne diese Kausalität
Der Okkasionalismus nun
keine Naturprodukte wären.
bei (ielegenheit jeder
d. h.
Begattung die oberste Weltursache jedes-
mal die organische Bildung gebe, so daß die Begattung eine bloße Formalität
wäre, läßt die Natur fallen, weil hier keine Naturkausalität zur Geltung kommt,
da das Prinzip, alles aus
dem Naturzusammenhang
selbst
zu erklären, das Prinzip
Dagegen scheint der
der Naturwissenschaft hier nicht genügend beachtet wird.
Prästabilismus brauchbarer zu sein: zwar nicht,
wenn
er nur dabei stehen bliebe
im Anfange die Keime bestehen zu lassen, die dann bei günstiger Gelegenheit
sich entwickeln, weil
auch da der Natur wenig überlassen, vielmehr auch hier
eine Fülle übernatürlicher Anstalten notwendig wäre, damit der anfängliche
bis
zu seiner Entwicklung vor Zerstörung bewahrt bliebe.
schränkt den übernatürlichen Einfluß noch
mehr
ein,
indem
sie
wenigstens die
Fortpflanzung auf den der Natur einwohnenden Bildungstrieb gründet
der Naturmechanismus
unter
ilor
Leitung des
Die Individuen der einzelnen Arten ent.stehen
Kant hat den Gedanken
iiiciit
weiter
.so
vcrfiilgt,
Hier
Prinzips der Organisation
durch
Keim
Die Epigenesis dagegen
di-n
Bildungsfrieb.
wie die einzelnen
ist
tätig.
Aber
Arten selbst
Dorner: Über
ß8
wieder
eine iirsprüngliche
aiif
solle,
man
soweit
als
zvirückgeführt werden können.
Form
lichkeit hat er zwar auch in das
drücklich, daß
die Entwicklungsidee tei Kant.
Auge
möglich in der mechanischen Forschung fortschreiten
und verbindet damit den Gedanken,
Urform zurückzuführen, aus der
Aber weiter
ihn wohl
in concreto hat er
die
Diese Mög-
wie wir sahen; er fordert aus-
gefaßt,
sie
alle
Formen des Naturlebens auf
vermittels des
eine
Mechanismus hervorgehen.
den Gedanken nicht ausgeführt
Daran hinderte
Zweckbetrachtung, die ihn weniger der mechanisch vermittelten
Entwicklung der Arten aus einer Urform nachgehen
nach dem Zusammenhang
dem Gedanken, daß
ließ als
Nun
jede Art für sich eine Zweckidee repräsentiere.
blieb niu-
noch
die
Frage
der Welt so zu beantworten übrig, wie jeder der für
Organismen zu den übrigen in dem Yerhältnis äußerer Zweck-
sich bestehenden
mäßigkeit stehe.
In dieser Hinsicht hat nun Kant wieder seine
dem
unter
wicklungstheorie unter
irdische
alte
Idee der Stufenentwicklung
teleologischen Gesichtspunkt geltend gemacht; er entwirft eine Ent-
dem
Natur im Menschen
auf Erden der letzte
Gesichtspunkt der Teleologie, wonach die gesamte
gipfelt.
Der Mensch
Zweck der Natur,
in
ist
nicht bloß Naturzweck, sondern
bezug auf den
alle
übrigen Naturzwecke
die Pflanzen für die Tiere da, die
ein System von
Zwecken ausmachen. So sind
sie fressen, die
Pflanzen fi-essenden Tiere für die Eaubtiere imd endlich sollen
Eeiche für den Menschen sein zu dem Gebrauch, den ihn sein Verstand von
Zuletzt fragt sich dann: wozu ist der Mensch
allen Geschöpfen machen lehrt.
alle
da?
Zwar
setzt
er dieser Betrachtung wieder eine
Gewächse fressenden Tiere da
seien,
um
den üppigen
andere
entgegen: daß die
Wuchs
des Pflanzenreiches
zu hindern, da viele Spezies sonst erdrückt würden, die Raubtiere, um deren
VerGefi-äßigkeit Grenzen zu setzen, der Mensch, um durch Verfolgung imd
minderung dieser ein Gleichgewicht
bringenden Kräften der Natur zu
zwischen
stiften.
den
zerstörenden
und
So würde der Mensch dazu
hervor-
als Mittel
zugleich dienen, die einzelnen Naturorganismen, die Naturzwecke sind, eben als
Dazu kommen seine Bedenklichkeiten in bezug auf die
Durchführung der Zwecktheorie, da in der Natur der Mechanismus doch das Übergewicht zu haben scheint, der ja selbst den Menschen wieder zerstört, wie die
solche
zu
erhalten.
vielen Erdrevolutionen Massen von Tieren vernichtet haben.
Allein trotz dieser
Herders Ideen aus Bd. 7 S. 348 f.
1) Torsichtiger spricht er sich freilich in der Kritik von
dem
Hier findet er die Hyiwthese Herders aus den niederen Organisationen, die höheren bis zu
Menschen hervorgehen zu lassen als alle Erfahrung übersteigend, ebenso die Idee der Einheit
Übrigens erkennt er auch hier für die menschlichen Verder organisch bildenden Kraft.
Verschiedenheit der äußeren Umstände sich selbst
diesen angemessen modifizierendes Lebensprinzip an (S. 358).
schiedenheiten ein innerlich nach
Dorner: Über
Einwände
bleibt
die Entwicklungsidee bei
69
Kant
Kant dabei stehen, unter dem teleologischen Gesichtspunkt eine
aufsteigende Linie in der Natur bis
zum Menschen anzuerkennen.
Die weiteren Untersuchungen Kants beziehen sich nun auf den Menschen
als
Naturzwek und
Naturzweck zu
bestimmteste
wäre zu fragen, ob Kant hier die Idee der Entwicklung
es
zur Geltung gebracht
Er
hat.
er den ersten
stellt
sicher nicht die Glückseligkeit des
die
Übel beweisen
Zweck für
Menschen
Nicht nur
sollen.
um
sieht zwei Möglichkeiten,
seine Glückseligkeit und
vei-steheii,
Allein
als
auf das
Abrede, da die Natur
sich allein in
als letzten
Zweck
er von außen
ist
den Menschen
die Kultur.
Auge
ins
fasse,
was
durch eine Fülle von
Übeln bedroht, sondern ebenso sind seine Naturanlagen so widersinnig von dem
Gesichtspunkt der Glückseligkeit aus, daß sie ihn vielmehr in
Plagen versetzt haben,
empfänglich
keit nicht
das
Vermögen
Er
ist.
sich willkürlich
ist
zwar
als das
Zwecke zu
doch nur ihr letzter Zweck, wenn er es
einzige
Wesen, das Verstand
setzen, betitelter
der Natur und ihm selbst einen
vei^steht,
nur übrig: das, was die Natur leisten kann,
um
seine Tätigkeit p]ndzweck zu werden, d. h. die
Zwecke zu setzen und
Da nun
gebrauchen.
Wesens zu
beliebigen
die
hat,
Herr der Natur, aber
von der Natur unabhängigen Endzweck zu geben. So bleibt
keit sich selbst
selbstersonneno
und demgemäß seine eigene Natur für die Glückselig-
als
Zweck der Natur
ihn dafür vorzubereiten, durch
formale Bedingung der Tauglich-
Natur
als
Mittel für seine
Zwecke zu
Hervorbringung der Tauglichkeit eines vernünftigen
die
Zwecken
die Kultur
ist,
kann
so
Endzweck der Natur
als
nur die Kultur ei^scheinen.
Daß nun
in
die
Natur diese Kultur im Menschen hervorbringe,
Nicht nur in der Kritik der Urteilskraft
Abrede.
S.
stellt
er nicht
328, sondern ebenso in der
„Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" 1784 Bd. 7
S. 317f.
und
in
dem „mutmaßlichen Anfang
hin
ausführt,
ist
zum
Menschen
der,
der Menschengeschichte" 1786
vollendet sich diese
zwinge.
Die
Naturanlagen
eines
Geschöpfes
liegt in der
Vernunft des Menschen,
und Absiebten des Gebrauchs
aller
hinaus zu erweitern", wozu sie Versuclie, Übung,
Kräfte
des einzelnen nur kurz gesetzt
ist,
in der
dem „Vermögen
über den Naturinstinkt
Untemeht
Stufe der Einsicht zur andern allmählich fortzuschreiten.
iils
sind
dem Menschen
Auswicklung aber nicht am Einzelwesen, sondern nur
Der Grund davon
die Regeln
365f.
daß durch den Antagonismus der Kräfte die Natur den
Fortschritt
bestimmt, sich einmal voll.ständig und zweckmäßig auszuwickeln; bei
(lattung.
S.
Sein Grundgedanke, den er nach vei'schiedenen Seiten
spricht er sich hierüber aus.
bedarf, lun von einer
Da
mm
die Lebensfrist
bedarf die Natur einer vielleicht unabsehlichen
Reihe von Zeugungen, deren eine der anderen ihre Aufklärung überliefert.
Des
Dorn er: Über
70
erster Zustand
Menschen
mußte
die
ist
die Entwicklungsidee bei Kant.
der des Instinktes und der giinzliclien Koheit.
Er
sich mitzuteilen, zu sprechen,
Geschicklichkeit zu stehen, zu gehen,
zu denken sich selbst erwerben und folgte ganz seinem Instinkt, der zunächst
nur ein Vermögen der Vorempfindung der Tauglichkeit einer Speise zum Genuß
Nun kam
gewesen sein mag.
aber cUe Vernunft, diese suchte die Kenntnis der
Nahrungsmittel zu erweitem durch Vergleichung des Genossenen mit dem, was
ihm
als
gebunden war,
ein anderer Sinn als der, an den der Instinkt
dem
sonst Genossenen ähnlich vorstellte.
"Weiter
z.
kam dazu
Auge,
B. das
die Phantasie,
mit deren Beihilfe die Vernunft Begierden auch gegen den Instinkt erkünsteln
kann, Avomit Lüsternheit imd
Menschen aus einzelnen
Üppigkeit
schließlich
Gegenständen
entsteht.
instinktmäßigen
seiner
eine
es mit
Geschlecht, der bei Tieren beschränkt, der Vermehrung nnd Ver-
So wird dieser Trieb zwar
längerung durch die Einbildmigskraft fähig wurde.
mehr Mäßigung
dem
Begierde
Ebenso war
Unendlichkeit derselben, zwischen denen er wälilen konnte.
dem Reiz zum
So wurde
erhalten, aber dauerhafter
und
gleicliförmiger werden, je
mehr
Gegenstand den Sinnen entzogen und Gegenstand der Einbildungskraft wird.
Neigung aber dadurch inniger und dauerhafter zu machen, daß man
sie
sein
Eine
den
Sinnen entzieht, zeigt das Bewußtsein einiger Herrschaft der Vernunft über die
Antriebe.
Weigerung führte von bloß empfundenen zu idealen Eeizen, von der
tierischen
Begierde
und damit vom Gefühl des Angenehmen zum
zur Liebe,
Geschmack am Schönen, damit ergab
sich Sittsamkeit, die
Achtung einzuflößen
Anstand
anderen
Nachdem
sich die Vernunft in die ersten
gemischt und damit diese über den
so als das
Vermögen
die
kommende
den Augenblick zu genießen.
Weib
unmittelbar empfundenen Bedürfnisse
Moment hinausgehoben
Hierin
ist
sie
machen, nicht bloß
die Quelle von Sorgen
Der Mann sah
die Beschwerlichkeiten,
unterworfen hatte; dazu sahen
hatte, zeigte sie sich
Zeit sich gegenwärtig zu
nissen, deren die Tiere überhoben sind.
seiner Arbeit, das
Neigung durch guten
Grundlage wahrer Geselligkeit.
die
als
die
imd Bekümmer-
wachsende Mühseligkeit
denen die Natur ihr Geschlecht
den Tod voraus.
So entstanden die Übel durch
den Gebrauch der voraussehenden Vernunft; in ihrer Nachkommenschaft zu leben,
war eine tröstende Aussicht.
Endlich sah sich der Mensch
der Natur, so daß er (Ue Tiere nicht
mehr
als
als
Zweck und Herrn
Mitgenossen, sondern
als Mittel
Zwecke ansah, worin zugleich dunkel das Bewußtsein enthalten
Avar,
daß er keinen Menschen so zu seinem Mittel machen dürfe wie die Tiere.
Mit
für seine
dem Bewußtsein
entlassen.
Selbstzweck zu
sein,
ist
er
aus
dem Mutterschoße der Natur
Hiermit hört die Vernunft auf, ein Werkzeug der Befriedigung von
allerhand Neigungen zu sein.
Die Vernunft treibt ihn nun zur Entwicklung der
Dorner: über
in
und erlaubt
ihn gelegten Fähigkeiten
zukehren, aus
dem
sie
die Entwicklungsidoe bei
So
71
den Stand der Roheit zurück-
iiim niclit in
ihn gezogen hatte.
Kant
der Übergang aus der Roheit
ist
dem Gängelbande
eines tierischen Geschöpfes in die Menschheit, aus
des Instinkts
zur Leitung der Vernunft, aus der Vormundschaft der Natur in den Stand der Frei-
Für
heit vollzogen.
zum Besseren
gegeben,
sobald die Vernunft mit der Tierheit ins
Gemenge
die Gattung ist hiermit ein Fortschritt
Denn
nicht für das Individuum.
kam, mußten bei der Schwäche der Vernunft Übel und Laster entspringen.
vom Bösen
fängt die Geschichte der Freiheit
Kidtur mit der Xatur
als die
Quelle aller Übel und Laster, der damit enden muß,
vollkommene Kunst wieder Natur
daß
So
Es entsteht der Widerstreit der
an.
Wie
wird.i
die Kultur Laster hervor-
bringt, zeigt er an
dem
eintrete, indes die
Kiütur es erschwert wegen der wachsenden Bedürfnisse, ihn
Geschlechtstriebe, der von Natur mit 16 bis 17 Jahren
Mann
zu dieser Zeit schon so zu befriedigen, daß der
gelegt,
um
dem
mit
zu unterdrücken.
sie
kommt
so
gestellt, lind
sich samt
Weib und Kind
Die Natur hat nun aber nicht die Instinkte in den Menschen
kann.
erhalten
Naturtiüeb
Ihre Anlage
nicht auf den gesitteten Zustand
ist
der zivilisierte Zustand in unvermeidlichen Widerstreit
der Lastor und Elend zur Folge hat.
,
Die Natur femer hat
das Leben des Menschen beschränkt und die Wissenschaften fordern ein langes
So
Leben.
man nun
auch hier ein Widerstreit zwischen der Natur und Kultur. Fragt
ist
was die Natur damit gewollt habe, daß
aber,
sie
den Mensehen
in
solchen Zwiespalt mit sich brachte, so meint er, sie habe ihn eben damit selbständig
machen wollen, ihn
um
Natur
die
tauglich
als Jlittel für seine
machen wollen,
der Mensch alles, was über die mechanische
hinausgeht,
gänzlich
aus
sich
sich selbst
Zwecke zu gebrauchen.
Ordnung
hervorbringe.
selbst
Werk
Ergötzlichkeit
des
sei,
die Erfindung seiner
Lebens.
Der Mensch
sieht
davon das Verdienst
nun vor allem den Antagonismus
er
zwischen
dem
Gescllschaft-strieb
gesellige Geselligkeit" d. h. die
Sinn zu wollen,
ist
es,
und
dem
Tendenz,
die ihn zwingt,
in
den
alles
aller
wenn
in
1)
Man
sei,
er
aus der Roheit zur
und Glückseligkeit
der Gesellschaft an,
Trieb,
sich empor-
Als Mittel des Fortschritts
haben.
sich
zu
isolieren.
den
Streit
Die „un-
der Gesellschaft alles nach seinem
Hang
Habsucht, Herrschsucht zu überwinden, wodurch
der Faulheit durch Ehrsucht,
alle
Geschicklichkeiten gebildet
hat später davon gorodet, daß das durch die Tätigkeit des
zweiten Natur werden müsse.
darauf
Bedeckung, seiner Sicherheit,
sollte,
allein
Natur hat es
sondern daß
Geschicklichkeit, Vollkommenheit der Denkungsart
gearbeitet hatte,
setzen,
seines tierischen Daseins
Die
abgesehen, daß der Mensch nicht durch Instinkt geleitet
sein eigenes
Zwecke zu
Sie habe gewollt, daß
Menschen Eraeugte
jsur
Dorner: Über
72
die Ent-wicHungsidee bei Kant.
„Dank
werden, die Talente, wie der Geschmack.
Natur für die Uuvertrag-
sei der
samkeit, für die miß^nstige wetteifernde Eitelkeit, für die nicht zu befriedigende
Begierde
zum Haben
oder
zum Herrschen!
Ohne
würden
sie
Naturanlagen in der Menschheit ewig unentwickelt bleiben."
eines arkadischen Schäferlebens will die Natur Zwietracht.
alle vortrefflichen
Statt der Einti'acht
„Die natürlichen Trieb-
federn, die Quellen der üngeselligkeit, woraus so viele Übel entspringen, die aber
doch wieder zu neuer Anspannung der
Ki'äfte,
Naturanlagen antreiben, veiTaten
die
(Bd. 7 S. 323).
Er hebt hervor, daß
gleichheit unter den
Tätigkeiten,
die
die
mithin zu mehr Entwicklung der
Anordnung
eines weisen Schöpfers"
die Geschicklichkeiten
Menschen entwickelt werden, wo
nur vermittels der Unmechanischen
die einen die
anderen Wissenschaft und Kunst bearbeiten und die letzteren
So
ersteren niederhalten.
auf der einen Seite Gewalttätigkeit, auf der
ist
Aber gerade
anderen innere Ungenügsamkeit.
um zum
also
diese Gegensätze sind notwendig,
Recht zu führen, zur Organisation der bürgerlichen Gesellschaft. Ebenso
aber findet durch den Kulturfortschritt eine Disziplinierung der Neigungen
statt.
Die Verfeinerung des Gesclnnacks, der Fortschritt der Wissenschaften bringt eine
Menge Begehrlichkeit imd Übel mit sich, aber zugleich eine Geschliffenheit und
Verfeinerung für die Gesellschaft, wodurch die Menschen, wenn nicht sittlicher,
doch gesitteter und zu einer Herrschaft vorbereitet werden, in der die Vernunft
allein
Gewalt haben
soll,
während
die
Übel die Kräfte
um
stälilen,
zu erliegen, imd so eine Tauglichkeit zu höheren Zwecken füMen
ilmen nicht
lassen.
Widerstreit, Zwietracht an die Stelle des tierähnlichen instinktiven Lebens
daß infolge von dem Übergang von
dem
Jägerleben zu
Daß
trat,
dem Nomaden- und Acker-
bauleben eine Trennung derer von verscliiedeuer Lebensart imd ihre Zerstreuimg
auf der Erde sich ergab,
das führt er auch in
dem an den
Bericht der Genesis
angeschlossenen „mutmaßlichen Anfang der Menschengeschichte" aus
dem Ackerbau mußten
teidigen
und um
sich die
Menschen zusammentun,
sich gegenseitig zu helfen.
Da konnten
um
ihren
S.
376f. Mit
Boden zu
die Bedürfnisse des
ver-
Lebens
durch Tausch befriedigt werden; so entstand Kultur und der Anfang der Kunst, der
Geselligkeit
und bürgerlichen
unter die Menschen.
Wenn
Sicherheit.
Damit aber kam auch
die Ungleichheit
aber schließlich die Hirten mit den Ackerbauern in
Streit gerieten, so erhielt dieser
Krieg wenigstens noch das Bewußtsein der Freiheit.
Als aber eine Zusammenschmelziuig beider stattfand, ergab sich mit
Ende
aller Kriegsgefahi-
dem vorlaufigen
auch das Ende der Freiheit, der Despotismus mächtiger
Tyrannen und bei der kaum angefangenen Kultur seelenlose Üppigkeit; viehisches
Genießen und sklavisches Dienen kamen oben
auf.
Kant kommt hier zu dem
Eesultate, das er übrigens auch in der Kritik der Urteilskraft wiederholt, daß die
Dorner: Über
beständige Neigung der Hensclisucht, Habsuclit,
Kriege führe,
wo
vieiloiclit die
steigernden Zurüstung
der Kultui'stufe,
wo
Elii-suciit
Kräfte des Staates nocii
zum Kiiege
vom Kriege
als
zwar immer wieder zum
mehr von der beständig
selbst verzehrt werden.
das Menschengeschlecht noch steht,
behrliches Mittel, die
73
die Entwicklungsideo bei Kant.
Menschen weiter zu bringen
ist
sich
Aber auf
der Krieg ein unent-
(Bd. 7 S. 381), weil ilieser
immer
gefürchtete Krieg die enge Verbindung der Stände zur wechselseitigen Beförderung
ihres Wohlstandes, sowie die Freiheit fördert,
noch übrig
die
ist,
den Ober-
ja
häuptern die Achtung vor der Menschheit noch abnötigt. Er dient dazu,
alle Talente,
im höchsten Grade zu entwickeln. So
sieht er in
die zur Kultur förderlich sind,
letzter
Hinsicht in
dem Kriege
doch wieder nur einen „unabsichtlichen
selbst
Versuch .der Menschen, aber einen
verborgenen absichtlichen der obersten
tief
Weisheit, Gesetzmäßigkeit mit der Freiheit der Staaten und dadurch die Einheit
eines moralisch begründeten Systems derselben vorzubereiten.
spricht er auch sonst* aus,
in der
indem
er den Fortscliritt
"
Diese Meinung
^
vom Schlechteren zum Besseren
Menschheit anerkennt.
Die Ungleichheit, die Ungeselligkeit, die Selbstsucht
muß
in einer bürger-
lichen Gesellschaft eingeschränkt werden, welche das Recht verwaltet.
rechte bürgerliche Verfassung
„Der Mensch
gattung.
ist
ist
das Tier, das einen Heiren nötig hat."
süchtige Neigung verleitet den Menschen,
.«ich selbst
das er als vernünftiges
Wesen wünscht. So
eigenen Willen breche.
Da
nehmen kann,
eine
so
dem
dazu, in
bedarf er einen
die
Ideal stattfinden.
Wirkung, weil
dienen und diszipliniert werden.
es
kann nur
In diesem werden die
imd hier tun
eingeschränkt
sie
selbst die Nei-
der Förderung der Kultur
Allein das Pnibiem der Errichtung einer voll-
kommenen bürgerlichen Verfassung
äußeren Staatenvcrluiltnisses abhängig.
keit,
der ihm den
So führt der Antagonismus der Kräfte
bürgerlichen Verein Sicherheit zu suchen.
beste
Hemi,
er aber diesen Herrn wieder nur aus der Menschheit
feindlichen Kräfte durch das Recht eingeschränkt,
gimgen
Seine selbst-
von dem Gesetz auszunehmen,
kann er schwerlich einen Gerechten finden, und
Annäherung an das
Eine ge-
Aufgabe der Natur für die Menschen-
die höchste
ist
von dem Problem eines gesetzmäßigen
Und
Unvertragsamkeit, die dazu zwingt, in
hier
ist
es wieder dieselbe Ungesellig-
dem Antagonismus der
Staatskörper
und großen Gesellschaften einen Zustand der Ruhe ausfindig zu machen,
sie treibt
d. h.
durch Kriege, durch Zurüstung zu denselben, durch viele Verwüstungen,
Umkippung, Erschöpfung der Kräfte hindurch dazu, aus dem Zustand der Wilden
1)
Kritik der Urteilskraft Bd. 4 S. .330.
2) Vgl.
besonders die kleine Schrift: Idee zu einer allgemeinen Geschichte
lichcr Absicht Bd. 7 S. 317f.
in
weltbürgor-
Dorner:
74
iu einen
Yölkerbund zu
tjber die EntwicHungsidee bei Kant.
treten,
wo
jeder Staat seine Sicherheit von diesem hat.
So werden die Menschen genötigt, einen weltbürgerlichen Zustand der öffentlichen Sicherheit einzuführen, „der aber nicht ohne Gefahr sein soll, damit die
Ki-äfte
So
der Menschen nicht einschlafen".
Menschengattung im großen
um
Natur,
eine
einzigen Zustand,
entwickeln kann.
als
die
betrachtet
vollkommene Staatsverfassung
welchem
in
Yon
sie
er die Geschichte der
YoUziehung eines verborgenen Planes der
alle
zustande zu
bringen,
den
als
ihre Anlagen in der Menschheit völlig
der Erreichung dieser Absicht findet er schon die
An-
fänge in der Gegenwart, da die Staaten in einem so künstlichen Verhältnisse
gegeneinander stehen, daß keiner ohne Yerlust seines Einflusses nach außen in
Ebenso kann
der injieren Kultur nachlassen kann.
angetastet werden, ohne daß der Nachteil davon in
damit eine
Abnahme
die bürgerliche Fi'eiheit nicht
Gewerben, Handel gespürt und
Wenn man
der Kräfte des Staates herbeigeführt wird.
den
Bürger hindert, auf jede ihm beliebige Art, die mit der Freiheit anderer zu-
sammen bestehen kann,
haftigkeit des Betriebes
seine "Wohlfahrt zu
und
suchen,
hemmt man
so
Daher wird
die Kräfte des Ganzen.
Leb-
die
die persönliche
Einschränkung immer mehr aufgehoben, allgemeine Freiheit der Keligion nachgegeben, Aufklärung gefördert.
Schließlich
werde auch diese Aufklärung
bis
zu den Thronen hinaufgehen und auf ihre Kegierungsgrundsätze Einfluß üben,
so daß sie die
Bemühungen
der Krieg schließlich
des Yolks
als ein so
um
Auch wird
Aufklärung nicht hindern.
unsicheres, durch die anwachsende Schuldenlast
bedenkliches Unternehmen erscheinen und der Einfluß jeder Staatserschütteiiuig
auf die anderen Staaten so merklich werden, daß diese letzteren sich als Schiedsrichter anbieten,
und
so
kann
die
Hoffnung bestehen, daß
das,
was die Natur
zur höchsten Absicht hat, ein aUgemeiuer weltbürgerlicher Zustand
worin
alle
einst zustande
schichte
als
der Schoß,
ursprünglichen Anlagen der Menschengattung entwickelt werden, der-
komme.
Kant wendet
Gedanken auf
die
Ge-
zum Besseren zu entdecken und
die
schließlich
au und meint einen Fortschritt
diesen
Hoffnung zu begründen, daß doch mit der Zeit sich die Menschheit zu einem
Zustand emporarbeitet, in dem
alle
Keime,
die
die
können entwickelt und ihre Bestimmimg auf Erden
Das Gesagte
zeigt,
Natur in
erfüllt
sie
legte,
völlig
werden.
daß Kant, von der Natur ausgehend,
als
das Ziel der
Entwicklung der Natur die volle Entwicklung der Kidtur ansieht, und daß er
meint, auf
dem Wege
des Antagonismus der Kräfte werde die Natur dieses Ziel
erreichen, insofern gerade die Gegensätze, welche sich in der Geschichte hervortun,
den Menschen zwingen, aus der tierischen Eoheit sich zum Kulturzustand
zu erheben und einen Ausgleich der Gegensätze, vor allem der egoistischen und
Dornor: Über
der gesellschaftlichen Tiiobo
So hat Kant
iiorltoiziifühioii.
75
Kant
die Entwickluogsidee bei
die Idee der Knt-
liier
wicklung im vollen IMaße zur Geltung gebracht
der Natur entwickelt sich mittels des Mechanismus die gesamte Masse
In
der Weltkörper gesetzmäßig: diese Idee hat er nicht aufgegeben,
später in der Natur nur mit Erscheinungen
Auch den Gedanken
tun zu haben glaubt.
als
möglich versuchen
soll,
gibt er nicht
Naturwesen
die
in
kommt
und da faßte er
hinzu,
er auch
daß man so
auf,
der Naturgeschichte
Werdeprozeß nach mechanischen Gesetzen zu verfolgen.
Betrachtnng
wenn
und deren kausalen Betrachtung zu
die Idee,
Aber
die teleologische
man
daß
viel
ihrem
in
nicht nur ver-
suchen könne, die gesamte Natur aus einfachen Elementen und fJrundformen zu
begreifen, sondern
daß man die teleologische Betrachtung der Natur dahin aus-
dehnen könne, daß
sie
immer
in
gesteigerten Gestalten schließlich
sich erhebe, eine PJntwicklung, die möglichst zugleich in ihren
mittelungen verstanden werden
In den
soll.
von Anlagen hineingelegt, die derselbe in
satz
der
Mittel der
Antagonismus der Kräfte sein
und
Selbstsucht
Staatsverfassung, endlich
Staaten führen
wicklung
in
soll,
die
Natur eine
dem Entwicklungsprozeß
des
sollte,
auswickelt,
insbesondere der Gegen-
deren
Gesellschaftstriebes,
FiiJlo
der Geschichte
immer vollkommener werdender Kultur
aus anfänglicher Roheit in
wozu das
Menschen hat
zum Menschen
mechanischen Ver-
Ausgleich zu
einer
zu einer weltbürgerlichen allgemeinen Verfassung der
welclier
kommen können,
dann
die die
alle
Anlagen des Menschen zu
Natur
in ihn
gelegt hat.
Auch
voller Ent-
hier
ist
der
Antagonismus der Kräfte die mechani.sche Form, in der sich der Natiirzweck
vollzieht
Kant hat
dem Gesichtspunkt
hier unter
also
des Naturzwecks eine
Vorstellung von der Entwicklung gebildet, die Natur wie Geschichte umspannt
Die Vernunft, von
und den Mechanismus
in
der er hier spricht,
nicht theoretische und nicht praktisclie, sondern nur tech-
ist
nische Vernunft, das
den Dienst der Teleologie
stellt
Vermögen, „die Kegeln und Absichten des Gebrauchs
Kräfte über den Naturinstinkt hinaus zu erweitern"
und erscheint
aller
selbst als eine
im Dienste des Naturzwecks wirksame Kraft und als eine Gabe der Natur.
Kant hat also den Prozeß der Natur und der Geschichte unter dem gemein-
samen Aspekt des Naturzwecks zusammengestellt und hat diesen Prozeß
kontinuierliche Entwicklung aufgefaßt, welche
Kräfte
und
ihr
Aufeinanderwirken vollzieht
wenn Medicus (Kantstudien
meint,
Kant
liabe
hiermit
Geschichte geben wollen.
Natur selbst
4,
1900
S.
sicli
als
eine
durch den Antagonismus der
Es dürfte schwerlich ganz
zutreffen,
ö5f. zu Kants Philosophie der Geschichte)
nur ein Beurteilungs-, kein Erklärungsprinzip der
Er war vielmehr der Meinung, daß, wie schon
das Zweckprinzip
zum Verständnis der organischen Welt
in
lier
hinzu-
Dorner: Über
76
genommeu werden muß,
EntwicUungsidee bei Kant.
die
Wenn
er auch
renden
oft
geschehen muß, und
dies erst recht in der Geseliichte
zunächst sucht er den Geschichtsprozeß mit unter
genug
dem Naturzweck zu
betrachten.
das Zweckprinzip gehöre der reflektie-
versichert,
bestimmenden) Urteilskraft an, so hat er doch die Betrachtung
(nicht der
nach kausaler Methode der Beti-achtung nach dem Zweck mitergeordnet und hat
versucht, durch die mechanische Vemiittelung des Antagonismus der
so
Man
den Zweck sich durchsetzen zu lassen.
für ihn sei der Zweck, die Idee nur ein Beurteilungsprinzip.
wenn man meint,
Er
ist
den Mechanismus in seine Dienste nimmt.i
er ist eine Macht, die
ihm mehr:
Ivi-iifte
versteht Kants Absicht doch falsch,
Die rein kausale Geschichtschreibung
schichte und der
ist
ideenlos
und
versteht den Sinn der Ge-
Es wird für Kant unter der Hand das Prinzip
Natiu- nicht.
der Beurteilung, das Prinzip der reflektierenden Urteilskraft doch zu einem in
der Geschichte wirksamen Prinzip, das den Mechanismus bestimmt.
Geschichts-
konstruktion im falschen Sinne- könnte sich da doch nur dann ergeben,
Kant
das Recht hätte, alle Ideen aus der Geschichte zu verbannen.
nicht einmal für die Natur für möglich, wie wir gesehen haben.
dem
man auch
Geschichtsprozeß immanent, so hat
man
seinen Satz, der
aller
sie
Sind die Ideen
ein Recht, sie in der Geschichts-
philosophie zu verwerten, ja es wäre sehr fraglich, ob
haupt verstände, wenn
wenn man
hält das aber
Ideen beraubte.
man
die Geschichte über-
Wenn
Zweck gehöre nur der reflektierenden
Kant auch durch
Urteilskraft an,
seine
Geschichtsauffassimg in ein wunderliches Halbdunkel gestellt hat, so hat er doch
die Zweckbeti'achtung
mit
der
mechanisch -kausalen Beti-achtung so verwoben,
daß er in der Geschichte die Verwirklichung eines Naturzwecks sah, cUe sich in
allmählichem Prozeß durch Vennittelung des psychologischen tmd sozialen Mecha-
nismus
S.
161
vollzieht.-^
1)
Auch
2)
Diesen Einwand macht Lamprecht, Jahrbücher für Nationalökonomie und
f.
3)
Tröltsch
a. a.
Herder und Kant
Lamprecht a. a. 0.
Sozialpsychologie,
und
alle
0. stimmt dieser Auffassung zu S. 122f., 138f.
als Theoretiker
Statistik
will die Geschichte rein kausal auffassen, auf
Grund einer mechanischen
Ideen aus der Geschichte ausschließen, und wiU ferner nur National-
geschichte, nicht aber "Weltgeschichte, höchstens Inbeziehungsetzen der Nationalgeschichten.
wenn
er
Kant Geschichtskonstraktion vorwirft,
die Geschichte nur kausal zu verstehen,
nicht in Abrede zu stellen, daß
doch
man auch
sozialpsychologischen,
Aber
so übersieht er dabei völlig, daß seine eigene Tendenz,
am Ende
ebenso auf apriorischen Voraussetzungen
ruht, vermöge deren er die Induktion für die einzig berechtigte Methode hält.
psychologischen und
1897
der Geschichtswissenschaft.
Es
ist
aber gar
wo man mit Kant den Mechanismus, auch den
dem teleologischen Prinzip oder dem Prinzip der
da,
Vernunft in der Geschichte einordnet, der kausalen Beti-achtung vollkommen gerecht werden
kann, die Lamprecht wiU, ohne völlig exklusiv gegen den Geist in der Geschichte zu werden und
den Geist in den psychologischen Mechanismus und diesen in den allgemeinen Naturmechanismus
aufzulösen.
Dorn er: Über
AlxT damit
auch
iiisclie,
Menschheit
scino JJotnvclitiiiiK niclit abgeschlossen.
ist
kommt
moralische Vernunft
die
77
die Entw-icklungsideo bei Kant.
muß nun notwendig
Hier
in Betracht.
für
Nicht bloß die tech-
den Entwicklunjjsgang der
die Frage entstehen, wie der
Naturzvveck der Kultiu-, der sich in der Entwicklung der Gattung realisiert, zu
dem Vemunftzweck und
Der
niichstc
seiner Kealisierung in Verhältnis trete.
Zusammenstoß zwischen dem Einfluß der praktischen Vernunft
und dem Naturzweck
gesellschaftlicher Artigkeit
für sich
Entstehung des Staates und der welt-
AVenn Kant VII, 329
moralisch gute Gesinnung
auf die
schaft)
bei der
ergibt sich
bürgerlichen Verfassung.
daß „alles Gute, das nicht
sagt,
gepfropft
ist
(wie Zivilisation zu allerlei
und Anständigkeit, Kultur durch Kunst und Wissenimd schimmerndes Elend
lauter Schein
ist,
daß in diesem Zu-
stande das menschliche Geschlecht verbleiben werde, bis es sich aus
dem
schen Zustand seiner Staatsverhältnisse herausgearbeitet haben wird", so
jedenfalls
als
hier
das "Weltbürgertum als die Vorbedingung für einen wahrhaft morali-
Ob nun aber
schen Zustand aufgefaßt.
nur
chaotiist
dieser
vollkommene
staatliche
Zustand
Natiu'zweck bcti-achtet wird, wie wir bisher gesehen haben, oder ob Kant
ihn selbst zugleich als moralische
dieser Hinsicht gibt
ihn zugleich
Aufgabe ansieht, das wäre die Frage.
Und
Der
ist
Kant eine doppelte Antwort.
Naturzweck
in
für
Forderung der praktischen Vernunft.
Kant hat das Rechtslcben selbst
praktische Vernunft gegründet.
Vernunft fordern
bestehe,
letzte
damit
muß, daß
sie
sich
die
in
seiner Eechtslehre von
Nach ihm
Freiheit
betätigen
könne.
ist
eines
das
was
erste,
1797 auf die
die
praktische
jeden mit jedermanns Fi'eiheit
Das Recht
ist
der Inbegriff der Be-
dingungen, unter denen die Willkür des einen mit der Willkür des andern nach
einem allgemeinen Gesetz der Freiheit vereinigt werden kann.
die
ipso
Basis für die Betätigung des moralischen Menschen.
mit
dem Recht Zwang verbunden
sich selbst zu behaupten.
„Das
strikte
sei,
weil
es
Das Recht
ist also
Kant meint, daß eo
das Recht der Freiheit
Recht kann auch
als die
ist,
Möglichkeit eines
mit jedermanns Freiheit nach allgemeinen Gesetzen zusammenstimmenden durch-
gängigen
wechselseitigen
Zwangs
vorgestellt
werden."
Das Recht hat nun
als
Vemunftrocht oder Naturrecht die unwandelbaren Prinzipien für das statutarische
Recht
aufzu.stellen.
gebung des
tum nur
Stjuites.
Das
statutarische
Wenn im
selbst schüty.en kann, so
weil
bei dieser
Der
Eintiitt in
Recht entsteht durch die positive Gesetz-
Naturzustand jeder seine Freiheit und
ist
.sein
Eigen-
dieser Zustand von der Vernunft nicht gebilligt,
Verteidigung die subjektive Willkür den freiesteu Spielraum
den Staat
Verfassung des Staates
ist
muß
also von
der moralischen Vernunft gefordert.
die Fn-iiicit aller
Bürger wahren und
.so
hat.
Die
beschaffen
Dorner: Über
78
daß
sein,
sie
vollkommen
dies
Zustand
tut;
bis sie
diesem Anspruch
voll genügt, ist sie
Ebenso sind die Staaten imtereinander im Xaturzustand und
nur provisorisch.
dieser
die Entwicklungsidee bei Kant.
ebenfalls
ist
durch einen allgemeinen Staateuverein
Bevor das erreicht
peremtorischen Rechtszustand zu verwandeln.
im Kriege, wiewohl
Staaten das Recht der Selbstverteidigung
unwiderstehliches Veto ausspricht, es
soll
kein Ki'ieg sein.
ist,
in
einen
haben die
die Veniunft ihr
„Man kann
sagen,
daß die allgemeine fortdauernde Fi-iedensstiftung nicht bloß einen Teil, sondern
den ganzen Endzweck der Rechtslehre innerhalb der Grenzen bloßer Vernunft
ausmacht." Das abstrakte Gesetz der praktischen Vernunft wird hier zu einer die
Geschichtsentwicklung gestaltenden Macht, indem die Vernunft in allmählichem
Prozeß das natürliche Leben des Menschen unterwirft, indem
sie Staatenbildung,
fortschreitende Verbesserung der Staatsverfassung, Verbindung der Staaten, Welt-
bürgeiTecht allmählich hei'von'uft und so den ewigen Frieden anbahnt.
Was
also
nach der obigen Betrachtung
der Kräfte zustande brachte,
lichen Ordnung,
die
Xatur durch den Antagonismus
eine Kultur mit einer staatlichen
das bringt hier die
und weltbürger-
praktische Vernunft zustande.
Die Ent-
wicklung würde hier nicht eine Entwicklung der Natur sein, sondern Tat der
praktischen Vernunft, zu der höchstens die Natur
gungen
also
Veranlassung gegeben
die
wegen des
zwei Auffassungen, die nicht ganz harmonieren.
als das
Naturprodukt, das andere Mal
als
Streites
der Nei-
Schon im Rechtsgebiete finden wir
hätte.
das
airf
Einmal erscheint das Recht
Veranlassung des Streites im
Naturzustand postulierte und mit Vernunftnotweudigkeit sich geltend machende
praktische Vernunftprodukt.
Indes
der Legalität wolil begreifen,
ankommt.1
Hier
Da
niuiftgebiet.
so
ist
wo
kann man diese Doppelstelhing der Sphäre
es nicht auf die
Gesinnung, nicht auf die Motive
eben die Grenze zwischen dem Naturgebiet luid dem Ver-
hier nicht Moralität, sondern Legalität das Charakteristische
kann man den Staat von zwei Seiten betrachten,
die Naturti'iebe in
als
Produkt der Not,
ihrem Antagonismus einzudämmen, das eben die Natur durch
den Antagonismus her\Hirbringt, und
als
Produkt der Vernunft, sofern die Ver-
nunft die Forderung des Staates, des Staatenvereins, des ewigen Friedens
Sieht
man
aufgefaßt,
freilich auf die Vorstellung
wenn
zwecke sind,
als
ist,
um
die
von der Entwicklung,
genannten Ziele durch
wenn
sie
die
so
stellt
wird diese anders
Natur hervorgebrachte Natur-
Erzeugnisse der praktischen Vernunft sind, zu denen
1) Es gibt eine Betracbtiing von dem Standpimkt der Forderung der praküschen Vernunft
und eine Betracbtung vom Naturzweck aus. Im Grunde haben schon Plato und Aristoteles auch
beide Seiten der Staatsentstehung hervorgehoben, das sinnliche Bedürfnis und die Vemimft. Auch
Spinoza läßt den Staat einerseits wie Hobbes aus Selbstsucht entstehen und sieht doch in ihm
zugleich eine Offenbarung der Vernunft.
Dorner: Über
die Natur
nur die Veranlassung
79
Kant
die Entwicklungsidee bei
Das eine Mal haben wir
gibt.
lichen Entwicklung zu tun, das andere
es mit einer natür-
Mal mit einer Tat der praktischen Vernunft,
welche die Natur in ihre Schranken weist, oder weiche im besten Falle sich in
allmählichem Prozesse die Naturtriebe dienstbar macht
Im
dem zweiten
die Geschiclite der Staaten Naturprodukt, in
ei-sten
wäre
Falle
Falle beruht der Fort-
der Tat der praktischen Vernunft, die die ungeordneten Natunerhält-
schritt auf
nisse in fintschreitendem
Wenn
es
Maße dem Rechte unterordnet
im Gebiet des Rechts noch möglich
selben auch auf natürlichem
Wege
Menschen gelegt
Kräfte, die die Natur in den
praktischen Vernunft begreiflich zu machen, so
praktischen Vernunft nach Kant unmöglich.
ist
Entwicklung des-
die
ist,
dem Antagonismus
zu verstehen und aus
der
hat,
mit Hilfe der technisch-
dies
im Gebiete der moralisch-
Hier ergeben sich verschiedene Ge-
sichtspunkte für das Verhältnis der praktisciien Vernunft zur Entwicklung, je nach-
dem der Vernunftzweck
aufgefaßt wird.
Einmal hat Kant den rein apriorischen
Charakter der praktischen Vernunft hervorgehoben und
Realgrund des moralischen Gesetzes, wie das Gesetz
Freiheit bezeichnet.
Danach scheint
Entwicklung nicht die Rede
Da
und eine Beziehung zu der Natur scheint überflüssig.
so
den
eigentlich
Gesinnung
von einer
Dieser Selbstzweck ruht völlig in sich selbst
sein.
ist.
die Freiheit als
die moralische Freiheit als gute
Auf diesem Standpunkte kann
sich völlig selbst genügte.
doch zugleich Sinnenwesen
iiat
den Erkenntnisgrund der
ob die moralisch -praktische Vernunft
es, als
Autonomie verharrte und
in völliger
als
würde nun höchstens
aber der Mensch einmal
die Foixlerung bestehen,
daß auch die Sinnlichkeit des Menschen, die Neigungen so eingeschränkt würden,
daß
sie
dem moralischen Gesetze
niciit
widersprechen.
Kant, daß die Vernunft als Schiedsrichterin aufti'ete,
natürlichen Triebe sich geltend mache,
Die Achtung vor
dem
Gesetz
soll die
um
Nach
wenn
dieser Seite bemerkt
der Antiigonismus der
von sich aus einzuschränken.
sie
dauernde Gesinnung sein, die sich
als Trieb-
feder des Handelns unter der Voraussetzung betätigt, daß wir als horao phaeno-
menon,
als
empirische Menschen einerseits
dem
nicht ent><prechen, andrerseits aber doch als
praktischen V^crnunft uns wissen,
und
als
die
an uns die Forderung
(irunde von einer Entwicklung schwerlich
ist
zeitlos
empirische Welt
hat
als
Teilhaber der
stellt
zu herrschen
Antrieb durch das Gefühl der Achtung auf den Willen wirkt,
Neigungen dem Gesetz gemäß einzuschränken.
nunft
Gesetze mit unseren Neigungen
homo noumenon,
die
und beansprucht
die
der Neigungen.
Diese Ethik
um
die
Bei dieser Auffassung kann im
Rede
Herrschaft
sein.
Die apriorische Ver-
ihres Gesetzes
i-^it
durchaus formalen Charakter, in<lem überall nur
wesentlich
«las
auch
für
die
Gesinnungsethik,
allgemeine Gesetz ein-
Dorn er: Über
80
die
EntwicWungsidee bei Kant.
Nichts kann im vollen Sinne gut genannt
auf die Neigungen wirkt.
schränkend
als ein guter Wille.
werden
Allein bei dieser Auffassung,
Kant nicht stehen geblieben.
Er
die
stellt
einen
Dualismus ven-ät,
schroffen
vielmehr neben
dem
ist
rein formalen allge-
mein gültigen Gesetz, das uns für sich allein als die fornftile Vernunftbedingung
unserer Freiheit verbindet, ohne von einem Zwecke als materialer Bedingimg abzuhängen, ein Gesetz auf, das doch auch a priori einen Endzweck bestimmt,
nachzustreben es uns verbindlich macht, und dieser
heit mögliche
Wesen
sie
ist
Gut
in
der Welt.
ist
dem
das höchste durch Frei-
Das höchste Gut für das endliche vernünftige
Glückseligkeit, aber nicht für sich allein; als solche für sich allein
ist
nicht einmal Naturzweck, sondern nur unter der Bedingung der Einstimmung
des Menschen mit
dem
Gesetze der Sittlichkeit als der Würdigkeit glücklich zu
Die Verknüpfung dieser beiden Faktoren der moralischen Würdigkeit und
sein.
der Glückseligkeit
ist
nun aber nicht bloß Sache des einzelnen;
einem Reiche der Geister realisierbar imd
Auch
setzt voraus,
sie
ist
nur in
daß die Natur sich dem
macht Kant zunächst seinen DuaHsmus
sittlichen
Zwecke unterordne.
geltend.
Die Empirie zeigt den Zwiespalt zwischen der Natur und dem sittlichen
Der
Zwecke.
mit
der praktischen Not^^endigkeit dieses Guts stimmt nicht
theoretischen Begriffe von der physisch bedingten Verwirklichung des-
dem
selben
Begriff
hier
zusammen, wie
die Empirie zeigt.
vöUigen Dualismus zwischen
der Natur
Trotzdem bleibt Kant nicht bei einem
und der praktischen Vernunft
dieser die
Möglichkeit der Vereinbarkeit beider
an,
stehen.
Vielmehr erkennt er in
Das zeigt sich besonders in der Kritik der Urteilskraft.
obgleich
empirisch
Gegensatz zwischen der Natiu-seite und der praktischen Vennmft besteht.
Natur
ist
doch den Einwirkungen der praktischen Vernunft zugänglich.
ein
Die
Das
beweist sie durch die Kultur, die in Wissenschaft, Kunst, Recht vorbereitend
für die moralische Durchdringung der Natui- wirkt,
der moralischen Würdigkeit
gemäß Glückseligkeit
praktische Vernunft, welche den
führt,
macht ihn auch
Menschen über
Naturweseu für
als
d. h.
bietet.
dafür,
daß die Natur
Gerade die technisch
die Stufe des Instinkts hinaus-
die Freiheit zugänglich.
Von
hier
aus gewinnen auch die Neigungen einen teleologischen Charakter, indem sie durch
ihren Antagonismus nicht nur die Notwendigkeit offenbaren,
als
Schiedsrichterin auftritt
und
sich die Natur mit ihrem Naturzweck, der Kultur
Vemimft
sondern
ein,
sie
und
daß die Vernunft
ihre Forderungen geltend macht; vielmehr fügt
dem Zweck
der moralischen
die Tätigkeit der Vernunft ist nicht bloß negativ einschränkend,
harmonisiert die Natur, die der praktischen Vernunft in ihrem Kultur-
streben selbst auf halbem
Wege entgegenkommt.
Auch
darin betätigt sich die
Dorner: Über
daß
praktisclic Vcriiimft,
anderer befördert, was er
sie dio Glückseligkeit
Tiigcndlelire nach vci-schiedcnen Seiten ausführt.
Er erkennt
Tätigkeit der Vonninft auf die Natur an, die nach
Würdigkeit aufli die Natur
während
Naturzweck
der
Mittrl
als
81
die Entwicklangsidee bei Kant.
(ilückscligkeit
für
dem Maßstabe
dermorali.sclien
Und
Glückseligkeit verwendet
für die
nicht
sich
der
in
also eine positive
sein
kann,
weil
die
Natur für sich keine (ilückseiigkoit hervorbringt, so kann die von der moralischen
Vernunft beheri-schte Natur
wendet werden, die
kann
durch
also
zum
wolil
Mittel
für die Glückseligkeit derer ver-
moralische Menschen ihrer würdig sind.
als
sittliche Tätigkeit
geführt werden und die praktische Vernunft
dem
die
Natur
auoli
und die bürgerliche Verfassung
dioncii
ist
Der
soll.
Naturzweck
will,
und
letzte
alle
Zwecke
den letzten Weltzweck
Naturzweck,
die Kultur
Naturanlagen sich entfalten, wie
die praktische Vernunft
kann sich ihrer zur Her-
So mündet der Natiirzweok
stellung des Reichs moralischer Geister bedienen.
das Keich moralischer
Weise
das Mittel für den höchsten moralischen Zweck.
Auf Grund des Kechts können ungehindert
es der
diese
hier die Quelle des moralischen
ist
Fortschritts in der Welt, insofern sie durch ihre Tätigkeit
fördert,
Auf
der moralisciie Endzweck nach und nach herbei-
in
aus.
Fassen wir das Resultat dieser Untersuchung zusammen, so zeigt sich von
der moralischen
Vernunft nur
ein
Vernunft eine doppelte Auffassung.
als die
Das eine Mal scheint
Macht, welche die natürlichen Neigungen einschränkt. Da
die
ist
Dualismus zwischen der natürlichen Entwicklung und der praktischen Vernunft
Das andere Mal scheint der Naturzweck mit seiner Entwicklung
vorhanden.
den Zweck der praktischen Vernunft einzumünden
und diese erscheint
als
in
die
Vollenderin der natürlichen Entwicklung, deren Resultate sie für sich verwendet
und harnKmisiert.
sich völlig
Erst durch sie kann es dahin
kommen, daß
die Naturanlagen
harmonisch entfalten, daß die der moralischen Würdigkeit entsprechende
(Jlückseligkeit en-eicht wird.
Den.selben doppelten Standpunkt zeigt Kant auch in seiner Auffa.ssung des
Wenn
Bi'i.sen.
es seiner
Meinung nach
die
\'ernunft Widei-stand leisteten, so frug er,
komme.
durch
Nun
ist
die
i'ine
Neigungen waren, die der
prakti.schen
woher dieser Widerstand der Neigungen
Betrachtungsweise die,
daß gerade diese Neigungen
Antagonismus die Tätigkeit der technisch praktischen Vernunft und
iiiren
auch schließlich der moralischen Vernunft herausfordern und so im großen Zu-
sammenhang
betrachtet sich als Mittel für
<lie
Anregung zum
Fortschritt erwei.sen;
die Natur entwickelt sich rascher als die Vernunft, die anfänglich
und
erst der
Anregung durch
gonismus ihrer Kräfte und
die schon entwickelte men.schlicho
ilireii
Neigungen bedarf, um
noch schwach
ist
Natur mit dem Anta-
in kräftigere
Aktion zu treten.
C
Dorn er: Über
82
die Entwicklungsidee bei Kant.
Allein auf der auderen Seite konnte
wenn
er
dem Menschen
hängig sein
konnte
"Wie
sollte.
Kaut hierbei doch nicht stehen bleiben,
a priori Fi'eiheit zuschrieb, die von aller Empirie imabdiese Freiheit
gegen die Neigungen so
sich
schwach zeigen? A^Tenn von der Natur aus gesehen der Antagonismus der Leidenschaften als ein Anregungsmittel
so
dem Zweck der
energischer
so
betätigt,
Schwäche der A^ernunft
urteilen,
und da
füi-
als
auf diese
in der Religion innerhalb der
angesehen
Freiheit
so
die
kann,
so ist diese
Schwäche auf
Kant hat diese Meinung
man
also
sagen,
was
die
Natur für
Antagonismus der Kräfte, die dadurch zur Betätigung
Die Neigimgeu sind ferner das Mittel, durch das die Natur die
gereizt werden.
praktische Vernunft zur Aktion zwingt, die anfangs noch schwach
muß man
ethischen Seite angesehen
fülirt,
ist.
Von
der
aber sagen: daß die Vernunft noch nicht die
daß die Natur selbständig in ihren Trieben und Leidenschaften
sich betätigt, das ist die
Von
um
Grenzen bloßer Vernunft ausgesprochen.
der Natiu'seite angesehen kann
sich hervorbringt, ist der
Hen-schaft
sich
eine minderwertige Betätigung der Fi-eiheit zu be-
die Freiheit sich betätigen
einen Abfall, einen intelligiblen Fall zurückzuführen.
Von
und
erscheint
Anregung hin
und
der Vernunft
von
ist
Yemunft
die AktiAätät der
Moralität dient, welche
Schuld
der Freiheit, die sich hätte betätigen sollen.
der Natur aus angesehen, zeigt die Entwicklung des Naturzwecks eiae Vor-
bereitung
im Staatsleben, und ebenso in dem
das Sittliche, in der Kultur,
füi'
Antagonismus der Natui'ü'iebe, der die Vernunft
also eine Zielstrebigkeit
auf das Sittliche.
die jederzeit gleiche apriorische
sie dieselbe nicht hat,
als
Vom
ordnende Macht herausfordert,
Sittlichen angesehen aber sollte
Vernunft immer die HeiTschaft haben, und daß
beruht auf einer Schuld, darairf, daß sich die Freiheit in
der Empirie nicht geltend gemacht, daß die Verniuift die HeiTschaft
hauptet hat.
niclit
be-
Diese letztere Auffassung paßt nicht wohl in die Entwicklungslehre,
weil sie von einer überzeitlichen Freiheit ausgeht, die gefallen
Das Böse
ist
also
das eine
ist.
Mal ein Durchgangspunkt, der den Übergang
zu einer Tollkommeneren Entfaltung der Vernunft bildet,
das
andere Mal hat
es absoluten Charakter als radikales Böse; es ist das eine
Mal auf eine Schwäche
der noch unentwickelten Vernunft zurückzuführen;
andere Mal
Akt der Freiheit
Wie
in
in
einem
ist
es
ein
bezug auf die Beurteilung des Bösen Kant einen doppelten Stand-
punkt emnimmt, so auch
in
bezug auf die Befreiung von demselben.
intelligiblen Fall entspricht eine intelligible
Grundmaxime
das
intelligiblen Fall.
des fi'eien "Willens
ist,
Gesinnung, der Grundrichtimg, die
Umkehr.
so ist
Dem
"Wie das Böse eine falsche
auch die Umkehr eine Umkehr der
intelligibel ist,
also
eigentlich überzeitlichen
Dorner: Über
Charakter trägt
Die Oruiuigesinnunn; der Achtung
herrschenden Maxime gemaclit
ist,
können wir nicht
Aus
83
die Entwicklungsidee bei Kant.
Aber
diese
vor
Umkehr, eben
dem
Gesetz wird zur
weil sie überempirisch
feststellen.
dieser Revolution geht aber eine Refoi-m hervor,
pirischen Welt zeigt.
Die allmählich
sinnung offenbart sich
in
fort.scliroitende
dieser Reform.
Zunächst
sich in der
em-
Herrschaft der guten
(Be-
die
wird das in bezug
freilich
auf die Einschränkung der Neigungen betont und da macht sich der dualistische
Standpunkt immer noch fühlbar.
Aber Kant geht
weiter,
er den
in<lem
Reform auffaßt, sondern auch
positiv
so,
Fortsciiritt
nicht bloß
immer mehr
daß es
negativ als
durch
gelingt,
höchste Gut zu fördern, die Glückseligkeit in Harmonie mit der
Tätigkeit das
moralischen Würdigkeit zu mehren, tind hier kann die Entwicklungsidee wieiler
Denn wenn
anknüpfen.
die volle Entfaltung der
nur vollkommen realisierbar
ist,
einander widereprechen, so wird
Personen
voll
erreicht,
wenn
dieser Naturzweck
den
welche
Anlagen der Naturzweck
ist,
der
diese Anlagen harmonisch geordnet nicht
moralischen
ei^st
durch die moralischen
Zweck, die Befördermig des
höchsten Gutes zum. Inhalt ihres Willens gemacht haben und sich bemühen, für
Ziel
dieses
zu
tätig
sein.
Ton
nun sagen, daß
hier aus läßt sich
ihren Zweck, die möglichste Entfaltung aller Anlagen
liche Tätigkeit erreiche,
,
völlig
die
Natur
nur durch die
sitt-
daß also die Entwicklung der Natur in den durch den
guten Willen hervorgebrachten Fortschritt ausmündet, und hier erst ihr Ziel be-
ohne das moralische Gesetz, ohne eine
friedigt findet, ila
sittliche Tätigkeit
der
Widerstreit der Kräfte nicht vermieden wird, der zwar zugleich auch der Anlaß für
ihre Steigerung ist, der
aber doch einer harmonischen Ordnung schlii-ßlich Platz
machen muß. Was
als radikales
aufgefaßt wird,
wie wir sehen, von dem Standpunkt der Naturentwicklung der
ist,
notwendige Anlaß,
um
alle
Vernunfttätigkeit anzuregen,
daß
Böse von dem absoluten Standpunkt der Moral aus
Kräfte zu entfesseln und die technisch praktische
vmd endlich
sie sich als schiedsric!\tcrlich
die moralische Vernimft zu veranlassen,
ordnende und harmonisierende Macht gegenüber
den Naturanlagen geltend macht, die unter ihrer Leitung sich
können, weil
sie hier
einander nicht mehr stören.
einer kleinen Schrift interessant beleuchtet, die von
Kant
<lie
hat,
wie er früher
in
dem
1)
Bd.:
dem
S,
Fortschritt dailurch
Ulf.
p]ndo aller Dinge handelt.'
seiner Naturgeschichte des
irdischen Verhältnisse hypothetisch hinauswagte,
Theorie von
erst voll entfalten
Diese Ansicht hat Kant auch in
zum Abschluß
für die
gebracht,
Himmels
sich
Einzelnen
über
seine
daß er eine über
Dorner: Über
84
dieses
die Entwicklnngsidee bei Kant.
sittlichen Willens, eine fortschreitende
Leben hinausgehen de Betätigung des
moralische
die aber
annahm,
Tätigkeit
außerirdischen
in
die
Gesinnung nach
noumenon und
der Mensch
ist
nur die Betätigung schreitet
worfen;
UnvoUkommenheit
zugleich noch
näherung
sich
fort.
ist
Daß
Der
keinem Zeitwechsel unteraber immer
dieser Fortschritt
imd nur eine
in sich schließt
fortsetzen,
sollte.
An-
fortgesetzte
au die Vollendung des höchsten Gutes stottfindet, hebt er ausdrück-
der kleinen Schrift, das
lich in
Sphären
nm- die Betätigung der immergleichen guten Gesinnung sein
daß
Yorstellung,
Ende
Veränderung
alle
aller
Dinge, hervor.
Hier findet er die
physisch -moralischer Hinsicht
in
aufhören
empörend, während andererseits die eines ewigen Fortschritts ohne Er-
wird,
reichimg des Ziels zugleich ein Prospekt in eine unendliche Reihe von Übeln
sei.
hier darauf hingewiesen, daß wir theoretisch über dieses
Kant hat
nichts
Dilemma
ausmachen können, sondern nur praktisch bei der Voretellung stehen bleiben
welche der sittlichen Idee
sollen,
schritts,
wo man dann den
am
förderlichsten
aus
Erfolg
In dieser Hinsicht macht er besondere
Mitteln der Vorsehung überlassen soU.
geltend,
daß
man
bei der Idee des Fort-
ist,
den zum besten Endzweck gewählten
das Christentum nicht so auffassen soUe, daß die
Endzwecks durch Furcht vor
Strafe
Wahl
oder Hoffnimg auf Lohn bestimmt,
man
des
oder
durch
das
bloße Pflichtgesetz
düi-fe.
frei
den Willen Gottes sich aneigne in der Erwartimg, daß Gott geneigt
sein
werde,
das Weltbeste
geboten
sei,
sondern daß
herbeizuführen (426).
Kant
ihn
frei
bleibt also
wählen
ziüetzt,
in
bezug auf Erreichung des Endziels, im Unbestimmten, da er nicht dogmatisch
verfahren will, mid beschränkt sich auf das praktisch Wertvolle.
er überall der
Hoffnung Ausdruck, daß
Besseren fortschreite, selbst in
Geschlechts werde
dem
die Menschheit
Jenseits.
Im
vom
Deshalb gibt
Schlechteren
zum
Fortschreiten des menschlichen
nicht die Kultur der Talente, der Geschicklichkeit, des Ge-
schmacks, überhaupt die Entwicklung der Kultur dauernd der Moralität voraneUen,
was für
die SittUclikeit
die sittliche
und das physische Wohl
ihi'em eilfertigen Laufe verfängt
mäßigend einwirken, daß sich
Kant
gefährlich sein würde, sondern
Anlage der Menschheit werde scldießlich die Kidtur, die sich
beti'achtet
also
imd
oft stolpert,
die Glückseligkeit
hier den Prozeß
in
überholen und auf die Kiütur so
nach der Moraütät richtet
(417).
der menschlichen Geschichte so, daß die
Entfaltimg der Kultur der Entfaltung der Moral voraueile, daß aber die mit der
Kultur verbundenen XachteUe, der Antagonismus der Kräfte, sowie der Überschuß
der Bedüi-fnisse über die Mittel, sie zu befiiedigen, einmal doch diese Kräfte
selbst stärke
allein
imd übe, sodann aber zur Anregung der
Moralität diene, welche
den eudämonischeu Trieb in seinen mannigfachen Ei-scheinuugsformen in
Dorner: Über
gesetzmäßiger Weise iiannuniscli gestalten iiud hefriedigen
einem jenseitigen Leben
sich selbst in
schritt soll
So ungesehen
die Zwecktheorio Kants
ist
dem Weltprozeß durch
die Steigerung der
und seine
und mit Hilfe des aus
so
werden
realisiert
Vollendung
sittliclier
daß
und
ei-fährt.
alle
in
Nur
bis
zum Menschen und
der Kultur sich durchsetzt
in
(iesinnuiig hervorgehenden Handelns allmählich
Anlagen
der Natur
der höchsten
ist
von der
Aiiffjussnng
sofern der Naturaweck
Organismen
durch die Steigerung der menschlichen Anlagen
vollendet wird,
und dieser Fort-
iiiuiii,
fortsetzen.
teleologischen Entwicklung der Menschheit einheitlich,
in
85
die Entwickliuigsidoe bei Kant.
der menschlichen Gattung
in
Sittliclikeit
auch der Naturzweck seine
wie dieses letzte Ziel erreicht wird,
die Art,
liier
nicht in einer gerade fortschreitenden Linie gedacht, sondern so, daß zuerst die
sinnliche Natur selbständig sich entwickelt
und
Dienst
nimmt und der moralischen Vernunft
tische
Vernunft
harmonisiert.
ihre
Herrschaft
dem Voraneilen der
imter
Vernunft
in
ihren
bis schließlich die prak-
und dann auch
durchsetzt
Die Entwicklung geht also
die technische
voraneilt,
Naturanlagen
alle
durch zwei Stadien hindurch, eines
Sinnlichkeit und eines,
wo
sie
der moralischen Ver-
nunft untergeordnet und nun erst voll harmonisiert wird.'
Noch einen
gründen, er hat
Schritt hat
sie
Kant getan,
um
den Fortschritt der Moral zu be-
auf die Religion und die religiöse Gemeinschaft gestützt,
lind
auch hier kommt die Idee
sich
kann zwar die Harmonisierung der Natur versuchen, zumal ihr die Natur
der p]iitwicklung
durch ihre Zielstrebigkeit entgegenkommt.
Aber
Harmonisierung von Vernunft und Natur
ist
in
Die Moral für
Betracht.
die Voraussetzung für eine volle
doch
dies,
daß beide auf dieselbe
Einheit zurückgehen, daß im letzten intolligiblen (irund Natur und Vernunft geeint
Dieses Bewußtsein,
sind.
daß
das Natiu-gcsetz
dieselbe Einheit zurückzuführen sind, ist für das
und das Sittengesetz auf
Handeln außerordentlich
weil darin die Garantie dafür liegt, daß die Harmonisierung von Vernunft
Nun
gelingt.
ist
aber diese Garantie
um
so nötiger, da empirisch die praktische Ver-
nunft auf Widerstand seitens der Natur außer und in uns stößt.
aufrecht zu erhalten,
das,
was
in
ist
Um
die
Hoffnung
deshalb Gott ein Postulat der praktischen Vernunft, der für
unserem Hnndeln und seinen Resultaten mangelhaft
Ergänzung desselben gewährt. Die Religion
(Jebot,
wertvoll,
und Natur
ist
ist,
die Aussicht auf
dann das Tun des Sittlichen
verbunden mit der Hoffnung, daß, wo unsere Knift nicht
als
Gottes
au.sreicht, Gott
ergänzend eingreifen werde, wenn wir auch die Art dieses Eingreifens nicht wissen.
1)
Es
ist
zu beailiton, daß Sclilciormacher sich dii- mciiscliliclie EntwickliinR iilinliili denkt:
i-ilt ihm in der Entwiikiung voran.
sinnlii.lii.- Howußt-soin dits GottesbewuBLsoin
zuerst überragt das
,
Dann kommt die Periode der Uerrschaft des GottesbowuJltseius mit dem Cbristontum.
Dorner: Über
86
Auch Mer
zeigt sich
die Entwicklvmgsidee bei Kant.
dojipelte
eiiie
radikale Böse, der Dualismus stark betont.
der Gemeinschaft;
bedai-f
die
fitr
Die Eeligion des guten Lebenswandels
Ki-äftigung des moralisch-religiösen
gegenseitigen sich fördern im Guten
zum
seins,
meinschaft, eine Kirche nötig.
Sinnlichkeit
Um
versti-ickt
leidet
so
ist,
muß
nistische Charakter führt dazu, daß die
sie statutarischen
Mensch
das radikale Böse der
Menschen das
in die
Der eudämo-
auch die Kirche.
danuiter
Bewußt-
eine Organisation der Ge-
ist
organisiert zu sein,
Da nun aber durch
Charakter annehmen.
Das eine Mal wird das
Auffassung.
statutarische
Element zum
Gottesdienst für sich machen, diu-ch solchen äußeren Dienst bei Gott in Gunst
kommen
wollen
der Moralität
,
ist,
als sinnliche die
Bösen zu einem
Listitut äußerer Statuten
man
um
gerade
Institut ansieht,
man
dem
Einfluß des radikalen
und Observanzen,
nur ein Klerus
die
Dazu kommt,
So entsteht Afterdienst imd Pfaffeutum.
kennt und vorschreibt.
daß, da
Religion versinnlichen. "Was also Mittel zur Pflege
die organisierte Gemeinschaft, wird unter
des radikalen Bösen willen die Kii'che als ein göttliches
auf die historische Stiftimg derselben als eine göttliche be-
sonders Gewicht legt und an Stelle des reinen EeUgionsglaubens den historischen
Glauben an die göttliche Gründung, göttliche
und ähnliches zur Bedingimg der
Stifter,
der berufene Interpret des liistorischen Glaubens
heUige Urkunden,
wo dann wieder
Seligkeit macht,
ist.
Wunder
ein Klerus
So entsteht ein Verderben
der statutarischen Religion, dem, wie die vorchristlichen Religionen i so schließlich
auch das Christentum
in den Mttelpimkt
historischer Glaube
Religion.
selbst verfallen
ist.
daß der reine Religionsglaube
Statt
den zu pflegen die Organisation da seia soU, wird ein
tiitt,
und ein äußerliches Zeremonienwesen zum Mittelpunkt der
Hier bleibt nun nur übrig, daß eine völlige Umkehr
der reine ßeligionsglaube den historischen Glauben
stattfindet,
daß
und das Zeremonienwesen
möglichst verdrängt, damit die Religion Religion des guten Lebenswandels, reiu
moralische Religion werde.
Das
reinen Glaubens sein
Selbstzweck geworden.
soll
,
ist
die schließlich dahtu führen
Glaubens imd der äußeren
Statutarische,
muß, daß
das
nur Mittel zur Pflege des
Hier
Hier
ist
eine
Umkehr
nötig,
Zeremonien in dem reinen Religionsglauben ver-
schwinde, der apriorischer Natur in sich selbst haltbar
sich nicht bedarf.
ist
das äußerlich Statutarische des historischeu
ist
und
dieser Mittel au
ein schroffer Gegensatz zwischen der durch das radikale
Böse verdorbenen eudämonistischen Religion statutarischer Gimstbewerbung imd
dem Zustand
der wirklich Bekehrten, die die statutarische Seite der Kirche nur in-
soweit zulassen, als sie Mittel zur Beförderung des reinen Lebenswandels
1)
blieben.
ist.
Hier
In diesen sind es nur einzelne wenige, die von diesem Verderben verhältnismäßig frei
Rel. in d. Gr. Bd. 10 S. 149 f. ,202 f.
Dorner: Über
ist
der
sicli
stets glciclio,
87
die Entwicklangsiileo bei Kant.
rein moralische
übcrzcitliclio,
Glaube durchaus spröde
gegen die geschichtliche Form, und von Entwicklung kann kaum die Rode
Die statutarische ReligiDii
ein Verderben, Afterdienst
ist
der Gunstbezeugung, Fetischdienst geworden und
Auf der anderen
Seite
aber
nur durchzusetzen
guten Gesinnung
doch
ist
in
die
muß
radikal verändert werden.
rein
apriorische
der Gemeinschaft.
um
des radikalen Ixlsen AVillen notwendig.
Vielmehr
Kirche nicht bloß unsichtbare Kirche zu sein, sondern
tarische
Formen annehmen. Wie
sellschaft
der Rechtszustand
ci-st
eintritt,
Da
so
doch
zum
ist,
nimmt auch
für
Mittel
Lebenswandels, indem
in
wird
ei"st
durch die
die Religion
die
Aber
Organisation der
dem
statutarische
diese
Formen
statutarischen
an,
Formen
Beförderung der Religion des moralischen
sie teils als rein äußerliche
den Dienst des reinen Religionsglaubcns
der Übergang von
sie will als organisierte statu-
Diese Gemeinschaft aber durchläuft ver-
diesem Kiidiiinonismus entsprechen.
werden
keineswegs
der Idee der
der Mensch wegen .seiner natürlichen P^ntwicklung zunächst
cudämonistisch gerichtet
welche
ist
liegt es in
durch die Organisation der bürgerlichen Ge-
Gemeinscluift das religiöse Leben gepflegt.
schiedene Stufen.
der
Religion
Seiner Natur nach
sucht der Glaube sich den sozialen Trieb anzueignen, und die Kirche
bloß
sein.
und I'faffcntum, Religion
als
Zeremonien überwunden,
Vehikel gestellt werden.
teils
So
ist
eudänionistischen Naturzustand durch das statutarische
Gesetz vermittelt, das zuerst in den Dienst der Eudämonie gestellt,
zum
Mittel für
(runstbewerbung bei Gott gemacht wird, dann aber für die sinnlichen Jlenschen
doch
als
Zuchtmittel für die Erziehung
Da werden dann
in
die heiligen
Urkunden,
je
zum moralischen Lebenswandel
mehr
den Dienst des reinen Roligionsglaubens
die moralische
gestellt, die
Vernunft
Observanzen
dient.
erstarkt,
zum
Mittel
und Vehikel für diesen gemacht. Je mehr der reine Religionsglaubo sich geltend
macht,
die
um
heiligen
so
mehr nimmt
er dies statutarische Kircheuwesen in seinen Dienst,
Urkunden werden
rein
moralisch gedeutet, der historische Glaube
wird Illustrationsmittel, Symbol für den reinen Religionsglauben, die zeremoniellen
Handlungen werden vereinfacht und behalten ihren "Wert
als
Beförderungsmittel
der moralischen Gesinnung.
So
ilem
stellt
die Religionsgcschichte auch den rrozeß dar, wie die Religion aus
natürlichen
Zustand cudämonistischor Religion durch Statuten und Obser-
vanzen und historischen (ilaubon sich allmählich
erhebt Die christliche Religion steht auf
die statutarische Religion
siegt
zum
dem Punkte, wo
und die Statuten nur
reinen Religion.sglauben
die Vernunftreligion über
als
Mittel für
die
Beför-
derung des reinen Religionsglaubcns gelten, und wenn sich auch im Christentum
das statutarische Element eine Zeitlang wieder in den Mittelpunkt gestellt hat, so
Dorner:
88
ist
doch der reine Keligionsglaube iu der Gegenwart zu
wii-d
sich
immer konsequenter dahin
richtungen nur
So
ITber die Entwicklungsidee bei Kant.
ziu-
Ki-aft
gekommen und
statutarischen Ein-
alle
Befördenmg des reinen Keligionsglaubens verwendet werden.
ein Fortschritt
ist
daß
diu'chsetzen,
von statutaiischer Gesetzmäßigkeit zur moralischen Freiheit
Die Gemeinschaft wird immer mehr Gemeinscliaf t ron freien Gliedern werden,
die einander in
der Betätigung der Religion des guten Lebenswandels fördern.
Die Priester werden Yolkslehrer.
Die statutarische Seite
ist
das Mittel der Yer-
des
Menschen von dem
wirklichung des reinen Religionsglaubens.
Kurz auch von hieraus angesehen geht der
eudämonistischen natürlichen Leben
Gesetzes zu
dem moralischen Leben,
Mensch
um
ist,
die
das in
Ordnungen erweckt wird, deren
tarischen
rischer
diu-ch
Weg
Vermittlung des statutarischen
dem Menschen
der statu-
mittels
er bedarf, sofern er Xaturwesen, empi-
dem eudämonistischeu
durch dieses Gängelband aus
Natiu-leben ziu- Religion des guten Lebenswaudels geführt zu werden, die der
letzte
Zweck der Weltentwickliing
schließlich die
ist,
den
aivf
alles hiutendiert.
Denn
in ihr ist
wahre Vereinigung der Eudämonie mit der MoraUtät erreicht und
dadurch erst auch der Naturzweck
die volle Entfaltimg aller Natur-
realisiert,
anlagen, die durch die Moralität harmonisiert werden.
Überbücken wir
die Ansichten
Kants mit Bezug auf die Frage nach der
ihm verschiedene Elemente.
Einmal hat er
die
Idee einer mechanisch- dynamischen Entwicklung der Materie angenommen,
um
EutAvicklung, so fiaden sich bei
aus ihr die Weltkörper mit ihren Vei"scMedeuheiten zu erklären und später hat
er auch
den Gedanken ausgesprochen, daß man den Versuch machen könne, die
ganze Kette der Lebewesen auf mechanischem
kann
man
kam
aber die teleologische hinzu.
Wege
zu erklären; in dieser Hinsicht
ihn einen Vorläufer der Deszendenztheorie nennen.
So
kam
mechanisch zu verstehen und er betrachtet
Naturwesen
im Menschen
gipfeln
und
nun
sie
durch
so,
Gipfel erreicht, unter
dem
sich
dem
Gesichtspunkte
Zusammenhang
alle
hatte.
Anlagen
des Naturzwecks an,
teleologisch verständlich
in seinen Dienst nahm.
sollten
Hier nahm er
der
machen
daß die ganze Kette der
Geschichte
die
gesteigerte Kultiu-entwicklung stattfinden sollte, welche
Natur in den Menschen gelegt
Zu dieser Beti-achtung
er auf die Idee, die Natur teleologisch
entfalten
also eine
den
sollte
hindurch
eine
im Weltbürgertum ihren
können, die die
Entwicklung unter
ganzen Prozeß
in
seinem
und der den Mechanismus
Allein auch hierbei bMeb er nicht stehen, da er bei der
An-
wendimg der Zwecktheorie nur bei dem Selbstzweck sich beruhigen komite. Dieser
war aber in der Kultur noch nicht gegeben, weU diese für sich über den Antagonismus der Kräfte noch nicht hinauskam imd noch nichts iu sich Wertvolles eut-
Dorner: Über
halten sollte. Diesen Selbstzweck fand er in der Mural, in
welchem
dem
die Xatur
dem Reich
Nun
die
dem
konnte er entweder die Moral der Natur und
Naturleben entgegensetzen oder er konnte die Moral und
und
der Geister, in
Sittengesetz, die Glückseligkeit der moralischen Würdigkeit
iintergenrdnet sein sollte.
Linie stellen
89
Kant
die Entwicklungsidce bei
dius
Naturleben
Entwicklung mit dem Naturlcben beginnen und
Natur geeinten Moralität enden lassen.
in
eine
in
der mit der
Die erstcro Auffassung führt zu einem
Dualismus, wonach die Moral nur Einschränkung des Naturlebons zustande brachte
Da kann
und von Entwicklung keine Rede sein könnte.
die zeitlose apriorische
abstrakte Vernunft nur als das Naturleben einschränkende Macht, als rigoristischo
Bekämpferin
aller
Neigungen,
als
Unterdrückerin des radikalen Bösen erscheinen.
Die andere Auffassung würde gerade die Antagonismen, die das Naturleben für
sich,
insbesondere
die
menschliche
Natur
bloß
als
von technischer Vernunft
unterstützte Natur hervorbringt, als den Beweis dafür
nehmen, daß
die Natur-
entwicklung für sich ein Fragment bleibt, daß die moralische Vernunft
das
als
ordnende Prinzip sich betätigen müsse, das auch die Naturgegensätze harmonisiert
imd so das höchste Gut
Stufen,
die
als
Endziel im unendlichen Prozeß realisiert
Die
werden, sind das Naturleben mit seinen Trieben
hier durchlaufen
und Antagonismen, das Rechtsleben mit seiner
die
Legalität,
Moralität, welche
das Naturleben der Moral unterordnet, ja so einordnet, daß das Glückseligkeitsstreben
nun
Befriedigung
für
die
durch
erst
kommen
seine
Durchführung
der
Moralität,
teils
zum
ist
indem
Betätigung der moralischen Freiheit ermöglicht,
Kirchen
wahrer harmonischer
moralische Gestaltung zu
Die äußere Legalität
kann.
teils
und
hier das Vehikel
das
Staatsleben
Mittel
erst
die
indem das Statutarische der
Vehikel für die Förderimg des reinen praktischen Religionsglaubens
und seine Betätigung gemacht wird.
Kant hat
also
auch hier nicht sowohl eine Ansicht aus einem Gusse,
als
vielmehr die Anregung für vci-schiedene Auffassungen des Entwicklungsproblems
gegeben, für die mechanisch -dynamische Auffassung der Naturentwicklung, für die
mechanisch -teleologische unter
die Naturseite der
dem Aspekt
eines letzten Naturzweckes, den er auf
Menschenwelt, und auf ihre geschichtliche im Staatsleben und
Weltbürgertum endende Entwicklung ausdehnt, für die moralische Auffa.ssung, nach
welcher die morsüische Tat der Subjekte den Mechanismus und den Naturzweck
in ihren
Dienst
Geschichte
nimmt und mit deren
dem moralischen
1) Triiltscb a. a.
die kritisch ri'gulative,
0. moint,
Hilfe durch Gegensätze hindurch im Lauf der
Endziel, dorn liüchsten Gut, sich
immer mehr
Kiint habt- eine dn-ifadio OL-schiclitsbctraehtung,
nach der das Gcschflieni'
dem Endzweck
dienen
soll
—
annähert.'
die
dit.-
liaits.-»!.'
—
nK'taphysi.sch
spekulative, die den (ian^ der Erschciniuigen auf den Uiwilien thoistisch zurückführe.
Vielleicht
Dorner: Über
90
die Entwioklungsidee bei Kant.
Eudlicb aber findet sich bei Kaut auch eine Auffassung, die dualistisch gerichtet,
der Entwicklungstheorie abgekehrt
ist,
wo
Moral apriorisch für sich besteht
die
als
Gesinnung imd nur einschränkend auf die Natur, insbesondere die Neigungen
Es
einwirkt.
ist
merkwürdig, wie Kant die entgegengesetzten Ansichten in sich
verarbeitet hat, die
man
heutzutage für imvereinbar hält, einmal die Entwicklimgs-
Formen
lehre imter einer der genannten
gingen,
— die
ja
auch wieder später auseinander-
mechanisch -dynamische Entwicklungsidee,
die
wicklungsidee unter
dem Aspekt
des Naturzweckes,
wo
HUfe des physischen und psychischen Mechanismus
Fortschritts unter
dem Gesichtspunkt
teleologische
die
sich die
vollzieht,
Ent-
Entwickhmg mit
und
die Idee des
der fortschreitenden Moralität, cUe die Natur-
nimmt
faktoren mit ihren Gegensätzen in ihre Dienste
—
und
dualistische
die
Auffassung auf der anderen Seite, wonach die zeitlose praktische Yernunft dem
homo phaenomeuon gegenübersteht und nur
Lebens durch die Moral,
guten Willens gegenüber
dem
ja
eine Einschränkung des natürlichen
eine Beschränkung der Moral auf das
aller Natitr, eine
Zentrum des
Scheidung des praktischen Lebens
A'on
und das theoretische
theoretischen Naturerkennen zur Geltung gebracht wird
Leben, das sich auf das Erkennen des Naturmechanismus bezieht, für die Moral
der guten Gesinnung gleichgültig erscheint.-
Kant mit
Soki-ates verglichen,
Ich habe in einer fi'üheren Arbeit
der ebenfalls der Anfänger einer neuen Geistes-
entwicklung war, die sich in den verschiedensten Formen
Untersuchung bewährt dieses Urteil auch
kann man noch besser sagen: Kant bat
in
bezug
darstellt.
Die vorliegende
bezug auf die Entwicklungsidee.
in
anf die
Gescbichte
die
kausale Betrachtung
(den psychologischen Mechanismus auch der Sozialpsychologie) der Betrachtung der Geschichte als
Naturzweck
eingefügt,
eingeordnet und den Natiu'zweck sohließUch wieder
dem
absoluten
Zweck der Moral
der Vei'wirklichung des morahsohen Reiches oder religiös des Reiches Gottes.
Gott
imd des Sittengesetzes garantieren. Fi'eilich geht Kant auch wieder
für beide auf den intelligiblen Grund der Welt, sowohl der Natiu- wie der Vernunft als
letzte Einheit zurück, in dem der Gegensatz beider, wie der Gegensatz von theoretischer und
soll
des Natiu'-
die Einheit
praktischer Vernunft
schiede macht.
möglicherweise
ausgeglichen
ist,
da nur
unsere Vernunft
Die Konsequenz dieser ins Auge gefaßten Möglichkeit wäre
diese Unter-
freilich eine
Aufhebung
der Gescliichte in Schein, da für die intellektuelle Anschauiuig alles zumal geschaut wird, der
Unterschied zwischen dem, was durch uns möglich
\virklich ist (theoretische
2)
idee an
ist
(praktische Vernunft)
und was durch uns
Vernunft), verschwindet.
in zwei Lager zu teilen. Das eine erkennt die Entwicklungsmechanischer Form oder in dynamisch teleologischer Form, wie sie in
Die Gegenwart scheint sich
und
vertritt sie in
seiner Art schon Goethe vertreten hatte.
(Vgl.
insbesondere die Ausfülmingen von Bielschowskys
Das andere ist dualistisch, setzt Natur und praktische Vernunft,
theoretisches und praktisches Erkennen in Gegensatz imd steigert den Dualismus noch besonders dui'ch die absolute Auffassung vom Bösen. Kant hat die Elemente zu beiden Ansichten.
Goethe Bd. 11
S.
15, 16, 20.)
dem Dualismus wollte er doch nicht stehen bleiben; er wollte auch die letzten Gegensätze
doch wieder auf seine Weise einer höheren Einheit einordnen.
Bei
IV
EINIGE
GEDANKEX ÜBER KANT UND
Dr.
0. Ö.
FRIEDRICH
PESCIIEL
HAHN
PROFESSOR DEH GEOGRAPHIE AN DER IXmCRSITÄI KÖNIGSBERG
Als gegen
Eiule des Jaliros
um im
berg zusammentraten,
der
90?> nielirere Mitglieder
1
Gedäclitsnisjalu-o
Königs-
Univei-sitiit
Kants eine dem Leben um! den
Lehren des großen Philosophen gewidmete Festschrift herauszugeben, konnte es
nicht zweifelhaft sein, daß auch der Vertreter der Geographie an der Hochschule
Kants die Verpflichtung habe, sich an dieser Festschrift zu beteiligen.
Nicht
als
ob es nötig gewesen wäre, eine ganz vergessene Seite der Tätigkeit Kants wieder
in
helleres Licht zu
trag,
die Vertreter der
Wenn
rücken.
den er 1886 vor den
in
Paul Lehmann in seinem geisti-eichen Vor-
Dresden versammelten deutschen Geographen
Erdkunde auf unseren Universitäten
Mann zu begrüßen, der
aufforderte,
iiielt',
Kant den
in
mit Erfolg daran ging, die Geographie zu einer
als erster
lebensfähigen akademischen Disziplin zu machen,
stehen, als ob die Tätigkeit Kants auf
dem
so
war
zu ver-
dies nicht so
Gebiete der Erdkunde bei den deut-
schen Geogi'aphen zu irgend einer Zeit in unerfreuliche Vergessenheit geraten
Im
wäre.
Gegenteil, wie
Lehmanns
Vorti'ag selbst, ferner die zitatcnreiche Arbeit
von G.H.Schöne'- und noch manche andere Schriften zeigen, hat
Jahren
kaum
ein
(ieograpli
in
Deutschland
Wort
das
ergriffen,
hundert
seit
der nicht in
irgend einem Punkte seines Arbeitsgebietes in Berührung mit Kant getreten wäre
und dies nicht anerkannt
stolz
darauf gewesen,
hätte.
wenn
Insbesondere sind jüngere Geographen immer
sie in ihrer Erstlingsschrift
der Königsberger Welt\veise sich an einer Stelle seiner
Problem beschäftigt habe, mit
Erfiilg
abmühten.
dem
sie sich selbst
Dabei kam es auch wohl
wahrnahmen, wie der
gi'oße
Kant
als
die besten Quellen oder solche, die
vor,
nachweisen konnten, daß
Werke
bei'cits
daß
sie
nicht ohne Erstaunen
schon für seine Zeit nicht ganz ausreichend
beiden Erdbebenschriften Kants, so anregend und vielgelesen sie
1)
Kants Ik'doutung
als
dem
Geogi'aph und Naturforscher bisweilen nicht
waren, benutzt hatte und dadurch auf seltsame Irrwege geraten war.
ilie
mit
mit größerem oder geringerem
akademisther Loliror der
Erdkunde.
Verli.
des
Besonders
sintl,
C.
haben
Deutschen
Geographentagi's, llOff.
2) Die
schrift Hd. 33.
Stellung
Immanuel Kants innerhalb der
(,'eogr.
Wissensehaft.
Altpreuß.
Monats-
Einige Gedanken über Kant und Peschel.
Hahn:
94
der Kritik
manchen Angriffspnnkt geboten, und
Hat man
seinen glücklichsten Leistungen.'
in der Tat
in diesem Falle
gehören
sie nicht
zu
und sonst noch mehr-
unleugbare Schwächen Kants nicht selten mit unbilliger Resi^ekÜosigkeit
fach
hervorgehoben, so hat es andererseits nicht an Männern gefehlt, die für Kants
geographische Arbeiten,
selbst
minder hervortretenden', eine geradezu be-
die
geisterte Verelu'ung zeigten.
Dahin gehört
(1834 — 1882).
der merkwürdige Leipziger Astrophysiker Friedrich Zöllner
u. a.
denke
Ich
nicht
hierbei
an
zu manchen Bedenken Anlaß
die
gebende Tätigkeit Zöllners in seinen letzten Lebensjahren, sondern an den Forscher
bis
einziger an
jetzt
eröffnete.
er der AVissenschaft,
als
in der Vollkraft seines Sti-ebens,
die er als erster
und
der Leipziger Universität vertrat, neue glanzvolle Bahnen
Zahlreich, wie die philosophischen Beziehungen Zöllners zu Kant, sind
auch die naturwissenschaftlich-geographischen, die vereinzelt schon in den 1865
erschienen „Photometrischen Untersuchungen", d.h.
dem größeren
Werke
der beiden
Bald sind es Kants Ideen über den Saturnring
mit diesem Titel hervorti-eten.
oder über den Schwerpunkt des Mondes, bald solche über meteorologische und
ozeanographische Probleme, die Zöllner anregen.
Wer
in jenen
Jahren an Zöllners
meist nur von einer geringen Zahl von Zuhörern besuchten, aber auf diese einen
mächtigen Einfluß
ausübenden Vorlesungen über physische Geographie, über
Meteorologie oder über Sinnestäuschungen (ein Liebüngsgebiet Zöllners)
der wird sich erinnern
,
wie
erfi-eut
der eifrige Redner war,
wenn
teil
nahm,
er nachweisen
konnte, wie schon Kant in irgend einer weniger beachteten, zunächst paradox
erscheinenden Stelle seiner Schriften Richtiges geahnt oder
noch immer
die
auf die rechten
damit, daß seine Zuhörer
Wanderer
warteten.
sie
noch mehr
Kant möglich gewesen oder angezeigt erschienen war, auszubeuten.
wie Kaut
fülilte
sich Zöllner zu der „aufgeweckten
Lichtenbergs hingezogen.
auf
kam,
Wenn
in
er
den Eijifluß anderer Gestirne
zitierte er
als
und gedankenreichen Manier"
seinen Vorlesungen
die
über Meteorologie
Sonne auf die Witterung zu reden
Abhandlung „Etwas über den Einfluß des Mondes
auf cüe Witterung" gestellt hat: „Der
Mond
sollte
zwar nicht auf
Einfluß haben, er hat aber doch darauf Einfluß!"
1.
als
Ebenso
gern den Lichtenbergischen Satz, den auch Kant an die Spitze
seiner erst 1794 geschriebenen
1)
hatte,
die andere Kautische Schrift er-
Gern spürte Zöllner Kants Quellen nach und suchte
standen.
gewiesen
Achtung vor dem Geographen Kaut gewannen, und
mancher hat damals beim Antiquar eine oder
es
Wege
Jedenfalls erreichte Zöllner
Kants Werke.
Hartensteinsche Ausgabe Bd. 9, 25ff., Leipzig 1839.
die
Witterung
Hahn:
mit ZdlliHr,
Gleichzeitif,'
auch über seine
und bi'wunileit von
genüfjend beachtet hat,
Kant man mit
zu
leinte
seim-ii
dossen t^awM wissenschaftliche
iiticr
Hezieiiinif^eii
nachlii'st,
beschreibiinf,''
95
Einige Gedanken über Kant und Peschel.
in
dali
der üeo^^naph (Jskar Peschel,
Li-ipzif^
zahlrciclii
ii
und
fjeliebt
Schülern, vnn der Nachwelt, die nicht
knappen vier Jahre der
die
Stelluiijr
Felix Körbers Lebens-
V^oiteil
Lehrtätif^keit,
die
ihm
gegönnt waren, doch nur die vielfach mich unreifen Anfänge seiner Entwicklung
immer wohlwollend
zeigen konnten, nicht
beurteilt, gerade jetzt aber,
wie mir zu
beobachten vergönnt war, von den angehenden Geographen unil zwar ohne eine
bestinunte Veranlassung wieiler mihi' gewürdigt, obgleich diese ja nur seine auch
mit ihren
Schwächen unverwüstlich anregenden
nicht nn'hi- aber diu
Schriften,
Erinnerung an seine fesselnde Peisönlichkeit besitzen.
war eine selw
l'cschels Stclliing zur l'hilosupliir
dissertation,
die
nie
gedruckt zu sein
Thema, und unter seinen kleineren, von
AbhaiKllungi'M fiinlrn
einen
stark
>n-\\
pliilosopliischcii
J.
Löwenberg
in ilici
im zwcitrn uml
ii:iiiiintlii'li
Audi im
Zug haben.
Aber Peschel wollte nicht eigentlich
Vorlesung sagte er einmal
Händen gesammelten
MmmcI mclirere, die
liritlcii
ersten
teleologischer Spekulationen:
habe
könnte über
ilie.se
gemeint sind, wie
Zeit
damit
klingen.
kein
bin
ich
zu
verloren,
erschrecken, wüßte
\V(u-te
sie
einer Zurückweisung
„Meine Herren,
meinem Leben wenig
in
gehört
IJaiul
lien
dahin
Darwinismus.
Freun<l der Philosophie gelten.
als ein
bei
piiilosophisches
ein
mehreres über Karl Kitter und besondeis die Aufsatzreihe über
einer
Seine Doktor-
cigenai'tige.
behaiulclte
scheint,
man
weit
zu
Pliilcisupli.
mid
daß
ich
Man
philosopliieren."
nicht,
In
gehender
nicht so böse
sie
Hat doch Peschel auch einmal gesagt: Für die
Erweiterung der geographischen Wissenschaft
ist
Pflege
ihre
an
Universitäten
wohl ziemlich gleichgültig, ein Wort-, das er selbst durch seine Tätigkeit aufs
bündigste
So war Peschel auch trotz allem ein philosophischer
widerlegt hat.
und Menschen, über Denken
Kopf, der über Kosmos
über ästhetische Fragen
viel
Fäden, die von Peschel zu
so sind dafür die
Erdkunde
kannte und
fahren
1)
zeigt,
hielt,
ja
selbst
die
sehr schwach,
so inniger.
Peschels
er rechnet Kant ebensogut wie Gatterer, Zeiine
zur Kid- und Völkerkunde, Bd.
der Krdkuiid-,
um
ja
aiicli
daß er Kants geographische Schriften sehr wohl
weist Kants in
Karl Kriodriuh Zöllner, Ein doutschos Golehrtoiileben.
3) Gesell,
Erkennen,
Sind aber
dem Philosophen Kant hinüberführen, nur
und Karl Kittrr zu „unseren Geographen"^ und
2) Al.lmndl.
iiud
naehilaelite.
Heziehnngen zu dem (ieographen Kant
Geschieht.' iler
in
und gewissenhaft
2. Aufl.,
li.rausg.
1
,
von
Berlin 1890.
U-iiiüig 1877, S.
S. liugo,
der Form, die
l.")l.
Mün.lien 1877,
S. 80fi.
man
Einige Gedanken über Kant imd Peschel.
Hahn:
96
neben Torbern Bergmann
R. Förster au.i
irnd J.
Peschels ganze Auffassung und
zeigt
nun aber
finden.
Geographie einen Platz
entstellter physischer
gegeben hat, so ü-aurig
ihr
Handhabung der Erdkunde
als
Wissenschaft
eine höchst auffällige Ähnlichkeit mit derjenigen, die wir bei Kant
Peschel war bekanntlich nicht von
Haus aus Geograph,
er wui-de durch
kaufmännische Tätigkeit, juristische Studien und politisch-joiuTialistische Wirksamkeit hindurch allmählich zur Erdkunde geführt und dachte noch zehn Jahre
vor seinem Tode gewiß nicht daran, daß er einmal
sterben würde.
heraus ging er
am
Professor der Geographie
als
seiner Tätigkeit an der Augsbm-ger Allgemeinen Zeitung
Aus
Dezember 1854 zum „Ausland"
1.
über,
wo
ihn zunächst be-
sonders die Grenzgebiete zwischen Staatswissenschaft, Tagesgeschichte und Erd-
kunde anzogen.
Erdräiune
Wie
gekommen
dann später zur Beschäftigung mit Morphologie der
er
ist,
nämlich dm'ch die Prüfung der Wahrscheinlichkeit und
Denkbarkeit von Küsten- und Inselumrissen auf alten Karten, erzählt er selbst
in den
Aber noch
„Neuen Problemen". ^
in der kurzen
Zeit seiner niu-
neuu
Semester umfassenden akademischen Tätigkeit hatte er sich in ilim bis dahin noch
fremde Zweige der physischen Geogi-aphie
(z.
B. Meteorologie) einzuarbeiten,
es ist sehr wahi-scheinüch, daß diese lunf augreichen
haftigkeit durchgeführten Ai'beiten
und
und mit äußerster Gewissen-
auch einiges zu dem rascheu Fortschritt seiner
tödlichen Ki-ankheit beigetragen haben.
In der Zeit seiner Leipziger Prof essiu- hätte
Peschel
mehr physischer
man schwer
sagen können, ob
Geogi-aph, Ethnograph oder Wirtschaftsgeograph sei, es
interessierte ihn alles in gleichem
Maße. Seine literarische Tätigkeit zeigt deutlicher
verschiedene Perioden: zimächst eine historisch-geographische, neben der die äiißerst
vielseitige journalistische Tätigkeit
im „Ausland"
herlief,
dann auf kurze
Zeit, als die
„Neuen Problemen" zusammengefaßten Aufsätze geschrieben wurden,
später in den
eine physisch -morphologische, zuletzt eine ethuographische, durch die „Völker-
kunde" bezeiclmet.
Bleiben wir aber bei Peschels Ai-beiten für das „Ausland",
so zeigt sich schon in der kleinen
von
J.
Löwenberg veranstalteten Auswahl
geradezu staunenswerte Vielseitigkeit. Berechnet doch F.
für das „Ausland" jährlich einen
v.
eine
Hellwald*, daß Peschel
Band von mehr denn 50 Druckbogen Stärke
ge-
schrieben habe. Es liegt wohl auf der Hand, daß bei einer solchen Tätigkeit, welche
nahezu
alle
denkbaren, mit der Erdkunde nur irgend in Beziehung stehenden
Gebiete berücksichtigte, nicht lauter Meisterstücke geschaffen werden kounten.
1) Gesell,
der Erdkunde,
2) 2. Aufl., Leipzig
3)
1876,
2. Aufl.,
S.
herausg. von S. Rüge,
München
-1.
Oskar Peschel, sein Lebeü und Schaffen, Augsburg 1876,
S. 20.
1877, S. 808
Anm.
2.
Hahn:
Einige Gedanken über Kant and Pescbel.
Wcixlcii wir Ulis nun wieder
liall)
Kant, so finden
zii
Wirksamkeit eine mindestens oliensoj^mlk'
f,M-apliisc'la'n
nicht so staunenswert erscheint,
weil sie eine
ihrer Eutfaltung zur Verfiif^nn^' hatte,
zum anderen
Hast von einem Gebiet
97
wir aneli in seiner
Vielseitigkoit, die
hinge Reihe von Jahren zu
während Peschel gleichsam
eilen
f,'e.i-
nur des-
drängender
in
Untersuchen wir Kants Vui-
mußte.
lesungeu über physische Geograpliie oder das bedeutungsvolle Yorlesungsprogramni
von 1757, so sehen wir, wie Kant nicht bloß die meisten, heute
Handbüchern
und Vorlesungen
berücksichtigten Kapitel
in geographi.schen
und behandelt,
kennt
sondern wie er der Geographie auch viele, viele Gebiete zuzählt, die heute kein
einziger (ieograph
matische
mehr
um
geschichte,
geographischen Vorlesungen besprechen wiid.
in
Hydnigiapliie,
(ledgrapliie,
iitierall
die miKJernen
Morphologie,
Meteorologie,
Ausdrücke einzusetzen,
sinil
Mathe-
Entwicklungsvertreten, dazu
konunen noch Kapitel aus der Veikehislelire (Schiffahrt, die dem Königsberger
besimders nalie
von
lag),
ein selt.sanier Abrili der
der drei Reiche,
geschichte
Länderkunde mit Berücksichtigung
Merkwürdigkeiten und gar eine Alt von Kompendium der Natur-
allerlei
dem schon
bei
Systematik Verwunderung er-
die
regen muß.
Grundstürzende Umgestaltungen scheint Kant an seinen enlkundlichen Vorlesungen niemals vorgenommen zu haben,
und Nachriclitcn.
Quelli-n
rücksichtigt
und nachgetragen
Vorlesungen jedem Kapitel
In
seiner schriftstellerisclien
wenn
er auch
aus den Tageszeitungen,
sell)st
hat.
Wir
dürfen
ihm
erreichliare
inuui'r
neue
sorgfältig
annehmen, daß er
be-
seinen
in
ungefähr die gleiche Anteilnahme geschenkt habe.
geographisch -kosmographisclien Tätigkeit läßt sich
allerdings beobachten, daß in den frühereu Jahren physisch-asfronnmische Studien,
in
den späteren anthropologisch-ethiiographisch-politische
haben mögen.
als
Unter Anthropologie
Er behandelt darin
wir.
Ethik und Ästhetik, und nur
Form einigermaßen an
erinnern,
vornehmlich
in
ihn
mehr angezogen
Kant etwas ganz anderes
versteht freilich
psychologische Fragen,
den Schlußkapiteln
',
streift
auch
die in ihrer aphoristi.scheu
die Schlußabschnittc der „Naturgeschichte des
Himmels"
nähert sich Kant mit seiner Charakteristik der verschicflenen Völker
und Ra.ssen Gebieten, die auch wohl moderne Geographen (nicht Anthropologen)
liier
und da
pologie" ein
streifen.
Jedenfalls
wr-nige
1)
Übrigens darf man nicht vcrges.sen, daß auch die „Anthro-
— allerdings von Kant
aber
ist
selbst
herausgegebenes
Fragen einbohrender Spezialist gewesen.
Antliio|io!oKie
'.'.
Aufl.,
— Kollegienheft
Kant auch auf geographischem Gebiete kein
Kiiiii«sl»TK
ISOO.
v.ni
S.
'-".i.'i
Sein
nii.
Interesse
dai-stellt
sich
in
umfaßte sozu-
sagen
die
Einige Gedanken über Kant und Pesoliel.
Hahn:
98
alles,
und noch
höherem Alter
in
hatte
1794 geschriebene Abhandlung über den
Teilnahme für Fragen, welche ihn
fast ein halbes
wie seine Vorlesungen und
das Wetter zeigen, die
Jahrhundert früher beschäftigt
Er kam, wenn auch
hatten, keineswegs verloren.
natürlich nicht so
er,
Mond und
geographischer Forscher
als
hoch stehend, an Vielseitigkeit Humboldt gleich und
überti-af
darin Karl Ritter.
Wir
wissen, daß
auch nicht von allen
die
in
wenn
der Wissenschaft der Erdkunde mögliche,
in
dem Maße Kants und Peschels
gepflegte Vielseitigkeit
der Arbeit einen der größten Reize, aber :mch eine Gefahr dieser Wissenschaft
ausmacht.
Man
wird nicht bestreiten dürfen, daß sowohl Kant
Gefahr nicht völlig entgangen sind.
seine
als
Peschel dieser
Nicht bloß Kants Vorlesungen, sondern auch
kleineren geographischen und geophysischen Abhandlungen sind reich an
angreifbaren Punkten, enthalten zahlreiche seltsame Mißverständnisse und allzu
bereitwillig
aufgenommene unbeglaubigte Nachrichten.
Vor allem zeichnen
in dieser Hinsicht, wie schon oben angedeutet, die beiden
aus.
Wenn
Kant^ eine Lufterscheinung
der letzten Jahre zu
afi'ika
urteilen,
Locarno, die, nach Beobachtungen
wahrscheinlich nichts anderes
als ein
stammender Staubfall war, dessen Nebenerscheinungen
sogen. Blutregen,
wenn
dem Menschen ganz wohl
roter Schnee)
Eindruck machen können,
oder
in
als
Vorboten
er gar nacherzählt'^, daß der
des
sich
Erdbebeuabhandlungen
Lissaboner
aus Nord-
(rötliche
Wolken,
einen unheimlichen
Erdbebens betrachtet,
Neuenburger und der Comersee
zeit-
weise versiegt seien, so können wir ihm nicht folgen und wundern uns, daß
Kant, der doch gewiß einen ungefähr richtigen Begriff von der Größe der beiden
Seen gehabt haben wird, solche Vorgänge für möglich
Es wäre ungemein
leicht,
hielt.
noch eine Anzahl ähnlicher Beispiele aus dieser
und anderen Kau tischen Abhandlungen zu sammeln, indessen
mehr darauf verzichten,
als ich
will
ich
um
so
nicht den Glauben erwecken möchte, ich hielte
auch nur die Kantischen Erdbebenschriften in ihrer Gesamtheit für bedeutungslos.
Vielmehr enthalten
sie
eine Fülle scharfsinniger Hypothesen
und verdienten sehr wohl, daß man
wozu
hier
natürlich
nicht
sie
der Raiun
Zeile
ist.
und Andeutungen
für Zeile eingehend analysierte,
Mächtig
wiu'de
Kaut von
dem
Bilde der in der Ferne sich abspielenden und doch zweifellos weithin wirkenden
Erdbebenkatastrophe angezogen.
Das Erdbeben von Lissabon war unter den
Naturkatastrophen des 18. Jahrhunderts diejenige, die den tiefsten Eindruck auf
1)
Werke Bd.
2)
Ebenda
9, Leipzig 1839, S. 31.
S. 39.
Hahu:
das
Einige Gedanken über Kant und Peschel.
Gemüt der Völker Europas gemacht hat
99
In weitem Abstände möchte etwa der
berühmte, auch lieute nodi nicht völJig erklärte trockene Nebel des Jahres 1783
folgen.
Auch Peschel
zeigte sich für Naturereignisse, namentlich vulkanischer Natur,
sehr empfänglich: sie veranlaßten ihn leicht zu schriftstellerischen Arbeiten oder
beeinfluliten
Einteilung seiner Vorlesungen.
die
Der Ausbruch des Vesuv im
Frühjahr 1872 war die Ursache der Einschiebung eines VuJkaukapitels
Einleitung zur europäischen Staatenkunde.
keit
Kann man auch über
und Zweckmäßigkeit einer solchen Einschiebung gerade
anderer Meinung
jedenfalls
sein,
die
in
die
Notwendig-
dieser Vorlesung
in
gewannen Peschels Zuhörer hierdurch eine
besondei"s fesselnde Stunde.
Man
hat gegen Peschels Arbeiten auf
dem
Gebiete der physischen Erdkunde
ähnliche Ausstellungen geltend gemacht, wie gegen diejenigen Kants.
töricht,
sie
schlechthin
unbegründet erklären
für
zu
Kant die bescheidenen Hilfsmittel, die ihm Königsberg
anders urteilenden Stelle in der Anthropologie
gänzliche
Mangel
an
—
'
—
Es wäre
Waren
wollen.
es
bei
trotz der bekannten,
bieten konnte und
der fast
Anschauung wichtiger Klassen von geographischen Er-
scheinungen, die manchen Fehlgriff in der Quellenbenutzung erklärlich machten,
so
wurde Peschel durch
„Ausland", der jede
die hastige Zeitausnutzung, in die der
Woche
Herausgeber des
Nummer
für die Vollendung einer umfangreichen
zu
sorgen hatte, notwendig verfallen muiUe, wie durch die Kürze seiner wissenschaft-
lich-geographischen
Laufbahn
Quellenschriften zurückgehalten.
überhaupt
Er
oft
von
größerer Vertiefung
in
hat diesen Mangel tief empfunden, noch
die
in
den letzten Tagen seines Lebens arbeitete er an der Heranziehung neuer Quellen
und an der Verbes.serung und Ergänzung seiner Kollegienhefte. Als er die Völker-
kunde ausarbeitet, hat er so viele fremde Gebiete zu berühren,
eifrig
„pflücke er Rosen
in
fremden Gärten".-
Dem
entsprechen auch
mündlichen Äußerungen. Gewissermaßen sind also Peschel
wenn auch
Leidensgefährten,
verschiedene war.
Geograph,
als
die
in
er sich
hineinzuversetzen sucht, daß ihn das drückende Gefühl nicht verläßt, als
Aber
unil l'eschel,
der Ausführung, ihre
verschiedensten Felder,
Vorrede
Völkerkunde,
S.
Kant
viele
als
seiner
Geographen
die Veranlassung des Leidens bei beiden eine etwas
sie lag
doch
zum
Teil
auch in ihnen selbst
Kant, der
der Geograph, waren beide mehr Männer der Anregung,
Werke
als
an
sintl
reicher an anregenden Streifzügen über die
streng metluHliseh
VIII Anni. (d.T Ausgabe v.>n ls<H».
I.'-ipziK isTI. Vurwurt.
1)
2)
luul
durchgefidirten,
wirklieh
zu
Einige Gedanlcen über Kant und Peschel.
Hahn:
100
Aber gerade
einem gesicherten Ziel führenden Untersuchungen.
braucht neben den Männern der
i<alten,
die
Erdkunde
strengen, zielbewußten Detailforschung
auch solche, die anregend und begeisternd ihrer Wissenschaf t Anhänger gewinnen,
freilich imstande sein müssen, die Gefahren, die aus der Eigen-
Anhänger, die
tümlichkeit ihrer Meister erwachsen können, zu sehen und ihrerseits zu vermeiden.
Fast möchte
man
hier auch Carl Ritters akademische
die des geistvoll Angedeuteten vieles, des wirklicii zu
Aber wie
enthalten.
viel Material, das
Abhandlungen nennen,
Ende Geführten sehr wenig
zu fruchtbarer Tätigkeit Anderen Anreiz
geben konnte und auch gegeben hat (Isochronen!), bieten
der kurzen geistvollen Abhandlungen Peschels in den
sie
Wie manche
doch!
„Neuen Problemen" oder
den drei Löwenbergschen Bänden hat schon Geographen den Anlaß zu umfang-
Wie
reichen, mit sti-engerer Methode durchgeführten Untersuchungen geboten.i
wenig aber sind nun Kants Vorlesungen und Abhandlungen bisher
in
diesem
Sinne überhaupt ausgebeutet worden!
nichtssagend müssen uns aber die kleinen Schwächen
Wie unbedeutend und
und UnVollkommenheiten,
dem Geographen Kant
die
anhaften, erscheinen,
wenn
wir erfahren, wie Kant über die Aufgabe luid die wissenschaftliche Stellung der
Geographie im ganzen geurteilt hat! Können wir schon aus der Einrichtung seiner
Vorlesungen, in denen
nahm,
als sich
für die
er
Geographie
ein weiteres Feld
in
Anspruch
heute auch der kühnste Vertreter der Erdkunde zurechnen würde,
lernen, wie weitausgreifen<l Kants
Anschauung von der Erdkunde war,
so liegen
doch auch einige Äußerungen vor, aus denen wir bestimmter erfahren können,
welches die methodischen Anschauungen Kants waren.
Sie finden sich teüs in
der Ankündigung eines Collegü der physischen Erdkunde,
selbst
weit wir der Überlieferung trauen
(so
Anthropologie und endlich im
In
der Anthropologie ^
teils in
teils
diesem Kolleg
aber auch in
der
der Fakultäten".
„Sti-eit
spricht
dürfen),
Kant davon, daß er einige dreißig Jahre
hindurch zwei auf Weltkenntnis abzweckende Vorlesungen, nämlich Anthropologie
und physische Geographie gehalten habe und zwar bezeichnet er dieselben
„populäre Vorträge",
denen „auch andere Stände
(als
Studenten)
als
beizuwohnen
geraten fanden". Unter „Weltkenntnis" versteht aber Kant Kenntnis des Menschen
imd der Natur. ^
1)
Es
ist
Es
nach seiner Ansicht nicht erlaubt, in diesen Dingen
ist
merkwürdig, daß
„Neuen Probleme"
in
England
Anzeige in der „Nature" Bd.
2)
Vorrede
:i)
Werke Bd.
S.
1
die in Deutschland mit so großer Begeisterung
schon sehr früh einzelne Bedenken wachriefen,
(1869) S. 212.
Xlllf.
S.
138, Leipzig 1839.
aufgenommenen
vgl.
z.
B. die
Hahn:
unwissend
betraehtet
zu sein,
ohne
Namen
doin
Erdkumle
die
also
Einige Gedanken über Kant und I'oschul.
Abbruch zu
eines Gelehrten
eine
als
allgemeine
will,
sie
dall
Keineswegs
historische Hilfswissenschaft betrachtet wissen und er
ei"staunt
gewesen
20.
sein, hätte er gesehen,
wie hier und
d:i
Geographie
würde gewiß
Viel eher
ihm die
ist
.sehr
noch am Anfang des
Jahrhunderts diese herabdrückendc Bezeichnung für die Erdkunde
(|uariatskatal()gen, ja sogar in
eisten
auch fachmäUig
will er die
als eine
Kr
tun.'
Hildun^^swissenschaft
Ranges, womit er natürlich nicht in Abrede stellen
mit größter Intensität betiieben werden kann.
101
Anti-
in
den GeschiiftsidxTsichten von Bibliotiieken vorkommt.
(icschiclite.
wenn man
so sagen darf, eine
Ergänzung
Geographie und Gescliichte, sagt er*, füllen den gesamten Umfang
iler Eiilkuiide.
unserer Erkenntnisse aus; die Geographie nämlich den des Raumes, die Geschichte
aber den der
Aber was war früher
Zeit.
letztere liegt der ersteren
Die Geographie also
auf etwas beziehen.
eine Geographie
wohl
offenbar
sich
da, Geschichte oder Geographie?
zum Grunde, denn
müssen
die Begebenheiten
ist
das 8ubsti-at, schließt
ohne Geschichte,
nicht
er.
sich
Er kann
aber
leicht
Die
doch
eine
Geschichte ohne Geographie denken.
kommt
Einige Zeilen weitiT
ist,
ei-
Mochni:ds diniiuf zurück,
den gesunden Menschenverstand mehr anfzulielien,
ais
ilali
nichts fähiger
die (ieographie,
und
er beklagt den schlechten Zustand der gewöhnlichen Schiilgeographie, eine Klage,
die bekanntlich
auch sehr
viel
später noch erhoben worden
ist.
Ja, in
höchst
merkwürdiger Weise erörtert er den Nutzen geographischer Kenntnis.se für das
Vei-ständnis der Zeitungen.
Kant verfolgte
die Nachrichten, welche die Zeitungen
über merkwürdige Vorfälle hiachten, mit gespanntestem Interesse, und er beklagt
diejenigen, welche
er vergleicht die
„jene Nacluichten
Leute,
nicht an
ihre
Zeitungsnacliiichten
die
Stelle
niidit
bringen
gewiß zu einem guten
Teil darauf ab,
ja
Heine Vorlesungen
etwas drastisch mit armen, einfältigen peruaniNohen Indianern.
zielten also
können",
zu benutzen verstehen,
seine Zuhörer geschickter zu
machen, die Zeitungsnachrichten richtig einzuordnen um! zu verstehen. "Welche
merkwürdigen Beziehungen finden wir aber hier zu den Lehrabsichten Peschels!
Unter den
Siit/.en.
welche Kriiinmei ans der Einleitungsvorlesung Peschels
über europäische Staatenkunde mitgeteilt hat», finden
sich
die
folgeurlen,
die,
Der
Titel
wie auch ich bestätigen kann, genau so von Peschel gesprochen sind:
„Europäische Staatenkunde"
1)
VfoTke Bd. 9
2)
Ebenda
3) Pesohül,
Abt
1
S.
IX.
S. !)6,
soll
U-ipzig
andeuten,
daß
das
letzte
n.
Kruinmol.
Ziel
sein
soll
das
183'.).
S. 143.
Europäiscbo SLiatonkund",
lieniiisg.
von
U'ip/.i);
1S80,
Md.
1
Hahn:
102
Einige Gedanken liber Kant und Peschel.
So sollen Sie nach Anhörimg dieser Vorträge
Verständnis der ZeitgescMchte.
was man Orientalische Frage nennt, mit ganz anderen Augen ansehen
das,
vorher, mit
mehr Einsicht
Beruf dazu fühlen,
Sie
als
Vielleicht sind
können.
der Ti-oß der Zeitungsschreiber, so daß Sie,
als
als
wenn
Publizisten dermaleinst ein ernstes "Wort mitsprechen
auch imter Ihnen einige zukünftige Staatsmänner oder
Minister, gewiß einige Deputierte, jedenfalls sind sie späterhin sämtlich
Wähler
xmd Zeitungsleser." Peschel geht, den Zeitumständen entsprechend, einen
Schritt
weiter
nicht
Peschel
während jeuer hauptsächlich an Zeitimgsleser denkt, sucht
Kant:
als
bloß
auf
aber
Zeitimgsschreiber, sondern auch auf
künftigen
die
künftige Wähler, Abgeordnete
imd Staatsmänner einzuwirken. Die Grundtendenz
bei beiden offenbar völlig dieselbe.
ist
Wie
aber Kant imter Weltkenntnis
nicht bloß Kenntnis des Menschen, sondern auch Kenntnis der Xatur vereteht,
so sagt
auch Peschel weiterhin ausdi-ücklich, daß zum Verständnis des ganzen
Kausalzusammenhanges, dem die Staaten nach Form imd Kraft unterliegen, auch
physikalische Vorkenntnisse nötig sind, die heutzutage jeder Staatsmann besitzen
Kant wie Peschel schreiben
sollte.
und ein physikalisches Element
also der Erdkiuide ein historisch -politisches
Wenn
zu.
Kaut an einer anderen
Stelle'
die
Erdbeschreibimg in das Departement der historischen Erkenntnis einordnet, so
läßt
sich
diese Stelle
durchaus nicht gegen seine dualistische Auffassimg der
Erdkunde anführen, denn
in
er faßt
dem erwähnten Departement
Geschichte,
Erdbeschreibimg, gelehrte Sprachkenntnis, Humanistik mit allem was die Natur-
kunde von empiristischer Erkenntnis
Departement,
dem
der reinen
darbietet,
zusammen; während
Vernimfterkenntnisse.
Philosophie, Metaphysik der Natur
imd der
reine
er
im zweiten
Mathematik,
reine
Sitten unterbringt.
Bei der starken Betonimg eines praktischen Zweckes des geographischen
Studiums
ist
Kant durch den Ort, an dem er
lebte,
Peschel aber durch seine
kaufmännisch- politisch -joiu-naUstische Beschäftigung vor dem Eintiitt in die
akademische Laufbahn gewiß nicht wenig beeinflußt worden.
für den Königsberger Flußüberschätzte,
da
imd Seeverkehr, den
andere Häfen
er
er
wohl
eben nicht kannte,
Kant hat
in
ein
seiner
jederzeit
Bedeutung
lebhaftes Interesse
gezeigt, wie er überhaupt^ Königsberg ,.eine große Stadt, der ]ilittelpunkt eines
Reichs, in welchem sich die LandescoUegia der Regierung desselben befinden,
die eine Universität
Flüsse aus
1)
und dabei noch
dem Innern
Streit
der Fakultäten,
2) Anthropologie S.
die
Lage zum Seehandel
des Landes sowohl
S.
als
hat.
welche durch
auch mit angrenzenden (und?)
43 der Kehrbachschen Ausgabe, Leipzig, Eetlam
VIU Anm.
der Ausgabe von 1800.
ca.
1880.
Hahn:
Ländern
entlegenen
Einige Gedanken über Kant und Peschel.
von
vei-schiedenen
Spraclien
begünstigt" für einen schicklichen Platz ansah,
reisen erworben
als
Sitten
Vcrkfhr
einen
wo Weltkenntnis auch ohne
werden könne. In vielen Stücken
Königsberg war damals noch mehr
und
103
Kant darin
hatte
zn
denn
recht,
heute eine sozusagen koloniale, sehr auf
sich selbst gestellte Hauptstadt, die mit der übrigen deutschen Welt, von der sie
durch einen breiten unter polnischer Herrschaft stehenden Strich bis 1772 ganz
getrennt gewesen war, nur wenig in Verbindung stand.
Aber Kant wird auch damals schon
stadt, soweit sie nicht ihr
sich
führt,
oft
Wahrnehmung gemacht
die
machen könnte, daß nämlich
er noch heute
die
Beruf auf diese Zweige der Tätigkeit unmittelbar hin-
wenig für die See und die Schiffahrt interessieren,
weniger, als die Bewohner
des Binnenlandes,
denen
ein Seeschiff
geschautes Wunder, eine fremde Flagge etwas Merkwürdiges ist
ihm gerade
in
haben, die
Bewohner einer See- und Handels-
vielleicht
ein
selten
So konnte es
der Seestadt not^vendig ei-scheinen, seinen Zuhörerkreis in das
Verständnis des See- und Handelswesens, ja der Zeitnngsmitteilungen darüber
einzuführen und er selbst hat gewiß eine aufrichtige Fieude daran gehabt
Was
keit ihn
Peschel
betrifft, so
hat sicher seine anfängliche kaufmännische Tätig-
auf Gebiete aufmerksam gemacht, die
dem
Gelehrten sonst ferner liegen.
Hat doch auch Humboldt die beim kameralistischen Studium
und
aiif
Hambiug gewonnenen
der Handelsakademie in
seinen staatswissenschaftlicheu Studien
verwerten können.
selbst Journalist
Wir wissen
war und daß
Anteil gehabt hat,
so
in
am
politischen
Fiaukfurt
a.
0.
und auf Kuba sehr gut
Neuspanien
Neigung und Gescliick
weiter, daß Peschel mit
er auch
in
Erkeuntni.sse später bei
Leben seiner Zeit einigen
daß sich die oben mitgeteilte Anrede an seine Zuhörer
aus seiner Entwicklung heraus sehr wohl veistchen und würdigen läßt
Daran aber, daß
es
damals wie
dringend notwendig war uml ist
heute
das geographische Verständnis
den angehenden, sagen wir kurz, Staatsbürgern
der Zeitereignis.se nahe zu bringen, kann nicht der mindeste Zweifel sein.
sich
und
doch die meisten Mißvei-ständnis,se, seltsamen Ideen
oft
Las.sen
mit großer
Hartnäckigkeit festgehaltenen falschen Voraussetzungen, denen wir so häufig
in
Parlamentsverhandlungen, Zeitungen und Zeitschriften (besonders kolonialpolitischen
aller
Nationen)
begegnen,
in
letzter
geographischer Einsicht zurückführen.
einer großen
Linie
Habe
ich
fast
doch
immer auf den Mangel
als
Versammlung von einem angesehenen Manne den
Student
einmal
in
ernsthaft gemcintrn
Satz sprechen hören: Deutschland und China haben viel Ähnliches, Deut.sehland
liegt
ungefähr 50 Grad
davon!
Sehr lehrreich
nördlich
i.st
in
vom
Äqtiator
dieser Hinsicht
und China ebensoweit südlich
auch die
treffliche
Kritik,
die
H.
Einige Gedanken über Kant und Pesohel.
Hahn:
104
Wagner an den Scliätzungen des
hat. Wir können heute kaum in
geübt
Areals
des
babylonischen Kulturlandes
eine Zeitung schauen, ohne neue Belege
für die schweren Gefahren, die der Mangel geographischen Verständnisses herbei-
Das
führen kann, zu entdecken.
Wenn
schnittsreisenden.
gilt
auch für die Werke der meisten Durch-
heute ein Reisender seine Leser bogenlang damit lang-
daß er mit Erstaunen in Afrika nicht immer glühende Hitze oder pech-
weilt,
schwarze Menschen angeti-offen habe, so beweist er nur, daß er seine Reise ohne
die richtige geographische Einsicht angeti'eten hatte.
Sind sonach Kant imd Peschel vor
dieser Hinsicht Unnötiges ersü-ebt hätten,
ihrer geographischen Schriften
der Bedeutung luid
als
hätten
die
sie
dieser Wissenschaft
die
als
eine andere wichtige Stelle Kants
Er
dem anderen Vorwurf,
durch
die.
Hervorhebung
ist
für seine Auffassung der Ziele
hat eben kurz das in der mathematischen,
Alles dieses aber (betrachten wir) nicht
imd Naturgeschichte
ist,
ob sie in
an vielen Stellen
erniedrigen können.
piiilosophischen Genauheit in
vuui
siclier,
sie
und physischen Geographie zu Besprechende aufgezählt und
politischen
,,
bewahrt
der Erdkunde auch vor
hohen Ziele
der Geographie sehr bezeichnend. i
hinzu:
so
kundgegebene hohe ideale Ansiclit von der Macht,
dem Werte
praktischer Gesichtspunkte
Noch
dem Vorwurfe
setzt
nun
mit derjenigen Vollständigkeit
den Teilen, welche ein Geschäft der Physik
sondern mit der vernünftigen Neubegier eines Reisenden,
der allenthalben das Merkwürdige, das Sonderbare und Schöne aufsucht, seine
gesammelten Beobachtungen vergleicht imd seinen Plan überdenkt." Wir können
an dieser
Stelle
keinen Anstoß nelunen, wir müssen
Aus der Sprache des
sie
soll,
soll.
nur
richtig verstehen.
und
jedes beschreiben
imd
was ihm vorkommt, sondern nur das für jeden Erdraum Bezeich-
nende, daß er aber weiter
lüid
sie
Jahrhunderts in die der Gegenwart übertragen, heißt
anderes, als daß der Geograph nicht alles
niclits
sammeln
18.
an der Beschreibung auch eine Fi'eude haben
soll
daß das Ergebnis seiner Arbeit wohl durchdacht und geschmackvoll sein
Von
der notwendigen ursächlichen Verknüpfung der Erscheinungen spricht
Kant hier nicht ausdrücklich, seine ganzen geographischen Werke beweisen
aber,
wie nicht bloß der Philosoph sondern auch
es
der Geograph Kant überall
nach den Ursachen der Erscheinungen zu forschen sich bemühte.
Die Geschichte der Erdkimde im 19. Jahrhundert
Kampf um
ihre Selbständigkeit
imd
ist
ihr Hausrecht gewesen.
im wesentlichen
ein
Galt es lange vor-
nehmlich, die allzu weitgehenden Ansprüche der Geschichte zurückzuweisen und
1)
Werke Bd.
9, Leipzig 1839, S. 95.
Hahn:
Einige Gedanken Über Kant und Pescbel.
die Geofrruphic vor der
unwürdigen
zu bewaliren, so traten
lioeii
105
einer liistoiisehen Hilfswissenschaft
Stellung,'
auch Zeiten ein,
in
denen man unter dem Einfluß
großer Natui-forsclier und Reisender und ihrer Seliülerseliaar die Erdkunde zu
machen und
einer reinen Naturwissenschaft
ihre fluchtbringenden
zur Geschichte und Staatswissenschaft geringer schätzen wollte.
lungen der dcutsclicn Geographentage
hat,
wird wisssen, daß der
immer noch
Scliäi-fe,
mehr
seit
als
zwei Jahrzelniten mit durchlebt
Kampf nach zwei Fronten, wenn auch
fortdauert,
und daß
ein wertvoller
und mächtiger Bundesgenosse
Kampfe der große Konigsberger Gelehrte!
an
dem
mannigfaltigen Gebiete
weiten,
dem
Stellung wie an
mit geminderter
es bald einen historisch -philologischen,
bald einen geologischen Vorstoß auf geographisches Gebiet
Welch
Beziehungen
AVer die Verliand-
abzuwehien
uns aber
ist
gilt
in
diesem
Er, der nie an der Selbständigkeit,
und an der hohen wissenschaftlichen
Bildiuigswerte der Erdkunde zweifelte, der sich bei seinen
geographischen Studien bald tiefen kosmologischen und geophysischen Problemen,
bald Fragen der Staaten-
und Menschenkunde zuwendete!
Fast alle Beziehungen
der Geographie zu anderen Wissenscliaftcn, Beziehungen, die so reich und viel-
daß
seitig sind,
sich
schon
behält,
rlaß
sie ciircntlieli
Kant
Wie modern
als
langes Leben
konnte,
als
bei Peschel wiederkehrt,
von beiden
nachstehen, lassen
wenn man nur immer im Auge
Geograph weit weniger ausführt
andeutet und anregt.
wenn man
so
manchen
nur daß Kant doch der
ist,
da er seine geogiaphischen Studien
hindurch treiben konnte.
Es kommt demgegenüber weniger
(Jliicklichcre, Ausgerciftere
in Betracht,
ilcr Pliilosophii' scllpst
erscheint aber die Kantische Geographie,
Zug darin entdeckt, der auch
ein
nur (Jenen
Kaiitischen Stellen aufspüren,
in
daß Peschel sich doch schließlich der Erdkunde ganz und gar widmen
während Kant immer
fast alle Teile
graphie nur Xebenstunden,
Begeisterung erfüllt waren,
Wie aber
in
erster Linie
dci'
l'iiilosoph
geblieben
ist,
der
dieser Wi.ssenschaft unendlich bereicliert hat, so daß er der Geo-
wenn auch
widmen
solche,
die
von tiefstem Interesse,
ja
konnte.
diese Betrachtungen doch vielleicht diesen oder jenen unter den
Jüngern der Erdkunde überzeugen können, daß er nur sich selbst und seiner
Wissenschaft nützen wird,
wenn
er den Blick
auch einmal rückwärts zu der
großen, sehlichten Gestalt Kants wendet und Kants Schriften und Werke,
ihm
ihre
sucht,
so
Sprache
können
auch
sie
anfangs
hoffentlich
fremdartig klingen,
erwägt
möge
und zu verstehen
auch ein Weniges dazu beitragen,
nnmchen
Eigentündichkeiten Pesehelscher Denk- und Sehreibweise eine freuntllichere uiul
gerechtere Beurteilung, als sie gelegentlich erfahren iiaben, zu vei-schaffen.
KANT
UNI) DIE ALTIKDISCHE PHILOSOPHIE
Dr.
A. 0.
OTTO FKANKE
I'KOFKSSOR DKR I.NUOLOGIK
A.N
DER UNIVERSITÄT KÖNIGSBERG
Abkürzaiigeii hihI bibliographische Notizen.
Wo
nichts Besonderes angegeben
nach den Ausgaben der Eeclam- Bibliothek,
Durchgehend sind aber die Zitate in maßgebenden
Ausgaben verglicheu worden. Die Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik
zitiere
ich nach der Ausgabe Frankfurt und Leipzig 1794.
am
weil diese
ist,
zitiere ich
allgemeinsten zugänglich sind.
.
Kr.
[ir.
Kr.
r.
V.
V.
= Kritik der praktischen Vernunft.
= Kritik der reinen Vernunft, im wesentlichen
.
.
nach der ersten Ausgabe und nur mit
Zusätzen aus der zweiten.
E. G.
bl.
V.
A. G. Ph.
=
=
Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft.
P. Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie,
Einleitimg und Philosophie des
,
I.
Bd.,
1.
Abteilung: Allgemeine
Upanishads, Leipzig 1894;
I.
Bd.,
2.
Ab-
On the Philosophy of the Vedänta in its relations to occidental metaErinnerungen an Indien, Anhang S. 245 — 248.
Bombay 1893
Up. = P. Deussen, Sechzig Upanishads des Veda aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitungen und Anmerkungen vereehen, Leipzig 1897.
Ph. V.
P. Deussen,
=
physics,
(iO
bis auf die
Die Philosophie der Upanishads, Leipzig 1899.
teilung:
=
Veda
Für den Eg\'eda muß im allgemeinen auf die beiden Gesamtübersetzungen desselben von
Herm. Graßmami mid Alfr. Ludwig verwiesen werden, die aber keineswegs durchaus glückliche
Ich selbst stütze mich natürlich auf den Originaltext.
sind.
Die Zitate aus der älteren Edda entstammen Alfr. Holtzmauns „Die ältere Edda übersetzt
und erklärt", herausgeg. von Alfr. Holder, Leipzig 1875, wozu aber auch Simrocks Übersetzungen
und nach Vermögen die Originaltexte in B. Sijmons' „Die Lieder der Edda", I. Bd., 1. Hälfte,
Halle 1888 (= Zachers Gennanistische Handbibliothek, VII) und in Finnur Jönssons „Eddalieder"
I und 11, Halle 1888 und 1890 (= E. Mogks Altnordische Textbibliothek Nr. 2 und 3) verglichen
sind, die der jüngeren Edda Simrocks „Die ältere und jüngere Edda", Stuttgart 1851, und seinem
Handbuch der deutschen Mythologie, 3. Aufl., Bonn 1869 (H. d. M.'). In der Umschrift der
altnordischen
Namen
habe
Gnmdriß der Germanischen
ich
mich derjenigen von Mogks Germanisoher Mythologie
Philologie 3. Bd.', 1900, angeschlossen.
in
Pauls
Einleitung.
Keine Besor^is, daß
unserem großen Philosophen
ich darauf lossteuerte,
Kntlehnuupen indischer Gedanken nachzuweisen!
abgeschmackt.
hat
Freilich
Das zu
wäre
beabsichtifien,
Kaut über die Inder und ihr Denken mancherlei
von dem verhältnismäßig Wenijren ge^^ußt. was mau damals überhaupt wissen
konnte.
Daß
Hamann
in
er
Reisebeschreibungen
eifrifr
herau.sgegeben von der
wähnt
las,
ist
jedem bekauut,
und
J.
G.
einem Briefe an Kant vom 27. Juli 1759 (Kants gesammelte Schriften,
k.
preuß.
Akademie der Wissenschaften Bd.
Außerdem
es au.sdrücklich.
verrät
X
S. 14)
er-
Kant durch gelegentliche Äußerungen
mancherlei Wissen über indische Dinge und die Verhältnisse von Völkern, die
den Indem verwandt oder benachbart und kultui-venvandt sind.
ebenda
Indien stammten,
s.
Göttemamen
ihm haben,
,Ruttren
der richtig
ein
(sonst
Rudra
Aber schon
148.
zeigt
die
oder Öiva heißt.
seine
bl. V.,
die
Form,
Unzulänglichkeit
die
Wie dem
aber auch
philosophischen Gedanken
die
indischen
seiner Kenntnis:
sei,
z.
B.
als
den Gott,
zu vermuten, daß
andei-swoher hätte
nehmen
wird schwerlich jemand die Kühnheit haben, der auch nur von ferne
Wesen
dieses Geistes ahnt.
Trotzdem
(laß
8.
auch Siba oder Siwen genannt)" benennt er
Mann wie Er
niü.ssen,
(las
bei
Vgl. R. G.
Es war ihm sogar bekannt, daß die Zigeuner aus
76, 114, 117. 186f. 200.
S. 17.
ist
es
unmöglich,
«lie
Augen vor
iler
Tatsache zu vei-schließen,
zu wichtigen Gedanken Kants im alten Indien Parallelen und Anklänge vor-
handen
sind.
Hinweise hierauf sind auch schon
laut
P. Deus-sen, der
geworden.
bekannte Interpret des indischen Pantheismus, hat wiederholt auf dessen Verwamltschaft
mit der Kantischen Lehre hingedeutet,
sich
auch
nach
rückwärts
Denkens der alten Indier und
Buddhas Lehre
gnienzen.
entliält,
z.
S. 4.
Aber
und vonvärts
durch
208; Ph. V.; Erinnerungen an Indien
selbst ihrer
B. A. G. Ph.
I,
2. S. 38f,
69,
die Verwandtschaft erstreckt
verschiedene
Schichten
indogermanischen Vorfahren.
des
Besonders
wenigstens auf den ersten Blick, ganz frappante Kon-
Ich machte Anfang dieses Jahres
dem rühmlichst bekannten
engliselu'u
Buddha-Foi-scher Prof. Rhvs Davids von der Tatsache briefliche Mitteilung, daß
HO
Franke: Kant imd
die altindische Phi!
von den Indern Bnddha imserem Kant am nächsten
ich darüber anch mit Prof. Dorner
gehen
Rhys Davids auf Grund meiner
am
ließ,
Am
1.
Februar sprach
Anklänge
G. de Lorenzo, Bari 1904, das mir der Yeifasser, ver-
Buddhismo antico" von
anlaßt durch
stehe.
speziell die auffälligen
Inzwischen erschien ein Buch „India
Buddhas Lehren an Kants Antinomie.
in
e
und erwähnte
De Lorenzo
16. Februar.
Mitteilung, freundlichst sofort zu-
hat ebenfalls einige Kongruenzpunkte
gesehen, auch die Entsprechung zu den Thesen und Antithesen der Antinomie
Diese Dinge sind eben schon auf den ersten Blick so offenkundig,
verzeichnet.
daß
sie
jemandem, der beider Philosophen Lehren vergleichend
durchliest, gar
nicht entgehen können.
Nun
aber liegt die Sache doch nicht so einfach,
Blick scheint
Wir werden
klänge nichts geleistet
Und
ist.
als
sie
auf den ersten
sehen, daß mit eiuer bloßen Konstatieruug der Anauf jeden Fall haben wir die wissenschaftliche
Verpflichtung, solchen Übereinstimmungen erst weiter nachzugehen, sie ins rechte
historische
sie
und logische Verhältnis zu setzen und Klarheit zu schaffen, wie weit
wirkliche Übereinstimmungen, wie weit um- solche
dem Scheine nach
Kauts erkenn tnistheoretischer Grundsatz, daß scharf zu scheiden
der Sinueuerfahrung und
uehmung uns gegebene
dem Ding an
sich,
daß
geahnt und halbmythisch angedeutet,
z.
T. klar
sind.
zwischen
das durch die Sinnenwahr-
und daß das
Bild des Seins für uns nur Vorstellung,
„Ding an sich" etwas für uns ganz Unerkennbares
ist
ist,
zieht sich,
z. T.
dunkel
ausgesprochen, auch durch die
ganze altiudische Geistesgeschichte von den grauen Urzeiten der Rgveda- Dichtung
bis in die mittelalterliche
bis auf
allein
Vedänta-Philosophie hinein, die ihrerseits bekanntlich
den heutigen Tag die Geister eines Teiles der Hindus beherrscht.
aber das:
Die Wurzeln dieses Gedankens reichen schon
in
die
Nicht
indo-
germanische Gemeinzeit hinein, von der wir daher auszugehen haben.
Kapitel
I.
Kant und die urindogermanische Religion.
Wenn
wir von der Philosophie der Vorzeit reden wollen,
von ihrer Religion zu reden.
selben Bett,
Die
Fi-age,
die
so
haben wir
Philosophie und Religion strömten damals in dem-war
zu stellen haben,
lautet:
Welches war
die
Religion des indogermanischen Urvolkes, oder, welches war die indogermanische
Urreligiou?
Un-eligion
und Urvolk meine ich natürlich nur im Sinne des durch
die Foi-schung Letzterreichbareu, nicht aber in
dem
des absoluten Airfangs.
Die
Franke: Kant und
idg.
„UiTclipion" als die Relifrion des noch
germaiunvolkes
wird
Erkenntnis
unsere
Reli^iun der Indugermaneu
111
die altindiscbe Philosophie.
„proethnischen", liidu-
unfreteilten,
sicher
erreichen,
absohit
die
ei-ste
oder der Jlenscheu aber niemals, die Arbeiten, die
hierauf abzielen, dreschen leeres Stroh.
Natürlich
nicht ausgeschlossen,
es
ist
mir sogar wahrscheinlich, daß die relative Urreligion der Indogermanen auch
die absolute
Zu
Religion
ist,
allerest
eine solche Ansicht
muß
ist
aber unbeweisbar, subjektiv, unverbinfllieh.
ich bitten, der landläufigen
Meinung entsagen zu wollen,
die
müsse von kindischen Gedanken, von einer unentwickelten Stufe des
Denkens ausgegangen
Forschung
sein, oder wir hätten gar ein Recht, das erste für un.sere
Stadium
zugängliche
zurückblicken können
—
seiner Denkfähigkeit
(nicht
derselbe gewesen,
—
des
das sind 2
,
Religionsgedankeus
dieses
für
primitive
So weit wir in deutlicher historischer Beleuciitung
Anfangsstadiuni zu halten.
dem
— 3000
Iniialt
Jahre,
—
ist
der Indogermanengeist
seines Denkens)
von Anfang an
nach
Wer
keine Spur von primitiver Unentwickeltheit!
gibt uns
das Recht anzunehmen, daß es 3 und zweimal 3 weitere Jahrtau.seude, die wohl
ausreichen
um
werden,
zum
philosopiiischen
überhaupt erst
..barbarischen"
in
uns
Es
anders gewesen sei?
ist
zum indogermanischen ürvolk zu
bringen, vorher
eine Begriffsverwirrung, anzunehmen, die Fähigkeit
Denken hänge von der materiellen Kultur
werden, so
bewiesen
Germanen des
würden uns
Tacitus, denen die
die
ab.
Müßte das
Griechen,
ältesten
die
Himmlischen zur Einschließung
Tempelmauern und zur bildlichen Darstellung zu erhaben erschienen (Germania
Kap. 9) und die Urinder des Rgveda Beweis genug sein.
Selbst
wenn
die
Doku-
mente der (icistesgeschichte nicht das Gegenteil bewiesen, wäre es eine nicht
zu billigende Kühnheit, rein auf Nichts hin von primitivem Denken zu reden.
Der übliche Beweisgrund, daß
tiven
in der
Anfängen entwickele, paßt
ja
Welt des Lebenden
die erreichbare Religion des proethnischen
aus primi-
Indogermanenvolkes für die absolute
Es weiß kein Mensch, was schon
Anfangsreligion zu halten.
war.
alles sich
gar nicht, denn es wäre eine petitio principii,
Woher nimmt man denn außerdem
alles
vorausgegangen
das Recht zu schließen, daß die Periode
der Religionsentstehung und der noch primitiven Unentwickeltheit des Menscheugeistes
zusammenfällt,
dieser schon einen
die breite
und daß nicht vielmehr die Religion
hohen Grad der Reife erreicht hatte?
entstand,
als
weiß ferner, oh
Masse die religiösen Voi-stellungen hervorgebracht hat oder das Hirn
weniger großer Denker
Beurteilung begründet?
allgemeine
ei-st
Wer
—
natumot\vendige
anderen Worten, ob
.sie
was doch offenbar einen großen Unterschied
Niemand kann
Erscheinung
überhaupt melir
sjigen,
in
als
in
der
ob überhaupt die Religion eine
der
einmal
Menschengeschichte
in
<ier
ist,
mit
Welt entstanden und
Franke: Kant und
112
ob
sie
niclit
vielmehr von
"Welt verbreitet
Ob
ist.
von gar keinem Belang.
die altindische Philosophie.
eiuem einzigen Ursprungsorte her über die
das eine oder das andere wahrscheinlicher
So viel
sicher, daß
ist
zu beweisen
ist
doch vor allem
erst
daß diese Parallelen nicht einer einzigen Uniuelle entflossen
Kurz, man hantiert in der Keligionswissenschaft mit lauter vorgefaßten
sind.
Meinungen
die
j?anze
das
B. derjenige, der aus ethno-
z.
logischen Parallelen auf eine allgemeine Anlage schließt,
hätte,
sei,
als
mit ganz selbstverständlichen Dingen, und mit jedem Tage wächst
lähmende Macht der festgewurzelten Dogmen.
üni Hasenpfeffer zu machen,
muß man einen Hasen haben, sagt ein SprichKuh als Gott zu verehren, muß man den
wort; und lun einen Klotz oder eine
Gottesbegriff
ist
schon besitzen.
Die Gesamtkraft,
vom indogermanischen Urvolke
blödesten
Auge des
dem allgemeinen
primitivsten
als
das
ein
einzigen Blick Erde
Ob
worden.
Selbst
dem
doch nicht entgehen, daß
es
individuellen Sterben, das die ganze Natur duicbzieht, ein nie
sein Interesse fesseln
als
gedacht
Menschen konnte
versiegendes Leben der Gesamtnatnr
Leben nicht
das Gesamtleben in der Natur
Gottheit
mußte.
einheitliches
und Himmel,
und des ganzen Weltalls gegenübersteht,
Es
ist
d. h.
warum
einzusehen,
nicht
aufgefaßt haben
soll,
er
dieses
da er doch mit einem
für die Praxis, das ganze Weltall, überflog.
in jener ürperiode meditativen Geistern die empirische
Welt schon
als
etwas TJneigentliches oder gar als Siunenti'ug gegolten habe, kann ich nicht sagen,
einen Anhalt dafür habe ich vorläufig nicht gefunden.
bei der gegenseitigen
Abwägung von Sinnenwelt und
Vielleicht ist allerdings
in ihr
wohnender Gottheit
zuweilen schon ein stärkeres Gewicht auf diese gelegt worden.
lich
schon uriudogermanische Betrachtung der Welt
und
als
Gedicht, Lied,
als
Die augenschein-
Mantel, als Gespinst
Wort der sprechenden, singenden oder musizierenden
Gottheit läßt vielleicht daran denken, daß es ui-iudogermauische Philosophen gab,
die die
Welt für etwas Nebensächliches
liches oder gar Schein
hielten.
Aber Nebensache und Uueigeut-
kann noch sehr zweierlei
sein.
So
viel
aber erscheint
mir sicher, daß der fundamentale ßeligiousgedanke des indogermanischen Gesamtvolkes der pantheistische war, mit wie viel anthropomorph- oder theriomorph-
polytheistischem Gesti-üpp er auch schon überwuchert gewesen zu sein scheint.
Die urindogermanische Existenz des Mantel- und
1) Vgl. unten „Kant und der Egveda''.
Gewebe- oder Gespinstgleichnisses ist vielleicht noch nicht sicher zu behaupten, aber höchst
wahrscheinlich, wenn man die unten erörterten vedischen Gedanken mit dem Mantel z. B. des
Zeus, des Odin -Wotan, und dem zauberhaften (d.h. göttlichen) Mantel imd den Spinngottheiten
und spinnenden Wesen der europäischen Sagenwelt zusammenhält. Den definitiven Beweis werde
ich in einem späteren Buche erbringen.
des
Franke: Kant nnd
Da
muß, bringe
ich kurz sein
genügen
113
die altindische Philosophie.
nur weniges Beweismaterial vor, das
ich
ja
aber
dürfte.
Der Edda-Mythus von der Teilung des Urricsen Ymir und der Erschaffung
Wesen aus seinem Körper
der Welt und der
ist
und
so deutlich ein
ilerseibe
Mvthus
wie derjenige von der Opferung und analogen Verwertung des Puru§a im KgvedaLiede X, 90'. daß nur die Scheuklappen der Vorurteile es erklärlich erscheinen
lassen,
wenn der wahre Sachverhalt
Was
sollen diese beiden
nicht erkannt oder anerkannt worden
Dokumente
verhältnismäßig jung sein mögen,
(die ja in der erhaltenen
ohne daß das
bei
ist.'
Form inunerhiu
der geographischen
und
sachlichen Situation zu schaden vermöchte), von den entgegengesetzten Polen der
längsten Diagonale des ganzen Indogermanengebietes anders sein als urverwandt
An
und also urindogermanisch?
denken wollen? Es kommt
nicht eingegangen
in
abei-
werden kann
—
—
doch wohl nieman<l
worauf im D6tail hier
und Variauten dieses selben Mythus
Splitter
einer Weise den gesamten Volksglauben aller Indogermanen durchsetzen, daß die
Urgemeinsamkeit außer Zweifel
(
direkte Entlehnung wird
außerdem hinzu, daß
iedankensjstems
ist
Das Vorhandensein eines ganzen organischen
ist.^
diesem
in
und
in
sonstigen
Fällen
das
Entscheidende.
Der vedische Mythus wird noch ergänzt durch die Version der Aitareya-Upaniijad
1,
I.
3
f.
(60 Up.
IC),
S.
Beziehung zum Urwasser
die
Edda
S.
244 und 279)
der Wasser aus
in
besitzt,
der das ürwesen
der sich
erfreut, iu der feiner
dem Urwesen wie
iu
Die Bedeutung, die Füße und
Menschen haben (Kgv. X,
Ymir
90, 12),
in
1)
Arme
haben
sie
auch umgekehrt der Entstehung
des Puru§a für die Produktion der
in
Aitateya-Up.
historisch
verwandt,
zeigt sich vielleicht
ist
1,4
I,
5,
ent-
5.
G. Ph. I, I S. 156{f.
2) Flüchtig auf die Parallülo hingedeutet hat Deus-sen a. a. 0. S. 1.51:
iiH-lit
X, 90 fehlende
auch Vaf{)rüduismäl 33 und Däniis.
wohl das Schwitzen des Ymir Dämis.
Auch üborsetzt von Deussen, A.
Rg\-.
Dämi.saga 5 und 48 (Simroek.
den Edda -Versionen gedacht wird.
und dem Bebrütetwerden des Puru§a durch Atman
.spricht
in
die
die Gestalt des Riesen
Ymir
in der Edda."
„Vergleichbar, alier
Am
verständnisvollsten
Ch. de la Sau-ssaye, Versl. en Mededeel. der kon. Ak. van Wet., Afd.
I^'tterk.,
3. R., 8. D., S. 3.i9.
3) Der babylonische Tiämatmythus (z. B. bei Berossos) gehört allerdings wohl auch hierzu.
unserem Zusammenhange aber ist das schon deshalb belanglos, weil der Tiämatmytlias mit
keiner der beiden genannten indogermanischen Formen so verwandt ist wie die.se unter .sich, und
weil diese al.so einen ganz besonderen Urvenvandtschaftsgrad besitzen müssen, und weil diese
In
ferner durch die .sonstigen vielen Bruchstücke auf Indogcnnanongobiet doch als
mcher
gestellt sind.
Es
liegt
im Interesse
aller,
wenn
die Frage der
indogermanisch
Beziehungen zwischen Indo-
germanen und Babyloniern und Semiten, deren späterer Behandlung ich mich nicht entziehen
werde, vor der ll.in<l iinangcschnittcii bleibt. So viel M'i verraten, daß die Babylonier an der
Ertindmii.' des
Ymir-Puriisamythus
niiscIiiililiL'
sind.
8
Franke: Kant und
114
die altindische Philosophie.
V()luspä 3:
„Einst war es der Zeiten, als Tmir hauste,
es war nicht Sand noch Meer, noch kühle Wogen,
Erde ward nirgends gefunden, noch der obere Himmel,
die
l
I
Kluft war der Klüfte', doch Gras nirgends."
J^ach Dämis. 7
der jüngeren Edda (Simrock, H.
d.
M.^
S.
16) töteten Bors
Söhne (Odin, Tili n. Ve) den Riesen Ymü-.
Rgv. X, 90, 7 (Deussen A. G. Ph.
I, I,
157):
„Als Opfertier wai'd auf der Streu geweiht
Der Purusa, der vorher' war entstanden.
Den opferten da
Und Weise, die
Götter, Selige
sich dort
zusammenfanden."
VaffjTudnismäl 21:
„Aus dem
Fleische des
Tmir ward
die
imd aus den Beinen die Berge,
Der Himmel aus der Hirnschale des
aber aus dem Schweiße" das Meer."
Erde geschaffen,
frostkalteu Riesen,
Griinnismäl
40.
Aus dem Fleische des YmLr wuide
aber aus
dem
Erde geschaffen,
die
Blute das Meer,
Die Berge aus den Knochen, die Bäume aus dem Haare,
aber aus der Hirnschale der Himmel,
usw.
Rgv. X, 90, 8:
„Aus ihm
ganz verbranntem* Opfertier
als
Floß ab mit Schmalz gemischter Opferseim
Aus seinem Manas* ist der Mond geworden,
Das Auge ist als Sonne jetzt zu sehn,
14.
Das Reich des Luftraimis ward aus seinem Nabel,
Der Himmel aus dem Haupt hers-orgebracht,
Die Erde aus den Füßen", aus dem Ohre
Die Pole', so die Welten sind gemacht."
.
Aitareya-Upauisad
sich, aus der
1)
(prsadäjyam)
13.
I, 1,
Gap ginnunga,
indischen Philosophie und
d. h.
dem
2)
agratah wohl besser
3)
Holtzmann
Mythol. spricht
... „die Haut
4:
Haut eutsprangeu
vom
der leere
„Verstand".
Über
Im
Raum, entsprechend dem zu Anfang seienden äkäsa
Anmerkung „Blute".
Original steht 6r sveita,
der
und
Auch Mogk
sveiti bedeutet
in seiner
Germ.
nach Gerings Edda-
Aus dem Schweiße der Universalgottheit (Näräyana) entstand
die Beziehungen der
7) Richtiger:
Haaren Kräuter und Bäume;
„am Anfang".
Glossar nur „Schweiß, Schaum".
6)
des geteilten Purusa) spaltete
(sc.
/«'o? der Griechen.
auch nach Mahä-Upanisad 3 (60 Up.
4) Siehe Anm. 3 von S. 116.
ö)
.
die Haare, aus den
substituiert dafür in der
Blute.
.
S. 744)
das Urwasser.
Füße der
Die Himmelsgegenden.
Gottheit zur Erde vgl. auch das 11. Kapitel.
Franke: Kant und
.
.
Da
.
aus
115
die altindische Philosophie.
(km Zeugungsgliede entsprang der
dem Samen
8anic, aus
die Wasser.»
das unten Bemerkte uns das Recht gibt, auch den Mythus von der Teilung
des „OpfeiTosses" hierher zu ziehen, so
(60 Up. S. 382) noch anzuführen:
die Kräuter
.
.
.
.
.
Zum
aus Brhadäranyaka-Upani?ad
ist
„die Sonne sein
imd Bäume seine Haare" ...
der Ozean seine Wiege."
S. 256):
.
2.
.
.
.
die Faust
des Opfeno.sses)
„Der Ozean
ist
I,
und
tiaf
1
1,
Auge
.
.
sein Verwandter,
Dämisaga 48 (Simrock H.
letzten Satze vgl.
„Aber Thor schwang
(sc.
den Riesen
(sc.
d.
M.^
Ymir) so
ans Ohr, daß er über Bord stürzte und seine Fußsohlen sehen ließ."
In Dämi.saga 5 (Simrock H.
M."
d.
Die Edda
S. 14,
S.
245) haben wir eine
ganz andere Version des Ymir-Mythus, die aber ti-otzdem noch deutliche Verwandt-
dem Puru9a-Liede
mit
schaft
.schwitzen.'
oiner
Danach begann der schlafende Ymir zu
zeigt.
„Da wuchs ihm unter dem
linken
Arm Mann und Weib und
Fuß zeugte einen Sohn mit dem andern." Und Vafprüilnismäl 33
sein
berichtet
entsprechend:
soll dem Riesen gewachsen sein
und ein Sohn zasammen;
der Fuß gewann mit dem Fiißo des klugen Riesen
.,
Unter der Hand
eine Tochter
einen seclisköpfigen Sohn."
Rg\-.
X,90,
12:
„Zum
Brähmaiia
ist
da sein
Mund geworden,
Die Arme zum Räjanya sind gemacht.
Der Vaiäya aus den Schenkeln, aus den Füßen
Der Südra damals ward hervorgebracht""
Aus der
griecliischen Mythologie gehören hierzu natürlich die
der Geburt der Athene aus
dem Haupte
des Zeus, des Dionysos aus
Mythen von
dem Schenkel
des Zeus*, und manches andere.
Nach Vqluspä 9/10 wurden auch
tUe
Zwerge geschaffen aus „blutigem Saft
und aus bleichen Beinen," natürlich ebenfalls des Unvesens:
„Da
gingen die Berater aUe zu den Richterstiililon,
sehr heilige Götter, und berieten sich darum,
wer
ei-schaffon sollte der
Zwerge
Scliar
aus blutigem Saft' und aus bleichen Beinen."
usw.
1)
Ents|.rechend
schwimmt im griechischen MythiLS das
Uranos im Meere (Preller. Griedi. Mythologie
I*, S.
.')3
und
abge.sclinitfonc5
Zeugungsglicd des
I-Jf».'}).
2) Vgl. ob<Mi R. 113.
3)
Das sind
4)
Was
die vier Kasten.
doch offenkundig besagen
soll,
daß die pnlytlieistisihen
fiiitliT
nur Maiiifestatiimcn
der Univentalgotthoit sind.
5)
Es steht aber da
>>r
liriiiies
blüpe
=
aus
dem
BluU) dos Ymir, vgl. auch llolUmanns
Anm. zu der atrophe.
8»
Franke: Kant und
116
X,
Vgl. Rgv.
die altindischo Philosophie.
90, 13:
.
.
„Aus seinem Mund entstand Indra und
Wind, aus seines Odems Wehn."
.
Agni,
Väjai', der
Gedankenkreis natürlich auch
in diesen
Es gehören
Mythen von der Teilung des Urwesens
und der
so vermittelten
(60 Up.
S.
Menschen.
392
.
„Am
f.):
3.
.
.
.
.
in
Zeugung der Kreaturen, wie
Anfang war diese Welt
die
B. Brhadäranyaka-Up.
allein der
.
.
1,
41ff.
Ätman", in Gestalt eines
Mit ihr begattete er sich; daraus entstanden die
Menschen." usw. Die Benennungen von Gottheiten
xuid
z.
indogermanischen
und weibliche Hälfte
Dieses sein Selbst zerfäUte er in zwei Teile; daraus ent-
standen Gatte und Gattin.
paarigen
alle
eine luänuliche
als
der doppelten, zweifachen,
Mythen und Sagen von Blutschande
bei
indogermanischen
Völkern sind aus diesem pautheistischen Grundgedanken zu erklären.
dem ürweseu
AVas die Entstehung der Dichtung aus
,Aus ihm
als
anbetiifft (Rgv.
X,
90, 9:
ganz verbranntem' Opferthier
Hymnen und Gesänge sind entstanden.
Aus ihm auch die Prunklieder allesamt
Und was an Opfersprüchen ist vorhanden"),
Die
von der die Ymir-Sage nichts berichtet, so wird diese durch den eddischen Mythus
von der Tötimg des Kväsir ergänzt, dessen Blut den Dichtermeth ergibt und die
Skaldenkimst hervorbringt, die darum unt. and. „Kväsirs Blut" heißt (Dämisaga 57,
s.
Simrock, H.
götter
ist,
d.
M.^
ist ja
S.
215).
Daß Kväsir
dem zusammengespuckten
aus
Universalgott, die Quintessenz aller Einzel-
noch deutlich ausgesprochen in dem Mythus, er
entstanden
sei
Speichel der friedenschließcnden Äsen und Vanen.
Der Mythus von der Teüuug des Urwesens war einfach ein vergröberter
Ausdruck für den pantheistischen Gedanken, daß jede Naturerscheinung, jedes
Wesen und
Das
ist.
ist,
jede Geistesregung in der Welt nur ein Teil der Universalgottheit
wenn man
sich überhaupt die
Mühe nimmt, nach einem Sinne zu
suchen und sich nicht freiwiUig die Augen verbindet, vollständig
wir aber auch den pantheistischen Gedanken nicht aus
klar.
Könnten
dem Tmir-Purusa-Mythus
an sich erschließen, der Veda würde ihn ims aufzwingen, wie
er,
als ältestes
indogermanisches Denkmal ganz erwartungsgemäß, auch in anderen Fällen derartiger
ist
Entsprechungen den Sinn
diese ganze
dem
einer der
am
Welt" beginnt die
deutüchsteu aufbewahrt
2. Sti-.
Hauptnameu der Weltseele
Das sind Götter.
D.h. die Weltseele,
3) „Ganz verbranntem"
117 und Anm. 1.
unseres Liedes.
„Nur Puru§a
hat.
Purusa
in den Upanisadeu,
z.
ist ja
außer-
B. Maitiäyana-
1)
2)
S.
s.
die späteren Kapitel.
steht' aber nicht da, sondern
sarva-huta „ganz geopfertem",
vgl.
Franke: Kant und
Up. IV. 6 (60 üp.
gehen
=
S.
328):
„Dadurch wird mau
die Einheit des runi.sa";
in]
ävetäSvatara-Up. UI. 9 (60 Up.
,,
Höher
als
S.
117
diu altindischo Philosophie.
.
beim Untergang,' des Alls
.
.
Maliü-Näräyana-Up. X. 20 (60 Up.
S.
[ein-
249)
298):
der nichts Ajidres
ist
vorhanden,
Nichts Kleineres und nichts Größeres, was auch immer,
Ais Baum im Ilimmel wTirzelnd steht der Eine,
Der Purusa, der
Im Piirusa-Liede
gilt
Welt
diese ganze
füllt".
der zerstückelte Puru.«a als geopfert und in Rgv.
der „Allschüpfer". Visvakarman, beim Opfer {havisi) seinen Leib
soll
bringen, den Leib, der nach
heißt „opfern" in Rgv.
unt
Sti-.
a.
X.81,5
zum Opfer
Himmel und Erde ist. Xiui
Davon kommen auch im Puru§a-Liedc zwei
6 zu schließen,
hti.
Bezeichnungen des geopferten Punisa, das eben schon genannte havis „Opfer"
und sarva-huta
(Str. 6)
(Str.
8 und
Vgl. Kluge,
anzufangen.
nichts
bisher
Schade, Altdeutsches Wörterb.,
Name
Zu huta aber
9).
Entsprechung unser gennanisches "Wort „Gott".
liche
Und wenn
klar.
das
I.
Teil,
Wort auch
342.
Spr.;
Aus unserem Mythus wird der
als n. ei-scheint, so ist
Wesen" oder „das
Sinn vielleicht „da.s geopferte
Mit diesem wußte man
Wörterbuch der deutsch.
Etyraol.
S.
genau lautgesetz-
die
ist
der ui-sprüngliche
Auch unser Name
Opfer".*
„Gott" zusammengehalten mit Rgv. X, 90 erweist also den pantheistischen Gottes-
gedanken
als
urindogermanisch.
Gedankenkreis
Aus der
griechischen Mythologie gehört in diesen
B. die Sage von der Zerreißung
z.
Zagreus (weil von der Universalgottheit zugleich
und Aufzehrung des Dionysos
alles
individuelle Sein zehrt),
und aus dem indogermanischen Kult und Volksbrauch die sakrale
die Gottessymbole sind, zu
tisch
mit
teilen
dem von den Einherjern
als
ünsterblichkeitsspeise
immer wieder wachsenden Eber Saehrimnir,
Grimnismäl 18;
S.
Simrock H.d.M.^
411), Fisch (Karpfen) usw.
einigen Jahren in einem
Sitte, Tiere,
und zu verzehren: Opferroß, Jul-Eber
S. 43),
vgl.
Vafprüdnismäl 41,
Stier (Rohde,
Wie man zu
Psyche
I, 1, l
S.
v.
308,
!..
Auch wenn man daran
uml
Anm.
2,
dartun.
Die schon
beweist ja noch mit klaren Worten,
daß das Roß die Universalgottheit bedeutet, wie es Taittirlva-Saiuhitä VI. 2, 4.
1)
und
diesen Symbolen kam, werde ich in
Buche „Die Urreligion der Welt"
angeführte Stelle Brhadäranyaka-Up.
(iden-
verzehrten
zweifelt, ob das Äquivalent für huta auch bei
„geopfert" und nicht bloß „ausgegossen'" bedeutet hätte, wird an
dem
2f.
den Germanen
pantheistischen Grund-
gedanken nichts geändert, denn pantheistisch wäre der durch die Welt „Ergossene" sicherlich
gemeint, wie es die Sanskritworto für „schaffen'' und „Schöpfung" srj ..ergießen" und srsti
„Ergießung"
erst
sind.
sekundär aus
—
Da übrigens die Möglichkeit zu erwägen ist, daß
dem Mythns und dann dem Ritus der GottesteUung
das Opfer sich überhaupt
herausentwickolt hat, so
könnte unter Umständen die spätere Entwicklung der Bedeutung „geopfert" für huta gerade das
Natürliche sein.
Franke: Kant und
118
vom Eber
die altindische Philosophie.
Himmelsspeise und das Persische Religionsgespräch
als
vom
orientalischen Chronilcen, 1894, S. 161)
Fische
Die pantheistische Gottheit, deren Körper die Welt
germanischer Zeit noch durch andere Bilder
insofern sie sich als Natur-
Seins
und
ist,
Wirth, Aus
indo-
in
gebracht worden:
imd Lebenskraft und "Weltgesetz durch
man
schmi
ist
dem Yerständuis nahe
diu'ch das ganze Weltall verzweigt, hat
(s.
zeigt.
alle
Formen des
imter
sie sich
dem
Bilde
eines Baiunes vorgestellt.
Einen Beleg aus dem alten Indien hatten wir soeben
in der Upanisaden- Stelle,
in
der die notorisch pantheistische Universalgottheit
Purusa, „der diese ganze Welt
im Himmel ^ wurzelnder Baum
ein
füllt'',
Eine zweite gleich deutliche
Stelle ist
Käthaka-Upani§ad YI,
1:
heißt.
„Oben
die
Wurzel, nach unten die Zweige, steht dieser ewige ASvattha^- (Feigen-) bäum;
das eben heißt das Eeine, das Brahman, das Unsterbliche, in ihm (oder: auf ihm)
ruhen
Welten, und darüber kommt niemand
alle
Auch im Taittirlya-Brähmana n,
Brahma
für das Holz
wurde.
Und
es:
„Man
spricht
hinaus,
es
auch
sei".
erklärt,
XY,
1
woraus Erde und Himmel gezimmert
—3
(= Mahäbhärata YI,
39, 1
—
3)
heißt
von einem ewigen ASvattha^-Baume, der seine Wurzeln oben,
dessen Zweige die
Yeden
sind^;
wer den kennt, der
vedenkundig" ....
Die „immer grüne",
Wesen
irdischer
sich
d. h.
ewige, zu
erstreckende,
Welten irdischer und nicht-
allen
Tau lebengebende, über dem
mit ihrem
Weisheits-
und Schicksalsbrunnen stehende Weltesche
drasill, die
auch Schicksalsbaura heißt {mjgtviSr YqUispä
der German. Philol.
imd Welt
in
wer
9,6 wiid die pantheistische Universalgottheit
imd den Baum
in der Bhagavadgltä
seine Zweige unten habe,
ist
8,
dem
Zweige
1)
als
3.
Bd.^, S. 379), ist
nun
alle
Warum
sicherlich derselbe zugleich Gottheit
Baum" (Mlmameiär)^
dessen
Länder gehen und von dessen Wurzeln niemand den Ursprimg
der
Himmel
diese
2) Ist es Zufall, daß dieser
Bedeutung für die Gottheit hat, werde ich unten tui'z besprechen.
Ifame „Pferdestand'" bedeutet und der germanische Weltbaum
Esche „des Pferdes des Ygg" heißt?
3) Entsprechend leitet ja das Pmusa- Lied,
gottheit her.
oder Ygg-
Mogk im Grundr.
deren Körper symbolisierende Baum, ebenso „Hoddmimirs Holz",
das „Leben" wohnt, des (weisen!) „Miniirs
um
Yggdi-asils
2, vgl.
Str. 9, die
vedischen Lieder von der Universal-
Die obige Stelle mit der Erwähnung der Veden, der Quelle
höchster Weisheit,
Brücke zum Begriff „Erkenntnisbaum" der indogermanischen Völker.
der Baum symbolisiert, auch Träger aller Weisheit ist, dai-um gilt auch
schlägt übrigens auch die
Weil die Gottheit,
der
Baum
als
die
Behälter namentlich prophetischer Weisheit.
Der Feigen -Baum, unter dem Buddha
Erleuchtung gewann, geradeso wie der Orakel -Lorbeer von Delphi, die Orakel -Eiche von
Dodona und wie z. B. der Baum, der im Erzgebü-ge gerade so wie im Samlande noch jetzt dem
jungen Mädchen den zukünftigen Gatten prophezeit, sind alle gleicherweise dieser Baum, der die
seine
Gottheit bedeutete.
4)
Auch nach Mogk
a. a.
0.
und Simrock H.
d.
M.^
S. 36.
Fraiiku:
kennt (FJQlsvm. 19
haum
der zugleich Erde und Untei-welt bewässernde Paradies-
19:
„Ich weiß stehn eine Esche,
Baum
kommen die
ein hoher
daher
er steht
Vgl.
119
diu ultiiiUi.scbu l'hilosophio.
und andere mythische Biiume im Glauben europäischer Völker.
La?räör,
V(.lusp;i
f.),
uud
Kaiit
.
immer
.
sie lioißt Ygg»Lrasill,
.
Taue, welche
griin über
auch Dämisaga 15 (Simrock, H.
d.
in die Täler fallen,
dem Brunnen der Urd."
M.', S. 33).
Grinmismäl
26. „Eik{)ymir heißt der Hirsch,
und
beißt
welcher steht
in
der Halle dos Heervaters,
von den Ästen des Licrädr;
aber von seinen Hörnern tropft es in HvergoLmir;
daher haben aUe Flüsse ihre Wege.
31. Die "Wurzeln stehn in drei
Richtungen
unter der Esche Yggdrasils:
Die Hei wohnt unter der ersten, unter der zweiten die Hrimt)ursen,
unter der dritten die menschlichen Männer."
VafJ)rüdnismäl 45:
,,Lif
und
Lif[)rasir,
aber die beiden werden versteckt sein
im Holze des Hoddmimi;
Morgentau haben
sie sich
zur Speise,
daher werden die Menschen erzeugt."
Ein cnoim großes Gebiet der Mythologie und des Volksglaubens der indogermanischen Völker wird mit der hier gegebenen Auffassung des Baumsymboles der
Erklärung zugänglich, und daß das der Fall
keit
ist,
bestätigt
wiederum
die Richtig-
der Erklärung.
Es gibt noch eine
tut not.
fast üben-eiche
Masse von Beweisstoff.
Aber Beschränkung
Ich hebe nur noch im Vorübergehen das luindogermanische Kreissymbol
(sekundär auch verbeten durch Kranz, Ring, Rad, Nimbus, Sonnenschirm der
indischen Könige, Reif der Köuigskrone, die das Gottcsgnadentum garantiert) als
Symbol der allumfa.sseuden Gottheit hervor. Seine mythische, mystische, magische
und sakrale Bedeutung
bis auf
in
allen
Verzweigungen des Volkslebens und -glaubens
den heutigen Tag rührt daher, daß os ein Bild der Gottheit war, augen-
scheinlich eingegeben durch die
Wahrnehnuing des Horizontes; und
die
dadurch versinnbildlicht wurde, war denuuich gedacht
als
weltumfassend, pantheistisch.
Von da aus
ergibt
.sich
auch Klarheit über die Griindf für
«lio
daß die Indogermanengötter so vorwiegend mit dorn Himmel
(vgl.
= Zevg)
Wie den
und mit dem Was.ser (Urwa.sser) zu tun haben.
kann man auch den Himmel sich vorstellen
als ilie
die Gottheit,
und das
als erd-,
heißt,
Tatsachen,
namentlich
Dyaus
Horizout, so
Erde ein.schlioßend uud kann
Franke: Kant und
120
die
also die Gottheit,
direkt als
B.
z.
I,
1,4
umfaßt, auch
und
erinnert
im Himmel wohnend denken oder
den uralten Gedanken vom Weltei hervorgerufen
so
Chäudogya-Upanisad HI, 19
(vgl.
als
Das Halbrund des Himmels hat ferner auch an
Himmel benennen.
eine Eihälfte
(s.
alles
die altindische Philosophie.
=
60
Stellen wie Aitareya-Up.
TJp. S. 116).
oben die Erörterimg über Ymir-Pitrusa), Mahä-Up. 3 (60 Up.
S. 744),
826), Änineya-Up. 1 (ebenda
S. 693),
Käma-iittara-täpaniya-Upanisad 5 (60 Up.
S.
und schon Egveda X, 51,1 beweisen, daß das Ei nicht das Weltall
sondern das von der üniversalgottheit dm-chdrungeue "Weltall
nach der oi'phischen- Theogonie
dem
dem
mit
zugleich
"Weltei
(s.
Preller, Griech. Mythol.
Lichte Eros,
I^
hat die Sonne als der Dotter des "Welteis gegolten,
lich
lich
= Käma,
und auch
dieser ist Urgottheit (ßgv.
auch diese Zweiheit in Eins gefaßt
Domizil gelten lassen (wie
synonym
z.
als die
X, 129, 3
z.
das
in
göttliche
versalgottlieit herrülirt (cf.
Das
an nicht
allein ^\-ürde
nui' der
diuchdrungen
alles
deutlich
das sich aber
schnell in ein Götter-
Sein von der Uni-
alles
schon genügen, ims verständlich zu machen, daß von da
wenn
die
Erde
als
Gott- (später götter- usw.)
nicht schon die andere Formulierung des pantheistischen
Gedankens, daß die Gottheit in allen Dingen
liche
weU
abstammte,
licher "Weise, ganz besonders an dieser
Aus dem
Sti-. 5),
Ymir-Mythus).
Himmel, sondern auch
galt,
man
Urpaar Himmel und Erde auflöste (noch sehr deutlich
von dem
B. ßgv. I, 164, 33),
es,
begriff-
Xahm man
u. 4).
„Himmel und Erde"
81, 6
wegen der offenkimdigen Verschiedenheit beider Teüe sehr
paar,
ist
allumfassende Gottheit oder als deren
X,
B. Eg^'eda
Eros
Grenzflächen des Alls, so konnte
als die
mit YiSvakarmans, des ..Allschöpfers'', Leib in
ist
Augenschein-
sind.
und daher kommt
daß Sonne oder Licht und Urgottheit so eng verknüpft sind.
Himmel imd Erdfläche zusammen
Auch
41) entstand aus
S.
wie nach Maitiäyana-TJp. VI, 36
ihm Atman imd Sonnenglanz verbunden
(60 TJp. S. 361) in
schlechthin,
bedeutet.
sei,
sehr vermutlich, in begreif-
Erde haften geblieben wäre.
—
pantheistischen Gedanken erklärt sich auch die religionsgeschicht-
Bedeutung des "Wassers bei weitem am einfachsten.
Es war eine uriudo-
germanische Idee, daß der Ozean wie ein King die "Welt bezw. die Erde umfasse.
"Wenn aber sowohl Gott wie der Ozean der weltiunfassende war, dann
fielen beide
zusammen. Darum
aller Dinge,
als
galt
den Griechen
der universale Urgott.i
heit hen' orgegangen,
Q/.eavog, als Gott
Ist ferner die^
dann mußte dieser
"V^gl.
als
Anfang
ganze "Welt nur aus dem Körper der GottSatz, in der Sprache des
ausgedrückt, so lauten, daß die ganze "Welt aus
1)
und
dem
Ozeangedankens
"Wasser (Urwasser) stamme.
aber auch das Ozean -Gleichnis von Brhadaranyaka - Upani.sad
U,
4, 11 in Kap. lU.
Franke: Kant und
So
liiit
leicht
der
der Tat
in
Siitz
darum
lieilit
den Urindogernianen ebenfalls gelautet.
bei
die Produktion der
die Gottheit die Ei'gossene,
s.
121
die altindischo Philosophie.
Welt aus der Gottheit
Viel-
und
ein Ergießen
Kurz, Rätsel über Rätsel finden ihre glatte
oben.
Ijösung bei der Erkenntnis, daß die indogermanische Religionsentwicklung ihren
Au.sgang
vom Pantheismus nahm.
Ich
kann
wenn
aber verstehen,
es
dieser
Gedanke, so selbstvei-ständlich er mir selbst in jahrelanger Erwägung der Dinge
der scheinbaren Widersprüche geworden
lind
Wir sind
B. durch Kirche,
z.
ist,
schwer Eingang
finilen
wird.
Schule und die Mythenforschung bis ins Innerste
daran gewöhnt, die persönliche Gotte.sauffassung für etwas Selbstverständliches
zu
und
lialten,
die
Mythologien der verschiedensten Völker scheinen uns die
Richtigkeit davon greifbar deutiicli zu machen.
Wir
vergessen aber erstens, daß
wir diese Mythologien mit ihrer aus bloßer Namenvielheit entwickelten Vielheit
persönlicher Götter nur an ihren
erste
Endpunkten kennen, und zweitens, daß der
Versuch wissenschaftlicher Auffassung derselben, der der nachfolgenden
BetTiichtung im wesentlichen
dieser ereten Sichtung durch
anderen Resultaten.
Es
liegt
da zu.sammengeschüttet hat.
der
wies,
notgedrungen
ist,
an der Konstruktion des Siebes, nicht
dem
wenn
am
er nicht
mehr durch
was dieselben
die polytheistische Brille sieht,
Der ,,Henotheismus"
Und
ist
die
vom
Universalgott
durchaus nicht bloß eine Eigentümlichkeit
porsünlicho Götterauffa.ssung, die wir aus
durchaus nicht die einzige, schwerlich eine primäre,
sinnige,
und
sicherlich
zu
Material,
den Bergwerken der Religionen so gut wie ausschließlich abgeteuft haben,
ja
bei
stehen, was die Religionswissenschaft uns
sehr bald gewahr werden, daß so ziemlich jede noch etwas
der altindischen Religion.
was
kommt
Schon wer die Götterpersonen der verschiedenen
indogermanischen Völker darauf hin ansieht,
reprä.sentieren , wird,
an sich hat.
nur die hervor-
es unternimmt, das Viele zu deuten,
das Sieb der Wissenschaft gefallen
daß wir jetzt kopfschüttelnd vor
Mythologien
Bahnen
die
Wer
stechendsten Züge erfaßte.
kaum
Man denke
keine selbstverständliche.
ist
eine sehr feinsich
als
Urindo-
germanen der Aufgabe gegenübergestellt, das fruchtbare Leben, die Tiiebkraft,
das
Prinzip
der
Ordnung ringsum
einem einzigen Worte zu benennen.
denken?
Es
liegt viel
in
der
Natur
Wer würde
der Menschcnnatar abstrahierende Symbole
man
sie ja
bezeichnen.
auch gerade
als
und man beim
sein,
mit
als
Namen
zu wählen.
Vielleicht wrdlte
etwas Unvei-ständliches, dem Menschen nicht Analoges
Sie nach Analogie des
gekommen
der ganzen Welt
näher, möglichst allgemeine, möglichst von der Beschränkt-
heit
erst
und
da wohl zuerst an eine Person
Menschen zu definieren, darauf dürfte man
der Gottesbegriff abgegriffenes Kurant geworden war
des wirkenden Gnttes nur nuch uu die Formen dachte.
Franke: Kant und
122
die altindische Philosophie.
und Handeln menschlicher Subjekte
in denen sich das Sein
volkieht.
Selbst die
Personifikation in Gestalt des Urriesen (Ymrr, Piu-usa) düi-fte davon keine Aus-
schon Produkt der Entartimg des einfachen
nahme machen.
Daß auch
TJrgedankens
beweist ja die Grobheit der materialistischen Einkleidung des
ist,
erhabenen Gedankens.
diese
Der große Gedanke au
sich mtiß hier das Prius
gewesen
weü ohne um der Mythus gar nicht verständlich imd vorhanden sein
würde. Auch das Yorhandensein anderer Götterwesen, die das einzige Urwesen
sein
schlachteten,
ist
und beweist
ein Widerspruch
die
also
sekimdäre Entstehung
der Erzähl img.
"Was
hat
mm
diese
charakterisierte
so
-phüosophie mit Kants Lehre gemein?
—
oder
indogermanische UiTcligion
Mindestens den Gedanken,
erscheinenden Dinge von zwei Gesichtspimkten aus zu beti-achten
wahrgenommenen Erscheiuungsformen nach vmd nach dem
daß die
den
seien:
darin verborgenen
Seinsprinzip.
Kapitel
11.
Kant und der Rgveda.
Aus dem vorhergehenden
Kapitel
ist
deutlich geworden,
daß die Sänger
der Lieder, die den ältesten Literaturschatz Lidiens ausmachen, nur mit uraltem
Erbe gewirtschaftet haben, wenn
sie,
in mannigfachster Weise,
den pantheis-
Gedanken auszudrücken suchten, der ihrem ganzen religiös-phüosophischen
Sinnen die Grundrichtimg gab. Aber auch beim Egveda fehlt, zwar nicht so
tischen
viel
wie bei der indogermanischen ürreligion, aber doch viel daran,
daß das
Vorherrschen des pantheistischen Gedankens den Tatsachen entsprechend gewürdigt wäre.
Den Beweis
dafüi-
zu erbringen hieße den ganzen Rgveda neu
übersetzen, was denn auch eine gebieterische Aufgabe für die nächste Zukunft
ist.
Beim
jetzigen Zustande bedeutet das Zitieren in sehr- vielen Fällen ein
rennen gegen
Wände und Balken
der bisherigen Teden-Exegese,
ich
An-
würde
durch Einwände widerlegt werden, die in Wii-klichkeit keinen Lihalt haben.
Auch nur einigermaßen
freie
Bahn zu machen, würde
ein umständlicheres Ver-
fahren sein als eine vollständige Lbersetzimg auf der neuen Grundlage.
der Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit läßt es also nicht zu
die Rücksicht
treffe
auf die
Raumgrenzen eine
düi-ftige
sehr-
Auch
bedauern, daß
Auswahl nötig macht
Ich
aber diese Auswahl nach Möglichkeit so, daß für imsere Kant-Parallele
möglichst viel Gewinn
abfällt.
Franke: Kant und
123
die altindiscbe Philosophie.
dem zwar
Die uralte Einheitsidec wirkt nach in
allgemein
anerkannten,
aber nicht in seiner historischen Verknüpfung gewürdigten „henotheistischen''
Zuge des rg\edischen „Polytheismus",
oder
jede Gottheit gelegentlich
fast
oder wenigstens
vei-salgottlieit,
dem
ferner in
als
in der Eigentümlichkeit,
d. h.
noch
als die
höchster Gott empfunden und gepriesen wird;
gleich allgemein anerkannten rgvedischen
und nach-rgvedischen
Streben, die verschiedenen Götter miteinander zu identifizieren.
schönste Beispiel
Agni; da
ist
Rgv.
Vielleicht das
164, 46: „Sie sprechen von Indva, iütra, Varuna,
I,
ferner jener schöubeschwingte himmlische Vogel; das eine Seiende
ist
was nur Eins
(oder: das,
benennen die Weisen
ist)
nennen es Agni, Yama, MätariSvan".
—
verscliicdcne Arten, sie
aitf
Als ein Versuch,
die
polytlieistische
D6cadence aufzuhalten und wieder zur Universalität zurückzuloiten,
die vielfache Bildung
Pantheistisch zu verstehen
Himmel imd
die
ist
Varuiias
Name
„ümfasscr".
wohl auch
Varuna bedeckt
In ihm sind die drei
41,7.
Erden enthalten nach Rgv. VII, 87,5, und
drei
zwischen den zwei Polen sind seine Wohnstätten, ebenda
Vrtra und
ist
von (sexuellen und nichtsoxuelleu) Götterpaaren zu verstehen.
denn auch die Welt wie ein Mantel, Rgv. VIII,
zweifellos
daß jede
Gottheit xat' i^oxijv^ als Uni-
alle
Dinge
„Umfasser'' heißt auch
2.
Vala, und auch sie beide, die erdumfassende Wasserschlange, waren
ebenso wie
die germanische Midgardschlange,
schon in indogerma-
nischer Urzeit erdumfassende Univei-salgottlieit gewesen, wie ich auch im
I.
Kap.
Die so symbolisierte Allgottheit war nur aus der Mode gekommen
andeutete.
und darum
diskreditiert,
zum Dämon geworden.
Gut
uiul
böse
sind
in
der
Religionsgeschichte, wie jeder aufmerksame Beobachter sehr schnell finden muß,
ganz nebensächliche Akzidenzien,
vom
Zeitwechsel, Partei-slandpunkt und ähn-
lichen Zufälligkeiten abhängig.
In
Paijauya sind
fließen die dreifachen
ganze
alle
Wesen und
Welt, Rgv. IV, 53,
5.
SarasvatT
Raum, den Luftraum", Rg\\ VI, 61,
12.
Himmel
drei
4.
.,erfüllt''
bogriindet,
in
ihm
Savitar imifängt dreimal die
.,das
Irdische",
„den weiten
11, gehört also „drei Gebieten"
fji,
ebenda
Das sind dieselben drei Gebiete, die Vi§nu nach immer wiederkehrender
Wendung
mit drei Schritten durchmessen haben
seine alldurchdringende Natur.
zeit
die
Wasser, Rgv. VII, 101,
gesprochen,
Erdenwelt, findet
Selbst
so
Von ihnen
hat
soll.
Die drei Schritte bedeuten
man schon
in der Indogermanen-
denn die Spur des untersten cüeser drei Schritte, durch die
man noch
jetzt überall auf
verknöcherte
Indogermanengebiet in Stein gedrückt.
stereotypierte
persönliche
Göttorfiguren
ASvin werden vermutet sowold ,,im Licht des Himmels", wie „auf
(VUI, 10,
1),
„im Luftiauni"
(V, 73, 1), „in
wie die
dem Ozean"
Gewässern, in meuschlichen Siede-
124
Franke: Kant und
dem
liuigen, auf
wo
überall
die altindische Philosophie.
Gipfel des Gebirges" (VII, 70,
man
Und
3).
einige Beispiele dafür,
sich den Agni, augeblich das personifizierte Feuer, gedacht hat,
werden wir imten noch
beti'achten.
Asura (von asu „Leben", das von as „sein" kommt), „Kepräsentant der
Lebenskraft"
der ganzen Welt)
(sc.
ist
der ältesten und
das Epitheton gerade
größten Egveda- Götter, und wir müssen zugeben, ein außerordentlich glücklich
Daß
schon vorindische Altertümlichkeit.
dem
ruht nur auf
Der eranische Akura beweist
pantheistischer Gottheiten.
gewähltes Epitheton
späterhin Asura
Dämon
bedeutet, be-
Bedeutung
seiner religionsgeschichtlichen
in
vorliin
schon
Stimmungsumschlag.
kiu-z charakterisierten
Einer nahe verwandten Idee verdankt die vereinzelte rgvedische Benennung
der Gottheit
Ätman
als
Rgv. X, 92, 13
Ätman
„das Selbst",
„die,
da „Windgott" imd „Seele"
Aber auch vom Gott Sürya
Daß Väta
Seele" ihr Dasein.
heißt, braucht ja freilich nicht
notwendig
viel
in
zu bedeuten,
einander nahestehende Begriffe gelten können.
als
heißt es Rgv.
115, 1: „Sürya
I,
füllt
Himmel und
Erde imd den Luftraum, er die Seele des Beweglichen und Unbeweglichen".
Selbst Sürya, der „Sonnengott", ist eben unendlich viel mehr, als
sonifizierte
imd
Gininden, imt.
Sonne, er
deifizierte
auch
a.
als
ist
„Sonne" benannt
ernsten Beweises aus, ganz zwecklos, ein
diese speziellen
gilt
ist.
Es
ist,
vom
Gesichtspunkt eines
Wort darüber zu
Nur um zu
auch hier ein „Ignorabimus".
verlieren, welches
als die
zeigen,
daß es noch manche
Erklärimg aus der „Personifikation einer Natur-
erscheinimg", verweise ich auf Maiti-äyana-Upanisad VI, 8 (60 Up.
Ätman, die Weltseele)
ist
Licht- und Sternenfirmament).
sophie
(vgl.
Kap.
die aus
machen
dem angegebenen
sollte,
Es
ist
(d. h.
von dem
der Grundgedanke der Upanisaden- Philo-
die Universalgottheit quasi
von einem Gürtel empi-
das aus ihr stamme, wie
B. das Feuer von Funken,
oder,
z.
dürfen wir nach der angeführten Stelle
ist vielleicht
zum Namen
viel-
des
Wesens geworden, das
Bilde entstammt, das dann schon vorindisch sein könnte.
mit
dem
es
In
Bilde zweifellos die pantheistische Gottheit
denn um- auf eine' solche würde
der Dotter
„Er
wie auch der Göttername „Feuer" {Agni usw.) vielleicht
beiden Fällen aber wäre
gemeint,
334):
wie die Sonne vom Lichthimmel, dessen Licht nur ihr Abglanz
Das Bild „Sonne"
deutlich
sei,
ihm heraussprühen,
leicht hinzufügen,
ist.
daß
III),
umgeben
S.
der, welcher dort [in der Sonne] glüht, imigeben, wie
Eeuer von anderm Feuer, von dem tansendaugigen, goldnen Ei"
rischen Seins
die per-
Gründe gewesen sein mögen, denn nach einstweiligem Ermessen
andere Möglichkeiten gibt
(sc.
nur
die Universalgottheit, die, aus speziellen
des gotterfüllten Welteies,
also
es passen.
Die
Sonne
ist
quasi
auch ganz besonders geeignet, die
Franko: Kant und
125
dio altiiidischo Philosophie.
—
immanente Uottlieit, den Quell alles Lebens, darzustellen.
Nur ein wenijj variiert
ist der Ausdruck
in Krv. VIT, 101, 6, wo der Liedsänfi;er von Gott l'arjanya
„Er
singt:
ist
der befruchtende Stier aller in Ewigkeit neu erscheinenden weib-
lichen (Wesen), in
ihm
dio Seele (ätinan) des Beweglichen
ist
und Unbeweglichen".
Wie dann
in
der indischen Philosophie der pantheistische Gedanke in dieser
Ätmanform
in
den Yordergiund gerückt
ist,
werden wir noch sehen.
Die Gottheit wohnt im Innersten der ganzen Welt und
un<l
Dinge.
darum
Sie heißt
„versteckt",
man einem
auf seinen Fußspuren' die Weisen, wie
vermittelst des (gestohlenen) Viehs"
iiinterlassen hat).
2
I, 67,
III, 5,
Wesen
10 (gtihü san-
„Ihm, der sich im Versteck verbirgt, folgten
\. 11,6 (guhä kiiam); I, 65, 1:
tani);
aller einzelnen
Agni Rgv.
B.
z.
(d. h.
(3) schließt sich
versteckten Dieb nachspürt
vermittelst der Fußspuren, die dieses
im Gedanken eng
Agni heißt da
an.
wieder guhä nisTdan „im Verborgenen sitzend", und es geht weiter: „Es fanden
ihn
da die weisen Männer"
.
.
.
und dann
5(9):
Sti-.
,,Der mit
den Pflanzen und in den fruchtbaren Wesen, der Geist in
Wesen,
das Lebensprinzip aller
Fundament
(aller
Weisen haben
große Gedanke
gemacht worden, Agni
nicht
mehr verstanden wurde,
(wie umgekehrt,
s.
Jener Mantel
ist
einen goldenen Mantel,
ei'
kleidet sich in ein
ist)
zum
Als der
der Mythus daraus
ist
vei-steckt.
wie mit einem Mantel ver-
als
ein Mantel,
I,
Prachtgewand
der die Welt be-
25, 13: „Varuua trägt
(nirnijai)i):-
In den-
Worte dräpi bezeichnet) wie Varuna gekleidet
auch Gott Soma (der natürlich auch unendlich
reicht,
ist
der Mantel des Varuna in Rg\-.
selben Mantel (mit demselben
des Rauschtraukes
(ihn)
oben, dieselbe pantheistische Gottheit, die ja zugleich
auch die ganze Welt umhüllt, gelten konnte
deckt).
durchmessend
einmal entflohen und hätte sich im Wa.s.ser
sei
in
Wasserwohnung,
VI, 3,7: „Alle Götter verehrten voll Furcht
Die im Innern der Welt wohnende Gottheit
hüllt
(alles)
Macht wächst
der du dich im Dunkel befindest (lamasi tasthivärnsam):'
dich, Agni,
einfach
die
Dinge) gemaelit."
<ler
viel
mehr
ist
als eine Personifikation
IX, 86,14: „In einen Mantel gekleidet, der bis zum Hinunel
Wesen
der verehrungswürdige, den Luftraum füllende, den
eingefügte",
und Gott Savitar IV, 53,2: „Des Himmels Träger, der Wesenherr der Welt, der
Weise, legt einen bunten Mantel an
Es
ist
des Zeus (Pflanzen und lebende
gottheit)
.
.
.
er der den weiten
Raum
füllende."
derselbe Mantel wie der blumen- und tiergeschmückte goldene Mantel
und wie der blaue
1)
D.
2)
Wenn
h.
Wesen
fleckige,
sind eben der
d. h.
Gewandschmuck der Welt-
bunte Mantel des
<'»^in
-Wotan, wnzu
ihn orschlos.sen aus seinen Manifestationen in dor Natur.
niniij vielmehr dio von Pisdud Ved. Stud. II,
„Gestalt" hat, würde aurh
dlesi-
vurtri'fflioli
pa-sseii, s.
unti-n.
IM
ihm zugesthriobono BedcutuiiK
Franke: Kant und
126
Himmel
das in Kap. I über den
als
die altindisohe Philosophie.
Allumfasser Gesagte zu vergleichen
Auch
ist.
ÖSins Beiname Grimr und Grimnir, der „Verlangte" (Mogk im Griindr. der Germ.
Philol. Bd. 32, S. 335)
kennzeichnet ihn
Jener Mantel
Gottheit.
ist
im Innern der Dinge verborgene
als die
auch dasselbe Kleid, von dem Goethe, ein den Ur-
weisen kongenialer Gedanlcenfinder, im Faust den Geist sagen läßt:
„So schaff
Und
Wem
am
ich
sausenden "Webstuhl der Zeit
wirke der Gottheit lebendiges Kleid."
fiele es wolil ein
zu bezweifeln, daß der Dichter mit „der Gottheit leben-
Warum
digem Kleide" die Natur gemeint hat?
alten
bezweifelt
man
es also bei
den
Indogermanen?
Die Erscheinimgswelt, in der die Gottheit verborgen
ist,
gilt
auch
hüllende Eihaut, Rgv. X, 51,1: „Groß war jene Eihaut, derb war
du
eingehüllt
in die
Wasser 1
Agni Jätavedas, sah Ein
eingingst,
deine
alle
vielfach
vom
in
die
verteilten Leiber,
Gott."
Mit Leichtigkeit wird jedermann erkennen, daß hier die Stelle
der uralte Mythus
als ver-
sie,
wo
ist,
sich
Weltei organisch angliedert.
Ferner gehört in diesen selben Zusammenhang die Benennung der Gottheit
als
garbha „Embryo", so des Yäta Rgv. X, 168,4 „Seele der Götter, Embryo der
Welt", des Agni Rgv.
I,
70,3: „Der der
Embryo im Wasser,
der
Embryo
in den
Bäumen, der Embryo im Stehenden und der Embryo im Beweglichen, der
im Felsen, der
des
Identität
in
uns ist"... und
„Embryo"
in
sonst.
selbst
Atharvaveda IV, 2,8 beweist die
den Wassern und des in „goldener Eihaut" Ver-
hüllten.
Das soeben augeführte Rgveda- Zitat X, 51,
anderen rgvedischen Auffassung hinüber,
indogermanisch erkannt haben.
ihre
Verkörperung
als
vorgestellt,
:
... „alle deine Leiber (visvä..
man auch
und wegen der
eine vielfältige Verkörperung.
leitet
zu einer
wir übrigens ja auch schon
die
Die Erscheinungswelt, die
Hülle der Gottheit betrachten konnte, hat
natüi'lich
1
Agni Jätavedas, sah Ein Gott"
tanvo), die \'ieLfach verteilt sind,
als ihre
mau
einerseits
als
Erscheinungsform,
Vielheit der Dinge
Stellen
als
und Wesen
wie V, 81, 2 „In
alle
Er-
scheinimgsformen (visvä rüpäni) kleidet sich der weise Gott" (Savitar nämlich)
bilden die Brücke zwischen dieser
„Västospati, der
du
„ihr Asvin, \aele
Indi'a:
1)
und der Mantel- oder
IfleicUdee.
Formen (pwü
varpänisi) annehmend".
III,
„Zu Erscheinungsform auf Erscheinimgsform wird
D.
h.
VH,
in alle Erscheinungsformen (visvä rüpätii) eingehst."
den Ur- Ozean,
vgl. oben.
I,
es
von
fort
der
53,8 heißt
fort
und
55,1:
117,9:
Franke: Knnt und
indem
Miiclitifre,
VI, 47, 18:
er
Indra bewegt
lim leihhaftijr scliaueii könne;
(mäydbhih)
und
purttrarpas)
Epitlieta,
vielgestaltig
Rudra
des Tva§tr
33, 9,
II,
sind
damit
man
zaiiberliafter Ei-sclioi-
(pururüpa,
„Vielgestaltig*
wiederkehrende Gütter-
öfter
I,
und
hen-orbringt",
sich
vermöge
sicli
(piirurüpa).''-
(vi.svarüpa)
„allgestaltig"
B. des
z.
um
Zauberbilder (mäyä) rings
jeder einzelnen Daseinsform hat er sich gestaltet,
,.Zu
luingsfiirmen
127
die altindische Philosophie.
und des Indra auch
13, 10,
Derselbe Gedanke erscheint aber auch in freieren, weniger konzisen
X, 120,6.
und sclbst\erständigen Wendungen, z.B. YII, 101,3: „Bald wird er (Parjanya
unfruchtbar, bald zeugt
nänilicli)
Wunsch
nacli
er,
Die beiden angeführten Worte für
,,
gestaltet er seinen Leib."
und
Gestalt", varpas
(das damit „ab-
lautende") rüpa sollen möglichenveise eigentlich „Gespinst" bedeuten
litauisch verpiu
„spinnen" zusammenliängen
Wörterbuch der altindischen Sprache,
der indogerm. Altertumskunde
S.
s.
v.
(s.
mit griech. ^üjcto) „nähen" ver-
Schon die Benennungen der Dinge der Erscheinungswelt lassen es
knüpft.
wenigstens als entfernt möglich erscheinen, daß
sei
es schon
vorindischen Periode,
so war,
auffasse,
allgemeinerer
empfehlen würde.
Annahme
eine Art
als
wie
X, 170,4; und
vielleicht
In
i.st.
(mäyino)
.
.
.
I,
I,
so sicher, daß die
schaff t'
erst
115,4 und
indirekt, Stellen
I,
159,4 heißt
95,7,
es
vor-
wenn
allen
in
Anführung
in
extenso
als die Kraft,
die die
II,
3,6;
II,
z.
Geldnei-s Erklärung Ted. Stud. IT, 189
I, S. 120),
die
Weisen, Glanzreichen."
Wort von
gi-ößter Wichtigkeit,
Es bedeutet „die »«ä?/äbesitzendcn" oder „-anwendenden".
Im Zusammenhang mit dem Licht wird die mäyä auch envähnt
„Des Mitra und Varuna erhabene 7näyä
von Erscheinungen) das Licht"..
V, 85,5:
z. T.
38,4; TV, 52,10;
spinnen neue und neue Fäden innerhalb des Himmels (-Rundes) und
Wort mäyino.
spielt sich
T. direkt,
von den Göttern: „Die Zauberbilder schaffenden
In dieser letzten Stelle findet sich noch ein
heit
also
der Rgveda-,
Gespinst sich
Es gehören dazu,
122,2;
5; I,
des (weltumfassenden) Meeres (vgl. Kap.
das
sie, sei es in
nun außerdem eine Reihe Rg\eda-
Das Licht erscheint da
Dinge der Erscheinungswelt
richtig
sprechen
dafür
man
In den meisten von ihnen sind freilich nicht alle Einzelheiten, wie ich
Stellen.
sich
einer
in
Daß dem
stellte.
sie
das 0. Schrader, Reallexiknn
varpas),
weiter
788,
und mit
Ulilenbeck, Kurzgefaßtes Ktyninl.
ab auf
„Auch
dem Hintergründe
diese erhabene
.;
verteilte vielseitig
(d.
li.
Rg^•.
111,61,7:
zu einer Viel-
Y, 63,4: „Eure mäyä, Mitra und Varuna,
des Himmels, die Sonne l)eginnt zu leuchten"
mäyä
. .
.;
des l)erühmten Asura Varuna will ich ver-
künden, daß er in der leeren Luft stehend die Erde mit der Sonne wie mit
1)
„Neues Leben schaffend" heißt denn auch diu Morgenröte VII, 80,
2.
Franke: Kant und
128
einem Meßinstrument
(?,
die altindische Philosophie.
mäna) durclunaß
Erscheinungswelt aus Lichtsti-ahlen und
begrifflichem
Zusammenhang stehend
Das Spinnen der
mame)}''^
i'i
(?,
mäyä
die
darf
Da
betrachten.
man
also
wohl
als
wir nun femer in
in
den
ni, 53, 8 und VI, 47, 18 mäijä geradezu synonym mit den rüpas, Er-
Stellen
scheinungsformen, fanden, zu denen sich Indra entfaltet, so scheint mir klar zu
daß im Rgveda wenigstens hie und da die Erscheinungswelt
sein,
optische Erscheinungsart
rein
als
mäyä
Zauberbild,
Blendwerk.
der
Gottheit
Wenn
Bedeutung nicht schon dieselbe
ist,
den
in
so
gegolten
als
Schemen,
Späterhin
heißt
angeführten Rgveda-Partien
sie
ist
hat.
die
mindestens nicht weit davon
entfernt.
Wir
dürfen
über
unser Urteil
also
der Philosopie Kants
das
sachliche
germanischen Zeit hat sich die Übereinstimmung
licher nachweisbar geworden.
Wie Kant,
etwas an sich Seiendes, Verborgenes,
so
d. h.
vertieft,
nahmen
sogar
eine Art
als
noch der
galt.
Satz, daß wir ausschließlich
mäyä
dieser
Schemen
Zu diesem
erhalten.
Es
die
Seit
bezw.
sie
zwischen
der indoist
deut-
Weisen des Rgveda
doch Unerkennbares, im Innern der
Erscheinungswelt an, die ihrerseits jenem gegenüber
ja
Verhältnis
und des Egveda dahin zusammenfassen:
als nicht vollgültig erschien,
fehlt zur vollständigeren Parallele
nur
durch unsere Wahrnehmung Kenntnis von
Satze sind die folgenden Entwicklungsstufen
der indischen Philosophie, wie wir sehen werden, wirklieh durchgedrungen.
Kapitel
III.
Kaut und die Upanisaden-Philosophie.
Die nächste wichtige uud hervorhebeuswerte Gedaukenschicht
sopliie
der Upanisaden.
Da deren
ist
die Philo-
inneres Verhältnis zu Kants Lehre, wie er-
wähnt, schon durch Deussen kurz charakterisiert
ist,
da ferner die Hauptwerke
der Upanisaden -Literatur durch Deussens angeführte Übersetzung allgemein zugänglich geworden sind, darf ich mich,
anstatt
alle
genommen
Belege für meine
einfach
1)
um Raum
ausführlich
zu sparen, darauf beschränken,
zu zitieren,
Einzelfälle
aus-
auf die betreffenden Upanisaden-Stellen in Deussens Über-
setzung zu verweisen.
vor.
Sätze
Die Kernmasse der Upanisaden -Literatur entstammt etwa
Natürlich liegt ein "Wortspiel mit drei Ableitungen aus ein und derselben "Wurzel nid
Es sind
die zu
mäyä
passenden Bedeutungen, die dieses "^^ortspiel deutlich macheu, zu finden.
Franke: Kant und
ersten Hälfte des letzten Jahrtausemls
iler
Werke
dieser Oattunfc reichen
kommen
uns
an
die altindische Philosophie.
Chr., aber die späteren
v.
ins Mittohiltei-,
bis
ja
die
in
und
späte.sten
Für
Neuzeit.
natürlich fast nur die alten und älteren in Hetracht
Die Ankliinfre
kantische Lehre haben sich iu der Upani.^aden- Philosophie gemehrt und
<iie
wesentlich
sind
bis
129
sammenfassen
geworden.
deutlicher
8ie
lassen
Der Angelpunkt der ganzen Erscheinungswelt
Zuweilen
Subjekt.
sich
in
folgende
Sätze
zu-
:
ist
Ausdruck
<ler
<lafür
ein
ist
das Ich, das
materialistisch
wahrnehmende
klingender, aber
schwerlich gemeinter: „Herz" (W).'
das
So Brha(iäranvaka-U|). V, 3: „Das Herz
Gewöhnlich aber jenes Wort, das im Zentrum der ganzen
das All".
ist
Upani?aden-Philosophie steht,
=
Wort atman
das
„Selbst", „Seele"*,
den
das
Schatten seiner späteren Bedeutung .schon in den Rgveda warf.
Vgl. die Stellen Brhadäranyaka-Up. II, 5;
Kants vergleichbare Anschauung
r.
V.
S.
120
ff.
als das
Etwas, das
klingt^ als handele es sich
wenn Kaut
fortl'ährt:
S.
S.
deine Seele,
dei-
erklärt:
... „Alles,
kenntnis gelenkt
.
.
.
was
es
d.
.
.
.
dem
(vgl.
auch Pro7,3
III,
„der die Erde innerlich regiert, der
ersten
Es
dem
folgenden:
als Vorstelliuig.
fliegt
ist
schwer, eine deutliche
ist
und
Grundsatz
was geht oder
lebt,
iiinl
synthetische Ein-
i.
Die
Aitareya-
oder was feststeht, alles
von der Erkenntnis gelenkt, besteht in der Erkenntnis, von der Erist
auch Kau§Itaki-Up.
r.
Und
*.
der Brhadäranyaka-Up.
in
und Wesen der Welt kennen wir ausschließlich
Up. HI, 3:
V., z.B.
der
nicht Natur,
innere Lenker, der unsterbliciie."
Grenze zu ziehen zwischen
Kr.
überall
es
der Ei-scheinungen nach Regeln geben"
dem (fautama
das wird
Anm.
Ähnlichkeit zugleich von Gedanke und Form,
Ulf.) uml wenn anderseits
Yäjflavalkya
in
um
135 den Verstand „die Gesetzgebung für die Xatur" nennt
heit des Mannigfaltig(>n
Diiigi'
II, 21.
Vgl. besonders auch S. 128,
„ohne Verstand würde
legomena § 36
Käthaka-Up.
bekannt; speziell konstatiert er Kr.
Ei-fahrung möglich macht, die einheitliche
alle
..transszendentale Apperzeption".
ist ja
die
Welt,
III, 4;
die Erkenntnis
ist
Chändogya-Üp. VH, 26,
(ihre)
1;
8.318: „Das Reale äußerer Erscheinungen
Wahrnehmung und kann
Grundlage"
Kaivalya-Up.
ist
also
.
wenn
ich das
.
Vgl.
Kant
wirklich nur
auf keine andere Weise wirklich sein";
„so wird vielmehr klar gezeigt: daß,
.
19.
S.
323:
denkende Subjekt weg-
1) Wohl nur bildlicli genu-lnt, da die Weltsocio im Verhältnis zu der Sinnen weit unter
anderem verglichen wird mit dem Herz in seinem Verhältnis zum Adersyst«>m.
S. unten.
2) Das aber auch noch in anderen Beziehunp^n eine bedeutende KoUe spielt.
Al)er es klingt nur so.
Mit Rücksicht auf meine SciiliiOkritik brauche ich bei diesen
."<)
Znsammenstf.-Ilungen nicht zu peinlich zu sein und auch die verschiedenen Seiten dos Geisteslebens
niiht allzu Sorgfältig auseinanderzuhalten.
9
Franke: Kant und
130
Körperwelt wegfallen muß,
die ganze
nehme,
nung
die altindische Philosophie.
als die nichts ist, als die Erschei-
und eine Art Vorstellungen
in der Sinnlichkeit unseres Subjekts
Dieses unserer Sinneswahrnehmung
erscheinende Sein
desselben."
wahre, eigentliche Sein, lehren die Upanisaden weiter^, nicht das Ding an
Das Pur- echt- halten desselben bezeichnen die Upanisaden
sagt Kant.
wissen" und vereinzelt
Rgreda getan
Mäyä
als
Vgl.
hatte.
(„Illusion", „Blendwerk"), wie
B. Käthaka-TJp. VI, 7; IV, 2:
z.
.
.
.
schon der
es
den unbestän-
man
digen Dingen"; SvetäSvatara-Up. IV, 10: „Als Blendwerk erkenne
den Blendwerk anwendenden (mäyinam) den großen Herrn."
Kärikäll, 17
Dazu
— 19 (60 Up.
Kant, Kr.
Tgl.
hier trennt, ist meiner
Brhadäranyaka-Up.IV,
S. 585).
V.
r.
S.
66
402.
u.
4, 19
Was Kant und
Meinung nach nicht
so sehr der
Verteilung und Gestalt in Wirklichkeit
sondern der, daß
die Natur,
Mändükya-
= Käthaka-Up.IV, 11.
die indische Philosophie
Umstand, daß die indische
Mäyä-Lehre das nur aus der Wahrnehmimg Bekannte geradezu
Vielheit,
sich,
als ,,Nicht-
„aber Weise, die
die Unsterblichkeit erkannt haben, suchen nicht das Beständige in
als
i
aber nicht das
ist
als
nicht Torhanden
in
dieser
erklärt
hat,
diesen bloßen Vorstellungsdingen nicht gleich viele Dinge
sie
an sich gegenübergestellt
hat,
sondern nur
Ätman usw., während Kant
ein
einziges
Prinzip,
reales
von Dingen an
das
Brahman,
alias
annimmt.
Etwas wirklich Seiendes hinter dem Schleier der sinnlichen Anschau-
eine Vielheit
ungsformen nehmen jene Indier nicht weniger
wichtige Übereinstimmung trotz der
1)
Wer
auf Parallelen erpicht
ist,
Abweichung
als
Kant an, und das
in der
sich
ist
die
Art ihres Idealismus.
ohne allzu ängstlich auf ihren Sinn zu achten, der kann
Raum anführen, die an Kants bekannten
von unserem Geiste gegebene Formen imserer
Sinnenerkenntnis sind.
Chändogya-Up. VII, 26, 1: „Für den so (die Dinge) ansehenden....
stammt aus seinem Selbst (seiner eigenen Seele) der Raum (ätes'a). .." Ebenda III, 12, 7f.:
„Beides ist ein und dasselbe: jener Raum außerhalb des Menschen und der Raimi innerhalb des
dann weiter Aussprüche
Nachweis erinnern, daß
in
den Upanisaden üher den
Raum und
Zeit apriorische
und der Raum im Herzen" (reproduziert Brahma-Up. 2). Die Kritik dieser
möchte ich sogleich jetzt erledigen.
Die Übereinstimmung ist nur eine
scheinbare. Für die Upanisaden -Philosophen sind Raum und Zeit genau in demselben Sinne ideal,
wie es alle empirischen Dinge sind, denn Chändogya-Up. VII, 26, 1 schließt:
„aus seinem
Selbst diese.s All", für Kant dagegen sind Raum und Zeit einerseits und die sinnlichen Erscheinungen
Menschen;
speziellen
.
.
.
Parallele
.
anderseits prinzipiell verschieden, jene sind ,,rein" a priori, diese aber empirisch.
eine Stelle wie Maiträyana-Up. VI,
14; Nrsimhapürvatäpaniya-Up.
Kausxtaki-Up.
6
1,
als
EU
1.5
alle
als
aus
aus Zeit und
Raum
Dinge
als
.
— Wenn
feiner
aus der Zeit, Chändogya-Up. I, 9, 1; Vin,
dem Räume
(vgl.
auch Brhadäranyaka-Up.
entstanden hingestellt werden, so
an die Möglichkeit zu denken, daß die altindischen Weisen schon wie Kant
als
.
alle
i.st
III, 8, 4),
sicherlich nicht
Sinneswahrnehmung
Es ist sehr
abhängig erkannt gehabt hätten von den reinen Verstandesbegriffen Zeit und Raum.
leicht hegreiflich,
wie
Begriffen a priori eine
2) Übrigens,
Vgl. auch Kr.
r.
man
alles
Seiende
als
Produkte von
Ahnung zu haben. „ Raum "
ist
Raum und
nur ein anderer
Zeit auffassen konnte, ohne von
Name
für das „ Allumfassende ".
wie bekannt, ja auch andere Philosophien, des Altertiims und der Neuzeit.
V., S. 642 f.; 208ff.
Franke: Kant und
dio altindische Philosophie.
131
Hinter dem Schleier der empirischeu Wahrnehmungon steht ein Etwas, von
den liulorn besonders das „Selbst" (a/?«on)', aus reüsionsgeschiclitlichcn Gründen
auch Braliman, Puru?a usw., von Kant das „Ding an sich" und ähnlich benannt.
S.Z. B. Kätluika-Up. II, 22, ÖvetäSvatara
-
Up.
21 und VI, 11.
III,
Wie
die
Messerscheide das Jlesser umgibt oder wie dio Radspeichen die Radnabe, wie
Adersystem
wie
das Herz,
das
System der Flüsse den Ozean», wie die
Schallweilen das Musikinstrument, wie
Funken und Rauch das Feuer umgeben, dem
das
entstammen, so die Formen des empirischen Seins den Ätman.
.sie
yaka-Up.
4, 7; II, ü, 15;
I,
Brhadärapyaka-Up.
31
f.;
Mändükya-Kärikä IV, 47
II, 1, 1;
einer
zu
und
iiat
selnin
„Feuer",
ilic
in
Buddhismus sind
und
ihr zahlreiche Bilder
Brahman
(alias
„Ding an
in
sich".*
z.B. i^vetäSvatara- Up. VI, 11:
Mundaka
All....'";
teillos
-
U]).
wie
Es
heißt,
geheißen
„der eine
goldener
„In
thront."
Statt
Denn
Dunst" (virajam) übersetzt werden.
abgewonnen.
usw.) aber ist undefinierbar,
wie
schon in
es
„verhüllt",
hatte,
Gott versteckt (güdhah)
5: „Eines, verhüllt, unendlicher Gestaltung.
I,
II. 2, 9:
Brahman
Zeit
^g^•edischer
Wesen"; Mahänäräyana-Up.
Staublos und
ihr beruht,
diesem Falle zweifellos zugleich universal gedachten^ Gott-
l'ud im
unerkennbar gerade wie Kants
als
Auf
rgvodische (und möglichenveise urindogermanische) Be-
gemeinindogemianischer
„vei-steckt",
symbolischen
alle
aber wahischeiulich zugleich älter als die Upani§aden
Dieses Etwas, dieses „Selbst"
in allen
wie
wird,
f.)
im Alltagsglauben
sich
auch das spätere Denken naciihaltig beeinflußt.
nennung der auch
heit als
ist
haben
entwickelt
faktisclion
(ileichungen der Religion)
gesagt, wdhl
Brhadäran-
(60 Up., S. 598
ff.
= Feuer (die
Dio symbolisclie Gleichung üniversalgott
natürlicii
S.
Ozean: z.B. Maiträyana-Up. VI, 16;
10;
11; Feuer: Kau§Itaki-Up. IV, 20; Maiträyana-Up. VI, 26;
II, 4,
Mundaka-Up.
II, 4, 9;
herrlichster
uucli
Hülle
{koi<e)
wohl besser „ohne
staublos sollte
„Dunstkreis"
(rajas) ist eins
der
Bilder für die empirische Entfaltung dos au sich „dunstlosen" (viraja) Braliman
1)
Idar
Warum
dieses mit
dem
Ich identisch
ist (vgl.
oben,
S. 129).
wird
in
der Schlußbetrachtung
werden.
2) V'gl. auch
3) Vgl.
den Urozoan der Griechen,
die Beispiele oben
aus
s.
S. 120.
dem Rgveda,
dio
sich
leicht
vermehren
ließen.
Für
die
auch die Übereinstimmung von Svetä.svatara-l'p. VI, 15 mit
dem früher angedeuteten Itgveda - Mythus daß Agni, der „Feuorgott", sieh im "\Va.sser versteckt
habe. Denn in der Upani^ad ist zweifellos nicht vom Feuorgott, sondern von der alldurrhdringondon
Richtigkeit dieser Ansicht spricht ja
,
Gottheit die Rede;
Weltalls, er
4)
ist
als
von dieser aber heißt es
Feuer
Wie außerdem
in
a. a.
0.: „Er. der Eine, der
Schwan inmitten
dieses
das Wasser eingegangen."
„un.ser eigenes Subjekt",
der Welturhebcr, die Gottheit (Kr.
r.
V.
.")39;
„an
sich
selbst" (Kr.
l'roli'gomena §58).
r.
V. S.
67.'))
Im Ätman-Uegriff
sich nämlich das alles.
9»
und wie
vereinigt
die altindische Philosophie.
Franke: Kant und
132
oder Ätman, das denn anch der Sänikhya-Plülosophie einen wichtigen Terminus
Käthaka-Up. II, 23: „Dieser Ätnian ist nicht durch Worte zu
geliefert hat.
Ähnlich VI, 12:
erfassen, nicht durch Weislieit, nicht diu-ch viele Gelahrtheit."
„Nicht mit dem Wort, nicht mit dem Verstand,
erfa.ssen.
Wie könnte mau
dem Auge
mit
niclit
er zu
ist
ihn erfassen als einzig durch das Prädikat 'Er ist'?"
auch BrhadäranYaka-Up.in, 4,2; 8,8; Taittirlya-Up.n,4; Kena-Up. I, 3; Mundaka-Up. HI, 1, 8; Brhadäranyaka-Up.III, 9, 26: „Er aber, der Ätman, ist nicht so
S.
und
ist
und
nicht so";
II, 3, 6:
„Aber
es ist nicht so'" Vgl. Kant, Kr.
r.
V.
die
S.
Bezeichmmg
250:
.
für ihn
'es ist nicht so!
ist:
„das ti-ansszeudentale Objekt aber,
.
.
welches der Gnuid dieser Erscheinung sein mag, die wir Materie nennen,
bloßes Etwas,
nicht einmal verstehen wüi-den, was es sei,
wovon wir
jemand sagen könnte"; auch
z.
B. S.66; 232; 235; 257
Ti-otz
f.;
fachen RoUe als Ding an sich, als Subjekt an sich und
doch der religiöse Drang auch
die
ist ein
uns auch
es
Prolegomena § 14; §32.
Ätman (Brahman
dieser Unerkennbarkeit des
wenn
usw.)
in
seiner
drei-
als absolute Gottheit hat
Upanisadeu -Weisen dahin
gefülirt,
allerlei
Aussagen über ihn zu machen. Ebenso hat sich Kant nicht enthalten, die Eigenschaften
aufzuführen,
Rahmen heraus
aus
z.
Wesen
der Ausdi-uck
ist,
Mundaka-Up. in,
aller
Wesen, wofür
wofür aber noch
selbst der Götter,
ff.;
4, 6, in
Up.
ja die
I,
z.B.
z.
I, 1,
Mahä-Näräyana-Up.
„das
Wahre
Wesen,
Ghändogya-Up.
B.
Brhadäranyaka-Up.
1, 1;
z.
I, 4.
Vm,
III,
B.
1,
6
;
LXm, 2
Käthaka-Up. V. 11; VI,
nyaka-Up. in,
z.
B. Käthaka-Up.
8, 9;
B. nach
er
ist
Wesen, z.B. Mahä-Näräyana-
Mundaka-Up.
imveränderlich, ewig,
z.
Brhadäranyaka-Up. ni,
12, 6
II, 4, 5';
m,
und Brhadäranyaka-Up.
7,
I,
14 ff.; das Urwesen, z.B. Aitareya-
I, 4,
1;
werden mag Käthaka-
I, 4, 7 ff.;
10; I, 4, 11; I, 4, 17;
H,
1,
20;
4; cüe höchste Realität, wahrhaft seiend, das „Wahre'',
;
Brhadäranyaka-Up.V, 4, Taittirlya-Up. H,
des Wahi-en", Brhadäranyaka-Up.
kavi, mantsin),
z.
1, 8;
gesamte Upanisaden- Philosophie
angeführt
speziell
Fabelform ausgedrückt Kena-Up.
Mahä-Näräyaua-Up.
bloßen
auf beiden
B. nach Kausltaki-Up. HI, 8; Brhadäranyaka-Up, IV, 4, 20;
Up. V, 15; Mundaka-Up. H. 2. 10; Brhadäranyaka-Up.
3
einem
sind
an sich einfach {niskala^ akala)
ist
1,4, 11 ff.; 6vetä§vatara-Up. V, 5; VI, 11; das höchste
Up. I, 5; das
als
Diese Eigenschaften
Svetägvatara-Up. VI, 2, 5;
11, 2, 9;
einzig, universal,
Gottes-Idee
der reinen
hätten.
Ätman -Brahman
Seiten dieselben:
Mundaka-Up.
wir
die
Gott beizulegen
II,
8, 8;
Kä-Up.
18;
II, 2, 10;
IV, 4, 16
fi-ei
1
20; 11, 3, 6; das vollkommenste
Chändogya-Up. VI,
1;
B. Käthaka-Up.
11, 1,
8;
1, 5;
allgewaltig,
weise
z.
(vipascit,
B. Brhadära-
von den Bedingungen der
Zeit,
U, 18 uud 22; Svetäsvatara-Up. HI, 21;
f.;
20;
Maiti-äyana-Up. VI, 15;
den Bedingungen des Raimies, allgegenwärtig, unendlich,
ist
fi-ei
von
doch Ätmau-Brahman
Franke: Kant und
z.
Dingen, umfaßt
allen
in
zuf,'leifli
Dinge, die ganze Welt, den ganzen
alle
Brlmdäranyaka-Up.
B. Kilthaka-Up. II, 21 u. 22; VI. 3;
:UL:
III, 7.
— 9;
III, 8, 7
Kant.
Vgl.
Kr.
IV, 4. 17
V. 4.59
r.
463
f.,
ii.
T,
Kaiini,
4, 7 u. 16; II, 5, 15;
20. Svetäävatara-Up. HI, 9; III, 21; VI, 11.
Ks hat sicherlich nie eine
501, 539, 617.
f.,
133
die altindisohe Philosophie.
alle
mit Kant.s Gottesidee geforderten Eigenschaften der
(iottheit in solcher idealen
Vollkommenheit ihrer Gottheit beigelegt hätte wie die
gegeben, die
Religiiin
AVie mir scheint, haben die indischen
der Upanisaden.
philosiiphisclie Religinn
(und schon urindogermanisclien) Weisen Kants Ideal sogar iibertroffen, denn die
Forderung, daß die Gottheit allgegenwärtig
(nicht als AVeltseele)"
Welt
S.
Wenn Kant
eifüUen.
Pantheisnuis
sei,
kann doch logischerweise
der Gottesidee
in
und „die Allgegenwart'' für vereinbar
501), so ist das wohl durch zweierlei zu erklären
den
nui-
der
außer der
hält (Kr.
r.
V.
und zu entschuldigen: Durch
der herischenden kirchlichen Tradition, der anerzogenen Anschau-
Zwang
ungen,
„das Da.sein
und durch
üngebundenheit einer rein
die
über-
die
absti'akten Idee,
wiegend von menschlichen Wünschen, nicht von philosophischen Gesichtspunkten
Kant
gelenkt ist
Daß
aufstellen.
Kr.
r.
V.,
will ja
462, Anm.
S.
mit seiner Gottesidee nur einen unausgefüUtcn
ein solches
man aber von einem
*
Wesen
und
S.
wirklich existiere, verlangt er nicht
536, 539
Begriffe, von
dem
ff.,
Prolegomena § 57,
B.
(z.
Prolegomena § 52b).
Anschauungen kommt
also diese
geschah es,
Wenn
um die
Urteil eines
Kant garantieren zu
in Beti-acht
Für
die
spczifll
Daß
S. 175).
könne,
aller
seine
ja
ist
Vergleichung mit den
ganze Gottheitsidee
ich wenigstens in
Rahmen
nicht zugleich die Realität gegeben wird,
auch Widei-spruchsvolies nach Belieben aussagen
Ansicht
(s.
eigene
indischen
überhaupt nicht ernstlich
Kürze mich damit beschäftigte, so
Hoheit der Gottesgedanken der Upanisaden auch durch das
lassen.
Schluß noch eine sehr auffällige Parallele: die beiderseitige Auffassung
Zum
von der Moral, die übrigens ganz ähnlich auch im Buddhisnuis sich wiederfindet
Kant Kr.
daß
es
r.
V.
S.
627 Anm.: „Das menschliche Gemüth nimmt
jedem
bei
vernünftigen
We.sen
Interesse
an der Mmalitiit. ob es gleich nicht
wiegend
ist.
Befestigt
und
vergrößert
dieses
auch das speculative Interesse zu vereinigen.
ihr
wenigstens auf
dem
halben
wie ich glaube,
und praktisch über-
Interesse,
und
ihr
werdet die
mit
dem
praktischen
um
Sorget ihr aber nicht dafür: daß
Wege, gute Menschen macht,
auch niemals aus ihnen aufrichtiggläubige Menschen machen." R.
„Moral also führt
Heiligkeit
ist
unumgänglich zur Religion."
nach Kr.
pr. V., S. 10,
natürliches
ein
ungetheilt
Vernunft sehr gelehrig und selbst aufgeklärter finden,
ihr vorher,
(so
noth wendig geschieht)
Anm*
..im
Ebenso
S.
8.
so werdi't
(i. bl.
V., S. 6:
Weisheit
und
(Ininde und objectiv ..einerlei".
Franke: Kant und
134
die altindische Philosophie.
Käthaka-Up. ü, 24: „Mit Nichten kann derjenige seiner
(sc.
des Ätman) durch
vom Bösen abgelassen hat, nicht
Und Buddha erklärte, Dlgha-Nikäya
Erkenntnis teilhaftig werden, der noch nicht
beruhigt, gesammelt, ruhigen Geistes ist."
rv, 22: „Durch Heiligkeit geläutert
ist
die Erkenntnis"...; er lehrte
das,
was
wie eine notdürftige Moral seines Systems aussieht, als Mittel zur Erreichung
Mönche,
„Dies,
der erlösenden Erkenntnis:
ist
die
Wahrheit vom
erhabene
"Wege, der zur Airfhebimg des Leidens führt," und entsprechend machte er die
Herzen seiner Hörer immer
und verkündete ihnen
a. a.
0. V, 29.
erst
durch moralische Unterweisung empfänglich
erst
dann
die „höchste Buddhalehre",
So auffällig aber diese Übereinstimmung
ist,
vom
so
selbstverständliche Eesultat der beiderseitigen Prämissen. Diese
Leiden,
ist
sie
s. z.
Kongruenz beweist
übereinstimmende Sache etwas Not^vendiges,
also nicht einmal das Eine, daß die
für die Menschheit bleibend Bedeutendes
sei.
§aden- Philosophen und Buddha
war
stellten,
Die Aufgabe, welche die UpaniErkenntnis
die
der
illusorischen
Natiu- des empirischen Seins und die Emanzipation von dessen Zwang.
Abkehr, Resignation, war dazu natürlich der erste notwendige
verleugnung aber
ist ja
das
Wesen
Linere
Selbst-
Schritt.
der Moral. Kants Gedanke aber
ist,
daß die
Moral auf ein höchstes Ideal, auf eine Gottheit, hinweist und hinführt
parallelen
Aussprüche sind
gewachsen.
also
B.
das ganz
in Wirklichkeit auf ganz verschiedenem
Die
Boden
^
Kapitel IT.
Kant und Buddha.
Der
dritte
große Kreis altindischer Gedanken, der sowohl seiner Bedeutung
wie mannigfacher Kongruenzen wegen beanspruchen kann hier herangezogen zu
Buddhas Lehre.
werden,
ist
scheint,
diese
Literatui- an.
Zeitlich schließen sich, wie es wenigstens vorläufig
Gedankenmassen unmittelbar au die Kerumasse der Upani§adenDie historische Persönlichkeit,
menschen Buddha eingekleidet
hat,
scheint
die
um
die
500
Überlieferung
v.
als
Gott-
Chr. gelebt zu haben.
Ich stütze mich im folgenden auf die in Päli- Sprache abgefaßten Originaltexte
des ältesten Kanons der buddhistischen Kirche, nicht auf sekimdäre Schriften
über den Buddhismus, woraus
man
sich
die
Abweichimgen meiner Ansichten
1) Kants Kausalitätslehre hat mit derjenigen der Upanisaden und des Buddhismus nichts
den Begriff, der ja aber etwas allgemein Menschliches ist, und den Namen gemein, und selbst
was die Namen anbetrifft, so scheint mir die derartige Übersetzung der indischen Termini durchaus
als
picht zweifelsfrei.
Franke: Kant und
den
von
indisclio
bekannton Darstellungen
Grundgedanke von der
135
die altindische Philosophie.
des Buddhismus
erklären
wolle.'
Der
alt-
prinzipiellen Verschiedenheit des Seins an sich
und des empirischen Seins bildet auch die historische Grundlage von Buddhas
Von ihm aus
Lehrgebäude.
zu beurteilen und begreiflich,
alles
ist
seinen und Kants Aussprüchen.
Parallelcu zwischen
auch die
Das Neue aber und Be-
zeichnende in Buddhas Lehre war sein Fallenlassen der Ätmanfrage, seine Ab-
neigung gegen jede Metaphysik.
eine unbekannte Größe
X
Weil das
„Selbst'' (ätnian, Päli attä) der
und bleiben muß, oder wie Kant
ist
und „von negativem Gebrauche"
(Kr.
r.
V.
S. 235),
Diskussion darüber konstant abgelehnt und spricht
Form, indem er von allem Empirischen
Jede mögliche Äußerung
deutungen oder über Dinge,
Buddha tadelnd eine
ditthi
die
(d.
h.
namentlich
Er
wahrer Greuel.
,,
luftige theoretische
metaphysische Fi'agen").
seinerseits
stand der Erörterung für
Leiden); dazu
dieses Leiden
war (wie Kant) über solche hinaus, versichert
Buddha nur
4,"?.
II,
die empirische,
(eben als Vorstelhuig)
kommt
d. h.
sei.
In
Gegen-
Diese erklärt er einmal
Ergänzung: die Anweisung, wie
diesen engen
Reichtum der buddhistischen Gedankenmassen
An Kant
als
die für uns nur als
zweitens ihrer Konsequenz nach
,
die selbstverständliche
aufzuheben
in-
Solche ditthis waren ihm ein
unsere Vorstellung existierende Erscheinungswelt übrig.
ihrer Entstehung nach
(als
Handhabung
Ansicht über
von den beiden Komponenten des Weltenseins
bleibt sonach
sei.
seiner verschiedenen Be-
mit diesem Ätman zusammenhängen, nennt
uns einer seiner Jünger im Anguttara-Nikäya
Es
einer
in
wörtlich „Ansicht", in Buddhas
aber so viel wie „unbeweisbares Dogma",
diskutable,
darum hat Buddha jede
attä nur in der negativen
daß es nicht Ätman (an-attä)
sagt,
über den Ätman
vom
Dinge
sich ausdrückt, ein
Rahmen
fügt sich
der ganze
ein.
erinnert in diesem Lehrsystem zunächst natürlich wieder die
Ab-
trennung des empirischen Seins von jenem X, das jenseits von dessen Grenzen
Dann aber kommt
liegt.
eine
neue
sehr wichtige Kongruenz,
die
zwischen Kant und Buddha und überhaupt zwischen Kant und
l'hilosophie, hinzu:
mehr möglich
reien
ist,
Das Haltmachen an jener Grenze,
und
prinzipielle
die
und des inneren Sinnes,
genommenen eigenen
1)
jenseits deren kein
Wissen
der scharfe kritische Sinn, der von metaphysischen Phantaste-
nichts wi.ssen wollte,
äußeren
wichtigste
der indischen
d.
h.
(Jleichstellung der Objekte des
auch die Charakterisierung der wahr-
Seele als nui- iinpirischt
Die Raumbeschränkung zwingt mich, hiar
r
Krschcinung. während die Upa-
luiligliih die lIau|>tergebni!.so
einer durch die
Arbeit für diese Kant -Schrift veranlaßten Abhandlung iibor Buddhas Lehre wiederzugeben.
Pranke: Kant und
136
nigadeu-Philosophie das Ich
als
die altindisohe Philosophie.
lu diesen
objektive Realität hingestellt hatte.
offenbart sich eine so wunderbare Ivougeuialität dieser beiden großcu
Grundzügen
Geister, daß wir alle anderen nichtssagenden Parallelen bereitwillig daran geben
können, von denen in der folgeudeu Detailerörterung noch
auftauchen
einige
werden.
Nichts in der Welt "Wahrnehmbares, lehrt Buddha,
umgekehrt
unser Ich
rungen,
nicht
ist
Ätman
Ding an
als
„flüchtige"
ist
an-attä,
d. h.,
Ätman wiederum
als göttliche
Grundgedanke gewonnen
dieser verwandte
und auch
in allen 3 Nuancie-
Weltseele zu neiimen
ist.'
i'edeu.
frappierend, welch verwandten Ausdruck bei
ist
oder
(atlaj^
Nichts in ihm gibt das Eecht, von einer
Individuum zu
Seele, einer Persönlichkeit, einem
Es
und
„Selbst"
ist
Erscheinuugswelt
(anicca)
(an-attä)^ wobei
sich, als Seele
das Individuum
Auch
Die
ausgedrückt:
iiat,
Buddha und
Kant
bei
wenn man mit Buddhas häufigen
Aussprüchen, daß in den Komplexen empirischer Seelenerscheinungen kein
keine
Kr.
r.
kein
Seele,
V. 8.120^:
nennen,
alles
ist
so
Ich
ist
die
bloße
Form
ilmgata in
als Begriff
entspricht
Buddhas Lehre, womit
die
entkleidimg von allem Empiiischen
begriff
als
bloß
begriffliche
nichts Bleibendes
diesem
in
dem, was
in
wir Seele
.
.
.
dieses
von irgend eiuem Gegenstände, sondern
S.
die
durcii
pr. V., S. 4.
rein
die
ist,
Und auch
formale
2,
dieser
Abstraktion
Erkenntnis,
befreite „Seele au sich"
Größe gemeint
307 ff., 323f.,
297ff. (bes. 299),
Prolegomena § 49, Kr.
des BewidStseins"
d.
h.
cler
die
r.
Ta-
Selbst-
reine Seelen-
den Buddha nötig hatte,
überhaupt ein Subjekt für die Erkenntnis und das Erlöstwerdeu zu haben.
Meinung von Kaut, Kr.
Ich,
von Kant vergleicht wie
„Denn
322:
des Bewußtseins", vgl. auch
330f., 402, 529, 584, 675,
„bloßen
S.
im kontinuierlichen Flusse und
wenig Anschauung,
Form
Sätze
kann kein stehendes oder bleibendes Selbst
„es
innerer Erscheinimgen gebeu",
Flusse
wäre,
entdecken
zu
attä
um
Der
V., S. 597, daß die Seele (im Unterschied zur Einheit
der bloßeu Absti-aktion) „ein sehr komplexer Begriff sein" könne, entspricht der
inuner wiederkehrende Satz in Buddhas Lehre, was wir Seele nennen, sei nur
die
z.
Zusammenfassiing von fünf Arten empirischer Äff ektion
B. Saniyutta-Nikäya
1)
Es
ist
XXII,
85),
wozu
speziell
auch Kr.
Idee sei: Kr.
gomena
V.,
S.
675 zu ver-
V., S.
4591, 468, 486, 501, 507, 522—526, 531
,
Kr. pr. V., S.
die
f.,
bloße Idee dieser Gottiieit
5381, 5871, 624«., Prole-
2.
Denn tathägata heißt „der die "Wahrheit Erkennende", wie ich festge.stellt habe, AViener
d. Kunde des Morgenl. IX, 347, Aum. 1.
Vgl. auch Chalmers, Journ. Roy. As. Sog.
Zeitschr.
f.
1898,
103 fl
S.
r.
§ 55, § 57, S. 171 ff
2)
C/^Jöf?««« - /JcAa^icfÄff,
damit auch in Gleichung zu setzen, was Kant über die Unmöglichkeit sagt, die
wirkliche Existenz der Gottheit zu behaupten, so notwendig auch
als
(
r.
Franke: Kant und
gleichen
Ebensowenig wie von einer Seele hat
ist.
liuddlia
und der Fortexistciiz oder Vernichtung
I'i-iie.xistenz
137
die altindische Philosophie.
einer
natürlich
von der
üherhaupt
solchen
auch nur reden können; er hat ininier wieder ausdrücklich abgelehnt, auf Fragen
einzugehen,
danach
Buddhas
sichten
weil
für
sie
ihn
gegenstandslos
Wenn manche
waren.
ohne Bedenken wie über ein Butterbrot über angebliche An-
Buddhafoi-scher
solcher Fragen sprechen,
betreffs
Auch
zu geschweigen.
mögen sie es vor dem
dem der Wissenschaft ganz
so
Riehterstuhle der einfachen Logik verantworten, von
Buddha wieder
hier stimmt
aufs genaueste mit
Kant
Glauben an ein zukünftiges Leben für einen nicht beweisbaren
überein, der den
doktrinalen Glauben erklärt (Kr.
Nahe verwandt
330 f., 534, 625, Prolegomena §
V., S.
r.
48).
Buddha und Kant unbeweisbare
sind die Ausdrücke, mit denen
Ansichten über metaphysische Dinge bezeichnen: Buddha nennt sie diftki (hohles
Dogma), Kant Kr.
Vernunft",
die Ansichten,
XXIV,
9
XXIV,
11
u.
T., S. 327
„dogmatisch",
Dighanikäya
I.
1,3,
auch
(z.
S.
DiUhis sind
407f.
B.
I,
9,24)
und räumlich unendlich
sagt
Buddha Samyutta-Nikäya
nur möglich, indem man die Erscheinungswelt
12,
z.
B. Saniyutta-Nikäyal, 6, 1, 4;
sei,
32ff.;
Darüber zu diskutieren
sei.
384 „Dogmatismus der reinen
S.
vgl.
daß die Welt ewig oder nicht ewig
10;
u.
oder endlich
r.
395 unauflösbare Probleme,
S.
als real seiend
zugäbe.
Die Natur der Sache bringt es mit sich,
daß einige dieser diftim selbst
im Wortlaut einzelnen Thesen und Antithesen von Kants Antinomie entsprechen
(s.
Kr.r.V., S. 354f., 360ff., 5961, Prolegomena § 52, b
Gewiß
S. 3).
stimmenden
ist
allgemeinen
Grundansicht
doch von nebensächlicher Bedeutung.
am
tiefsten
bewegenden Fragen, die
wenn
nomie und der
und Grundtendenz
Es sind eben
sie
eine vollkommene wäre.
ditthis
diLs
ditthis
als
die
soite
auch Kr.
pr. V.,
sondern
beider
seit
je
I'hilosophen
Menschen
die
Es
Details
in
daß
eine Ansicht
sie ihren Ursprung
die sich
gibt
füj-
nur mit einem
Buddha sehr
daß
sie
empirischen Welt ausgeht.
von
Also
und Antinomien ziemlich heikel
Wahrnehmung
hat
und deshalb
in
real
ist
es mit der speziellen
i'arallelität
es
bleibt
als
der Luft
Seiendem
Annahme von etwas
und
ist
der reinen Vernunft, also jen-
ilor
bestellt,
viel
Und
einer ditthi zu stempeln,
zu
in
nur
Satzgruppen der Anti-
den wenigen von Kants Antinomien entsprechenden.
der Grenzen der empirischen
schwebt,
die
sind zwei exzentrische Kreise,
Ent.scheidende für Buddha,
nicht wie für Kant,
die
Übereinstimmung
Aber
kleinen Teile ihrer beiderseitigen Gebiete decken.
mehr
vgl.
in den buddhistischen Texten in erste Linie
Wichtigkeit würde diese
gerückt erscheinen.
besitzen,
u. c;
das sehr interessant, aber als notwendiger Ausfluß der überein-
alleinige
in
der
der ditthis
wirkliche
Franke: Kant imd
138
die altindische Philosophie.
Venvandtschaft übrig mir die kritische Ablehnung
X
an sich nicht wie ein
Ein formaler Anklang untergeordneter Natur
schließen.
sagt,
im Anguttara - Nikäya n,
4, 6,
Brahmauen \md Asketen einander in den Haaren
Folge, daß
ziu"
sachgemäß hier noch anzu-
ist
„Die Passion für solche dogmatische Ansichten (ditthi-räga) aber",
offenbar in Buddhas Geiste, einer seiner Jünger
„hat
Aussagen, die das Ding
aller
behandeln.
Kant bemerkt im analogen Gedaukenzusammenhange Kr.
r.
V.,
S.
liegen".
351:
„Diese
wo
vernünftelnden Behauptungen eröffnen also einen dialektischen Kampfplatz,
jeder Teil die Oberhand behält,
Man kann
der die Erlaubnis hat, den Augriff zu tun
sich leicht vorstellen,
daß dieser Tummelplatz von jeher
betreten worden, daß viele Siege von beiden Seiten eiiochten''
Da Buddha
alle Fi'agen,
Nuancen beziehen,
überhaupt
als
um
uiu-
die sich auf das
nicht
vorhanden
das Problem
Ding an
.
es
sich also für ihn
der empirischen Erscheinungswelt gehandelt.
Upani?adeu - Pliilosophen und wie Kant klar überzeugt
Kap. 45 spricht er: ... „nur in diesem
Nikäya Bd.
11,
Körper
zeige ich
.
.
.
.
.
10:
I, 7,
.
.
„In
sechs
gewesen.
Anguttara-
Bewußtsein habenden
.
.
entsteht
in sechs wird die
.,
.
den Aufgang der Welt, das Aufhören der
die "Welt auf,
Samyutta- Nikäya
.;
macht man ihre Bekanntschaft
Welt, in sechs
die
Welt aufgehoben",
den fünf Sinnen imd sechstens im Verstände (tnanas),
der
die
318 imd 135.
V., S.
Kr.
r.
ein
Hund an
Wir
ganzes Streben
ist
Hund zu
an den Pfahl (Samyutta -Nikäya XXII, 99
denn
daß die Sinneserscheiuungen
als
Summe von Buddhas Wirken
Als
weiter
nichts
gegolten: „Die Ursache der Sinneserfahrimg i
—
lehrt der
Erkennende, und wie
Lehre des großen Asketen."
Dhammä
,alle
z.
—
sie
sind ja die Objekte des
entschuldigen."
Buddhas
bloße Erscheinungen
hat
immer der
aufgehoben wird; dies
Der Verstand
manas, des Verstandes.
zusammengenommen
reicht
bilden.
nicht
Satz
die ja aus einer Ursache her-
Die
B. aus Majjhima- Nikäya Bd. I, Kap. 37, S. 251: sabbe
Sinnenerfahrung
als
Wohlgemerkt: Buddha hat nicht gesagt,
Vermögen, aus Sinneswahrnehmungen Erfahrung zu
ergibt sich
laufen sucht,
u. 100).
darauf gerichtet gewesen, diese Kette zu lösen, einzuschärfen,
aufgefaßt werden düi'fen.
vorgeht
vgl. z. B.
Sinneswahrnehmung gebunden wie
sind an die
einen Pfahl; in welcher Richtung auch der
die Kette zwingt ihn
d. h. in
Sinneswahr-
nehmung zm- Erfahrung umwandelt, genau wie nach Kants Meinung,
l)
.
diese nur als unsere Yorstellung kannten, davon ist er ebenso wie die
Daß wir
Welt"
.
.
genug
sich in einer seiner drei
hat
beti-achtete,
.
oft
.
aus,
Kichtigkeit
Dhammä
um
ein
ist
ist
die
es gäbe
aber das
dieser Erklärung
nälain abhinivesäya
Daraufeingehen
zu
Franke: Kant und
überhaupt
auch
die
Er
Seiendes'!
nichts
ihm ankam, war, die Worte
das
hat
Ansicht
der
Diskussion
139
die altindiBcbe Philosophie.
vom
so
daß
getan,
wenif;
ganz
Nichtsein
er
ablehnte.
ist ja
nur die Negierung des Seins,
und er hat
falsche Fi-agestellung,
realität
allen
fiageu,
Fragen,
war für ihn eine ganz
Wort zu haben, das
Realität
um
oder Nicht-
der empirischen Erscheinungen ganz in Suspenso ließ und nur den Ge-
samteffekt derselben auf das
wahrnehmende Subjekt zum Ausdruck brachte,
Welt der Erscheinungen nach einer vorwiegenden, schon
er die
zu disku-
als sinnlose,
mißverständlichen Eventualitäten zu entgehen,
nicht mißzudeutendes
einfaches,
ein
Um
abgelehnt
tieren
stets beiderlei
Denn auch
also ebenfalls ein Operieren mit
Nach Sein oder Nichtsein zu
<lem Seinsbegriff.
es
und Begriffe Sein und Nichtsein überhaupt zu
vermeiden, weil diese ja von der empirischen Welt abstrahiert sind.
„Nichtsein"
vielmehr
Worauf
in
faßte
den Upani§aden
beklagten Eigenschaft kurzerhand als „Leiden" zusammen.
Die
einfach
logische
Konsequenz hieraus ergibt eine überraschend
Lösung des Nirwana -Problems.
fache
Da von
ein-
Existenz oder Nichtexistenz, also
auch von Fortexistenz oder Vernichtung, femer von einem seelischen Prinzip
gar nicht die Rede sein kann, so kann die Erlösung
(atia)
womit Buddha
von dem,
dasjenige
bezeichnet,
was
Avir
vom
„Leiden",
empirisches
d. h.
Dasein
nennen, mit keinem dieser Dinge etwas zu tun haben, also auch nicht mit jenem
sozusagen
nach
mathematischen Seelenbegriff,
deren Fortexistenz
reinen Seele
der
verständnislose Leute
ihn
so
oft
an
sich
{tathägala\
Nirväna
befragten.
kann au.sschließLich die Aufhebung des empirischen Seins-Eindrucks („Leidens"),
So wird auch der buddhi-
der empirischen realisierenden Auffassung bedeuten.
stische Satz verständlich,
gar nicht nötig
daß das Nirväna vielmehr während des „Lebens'' eintreten
ist,
Tod und Leben sind im Grunde ein und dasselbe, rein empirische Auf-
kann.
—
fassungsformen.
hier
daß für diese Erlösung der sogenannte körperliche Tod
Mit den unechten
sekundären Ninäna-Gedanken
habe
ich
ebensowenig zu tun wie mit den Entartungsformen des Buddhismus über-
haupt
Leute
z.
B.,
die
sich
das Nirväna als Schlaraffenland dachten,
hat es
früh gegeben.
Nach Buddha könnte überhaupt nur noch
in
Betracht
kommen,
ein indisches Philosophiesystem hier
die Vedänta-Philosophic.
darstellt, so
Da
diese aber
nur die systema-
kann auch von ihr abgesehen werden.
Upanijaden -Philosophie
Über Jaina- und Sämkhva-Svstem herrscht Uneinigkeit der Ansichten, ob ihre
tisierte
1)
Ob
zweifelhaft.
also
sein Idealismus
ein wesentlich
schlimmerer
als
der Kants war, erscheint mir
Franke: Kant und
140
die altindische Philosophie.
Entstehung in der Zeit vor oder erst nacli Buddha
auf sich beruhen lassen, da beide Systeme
Belang
füi-
die
Wir können
liegt.
die Fi-age
Kant -Parallele überhaupt ohne
Sie sind grobe, auf die Durchschnittsinstinkte zugeschnittene Ver-
sind.
ballhornimgeu alter Gedanken, die mit Philosophie wenig zu tun haben.
Natiir nach
sie,
sind sie, an
Buddhas Lehre gemessen,
zweifellos sekundär,
Ihrer
mögen
chronologisch betrachtet, älter sein oder nicht.
Schlufs.
Wir fanden
also,
wenn wir nunmehr
Grunde einen einzigen verwandten Gedanken
in Kants Lehre
Gedanke aber hat
airf
alle
imd der indischen
Denken der voriudischen
Philosophie aller Zeiten und im religiös-plülosophischeu
Indogermanen, an den sich
zusammenfassen, im
das Ergebnis
nebensäclilichen Parallelen anschließen.
wir die Erscheinimgen der Dinge und Kreatiu'en nicht
für-
ihr eigentliches
zu halten, oder wenigstens ^üu einem innersten Wesen derselben
zu beh-achten haben.
Fi'eiUch sind Einschränkungen nötig:
um
eine Verwandtschaft, nicht
bei
Kaut das wesentliche
geben
hat,
ist,
um
als
Wesen
verschieden
Es handelt
sich
nur
Gerade von dem, was
Gedankengleichheit.
daß er dem Satze wissenschaftüche Evidenz ge-
der ganzen Vergangenheit, selbst bei
in
ist
Dieser
beiden Seiten fundamentale Wichtigkeit: der Gedanke, daß
nahe stehenden Buddha, keine Spm- zu finden.
Und
dem ihm
so
so besonders
gelten auch für die
mit denen Kant seine Kritik von den verwandt klingenden
Inder die Worte,
Äußerungen „des Wahrsagergeistes der gesunden Vernunft" scharf imterscheidet,
Prolegomena §
31.
Unser historisches weites Ausholen hat ims
aucli
gangspiuikt auf beiden Seiten ein ganz verschiedener
Kritik unserer Erkenntnismittel aus, die
nehmung
göttlichen
Außenseite,
Dinge,
die
beide
in
indogermanisch
trafen
beiden Parteien
Wirkens
auf
sich
airf
daß
der Aus-
Kant ging von der
Lidogermanen imd Inder von der Wahr-
der Natur;
-
gezeigt,
ist.
indische
der Grenze.
Kant kam
Philosophie
Auch
also
sozusagen von der
von der Innenseite der
das Schwergewicht ruht bei
ganz verschiedenen Stellen, bei Kant auf der Kritik der
Erscheinungen, bei Indogermanen und Indern auf der Erörterimg über das den
Erscheinungen zugrimde liegende Wesen; was Kant, wo er sich treu
mit negativen
Wendungen
und mngekehrt.
gegenüber.
berührt,
ist,
nirr
darüber reden diese überwiegend Positives
So beti-achtet, stehen beide Parteien sich sogar gegensätzlich
Das Streben der einen
ist
gerade die von der anderen perhorreszierte
Franke: Kant nnd
Metaphysik.
liepeu,
V^l.
B.
z.
den schönen Satz bei Kant. Kr.
r.
V.
332.
S.
wenn auch
so schwerwiefrende,
niclit
Der altindische Idealismus
ersten Blick scheinen möchte.
wie es wohl auf den
erklärt, je später,
so energischer, die Einzelerscheinungen direkt für Illusion,
nicht
und können nicht wissen, was
Kant
Dinge an
die
—
Differenz
,
Gott und
Seele für identisch hielten
.
weil
eine Gottheit für das Seinsprin^ip in
die
Huddha kam
trat
sind.
Etwas
— eine
fernere
d. h.
sowohl Ding au sich wie
Pautheisten waren
sie
allen
und darum
Dingen und Wesen
erklärten.
von dieser Differenz ab und war kritisch genug, zu
freilich
kennen und zuzugeben,
und
um
Wir
ihrem besonderen Ausgangspunkt entsprechend, das wahre Seiende
Dingen für ein einheitliches Prinzip,
allen
sagt nur:
sicii
Seiendes legten immerhin auch die Inder zugrunde, nur daß sie
in
Differenzen
wie schon liervuifrelioben, auch in der besonderen Art des Idealismus
auf beiden Seiten,
wis.son
141
die altindische Philosophie.
daß
er-
von diesem Seinsprinzip nichts wissen könne,
er
durch diese kritische Ablehnung
aller
Metaphysik Kaut außerordentlich
nahe, aber ihn ti-ennt von Kant wieder das Fehlen irgend eines Äquivalentes für
Kants .,Ding an sich".
Es kann
also,
was
ja
vorauszusehen war. keine Rede davon sein, daß Kant
nur ein Wiederholer, ein Restaurator schon vorhandener Errungenschaften der
Indogermanen
Philosophie gewesen wäre.
— luder
und Kant ergänzen
sich viel-
mehr im großen und ganzen (wenn wir Metaphysik und Erkenntniskritik für den
Augenblick einmal,
wollen).
in
bestimmter Hinsicht,
Das beide Verbindende
übei-sch weifen
auf
ist
ihre
als
eine Ergänzung gelten
das Gebiet der anderen Partei,
beider von der Ergänzungsbedüi-ftigkeit ihrer Sache
das durchblickende Gefühl
und das Operieren beider
auf verschiedenen Teilen ein und derselben durchgehenden Linie,
zwei Seiten ein und desselben Giiindgedankens.
in
lassen
Grenzberührung, ihr beiläufiges Hin-
Kant berührt
d. h.
sich
mit den
nun aber
diesem Gedanken nicht nur mit den Indern, sondern auch mit den Sätzen
griechischer Philosophen,
vgl.
Kr.
r.
s. z.
B. Deusseu A. G. Ph. 1,2, S. 38f.
riiilosophie einen philosophischen
altes
gesponnen wurde in der indogermanischen Urzeit.
Philosophiegedanke mit
unil
dergl.
V.,
Grundgedanken vollendete und krönte, der
Erbgut durch die alten indogermanischen Philosophieen
Tiieorie, die alten
und Ph.
und
So werden wir abschließend sagen dürfen, daß Kants
V., S. 642f.
i^oxijv.
Neuerdings
gefällt
Es
man
ist
sicii
läuft
als
und der an-
der indogennanische
in
der wunderlichen
Indogermanen seien Totemisten, Fetischanbeter, Seelen Verehrer
gewesen.
Ich sage:
Sie
waren nichts von alledem,
sie
waren keine
Kaffem, Botokuden, Südseeinsulaner oder Indianer, sondern die wünligeu Vorfahren von
Immanuel Kant.
VI
ÜBER RECHTSWIRKUNGEN UND JURISTISCHE
TATSACHEN
Dr.
A. 0.
ALFRED MANIGK
PROFESSOR DER RECHTE AN DER OTYERSITAT KON10SBERO
tiine Frajic
Was
uns Juristen bei
stellt
halten wir von der Philosophie?
um
Anlaß ganz besondei-s nahe:
lieutigen
ist
unser gegenseitiges Veriiältnis
Leben wir schlecht und recht nebeneinander,
überhaupt nicht zu bezeichnen?
ohne uns
dem
— Oder
einander zu bekümmern?
Der modernen Philosophie kann der Vorwurf nicht gemacht werden, daß
sie nicht ernsthaft besti-ebt
klären
und
ihre
wäre, ihr Verhältnis zu den Einzelwissensciiaften zu
Aufgabe dadurch zu
eigene
System
Jedes
präzisieren.
der
Philosophie hat sich heut zuvörderst über diesen Punkt zu äußern.
Auch
die Wissenschaften
werden dadurch, wenn
schon von selbst
sie nicht
das entsprechende Bedürfnis haben, zu der Regelung der kritischen Grenze veranlaßt.
Und
einige
unter ihnen fühlen dieses Bedürfnis nach Orenzregulierung
heute ganz besonders.
Nur
die Jurisprudenz,
und
speziell
die
des Privatrechts, schließt sich ab.
Von einigen vereinzelten Bestrebungen andrer Art abgesehen,
der
Philosophie möglichst separieren, und sie hat ja in
graphen, die der neue Zeitgeist ihr beschert hat,
mehr
schier nicht
übei-steigbaren Grenzwall
da.s
gegen
will
sich von
sie
der Unzahl von Para-
beste Material,
das Gebiet
um
einen
der ihr gleich-
gültigen oder gar schädlichen Philosophie aufzurichten.
Aber Kant nennt
in der Anthropologie eine Wissenschaft, die sich
rhilnsophie dermaßen absondert und
da ihr
ein
Menge des
Auge
fehle,
nämlich
gegen
„da.s
sie
verschließt eine
Auge der wahren
historischen Wissens, die Fracht
von der
„zyklopische'",
Philosophie,
um
die
von hundert Kamelen, zweckmäßig
zu benützen"'.
Vielleicht
Postulat
war das
hierin liegende,
vor hundert Jahren,
an die Einzel Wissenschaften gerichtete
in.sbesondere gegenüber der auf
dem Hoden der
Erfahrung und der Wirklichkeit stehenden Jurisprudenz noch etwas anspruchsvoll.
Heute liegen
die
Dingo zweifellos
stehen auch der Rechtswissenschaft nicht
Es darf dem
Philosophie
Reehts-^^clelirtcn
ihr Verhältnis
zu
nicht
andei-s,
und
mehr zur
die
früheren
Ausflüchte
Seite.
unbekannt bleiben, daß die moderne
den Wissen.schaften
zu
rcfonnieren
bestrebt
ist
Manigk: über Eechtswirkungen und
146
juristische Tatsachen.
Die Philosophie besinnt sich mit Recht darauf, daß die Geschichte der Wissenschaften ein ganz anderes Bild von
gibt,
als
es
dem
Begriff
und der Aufgabe der
Im Altertum war von
zuweilen entworfen wurde.
Pliilosophie
der Trennung
einer sogenannten Philosophie von den sogenannten "Wissenschaften keine Rede.
Diese Trennung hat sich erst alimählich vollzogen, und zwar ui-sprünglich lediglich unter
dem
praktischen Gesichtspimkte der Arbeitsteilung.
Mit der immensen
Entwicklung der Einzelwissenschaften mußten diese sich von einander, und damit
auch von ihrem ursprünglichen Zentralgebiet loslösen.
Als die Philosophie aber heterogener Natur wurde und spekulative Zwecke
zu verfolgen begann, mußte die bloße Trennung des Arbeitsfeldes füglich zur
Das Wort „Metaphysik"
Abrechnung imd zur Entzweiung führen.
dazu angetan,
schon
Entzweiung zu beschleunigen;
diese
allein
wai-
denn keine Einzel-
wissenschaft diuite sich von den wahrnehmbaren Ei-scheinungen der Welt und
von der durch
sie
bedingten Erfahrung lossagen.
Die Philosophie
heutigen
des
Tages will
Durch
Wissenschaften hingegen angliedern.
ihre
die
Tätigkeit
derjenigen
der
Ausbildung der Einzelwissen-
schaften sind die Existenzbedingungen der Philosophie andere geworden. i
hat auf gewisse Privilegien verzichtet, die ihr früher das Recht zu großer
Sie
Kühn-
heit der Schlußfolgerungen gaben.
Wundt^
definiert
diesem Sinne
in
die
Philosophie
..als
die
allgemeine
Wissenschaft, welche die durch die Einzelwissenschaften vermittelten allgemeinen
Erkenntnisse zu einem widerspruchslosen System zu vereinigen hat".
Paulsen^
litterar
auf
um
au
ist
Xach diesem Autor hat
der Aufstellung
dem Boden
schaffene
,,Philosophie
sagt einfach:
Erkenntnis".
lichen
des
der Inbegi'iff aller wissenschaftdie
Philosophie
einheitlichen Systems
als
der Ergebnisse der Einzelwissenschaften zu arbeiten.
Philosoph
hätte
sich
heute
universitas
der Weltwissenschaft
Der
recht-
an die Dinge selbst zu machen* und
andrerseits hätten alle Wissenschaften in der Philosophie ihre einheitliche Wui'zel,
imd wenn
imd
sie sich
Isolierimg,
von dieser
loslösten, so stürben sie ab.^
sondern Gliedenmg und
,,
Also nicht Trennung
lebendige Beziehung aller Teile
auf
das Ganze."
1) Vgl.
Wundt, System
d.
Philos. S. 17.
2) a. a. 0. S. 21.
3)
4)
Paulsen, Einleitung
Paulsen S. 38.
i.
d. Philos.
1904
S. 33.
Tgl. überhaupt die Einleitung dieses "Werks.
Derselbe S. 39. In demselben Sinne "Wundt S. 109: „Die Einzelwissenschaften werden
wider Willen gezwungen zu philosophieren, wenn sie sich nicht den besten Teil ihrer Ergebnisse
wollen entgehen lassen."
.'i)
Manigk: Über Rechtsw irkongen und
Solche Grandsätze können auf
147
juristische Tatsachen.
Stellungnahme der Rechtswissenschaft
die
nicht (»line Einfluß sein.
Wir brauchen nicht zu fiuchten, daß durch Erweiterang des Horizonts
unserem Auge die für die Spezialforschung nötige Schärfe etwa geraubt werden
könnte. Die einzelne Aufgabe, an der der Jurist arbeitet, entferat ihn von selbst
mehr oder weniger von allgemeinen Gesichtspunkten.
wenn
dann,
Er
muß
Mit letzteren wird er
z.
B.
er die Geschichte des Pfandreclits schreiben will, nichts ausrichten.
hingegen offenbar zu einem
Betrachtungskreise aufsteigen,
weitergreifonden und daher allgemeineren
viel
wenn
er
z.
B. die
Begriffe des Reclitsgeschäftes
oder der Willenserkläjung aus einer bestimmten Rechtsordnung extiahieren
Je allgemeiner die Prinzipien sind,
von
deren
direkter
Anwendung
will.
die
Entscheidung einer Einzelfrage abhängt, desto mehr betätigt sich der Jurist aber
als
Philosoph; er wird letzteres nicht durch seinen darauf gerichteten EntschluU
nicht durch
es,
die
ohne es
essentielle Eigenart seiner Betrachtungsweise,
vielleicht zu
gabe, die er sich stellt
ziellen eine
ganz
Wenn
merken und ohne
Und
dabei
es wollen
die Grenze
ist
sondern er wird
zu müssen, mit der Auf-
vom Allgemeinen zum Spe-
flüssige.
wir unter Rechtsphilosophie
als
Fachdisziplin auch nur die Erörte-
rung gewisser allgemeinster Probleme und Begriffe des Rechts überhaupt verstehen,
so
kommen
wir der philosophischen
Wissenschaft des positiven Rechts
oft
Betrachtung
genug nahe;
doch
auch
in
der
gewisse Fragen können
ja
ohne Heranziehung allgemeiner Gesichtspunkte einfach nicht beanhvortet werden.
Die Einzelwissenschaft
ist
architektonisches Übereinander.
kein Nebeneinander des Wissens,
sondern
ein
Ich möchte sie aber einem Tiefbau vergleichen.
Die versteckten Schätze werden durch Gewinnung neuer, immer tiefer gehender
Schachte
natürliche
gehoben,
Licht
durch Entdeckung neuer Formen
fällt
aber nur von
Oben des AUgemeinen, wo
oben
die Schätze
und neuer Arten.
Das
hinein in die tiefsten Gänge.
Das
der Spezialarbeit
werden und zum Gemeinnutzen hingelangen
für das Gedeihen der Spezialforschung:
auch wieder sichtbar
sollen, ist andrerseits die
Licht und Luft
erhält
sie
eine je ausgedehntere, je besser wirksame Fundierung des Zuganges
meinen.
Der Arbeiter unten kommt eine
liang mit
dem Allgemeinen
aus.
Auf
die
Zeit
Bedingung
nur durch
zum
Allge-
lang zwar ohne den Zusaminen-
Dauer aber würde
er,
den Hauch des
Lebens nicht mehr spürend, in (iefahr geraten.
Mit
Feiernden
legitimiert,
uns
unter
indem wir jenen Mahiuiif Kants auch
für
die .Juris-
diesem Bewußtsein sind auch wir heute
zu
scharen,
prudenz beherzigen.
10»
die
Maiiigk:
I-IS
Das
ist
Über Kechtswirkungen und
kein Aufruf
juristische Tatsachen.
zum Kampf gegen
das
Dabei würde verkannt,
historische
Forschung.
schließlich
auf allgemeinsten
positive
daß
auch
gegen
Recht
positive
ohne Scheu zu unserm
die wir
Prinzipien ruht,
Recht oder
das
Bewußtsein und zur Formulierung zu bringen und danach anzuwenden haben,
und daß
Forschimg dieser Prinzipien bei ihren Schlüssen
historische
die
aucli
nicht entbehren kann
und nie
entbehi't
Machen wir ims nicht nur
die Residtate der Logik
hat
sondern auch bewußt insbesondere
instinktiv,
und der Psychologie zu
Wäre unser
eigen.
Blick eher
auf die letztere gefallen, mit der der Kriminalist schon lange verbündet
hätten z.B.
im Privatrecht nicht Jahrhunderte vom Geschäftswillen
wir
ist,
ohne
gefabelt,
dessen realen Inhalt zu kennen, wir hätten nicht eine ganze Reihe allgemeiner
Prinzipien
die
aufgestellt,
uns
wegen
Unrichtigkeit in
ihrer
die
Iitc
führen
mußten.
Diese Annäherung beider Wissenschaften wird noch mehr durch eine andere
Das
Beti'achtung gefördert.
,,esse est percipi'^
lage seiner erkenntnistheoretischen
Berkeleys, das Kant zur Grimd-
Lehre gemacht
scheint auf den ersten
hat,
Blick eine für den Juristen völlig unbrauchbare Wahrheit zu sein.
Der
Jurist
muß
die körperlichen Gegenstände
Sinne, als wirklich existierend ansehen.
Wixkliclikeit existierende Subjekte
Er muß
denken.
als
sich
Er muß
Rechtsobjekte in realem
auch die Personen
als in
die Zeit
Größe
als
reale
ansehen, die von der Rechtsordnung oft mit m-sächlicher Kraft versehen wird.
Er muß den Raum
die
als
wirklich vorhandene Qualität der Außenwelt auffassen,
von rechtlichem Interesse
Aber
fi'agen
ist.
wir uns weiter:
Dingen der Außenwelt vornimmt?
Was
ist
Gehen
es
denn, was das Recht an diesen
die
Yerändeningen des Eigentums-
rechtes an den körperlichen Gegenständen wirklich draußen
vor sich?
Wird
die Rechtswirkuugen,
natürlichen Welt ab?
wie sich nach
der Außenwelt
in
cUe entstandene Obligation luis draußen sichtbar?
Kants
welche wir auch lierausgreifen mögen,
— Nein,
es ist alles
Kritik die natürliche
Spielen sich
draußen
—
nur in unseren Köpfen
Welt
darstellt.
In der letzteren
durch die Kategorien unserer Erkenntnis nicht faßbar nur das Ding an sich,
übrige sehen und gi-eifen wir.
die
be\vußt.
Wirkimg sichtüch aus der Ursache, und wir erkennen
nur deshalb an, weil
wii- sie
ist
alles
Die Kausalität wirkt an den natürlichen Erschei-
nungen vor unseren Augen, uns sichtbar und unmittelbar
sich
der
in
genau so
Es entwickelt
sie
als
solche
wahrnehmen.
Die Rechtswirkungen sind uns überhaupt nicht wahrnehmbar.
Wir sehen
oder hören zwar das, was wir den jiu'istischen Tatbestand einer Wirkung nennen,
Manigk: Über Kechtswirkungen und
so
z.
149
juristischo Tatsachen.
H. die Tradition einer Mobilie bezw. die dabei erfolgenden Erkläninfien der
Wirkung
aber die
Parteien;
zusammengehörenden Aktes, der Übergang
dieses
des Eigentums als eines Inbegriffs von Befugnissen, entzielit sich unsrer
Wir
nehmung.
Wahr-
nur auf Grund der Rechtsordnung, deren Voraus-
schließen
setzungen hier realisiert sind, daß hier Eigentum übergegangen ist
wirkung besteht nur kraft
unsres Urteils,
kraft
Diese Rechts-
logischen Schhis.ses
aus
zwei
Prämissen, deren eine durch den Rechtssatz, deren andere durch den faktischen
Tatbestand gebildet wird.
Weil
die
Rechtswirkmigen nicht wahrnehmbar, sondern an der Hand ihrer
Voraussetzungen nur erschließbar sind,
politischen
Gründen
wird es
in
einigen Fällen aus rechts-
den Umstand ihres Eingetretenseins
nötig,
machen oder doch anzudeuten. Ich erinnere an
erkennbar zu
die Einrichtung des Grundbuches,
an die verschiedenen Register, au die Notwendigkeit der Besitzübertragung bei
Begründung dinglicher Rechte an Mobilien
der Wirkung,
wenn
des Tatbestandes; die
Auch
ein.
ordnung
hier
Wirkung
muß
u. a.
auch bedingen.
sie letztere
Eintritts
außerhalb dei'selben erst in ihrem (Jefolge
tritt
Wirkung
zur Feststellung der
herangezogen werden,
Das sind Zeichen des
Sie sind verursachende Faktoren
der
infolge
jener
erst der
Satz der Rechts-
Tatsachen
(Eintragung
Grundbuch, Besitzübertragung usw.) eine gewisse Wirkung eintreten läßt
ins
Unser
Prinzip ändert sich hierdurch also nicht
Ein Einwand könnte vielleicht auch aus der „Wahrnehrabarkeit" des Besitzes
gemacht werden.
Allein,
das was hier wahrnehmbar
Gewalt einer Person über eine Sache,
Die
sache.
Wirkung
des
,,
ist
ist,
die tatsächliche
nicht die Wiikung, sondern
die Ur-
Besitzerwerbs" vollzieht sich wie jede Wirkung kraft
der Rechtsordnung (§ 854 B. G. B.) nicht walirnehmbar.
Die Erscheinungen der natürlichen Welt bestehen kraft unsrer
Wahrnehmungserkenntnis, die Wirkungen in der Rechtswclt bilden
wir kraft unsrer Vernunfterkenntnis.'
„Alles Schließen
Neuschaffen von Urteilen."^
ist
Welt des Rechts ganz in sich,
außen, daß er sie
Der Jurist
als real
ist also,
er
ist
ihr Schöpfer
und
Der Mensch
projiziert sie
trägt
so
die
nach
ansieht
da er die Wirkung des Rechts und damit
der Lebensverhältnisse erst zu konstruieren hat,
dit-
Ordnung
mindestens so übel dran
wie
der Philosoph und Naturforscher, der von der Natui Wirkung, die er unmittel1) Vgl.
auch
Allgemeines über
Schopenhauer,
2)
Wundt
S.
Satz
66f.
v.
dii-se
Stufen der Erkenutni^ etwa
(jnuido § 15.
Wundt, System
S. liiSff.
Siehe
Manigk: Über Rochtswirkungen und
150
juristische Tatsachen.
bar wahrnimmt, ausgeht und nach den Ursachen
Den
konsti-uiert er.
Im Kecht
welt'
Rechtswirkimg
Der
umgekehrt.
ist es
ist
Zusammenhang
kausalen
Diese Ursache
fragt.
projiziert
juristische Tatbestand als
solche
als
Außen-
er selbst in die
Ursache einer
der wahrnehmbare Faktor: und nach der Wirkung wird ge-
forscht; diese wird konstruiert.
"Wie wenig zwingend und eindeutig die Scldüsse aus Tatbestand und Rechts-
ordnung sind, wie sehr
sie
des gerichtlichen „Urteils".
Menschenwerk
—
sind, zeigt sich ja in der Hinfcölligkeit
In demselben Sinne hinfällig sind die
-
forscher aufgefundenen „Ursachen'' und die von
auf die er aus den gegebenen
In
dem
Wirkungen
abgesetzten Geiichtsurteil
Prämisse,
troffenen Verti-agsabreden
,
der
in Fi'age
z.
B. die zwischen
die
erste
als
den Parteien ge-
soweit sie Gegenstand des Prozesses geworden sind.
In den „Entscheidungsgründen''
ßechtssatz,
Natur-
andrerseits der vorher angeführte
„Tatbestand'' erscheinen
Obersatz fungierenden Fakta,
als
vom
aufgestellten „Naturgesetze",
zurückschließt.
kommt
Im
Umstand zu deutlicher Erscheinung.
ihm
tritt
zweite Prämisse der Untersatz auf: der
als
Im
kommt.
der Schluß daraus,
„ürteilstenor" liegt
dessen Richtigkeit einmal von der Wahrheit der Prämissen imd zweitens von der
Das
Richtigkeit der Schlußoperation abhängt.
Das
kannt".
Und von den
sätze
Rechtssätzen selbst sagt
sind Sätze a priori,
Es wäre
zu behandeln
also
als
denn
Irrtum,
ein
der Philosoph.
sie
In beiden
hat dann „für Recht er-
Kant
„AUe Rechts-
(Rechtslehi-e § 6):
sind "Vemunftgesetze (dictamina
wenn
Ist
bedingung der natürlichen Welt, so
kenntnis souverän.
Gei'icht
Nicht anders wie bei jedem logischen Schluß.
Urteil ist „Erkenntnis."
rationis).''
der Jurist glaubt, eine reellere
die
in
ist
Materie
empii'ische Erkenntnis die Existenz-
der Rechtswelt die begriffliche Er-
EäUen handelt
es sich
um
eine Wirklichkeit, die
von den Kategorien unseres Bewußtseins erzeugt wird.
Die Praxis des Lebens imd die Praxis des Rechts gehen
fi-eilich
von
der unbedingten Realität ihrer Objekte aus, wodurch jene Wahrheit aber nicht
geändert wird.
Die Rechtswirkungen können höchst verscliiedenartig
nicht
nur
die
direkte
Beeinflussung
subjektiver
Rechtsverhältnisse als Rechtswirkungen ansehen.
wirkung" heißt nichts anderes
als
Das wäre
Schopenhauer,
Satz
v.
sein.
oder
Grunde §§20,
21.
AYir
dürfen
irgendwelcher
willküi-lich.
Wirkung auf dem Gebiet
Gegensatz zu den Wirkimgen auf anderen Gebieten.
1)
Rechte
„Rechts-
des Rechts,
im
Schon das Wort „Rechts-
Manigk: Über Rechtswirkungon und
Wirkung" schließt also jede Beseliiiinkiing auf
fjcbit'ts
Eine Kechtswirkinig
aus.
liogt
juiistisilie
bestimmte Seite des Rechts-
»miio
überall
151
Tatsachen.
wo
da vor,
das
Recht
positive
an einen faktischen Tatbestand irgend eine rechtliche Qualit.it oder Beziehung
anknüpft, so
dali
zusammensetzen
bcziehung
als
jener Tatbestand, der sich
nur
kann,
eingeti'eten
Wirkung erzeugt
Zweifellos
statuiert
braucht,
sein
damit
jene
Recht.s-
wird.
B.
z.
aus mehreren einzelnen Tatsachen
zu
i;
B. (i.B.
1
eine
an
sich
einen
Tatbestand
anschließende Rechtswirkung:
„Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vulleudung der (ieburt,"
Ebensc:
2,
§
„Die Volljährigkeit
tritt
mit der Vollendung des einundzwanzigsten
Lebensjahres ein."
§ 872.
„Wer
als
§
„Wer
sich
7.
ihm gehörend
besitzt, ist Eigenbesitzer."
an einem Orte ständig niederläßt,
begründet
an
diesem
Orte seinen Wohnsitz."
ij
167. ..Die
Erteilung
Vollmacht erfolgt
der
dem zu Bevollmächtigenden oder dem
Vertretung stattfinden
Wir
sagen
Lebensjahres
die
letztere
Qualität
Ähnlich
ist
daher
korrekt,
„Wirkung" der
weder
es mit allen jenen
daß
Vollendung des
die
Volljährigkeit
Recht,
Wir
Beispielen.
Erlangung der Rechtsfähigkeit, den Erwerb
begründung, die Vollmacht
als
gegenüber
dem gegenüber
Dritten,
die
soll,"
subjektives
ein
durch Erklärung
des
einundzwanzigsten
Subjekts
noch
hat,
wenn auch
Rechtsverhältnis
ist.
sind daran gewöhnt, auch
die
des
ein
Eigenbesitzes,
„Wirkungen" gewisser
in
die
Wohnsitz-
obigen Rechtsnormen
bezeichneter Tatbestände zu denken.
Dieser
Standpunkt,
den
der Verfasser
neuerdings Anfechtung erfahren.'
sitzes ist
früher
bereits
gesagt: „Die
Es wird
vertreten
hat
hat.
Begründung des Wohn-
ebenso wie die Erteilung der A'ollmacht für sich allein auf dem Gebiet
des bürgerlichen Rechts ohne jede Bedeutung; Bedeutung erlangt die eine wie
die
andere Tatsache
erst
dtirch
das
Hinzukommen
weiterer Tat.sachen,
dadurch, daß sich der Mensch, der irgendwo seinen Wohnsitz
zu
den
einer Leistung verpflichtet (B. (i.B. 269) oder
Vollmachtgeber eine Willenserklärung
al)gibt
1)
Eltzbacher, Die Handlungsfähigkeit Bd.
I
z,
B.
hat,
daß der Bfvollmärhtigte für
(164. 166).
den Rechtswirkungen der Begründung des Wohnsitzes
(1903) S,
gebiet der Vorschriften für die Rechtsgoschäfte" (1901) S.
genommen
tiöf.
4— 16.
Daher kann von
und der Erteilung der
Vgl.
Mein „Anwendungs-
Manigk: Über Rechtswirkungeu und
152
juristische Tatsachen.
Yollmacht auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts überhaupt nicht die Rede
Endigung eines Rechtsverhältnisses.
Dieser Einwand
seien
für
sich
,.ohne
allein
übersehen.
Man
sie
Ändenuig oder
die Entstehimg,
stets
."
.
Wenn mau
verfehlt.
ist
Dann aber wird
uni'ichtig.
denen
den Rechtswirkungen der Tatbestände, zu
sondern nm- von
sein,
gehören; die Tatbestände aber bewirken
meint, Yollmacht und AVohnsitz
Bedeutung",
jede
so
ist
einmal
das
positiv
dabei eine durchgehende Erscheinung im Reclit ganz
glaubt, erst in weitereu Folgen
dieser Tatsachen
„Wirkungen"
anerkennen zu müssen, und übersieht, daß die in Beti'acht gezogenen weiteren
Folgen aus keinem anderen
die
abgelehnten Tatsachen.
imd von keinem anderen
Stoff
Es sind
Inhalt
nur „Urteile'' gemäß
alles
sind,
als
der Rechts-
ordnung.
warum
Ich frage,
statuiert
werden?
soll
in § 269,
nicht
aber
in §
,Jst ein Ort für die Leistung
eine
Rechtswirkimg
weder bestinunt, noch aus den Umständen,
aus der Natur des Schuldverhältnisses,
insbesondere
7
Ersterer lautet in Abs. 1:
die Leistimg an
dem Orte zu
erfolgen,
zu entnehmen, so hat
an welchem der Schuldner zur Zeit
der Entstehimg des Schuldverhältnisses seinen Wohnsitz hatte."
Bei genauerer Betrachtimg
stellt
sich
der
Satz:
.,Die
Leistimg hat
Wohnsitz des Schuldners zu erfolgen" nicbt mehr imd nicht weniger
wirkimg" des Yerü-agsschlusses dar,
als die
ist
eine
Wirkimg, deren weitere Folgen auch
und sichtbar werden, wenn der Schuldner nicht
auch im Recht weiter
als
leistet u.
s. f.
am
„Rechts-
AYohnsitzbegründimg nach §
zimächst einti-etende Wirkung der ständigen Niederlassung.
des Schuldners
als
7
als
Die Yerpfliclitung
erst
daim praktisch
Jede Wirkimg kann
Ursache fimgiereu.
Dann muß Eltzbacher auch den bekannten Irrtum Schloßmanns
teilen, der
gesagt hat, der obligatorische Yertrag an sich sei deshalb zunächst ,,wirkimgslos",
weil er zimächst niu' eine
wirkimg'' zeige,
letzteren
zum
Erwartimg des Gläubigers imd
wenn der Schuldner
nicht
ei-fiüle,
erst
dann eine
„ Rechts-
nänüich die Yerpflichtung des
Schadensersatz.^
Die Folgerung Schloßmanns, der Yerti'ag habe keine Wirkung, schlägt der
herrschenden wohlbegründeten juristischen Auffassimg ebenso ins Gesicht wie
etwa der Satz Eltzbachers, die Yollmachtserteilung
Autoren glauben
1)
erst infolge des
sei
an sich wirkungslos. Beide
ergänzten Tatbestandes
eine greifbare
Der Verfasser hat diesen verhängnisvollen Irrtum Schloßmanns
gesucht, „Anwendungsgebiet" S. 86
Anm.
1,
auch
S. 8ff.
bereits
zu
Wirkimg
entkräften
M.-inigk:
vor
zu
sioli
Wirkung
Über l{echt>wirkungun und
und übereehcn
liabi.'U.
,
daß es willkürlich
uixl
Man könnte dann den ergänzten Tatbestand ganz eheusn
Rechtswirkungen sind
stellen.
Rechts,
niclit
iiiilic;:iiinili't ist,
eine
neuen Tatsache anzuerkennen.
beim Hinzutreten einer gewissen
ci-st
1&3
juriütuiche Tutsachvii.
Ursache
als
in
Frage
Rechte, sondern Wirkungen des
liewiikte
dem Recht gemäß.
Daß
es sich hier
um
eine durchgehende Erscheinung hamlelt. zeigt sich
auch in folgendem.
!Sachc wird
„Der Besitz einer
§ 854:
durch die Erliuigung der tatsächlichen
Gewalt über die Sache erworben."
und
normale
Die
Erlangung der
herrschende
tatsächliclien
Auffassung
ansehen und den Besitzerwerb
keit hat
Und doch
in
dem von
wenn
Besitz nur ein
Eltzbacher in Anspruch
Zu Äußerungen des Besitzrechts kommt
Besitz verletzt worden, oder
ist
und ebensoviel Bedeutung und Erheblich-
wie etwa Vollmacht und Wohnsitz
Sinne.
ohne Zweifel die
hier
verui-sachenden Tatbestand
als
dessen Wirkung.
als
Rechtsgebilde, das für sich ebensowenig
genommenen
wird
Gewalt über die Sache
es
auch
wenn der
ei-st,
dem nackten
sonst welche Tatsachen sich zu
Dennoch fassen wir, um den Begriff des Besitzes zu
und gegen akzidentelle und heterogene Faktoren rechtlich
Besitz hinzugesellt haben.
isolieren
abzugrenzen, den Erwerb des
eines gewissen
Besitzes bereits als selbständige Rechtswirkung
Vorganges ins Auge, dessen Wirksamkeit wir daher ebenso in
Frage stellen können, wie etwa die der Vollmachtserteilung.
bei der
als
deren ..Wirkung"
In die
Wenn
Vereinsgründung.
Ei-scheinung
deren Wirkungen.
fest,
tritt
daß der Verein
er als
überall
um
nur
solche
Dennoch sehen wir
Wirkung an, und mit Recht.
Ebenso
ist
es z.B.
gewisse Tatsachen eingetreten sind, stellen wir
als
erst
die
juristische Person
begründet ist
durch seine Unternehmungen und
Vereinsgründung schon
als selbständige
Es darf nicht vergessen werden, daß
Vorstellungen und Begriffe handelt
es sich hier
Dieselben haben den vorhin
angeführten guten Grund, und sie müssen daher konsequent durchgeführt und
nicht an beliebiger Stelle durchbrochen werden.
Man könnte zwar
subjektive
Rechte
sagen:
begründet,
Rechtswirkungen
verändert
aber willkürlich und hätte verhängnisvolle Folgen, da
subjektive Rechte
Tatbestandes
1)
werden.'
man
sprechen
müßte, insbesondere also auch
So z.B. Endemaiin, Bürg. Ke<ht
I
§58;
„Di.-
bei
wo
Das wäre
überall dort,
entstehen, von Wirkungslosigkeit einer
wo
nicht
Handlung oder eines
der Vollmacht,
die
auf dor (irundlago oim-j. juristisclion
Furm
Ähnlicb Arndts, Kariowa, Zitelmann, Cosack.
Tatbeütaiides ointretonden Kfchtswirkungoii gelangen in der
Auädruck."
nur da vorhanden,
sind
oder aufgehoben
subjektiver Berechtigungen
zum
Manigk: Über Eechtswirkungen mid
154
kein subjektives Eecht
juristische Tatsachen.
Mit dieser Frage hängt auch die andere aufs engste
ist.
zusammen, ob eine Handlung Rechtsgeschäft oder bloße Rechtshandlung oder
sonst etwas
denn
ist;
Antwort hierauf hängt von der Beziehung des Han-
die
delnden zu der Rechtswirkung seiner Handlung
man
so verliert
einzige
also die
Handlung oder des sonstigen Tatbestandes.
erfolgende YoUmachtserteilung
Leugnet man eine Wirkung,
ab.
Handhabe zur Bestimmung des Charakters der
eine
Dann wäre
die
gemäß
§ 167 B. G. B.
Handlung ohne jede Wirkung, was jeder
Jurist ablehnen wird.
Rechtsfähigkeit, Wohnsitz, Vollmacht, Verein,
Volljährigkeit,
Besitz usf. sind Paktoren,
die
zu praktischer Erheblichkeit verdichten: die Volljährigkeit
einer
Ersitzung oder zur Aneignung führt, die
usf.
Es
ist
VoUmacht
erst bei einer
aber gerade unrichtig zu sagen,
Rechts
ohne
jede
Vornahme
wenn
erst,
dem Gebiet
Die Vollmachtserteilung
Bedeutung".
er
zur
Handlung des
diese Faktoren,
all
insbesondere Vollmacht und Wohnsitz seien „für sich allein auf
büi-gerlichen
bei
tritt erst
Handlung des Volljährigen zutage, der Eigenbesitz
BevoUmächtigteu
Eigenbesitz,
sich infolge Hinzuti'etens weiterer Tatsachen erst
ist
des
im
ganz selbständiger Rechtsakt aufzufassen, von dessen „Wirk-
Gegenteü
als
ein
samkeit"
die
Wirksamkeit des ganzen Geschäfts für den Vertretenen abhängt.
Wir sprechen von
als
gültiger
und ungültiger Vollmacht, fassen
selbständige Erscheinung des Rechts
Ebenso
Wir
ist es
A
sagen:
auf,
und
also
die
Vollmacht
dies mit Recht.
mit allen anderen genannten und sonstigen Rechtsbeziehungen.
hat seinen Wohnsitz dort, weil er sich daselbst ständig nieder-
gelassen hat nsf.
Hier
Konsequenz
ist
nötig.
Man
darf
also,
weiterschreitend,
Rechts-
wirkungen auch nicht mxv dort anerkennen, wo „Rechtsverhältnisse" entstehen
i;
oder beeinflußt werden
verleihen,
darunter
auch
daß
fallen.
man müßte denn
Wohnsitz,
letzterem Begriff so weite Bedeutung
Vollmacht,
Handlungsfähigkeit,
Das wäre aber bekanntlich ganz
tnkoiTekt.
Verzug
usw.
Also müssen wir
den Begriff „Rechtswirkung" so weit wie möglich fassen, da jede Beschränkung
als willkürlich
und zwecklos erscheinen muß.
Die Sprache des Rechts faßt nicht anders
als
die Sprache des Volks unter
einem Begriff die verschiedenartigsten Elemente zusanmien,
heitlichen Begriff dann
Eigenbesitz,
Eigentum,
Wohnsitz, Verzug
1)
Wie
usf.
Eltzbacher.
bequemer operieren zu können.
Rechts-
Sie
und
um
mit diesem ein-
bildet
die Begriffe:
Haudluugsfäliigkeit,
Besitz,
Vollmacht,
Die
jedem dieser Begriffe zusammengefaßten Vor-
in
Manigk: Über Rechtswirkungen und
stoUungen
(z.
denselben
eine
gegenüber
alle die
die mit der
ist
„AVoil
sage;
ich
erhalten hast,
erhalten
durch
bist
du
sagi'
um
ich dies,
dadurch
in
verschiedenartigen und weitgehenden Befugnisse zusammenzufassen,
Übergabe der Sache
Das
soll.
Der „Wohnsitz"
bei dir entstanden sein soUen.
das,
ist
was wir
gedacht wird,
.,
Einti'Itt
Das ,,Eigentum"
gewisser Tatsachen
Rechtswirkung" nennen.
eine gewisse erhebliche, dauernde Kechtsbeziehung einer
ist
Diese Beziehung, die in
Person zu ihrem Aufenthaltsorte.
sitz"
dem
Sache kauf weise von A. erworben und
die.se
du Eigentümer derselben", so
nur ein Begriff, dessen Inhalt rechtlich mit dem
gegeben sein
zusammengefaßt zu
Zusammenschluli Selbständigkeit
diesen
anderen Begriffen.
allen
Wenn
einen anderen mit Wiriiung für und gegen
für
Willenserklärung abgeben zu dürfen,
der Vollmacht)
Begriff
Kürze
die Befugnis,
U.
155
juristische Tatsachen.
ist als
Wirkung
dem
„Wohn-
Begriff
eines gewissen Vorganges zu denken, nämlich
der ständigen Niederlassung.
Der „Besitz"
einer
eine gewis.se erhebliche Rechtsbeziehung einer Pei-son zu
ist
Diese
Sache.
Beziehung an sich
muß
ebenso
uns
bedeutungslos
oder
bedeutsam erscheinen wie der „Wohnsitz"; und doch wird niemand Bedenken
tragen, den Besitzerwerb als selbständige
Befugnisse
Eigentum).
infolge
Auf
des
Besitzervverbs
letzteres
Der Verfasser darf
kommt
also
es
Rechtswirkung anzuerkennen, obgleich
allein
nicht
entstehen
dem
dementsprechend
des
alle
Schwieriger
gewinnen.
a.
W.
1)
in
ist
es,
wenn
über den
Zusammenhang
der Rcchtswelt zusammenfassen,
hier auch als Satz
vom Grunde
darstellt.
Begriff
iler
Rechtsursache
Klarheit
Die Schwierigkeit entsteht insbesondere durch die Kernfrage:
juristischen Tatsache
sind nur äußere Tatsachen
Mein Anwendungsgebiet
2) Vgl. hierzu
Ver-
wahrnehmbaren Erscheinungen
dem Ausdruck
und Lebenskraft
die Trieb-
Wahmehmbarkoit der
M.
in
in der Rechtswelt.*
Tatsachen, die rechtlich erheblich sind, im
der auch das Gesetz der Kausalität,
Erkennens^
beim
Gesetz der Kausalität unterworfeneu Wechsel, so können wir
mit ihren Rechtswiikungen unter
in
B.
der Natunvelt in der Tat eine Rechtswelt gegenüberstellen.
stehen wir unter der Xaturwelt alle äußeren
ihrem ewigen
z.
nach wie vor sagen: Rechtswirkungen sind die
Gomäßheit des objektiven Rechts eintretenden Veränderungen
Man kann
(wie
eben nicht an.
S.
zu ihrer Wirksamkeit erforderlich?
im Recht erheblich?
16 und dort .\nm.
Schopenhauer,
zu
Ist die
1
Satz. v. zuruich.
,
wns
(ir.
Eltzl)a<.'hor nicht
§§l.'Off.,
bii-m-hlut
inübosondere §29.
hat
Manigk: Über Kechtswirkimgeii und
156
die
juristische Tatsachen.
Wir
stoßen damit auf eine allgemeine, aber praktisch höchst wichtige Frage,
B.
auch in dem Gegensatz von Willens- und Erklärungstheorie' in der
z.
Lehre vun der Willenserklärung in die Erscheinung
Die Frage
mau
so
ist
tiitt.
wichtig und einschneidend, daß es wunderbar
daß
ist,
hier in der Rechtswissenschaft nicht schon längst zu voller Klarheit gelangt
ja
ist,
daß
man
bisher überhaupt
ihr in ihrer Allgemeinlieit
geschenkt hat, indem
man
mit
dem
kaum Beachtung
apodiktischen, von allen beschworenen, von
niemandem begründeten Lehrsatz von der
alleinigen Erheblichkeit äußerer Tat-
sachen auszukommen meinte.
Es
ist
mittlerweile fast lediglich Geschmackssache geworden, ob
juristischen Willenserklärung
liche
im
den Willen, oder ob
Zuverlässigkeit
und
der Erklärung
man
in der
die Erklärung als eigent-
Die Erklärung kann man
Ursache der erfolgenden Rechtswirkimg ansieht.
und man
Interesse des Erklärungsgegners verlangen,
die
man
postuliert damit zugleich
Bindung des Erklärenden an das
die
gesprochene Wort.
Hingegen muß man den Willen
tatbestandes ansehen,
wenn man
z.
den erhebliclien Korn des Erklärungs-
als
B. in Betracht zieht, daß auch unser
modernes
Privatrecht sogenannte Willensmängel beachtet: In-tum, Zwang, Betrug, Simulation,
Nichternstlichkeit, unrichtige Übermittlung.
Man kann
keine von beiden Theorien
das eine behaupten, daß
jedenfalls
unbedingt recht hätte und unbedingt im Gesetz befolgt wäre.
AVille oder
Frage:
Erklärung
liegt
ein
auffallendes
Ding an sich oder Vorstellung,
sogar so gestaltet:
es unmöglich,
das eigentliche
Wesen
dem Gegensatz:
im Munde Schopenhauers
die sich
Auch
Wille oder Vorstellung.
In
Analogon zu der Kantischen
in der Philosophie schien
der Welt zu erkennen.
Es braucht nur
an die vielen ontologischen Anschauungen erinnert zu werden.
Lösung durch seinen für
in
alle
der menschlichen Erkenntnisweise
ähnlichen Problem.
Er hat
Der
selbst.
Jurist
in der Willenserklärung
fremder Vorstellungen
sich,
die als solche Objekt
diese
Erscheinung nur insofern da
ist,
mu' insofern rechtlich beachtenswert
fand die
ist,
als
sie
steht hier vor
Es
fragt sich analog, ob
a.
W.
objektiv bestimmbar
ist.
Vorstellungsobjekt
als ihr Inhalt
ist,
hat,
obgleich er selbst nicht Vor.stellungsobjekt
ist
m.
der auch
und
der Wahrnehmunsr entzieht.
1) Vgl.
etwa Leonhard, Allgem. Teil
S. 462ff.,
sie
einem
auch eine Erscheinung vor
ist.
Oder ob diese Erscheinung noch einen hinter ihr liegenden Kern
rechtlich beachtet wird,
Kant
Zukunft grundlegenden Kritizismus; er fand
Deruburg,
Bürg. Recht I § 106.
sich
Manigk: Über RechUwirkungen and
Analog scheint auch die Kntwickiunp
begreifliclierweise
was
mehr
hinauf und blickt
Der
tiefer.
als blolie Vorstellung, als bloßes
ist
Jurist sieht, daß die Erklärung nur die Ei-scheinung einer inneren
von der
ist,
Heide f^ingen
saiien in ihr zugleich alles,
man höher
Allmählich erst steigt
Der
Phänomen.
beiden Leiiren.
«ler
Materialismus und absoluter Realismus auf
zuei-st
Philosoph findet, daß die Welt noch
Tatsache
157
von der Ei-sciieinung aus und
überhaupt in Betracht kommt:
beiden Seiten.
juristische Tatsachen.
sie nicht losgelöst
not tut, wird den Schlüssel ebenfalls im
werden
Der
darf.
Wesen
Kritizismus, der hier
der juristischen Erkenntnisweise
suchen müssen.
In beiden Gebieten sind die Zeiten extremer Auffassungen wohl überwunden.
Der philosophische Spiritualismus und Idealismus erweist
Kant den
wie
sich ebenso unrichtig,
e.vfreme juristische AVillenstheorie unbrauchbar und
die
als
unzweckmäßig.
So
Mittelweg zwischen Idealismus und Realismus gefunden, vermutet
auch die Jurisprudenz mit Recht das Richtige in der Mitte.
Die Schlichtung des Streits der Juristen hängt von einer tieferen Einsicht
in
die Frage
ab,
inwiefern überhaupt Äußerungen
innerer Tatsachen
werden können, oder ob das positive Recht die innere Tatsache immer
wenn
beachtet,
sie
geäußert worden
lieren,
die
dann auch
Hier fehlt der scharfe Blick ins Allgemeine.
da.s
Äußerung zu postu-
zugrunde liegende innere Tatsache faßbar und
für andere erkennbar mache, letztere
man
der ersten Frage auf den
Sie erachten es als selbstverständlich, die
weil erst die letztere
dann
ist.
Die meisten Juristen lehnen es überhaupt ab,
Grund zu gehen.
verlangt
erst
erst prozessual erweislich sei.
Man
greift
zum Mikmskop.
—
weil
Teleskop nicht zu handhaben versteht.
Diese Auffassung
ist
bequem und
einfach, sie gleicht aber in ihrer Naivetät
dem philosophischen Realismus und Empirismus.
Sie übersieht in erster Linie, daß das positive
innere
Tatsachen
erheblich
als
untl
wirksam
Recht
statuiert,
in
zahlreichen Fällen
ohne
riazu
eist
eine
Äußerung zu verlangen.
Häufig
So lautet
i?
ist
z.
B.
,,
Kenntnis" und „Wissen"
in
einem Tatbestande erheblich.
439 B.G.B.:
„Der Verkäufer hat einen Maugel im Rechte nicht zu
Käufer den Mangel bei
dem Abschlüsse
des Kaufes
vortreten,
wenn der
kennt"
Die wichtige Folge der Aufhebung der Haftung des Verkäufei-s für Mängel
im Hechte
ist
hier von
der Kenntnis des Käufers abhängig gemacht
ohne Zweifel eine innere Tatsache.
Kenntnis
ist
Dies
ist
nichts als psychische Vorstellung.
Der Verkäufer müßte, wenn er die Freiheit von jener Haftung für sich
in
Anspruch
Manigk: Über Eechtswirkiingen und
158
uimmt, beweisen, daß
juristische Tatsachen
Käufer den Maugel gekannt
der
wird ihm
Dies
hat.
entweder dadurch gelingen, daß er ein äußeres Faktum nachweist, aus dem sich
logisch
oder psychologisch
Kenntnis
die
mangels
oder
ergibt,
durch
dessen
Eideszuschiebung.
nach sich
Maugel dem Käufer ausdrücklich mit-
z.B. beweisen, daß er den
Er könnte
Damit beweise er eine Ursache,
geteilt hätte.
zieht,
womit
auch die
also
die notwendigerweise die Kenntnis
bewiesen wäre.
letztere zugleich
bewiese eine Äußerung der Kenntnis seitens des Käufers,
Oder er
etwa einem Dritten
gegenüber. Hier bewiese er eine Wirkung, und damit zugleich die normale Ursache.
Schon hieran
Erweislich
zu macheu.
lich
Ursachen,
die
man
daß
zeigt sich,
deswegen postulieren
jedenfalls nicht
erst
ist sie
die
Äußerung
um
darf,
einer inneren Tatsache
dadurch die
letztere erst erweis-
auch auf andere Weise, auch durch äußere
zu ihr führten.
Erweislich
ist
im
sie
Notfalle,
mangels
äußerer Indizien auch durch Eideszuschiebung, die sich direkt auf die innere
Tatsache selbst bezieht.
Ebenso
liegt es ferner
z.
B.
im
§ 932 B. G. B. mit
dem guten Glauben
Erwerbers, der in erster Linie ebenfalls nichts anderes
Nichtkeuntnis.
Auch
ist
als
handelt es sich im Prozeß lediglich
liier
des
Kenntnis bezw.
um
den Nachweis
einer inneren Tatsache usw.
Wenn
der Verfasser schon früher eine ganze Kategorie von Rechtsgeschäften
hat,
aufgestellt
letzterer selbst
in
denen
erwidert worden, daß
gewiesen
nicht
die
auch ohne Erklärung
man
hier
Erklärung des Geschäfts willens,
essentiell sein soll, so ist darauf
sondern
zu Unrecht
dann ganz auf den gefahrvollen Parteieid au-
Hierbei wird mehi'ei'es zugleich übersehen.
sei.
Einmal projizieren sich innere Tatsachen meist nach außen, wodurch
danu rückschließbar und auch
kraft seines
hat,
Wild
wird
z.
leicht
sie
Der Okkupant, der
werden.
erweislich
animus domini das Eigentum an einer herrenlosen Sache erworben
häufig Äußerungen dieses animus erfolgen lassen.
B. konsumieren
oder veräußern.
Muß
er letzteres
Er wird das
aber,
um
erlegte
dadurch
etwa erst das Eigentum zu erhalten?
Aber auch der Angriff gegen den Parteieid
ausbleiben,
ist
verfehlt.
beweisen, daß er
hier etwa,
Wie würde denn
in
dem Käufer den Mangel mündlich
wenn Zeugen
nicht
dabei gewesen
äußeren Faktums um den verhaßten
Parteieid
dort,
wo äußere Tatsachen
obigem Beispiel der Verkäufer
mitgeteilt hätte?
sind,
dui'ch
herum?
Käme man
das Postulat eines
Unbesti'eitbar
vermag
der Verkäufer seine mündliche Mitteilung au den Käufer dann auch nur durch
Eideszuschiebung an diesen zu beweisen.
Manigk: Über Rechtswirkungen und
Es
ist irrig,
wenn
die Willenserklärung
159
jaristische Tatsachen.
überall einfach deswegen postuliert
wird, weil die Rechtsordnung innere Tatsachen als unerheblich ansähe, und weil
insbesondere die Eideszuschiebung dadurch vermieden werden
solle.
Das weitere Eingehen auf diese Frage von großer Tragweite
Es wird
der Verfasser hier versagen.
Hier
muß
nur eins hervorgehoben, was dabei bisher unbeachtet
sei
doch offenbar gerade wesentlich
sich
dies an anderer Stelle geschehen.
und
blieb
Das materielle Recht hat zweifellos die
ist.
Macht, Rechtswirkungen auch an innere Tatsachen anzuknüpfen.
Ein Blick auf
das positive Recht lehrt, daß von dieser Macht reichlich (febrauch gemacht wird.
Eine besondere Gefahr kann hieraus im Stadium des Prozesses nicht entstehen.
Die vermeintliche Gefahr
ist
vielmehr genau dieselbe wie bei denjenigen äußeren
Tatsachen, die nicht Gegenstand der
Wahrnehmung
Die mündliche Willenserklärung unter vier Augen
eines Dritten geworden sind.
fällt
derselben Gefahr anheim.
Die Tatsache der Erklärung und der Inhalt der letzteren können bestrittenenfalls
auch nur durch Parteieid bewiesen werden.
Gegenstandes,
Verfolgung eines Bienenschwaiins
aber
Interessenten
oft
allein
Postulierung
die
die
alle
§ 961 B.G.B. statuierte
bleiben
Hat
es
wird,
niemand gesehen, daß ich
man
entrinnt
Zur Sinnlosigkeit führt das Postulat aber
durchaus nicht
handelt,
insbesondere
dem
Tatsachen
diese
anderen Beweismittel.
Äußerung
einer
in
sind äußere Tatsachen, bei denen
Möglichkeit
die
den Schatz gehoben, so versagen
einsame Akte
u. a.
durch Parteieid zu beweisen.
bestrittenenfalls
Durch
Der Fund eines fremden verlorenen
Entdeckung eines Schatzes,
die
um
jener Gefahr
dort,
wo
deren Wirkungen eine
Akte,
also
es sich
um
fremde
Rechtssphäre nicht berühren.
Das materielle Recht statuiert äußere Tatsachen also keinesaus prozessualen Rücksichten, wie gemeiniglich behauptet
falls
Einmal bliebe
dann unerklärt, wanim sich das Recht
innere Tatsachen als juristische statuiert werden,
sichten einfach
hinwegsetzt
Man
meiden möchte.
Wahrheit,
Nicht
Und
ferner
muß
bei
in
die
strebt
hier
sichtlich
wird.
zweifellos
über jene prozessualen Rück-
den äußeren Tatsachen unter
Umständen im Prozeß ganz dieselbe Notlage
gewissen
wo
dort,
eintreten,
die
man
uns aber auch das idealste Prozeßrecht nicht vermitteln
den
materiellen
ver-
nach der unerreichbaren absoluten
Tatsachen,
sondern
in
den
kann.
formellen
Hindernissen liegt die Klippe.
1)
sprechen.
Auf
die gegnerischen Auffassungen
kommt
Verfa-s-sor
demnächst an anderem Orto zu
Manigk: Über Kechtswirkungen und
IGO
Beobachtung müssen
Diese
wir
juristische Tatsachen.
auch für die
uns
Lehre vom
streitige
Rechtsgeschäft und der WiUenserkliirung zunutze machen.
Die Erklärung des Willens darf zur Wirksamkeit des inneren Geschäftswillens nicht absolut gefordert werden, wie gewöhnlich geschieht.
Weswegen aber
—
sonst?
Aus keinem anderen Grunde,
Die Erklärung
auf einen Erklärungsgegner.
Recht nur für einen anderen.
Handelnden
Letztere
muß
mit Rücksicht
dunkle Absicht des
vorher eingetreten sein,
nicht eine ganz unbesonnene Erklärung das Resultat sein
wenn
Die Er-
soll.
den Willen widerspiegeln und ihm adäquat
klärung kann höchstens nur
sein.
verlange psychologisch und jimstisch also von der Erklärung nicht Eigen-
Man
schaften, die der innere Entschluß
d. h.
die aus einer
bestehende Absicht etwa nicht haben könnte.
muß
dem
normalerweise der Sprachbegriff
Summe
Vor dem
abgegrenzte
eine
Subjekt selbst bewußt geworden sein,
psychische Tatsache.
selbständige
welche sich die Willenserklärung lediglich
Man
möglich
nicht,
sage
ist,
daß
und das Recht
Klarheit
von Vorstellungen
sprachlichen Ausdruck
Der Entschluß
zumal bei rechtlich oder sonstwie bedeutsamen Erklärungen.
als
als
wie im Leben, so auch im
Sie soll nicht die vorher
zur Klarheit bringen.
erst
erfolgt,
darstellt, ist
sekundär.
im Aggregatzustand
erst
der
Erklärung
die letztere daher stets postulieren müsse.
Die Kaufofferte, die Kündigung, die Mahnung, das Testament wirken
dann,
wenn
sie erklärt
ist
Die Ausführungshandlung,
sind,
und zwar nur darum, weil
fi'üher oder
erst
später ein
betroffenes anderes Subjekt Kenntnis von den Absichten des Erklärenden erhalten
soll
und muß.
dasselbe
Das Testament wirkt nur darum, weil der Testator den
beti'offenen
Personen
Würde jemand hingegen
die
Kenntnis
seinen letzten Willen,
seines
wenn auch ganz
ist
diesem,
ist
eine mündliche
ist.
—
weil
ist,
Äußerung
nicht
einen
erfolgt,
Inhalt Betroffene zufällig vernehmen.
kommt
es
Ent-
er überhaupt
Monolog unwirksam, weil der Wille
als
Äußerung einem anderen zugänglich zu machen, weil
anderen"
als
Aus demselben Grunde, und zwar nur aus
fehlt, diese
„für
etwa
der Entwurf nicht wirksam und zwar nur
deswegen, weil er nicht „für einen anderen" bestimmt
keine echte Willenserklärung
will.
den Formen
in
eines holographen Testaments, nur „für sich selbst'' aufzeichnen,
wurf für das spätere Testament, so
durcii
Willens vermitteln
mag
sie
Auf
vielleicht
auch
die Möglichkeit
die Erklärung
der durch
ihren
der Kenntnisnahme
beim Begriff der Willenserklärung nicht an, sondern auf den Zweck
des Erklärenden.
klärungsentwurf,
erklärung ab?
Weshalb lehnen wir einen Monolog oder einen bloßen Er-
mag
er auch alles Wesentliche enthalten,
denn sonst
als
Willens-
Manigk: Über Rechtswirkangen und
Am
in
und bezeichnendsten
klaiston
tritt
die entgegengesetzte irrige
Abhandlung Kohlers über Mentalreservation
älteren
einer
161
juristische Tatsachen.
Meinung
und Simulation
Die Worte seien daher hier wiedergegeben:
hervor.*
„Vielmehr
der rechtlich erhebliche Wille im Zivilrecht ebensowenig von
ist
der Erklärung zu trennen wie im Kriminalrecht, die Erklärung
ebenso für
ist
wie für die strafrechtliche Beurteilung ein wesentliches und
die zivilrechtliche
Das Recht erkennt
untrennbares Stück des Tatbestandes.
die unnatürliche Spaltung
von Wille und Erklärung, von innen und außen, von Geist und Materie nicht
die
Willenserklärung
ist
geistige
Mensch gearbeitet
hat.
an,
eine
feststehenden, bedeutungsvollen Aktes
nur die zwei Seiten
.
.
.
an
Einheit,
Die Erklärung
.
.
.;
welcher der
ganze
physisch
keine Verkündung eines bereits
ist
vielmehr sind Wille und Erklärung
desselben Phänomens.
.
.
Der Mord
ist
nicht die bloße
Enthüllung eines an sich schon strafbaren Willens, die Injurie nicht die bloße
Kundbarmachung
Vorgangs.
nennen, so
ist
in
im
Sinne
einer
Kriminalrichter verfallenen inneren
die Erklärung eine
eine Offenbarung
sie
sondern
quelle,
Inkarnation,
dem
eines an sich schon
Mag man immerhin
.
.
nicht
Offenbarung des Willens
im Sinne einer bloßen Erkenutnis-
Verkörperung,
Objektivierung,
einer
einer
gleichem Sinne wie unsere Philosophen von einer Offenbarung
Der Sinnspruch
des Weltwillens durch die Natur, durch die Kunst usw. sprechen.
der Rechtswissenschaft
ist
das Faustsche Wort:
Im Anfang war
die Tat, mit der
Tat erst beginnt das Recht und die Wissenschaft des Rechts."
Nicht wenige Juristen werden sich mit dieser Auffassung womöglich noch auf
dem Boden
des heutigen Rechts dünken.
und
beachtet
das durchaus verfehlt.
gewissen Fällen abweichenden Willens die
in
Erklärung eintreten
läßt,
kann nicht gesagt werden,
beachtet denselben,
und
Unrichtigkeit
offenbart
sich
sie
Unwirksamkeit der
sähe die Erklärung
als
Geht das Recht auf den inneren Willen zu-
des Willens an.
eine Inkarnation
rück,
Und doch wäre
einer Rechtsordnung, die die Divergenz zwischen Wille und Erkläriuig
Ton
so
ist
übrigens
Kohlers Auffassung unzutreffend.
auch gerade in der
zum
Ihre
Stiafrechte ge-
zogenen Parallele.
Letzteres knüpft an den äußeren Erfolg nämlich nicht des-
wegen an, weil
zugrunde liegenden inneren Tatsachen ihm überhaupt gleich-
gültig
die
geworden wäre, sobald
wäre, wie
Kohl er
Eingriff in
eine
Körperbewegung physisch wirksam geworden
meint, sondern weil erst der äußere Erfolg einen rechtswidrigen
fremde Rechtssphäre darstellen kann.
Au.sgangspunkt, von
1)
die
dem aus
die kriminelle Reaktion
Iherings .Tahrb. Bd. 10 (1878) S. 92
ff.
Daher
ist
stattfindet
die Tat
Unrichtig
der
i.st
Manigk: Über Eechtswirkungen und
162
•wiederum ganz offenbar, vrenn
es aber
dieselbe
man
juristische Tatsachen.
dabei auf die Köi-perbewegung allein
verursachende Körperbewegung
werden
zurückgeht.
Derselbe Erfolg,
sti-afi-echtlich
ganz verschieden beurteilt, je nachdem die Frage des dolus dabei zu
beantworten
Dieselbe äußere Sachbeschädigung bleibt
ist.
Der
Absicht geschah.
juristische Tatbestand dieses
wenn
sti-aflos,
und anderer
ohne
sie
Delikte enthält
eben nicht nur den Erfolg und die verursachende Körperbewegung, sondern auch
die Schuld, die nichts Äußeres, sondern etwas Inneres
zwischen der Seele
der
Fäden beruht
einem gewaltigen Irrtum.
also auf
geforderte Tatbestandmerkmale
im
Sti'afrecht
Es handelt
mag
beziehen,
sie sich
mag
Der Mord
baren "Willens.
bedienende innere
oder
als
Geschäftswille darstellen.
gewiß nicht die bloße Enthüllung eines an sich schon
ist
Aber
die bloße Tat ist es nicht, die
eines
Kaufangebots
ist
auch nicht,
z.
sie
die
sti"af-
den Tatbestand des Mordes
gewiß nicht die bloße
Aber
eines an sich schon wirksamen Aunahmewillens.
wäre
als Mittel
auf einen deliktischen oder einen rechtsgeschäftlichen Erfolg
sie sich juristisch als dolus
Annahme
erklärte
nahme
um kumulativ
Die einer bestimmten Absicht entspringende Tat wird verlangt.
ausfüUt.
es
sich
wie im Zivilrecht: Die äußere Hand-
lung und außerdem die sich der Handluug lediglich
Absicht,
Jenes Durchschneiden
ist.
imd seineu Handlungen bestehenden
des Handelnden
den Tatbestand des Kaufvertrages
bloße Erklärung
die
wäre
ist
"Wäre cUe An-
ausfüllt.
B. simuliert, so wäre die Erklärung nichtig;
— Die
Offenbarung
sie
irrtümlich,
so
anfechtbar, also auch nicht voU wirksam usw.
Mit der Berücksichtigmig der sog. Willensmängel sagt unser Gesetz deutlich,
daß bei der wirksamen "Willenserklärung
angenommen
die Erklärung ent-
sei,
spreche einem kongruenten "Willen, und daß sie nur insofern mit voller "Wii-k-
samkeit ausgestattet werde.
Der Grund, warum das Gesetz früher wie heute
schäftswillens verlangt,
dieselbe
das
ist
aber der ganz
von ihren "Wirkungen
erlangen und sich
demgemäß
Kants mit
Subjekt.
ist
Vorstellung.
zipierendes Subjekt da.
"Willensäußerungen
eine andere Natur.
so ist die
airf
andere
Erklärung des Ge-
natürliche,
Subjekt
keine
weil ohne
Kenntnis
Kohler angezogenen, oben
zitierten
die juristische "Willenserklänmg
im Sinne
der von
muß mau
der Welt vergleichen:
Die AYelt
beti'offene
die
und
nicht rechtlich entsprechend verhalten könnte.
Gerade im Gegensatz zu
philosophischen Anschaiuuig
einfache
Beide Phänomene sind nur Objekte für ein
Die "Willenserklärung
ist
auch für ein
sie per-
Fehlt ein solches, fehlt das betroffene Interesse, so sind
der anderen Seite keine Willenserklärungen, sondern haben
Fehlt das
Auge imd das Hini,
Welt nicht mehr das, wofür
sie
in
dem
sich die
Welt
spiegelt,
von uns nur gehalten werden kann.
VIT
WORTSCHATZ UND SPRACHGEBRAUCH
BEI KANT
Dk.
A. ü.
WILHELM UHL
PROFESSOR HER DElISi HF.S PHILOLOGIE
A.V
DER UNIVERSITÄT KÖNIÜSBERG
Kant -Literatur des Jahres 1904
Die
i'ine
iiber
Tätigkeit
und ihre Geschichte
punkte des Philologen.
Nicht nur
als
Logiker und Erkoiintnistheoretikcr. nicht nur
Pädagog und Weltmann,
ja
Stand-
tiitt
er
auf,
als
Psycholog,
sondern auch
als
und Anthropolog; dann auch
sogar als protestantischer Philosoph ^ und als
Einzig und allein das doch so dankbare Thema: ..Kant als Stilist"
wird nur gelegentlich hie und da flüchtig
Der Grund für diese
gesti-eift.
auffallende Tatsache
zu
irgendwelcher Vorarbeiten
Fehlen
vom
Proteusartig zeigt sich uns der Philosoph in wechselnder
Naturfoi-scher, als Physiker. Mathematiker. Geogi-aph
Sozialpolitiker.s
seine schrift-
aber niemals
beti-achtet,
Metaphysiker, Ethiker und Geschichtsphilosoph
B. als
an derselben Stelle
Von den verschiedensten Standpunkten wird
Kants Schreibart.
stellerische
z.
sie
Schmerzlich vermissen wir bisher, seltsamerweise, eine Monographie
Lücke.
Gestalt.
mit der Kant- Literatur des
teilt
Beide zeigen
letzten Jaiiriuindertsi den gleiciien Mangel.
es fehlen systematisch angelegte
suchen
Sammlungen,
wird
seiu.
in
Ich
dem
fast
gänzlichen
meine hauptsächlich:
die das Beobachtungsmaterial über-
und Parallelen aus der gleichzeitigen Literatur hinzufügen.
die deutschen WörterIn gewissem Sinne .sind ja schon die Kant- Ausgaben und
darbieten
sichtlich
bücher, die allgemeinen und speziellen, als Vorarbeiten anzusehen.
und
Germanisten besitzen hier äußerst wert\-oUe
leider bereits
1)
Leipzig
zum
Üeberweg-Heinze
1893
(ca.
die jüngeren
Teil antiquiert,
III«, 1901
1000 Nummern).
-
Dazu die
1896 .2832 Nummern).
ed. Wud. Reicke.
-
,
§ 31
ff.
-
Werke.
zum
Max Weg
Teil
Aber
Philosophen
die älteren sind
noch unvollendet.
So
(Katalog 30), Bibliotheca Kantiana.
Adickes, German Kautian Bihliograpli.v. Boston
Monat.sregelmäßigen BibUographicn der „ Altpreussischen
Erich
achrift",
gehalten bei der
Hede,
Philosoph des ProtestanU.smus.
2) D. Julius Kaftan, Kant, der
(iedächtnisfeier am 12. Februar
vom Berliner Zweigverein des Evangelischen Bundes veranstaltc^ten
Protestantismu.s. Birlin 1899.
Vgl. Friedr. Paulsen. Kant, der Philos. d.
Berlin 1904.
1904.
Uedächtnis! Gedenkrede zum 100. Todestage.
zum
Kant
Immanuel
Adler,
Max
Ür
3)
SozialwissenschafÜ. Bilduugsverem
Wien u. Leipzig 1904. (Vortrage u. Abhandlungen, hrsg. vom
zwischen Kants Ethik und seiner
Vgl. Dr. phil. O. Brauer, Die Beziehungen
Nr. II).
in "Wien.
-
-
Pädagogik.
Leipzig 1904.
166
und Sprachgebrauch
Ulli: "Wortschatz
gekommen, daß bisher uiemaud gewagt
ist es
Und
richteu.
Schon
es lag
die
bei Kant.
Sammlungen
hat. derartige
einzii-
doch so nahe!
empfand sehr
wie auch die gelehrte,
die imgelehrte
Mit^relt,
Hand von Kommentaren zu
lebhaft das Bedürfnis, Kants Schriften an der
lesen.
Die „Kän-ner", von denen Schiller in seinem bekannten Distichon spricht, sind
Mcänner gewesen,
praktische
sie
lieferten
die
mehr Lexika oder Kompendien zu
Man
Absatz zu finden.legt also
ein
Selbst
allen Schriften. ^
Gewand
zelnen Schriften kleiden sich in das
und
eines Wörterbuches,
geneigt,
ist
um
^^;el-
ein-
leichteren
weiß den Wert eines Eegisters (Index) wohl zu schätzen
großes Gewicht auf schnelle Orientierung.
Das ganze PhiloKant selber
Eegienmg von den Dozenten
meist nach Kompeudien, wie es die
Mau
als
Kommentare zu
sophieren des 18. Jahrhimderts hat einen kompeudiösen Zuschnitt.
las
Und zwar
jenem Bedürfnis entgegenkamen.
weniger fortlaufende Kommentare zu einzelnen Schriften,
anzimehmen, daß seine Systematik
verlangte.^
durcli diese Einrichtimg an-
geregt oder doch mindestens beeiirflußt wurde, imd daß diese Systematik ihrerseits
wiederum bei der Ausbildimg des Kantischen Systems von Einfluß
ähnliche
Vielleicht läßt sich eine
Vermutung
aufstellen über die
war.*
Wandlimgeu
des Sprachgebrauches bei Kaut, sowie auch über die Veränderungen seines Wort-
Ohne den
schatzes.
vollständigen statistischen Apparat
können wir jedoch in
diesen Fi'agen nicht klar entscheiden.
Man
iu
teilt
Philosophie gewöhnlich nach zwei Perioden ein:
cüe Kantische
vorkritische
die
imd
die
kritische.
meistens das Jahr 1770 angesetzt.
die beiden Stilepochen
Am
1)
stellung
rührigsten
Kants zutreffen.
war
J.
G. C.
der wichtigsten Wahrheiten
geweihte
.
.
.
Berlin 1795 u.
ö.
Als
^
des
Überganges wird
In der ersten verwendet er die neuhoch-
Kiese wetter.
der
Zeitpimkt
Diese Scheidung könnte ungefähr auch für
neueren
(später erweitert;
Vgl. von Uini: Versuch einer faßlichen Dar[später:
kritischen]
Philosophie
zwei Teile mit Register).
—
für Unein-
Außer ihm
ist
Meilin, dessen „Encyklopädisches Wörterbuch der kritischen
Philosophie" in sechs Bänden zu Jena u. Leipzig 1797
1804 herauskam. (Am Schloß wertvolle
Register.)
Für einen weiteren Kreis waren die Anthologien berechnet. Vgl. z.B.: J.G. Ratze,
Kantische Blumenlese oder solche Stellen aus Kants Schiiften, die für Jedermann faßlich, interessant und lehrreich sind.
Zwei Bändchen. Zittau u. Leipzig 1799/1801.
Neu
2) G. S. A. Mellin, Marginalien u. Register zu Kants Kritik der Erkenntnisvermögen.
hrsg. von Ludw. Goldschmidt.
Zwei Teile. Gotha 1900/02. (Zuerst: Züllichau 1794/95.)
3) Vgl. Emil Arnoldt, Kritische Exkurse im Gebiete der Kant -Forschung. Königsberg i. Pr.
1894, S. 386.
Wertvoll ist das Sachregister Dr. Karl Vorländers zur Kr. d. r. V. (Hempel
1266—77 [1899/1900J, S. 770—839.)
Berlin 1887.
4) Dr. Erich Adickes, Kants Systematik als systembildender Faktor.
5) Diese Einteilung findet sich auch in der modernen Anthologie: Dr. Raoul Richter, KantAussprüche. Leipzig 1901. (335 Nummern.) Vgl. J. Frauenstädt, Imm. Kant. Lichtstrahlen aus
seinen Werken. Leipzig 1872; Benno Erdmann, Reflexionen Kants I 11. Leipzig 1882/85.
besonders
zu nennen:
G. S. A.
—
—
—
Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch
deutsche Schriftsprache,
(Ob hierher
schlaf?.
den
h.
cl.
,soj::eii.
f,'anz
167
Kanon" des
„obersäclisischeii
oder vielleicht nur mit
hunderts; ganz ohne,
Kant
boi
18. Jalir-
leisem ostpreußisciicn
B. das Adjektiv „verkleiiicrlich" 8, 12 gehört?)
z.
Einder
In
zweiten bedient er sich der philosophischen Kunst-' oder Berufssprache; einer
geheimen Terminologie für die Zunft, auf dem Boden der
wachsen,
stark
al)er
InH^- umfassen
durchsetzt.
Duiclililiitteni
in
Hände etwa
die beiden ei-sten
er-
die erste, die letzten
Dieser Unterschied wird jedem schon beim flüch-
sechs die zweite Stilopocho.
tigen
Epoche
ei-sten
weniger mit giiechiscben Fremdwörtern
mit lateinischen,
Augen
die
Auch der mächtige
springen.
die „Schachtelkiinstruktion'', tritt erst in der zweiten
l'eriodenbau,
Epoche überwiegend hervor.
Diese Stileigentünilii-likeit, die oft gelobt, öfter getadelt wurde, entspricht ganz
der „scholastischen Manier''^ und
des Autors
—
,Le style
wenn man
sehen,
angenommen
c'esf
zugibt,
hahe.^
nur dann
ist
rftomiiic/'
—
persönliche Eigenschaft
als eine
oder gar
als
Die einen klagen ärgerlich,
gewesen.
um
wieder und wieder zu lesen,
Schopenhauer,
Verdienst anzu-
Die Wirkung, die der Periodenbau und die ganze schola-
Manier überhaupt auf das Lescj)ublikum ausübte,
stische
sein
Kant mit Bewußtsein und Absicht jene Manier
dali
man
dal!
genötigt
eine verschiedene
ist
Kants lange Sätze
.sei,
übeiblicken und verstehen zu können.
sie
Sogar
der sonst doch in Kant den Messias der deutschen Philosophie
und der deutschen Sprache
Äußerung hinreißen;
erblickt,
einmal zu einer sehr drastischen
läßt sich
allerdings nur bei Gelegenheit einer flüchtigen
zu der Schlußstelle aus einer Altersschrift Kants.^
Andererseits
Anmerkung
gilt es als
Ehren-
sache, unseren Philosophen von der Anschulfligung, rhetorische Gruppierung oder
1)
Der Ausdruck war schon den Zeitgenossen
geschmack.
geläufig,
2)
<i.
Immanuel Kants Sämmtliche Werke.
II.
.
.
Jena
.
In
u.
alier
Leipzig 1798.
chronologischer Reihenfolge hrsg. von
(Bd. I/II: .lugend-; Bd. III/VIII: Altei-sschrifton.)
B.de enthaltenen Schriften bezeichnen den stilistischen Höbepunkt.
3) Vgl. Alois
,
— 68.
Hartenstein. VIII Hände. Leipzig 1867
Die im
und zwar ganz ohne tadelnden Bei-
Kunstsprache der kritischen Philosophie, oder Sammlung
Vgl. 0. S. A. Xlellin,
Kun8t^vörter derselben, mit Kanis eigenen Erklärungen,
Kritik der
Richl, Immanuel Kant.
reinen Vernunft"
die
Schriften der zweiten Epoche zu.
Rede
—
Rede.
Halle 1904, S. 17,
wo von der Fonn der
Der Ausdruck trifft aber auch für
auch Benno Erdmann, Immanuel Kant.
ist.
Vgl.
alle
anderen
Bonn
11)04,
„In unübersichtlichen Perioden, die mit den Formeln einer fast barbarischen Kunstsprache
überlastet sind, drängt sich die Fülle seiner Gedanken zu.sammen."
.S.
9:
4)
Eine schöne laudatio der Perioden gibt Hermann
Cohen, Von Kants
deutsche Kultur. Marburger Kaisers- Geburtstags- Rede. Berlin ISKJ.
Iniraanuel Kant.
Rede.
Marburg 1904,
5) „[Rechtslehre' 1798] S.
S.
234— 23.i
29
f.
S. I3ff.
(Marburger akadem. Reden.
rabbelt der alte
EinfluD auf die
Vgl. von
demselben,
Nr. 10.)
Mann zum Erbarmen."
Art.
Anmrkgn. zu Piaton, I>ocke, Kant u. Xachkantischen Philos..phen. (Sch.s handschnftl.
I-eipzig o. J. (1893], S. 33 (Rccliun 3002,03).
ed. Eduard Grisebach, 3. Bd.).
Schop.,
N'achlaO,
Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch
168
bei Kant.
doch wenigstens „dialektische Begriffskünste "i zur Beweisführung verwendet zu
Man rühmt
haben, freizusprechen.
die
hohe
Diesem Pro
nun
Sind
trachtet.
Contra entzieht sich der Germanist, indem er Kants Schreib-
et
der zweiten Epoche, als Standessprache oder Klassendialekt be-
art, speziell die
schon
stehen,
„die strenge, die körnige Art seines Denkens,
Idealität seines sittlichen Pathos".^
Hüfsmittel,
die
äußerst
für
die
die
so versagen
spärlich,
Epoche zur Verfügung
erste
solche bei der zweiten fast ganz.
Dort bildet Adelungs Wörterbuch die Hauptquelle; neben ihm die mehr kompila-
Für einzelne Klassiker
Campeschen Bücher.
torischen
Methode zu lernen
studien, aus denen
stehung der nhd. Schriftsprache sind
heranzuziehen.
stets
Epoche
Füi" die zweite
stehen in der Einleitung
XXXI
S.
nicht
dialekte (dieser
f.
zum
ersten
Daselbst spricht
Terminus
ist
Grimm
UrteU vorangestellt, das Jacob
sei das
Philosophensprache und über Kants Schreibart abgegeben
1854.
gehört
Detail
Leider fehlt es vor allem an einem ostpreußischen Idiotikon.*
hierher^
die
gibt es bereits gute Vor-
die bekannten Arbeiten über die Ent-
ist;
hat.
über
Die Worte
Bande des Deutschen Wörterbuches, Leipzig
Grimm
siib
8.
(S.
XXX
ff.)
über die Klassen-
aber jünger) und behandelt zuerst die Sprache der
Hirten, Jäger, Vogelsteller, Fischer, Schiffer, Winzer, Bergleute, Bienenzüchter,
Köche und Apotheker; das Eotwelsch oder
Gärtner, Bauern; der Handwerker, der
die Sprache der Bettler, Diebe
Dann kommt
tatum,
er auf die gelehrten Stände
und
Vgl. "Wilh.
katholischen),
—
Stuttgart 1898, S.
65— 73.
rühmt besonders
die Schriften der
2) Vgl.
Dr. Julius Walter,
3) Einige Fingerzeige gibt
der Hand.
—
Berlin 1903.
4)
ist
(Frommanns Klass.d.Ph.,
die
erf.
70er Jahre, auch
Zum
jünger)
facul-
der Theologen (der pro-
Rieh.
die
Dr. Wilh.
Weltanschauung.
seine
Darstellung bei Friedr.
Falckenb erg.
„Träume
Leipzig 1881
Gedenkrede.
Paulsen,
Yll. [»•3-99]).
I.
K.,
Paulsen
eines Geistersehers" [1766].
Festrede, gehalten ... im Jahre der
Gedächtnis Kants.
Säkularfeier der Kritik der reinen Vernunft.
Nr. 256.
ist
und Rittersprache.
secundum ordinem
der Juristen, Mediziner und Natiu-forscher, be-
Schön und gerecht
S. 31.
die Krieger-
ti'aktiert,
"Windelband, Immanuel Kant und
Heidelberg 1904,
Ztg.
und
den Jargon (auch dieser Termiaus
testantischen
1)
und Gauner: endlich
,
S. 29.
Feldmann, Wieland
als Sprachreiniger.
Beil. z.
AUg.
München, 10. Nov. 1903. Wieland, der Schwabe, dichtet mit dem Adelung in
Vgl. M. Müller, Woilkritik und Sprachbereicherung in Adelungs Wörterbuch.
(Palaestra XIV.)
Die Schriftsprache
ist
fast gar nicht
berücksichtigt
bei
G. E. S.
Hennig, Preußisches
—
Wörterbuch,... Königsberg, 1785; H. Frisch hier, Preu.ss. Wb. I/II. Berhn 1882/83.
Vgl.
G. Th. Hoffheinz, Über den ostpreuß. hochdeutschen Dialekt.
Vortrag, geh. i. d. Königlich [sie]
—
Deutschen Gesellsch. zu Königsberg. Altpr. Monatsschr. 1872, [445]
461. (Mentz Nr. 1058.) Ein
umfangreiches MS aus dem Nachlaß desselben Verfassers, Vorarbeiten zu einem ostpreuß. Idiotikon
enthaltend, befindet sich im Besitze setner Familie und harrt der Bearbeitung und Veröffentlichung
durch eine kundige Hand, die sich bisher leider noch nicht gefunden hat. (Erscheint in der
,Teutonia-', vermutlich in der Bearbeitung des Dr.
Ludwig Goldstein.)
Uhl: "Wortschatz und Sprachgebrauch
sonders der Chemiker.
Cliemio kaudcrwolsclit
.,Niir dio
Liebigs Munde wird
aber in
Latein und Deutsch,
in
Zuletzt
sie spraeligewaltif,'."
169
bei Kant.
Grimm dann
i.st
kurz,
„Den
aber schön und treffend, auf die Spraclie der Weltweislieit eingegangen.
Philosophen", sagt er
a. a.
„welche sich des innigen Zusammenhangs der Vor-
0.,
mit den Worten bewust sind, liegt es
stellungen
nahe, in
da.s
Geheimnis der
Sprache einzusenken; doch wächst ihnen die Gewandtheit mehr von innen und
zu
iuiftet
solir
ihrer eignen
der Besonderheit
in
Natur,
oft
Auf ihn unter
wieder abweichen.
scheint
allen
als
dem
gebrachten .Sprachgebrauchs eingedenk blieben, von
daß
.sie
des her-
unbedenklich und
sie
Kant [XXXIIJ
Gebiet der deutschen Sprache anheim
unterlassen
Nur
Beistand.
darüber
Kant
hat."
von Hartenstein
ist
DWB I, LXXVIII
Angabe im
die
Nach Hl
V, VI, Vn).
Grimm
Jacob
DWB
wird Kant im
selten
—
,
(2
—
6)
'
nicht
aufzufa.ssen
exzerpiert;
DWB
dem
sie
wahi-scheinlich
I,LXVII oben,
nach Originalausgaben
stib 23.
zitiert;
ersten uhd. Quellenverzeichnis.
vgl.
In den
wird Kant nicht mehr erwähnt (Bd.
IT,
auch Moriz Heyne.
zitiert
also
läßt
unbedingt beipflichten!
nach Hj
Danksagung Grimms.
selbst, vgl. die
folgenden Quellenverzeichnissen
m,
ÜWB
für das
das "Wörterbuch
fällt,
meiste
die
Rücksicht zu nehmen, dessen lebendige Ausdruckswoiso darum, insofern
—
durchblicken
die Ansicht
und wir müssen
ihr
daß eigentlich zu jedem philosophischen Autor ein
Spezialwörterbuch anzufertigen
Selbstverständlich
sei.
müßten
alle
Stellen,
und
zwar die ganzen Stellen, an denen der fragliche Ausdruck vorkommt, chronologisch geordnet, unter den beti'effendon Stichwörtern
mit
ist
aber ausgesprochen, ein wie geringer
es
gesammelt auftreten. ^
Wert
Da-
nur, relativ wenigsten.s,
auch den besten unter den allgemeinen philosophischen Le.vicis beizumessen sei!'
Versuche solcher allgemeinen Behandlung reichen
Im
und weiter zurück.^
19. Jahrhdt.
wurde dann
durch seine Personalnotizen noch heute wichtige,
viel
1)
Immanuel Kants Werke,
sorgfältig revidierte
auf die Zeit Kants
das namentlich
im übrigen aber, besonders
Hereinnahme der Kirchen- und Rechtshistorie,
durch
bis
beniitzt
unnötig
Gesammtau.sgabe
in
aufgeschwellte
zehn Bänden.
(Mit
—
Über zwei andere .ausgaben, die jedoch
Hartenstein. Leipzig ]838.'.^9.
für uns hier nicht in Betracht kommen, vgl. Goedeke V», 1893, S. 2; dazu den Katalog 150 von
Alfred Lorentz. Leipzig 1904, Nr. 1726—29.
Ein Ansatz bei I). [sie] Cuno B'ischor.
2) Für Kant ist diese Arbeit noch nicht geleistet.
Nicht recht übersichtlich ist dio nach H,
Claris Kantiana.
Jena 18.')8. 4°. (Univ.-Schr.)
Von
Portrait.)
0.
—
eingerichtete
3)
Oesch.
d.
d.
Anordnung der Stichwörter
bei
Gustav
Wcgnor,
Kantloxikon.
Berlin 1893.
Eine kurze, aber gute Übersieht über die wichtigsten Faohlexika gibt Kud. Eucken,
Leipz. 1879, S. 2 ff. - Vgl. von dems., Gesch. u. Krit d. Grundbegr.
philos. Terrainol.
Gegenw.
.
.
Leipzig 1878; 2. Aufl.
4) Vgl.
z.B.
(Die Buchstaben
B
Maimon,
D leiden.)
Sal.
bis
u. d. T.:
Die Grundbegr.
d.
G.
Leipz.
Philosophisches Wörterbuch,...
1893.
Erstes Stück.
Dieses „erste Stück'- geht bereits bis
Berlin
zum Buchstaben Z
1791.
inkl.
170
Ulli: Wortsohatz und Sprachgebraucli bei Kant.
Werk von
D.
[sie]
Wilhelm Traugott Krvig, des Königsberger Nachfolgers von Kant,
wo
der später nach Leipzig ging,
1842
er
Manches au diesem Buche
starb.^
berührt uns heute seltsam; ich erinnere an den Artikel: „Dingerlehre"
Ist
üeße sich noch
öfter auf werfen.
Immerhin müssen wir zugeben, daß
die Kantische
7231; von Kant
(I,
man
ist;
den Artikel:
vgl. z. B.
spöttisch für: „Involutions"- und:
In der neueren Zeit hat
„Evolutionstheorie" gebraucht).
618).
Diese Frage
es
ist
Terminologie fleißig von Krug eingearbeitet worden
„Einschachtelungstheorie"
(I,
„Buchmacherei"?
das die deutsche Gründlichkeit, oder
man wieder
ähnliche Ver-
suche unternommen, die, trotz mancher von den Philosophen gerügten Mängel,
Sprachforscher
für
Nachschlagewerke
handliche
als
nicht
Wert
ohne
sind.*
Vollständigkeit wird sich hier wohl nicht erreichen lassen, wie ja nirgends in der
Hauptquelle bleibt das
Wissenschaft. 3
immer vor Augen
muß, daß
halten
es
DWB,
bei dessen
Benutzung man
sich
kein philosophisches Spezial- oder Pach-
lexikon, sondern ein germanistisches, also ein sprachwissenschaftliches
Werk
sein
nach Jacob Grimms Plane aber auch gleichzeitig ein Haus- und Familien-
will;
DWB
Voraussichtlich in fünf bis zehn Jahren ungefähr wird das
buch.
endet vorliegen.
muß
Längere Zeit
Akademie
Berliner
voll-
Die Belege aus Kant werden fortgesetzt.
die
Vollendung der unentbehrlichen Kant-Ausgabe der
Anspruch nehmen.
in
Die Ausgabe
ist
auf 22
— 25
Bände
berechnet; sie zerlegt sich in vier Abteilungen: Werke, Briefwechsel, Handschrift-
Bisher sind erschienen Band
licher Nachlaß, Vorlesungen.
X, XI, XII
In der Briefabteilung
(Briefe).
ist
Der Grund für
dagegen geschehen.
es
Oder
sollte
es
nicht von Kant selbst herrühren?
dieses
I,
IE und IV
(Werke);
am Bande
Zeilenzahl
die
was das Zitieren erschwert;
Seiten nicht vermerkt,
nicht ersichtlich.
ist
abweichende Verfahren
Das
ist
doch wohl kaum anzunehmen!
*
Jahi'esbericht über die Fortschritte der Arbeiten liefert,
1)
Allgem. Handwb.
2)
So z.B.: Friedr. Kirchner, Wörterb. der philosoph. Gnindbegriffe.
—
1900.
d.
philos.
Wissenschaften
Dr. Rudolf Eisler, Wörterb. der philos. Begriffe und Ausdrücke
— 956:
Artikel:
bietet:
„Verzeichnis philosophischer Quellenwerke ".
absohit,
Glauben
Ludw. Noaok,
3)
u. a.
m.
Hist.-biogr.
Groß angelegt
ist
Philosophy and Psychology.
das
(Bd. I' geht bis:
Handwb.
jüngste
Band
I/II.
z.
Gesch.
Kant
ist
Heidelberg 1886;
....
Berlin 1900.
Nyaya- Philosophie.)
d. Philos.,
Vgl. das.
eingearbeitet; vgl. z.B. die
—
Nur Personalia
Leipzig 1879.
Werk: James Mark Bald
York and London 1801/02. 4°.
derartige
New
ist
namens
V, Leipzig 1827ff.; -ib. 1832ff.
(Zweite Aufl., in II Bänden, seit 1904 im Erscheinen begriffen; bisher 8 Lieferungen.)
S. [938]
ist
der sein, daß die meisten unter den Briefen
Der verdienstvolle germanistische Leiter der kritischen Akademieausgabe
Ewald Frev. Den
der
Werke
in der Abteilung der
w in,
Dictionary of
(Wird
fortgesetzt.)
Uhl: Wortschatz und Spracfagebraucb
171
bei Kant.
der Kommission, "Williolm Diltiicy in den „Sitzungsberichten".
Erich
Schmidt, der
Thema das Wort genommen:
K.
Schmidt
der (iesamtsitzung
in
Er besprach
(Ersch. später.)-
vom
Dort' hat anch
zum gegen würtif;en
19.
Januar
Ewald Frey hat
die "Werke
nebenher
Kants sämtlich auf jene Schreibung zu bringen
Prinzip gewiß zu empfehlen.
zur Sicherheit
doch
Ver-
immer
Für eine Oe-
Der Oermanist wird aber
wieder auf die
zurückgehen
Originale
Die wertvollen Beigaben Fi-eys sind Beobachtungen und Sammlungen
und Orthographie, zur Wortbildung, Formenlehre und Syntax.
Lautlehre
zur
dieses
ist
und moder-
.solchen
versucht, die der Autor in den 1790 er Jahren sich angewölmt hatte.
müssen.
..Hr.
Kantischen Sprache."
erörterte mancherlei Eigenthümlichkeiten der
samtau.sgabe
189!).
die Versuche, normierend
und die noth wendigen engen Grenzen eines
nisierend einzugreifen,
und
Kommission angehört,
mothodologische Bemerkungen über die JJehaniliung der
las
Te.vte Kants.
fahrens
der
ebenfalls
Über "Wortschatz und Spraciigebrauch
auch nicht direkt
nur wenig ab;
fällt
Thema gehört
dies
eine derartige Ausgabe hinein.
in
Die Berliner Akademie wird ohne Zweifel nicht versäumen, den vollständigen
Kantischen Wortschatz rechtzeitig verzetteln zu lassen.
Zeitraiun zwischen das Erscheinen der einzelnen
in
Bände
Da immer
fällt,
so
ist
ein gewisser
Aufgabe
diese
Wirklichkeit durchaus nicht so schwer, wie sie auf den ersten Blick erscheinen
mag.
Stets
Beim Herauskommen
Es muß nur früh genug damit begonnen werden.
der Kant- Ausgabe kann der Zettelapparat schon fertig sein.
des letzten Bandes
sind Verweise
auf
früheren Bände
die
beizufügen;
desgleichen
die
lich
empfiehlt
sich
wohl
die
Dreiteilung,
die
Jacob
Grimm
a. a.
0.
be-
Äußer-
treffenden Zitate aus den Originalen nebst der authentischen Schreibung.
S.
XXXI
zwischen den Zeilen andeutet: die Teilung nach griechischen, lateinischen und
Grimm
deutschen Wörtern.
die deutschen
Kant
ist
er uns ebenda indirekt mitteilt,
hat sich, wie
mit
früher annahm.^
dem Griechischen keineswegs
Wir werden daher wohl
so
vertraut gewesen,
nicht fehlgehen,
1)
8itzun{,'8berichte
111, S. 13.
2) Bisher
—
der
Königlioli
Vgl. Kantstudien III.
Preußischen
Hamb.
(Sommer-Semester 1904) noch
u.
1899, S.
man
Kunstausdrücke
Akademie der Wissenschafton
Loipzitf.
wie
wenn wir ihm gerade
deshalb eine gewisse Vorliebe für griecliischo Schlagwörter und
18!)»,
auf
Wörter einschränken müssen.
zu Berlin.
-ISt.
nicht erschienen.
Kants Stellung zum Griechentum. Rede, geh. i. d. Albertus- Univ.
am 22. April 1899. (Im Königsberger Lektionskntalog f. d. Winter- Semester 1899/llKX).) Das. ist
bes. S. 5(f. nachzulesen.
Der«., Kant und der Humanismus. Rede, geh. i. d. Albertus- Univ.
3) Vgl. Arth.
Lud wich,
—
am
22. April
1904.
(Im Künigsberger Lektionskatalog
f.
d.
Winter -Semester
1904/0,').)
Ulli: Wortschatz
172
Jedoch
zuschreiben.
ist
jedem Worte genau zu erforschen, ob
bei
verständlich; zAveifelhaft aber scheint es
250
avTOxeiQi'a ib.
muß
Dabei
z.
B. zu
sein bei
werden au
Klammern, das
in
und womöglich vorher noch das griechische Wort zu
fährt
noch Grimm,
um
selbe
würgung"
So
Erklärung,
das
zugleich
f.,
als
ist
z.
Wort
B.
DWB
8o ver-
ist.
X, 505 sub:
autochiria
nach
hat etwas Kompendiöses an sich
Sitte
lateinische
Das-
aus Zweckmäßigkeitsgründen akzeptierte.
mit Recht seine Nachfolger.
Die genannte
zitiert.
m.
eine Gewohnheit,
setzen;
auch den älteren deutschen Wörterbüchern eigentümlich
der diese Sitte
a.
Gewohnheit Kants, bei Einführung eines
die
neuen Begriffes hinter dessen deutsche Benennung,
die ganz so
selbst-
avzoyiQÜvMQ 5, 175i;
Transskription bei Kant: Autokl'ator, antochiria) u.
(in
erinnert
d^Kpißolia,
avro- und heQovoiiia nsw. natürlich ganz
dvvi-,
voov(.isvov,
etwa
es nicht
Ausdrücken wie
Letzteres ist bei
der Philosophcnspracho angehöre.
(faivö^evov,
bei Kant.
und Sprachgebrauch
und
„Selbst-
2515
Stieler
dem
mit
ist,
Periodenbau, wohl auf das Konto der „scholastischen Manier'- zu setzen.
sattelfest scheint
Ganz
zu
Der
sein.
gen. pliir.
als eine
besten
Kant
ist
2,
250
wohl nicht
als
noi77..,
schwachen nom.
4,
ist
aber wohl
Die Bildung: „Monogrammen"
hat.
sondern
daiiv plur.
als
Kon-
die
der Sprache
„Monogrammen" vom Standpunkte
plur.
acc.
kaum etwas einzuwenden
442) da-
(2,
aufzufassen;
am
Pliilo-
Übrigens dürfte auch gegen den
struktion wäre dann so korrekt wie möglich.
18. Jahrhdts.
Formenlehre nicht gewesen
(statt roov^itvwv)
der griech.-lat. Zwitterbildungen anzusehen, wie solche die
sophensprache mehrfach geprägt
o-efen
in der griechischen
,Noumenorum'
de«
Vgl. den novi. plur.: „Imperativen"
sein!
36 und passim die entsprechenden Ausführungen Ewald Freys.
Die lateinische Literatur hat Kaut vor der griechischen bevorzugt 2,
hier
kommt man
seine
auf
Beschäftigung mit den
Kapitel: „Metaphern und Bilder" bei Kant
ist
Poeten
1)
Wir
zitieren
2) Arth.
Königsberg ]889.
Univ.
am
Kant mit dem
Ludwioh, Zur
— Ders.,
22. April 1903.
3) Vgl.
Ernst
Kant
(resp. Zitat)
DWB
und Heyne nach Hj.
Rede zum
Böckh über
Altpr. Monatsschr.
Wiehert, Verse Kants
d.
Wesen
d. Philologie.
22. April.
256.
1903, [243]
an Kant. Altpr. Monatsschr.
XV,
22. 4. 1904.
der reinen Vernunft und seine Stellung zur Poesie.
Königsberg
Kants
Kritili
Progr.
d. Altstadt.
u.
die
Dichtlmnst.
auch hier
Univers. - Progr.
Rede, geh.
Hartungsche Ztg.
Hans Hohenfeld, Kant
ist
i.
d.
Albertus-
—
XXXX,
u.
Streng
und individueller Ausdrucksweise zu
Kantfeier der Albertiua.
u.
und
Das
^
noch nicht geschrieben, kann auch
ohne vollständige Sammlungen nicht geschrieben werden.*
wieder zwischen Schulgebrauch
überhaupt.
—
i.
1878, 5 u.
6.
Vgl.
K. A. Rosikat,
Pr.
Beilage
zum
Gymns. Ostern 1901.
—
Ferd. Laban, Die Schopenhauer -Lit,
Gute Vorarbeiten bei Rosikat a.a.O. S. 20ff.
Edlingers Lit.bl. II,
zitiert: Hieronymus Lorni, Der Hmnor in [sie] Kant.
Kuno Fischer, Kant's Leben und die Grandlagen seiner Lehre. Drei Vorträge.
1878, 65 ff.
Mannheim 1860, S. 86 (über Kant's Satire); ders., Gesch. d. neuern Ph. IV', Heidelb. 1898, S. 269 ff.
4)
Leipzig 1880, S. 112
—
Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch
Kant
scheiden.
hat diesen Unterschied bemerkt.
.';ell).st
Anm.
erkenntnis sagt er 2, 311
wegen der
habe ich
boi
(Kritik
Mit Stilgefühl und Selbst-
der reinen Vernunft 1781): „Uebrigens
Au.sdrücke,
lateinischen
173
Kant.
die
der gleichbedeutenden
statt
deutschen, wider den Geschmack der guten Schreibart, eingeflossen sind, sowohl
diesem Abschnitte,
bei
auch in Ansehung des ganzen Werks,
als
Entschul-
ziir
digung anzuführen: daß ich lieber etwas der Zierlichkeit der Sprache habe entziehen, als den Schulgebrauch durch die mindeste Unverständlichkeit erschweren
hervorzugehen,
Hieraus scheint
wollen.'"
philosophische Terminologie
daß er dieses
a. a.
0.
von sich behauptet, zunächst für sein wichtigstes "Werk,
gemäß
Da nun
Temunft".
„Kritik der reinen
die
daß Kant sich an die überkommene
eng angelehnt habe; oder doch wenigstens,
überall
die
Zahl
der Begriffe
erfahrungs-
schneller wächst als die Zahl der Wörter, so wird auch
viel
Prinzip nicht
Man
haben durchführen können.
getreu
überall
zum Vorwurfe gemacht^: „So
hat
Kant keineswegs
die
Kant
sein
ihm dieses
hat
Begriffe Veretand und
Vernunft von den Psychologen übernommen, sondern hat Begriffe, die er sich
neu und
selbst
ißt
e.xakt
konstruierte, mit den
Termini übernommen und ihnen
die
es mit
dem Terminus
alten
Namen
bezeichnet, also nur
eine neue Bedeutimg beigelegt
„Sinnlichkeit" bewandt ....
Daß Kant gern
für neue Begriffe gebrauchte (eine m. E. verwin-ende Gewohnheit),
fallend
in
völlig geändert wird)."
Dieser Vonvurf wäre noch im einzelnen genau nachzuprüfen.
auch
sich
in
Einiges
bemerkbar.
änderung der Ausdrücke a jniori,
zendenz")
zu lernen,
sei
et vice
(8.
evident,
ja
so
z.
=
B.
die
567
H.,).
Hier hat der Germanist
Bedeutungs-
progressiv,
daß auch Versuche wie: „Ueberschritt"
bemerkt,
vorkommen
ist
a posteriori (früher
viel
1)
Em.st
Anm.
2)
—
Marcus, Kants
bis
Revolutionsprinziii
V^l. auch Dr. \iio\t
in
den Büchmann gedrungen
Büchmann",
1900,
152.
;
dazu
(Kopemikanisches
BolÜKcr, Anti-Kant
(firuiidlegiuig
Eine Arbeit über den kategorischen Imperativ
|i..r,-.,
,,Trans-
beim Philosophen
der „kategorische Imperativ", repräsentiert eine griechisch -lateinische
118
regressiv).
(für:
versa.
Das einzige Schlagwort Kants, das
S.
macht
Vielleicht
diesem Punkte wieder ein Unterschied zwischen den Altere- und
Jugendschriften
Schließlich
Termini
u. a. auf-
tritt
der Anthropologie § 87, n, Abs. 3 hen'or (wo die alten Termini für
Temperamente beibehalten werden, obwohl der Sinn
die
Ähnlich
alte
in
Prinzi])).
ist-,
Zusammen-
Herford
1902,
Basel 1882, S. 18ff.
zur .Mct-iphysik der Sitten.
der Weltliteratur wiiro
Riga 1785.)
.sehr erwün.scht.
—
—
„D.ns
herwort des Gewissens", so läßt z.B. Karl (iutzkuw siinen />r. Klingsohr ,diesen dürn>n
-hen königsherger Imperativ'^ nennen. (Der Zauberer von Rom IV", I/?ipzig IStiO, VIII,
Am »»ekanntesten ist wohl das Gedicht: „.lohannes Kant" von Gustav Schwab. Vgl.
I
—
Krug,
a. a. 0.,
IT, 1833, 578.
174
imd Sprachgebrauch
Ulli: Wortschatz
bei Kant.
Solche Zusammenstellungen klingen gut; das
Stellung {imperativus categoncns).
wissen außer den Philosophen auch die Mediziner und Naturforscher
hahitus apoplecticus, facies hippocratica;
balaena austraüs).
haben ihr Bedenkliches vmd sind Mißyei"ständnissen ausgesetzt,
dem Zusammenhange
Sittiichkeit)
ist
wenn
hente noch den „hypothetischen Imperativ' („der Geschicklichkeit")?
(4,
H4
im System
dieser
— 38).
(der
gewissermaßen der überlebende Bruder von zwei ursprünglich
eng, ja untrennbar verbimden geweseneu „siamesischen Zwillingen".
spielt
B.
aus
sie
Der kategorische Imperativ
werden.
herausgerissen
(vgl. z.
Diese Schlagwörter
theoretisch genau
Das fühlen
dieselbe Kolle wie der kategorische!
wenn
wenigsten,
die
das Schlagwort in der
sie
Die meisten legen heute den Ton auf „Imperativ", während
Rede verwenden.
vom Standpunkt
jetzt
Wer kennt
Und doch
des historisch gebildeten Philosophen
,
und im Kantischen
Sinne,
der Ton auf „kategorisch" gelegt werden miiß (im Gegensatze zu „hypothetisch").
"Wer die Schwierigkeit fühlt, sucht
sie
eine Art von „schwebender Be-
diu'ch
tonimg" zu vermeiden, indem er den Ton auf beide Wörter gleichmäßig
Diu-ch die Verlegung des Tones von
der Sinn beider Ausdriicke einer
Endüch
ist
drittens
die
,,
verteilt.
kategorisch" auf „Imperativ" wird offenbar
Waudlimg unterworfen.
deiitschen Wörter, Begi'iffe
zu beachten, daß imsere Schi'iftsprache
um
die
an einem seltsamen Schicksal prosperierte oder
und
Wende
litt;
Sätze betreffend, so
des 18. u. 19. Jahrhdts.
wie man's nehmen
Die
will.
Esperanto usw. -Versuche imserer Tage haben eiu Vorspiel gehabt, das allerdings
etwas anders angelegt war und eine lange Geschichte aufweist.^
Die Pasilingiüsten
wollten damals eine lebende Sprache zur Weltsprache erheben,
darüber,
welchem Volke
diese
Ehre zu teü werden
solle.
und man
stritt
(Tatsächlich tun ja
auch heute noch die Anhänger des Volapük usw. nichts anderes, da jeder ,,Weltsprache" ein lebendes Idiom zugrunde gelegt
die Frage debattiert,
oder
zum Schaden
fi'anzösischen den
entwunden
hatte.
ob eine solche Ehre
gereichen
Eang
streitig,
werde. ^
der
1) Vgl.
29. Juni 1899.
Die
Es wurde im Ernste über
betreffenden Volke
zum Nutzen
Philosophie
machte der
deutsche
wie diese der lateinischen Scholastik das Zepter
Unsere Muttersprache (oder eine andere) soUte zu einer
gemeinen Sprache entwickelt werden.
sich mit
wii'd.)
dem
Streitfi-age.
all-
Die europäischen Akademien beschäftigten
Es herrschte das
Hermaim Diels, Festrede über
,,Sti-eben,
Leibniz
die
Sprache auf die not-
und das Problem der Universalsprache.
Sitzungsber. d. Kgl. Preuß. Akad. zu Berlin
XXXÜ,
579
— 603;
bes. S.
593, über
Kants Logik und ihr Verhältnis zur Sprache.
2) J. G.
bei,
wenn
Buesch, Über
die Frage:
Gewinnt ein Volk
seine Sprache zm- Univerealsprache wird?
in Absieht auf seine
Berlin 1787.
Aufklärung da-
Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch
wendigen Formen des Denkens zu reduzieren".'
Es braucht
zu werden, daß wir uns im Zeitalter der Frage nacii
befinden,
und daß Herder
175
Kant
bei
Kant mehrere Semester (1762
bei
— 64)
bevor er den Preis der Berliner Akademie davontrug (1772).
der
.L'homme machine' erfunden
AVort:
da.-*
künstliche Sprache
daran erinnert
niclit
dem Ursprung
Der Rationalismus,
glaubte ohne weiteres eine
hatte,
Jlaschine konstruieren zu können.
für diese
der Spracho
gehört hatte,
So konnte es
nicht fehlen, daß auch die deutsche Philosophie einen ganz eigentümlichen Stil
annahm, den
die
Gegner kurzweg
als
den Jargon der, Roiure'- brandmarkten. Kant,
Grimm
dessen deutscher Sprachgebrauch, wie
Herkömmlichen sich nicht
eines
sich
befleißigt
Schopenhauer
als
durchsichtigen
korrekten,
diese Kon-ektheit seines Stiles
Was
hundert
die
Recht hervorhebt, vom
dessen
Stiles,
Er
selber
von
Charakter
„glänzende Trockenheit" bezeichnet imd mit dem
eine
des Aristoteles verglichen worden
Stile
0. mit
a. a.
hat jene Unsitte lebhaft gerügt.^
entfernt,
ist,
welcher jedoch einfacher
sei.*
Gerade
erhebt unsern Philosophen hoch über sein Jahr-
unklare Zeit eigentlich wollte,
schwer zu sagen.*
ist
Heute
Man
noch kranken wir an den Folgen jener phantastischen Sprachbehandlung.*'
tastete
unsicher umher, ohne das
Anders Kant
um
richtig herauszuschälen,
nicht überall
macht sich
die
Volkslieder
so
Es
Sache des Lesers, zunächst diese letzteren
ist
dem
Begriffe auf den
Grund zu kommen.
und immer geschehen, worauf zu achten
philosophischen Schlagwörter,
und Sprichwörter.
DWB
die
glücklichsten.
Dfis
Das
Volk
übrigens nicht selten einen
Dabei wird häufig gekürzt oder sonst geändert
das berühmte „Ding an sich"
hat
die
sein wird.
Beigeschmack annehmen, ebenso mundgerecht wie die
politischen oder sozialen
Gleich
der Sache zu treffen.
Zielbewußt schafft er Begriffe, und für diese Begriffe dann
auch Ausdrücke, Schlagwörter.
ist
Wesen
ein Beispiel
ist
hierfür.
n, 1860, 1153 nur kurz darüber gehandelt
Über
2,
66 ließe sich
Aber
streiten.
Wilhelm (irimm
Seine Zitate sind nicht
ib.
67 und 69 zeigen
uns deutlich den Sprachgebrauch Kants: „alle Dinge an sich selbst" (67) und:
„das Ding an sich selbst" (69): vgl. 250: „ein Ding an sich
1)
Diels a.a.O.
2) VkI.
S.
593.
Goethes Xenion (Xr. C3); dazu Dr. Karl Vcrlämior, Kantstudien
3) Vgl. seinen Aufsatz:
B<tI. Münatsschrift.
4) Kritik
S.
H7
(.
5) Vgl.
Kritik
z.
Fntz
Mai, S. 387
1796.
Schopenhauers
— 426
Diss.
Bonn
Mauthner,
(1,
173
Kritik
I, S.
in
328.
der Philosophie.
— 194).
(Anh.ing zu: Die
Stil ist nicht
Levy, Kants
B. Siegm.
der Sprache.
6)
Von einem neuerdings erhobeneu voniehmen Ton
der Kanti.schen Philosophie.
Reclam.)
Beweisend
.><elbst''.
W.
a.
W.
u.
Vorst
I.
ed.
r.risobach
unwesentlich durch den Kantischen beeinflußt.
der
reinen
Vi-rnunft
in
ihrem Verhültni.s
1868.
Beiträge zu einer Kritik der .Spraihe.
I
111.
Stuttgart I(K)I/03.
zur
Uhl: Wortschatz und Sprachgebrauch
176
ist
namentlich die Stelle
Ding an
,,ein
das
Ens
232: „Dinge au sich selbst {Noumenay-;
3,
sich selbst."
bei Kant.
234:
vgl. ih.
So gibt Kaut
,,Ding'' tritt avich: ,,Sache'' auf.
Statt:
Die Stellen müssen gesammelt werden.i
per se im Deutschen wieder.
In solchen und ähnlichen Fällen empfiehlt sich die peinlichste philologische
Wenn
Akribie.
dann der Wortlaut des Begriffes
Exegese folgen, bei der
"Worterklärung vermag nämlich
kann
festgestellt ist,
erst
die
Die schwankende
nicht minderer Sorgfalt bedarf.
es
ganz verschiedene philosophische Er-
zuweilen
gebnisse zu zeitigen, weshalb sie gefestigt werden muß.
Das
bekannteste
Beispiel
wohl
ist
v.J. 1783 (3, 170): „Ich gestehe frei:
die
Stelle
den ,,Prolegomena"
aus
Hume
Erinnerung des David
die
war
eben dasjenige, was mir vor vielen Jahren zuerst den dogmatischen Schlummer
unterbrach und meinen Untersuchungen im Felde der spekulativen Philosophie
Hier hat das Wort: „Erinnerung",
eine ganz andere Eichtung gab.'"
enix interpretum
den Kantforschern große Sorgen
,
mit
als ,recordatio' auf,
Dann wäre
1762
— 64
der
dem
genitiviis objectivus („die
Umschwung
Andere aber fassen das Wort
(„die
,admonitio' auf, mit
als
Ermahnung von Hume"). ^
Dann
jener
fällt
Man
Jahrzehnt später, et^va in die Jahre 1769/70.*
Wirkungen!
Wer
Für den Philologen
die Stelle nicht,
Es
Umschwung
sieht:
zuerst gelesen.
getiitiviis subje-ctivus
ein ganzes
fast
kleine Ursachen, große
18.
Jahrhunderts einigermaßen kennt, wird
Deutung nicht
verscliließen.
Das
DWB
IH, 860 hat
wohl aber entsprechende Parallelen zu unserer zweiten Bedeutung.'
nicht ausgeschlossen, daß Harteustein, oder wer sonst Kants AYerke für
ist
1)
Eiohtig herausgeschält
Grundrisse
z.
Torlesgn. nebst
Ders., Wb. usw.'
Krit. d.
dem
gibt es daher keine ,,Quisquilien".
den Sprachgebrauch des
sich der zuletzt angefühi-ten
etwa in die Jahre
Hume
Kant den
diese Zeit hatte
eine
Erinnerung an Hume").^
iu der Kantischen Philosophie
um
zu setzen, denn
als
Einige fassen es
bereitet.
ih.
Hof f ding,
satze: ,Die Kontinuität
übers, v. F.
d.
f.
philos.
Bendixen ü,
z.
S.
leichtem Gebr.
135
Dinges an
Arch.
im
der Terminus bei M. C. Chr. E.
ist
"Wh.e
Jena 1788,
Kantischen Begriffes
2) Har.
e.
ff.
—
sich.
Gesch.
d.
d.
Schmid,
Vgl. Anton
Phüos. VII, Berlin 1894,
Entwicklungsgange Kants".)
—
d.
r.
V. im
S. 211ff.;
Thomsen-Kopenhagen, Bemerkgn.
Kantstudien 8, Berl. 1903, 193
Leipz. 1896, S. 35. 43. 635.
Kritik
Jena 1786,
Kautischen Schriften
S.
— 257;
175f. 38öf.
— Ders.,
Vgl. Dr. Erich
Gesch.
d.
z.
bes. S. 198'f.
(In
dem Auf-
neueren
Philos.,
Adickes, Kant-Studien.
Kiel und Leipzig 1895, S. 151.
3) Vgl. H.
in seiner
4)
Paulsen.
5)
Vaihinger, Arch.
f.
Gesch.
d. Philos.
VIII, Berlin 1895,
Besprechung des Adickesschen Buches, Kantstudien
Die Vaihingersohe interpretatio
(Vgl.
Im
Busse
DWB ist
a. a.
0.
deckt
sich
mit
II,
Hamb.
S.
u.
439.
— Ludw.
Busse,
Leipz. 1898, S. 125.
den Resultaten von Busse, Erdmann,
ff.)
es die erste Bedeutung; die admonitio wird der recordaiio als der urspriiug-
lichere Sinn vorangestellt,
ohne Zweifel mit Hecht.
Uhl: Wortschatz und Sprachgebranch
das
DWB
trachtete,
exzerpierte,
die
Übersetzung ,admonitio'
eklatant sein.
sich noch
Doch genug für diesmal.
dem
mir die Kantstellen aus
DWB
mehr
finden,
wissen.schaftlichen Arbeit
für Kants Wort.schatz
Sammlungen
hielt.
mögen
sie
auch nicht so
auszuziehen, also gewissermaßen den Harten-
Wie
weit ich damit bisher
mag, wird jeder ungefähr zu emiessen imstande
ich diese
so selbstrerstäudlich be-
Ich habe seit einigen Monaten begonnen,
steinschen Zettclapparat zu rekonstruieren.
sein
als
daß er die Stelle nicht der Aufnahme für wert
Ähnliciier Fälle werden
177
bei Kant.
kennt Daneben habe
und Sprachgebrauch
lieber vorläufig
ich
sein,
gekommen
der das 'Wesen der
mir manches bemerkt, was ich
als charakteristisch ansah.
noch zurückhalten.
Doch
will
Vieles von dem, was
wir anfangs unserem Autor allein zutrauen möchten, zeigt sich uns später plötzlich,
bei
wachsendem Umfang imserer Lektüre,
Damm
als
Gemeingut des
18. Jahrhunderts.
beschränke ich mich einstAveilen auf diese einleitenden Bemerkungen.
12
Vlll
DER WILLE DES STIFTERS
Dr.
0. Ö.
OTTO GRADENWITZ
PROFESSOR DER RF.CUTE AN DER ÜNn-ERSITAT KÖNIGSBERG
>
I.
Kant
gellt
Kant und die Stiftungen.
seinen 1797 erschienenen „Metaphysischen Anfangsgründen
in
der Rechtslehre'' auf die Stiftungen mit einem kurzen Worte ein:
„Hier fragt
nun: ob die Yersorgiing der Armen durch laufende Beiträge, so daß
sich
jedes
Zeitalter
fromme
Seinigen
die
oder
ernährt,
(dergleichen
Stiftungen
durch Bestände
Witwenhäuser, Hospitäler
und
zwar nicht durch Bettelei, welche mit der Räuberei nalie verwandt
durch gesetzliche Auflage ausgerichtet werden
für die einzige,
kann,
dem
der zu leben
hat,
Stiftungen zu besorgen
wenn
für
sie
mit der
faule
gerechte Belästigung des Volkes durch
dieser
Stiftungen,
die
— Die
werden, weil
gehalten
ist),
Armseyn zum Erwerbmittel
In
soll.
ei-stere
Rechte des Staats angemessene, der sich
Bemerkung
verrät
sie
Zalil
sind)
ist,
Anordnung muß
von frommen
Annen anwachsen,
und
Menschen machen,
das
eine
un-
gegen
die
so
die Regierung sein würde."
sieh
eine
gewisse
Abneigung
aber mehr gegen das Dauerhafte dieser Einrichtung
ihre Substanz gerichtet ist
und
sondern
niemand entziehen
(wie
nicht
der
überhaupt
dergl.
u.
als
gegen
und dem jährlichen Etatswesen, im Gegensatz zu den
dauernden Fundationen, das Wort redet.
hat Kant eine kurze Spanne Zeit darauf
Nun
,.
Anhänge zur Rechtslehre"
herausgegeben, von denen die meisten durch eine Rezension seiner ..Rechtslehre"
den Göttinger gelehrten Anzeigen hervorgerufen sind; die mei.sten, nicht alle!
Zwei Punkte, darunter die Stiftungen, sind in jener Rezension nicht besprochen
in
und gleichwohl
in
den Anhängen behandelt.
behandelten Stiftungen
abstrakte
und
unmittelbar
tritt
kühle Behandlung
praktisches
Den
(unter h)
letzter
als
Punkt
Kant nunmeiir direkt feindselig gegenüber, und die
Resultat
der Rechtsfragen
weicht
gehenden anschaulichen,
hier
ja
einer
von
auf
ein
Widerwillen
gegen den ewigen Bestand der Stiftungen nicht freien Darstellung:
,,Von diesen Corporationen und ihrem
sie
können nicht aufgelioben werden, weil
Rechte
es
zu succedircn sagt
durch Vermäciitniss
man
nun,
zum Eigen-
thum des eingesetzten Erben geworden sey, und eine solche Verfassung (coqius
mysticum) aufzuheben so viel heiße, als Jemandem das Seine nehmen.
Gradenwitz: Der Wille
182
des Stifters.
A.
Die wolilthätige Anstalt für Arme, Invalide und Kranke, welche auf dem
Staatsvermögen
fundirt
worden
und Hospitälern),
Stiften
(in
ist
allerdings
"Wenn aber nicht der Buchstabe, sondern der Sinn des
unablöslich.
des Testators den Vorzug haben
können
so
soll,
sich
AVillens
wohl Zeitumstände ereignen,
welche die Aitfhebiuig einer solchen Stiftung wenigstens ihrer Fomi nach anräthig
machen.
—
vom
Narren-
hospital
ausgenommen) besser und wohlfeiler versorgt werde, wenn ihm
die Bei-
man
So hat
hülfe in einer gewissen
wofür er
wo
sich,
(dem Bedüi'fnisse der Zeit
tmd dennoch
das
Seine,
sondern
Avie
befördert
—
mit einem kostbaren
—
Da kann man nun
dieser Stiftung berechtigten Volke
indem
vielmehr,
es
ein-
im Hospital von Greenwich
dazu getroffen werden.
nehme dem zum Genuß
er
Geldsumme,
propoi'tionirten)
beschränkende,
sehr
die Freiheit
Personale versehene Anstalten,
nicht sagen, der Staat
—
wenn
als
(den
Verwandten oder sonst Bekannten,
er will, bei seinen
miethen kann, gereicht wird,
prächtige
Arme und Kranke
gefiuiden, daß der
er
weitere
Mittel
zur
Erhaltung derselben wählt."
B.
„Selbst Stiftungen zu ewigen Zeiten für
bald sie einen gewissen, von
dem
Stifter
Arme
oder Schnlanstalten, so-
nach seiner Idee bestimmten entworfenen
Zuschnitt haben, können nicht auf ewige Zeiten fundirt und der
belästigt
werden;
sondern
der
—
Bedürfnisse der Zeit einzurichten.
wärts auszuführen
(z.
muß
Staat
Daß
die
Freiheit
es
schwerer
haben,
hält,
Boden damit
sie
niemanden
der, welcher gutmüthiger, aber doch zugleich etwas ehrbegieriger-
weise eine Stiftung macht,
daß
will,
sie nicht ein
umändere, sondern Er darin unsterblich
heit
sey.
Anderer nach seinen Begriffen
Das ändert aber nicht
die Beschaffen-
der Sache selbst und das Recht des Staats, ja die Pflicht desselben
Umändern
desselben
aller-
B. die Pauperburschen die Unzulänglichkeit des wohlthätig
errichteten Schulfonds durch bettelhaftes Singen ergänzen müssen), darf
wundern; denn
nach dem
diese Idee
einer jeden Stiftung,
wenn
zum Besseren entgegen
ist,
sie
der Erhaltung imd
kann daher niemals
dem
als auf
zum
Fortschreiten
ewig begründet
beti'achtet werden."
Ein Grimd für die Kantische Abneigung gegen den ewigen Bestand der
Stiftungen
ist
allerdings
Genehmigung des
darin
zu finden,
Staats errichtet,
des Exequatur von selten
daß eine Stiftung, wenn auch mit
gleichwohl nicht durch beliebige Entziehung
des Staats
beseitigt
werden kann, und,
als
starrer
Gradenwitz: Der
Pflock
dem
in
flutenden
Rechtsleben,
183
Wille des Stifters.
einer naturrechtlichen Konstruktion
widerstieben scheint, mindestens von Kant nicht konstruiert
Kant
zu
ist.
Möglichkeit eines Testamentes aus einer Art von sukzessivem
leitet die
Vertrag mit (vom Tode bis zur Entscheidung) bindender Offerte her; eine Stiftung
aber überträgt das (!ut nicht auf einen anderen Meuschen
als
Herrn (damit or
darüber schalte, für welchen Zweck immer) sondern sie schafft eine Anstalt für
einen bestimmten
Zweck und
kettet also das
Gut für immer an den Zweck, den
der nun Verstorbene lebend gewollt hat; sie reißt es aus
darum
heraus:
Staatsgenehmigung erforderlich.
ist
dem Wechsel der Zwecke
Diese aber geht zwar nur
von dem „obersten Befehlshaber" aus, schafft aber ein stärkeres Recht
das von der gesetzgebenden Gewalt direkt erflossene: denn
(iesetz
als
gegeben, so kann
Hemn
ihres Gutes,
sie es
wenn
als selbst
die letztere ein
aufheben, während die Stiftung, einmal begründet
immer das
ins
quaesitum
besitzt,
und ein Eingriff sogar
der gesetzgebenden Gewalt an sich selbst betrachtet Eingriff in wolüerworbene
Rechte
sich
Xim
bleibt.
sind
aber ins quaesitum und lebendige Kraft wechselseitig
fordernde Begriffe, und der
daß
in
Ewigkeit währende Schutz für den "Willen
diese Überspanniuig des Rechts-
des Toten
(,,will,
schutzes,
kann naturrechtlich gar nicht, praktisch nur dadurch
...
er darin unsterblich
sei"'),
erklärt werden,
daß der Staat die ihm wohlgefälligen Aufgaben nicht sämtlich erfüllen kann.
urteilt
sei.
Wie
nachdem
weder
in
Dinge
die
sie
in
dieser
Welt aber
liegen,
wird der Staat die Stiftungen,
einmal erfunden sind*, nicht wieder entbehren wollen: denn er
noch hat er E.xperimcnte zu machen.
und auf begrenztem Gebiete eine Füi-sorge
bewährt,
ist
der Lage, jedes necessarium oder utile sofort zu erkennen oder gar
herzustellen,
gehen,
So
eben Kant, daß die Versorgung dui"ch laufende Beiträge weit vorzuziehen
vom
Hier sollen Private vorantreffen,
Staat auf die Allgemeinheit übertragen wird.
die,
wenn
sich
sie
Bahnbrechend und
segensreich im kleinen Kreise zu wirken, und also ein Vorbild für die generelle
Regelung zu werden, das
ist
die
Aufgabe der Stiftungen: darum begünstigt
sie
der Staat, gestattet ihnen, an seine Organe sich anzulehnen, erkauft ihre Existenz
mit ihrer Unabänderlichkeit und hütet sich wohl vor Eingriffen, die den
künftiger Stifter abkühlen könnten.
Eifer
Durch seine Genehmigung, welche, wie
in
den meisten Gesetzbüchern (auch im deutschen Bürgerlichen (iosetzbuch und im
schweizer Vorentwurf), so auch bei Kant,
als
für die
fähigen Stiftung notwendig vorausgesetzt wird,
1)
er
einer recht.s-
den Schutz
des
Rom kannte Stiftungen in unserem Rechtssinn nicht, (A. Pemii-o, Labeo
Kirche und deren pia uorpora haben sie ins Leben gerufen.
Das klassische
8. ')6), die chribtli<-he
Ent.steliung
üborniiiimt
111
Gradenwitz: Der Wille
184
ist
für seine allgemeinen
Zwecke wertvoll
dadurch gerichtet, daß der
die Stiftung
Stifter
ist.
der Philosoph,
aber
der beim
—
„diu'ch
sein" wiU, als welches nicht die Aufgabe des Menschen
sie unsterblich
Wenn
ihm
Stiftung, weil sie
Zweckes der
NatiuTCchtlich aber
des Stifters.
ist.
—
Erscheinen der Kechtslehre bereits
73 Jahre zählte, in einem laugen Leben nichts anderes über die Stiftungen sich
angemerkt hatte,
jenen obzitierten Satz, nacii weniger Monde Frist jedoch mit
als
ganz neuen Gedanken in weit ausführlicheren Betrachtungen gegen die Stiftungen
ins Feld rückt, so ist
anzunehmen, daß gerade jene Monate ihm Erfahrungen ge-
bracht haben, welche als Niederschlag den Punkt h der Anhänge lieferten.
Abneigung
tiitt
am
vom
'Arme und Kranke
(die
nicht luiinteressant,
wenn
ki'eise
eben in den
geeignet waren,
Kants
schäiisten in seinen Ausführungen gegen die Anstalten für
Narrenhospital ausgenommen)' hervor, und es wäre
nachweisen
sich
ließe,
daß in seinem amtlichen Berufs-
Monaten sich Ereignisse abgespielt haben, welche
ki'itischen
Aufmerksamkeit auf das Stiftungswesen zu lenken imd
seine
dessen Mängel ihm fühlbar zu machen.
Eine StiftungsYerliaiidluiig nnter Kants Mitwirkung.
n.
Es ergeben
die
Akten des Senates der Universität Königsberg, daß vom
ab bis in den
April 1796
Oktober 1797 hinein, Verhandlungen über die Be-
gi'üudimg und Ausgestaltung des sogenannten Kypckeschen Stiftes in Königsberg
spielten,
hatte
„Durch
die
Senator der Albertina mit zu verhandeln mid mit-
im März 1778
Bestimmung
Studiosis übel
als
Der Verlauf war
hatte.
ling. Orient.)
folgende
denen Kant
bei
zustimmen
folgender.
Der Prof essor Kypcke
ein Testament gemacht,
in
'
(Professor
welchem
er
die
geti'offen hatte:
Erfahrung überzeuget,
daß
angewendet werden, und daß
es
öfter
auch Stipendia von denen
jungen Leuten
am
verderblichsten
sey, daß sie ohne alle Aufsicht leben u(nd)von ihrer Zeit, Gelde u(nd) Fi-eiheit üblen
Gebrauch machen, bin ich hiermit Willens eine Stiftung zu
Studiosi unter der Aufsicht eines akademischen
wohnen soUen.
Damit
mein Vermögen a Senatu
1)
diese
fimdii'en, in welcher
Docenten unentgeltlich beysammen
Stiftimg einigermaßen wichtig
werden möge,
soll
so lange asserviret werden, bis es durch die Interessen,
Goldbeck, Literarische Nachrichten von Preußen, (1781)
Stande und hat sein ganzes Vermögen
,
S.
215:
„Er
lebte in
ehelosem
welches er sich selbst durch Fleiß und Sparsamkeit envorben
vermöge welcher nach einigen bestimmten Jahren
werden wird, in welchem eine gewisse Anzahl Studierender unter der Aufsicht eines akademischen Lehrers, der in demselben Hause wohnet und für die Aufsicht eine Besoldung erhält, freye Wohnung haben soll."
hatte, zu einer akademischen Stiftung vermacht,
ein Gebäude erbauet
Oradenwitz: Der
und gelegentlichen Verkauf meines Hauses auf 50000 Gulden, oder
Vermicthunf,'
auch noch
185
Wille der Stifters.
liölicr
aufgewachsen.
und
gekaufet
bare Hiiuscr
Hiovou
entweder befiueiu gelegene braucli-
sollen
oder welches weit
aptirot,
liierzu
neues Gebäude zu einer Zeit, da das Bauen
theuer
niclit so
Absicht aufgebauet und eingericlitet werden"
.
.
„Nach meinem Ucssein wäre
.
bey einem neuen Bau für den Aufseher der Anstalt eine
und so
Zum
viel
Stuben für Studenten,
der Fond hinreichet...
als
von jeder Fakultät, der diese
Doktor oder Magister
zeitlebens behalten kann.
Er muß aber
ein würklichcr
welches mehr als 100
rthl. jährlich
Der Inspektor dieser Anstalt
rthl.
Amt
außer freyer
soll
hatte das Kapital
hinreichend war,
erging von selten
eines
ampl. wolle ihm sein
Anerbieten
haben,
importiret.
Wohnung
jäiniich fünfzig bis
Gehalt haben, darnach der Fond hinreichen wird."
Im Jahre 1796
Stifters
ein
Stelle
Docente seyn und außer
seinem ProfessorGehalt und akademischen Einkünften kein ander
sechszig
5 mitt-
Inspektor dieser Anstalt kann a Senatu ampl. gewählet werden
Professor,
Senator,
Wohnung von
Stuben, alles unten a plein pi6 nebst Küche, Keller pp. anzu-
leren logeablen
legen,
convcnabler ein
e.\pros zu dieser
ist,
zu
um
50000
Professors M. an den
Haus abkaufen („Ich
tun,
weil
verständigen abhängen
die
welches nach der Absicht des
fl.,
das Unternehmen zu beginnen, erreicht,
Senat
trage, sage ich, kein
Sciiätzung
des
Hau.ses
es
Bedenken, dieses
lediglich
Hau-
den
von
ein kiinigl. Stipcndium-Kollogiuin
muß, weiche
und
Senatus
das Anerbieten,
ilazu
be-
vollmächtigen wird").
Des weiteren bemerkt der Professor M., „daß für 10 Studierende, über welche
Zalü eine sorgfältige Inspektion sich
getrennte und
wohl nicht ausdehnen
bequeme Wohnungen da sind" und endlich
zweckmäßig
düi'fte,
„bitte
Senatum
ich
ampli.ssimum bey Ernennung eines Inspcktoris Fundationis Kypkianae,
älterer Professor
kein
möglichkeit, bey
meinem obgleich doppelten Gehalte
ich
eine Familie von
Nicht
um
von dieser Art literarischen Bedürfnisses für Studierende
fizium genießen, in teutschen
aus
allen
tias
Bene-
es gut findet, allen künftigen Inspektoribus zur
gemacht werden könnte".
Im Senate war dazumal das
die
Kindern
und lateinischen Ausarbeitungen zu üben, welches
wenn Senatus amplissimus
Pflicht
l'i
zu motivieren, sondern
Fakultäten überzeugt bin, erbiethe ich mich dann, diejenigen, welche
<lann,
sich
Die Un-
dazu meldet, auf mich Rücksicht zu nehmen.
zu unterhalten, zwingt mich zu dieser Bitte.
weyl
falls
Institut
d.'i-
gegenwärtigen Statuten der AHiertiiui nur
freien Sai'hi'u gestatten.
Es wunlo
iiiiinlicli
in
Kapsuhition
i)ei
in
l'bung,
welches
ganz einfachen und zweifels-
einer Kapsel das Schriftstück bei
Gradenwitz: Der Wille
186
den einzelneu Stimmberechtigten
des Stifters.
welche
heriimgeti'agen,
aus der damaligen Zeit weit besser
Terliandlungen
Denn wir haben
heutigen Protokolle.
Aon den Sitzimgen heutiger Tage,
die motivierten
Zufall sind uns die
erhalten
als
durch unsere
Toten und nicht bloß, wie
Anträge vor
die
Meinung nach-
ilire
Durch diesen
einander anf demselben schriftlich bemerkten.
.itns.
Man
darf
freilich
nicht er\varten, die wirklichen Motive der einzelnen Toten wie der Gruppieriuigen
Akten sicher wieder zu finden;
in diesen
und außerhalb der
hinter den Kulissen
die Hauptarbeit
wurde imzweifelhaft
Kapsiilation geleistet, wie schon aus der
erwähnenden Tatsache hervorgeht, daß der Senat sich
gleich zu
Mehrheit in der Regel
dem
des Physikers, anschließt: die
stehende Rubrik
und bei
Worte „Consentio cum
Toraussetzung
aller
Nachstimmenden
selten der
in seiner großen
ausführlichen schriftlichen Toto des Prof. Keusch
ist
es
fi'iedfertiger
Unterwürfigkeit auf
doch nicht wohl denkbar, daß die Torstellungen
wenn
des Physikers so regelmäßig bei seinen Kollegen Eingang fanden,
eben sein schriftlicher Tortrag schon
ihnen gewesen war.
das Resultat
Bei der ersten Kapsiilation
ist
nicht
seiner Besprechungen mit
Reiisch Rektor
imd
er setzt
den Anti'ag M.s in Terbindung mit seinem (Reuschs) Gutachten in Bewegung.
achtung verdient die Bemerkung zur Meldung
hält
selbst
Übimg.
darum
an
allen
täglich
Der zweite Totant
er gibt
am
anderen
eine
am
hier wie
ist
gleichen Tage,
merkenswerte Totum ab: „Die
Von ihm
vorteilhaftesten,
zusammen und besonders
Privat-Interesse
1)
offerirt
als
urteilt
philosophischen Fakultät,
die S.
liest
184
„Herr
Inspektor:
Stunde
Sein Fach macht üin für anderen dazu geschickt.
schlag für
und
und
',
Physico" bilden eine
excel.
indessen
Be-
Prof. M.
den Logirenden zur
Ihm
kann
ist
dieser Tor-
und
öffentliches
in diesem Falle bestehen."
immer der Kanzler und Direktor Holtzhauer^
au dem er die Kapsiilation erhalten, das be-
dritte
Frage, wer Inspektor sein soUe, wird
zitierte Schrift (S. 64):
sowohl öffentlich
, Professor
als privatim die Physik.
billig
der Physik und Senior der
Die vielen anderweitigen
Arbeiten auf der Universität, die vorzüglich das Finanzwesen betieffen, beschäftigen diesen ver-
diensh-oUen Mann, der zugleich auch Oberaufseher der Königlichen und der Akademischen Biblothet
und Inspektor des Collegü Albertini ist, zu sehr, als daß ihm viele Zeit zu Torlesungen übrig
bleiben sollte.
Aber schon durch diese Arbeiten
ist
er der Universität vmentbehrUch
und
sie
wird
durch seinen, Gott gebe noch entfernten Tod, immer einen empfindlichen Verlust erleiden."
2) Job.
Universität
Dan. Metzger, der Medicus
I imd (anonyme) Verfasser der Schrift: ..Über die
Ein Nachtrag zu Amoldt und Goldbeck 1804" urteilt über ihn:
War
mehrere Jahre hinduich der einzige Lehrer (der Jmisprudenz).
zu Königsberg.
„Dr. G. Frid. Holtzhauer.
.
.
.
Die CanzlersteUe war mittlerweile unbesetzt geblieben zu welcher er indessen auch noch heraufi-ückte
und seinem Lehramt, so lange er lebte, fleißig oblag. Auch ward er zum Beysitzer des Stipendien
;
Collegü und zum Curator Stipendioriun ernannt. Um literarischen Ruf schien er sich nie zu bekümmern. Er hat sich (ein seltener Fall) bey seiner Lehrerstelle ein nicht unansehnliches Vermögen gesammelt."
Gradenwitz: Der Wille des
mit den beiden ci"stcn niclit vennenfit.
muß
besser eingeleitet werden.
wenn Beide
kann,
geschelicn
(idiT
der
Sobald sie durch eine vorher-
gehende Ciinende an die Leliror der Universität eingeleitet
schicklich
dem Handel
Die Verbindung,' kau
Diese kan nicht wohl auf das erste Erbiethen dazu ge-
Inspektorwahl schaden?
schehen, sondern
187
Stifters.
ist,
welches aber nur
Fiagen erwogen sind,
erste
will
ich
dann mit wählen."
Hierin
mit
.-itimnien
während wir danuif
Consentio Im. Kant.
Der Senat
dem Kanzler
lesen: Cünsoutio
I.
überein: Sclimaiz, Kenard, Krauß, Eisner,
cum
rectore magnifico, Metzger,
fordert demnächst den Prof. M. auf,
ein
Summe unterm
3.
Mai luu 1500
fl.
das
Umständlichkeit
großer
6200 Talern 60 Pfennigen
=
Taxationsverfahren,
18607
fJ.
zufrieden, (21. August), naciidem der
Überschreitung der Taxe
Reusch
sie ebenfalls
um
400
fl.
Summe von
Summe erklärt
die
dieser
ihm doch wenigstens 19000
nimmehr
daß
Darauf erfolgt
solle.
welches
Auch mit
ergibt.
sich Prof. M., der zunächst gebeten hatte,
genannt werden,
fl.
gemindert wird für den Fall,
von dem Hause der anstoßende Garten geti-ennt werden
mit
eodeni
Angebot zu maclien,
worauf, nach einigem Sträuben, unterm 28. April 1796: 24000
welche
cum
E. Schulz.
fl.
zu geben,
eingetretene Rektor Schmalz die
befüi-wortet.
der Kanzler sie
abgelehnt,
befürwortet hatte.
Das Votum des Kanzler
lautet:
Haus nur höchstens der
„Ich bin der Meynuiig, daß für das taxirte
mäßige Preis, nicht aber 400
fl.
tax-
darüber, noch auch oben drein die Stifts- Inspektion
könne gebothen werden, denn
1.
das Haus, welches laut
ist
hat,
2.
dem Beschluß
die "Wahl des Inspektoris erfordert
und
der Taxe so bedenkliche Onera
dadurch hinlänglich bezahlt
sie
dazu aufzufordern.
völlig erfüllet
noch Andern Conipetenz zu verstaten
Der Sinn des
Testators möchte anders nicht
werden, die ganze Sachbehandlung auch nicht von allem
Vorwurfe der Unanständigkeit frey seyn."
Auch
hier wieder finden wir
Legi Im. Kant et Consentio
Physico. Consentio cum excel. Physico Krauß. Eisner.
bemerkt Schmalz, es
eine Majorität
sei
.Schulz,
schon in der Kapsulation
cum
cxcel.
und zum Schlüsse
vom
17. April
durch
von 6 Stimmen gegen 4 Stimmen beschlossen, daß die Besetzung
der Inspektorstelle „von
solle."
in der Tat
I.
dem Kaufkontrakt über
Es waren das die 6
(?)
das
Haus
gänziicli separirt bleiben
Stimmen: Holty.hauer, Schmalz, Reccard, Krauß.
Eisner gegen Reusch, Metzger. Kant, Sciiulz.
Gradenwitz: Der
188
So
scharf
außerordentlich
kauzlerische Einwurf
der
Februar 1797 verlangt das Staatsministerium
am
1.
E. Schulz veranlaßt sieht, eine
Indessen finden sich eine ganze Anzahl ver-
Inspektion in loco anzuberaumen.
,,
seia
ist
Deliberation in Pleno wegen
eiiie
des M.'schen Hauses, wodnrch sich der Eektor
liindert, so
so
auftritt,
Die Kaiiffrage interessiert weiter nicht:
Begehreu doch sachlich begründet.
13.
Wille des Stifters.
der Kanzler, ein Medikus und folgende beiden:
Meine Abwesenheit
bitte ich
wegen meiner Kränklichkeit zu entschuldigen."
Reccard.
„Dieselbe Ursache verhindert mich gleichfalls. Uebrigens stimme
mit Exe. Medic.
Nachdem
I
völlig überein."
fjage wieder in den Vordergrund
und
Kant.
I.
die Kauffrage alle Instanzen durchlaufen hat,
tritt
nun
mag erwähnt werden, daß
es
des Rektors Holtzhauer: „Die Einrichtmig und
die Inspektor-
der Vorschlag
Wahl der Inspektion der
könnten verschoben werden" zu folgendem ausführlichen Votum Anlaß
stimme dem Urteile
rect.
magn.
u.
Stiftung
„ich
gibt:
cancel. illustr. bey, zuvorderst
und
Genehmigung und Vollziehung des Kauf- und Verkaufkontraktes mit Herrn Prof. M. zu befördern; das Uebrige wird sich
nachher mit Muße abmachen lassen. I. Kant."
eiligst
die
Demnächst wird
genehmigt und
es
die Instruktion für
den Inspektor entworfen, der Kaufkontrakt
kann zur "Wahl des Inspektors geschritten werden.
1797 meldet sich der Prof. (extraord.)
Gesuches an den Rektor Holtzhau er: „Uebrigens aber
noch hinzufügen, daß ich
will
gethan haben,
lich des
Herrn
in folgenden
als sie
Prof.
sie,
am
Rinck imd bemerkt
muß
Am
18.
Schluß
Aug.
seines
ich meiner Bitte dies
wie sichs freylich ohne dies versteht, nur insofern
den etwaigen näheren Ansprüchen eines anderen, nament-
M. nicht in den
Weg
tritt."
Der Rektor
gibt diese
Meldung
Worten zur Kenntnis des Senates:
„Competenten zu dieser Inspektorstelle sind, wie dem Senat bereits bekannt
HeiT
Prof. M.i
und Herr
Prof. Rinck.'-
Des
letztern Schreiben an
ist,
mich lege ich bey.
hat mehrere Jahre hindm'ch die
und Dichtkunst auf imserer TJniversitaet bekleidet,
nachdem er in Hallo Privat-Docent gewesen war. Als Geschichts- Kundiger war er auch im
Ausland sehr berühmt und die Universitaet hat in dieser Rücksicht einen bedeutenden Verlust durch
seinen Tod erlitten. Sein Hausbedarf, den er seinen zwölf Kindern dedicirte, hat vor anderen
seiner Schriften eine gute Aufnahme gefimden.
Auch unter unsern Mitbürgern wiu'de M. als ein
Mann von Kenntnissen und Verdiensten sehr geschätzt. Ein etwas heftiges Temperament und
1)
Lehrstelle
Über M.
der
urteilt die S.
186
zitierte Schrift (S. 53): „.
.
.
Beredsamkeit
Geschichte,
Tod verschuldet."
Ebenda S. 54: „
War einige Jahre fünfter Professor der Tlieologie auf hiesiger
Universitaet und Insijector des Kypkeschen Instituts, ging aber von hier nach Danzig, wo er
jetzt Prediger imd Lehrer am dortigen Gymnasium ist."
Geb. 1770 gest. 1811, seit 1800 auch
eine nicht ganz regelmäßige Diät haben wahrscheinlich seinen frühzeitigen
2)
Kantsohriftsteiler.
.
.
.
Gradenwitz: Der
„Zu diesen zwey Competonten
dem Erbiethen, dagegen
"Wille
geselle
des
ich
189
Stifters.
mich
die Administration derThier-
selbst als
ein
dritter
mit
und Oroobenschen Stiftungen,
welche beide ein mit der Kypkeschen Inspektion gleich großes Gehalt einbringen,
niederzulegen.
Die Bewegungsgiünde, die mich zu dieser Meldung, nach langem Bedenken
bewogen haben, bestehen mehr
in guter
Gesinnung gegen
die Universität als in
der Absicht zu gewinnen, und ob ich gleich durch die vorgeschlagene Veränderung
einigen Yortheil erhalten würde, so könte dieser doch auch aus
die
mehr
als einer
Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich
Rücksicht gerechtfertigt werden.
Sonatus Amplissimi
Ehre zu unterzeichnen
ganz ergebenster Diener Holtzhauer."
Dieser Mitbewerb setzt denn freilich den bisherigen Vertreter einer objektiven
Behandlung der Angelegenheit
des Kanzlers
lichkeit
und
in
da
nicht geringe Verlegenheit,
ein anderes Licht, die Senatores aber in
alle
sie
Rektors
zeitigen
entschlossen
abzuweisen,
scheinen, die
hierfür
aber doch
eine
Bewerbung
der Höf-
entsprechende und der Wahrheit nicht gerade widersprechende Gründe
anführen müssen.
Hier wird das schriftliche Verfahren peinlich: hören wir die Voten:
Schulz schreibt:
will
ich
„Was
die
Bestimmung des
Inspektoris betrifft, so kann und
zwar Ihro Magnificenz nicht im geringsten dadurch zu nahetreten,
als
ob ich etwa wähnte, daß daher die Stiftung schlechter beraten seyn würde, wenn
Ihro Magnificenz die Inspektion derselben übernähme.
Allein da Ihro Magnificenz
bekanntlich in guten Vermögensumständen sind, also von dieser Seite einer Unter-
stützung oder Verbesserung nicht bedürfen, der ganze Geist der Fundation aber
klar
genug dahin weiset, dem Inspektori einen Vorteil solcher Art zufließen zu
lassen,
ich auch
kaum vermuthe, daß
Ihro
Magnificenz sich
in
Annahme von
Pensionaires einlassen würden, worauf der Testator doch auch wörtlich hinweiset;
Ihro Magnificenz auch keine besonderen
Sie sich zu diesem
Wunsche
Umstände und Gründe berühren, woher
veranlaßt fänden: so sehe ich mich dadurch bestimmt,
denselben meine Stimme dazu
niciit
zu geben, ohne fürchten zu dürfen: demselben
dadurch auf irgend eine Art zu nahe treten zu wollen."
Reusch
votiert:
„Was
die Person des Inspektoris betrifft, so kann ich
mich
nicht überreden, daß das Anerbieten Sr. Magnificenz wahrer Ernst oder nicht ein
Entschluß sey, der ihn gereuen würde, nicht allein, daß er den Vortheilen, die
er jetzo wirklich hat, entsaget, s(m(lern sein beynahe noch vorteilhafter gelegenes
Haus
Arbeit
vertauscht, und sich bey seinem herannahenden Alter, einer neuen
und Inspektion unterziehen
will,
die bey
allen
möglichen Einrichtungen, immer
Gradenwitz: Der Wille
190
viel
Unbequemes
Hr. Prof. M.
bat.
liat
des Stifters
zwar vieles wider
aber auch vieles
sich,
vor sich, dazu noch kommt, daß seine starke Familie wohl eine Unterstützung
nöthig hat und daß Testator darauf mit vorzüglich gesehen, zeigt der Umstand,
daß er den von der Wahl ausschließt, der aiißer seinem Professorgehalt 100
Salarium
hat.
Hm.
Ich kann also
Prof. M.
rthl.
und sonderlich unter der von H. Ober-
Außerdem habe
hofprediger beygefügten Einschränkung i nicht entgegen seyn.
ich gegen Hrn. Prof. Rinck nichts einzuwenden,
imd würde diesem meine Stimme
nicht versagen."
Hier wie gewöhnlich haben wir:
Consentio cimi excel. Physico Krauß.
dem H.
Prof. M.
Änti'ag, daß die
Mit
Reccard."
Sache zum mündlichen Votum kommt
muß
Sitzimg
der jetzt angesetzten
in
drücklich motiviert haben.
Physico Metzger.
excel.
Consentio Kant. „Ich gebe
mein Votvmi ohne Einschränkung.
Es ergeht darauf der
und
cum
Consentio
Cum eodem
der Kanzler
Bewerbung
seine
dem Präsentatum und Datum
aus-
des 17. Sept. 1797
findet sich folgende Erklärung des Prof. M.
„Auf
die
mir zufälligerweise gewordene Notiz, daß zu der Inspektorstelle
Fundationis Kypkianae außer mir und
S. u.
dem Hrn.
Professor Holtzhauer sich gemeldet habe,
Professor Rink auch der Herr
erkläre ich,
KonkiiiTenz mit einem älteren Professor imd Senator
als
daß ich von
aller
ich bin, ohnbedenklich
zurücktrete" und für die nächste Kapsulation überti'ägt der Rektor und Kanzler
die Leitung
an den Prorektor, indem er zugleich bemerkt:
„Meinesteils glaube,
vorlezten Senatssession ^
mir scheinbahr nachtheiligen Argumente in der
die
zum
Wohlgefallen der gegenwärtigen Herren Senatoren
wiederlegt zu haben, der Stiftimg als ihr erster Inspektor besonders förderlich
werden, und darum ohne Ungerechtigkeit gegen mich, meiner Bewerbung nicht
entsagen zu können."
Nunmehr
erfolgt die
daß Holtzhauer ganz
Kant
als
Wahl durch
ausfällt,
dem Herrn
Prof.
Voten mit dem
erhält,
Gründe anführen, Eisner: „da demselben nichts
von der Konkurrenz abgeht".
ich
schriftliche, motivirte
Rinck aber die Mehrheit
Erfolg,
wobei Eisner und
obstirt
und Hr.
Pr. M.
Kant: „Aus eben denselben Gründen gebe
Rinck mein Votum unbeschränkt. I. Kant." Auch
Schlußbemerkimg in dem Votum von Reusch „Um
hier sind sie geleitet von der
so mehr, da ich
ihm
dieses schon vorhin auf den Fall versprochen,
von der conkurrence abtrete."
1)
2)
wenn
Hr. M.
Es wird somit Rinck gewählt, nicht ohne daß
Nämlich: ihm zuvörderst auf 1, 2, 3 Jahre die Stelle zu verleihen.
Die Saeho war also zur mündlichen Verhandlung gebracht worden.
Gradenwitz: Der
191
Wille der Stifters.
Schmalz zur Sprache gebracht hätte ..daß erstens Sonntag vor 8 Tagen H. D. Jach-
mann im Hause des Hrn.
Justizrat Fi-anz den Inhalt der vorherigen Kapsulation
ganz erzählte, und zweitens, daß
man Hrn.
Seine Magnificenz im Senat bey
der Deliberation
bittet die
Sache zur Sprache zu bringen.
Pr. M. alles
—
das wiedererzählt, was
über ihn ge.sagt habe."
Angelegenheit erledigt und Rinck im Besitz der Inspoktorstelle, wie
Hauses
27.
Allein
ledig.
kommt noch
es
Nachspiel:
ein
Er
Somit scheint denn die langwierige
>I.
seines
dem
M. erklärt unter
Pr.
Sept „Vor acht oder zwölf Tagen erklärte ich Senatui Amplissimo, daß ich
mich bey Besetzung der Inspektorstelle sowie in ähnlichen Fällen durchweg ver-
bunden
dem
hielt,
älteren
Professor,
gearbeitet hat. nachzustehen.
es
unmöglich
dies!
bleibt, ihr
Man nimmt
jüngsten Professor E.xtraordinarius an.
muß,
hinzutritt,
länger
die
Univei-sität
und bestimmt, daß
Und doch
geschieht
Zurücktreten auch in Rücksicht auf den
Sowie ich jedes Senatoris
so fest bin ich entschlossen,
wenn
bey meinem Stimmrecht
als
Illustr.
Stimm-
kein älterer Professor
und im Falle daß diese
bey der früher auf mich gefallenen "Wahl
rechtlich vernichtet wird,
zu behaupten.
für
so deutlich
ist
einen anderen Sinn unterzuschieben.
sie für ein absolutes
recht anerkennen
welcher
als
Meine Erklärung
Senator
Unter rechtlicher Vernichtung aber verstehe
in
ich,
lioc
casu mich
daß wenn weiter
keine Konkurrenz eines älteren Professoris stattfindet, die Herren Senatores, welche
mir beschränkt und unbeschränkt ihre Stimme gegeben haben, dieselbe
zurücknehmen. Herzlich gern
nicht cinders als auf
6 unter 9
will
ich
geradem Wege." Dies
Stimmen unter
hilft
ihm
nichts.
von Rinck, womit denn die Sache endgültig erledigt
ist,
Eine Majorität von
Vorantritt von Schmalz entscheidet abermals zugunsten
Von
ist.
beachtenswerte Äußerung gefallen, „da einem Senator qua
recht angewiesen
gebe, des Senats wegen, und des
Hrn. Pr. Rinck meine Stimme.
I.
tali
Hm.
einer Seite
I
in
dem
Pr. M.
dem voto
wegen, dem
jetzigen
E.\cel.
nochmals dem H. Pr. Rinck zu geben.
E.xc.
Med.
I.
I.
die
Lage
vorigen Umlauf angeführte
Argument, meine Stimme lieber einem non Senatori, am liebsten
sofern dieser sie aber verschmäht,
ist
eben kein Vorzugs-
„Mich bewegt bey der
E. Schulz."
der Sache vornehmlich das von Excel. Med.
„Ich bleibe bey
bestimmt
dem verdienterem Manne nachstehen: aber
Kant."
Hebräo,
Krauß."
—
Der Entschluß des Senats, die Inspektion einem Nichtsenator zu verleihen,
ist
aller
Ehren
wert.
Der Kanzler
steht isoliert,
und der Verzicht des
zugunsten des älteren Kollegen sieht eigenartig aus.
Alters'
1)
staiidelo
Prof.
M.
Daß das Argument höheren
nach beiden Seiten hin verwendet wird (indem R.
vm
vornherein seine
Der wogen herannahenden Alters beanstandete Kanzler ist 1746 ^reboren, der unb4<anGegenkandidat Maiigolsduiff zwei .lahre spUter (IV-IS), s. Ottinger, Mufiiteur d.s .la(.'s, IStJ'.t.
Gradenwitz: Der
192
Meldung imr
'Wille des Stifters.
für den Fall erklärt, daß kein älterer Kollege konkurriert, während
umgekehrt dem Kanzler sein „herannnahendes Alter" entgegengehalten wird),
darf nicht befremden, ebensowenig darf es wundernehmen, daß die Frage, wer
kaum
ist
Dies kann unter der
gestreift wird.
anzunehmen, da
Wohl
der geeignetere Inspektor
die Studenten
denn für
Testament deutlich genug
ja das
in
sei,
den Yotis Senatorum
berührt worden sein, und das
Hand
als
Zweck der
Stiftung das
der Studierenden bezeichnet.
scheint es, daß zwei Mitglieder des Senats jedenfalls diese Sache im
Nun
Gemüt nachempfunden haben, der Kanzler und
Kanzler gewesen,
Monatsschr. 1899
o-enommen
S. .351 ff.)
der Weise.
darauf,
Ist
doch
es
von Warda jüngst
die
der
(Ostpr.
behandelte Offensive gegen zwei Mitglieder des Senates
wir bei der Deliberation, welche auf Grund ministerieller
Wenn
hat.
vmmittelbar
welcher,
Ver-fügung für wünschenswert erachtet wii'd, lesen:
„Meine Abwesenheit
ich
bitte
wegen meiner Kränklichkeit zu
„Dieselbe Ursache verhindert
mit Excel. Medic.
so stimmt das
I
entschuldigen."
übrigens stimme
völlig überein",
aus
dem Senate auszuscheiden angehalten werden,
an den Sessiones sich doch nicht mehr beteiligten.
sie
liest,
gleichfalls,
gut zu der Motivierung des Kanzlerischen Gesuchs, es möchten
die beiden ältesten Senatores
da
mich
Aber
wer
freilich,
i,
der traut
daß unter diesen beiden Senatores Immanuel Kant sich befindet
Denn
seinem Auge kaum.
Umständen sein kann, dem
so notwendig es unter
Kuhebedüiinis rückständiger Persönlichkeiten nachzuhelfen, so widersinnig
Anwendung
ihrer Körperschaft,
„Eetenu en
ist
die
dieses Yei-fahrens auf diejenigen, welche die Zierden, ja die Leuchten
im vorliegenden Falle sogar der ganzen gebildeten Welt
activito
sind.
pour avoir commande en chef contre renuemi" lautet die
welche
die
Altersgrenze nicht existiert.
Es gehört zur Signatur der Verhältnisse, daß
sich
ein Professor gefunden
der sich
Formel
in
der französischen
hat,
Armee
füi-
diejenigen
(unter einem
Generäle,
für
Kant feindlichen Rektorat)
mit der Insinuation des Rücktritts an den Weltweisen wagte.
Auf der anderen
seits in
geschärft
1)
Seite ist die
Vermutung wohl begründet, daß Kant
seiner-
der Beteiügimg an diesen Verhandlungen sein Urteil über die Stiftungen
und
verschärft hat
Von dem
und namentlich über
zweiten, Eeccard, heißt es
a. a.
0.: „
.
.
.
diejenigen, welche
starb vor
wenigen Jahren
es
als
dahin
Primarius
Er war nicht sowohl als Theolog,
sondern vielmehr als Astronom berühmt und verewigte sein Angedenken durch eine auf seinem
Pfarrhause errichtete Sternwarte. Daß er sowohl astronomische als auch theologische und Schulbücher hinterlassen hat, sagt uns Goldbeck.
der Theol. Fakultät nnd Pfarrer der Gemeinde
Sackheim.
Gradenwitz: Der
„dem Armen imd Kranken (dem vom
bringen, daß
nicht „die
Beiiiilfe
Xarrenhospital ausgenommen)"
wofür er sich wo er
,
193
Wille des Stifters.
will
seinen Verwandten
bei
oder sonst Bekannten einmieten kann, gereicht wird", sondern „wie im Hospital
Groenwich,
von
prächtige und dennoch die Fi-eiheit sehr beschränkende, mit
einem kostpieligen Personale vei"seheno Anstalten dazu getroffen werden."
Dean
19000
fl.
es
ist
allein
einleuchtend, daß für damalige Verhältnisse die
Summe
Leitung eines Inspektors bewohnen sollen, eine übermäßige
ist,
und das Kriterium:
„prächtige und mit einem kostspieligen Personale versehene Anstalten",
Kypckescho Stiftung ebenso zutreffend wie das andere:
schränkende".
wegen a Senatu
ist
auf die
„die Freiheit sehr be-
Denn der
Testator hat vei-fügt, der Student, der (eines Vergehens
bestrafet
werden muß und) eine einzige Nacht ohne Wissen des
Hause
Inspektors nicht zu
die Instruktion
von
Kauf eines Hauses, welches etwa 10 Studenten unter
für den
für
ist,
mache
den Inspektor,
sich dieses Beneficii schon verlustig;
allerdings
die
im Jahre 1800
erst
und
perfekt
wurde, enthält die Bestimmung:
„Namentlich werden diejenigen des Beneficii imwürdig und unteilhaftig,
die
wegen eines Vergehens vom Senat
werden müssen oder eine einzige
bestraft
Nacht ohne Wissen des Inspektores abwesend
Inspektor
sind.
hat daher von
der Anwesenheit der Stipendiaten sich dadurch augenscheinlich zu überzeugen,
um
daß er entweder im Winter
9^/,
Sollte
finden,
wohlgefälliges
zusammenkommen
im Vorhergehenden gelungen
es
welche
den Philosophen
um
Uhr, im Sommer
besucht, oder in einer der seinigen sie
veranlaßte,
Augenmerk zu widmen,
so
die
sein,
10 Uhr ihre Stuben
läßt."
—
Gelegcnheitsiu'sache zu
den Stiftungen ein noch minder
mag
jetzt
noch untersucht werden,
inwieweit die Anregiuigen, welche er uns hinterlassen, der Verwirklichung
haftig
geworden oder
III.
Ausblick in die Zakuiift.
Der große Gedanke, der
alles durclizieht,
Rc'chtslehre über die Stiftungen sagt,
Er
stabiliert:
„Das Recht des
einer jeden Stiftung,
wenn
zum Besseren entgegen
bizweifelt werden,
dem
iich«'
ist
teil-
nocii bedürftig sind.
ist:
was Kaut
sie der Erhaltung und
ist."
den Nachträgen zur
die Pflicht desselben
Staates, ja
dem
Das Rocht des Staates an
doch die Stiftung,
in
daß der Staat über der Stiftung stehe.
als
ewige
zum Umändern
Fortschreiten desselben
sicli
ge<Iaclit, ein
selbst darf nicht
Monstrum, weiclies
Privatwillen eine selbst über die Dauerkraft der (Jesetze hinaus unabänder-
Geltung
giebt.
In
d.-r
Tat
ist
ili'r
Versuch
di-r
Römer, einem
Go.-ietz
13
l'n-
Gradenwitz: Der
194
"Wille des Stifters.
Vergänglichkeit dadurch zu sicliern, daß das Unternehmen dies Gesetz abzuändern
im Gesetz
selbst
mit Nichtigkeit oder
gebung nicht wiederholt;
Sti'afe
die
selbst
bedroht wird \ in der neueren Gesetz-
Verfassung,
das
Grundgesetz
des Staates,
kann, wenn auch nur unter erschwerenden Umständen, abgeändert werden.
der
Nur
der Stiftung festgelegte und durch den Staat einmal sanktionierte Wille
in
des Einzelnen scheint der
Macht der
Ganz
Zeit zu widerstehen.
läßt sich diese
Monstrosität nicht aus der Welt schaffen 2, und insofern gilt von der Stiftung im
Mommsen^ vom
der Korporation, was Theodor
Verhältnis
zu
Gegensatze
zum
Rechtsstaat sagt:
geringste Organismus unendlich
Absolutismus im
„Nach dem gleichen Naturgesetz, weshalb
mehr
ist als
der
die kunstvollste Maschine, ist auch
jede noch so mangelhafte Verfassung, die der freien Selbstbestimmung einer Mehrzahl
von Bürgern Spielraum
Absolutismus; denn jene
er
ist
läßt,
unendlich mehr als der genialste und humanste
der Entwicklung fähig, also lebendig, dieser
Aber das Notrecht des
Staates, das videant consules
rung der Stiftungen nicht bestritten werden.
und unter welchen Vorraussetzungen
Die Frage
muß
Hierfür
Vergleicht
nur,
damnum
„Wenn sie
entgegen
ist,"
werden
ist
die Kantsche
die
1)
Formel mit derjenigen unseres Bürgerlichen
indem
.
.
.
sie nicht
emergens, sondern ebenso bei lucrum cessans eingreift:
zum
Besseren
sagt Kant; das Bürgerliche Gesetzbuch sagt § 87 Abs. I:
„Ist die
der Erhaltung und
dem
„Eiue von Rechts wegen unabänderliche
,,
soll.*
Kantsche geschmeidiger und dem Zwecke dienlicher;
Fortschreiten desselben
Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich geworden, oder gefährdet
Einsatz".
es ein-
gegen den ursprüng-
die Stiftung auch
gewährt der Macht des Staates einen größeren Spielraum,
bloß bei
wann
eine Formel aufgestellt werden:
man
Gesetzbuches, so
die Abände-
kann für
ist
lichen Willen des Stifters den Bedürfnissen der Zeit angepaßt
sie
was
also tot."
ist,
tritt
ist
staatliche
Anordnung
nicht einmal dafür, daß ein vergeblicher Versuch
angeordnete Strafe herbeiführt, gibt es tatsächliche Belege"
es
ist
sie
das Gemein-
ein Widerspruch im
aufzuheben die im Gesetz
Mommsen, Eöm.
Strafreoht S. 549, 550.
Zwecken, welche denen des Staates verwandt, oft solchen, die auch
dem Staate eigentümlich sind: insofern entlasten sie den Staat, und fiihren oft dem Staate Ziele
vor Augen, die er künftighin sich, aneignen soll: tut er dies, so sind die betreffenden Stiftungen
freilich bis zu einem gewissen Grade entbehrlich geworden, pflegen aber doch für den kleinen
2) Stiftungen dienen
Kreis, den sie umfassen, noch Sondervorteile zu bieten.
Mau denke
an die Alters- und Invalidi-
tätsversicherang.
3)
Römische Geschichte 111,477.
257: „Eine Kirchenordnung pflegt längere Zeit in praktischem
Die alte
Gebrauch zu sein, als die Zustände, die ihr Verfasser voraussetzte, andauern
Kirchenordnung, die man gewohnt ist, in Zweifelsfallen zu befragen, eignet sich immer weniger,
4) Vgl. Achelis, Didascalia S.
um
als
Gesetzbuch für die Gegenwart zu dienen."
Oradenwitz: Der
195
Willo dos Stiftore.
wohl, so kann die zuständige Behörde der Stiftung eine andere Zweckbestimmung
geben oder
Bis es dahin kommt, daß eine Stiftung geradezu das
sie aufiieben."
Gemeinwohl gefährdet, kann
denn das Gemeinwesen
viel
stark
ist
Verderbliches durch sie bewirkt worden sein;
genug auch einen Fremdkörper eine Weile olme
Gefährdung, wenn auch nicht ohne Schädigung zu ertragen.
zum Besseren" kann
schritt
nünftigore Regelung
Aber dem „Fort-
sich eine Stiftung sehr bald entgegenstellen
und
ver-
der einschlägigen Bedürfnisse hintanhalten, wogegen wohl
Kant, nicht aber der Wortlaut des Bürgerlichen Gesetzbuches helfen will; und
wiederum
der Begriff des Zweckes bei Kant analysiert, indem er eine
ist
änderung, wenigstens
in
Form
der
der Stiftung das gelten dürfen, was der Stifter
Zweck nur
Ende
ist
setzte
Betätigung
werden
jeder
soll.
ist
Und
Es wird nicht immer
voi-schlägt.
Mittel
nur die Form,
in
Zweck bezeichnete; am
als
die
uiul
als
als
Um-
Zweck
letzten
Zweck bezeichnete und
ge-
der der tiefer liegende Zweck erreicht
mit ei-staunlicher Sicherheit hat der Philosoph gerade einen
Punkt getroffen, wo das Stiftungswesen zum Unwesen werden kann: ewige Anstalten
zum Zusanimenwohnen:
Gegen den Zwang, der durch solche Anstalten auf Bedürftige geübt wird,
nur
die nicht
freie,
sondern dotierte
Wohnung
mit der Freizügigkeit zu bezahlen,
In den mir zur Durchsicht ver-
gibt es als Hülfe zunächst pei"sönlichen Dispens.
im Königlichen Justizministerium ruhenden Stiftungsakten des Ober-
statteten,
landesgerichtsbezirks Königsberg, die
vom Jahre 1810
ihren Anfang nehmen,
nur eine einzige Stiftung, bei der der Königliche Dispens
mit Erfolg nachgesucht wird, und das
lich einer
ist
eine solche, welche
ist
und
Damen, vornehm-
bestimmten Familie angehörigen Damen, freies imd sogar salariertes
Logis in gemeinsamem
Wohnhause
in
Königsberg
Gesuche, welclie von selten der berechtigten
es
in öfteren Fällen
möge ihnen vorgönnt
sein,
die
Zahlreich sind (Ue
verleiht.
Damen an den König
gerichtet werden,
Einkünfte zu genießen, ohne deswegen das
Domizil ändern zu mü.ssen, es eivchcint der Wunsch, nicht ein mildes Klima mit
dem rauhen vertauschen,
nicht die wichtige
Mutter aufgeben zu müssen,
um im
Pflicht
der Pflege
kranken
einer
fernen Osten ins Logierhaus zu kommen.
Die
dem
fest-
obere Instanz befürwortet die meisten der Gesuche im Widerspruch mit
stehenden Gutachten des Oberlandesgerichtes („es dürfe gegen den ausdrücklichen
Willen des Stifters nicht verfügt werden") und der König genehmigt das Gesucii
tun Dispens von der Residenzpflicht,
daß eine
Dame
schem Interesse
Residenzpflicht
wenn auch
nicht
immer
für alle Zeit, also
10 mal hintereinander für 4 Jahre dispensiert wird.
i.st
dmi
es,
daß das Ministerium
Xachsuclicnili'n
schli-chthin
i'innial
zu
den
crla.sscn.
Anlauf
Von
juristi-
nimmt,
<lie
auch ohne daß es
13*
Gradenwitz: Der Wille
196
eines wichtigen Grundes bedürfe;
des Stifters.
nachdem der König einmal gegen
des Ministers Dispens bewilligt hat, werden im folgenden Falle
vom
Votum
und ehrfurchts-
casus angeführt, in denen bereits der Dispens stattgefunden habe
voll
das
Minister die
anheim gegeben, den nicht motivierten weiteren Gesuchen
die
Gewährung
nicht zu versagen.
Hier zeigt sich der Übergang von dem Dispens im Xotfalle zur Abänderung
Denn wenn
der Satzung selber.
Dame,
jede
die
begehrt, von dieser Pflicht
es
entbunden wird, wo bleibt dann die Residenzpflicht im Sinne des
und
sagt der König: Nein!
daß
zum Dispens
ein
genügender Grund nicht vorliege,
Der Kantsche Grundsatz, daß jede
kommt
zur
Anwendung
Kantschen, hier wohl
Also
Stifters?
Hüter des Willens des Verstorbenen befindet
als
Zeit für die Ihrigen
am
besten sorge,
dem
in einem anderen Ealle, nur freilich nicht ganz in
auf
er,
i
das Finanzielle gerichteten Sinne:
Ein
verfügt, daß ein Farailienstipendium an solche Jünglinge gereicht
Stifter hatte
werden
soUte,
welche auf einer Akademie studieren (daß diese Akademie nicht eine preußische
zu sein brauchte, war mehr eine staatsrechtliche Frage); die Bestimmung war
vor der Emführung der allgemeinen Wehrpflicht getroffen: nicht ohne Geist,
wenn
auch ohne logische Schlüssigkeit imd ohne Erfolg verteidigt der Vater eines
Offiziers die These,
dem Akademicus
daß nach Einführung der aUgemeinen Wehrpflicht der Offizier
gleich zu achten
Hier zeigt sich so recht das
sei.
den Egoismus getragene Bestreben, das vorzeitliche Ermessen des
freilich
durch
Stifters
dem
Bedürfnisse der Gegenwart zu adaptieren.
In größerem Stile spielt sich der
und Akademischem
Tribunal
Testator für ostpreußische
vom
Stifterwillen.
Wie
Kampf zwischen
um
Studierende
auf Studierende der Albertina.
keit
Senat)
Eben
die Frage
ausgesetzt
2
Behörden (Ostpreußischem
ob Stipendien, die ein
ab,
hatte,
hier zeigt sich die
bei Leibniz" prästabilierter
beschränkt sein sollen
Schwäche der Abhängig-
Harmonie meint jeder
zunächst, daß dasjenige, was ihm zweckmäßig erscheint, auch
sei,
imd nach einem halben Jahrhundert führen
von denkenden Männern, nicht
damber
allein
vom
Teil
Testator gewollt
ernsthafte Behörden, Kollegien
Streit bei
ob die Erstreckung auf die Externen nützlich oder gerecht
der oberen Behörde,
sei,
sondern darüber
vor allem, ob ein quidam, der in der Lage war, Geld zu hinterlassen, vor 50 Jahren
1)
wenn
Was
für den einzelnen der Dispens,
das
ist
für das Institut der Übergangsziistand
ist, so kann, was Kypcke von vornRuhen des Kapitals bis zur Erreichung einer gewissen Höhe auch nach geschehenem
Verkauf des Hauses während der Dauer der Stiftung wohltätig wirken, wenn in Zeiten unsicheren
die Errichtung einer Anstalt Gegenstand
herein forderte
:
der Stiftung
,
Grundwertes das Kapital zuriickgehalten und aus den Zinsen des Kapitals eben die Unterstützung
durch Wohnungszuschuß gegeben wird, die Kant überhaupt für empfehlenswerter hält.
Gradoiiwitz: Der Willu dos
eher dieser oder jener Ansicht gewesen sein möchte.
Remcdium
das erste
dem Kampf
in
wer da wünscht, daß
sein Wille
197
Stiftors.
Hier aber zeigt sich auch
der Gegenwart mit dorn vergangenen Fundator:
maßgebend
sei
über das Grab hinaus dauernd,
War
der sorge vor allem, daß sein Wille unzweideutig ausgedrückt werde.
Ausdruck nicht
zweifelsfrei, so
nehme man
der
an, daß auch der Wille nicht bestimmt
war und wähle diejenige Auslegung oder ehrlicher gesagt Möglichkeit, welche
dem
nach
wird.
Maße und Quantitäten und
Zeiclien,
in
besten Wissen der Lebenden den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht
Ebenso kann kein Zweifel darüber
dem
daß die vom
sein,
To.stator
gebrauchten
Aiinliches im Sinne der Gegenwart und nicht
der Zeit des Testators festgehalten werden müssen.
Hat der
Testator,
welcher Unterstützungen an ärmere Verwandte stiftungsmäßig fundiert, bestimmt,
(laß
nur solche Verwandte i)crzipioren, deren Einkünfte eine bestimmte
nicht übersteigen, so heißt es
nicht etwa
sondern vielmehr
ihn
verzen-eu, Avenn
wo
der
Wert des Geldes
gehalten wird,
dem Sinne
diese
Summe
Summe
des Testators entsprechen,
auch
erheblich gesunken
zu
ist.
einer Zeit fest-
Die
Summe muß
von Zeit zu Zeit mit dem Wert des Geldes abgeändert werden. *
Hat der Testator vor 100 Jahren eine Stiftung zugunsten der Postbeamten
einer Provinz gemacht,
so
ist
die
buchstäbliche Erfüllung dieser Stiftung zwar
auch heute nocli möglich, denn es verkehren noch Posten.
Aber
die
Erwägung
wird stattzufinden haben, ob er unter Post nicht vielmehr das Verkehi-sinsti-ument
verstanden hat, welches damals
zum
welches heute
Falle bleiben wir
als
das einzige ihm bekannte vorschwebte und
größten Teile durch die Eisenbahn ersetzt
In diesem
ist.
im Rahmen dessen, was der Testator gewollt hat und mensch-
lichem Ermessen nach erklärt haben würde, v,-enn er die Zukunft hätte voraus-
sehen können, ä
Hat der Testator eine gewisse Form der Anlegung von Werten vorgeschrieben,
die
ihm
die
sicherste
schien,
so ist zu
erwägen,
ob die nationalökonomischen
Verhältnisse sich inmittels nicht so geändert haben, daß eine andere
Anlage sicherer und darum vorzuziehen
1)
Weil dieser Grundsatz nicht bofolgt windo,
gekommen, daß
sich
Form der
ist.
ist
os
lici
einer Familienstiftung jüngst daliin
weit über eine Million anKosamraidt hatte,
da kein Perzipient vorhanden
—
In Königsberg besteht eine
war, der die Bedingung so niedrigen Einkommens erfüllt hiitto.
holratet,
Stiftung, nach welcher einer Dienstmagd, die naeh 25 (fünf undzwanzigljäliriger Dienstzeit
Da diese Voraussetzung in vielen
ein einmaliger Ehrensold von 30O Mk gereicht wenlen kann.
Jahren nie
erfüllt
ward,
ist
ein Kapital
von mehr denn 1000<KJMk. angewachsen.
Hier kann
man
geradezu Unmöglichkeit der Erfüllung des Zweckes aimehmen und also umwandeln.
eine Süftung für Invaliden aus
2) Ihoring, Scherz und Ernst, S. 130 bringt als Beispiel
den Türkeakhogen
—
nach
dem Aufhören
dieser Kriege.
Gradenwitz: Der
198
allein darf sich die
Aber darauf
muß
der Staat
Wille des Stifters.
Behandlung der Stiftungen nicht beschränken;
ändern können.
So wie der Staat, indem er die Genehmigung verweigert, lUe Errichtung
der Stiftung unmöglich machen kann, mtiß er auch das Recht haben, die Ge-
währung rückgängig zu machen, wenn
Die Fi-age
dem
ist
niu',
kann er
Stifterwillen
zunehmen
ist,
in solchen Fällen unter der
würde der
es
die Einrichtung
sich nicht
welche Voraussetzungen ihn dazu berechtigen.
bewährt
Denkfonn gehen, daß
man
wie
ihn in dieser jui-istischen Figiu-
an-
Würdigung der gegenwärtigen
Stifter bei verständiger
Sachlage imd der gemachten Erfahrungen die Änderung gebüligt haben.i
Stifter,
hat.
Parallel mit
einstellt, ist
Aber der
eben nicht das In-
dividuum, welches borniert und im Sinne der damals gemachten Erfahrungen
die Stiftung formte, sondern die gereifte
die Elf abrangen
und durch
leben hinausgehobene Idealgestalt, gewissermaßen die Idea des
Und
gestaltet
Stiftung
ein Weiteres
hat,
um
Je mehr der Stifter die Stiftung selbständig
klar.
ist
daß sein eigner
so melu- darf er beanspruchen,
maßgebend
—
sei,
über Menschen-
Stifters.^
Wüle
in der
wie der Weltweise es ausdrückt; „Der, welcher gut-
müthiger, aber doch zugleich etwas ehrbegieriger Weise eine Stiftung macht,
daß
sie nicht ein
sterblich sey.
Dies ändert aber nicht die Beschaffenheit der Sache selbst und
das Recht des Staats
.
.
.
."
Deswegen kümmert
sich
der Staat
lebenden Anwärter ein Organ geschaffen,
ä
zu erhalten.
joui"
gleichen
1)
Über
z.
um
der
Bestimmungen der Stiftimgen
die
ursprünglich
waren,
tun so
mehr muß das Recht
des Staates für Verzugs- und Vergiitungszinsen, ßrünhuts Zeitschrift, Bd. 30
und er hat „sein
Urteil nach
A
Dogm.
10, 353: „
.
.
.
der Regel zu sprechen, die er als Gesetzgeber aufstellen
S. 14,
dazu Unger Anm.
Die Tamilienstiftung
2) Zurückhaltend Gerber,
f.
gar
der Gesamtheit
In "Wirklichkeit hat in solchen Fällen der Richter „rechtsschöpferische Macht" (Ungar,
würde", Schweizer Vorentwui-f
Jahrb
Pamilienstiftungen prinzipiell
Je mehr die Stiftung sich aber einer öffentlichen nähert, deren
B. Universitäten
die Haftiuig
S. 109)
um
vielmehr hat das preußische Gesetz für diese in
wenig,
will,
Anderer nach seinen Begriffen umändere, sondern Er darin im-
die
zum Genüsse
8.
in der
Funktion des Familienfidcikommisses
berechtigten Familienglieder, die berechtigt waren,
m. a. W. nachzustiften. Es versteht sich freilich von selbst, daß eine
im Siime des Stifters geschehen darf, d. h. in der Weise, daß dabei die
Frage beantwortet wird, wie würde der Stifter selbst nach den in der Stiftungsurkunde unangegebenen Merkmalen den Fall entschieden haben, wenn er seiner gedacht hätte; ..." Dagegen
Kohler, Recht der Stiftungen, Archiv für Büi'gerl. Recht lU, 2.52: „Kann man sagen: der Stifter,
wenn er in der Neuzeit wieder erstände, wäre wieder erstanden mit den Anschauiuigen und
Gefühlen einer vergangenen Zeit? Hätte nicht die Jetztzeit mit ihren Bestrebimgen und Zielen
schon von Jugend auf in ihm ihre bedeutendsten Eindrücke hinterlassen?"
Passender noch
die Stiftung zu ergänzen,
solche Ergänzung nur
—
wäre
die Formel:
dann nicht ändern, wenn der
deraitiges geduldet hätte;
wenn
Stifter
lieber
die
Stiftung nicht gemacht, als
er dabei die Kabmetsfi'age gestellt hätte.
Oradenwitz: Dur
199
Wille dus Stifters.
betont werden, dasjenige, was zu allgemeinem Nutzen errichtet
der
Allf,'<'in('inlHit
ist
auch dem allgcmoinen Nutzen dienlich zu erhalten.
Und wie
der Staat
<Ier
öffentlichen Stiftungen viele in Stautsanstalten verwandelt', weil er die Aufgaben,
wck'hi'
die
ebenso
niul?
zu
Stiftungen
vorsuchten,
lösen
nunmehr
für
für ihn das Recht bcanspruciit werden,
Anstalten angegliederten Stiftungen dauernd im
die
Auge zu
zahlt,
an lue öffontliclie Anstalt angelehnte Stiftung jener den Tribut der
im Sinne der Vernunft und des gegenwärtigen Nutzens
Soll
und
die
Abwesenheit genügenden Materials.
waltung von
Stiftungen,
Wir kennen weder
noch die an
wäre.
Und
Bedürfnis,
bruch
gekommen
ist
Verwaltung
licdaif das
deich
welclies
in
ist
aller Stiftungen
gibt es
Stiftungswesen einer staatlichen Daueraufsicht,
zum
Durcli-
II,
§ 129) also berichtet:
perpetuum nach einigen Menschenalteni
und Verkehrtheiten ausarten, welche der
Durch
die
war im Laufe des
notorisch geworden, denen
zität
diis
von Amts wegen orien-
stetige
Änderung der
beizukommen glaubte
man
18.
Stifter nicht
gesellschaftlichen
wird die buchstäbliche Erfüllung nach Jahrhunderten
In England
Ver-
der bestehenden
die Verfassungen
OrolSbritannien mit elementarer Gewalt
zeigte sich, daß Inkorporationen in
vorhersehen konnte.
ilor
und zur Krriclitung einer eigenen ständigen Kommission
meistens in Alißbräucho
lage
die
sei, so zeigt sich
jeder Winkel
das Stiftungsrecht und
geführt hat, über welche Oneist (Engl. Verwaltungsrecht
„Es
Kin-
Umwandlung
vorgenommenen Veränderungen, noch
diesen
eine Stelle, welche über die
ein
muß
zalilen.
wo
In einer Zeit,
der Öffentliciikeit durchleuchtet ist,
Stiftungswesen geheim.
tiert
so
aber der schwierigen Frage näher getreten werden, in welcher Weise
welchen Fällen reformbedürftigen Stiftungen aufzuhelfen
in
ansieiit,
Wie der
behalten.
den Staat anlehnt und darum diesem Steuern
zolne sich an
seinen
die
an seine öffentlichen
oft
Grund-
zur Absurdität.
Jahrhunderts eine Menge solcher Absurditäten
anfangs durch einen gewissen
Die jetzige Behörde
(sie
Zwang zur
Publi-
enthält drei besoldete
Commissioners, einen Secretary und zwei Inspectoren, welche von Zeit zu Zeit
Untersuchungen anstellen über Zwecke, Verwaltung und Erfolge aller Stiftungen)
Rat und Gutachten" an die Verwalter der Stiftiuigen, denen bei Befolgung
„erteilt
des Rates gesetzliche
Immunität zugesichert wird."-
Mit
der Veröffentlichung
in
Akten im Kgi. Archiv zu Königsborg ergeben einen Kampf, ob im Sinne des Stifters
verwoi.st) auch dio
von 1754 (da diT König auf die eigenen Kräfte der Provinz
zu kürzen sind.
Uehältur der I'rofe.ssoron oder nur iWv Mittel für die Kommunität der Studicrendon
1)
Jor Notlage
hat es, wenn der Stifter bei
2) (iroBo Vorzüge für dii' Errichtung ('iner Stiftung
hiiufig geschieht in
mit der Behörde seine Stiftung mortis causa gowissennallen vereinbart, wie dies
borcchügten Einwände.
der Weise, daß er bei Lebzeiten den (iciiuU dos (Jutes sich vorbehiüt; dem
I^-bzoiten
Graden witz: Der
200
der Stiftungsveriassimgen
ist
Wille des Stifters.
ein dankenswerter
Anfang gemacht
in der
BeUage
Etat 1897/98, welcher die an die IJntemchtsanstalten angelehnten
zum preußischen
Stiftungen nominiert.
damit
aller Stiftungsverfassungen,
Aber wir bedürfen der Veröffentlichung
durch Vergleichung zunächst ein Überblick über dasjenige geboten werde, was
nach dem Instinkte der Privaten einer privaten Fundation vorzugsweise bedarf,
in Zukunft der Berater des Stifters ein Material vor sich habe, nach
\md damit
dem
er die Verfassung der
Und
§5
freudig
Bestimmung
die
neuen Stiftung
einrichte.^
zu begrüßen, daß das Preußische Ausführungsgesetz im
ist's
enthält, daß ziu-
Abänderung der Verfassung Übereinstimmung
von Vorstand und Staatsbehörde genügt.^
Noch wichtiger
wird, und
als 'die
dem Wülen
waltung unter dem Scheine
gehandelt werden
als
Verfassung
ti-euer
laufende
Anordnung
dem Scheine
Staatsaufsicht
Gegen
diese
nur lax gehandhabt, weil
als
und
die
diese
und schon
die
Schonung heischen,
sie
eines kränkenden,
Empfindung
theoretische
Eine allgemeine Enquete hat den Vorzug, daß
es verdient,
hier
immer den Anschein
so berechtigten Mißti'auens,
haltung von Mißbräuchen günstiger,
dem, der
gehandhabt
sie
der Gehässigkeit freies Mittel als die
wird naturgemäß
einer Einzelenquete aber hat
wenn auch noch
mag.
dem
Erfüllung der Satzung ^ viel entschiedener zuwider
berechtigte wie imberechtigte Empfuidlichkeiten gerade
die
in
einer einmaligen allgemeinen staatlichen Enquete über alle Stiftungen.
Anordnung
die
der Geist,
durch Abänderung veralteter Bestimmungen.
Gefahr gibt es kein anderes von
Denn
ist
des Testators kann durch einseitige und luizuläugliche Ver-
ist
der Er-
Erwägung anerkennen
niemandem schadet
Ankündigung einer solchen
als
pflegt Veran-
lassung zur Abstellung veralteter Gebräuche zu geben.
daß er dadurch des Vorteils sich begibt, den die Letztwilligkeit ihm gewährt, nämlich so lange
er lebt,
ändern zu tonnen,
würde
ein Keurecht mit Reugeld
begegnen.
Allerdings
liegt
die
Gefahr eines ambitus nicht ganz fem.
1)
In
Rom
ist
eine der ersten
Äußerungen der
Justiz
des Prlncipats die Betreuung der
Diesen und anderen Rechtsfragen dienen Reski-ipte der Kaiser, Reohtsbescheide
auf Anfragen zumeist der Beamten. Die wichtigen und zur Nachachtung bestimmten aus der Zahl
Fideikommisse.
der Reskripte -wurden veröffentlicht und in einem über propositorum zusammengestellt, wie das
Decretum von Skaptoparene
jetzt lehrt.
Der Schweizer Vorentwurf § 104 läßt über die Abänderung der Organisation, vorausgesetzt daß „die Erhaltung des Vennögens oder die "Wahrung des Zweckes der Stiftung die
Abändei-ung dringend erheischt", die Kantonsregierung „auf Antrag der Aufsichtsbehörden und
2)
nach Anhörung
3)
In
D. 1, 3, 129.
des obersten Stiftsorgans", entscheiden.
fraudem
(legis
facit)
qui salvis verbis
legis
sententiam eins circumvenit.
Paulus
Gradonwitz: Der
Und
vielmehr
die
mit einer einmaligen Enquete
niclit
201
Wille dos Stifters.
der Staat begnügen,
sich
sollte
eine solche periodisch wiederkehren und für die Enquete wie für
sollte
damit im Zusammenhang stehende Beaufsichtigung der Stiftungen
eigene Behörde
fahrungen auf
dem
würden, wie ihn
unter ihr zentralisierten Gebiete
flio
sollte eine
werden oder sich entwickebi, deren ungeheure Er-
geschaffen
ilir
einen Überblick verschaffen
verschiedenen obersten Behörden, die bei uns in Preußen
am
Stiftungswesen beteiligt sind, naturgemäß nicht in gleicher Weise haben können.
Amt würde
Ein solches
mit der Kenntnis des Bestehenden einen umfassenden
Einfluß auf die Fortentwicklung gewinnen.
—
würde
geleitet,
das Gute der
es,
wenn auch nur
in
Mit Takt
Form
—
wie selbstverständlich
der unverbindlichen Ratschläge,
Verwaltung der einen Stiftung auf die andere übertragen und das
Entstehen derartiger Mißbräuche verhindern, wie es deren bei seiner ersten Betätigung zweifellos in Hülle
eine ausgebreitete
die
und Fülle antreffen würde.
Erfahrung ihre Schädlichkeit erwiesen
im übrigen Rechtsverkehr
ihren Einzug
Stiftungsrecht
und Interessenten.
besser
so
als
Versammlung üben zu
durch eine solche, die
Mannes
in
koUegialische Mitentscheidung,
zu wählen
Aufsichtsbehörde
nähernde aber
der
Kontrolle
das
in
vom Gegengewicht von Verwaltung
die
Berührung erfordernder Zwecke willen da
die Einzelentscheidung des
manche Regeln,
würden auch
wird die Erfahrung vermieden werden, daß es
Schwerlich
die Aufsicht durch eine
ist,
hätte;
als selbstverständlich gelten,
halten,
diesem Zwecke zusammentritt,
die
Manche typischen Fehler
Errichtung von Stiftungen würden nicht wiederholt werden können, wenn
bei der
als
tieferes Pflichtgefühl
daß es besser
eine
welche nur zu
anderer und häufigere
schwerlich die Ilrfahrung,
ist,
ihm ein
lassen,
um
ist
der
große,
eine
als
kleinere Schar zur
parlamentarischen
durch Öffentlichkeit und
daß
wachruft
Neuwalil
sich
an-
entbehrende
Versammlung.
Durch eine Behörde mit solchen Funktionen würde
Stiftungsrecht
und namentlich über
Staat genötigt
ist,
dem
die Fälle
Stiftorwillcu zuliebe die
es
würde
sich ergeben, die der Königsberger Piiilnsupli mit ilen
holt angeführt
„.
.
werden mögen,
Form nach
Recht des Staats, ja die Pflicht desselben
gegen
ist
der Erhaltung und
.
.
."
die
Lösung der Frage
gestellt hat:
solchen Stiftung wenigstens ihrer
sie
welchen der
Worten, die hier wieder-
können sich wohl Zeitumstände ereignen, welche
wenn
in
Verwaltung und dem öffentlichen
und
Interesse zuliebe die Verfassung zu ändern,
ein Überblick über das
gewonnen werden,
dem
die
Aufhebung oincr
anräthig machen" und weiter: „das
zum Umändern
Fortschreiten
desselben
einer jeden Stiftung,
zum Besseren
ent-
Gradenwitz: Der Wille des
202
Und wer
weiß, ob nicht gerade das von ihm gewählte Beispiel den dringend-
sten Fall notwendiger
und
ausgenommen) besser und
wo
er will, bei seinen
kann, gereicht werde,
als
der
versorgt werde,
wenn
nehme dem zum Genuß
vom
Narrenliospital
iinn die Beihülfe in
der Zeit proportionierten) Geldsumme, wofür
— wie
im Hospital von Greenwich
versehene Anstalten, dazu getroffen werden.
Staat
(den
wenn
Verwandten oder sonst Bekannten, einniiethen
die Fi'eiheit sehr beschränkende, mit
und dennoch
bringen wird:
Arme und Kranke
wolilf eiler
einer gewissen (dem Bedüi'fnisse
er sich,
Umwandhmg
nützlicher
man gefimdeu: daß
„So hat
Stifters.
dieser
Da kann man nun
Stiftung
— prächtige
einem kostspieligen Personale
berechtigten
nicht sagen, der
Volke
das
Seine,
sondern er befördert es vielmehr, indem er weisere Mittel zur Erhaltung desselben wählt."
Unser preußisches Fürsorgegesetz wandelt
hat,
;md macht den Versuch,
zubringen.
Möge
in
den Bahnen, die Kant gewiesen
die Unterstützungsbedürftigen in Privatpflege unter-
sich auch hier die Voraussicht des "Weltweisen bewähren, in
welchem nach des großen Romforschers Worten „der beste Theil" des „norddeutschen Wesens seinen reinsten und schönsten Ausdruck gefunden haf, auf
daß Kants im hohen Alter gegebener
forscher
in
schönerer Übersetzung
des
solem occidentem semper esse euudem!
Wink
bewahrheite, was
schönen Dichterwortes
derselbe
also
Eom-
ausdrückt:
IX
GRUNDLAGEN VON KANTS KRITIK
DER ÄSTHETISCHEN URTEILSKRAFT
DIE
Dr.
0. Ö.
HERMANN BAUMGART
PROFF-SSOn DER DECTStllKX LITEIUTl'U AN DER UNIVERSITÄT KÖNIGSBERG
„Über Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft"
in
der Altpreuß. Monatsschrift,
dieselbe
veriiffentliclit;
ist
in
„Handbuch der Poetik"
Bd. XXIII,
Heft 3/4,
Imt der Verfasser
1886 eine Abhandhing
umgearbeiteter und erweiterter Gestalt in dos Verfs.
als
Anhang
(S.
701
— 723)
Die Prinzipien
mitgeteilt
der Kantschen Kritik der Urteilskraft sind dort zu den Grundsätzen der Aristoteli-
schen Psychologie und Ethik in Vergleich gestellt, und die gewonnenen Resultate
Die Ergebnisse seiner Unter-
Prüfung der Kantschen Sätze verwertet.
für die
suchungen sollen im folgenden, unabhängig von der Aristotelischen Philosophie,
lediglich auf
Grund der Kritik der Kantschen Beweisführung
selbst erörtert
und
weiter fortgeführt werden.
I.
Es
das nie genug zu würdigende Verdienst der kritischen Philosophie
ist
durch
Kants
scharfe Scheidung der
die
ihrem gegenseitigen
Beschaffenheit,
nach ihrer
einzelnen Seelenvermügen
und
Verhältnis
ihrer
gegründeten
darauf
Entwicklung die Gebiete und die genaueren Grenzen ihrer Betätigung bestimmt
zu
Im denkbar
haben.
dieser Ti-ennung der
dem
schroffsten Gegensatze zu
kritischen
Untemehmen
einzelnen Geisteskräfte voneinander stand das
Dogma
Königsberger Proplieten der Sturm- und Drangperiode, das Prinzip, auf
tJoethes treffendem
„Alles,
las,sen:
"der
ent.springen
Lehen
Falle
und
Vereinzelte
der
ist
durchführbar
Kunst
die
Untersuchung
daß die von
ihr
in
unternimmt, es werde nun durch Tat
muß
aus sämtlichen vereinigten Kräften
So
verwerflich.''
ist,
Trennung und
Vermögen verlangt wird,
theoretische
vergißt,
alles
in
leisten
sonst hervorgebracht,
auch wieder
doch
seelischen
;
Wort, die sämtlichen Äußerungen Hamanns sich zurückführen
was der Mensch zu
Wort oder
so groß
und
die
ist
schwer diese Ma.xime im
so
dringend
vereinzelte
im
untei-scheidl.are
einzelnen
Anwendung
der
andrerseits die Gefalir für die
scliwerwiegende IiTtümer zu geraten, wenn sie es
gezogenen Grenzlinien
doch
nur
in
der Abstraktion
existieren, und daß die Seele ihrer Natur nach eine einheitliche Totalität
deren
des
das, nach
Hosfamlteiie
unauflulriich
sich
durciidringon
darstellt,
\ind
mit
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
206
einander verschmelzen.
Kritik der ästhetischen Tli-teilskraft.
So wichtige Schlüsse Kant aus der Unterscheidung der
Seeleuvermögen und der Abgi-enzung ihrer Bereiche gezogen hat, wodurch
von verhängnisvollen Irrwegen zurückrief, so
die Philosophie
rigorose Festhalten
reichen
er
er durch das
ist
an ihrer Isolierung bis in aUe Konsequenzen doch zu zahl-
Fehlschlüssen
Das
worden.
geh-ieben
zeigt
besonders in
sicli
seiner
Behandlung des Vermögens der Empfindung und des Gefühls gegenüber dem
Vermögen der
bloßen
und der
Begriffe
Vermögens
jenes
beruht
Sinnestätigkeit
durch
sie
allein
daß
er
Weil
betrachtet.
Sinne, durch die sinnliche
Seine
Ideen.
darauf,
es
alle
Wahrnehmimg
unzweifelhafte Geringschätzung
lediglich
als
Äußerung
eiiae
der
Empfindung, im physiologischen
bedingt wird, und weil freilich zimächst
der psychologische Vorgang der einzelnen Akte des „Gefühls"
ausgelöst wird, so behält er nach Kants Auffassung diesen Cliarakter auch ferner,
ohne daß er eine von anderen Seiten her bewirkte Entwicklung anerkennt und
auch nur irgendwie in seine Rechnung
Strenge, mit der er jeden Einfluß
schließmig
zum Handeln verbannt
Sittlichkeit
Anspruch erheben
und
erfocht
daß jener
wissen wiU,
will.
Hier
einen uubesti'ittenen Sieg,
sittliche
Hierauf beruht die imerbittliche
zieht.
des Gefühls
und der Neigung
wenn
auf die
sie
die Entfreier
Polemik gegen ihn
setzte Schülers
wenn auch
airf
Würde
nicht geleugnet werden
ein
soll,
Eigorismus Kants in seiner schroffen Einseitigkeit gegenüber
der moralischen Erschlaffung des Zeitalters eine historische Mission erfüllte.
Die schlimmste Verwirrung jedoch mußte jene einseitig beschränkte Schätzung
des Empfindungs-
und Gefühlsvormögens auf dem Gebiete
liervorbringen,
gerade dessen richtige Erkenntnis in erster Linie in Betracht kam,
wo
füi'
wo
alle
Probleme die Erklärung zu einem wesentlichen Teile aus den Äußerungen und
Wirkungen der Empfindungskräfte herzuleiten
kraft", zumal
Froilichi
ein
fester
wo
ist
es sich darin
hier, in der
um
ist:
in der
moderneu
Kritik der Urteils-
Urteilskraft handelt.
die äs-the tische
Ästhetik wenigstens,
Boden für bestimmte, M^issenschaftüche Erforschung
zum
erstenmale
ihrer Probleme
geschaffen durch die scharfe Unterscheidmig des ästhetischen Urteils übei' das
Schöne von der bloß empirischen Empfindung des Angenehmen sownlil
als
den Urteilen, die uns über das Nützliche und das Gute unterrichten, oder
unsere Erkenntnis bereichern.
Der Vermischung des Schönen mit
zwecken, mit lehrhaften oder moralischen Tendenzen
der Theorie ein
1)
S.
Vgl.
Ende gemacht.
Hoch erhoben
ist
ist
das
von
die
Nützlichkeits-
hier ein für allemal in
Wesen
des Schönen über
hierzu die oben ei-wähute Abhandlung in des "Verfa-ssers „Ilandbuch der Poetik"
70C luid die vorausgehenden, begründenden Erörterungen.
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
Niveau
niedrige
das
der
daß
Ansicht,
Kritik der iiüthotisohen Urteilsimift
207
aus
und
es,
lediglicli
Oewöiinung sich bildend, nur relative (ieltung
und
Temperament, Individualität und Lebensalter unaufiiörlicheni
Sitten, ja nacii
Wandel unterworfen
des menschlichen
der flrfahning
nach Zeiten und Völkeni
iiabe, die
Die ästhetische Urteilskraft
sei.
ist
dem höchsten Vermögen
und ihrem Ausspruch
ebenbürtig beigesellt
Geistes
abs<iluto
Gewißheit und ewige und allgemeine Gültigkeit zuerkannt.
Dem
gegenüber steht nun aber: daß dieses System vor allem die Möglichkeit
einer objektiven (tesetzgcbung, also einer fest bestimmten,
durch den Verstand
zu begründenden Kritik des Schönen ausschließt; daß es ferner sich nicht begnügt,
vom Wahren und Guten
das Schöne
Affinität''
daß es
—
und Gefühle
als
cUo
als
und
Erkenntnisvermögen
als
und Rührung"
nicht
als
die
patliologische
durch
leugnet;
zum Gebiete
allein
in
Vernunft
praktische
die
stehen; daß es demzufolge „Reiz
des Schönen zugehörig erklärt, und aus
Gründen zusammen das Schöne nicht
Dinge erkennt, sondern
Wahren
Empfindungen
subjektiven
Zustände jeder Tätigkeit der höheren
dem
namentlich
Hindernisse im Wege
bestimmten Willen
diesen
des Guten wie des
—
Vorgänge auffaßt, bei denen das Subjekt sich
rein sinnliche
und
dem
Bcdcukea
eins der schwersten
passiv verhält,
allen
streng zu scheiden, sondern daß es ..jede
zwischen seinem Gebiet und
dem durch
der Beschaffenheit der
in
die
der
Urteilskraft
eigen
angesehene,
Tätigkeit
bedingten Vorstellungszustande.
Gerade diese, mit Unreclit
als
Kant im Grunde
ihm
Konsequenz seines Systems wird von
Vordergrund
ist
es,
das
sie
gestellt;
den Zweifel
fließt
in
vollem
über seine
gesamte Beweisführung immer aufs
Einverständnis
kommen
fühlt.
In
läßt,
wo man
unzähligen
sich
ohne
daß
es
der
den
formalen
Logik
Überzeugung ihm einen Platz zu gewinnen.
gelänge,
Wir
sollen
in
neue
mit seinen
Wieilerholungen
dieses Prinzip für jeden neuen Satz in Erinnerung gebracht und
festgestellt,
in
aus seinem obersten Prinzip und gerade dieses
erweckt und selbst da nicht zur Kühe
Sätzen
nicht
immer wieder und wieder
aufs
unserer
wird
neue
inneren
im ästhetischen Urteil
Zweckmäßigkeit uns l)ewußt werden, ohne daß doch irgend ein
d.h.
Zweck uns dabei ins Bewußtsein trete; die Einbildungskraft
Teile
mannigfachen
die
welche
nach Kant unser Vorstcllungs vermögen —
einer
—
,
Ganzen vereinigt, soll sich mit der Reflexion auf
uns zu oinem zusammenstinimonden Urteile verl)inden.
des Gegenstandes zu einem
Verstandesgesetzo
in
1) VkI. a. a. 0. S. 705 die Ausführutifjon lionm Lotzos Eiiiworuliuiuon
der Ähtlietil; in Dout.seliland" 1Ö08 S. 05, üd.
in
seiner „Ooseliiclito
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
208
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
„Im Gemüt"
ohne daß doch irgend ein Begriff dabei in Betracht käme.
Zweckmäßigkeit ohne Zweck,
soll diese
Verstandesmäßigkeit ohne
Lust an diesem Bewußtsein der
diese
Begriff, zum Bewußtsein gelangen, und die
harmonierenden Tätigkeit der Einbildungskraft und des Erkenntnisvermögens überhaupt, nicht der auf irgend ein Objekt gerichteten Erkenntnis,
soll die einzige, immer sich gleichbleibende Pi'eude am Schönen sein, den
tausend- und abertausendfachen Manifestationen des Schönen gegenüber immer
Nach Kant
qualitativ die gleiche, höchstens quantitativ verschieden.
läge ja die
kommt
Schönheit keineswegs in den Dingen, in den Erschein imgen, sondern sie
durch einen Vorgang in unserm Innern zustande, durch einen ewig sich gleich
bleibenden
Effekt
dem
in
Zusammenwirken
der
unseres
Kräfte
geistigen
Organismus.
Es
liegt
etwas fast mystisch zu Nennendes in diesem von Kaut statuierten
Venuögen der „Urteilskraft", das uns nur
Fragt man,
Existenz nachgewiesen wird.
so
im
wo
in seiner
Wirkung, nicht
dasselbe denn
kann man aus dem System nur diese Antwort entnehmen: im
„Gefühl",
Beantwortung
obwohl
diese
Frage
nirgends
eine
Sitz hat,
„Gemüt"
oder
ausführliche
luid
direkte
Denn im „Gemüt" oder im „Gefühl"
findet.
in seiner
nun seinen
die
ja
soll
har-
monische Vereinigung der Tätigkeit der Einbildungskraft mit der Keflexion auf
das Erkenntnisvermögen stattfinden und,
zum Bewußtsein
erzeugen; und zwar die Lustempfiudung des
Verstandeserkenntnis und
gesetz
stattfindet, beide
die des
gelangt,
Schönen, wenn
„Erhabenen", wenn
.sie
die
„Lust"
die Eeflexion auf
auf das
Veruuuft-
Male „ohne Begriffe" von der einen oder dem andern.
In dieser „Eeflexion" auf die a priori geltenden Prinzipien der reinen und der
praktischen Vernunft liegt die allgemein verbindliche
Urteile über das
—
Der unaufgeklärte Punkt des ganzen Systems
Angelpunkt
ist
Geltung der ästhetischen
Schöne und das Erhabene.
—
in
liegt
Reflexion auf Begriffe,
der Hypothese,
daß
die
der
aber
leider
„Urteilski-aft"
aus
sein
einer
seien es Verstandesbegi-iffe oder Vernunftideen, hervor-
ginge, wobei aber jede Erkenntuis uicht allein, sondern sogar jedes Bewußtsein
von diesen Begriffen oder Ideen
als
ausgeschlossen gelten
soll.
Wenigstens
soll
der Vorgang selbst, der sich bei der Funktion der Urteilski'aft abspielt, von jeder
Art jener Erkenntnis sich durchaus unabhängig vollziehen. Vergeblich sucht man
in
dem Kantschen System nach
vollzieht,
wodurch
vermißten Erklärung
er überhaupt
tritt
etablierten Terminologie.
lediglich
Daß
einer
Erklärung,
wie
möglich wird. An
sich
dieser
Vorgang
die Stelle dieser überall
der Formiüismus der in den
drei Kritiken
dieselbe nichtsdestoweniger so viel Überzeugendes
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
und Gewinnendes an sich
liat,
diifi
sie,
trotzdem daß
im Oninde eine Usur-
sie
pation bedeutet, doch zu so vielen unzweifelhaft riciitigen
— aus
Resultaten gelangt
—
gezogen hat
Ablehnung
der
in
befindet:
welchen
Tendenzen der Kunst.
als
sie
am
letzten
das liegt daran, daß sie in der
,
Auf
und höchst folgereichen
Ende auch
Negation
didaktischen
aller
Kant sein Buch schrieb, vornehmlich
Da
an.
ihre große Autorität
sich in vollem Rechte
und moralisierenden
kam
befreiende Tat aber
diese
209
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
es zu
von ihm
das
der Zeit,
au.sgerotteto
Unkraut jedoch beständig von neuem wächst, so behält die Kantsche „Kritik der
Urteilskraft"
auch ihren Wert für immer.
Seite: in der
Abwehr gegen
alle
Und ganz ebenso nach der anderen
Versuche die Kunst des Schönen in das Gebiet
der bloßen Sinnlichkeit, des nur sinnlich Erregenden, „Reizendon",
hinabzuziehen; denn auch diese Fäulnis- Bakterien sterben nicht ab.
Die Kardinalfrage für
Urteilskraft" resümiert
.sich
Kritik
der Kantschen „Kritik der ästhetischen
also in der
Untersuchung jener Hypothese: was
die
der Formel von der „Reflexion" der Einbildungskraft auf die sogenannten
liegt
Seelenvermögen
oberen
zugrunde?
wie
ist
es
entscheidend wirksam werden, ohne daß doch in
ihre
Mitwirkung
wird?
der
in
möglich,
dem
daß
die
irgend einer Weise nachgewiesen oder auch nur
was für Vorgänge im „Gemüt"
letzteren
Organ
eigentlich tätigen
schließt jener
angenommen
hypothetische Terminus
„Reflexion auf die obern Seelen vermögen" ein? welcherlei Ver-
bindung mit ihnen existiert
in
der Tätigkeit des „Empfindens" und
des „Gefühls"?
II.
Es
gilt,
dem Mangel
Es werden
Gründe nachzuspüren.
Beweisführung
der Kantschen
bis
in
seine
ersten
also zuerst die in der „Einleitung" der K. d. U.
entwickelten Gedanken zu untersuchen sein.
Die K.
U.
d.
das
soll
.,Vcrhindungsmittel sein, das die zwei Teile
der Philosophie zu einem Ganzen" vereinigt,
philosophie und
die
praktische
diese Einteilung erst zur Wahrheit,
als
indem
er das
dem Technisch-Praktischen unterscheidet
Kausalität,
Philo.sophie
es
operiert mit
an;
jenes
die
theoretische
Moralphilosophie.
sich
Natur-
Moralisch-Praktische von
Dieses beruht auf Prinzipien der
Naturbegriffen und gehört
aber gi-ündet
als
Kant aber macht
also
der theoretischen
auf Froiheitsbegriffe
und „macht
daher ganz allein den zweiten Teil".
„Der Wille,
ursachen
in
diM-
als
Begehrungsvermögen,
Welt,
ist
eine von den mancherlei
nämlich diejenige, welche nach
Begriffi-n
Natur-
wirkt,
14
un<l
210
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
alles,
was
als
durch
einen
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
TTillon möglich
(oder notwendig) vorgestellt wird,
zum Unterschiede von
heißt praktisch -möglich (oder notwendig)
der physischen
Möglichkeit oder Notwendigkeit einer Wirkung, wozu die Ursache nicht durch
Begriffe (sondern,
wie
bei
der leblosen
durch Mechanism,
Materie,
den Tieren durch Instinkt) zur Kausalität bestimmt wird.
Ansehung des Praktischen unbestimmt
—
und bei
Hier wird
mm
des Willens die Eegel gibt, ein Naturbegiiff oder ein Fi-eiheitsbegriff
lität
Aus dem Vordersatz, daß
Freiheitsbegriff
Kant
fließen,
die weitgehendsten
die
einzig
und
praktische
Schlüsse.
in
gelassen: ob der Begriff, der der Kausa-
Prinzipien,
die
allein
ausmachen,
Philosophie
sei."
aus
dem
zieht
nun
die
So wenig die Geometrie oder Chemie, die
Haus-, Land-, Staatswirtschaft zur praktischen Philosophie gehören, sondern, da
sie
z.
um
nur technische Gesetze oder Regeln der Geschicklichkeit enthalten,
Wirkung hervorzubringen, unter Naturbegriffe
B. die
fallen,
so
eine
wenig kann auch
Kunst des Umganges oder die Vorschrift der Diätetik zu ihr gezählt
werden: „selbst nicht die allgemeine Glückseligkeitslehre; sogar nicht einmal
die
Bezähmung der Neigungen und Bändigung der Affekten zum Be-
huf der letzteren."
Hier überall erkennt Kant einzig das Walten des „Natur-
begriffs, der jederzeit sinnlich bedingt
Übersinnlichen entgegen, „welches den
Gesetze kenntlich macht",
ist";
ihm
stellt
er das Prinzip des
Freiheitsbegriff allein durch
formale
„ohne vorhergehende Bezugnahme auf Zwecke
und Absichten."
In
Kant
dieser
schärfsten
indem
fort,
er
die
Trennung der „Freiheit" von der „Natur"
sinnliche
fährt
Anlage des Menschen von vornherein be-
dingungslos zu der letzteren rechnet.
„Verstand und Vernunft haben also zwei verschiedene Gesetzgebungen auf
einem und demselben Boden der Erfahrung, ohne daß eine der anderen Eintrag
tun
darf.
Denn so wenig der Naturbegriff auf die Gesetzgebung durch
den Freiheitsbegriff Einfluß
hat,
ebensowenig
stört dieser die
Gesetzgebung
der Natur."
Diese Sätze
sind
ohne weiteres überzeugend,
„Mechanism" der „Natur" einschränkt;
fraglich
sobald
man
sie
auf
den
aber beginnen sie zu werden,
sobald man, wie Kant das ausdrücklich ankündigt, auch die Welt der Empfindungen
und Gefühle der lebenden Wesen
in diesen
„Mechanism" mit
einbegreift,
und auch
hierdurch jene strenge Scheidung sich zur Leugnung jeder „Affinität", jeder Möglichkeit des gegenseitigen Einflusses,
der organischen Verbindung
verleiten
läßt.
Weiter beleuchtet Kant die Scheidung der „zwei verschiedenen Gebiete",
die „niemals
Eines ausmachen", da „der Naturbegriff zwar
seine Gegenstände
Baumgart: Dio Grundingen von Kants
in
Anschauung, aber
(icr
Dinpo an sich
nielit als
sclicinungon, der Freiheitsbegriff dagegen
Anschauung
sich selbst, aber nicht in der
211
Kritik der ilsthctisohon UrteÜHkraft.
in
selbst,
sondern
als bloße
Er-
seinem Objekte zwar ein Ding an
vorstellig
machen kann/'
Unzugänglich
der theoretischen Erkenntnis bleibe daher für beide das unbegrenzte Feld des
denen wir aber
.
.
.
als
möglich
so
ist,
muß
Form
dem
also
doch
gedacht worden
wirklich
muß
„muß": „also
enthält, geben,
den
kein
durch
machen, und
Übergang
Gesetze
seine
die
„Natur"
„daß die Gesetzmäßigkeit
können,
Diese Möglichkeit findet Kant
Aus jenem vorausgesetzten „soll"
mit dem, was der Freiheitsbegiiff praktisch
liegt,
iler
Übergang
den
von
der Denkiingsart
macht
„Urteilskraft" den
die
ist
für das
Übergang vom
Erkenntnisvermögen,
Begehrungsvermögon gesetzgebend; zwischen diesen beiden
Gefühl der Lust und Unlust enthalten, für daß also ebenfalls „ein
für das
„Urteilskraft" überhaupt
a priori zu vermuten" wäre.
Besondere
enthalten
als
stimmend", wenn
Besondere
unter
dem Allgemeinen zu
subsumiert;
letztere,
Urteilski-aft
a priori
nicht als
allein
erst
ein
zu
in
die
in
sie
ist
„reflektierend",
reflektierende
Sie
Betiacht.
suchen.
zwischen
das
Prinzip
das Vermögen, das
ist
denken.
Sic
ist
„be-
Natur
hat
wenn
sie
in
zu einem ge-
soll.
Tätigkeit,
also
kommt
das für sie
für
den Dingen vorhandenes
die
ä.sthctische
postulierte Prinzip
Ein solches „transzendentales''
Wirklichkeit
l'rinzip
kann
sie
annehmen, somlern
Gesetz geben", inih-m sie jene geforderte
(womit K;int die Sinnlichkeit idintifiziert) und
kann es sich nur seHist
Einheit
diese
,,ist
unter ein gegebenes Allgemeines, ein Gesetz, eine Regel,
sie
gebenen Bosondern das Allgemeine finden
Die
der
nach den Prinzipien
nach Prinzipien der andern möglich macht."
Im logischen Gebrauch
„sie
er
davon der Begriff, wenn er gleich weder theoretisch noch prak-
Verstand zur Vernunft möglich; jener
das
dem
in
folgert
zu einem Erkenntnisse desselben gelangt, mithin kein eigentümliches Gebiet
dennoch
einen zu
ist
Ob
doch einen Grund der Einheit des Übersinnlichen,
es
was der Natur zum Grunde
hat,
müssen,
wenigstens zur Möglichkeit der in ihr zu bewirkenden Zwecke
Gebiet der Urteilskraft gegeben.
tisch
daß
so
ist,
Fi'ciheitsbegriff
der Sinnenwelt
in
so
der
befestigt
nach Freiheitsgesetzen zusammenstimme.''
ein
theoretischen
besetzen
und dem Gebiete des Frei-
Sinnlichen,
Übersinnlichen,
„soll''
auch
folglich
ihrer
dem
Zweck
aufgegebenen
des
Kant weiter, eine unübersehbare Kluft zwischen dem
Naturbegriffs,
des
heitshegriffs,
zum Behuf
keine aiulre als praktische Realität verschaffen können."
nun zwar, so schließt
fiebiete
wir zwar
Gebrauchs der Vernunft mit Ideen
praktischen
als
welches
Feld,
„ein
Übersinnlichen:
sowohl
als
212
Baumgart: Die Ginndlagen von Kants
eignen Gebrauch supponiert,
Fi-eiheit füx ihren
der
Verstand,
bringender
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
wirklich existierte.
doch
nicht
ob ein jene Einheit hervor-
als
erkannt
theoretisch
besonderer Begriff a priori lediglich
seinen Ursprung
ihr
in
Zweckmäßigkeit der Xatur"
in ihrer Mannigfaltigkeit.
der Urteilskraft ausgesprochene
„Zweckmäßigkeit
wodurch
die
sie
werden kann,
Dieses ti-anszendentale Prinzip der Urteilskraft, das
„Natur so rorsteUt,
als
ob
Und
hat,
es
als
als
ein
„die
ist
von
die
ist
in der Form'' der Natur,
Verstand den Grund der Ein-
ein
heit des Mannigfaltigen ihrer empirischen Gesetze enthalte.''
Dieses „subjektive Prinzip (Maxime) der Urteilskraft" hat zur Folge, daß
wir bei seiner
Anwendung „erfreut
werden";
wenn
wäre,
als
wenn wir
eines Bedürfnisses entledigt)
(eigentlich
„ein glücklicher,
es
unsere Absicht begünstigender Zufall
eine solche systematische Einheit unter bloß empirischen Ge-
setzen antreffen."
Diese zunächst beiläufige Bemerkung erlangt
am Schönen. Und
zwar den einzigen.
für den Satz von der allgemeinen
Zugleich
und
ist
die
liefert sie das
Kant
bei
für-
die
die
Freude
Hauptargument
und notwendigen Verbindlichkeit des Schön-
„Die Erreichung jeder Absicht
heitsurteils.
verbunden,
der Folge
in
Sie bildet geradezu den Erklärungsgrund
größeste AVichtigkeit.
mit
ist
dem Gefühl der Lust
Bedingung der ersteren eine Vorstellung a
hier ein Prinzip für die reflektierende Urteilskraft überhaupt, so
der Lust auch durch einen Grimd a
und
priori
für
ist
priori
das
wie
Gefühl
jedermann gültig
be-
stimmt, und zwar bloß
durch die Beziehung des Objekts aufs Erkenntnis-
vermögen, ohne daß
der Begriff der Zweckmäßigkeit hier im mindesten auf
das Begehi'ungsvermögen Rücksicht
nimmt und
sich
also
von
aller
praktischen
Zweckmäßigkeit der Natur gänzlich unterscheidet,"
Die Entstehung der Lust oder Unlust
ist
also ein rein subjektiver
Vorgang,
der „kein Erkeniitnisstück werden kann"; ein Gegenstand wird dabei nur darum
zweckmäßig genannt, „weil seine Vorstellung unmittelbar mit dem Gefühle der
Lust verbunden
ist,
und
diese Vorstellung
selbst
ist
eine ästhetische Vor-
stellung der Zweckmäßigkeit."
m.
Was
in dieser
Zweifeln Anlaß gibt,
dings
ist
die
Beweisführung schon hier zu den schwersten Bedenken und
ist
Annahme
die schroffe
Trennung von Natur und Freiheit;
aller-
jener „unübersehbaren Kluft" zwischen beiden eine der
wesentlichsten Grundlagen der gesamten Kantschen kritischen Philosophie.
Es
wird aber nicht geleugnet werden können, daß Kant dabei eines der wich-
Baumgart:
213
Die Gruadlagt-n von Eanis Kritik der ästhetischen Crteilsknft
versäumt
hat:
nämlich
Begriffes „Natur"', dessen er
sich
unaufhörlich bedient, dieser geradezu un-
tigstcn Geschäfte
eine genaue Definition des
endlicher Deutungen fähigen Vorstellung, die auch im Sprachgebrauch in den
Modifikationen
verschiedensten
erscheint.
Selbst
wenn man darunter
an-
die
organische Weit im Gegensatze zu der lebendigen verstanden wissen wollte, so
Unterscheidung ungenügend
wäre eine solche
Aber Kant
dem
unter
begreift ja
und wissenschaftlich
soweit sie unter den Begriff der ,,Sinnlichkeit" fällt
Und gehören
dieser Bereich?
unhaltbar.
Xaturbegriff auch die gesamte belebte Welt,
Wie
weit erstreckt sich
diejenigen Erscheinungen und Vorgänge innerhalb
der menschlichen Seele, die nicht oder doch nicht direkt durch Sinneneindrücke
mehr oder minder entferntem Grade durch
hen'orgerufen werden, oder die in
sie
und sonders zur ,.Natur" der mensch-
beeinflußt sich erweisen, nicht samt
lichen Seele,
Summe
sie
dem umfassenden Sinne genommen, wonach
solche nicht
als
und Wärme?
in
die
es
der Schöpfung vorhandenen und wirkenden Kräfte bezeichnet,
der in
und sind
Wort
das
Äußerungen von Xaturkräften
Sind es nicht Wirkungen,
die
wir lediglich
so gut wie Licht
als
solche kennen,
grade wie jene, ohne das Geheimnis ihres Ui"sprungs jemals völlig ergründen zu
können; und was hindert,
Daß aber
Konsequenz.
Betrachtet man, trotz ihrer unendlichen
zeigt sogleich die nächste
die
als die
dem „Naturbegriffe'" einzuordnen?
solche
als
müßige Definitionsklauberei hinauslaufen,
Verschiedenheiten,
also
sie
diese Fragen keineswegs auf
die
sogenannten
Kräfte des Verstandes
oberen
Seelen vermögen
mit
und der Vernunft mit denen der
Glieder einer zusammenhängenden Reihe, wie
Tat im sinnlich-geistig organisierten Menschen eine
bilden, so
kann da weiterhin von Leugnung einer
einer unübersehbaren
Kluft zwischen
ihnen
sie
den
unteren,
Sinnlichkeit,
denn
der
in
untrennbare Einheit
unter ihnen, von
.,Affnität'"
keine Rode
Vielmehr wird
sein.
der entgegengesetzte Gesichtspunkt, die Aufsuchung ihrer notwendigen Verbindung
und ihrer erfahrungsgemäßen gegenseitigen Beeinflussung
die ganze
Aufmerksamkeit
auf sich ziehn.
Kant
in seiner
— und also doch auch wohl
— keineswegs konsequent. Man erstaunt
selbst verfährt in seiner Ausdruckswei.se
Betrachtungsweise dieser Fragen
einigermaßen, wenn
man
Begehrimgsvermögen
ist
bei
ihm
liest (vgl. K. d.
eine von den mancherlei
U. Einleit.
nämlich diejenige, welche nach Begriffen wirkt, und
Willen
oder
möglich
-notwendig,
Notwendigkeit."
odei-
zum
notwendig
vorgestellt
Unterschied
Wenn nun
hierl)ci
von
der
„Der Wille,
I):
Natur Ursachen
wird,
alles,
was
heißt
physischen
auch zunächst unbestimmt
als
in
als
der Welt,
durch einen
praktisch-möglich
Möglichkeit
gela.>i.sen
ist,
oder
„ob
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
214
Kritik der ästhetischen Urteilsljraft.
der Begriff, der der Kausalität des Willens die Regel gibt, ein Naturbegriff oder
ein Freiheitsbegriff sei", so gilt doch der Vordersatz für beide Fälle; also
wenn,
wie es in Einleitung
HI
oberes
Vermögen nach dem
Freiheitsbegriffe,
gesetzgebend
Es
heißt,
das Begehrungsvermögen,
„für-
Vernunft
allein die
auch
ein
als
priori
a
ist".
sich
ließen
aus
dieser
Bezeichnimg
„Willens
dos
einer
als
mancherlei Naturursachen'' viel weitergehende Schlüsse ziehen,
als
der
irgend
sie
in Kants Absicht gelegen haben können.
Es
eine
ist
„naturgeschichtliche"
—
d. h.
der Reihe der unser Sein
in
und Leben bedingenden und hervorbringenden Zustände und Vorgänge belegene
—
Erfahrung so gut wie die von einer jeden andern bewegenden Kraft, daß unzweifelhaft nach „Freiheitsbegriffen"
ist,
also gehandelt
daß
danach
—
gehandelt werden
vermögens" wirksamen Determinanten
mung durch
fahrimg zeigt, sogar
als die
am
letzten
überlegen
insbesondere
überlegene;
Wie wäre
ist
Freiheitsbegriffe mit vorhanden,
Ende
also
gehandelt worden
Annahme Kant
letzteren
Unter den
soll.
—
moralischen Ideen
werden kann, aus welcher
innerhalb
des
folgert,
„Begehrimgs-
erfahrungsgemäß die Bestim-
und zwar, wie
gleichfalls
die Er-
allen andern an potentieller Energie
den spezifisch
Determinanten.
sinnlichen
das Hineinwirken jener in die Sphäre dieser, ihr
Kampf
miteinander,
wobei wechselsweise die Kräfte unterliegen und überwinden, nun denkbar, wenn
diese Energien
nach ihrem Ursprung und Wesen nicht
allein Töllig heterogen,
sondern dui'ch eine unübersehbare Kluit geschieden wären, ohne die Möglichkeit
einer unter ihnen herstellbaren „Affinität"?
eine
klaffende
Lücke
Es entdeckt
dem gesamten Kantschen
in
an dieser
sich
System.
Stelle
Wie kann
die
rein übersinnliche Vernunft sinnlich wirksam, wie kann sie praktisch
werden?
Wie könnte
dieses
den Bereich der „natürlichen",
gehen" im
„transzendentale"
Veimögen jemals Eingang
sinnlichen Begehruugen
finden,
in
sie
in
„ein-
eigentlichen Sinne des Wortes zu unendlich differenzierten Mischungs-
verhältnissen,
als
ob es mit Kräften sui generis zu tun hätte?
Wie könnten
umgekehrt jene die Wii'kungen aus der ti-anszendentalen, übersinnlichen Sphäre
empfangen und in sich aufnehmen?
Antwort;
er
dem Kampf
entzieht
der
sich überhaupt
sich
beiden
nur
Keine dieser Fragen findet bei Kant eine
ihnen ein für allemal durch die Annahme,
heterogenen
um
die
Prinzipien
—
Natur und
bloßer
daß in
—
es
Vernichtung des Gegners handeln kann.
Daher seine Doktrin von der Ausschließung der Neigung
Faktors;
Fi'eiheit
seine Verurteilung sämtlicher
Empfindimgen
Hindernisse der Entschließung
dem
,
als eines
Gefühle,
Fi-eiheitsbegriff
moralischen
„Affekte",
als
zu gehorsamen.
Bauragart: Dio Orandlagen von Kants
Daher seine Mißachhing
215
Kritik der ästhotiscben Urteilhkraft
selbst der an sich sogenannten guten,
edlen ..Affekte",
wodurch er dann schlechterdings sich zu der Lehre der Stoiker von der Apiithio
hIs
dem
erstrebenswertesten Gute gedrängt sehen mußte!
In der ..Anthropologischen Didaktik" sagt Kant im § 74:
Apathie, daß nämlich der Weise niemals im Affekt,
selbst
Mitleids mit den Übeln seines besten Freundes, sein müsse,
ist
..Djls
rnn/jp der
nicht in
dem
des
ein ganz richtiger
und erhabener moralischer Grundsatz der stoischen Schule, denn der Affekt macht
(mehr oder weniger)
blind.''
Behandlung solcher Fiagen
und
den schärfsten
gilt
„der Affekt für sich
betrachtet
wie in
„Affekte" zu
Selbst
setzen.
Donkern gegenüber!
Das achtzehnte Jahr-
heute die Ausdrücke ..Empfindung". ..Gefühl"
daß er dabei einer
es entgangen,
unter
von vornherein
Lessing spricht von
und gerät damit
Furcht und des Mitleids
dem
der
Sprachgebrauch so übermächtig erweist, selbst
vorsichtigsten
wo wir
allein
lehrreich,
„Leidenschaften" zu reden oder dafür das romanische
brauchen, von
ist
Ihm
Merkwürdig und höchst
sich der
hundert war gewohnt, da.
Kant
—
—
für jederzeit unklug''.
Begriff
den
.,
AVort
Leidenschaften"
Indem ihm
petitio principii verfiel.
des .,Affektes"
sich
die
der
Auch
verhängnisvolle Irrungen.
in
Vorstellung
des
8ur Heftigkeit gesteigerten oder doch für sich allein eine einseitige
Willensbestimmung beanspruchenden
darin
Gefühls unterschob, mußte er freilich
immer nur den schonungslos zu bekämpfenden Feind der „freien*' Willens-
—
entscheidung erblicken.
Merkwürdig auch und höchst
gegenüber der zweifellosen Erfahrung,
lehiTcich,
daß doch gleichwohl im
,,
,.moralischen Vorsatz" ein Bundesgenosse erwachsen könne, sich aus
Im
zu ziehen sucht
wie er nun
Gefühl" dem
dem Dilemma
kann
§ 74 der Anthropologie heißt es weiter: ..Gleichwohl
die Vernunft in Vorstellung des Moralisch -Guten
mit Anschauungen (Beispielen),
die
ihnen
durch Verknüpfung ihrer Ideen
untergelegt
werden, eine Belebung
des Willens hervorbringen (in geistlichen oder auch politischen Reden ans Volk,
oder auch einsam an sich selbst), und also nicht als
Ursache
Affekts
eines
diese Vernunft doch
in
immer noch den Zügel
führt,
guten Vorsatzes bewirkt wird, der aber eigentlich
und nicht zum Affekt,
—
werden muß."
„Affekles"
Uefülds in
als
eines
als
iler
einem stärkeren
stärker
tritt
fehlerhaft,
dem folgenden
gewissen Gefühls,
Mangel
Noch
dieses
sinnlichen Gefühl, gerechnet
krankhaft
der Vorstellung dos
(pathologisch)
ist
vorwaltenden
es nicht die Stärke eines
des Affekts ausmacht,
Gefühl
mit
als
wobei
und ein Enthusiasm des
diese Befangenheit in
welche den Zustand
.sein,
zum Begehrungsverniögen
Satze hervor: „Überhaupt
Überlegung,
Wirkung, sondern
Ansehung des Guten soelenbelebend
der
Summe
aller
.sondern
der
Gefühle (der
216
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
Kiitik der ästhetischen Urteilskraft.
Lust oder Unlust) in seinem Zustande zu vergleichen."
sind
,,Affekte
Und im
sthenische, aus Stärke, und asthenische, aus Schwäche,
Es macht
einen
nichts
statuiert
nicht bezwingüche Neigung
durch die Vernunft schwer oder gar
,,Die
(§ 72):
Leidenschaft.
ist
nicht
aufkommen
alles,
was
läßt,
der Affekt."
die Sprache „Gefühle"
„Empfindungen"
Li diese beiden Kategorien
„Geschmack"
Einstimmimg oder den
aber
nach ihm „das Vermögen der
ist
"Widerstreit der Freiheit
und der Gesetzmäßigkeit des Verstandes" und
Form
an".
Ganz anders aber
gestaltet
die gewaltsame
der Tatsache ausgeht,
sich
die
„geht immer nur die
gesamte Betrachtung dieser Fragen,
Scheidung des Kantschen Kritizismus aufhebt imd von
daß die menschliche Seele sich uns
als
vorstellig macht, als eine untrennbare Einheit sinnlich -geistiger
die
„ein UrteU über
d. h.
im Spiele der Einbildungs-
kraft
,
solle)
ihm eben
fällt
Unter dem „Gefühl der Lust und Unlust"
allgemeingültig zu wählen",
ästhetischen Urteilskraft,
Gesamtvermögen
Über-
ihm überlassen oder weigern
sich
sinnlichen Lebensgefühle oder das den „Geschmack"
begleitende Wohlgefallen.
wenn man
das Gefühl einer
ist
oder der moderne Sprachgebrauch psychische
(sentiments) nennt.
versteht er nur die
die
man
Vemunftvorstelhing, ob
Dagegen
welches im Subjekt die
Lust oder Unlust im gegenwärtigen Zustande,
(die
in
eingeteilt werden."
und „Affekt" noch
daß Kant zwischen „Leidenschaft"
aus,
Unterschied
legung
§ 75 geradezu:
überhaupt krankhafte Zufälle (Symptome) und können
und
sinnliche "Welt
die geistige
—
eine Totalität
„Natur",
als ein
denn auch von einer
„geistigen Welt" sind wir durch „Erfahrung" berechtigt zu sprechen
— in sich
aufzunehmen, und zwar keine für sich allein, sondern schlechterdings die eine
nur duich
Das
die Hilfe der andern, die eine in der
ist
der Standpunkt, von
dem
aus
andern und durch die andere.
Herder
in der „Metakritik"
der „KaUigone" seine heftigen Angriffe gegen Kant erhob; allerdings
Methode und ohne den Versuch,
in
alle
ohne die Absicht sogar, auf dessen
ja
Beweisführung dialektisch einzugehen.
und
ohne
—
So förderlich die Abstraktionen des Kantschen Kiitizismus in negativer
Absicht waren,
so hinderlich ist
Gewinnung
zur
Abwehr gegen
ihm das
seiner
der vorkritischen Metaphysik,
Iri'tümer
positiven Eesultate gewesen';
Urteilskraft insbesondere
konnte
Lösung erfahren, eine Lösung,
erklären,
die
starre Festhalten jener absh'akten Ti'ennungen bei der
auf
das Problem
dieser Basis
die, statt
das
der
ästhetischen
nur eine äußerst künstliche
Wesen
des Hauptvorganges zu
nur gewisse, allerdings notwendig dabei stattfindende Neben-
vorgänge
in Betrachtimg zieht.
Baumgart:
die durcli die sämtlichen
Gewiß sind
zunächst,
Empfindungen hervorgerufenen Gefühle
im Beginn der psychischen Entwicklung, vernunftlus, wie
d. h.
verstandlos
Wie könnte
sind.
sich
doch
an ihnen,
erst
dem durch
an
Vermittlung ihm zugefüiirten Erfaiirungsmaterial ent^vickeln kann!
Wahrnehmungen übt
sinnlichen
der Verstand,
sich
Wachstums kommt
seines
Schritt
sie
es auch anders sein, da das a priori vorhandene
Verstandes- wie Vemunftvermögen
ihre
217
Die Grundlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft
sofort
An
den
aber jeder
er ordnet sie;
dem Wahrnehmungsvermögen
zugute,
und
jeder Verstandsorwcrb geht unmittelbar in die Sinnentätigkeit ein,
zwar mit dem Erfolg, daß die Sinne, durch den Verstand tatsächlich bestimmt,
ihr Geschäft fortab
in
Weise verrichten, daß
solcher
Verstandesoperation nicht femer
Ein „geübtes" Auge, ein ,,gebildetes'' Ohr vermag zuletzt in einem
flüssig.
Moment ohne
und
zu lösen
Reflexion
alle
hört
und
davon ergriffen wird.
in tiefster Seele
anders steht das Vemunftvermögen zu den Gefühlen.
durch
kommt
sie
es
der Seele
das
wenn
Wie
zu seinen Kräften.
anders
noch
zunächst
aber
eigene,
Nicht
Allererst an ihnen
und
jemals die Erhebung
sollte
der Seele von Verstandesbegriffen zu Vemunftideen möglich
daß
Aufgaben spielend
bringen; wie
Musiker eine schwierige Partitur mit einem Blicke übersieht,
dem inneren Ohre
mit
die .,denkbar" kompliziertesten
zum unmittelbaren Gefühl zu
ihre Resultate
ein durchgebildeter
sie
bewußten
es dabei einer
Ein Beweis dafür erscheint über-
bedarf.
und denkbar
sein, als
gegenstandlose Vemunft-
vermögen an den aus der sinnlichen Wahrnehmung mit der Hilfe des Verstandes
Gefühlen
entwickelten
abstrakt
Aktionskräfte fand, in denen es seine noch nicht
die
bewußte Energie
durch
konnte!
Statt
bevor es noch zu
zwischen
der
man vielmehr
gesteigerte
Verbindung
seiner
andere zu denken wäre,
werden müßten!
und
daß
ja
um
Es bedarf,
der menschlichen Seele.
hat es seinen ersten
Wolmsitz
Wirkungen zu
vorschreitcn
und dem aus der
innig
genug,
ihre
unaufhörlich
sich vorstellen,
Entwicklungsphasen keins ohne das
endlich
in
ihrer Vollendung völlig
ein Beispiel für alle anderen anzuführen,
und
die
in
untl
eins
nur
Entwicklung des Gottesbewußtseins
Nicht im Verstände und auch nicht
Urspmng, sondern
mit seinen
eine unübersehbare Kluft zu setzen,
nicht
letzten
sie
des Hinweises auf die Entstehung
hat es seinen
sie
selbst
Wechselwirkung nicht lebendig, nicht fruchtbar genug
so daß in allen ihren höchsten
in
um
gewaltigsten
Freiheitsidee
übersinnlichen
der
ihre
einging,
Erkenntnis
Sinnenwelt genährten Gefühlsvermögen
kann
es
unmittelbar zu den
sie und in ihnen
lange
gelangen,
die
Äußerungen zu durchdringen und nun aller-
reger und reger sich entwickelnden
erst
in
entfaltete,
dem durch
in
der Vernunft
jene befruchteten Gefühle.
hier behält es seine Stätte.
Hier
Aber eine jede
218
Die Grundlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
Baxiingart:
Berichtigimg der Verstandesbegriffe, jeder Fortschritt der Yeniimfterkenutiiis, der
imd
die Gottesvorstellimg klärt
gefühl; oder vielmehr die
Regungen des Gemütslebens umfaßt und
Ihre höchste
zurückstrahlt.
die
Äußerung
in
Gruudthese
Charakter
sinnlichen
ihren
die ihrerseits
Wie
darstellt.
der
Freiheitsidee
Neigung,
Achtung
auch
in
solcher
ist
Kaut
ihm
dem moralischen
vor
dort
Gesetz
Aber
dieses Zu-
Form ganz außer Zusammenhang
mit Kanfs
über die menschliche Kraft hinausgehe.
die
steht
feindlich
Wenn
werden!
ihr unterdrückt zu
doch nur die Steigerung der
geständnis
sich da die
ließe
und „Gefühl" immer
„Neigung"
Sinne eine Ausnahme von dieser Grundthese zuzulassen scheint, so
zur
Äußenmgen
doch wieder
Vernunft zugunsten der „Liebe" in diesem höchsten
in der Kritik der iiraktischen
die Liebe
das Gottes-
ihre „praktischen"
Liebe,
und ewig
beibehalten
um im Kampfe von
entgegenstehen,
daß
aufrechterhalten,
adelt zugleich
die darin vereinigt sind, die alle
alle
die
ist
zum Höchsten entwickelte Neigung
Kantsche
und
reinigt
vertieft,
Welt von Gefühlen,
gesamtem System.
Freilich behält
Kant
näheren Untersuchung,
einem Punkte
in
daß
dieser
negativen Wirkungsbereiches seines Kritizismus
zelnen Handlung darauf
zu untei-scheiden
,
recht,
aber es erweist sich der
Punkt wieder gerade den Mittelpunkt des
Wo
darstellt.
ankommt mit klarem Bewußtsein
und
dem Gewissen
Gefülü für sich fordern, und welcher Anteil der Pflicht und
ihm
baren Rechte gelangen.
Denn
Trennung zu ihrem
aufgerichtete
es haftet der
vollen,
ge-
unschätz-
Neigung und dem Gefülü
ihr sinn-
Ursprung mit dem Schwergewicht der ihnen eigenen Selbstsucht, nach
Und
menschlicher Schwachheit, unzerstörbar an.
menschlicher Unzulänglichkeit, auch
und
bei einer ein-
welchen Anteü an dem Willensantriebe die Neigung imd das
bührt, da wii-d die von
licher
es
scharf zu sondern
selbst
dem
doch! bleibt nicht auch, nach
höchst entwickelten Vemunfterkennen
den auf das strengste formulierten Pflicht- imd Gewissensmaximeu
die Gefahr verhängnisvollen L-rtums
eigen?
Und von wo
anders
schwersten und entscheidendsten Krisen die AbhUfe gegen
Vemimftvermögens
sich zu
dem
als
aus
dem Gefühl,
das
aus
Propheten und Reformatoren, ehe
kenntnis
sich selbst
sie
um
mit unwidersteh-
cUe
Gewissen zu befi'eien?
dazu gelangen konnten, die neue Er-
tiefsten Fühlens,
und Verstandesirrtum
erhob,
in ihnen
des
der Erfahnmgen
und andern zum klaren Bewußtsein zu bringen, hat
ümere, imbeirrbare Stimme des
wiesen.
und
in den
der Fülle
Urquell der Ideen aufzuschwingen vermag,
licher Autorität die Pflichterkenntnis zu klären
käme
die Fehlurteile
die
sich
das Ziel verkündet
eine
gegen den Yernunft-
und
die
Wege
ge-
Baamgart: Die Grandlagen von
So wäre denn der Wille in der Tat eine Natiirkraft, aber
die
Kraft,
Wurzeln
breiten
ihre
dem
menschlichen Seele hat, mit
nunftvermügen
daß
sie
und
in
Der
ideale
gleichen Rechte in
ungeteilten
wollte.
um
Eine
Vermögen der
dem Verstandes- und Ver-
der Neigungen imd Gefühle!
So zwar,
dem Höchsten und Reinsten zustrebender Energie
zusammenwirken,
auszuüben.
dem gesamten,
dem Vermögen
mit gleich reger,
aufhörlich
in
einem un-
in
Kant es mit dem Ausdrucke bezeichnen
endlich weiteren Sinne als
219
Kants Kritik der ästbotischea Urteilskraft.
un-
unaufhörlich aneinander die gegenseitige Kontrollo
„Charakter"' des Menschen verträgt keine Ausschaltung
oder auch nur Zurücksetzung eines dieser Faktoren.
Um
von dieser allgemeineren Erörterung
„isthetischen Urteilskraft" zurückzukehren,
Dem „Gefühl"
Vernunft gewonnen.
Recht
dem engeren
ist
Gebiete
damit die Fähigkeit und das
ist
durch seine Entscheidung nach der Seite der Lust oder
gesichert,
lust, durch das unmittelbar darin sich äußernde
in
eingegangenen
dasselbe
Un-
Wohlgefallen oder Mißfallen
selbständige, autoritative Urteile mit einer von
oberen Seelen vermögen
der
für die Prüfung derselben
Gefühle durch den Verstand und
der Satz von der Perfcktibilität der
die
zu
so
meinen Verbindlichkeit auszusprechen.
Damit aber ist dem Gefühl für das gesamte
der sogenannten
selten
gültigen allge-
a priori
Gebiet
der
ästhetischen
Urteilskraft eine gänzlich veränderte Stellung vindiziert.
IV.
Die in der ,,Einlcitung"
Definition von
eutiiält
trotz
der
Kr.
d.
U. von Kant gegebene
ihrer
Fassung
positiven
Bestimmung derselben.
richtet
Sie
vorkritischen Metaphysik hergebrachte
Weltbetrachtung.
im
doch
sich
Grunde
eine
falsche
Anwendung
nicht
darf
beigelegt werden, sondern die
des Mannigfaltigen enthalte.
als
eine wirklich
in
In Wirkliciikeit gibt „dieses
besonderer Begriff
Urteilskraft seinen
Ursprung
in
der
ihr
Zweck-
vorhandene
ihr
Natur wird durch den Zweckmäi5igkcitsbegriff von
nur selbst und nicht der Natur
ein
die
der teleologischen
der Urteil-skraft nur so vorgestellt, als ob ein Verstand den
also
negative
nur
im wesentlichen gegen
Die von der reflektierenden Urteilskraft angenommene
mäßigkeit der Natur
ist
allgemeine
der „Urteilskraft, als einem a priori gesetzgebenden ATermögen"
a
ein (Jesetz "
priori,
der
Grund der Einheit
Vermögen
sich
dadurch
„Die Zweckmäßigkeit der Natur
lediglich
in
der
reflektierenden
hat."
Der für das ge.samte System der „ästhetischen Urteilskraft" grundlegende Schluß, den Kant aus jenem Vordersätze zieht, wird in folgender Weise
220
Die Gnmdlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
Baumgart:
Jener Zweckmäßigkeitsbegriff der Xatur
gewonnen.
Prinzip (Maxime) der Urteilski'aft, wodurch
Ti'effen
lediglich ein subjektives
ist
dem Objekte gar
empirischen Gesetzen
wir nun unter bloß
nichts beigelegt wird.
jener subjektiven
eine
Vorstellung entsprechende systematische Einheit an, so fühlen wir, „gleich
ob das ein glücklicher, unsere Absicht begünstigender
Bedürfnisses entledigt" und
von Lust mit
statt,
der
„werden
erfreut". Es findet also eine
Ausübung des Vermögens der
Verbindung
reflektierenden
Urteilskraft
wobei übrigens weder der Natur ein Gesetz vorgeschrieben, noch
Eür
Beobachtimg von ihr ein solches kennen gelernt wird.
als
wäre", uns „eines
Zivfall
diurch
Lustgefühl
dieses
wird aus den Prämissen die weitere für das System der ästhetischen Urteilskraft
grundlegende Bestimmung seiner Allgemoingültigkeit und Einzigartigkeit gefolgert
„Die Erreichung jeder Absicht
ist die
die
ist
mit
dem Gefühle
Bedingung der erstem eine Vorstellung a
reflektierende Urteilskraft überhaupt,
durch einen Grund
zwar bloß dui'ch die
der Lust verbunden, und
wie hier ein Prinzip für
priori
so ist das
Gefühl der
Ltist
auch
und für jedermann gültig bestimmt, und
Beziehung des Objekts aufs Erkenntnisvermögen,
a priori
ohne daß der Begriff der Zweckmäßigkeit hier im mindesten auf das Begehrungsvermögen Eücksicht nimmt und sich also von aller praktischen
Zweckmäßigkeit der Xatur gänzlich unterscheidet" Kant erklärt also das die
Tätigkeit der Urteilskraft begleitende Lustgefühl aus der
Zusanunenstimmung der
empirisch beobachteten Gesetzmäßigkeit der Erscheinimg,
eine zufällige gelten
muß, mit der
a priori
die
an sich uns
und subjektiv von der
als
Urteilskraft
vorausgesetzten Zweckmäßigkeit der Xatur überhaupt
"Während aber eine solche Zusammenstimmung für die Urteilskraft zum
Ausgangspunkte für eine Erweiterung der Erkenntnis wird, so
verbundene Gefühl der Lust oder Unlust, wie
völlig abgetrennt ist, so
es
ist
das mit ihr
vom Begehrungsvermögen
auch durchaus unvermögend „ein Erkeuntnisstück zu
werden". Der Gegenstand der Beurteilung wird „nur darum zweckmäßig genannt,
weil seine Vorstellung unmittelbar mit
diese Vorstellung selbst ist eine
Kant
selbst
stellt
dazu
dem Gefühle
der Lust verbunden
ist,
und
ästhetische Vorstellung der Zweckmäßigkeit"
sogleich
die
Pi"age:
überhaupt eine
„ob es
solche Vorstellung der Zweckmäßigkeit gebe?"
Mit der Beantwortung
dieser Frage jedoch stellt sich auch sogleich die Unklarheit, ja der Widerspruch
ein,
diese
welche die gesamte Theorie der „ästhetischen Urteilskraft" durchziehen; und
Beantwortimg büdet den Schlußstein ihrer Konstruktion.
Mit
der
standes der
„bloßen Auffassung
Anschauung"
ist
die
(apprehensio)
der
Form
Lust verbunden ohne die
eines
Beziehung
Gegendieser
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
221
Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Wahrnehmung auf einen Begriff zu einem bestimmten Erkenntnis.
bloßen
Gleichwohl sollen bei diesem Akt der bloß anschauenden Auffassung Beziehungen
Erkenntnisvermögen,
den
^zu
wirksam
sind",
Spiele
Einbildungskraft kann
der
iu
reflektierenden
die
die
in
reflektierende
Urteils-
ihrem Vermögen, Anschauungen
wenigstens mit
sie
im
Urteilskraft
der Formen
Auffassung
jene
niemals geschehen, ohne daß
auch unabsichtlich,
kraft,
die
„Denn
sein.
auf Begriffe zu beziehen, vergliche."
Hierin liegt eine durch keine dialektische Kunst zu beseitigende
mentale Unklarheit.
angeschauten
Einei-seits soll es
Form handeln;
diese soll
.sich
um
die
funda-
bloße Auffassung einer
aber andrerseits dennoch nicht ohne
die,
wenngleich unabsichtliche, Beihilfe der reflexiven Urteilskraft geschehen
dem
können, und zwar so, daß diese jene „Auffassung" mit
Vermögen, Anschauungen
dem Vermögen
mit
auf Begriffe
die Einzelerscheinung
zu
dabei
die
für
sie
die
kraft
Einzelerscheinung verglichen
Vermögen,
völlig
heterogene Dinge
erscheinende
miteinander verglichen
Form mit dem Scelenvermögen,
Ein
solcher
ihr einbezogen
Begriff müßte
also
mit einer ihr
werden, sondern mit dem
Wie
logisch
der
Begriffsvoretellung,
bewußt oder unbewußt!
das
Spiele
jedenfalls
sein",
Einbildung aufgenommenen Anschauung" gesetzt werden zu können.
Kant
Widerspruch
—
Begriff
ist
—
:
„ein solches Urteil
Begriffe
vom Gegenstande gründet und
ein
ist
verschaffen;
vorhanden
sind;
beziehen" bleibt
Nun
die
heißt
das
erste
aber
ästhetisches Urteil
keinen vorhandenen
keinen von ihm verschafft."
unzweifelhaft richtig, denn freilich kann die bloße
angeschaute Formen
zuvor
,,in
und damit wird von der vorausgegangenen Unklarheit zum
vorgeschritten
über die Zweckmäßigkeit des Objekts, welches sich auf
zweite
Der
zu behandeln?
vorhanden, um auch nur „in unabsichtliche Einstimmung" mit der
es aber bei
zwei
Form der Erscheinung und
geforderten Form der
wird, geschehe
immer „im
abstrakten
sollten
werden können: eine konkret
sie
Vergleich könnte doch nur stattfinden zwischen
unter die sie von
et\va
durch die reflexive Urteils-
soll
solche Operationen vorzunehmen.
der von der reflexiven Urteilskraft
Anschauung
völlig unfaßbare
in eine
dann nicht
suppnnicrt wird;
unbewußt vorschwebenden Begriffsvorstellung
ihr eignenden
also aus der bloßen
und zwar
die reflexive Urteilskraft zurückverlegt
Tätigkeit,
also
d. h.
einem allgemeinen Begriffe einzuordnen.
Der eigentliche die Lust erzeugende Akt wird
in
ihr selbst eigenen
vergliche,
beziehen,
ist
Das
Anschauung niemals
unzweifelhaft
falsch,
denn
können nicht „auf Begriffe bezogen" werden, die nicht
und
leer,
das
bloße
„Vormögen, An.schauungen
solange es nicht
an
vorhandt-non
auf Begriff zu
Anschauungen geübt
222
BaunigaTt: Die Grundlagen von Kants
und allgememe
ist
Begi-iffe
Form hervorgebracht
von ihnen und
Kritik der ästhetischen Urteüsiraft.
also
auch von der ihnen zutommenden
Das Charakteristische für
hat.
und des daraus hervorgehenden "Widerspruchs
die Rolle jener Unklarheit
in Kants
System besteht nun aber
darin, daß in seiner Darstellung fortan beständig jene zweite richtige Folgerung
abwechselnd
mit der ersten falschen im Ausdruck miteinander
identisch wären. So
als ob sie
Form
im folgenden.
gleich
in der bloßen Reflexion über dieselbe
zu erwerbenden Begriff)
gesetzt werden,
,,Ein Gegenstand, dessen
(ohne Absicht auf einen
von ihm
der Grund einer Lust an der Vorstellung eines
als
solchen Objekts beurteilt wird, mit dessen Vorstellung wird diese Lust auch
notwendig verbunden geurteilt
stand heißt alsdann schön
.
.
.
für jeden Urteilenden überhaupt.
und das Vermögen durch
als
Der Gegen-
eine solche Lust, folglich
auch allgemeingültig zu urteilen, der Geschmack."
Dieser unzweifelhaft richtige Satz enthält die hiichst wesentliche negative
Bestimmung, daß in dem Geschmacksurteil
von dem Gegenstande
die Absicht
„einen Begriff zu erwerben" ausgeschlossen
desselben
didaktische Element aus
dem Bereich des Schönen
und auf dem
Satz jedoch, der den andern begründen soll,
ist;
er schließt das
Gleich
aus.
der folgende
die eigentliche Theorie
der ästhetischen Urteilskraft beruht, setzt als völlig gleichbedeutend jene andere
Formel
.,Denn da der Grund der Lust bloß in der Form des Gegenstandes
ein.
für die Reflexion überhaupt, mithin in keiner Empfindung des Gegenstandes
und auch ohne Beziehung auf
gesetzt
enthielte,
wird,
so
es
ist
einen Begriff, der irgend
Gesetzmäßigkeit
die
allein
eine
im
Absicht
empirischen
Gebrauche der Urteilskraft überhaupt (Einheit der Einbildungski'aft mit dem
Verstände)
Reflexion
in
.
.
.
dem
Subjekte,
mit
zusammenstimmt."
„Reflexion überhaupt", womit
begleitende
der
eine
bezeichnet sein
Tätigkeit
die
Der an
die
soU,
Vorstellung
sich
höchst
des
Objekts
in
der
unbestimmte Aiisdruck
„bloße Auffassung (apprehensio)"
wii-d
durch die
beiden Negationen
„ohne Empfindung des Gegenstandes" und „ohne Beziehung auf einen
Begriff"
erläutert;
beide werden dann positiv zusammengefaßt in der Formel
„Einheit der Einbildungskraft mit dem Verstände" und weiterhin
in dem
Zweckmäßigkeit (des augeschauten Gegenstandes)
Ansehung der Erkenntnisvermögen des Subjekts." Diese bald negativ
Ausdi'uck „Vorstellung einer
in
bald positiv gefaßten Fonneln bilden in der Folge mit unwesentlichen Variierungen
den
eigentlichen
Verfahren
Bestand
liegt eine
„bloßen Auffassung
eintreten
der Theorie
der ästhetischen
unbewußte Usiu'pation.
eines
Gegenstandes
Unklar
der
kann; unklar, was unter „Reflexion
U^rteilskraft.
bleibt,
wie in
Anschauung
eine
überhaupt" zu
Li
dem Akt
dem
der
„Reflexion"
verstehen
sei,
Baumgart:
zumal wenn
dabei
die
Rücksicht
unbewußt,
wenn
wenn
genommen werden,
die schlechter-
der Urteilskraft zuvor erworbenen und
geleugneten
prinzipiell
Reflexion auf das Vermögen der
aus-
Reflexion der Ausgangs-
maßgebenden Begriffsvorstellung gelegen
dieser
statt
der Vorstellung"
Materielle
dieser
das Ziel und damit der Inhalt
dings nur in einer von
auch
„das
auf
geschlüsson sein soll; widersprechend,
punkt und
223
Die Grundlagen von Kants Kritik der ästliotiscbon ürteilükraft.
Beziehung
und
können,
einen
auf
wenn
für sie,
sein
Begriff,
die
Urtcilski'aft gesetzt wird, solche Oj)erationen
vorzunehmen.
Die ganze
Energie
Untersuchung mußte sich
der
dessen
statt
auf
die
Aufklärung der Fragen richten: was bedeutet der Vorgang „der Auffassung der
Fiirmen in die Einbildungski'aft"?
(los
wie gelangt
Empfangens eines Sinnonoindrucks
den an sich passiven Vorgang
in
die aktive Botiitigung einer Urteilsfiillung?
und wenn in dieser Verknüpfung beider Vorgänge innerhalb der bloßen Auffassung
ingeschauter
Formen
das allgemeine und
unmittelbares
dabei ein
zusammenstimmt, wie wird diese
ganz neues und selbständig auftretendes Phänomen
begnügt
Kaut
damit,
sich
der Vorstellung
Materiellen
ihm
so bleibt
mystische
das
und da
Aufti-eten
eines
Phänomens
jenes
Empfindung'' nimmt, da
als
fieilich nichts übrig
Annahme
einstellende
und
unbegreiflichen
Bewußtseins
als
„dem
mit
er jede Beziehung
Zusammenhanges dabei
die unbewiesene
als
einfach
ihm jeden Zusammenliang
er
irgend welcher Art möglichen
in
sich
wird,
als ein
dem bloßen Auffassungsvermögen erworben?
vorhanden zu konstatieren;
auf Begriffe
Bcgi'iffe
genommen
dabei auf Begriffe Bezug
es doch inhaltlich mit ihnen
„Urteilskraft'' von
hervorspringt,
Urteil
notwendige Geltung beansprucht, ohne daß dabei
erworben werden und ohne daß
während
Einstimmung der Einbildungskraft mit
sich tatsächlich eine
dem Verstände bekundet, wenn
also
leugnet,
gewissermaßen
innerhalb
der
bloßen
Auffassung von „der zufälligen Zusammenstimmung des Gegenstandes mit
dem
Erkenntnisvermögen des Subjekts'', die er die „Vorstellung einer Zweckmäßigkeit"
Die
benennt.
Vorstellung
einer
Zweckmäßigkeit ohne
formale Vorstellung eines Zweckes!
für
die
Urteil
un<l
Es
die
materielle
oder
bezeichnend auch für die Enge und
ist
Unfruchtbarkeit dieser Konstruktion,
daß
sie
einmal jedes
ästhetische
und jede Lust daran auf die bloße Zweckmäliigkoitsvoi-stollung einschränkt
daß
sie,
mcnsuhlichcn
indem
sie
das
Seelenvermögen
ästhetische
nach
Urteil
ihrer
definiert, mit der Mannigfaltigkeit seiner
als
Natur a
eine
rein
priori
Betätigung auch
formale
gegebene
alle
in
den
Funktion
Vorstellungen von
seiner empirischen Entstehung, seiner Entwicklung, seiner Kultur von vcu-nhcrein
eliminiert.
Zum
mindesten würde nach der Kant.sehen Theorie die Entwicklung
224
Baumgart: Die Grandlagen von Kants
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
lediglich auf die reflektierende Urteilskraft an
eingeschränkt sein; dagegen
sich
wäre nicht einzusehen, wie darin der Begriff von einer Entwicklung im Gebrauch
zum Höchsten
der Sinne selbst einen Platz fände, von einer
im unmittelbaren Wahrnehmen und Empfinden, dem
gesteigerten Kultur
die unendliche Vielheit der
Erscheinungen und ihrer kleinsten Wandlungen zur beredtesten Sprache für die
Dem
unerschöpfliche Fülle aller stärksten und feinsten Seelenbewegungen wird.
wir
gegenüber hören
immer wieder nur von „der zweckmäßigen
Kant
bei
Übereinstimmung eines Gegenstandes
mit
dem
der
„Lust"!
Sie
ästhetische
nach Kant „doch
ist
man
nur dadurch, daß
Urteils
Produkt der Natur oder der Kunst)
(er sei
Erkenntnisvermögen unter
Verhältnis
bewußt
sich
sich".
Und
vollends
Bestimmungsgrund
der
ist,
sie
die
dieses
beruhe bloß auf der
Reflexion und den allgemeinen, obwohl nur subjektiven Bedingungen der Über-
einstimmung derselben zum Erkenntnis der 01)jekte überhaupt, für welche die
Form
zweckmäßig
des Objekts
Es konnte nicht anders
ist."
sein, als
daß Kant aus dieser Enge und Unfrucht-
und
barkeit seiner ästhetischen Theorie heraussti'eben mußte,
für ihn
und hängt mit dem höchsten Verdienst seiner
Weg
zusammen, daß er den
Und
hier
stellt
dazu in dem Begriff der Vernunftfreiheit suchte.
denn auch,
sich
es ist bezeichnend
kritischen Philosophie
nur beiläufig und ohne Konsequenz für
freilich
seine ästhetische Theorie
an sich, bei ihm die Vorstellung von einer Perfek-
tibilität des ästhetischen
Subjekts
Am
ein.
Schluß des Kap. Vli der Einleitimg
heißt es: „Die Empfänglichkeit einer Lust aus der Reflexion über die
Sachen (der Natur sowohl
als
der
Kunst)
bezeichnet aber
nicht
Foim
allein
der
eine
Zweckmäßigkeit der Objekte im Verhältnis auf die reflektierende Urteilskraft,
gemäß dem Naturbegriff am Subjekt, sondern auch umgekehrt des Subjekts
in
Ansehung der Gegenstände
ihrer
Form,
ja selbst ilirer
des Freiheitsbegriffs, und dadurch geschieht
es,
Unform nach, zufolge
daß das ästhetische Urteil
nicht bloß als Geschmacksurteil auf das Schöne, sondern auch als aus
einem Geistesgefühl entsprungenes
Kritik der
Die
ä.
Konstruktion,
Beziehimg gesetzt wird,
begriff (vgl.
welt)
IS)
soll,
was diese a
Urteilskraft,
Erhabene bezogen und
so
jene
gibt
wodurch
ist
die
die
Urteilskraft
folgende:
mit
dem
Freiheitsbegriff
in
„Die Wirkung nach dem Freiheits-
der Endzweck, der (oder dessen Erscheinung in der Sinneu-
ist
existieren
Natur (des Subjekts
Das,
aufs
U. in zwei diesen gemäße Hauptteile zerfallen muß."
wozu
die
Bedingung der Möglichkeit desselben
als
Sinnenwesens, nämlich
priori
und ohne Rücksicht
als
in
der
Mensch) vorausgesetzt wird.
aufs Praktische
den vermittelnden Begriff zwischen
voraussetzt,
die
den Naturbegriffen und
Bnumgart: Die Grundlagen von Kants
dem
Freiheitsbegriffc
an die Hand."
keit
ihr
.
.
.
Übereinstimmung
zwecks, der
Audi
daß die ästhetische Urteilskraft sich ohne Begriff mit
hier
wird die Möglichkeit des moralischen
findet,
wie
wieder,
tritt
hervor, die er gegenüber den
und an
hegt;
haben für
sie
Prinzipien
des
Einen Eigewert erlangen
nur
freilich
eine
Zweckmäßigkeit
die
insofern
h.
Geringschätzung
die
sie
in
der
Erkenntni.svermögens
dem „praktischen"
des
„Endzwecks"
dem Handeln nach
zu
sie
auf
allein
Ausdrücklich schließt er das Gefühl
Beziehung treten.
insofern
gerichteten
ganz
Erkenntnis
die
sie
indirekt,
nur,
spontane Übereinstimmung zu den
bekunden.
auf
einen Wert
iiin
ohne Begriffe doch
d.
überhaupt,
Empfindungen der Lust und Unlust, des Wohl-
Sinnenwelt
damit,
Kant
bei
End-
soll, erkannt.
Neigung, ja gegenüber den Empfindungen und Gefühlen insgesamt
sich,
Gebiet,
Zweckmäßigkeit der Natur
einer
wirklich werden kann und
allein
gefallens, der
HoKiiffo
Also dadurch, daß die logisciie Urteilskraft eine Xaturzweckniiißig-
begrifflich voraussetzt,
in
dem
in
225
Kritik der ästhetischen Urteilskraft
befördern
Freiheitsbegriffen
und
die
Neigung
und
in
^für
das Schöne, die ästhetische Lust oder Unlust, von jeder „praktischen" Bestimmung,
von jeder möglichen Einwirkung also
indirekte
auf das
moralische Handeln
Förderung des „moralischen Gefühls" erkennt er ihnen ganz
aus;
eine
allein
nur
deshalb zu, weil sie durch die spontane „Itefloxion" auf das Erkenntnisvermögen
eine
Verbindung des Naturbegriffs mit dem Freiheitsbegriffe
In den folgenden Sätzen faßt er
Urteilskraft seine Resultate
haupt, so ferne sie
werden,
betrachtet
Natur)
als
ist
der Verstand
am
obere',
für-
d.
das
dasjenige,
i.
als
solche,
die
Begehrungsvermögens
für
das
ästhetischen
eine Autonomie
Erkenntnisvermögen
(das
enthalten,
theoretische
der
welches die konstitutiven Prinzipien a priori
für das Gefühl der Lust und Unlust
unabhängig von Begriffen und Empfindungen,
könnten;
ziu-
zusammen: „In Anschauung der Seelen vermögen über-
enthält;
des
herstellen.
Schlüsse der Einleitung
beziehen
und
dadurch
Begehrungsvermögen
woher
mittlung irgend einer Lust,
sie
die
ist
die
die
Urteilskraft,
sich auf
Bestimmung
es
praktisch
unmittelbar
Vernunft,
welche
sein
ohne Ver-
auch komme, praktisch
ist
und
Vermögen, den Endzweck bestimmt, der zugleich das
Der
reine intellektuelle Wohlgefallen am Objekte mit sich führt.
oberes
demselben,
als
Begriff der
Urteilskraft
—
einer Zweckmäßigkeit der Natur
von
Vat urbegriffen gehörig, aber nur
i)bzwar da.s
ästhetische Urteil
Kunst), welches
ihn
als regulatives I'rinzip des
über gewisse Gegenstände
veranlaßt, in
ein konstitutives I'rinzip
ist.
ist
noch zu
ilen
Erkenntnisvermögens;
(der
Natur oder der
Ansehung des Gefühls der Lust oder Unlust
Die Spontaneität im Spiele der Erkenntnisvermögen,
10
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
226
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
deren Zusammeustimmung den Grund dieser Lust enthält, macht den gedachten
Vermittlung der Verknüpfung
Begriff zur
der Gebiete des Naturbegriffs
mit dem Freiheitsbegriffe tauglich, indem diese zugleich
keit des Gemüts fürs moralische Gefühl befördert."
die
Empfänglich-
Es erscheint kaum zweifelhaft, daß Kants Auffassung der „Lust'' durchaus von der
Platonischen
Definition beeinflußt
füllung eines Bedürfnisses beruht;
heißt
wonach
ist,
sie auf
Aus-
der
doch ausdrücklich bei ihm,
es
daß wir ims durch das Gewalirwerden systematischer Einheit iinter bloß empi-
„erfreut",
Gesetzen
fühlen.
Es bedarf nicht des Eingehens auf
Platonischen Theorie
Für
hat.
ihre
das,
sie
absti-ahiert
ist
sie selbst
wonach
sie
die
ihrem Ziele nähert, und zwar in
artet ist
und
so viele Arten
je
Noch
nicht, weil ihre
ist.
Wie
viel
Dauer
aber
treffücli
Begleiterscheinung jeder vollendeten
Eine jede Energie bringt die Fi'eude hervor,
ist.
„intellektuelle
jede denkbare Art der Lust oder Freude, jene andre Defi-
airf
nition der Freude,
Tätigkeit
imd nur für diese ihre
deswegen
von der Ausfüllung des Bedürfnisses ganz unabhängig
wie
Nikomachischen
nämUch von der
nicht haben gelten lassen.
weniger für die „moralischen Gefühle", schon
sie,
sie
was Kant „die geistigen Gefühle", das
Wohlgefallen" nennt, würde er
paßt auf
Widerlegung dieser
in der
Schwäche darzutun, daß
sinnlichen Lust
Beh-achtung der bloß
Geltung
um
die überzeugende
wie dieser
dui'ch Aristoteles,
Ethik durchgeführt hat,
eines Bedürfnisses entledigt"
„eigentlich
rischen
mehr
um
so
höherem Grade,
sie selbst geartet ist,
von Freuden,
als
es
Es
sie sich
höher ihr Ziel ge-
zu erreichen.
Es gäbe demnach
Arten von Tätigkeiten und Ziele
seien es sinnliche, geistige oder sittliche.
mehr
je
je
ist
firr sie
existieren,
hier der Ort nicht, diese Theorie
zu erweisen, die an Schärfe und Fruchtbarkeit ein unvergleichliches Muster darbietet;
sie
spricht
zudem
für sich selber, und es bieten sich
wie der sorgfältigsten Betrachtimg bestätigende Beispiele ihrer
Zahl dar.
dem
Bück
Gerade der Kantschen kritischen Philosophie mit ihrer stiengen Teilung
der menschlichen Seelenvermögen wäre sie geeignet gewesen,
lichsten
ersten
Anwendung ohne
Weise zu dienen
die „Fi'eude"
:
man denke an
die
einer jeden Betätigung der praktischen Vernimft,
—
an jene allgemeinste, ursprünglichste imd stärkste
jenen beiden
in
mühelos erworben wird
—
der
vorti'eff-
„Lust" des reinen Erkennens, au
da
sie
imd vor allem
im Gegensatz zu
an die Lust, die aus der bloßen An-
schauung entsteht und an das aus ihr unmittelbar hervorspringende ästhetische
Urteil geknüpft
jeder Erkenntnis
ist,
an die
Freude am Schönen!
imd Übung des Wahren,
und der lähmenden Unlust,
sei
die jede Verfehlung
es
Man gedenke
der Lust an
in der Arbeit oder
im
Spiel,
und Trübung desselben mit
sich
Kaumgart: Dio
Oiiiiidlaxen von Kants Kritik dur ilstlietisoheu Urtoilbkraft.
der erhöhenden Freude an der
fiilirt,
Übung
des
Guten und
227
der niederdrückenden
Unlust, die jede Verirrun;;^ in sein Gegenteil begleitet!
Lust und Unlust
Mit beiden Arton der
hat das aus der ästlietisciien
Urteilsivraft resultierende Gefühl Berührung und Verwandtschaft, ja es
Worin aber
einem Teil damit identisch.
heit?' Das eine zeigt sich auf den ersten Blick:
lue
ist
zu
Verschieden-
läge seine spezifische
daß jene beiden nur durch
Vermittlung entweder der theoretischen Energie oder der praktischen
iniiglifli
ohne die eine
wt'iden, daß dagegen diese
Arbeit,
ndc^r die jindre
oline
durch die reine Vernunft erworbene Begriffe, ohne durch den auf die Frei-
Willen, mühelos und unmittelbar durch
heitsidee gerichteten
fassung" des sinnlichen Objekts gewonnen wird,
Sinnentätigkeit von
selbst
zusammenfällt.
ja
daß
Und zwar
ist
die bloße
„Auf-
mit dieser reinen
sie
diese rein ästhe-
tische Lust der Art nach dieselbe beiden primitivsteu und bei den höchst
entwickelten Äußerungen des Anschauungsvermögens und des damit
bar verbunilenen
ästhetischen Urteils, nur dem Grade und der
unmittel-
Intensität nach
unendlicher Modifizierungen fähig.
Zwei Fragen
der ästhetischen
Urteilen
aber verlangen
Urteilskraft
Aiisprucli i'rlangen
lihne
das
wenn
lUKirrM
die Entsclifidungen
\'crmiigen,
wie kann
sulicii:
jener
\'orliandensein
schen Urteil möglich?
Und
bewußt geschehen?, wie
„Zusammenstimmuug der
(lit'scj
lieiden
mit
selbst
den
zu-
„Zusaninicnstinimuug"
antlern
wie wird deren Kooperation
und
Mm
demmteli auf allgemeine und notwendige Geltung
sie
können und
vcu'ausgehende
.Mitwirkung eiiolgen,
der bi'idcn
und den lmj)erativen der Freiheitsidee
nach Begriffen
.sammenfallen können,
Wenn
ihre Liisung.
liier
mit jcnrn
zweitens:
entsteht das,
ästhetischen
und ohne deren
in
dem
ästheti-
wie kann diese Kooperation unwas
Kant die „Spontaneität" der
Urteilskraft
mit den Erkenutnisverniögen"
nennt?
Diese Fnigen bleil)en bei KanI oHeu, und es sind die für die .Materie ent-
scheidenden.
Wii-
bei
erhiiiren
Weise durch die Form des
des Subjekts jenes Urteil
ihm
zusümde gebracht
Vermögen Naturzweckmäßigkiit zu
zwar ohne Begriffe, .spontan
ihm
eine These
Freilich schließt
ohne Beweis
und
blorieii
oline
bei
auf
welche
Anschauung oder Auffa.ssung
wird, dessen Einstimmigkeit mit
bi^greifen,
oder
diese Hypothese
das geringste darüber,
niclit
(Jbjekts in der
mit Lust empfunden
Das
Empfindung des Objekts!
besser,
eine Hypothese
aller Küu.stliehkeit
und
wird,
ist
mnn
ihr mit
Kecht die (ielinng
eiiiiviinntc.
und
bei
ohne Begründung.
bei
allem Wider-
sprechenden, womit nuui sieh abgefunden hat, auch höchst Wertvolles ein,
dessentwiljeii
dem
\'or allem
um
beficile sie.
Baumgai't: Die Grundlagen von Kants
228
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
wie schon hervorgehoben wurde, das ästhetische Urteil aus den Fesseln der
didaktischen und moralischen Tendenz; sodann
verlegte sie das Schönheits-
ohne ihm seine Allgemeingültigkeit zu
durchaus in das Subjekt,
m-teil
nehmen: eine höchst wichtige Bestimmung, wenn
ihre Richtigkeit auch auf ganz
andrem Wege herzuleiten und zu begründen unternommen werden muß
als aus
der Kantschen Hypothese.
immer wieder erneut
Uralt und
die Konti'overse über die
ist
Subjektivität
des Geschmacksiu-teils, worunter seine Eelativität, Variabilität, überhaupt seine
Unsicherheit verstanden wird, gegenüber
auf Objektivität, wobei
mau
dem Anspruch
des ästhetischen Urteils
seine Not^vendigkeit, allgemeine Gültigkeit, seine
klassische Autorität behauptet.
Die erste Ansicht geht von der in jedem Augenblick sich neu bewährenden
Erfahrung aus, daß eine jede Sinneswahmehmung, sobald
man
bewußt wird, von einem Gefühl der Lust oder Unlust
begleitet
Qualität dieses die Sianentätigkeit begleitenden Gefühls
Wie
Urteil belegen.
ist
sich ihres Inhaltes
In der
ist.
das ästhetische
wahr und un-
das VerstandesurteU nach Begriffen über
wahr, richtig und falsch, zweckmäßig oder imzweckmäßig entscheidet, wie das
Vemunfturteil nach Ideen sein Verdikt ausspricht über gut und böse,
und verboten,
so lautet
ohne Begriffe imd Ideen,
mation des Geschmacksurteils
fällig.
In diese Alternative
ist
völlig
auf wohlgefällig, seine
die
spontan
Negation
ganze unendliche Skala
aller
der
Übung
dieses
Vermögens
der vollendeten
entsteht die
„ästhetischen
Begehrung,
wohnheit befestigten Begehrung die Neigung.
auf
miß-
seiner Äuße-
rungen eingeschlossen, von den Manifestationen des bloßen Instinkts
gesetzgebenden Offenbanuigen
erlaubt
die Affir-
zu den
bis
Erziehung".
Aus
aus der durch die Ge-
Alles dieses erfolgt spontan
und
notwendig, eine Resultante aus der Anlage und durch Entwicklimg gegebenen
Beschaffenheit des Subjekts gegenüber
Wenn nun
die Affirmationen
dem im Objekt gelegenen
und Negationen
Niveau der lediglich instinktiven Betätigung hinausgehen
lich
werden
soll,
Anreiz.
dieser Urteilskraft über das
sollen,
wenn
es
mög-
daß der „ästhetischen Urteilskraft" ein regulatives Prinzip
a priori beigemessen werde, so erscheint diese Erweiterung und Erhöhung ihrer
Funktion nur so denkbar, daß
Prinzipien
entstammen,
sie
von den Vermögen, denen jene regulativen
zuvor empfangen habe.
einen Einfluß
Ohne
ziehung oder Entwicklung, jedenfalls ohne irgend eine Modifizierung,
dorther
ihren Ausgang
funktionieren,
also
d. h.
genommen
ihre Urteüe
immer zufällig
hat,
würde
sie
in
die
von
Ewigkeit nur instinktiv
immer nur bloß sinnlich
bleiben, abhängig
eine Er-
fällen; diese
würden
von dem jeweiligen Bedürfniszustand
Baumgart: Dio Grundlagen von
des Snbjokts.
im verbind lieh
Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft
für joden aiidoiti. nur Kntsfdici(lin)f,'on dos Einzcl-
nach seiner Sondcranlaf^o und seiner
siihjckfs
229
Disposition.
je\veili;,'on
aber müßten dio Einflüsse dos Verstandes- und Vernunfturtoils,
kommend gedacht werden
Sinnesent-scheidungen als ins Spiel
Andrerseits
wenn
sie
bei
Weise
sollen, in der
innerhalb des ästhetischen Urteils wirksam werden, daß dio von jenen nach Be-
und Ideen erkannten Prinzipien bei ihm ihrem Inhalte nach unmittelbar
griffen
und unbewußt, „spontan", zur Äußerung gelangten.
Die oben gestellton beiden Fragen formen sich also zu der einen um: wie
können konstitutive Prinzipien
sam werden?
im Geschmacksurteil wirk-
a priori
V.
Es
gilt,
Schönen
Kants Analytik des
unter
dem Oesichtspunkte
dieser
Frage einer Prüfung zu unterziehen.
Schon oben wurde ausgeführt, wie
der Seelenvermögen
der Natur
solir
die
abstrakte
Scheidung
kritische
und der Erfahrung widerspricht.
In "Wahrheit
wird jedes Objekt, das die Sinneswalirnehmung lebhaft beschäftigt, zugleich auch
um
den Anreiz an dio Erkenntnisvermögen zur Betätigung auslösen, und zwar in
so
stärkerem Grade;
gekehrt
werden
bei
mehr der Mensch
je
dem
geistig
sich
fortschreitend
geübten Subjekt die Gegenstände seiner Er-
kenntnis gleichzeitig die ästhetische Urteilsfällung hervorrufen, und zwar
intensiver
und bewußter,
kenntnis sich betätigt.
je
gegenseitig kontrollieren
Wie könnte nun
in
und
um
so
vollendeter seine theoretische oder praktische Erdieses beständige
vollziehen, ohne daß wechselswoise das begriffliche
Lust- und Unlustgefühle
um-
entwickelt;
Zusammenwirken
Erkennen und
sich
die spontanen
Verkehr und Vergleich untereinander treten, sich
Und wie bildsam
sich wociiselsweise berichtigen?
erweist sich insbesondere das Lust-
das nach einem aristotelischen
und Unlustgefühl gegenüber jenen
Worte geartet und
bereit
ist,
Einflüssen,
gleichsam wie ein
Kind auf die Stimme des Vaters so auf die Entscheidungen des Logos und Nous
zu hören!
In
der Vorstellung von der Perfektibilität des Vennögens Lust-
und Unlusturteilo zu
fällen,
indem Verstandes- und Vernunfturtoile
haltlich in sie einfließen, liegt der
führt,
Wog
in-
angezeigt, der zur Lösung des Problems
wie konstitutive Prinzipien a priori darin wirksam worden
können
und
müssen.
Kant
sich
zu
selbst
sieht
sclmn im ersten i'aragraphen der Analytik dos Schönen
Konzessionen nach dieser Richtung gedrängt,
die
Grunde seinem System widersprechen, unklar genug gefaßt
freilich,
sind.
da
So,
sie
wenn
im
es
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
230
Anmerkung zur
gleich in einer
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
„denn im Geschmacksurteil
tHjerschrift heißt:
schön
etwas
ob
zu entscheiden,
oder
sei
nicht durch den Verstand aufs Objekt,
bildungski-aft (vielleicht mit
negative Kritik zu tun
dem Verstände verbxinden)
im
Objekt und
das
andrerseits
von der "Wirkung
zufügt:
als
es
Subjekt und
aufs
ihm immer
subjektiv erlöst werden
rein
und siegreichen Eecht
vollen
Da
niu-
um
die
wonach das Geschmacksurteil von dem Zwange des
ist,
Verstandes- und Vernunfturteils
er sich
Erkenntnis, sondern durch die Ein-
oder Unlust desselben".
der Lust
das Gefühl
beziehen wir die Vorstellung
niclit,
zum
ist
„um
immer noch eine Beziehung auf den Verstand enthalten"; und weiter:
seine
—
befindet
,
"Wirkimg auf die
inhaltliche
—
soll
wobei
nun aber
scheidet er
so
Empfindung
das Gefühl der Lust ixnd L^nlust völlig aus, indem er hin-
atif
„wodurch gar nichts im Objekt bezeichnet wird, sondern
in der
das Sub-
jekt, wie es durch die Vorstellung affiziert wird, sich selbst fühlt".
Bei Kant bedeutet es
"Was heißt das: „das Subjekt fühlt sich selbst"?
das Gefühl der von
keineswegs
ihm hypothetisch angenommenen, aber nach
Form mit dem formalen
"Wiesen
des Schönen aus:
verheißt:
Dem
der
den Gehalt
in
Gesetz
Fomi
Form
die
Gunst der Musen Unvergängliches
deinem Busen und
die
Form
in
deinem
eines eigenen Gehaltes bestimmt wird, nach
des Objekts, wie sie organisch
Damit das
Gehalt und
und notwendig verbunden sind und
Phänomen
ein-
der Schönheit zustande komme,
ebenso eine bestimmte Beschaffenheit des Objekts nach Gehalt
erforderlich,
und Form
wie eine bestimmte Beschaffenheit des Subjekts, das jenes
Verhältnis von Gehalt und
muß.
Geist."
des Objekts gegebenen Gehalt in sich wiederfindet oder durch dessen
ander gegenseitig fordern.
tot.
Anders drückt Goethe das
Erkennens.
des
„Danke, daß
angeschauten Objekt gegenüber „fühlt sich das Subjekt", indem es den in
Form zum Bewußtsein
ist
ihrer Entstehung
Übereinstimmimg der in die Auffassimg aufgenommenen
erklärten
Sonst bleibt es
Form
dem
bei
dem Objekte in sich selbst wiederfinden
Objekte gegenüber kalt
und
dieses
ihm gegenüber
Das Epos Homers und des Sophokles Ti-agödien hatten ihre reine "Wirkimg
bei einem verbildeten Geschlechte verloren
und
Meißels hatten ihm nichts zu sagen, bis die
Lust an
ihrer
Form
die Meisterwerke des griechischen
Empfindung
ihres
Gehaltes
die
wieder erweckte und an ihnen das „Subjekt sich selbst
fühlen"
lernte!
lediglich
subjektiven Lust
Kants Unterscheidung der objektiven
ist
hinfällig.
Empfindung und
der
Beide sind an sich gleich subjektiv.
Insofern sie aber diu-ch reale Erecheinungen bestimmt werden und es doch eine
Regel dafür geben muß (wenn
dieselbe
bei
dem
tatsächlichen
Stattfinden der
Empfindung und der sie begleitenden Lust oder Unlust auch keineswegs
Baumgart:
(
'
wie
rkaiint zu werden braucht), ob und
(iopeiistands entsprechen,
1
231
Die Gnindlagon von Kants Kritik der äathetischon Urteilskraft.
cchtmaRig, oder im Gegensatz dazu,
.ebundonheit an das
sie
der objektiven Beschaffenheit des
werden beide entweder
in
Cbereinstimmung damit
mit Unrecht,
also
also
In ihrer
erfolgen.
Gehalt und seiner Form
für das Objekt nach seinem
bestimmende Gesetz liegt'auch die Fähigkeit des durch die Empfindung und die
damit verbundene Lust ausgesprochenen ästhetischen Urteils zur Allgemcingültig-
und
keit aufzusteigen
fließende Regel
erst
Bedingung derselben. Denn dieses Gesetz und die daraus
Gleichwohl erfolgt
priori geltende Prinzipien.
spontan, ohne Dazwischentreten der Erkenntnis dieser Prinzipien,
jenes Urteil
die
die
gründen sich auf a
aus
nachtiäglich
der
Analyse
kritischen
des
Lustempfindung
die
eiTCgenden Objekts gewonnen wird.
der Kantscheu „Analytik des Schönen'' haben
Aucii die folgenden Sätze
ihre unschätzbare
die
AVirkung lediglich durch ihren negativen Gehalt geübt, durch
und der Moral
Ausschließung der Didaktik
Begehrens andrerseits aus der Ästhetik.
Angenehmen
Geschmack
am Guten
sowie
welches das
gefallen,
ist
„Das "Wohlgefallen am
mit Interesse
ist
und des sinnlichen
einerseits
Sie lauten:
Geschmacksurteil bestimmt,
verbunden;
ist
ohne
da.s
Wohl-
alles Interesse;
das Beurteilungsvermögen eines Gegenstandes oder einer Vor-
stellungsart durch ein
"Wohlgefallen oder Mißfallen ohne alles Interesse.
Der Gegenstand eines solchen "Wohlgefallens heißt schön."
Durch
die absolute Setzung ihrer
diese Schlüsse die Saat zu
völlig
nur
relativ geltenden
Negation aber haben
neuen schweren IiTtümern gelegt, Irrtümera, die
konsequenter Entwicklung
mit
den Fehlschlüssen
in
Kantschen Ethik
der
zusammenhängen.
Wenn man
wird
aucli
die weitgefaßte Definition
Wohlgefallen
das
genannt,
das
eines Gegenstandes verbinden", so
dem
schließung des Interesses aus
der Existenz des Objekts,
Begeh ningsvermögen'';
das
stellung des Gegenstands,
Kxistenz
Objekt.s
desselben
sein
sagt Kant,
folgt
Wohlgefallen
ist
nur
r
richtig,
einem Lustgefühl
Interes.se
begleitet
insofern
nur
die
an
aufs
Vnr-
Ansehung der
in
die
Kxistenz des
Befriedigung verlangt wird oder von
der Vei-nunft zur Erfüllung ihrer Forderungen.
von
Das
„immer Beziehung
so gleichgültig das Subjekt auch
Das
..Interesse
doch keineswegs die Aus-
daraus
hat als solches
ästhetische
mag.
läßt,
ästhetischen Wohlgefallen.
entweder von diu Simii'n zu ihn
Krkenntnis
Kants gelten
wir mit der "Vorstellung der Existenz
begleitet
Aber wie schon
wird,
das
rein
die theoretische
aus
ihrer
bloßen
Betätigung entspringt, unal)hiingig von der Frage, ob ihn' HesuUatc n-alo Kxi.stenz
gewinnen, das gleichwohl jedoch nof\ven<lig aus sich
sellist
heraus das Interesse
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
232
imd
erzeugt
von diesem
also
kann
geradeso
nicht
muß
sondern
das
Gegenstand Kealität erlange:
mit der Lust am Schönen vereinigten Interesse entsteht
Nur daß
ästhetische Interesse
dieses
muß sowohl von dem
ein
Interesse
besondere Fall
daß
ganz
dem
in
ebenso
Interesses
des
dem
d. h.
dem
bei
dem
Interesse
Bestimmung
die
Gebiet
der
liegt,
das
dem Wohlgefallen selbst
in
der ganz
liegt
sinnlichen
im Gegensatz zu diesem das
ohne Beziehung auf das sianliche Begehren
ihm
andrerseits bei
Gebiet
ästhetischen
auf
und moraKschen. In
dem Wohlgefallen und
zwischen
wie
unmittelbar als Urteü entscheidet; daß aber
selbstlos,
Aus diesem
Liebe zum Schönen.
theoretischen
das Terhältnis
verschiedenes;
vor,
Bestimmungsgrimd
ist
die
in seiner Reinheit sich völlig frei halten
sinnlichen als von
jedem dieser vier Gebiete
dem
am Schönen
Wohlgefallen
Interesse an dessen Existenz verbunden sein.
dem
unmittelbar mit
begleitet wird, daß sein
allein,
bleibt:
Interesse
daß
aber
nicht durch Erkenntnisgründe erfolgt, wie
Guten, sondern spontan in dem Auftreten
am Wahren und
des Wohlgefallens selbst eine aprioristisch giütige Bestimmimg gelegen und durch
Entscheidung unmittelbar gegeben
dessen
allein richtig,
bestimmend vorausgehe,
als
Abrede
stellen,
sie
sie
in
dem Wortspiel von
„interessiert"'
In
und
eiaer
Aumerkimg
..interessant'': „ein
über einen Gegenstand des Wohlgefallens kann ganz iininteressiert,
bringt ein Interesse
hervor;
d.
i.
es gründet sich auf kein Interesse, aber
dergleichen
sind
alle
rein
moralische Urteile.
Geschmacksurteile begründen auch gar kein Interesse. Xur
der Gesellschaft wird es interessant, Geschmack zu haben." Wie sollte das
Aber
in
indem
sind aber durchaus falsch,
Gerade das aber leugnet Kant ganz ausdrücklich.
aber doch sehr interessant sein,
es
also
dem Wohlgefallen nicht
dem Auftreten des ästhetischen Wohlgefallens das
Gegenstande unmittelbar und notwendig verbunden
beschäftigt er sich mit
Urteil
Die Kantschen Sätze sind
daß mit
Interesse an seinem
sei.
ist.
sofern sie verlangen, daß das Interesse
die
Schöne nicht ein Interesse begründen, daß
das nur für das Gute gelten lassen.
es
als
solches existiere?
Seine ganze Stellung
Schönen wird dadurch gekennzeichnet;
Kant
will
zum Guten wie zum
denn am Ende gibt
es
sogar ein sehr
wohl begi'ündetes Interesse daran, daß das Gute auch schön sei!
Die Grundlagen seiner Theorie über die „Empfindung" des Angenehmen
und des „Gefühles" der Lust entwickelt Kant
in
dem
dritten
Paragraphen der
Analytik des Schönen; hier zeigt sich deutlich, wie er zu seiner Geringschätzung
der Neigung imd zu seiner
Urteils gelangt.
eines Sinnes;
Meinung von der reinen
Empfindung nennt
Subjektivität des ästhetischen
er die objektive Torstellung, als
Gefühl der Lust oder Unlust jenen Torgang,
bei
Wahrnehmung
dem
die Tor-
Baumgart:
bezogen' wird, wobei es nämlich das Zusamroen-
Stellung „lediglich aufs Subjekt
stimmen derselben mit dem Erkenntnisvermiigen gewahr wird.
wird
pfindung'* allein
„Neigung"
erzeugt;
ihr
Durch die „Em-
Gegenstand „vergnügt",
zwar ganz „ohne ein Urteil über die Beschaffenheit des Objekts".
jedoch läßt es Kant an einer positiven Definition
ristisch
233
Die Grundlagen von Kants Kritik der ästliutischen Urteilskraft
und
Sehr charakte-
nun
wa.s er
des.sen,
„Uefüh! der Lust und Unlust" nennt, fehlen; es bleibt bei den negativen Be-
daß
stimmungen,
sie
Kant
wenn
Bezeichnungen „Empfindung" und „Gefühl"
Sehr
viel klarer verfährt die griechische
Empfindungsvermögen verbundenen Yeriinflerungsvorgang
Indessen
als
Sprache,
dem
in
„Pathos" bezeichnet.
auch im Deutschen angänglich, diesem Vorbilde folgend, zu be-
es
ist
Erkenntnisse
Sinneswahrnehmung „Äisthesis" nennt und den damit
die
sie
keinem
nicht geeignet, auf diesem Gebiete Klarheit
ist
selbst hält die
nicht konsequent auseinander.
..zu
Gegenstand vorgestellt" wird.
,,kein
Der deutsche Sprachgebrauch
zu schaffen;
Empfindung"
„subjektive
diese
und daß durch
dient",
stimmten Unterscheidungen zu gelangen.
jeder
3Iit
"Wahrnehmung
Unlust
verbunden,
je
durch
Objekts
eines
und notwendig eine Bestimmung
die
Sinne
ist
unmittelbar
nach Lust oder
seelischen Bewußtseins
des
nach der Beschaffenheit des Objekts in stärkerem oder
schwächerem Grade, zunächst ganz unbewußt, bei zunehmender Erfahrung immer
bewußter und in deutlicherer Eigenart, so daß zwischen den Sinneswahmehmungen
und den durch
Verhältnis
Lust- oder Unlustäußerungen im Gemüt je nach
sie ausgelösten
der Beschaffenheit
des
herausstellt.
erregenden
Objekts
sich
ein
gewohnheitsmäßig
festes
Bei der Wandlung dieses Vorganges jedoch aus
Unbewußten- zum Bewußten dmch Erfahrung und Gewohnheit
samten Vermögen der Seele in ununterbrochene imd
treten
die
dem
ge-
gemeinsame Wirksamkeit
Es wäre überflüssig hier darauf zu verweisen, wie zunächst dadurch die Sinne
selbst dazu erzogen werden die Täuschungen, denen sie ihrer Natur nach unterworfen sind, zu vermeiden und
sieh
in
zu bilden.
ist
hervorzuheben, wie auch jeder Fortschritt
es
der Entwicklung der sogenannten
und
erkenntnis
selbst einen
des
Wesentlicher
mehr und mehr zu richtigen Wahrnehmungen
Objekts
Neigung
gefällte
immer
bleibt,
oberen Seelen vermögen, der Verstandesunmittelbar und von
der Vernunft- und Willenserstarkung
entscheidenden Einfluß darauf gewinnt, ob
die
oder
Seele
zur Lust
oder
Abneigung bestimmt
Unlust
bewegt
Immer aber
Entscheidung unmittelbar, da die Instanz, von
die
unmittelbar durch
mag auch durch
die
und
bleibt
die Beschaffenheit
demnacli
die
sie
zur
solchermaßen
der sie ausgeht,
doch
Sinneswahniehmung ausgelöste Seelenbewegung
Erfahniiig,
Gewöhnung, von außen
erfaiirene oder von
234
Die Gnindlagen von Kants Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
15aumf;art:
innen erworbene Erziehung dieser Vorgang die energischsten Einwirkungen
Mag man nun auch
fahren haben.
Urteil der Äisthesis, ein „ästhetisches Urteil" vergleichsweise nennen,
darf doch nicht vergessen werden,
wahrnehmung,
ist,
welche
er-
Kant diesen „spontanen" Yorgang im
niit
so
daß es nicht die Äisthesis, die Sinnes-
urteilt, sondern daß die urteilende Instanz vielmehr
Wahrnehmung notwendig verbundene Entscheidung der Seele zu
Lust oder Unlust ist. Daß sie ohne Reflexion erfolgt, daß dieses „Urteil"
sich nicht auf bewußte Gründe stützt, versteht sich dami von selbst. Ebenso
die mit der
aber auch, daß
solchem Urteil unendlich vielmehr mitspricht
in
bloße
als die
Sinnentätigkeit, obwohl auch diese immerfort dabei ihre Stimme behauptet, imd zwar eine wesentlich entscheidende, da
mittelnde Faktor
die in
sie
immerfort der ver-
Aufnahme der Zeichensprache,
Sie vermittelt die
bleibt.
den sinnlich wahrnehmbaren Objekten gegeben
ist,
der Entscheidimg des
Seelenbewußtseins zu Lust oder Unlust, die ihrerseits unter den Gesamteinfluß
der Entwicklung aller Seelenvermögen fortwährend gestellt bleibt.
Das
danach den sinnlichen Objekten vor diesem Tribunal
das
Attribut,
angenehm
überhaupt beigelegt wird, lautet
differenziert sich jedoch
unangenehm.
oder
nach den Objekten und
je
sclieidung von selbst einfließenden Einwirkungen
fach verschieden
Dieses Attribut
nach den bei der Ent-
sehr vielfach; ebenso
die Art, wie seine Prädizierung
ist
je
Begehren
viel-
Neigung
oder
hervorruft.
bloßen
der
innerlialb
Sclion
deutenden,
Sinnesentscheidungen
unendlichen Unterschied,
ja
eigentlichen
Sinne
Geruch oder
um
handelt,
wo
der
also
die Beurteilung von
um
macht
es
einen
be-
Geschmack im
Gaimien entscheidet, oder um den
ob
es
sich
Farben oder Tönen.
den
Überall aber
tritt
es
auch hier schon hervor, daß die L'rteilsfäUung zwar tatsächlich immer subjektiv
ist
daß
mm
und
bleibt,
daß
sie als objektiv
hygienisch
aber nichtsdestoweniger
sie
Gesetzen unterworfen
ist,
richtig oder unrichtig zu gelten hat; seien diese Gesetze
imd
solche
als
mehr oder minder dunkel, wie
Nahrungswahl der Tiere solche erweist, oder seien
mäßig erweisbar, wie
z.
B. die Qualität der
sie in
die
instinktive
höherem Grade erkenntnis-
Töne nach Reinheit und Konsonanz.
Je mehr aber die Beschaffenheit der Objekte an Analogie zu der Tätigkeit
der
oberen Seelenvermögen zunimmt,
der Farben
sie
gar von der
Einwirkung
Bewegung und Ausdruck,
lusturteil
wie
z.
B.
durch Qualität und Harmonie
und Töne, durch Symmeti-ie und Proportion der Formen,
der
jener in sich
desto stärker
tiütt
aufgenommen
bei
hat,
wie
je
mehr
z.
B. in
dem spontanen Lust- oder Un-
von den oberen Seelenvermögen empfangene Einfluß
in
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
Aktion, desto mehr
Prinzipien a priori,
fallen die Urteilsentscheidungon also unter die Kritik
nach
werden unahhänp^ip von den weclisehiden Dispositionen des
werden
und
Subjekts
235
Kritik der ästlietischen UrteÜHkraft
nach
unveränderlichen Gesetzen allgemein
und
notwendig verbindlich.
Das allgemeine Gattiingsprädikat
dem
Sinne verbleibt es
aller Lusturteile ist
angenehm; im
engeren
bloß sinnlichen Geschmacksurteil; von da steigert es sich
chva durch die Bezeichnungen reizend und gefällig zu den Prädikaten schön,
rührend, erhaben mit ihren mannigfachen Gradationen und Modifikationen.
VI.
Wie
bestehen vor einer Prüfung nach diesen Voraussetzungen die weiteren
Im
von Kants Analytik des Schönen?
Sätze
wozu gut
„Gut
§ 4 heißt es:
(das Nützliche),
was nur
als
Das
gut, was für sich selbst gefällt"
Mittel gefällt; ein anderes aber
einiges
an sich
Das Nützliche
handgreiflich falsch.
ist
was
das,
ist
Wir nennen
Yeniunft durch den bloßen Begriff gefällt
vermittelst der
wird nach logischen Begriffen, das an sich Gute nach Vemunftprinzipien definiert
und beurteilt; daß es gefällt, gehört nicht zu seiner Wesensdefinition, eben-
zum Wesen
sowenig wie es
eines Sechsecks oder einer Ellipse gehört, daß sie
gefallen; das Wohlgefällige der
freilich
Erscheinung
ist lediglich
notwendig zukommendes Attribut.
nur von
Und zwar
Vermögen an
von einem als solchem angeborenen
sondern
beweist:
Gegenteil
Geschäft erzogen
und entwickelt
Noch größer
man
geschieht dies keineswegs
sich,
wovon
als
dits,
ein solches,
Das
rlen
stellt,
muß
ininft
gebracht werden,
Reim (inten
gut
.sei,
bedeute,
allererst
sei
in
richtet sich
des
§ 4:
vielen Fällen einerlei zu sein.
sei fehlerhafte
Wortvertausch ung.
Gegenstand lediglich
in
ist
angenehm oder
„Das Angenehme,
Beziehung auf den Sinn vor-
durch den Begriff eines Zweckes unter Prinzipien der Ver-
immer
um
es,
als
Gegenstand des Willens, gut zu
die Frage, ob es bloß
unmittelbar gefällt
nur auf die Feststellung,
Man
nennen."
mittelbar-gut oder unmittelbar-
beim Angenehmen könne hierüber keine Frage
was
Erfahrung
gemeiniglich sagen, alles (vornehmlich dauerhafte) Vergnügen
einerlei."
ist
die
dem folgenden Abschnitt
in
an sich seihst gut, welches ungefähr so viel heißt, als dauerhaft
put sein,
aber
einzig
ist
Verwirrung
die
Lst
also
von diesem Vermögen, sofern es zu solchem
„Zwar scheint das Angenehme mit dem Guten
So wird
zukommendes,
es ihnen
dem Vermögen der Lust- und Unlustempfindung werden,
von dem Tribunal des ästhetischen Urteils.
das
ein ihnen
Zugesprochen kann
sieht,
ilaß die Begriffe
.sein,
da es immer etwas
Kants ganze Beweisfülining
des (Juten und
Angenehmen
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
236
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
verschieden sind, was unzweifelhaft richtig
außer acht, ob und Avie
völlig,
daß
läßt
aber die Frage gänzlich
Es entgeht ihm daher
die beiden verschiedenen Beurteilitngsarten,
nämlich die des Ver-
nach Prinzipien, beziehungsweise die des Verstandesurteiles nach
nimfturteils
Begriffen,
er
ist;
zusammentreffen
können.
sie
und
die Entscheidung
nach Lust- und Unlustgefühl auch auf ein imd
denselben Gegenstand gerichtet sein und, zwar von verschiedenen Seiten kommend,
doch in dem gleichen Kesultat sich vereinen können. Das geschieht dann, wenn die
Gegenstände der beiden ersten außer der ihnen eigenen inneren Qualität, wonach
vor
sie
dem
für sie zuständigen Urteil bestehen,
Beschaffenheit
Ltistiuieil
in
daß
besitzen,
den Stand setzen,
eine
Erscheinung
das
mit jenen beiden andern Urteilen
übereinstimmende Entscheidung zu
bar,
auch noch diejenige äußere
durch ihre sinnliche
sie
Dies Urteil erfolgt immittel-
fällen.
während die beiden andern mittelbar nach Gründen entscheiden.
Das Yerhältnis
also
ist
dieses:
das
Angenehme kann auch dem Guten
widersprechen: dann wird es eben sich nicht
als
„dauerhaft" erweisen; dagegen
wird das Gute, sofern es nur in sinnfäUiger Gestalt erscheint, immer das ästhetische Urteil des Gefälligen, des
Kraft haben; Sache des Subjekts
tischen Urteils zu erwerben.
seine Kichtigkeit
definierte:
„Gut
Angenelunen im weitesten Sinne auszulösen
ist es,
Erst bei der nachti-äglichen kiitischen Prüfung auf
kämen dabei Zweckbegriffe
ist
das,
die'
die Fähigkeit des entsprechenden ästhe-
Wenn
in Betracht.
daher Kant
was vermittelst der Vernunft durch den bloßen Be-
griff gefällt", so erweist sich als das Richtige vielmehr die umgekehrte Definition:
Das Schöne ist das Gute, das in sinnlicher Erscheinung gefällt,
und zwar
es
ist.
als
wohlgefällig
durch seine Form
beiu"teilt
als solches
Oder kurz: „Schön
ist
wird, insofern es gut
unmittelbar durch die
ist,
insofern
d. h.
Wahrnehmung erkennbar
das ästhetisch als wohlgefällig erscheinende
Gute."
Hier erhebt sich
schehen? wie kann
als solches
wieder die
entscheidende Frage,
wie kann das ge-
das an sich Gute in sinnlich erscheinenden Merkmalen sich
immittelbar zu erkennen geben?
Bei der Untersuchiuig dieser Frage offenbart sich der zweite große Irrtum
Kants, der neben seiner prinzipiellen Unterschätzung des "Wesens der Neigimg
und des Gefühls den ganzen Gang der Untersuchung
Urteile
verwirrt,
der
die
Lösung
erschwert, ja unmöglich macht.
aller
in der Kritik der ästhetischen
Haupt- und Xebenfi-agen aufs höchste
Kants Untersuchung
setzt
da ein,
Problem am einfachsten anzutreffen meint, bei der pulchritudo vaga,
wo
er das
d. h.
also
bei der bloßen Formenschönheit, bei der Wohlgefälligkeit solcher Erscheinimgen,
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
mit denen
am
es
ist
bestimmter Begriff verbunden werden kann.
kein
237
Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Gerade hier aber
schwersten zu definieren, und zwar nur indem es in Analogie zu
Problem der pulchritudo fixa oder adhaerens gesetzt wird, wo es
dem
allein erkannt
werden kann.
In welche unlösbaren Schwierigkeiten die Kritik der ästhetischen Urteilskraft
damit kommt,
da
sie
beständig mit der Formel einer „Reflexion auf Begriffe
ohne einen Begriff" zu operieren hat, zeigt wieder der
§4
„Um
was der Gegenstand für
Ding sein
ein
muß
etwas gut zu finden,
solle,
d.
i.
ich jederzeit wissen,
unter
freie
dem Namen
Schönheit
Zeichnungen, ohne
des Laubwerks, be-
hängen von keinem bestimmten Begiiffe ab, und gefallen doch."
deuten nichts,
ist
Blumen,
nötig.
Absicht ineinander geschlungene Züge,
Dies
Um
einen Begriff von demselben haben.
woran zu finden, habe ich das nicht
im Beginn:
sogleich
unzweifelhaft
richtig;
aber es enthält wieder
nur die negative Be-
stimmung, daß das ästhetische Urteil ohne einen vorgängigen Begriff
gefällt
Zur Erklärung des Problems, wie das zugeht, führen diese Sätze nicht
wird.
Wie weit
Sätze:
jedoch davon entfernen, zeigen schon die unmittelbar folgenden
sie
„Das Wohlgefallen am Schönen muß von der Reflexion über einen
zu einem Begriffe (unbestimmt welchem) führt, ab-
die
Gegenstand,
hangen, und unterscheidet
sich dadurch auch
vom Angenehmen,
das ganz auf der
Empfindung beruht" Zu dieser widerspruchsvollen Konstruktion einer„Reflexion,
einem unmittelbar, a
priori
und
Anschauung vorhandenen Vermögen
sieht
sich
die
ohne Begriffe zu einem Begriffe führt"
als
solche fertig in der bloßen
als
Kant vornehmlich deshalb gezwungen, weil seine Untersuchung grundsätzlich
von dem Phänomen des Wohlgefallens an begrifflosen Erscheinungen ihren Ausgang nimmt,
statt
sein
der
kommt
„Zusammstimmung
bedeuten
soll,
Prinzip in den
ihre
in
Weg
den umgekehrten
Die Frage, wie
die
Frage,
einzuschlagen.
jene „Reflexion", die bei Kant doch ein Bewußteiner
wie
Anschauung mit dem Erkenntnisvermögen"
kommt
jenes
absolute,
allgemein
verbindliche
Vorgang der Gefühlsentscheidung zur Lust hinein, kann einzig
Aufklärung erhalten, wenn
man
der pulchritudo vaga vielmehr in
Grundphänomon des Schönen
das
statt
solchen Erscheinungen und Vorgängen
deren Form durch seelische Kräfte, d. i. mehr oder minder
erkennbare begriffliche oder ideele Vermögen tatsächlich bestimmt
erblickt,
i»t
oder doch als so
an, wie das an
und
diese
bestimmt erscheint Die
seelisch bestimmten
Übung
tritt
schon
mit
zweite Alternative zeigt schon
Formen geübte
dem
ersten
ästhetische Urteil
Gebrauch
dos
—
Anschauungs-
vermögen ein, schon mit dem Blick des Kindes auf das Antlitz der Mutter und
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
238
— von
dessen leiseste Veräiiderimgeu
werden kann,
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
diesen auch auf solche
Formen angewandt
denen die vorgängige seelische Bestimmung nur durch Analogie
in
gefunden oder in die
nur durch Supposition übertragen wird.
sie
Die Vorgänge bei dieser „Übung" lassen
nun aber durchaus über-
sich
sehen und auch bis zu einem gewissen Grade ganz bestimmt erkennen, wenn
auch ihre
und innersten Gründe wohl immer der deutlichen Analyse
letzten
entzogen bleiben werden.
Alle Erscheinungen und Vorgänge, denen eine begrifflich festzustellende Richsie als solche
durch begriff-
werden, notwendig ein diese Tätigkeit selbst
als solche be-
oder Güte zugrunde
tigkeit
liche Abstraktion erkannt
liegt,
erzeugen, schon sofern
Lange jedoch, bevor eine derartige
gleitendes Lustgefühl.
ihnen gegenüber stattfinden kann, werden
sie die in
dem Vermögen
der Seele
sie
begriffliche Erkenntnis
„im Gemüt" erfahren,
d.h. regen
nach, der ihrer Entwicklung harrenden Anlage
nach, vorhandene Erkenntniskraft des Eichtigen und Guten znr Betätigung an,
die
stets
geht
der Weise
in
Lustgefühl verbunden
mit einem, wenn auch zunächst dunklen,
Übung
Diese in einen Knoten verschlungene allseitige
vor sich,
daß
dabei
jede
der
ist.
der gesamten Seelenkräfte
einzelnen,
später
auch zu
gesonderter
Anwendung
kontrolliert,
mit einem Worte erzogen und zur Selbständigkeit herangebildet wird.
Für
jedoch
ist
sie alle
die
—
Anschauung
erstarkenden Kräfte von den andern gestützt, geschärft,
und hier
die
ist
man wieder ganz
Indem aber
die
die zunächst leereu
Anschauung den
Material liefert, das jene zur Tätigkeit erweckt
einer
Weise geformt dem allgemach
empfängt
Moderamen, das „ohne Begriffe"
sein
tritt,
wirksam wird und in
unmittelbar sich äußert.
sog.
d. h.
Formen
ihren
oberen Seelenkräften das
und von ihnen
sich bildenden
von ihnen die Form,
sie
—
erste und fernerhin immerfort fließende Quelle des
Wachstums und der Vergewisserung, wodurch
Inhalt gewinnen.
auf Kantschem Boden
sofort in irgend
Bewußtsein überliefert wird,
ein durch ihre Prinzipien bestimmtes
in der Art, wie die
Anschauung
ins
Bewuik-
dem Auftreten des Lust- oder Unlustgefühls
Der Gattung nach
ist
also
das so entstehende
Lustgefühl demjenigen gleich, das bei der begrifflichen Arbeit der Verstandes-
gleichsam krönend, auftritt und das ebenso das vernunftgemäße
tätigkeit, diese
Handeln
begleitet;
unmittelbar
ein,
worben, sofern
der
Art nach
es wird
man
die
ist es
Denn es
mühelos
von diesem verschieden.
ohne Begriffe gewonnen,
ästhetische Energie,
cUe
es wird
tritt
er-
Betätigung des sinnlichen
Anschaunngsvermögeus und die Aufnahme des Sinneneindrucks
in das
Bewußt-
Mühe ansieht. Die Fällung des ästhetischen Urteils gegenüber
dem schönen Objekt kann aber um so weniger als eine Mühe bezeichnet
sein nicht als
Baumgart: Die Grundlagen von
werden,
es
als
ja
ausgelüste
Objekts
identisch
Wer
ist.
eben in dem durch die
Lustgefühl
siihc nicht,
mit
besteht,
sinnenfiillige
der darin
ihrer
Beschaffenheit dieses
gelegenen
Entscheidung
daß diese drei Arten der Lustbotätigung, der dianoe-
tischen, der ethischen und der ästhetischen,
fördern
239
Kants Kritik der äbthotischen Urteilskraft.
sich wechselweise
und berichtigen; daß ferner, wer die Erfahrung der einen
ergänzen,
welche
besitzt,
Natur nach unverlierbar erworben wird, dieselbe unfehlbar, spontan und
notwendig auch für die andern zur Äußerung bringen wird und zwar in
höherem Grade,
Natürlich
dort
ist
aufti'itt,
je
und bestimmter
reiner
jedem dieser Gebiete
sie auf
um
so
auftritt.
auf welchem Gebiete sie zumeist und die Art, wie sie
die Frage,
abhängig von
der spezifischen Anlage des Individuums und von
Damit
dem Grade ihrer Ausbildung.
also
das ästhetische Urteil
Entwicklung erreiche, die Geschmacksbildung eine vollendete
.-^eine
iiöchste
muß
zu den
sei,
hochentwickelten Vermögen des Verstandes und der Vernunft eine vorzügliche
und
Beschiiffenheit der Sinnesorgane
keit treten.
Ohne
Übung
ihre durch
erlangte höchste Fertig-
und Vernunftbildung samt der
die vorausgegangene Verstandes-
damit verbundenen Gefühlsei-fahrung kann die ästhetische Urteilsfällung nicht in
adä<iuater
roh.
sie
Durch
Anschauungsvei-mögens.
dazu gelangen ohne die Übung und Kultur des
starke
Bevorzugung der beiden andern Vermögen
kann es geschehen, daß das ästhetische Vermögen unentwickelt
nämlich der Anschauung
überhaupt sich enthält
und erworbene Neigung gering
nissen
bliebe dann
und allgemein verbindlicher Weise funktionieren: das Subjekt
Ebensowenig aber kann
und
die damit
bleibt,
wenn man
verbundene Lust
Dies wird in natürlichen Lebensverhält-
schätzt.
schwer eintiefen; der hohe Vorzug der griechischen Kultur hig
ebenmäßigen Übung und Schätzung der
licher Lebensgestaltung
jedoch
tritt
allseitigen
leicht eine
Soelenvermögen.
in
der
Bei künst-
Überschätzung der reinen Geistes-
tätigkeit ein, so daß nicht allein die Kunstbetrachtung, sondern auch die An-
schauung der sinnlichen Naturobjekte und der Lebensvorgänge selbst stark vernachlässigt wird.
Vornuiiftpedanten.
Dann wird das Subjekt
Kant
selbst ist
einseitig, es wird
zum Verstandes- oder
von einem gewissen (irade solcher theoretisch-
mondischen Einseitigkeit nicht freizusprechen.
Deshalb
mußte Schiller auch
weil er im
in der Beurteilung des Moralischen so weit über ihn hinausgehen,
für den
einer
auf
Defekt
ein
denn
war;
überlegen
Ästhetischen ihm so hoch
ganzen Menschen
so
unentbehrlichen
Seite
muß
einen
Mangel bedeuten, der
zugleich auf allen Gebieten sich fühlbar macht.
Nach den obigen Ausführungen
zeigt
sich
das
Unzutreffende
§5) von Kant angestellten „Vergleichung der drei spezifisch
Arten des Wohlgefallens".
Es heißt
d.irt:
„Da.-,
Angfiichm.-
in
der (im
verschiedenen
und
(iut.-
haben
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
240
Kritik der ästhetischen Urteikkraft.
beide eine Beziehung aufs Begehrungsvermögen, und führen so ferne, jenes ein
pathologisch
(durch Anreiz,
bedingtes
Stimulos),
ein
dieses
reines praktisches
Wohlgefallen bei sich, welches nicht bloß durch die Vorstellung des Gegenstandes,
sondern zugleich durch die vorgestellte Verknüpfung des Subjekts mit der Existenz
Dagegen
desselben bestimmt ^räd.
d.
i.
ist
ein ürteü, welches, indifferent in
nui' seine
das Geschmacksurteil bloß kontemplativ,
Ansehung des Daseins
eines Gegenstandes
Beschaffenheit mit Gefühl der Lust und Unlust zusammenhält".
sind zwei verschiedene
Gesichtspunkte
zusammengeworfen.
Geschmacksurteil kontemplativ, was im Grunde
volviert; ein Urteil, das unmittelbar aus der
Ihm
Betrachtungsresultat.
stehen
Allerdings
Hier
das
ist
ein identisches Urteil in-
Anschauung
entsteht, ist
eben ein
„verschiedene Arten des "Wohl-
als
gefallens" aber nicht gegenüber die Beurteilung des sinnlich
und des praktischen Guten an sich, welche,
Angenehmen
die eine aus der Betätigung der
Sinnesorgane an realen Objekten, die andre aus der Betätigung des vernünftig
bestimmten Erkenntnisvermögens hervorgehen, sondern in den Vergleich mit der
das ästhetische Urteil ausmachenden Lust
plative Lusturteil über Gegenstände zu
tatsächlichen Sinnengenuß
gehören.
Denn
es
nur das ebenfalls kontem-
sein,
daß beide Arten von Gegenständen
auch in der „bloßen Vorstellung" und „indifferent", ob
„kontemplatives Wohlgefallen" zu
erregen
die
Kraft
sie reales
haben.
spezifisch differenten Arten des Wohlgefallens",
suchung zu gelten
hätte.
Und
der Eealität dem
in
die
den Bereich der Vernunfterkenntnis
dienen oder in
kann kein Zweifel
ist
stellen,
Dasein haben,
Dies
sind
„die
denen Kants Unter-
diese Untersuchung ergibt ein ganz andi'es Kesultat
Diese Arten des Wohlgefallens unterscheiden sich erstens nach der Beschaffen-
ihrer
heit
Objekte und zweitens nach
denselben gegenüber.
reizes oder ihre Betrachtung in künstlicher
urteU vergnügen, das gebildete abstoßen.
wie
z.
dem Verhalten des Subjektes
Die Phantasievorstellung von Gegenständen niederen Siunen-
Nachbildung wird das rohe Geschmacks-
Umgekehrt werden
feinere Sinnenreize
B. Farben- und Schallwirkungen auch ohne seelischen tieferen Gehalt das
gebüdete Geschmacksurteil immer noch wohlgefällig beschäftigen, während
das rohere unberührt lassen.
Dagegen wird der für
fällig gewordene Gehalt des
Wahren und Guten
Gegenstand des „kontemplativen" Urteils werden,
in der
durch
sie vermittelten
sei
die
—
es
künstlerischen Darstellung
sie
Anschauung sinnenund
so 'allein
kann
er
in der Phantasie oder
—
den gebildeten Ge-
schmack mit der doppelten Kraft des sinnlich Wohlgefälligen imd des das
Verstandes- und Vernunfturteil begleitenden Wohlgefallens vergnügen, mit der
Kraft des sinnlich und ethisch Lustvollen zugleich, während hier das rohe Ge-
Banmgart: Die Grandlagen von Kants
241
Kritik der ästhetischen Urteilskraft
schniacksurtcil entweder pjar niclit beschäftigt oder doch nur rein
und
stofflich
sinnlich gereizt wird.
Falsch
Jemandem
d.
le^schätzt,
i.
.ichriinken
;
den
auf
lediglich
druck
Kantsche
die
„Angenehm
Unterscheidung:
heißt
was ihn Tcrsniügt; schön, was ihm bloß {^efSUt; gut, was
worin von ihm ein objektiver "Wert gesetzt wird". Was
vergnügt auch, man müßte dann
gefällt,
(las
danach
ist
das,
effektiven
mit welchem Recht jedoch und wie
hängt davon ah, inwieweit das in
den
willkürlich
Sinnengenuß
des
letzteren
Aus-
Stofflichen
ein-
und vergnügt,
es gefällt
dem kontemplativen Lusturteil zuin dem Anschauungs-
gleich enthaltene Wertschätzungsurteil durch die
objekt entiudtene
Qualität begi'ündet
andrerseits inwieweit die darin sich
ist,
äußernde ästhetische Urteilsfähigkeit des Subjektes diesem Gehalte ge-
n-cht wird.
Von welcher grundlegenden Wichtigkeit jedoch gerade
scheidungen sind,
den drei genannten Fällen
der,
in
den Konsequenzen,
diese
Neigung
auf
zum Begehren
welcher durch ein Vemunftgesetz uns
uns keine Freiheit,
machen.
oder
sich
Achtung.
in
Denn
Neigung und
Ein Gegenstand der
das einzige freie Wohlgefallen.
ist
Gunst
oder
Unter-
Kant daran-
die
„Daher könnte man von dem Wohlgefallen sagen: es beziehe
knüpft:
fianst
sogleich
sich
zeigt
auferlegt wird, lassen
ims selbst irgend woraus einen Gegenstand der Lust zu
Alles Interesse setzt Bedürfnis voraus oder bringt eins hervor und, als
Bestiramungsgrund des Beifalls, läßt es das Urteil über den Gegenstand nicht
mehr
frei sein."
Diese Sätze vornehmlich und ihre beständige Wiederkehr in den weiteren
Ausführungen der Kritik der ästhetischen Urteilskraft haben einen höchst ver-
Er
hängnisvollen Einfluß auf Schillers ästhetische Theorien ausgeübt.
durch
sie
ließ sich
dazu verleiten seine Untersuchungen ganz auf diesen Begriff der Fiei-
heit des ästhetischen Urteils
zu gründen, freilich indem er ihm nun doch einen
suchte und dadurch zu neuer
theoretischen Vernunftgehalt zu substituieren
in--
tümlicher Vermischung des rein ästhetischen Verhaltens mit ethisch -praktischem
Verhalten
sich
schließung des
gegenüber
dem
kontemplativen
Kants
veranlaßt fand.
sammenhange abermals
ein
bloß
der Freiheit
er
beileutet
ist
in
diesem Zu-
Aus-
nichts als die
effektiven Sinnengenusses und der praktisch -ethischen Betätigung
realen Objekt.
Verhalten
Beides
gegenüber
schauten Objekten ausgeschlossen.
gefallen"
Begi-iff
negativer:
nichts ausgesprochen,
als
ist
aber schon
allen
Positiv
von selbst
Arten von
ist
in
was ohnehin
dem
bloß
vom
Satz
feststeht,
in
dem
sinnlich
„freien
bloß
angeWohl-
daß es ein aus der
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
242
bloßen Betrachtung
Kritik der ästhetischen Uiieilskraft.
Lustgefühl
entspringendes
jedoch Neigimg notwendig verbunden
Daß mit einem
gibt.
wurde oben schon
ist,
Xeigung können aber
durch das ästhetische Lusturteil begründeten
solchen
In der
erörtert.
alle
denk-
baren Arten von Gunst und Achtung enthalten sein, je naeli der Beschaffenheit
der Objekte und nach der Fähigkeit des Subjekts, der spezifischen Qualität der
Objekte mit
dem korrespondierenden Lustgefühl zu entsprechen. Von diesen
es ab, ob Lust und Neigung im bloß Sinnlichen
beiden Instanzen hängt
befangen bleiben, oder ob
sich zur
sie
„freien"
(d.
läutern und zur ,,freien" Achtung veredlen.
die
Liebe im höchsten und
mittelbar
selbst
kontemplativen)
Begi'iff
zum Maximum
die
als
die un-
die
ihr
höchste Manifestation
Vermögen entwickelten
ihrer
Gunst
der Freiheit käme
Bedeutimg zur Geltung;
und spontan erfolgende Äußerung des Lustgefühls und
entströmende Neigung erschienen
samten,
Der
reinsten Sinne.
dabei aber auch in seiner voUen positiven
i.
Aus beiden entstünde dann
von
der ge-
Persönlichkeit, sie erfolgte
daher in unbewußter und doch notwendiger und allgemein verbindlicher Über-
einstimmung mit den Prinzipien a
den Ideen des Guten.
Sie
seiner sinnlichen
dennoch
der
des Objekts,
die Beschaffenheit
bunden an
mit den Begriffen des Wahren und
priori,
bliebe aber
Fonu gerecht zu werden
in
jedem einzelnen Falle ge-
durch
bloße Anschauung
die
das Subjekt sich in den Stand ge-
setzt hat.
Die Bestimmimg Kants „schön
ist
ist,
was ohne alles Interesse gefällt",
Ausgeschlossen bei dem Wohlgefallen
also falsch.
am Schönen
nur das
ist
praktische Interesse an der stofflichen realen Gegenwart seines Objekts; dagegen
ist
das Wohlgefallen
Beti-achtung
am Schönen
vielmehr aufs
als
höchsten Interesse an der Form
Gehalte, den
sie
und
offenbart:
an einem vorgestellten Gegenstande der
und Notwendigste
Innigste
seiner
mit
sinidichen
verknüpft mit dem
Ei-scheinung
demselben Interesse
muß
und dem
die
daraus
unmittelbar entspringende Neigimg darauf sich richten, daß die Vorstellung des
Schönen auch reale E.xistenz gewinne.
Danach korrigieren
auch die Schlüsse, cüe Kant aus dem „zweiten
sich
Moment" des Geschmacksurteils
als
folgert: „das
Schöne
ist das,
was ohne Begriff
dem
logischen
doch bei ihm
UrteU hat das ästhetische
aus Begriffen
gibt es keinen
in reinen
nicht
die
entspringen
Er
schließt:
mit
Allgemeingültigkeit gemein,
die
Objekt eines allgemeinen Wohlgefallens vorgestellt wird".
kann.
„Denn von Begriffen
Übergang zum Gefühle der Lust und Unlust (ausgenommen
praktischen Gesetzen, die aber ein Interesse bei sich führen, der-
gleichen mit
dem
reinen Geschmacksurteil nicht verbunden
ist).
Folglich
muß
Baumgart: Die Orandlagen von Kants
dem Geschmacksurteile, mit dem Bewußtsein der
Absonderuiif^ in demselben von
Anspruch auf Gültigkeit für Jedermann ohne auf Objekte
aüoni Interesse, ein
Allgemeinheit anhängen,
gestellte
243
Kritik der ästhetischen Urteilstraft
d.
subjektive Allgemeinheit verbunden
es
i.
muß
damit
Anspruch auf
ein
sein."
Es gibt allerdings einen „Übergang von Begriffen zum Lustgefüiil", insofern
der Bogriffe
Inhalt
der
crkrunbar
Erscheinung
den Grund
nur durch
freilich
enthält,
oder Ideen
Der Anspruch
ist.
insofern
d. h.
da^,
was
sinnenfälliger
in
ist,
womit dann
für das Lustgefühl wird,
ein Objekt
notwendig verbunden
auch
desselben
Begriffe
Interesse
ein
auf Allgemeingültigkeit
dem Lusturteil
dem richtigen Verhalten
wie bei der Erkenntnis auf ihrer Richtigkeit, so bei
beruht,
auf seiner
Berechtigung, und
diese entsteht aus
des Subjekts gegenüber der entsprechenden Beschaffenheit des Objekts.
Hier
der Ort auf die oben
ist
vaga zu finden, oder ob
in
der
gestellte
Frage einzugehen, ob Kant recht
am einfachsten
Problem der Schönheit
hatte das
gestellt
Entwicklung wie immer wieder
In der geschichtlichen
Menschen
allemal zuerst auf bei der
Phänomen
das
tritt
Wahrnehmung
Vorgängen und Ei-scheinungen
p.sychischer
vielmehr
in
Mythe, Sage,
der Vorstellung zu
Der innere Sinn der Handlung prägt
Bewegung und Haltung der
und wird
als solche
frei
Gestalt,
liebgewonnen,
Hier
hervorgebracht
der Entwicklung
des Lebens sinnenfällig werden.
Märchen, Volkslied,
in
es
in
d.
i.
in
am Schönen
Wirkungen, wie
Sinn nicht müde:
Zeugnis.
in
des AVfihlgefallens
gefällig erfahrene Wirkungen
und
ist,
pulchritudo fixa oder adhaerens zu suchen.
jedes einzelnen
ahmend
der pulchritudo
in
umgekehrte Methode die richtige
die
sich
der
in
in
wiederholen wird
älteste
Epik
Zügen des
Form
sie
der
den
Solche wohl-
sind
der
des.sen
Antlitzes, in
Erscheinung
aus
der Vorstellung wiederholt, endlich nach-
liegt
der Anfang und
Ursprung der Kunst;
solchem Sinne hat das so unendlich viel gemißbrauchte, so verhängnisvoll
mißverstandene
Wort
von
der
„Nachahmung", der Mimesis, seine volle,
Formen und Figuren sind die Zeichen,
unerschöpflich fruchtbare Geltung.'
in
denen Enipfindungsvorgänge
und Gemütsbeschaffenheit sich kundgeben; es
entsteht eine Zeichensprache, in der jene für diese eintreten,
einem jeden geläufig wird, die er
er sich
auch
so bedient.
S.i
übt
und
die von selbst
ohne Begriffe unmittelbar versteht und deren
sich
der Sinn
in
Formen der Erscheinung
Ähnlichkeiten, Analogien mit psychischen Vorgängen und Beschafft-n-
1)
Vgl. hierzu des Verfs. „Uancll)uc:h
der Tlieori.- der Dichtung.
Cotta 18.S7 S.
f)ff.,
der ToL-tik",
lisff.,
I.'-Off.,
ein" kritisch -historisdie Darstellung
(Wlff.
10*
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
244
heiten zu entdecken. Hier
liegt
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
der Schlüssel für das Verständnis des geheimnis-
und wundervoUen und doch natürlichen und unlöslichen Zusammenhanges zwischen
Formen, Farben, Klängen der sinnlich erscheinenden Welt mit den feinsten
Veränderungen, den kompliziertesten Zuständen der Welt des Gemütes imd des
Die kleinste Veränderung in den Zügen des Antlitzes, in der Haltung
Geistes.
der
der Stimme
Vibration
leiseste
die
Gestalt,
Bewußtsein des Kindes immittelbar verständlich
Gewißheit das entsprechende Lust- und
lassen
die
sich
Beschaffenheiten
Objektes
erregenden
und bringt mit unfehlbarer
ünlusturteil
den
ihm
bei
stattfindenden
weitgehenden
zu
bis
in
dem dämmernden
schon
ist
Graden
hervor.
Dabei
Veränderungen
des
erkennen
und
begrifflich
bestimmen.
Sogleich aber an der Schwelle des ersten
diese Vorgänge
in die engste
und
dieser
in
erst
Schönen
Verbindung
Analyse
genaueren
treten
jenes
erschließt
Phänomens,
sich
das
wir
die
Möglichkeit der
Wohlgefallen
das
am
nennen.
Weit früher und
die
dämmernden Bewußtseins
Verbindimg mit einer andern Reihe von Vorgängen:
a priori
sich an der Erfahrung der sinnlichen Welt
schneller, als
vorhandenen Vermögen der Begriffe und der Ideen zu entfalten
beginnen, übt und ent^vickelt sich an ihr natiu-geraäß das Vermögen der Sinne
imd gewöhnt
des
sich dazu
zu unterscheiden und
Empfangen empfundenen
nach dem im realen
Angenehmen imd Unangenehmen
sie
die
demgemäß zu begehren oder zu verabscheuen. Es
dabei die Unterscheidung nach den durch die bloße Betrachtung
äußern Zeichen
Gefühl
Dinge nach Wohlgefallen und Mißfallen
erfolgt
wahrgenommenen
der Erscheinung der Dinge, es entwickelt sich das Verst<ändnis
einer Zeichensprache schon hier; freUich zunächst ein vielfach höchst irriges,
bis es durch
wodurch
Erfahrung und Prüfung sich mehr und mehr berichtigt.
erfolgt diese Berichtigung?
Sinneuorgans,
das
befriedigt
Vermögen zu lernen und
oder
Wie und
Zunächst durch die bloße Erfahrung des
Sobald
wird.
beleidigt
sich zu entwickeln
aber
begonnen haben, so
die
höheren
stellen sie ihre
Forderungen auch au die Qualität der Objekte, insofern diese ein Gegenstand
des sinnlichen Wohlgefallens werden,
um
und zwar
so nachdrücklicher
unmittelbar, sofern mit ihrer erhöhten Betätigung auch ein
intellektuelle
und
ethische
spezifisch eigenes
Ausübung unmittelbar
Vergnügen verbunden
ist.
ihre
begleitendes,
Es
ist
klar,
und ganz
spezifisch
ihnen
also
daß wenn diese
Forderungen zwar auch innerhalb des an den bloß körperlichen Sinnengenuß
geknüpften Wohlgefallens sich geltend machen,
sie
doch ihr eigentliches Feld
innerhalb der bloßen Kontemplation sich schaffen.
Hier also entwickelt
Baumgart:
eigentliche
sich das
die
Die Grundlagen von Kants Kritik der ästhotisclion Urteilskraft.
sogenannte ästhetische Urteil.
ihren Ursprung in
Ganz neue Forderungen,
der geistigen Welt haben, erheben sich
Ansprüche auch in der sinnlichen Welt der Erscheinungen
um
es sind,
nur ganz allgemein zu bezeichnen,
sie
maßes und
der
Harmonie,
Anmut
Sinne der
imd rein er
Doch
Bewußtsein wahrgenommen
Erscheinungsformen entdeckt
Maß und
ei-st
Klang
und
dieses Verfahren deutlicher hervor als
alle die
geeignet sind
veranlassende
können.
w^crden
in der griechischen
Zeichen-
eine
als
als
Nirgends
tritt
Mythe, wo geradezu
Äußerungen
Anlage der Hellenen
in
Bewegung umgesetzt
lebendige Gestalt und
übrigens verfährt jeder religiöse Mythus so: und was hätte auch der
werden,
moderne Sprachgebrauch und die ganze Poesie
aller
Völker und Zeiten für
Eindrücke der unbelebten Natur zu bezeichnen
Analogien und Suppositionen? Der
landschaft, der lachende
Himmel und
die Majestät des Hochgebirges!
sition werden in die
muß
als
Morgen,
heitere
die drohende
Mittel,
jene spiritual- ethischen
die
friedliche Al)eiul-
Wolke, das trauliche Tal und
Mit einem Wort: durch Analogie und Suppo-
unbelebte Form die seelenbewegenden Reize über-
tragen, die der geistigen Welt
Daher
ihnen
die
nach
aufgesucht, die
eifrig
und
Natur
unbeseelten
und ethischer Kräfte aufgefaßt sind und vermöge der unvergleichlichen
plastischen
die
den Ver-
erfahren
Seele bewegenden Naturerscheinungen und -Vorgänge als die
spiritualcr
um
der
in
und dann forneihin
geistige Vorgänge- supponiert
Ursache
bewegten Welt
Analogie zu treten, so daß
in
Empfindung
sobald diese letzteren in
werden
sind,
nach Farbe
Zahl,
sprache mit jenen
zu werden:
Forderungen des üleich-
die
Sj-mmetrie und Proportion, im höheren
der
änderungen und Beschaffenheiten der seelisch
mit
nun mit dem
erfüllt
und des seelischen Ausdrucks erhöhter
Gemütsstimmung.
245
für die Analyse des
entstammen und
in sie
Phänomens der Schönheit
die
zurückführen.
pulchritudo fixa
und adhaerens der Ausgangspunkt sein; die Untersuchung der pulchritudo vaga
ist
das Sekundäre,
Wege zu
sie
nicht
zwischen
und nur durch
die
Erfahrungen von dort her kann
ihren Erklärimgsversuchen und
an
der
Form und
Undurchdringlichkeit
das Material für
des
sie
geheimnisvollen
ästhetischen
die
Zusammenhanges
Geist ihre Grenze erreichen.
Die kulturgeschichtliche Erfahrung bestätigt diese Sätze durchaus.
der
sie
finden, so weit
Erziehung noch
unberührte,
naive
Naturmensch,
Der von
der
jedem
bewegenden Bericht, vollends der zum Gesänge erhöhten Epik, mit hingegebener Begierde lauscht, ist tlem ästhetischen Naturgefühl noch lange Epochen
seeli.sch
hindurch unzugänglich.
endlich
dieser
auf
Ei-st die
unablä.-;sig verfeinerte
der Analogie der
Empfindung
öffnet
sich
wahrgenommenen Naturerscheinungen mit
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
246
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
den seelischen Vorgängen beruhenden Wirkung des „kontemplativen" NaturWas hat allein Klopstocks und Goethes Dichtung nach dieser Richtung
genusses.
hervorgebracht;
man denke
allein
was
doch nur auf den Gipfel,
Und
an Goethes Werther!
beide Dichter hoben
der teleologischen und moralisierenden Lyrik
in
sich lange vorbereitet hatte.
Und noch
Man
andere Beobachtung findet auf diesem
eine
Antike fremd war, was nicht richtig
ebenso
diu-chaus
die
und Lessings
ihre
Vollendung im achtzehnten Jahrhundert,
Dagegen: was
gesteigerte ästhetische Verfeinerung
die
Richtung geraten,
überschätzen,
der Kunst
in
der
Wahrnehmung
derart
Die Gegenwart
als
antiken Spiritualisierung
in bewußter oder
sie,
alle
und Ethisierung der Natureiu drücke,
Selbständigkeit
die
Dumpfheit der
durch
menschliche
erhellen!
diese unendlich reichen,
setzenden Vorgänge hat Kant
ist
ihre
in
Kimstübung
unbewußter Nachahmung der
Naturwirkung wieder mit der Kühnheit genialer Lituition
mid Aktion
dadurch
ist
die vornehmste
nur die kraftvollsten Talente dabei
daß
der
Verwertung ihrer Bedeutsamkeit
erschlossen!
dieses Verfahren
bewahren, und zwar indem
immer nur
das gesamte Seelenleben in
gegeben wird, weil
es
bei
Bewegung
die eine stereotype Erklärung (vgl. § 12):
das Bewußtsein der bloß formalen Zweckmäßigkeit
Erkenntniskräfte des Subjekts,
einer Vorstellung,
im
Spiele der
dadurch ein Gegenstand
einen Bestimmimgsgrund der Tätigkeit des Subjekts in
Ansehung der Belebung der Erkenutniskräfte desselben,
salität
die
Winckelmanns
zu
„Die Lust
Auch
bevorzugte
Darstelhmg des Menschen und des Menschlichen.
für ungeahnte Gebiete
Für
volle
nur eine sehr
sie sicherlicli
den Alten im Vergleich zu den Modernen.
Naturformen und der analogisierenden
Gestalt
ihre
kritische Ästhetilc ist der Landschafterei abgeneigt.
immer
hat die
doch spielte
ist;
bei
luitergeorducte Rolle
Renaissance,
Wege
hat oft behauptet, daß die landschaftliche Stimmungspoesie der
Erklärung.
(welche zweckmäßig
ist)
in
also
eine innere Kau-
Ansehung der Erkenntnis überhaupt, aber ohne
auf eine bestimmte Erkenntnis eingeschränkt zu sein, mithin
eine bloße
Form
der subjektiven Zweckmäßigkeit einer Vorstellung in einem ästhetischen Urteile
enthält."
Das
ist
die Folge davon, daß
Kant aus dem ästhetischen Urteil
des Objektes durch den in seiner sinnenfälligen
und
die
Form
die
Wirkung
sich offenbarenden Gehalt
dadurch unmittelbar gegebene Bestimmung des Gefühls zur Lust und
zur Neigung ausschließt.
Und
spruchs
so gelangt
gegen
alle
Kant am Sclüusse des § 14 zu dem Gipfelpunkt des Widerästhetische
Erfahrung:
„Ein reines Geschmacksurteil
Baumgart: Die
hat
247
Gruiidlagon von Kants Kritik der ästlietiscben Urteilskraft.
weder Reiz noch Rührung, mit Einem Wurte, keine Empfindung,
zum Bostimmungsgrunde".
Umgekehrt muß man sagen: es gibt kein ästhetisches Urteil, das nicht durch
als
Materie des ästhetischen Urteils
die
Empfindung der Materie,
bestimmt würde;
reiner es
ist,
es
desto
es sich äußert,
ist
h.
der sinnlichen Beschaffenheit des Objekts»
mehr mit Rührung verbunden; das Lustgefühl,
bewegenden Reiz, den
sinnlich woliigefällig
im Subjekt
des angeschauten Objekts
die reizvolle
es
in
ist,
je
weichem
Akt der Rührung.
selbst ein
Denn nur durch den
indem durch
d.
kann nicht zustande kommen ohne den Reiz;
Form
Form
die
erregt, wird das Gefühl zur Lust bestimmt,
der Gehalt des Objekts ihm unmittelbar
zum
Bewußtsein gebracht und durch das auf diesen Gehalt gestimmte Aufnahme-
Den
vermögen im Subjekt wirksam gemacht wird.
schränkt Kant sehr unzutreffend ein,
wenn
Begriff der
„Rührung"
aber
er sie definiert als „eine Empfindung,
da Annehmlichkeit nur vermittelst augenblicklicher
Hemmung und
darauf
er-
folgender stärkerer Ergießimg der Lebenskraft gewirkt wird".
Ganz abgesehen von dem diuchaus unklaren Begriff
widerspricht
der
„Lebenskraft"
Die Rührung beruht keineswegs
der Erfahrung.
diese Definition
Harmonie oder auf der Wandlung eines
auf der Auflösung einer Dissonanz in
auch nicht, wie Schiller den Begriff
Schmerzgefühls zur Lust,
faßt,
in
der
Überwindung einer sinnlich empfundenen Unlust durch den Triumph moralischer
Befriedigung: wir beobachten, daß die höchste
Rührung mit der ungemischten
unmittelbar verbunden
Empfindung der reinsten Schönheit
Sie
i.st
be-
steht in der durch das ästhetische Urteil über die reine Schönheit bewirkten
Bewegung der
sie,
Ma.ximum
Seele ziun
Ideenwelt sich
sich erst
entrückt
sekundär
die
Vermögens des Lustgefühls, wodurch
Die
solche
durch
Solcher
empfindet.
Beimischung der
Gebundenheit an die
ihrer
fordern,
Phantasie
zugleich
Bewegung
gesellt
durch die Kontrastempfindung
Beschaffeniieit
beeinträchtigte
obwohl
und Vorgängen nicht bieten,
die
erschütternden
Wehmut
Realität.
keine Mängel
Wirkungen veranlaßt, kann das
(iomüt und
zu
ihres
aus der Enge der eingeschränkten Realität hinausgehoben, zur Genossin der
in
ihnen
reale
es
freilich
den Stand
beiden
die
des Objekts,
das
Leben mit seinen Erscheinungen
setzt
durch
seine
„Anreize"
solche Objekte zu
Wege und
Mittel
ahnen
anzeigt
sie
das
luid
frei
schaffend hervorzubringen.
Dieses
schaffende Hervorbringen
nennen wir die
Hierin liegt ein weiterer Beweis dafür, daß
den Schönheit
seine
Heimat
in
der
dsus
Kunst
Kunst des Sch.inen.
Phänomen der erscheinenhat, 'das
Erzeugnis
einer
ent-
Baumgart: Die Grundlagen von Kants
248
wickelten,
Kritik der ästhetischen Urteilskraft.
hochgesteigerten Kultur der Empfinduugsfahigkeit und des Gefühls-
vermögens, und daß erst von
aus beide iu den Stand gesetzt werden die
liier
des Kunstschönen in der Formensprache der
Analogien
wegten Natur zu entdecken imd durch
psychisch nicht be-
Supposition psychisch -ethischer
die
hervorgebracht anzuschauen imd zu
Bestimmung
die Natm-erscheinimgen
empfinden.
Ein Vorgang, der eiuer schon ent\vickelten Kunst neue Gebiete
eröffnet
liegt
imd
ferneren
ilu'er
so
als
Entwickhmg unendliche Grenzen
kein Hindenmgsgrund vor, daß auf solcher Stufe die
Seelenvermögen
objekts
nicht
durch
bloße
die
Anschauung des
im spontan erfolgenden Geschmacksurteil
und zur Äußerung
bietet.
in
Denn
Gesamtheit
es
aller
einfachen Natur-
Bewegung
gesetzt
von der sanft -gefälligen Bewegung des
aiifgerufen werde:
einfachen Sinnenreizes bis zu der die ganze Seele erschütternden Erhebimg durch
die absolute
Auch
Größe der Vemunftidee.
das Unzureichende der Naturformen wird überwunden und suppliert
durch die Kraft der Seele jene Vorstellungen in
sie
nur dazu den Anstoß
erfährt;
sie
hineinzuempfiaden, wenn
ganz wie das auch in der Kunst geschieht.
Daher der Vorzug, der von dem lebendigen Gefühl für das Schöne den von
innerem Gehalt erfüllten Kunstgebilden gegeben wird, auch wenn sie die
adäquate Sinnenform noch nicht gefunden haben, als einer zwar rauhen,
aber kraftvollen „Kunst des Ausdrucks", gegenüber der schmeichelnden Geaber leerer Formen.
fälligkeit reizvoller
Wie
anders als Kant empfand dieses Grundverhältnis aller Ästhetik schon
der jugendliche
Goethe, wenn
er auch solchem
Empfinden nicht den schiügemäJS
koiTekten logischen Ausdruck verlieh:
„Die Kimst
Kunst, ja
ist
oft
lange bildend, ehe sie schön
ist
wahrer und größer
eine bildende Natur
—
die
als
.
.
.
Diese
umher nach
Büdnerei wird
stimmen, denn Eine Empfindung schuf
nun
ist
einiger, eigner,
Empfindimg
alles
selbständiger
Fremden, da mag
Empfindsamkeit geboren werden,
sie
ohne
sie
Diese charakteristische Kirnst
wissend
und doch
lu
so wahre, große
dem Menschen
Sobald er nicht zu sorgen und zu fürchten hat, greift
der Halbgott, wirksam in seiner Kühe,
einzuhauchen.
ist,
schöne selbst ....
zum
die einzige
aus
sie ist
um
Stoff
ihm seinen Geist
Gestaltsverhältnis
zusammen-
charakteristischen Ganzen.
wahre!
sich wirkt,
Wenn
sie
.
.
.
aus inniger,
unbekümmert,
ja un-
rauher Wildheit oder aus gebildeter
ganz und lebendig!''
Uauiugart: Die Grundlagen von Kants
Nur
hier
die
Grundlagen von Kants
imtci-sucht
werden.
219
Kritik der ästhetischen Urteilskraft sollten
Die weitere Beweisführung vorzulegen aus der Fülle
des Materials, das sich bei der
insbesondere sodann der
Kritik dor ibtlietiscliun UrtuilKkraft.
Prüfung der Analytik des Schönen fernerhin,
Analytik des Erhabenen und der Dialektik der
iisthetischen Urteilskraft ergibt,
muß
sich der Verfasser an dieser Stelle in
Rücksicht auf die hier gebotene Kaunigrenze versagen.
X
DIE SPRACHWISSENSCHAFTLICHEN
ÄUSSERUNGEN KANTS
VON
Dr. A.
O. Ö.
BEZZENBERGER
PROFESSOR DES SASSKKIT UND DER VERGLEICHENDEN SPRACHWISSENSCHAET
AN DER DMTERSITÄT KÖNIGSBERG
II
Diircli
die
„Nachschrift eines Freundes" hinter der dritten Vorrede des
litauischen 'Wörterbuchs
letzte,
hat»,
was der
ist
eingefügt.
der
gi-ößte
von
C.
fr.
Jlielcko (Königsberg 1800), wahi-scheinlich
sprachwissenschaftlichen Literatur
Allein
Naraenszug eines
lias
Lehrer unserer Universität für die Öffentlichkeit geschrieben
dies Blatt 2
bietet
bahnbrechenden
dem
ein
besonderes Hiatt vim ihm
Spracliforscher nicht den ehrwürdigen
Meisters
sondern
seiner Wissenschaft,
vor ihm gleich einer Visitenkarte, wie sie ein
vornehmer Mann
in
liegt
freier Zeit
—
einem Nachbarhause abgibt, dem er ein freundliches Interesse schenkt
und in der Tat: eben ein solches Interesse müßiger Stunden hegte Kant für
in
Wir wissen
unser Fach, hegte es sogar in besonderem Maße.
dies
durch die
Worte eines seiner Biographen: „Vergleichung der Völkerkunde und der Spraehkunde war eine Lieblingsmaterie des Philosophen, wenn dir laufenden Cfegenstände der Tagesunterhaltnng ei-schöpft waren"»; wir erkennen es aber auch aus
den nicht eben seltenen Äußerungen sprachwissenschaftlichen Gehaltes, die in
Kants Schriften begegnen.
Wie nach dem
angeführten Satze Schuberts zu erwarten
Äußerungen mehr oder weniger nebensächlich, und
wird, sind sie nur
zum
Teil originell.
ist,
sind alle diese
wie sich weiterhin ergeben
Für das Gesamturteil über Kant sind
sie
Sprachwissendaher ohne Bedeutung, und da wir auch sehen worden, daß die
Behandlung an dieser
schaft ihr Fehlen nicht bedauern würde, so kann icli ihre
Stelle
nur damit begründen, daß ich
in
ihnen willkommene Anhaltspunkte für
Ent\vicklung
den sehe, der ein allseitiges Hihi unseres riiilosophen und seiner
uns nicht
beugen
Sie
möchte.
menschlicli näher kommen
gewinnen und ihm
1)
2)
Anm.
-
Oensichen bei Reieko, Neue preuß. rrovinz.- Blatter
3.
Folge
V
S.
LW.
Spraoliwissenschaft I S. CCXXVI
Kurz behandelt von Pott, Willi, v. Humboldt und die
„Narhsehriff: „Ein von allem
Im Anfang dos letzten Satzes des ersten Abschnitts der
oder gestnchen
benachbarten Nation" scheinen mir das Komma und
ll.Khmut, oder einer gowi.ssen
worden zu mü.ssen.
—
Mit RS. bozeichno
3) Schubert RS. XI 2 S. 194.
und Schubert, mit K. diejenige von Kirchmunn.
ich die
Kant- Ausgabe von Kosonkranz
254
Bezzenberger: Die
spracliwissenschaftlichen
Äußerungen Kants.
unter die überlegene Macht seines gesammelten Denkens, sondern lassen uns an
den Zersti-euungen seines alternden Geistes teilnehmen und zeigen ihn gleichwohl
Kind seines Jahrhunderts.
als
Aber ich
es
will
Was
ich hiermit meine, will ich später entwickebi.
schon hier andeuten, indem ich hervorhebe, daß der Begiiff
einer Sprachwissenschaft
Kant
fehlte.^
Er braucht zwar den Ausdruck „Linguistik",
versteht darunter aber die kritische Kenntnis der Sprachen als Teil der Philologie
(RS.
in
anderes
S.
und was
212),
er „Sprachkunde''
„gelehrte Sprachkenntnis " (K.
als
lediglich für „die
regehi" (K.
V
4
daß
sie
X
nichts
gleichfalls
277),
S.
Demgemäß
h.
die
ihm
die
d.
gilt
in ihre Elementar-
S. 99).
halten sind, hier
hat,
ihm
Auflösung einer Sprachform
Es wiü-de mich nicht befremden, wenn
tatsächlichen
ist
101, RS.
der Sprachwissenschaft.
empirische Voraussetzung
Grammatik auch
nennt,
VIS.
und da
Gründen stützen könnte.
nämUch
die Urteile, die
gezogen würden,
in Zweifel
falls
Denn was Kant von
im Vorstehenden
ich sie
ent-
nur mit ihren
der Mathematik gesagt
ihren Maßstab in sich selbst habe (RS. III
S. 159),
gilt bis
zu einem gewissen Grade auch von der Sprachwissenschaft, mid wer mit den
Normen
eines Faches
durch eigne Arbeit nicht
verti-aut
ist,
dem
ist
nicht zu
verdenken, wenn er im Widersti-eit einer vorgefaßten Meinimg und des Fachurteils
eine innere
muß
Begründung des
Mit einem solchen Gegensatze
letzteren verlangt.
ich hier aber notwendig reclmen, denn aus der Ferne betrachtet
ist es
unleug-
bar überraschend, daß Kant, der nach einem Worte Potts „die Welt der Ideen
umschuf"-,
ti'otz
seines besonderen Interesses
wenig auf ihrem Gebiete
geleistet
haben
soll.
für-
Sprachkunde unmittelbar so
Allein dieser Widerspruch wird,
wie mir scheint, diu'ch Kant selbst völlig aufgeklärt.
Indem Kant Geist
S.
137),
Genie
als
dies französische
als
„das belebende Prinzip im Menschen"
„das Talent
zum
dessen Eigentümlichkeit bedingt
sein.
erkannt hat, finde ich folgendermaßen
Fuß außerhalb der Natur imd
nicht weiter zu helfen weiß,
Was
eines
2
für
vor-
Menschen durch
er aber als solche an sich selbst
„Da Rezensent, wenn
er
des Erkenntnisweges der Vernunft setzt, sich
da er in gelehrter Spracliforschung und Kenntnis
würde er diese Disziplin aber auch heute noch nicht als „Wissenschaft"
(K.VII 1 S. 174).
Über Kants mittelbaren Einfluß auf
2) Etj^mologische Forschungen 1. Aufl. I S. XVIII.
Sprachwissenschaft s. Benfey, Geschichte der Sprachwissenschaft S. 320, Pott, V. v. Humboldt
1) Violleicht
—
und
Wirken
ausgedi'ückt:
gelten lassen
die
VE
und
Wort den deutschen Ausdruck eigentümlicher Geist
schlägt (ebenda S. 138), läßt er das schöpferische
einen
(RS.
Erfinden'' definiert (ebenda S. 136)
die Sprachwissenschaft
I
S.
XXX VII
l.
Bezzenberger: Die
Urkundeu gar
oder Beurteilung alter
nicht versteht, so bescheidet er sich
VU
bewandert
niclit
ist,
mithin die daselbst
und dadurch zugleich bewahrten Facta philosophisch zu nutzen gar
erzählten
(RS.
255
sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants.
1
von
daß er hier kein Urteil habe"
selbst,
S. 358).
Kants Mangel an bahnbrechenden sprachlichen Gedanken würde also nur
wenn
befremdlich sein,
er die Sprache den Gebieten zugerechnet hätte, auf denen
er „sich weiterzuhelfen wußte".
für „sprechen nach
reden
ist
aber nicht der Fall, denn er erklärt
im Gehen und Stehen „Geschicklichkeiten, die der
wie
erwerben mußte'' (RS. VII 1
Wege
des
Dies
zusammenhängenden Bogriffen" und
S.
367),
entwickelt werden konnten.
und
die
Wort
ist
aber auch
steht
Sie
denn Wort^ und Begriff decken
nur ein Ausdruck des Begriffs
„nicht das eigentliche
Reflexion", weshalb seine
Anwendung
kann
(K. II 1
sich
ständlich
ist
sogar Mißverständnisse herbeiführen
ist
also
kommen unzweideutig auszudrücken. Weil
seineu
weisen" (K.
Sorgfalt,
II 1 S. 10).
Nach Kirchmann
(III
und
sprach-
Ebenso ver-
aus
dem
unbedingt vei-ständlich,
voll-
Es erwuchs zum
ist.
Teil
er ,,nur verstanden sein wollte", hielt
„angemessene und doch gangbare Ausdrücke"* und verfuhr
Auswahl „mit größter
oft
wie er zu diesem außerhalb seiner eigentümlichen
Streben, Mißverständnisse zu vermeiden, also sich
sie
luid
vollkommen verständlich.
Begabimg liegenden Interesse gekonunen
er sich an
das
(K. II 2 S. 224).
Leistungen
es aber auch,
sondern
und enthält sehr
S. 10)
Der Abstand zwischen Kants sprachlichem Interesse
« issenschaftlichen
außerhalb der
nicht,
für den Begriff, sondern bloß ein Symbol für die
Schema
die Erkenntnis hindern
selbst
Die Sprache steht daher für Kant außerhalb
ihm kongenialen Gebietes der Xatur.
Vemunfterkcnntnis,
im Sprechen
Mensch
nur auf empirischem
solche
als
sielit
erste
um
bei ihrer
den Begiiff nicht verfehlen zu lassen, darauf
Ein Beispiel hierfür
3 S. 336) steht in der
2.
ist
das
Wort Beispiel
Ausgabe der Tugendlehre
selbst.
in § 52:
Ich erinnere
früh nachgedacht.
1) Über das Wesen des Worts ist bekanntlich schon sehr
nur an die ausgezeichnete indische Definition bei Benfey, Geschichte der S|irachwi.s.senschiift S. 89
und an desselben .Abhandlung Über die Aufgabe des Platonischen Dialogs Kratylos (Göttingen 1806).
Ich habe
Ungewöhnliche deutsche Wörter sind in Kants Schriften demgemäß selten.
2)
mir nur angemerkt:
grämisch
Sprecharten" für grämli.:h);
K. 111 3 S. 310 (nach
Zeitverspillerung K.
Adelungs Wörterbuch „in den niclrigeni
III
1
S.
147 (aus der ostpreuBischen Volks-
sprache, der.>n Ausdrücke Kant bei Tisch bisweilen gebrauchte KS.
XI 2
S. 18»):
spillorn, ver-
spilleru „verschwenden" Frischbier, Preuß. Wörterbuch); Wahrsagern RS. X S. 33'J Anm. (von
Kant als gebräuchlich hingestellt, aber doch wohl nach schneidern und dergl. von ihm gebildet).
Über auffällige Formen und Wendungen der Sprache Kants s. liartensti-in in seiner Kantau-sgabt- 1
besitiun sich
8. XX f.
Ich füge zu seinen Anfühningen den Ausdruck „(das Frauenzimmer]
—
selbst- K. VllI
S.
29 und verweise auf dessen Belüge im Grimmschen Wörterbuch
Bezzenberger: Die
256
sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants.
„Das experimentale (technische) Mittel der Bildung der Tugend
Exempel
zum Guten
Angabe
„Was
an dem Lehrer"
oder Bösen)
dort statt
beti'ifft"
usw.
Anmerkung versehen: „Beispiel,
für
Exempel
Ausgabe aber
1.
ein deutsches
ihm gleichbedeutend braucht,
als
Woran
Bedeutung.
In der
Exempel Beispiel gebraucht und
ein
ist
hier
Wort, was man gemeiniglich
mit diesem nicht von einerlei
als
unter
und bloß
enthalten vorgestellt,
Hiagegen das Beispiel
dem Allgemeinen nach
ist
hingeworfen, sondern wie
alle
ist
,
die also nicht
abgeschlossenen Leistungen eines Genies
und zwar mit dem Aufwände von Mühe
erarbeitet sind,
der dichterischen Sprache befangen machte (RS.
nur das
Begriffen (abstractum)
theoretische DarsteUiuig eines Begriffs".
Suchen imd Überlegen ergab Kants glänzende Definitionen
—
Dies
mühelos
mühsam
der ihn in der Beur-
TU
1
S.
355, 2
S. 94).
ihn dies sorgfältige Prüfen jedes Ausdrucks zu der für ihn
leitete
minder wichtigen Betrachtung des Worts
Merkmals eines
Aus-
eines
Das Exempel
von einer praktischen Regel, insofern diese die TunUchkeit
Besondere (concretum),
Zugleich aber
nach seiner
ist
Exempel nehmen und zur Yerständiichkeit
oder Untunlichkeit einer Handlung vorstellt.
teilung
(es sei
„Exempel" mit folgender
drucks ein Beispiel anführen, sind ganz verschiedene Begriffe.
ein besonderer Fall
gute
das
ist
Exempels
aber die Kraft des
als
geschriebenen oder gesprochenen
Begriffs.
Allein nicht nur durch die eigne Arbeit, also von innen heraus scheint mir
auch durch einen äußeren
sein Interesse für die Sprache erweckt zu sein, sondern
Man kennt Kants
Einfluß.
Selbständigkeit,
Kraus'
freimdschaftliches Yerhältnis zu Kraus,
seine
außergewöhnliche
seiner sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkte;
Sprachkunde
man weiß
den Zigeunerstudien Kraus' lebhaften Anteil nahm.
und Dr. Biester
und
schreibt
Chr.
Kraus
J.
S.
231
in Kants Schrift
(1788, K.
Yin
Zeit berühren
Kraus
S.
(J.
,
jetzt
Voigt
a.
(J.
Da nun
213, 229).
Über den Gebrauch
1601) sich
läßt.
Freilich
1)
aber
zu nahe, wenn
ist
Größe
daß Kant an
„Meine Fi'eunde
Voigt,
die
Prof.
Kant
Das Leben des Professor
Aulierungen über die Zigeuner
teleologischer Prinzipien in der Philosophie
EJraus"
aus etwa dei-selben
so dürfte in diesem
Punkte eine Beein-
eng mit einem Briefe
0. S. 2 11 ff.),
flussung Kants durch Kraus wohl nicht zu bezweifeln sein,
also nicht
kennt
die
noch imablässig, ich soU doch fortmachen
1788
1787 oder
vgl. S.
endlich,
man
Aufsatz [über die Zigeimer] in die Monats.scbrift
lieber einen
eher je
je
liefern"
mich auch
drillen
und
man
und man
tritt
Kant
ihn auch sonst bisweilen von Kraus abhängig sein
nur bisweilen, denn man wird diese Abhängigkeit nur da vermuten
Hier erklärt er
sie für indisches
Volk, in den Vorlesungen über physische Geographie
er geneigt, sie aus Agj'pten abstammen zu lassen (RS.
VT
S. 752).
Bezzenberger: Die
wo
dürfen,
rcalistisch-rationaJcu
die
mündeten
Kants
wo
anderen Worten,
bracht sah.
Süvern
(vgl.
sich
257
sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants.
in
Wege
Kraus' in die spekulativen Bahnen
Kraus' vermischten Schriften III
Kant durch Kraus"
ilittel
S. VIT),
mit
seinen Problemen näher ge-
Namentlich wird man die Spuren dieser Abhängigkeit also auf dem
anthropologischen Gebiete zu erwarten haben, und da nun Kant in der Anthropologie besondei-s
Bestätigung
auf sprachliche Dinge eingeht, so glaube ich hierin eine
oft
Envartung sehen
dieser
Jahre 1775 hat Kant
die
z\i
Frage nach
dürfen.
Aber
der Urheimat
nicht nur hierin.
der Menschen
Im
prinzipiell
ebenso beantwortet, wie die engere Frage nach den ürsitzen der Indo-
bereits
gerraanen neuerdings beantwortet
ist
(K.
VIII
101 Anm.), jedoch mit
S.
dem Unter-
schiede, daß er sich dabei nur von naturgeschichtlichen Gesichtspunkten hat leiten
lassen.
Gewiß kann
'
diese
Beschränkung
als eine beabsichtigte
angesehen werden.
aber den Hintergnind solcher Probleme und die Kontroversen,
man
Berücksichtigt
zu denen Kant durch seine Behandlung der Racenfrage Stellung nahm, so wird
man mir auch
nicht Unrecht geben können,
den die Wissenschaften, Tornehmlich die
wenn
ich
annehme, daß er des
„Vorteils,
Geschichte der Völkerwanderungen,
alte
aus der noch unvermengten Sprache eines uralten,
in
jetzt
einem engen Bezirk
eingeschränkten und gleichsam isolierten Völkerstammes, ziehen können" (in der
erst
,,Nachschrift"),
an
Kraus'
Schriften
IH
später
sich
vom Nutzen
Satz
ist
als
und zwar im Anschluß
„Heuristik"
betrachtet die heutige Sprachwissenschaft
Wie Kant
die Unzulänglichkeit vieler
nimmt.
„Glottologie"
(Vermischte
S. 51).
allmählich Erworbenes, sieht im
stellung
bewußt geworden
der
Reden
Wörter
an.
Sie
räumt auch
sie
und erkennt
daß zwischen Vor-
ein,
und Ausdruck eine Anomalie bestehen kann, wie
Aber
die Sprache als etwas
ein Sprechen nach Begriffen
sie
Kant zuweilen an-
unterscheidet sich von ihm grundsätzlich, indem ihr die ge-
und die lautlichen Gesetze der Sprachen als höchste
während Kant, dessen Leben schon auf der Neige war, als
.1.
Grimm und Bopp ihre ersten Worte lallten, die Sprache nach der Durchschnittsweise seiner Zeit behandelte, d. h. der Zeit, der zwar die Fackel Leibnitz'
schichtliche Überlieferung
Normen
gelten,
vorleuchtetc, der zwar
Männer wie Ten Kate und Morhof
richtige etymologische
gegeben hatten, die aber Voltaires voriautem Kavalici-schera über
Beachtung
tlen Unwert der Vokale und die Geringwertigkeit der Konsonanten
eines
Beifall
den
Sprachzergliedorung
scht-nkto, und in welcher Hemstcrhuis'
(Jesichtspunkte
Kuhnken, Kants Schulfreundes, gefunden
I)
hat.
Vgl. Haraili Mitt.'ilungcn >lor aiithmiMilnpschon (losdlsi Imft in
Wien
II
(1872) S.
17
Ü.'>.
Bezzenberger: Die
258
Wie
sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants.
im Durchschnitt betrachtet wurde, wird sehr hübseh
die Sprache damals
durch ein Wort Kants selbst veranschaulicht und zwar wohl
das einzige,
von ihrem Leben einen allgemeinen Ausdruck
Vorstellung
seiner
Eigensinn der Sprache" (1758; K. VII 2
S.
422, 423).
Unleugbar
ist
gibt:
das
,,der
dieser Aus-
druck weder ohne eine gewisse Originalität, noch ohne eine gewisse Berechtigung,
denn
es
oder
Fehler
Wir zeigen
Intum
einen Eigensinn
der
ihn selbst in den Fällen
festhalten,
weil
,
oder vielmehr
Sprache,
der
in denen wir einen erwiesenen
wir lieber naiv,
als
scheinen
pedantisch
die eingebüi-gerten sprachlichen Fehler zahllos sind, stehen
Aber obgleich
wollen.
sie
der Tat
in
gibt
Sprechenden.
doch den Fällen der gesetzmäßigen Spracheutwickluug weit nach, und wir
zum Maßstabe
dürfen den Eigensinn der Sprache schon deshalb nicht
handlung machen. Wir dürfen
Norm
keine wissenschaftliche
es aber
ihrer Be-
auch nicht, weil der Eigensinn überhaupt
denn
sein kann,
und wandelbar
er ist individuell
dem
Urteil
über Schön und
Betrachten wir nun Kants sprachliche Äußerungen selbst!
Sie zerfallen in
wie die Kaprizen der Mode, die zwar nicht nach
Unschön
aber ihm gleichwohl unterliegt.
fragt,
zwei Gruppen, nämUch
solche, die sich
1.
der sprachlichen Empirie
solche, in welchen Kant einen sprachgeschichtlichen, oder
nicht entfernen,
und
etymologischen
Standpunkt
2.
vom Boden
einnimmt.
Zu der
ersten
Gnippe rechne
ich
die
folgenden Stellen.
1.
„Das deutsche Wort vermessen
überschlagen
vergißt,
große Ansprüche und
2.
als
ist
ein gutes
welchem man das Längenmaß
Ein Urteil, bei
bedeutungsvolles Wort.
seiner Kräfte (des Verstandes) zu
kann bisweilen sehr demütig klingen, und macht doch
ist
doch sehr vermessen" (1790: K.
II 2
S.
259 Anm.).
„Es gibt mehrere Worte, die im Singulari gebraucht einen anderen Sinn haben,
wenn man
sie
im Plurali braucht;
sie
sind alsdann
im
Singulari in formaler,
im Pluraü in materialer Bedeutung zu nehmen: diese sind Einheit, Vollkommenheit,
Wahrheit, Möglichkeit" usw. (frühestens 1788, spätestens 1791; ES. XI
3.
„In deutscher Schreibart werden unter
dem Wort Älteren
1
S. 271).
seniores, unter
den Eiteren aber parentes verstanden, welches im Sprachlaut nicht zu imterscheiden,
dem Sinne nach
4.
„Wie
aber sehr unterschieden ist" (1797; K. III 3
ist
es aber zugegangen, daß die wechselseitige
den alten klassischen Sprachen durch Du^,
also
unitarisch,
von verschiedenen, vornämMch germanischen Völkern,
bezeichnet 2 worden?
die
130 Anm.).
Anrede, welche
in
ausgedrückt wurde,
phu'alistisch ,
durch Ihr
Deutschen noch zwei eine größere Auszeichnung
der
1.
Ausgabe: Ich und Du.
In der
1.
Ausgabe: Ihr und Sie umgewandelt.
1) In
2)
wozu
S.
der
man
der
mit
Person,
Er und
spricht,
andeutende
nämlich den
Ausdrücke,
des
zu Vollendung aller
worauf endlich,
erfunden liaben;
des Sie'
259
sprachwissenschaftlichen ÄuOorangen Kants.
Bezzenberger: Die
dem Angeredeton und
Ungereimtheiten, der vorgeblichen Demütigung unter
Er-
hebung des anderen über sich, statt der Person das Abstraktum der Qualität des
Standes des Angeredeten (Ew. Gnaden
.
.
.
)
.
in
5.
—
Gebrauch gekommen.
vermutlich durch das Feudalwesen" usw. (1798; RS. VII 2
Alles
S. 16).
,Wie mag es doch gekommen sein, daß vornehmlich die neueren Sprachen
das ästhetische Beurteilungsvermögen mit einem Ausdruck (gustus, sapor), der
und
bloß auf ein gewisses Sinnenwerkzeug (das Innere des Mundes)
scheidung sowohl
als
die
Es
zeichnet haben?«
ist
Wahl genießbarer Dinge durch
keine Lage,
Genüsse so lange fortgesetzt und so
können,
6.
—
als eine gute
„Es
eine
ist
brauchs), daß sich die
ob es mehr
müßten
sich
wo
Sinnlichkeit und Verstand in einem
oft
mit "Wohlgefallen wiederholt werden
Mahlzeit in guter Gesellschaft" usw. (1798; ebenda
Sonderbarkeit des deutschen Sprachgebrauchs
Anhänger
un.serer Religion
Christen nennen,
Christianer nennen.^
—
Aber dieser Name würde
Sektenname angesehen werden, von Leuten, denen man
kann: welches in
Ansehung der Christen
ausgesprochen werden soUte.
Gegen
den
kann man
Aber
diese
.
.
.
nicht statt findet.
Rezen.sent in der Halleschen gel. Zeitung, daß der
Von
S. 159).
(oder Mißgleich als
einen Christus gäbe und jeder Gläubige ein Christus wäre.
als
gottheit, nicht
die Unter-
dasselbe hinweist, be-
Sie
wie ein
sofort
viel
Übles nachsagen
—
So verlangte ein
Name Jehovah
durch
Jahwoh
Veränderung würde eine bloße National-
den Herrn der "Welt zu bezeichnen scheinen" (1798; RS. X S.303).
Äußerungen ist sprachwissenschaftlich nichts einzuwenden.
diese
folgenden
dagegen,
welche
die
bezeichnete
Gruppe
zweite
bilden,
nur eine einzige unbeanstandet lassen.
Vernunft (179H).
Aus: Die Uelisioii innerhalb der (irenzeii der Idoßcn
das Land der
d.
i.
Mongolen nennen Tibet Tangut-Chadzar,
1. „Die
lebenden
Zelten
unter
Wüsten
in
als
Häuserbewohner, um diese von sich
diesem
aus
und
Chadzaren,
der
Name
der
woraus
Nomaden zu unterscheiden,
Glauben (der
tibetanischen
dem
jene
weil
ist;
ent-sprungen
der der Ketzer
auch wohl von
der mit dem Manichäism übereinstimmt, vielleicht
Lama.s),
der Herabsetzung
It-tztern noch einen mittleren, zur Mäßigung
1) In der 1. Aitsgabe: die
des Er
des Angeredeten, aasgedacht.'n Ausdruck, nämlich den
Walimehmungen in den mdogonnan.
Vgl. Bechtel, (her die Bez.eichnunjren der sinnlichen
.
.
.
2)
Sprachen
8.
29 ff.
3) Vgl.
,
das
,
Grimmsehe Wörterbuch: „Christ verwenden wir nhd.
,
s.d.r
,, auch
,
ungeschickt
,
für christianus."'
i:*
sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants.
Bezzenberger: Die
260
daher seinen Ursprung nimmt, anhänglich waren, nnd ihn bei ihren Einbrüchen
hindurch die Namen
in Europa verbreiteten; daher auch eine geraume Zeit
Haeretici und Manichaei
S.
—
129 Anm.).
Macht und
der
in
Zeit,
einer
in
im Abendlande
„Sonderbar
2.
Benennung
Ende
daß
es,
ist
dem
aber von
sind
(diese
X.
also
doch
Ausg.) befürwortete Erklärung
2.
gegeben.
Aus: Das
weiter
Chazaren
der
(RS.
Jahrhimdert auf,
Hierdurch wird die heute übliche, übrigens
verbreitete.
Hand
die
12.
der sich aber die Sekte der Kad^agoi
in
schon von Adelung (Grammat.-krit. Wörterbuch
von Ketzer an
im
erst
Einfluß
wohl gemeint) bereits gebrochen war,
(Cathari)
im Gebrauch waren"
gleichbedeutend
als
Der Name Ketzer kam
(1795).
deutschen Sprache,
Urwesen
dieser beiden
Dinge
Sprache zweier weit von einander, noch
die
der
Sitze
aller
entfernten Länder in der
guten Prinzips und des bösen Prinzips,
[des
Ormuzd und Ahriman] deutsch ist. Ich erinnere mich bei Sonnerat gelesen zu
haben, daß in Ava (dem Lande der Burachmanen) das gute Prinzip Godeman
dem Namen Darin s Codomannus auch zu liegen scheint)
genannt werde'; und da das Wort Arihman mit dem arge Mann sehr gleich
lautet, und das jetzige Persische eine Menge ursprünglich deutscher Wörter entWort
(welches
mag
hält, so
in
es eine
Aufgabe für den Altertiunsforscher
Völker nachzugehen"
erwähnt die
(RS.
VII
1
S.
weiter unten angeführte von poltron
Ähnlichkeiten zwischen
S.
Ahriman
als
vor Kant bemerkt
Ahriman
durch arge
(s.
XI
2
S.
195
der Nachtisch -Unterhaltung
dem Persischen und dem Deutschen waren schon
z.
B.
Benfey,
Äharman,
(mittelpers.
Geschichte
Mann
ist
kein
Wort zu
— von Kant selbst
die
Vermutung wagen zu dürfen, daß damit
Buddha gemeint
1)
ist (vgl.
ersonnen
Sommona Cadam
Sonnerat, Reise nach
RS. VI
der
ersten Weltalter
Einen an, welcher
2)
Godeman
Über diesen
wieder auf die Erde
avest.
Über
Gotamo
S.
709
wissen, ob
Godeman
(sanskr.
Begriff Kraus, Vermischte Schriften III S. 52.
d.i.
Gotamo).
zween noch übrigen [noch
sollen
einst
Indessen beten
heißt."
glaubeich
Gautama)
= pali Samano
und Barmanen]
bringen.
Erklänmg
die
anrö mainyus)
Man möchte nur
Ostindien und China II S. 39; „Die
nicht verkörperten vornehmsten Götter der Peguaner
Sprachwissenschaft
Über
s steht;
ist.
päli
der
S. 56).
verlieren.
— wie
es scheint
HI
dessen h für
sie
Zeiten
Schubert RS.
(Arihman, Ariman) und die
Beispiele
242; vgl. auch Kraus, Vermischte Schriften
von
auch an dem Leitfaden
Ihre Veröffentlichung zeigt aber, daß sie ernsthaft gemeint waren.
Kants.
lange
—
413 Anm.).
vorstehende Erklärung von
sein,
der jetzigen Religionsbegriffe mancher
dem Ursprünge
der Sprachverwantschaft^
sie
die glücklichen
eigentlich
nur
Bezzenberger: Die
Zum
Aus:
„Vielleicht*
3.
sich
läßt
261
spracbwissenschaftlicheii Äußerungen Kants.
Frieden (1795).
cwltfi'u
auch die
uralte,
obzwar nie recht bekannt ge-
wordene Gemeinschaft Europens mit Tibet aus dem, was uns Hesychius hievon
aufbehalten
nämlich dem Zuruf Kov^ Ofina^ ... des Hierophanten
hat,
Eleusinischen Geheimnissen erklären
S.
447
Denn nach
u. f.*).
den Griechen
wie
leicht
Pah-cio
hat.
(ib. p. .52),
Teil
5.
Concioa
bedeutet das W(irt
mitKonx
den
in
Anachai-sis,
jiinj^'eren
Gott,
welches
pax ausgesprochen werden konnte, promulgator
durch die ganze Natur verteilte Gottheit
die
legis,
Reise des
Ueorgii Alph. Tib.
welches eine auffallende Ähnlichkeit
von
(s.
.
.
Om
.
aber, welches
La
Croze durch benedictus, gesegnet, übei-setzt, kann auf die Gottheit angewandt,
wohl nichts anderes
als
den Seliggepriesenen bedeuten,
p.
507.
Da nun
P. Franz
Horatius von den Tibetanischen Lhamas, die er oft befragte, was sie unter Gott
verständen,
(Concioa)
das
höchste
Antwort bekam:
die
'es
ist
wird jenes geheimnisvolle Wort,
so
(Konx),
heilige
verbreitete
den
jederzeit
Heiligen'
aller
und weise (Pax),
(Om)
selige
Wesen
(die
personifizierte
griechischen Mysterien gebraucht,
Natur)
die
Versammlung
Konx Ompax, wohl
durch
die
Welt
bedeuten sollen,
überall
und
im Gegensatz mit dem Polytheism des Volks angedeutet haben" usw. (KS. VII
S.
255 Anm.).
Aglaophamus
(s.
—
in
wohl den Monotheism für die Epopten,
1
Ich verweise auf Lobecks Behandlung-' der betr. Hesych- Glosse
Ihr
S. 775ff.
zufolge
liest
man
heute:
y.öyS-
öi^oiiog
nä^ usw.
M. Schmidts große Hesych -Ausgabe).
Metaphysik der Sitten
Aus:
4.
„Wie das Wort Tugend von taugen,
nichts taugen."
In der IL
Ausgabe (1803) geändert
von taugen herkommt, so bedeutet
zu nichts taugen''
(K. III3 S. 224).
Untugend
„üa.s
jetzt
(1797).
stammt Untugend von zu
in:
„Wie das Wort Tugend
der Etymologie nach soviel als
— Selbstverständlich vollkommen einwandfrei.
Aus der Anthropolot^ie
5.
so
(1798).
deutsch gewordene Wort Hexe kommt von den Anfangs-
worten der Meßformol bei Einweihung der Hostie her, welche dur (iläubige mit
1)
Bei
dem Folgenden
für diu älteste Geschichte
2)
hl
der
fällig
2.
Das
Zitat
zu berücksichtigen, daß Kaut Tibet eine sehr große Bedeutung
ist
beimaß
bezieht sich
.\uflage derselben
V
(K.S.
VI
auf die
S. 509).
1.
Auflage von Biesters deutscher Übersetzung (17iH).
Anm. ist die nachfolgende Vermutimg Kants bei-
(1799) S. 446
emäbnt.
:»)
AVilford,
gegen den (Asiat Resoarchos V |1799] S. 300) Lobeck sich richtet, erwiihnt
sie offenbar auch nicht gekannt, denn er sagt: „These mysteriou«
Kants Erklärung nicht und hat
words havo been considorod hithertu as inexpllcable."
Bezzenberger: Die
262
Augen
leiblichen
Augen
selben aber mit geistigen
Denn
wird.
wo
hoc
corpus sprechen
hocuspocus machen
in
den rechten
aus frommer Scheu,
vermutlich
den Leib eines Menschen zu sehen verbunden
als
Wörter hoc est haben zuerst das Wort corpus hinzugetan,
die
est
nach Aussprechtmg der-
Scheibe Brot sieht,
kleine
eine
als
sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants.
verändert
wurde;
Namen zu nennen und
zu pro-
fanieren: wie es Abergläubische bei unnatürlichen Gegenständen zu tun pflegen,
um
von Hokuspokus
hoc est corpus,
aus
Hexe,
von
Erklärung
durch
die
zu.
älteren
die
Die Herleitung
richtig
vielleicht
die
Adelung a.a.O. (1796) „dem berühmten TiUotson'"
obige
—
daran nicht zu vergreifen" (RS. VII 2 S.41 Anm.).
sich
schreibt
ist,
Dagegen scheint
Formen
widerlegt wird, das unbesti'eitbare Eigentum Kants zu sein
die
Wortes
dieses
das Grimmsche
(vgl.
Wörterbuch).
„Man
6.
nur das
heißt,
hat neuerlich zwischen
—
letztere.
ahnen und ahnden einen UnterWort und es bleibt
Es ahndet mir
soviel als gedenken.
etwas
allein das erstere ist kein deutsches
machen wollen;
schied
ahnden
bedeutet
schwebt etwas meiner Erinnerung dunkel vor;
es
ihm im Bösen gedenken
deutet jemandes Tat
derselbe Begriff, aber anders gewandt" (RS.
ahnen
läßt
zwar
sich
mhd. anden
Zorn
„seinen
nur
ist
uns
rügen"),
und der
Kluge,
da jenes
doch
Unterschied
von
aber
begriffliche
ist
zwei
abweichende
ganz
„ahnen,
(anadon,
ist
ahnen
nicht zu
„In
Weigand anerkannt.
Unterschied zwischen ahnen und ahnden
für
be-
immer
ist
(anen
althochdeutsch
geschichtlich begründet erscheint, so
der
Gebrauch
häufigen
Es
88 Anm.).
S.
bereits
verwerfen und wird mit Recht von Grimm,
allem Fall
2
ahnden,
auslassen,
etwas ahnden
sie bestrafen).
i.
Mittelhochdeutsche
ins
bis
schon im Mittelhochdeutschen vorkam,
ahnen und ahnden
VE
während ahnden
voraussehen") verfolgen,
(d.
Bedeutungen
seit
jetzt
ihrem
beinahe
unerläßlich" (Grimmsches Wörterbuch imter ahnen).
7.
„Das Wort poltron (von pollex truncatus hergenommen) wurde im
späteren
der
(RS.
Vn
ersah
mit
Lateinischen
den
sich
Daumen
—
2 S. 176 Anm.).
ich,
daß
bereits
truncus erkannt"
murcus
Aus
1)
ou
origines
Gestorben 1694
in
den Krieg ziehen zu dürfen"
Wörterbuch
3.
Ausgabe
I
S.
328
„poltrone eine Abkürzung aus pollice
sich
die
damit auf Menages Dictionaire etymo-
de la langue fran^oise
als
in
„Aber schon Menage", fügt Diez hinzu, „fand
Abkürzung zu stark" und bezieht
logique
nicht
Diez' Etymol.
Salmasius
habe.
und bedeutete einen Menschen,
gegeben,
um
abhackt,
(2.
Erzbischof von Canterbury.
Aufl. 1694).
Durch
dies
Werk
Bezzenberger: Die
nun aber
erfuhr ich
daß dieselbe EtA'mologie außer von anderen auch
weiter,
von „Vossius, dans son Etymoiogique, au mot
der Tat heißt es hier (Ausgabe von
et
quos
nomen
Man wird
accepissc".
zugrunde
Stelle
diese
gekommen,
die
„Es
8.
Gehen an
im Schmerz]
freiliegenden
—
findet sich schon in Chr.
S. 178).
357: „hallucinor,
id
videndo
est,
impingo vel
est,
in
Ac
Satze Kants
ist
einzuschalten.
wenn man im
so wie das Fluchen,
Straßenstein
großen Zehe, davon
der
(mit
das
vielmehr ein Ausbruch des Zorns" usw.
stößt,
Die Erklärung von hallucinari, die Kant hier im Auge
VII 2
digitus,
wenn man dem obigen
nicht fehl gehen,
(RS.
S.
ne militarent. ...
sibi praecidissent,
Bemerkung über murcus im späteren Latein
[das Schreien
einen
und
sei,
„Posteriores Latini murcos,
denn ohne ihre Anregung wäre er wohl nicht dazu
legt,
hat,
(1613)
murcus" gegeben
332):
S.
ac Galli Poltrons vocant, ab hac poilicum truncatione
Itaii
hallucinari hergenommen)
VN'ort
id
1662
murcidos, dixere eos, qui pollicem
satis verisimile est,
263
sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants.
Becmans De
ab hallux,
hallus,
hallum: ab &l,Xea9ai
illido
a luce aberro"
fallor,
originibus linguae latinae ed. innov.
aut
(vgl.
id
.
.
est,
.
maximus pedis
aliud
alucinor,
est
R. Stephanus Thesaurus
1.
Viel-
1.).
verdankte sie Kant aber nicht diesem Werke, sondern etvva Ger. Vossius'
leicht
Et}-mologicon, auf das wir eben als auf eine mutmaßliche Quelle Kants geführt
wurden.
eigentlich
sollte
weil
der Ton,
läßt,
er könne
oder Drohen),
wohl grob
nicht
Dreistigkeit
aber
zweite
das
geschrieben
Ebenso schreibt man liederlich für lüderlich,
sein.
erste einen leichtfertigen,
da.s
gutmütigen,
Behauptung
man
sollte
eigentlich
her" (K.\ail
In
keinen
einen
jeden
verworfenen,
der Pädagogik
in
der Herlcitung
t
liederlich
schweifend"
(vgl.
anderen
—
179 Anm.).
anekehiden
Der
Ausdruck gegeben:
(1803)
dräust schreiben, denn
S.
ersten
„Dreist
kommt von dräuen, drohen
es
S. 240).
von dreist.
Vorgänger zu haben;
sächsische
Luder
auch
ist
da
mutwilligen, sonst nicht unbrauchbaren und
Menschen (vom Wort Luder) bedeutet" (RS. VII 2
h
r
1
s
t
i ,
„sorglos,
Dreistigkeit von dräuen scheint Kant
ist
mittelniederdeutsche
leicht,
angenommen
ein
richtig
leichtfertig",
hatte
und
niclit,
sie
d
rI s
dadurch
Luderleben führen) getreten war.
schon bei Stieler, 1691).
Vgl.
in
denn dreist
lüderlich
t.
nachdem
lich als Ableitung dieses Wortes betrachtet und
(so
Dräustigkeit (von
auch die iliene eines solchen Menschen andere besorgen
auch
doch
Wort [Dreistigkeit]
werden,
Dräuen
oder
von Vossius unter alucinari, jedoch nicht zustimmend, erwähnt.
Sie ist
„Dieses
9.
dies
die
begriffliche
das
alt-
entstand
aus
ist
Bedeutung „aus-
Berührung mit
Infolgedessen wurde lieder-
demgemäß lüderlich geschrieben
das Grimmsche Wörterbuch.
sprachwissenschaftlichen Äußerungen Kants.
Bezzenberger: Die
264
„Das Wort Schmeichler hat wohl uranf anglich Schmiegler heißen
10.
und
sollen (einen, der sich schmiegt
selbst
biegt),
um
durch seinen Hochmut, nach Belieben zu
(eigentlich sollte es
Häuchler
einen einbilderischen Mächtigen,
leiten; so
wie das Wort
Heuchler
geschrieben werden) einen, seine fromme
Demut
vor einem vielvermögenden Geistlichen durch in seine Rede gemischte Stoßseufzer
—
vorspiegelnden Betrüger
hat bedeuten sollen"
VH
(RS.
2
S.
In beiden Erklärungen hatte Kant einen Vorgänger bereits in
„Es
gibt
Männer
.
.
wie der Holländer es nennt,
die ein
.
Vn2
8.230).
wahn-
in
wahnschaffen
ist
Wahn, im Traume,
(gleichsam im
—
Diese Deutung scheint selbständig
war aber schon 1798 nicht mehr zeitgemäß,
sein,
buch,
die
von Pocken zerrissenes und groteskes, oder,
wanschapenes
gedachtes) Gesicht haben" (RS.
zu
—
Nur
Beide sind heute aufgegeben.
zweite wäre lautlich möglich.
11.
197 Anm.).
Stieler.
s.
das Adelungsche Wörter-
bekanntlich das alte Adjektiv
wan
„mangelnd,
mangelhaft".
„Der Schimjjfname
12.
seine
la canaille
du peuple
hat wahrscheinlicherweise
Abstammung von canalicola, einem am Kanal im
alten
Rom
und
hin
her gehenden und beschäftigte Leute foppenden Haufen Müßiggänger (cavillator
et ridicularius, vid.
Plautus Curcul.)" (RS.
kannte bereits Menage
Canaille auf canis für
VH 2
S.
erklärte aber mit
0.,
a. a.
247 Anm.).
—
Diese Erklärung
Recht die Zurückfühnmg von
zweifellos.
Aus: Der Streit der Fakultäten (1798).
„Heidentum
13.
(Paganismus)
ist,
der Worterklärung nach, der religiöse
Aberglaube des Volks in Wäldern (Heiden)" (RS.
klärung
trifft
zusammen mit der nach Adelung
Heide („von Heide,
Ableitung des Wortes der
göttischen Deutschen ihren
richten pflegten").
„paganus",
Adelung
beiden
alt
„wo
S.
305 Anm.).
—
(daher
Diese Er-
von Schilter angenonimenen
Hain, ein Wald, weil die abin
den Wäldern zu ver-
selbst hat aber bereits richtig gesehen,
daß
Heide
Heiden-tum), Verdeutschung von paganus
i)liysisclie
ist.
Oeographie
aber Kant diese Vorträge schon mehrere Jahre nicht gehalten hatte").
„Das Elendtier (oder
14.
X
0.
Götzendienst vornehmlich
Aus den Vorlesungen über
(erschienen 1802,
a.
richtiger Ellentier)" (RS.
VI
S. 628).
—
Vgl.
Bock, Versuch einer wirtschaftlichen Naturgeschiche von dem Königreich Ost-
und Westpreußen IV
Name
deutsche
imgewiß
.
.
.
S.
95 (Königsberg 1784):
(welcher
„Warum ihm [dem
Elendtier] der
auch Ellent geschrieben wird) beigeleget worden,
Nach Wigands Angabe
ist
der
Name von dem
ist
sclavonischen und
Bezzenberger: Die
Worte Jelen oder Gelen,
polnischen
es
Ähnlichkeit hat,
Elen,
einen Hirsch bedeutet,
so
Nach
herzuleiten.
Elend oder Ellent,
als
mung
265
sprachwissenschaftlichen ÄuBerungen Kanu.
schreiben.'-
zu dieser Erklärung ausdrücken.
mit welchem
müßte man richtiger
dieser Ableitung
Kant seine Zustim-
Vielleicht wollte
Vielleicht wollte er aber die
Verbindung
Ton Elen mit mhd. eilen „Mut, Mannheit" gutheißen, denn Adelung
das Elend) übersetzt
(unter
Stärke in den Beinen
ist
„Man
15.
Wort kommt aus dem Englischen
wo
auch Dresskanimer, der Ort,
kammer)"
dresser
—
(K. A'^III S. 223).
dressieren.
von to dress, kleiden.
her,
die Prediger sich umkleiden,
Daher
und nicht Trost-
Abgesehen davon, daß dressieren das
Dresskammeri
ist
ist,
0.
(erschienen 1803).
Hunde, Pferde, man kann auch Menschen
dressiert
a.
außerordentlich".
Aus der Pädagogik
(Dies
a.
und Kant sagt vom Elen: „Seine
dies mit „Stärke",
das
alte
franz.
treskamer, althochdeutsch trisa-
chamara, trescamere „Schatzkammer" (zusammengesetzt mit treso, triso aus
tr6sor, thesaurus), später Schatzkammer der Kirche, Sakristei imd als solche
in
Trostkammer
(Graff,
gedeutet (Zeitschrift
Mnd. Wörterbuch IV
nicht freigehalten
Blätter
Sprachforschung!
Daß
S. 612).
S.
437 f.
sich
S.
402) oder
und Lübben,
auch Ostpreußen von dieser Umdeutung
vermuten.
Hennigs
In
das Kant gewiß gekannt hat,
(Königsberg 1785),
Tröstkammer um-
S. 21f., vgl. Schiller
Bemerkung Mühlings, Neue
eine
läßt
hat,
VII
F.
a.
Ahd. Sprachschatz IV
vergl.
f.
ist
preuß. Provinz.-
Preußischem Wörterbuch
bereits
obige richtige
die
Erklärung angenommen.
Auf einem Momoripii/.cttel
16.
„Das Wort Fußstapfen
S. 162).
— Diese
richtig,
mindestens aber
bücher lehren
geschrieben:
2.
falsch; es
Entscheidung einer
—
— wie
S.
Z.
14
(1803).
muß
heißen Fußtappen" (RS.
erwogenen Frage
die wissenschaftlichen
der reinen
523
oft
In früheren
einseitig.
Kritik
Auflage (1787)
ist
Jahren
Vernunft,
1.
ist
XI
2
wahrscheinlich un-
neuhochdeutschen Wörter-
hat Kant selbst
Auflage (1781)
S.
Fußstapfen
495
Z. 9
v. o.,
v. o.
Die linguistischen Äußerungen Kants, die ich bemerkt habe, sind hiermit
vorgeführt.
Beinahe die Hälfte
pologie, früher als höchstens
1)
iiircr
17S8
Auf Kants Erklärung dieses Wortes
Livlands, 2. Liofoning S.
20u verfaUcn.
Gesamtzahl (10:22)
läßt sicii keine
ist
auch
entfällt auf die
Anthro-
von ihnen datieren, und keine
(jutzeit, Worterscliatz
der doutschon S|iracho
Bezzen berger:
266
ist
Die sprachwissenschaftlichen Äußerungen £ants.
wissenschaftlich wertvoll.
zeigt
angesehen, wohl verständlich.
begreiflich
das,
"Wie ich ia der Einleitimg zu diesem Aufsatz ge-
zu haben hoffe, sind diese Tatsachen, vom biographischen Staudpunkte aus
—
und mehr
als
was ihm nebensächlich
Aber auch
das,
wird
scheint,
sie
eüt
ihre allgemeine Beü-achtung wii-d sie
naturgemäß finden.
der
Sti'ebende
in
der
Achtlos gegen
voUen
KJraft
seines Lebens erhobenen Hauptes seinen Zielen zu, aber der Alte zieht langsam
seine Straße,
seinen Füßen.
und
sein gesenkter Blick fällt auf die Kleinigkeiten der Erde vor
XI
ÜBER
DESKRIPTIVE UND NORMATIVE ELEMENTE
IM VERGELTUNGSBEGRIFF DES STRAFRECHTS
Dr. jur.
A. 0.
EDUARD KOHLRAUSCH
PBOFESSOR DER RKCIITK AN DER UMVERSITXt KÖNIGSBERG
Die
der letzten
Strafrechtswissenschaft
Jahre
ist
im Gegensatz zu
der
Wissenschaft des Privatrechts charaiiterisiert durch die wachsende Tendenz, die
Bahnen ruhiger theoretischer Forschung zu verlassen und
einen
fragen
Tendenz
ist
unmittelbaren Einfluß
auf
gewissen Grund-
in
den Gesetzgeber zu erstreben.
Diese
ebenso leicht zu erklären wie zu rechtfertigen: Der lebhafte Auf-
schwung, den die strafrechtlichen Literessen und Studien während der letzten
Jahrzehnte erfahren haben, bringt in Verbindung mit der nahen Aussicht
drei
auf ein neues Strafgesetzbuch die Neigung zu praktischer Durchsetzung des für
Erkannten mit Notwendigkeit mit
richtig
Und
sich.
seine
genügende Recht-
fertigung findet dies Streben nach praktischem Einfluß in der gegen das Jahr
1870
durchaus
voränderten Sachlage:
Nicht mehr
schaffender Rechtseinheit, sondern der
schnell zu
nach dem
inhaltlich
Besten steht
jetzt
das
politische
Interesse
an
mehr fachmännische Wunsch
im Vordergrund. Heute sind gründlichste
Erwägungen möglich und damit notwendig.
In solchen Zeiten
.spitzt
sich
auch der Kampf
um
gewisse Grundideen zu.
Die Formulierungen werden präziser, aber auch der Ton der Auseinandersetzungen
mitimter schärfer und nervöser, als es im Interesse der genannten praktischen
Ziele liegt
So erscheinen die Gegensätze häufig schroffer,
als
sie es
in
Wahr-
heit sind.
Von den Grundproblemen, um
am
die es sich dabei
handelt, betrifft das wohl
hartnäckigsten umstrittene die Frage, ob die staatliche Strafe die Aufgabe hat,
Vergeltung zu üben, oder ob
Zwecke
zu erfüllen berufen
sie
ist
neben dieser oder
statt dieser
Glücklicherweise zwar wartet
ihre Lösiuig, sondern dringt unbekümmert
um
Seiten her zu praktischeren Einzeluntersuchungen
irgendwelche
man
nicht auf
deren Präjudizialität
von
allen
und Einzehvünschcn
vor.
Aber
Denn ihre
nur allzuoft wird die Debatte auf jene Grundfrage zurückgeworfen.
wegdisputiert
nicht
mag,
sein
es
fundamentale Bedeutung kann, so bedauerlich
werden.
Hat das Strafrecht
auf eine
die Aufgabe, vorschauend mit .seinen spezifischen Mitteln
Verminderung der Verbrechen
hinzuwirken oder kann und
soll
es
270
Kohlrausch: Über
lediglich rückwärts blickend
deskriptive
und normative Elemente usw.
Genugtuung üben?
be\Tußte Handlung oder aber eine reflektorische
Ist die
Strafverhängung zweck-
Äußerung des
gesellschaftlichen
Organismus auf eine Leidzufügung hin? Zweckstrafe oder Vergeltungssti-afe?
Mau
hat die wesentliche Bedeutung des Gegensatzes geleugnet imd ironisch
gefragt, ob etwa der Arzt eingreife, weil der Patient ki-ank
er
Gewiß wäre solche Frage ebenso
gesund wird?
oder aber damit
ist,
töricht,
wie jede
andere
Antithese, die auf der einen Seite die Vorstellung eines Erfolgs als Ursache, auf
der andern den vorgestellten Erfolg als
natürlich nur verschiedene
Zweck
einer
Handlimg
Anordnungen gleicher Dinge.
Aber
Das sind
betont.
die
Übertragung
jener Frage auf die uns beschäftigende, ob die Strafe lediglich Vergeltung sein
oder gewisse Zwecke verfolgen solle,
kunststück.
Wir
ist ein
fragen nicht: Strafen wir,
zu durchschauendes Fechter-
leicht
weü
das Verbrechen a begangen
oder aber: damit das Verbrechen a gesühnt werde?
Tat nur eine terminologische.
ist,
Die Differenz wäre in der
Der entscheidende Gegensatz vielmehr
ist
in
die
Fragen zu fassen: Strafen wir, weil das Verbrechen a begangen wurde, (bezw.
um
zu sühnen), oder aber: damit künftig ein Verbrechen h
es
Täter
oder
stellimg
einem andern
eine
sachlich
Ebenso deutlich wird
Kant
gestellte
Fi'age
—
erhebliche
die
werde?
nicht begangen
ist,
Schroffheit
vorlegen: Müßte,
eines Tages auflösen sollte, vorher
—
sei
es
vom
Daß diese Gegenüber-
kann nicht wohl bezweifelt werden.
der Gegensätze,
wenn
noch der
wenn wh' uns
die
—
von
die
menschliche Gesellschaft sich
letzte
Verbrecher abgeurteilt werden
oder nicht?
Es
ist
begreiflich,
daß in einer praktischen Zielen zustrebenden Zeit, wie
der unsrigen, ein erhöhtes Interesse sich solchen Lehren zuwendet, die nicht nur
und Möglichkeit praktischer Kompromisse betonen, sondern
die Notwendigkeit
von vornherein auch theoretisch einen Mittelweg zu gehen scheinen.
Dies
gilt
heute von derjenigen Richtung, die unter den versöhnend auftretenden Lehren
vermöge ihres Gedankenreichtums, der Tiefe und vielfach bestechenden Schönheit
ihrer
Darstellung
w^eitaus
in
vorderster
Linie
steht:
von der Strafrechtslehre
Ihre scheinbar vermittelnde Bedeutung liegt darin, daß sie den
Adolf Merkels.
modernen Gedanken von der Gesetzmäßigkeit
alles
Geschehens einschließlich der
menschlichen Handlungen akzeptiert, trotzdem aber angeblich daran
die Strafe lediglich Vergeltung für
begangene Übeltat sein
festhält,
daß
soll.
Gerade wegen der Sympathie, deren sich die Merkeische Lehre in weiteren
Kreisen erfreut,
und
sie in die
ist
der Versuch, ihren wirklichen sachlichen Gehalt zu fixieren
heute wesentlichen Gegensätze richtig einzureihen, für die Klärung
des Streitstandes
und damit für
die Verständigung der Streitenden vielleicht von
Kohlrausch: Über
Hier
Bedeutung.
l)cscheiiienem
er
sei
und normative Elemente usw.
271
mit Beschränkung auf eine bestimmte Frage und zu
Zweck unternommen:
es gilt nur, den
Anhängern der Vergoltungs-
höchst persönliche Stütze zu entziehen, auf deren Stärke
strafe eine
wirklich eine Stütze wäre, mit
gutem Recht hinweisen könnten: eben
Merkel hat tiefer und schöner
Adolf Merkels.
Strafe Vergeltung
als
sie,
falls
sie
die Autorität
irgend einer gezeigt,
und sein wird, aber er hat in Wahrheit
nichts dafür vorgebracht, daß sie Vergeltung sein soll.
ilaß die
L'ar
deskriptive
ist
—
Daß
die
Untersuchung darüber, was die Strafe war,
was
i'inem tiefgreifenden Gegensatz steht zu der Frage,
geleugnet werden können.
die
erörtert,
zweite
aber
und
ist
sie sein soll,
Daß weiter Merkel
lediglich die erste
nur
streift,
gelegentlich
sein wird, in
daß
wird nicht
Frage eingehend
insbesondere
er
den
Gedanken der „gerechten Vergeltung" nur jener gegenüber betont, würde zwar
Merkel selbst vielleicht nicht ausdrücklich zugegeben haben, läßt sich aber aus
seinen mannigfachen
Äußerungen zu dieser Frage enveiseu und aus seiner ganzen
wissenschaftlichen Methode sehr wohl
ein Blick auf die
begreiflich
machen.
heute übliche Fragestellung, daß
Drittens aber zeigt
diese ganz anders lautet als
das Problem, das Merkel sich vorgelegt: die heutige Tendenz zu gesetzgeberischer
Durch.'ietzung gewisser
Grundgedanken drängt von der theoretischen Fiage, wie
wir uns die Existenz der Unrechtsfolgen zu erklären haben, zu der praktischen,
wie wir die Strafe ausgestalten und den einzelnen Verbrechensformen anpassen
sollen.
Wer
1.
nach
dem
2.
diese drei Tatsachen zugibt:
die wesentliche
Verschiedenheit der Frage nach dem
die
maßgebende Bedeutung),
ualistLschen
Erörterungen
Frage nach
dem
3.
lediglich
von der
„ist''
„soll" der Erscheinimgen des Rechtslebens;
die
—
die
einerlei,
für die Mehrheit der
aus welchem Lager
sie
heutigen
kommen
krimi-
—
die
„sein -sollenden" hat;
Charakterisierung
nach dem
der Merkeischen Fragestellung
„seienden",
insbesondere über den
die
Charakterisierung
seiner
Vergeltungsgedanken im Strafrecht
rungen des Geschehenden
als
als
einer Frage
Untersuchungen,
bloße Konstatie-
—
wer also zugibt, daß die heute zumeist gestellte Frage eine andere
ist
als die
von Merkel beantwortete, der kann sich der Folgerung nicht entziehen, daß er
zur
Unterstützung seiner vergeltenden
Wünsche
nicht
Adulf Merkel
ins
Feld
führen darf.
Die drei hier hingestellten Behauptungen bedürfen noch einiger Erläuterung
und Rechtfertigung.
Kohlrausch: Über
272
und normative Elemente usw.
deskriptive
Unter den vielen unverlierbaren Wahrheiten, deren gefestigte Erkenntnis
I.
wir Kant verdanken, steht wohl in vorderer Linie der Satz, der das Grundmotiv
seiner Yemunftkiitik bildet:
daß unser ganzes Denken durchzogen
von dem
ist
Gegensatz erklärender und bewertender Urteile, von dem Gegensatz von
Aussagen über
die Existenz
und
Bedingungen der Erscheinungen
die
Wert oder Unwert imter irgend einem Gesichtspunkt
ihren
einerseits,
andrerseits.
Daraus, daß ein Urteil für den Urteilenden psychologisch seinen zureichenden
Grund
noch nicht, daß
hat, folgt
es
„wahr"
ist,
aus seiner subjektiven Notwendig-
Und
noch nicht seine objektive AUgemeingültigkeit.
keit folgt
sämtliche Triebfedern einer menschlichen
Handlung
nicht das geringste darüber au.sgemacht,
ob
damit, daß wir
bloßgelegt haben,
„gut" oder „schlecht"
sie
Erklärung
psychologischen
mit der
ist
Handlung
einer
So
sei.
wenig ein Urteil mit seiner psj^chologischen Erklärung logisch bewertet
wenig
noch
ist
ist,
so
ethische
ihre
Bewertung gegeben.
Diesen Unterschied zu betonen, könnte
die
Und wer
die eigenen
erscheinen.
trivial
fast
Literatur kennt, wird zugeben, daß
sti-af rechtliche
nicht
es
Wer
aber
unnützlich
ist.
und fremden Aussagen des täglichen Lebens aufmerksam
prüft,
wird ebenfalls wissen, daß die gegenseitige Verständigung häufig leichter
wäre,
wenn
Nur
jener Unterschied schärfer festgehalten würde.
schreiten wir
allzuoft
im Leben vorschnell zu
einer Katalogisierung
wo
der Handlungen unter den Schlagworten „gut" luid „böse",
uns zunächst
Werther
aus,
um
„um von
ihr Terständnis zu
einer Sache
Und was
bös!
die inneren Verhältnisse einer
das
ist
das alles heißen?
Handlung erforscht? wißt Dir
warum
mit Bestimmtheit die Ursachen zu entwickeln,
will
täten,
ruft Goethes
zu reden, gleich sprechen müßt:
töricht, das ist klug, das ist gut, das ist
Habt Uu- deswegen
wir besser
bemühen. „Daß Ihr Menschen",
geschah,
sie
warum
sie
geschehen mußte?"
Und wie
in
wissenschaftliche
seines
uns
Werdens
das
kommt.
Wenn
sie
jeden Maßstabes
eines
die Geschichtschreibung
auf,
Historie
„Entwicklungsgedanke"
dem
die
lediglich
das
Seiende
und
die
—
um
z;i
nur
sein,
nicht
einmal immer
in
Gesetze
denen
darstellen wollen, allzuleicht Wertbeurteilungen hinein, bei
Fehlen
hörte
fragt,
Aussagen des täglichen Lebens schleichen sich auch
die
Untersuchungen,
zum Bewußtsein
nach dem sein-solleu der Erscheinimgen
und wird zur
Politik.
Der moderne
ein weiteres Beispiel heranzuziehen
—
,
nach
das Naturgeschehen ein Fortschreiten mittels Vererbung, Anpassung, Zucht-
wahl usw. zu immer höheren Formen darstellen
vollen
Mangel,
daß
hier
imvermittelt
der
soll,
Begriff
leidet
des
an dem verhängnis-
(nicht
nur Späteren,
Über deskriptive und
Koliliauseli:
iiorniativo Kl(?nionte
273
usw.
dem
Komplizierteren, Formenreicheren, sondern) „Höheren" eingeführt wird in
naiven Glauben, daß deskriptive Naturgeschichte jemals einen solchen Wertbegriff
liefern könne.
nun zwar
Ist es
so
ab.strahicren,
uiiinöi^licli,
nel)en
ist
aus den Oesctzen des Geschehens Maßstäbe zu
einer deskriptiven
keineswegs übei-flüssig oder gar sinnlos.
eine
normative Betrachtung doch
Die Objekte unsres Bewußtseins nicht
nur unter der Kategorie des Seins, sondern auch unter der des Seinsollens anzuordnen, entspricht zwei höchst realen Funktionen unsres Denkens, von denen
weggeleugnet worden darf, weil es schwer
die letztere nicht deshalb
ist,
hier zu
kommen.
allgemein gültigen Resultaten zu
Die Geschiohtschreibung, die das Gewordene an Wertniaßstäben prüft, wird,
Hier
wie oben gesagt, zur Politik.
ist
umgekehrt zu behaupten, daß jede
Politik,
die lediglich historisch begründet zu sein vorgibt, entweder zu wertlosen Ergeb-
kommt, oder aber
nissen
Comte hinzuweisen, der
die
wofür es genüge, auf
Geschichte vergewaltigt,
aus
allein
dem Gewordenen und Seienden
sollendes zu begründen unternimmt.
Und
jeder sogenannten deskriptiven Ethik
zugrunde, in welchem Gewände
auch auftreten mag.
Wie
eine
rein
ein
Sein-
der gleiche methodische Mangel liegt
])sychologische
sie
sonst
Betrachtung niemals eine
„Logik" ergibt, kann auch die genetische Darstellung der Gesetze unsres praktischen Verhaltens
zwar eine Sittengeschichte, unmöglich aber eineu Kodex für
unser ])raktisches Verhalten, eine „Ethik" liefern, obschon dies von namhaften
Ethikern in Vergangenheit und Gegenwart behauptet wird.
wir,
um
Auch
hier bedürfen
eine solche Sittengeschichte praktisch verwerten zu können, eines
uns
Geübte nun
auch
„Seinsollende"
das
Maß-
aufzeigt.
stabes,
der
Sollten
wir ihn allgemeingi'ütig nicht finden können, so wäre die Aufgabe der
das
stets
als
Ethik unlösbar, nie aber wird ihr eine andere gestellt werden können.
überhaupt
ist
so falsch
alles verzeihen".
und
so unkritisch wie der Satz:
— Nichts
„Alles verstehen heißt
Verschiedene Erscheinungen zu verzeihen
setzt die
Festlegung
eines Wertmaßstabes voraus, der uns durch keine nur vei-stehen wollende Be-
trachtung geliefert wird.
Ob wir aber „verzeihen"
durchaus nicht müßige Frage.
sollen
oder nicht,
eine
ist
—
Dieser Dualismus in inisrer geistigen Verarbeitung der Erscheinungen wird
scheinbar noch
verschärft,
weini
wir auf
dem Standpunkt
der Gesetzmäßigkeit
alles Geschehens einschließlich des menschlichen Verhaltens stehen.
Erscheinungen nach Naturgesetzen ablaufen,
dazu,
wie
kommen
Werte aufzustellen, eine menschliche Handlung
zu nennen?
Es
ist
Wenn
wir Ifenschen
,,gut",
alle
dann
die andre „böse"
das Problem, dessen Kütselliaftigkeit Goethe dahin ausspricht:
18
274
Kohlrausch: Über
deskriptive
und normative Elemente usw.
„Nach ewigen, ehernen, großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins Kreise
Nur allein der Mensch vermag das Unmögliche; er unterscheidet,
vollenden.
Goethe sieht gerade darin „das Göttliche" in uns; andere
wählet und richtet".
lösen das Eätsel,
indem
und „zweckwidrig"
sie
auflösen.
die
Begriffe „gut"
An
dieser Stelle
an; es genügt, das scheinbar „Unmögliche"
und „böse"
kommt
stinunten
Zwecken,
Unser Handeln aber
ein Faktor in
selbst
vollzieht sich
nach be-
wir uns vorsetzen, und diese wiederiun sind bedingt
die
Das
durch die Fälligkeit, "Werturteile abzugeben.
gischen Beschaffenheit
Lösung nicht
zu konstatieren.
als wirklich
„Wir" mit unsrem Drang zu Werturteilen sind eben
jenem gesetzmäßigen Geschehen.
„zweckmäßig"
in
es auf eine
—
in
liegt
uusrer
damit können wir uns hier begnügen
—
psycholo-
durch keine
;
Anstrengung und Überlegung vermögen wir diese Eigenschaft, nach Wert- imd
Zweckgesichtspunkten
handeln,
zu
Und wir brauchen sie auch
dem vorhin vorausgesetzten
abzustreifen.
deshalb töricht zu nennen, weil ja von
nicht etwa
Standpunkt aus auch unser Handeln ursächlich bedingt
Zweckgesetz, nach
Der
gesetzes:
in den
dem wir
handeln, nichts anderes
als
ist
sind
auch das
und unser Eingreifen
kausal bedingte Erscheinungen auffassen; ein-
haben wir dennoch.
aber
Denn einmal
die Kehrseite des Kausal-
als
spätere Historiker wird auch uns Zeitgenossen
Gang der Geschichte
gegriffen
sei.
und sodann
wir uns unsrer kausalen Abhängigkeit nicht bewußt,
Der Historiker wird nach der „Ursache"
und dem „Erfolg" unsres Tätigwerdeus
fi'agen,
wir-
nach unsrem
selbst fragen
„Motiv" und unsrem „Zweck", beide aber meinen wir in
letzter Linie dasselbe.
Dieser Unterschied zwischen den deskriptiven und den normativen Elementen
unsrer Aussagen, zwischen
ist
dem
Konstatieren imd
dem Bewerten
Der Kriminalist hat
und zu
zweitens
erklären:
den
Atiologie
erstens
gesamten
einerseits, der
An beide
ist
die
vorgelegte
Das
Kechtsgeschichte
Handlung des Täters
ist
Handlung des
Aufgabe
der
Täters,
Kriminal-
andrerseits.
„richtig",
d. h.
rechtmäßig, uormgemäß,
rechtswidrig, normwidrig sei, und wie er sich
zu ihr verhalten
„solle";
gewordene, seiende Recht „richtig"
Das
ihm
einzelne
Normenkomplex.
sie „unrichtig", d. h.
letzteren Falle
etwas Gewordenes, kausal Bedingtes zu konstatieren
die
Erecheinungen legt er weiterhin seine Maßstäbe an, wenn er
erstens fragt, ob die
oder ob
als
des Gescliehens
von Bedeutung.
für die Strafrechtswissenschaft nach zwei Eichtiuigen
sei
und wenn er zweitens
fragt,
im
ob das
oder ob und wie er es abändern „soUe".
Aufgabe der auslegenden Strafrechtsdogmatik und der Kriminal-
politik, ohne daß aber beide hier ebenso scharf voneinander abgegi'enzt werden
können wie dort Ki-iminalätiologie und Rechtsgeschichte; denn kriminalpolitische
Kohlrausch: Übor
(
iesichtspunkte sind nicht nur
vom
Gesetzgeber bei der kritischen Betrachtung
des liergebrachten Normenkomplexes, sondern auch
vom
Richter der einzelnen
normwidrigen Tat gegenüber zu beachten, insoweit nämlich
Reciit
im
läßt,
Sticiio
27o
deskriptivo und normative Elemente usw.
als das
geschriebene
wie bei der Bemessung der sein-solleuden Strafe innerhalb
des gesetzlich zur Verfügung gestellten Strafrahmens.
II.
Die Stellung der hergebrachten Sti-afrechtswissenschaft zu diesen vier
Disziplinen
insofern eigenartig,
ist
—
kenntnisobjekte
—
Erklärung und Bewertung
konkrete Tat wurde
lediglich
—
Norm
Tat und
als
—
sie
nur
gegenüber
je
je
einem der beiden Ernach
stellte, die jeweilig aiulere aber vernachlässigte.
lediglich
bewertet und
Die
Normenkomplex wurde
der
—
seiner Entstehung und logischen Tragvveite
nach
—
eine der beiden Fragen
erklärt
So
waren Rechtsgeschichte und Strafrechtsdogmatik die Disziplinen, auf die sich das
Interesse konzentrierte.
Gerade die letzten Jahrzehnte haben den beiden vernachlässigten Disziplinen
ihren
Rang wieder
Unser
erobert.
realistischer
Werthers Ausruf sich
gewendetes Denken erkannte den Mißstand, gegen den
und
richtet,
der zu bewertenden Taten.
sti-ebte
zunächst nach genetischer Erklärung
So entstand neben der Lehre
vom
AVert des Ver-
Lehre von den Ursachen des Verbrechens mit ihren mannig-
brechens die
fachen Abzweigimgen.
Und
zu Beginn
die
dieser
Auseinandersetzung gekennzeichnete Tendenz
dahin, das genach praktischer Durchsetzimg gewisser Grundgedanken führte
wordene und seiende Recht unter die Lupe der Kritik zu legen und es unter
dem Gesichtswinkel
des Sein-sollenden zu betrachten.
Frage nach den Gründen und
der Tragweite
So erhob sich neben der
des Rechts die Frage nach
Wert des Rechts.
Au
das historisch gewordene Recht legen wir Menschen
erkennung der Gesetzmäßigkeit dieses Werdens
—
—
trotz
dem
der An„Wir'^
unsre Maßstäbe an.
greifen in
Menschen sind ja die Ge.-^etzgeber, „wir" schaffen die Normen, „wir"
wir
können
aber
Das
ein.
Normen
der
Werdens
den Verlauf des gesetzmäßigen
nicht nach dem Gesetz
„beurteUen",
Gegebene
das
wir
indem
als
nicht anders,
Gesetz, nach dem wir jede
von Ui-sache und Wirkung, sondern nach demjenigen
nnsrer Handlungen regeln:
luich
dem desetz
irgend
eines
als
wünschenswert
erscheinenden Zwecks.
Der Gesetzgeber kann
zu uns führt,
verlängern.
in
Er
nicht lediglich die Linie, die aus der Vergangenheit
gerader Richtung über den Tunkt, den die Gegenwart
fn.i,'t,
nl,
die bisherige Richtung jon-r Lini.-
richtig
darstellt,
ist.
Dazu
Kohlrausch: Über
276
deskriptive
und normative Elemente usw.
bedarf er eines Maßstabes, der unmöglich in
dem
historisch
Gewordenen
selbst,
sondern nur außerhalb seiner liegen kann.
Gebiet dieser letztgenannten Frage nun, der Fi-age nach
Dem
Kecht"
— wie
sie
Stammler in seinen mindestens
hin unwiderleglichen Untersuchungen genannt hat
des Rechts
Gegenwirkungen
letzter Linie
— der
gehört die oben herangezogene Frage der
Wir können zwar
deskriptiv schildern, wie zu
auslöste;
sich
wie jede
einen
dem
„richtigen
in der Problemstellung schlecht-
Frage nach dem ^Yert
„Vergeltung"
an.
Wirkung
allen Zeiten jede
anderen schädigende Handlung in
schädigend gegen ihren eigenen Urheber zurückwandte; wie
weiterhin das Verbrechen immer deutlicher
als
Schädigung nicht nur einer Einzel-
person, sondern des sozialen Organismus empfiuideu ward, der sich
leidzufügend gegen den Angreifer wandte.
Wir können
mm seinerseits
konstatieren, daß
im
sozialen
Leben jede Tat ihren Lohn empfängt, jede Übeltat „vergolten" wird; und wir können
den Satz aufstellen, daß diese Reaktion gegen jede Aktion so sehr in der Natur der
hier betrachteten Erscheinungen liegt, daß sie voraussichtlich nie verschwinden wird.
Das
alles
Tatsächlichkeit
schaftlich
aber betrifft nicht die Frage, die wir heute
ausgehend trennen sich die Gegner heute
erst bei
der
ganz anderen Fragen.
Die heutigen Erörterungen darüber, ob die Strafe „Vergeltimg"
zustellen erstens: wie wir das
Recht zu
sti-afen
sondern daß imd insbesondere wie wir
suchen
sei.
Nicht daß wir strafen,
sollen steht
also zur Diskussion.
nicht nur die Tatsache, daß, sondern auch Art und
Maß, wie wir strafen sollen, begründen zu können meinen, während
zwar das „daß",
d. h.
fest-
daß die Anhänger der Vergeltimgsstrafe aus
Streitstand ist dabei der,
dem Vergeltungsgedankeu
sti-afen
sei,
begründen können, und zweitens:
welche Strafe dem einzelnen Verbrechen angemessen
Der
Von
stellen.
und Gesetzmäßigkeit einer Reaktion gegen das Verbrechen gemein-
die
Gegner
die Möglichkeit einer Rechtfertigung der Strafe aus der
Vergeltimgsidee, dahingestellt sein lassen, aufs lebhafteste aber die Möglichkeit
bestreiten,
aus der Vergeltungsidee heraus ein „wie",
Strafe feststellen zu können.
d. h.
Art
und Maß der
Die Anhänger der Vergeltungsstrafe sehen danach
in der Sti-afe einen Ausgleich,
eine Paralysierimg des begangenen Verbrechens,
imd fordern Gleichsetzung der
Sti-afe
schuldhaften Tat.
mit den rechtsschädlichen Wirkimgen der
Die Gegner leugnen die Aufstellbarkeit einer solchen Gleichung
zwischen zwei inkommensurablen Größen imd fordern Anpassung der Strafe an
den Zweck, der künftigen Begehung von Verbrechen entgegenzuwirken.
m.
Prüfen wü- von
dem zu
I
aufgestellten
Gesichtspunkt
aus
die Ver-
geltimgslehre, wie sie bei Adolf Merkel auftritt, so ergibt sich, daß seine Unter-
suchungen das unter
II skizzierte
Problem überhaupt kaum berühren.
Kohl rausch: Über
Die Fragen,
dif
iiiii
es
sich
277
und nomiativo Eloinento usw.
doükriptive
«iben
hei
Gegenüberstellung deskriptiver
clor
nornmtiver Elemente unserer Aussagen handelte, lauteten:
iinil
1.
2.
a)
Wie
ist
1))
Wie
soll es fortgebildet werden?
a)
Wie
ist
Ii)
Wie
soll sich das Hecht ihr gegenüber verhalten?
Wahrend
mals allein
geworden und
das Recht
Handlung des
die konkrete
welches
Tiitei-s
ist sein
Inlialt?
geworden?
die kritische Philosophie uns lehrt, daß die Fragen
aus
zu
der
a)
unter
gegebenen Antwort gelöst werden können,
nie-
h)
ist
für
Merkels Methode charakteristisch, daß er gerade eine solche Ableitung für die
korrekte
und
fnichtliriii^aMido
ankommt,
tritt
dabei zwar in keinen inneren
allein
hier
Es
Das zweite Problem, auf das es uns
hiilt.
Zusammenhang zu dem
aber hier gleichzeitig auf beide hingewiesen, einmal
sei
um
ei-sten.
zu zeigen, daß
der hier behauptete Standpunkt Merkeis in der Vergeltungsfrage kein zufälliger
ist,
sondern seiner sonstigen Forschungsweise durchaus entspricht, sodann weil
Merkel nur der ersten Fragengruppe gegenüber seinen Standpunkt ausdrücklich
dargelegt hat.
Merkel war einer der wenigen Juristen, die der Freußischcn Akademie
1.
der Wissenschaften angehörten, und zwar nicht
—
ungewöhnlicher
wegen
—
das macht seine Stellung noch
rechtshistorischer, sondern
Verdienste, nämlich als ,,Bcgründer einer positiven
diesen
Worten
ist
wegen rechtsphilosophischer
Rechtsphilosophie".* 5Dt
Merkel
seine philosophische Richtung klar gekennzeichnet.
der Rechtsphilosophie die Aufgabe, einen
zu analysieren, nicht aber ihn
in
stellt
empirisch gegebenen Rechtsstoff
Kantischem Sinne „kritisch" zu verarbeiten,
d. h.
ihm gegenüber zu allgemein gültigen Werturteilen zu gelangen.
sei.
Unrichtig wäre es nur zu meinen,
Niemand wird behaupten dürfen, daß
daß
handener Erkenntnisse,
vermöge.
liefern
Daß
die Merkeische Fi-agestellung unrichtig
daß
jemals die
sie
sie
mehr
als
ein anal^'tischcs Urteil dazu nicht imstande
Kant selten ausdrücklich
bestritten.
Nur zu
Klärung vor-
eine
Gewinnung neuer Erkenntnisse zu
oft
ist,
wird
seit
aber setzen wir uns, ohne uns
wähnen,
(hirch
Analyse unser Wissen nicht nur klären, sondern auch mehren zu können.
.Xucli
bewußt zu werden,
des.sen
über diese Einsicht hinweg
und
Merkel hat es getan.
Es
ist
zunächst zwar ein völlig uiianfi'clitbares Vorgehen, wenn Merkel der
Hechtsphilosophie die Aufgabe
1)
S.
642.
So die Angabe
Vgl.
zum
bei
folgi/ndi'n
stellt:
Liepmaiin,
Liopmaim
„die wesentlichen Heziehungen darzulegen,
Zoit.srhr.
S. ü'iS
f.
— 6()H.
d.
ges. Straf reohtswissenschiif t
,
Bd. 17 (\8'M)
Kohlrausoh: Über
278
deskriptive
und normative Elemente usw.
welche unter den Rechtsbestimmungen bestehen, und diese auf solche Weise zu
einem einheitlichen und gegliederten, nach bestimmten Gesetzen sich ent".i
wickelnden und behauptenden Ganzen sich zusammenscliließen zu lassen
derartiges
„Aufsteigen vom Besonderen zum
Allgemeinen''
(S.
Ein
297) fördert zweifellos
unsere wissenschaftliche Einsicht in ein Erkenntnisgebiet in fi'uchtbarster "Weise
wie
ja
es
auch unbesti-eitbar
ist,
Merkel
daß
in
HerausdestiUierimg
solcher
zu Übertreffendes
geleistet hat.
beschränkt
Allein Merkel
die Rechtsphilosophie
auf diese Aufgabe,
gemeine Rechtslehre" zu sein; jede weitere Fragestellung lehnt er
der Doktrin in bezug auf das Recht"
selben in geordneter
eine
kaum
allgemeiuer Begriffe aus der Fülle der disparaten Rechtsgebiete
klai-ster
gleichmäßige
ist
sichere
,,all-
„Aufgabe
lediglich, einmal „den Inhalt des-
es
Weise zur Anschauung und
und
ab.
in
Formen zu bringen, welche
Anwendung begünstigen" und
„das
zweitens,
Verständnis des Rechts nach der Seite seiner Gründe und Wirkungen zu vermitteln" (Abh.
und
Inhalt
S. 435).
Kreise
angehören''
stoßen.
Wenn
Analyse
„Es
läßt sich für die Rechtsphilosophie kein vernünftiger
es lassen sich keine
die
(Abh.
Probleme für
S. 302).
Satz
auf Widerspruch
wird
Aufgabe der „Rechtsphilosophie" mit der
letzten
eines gegebenen Rechtsstoffes erschöpft sein sollte,
mindestens von Kantischem Standpunkte aus
und
erweisen, welche nicht diesem
sie
cüeser
Bereits
sich auf die
Bezeichnung
,,
—
ihren
Namen
so
und
feinsten
würde
—
sie
zu Unreclit führen
allgemeine Rechtslehre" zu beschränken haben.
Unvermerkt betrachtet aber auch Merkel das Recht bisweilen unter der
Kategorie
des Seinsolleuden.
Macht" (1881, Abh.
S.
400
ff.)
Man
uud
nur seinen Aufsatz „Recht und
vergleiche
die
Behandlung desselben Themas in seinen
„Elementen der allgemeinen Rechtslehre" (Abh.
und auch
bereits
einzelne
Wendungen
in der
S.
588
ff.).
Die Problemstelhmg
Ausführung zeigen, wie Merkel
die
Notwendigkeit fühlt, die Betrachtung des tatsächlich Geschehenden von der Frage
nach dessen Wert zu sondern.
Können wir ohne
weiteres von einer den geschicht-
lichen
Machtentscheidungen immanenten Gerechtigkeit
lautet
das
instinktive
Problem.
Man bekommt
fast
den Eindruck,
Neigung zur Verneiuung der Frage
mühsam
als
—
sprechen?
ob
Merkel
niederringt.
so
eine
Häufig
begegnen Wendungen wie die von dem „Wert der Rechtsnormen", der nicht nur
eia Zweckmäßigkeitswert, sondern ein „auf den
1)
Über das Verhältnis
der
Rechtsphilosophie
Anschauungen über das Gerechte
zur
positiven
Eechtswissenschaft,
(Gesammelte Abhandlungen aus dem Gebiet der allgemeinen Rechtslehre
Straßburg 1899, S.
30-2.)
uud
1874.
des Strafrechts,
Eohlrauscb: Über
sich
griindcnder"
sei
(S.
deskriptiro
Man
589).
bestimmtes Prinzip des Keeiits.
innewohnende Gerechtigkeit"
sie
sei,
ist
Bejahung der
Eostimmung des
Begriffs „Gerechtig-
der rein formale: „Friedens-
i.st
sein.
die Folgerung, daß der
Maß-
daß das Seinsollendc lediglich aus
dem Seienden
gefolgert
dem genannten Aufsatz über die Aufgaben
„AVelche Entwicklung möglich sei, darüber
Richtig heißt es in
uns nur die
Gesagten
inhaltlich
ein
Iclare
gegebenen Rechts ausschließlich aus diesem selbst
der Rechtsphilosophie znniichst:
belehrt
inhaltliche
denn auch Merkel ausdrücklich
stab für die Fortbildung des
werden könne.
Zeile
die
Ausdruck für gegebene Machtverhältnisse" zu
so zieht
zu entnehmen
ist
427) wird nicht nur als wissenschaftlich berechtigt
Der „Wert" der Rechtsordnung
als ein
Und
(S.
macht auch jede
keit" unniiij^licli.
ordnung
envartet auf jeder
Aber das Ergebnis
„Die Berufung auf eine den geschichtlichen Machtentscbeidungen
gestellten Frage:
anerkannt,
279
und normative Elemente usw.
Erforschung dos
Nach dem oben unter
Gegebenen".
aber die Fortsetzung unbedingt abzulehnen: .,ebenso darüber,
I
welche
Richtung der möglichen Entwicklung zu befördern, welche zu bekämpfen
Das
sei.
S. 319).
,Soll' ist
"Wenn Merkel
nur eine Kon.se(iuenz des Urteils über das
,Ist'" (Abh.
fortfährt: „Vielen ei-scheint es freilich unbegi'ciflich,
Bestehende den Maßstab für seine eigene Beurteilung
soll
an die
wie das
Hand geben
können", so wird zu diesen Vielen in allererster Linie Kant und jeder, der den
gnindlegenden Godankengiingen Kants
sichtlich seiner Lösbarkeit
eigenen Zopf aus
folgt,
dem Seienden
dürfen wir das Pi'oblcm, aus
durchaus
dem Sumpf zu
in
zu zählen sein.
ein
Trivial ausgedrückt
Seinsollondes zu
folgern,
Parallele setzen zu der Aufgabe, sich
hin-
am
ziehen.
Diese „positivistische Tendenz", wie Merkel
es
.selbst
nennt, wäre leicht
durch seine drei Jahrzehnte umfassenden Arbeiten zu verfolgen. Sie äußert sich
ohne Schwanken auch allen allgemeineren Fragen gegenüber.
Aufgabe der Wissenschaft" besteht nach ihm
die
wirkliche Welt
mäßige
in
in
ihr
dem, was
ist
ist,
,,
,,Die
.spezifische
Orientierung über
wirksamen Kräfte, sowie über das Gesetz-
der Verbindung ihrer Äußerungen" (Abh.
wicklungsgeschichte
nicht mit
und die
lediglich in der
Philosophie" (Abh.
sondern mit dem
S. 745).
ticfaßt,
was
S.
431).
„Kondensierte Ent-
Jede Wissen.schaft, die sich
sein soll, wird als unwissen-
schaftlicher „Idealismus" bekämpft.
Es kommt hier nicht darauf an, diese „positivistische Tendenz" Merkels
zeitgeschichtlich
zu
crkläron
aus der damals Isehr angebrachten Reaktion gegen
vage, jeder objektiven Hestinimtheit bare Naturrechtssystemo.
Aussage über ein Seinsollcndos
als
Daß Merkel jode
unwissenschaftlich verwirft, diene hier nur als
Hinweis auf den wahren Inhalt seines Vergeltungsgodankens.
Kohlrausch: Über
280
Der Vergeltungsbegriff im
2.
Am
deskriptive und normative Elemente usvr.
Strafrecht hat Merkel wiederholt beschäftigt.
schärfsten ist seine Aiiffassmig in
einem bereits im Jahre 1867 gehaltenen
Vortrag herausgearbeitet, ohne grundsätzliche Wandlungen zieht
folgenden Arbeiten
alle
hindiu'ch,
um
Die Bedeutung seiner Vergeltungslehre
Es
ist
wir- alle
die
dem Merkel
Wie
Zwar mag
es
erklärt
soll
und
und
rechtfertigt
unsrer Geschicke
nach Merkel hier gar nicht zu finden
dem Individuum von seinem beschränkten Standpunkt
scheinen, daß „das Leben des einzelnen in tausend Fällen zu
Ende
ein seiner Wirksamkeit entsprechendes Eesiütat sich hervorarbeitet."
Standpunkt der Menschheit
Denn
ausgeht:
von Verdienst und Schick-
Glauben an die gesetzmäßige Verkettung
mit imsrem
sein.
reinsten bei ihrer ersten
ewigen ehernen großen Gesetze, nach denen
Wunsch nach gerechter Ausgleichung
mit unsren Taten? Ein Widerspruch
i
menschliche Handlungen wägen
unseres Daseins Kreise vollenden müssen?
sich unser
sal
unserem Glauben an
am
uns
das große Welträtsel, von
"Wie verträgt sich die Tatsache, daß wir
richten, mit
tritt
der
in
Sti'aßburger Festgabe für Ihering zusammengefaßt vorgetragen zu werden,
Ausgestaltung entgegen.
durch
sich
sie
dann nochmals nach 25 Jahren
als eines
wenn
jede Erscheinung, auch
Ganzen
sie
ist alles,
was
geht,
aus
ehe
Aber vom
gescliieht, „gerecht".
der geistigen Sphäre angehört, weist auf
eine bestimmte Ursache hin, in welcher sie ihre Erklärung findet; weshalb wir
uns nicht beklagen dürfen, wenn „wir in den unverfälschten Kesultaten unserer
eigenen freien Wirksamkeit nns selbst begegnen."
Bei aller Anerkennung der Großartigkeit und Weite des Gedankens drängt
Frage auf:
sich sofort die
damit wirklich jener Widerspruch erklärt oder
Ist
ist
nicht vielmehr die Antithese stillschweigend dadurch beseitigt, daß der eine der
beiden Sätze, die zunächst doch
gestrichen wird?
Die Frage
als gleich berechtigt
lautet:
aufgestellt
wurden, wieder
mit welchem Kecht stellen wir
mäßigen Verlauf der Dinge Werte gegenüber?
dem
gesetz-
Merkels Antwort geht dahin:
mit keinem; wir haben uns mit der Anerkennung dessen was geschieht zu be-
Denn irgendwo
gnügen.
das was uns geschieht
sich das Kätsel,
lich die
in der Vergangenheit
sei es erfi-eulich
muß
der zureichende Grund für
oder unerfreulich
—
liegen.
So
löst
indem jenem „Wimsch nach gerechter Ausgleichimg" nachträg-
Berechtigung wieder bestritten und er lediglich unsrer beschränkten Ein-
1) Vgl.
—
besonders „Über vergeltende Gerechtigkeit" (18ü7), Abh. S. 1
14; „Zur Reform der
Abh. S. 130
147; „Über die Idee der Gerechtigkeit bei Schiller" (1870),
Strafgesetze" (1868),
Abh.
—
— 161;
—
„Über Akkonszenz und Dekreszenz des Strafrechts und deren Bedingungen"
290; „Lehrbuch des deutschen Strafrechts" (1889), S. 171
206; „Vergeltungsidee und Zweokgedanke im Sti-afrecht" (1892), Abh. 687— 723.
S.
(1873),
148
Abh.
S.
269
—
—
Kohl rausch: Über
sieht
in
den Weltenlauf auf
deskriptive
Keclinun]L;
was seinen zureiciienden (irund
281
und normative Elemente usw.
gesetzt
„ücrocht"
wird,
alles,
ist
was sich aus der Verf;anf,'enheit
hat,
„erklaren'" läßt.
Der Zusammenhang mit Merkels rechtsphilosophischer Grundlegung
der Begriff der Gerechtigkeit
ei-sichtlich:
soll
ebensowenig fähig sein wie der des Rechts; was wirklich
ist
auch der Begriff der Vergeltung
Wir machen
Querschnitt
einen
das „Recht" als
durcli
machen einen Längsschnitt und
Schicksal,
mag
es
den Fluß
ist,
gerecht
ist
des
Geschehens und sehen
den
konsti-uieren
der „Vergeltung" als
Begi'iff
des Prinzips von der Fortwii-kung aller Ursachen: jedes
den Menschen emporheben oder vernichten, hat seinen zuadäquat
stets
„Gute" empfängt seinen Lohn, das „Schlechte" empfängt seine
Dennoch kommt auch
zum
Merkel bisweilen
historisch -analytisch
Gerechtigkeit.
dann,
wenn
,,
er
ist
Aber auch
durch
bedürfnis nicht befriedigt,
,,
in der 'IVagödie der
Untergang dos Helden
und „Wunder"
ist,
Zufall''
vermittelt
sondern
Deshalb werde luiser Gerechtigkeits-
wenn Fiesco auf dem Steg
oder Franz Jloor etwa aus
dem Fenster
und
ausgleite
ins
Wasser
stürze, „weil es an der geforderten
inneren Kausalverbindung zwischen Verbrechen und
schiebt denn
Außerordentlich
Untersuchung über den Begriff der poetischen
die
„durch die natürliche Ordnung der Dinge".
falle
Das
hier findet er bei Merkels
Methode keine Befriedigung.
Gerecht" erscheint uns
nicht
ist.
Strafe.
hier der Trieb, aligemein gültige "Werte aufzustellen,
Diu-chbruch.
orientierter
dafür
charakteristisch
So
histori.sch konstatierender.
reichenden Grund in seinen Taten, denen es schließlich
bei
leicht
Ordnung gegebener Machtverhältnisse; und wir
die friedliche
die Veranschaulichung
Merkel ein rein
bei
ist
Bestimmung
einer inhaltlichen
Sti'afe
fehlen würde".
Ge-
aber nicht gerade nach Merkel alles mit Not^vendigkeit, also so
gut das von Schiller konstruierte, wie das hier von Merkel untei-stelltc Ende?
Das fühlt Merkel natürlich sehr wohl, und so
tragischen Dichter
stellt, in
knüpfung von Verbrechen
luid Strafe
zur Anschauung zu bringen habe."
lung an die vorherige bei
die Realität einer
Die.se
Formulierung
die
er
dem
moralischen Ordnung
ist
aber ohne Vermitt-
dem gesetzmäßigen Zusammenhang
bleibende Betrachtung angehängt.
Darstellung von
lautet die Aufgabe,
ihrer schließlichen Formulierung: „daß er in der Ver-
Eine nioralisciie Ordnung
Naturnotwendigkeiten zu
der gleiche Zwiespalt zwischen
der Dingo stehen
ist
veranschaulichen.
Normen und Naturgesetzen, auch
niemals durch
Auch
hier also
hier aber keine
Lösung, höchstens eine Verschleierung.
So
ist
es begreif licii.
geltungsbegriff
uu<l
daß die Beziehung zwischen dem ^lerkelschen Ver-
den Aufgaben
«ier
Strafjustiz
nicht
diejenige
ist,
die
wir
282
Kohl rausch: Üher
heilte
—
hat seinen
und normative Elemente usw.
Bei Merkel hat der Vergeltungsgedanke
suchen.
Bedeutung, zu konstatieren, daß wir strafen: der Verbrecher
Nebenmenschen und
nicht darüber beklagen,
gegen ihn
—
wie oben gezeigt
lediglich die
deskriptive
daß
Auch
reagiert.
„eine Verwirklichung
ihm
in
— er
die Gesamtheit geschädigt
der soziale Organismus in
darf sich
entsprechender Weise
die staatliche Strafgerechtigkeit ist
ihrem "Wesen nach
bisher besprochenen Gesetzes
einer beschränkten
des
in
Sphäre", die Besti'afung des Übeltäters ganz ebenso wie die poetische Vergeltung
„die natürliche und notwendige Frucht
„die bewußte Willkür
und
seines Wirkens".
des Gesetzgebers" den
Strafe vermittelt, ändert daran nichts.
Daß
hier scheinbar
Zusammenhang zwischen Schuld
Denn
in
Wahrheit
auch die Be-
ist
strafung der Verbrechen „eine in der objektiven Natur der menschlichen Dinge
begründete Erscheinung" (Abh.
—
8
S.
10), eine
Keaktion auf eine Aktion.
der Staat aiü eine in diesem Sinne vergeltende
Sti-af gerech tigkeit
Würde
verzichten, so
wäre das gleichbedeutend mit einer Verneinung seines „Willens zum Dasein".
„Die
Vergeltimg
staatliche
dauert" (Abh.
wird
daher dauern,
das
solange
staatliche
Eecht
S. 700).
So gehört für Merkel die Strafe zu den Formen der Selbstbejahung gegen-
über irgendeiner Verneinung der Geltimg unseres Willens (Abh.
staatliche
Strafe
im besonderen
natürlichen Verknüpfung von Ursache
Vergeltung".
An
und Wirkung
sich vollziehe sich diese
und
Strafe zu sinnlicher
Das
alles
nur dazu da,
„
die
sich von selbst
Auch
sei
begründende
Obrigkeit".
Zusammengehörigkeit
Anschauung zu bringen" (Abh.
kann von jedem Standpunkt
debatten zugegeben werden.
Die
Verknüpfung „auch ohne künstliches
und bewußtes Eingreifen einer mit dem Schwerte betrauten
staatliche Sti'afjustiz sei
S. 691).
„die im gesellschaftlichen Leben nach der
ist
S.
A'on
Die
Verbrechen
2891).
innerlialb der heutigen Kriminalisten-
die Fruchtbarkeit
des Merkeischen Ver-
geltimgsgedankens für seine tiefen Ausführungen über die Sti'afrechtsgeschichte
als
„Kommentar zur Entwicklungsgeschichte der Menschheit" (Abh.
wegs geleugnet.
wicklimgsgeschichtliche und
man kami
vielleicht
Merkel insofern
Ausläufer der Hegeischen Strafrechtsschule bezeichnen.
Anschauungsweise
leistet sie nichts
ist
und
nur
will sie
ein
ist
als
eine ent-
den letzten
Aber der Wert seiner
entwicklimgsgeschichtlicher;
wohl auch nichts
239) keines-
S.
Die Funktion des Merkeischen Vergeltungsbegriffs
kriminalijolitisch
leisten.
Die Strafe ist nach Merkel eine Ausgleichung des Verbrechens und seiner
Wirkungen, wie wir sie auch im Einzelfall entsprechend den zeitlich
bedingten Werturteilen und Zweckanschauungen ausgestalten mögen.
Aber Merkel ist weit entfernt von dem heute verbreiteten und bisweilen vergeblich
KohIrau8cli:
283
Über duskriptive und normative Elemcnto usw.
auf ihn gestützten Verlangen, daß dieser Gedanke der Ausgleichung im
geiatle
Einzelfidle für Strafmaß
und
Strafart das
regulative Prinzip abzugeben habe.
immer vollkommenere
In dieser Hinsicht fordert er vielmehr mit klaren Worten:
Verwerfung des „Prinzips des
rationellen Basis entbehrenden"
Beseitigung jedes Kachegedankens, ja sogar
Maßes
gleichen
(Abh.
S.
jeder
eines
als
146; vgl. auch
S.
Soweit die Strafe Vergeltung übt,
280).
nur durch „Beglaubigung der
Erfahrung dessen, der sich gegen
Ihre
Ausgestaltung aber
sie
aufgelehnt hat"
den Gesichtspunkten der Prävention.
die staatliche Reaktion
sie
es
(S.
147).
hat die Sti'afe zu finden unter Berücksichtigung
herrschenden sozial -ethischen und rechtlichen Werturteile
der im Volke
dem
soll
der moralischen Ordnung in dur iniifreu
Kealitiit
Die staatliche Vergeltung
nach
zunächst:
(d. h.
gegen das Verbrechen, die Strafe) hat „ihren Grund
in
Interesse des Vergeltenden an der Aufrechtcrhaltung seiner HeiTschaft, der
von ihm begründeten Ordnung und des AVohls seiner Schutzl)cfohleiien imd ihr
Maß
der Bedeutung der Übeltaten für diese Aufrechterhaltung,
in
wie sie in den herrschenden Anschauungen
So
ist
wie die Strafe Merkels.
bemessen
Daß
allen, die
dem Gesichtspunkt ausgleichender
Gerechtig-
wollen.
die Merkelsclic Lehre in die heutigen Gegensätze vielfach anders ein-
mag
gereiht wird,
die
Weise Zweckstrafe wie
Beide aber sind scharf geschieden von
die einzelne Strafe lediglich nach
keit
spiegelt" (Abh. S. 694).*
„Modernen", und die Strafe der letzteren in gleichem Sinne Vergeltungs-
die der
sti'afe
sicii
die Mcrkclsche Vergeltuugsstrafe in gleicher
zunächst ja auf einer gewissen Schärfe seiner Polemik gegen
„Modernen" beruhen.
Im wesentlichen
fi-eilich
hat es
daß Merkel selbst seine Stellung anders eingeschätzt hat,
Lehre geboten
lichen Gehalt seiner
ist.
den tieferen Grund,
als es
durch den sach-
Das aber hängt aufs engste zusammen
mit seiner oben besprochenen methodologischen Grundansciiauung.
Der Zwiespalt
zwischen seinem Trieb, Werturteile aufzustellen, und seiner theoretischen (inindüberzeugung, daß die Aufgabe der AVissenschaft lediglich darin besteht, kausal
zu erklären,
Nui- zu
lichen
iuit
die Klarheit gerade seiner Vergeltungslehre stark bcointrächtigt.
häufig verwischt sich ihm die Grenze zwischen
entwieklungsgcschicht-
Untersuchungen und solchen über den Wert des Gewordenen, zwischen
den Fragen, was die Strafe sub specie aotcrnitatis ist und wie
geber und Richter
1) Vßl.
dem
über Mi-rkuls
und dazu Li<-pmunn
a. a.
Kinzelfall
Fiir(li'ruii,i;un
U. S. 7()8ff.
anpassen soll: nur zu
im
(.•in/.eliiiMi
bi-soiidei-s
Alili.
liiiufig
sie
der Gesetz-
wird
8. l-15ff.,
auch
in
lüaff., Nl3ff.
Kohlrausch: Über
284
deskriptive
seiner Vergeltungslehre das „soll" allein
und normative Elemente usw.
aus
dem
„ist"
gefolgert.
Aber
es ist
bezeichnend, daß an diesem entscheidenden Punkt, der die Grenze bildet zwischen
kansal erklärenden
Untersuchungen
imd kriminalpolitischen Erörtenmgen,
Wendungen von
in
stets
die
tiefst
angelegten
auffallender Allgemeinheit
und Un-
bestimmtheit ausmünden.
So wird an dem Ergebnis festgehalten werden dürfen, daß es unberechtigt
ist,
die Strafrechtslehre
Forderung,
daß
die
Adolf Merkels ins Feld zu führen zur Unterstützung der
Strafe
Vergeltung auszugestalten
im
Einzelfalle
Selbst
sei.
nach dem Maßstabe ausgleichender
wenn Merkel
eine solche Forderung bis-
weilen leise andeutet, so widerspricht er ihr an anderen Stellen doch aufs deutlichste.
hinzielen.
Entscheidend aber
ist,
daß Merkels Gedankengänge gar nicht auf
Sein Vergeltungsbegriff
enthält
Vergeltungsidee aber, mit der heute gearbeitet wird,
den heutigen Anhängern der Vergeltungsstrafe
könnten uns zwar sagen,
sollen, so
ist
denen,
daß wir
die sich
sti-afen
deskriptive
lediglich
ist
vielfach
sollen,
Elemente,
eine normative.
Wenn
vorgehalten wird,
nicht aber,
wie wir
sie
die
sie
strafen
hierbei lediglich auf Merkel stützen, der weitersagt,
daß
wir strafen, nicht einmal aber, daß wir strafen sollen, noch viel weniger
also,
gehende Vorwurf zu machen,
wie wir strafen
sollen.
Wer
daß
ihr Vergeltungsgedanke
uns nur
das aus Merkeischen Gedankengängen folgern zu
können meint, dem eben wäre Kant entgegenzuhalten.
XII
DIE KANTISCHEN KATEGORIEN
UM)
DIK
BEHANDLUNG DER ANTIKEN GRAMMATHv
Dr.
O. 0. PROKF.SSOK
HKK
LUDWIG JEEP
KI.ASSIsrllEN
l'U 11.01.0(1 IE
AN
1)EK UNIVKHSIT.VT
KÖ.VIOSBF.Ra
Johann
das
Buche,
den
Albertusuniversität
Titel
„Versuch
einer
Graniniatologie für den akademischen Untenicht
führt und
in
und der inorgen-
Hasse, einst Professor der Theologie
Sprachen an der
ländischen
kleinen
Gottfried
in
Königsberg,
griechischen
hat
und
in
einem
lateinischen
und obere Klassen der Schulen"
Königsberg bei Nicolovius 1792 erschienen
ist,
unternommen, durch
Anlehnung an die Kantischen Kategorien die Behandlung der Griechischen und
Lateinischen Grammatik in eine systematische
Hasse
wai-
seit
dem Anfang
Form zu
bringen.
seines Aufenthaltes in Königsberg,
d. h.
vom
seiner eigenen
Jahre 1786 an, öfters mit Kant zusammen, in Kants Hause und in
Wohnung, ebenso am dritten Orte, und die letzten drei Jahre regelmäßig ein-
oder zweimal wöchentlich bis wenige Tage vor
dem Tode Kants Gast
des großen
ist von Hasse
Philosophen im vertrauten Kreise der Tischgenossen desselben. Es
dem Titel
unter
welches
berichtet,
Büchelchen
einem
in
Zeit
über diese
selbst
„Letzte
Äußerungen Kants von einem seiner Tischgenossen"
erschienen
in
Königsberg 1804
ist.
zu vermuten,
Unter diesen Umständen würde es an sich nicht fern liegen
wieder zu
Wort
dieses
um
Grammatologie
daß Kant auf den Versuch Hasses eine
könnte.
haben
gehabt
Einfluß
Weise
welcher
irgend
in
gebrauchen, zu begründen,
bekanntlich die humanistischen
Philosoph
große
weil
der
näher,
so
um
dies
Es liegt
dabei
Jugend besondere eifrig getrieben hatte. Und wenn auch
,
Studien in seiner
allerdings das
Latein hervorragend
bevorzugt worden war
und
die
Kenntnis.se
denen in der Römischen
Kants im Griechischen merklich zurücktraten gegenüber
diese letztere aUein das
für
Interesse
seinem
aus
auch
er
Literaturl, so hätte
gewonnen haben können.
machte,
Hasse
ihn
wie
Versuch,
einen
für
Interesse
Hasse nicht geltend
Dennoch hat sich ein deraiüger Einfluß Kants auf
gemacht
über ein solciies VerEinmal würde es Hasse nicht unteriassen haben,
dazu geliabt hätte.
Berechtigung
eine
er
falls
machen,
Mitteilung zu
hältnis
1) Vgl.
Arthur LudwicL,
Kai.L-,
lesungen), Königsberg 1899/1900.
Stollung
zum
Griechischen (vor
dem Verzeichnis der Vor-
Jeep: Die Kantisehen Kategorien und
288
Behandlung der antiken Grammatik.
die
Zweitens düiite wohl auch sonst eine Nachricht darüber irgendwo vorliegen, wenn
in seinen Gesprächen gelegentlich eingehender,
Kant über diese Sache wirklich
zu einem neuen Versuch anzuregen, gesprochen
mit der bestimmten Absicht,
haben
Eine Nachricht dieser Art
sollte.
Der Hauptgrund gegen
dem Unternehmen Hasses
Kants bei
liegt
Annahme
die
liegt
jedoch meines Wissens nicht vor.
irgend
direkten
einer
Mitwirkimg
aber für mich in der Unzulänglichkeit
der Hasseschen Ausführungen.
Zunächst sagt Hasse in § 2 „Sprechen imd Denken in Verbindung'' ganz
richtig:
und
„Sprechen und Denken
nur
erstens
letztern. ...
Sprechen so innig miteinander verwandt, so
Sprachen von
allen
Warum?
letztes
muß
es
Ist
auch
aber Denken imd
in
den gebildetsten
einen letzten Grund, von allen Regeln ein
Ei-scheinungen
geben, das nicht in der Willkürlichkeit der Sprache, sondern in
den Gesetzen des Denkens
liegt
mid
also
um
auch die Gesetze der Sprache" und,
„mithin gibt es
notwendig
§ 3 fährt Hasse fort:
forraen" übersclmebenen
also
miteinander verbunden;
auf das genaueste
ist
Ausdruck des
sinnlicher
ist.'-
Und
in
dem „Sprach-
„Die Gesetze des Denkens sind
andi-es Entbehrliches
Sprachformen, wie es Denkformeu
zu übergehen,
gibt."
„Diese Denkformen (Kategorien) auf Sprachformen (formae orationis) an-
gewandt, wüi-den nach Hasse so stehen, wie ich es wörtlich und genau gruppiert
unten wiedergebe.
Substanz, in der Sprache
Name
(nomen) eines Gegenstandes
—
Handlung (verbum, activiuu) oder Wirkung (passivum)
Verknüpfung des nominis und verbi (Personen luid
Gemeinschaft
Ursache,
Relation
—
Partikeln)
—
Einheit
Vielheit
Quantität
Allheit
Dasein
Modalität
numerus
—
—
—
—
—
singularis
pluralis
(infinitivus) [so!]
indicativus
Möglichkeit
—
Notwendigkeit
couiunctivus
—
imperativus
— positivus
Negation — —
^
Limitation — —
Realität
Qualität
^.
Dazu kommen
Raiuu
—
in
.
die
'i
}
}
Formen der
,
...
gradus comparationis.
Sinnlichkeit
den Sprachen werden die Bestimmungen des Orts, ich sende,
ich gehe dahin, ich bin da, allenthalben angeknüpft.
Zeit
—
tempora.
Soweit Hasse.
Jeep: Die Kantischen Kategorien und
Die Unzulänp:liclikcit
Hand und
iiml
was Hasse sich vorgesetzt
pai-s
die fast
dem
indem
Singularis
der
125 mit schaiien Worten auf jene
um
er,
von
andern
Dingen
und
als
abzusehen,
der Allheit
Pluralis unter der Quantität hervorhebt, ferner
noch unglaublichere Anreihungdes gradus comparationis an die Negation und
und endlich
Limitation unter der Qualität
Raum und
fügung von
An
gehabt.
jiuf
Buche „de emendundu
besonders die geradezu unglaubliche Verbindung des infinitivus,
entsprechend, mit
liegt
Schon Gottfried
erweisen.
prima", Leipzig 1801, in welchem er dasselbe,
hatte, anstiebte, 8.
hingewiesen,
Unzulänglichkeit
obiger Aufstellung
dieselbe zu
klassische Philologe, hat in seinem
grammaticae
ratione graecae
um
289^
BehandluDK der antiken Grammatik.
riiric'liti;;kcit
es bedarf keines Wortes,
Hermann, der berühmte
die
die hier sinnlose, nachträgliche
Zeit mit den kindlichen Zusätzen zu
dem erstem
HinzuBegriff.
einer derartig mangelhaften Deduktion hat Kant gewiß keinen Anteil
Und wie unsicher und unbehaglich
Paragraphen
mitgeteilten
ganzen Paragraphen
gefühlt,
(§ 3)
Klammern
in
[
]
dem von mir
sich Hasse selbst bei
geht
wohl
daraus
henor, daß er den
eingeschlossen hat, durch welche er, wie er
naiverweise in seiner Voirede gesagt hat, anzeigen wollte, daß derselbe, gleich
andern, die so eingeklammert seien, wegbleiben könnte, ohne daß der Zusammen-
hang seines Buches gestört würde.
In diesem Falle
unternimmt, „eine
ist
das aber der Paragraph, in
Anwendung
dem
er gerade den A'eisuch
der Kantischen Philosophie auf das Sprach-Studium
dem ganzen
zu machen ".1
Man
braucht sich daher nicht zu wundern, daß in
Buche Hasses
sich
auch nicht die geringste Spur einer Durchführung jenes
Versuchs in der Anordnung des grammatischen Stoffes
Es würde auch wohl
sein,
wenn
sich
angenommen
findet.
die ganze Sache bald gänzlich in Vergessenheit geraten
nicht Gottfried
Hermann
in
dem angeführten Buche
derselben
hätte.
Schon der Glanz seines Namens mußte dazu beitragen,
ilali
Wii'der-
die
aufnahme des Hasseschen Versuchs allgemeinere Beachtung fand, zumal
damals noch Kant
(ielehrter,
am Leben
war.
Außerdem war
wie Gottfried Hermann, soweit
ja
auch
es selbstvei-ständlich, daß ein
es die Philologie anging,
den unzuläng-
lichen Dilettantismus eines Hasse vermied.
Hermann
u. a.
stellte
sich prinzipiell auf den Standpunkt Ha.sses.
0. S. 127 klar mit
1)
Die ganze Stelle
den Worten aus: Idem enim, quod
lautet:
„Wie d>T Versuch,
oino
illi
Er sprach
fuit,
ilies
mihi i|UO(|ue
Anwondung der KautLschen
Pliilosopliie
auf das Sprach-Studium zu niachi'ii, ausuffallen üvy'f möKi-n Kenner bourtheilen. Ich selbst le^o
ihn &chüchtern dar; wicwuhl diese linindsiitzo, auch mit Wi-glassiing der in ( ] geschlossi-nen §§
Ziuiammenbang
behalt<Mi."
l'.t
290
Jeep: Die Kantischen Kategorien und
consilium
Behandlung der antiken Grammatik.
Graecae lingiiae rationem ex
ut
est,
die
elementa sunt ac fimdameuta, repetam atque
iis,
quae omniiim linguanun
explanem.
qua re
In
sane
est
philosophia opus, sed absiut a nobis partium studia, unde nihil, nisi dissensiones
de
contentionesque
postulare
notionum
nasci
inutilibus
animo
omnem
ante
unum
Illud
solent.
categoriarum, quae
iit
informatae
quibus
liceat,
rebus
videmur,
nobis
iure
nostro
partitionibus
-vocantur,
experientiam
uti
formaeque
leges
intelliguntur.
Die Anwendung dieses Standpunktes aui cüe Darstellung der Grammatik
ist
ein wesentlich anderer als wie dies sich Hasse gedacht hatte.
Es genügt,
hier
nur kurz das Hauptsächlichste der Hermannschen Ent-
wicklung anzuführen.
Hermann
geht
S.
127
davon aus, daß jede Aussage aus den drei Teilen
f.
und Kopula bestehe, und daß diesen Teilen entsprechend
Subjekt, Prädikat
nomen, particula (worunter
drei partes orationis gebe,
indicatur conditio, quae per se nidla est, nisi
adverbia, interiectiones, praepositiones
Überall
Beim nomen
zeigen
sich
nach
133
tiitt
die
S.
Genus desselben,
ihre drei
Formen
hervor
im Kasus,
mag wegen
Hermanns eigenen Worten
est,
im Numerus,
die Modalität in
(S.
eigentümlichen
seiner
Itaque
vel limitationem.
quäle praedicatum esse debeat,
nomina
Allheit,
und
Entwicklung mit
cum
QuaUtatem notionum
subiectis
nominum
qualitas
vel
affirmationem,
est vel
posita
Itaque masculinum genus
masculina
accessionem
huius
in
Id quidem
ex ipsa nominum notione non potest
Sed suppeditavit hoc experientia.
teneat,
und
Qualität
accessione, vel in deti-actione, vel in limitatione praedicati alicuius.
locum
im
i
136 f. angeführt werden: Sed, quod supra dictum
S.
dicunt philosophi consociationis praedicatorum
vel negationem,
150)
Qualität
die
den Personen,
134), Einheit, Vielheit
notandae inservire genus, id est huiusmodi.
qualitati
(S.
und verbum.
versteht),
zum Ausdruck kommende
über die im nomen
lu'teilt,
auch
Auffassung die Kantischen Kategorien.
seiner
Natüi'Kch erscheint dann im numerus
Was Hermann
aUcui assignetur," d.h.
und coniunctiones
Quantität
die Relation
si rei
es
er die „praedicati nota, qua
intelligi.
quum ubique primum
praedicati
significabunt;
feminina autem, ut masculino generi contraria, detractionem eins; neutra deuiquo
ut quae neutrum
1)
Über
honun
diese sagt
sint,
Hermann
propterea non poterit, quia
nitiil
limitationem generis indicabunt.
S.
148: „prima quidem
accessione praeditum necessario cogitemus.
quia nihil potest antea
fuerit.
Remanet
(seil,
persona) nominibus per se contineri
caussae est, quare omnino aliquod subiectum praedicati alicuius
tamquam possibUe
Secunda autem persona non magis poterit adhiberi,
quam vere aUqua eitis notitia animo impressa
cogitari,
igitur necessario tertia persona,
qua aliquid vere
cogitari indicatur."
Jeep: Die Kantischcn Kategorien und
Ebenso fassen wir das über
Arten der Relation beim nomen Gesagte,
die
Hermanns eigenen Worten
soweit es nötig erscheint, mit
291
Behandlung der antiken Grammatik.
die
S.
147 f. zusammen: ,,Sed
relationis
notionum modos; primum inhaerentiae, cuius sunt
partes substantia et accidens,
casusque genitivus et accusativus; secundum con-
tres
posuimus supra
se(|uutionis,
quam
ad
caussa et effectus pertinent, et casus ablativus ac dativus
tertium deniquo comnuinionis, quae continetur
totumque
conspirationc
assignarunt
Quod tantum
caussara eins
rei
Nam
iudagare
plures notiones in
si
ut
abcst,
voluorit,
unam
mirum
darum
coguntur,
Ea
notiones unius vicem notionis sustinere.
videri
in
ununi quiddara
casum linguae
nulluni
cuiquam debeat,
qui
ut,
ac necessario factum fateri cogatur.
recte
supra commemoravimus, et possit et debeat
aliquo casu exprimcretur, quin hie ipse
mutua partium
Huic vero
coniunctione.
et
vero
facta coniunctione istas
est,
quum
flecti, fieri
non
per casus
posset,
illos,
communionis casus simul etiam
oasibus esset flectendus, casusque in casu reporirentur.
quos
communio
si
reliquis
Recte igitur tantae caussa
vitandae incommoditatis particulas eas, quae coniunctiones vocantur, ad comnni-
Quarum coniunctionum usu hoc
uionem designandam linguae adhibueriint.
citur,
notiones
ut plures
in
unam
quo singula quaeque notio,
tractari queant.
Romanus, nuda indicatur
et
notitiis:
cuius
si
aliae
relationis
relationes
sine
coactae
quum
Sic
expers
difficultatc
ulla
effi-
eodem modo,
dicitur senatiis populitsqiie
notio coniuncta e duabus
significandae sunt,
casus adliibentur
aliis
alii,
ut,
senatum populumque Romannm, senalui populoque Romano:^
Noch eigentümlicher
ist
die
dazu Anm.) in ihrer Dreiteilung
est,
Entwicklung der Modalität
hinsiclitlicii
des
Nomens
(S.
(cf.
oben
148).
S.
290 und
„demonstratum
hanc esse propriam personarum vim, ut subiectimi, de quo quis loquitur,
aut ut vere exstans ponant, quae tertiae personae natura est, aut,
possit
exstare,
sumant, quod secundae personae
est officium,
tamquam quod
aut denique ut
necessario exstans cogitare iubeant, quae primae personae ratio est"*
Nicht minder eigentümlich hat
S.
Hermann
290) den Kantischen Kategorien anzupassen
die sogenannten Partikeln
(cf.
oben
versuciit.
Die Interjektionen sollen das Verhältnis der Quantität 2, die Adverbien das
1) Cf. S. 1 19:
quatcnus tu dicitur, non exstat sine cogitatione alterius, sed huius cogitationi
Possibilia enim .>!unt, quae exstant tantum in cogitatione
vocamus ego, is pariter non, ut quem dicimus Mejcamlnim sino cogitaüone
illud debet, ut exstet, id est, possibilis est.
nostra.
Quem autem
nostia exstat, sed quia
cum
cogitamus, 00
ii)so
exstat, qui cogitaro sc non posset, nisi exstaret
Id est, necessario exstat.
150 folgende Begründung: „occurrit hoc genus
animi humani affectionibus, quibus commoti quum in vocem aliquam certa
affectionom indicamus, ut &,
notiono carontem enirapimu.s, simul et modum affectiouis et ipsam
quod
<piO, toü.
Quo fit, ut huiusmodi voces sinu aliorum auxilio vocabuiorum intolligi queant,
2) Diese überrascliendo Auffassung findet S.
conditionis
in
ipsis
19»
292
Jeep: Die Kantisohen Kategorien und
die
Behandlung der antiken Grammatik.
der Qualität, die Präpositionen das der Relation und die Konjunktionen das der
zum Ausdruck
Modalität
Beim Verbum
bringen.
Nomen, wieder
erscheint die Quantität natttrlicli, wie beim
im Numerus, während sich
den genera verbi das Verhältnis der Qualität, in
in
den Tempora die Relation, in den Modi endlich die Modalität ausspricht.
Ich unterlasse es weiter auseinanderzusetzen,
wie von G. Hermann auch
beim Yerbum innerhalb der angeführten Verhältnisse und ihren angenommenen
Erscheinungen Unterabteilungen in dem Sinne der Kantischen Kategorien konsind,
struiert
Aus demselben Grimde übergehe
imd Besprechungen, welche nur
Wir sehen auch
der Grammatik
—
Hermanns nicht
dies zur Beurteilung des ganzen Versuches
weil
notwendig erscheint.
so
ich auch alle Gliederungen
ein philologisches Interesse beanspruchen können.
hinlänglich genau,
Hermann
wie G.
zunächst das der grichischen Grammatik
das Lehrgebäude
—
den Kantischen
Kategorien hat anpassen w^ollen.
Indem Hermann, wie auch Hasse, an
Gesetze des menschlichen Denkens,
gebunden
sind,
sich ganz richtig
an welche
der Sprache sich geltend machen,
in
annahmen, daß
die
Menschen ohne Ausnahme
alle
begingen
sie
andrerseits
einen Irrtimi darin, daß sie jene Gesetze zunächst in den einzelnen Redeteilen,
die das Altertum schon gefunden,
Es
ist
menschliche
und deren Formen
natürlich selbstverständlich,
Sprache
hervorbringt,
suchten.
daß die einzelnen Wörter, welche die
nur Dinge
und Vorstellungen
bezeichnen
können, welche im Bereiche des menschlichen Auffassungsvermögens liegen. Aber
das Wort, durch welches irgend etwas benannt oder bezeichnet wird, an sich
bietet zunächst
die
richtige
nur Material zur Verständigung durch die Sprache.
Verbindung mit andern zum Satze gewinnt
Nur durch
es seine logischen Be-
Ein Urteil oder eine Aussage kann das einzelne Wort nicht aus-
ziehungen.
— wenn es nicht unter Voraussetzung selbsts'erständHcher Ergänzungen
gesprochen wird — und es können sich daher in einem solchen auch nicht die
sprechen
•
Gesetze der Denkformen, wie in einem Satze, geltend machen, so wenig in
einzelnen Tone die Gesetze
die aus einer folgerichtigen
Es
zählen
ist
ist
ita
Verbindung einzelner Töne
est in
nomen
Wege
und ob mehr oder weniger Wörter gleicher Art vorhanden
reliquia
immer nur
adiun"atui\
ein alleinstehendes
paiticularum generibus,
quantitatis, id est rei, euius sit illa,
rei
entsteht, ihre
quam
Wort
dem
der Melodie,
dabei gleichgültig, zu welcher Klasse von Redeteilen ein
jeder Redeteil für sich
non
zum Ausdruck kommen können, welche
weisen.
Wort zu
sind,
da
ist.
quae quia non inclusam in se habent notitiam
significant, conditio,
non possunt
intelligi, nisi alicuius
Jeep: Die Kantischen Kategorien und
Daher geht es auch nicht an
,
Hennann
G.
293
Behandlung der antiken Grammatik.
die
seinem Vorgehen zu folgen.
in
Will man. wie er es getan hat, die \Vortidassen
in
die Kantischen
Denk-
formen pressen, so kann das nach dem Oesagten auch nicht einmal mit einer
gewissen Gewalttätigkeit gelingen und es hat infolgedessen ein solcher Versuch
auch keinen "Wert;
es
nur ein nutzloses Schematisieren und Konstruieren,
ist
gar nicht dazu geeignet, die Behandlung der Grammatik zu einem festen System
zu führen oder auf
Es
ist
dem Wege dahin zu
nicht unmöglich, daß G.
fördern.
Hermann
später selbst zu empfinden
dies
Wenigstens hat er seine Absicht, in einem zweiten Bande, die Synta.\
begann.
der von ihm in der Behandlung der Redeteile angewandten Weise
in
handeln, nicht ausgeführt.
Und doch wäre
Sein
Buch
die Syntax gerade
zu be-
nur eine .pars prima' geblieben.
ist stets
das Gebiet gewesen, auf
dem
wenn
er,
er
überhaupt wollte, hätte versuchen müssen, die Kategorien unseres Denkens
es
mit der Behandlung der Grammatik in Verbindung zu bringen.
Allerdings würde G.
Hermann
hier ebensowenig zu
gelangt sein.
Die
Mit Recht hat
Brugmann im Hinblick
historische
leitung zu seiner Griechischen
Sprachforschung hat
uns
Grammatik gesagt: ,.0b
die
Wege
gezeigt.
in der Ein-
die sprachlichen
Vorgänge
muß dem Grammatiker
solchem gleichgültig sein; er hat nur zu fragen: wie
An
erstrebten Ziele
Hermanns Versuch
auf G.
mit den Gesetzen der Logik harmonieren oder nicht,
nung überhaupt möglich gewesen?
dem
andere
ist
als
diese oder jene Erschei-
der logischen Betrachtungs-
Stelle
weise hat die psychologische zu treten."
Ü^brigens
„longe
omnium
war
sich
G.
Hermann wohl bewußt
difficillimam partem" der von
sich habe, als er die „pai-s
prima" derselben ei-scheinen
schaffen wollte, ,,quae vere syntaxis dici mereatur
tamquam
ut
(S.
XIII),
daß er jedenfalls
ihm unternommenen Arbeit noch vor
...
in
ließ, falls er eine
o fontibus suis singula constructionum genera repeti possint."
Es kann merkwürdig erscheinen, daß G. Hennann nicht
selbst
vor
kanntmachung seines Buches zu der Erkenntnis seines IiTtums gelangt
es
doch schließlich nicht so schwer war.
ziehen, daß in
fach für alle möglichen Aufgaben eine
welche
man
man
1)
muß
Be-
da
dabei in Betracht
man
aus dieser Philosophie wohl viel-
Lösung glaubte erwarten zu dürfen', auf
bisher vergebens gehofft hatte, und es da leicht geschehen konnte,
bei
Cf. G.
Jedoch man
ist,
der Zeit, in welcher die Kantische Philosophie eine neue Ära
der menschlichen Erkenntnis inaugurierte,
daß
Syntax
(|uosdam locos describenda,
solchen
Hermann
.S.
Erwartungen gelegentlich
12-1.
zu
sanguinisch
war.
Auch
294
G.
Jeep: Die Kantischen Kategorien
Hermann
Behandlung der antiken Grammatik.
überwältigt für
sozusagen
seinem Streben,
und
annahm,
selbstverständlich
als
der Allhelferin
würde auch ihn
sie
abschließendes System der Grammatik zu finden,
ein
imbefangen genug prüfend und
so, nicht
zum
Philologen
Erkenntnis
die
imd der Ent-
des "Wesens
wicklung der Sprache, zu welcher die spätere Zeit diu'chgedrungen
um
zur Seite stand,
stand,
Teil in
Es kommt hinzu, daß, wie ich schon oben be-
hineinkoustruierte.
dem berühmten
rührte,
in
richtig
System nicht
lu'teilend, sein
aus den Kantischen Kategorien logisch herleitete, sondern diese
dasselbe
und
scheint es so gegangen zu sein, daß er, der sonst so scharf
denkende Kopf, von der Kantischen Philosophie
nüchtern
leiten,
iind die
Auch
ihn vor IiTtum zu schützen.
nicht
ist,
ist vielleicht
Um-
der
daß ihm die Anregung zu seinem Versuche unmittelbar aus dem Kreise
des großen Philosophen zufloß,
nicht
ohne Einfluß auf die Zuversicht seiner
Anschauung gewesen.
Der Versuch
mehr
wegen seines
lich
G.
in Vergessenheit
Hermanns
allmählich
ist
weiteren Kreisen
in
mehr und
gekommen, wenn derselbe auch, wie angeführt,
gelegent-
im allgemeinen noch im Vorüber-
prinzipiellen Standpimttes
gehen beilihrt wird.
Ich habe es daher nicht
die
Griuidzüge
hoffen wage, daß diese
untunlich erachtet, hier auf die Genesis und
füi-
der A\isführuug
desselben
erneut
Hin Weisung manchem für
hinzuweisen,
die
indem ich zu
Beziehungen der Kantischen
Philosophie Interessierten gelegen sein dürfte.
Zum
Schluß füge ich noch hinzu, daß zirfäUigenveise in demselben Jahre
G.Hermanns oben
1801, iu welchem
einer „Sprachlehre'"
1803
—
behandeltes
Buch
von Adolf Ferdinand Bemhardi
—
erschien,
der erste Teil
der zweite Teü
folgte
veröffentlicht wurde.
Ob
welches
dieses Fr.
in
August
dem Lehrer
"Wolf,
des Verfassers, gewidmete Buch,
imgemeiner Breite auf spekulativem Wege imter Bezug auf die
Kantischen Kategorien ^ das Gebäude einer Sprachlehre aufzubauen, unternahm,
gleichfalls
durch
Von Kantischem
Hasse
„Keine Sprachlehre" (Bd.
Über
angeregt
worden
ist,
Einflüsse zeugt offenbar auch
I)
und
in
vermag ich nicht
die
Teüimg
„Angewandte Spraclüehre"'
die sprachphilosopliischen Deduktionen dieses
hier kein weiteres
ürteü;
einen Einfluß
hat
es
aber
(Bd.
z.
B. namentlich Bd. I
S. 135.
TeUe
II).
Wortes erlaube ich mir
auf
die Gestaltung
Grammatik, soweit ich es zu sehen vermag, -wolü niemals erhalten.
1) Vgl.
festzustellen.
in die beiden
der
XllI
DIE SYNERGIE
VON AKKOMMODATION
UND PÜPILLENREAKTION
Dr.
OTTO WEISS
PRTVATDOZENTKN DES PHYSIOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT KÖXIGSBERO
MIT
(AUS
3
FIOUREN
DEM rnYSIOLOGISCHEN INSTITUT ZU KÖNIGSBERG
i.
PR.)
I
Einleitung.
Lehre von den transzendenüileu Formen des Anschauens und Denkens,
Die
welche unsere Vorstellungen sich notwendig fügen, bildet ohne Zweifel das
Zu dieser Erkenntnis führen
größte Verdienst Kants um die Naturwissenschaft.
in
auch die Untersuchungen auf
Johannes Müller
in
dem
dem
Gebiete der Sinnesphysiologie, wie sie von
Gesetz von
der spezifischen Energie
der Sinnes-
nerven ausgedrückt sind.
daß die Erregung einer sensiblen NeiTenfaser stets
gleichgültig, welcher Art der Reiz war,
Dieses Gesetz sagt,
dieselbe
Empfindung hervomift, ganz
der die Faser
Solche
erregte.
Erregungen peripherer sensibler Nenenfasem
passiert haben,
gelangen, nachdem sie verschiedene Stationen von Ganglienzellen
rätselhafter "Weise
in
materiellen
dem
aus
wird
Hier
Großhirns.
des
zur Kinde
das psychische Geschehen.
nun nach dem MüUerschen Gesetz annehmen, daß durch die
HimErregung einer peripheren sensiblen Faser schließlich immer dieselbe
dem
mit
müßte
So
werde.
erregt
rindenzelle oder derselbe Zellenkomple.x
Man
sollte
Zugrundegehen
dieser
Empfindungen durch
ist
auch
später
in
zugehörigen
die
auch
Kindeneleraente
die
Au.slösung
Reizung der peripheren Faser unmögUch werden.
von
Dies
der Fall;
der ersten Zeit nach der Zerstörung solcher Rindenzellon
können sich die Empfindungen wieder
zerstörten Zellen etwa neugcbiJdet wiüen.
getreten sein.
Die hieraus sich ergebende
zentralen Nervensystems
ist
und zwar ohne daß die
herstellen,
Es müssen
also
andere für
sie
ungememe Umbildungsfähigkeit
ein-
des
durch zahlreiche Versuche bewiesen.
ebenfalls diese
Die im folgenden mitzuteilenden Untersuchungen illustrieren
motorischem
auf
sondern
sensiblem,
Umbildungsfähigkoit, freilich nicht auf
Gebiete.
nieBewegungsimpulse, welche durch den Willen ausgelöst werden, setzen
solchen:
von
Komplexe
immer
.sondern
Aktion,
Muskelfa.sern in
mals einzelne
ganze Mu.skeln oder Muskclgi-uppen.
Es kommt auch
v<.r,
daß
a.if
einen Willens-
'Weiß: Die Synergie von Aktommodation und Pupüienreaktion.
298
sehr verschiedenartige Bewegimgsformen zugleich erfolgen.
impiüs hin
Dieses
Zusammenwirken nennt man Syuergie von Bewegungen.
So treten, wenn
läßt,
äpfel,
2.
man den
Bewegungen
drei
ein:
Blick von fernen zu nahen Gegenständen schweifen
Kontraktion der Bewegungsmuskeln
1.
der Akkommodatiousmuskeln,
Konti-aktion
3.
der Aug-
Kontraktion
der
Iris-
schließmuskeln.
Mit dem Zusammenhange
dieser
drei
Bewegungen
beschäftigt
die
sich
folgende Untersuchung.
sind nur zwei durch den
Yon ihnen
Wüleu
auslösbar: die Kontraktion der
Bewegungsmuskeln der Augäpfel ohne weiteres und
muskeln nach einiger Übung.
Zunächst
Die Irismuskulatur
ist
die
der Akkommodations-
dem Wüleu
völlig entzogen.
zu untersuchen, welcher der beiden willkürlichen Bewegungen
ist
die Pupillenreaktion assoziiert ist
Der Konvergenzimpuls
Man weiß
Rolle.
spielt in
dem Bewegungskomplex
eine dominierende
langem, daß sowohl die Akkommodation wie die PupiUen-
seit
reaktion unwillkürlich mit der Konvergenz erfolgen.
Es
daher noch zu entscheiden, ob auch mit einer willkürlichen Akkom-
ist
modatiousbewegung eine Pupülenreaktion verknüpft
ist
Diese Frage hat nicht immer die gleiche Beantwortung gefunden.
Literatur.
n.
Weber
E. H.
Gesichtslinien
änderte.
fand im Jahre 1851,
1
PupiUenweite
die
Diese wiirden
Konkavgläsem vor
die
Zu demselben
diirch
sich
bei
daß bei konstanter Konvergenz der
Akkommodationsbewegungen
nicht
abwechselndes Yorschalten von Konvex- und
Augen erzeugt
Eesultat
kam Lyder Borthen-, welcher
bei
konstanter
Konvergenz von geringem Betrage durch Yorschalten von Konkavgläsem vor ein
Auge, dieses zu stärkerer Akkommodation zwang.
Dagegen kamen Gramer^ und nach ihm de Ruyter* imd Donders^ unter
Anwendung
1)
der YTeberschen Methodik zu einem entgegengesetzten Eesultat
De motu
iridis.
Leipzig 1851.
2) Klinische Monatsblätter für Angenheilfamde 1892.
3)
Gt
4)
De
S. 127.
nach Tervoort
actione Atropae Belladonnae ad Lridem.
5) Ondeixoekingen Physiolog. Labor.
1853.
Ttrecht 1853/54.
20.
S.
620.
WeiO: Die Synergie von AUcommodation und
Femer
stets
beobachtete
Donders
bei willkürlicher
299
Pupillenrcaktion.
Akkommodationsvermehrung
eine Verengerung der Pupille, auch bei konstanter Konvergenz.
Dasselbe sah A.
Auch
Graefe*
v.
Lähmung
bei
Bewegungsmuskeln der Bulbi.
aller
Hering* macht entsprechende Angaben.
E.
Auge einen Schirm mit
Richtung einer Gesichtslinie
Loche wurde noch
ein
Er brachte vor jedem
einem feinen Loch so an, das jedes Loch
je
gleiches
in
die
Über dem einen und unter dem anderen
fiel.
angebracht,
.so
daß die Versuchsperson
drei
übereinander befinrlJiche Löcher sah, von denen das mittlere durch binokulare
anderen
beiden
der
Verschmelzung
entstand.
Willkürliche
Änderungen der
Akkommodation zeigten nun eine
Verkleinerung sowohl des oberen
als
Der
auch des unteren Loches.
Grund hierfür
in einer
liegt
Hering
nach
Verengerung der Pupillen.
Im Jahre
1899
Ver-
hat
voort» die Frage aufs neue geprüft
und
zu
ist
gekommen,
daß
dem
Resultat
Akkommodation
und Pupillenreaktion nicht synergisch erfolgen.
Seine Methodik war folgende
(Fig. I):
Den Enden zweier
sich
kreuzender Stäbe wurde ein Abstand gegeben, welcher der Pupillardistanz
war.
beider
Augen
gleicli
'
Der Kreuzungswinkel beider Stäbe war
sich bei
C und
Sehachsen
betrachtet wurden.
Sie erschienen wie
A
und
.4,
Auch wenn
Ophthato.
2) Die Lehre
3) Arch.
f.
Dreieck.
die
die Bilder zwischen
verschoben wurden, zeigte sich das Gleiche.
f.
ein
wurden
M befanden
M gekreuzten
Stäbe
Durch sym-
Augen gezwungen,
Konvergenz Akkommodationsbewegungen zu machen. Die Pupillen-
weite blieb hierbei konstant
1) .Arch.
dem Konvergenzwinkel der
C, zwei gleiche Figuren (Dreiecke), welche mit in
metrische Verschiebung beider nach
bei konstanter
gleich
vom Kreuzungspunkte der
In gleichem Abstände
Augenachsen.
vom
Bd. H.
2.
8.
299.
binokularen Sehen.
Ophth*lm.
Bd.
XLLX.
Leipzig 1868.
8. 348.
M
und den Augen
300
"Weiß: Die Synergie von Akkommodation und Pupillenreaktion.
Marina^ wieder
In neuester Zeit endlich hat
Er schloß
und Pupillenreaktion seien synergisch.
bei denen die Musculi recti internus
Akkommodation
beliauptet,
dies aus
Versuchen an Affen,
und externus kreuzweis an
Hier
gehörigen lusertionspunkte vernäht waren.
trat,
nachdem
die nicht zu-
die Tiere wieder
normale Augenbewegungen machen gelernt hatten, bei Konvergenz auch PupUlenverengeruug
Marina
ein.
erklärt diese für der
Kritik der Literatur.
III.
Gegen
Versuche von
die
Akkommodation synergisch.
Weber
Donders
hat
geltend gemacht, daß schon
durch bloßes Verschalten von Gläsern vor die Augen die Pupillen sich erweitem.
Hierdurch könne eine der Akkommodation synergische Pupillenverengerung kompensiert werden.
Immerhin
sich
bleibt die
Mögliclikcit bestehen,
Weber
daß ein Forsclier wie
gegen so nahe liegende Einwände durch Konti-ollversuche geschützt
Ob
Gramer,
den Versuchen von
in
de Ruyter,
Donders,
hat.
Hering
unbemerkte Konvergenzbewegungen Einfluß auf die Pupille hatten, wie Vervoort
annimmt,
nicht sicher.
ist ebenfalls
Ein anderer Faktor, welcher
berücksichtigt
ist,
ist
den bisher erwähnten Versuchen nicht
in
die Beeinflussung der Pupille durch
Konvergenzimpulse,
welche durch Hemmungsimpulse für die intendierte Konvergenzbewegung annulliert
Gelegentlich anderer Untersuchungen ^ habe ich darauf aufmerksam
werden.
gemacht,
daß
auch die bloß intendierte Konvergenzbewegung Akkommodation
und Pupillenreaktion im Gefolge
Die Versuchsresultate von
hat.
v.
Graefe
sind
Aus diesem Grunde würden auch Beobachtungen
sicher hierdurch zu erklären.
an Einäugigen nichts für die Frage aussagen können.
Gegen
die
Versuche von Vervoort
Konvergenz der Sehachsen
Wenn
jedes
ist
einzuwenden, daß
zwei Momente eine Bewegung beeinflussen und
dieser beiden
sie bei
zu starker
angestellt sind.
kennen lernen
will,
so
ist
es
man
zweckmäßig,
die
Wirkung
das zu unter-
suchende Moment möglichst groß und das andere möglichst klein zu machen.
Die Verengerung der Pupille bei Konvergenz der Sehachsen
Zeit sicher bekannt.
1) Zentralblatt
2) 0.
Weiß,
Wenn man
für Neurologie.
Aroh.
f.
d. ges.
also
1902.
S.
Physiologie.
ist seit
langer
den Einfluß der Akkommodation auf die
980.
Bd. 88.
S. 79.
Weiß: Die Synergie von Akkommodation und
rupillo
untersuchen
so
will,
muß mau
liie
301
Pnpillonroaktion.
Konvergenz möglichst
klein
,
die
Änderungen der Akkommodation möglichst groß machen.
In den
Vervoortschen' Versuchen betrug
bei einer
24" die Akkommodationsänderung S'/d Dioptrien, bei 19"
Konvergenz- von etwa
2%
D-,
bei T> l*/« Ü.
Ks wäre möglich, daß bei den hier vorliegenden Konvergenzgraden die Fupillenbeeinflussung durch die Konvergenz so dominierte, daß die genannten
modationsgrößen nicht mehr wirksam sein konnten.
mit bloßem
Auge beobachtet wurde,
Dazu kommt, daß
also eventuell sehr feine
Akkom-
die Pupille
Änderungen
ihrer
Weite der Beobachtung entgehen konnten.
Die Bedenken gegen
Marinas
Meine
diese
IV.
eigenen
auf
Schlüsse werden später mitgeteilt werden.
Eigene Versuche.
Frage
gemeinschaftlich mit Herrn stud. med.
Dr.
Oildemeister
gerichteten
Untersuchungen
Ernst Wlotzka
an.
stellte
ich
Herr Privatdozent
unterstützte uns dabei in lieben.swürdiger Weise.
Fig. 11
Bei den Versuchen schüty^ten wir uns gegen die erwähnten Einwände.
Die
Änderungen der Akkommodation waren möglichst ausgiebig und der Konvergenzwinkel der Gcsichtslinien
möglichst klein.
sicher erkennen zu können,
Die Versuchsanordnung war so
1)
2)
Um
Änderungen der Pupillenweite
wurde diese an einem Maßstab gemessen.
(Fig. H):
Die Versuche Vervoorts wurden von uns mit seiner Methodik nachgeprüft und bestätigt.
Die Angabe des Konvergenzwinkels kann nicht genau erfolgen, weil bei Vervoort die
Pupillardistanz nicht angegeben
ist.
302
Weiß: Die Synergie von Akkommodation und
Die Seliachsen konvergierten
waren auf Glasplatten gemalt.
linie
In
war.
möglichster
wiedergegebenen Figuren angebracht.
die auf Fig. III
Sie
wurden
durch den linken zentralen dunklen Punkt nach dem Zentrum von
So
fiel
wurden dann
Dieselben
M gerichtet
das binokular vereinigte
Bild der beiden Punkte in das Zentrum der schwarzen Scheibe.
Stelle
Nähe der
so orientiert, daß die linke Gesichts-
war, die rechte durch den rechten ebendahin.
von Versuchen wurde an
welche auf
auf eine ferne dunkle Scheibe,
im übrigen matterleuchtetem Papier markiert
Augen wurden
Pupillenreaktion.
In einer Reihe
der Scheibe ein Punkt gebracht.
Die Bilder
so eingestellt, daß die bezüglichen Gesichtslinien durch die beiden
nahen Punkte hindurchgingen imd sich unterhalb des fernen
schnitten.
Bei
abwechselnder Fixierung des fernen und der nahen Punkte war also nur eine
Änderung der Höheneinstellung
nötig.
Fig.
m.
Bei Akkommodation auf cUe Scheibe sah
der
Umgebung
imd erkannte hieran
scharf
Bei Akkommodation
auf
die
beiden
die
man
die
Faserung des Papieres
richtige Einstellung des Auges.
schwarzen Punkte
erschien
das
scharfe
stereoskopische Bild eines abgestumpften Kegels.
Die Versuche bestanden darin, abwechselnd auf das Zenti-um der Scheibe
imd auf
die schwarzen
Pimkte zu akkommodieren.
Die Beobachtung der Pupille geschah mittels eines Fernrohres.
Die Weite
der Pupille wiu'de an einem Maßstab gemessen, welcher durch die Bildchen von
Lichtem
LLL
gebildet wurde, die
im horizontalen Durchmesser der Kornea durch
Spiegelung erzeugt waren.
Von den Versuchen möge
einer hier kurz skizziert werden.
Versuchsperson: E. "Wlotzka,
Beobachter:
M. Gildemeister,
0. Weiß.
Weiß: Die Synergie von Akkommodation und
Entfernung der Scheibe
M von
den Augen 3850 mm,
Entfernung der Punkte von den Augen
.
Distanz der Pupillen
91
„
65
„
0° 58'
AJso: Konvergenzwinkel der Gesichtslinien
Nötige Akkomodation,
um
von
303
Pupillenreaktion.
M auf
die
Punkte zu
akkommodieren
10,7 Dioptrien.
In diesem Versuche wie in allen anderen, die wir drei gegenseitig anstellten,
zeigte sich
trotz
der hohen Akkommodationsanstrengungen keine Änderung der
Pupillenweite.*
Somit kann mit Bestimmtlieit gesagt werden, daß
Pupillenreaktion ganz unabhängig voneinander
Akkommodation und
sind.
V. ScMufs.
Wie
hat
man
die
Beobachtungen von Marina zu erklären?
Wir müssen annehmen, daß
ein nervöses
Organ
die Iiisbewegung bei
der Konvergenz durch
eingeleitet wird, welches untergeordnet ist
genzbewegung vermittelnden.
Man
sollte also
dem
Konver-
die
erwarten, daß die Innervation des
Rectus internus ein für allemal die Pupillenreaktion im Gefolge habe.
wie
die
Versuche Marinas zeigen, nicht der
Fall.
Dies
ist,
Vielmehr kann sich die
Pupillenrpaktion einer anderen Bewegung, der des Rectus extemus unterordnen,
(wenn dieses zweckmäßig
ist).
Nähere Einsicht
organ, vermöge deren diese synergischen
nicht
Jedenfalls
vorgesehen
ist,
ist
so viel sicher, daß
in die
Anordnungen im
Bewegungen möglich
Zentral-
sind, besitzen wir
im Bau desselben nicht nur ein
auf welchem dieser Effekt eiTcicht werden kann.
Ahnliches
Weg
gilt
gewiß auch für andere Bewegungskomple.x^e.
Ich glaube auf Grund der beschriebenen Versuche die Befunde
in
dem erwähnten Sinne deuten zu
mü.ssen.
Marinas
Sie illustrieren also recht lebendig,
daß auch im zentralen Nerven-system die Natur nicht nur für das Nötigste gesorgt
hat,
sondern daß
auch dieses wie
die
übrigen Organe
des Körpers
reichlich
ausgestattet ist
Erwähnt sei, daß beim starijen Akkommodieren dio Weite der Pupillp oft anfangs ot\vn.s
Gemessen wurde dieselbe erst, nachdem sie konstant geworden war. Bei Wlotzka
sich diese Schwankungen nach einiger Zeit der Übung nicht mehr.
1)
8ih wankte.
zeigten
XIV
KANT UND DAS WESEN DES NEUEN
IN DER MATHEMATIK
EIN BEITRAG ZUR I.EHRE VON
Dr.
0. Ö.
DEX SYNTHETISCHEN l'RTEILEN
FRANZ MEYER
PROFESSOR DER JUTHEllATIK AK DER ÜNTVERSITAT KÖNIOSBERO
20
Das
Folgende
Der Verfasser
andere,
nichts weniger als eine Studie zur Kantphilologie sein.
soll
nur einige Anregungen geben, von denen er
will
denen mehr Müsse
und Geschick zu Gebote
steht,
mögen; irgend eine Erschöpfung des Themas erscheint an
In
kurzer
wird
Zeit
Er
Wissenschaften"' abgeschlossen vorliegen.
sowie
auf
Herausgeber sagt daselbst
die die
sie
verfolgen
ausgeschlossen.
Band der „Enzyklopädie der mathematischen
der erste
Entwicklung die Fortschritte, die das
Zahlentheorie,
sich
daß
hofft,
weiter
19.
schildert
angienzenden
einigen
in seiner
in
historisch -kritischer
Jahrhundert in der Arithmetik, Algebra,
Vorrede
(S.
Gebieten
gezeitigt
Der
hat.
XXII): „Möge die Enzyklopädie,
mathematischen Erfindungen eines Jahrhunderts
in
historischer Entwick-
lung vorführt, auch das erkenntnistheoretische Studium der grundlegenden Frage,
der Mathematik denn eigentlich als „neu" zu gelten habe, beleben!
was
in
das
Neue
in
Vertiefung
einer
eines
durch
Besitzstandes aprioristischer Erkenntnisse oder
kommt
zurück avf eine andere Gruppierung vorhandener Erfahrungstatsachen?"
Tat,
wenn man
bedenkt,
daß
Besteht
Anschauung gewonnenen Vermehrung und
innere
«iaselbst
auf
Räume von
einem
es
nur
In der
wenig
über
1100 Seiten in knapper Form von neuen fruchtbaren Ideen, Methoden und Sätzen
wird
berichtet wird, so
man von
selbst zu
der Frage gedrängt, wie denn die
unterscheidenden begrifflichen und anschaulichen Merkmale des „Neuen" gegen-
über
dem „Alten"
Kants Lehre über
festzulegen seien.
Stellung der mathematischen Wahrheiten, daß es
seien, darf als bekannt vorausgesetzt
Lehre zu stützen oder aber
Wenn
sie
werden; auf die vielfachen Versuche, diese
zu verwerfen, sei hier nur hingewiesen.
wir im folgenden die Kantische Apriorität
und unsere Entwicklungen sich danach zwanglos
fügen
lassen,
gnbunden
die erkenntnistheoretischo
„reine Erkenntnisse a priori"
so
sein; sie
werden
diese
Entwicklungen
in
als
Grundlage adoptieren,
das Kantische System ein-
doch
nicht
unbedingt
daran
würden auch bestehen bleiben können, wenn man von mehr
oder weniger empiristischen Erkenntnis(|uellen ausginge.
1)
Enzyklopädie
Leipzig, bei B. G.
(Ilt
matliematisclien WLssunscliaftc-n.
Teubnor,
1904.
[Dieser Band
ist
BJ.
I,
liorausg.
inzwisehen, im August
von W. Fr. Mo y er.
UKM, erschieneD.)
20*
Meyer: Kant nnd
308
Kant nimmt
als
ein
ist
in
der Maüicmatik.
iu
grundlegenden mathematischen Begriffe und Operationen
die
—
unabhängig von der Erfahrung gegebenes geistiges Besitztum an
daß
diesem Sinne beaehtens-\vert,
—
elementarsten Charakters sind
sich
Wesen des Neuen
das
nur
um
den Beweis
,
ihrer
Wie und
und abgerundet.
ziehen sind,
um
und denkt
sich alle weiteren Sätze, soweit es
handelt,
rein
logische
immer mehr
welcher Reihenfolge derartige Schlüsse zu
in
konstruktiv zu verfahren
gänzlich anderen Gebiete; er postuliert zu
hat,
+5
Kant
und 12 der
die
Systems
Kant
für
erst beispielsweise
die
Inhalte
Im übrigen
gleichwertig erkannt werden.
als
einem
auf
Rede stehende Frage vom Standpunkt seines
in
aus
liegt
dem Behuf einen Akt der „Synthese",
Anschauung, auf Grund deren
einer Art innerer
beiden Begriffe 7
umfassenden
durch
als
jenes ursprüngliche Besitztum
zu vorgesteckten Zielen zu gelangen, wie der Forscher dabei
schöpferisch,
aber erscheint
es
angezogenen Beispiele
Existenz
Schlüsse daraus abgeleitet, und so
vertieft
von ihm
die
eine
als
akzessorische;
es
ist
ihm
weniger
viel-
eine
allgemeine philosophische Frage, denn eine spezifisch -mathematische Fachfrage.
Es
sei gestattet, in
der
Verhältnis
Philosopliie
Denkens
dieser Richtung eine Bemerlning allgemeiner Xatur über das
zu
Philosophie
sieht
es
überhaupt
ihre
als
den
Einzelwissenschaften
einzuschalten.
Die
Aufgabe an, allgemein verbindliche Nonnen des
aufzustellen
und
diese
auf
die
obei-sten,
allgemeinsten
Erecheinungen des geistigen Lebens anzuwenden: jene Normen sollen dann jeder
einzelwissenschaftlichen
Untersuchung zugrunde liegen, jene allgemeinsten Er-
scheinungen mögen sich
in
jeder Wissenschaft, je
nach deren Charakter und
deren Bedürfnissen einerseits spezifizieren, andrerseits weiter ausgestalten.
Nun
ist
es
aber eine wolübekannte Tatsache, daß innerhalb des Rahmens
jeder fortschreitenden Einzel Wissenschaft „allgemeine" Begriffe
methoden einer fortlaufenden Terschiebiuig, einer bald
Kompression und Dilatation
und Untersuchungs-
stetigen
bald
unstetigen
sich
selbst
mit immer
reicherem Inhalte erfüllen, unfruchtbare Keime abstoßen, andere
in sich
aufnehmen.
unterworfen
sind,
daß
sie
Dieses selbstkorrigierende Verfahren geschieht in solchem Umfange, daß oft ein
ursprünglich
festgelegter Begriff später
kaum noch wiederzuerkennen
ist,
so
sehr hat er sich den veränderten Daseinsbedingungen anpassen müssen.
Eines der instruktivsten Beispiele dieser Art
dem ursprünglichen
ist
der Begriff der Zahl.
Zu
Begriff der natürlichen Zahl trat der der negativen, der ge-
brochenen, der algebraischen, der irrationalen Zahl. Diesen Zahlen
als reellen traten
weiterhin als die umfassenderen die gewöhnlichen und höheren komplexen Zalüen
gegenüber, und über
(s.
u. S. 13).
alle
diese erhebt sich die
Schöpfung der transfiniten Zahlen
Die Berechtigung, diese sämtlichen Gedankengebilde, so verschieden
Meyer: Kant und
das
Wesen des Neuen
in
309
der Mathematik.
•
dem
sie
zunächst erscheinen,
sie
im wesentlichen den nämlichen logischen Verknüpfungsgesetzen gehorchen.
Zahlbegriff unterzuordnen, geht daraus liervor, daß
So weichen der Gang der allgemeinen Philosophie und der Gang innerhalb der
einzelnen „Fachphilosophie" nicht unwesentlich voneinander ab.
Der Philosoph
wird stets wieder zu denselben grundlegenden Fragen der als Ganzes aufgefaßten
Erscheinungswelt zurückgeführt;
in
der Einzclwissenschaft sieht der Forscher aus
der glücklichen Lösung eines besonderen Problems eine Reihe neuer, ungelöster
entspringen.
Wenn
das Bild gestattet
ist:
so oft der Philosoph glaubt, seiner
Hydra einen Kopf abgehauen zu haben, derselbe Kopf wächst
sofort wieder;
dem
Einzelforscher dagegen erwachsen an Stelle des einen abgetrennten Kopfes zehn
solche
von anderer Beschaffenheit.
Und doch wäre
eine gegenseitige Unterstützung sehr heilsam; je
um
Einzelnen durchgebildete Fachphilosophien entAvickelt würden,
auch der Philosoph
/.ar'
so
mehr im
mehr würde
genötigt werden, seinen zu allgemein gestellten
i^oyr^v
Aufgaben eine gewisse Beschränkung aufzuerlegen, in dieser Beschränkung würde
er dafür zu präziseren
Um
Lösungen gelangen.
nunmehr unsere
eigentliche
Aufgabe
matischer Begriffe, Sätze und Methoden
als
nehmen, denken
Angriff zu
in
grundlegender mathe-
einen gewissen Besitzstand
wir uns für den Augenblick
vorhanden, gleichgültig woher er
stamme, und fragen, wie sich dieser Besitzstand vermehren
läßt.
Wir wünschen,
ganz im Sinne Kants, zu zeigen, daß die gedachte Vermehrung, entgegen
äußeren Anscheine, keine materielle, sondern nur eine formale
Erweiterung
Gnippierung,
Erkenntnisse
mathematischer
nur
in
und
Trennung
Zusammenstellung,
einer
andern
Verbindung
ist,
dem
daß die
Anordnung,
bereits
vor-
handener besteht.
Um
lichen
ein
diese Auffassung zunächst an einem einfachen Bilde aus
Leben zu erläutern: Jedermann weiß, daß
und demselben Mobiliar
je
ein
dem gewöhn-
und dasselbe Zimmer mit
nach der Aufstellung und Verteilung des letzteren
dem Beschauer einen ganz andern, einen ,.neuen" Eindruck bietet, daß man
sogar auch leicht einen gewollten Eindruck, einen bestimmten „Stil" durch
pas.sende
Anordnung henorrufen kann.
Nicht anders
ist
es in der Mathematik:
durch bloße Umordnung von Teilen wird der Eindruck von Neuem, von Fortschritten erzeugt
in
Einer der inneren Gründe dieser befremdenden Erscheinung
dem eigentümlichen
vermögen.
der Verstand
Verhältnis zwischen
Dies Verhältnis
mühsam
Stufe
ist
um
ein zwiefaches.
Stufe, bis
Satzes krönenden Schlüsse gelangt;
ist
liegt
Anschauungs- und Schlicßungser
Auf der einen
zum
letzten,
Seite
den
erklimmt
Beweis eines
dieser Anstieg aber einmal vollendet, so
Mever: Kant und
310
Vermag
Weg
einem
mit
Neuen
in der Mathematik.
Anschauungsvermögen, namentlich
überaus beschränktes,
ein
des
Blick zu umspannen.
Seite ist unser
Auf der andern
Geometrie,
Wesen
Anschauung i, wie vom Gipfel einer Höhe, den ganzen zurück-
die innere
gelegten
das
der
in
geradezu dürftiges 2, sobald ihm eine
ja
größere Anzahl verschiedenartig verknüpfter Elemente luivermittelt gegenübertritt,
während das Schließungsvermögen,
Dazu
unbegi-enztes fungiert.
tritt
seiner Langsamkeit, geradezu
tr-otz
ein
als
ein in der Mathematik spezifisch ausgebildetes
Moment, das Verfahren der vollständigen Induktion (des Schlusses von n
So unzweifelhaft dies Verfahren wegen seiner Sicherheit der
auf n + 1).
geleistet hat
Mathematik unschätzbare Dienste
doch wieder an einem erheblichen Mangel;
Gedankenfäden aufzudecken, umhüllt
oder
um
obersten
Induktion
ist
es,
wenn
erkennt,
es dasselbe
leisten
das innere
wird 3, es leidet
Gewebe der
steilen
kleinen
die oft zu
läßt sich
Berg heraufziehen, und behält sich nur
Gipfel
selbst
zu
leitenden
vielmehr wie mit einem Schleier;
oben gebrauchte Bild weiter auszuführen: man
lieber das
einem Führer einen
letzten
und noch
statt
Gerade
ersteigen.
einem neuen, unerwarteten Ergebnis
es gelingt, einen direkten, allmählich
zu finden; dann entpuppt sich das scheinbar Neue
zum
vor,
den
vollständige
die
führt, wie
Ziele führenden
als eine
von
man
Beweis
Aneinanden-eihung
selbstverständlicher Tatsachen.
eine systematische Ausführung unseres Hauptgedankens über die Ent-
Da
Typen
Neuen
des
stehiuig
xmmöglich
in Anbetracht
erscheint,
der
grenzenlosen Ausdehnung
des Gebietes
müssen wir uns bescheiden, eine Reihe mathematischer
vorzuführen, und diese wiederm diu-ch geeignete Beispiele zu kennzeichnen,
deren Verständnis
keinen zu großen *
Aufwand mathematischer Vorkenntnisse
erfordert.
Am
deutlichsten, weil
der elementaren
am
unmittelbarsten,
Kombinatorik
ausgeprägt.
ist
Wer
die fragliche Erscheinung in
zuerst den Satz aufstellte und
bewies, daß die Anzahl der Vertauschungen von n Dingen gleich
1)
Wenn
2)
Das
ist
anders der Beweis gewissen Anforderungen genügt,
einer der Hauptgründe, weshalb bei
s.
1
x2x
3
.
.
«.
u. S. 16,17.
der modernen Festlegung der Gnindlagen
der Geometrie von einem System durch gewisse Axiome verknüpften Begriffe ausgegangen wird,
mit denen dann nach festen Vorschriften geradezu wie mit Größen gerechnet wird. S. D. Hubert,
Gi-undlagen
2. Aufl.,
Festschrift zur Enthüllung des Gauß-Weber-Denkmals, Leipzig,
Vahlen, Abstrakte Geometrie, Leipzig 1904. (Wird demnächst erscheinen.)
H. Poincare, Wissenschaft imd Hypothese. Deutsch von F. und L. Lindemann,
der Geometrie,
1903; K. Th.
3) Vgl.
Leipzig 1904.
4)
Die meisten Leser werden freilich umgekehrt der Meinung sein, daß dieser Aufwand
ein viel zu großer sei.
die Tiefe der
Indessen läßt sich etwa aus bloßen elementaren Sätzen über das Dreieck
neueren mathematischen Begriffe nicht entnehmen.
Meyer: Kant und
ist
—
sie
bei
eine Zahl, die bei
dem Laien
das
Wesen
des Neuen in der Mathematik.
311
^ößeren "Werten von n eine solche Höhe
ein ungekünsteltes, verwirrendes Erstaunen
glaubte gewiß, einen großen, wahrhaft neuen Satz entdeckt zu haben.
das
i.st
Ergebnis
nur eine Aneinanderreihung einiger
daß
erreicht,
erwecken muß
—
Und doch
Daß zwei
Trivialitäten.
Dinge zwei Anordnungen zula.ssen, sieht ein Kind ein, desgleichen, daß von drei
Dingen jedes einmal un eine bestimmte
dem Vorigen verbunden,
mit
in
drei
Gruppen zu
übrigen
2x3
ihren
jeweils
2x3,
ihre Gesamtanzahl
ist
Stelle
Von
ist.
2x3x4.
also
vier
So
vier
einnehmen, während die
Anordnungen untenvorfen werden
Anordnungen von
mithin gruppieren sich die
je
2x3
zwei verteilen, daß also ihre Anzahl
je
Dingen kann wiederum jedes einmal eine erste
drei
gebracht werden kann; dies,
(erste) Stelle
daß die Anordnungen von drei Dingen sich
lehrt,
können;
Dingen in vier Klassen von
ist
daß bei jedem neu
klar,
hinzutretenden Element bei der Anzahl der vorher möglichen Anordnungen die
das Element angebende Kardinalzahl
vollständige
Induktion
ist
hier
als
weiterer Faktor
nicht einmal
bündigen Zusammenfassung der skizzierten Tätigkeiten.
muß.
figurieren
erforderlich
und
Wer
Die
nur zur
dient
wäre aber imstande,
etwa von den 3628800 Arten, wie 10 Personen an einem Tische
ihre
Plätze
wechseln können, eine deutliche Vorstellung zu besitzen?
Ganz ähnlich verhält
es sich mit
einem zweiten grundlegenden Satze der
Kombinatorik, daß man, wenn n^ Dinge einer ersten Gruppe gegeben sind, n,
Dinge emer zweiten,
.
.
.,
»«,
Dinge einer i^" Gruppe, genau auf WjX/ij ..xn,-
Arten je ein Ding der ersten Gruppe
einem der
«'**"
Zu.sammenstellungen keine Rücksicht
der
in
mit je
einem
der zweiten,
Gruppe zusammenstellen kann, wenn auf
genommen
wird.
Usf.
.
mit je
.,
.
Anordnung
die
dieser
Als zweiter Typus
Rede stehenden Erscheinungen diene der berühmte Pythagoräische
Satz des rechtwinkligen Dreiecks.
gewissen Unbehagen
Die meisten Leser werden sich mit einem
derer im Schul-
der künstlichen Figur erinnern, mittels
unterricht der fragliche Satz herausdemonstriert wurde,
und würden wohl schwerlich
imstande sein, trotz aller Anstrengungen jene Figur sich wieder herzustellen.
die richtige systematische Stelle gebracht, hat der Satz
An
nur das eine Eigentümliche
an sich, daß er zwei Tatsachen von großer Einfachheit so miteinander vereinigt,
daß ein
unwesentliches Moment entfernt
Der grundlegende
Satz,
wird.
daß bei zwei ähnlichen Dreiecken
(i.
e.
solchen
mit bezw. gleichen Winkeln) die Seitenlängen des einen sich verhalten, wie die
des andern, kann und soll gleich im Anfange der Lehre
werden und mag hier
Dreieck
ABC
vor, so
als
ist
vorhanden angesehen werden.
mit ihm
implizite
vom Dreieck
Liegt
nun
auch jede Strecke
abgeleitet
ein beliebiges
AD
mitgegeben,
Meyer: Kant und
312
Ä
Ecke
eine
die
Wesen
das
mit irgend
des
Neuen
D
einem Pimkte
der
Unter diesen unbegrenzt vielen Möglichkeiten gibt
daß das Teüdreieck
man
aber,
um
ein
ABD
mit
daß auch das zweite Teüdreieck
was dasselbe
werden, so
ABC, und
ist,
ABC, ABD, ACD einander ähnlich
AD eine Höhe des Dreiecks
A
überdies der Winkel desselben bei
man
ein
ABC mit a,
AD = h zerlegt
Hypotenuse a durch die Höhe
mit
Ähnlichkeit je eines Teüdreiecks
b^
= ap,
c^
= aq,
ist.
Um
mit p, q,
wird,
ist
die
mit
für das rechtwinklige
die unwesentlichen,
man nur
+ c^ = a{p + q) =
a^
ist
weil
erst
winklige Dreieck charakteristisch
sie
gleichwertig erscheint,
ist,
der Pythagoräische Satz,
sind
die Abschnitte
Satz
Um
die abermals für das recht-
2>,
als
selbständige Bildungen
Fimktionen eines
der
ist,
ein;
beiden
wie
führt
man nennt
die
von dem
die Verhältnisse der
sie die
(sechs) trigono-
Winkel des Dreiecks.
spitzen
diese
kleiden,
man
sechs Funktionen
durch
Der
die
Rechnung auf irgend eine von ihnen zurückgeführt werden können.
indessen
dem Auge
eine
wohlgefällige Form^ darzubieten, führt man jene
Reduktion nur selten durch, sondern behält drei (oder
(sinus, Cosinus,
1)
Satze inhaltlich
q der Hypotenuse enthält.
Form zu
eine
in
Pythagoräische Satz zeigt unmittelbar,
einfachste
,
erforderlich.
den Pythagoräischen
a, b, c
metrischen
= pq
h'^
dem Pythagoräischen
gewählten Längenmaßstab unabhängig
zufällig
Seiten
mit
Pythagoräischen Satze zum Aufbau der elementaren Trigonometrie
nur wenige Schritte
Um
ist.
und formal nur dadurch von ihm abweicht, daß
„neue" Elemente, die Höhe h und
Vom
zweiter
auf die Ähnlichkeit der beiden Teildreiecke achten, so er-
gäbe sich die andere fundamentale Aussage
völlig
in
jene beiden Eelationen
der also wiedenun für das rechtwinklige Dreieck charakteristisch
Würde man nur
so
dem ganzen Dreieck gleichwertig
Linie auftretenden Stücke^, q zu entfernen, hat
das Resultat b^
als
die Abschnitte, in die
b, c,
zusammen wiederum
die
Dreieck charakteristisch sind.
zu addieren",
Kechter
dann, wie üblich, die Längen der Seiten des nunmehr
rechtwinklig vorausgesetzten Dreiecks
den Aussagen
erzielen,
ähnlich wird, oder,
das wiederum nur so möglich, daß
ist
Bezeichnet
die
Verlangt
ähnlich wird.
dem ganzen Dreieck
alle drei Dreiecke
daß
verbindet.
offenbar sicher eine, so
symmetrisches Ergebnis zu
ein
ACD
BC
Gegenseite
es
ABC
dem ganzen Dreick
gleichmäßigeres,
Mathematik.
in der
Hierbei
tangens resp. cotangens) gleichzeitig
ist freilich
bei.
vier)
jener Fvmktionen
Hierdurch erklärt sich
auch noch das praktische Bedürfnis, das den Logarithmentafeln
für Zahlen und trigonometrische Funktionen
Rechnung tragen maß, maßgebend; wir beschränken
uns aber im Texte auf die „reine" Mathematik. Auf einer höheren Stufe ist es gerade wesentlich,
die verschiedenen trigonometrischen Funktionen voneinander getrennt zu halten.
Meyer: Kant und
das
Wesen
man
der Reichhim der trigonometrischen Beziehungen;
Form
313
des Neuen in der Mathematik.
die Einfacliheit, die Einheit dos Inhalts.
opfert der schönen
Wir kommen
auf dieses
bedeutsame Moment noch weiterhin zurück.
Ein beliebiges Dreieck wird durch eine Höhe in zwei rechbvinklige Teil-
man daher
dreiecke zerlegt; sobald
auf diese die trigonometrischen Beziehungen
anwendet, und diese wiederum so vereinigt, daß unwesentliche,
(„eliminiert")
Trotzdem
ist
d. h.
kommende Stücke
jeweilige „Auflösung" des Dreieckes, nicht in Betracht
für eine
entfernt
werden, gruppiert sich der Stoff zu immer anderen Gestalten.
dieser
Reichtum nur
scheinbarer, wesentlich durch
ein
fachen eigenartigen Benennungen hervorgerufener; es
des einen Themas, daß
So
Lot fällen kann.
man von einem Punkte
oft
ist stets
Stücken (Seiten und Winkeln) des Dreiecks
die viel-
die Variation
auf eine Gerade nur ein einziges
darum handelt, aus
es sich hierbei
nur
unabhängigen
drei
zu bestimmen,
ein viertes
ist
die
Anzahl der Gruppierungsmöglichkeiten eine eng begrenzte und leicht übersehbare*;
man dagegen
sobald
versucht,
gemäß
eine
unbegrenzte,
und
zwischen fünf,
Relation
eine
Stücken des Dreiecks zu konsti'uieren
,
es
die Anzahl
ist
dem
ist
Geschmacke
subjektiven
Er wird
Forschers der weiteste Spielraum gelassen.
oder gar sechs
der Möglichkeiten natur-
z.
B.
Wert darauf
des
legen,
daß ge\visse Elemente nur linear in den Formeln auftreten, usw.
Für
es aber
die Erkenntnis
Arbeit- entT\'ickelt
durch
des
Wertes
der Trigonometrie des Dreiecks erscheint
durchaus notwendig, festzustellen (wie das der Verfasser
reine
hat),
wie
sich
Rechenprozesse,
sozusagen
et^vaigen übrigen herleiten lassen.
in einer früheren
aus drei unabhängigen Grundformeln
allein
mittels
Rechenmaschine,
einer
Das Entsprechende
gilt
für den
alle
Aufbau der
sphärischen Trigonometrie, der Polygonometrie usw.
Wir gehen zu anderen Typen
über.
Hier wird ein weiteres, ebenfalls der
Mathematik spezifisch angehüriges Hilfsmoment in den Vordergrund treten, das
ist
die
merkwürdige Rolle,
die
Identitäten
bei
der Entstehung ,.neuer" Sätze
spielen.
Ein instruktives Beispiel aus der elementaren Planimetrie wird durch den
i'tolemäischen Satz
geliefert, der vielleicht
Kuriosum im Gedächtnis geblieben
viereck die
1)
Summe
Von der
ist.
der Produkte je
manchem Leser
Der Satz
als ein
zweier Gegenseiten gleich
besonderes
einem Kreis-
sagt aus, daß in
dem Produkte
selbständigen Einführung weiterer Dreieckselemente , wie Höhen, scitcn- und
Winkelhalbierende Transversalen, ein- und umbeschriebene Kreise usw.,
soll hier
ganz abgesohon
worJ«'n.
2) Jahresbericht der
Deutschen Mathematikor%-eroinigung, Bd.
7,
(1890), S.
147—154.
Meyer: Kant und
314
der Diagonalen
rlas
Wesen
des Neuen in der Mathematik.
Führt man die "Winkel
ist.
bilden,
und
tgy
setzt
= Aj (^ =
Existenz der evidenten Identität
{K,
_ I,)
(^3
— AJ +
Die Bedeutung des Satzes
daraus,
liegen
daß
(Ai
Rechnung von wenigen
- A3) ß, -h) + ßi-k) ih-h) =
die
die
Kreislehre
charakteristisch
ist;
0.
dann hinterher wieder
erhellt
Punkte der Ebene
vier
dann und nur dann auf einem Kreise, wenn für
Eigenschaft
Ausdruck i für
Satz nur ein geometi-ischer
ist:
für
für den Kreis
er
den
festen Anfangsrichtiing
so lehrt eine
1, 2, 3, 4),
Rede stehende
Zeilen, daß der in
^^ nach
^j, (p2^ ^'s» Vi ^i^^i ^^^
Ecken des Vierecks laufenden Radien mit irgend einer
sie
die Ptolemäische
zuti'ifft.
Die Umkehrun,'g dieser Erscheinung führt sofort zu einem umfassenderen
Standpunkt.
So
oft
man
vier Größen Aj, A,
A3,
,
durch vier gleichberechtigte
A^
geometrische Objekte (Bilder) deutet, die nur noch der Bedingung zu genügen
haben, daß auch den (sechs) Differenzen
A»
— A^
eine selbständige geometrische
Bedeutung zukommt, gelangt man zu einem „neuen" geometrischen
diese Sätze
jedoch
sind
einzigen Erkenntnisquelle.
verhältnisses
So gewinnt
Satze;
alle
Anschauungs- Manifestationen einer
nur verschiedene
man
des Doppel-
die die Theorie
u. a.
beherrschende Eundamentalrelation,
ferner
Theorie
die
die
der
Geraden im Räume beherrschende „Linienkoordinatenidentität", usw.
Der Gehalt
und Herleitung geo-
derartiger Identitäten für die Erkenntnis
metrischer Wahrheiten wird
ein
ein willkürlicher Parameter zur
wenn
ungleich fruchtbarerer,
Verfügung
in
ihnen noch
steht.
Zur Erläuterung möge ein Typus von Sätzen dienen, deren bekanntester
Repräsentant der Pascalsche Satz für Kegelschnitte
sechs Punkte auf einem Kegelschnitte ins
von sechs beliebigen Punkten A^, ^j,
.
Die
drei
des Sechsecks liefern drei Schnittpunkte Si, S^, S3.
naten läßt sich dann auf ganz einfachem
^
Anstatt von vornherein
fassen,
gehe
.A^ einer Ebene aus, die
durch Strecken verbinde.
einer Reihenfolge
ist.
Auge zu
Wege
man
man
Paare von
Mittels
zunächst
in irgend
Gegenseiten
geeigneter Koordi-
eine Identität
^=jB
aufstellen.
und
B
gewisse rechnerische Ausdrücke,
Eigenschaft, daß
wenn
^
den speziellen Wert der Einheit annimmt, die sechs
Punkte Ai, A^
Ag auf einem Kegelschnitt liegen, andrerseits, wenn
Hier bedeuten
.
.
mit der besonderen
der Einheit wird, die drei Punkte Äj, Sj, S3 ein und derselben
1)
Näheres siehe
(3) 7 (1904), S.
1—15.
in der
ß
gleich
Geraden
an-
Abhandlung des Verfassers im Archiv der Mathematik und Physik
Meyer: Kant und
Wesen des Neuen
315
in der Mathematik.
Damit erscheint der Pascalsche Satz nebst seiner ümkehrung
gehören.
als
das
der unmittelbare geometrische Ausdruck der Identität u4 —
Mit demselben Rechte
hätte
Zahl wert c beilegen können,
man
aber
womit ihn
dem Ausdrucke
nach dem betreffenden Werte des „Parameters"
c
Sechseck nach andrer Vorschrift
also
man den Pascalschcn
Satz als eine
ist
B.
irgend
Ausdruck ß
gleichzeitig der
Das Prinzip
^
einen
erhält; je
gruppiert sich das
offenbar dies, daß
Speziale rscheinung innerhalb einer un-
begrenzten Klasse in gewisser Hinsicht gleichartiger Erscheinungen auffaßt, die
alle in
der Identität
A^=B
wurzeln.
Der Grund
aber, weshalb
Pascalschen Satze eine so hervorragende Bedeutung beimißt,
man gerade dem
ist
ein doppelter.
Einmal beanspruchen die Kegelschnitte, ganz abgesehen von deren
Verwendung
vielseitiger
Mechanik, Technik usw., in der Systematik der geometrischen
in
Gebilde der Ebene
ihren Platz mit an erster Stelle, da sich ihre Theorie un-
mittelbar über der der Geraden
Sodann kommt dem Pascalschen Satze
erhebt.
innerhalb der Kegelschnittslehre eine zentrale Stellung zu, da sich aus ihm allein
alle
anderen Eigenschaften
Prinzip
wickelte
Gerade
so,
wie
man
drti Seiten eines
n Punkten (n
der Kegelschnitte
indessen
ist
einer
ein Sechseck in drei
Dreiecks liegen, kann
= 2,
3,
.
.)
Gruppen von
vier
Identität
Ordnung,
^=ß
u.
s. f.),
analoge
und
lassen.
Das oben
Verallgemeinerung
ent-
fähig.
Punktepaare gnippieren kann, die auf
man
auf den letzteren drei Gruppen von
annehmen, entsprechend im Räume auf den sechs Kanten
eines Tetraeders, resp. auf den -vier
re.sp.
ableiten
weitgehenden
je
Kanten eines windschiefen Vierecks, sechs
n Punkten,
mit
analogen
u. s. f.;
stets
Schlüssen
existiert
(für
eine der obigen
Kunen, Flächen
die unbegrenzte Reihe dieser Identitäten läßt sich
einem einzigen Typus unterordnen, der
n^
wiederum
sie alle umfaßt.
Von diesem Gruppierungsstandpunkt aus
erfährt der Pascalsche Satz
eine ganz andere Beleuchtung, als bei der gewöhnlichen Auffassung;
er bildet
nur die erste Stufe einer nach vielfacher Richtung hin beliebig aus-
dehnbaren „Pascalschen Geometrie."*
Derartiger tiefgreifender Typen lassen sich in der Geometrie noch
aufbauen; es
femer an
sei
die, eine
manche
etwa an die Theorie der orthogonalen Substitutionen erinnert
ungeahnte Fülle von georaetri-schen Eigenschaften einschließende
Figur des einer Fläche zweiter Ordnung ein- resp. umbeschriebenen Tetraeders,
weiter an die Lehre von den Ausartungen eines Gebildes zweiter Ordnung, u.a.m.
1)
9,
Siehe die Abhandlung das Verfassers, Jahresbericht der Deutschen Matbematikerveretnigung
(1901), S.
91—99.
Meyer: Kant
31G
Wesen
luid das
Leider steht zurzeit eine
dieser Richtung
in
unterzuordnen, woraus
Es
sein erkenntnistheoretischer In halt als einzelnes
unendlichen Kette gleichberechtigter Sätze unmittelbar entspränge.
einer
Glied
systematisch fortschreitende
danach wäre jeder Satz einer gewissen
Behandlung der Geometrie noch aus;
Identität
des Neuen in der Mathematik.
gibt
manche Mathematiker,
mit einer gewissen Herablassung
die eine derartige
Entwicklung der Geometrie
„formale" kennzeichnen; ohne
als eine
es
zu
wollen, sprechen sie damit eine nicht geringe Anerkennung aus, da sich gerade
Wege
auf diesem
in das
eine ungekünstelte Einordnung der geometrischen Wahrheiten
System der Kantschen Erkenntnistheorie vollziehen
läßt.
Gehen wir nunmehr zu einem grundlegenden Typus aus der Arithmetik
und Analysis über, zu der Theorie der Irrationalzahlen (allgemeiner, von
Grenzwerten überhaupt).
Die bekanntesten Beispiele sind
ja
jedem geläufig; es
sind die in kleineren oder größeren Tafeln vereinigten Logarithmen der natür-
wohl kaum zu bemerken
lichen Zahlen; diese Logarithmen brechen aber, wie
nötig
ist,
nicht etwa
an
sondern sind unbegrenzt
der betreffenden Stelle ab,
fortsetzbare Dezimalbrüche.
Eine für die Theorie der irrationalen Größen bessere
Darstellung wird allerdings durch die Kettenbrüche geliefert; jeder unbegrenzte
(regelmäßige) Kettenbrucli besitzt als
umgekehrt;
Wert
eine
oder mit andern Worten, jede
bestimmte irrationale Zahl und
IiTationalzahl
äquivalent
ist
einer
aber auch um-
bestimmten unbegrenzt fortsetzbaren Reihe natürlicher Zahlen,
gekehrt repräsentiert jede, noch so willkürliche, unbegrenzt fortsetzbar gedachte
Anordnung
natürlicher Zahlen (wobei beliebige Wiederholungen gestattet sind)
eine bestimmte Irrationalität.
füi'
Anwendungen
Man kann
sich aber auch eine andere, besonders
geeignetere Auffassung bilden.
Danach drückt jeder Satz über
eine gewisse endliche Relation zwischen gewöhnlichen Brüchen
Irrationalzahlen
aus, nur daß diese Relation nicht genau, sondern bloß
ist
angenähert
gilt.
Man
aber imstande, diese Beziehung zwischen Brüchen in unbegrenzt viele Formen
zu kleiden, für jede Form den Fehler
keit, in
fähig,
zeitig
d.
gewisse Grenzen einzuschließen.
i.
die
Abweichung von der Genauig-
Unsere Anschauung
indessen nicht
ist
mit einer derai'tigen Menge im wesentlichen gleichwertiger Sätze gleich-
zu operieren.
man
so wählt, daß
von
genügender
Man begnügt
man sich den
Kleinheit
Gleichheit zwischen
Abkürzung,
des Fehlers,
eine Art
als
für das Ganze,
sich daher mit
einem Repräsentanten, den
Fehler bereits unter eine Genauigkeitsgrenze
herabgedrückt denkt.
Stenographie zu
nur
verstehen, indem
etwas Unwesentlichem, verzichtet.
und
Wenn man
Irrationalitäten spricht, so ist das
gibt doch diesen Teilen
daher von der
als eine sprachliche
man
auf die Angabe
Man nimmt
Benennungen,
die
gewisse Teile
den Eindruck des
Meyer: Kant und
Wesen des Neuen
das
Neuem,
Ganzen und damit von etwas
317
der Mathematik.
in
hervorrufen.
Ein Planet bewegt sieh in
wenn man von den verhältnismäßig geringfügigen Stöningen durch
einer Ellipse,
andere Himmelskörper absieht.
Wenn man nun
aber den Begriff der Gleichheit,
dem doch
auf
Reciinen mit Inationalitäten in letzter Linie beruht, schärfer ins
erkennt
man wieder
wenn
Gebieten der Analysis
aber zweckmäßiger,
es
ist
wenn man
zweite Definition auf die erste zurück,
Es
Logarithmen
ihren
sei fix) eine,
Gleichheit zweier Größen
a, b
stehen die Hilfsmittel zu Gebote,
auf
den
Differenz f(a)
die
—
ursprünglichen
f(b)
speziellsten
mit der Differenz a
vom Standpunkt
man den
= b)
(a
—b
=
f{a)
Der Analysis
f(b).
den allgemeineren
zurückzuführen,
die
d. h.
Aber gerade durch
gruppieren
sich die Sätze
der Erkenntnistheorie aus, nach
oder allgemeineren Charakter der Funktion
willkürliche
allgemeineren Begriff der
zu vergleichen.
f{x)
diese
selbst,
sich verallgemeinern.
es erforderlich erscheint,
Beibehaltung einer solchen Funktion
Irrationalitäten,
mit den Größen
läßt
durch die Festsetzung
wenn
gleich,
In vielen
kommt
Offenbar
hat.
statt
Dieser Gedanke
operiert.
als
besitzt
wenn auch an gewisse Beschränkungen gebundene,
Funktion einer variabeln Größe x, so erhält
Begriff
so
unter zwei gleichen Größen
Quotient den Wert Eins
solche zu verstehen, deren
mit
man zwei Größen
definiert
Differenz den Wert (genauer Grenzwert) Null
ihre
da.s
faßt
Unterordnung unter unser allgemeines (mippierungs-
die
Nach der üblichen Auffassung
prinzip.
Auge
dem
über
spezielleren
Oder anders ausgedrückt,
f(x).
je
nach Auswahl der Funktion f(x) nimmt ein und derselbe Satz eine unbegienzte
Reihe von
neu erscheinenden Einkleidungen
stets
Auf einen
letzten
Typus von
an.
Erscheinungen,
der
der
einer
neuesten
Schöpfungen der Mathematik angekört, können wir seiner subtilen Natur halber
nur kurz hindeuten, trotzdem gerade er eine der schönsten Bestätigungen unserer
Oesamtanschauung ergibt Es sind das die G. Cantorschen transfiniten Zahlen*
Nach der einfachsten Erklärung sind
die transfiniten (oder überendlichen) Zahlen
nichts anderes, als die verschiedenen denkbaren
völlig
andere „Zahlen" anzusprechen,
stimmte,
logisch
andrerseits
Anordnungen
Die Berechtigung, diese Anordnungen
Zahlenreihe.
sie
wesentlichsten
unanfechtbare
logischen
Punkten
der
entspringt
den
elementaren
zu
der natürlichen
wirkliche,
Möglichkeit,
Erzeugungsprinzipien
Verknüpfungsgesetzen
mit
als
für
sie
unterwerfen,
arithmetischen
wenn auch
einmid
zu
die
be-
bilden,
in
den
Verknüpfungen
(Addition, Multiplikation, Potenzierung usw.) übereinstimmen.
1)
Siehe etwa den Artikel „.Mongeulehre" von A.
mathematischen Wissenschaften, Bd.
I,
Heft 2 (1899),
S.
Schoeuf lies,
181
f.
in
dur EnzykJo[)ädiu der
Meyer: Kant und
318
das
Wesen
des Neuen in der Mathematik.
davor zurückschrickt, Anordnungen von mibegi-enzt vielen Elementen
Wer
vorzunehmen, braucht nm- daran erinnert zu werden, daß schon ein einziges
Ding zu einer Reihe unbegrenzt vieler Yeranlassung geben kann; der Umstand,
daß ich dieses Ding denke, kann bereits
das
Denken
G.
dieses
Cantor^
Umstandes
als ein
als ein drittes
zieht es vor,
gedankliche Zusammenfassung
zweites Ding angesehen werden,
Ding,
usf.*
von zwei verschiedenen Dingen auszugehen;
repräsentiert
ein
drittes,
des letzteren mit einem der beiden ersteren ein viertes, fünftes,
neue Dinge,
scheinen
Mathematik
die neuere
Aber
die
die doch in
ist
ihre
Zusammenfassung
die
Stets er-
usf.
den alten schon vorhanden waren.
in der glücklichen
Lage, die Schwierigkeiten,
durch die in Rede stehenden Gruppierungen unbegrenzt vieler Elemente ent-
Ein derartiges System
stehen, in vielen Fällen auf andere "Weise zu überwinden.
Gebilden, überhaupt
von Objekten (Zahlen, Größen, Funktionen, geometrischen
Operationen) wird
Anzahl von
ursprüngliche
nach Maßgabe bestimmter Forderungen auf eine endliche
„Klassen" zurückgeführt, und
diese
Klassen,
imstande
sind,
werden
System
zu
ersetzen
die
geradezu
ihrerseits
das
analogen
Gruppierungen imterworfen.
Indem wir den Zyklus
dieser
Erwägungen hiermit abbrechen, wollen wir
nunmehr einem Einwände begegnen, den
erhoben haben wird.
Gebiete der Mathematik, als das, was
man im großen
nischen Weltanschauung zu verstehen
die
wo
pflegt.
sich
kleinen,
unter einer rein
Wenn
wirklich
schon
d. h.
im
mecha-
alles
darauf
daß sich nur gewisse Elemente nach gewissen Vorschriften grup-
hinausläuft,
pieren,
ein kritischer Leser bei
Danach erscheint unsere Auffassung im
bleibt da die persönliche Schöpfungskraft des Forschers?
Wird
Mathematik dadurch eine Wissenschaft des Selbstverständlichen, was
merkwürdiger wäre,
als sie
nicht
um
so
allgemein als eine Wissenschaft der Schwerverständ-
lichen gilt? 3
Um
gleich die Hauptantwort
der einen Seite
in
ihren
aber
ist
sie
andrerseits
zu geben: allerdings
deduktiven Beweisen
eine
ist
die
logische
Mathematik auf
Wissenschaft;
im induktiven Aufbau der Beweise, im Herausgreifen
der wesentlichen Momente, in der Gestaltungsfähigkeit der Formen ebenso sehr
eine ästhetische
Kunst.
E. Dedekind, Was sind und was sollen die Zahlen? Braunschweig 1887, 2. Aufl. 1893.
Nach einem vor der mathematischen Sektion der Naturforscherversammlung in Kassel
1) Vgl.
2)
(September 1903) gehaltenen Vortrage.
Pringsheim, „über Wert und angeblichen Unwert der Mathematik".
Münchener Akademie der Wissenschaften, 14. März 1904.
3) Siehe A.
gehalten in der
Rede,
Meyer: Kant und
man
Wollte
Wesen des Neuen
was denn
Gemälde oder eine Statue oder
sie ein
würde
so
al)or fragen,
das
iu einer einzelnen
ein
319
der Matbematik.
in
Bauwerk,
als
KunstschöpfunK,
„neu"
sei
zu erklären wäre,
schwerlich eine befriedigende Antwort erteilen lassen; der sub-
sieh
Geschmack, die gestaltende Phantasie wird immer ein im-
jektive künstlerische
ponderabile bleiben.
Glücklicherweise erlaubt die analoge Fiage in
Mathematik eher eine Lösung,
Geschmack, wenn man so sagen
tative Momente fixieren
darf,
in
vielen Fällen, der
durch Zahlen, oder doch durch quanti-
läßt.
Wenn wir der Frage näher treten, nach
zipien die Auswahl bei den verschiedenerlei
welciien hervorstechenderen Prin-
Gruppierungsmodalitäten vor sich
müssen wir uns wiederum auf einzelne Erscheinnngstypen beschränken.
geht, so
Ein Hauptt}-piLs
daß ein
einen
minimalen
dem
sicher der, daß
ist
Minimum
stellt,
gewährt
dem begrenzteren Gebiet der
da sich hier, wenigstens
von Lösungen
man von
eintritt,
ma.\imalen) Wert
(resp.
vornherein die Probleme so
oder daß ein gewisser Ausdruck
erhält;
Geiste einen ästhetischen Genuß.
Auf
Mathematik durchziehenden Aufgaben über Minima
jedes Ergebnis dieser Art
die
(resp.
das ganze Gebiet der
Maxima) von Funktionen
kann hier nur hingewiesen werden.'
Im besondern
Ausdruck
in
eine aber auch nur
von selbst
keit
gibt
es
große Klassen mathematischer Aufgaben, die ihren
algebraischen oder transzendenten Gleichungssystemen finden, denen
eine Lösung zukommt, und hier
zerlegt sich die Schwierig-
überhaupt zu zeigen, daß eine einzige
in zwei solche: einmal ist
Lösung der gemeinten Art wirklich existiert (logisches Moment), sodann aber
ist
die
Lösung auch zu konstruieren (künstlerisches Moment).
wird
prinzip
Kronecker»
man
soll
sogar
soll
auf
von Definitionen
Aufstellung
Dies Doppel-
übertragen;
eine Definition nicht nur logisch einwurfsfrei sein,
auch imstande
mit deren Hilfe
die
die
sein, eine begrenzte
in
der Definition
nach
sondern
Keihe von Operationen anzugeben,
auftretenden
neuen Merkmale
ei-st
als
wirkliche Gebilde mit Leib und Seele geschaffen werden.
1)
Ein lehrreiolies Beispiel dieser Art bietet di«' sogenannte „neuere Dreieckspeometrio".
läßt sich dadurch ordnen, daß man die S^itz.' lila.ssifiziert je
Das Chaos der Sätze dieses Gebietes
Funktion, die bei dem betreffenden Satze ein Minimum (resp. .Ma.\unum)
aber wohl zu beachten, daß diese erkenntnistheoretisch einfache Einteilung keineswegs auch die für eine mathematische Durchfühnmg zwei-kmäßigste ist. Denn die im Laufe der
Entwicklung au.sgebildoten Rechnungsalgorithmen und geometrischen Konstruktionsmethodon sind
nach der Natur der
wird.
Es
unter
dem
2)
§4.
ist
Einfluß ganz anders gearteter
Momente
Grundzüge emer arithmetischen Theorie der
Dedekind,
Operationen zu.
in
der
8. 11
zitierten
entstanden.
algebrai.schen Größen.
Schrift (S. 2)
laßt
Festschrift
,
Berlin 1S82,
auch eine unbegrenzte Anzalil von
das "Wesen des
Meyer: Kant und
320
Neuen
in der
Mathematik.
In der Fimktionentheorie und mathematischen Physik
ist
der Angel-
oft
punkt einer ganzen Entwicklung die Frage nach der Existenz und Eindeutigkeit
Lösung,
gewissen
einer
zumeist
eines
Systems
partieller
Differential-
wobei aus einer zuvörderst unbegrenzten Anzahl von Lösungen
gleichungen,
diejenige herauszuschälen
die
ist,
noch einer oder mehreren Nebenbedingungen
genügt.
Aber auch schon
in
der elementaren Geometrie und Algebra übt das in
einen
Rede stehende Prinzip
maßgebenden Einfluß
Der hervorragendste
aus.
Satz dieser Art, der auf die verschiedensten Gebiete der Algebra, Zahlentheorie
und Funktioneutheorie ausdehnbar
besitzt
der Euklidische Fundameutalsatz der
das
man
ist
von den anderen abzusondern und
derselben
charakterisieren;
Entsprechende
ebener algebraischer Kurven
jk*®"^
gilt
resp. n^'
von
mn
den
Ordnung,
Femer
Primfaktoren.
in
Gleichung w**» Grades n Wurzeln,
zwar eine
einzelne
jede
ist
ist,
Zerlegbarkeit einer natürlichen Zahl
eindeutigen
aber imstande,
selbständig zu
sie
zweier
Schnittpunkten
usf.
Gerade in der Algebra und Geometi-ie wird das genannte Prinzip der Eindeutigkeit einer besonders fruchtbaren Spezifikation unterworfen:
den notwendigen
Gleichungen,
besondern
und hinreichenden Bedingungen
dafür,
man
fragt nach
daß ein System von
dem im allgemeinen keine gemeinsame Lösung zukommt, im
eine
(aber
auch
nur eine)
solche
besitzt,
geometrischem
oder in
Gewände, wann sich eine gewisse Reihe gleichartiger Gebilde im besondem
eines
gemeinsamen „Schnittgebildes"
ei-freut.
So gibt es ausgedehnte Gebiete der Geometrie, in denen
Satz proklamiert wird,
wenn
drei oder
mehr Punkte
in
stets als ein
einer
neuer
Ebene auf einer
Geraden liegen, drei oder mehr Geraden sich in einem Pimkte schneiden, vier
oder mehr Punkte auf einem Ki-eise liegen, sechs oder
Kegelschnitte
usf.,
und entsprechend
Sätze finden dann wiederum
mehr Punkte auf einem
bei räumlichen Gebilden.
Alle
derartigen
ihr analytisches Äqiüvalent in gewissen Identitäten,
wie schon oben hervorgehoben wurde, und werden dadurch zu größereu oder
kleineren, wohl abgegrenzten
Gruppen zusammengefaßt.
Kehren wir nochmals einen Augenblick zu dem allgemeineren
Minimums
die
Vereinfachung der
Beweise
einzuwirken geeignet
gelegenen Sätze der Mathematik sind urepi-ünglich
Kette
Begi'iffe eines
zurück, so möchten wir noch betonen, wie dieser Begriff auch auf
von Schlußreihen
durchlairfenden
"Wege
auf
ist.
Die meisten,
mühsamem,
abgeleitet
worden.
eine
Die
tiefer
lange
fort-
schreitende Entwicklung der Wissenschaft drängt aber dazu, diese Schlußreihen
durch solche von zunehmender Kürze imd Bündigkeit zu ersetzen; man
ist erst
Heyer: Kant und
wenn
befriedigt,
Wesen des Neuen
Minimum
gewisses
ein
Anschauung
geistigen
das
von Schlüssen erreicht
den Beweis
gestattet,
S21
der Mathematik.
in
das
ist.
Ganzes zu imifasscn,
als ein
der
bis in
der Tat das Ergebnis das Ideal der Selbstverständlichkeit gewonnen hat
Wie wäre
es sonst möglich, sich bei der
überwuchernden Fülle von Einzelheiten
noch ein Verständnis für den Zusammt-nliang des Ganzen zu bewaliren?
So wird das Prinzip des Minimums zugleich einer der wirksamsten Hebel
in
der mathematischen Pädagogik.
Ein anderer ästhetischer Typus
Es
Gebilde.
sei
äluiliclio
—
Symmetrie
der
entstehen durch
mathematischer
geeignete
„Kombination" rein
die Frage nach der wirklichen Ausführbarkeit mit den einfachsten
Konstruktion mit Lineal und Zirkel,
und zweiten Grades
— erhebt,
der Zahlentheorie ganz "heue
linige Gebilde der
Ebene
ist
Oeometer jahrtausendelang
Unmöglichkeit
i.
Auflösung von Gleichungen
Umfang
an, sie hat u.
a.
Das symmetrischste krumm-
der Kreis; die analoge Frage nach der Konstruktion
des Kreisinhaltes) mit Lineal und Zirkel hat die
beschäftigt,
Wenn
ledigung gefunden hat.
d.
einen ungeahnten
Bahnen gewiesen.
des Kreisumfanges (oder auch
die
der
ist
regulären Polygone und Polyeder erinnert; halb-
die
Die an sich so einfache Theorie der regulären Polygone nimmt, wenn
man wiederum
ersten
B. an
und
Gebilde
reguläre
regulärer.
Mitteln
z.
bis
sie
in
der neuesten Zeit ihre Er-
diese Erledigung auch eine negative
der gewünschten Konstruktion dartut, so hat
ist
sie
d. h.
nur
dafür die
Analysis wesentlich vertieft und erweitert
Im Räume
mit sich zur
Drehungen,
hat die Frage nach den
Deckung bringen
binatorische Frage
—
—
also
einen tiefen
die die regulären Körper
im Grunde wiederum nur eine rein kom-
Zusammenhang
jener Körper mit scheinbar
ganz abseits liegenden Gebieten aus der Algebra und der Theorie der linearen
Differentialgleichungen enthüllt.
Noch mehr wirkt das
Prinzip der Symmetiie an seiner eigentlichen Stelle;
die Theorie der symmetrischen
ganzen Funktionen
ist
der Schlüssel der ganzen
neues Moment hinzu,
das
sich
Man
geht
von gewissen einfachsten Elementen aus, die aber an sich nur Zeichen
sind,
Algebra geworden.
spezifisch
und
Das
erst
ist
Hier
tritt
abermals
mathematisch ausbauen
in
die
läßt,
die
ein
Methode der Symbolik.
gewissen arithmetischen Verbindungen zu realen Größen führen.
„symbolische Formentheorie".
selbst an das Gesetz der
Umformungen,
Aber
diese
Verbindungen sind
Symmetrie gebunden und führen wiederum zu identischen
die nur jewt'ils der geeigneten
Deutung und Verwertung haiTen.
Die Rolle der Identitäten überhaupt läßt sich
<iesicht.spunkt aus erfassi-n
jetzt
von allgemeinerem
und verstehen, wenn man das Prinzip des Minimums
21
Meyer: Kant und
322
mit
dem
des
Neuen
in der
Mathematik.
Eine Identität läßt sich immer auf die Form
der Symmetrie verknüpft.
Reihe von Elementen sj'mmetrischen Ausdrucks bringen, dessen
in einer
eines,
Wesen
das
Wert zum kleinstmöglichen Minimum, nämlich zur Null geworden
absoluter
ist.
Andrerseits läßt sich aber aucii jede Identität, und zwar in mannigfaltiger Art,
Form
auf die
nun
zweier Ausdrücke bringen;
der identischen Gleichheit
man
zu deuten, hat
so
oft es
Ausdrücke unabhängig voneinander in irgendeinem Gebiete
gelingt, beide
„neuen"
einen
Satz gefunden.
Offenbar läßt sich das darin
liegende Evolutionsprinzip leicht dahin verallgemeinem, daß es auch in andern
Wissenschaften mit Erfolg verwendet werden kann (wie es denn in der Tat
so verwendet wird);
Wegen
verschiedenen
Ein
so
dem
man zu
oft
gelangen kann, hat
der Symmetrie
Prinzip
schlossenen Systems",
oder, wie
oft
einer und derselben Erscheinung auf zwei
man
sein Erkenntnisgebiet erweitert.
verwandtes Prinzip
man
in der
Mathematik
ist
das eines „ge-
sagt, einer
Unter einer Gruppe versteht man allgemein ein System,
„Gruppe".
einen Komplex
von irgendwelchen gleichartigen (mathematischen) Operationen von der ausdaß
gezeichneten Besonderheit,
die
hintereinander
erfolgte
Ausführung irgend
zweier der Operationen mit einer dritten Operation des Komplexes gleichwertig
ist,
oder genauer gesagt, durch eine solche ersetzt werden kann.
aus
Beispiel
einer
Ebene
der Geometrie
um
um
den Winkel a
Man kann
ti'ägt
a,
es ist einleuchtend,
ß zu demselben Ergebnis
dazu
dem Gruppenbegriff
bei,
daß
führt, deren Realisierung
Als
einen
daß
führt,
die
als
sukzessive
die
einzige
+ ß.^
man
einen
untergeordnet werden kann.
systematischen
Handhabung des Gruppenbegriffes entwickelt
letzten
hat, der zu
Algorithmus
Nicht
für die
symbolischen Identitäten
nur der geeigneten konkreten Bilder bedarf.
Typus
in
der Aufzählung von Auswahlmotiven führen
Methode der Übertragungsprinzipien
wir die
Das einfachste
der Drehungen einer Geraden in
mit einigem Recht behaupten, daß der Inhalt der hervorragendsten
Sätze der Mathematik
wenig
das System
einen festen Punkt;
Drehung um zwei Winkel
Drehung
ist
an.
Diese Methode bringt
die uns schon wiederholt entgegengetretene Erscheinung in ein wissenschaftliches
System,
daß
daß
man
der Fortschritt der Wissenschaft wesentlich
dadurch
bedingt
ist,
eine möglichst große Anzahl äußerlich ganz verschiedenartiger, innerlich
aber verwandter Sätze auf eine einzige Erkenntnisquelle zurückzuführen vermag.
Umgekehrt erwächst daraus eine
1)
Auch
dieser Begriff der
subjektive, unbegrenzt ausdehnbare
Gruppe
läßt sich
Erzeugungs-
auf das Schluß verfahren anwenden, insofern
das System der für das Eintreten einer Erscheinung notwendigen Bedingungen die Eigenscliaften
der Gruppe besitzt.
1
Meyer: Kant und
3'23
das 'Wesen des Neuen in der Mathematik.
fähigkeit, einen logisch fixierten und in seiner grundlegenden Bedeutung erkannten Satz auf immer andere und andere Gebiete zu „übertragen" („abzubilden"),
oder was auf dasselbe hinauskommt,
Substiat herbeizuholen.
Um
ein Bild aus
Dramatiker nicht
ein
immer andere Anschauungsbilder
für ein
Beispiele dafür sind bereits oben ang<'führt worden.'
dem Leben
zu gebrauchen, verführt ein Romanschriftsteller,
wenn
andei-s,
er die vielen,
in ihrer Mannigfaltigkeit ver-
winenden Kinzelzüge* und Einzelhandhingen einer Person aus deren
einheitlich
geschlossenem „Charakter" herzuleiten vei-sucht.
Schopen-
hauersche Fortbildung der Kantschen Lehre
das allein Unzerstörbare
Folie, als
Rahmen
im Menschen
Speziell in der
geringe
Anzahl
dann
übrigen
als
konzentriert,
Spiegelung
ihre
erfahren.
dann
die
Diese
den
an
ver-
Fundamentalsätze
gewissem Sinne den zu Anfang nur hypothetisch angenommenen
ursprünglichen
die
übrige nur als Bild,
sich die Wissenschaft auf eine möglich.st
von Fundanientalsätzen
Einzelgebieten
in
alles
Mathematik wird das konsequent gehandhabte „Übertragungs-
immer mehr dazu führen, daß
stellen
wonach der Charakter
erinnert,
dem
ist,
an die
sei dabei
dient.
prinzip"
schiedenen
Es
als
Besitz
—
apriorischer Erkenntnisse der Mathematik
nach
den
dargelegten
Regeln
—
während
dar,
abgeleitete
daraus
erscheinen.
Es muß eingestanden werden, daß
bei dieser Auffassung der Begriff eines
ursprünglichen a priori kein fester, sondern vielmehr ein elastischer, je nach
den Fortschritten der Wissenschaft ausdehnbarer oder aber zusammenziehbarer
Ks hat indessen den Anschein,
wird.
als
ob gerade hierdurch der Anwendbarkeit
der Kantschen Erkenntnisprinzipien auf die einzelnen Wissenschaften ein weiterer
Spielraum zugewiesen wird.
Ist
bisher von
einer wissenschaftlichen und
auswahl des Forschers die Rede gewesen, so
.Momentes gedacht werden, das
Da«
ist
als ein rein
das nicht zu unterschätzende
Oauß» von
soll
künstlerischen Gruppienings-
doch auch eines andersartigen
menschliches bezeichnet werden muß.
Moment
des Sportes und der
Mode. Wa.s
der höheren Arithmetik, der Königin aller Wissenschaften, hervor-
hebt, daß sie ihre Jünger, je eifriger sie sich ihr hingeben,
um
so
mehr
bestrickt,
storeoRraphische Projektion einer
1) Ein schönes Beispiel aus der Geometrie ist u. a. die
Kugel auf nino Ebene, wobei Kreise in Kreise ühorK<'hen und die Winkel erhalten bh-iben. Alle
Sätze über Kreise und (icrado in dur Ebene la.ssen sich so unmittelbar auf die Kugol übertrafen;
umgekehrt winl z. B. die Konstruktion von Kristallnetzen auf eine solche in der Ebene zurück-
geführt
2) Disquisitiones aritlimeticae
fiii
implicatus, ut eas
,
Lipsiae 1901,
Praofatio: „illecobris
harum quaestionum
devrere non potuerim."
2\'
ita
Meyer: Kant und
324
gilt
das
Wesen
des
Neuen
der Mathematik.
in
analog, je nach der Geschmacksrichtung des einzelnen, von allen Einzel-
Hat
gebieten der Mathematik.
Fertigkeit in der
jemand
sich
Handhabung der
erst in
„seinem" Gebiete eine gewisse
und anschaulichen
spezifischen, gedanklichen
angeeignet, so findet er eine naturgemäße Befriedigung darin, diese
Wendungen
Fertigkeit zur Virtuosität
diesem steten
auszubilden.
Der Erfolg wird
oft
der sein, daß bei
Graben und Bohren in einer Richtung sehr verborgene Wahrheiten
ans Licht gefördert werden.
Aber auch
die Schattenseiten dieses persönlichen
Verfahrens liegen auf der Hand; Einseitigkeit und Vernachlässigung des Ganzen
erwachsen daraus, sehr
zu
,
zum Schaden
der Wissenschaft.
nun im besondem
Trifft es
daß die überwiegende Kultivierung einzelner Disziplinen in den Hihiden von
Autoritäten liegt, so wirkt bei der Mehrzahl der anderen Forscher jener unwiderstehliche Jfachahmungstrieb, den
Mathematik Perioden, in
der
Geschichte
man eben
als
das Kulturleben der Völker zur
Wirkung auf
Mode
bezeichnet, deren tyrannische
Genüge erwiesen
denen
ist.
ausschließlich
So kennt die
Geometrie
die
gefördert ward, andere wieder, in denen das gleiche von der Algebra, von der
Analysis
Aber auch ganz beschränkte Gebiete, wie
galt.
die Kombinatorik im
engsten Sinne des Wortes, haben zeitweilig die Mathematik völlig beherrscht.
In
solchen Zeiten gehen, wie die Erfahrung lehrt, leicht die Früchte früherer Ent-
wicklungsperioden verloren und müssen später
mühsam wieder von neuem
ge-
wonnen werden.
Wenn
wir im obigen den Versuch gemacht haben, die Lehre
—
den synthetischen Urteilen der Mathematik weiter auszuführen
Tätigkeiten der Gruppierung
legten
als
—
eine
,
demnach
die
und der Auswahl
Mathematik in ihrem Streben nach neuen Erkenntnissen
airf
hat
nachgewiesen,
wie
die
sich
die
nicht
mehr auf
lebendige Begriffe, Methoden und
mit andern Wissenschaften
Sätze erstreckt, so liegt es nahe, einige Vergleiche
zu ziehen, wo analoge Sti'ömuugen herrschen.
Physiologie
die
der Gruppierung zugrunde
bei
Art erweiterter Kombinatorik hinzustellen,
farblose Elemente beschränkt, sondern sich
die
Kants von
indem wir
Man denke an
unbegrenzte
die
Farbenlehre:
Mannigfaltigkeit
der
verschiedenen Farbennuancen durch geeignete Mischung einiger weniger Grundfarben entsteht.
Ferner
sei auf die
Chemie hmgewiesen.
Es
fehlt
zwar bisher der
völlige
Nachwels, daß die Anzahl der Elemente notwendig eine begrenzte sein müsse,
da ja selbst bei
Annahme
des periodischen Systems eine
nach oben nicht ausgeschlossen wäre; jedenfalls
weitaus
größte
Anzahl
bekannter
Verbindungen
ist
zunehmende Erweiterung
man
durch
zurzeit imstande, die
„Gruppierung"
einer
verhältnismäßig geringen Anzahl von Elementaratomen in betriedigender Weise
Meyer: Kant und
zu erzfugcn.
so
in
Erscheinungen machen es sogar wahrschein-
würde
sie
alle Stoffe in
Atome
gestattet, auf
Würde
eines einzigen Urelementes
auch das Ideal einer geometrischen .,Konibinatorik"
erreicht haben, ja geradezu sicli mit einer solchen decken.
noch
325
der Mathematik.
Wirklichkeit nur Elementaratome einer einzigen Art gibt
Chemie jemals dahin gelangen,
aufzulösen,
Wesen des Neuen
(^lewisse physikalische
lich, (laß es in
die
das
Endlich
sei
es
auch
manche Ähnlichkeiten der Mathematik mit der Darwinschen
Entwicklungstheorie aufmerksam zu machen. Hier wie
dort eine unbegrenzte
Anzahl von Erzeugungsmöglichkeiten, deren maßlose Wirkung durch geeignete
(iruppierungsauswahl beschränkt wird.
Der Kampf ums Dasein
läßt sich in der
Mathematik gerade wegen der schärferen Umgrenzung der Einzelgebilde besonders
deutlich verfolgen.
Bei weitem die größte Mehrzahl „neuer" Begriffe und Sätze
erweist sich als nicht lebensfähig, weil sie entweder zu eng oder aber zu kompliziert
gefaßt sind,
zugunsten weniger bleibender, die
nicht ihr
Wesen von fremden
zu erborgen brauchen, sondora selbst die Kraft besitzen, sich eine eigene Welt
zu schaffen, die sie als Zentralsoniicn mit Licht,
Wärme und Leben
erfüllen.
XV
KANTS STELLUNG
ZUM PROBLEM DER AUSSENWELTEXISTEXZ
Dr.
ARNOLD KOWALEWSKI
KÖNIÖSBKRO
FKIVATIlOZENT DER PlULOSOPlllK AN UF.R ÜXIVERSITÄT
Der
Glaube an die Existenz der AußondinKO scheint ein natürliches, un-
Darum machen
veräußerliches Bcsitzstiick unserer Weltanschauunj,' zu sein.
darüber von
philosophischen Reflexionen
gesunden Unternehmens.
Und doch war
vornherein
der
den Eindruck
Zweifel
an
alle
un-
eines
der Existenz einer
räumlichen Außenwelt das notwendige Produkt mehrerer sehr gewichtiger praktischer
und theoretischer Motive.
Das gewöhnliche Ulcichgewicht des Realitätsbewußtseins bezüglich unserer
Innenwelt und Außenwelt läßt naturgemäß auf zwiefachem
zuungunsten der Außenwelt
übermäßig gesteigert werden.
Wege
Sodann
ist
auch eine Abschwächung der Außen-
Jede dieser Störungen reicht schon für sich aus,
weltrealität möglich.
Gewißheit der Außenwelt
zum Gegenstand
um
die
einer philosophischen Erörterung zu
Historisch haben beide Störungen zusammengewirkt
machen.
eine Störung
Einmal kann der Realitätswert der Innenwelt
zu.
und
so
dem Außen-
weltproblem eine besondere Schärfe verlicheu.
Ißt
Recht
man
hat
daß
hervorgehoben,
unvergleichlichen Werts der llenschenseele das
stai'k
die
christliche
Diesem moralischen Motiv sekundierte
erhöhen mußte.
Vorstellung von Gott als einem rein geistigen Wesen.
so eine Verwandtschaftsbeziehung,
die
sie
körperlichen Außenwelt weit hinausrückte.
Behandlung
dürfnis
aller
möglichen Probleme
Damit paarte sich das
seit
des
die metaphysische
Die Menschenseele erhielt
über den niederen Realitätskreis der
Ferner
kommt
in
durch die Scholastik mit Raffinement entwickelte Virtuosität
erzeugte.
Betonung
Innenweltbewußtsein besonders
einen
gewissen
Betracht, daß die
in der dialektischen
intellektuellen
Hochmut
der Renaissance lebhaft empfundene Be-
nach einer selbständigen Erkenntnis des Seins und einer selbständigen
Leitung des Lebens.
Dieser autonomische Zug rückte die Tat.^iachen und Kräfte
des individuellen Innenlebens in den Mittelpunkt der Aufmersamkeit.
Auf der anderen
nuiteriello
als
die
Seite forderte
Welt Gott gegenüber
als
das Interesse der religiösen Dogmatik die
Schöpfung und zwar nur
Schauplatz einer höheren Wirklichkeit zu betrachten.
Lehre
von
der
Ewigkeit der
Materie
und
kehrte
als Voi-stufo
oder
Daher bekämpfte man
in
den
ent.sprocheiiden
Kowalewski: Kants
330
Stellung
zum Problem
der Außenweltexistenz.
Argumentationen die Relativität der Körperexistenz schärfer heraus.
kenntnistheoretische Prüfung der Sinneswaliniehmungen
die meisten aus dieser Erkenntnisquelle geschöpften
dingen
Der
zeigte
sehr
Die
er-
daß
bald,
Merkmale nicht den AuBen-
zukommen, sondern auf unserer subjektiven Affektion beruhen.
selbst
dürftige Eest
von objektiven Bestimmungsstücken, den man
wissenschaft noch anerkannte,
Von
schreitenden Subjektivierungsprozeß zu widerstehen.
Außenweltbewußtsein
Gewißheit darf
Beschaffenheit
denkbar
die
man noch von
man schließlich
in der Natur-
dem
auf die Dauer auch nicht
vermochte
hier aus
Denn was
Erschütterung.
tiefste
fort-
erfuhr das
für
eine
Außenwelt haben, über deren objektive
einer
genommen
sti'eng
keine
Angabe
positive
zu
machen weiß?
Die philosophischen Außenweltbeweise
des
Gleichgewichts
mußten natürlich
Störungen
diese
von Außenwelt- und Innenweltbewußtsein durch kompen-
sierende Reflexionen zu beseitigen suchen.
In
Richtungen
zwei
waren
solche
Kompensationen
Entweder
möglich.
konnte der ReaUtätswert der Außenwelt direkt mehr befestigt werden oder der
Demnach
ausgezeichnete ReaUtätswert der Innenwelt konnte erschüttert werden.
gibt es
wollen
sie
als
bezeichnen.
Wir
zwei verschiedene Typen von Außenweltbeweisen.
hauptsächlich
„direkten Außenweltbeweis"
und „indirekten Außenweltbeweis"
Die vollkommenste Beweisart scheint eine Kombination dieser beiden
Ts'pen zu sein.
Merkwiu'digerweise
bewegten
sich
die
philosophischen
Erörterungen
Außenweltproblems lange Zeit hindurch mit fanatischer Einseitigkeit
Bahnen
hängen
blieb.
Das
Außenweltbeweises".
„direkten
des
Dialektik sich sehr bald erschöpfte
und
hatte
zur Folge,
schließlich an einigen trivialen
Die Außenweltbeweise
gerieten
des
in
den
daß
die
Argumenten
überhaupt mehr und mehr
in
Mißkredit.
Dazu kam, daß
die
betreffenden
sprechende Gedanken führten,
insofern
Beweisgänge
die
nicht
selten
dem Problem zugrunde
auf
wider-
liegenden
Positionen aus besonderen Rücksichten teilweise mit gleicher Zähigkeit aufrecht
erhalten
wurden wie
die
kompensierenden Reflexionen.
Ich möchte die antagonistischen Motive in der Dialektik der Außenwelt-
beweise zimächst an einigen Beispielen aus der ältesten Geschichte des Problems
anschaulich
darlegen,
um
dann zu zeigen,
dieselben bei Kant erfahren haben.
welche bedeutsame Verschiebung
Vielleicht erhält die vielumstrittene „Wider-
legung des Idealismus" unseres großen Königsberger Denkers von hier aus eine
neue Beleuchtung.
Kowalewski: Kants
Die
aiitagonistisc'lioii
331
zum Problem der Außenweltexistenz.
Stellung
Motiv«» in ticr IHali-ktiit
*l<'i-
iilti->ti-ii
AiifSenweltbcwoiso.
1.
Descartes.
Descartes, der das „de omnibus dubitandiim
prinzip machte, konnte
est" zu seinem Forschungs-
naturgemäß auch das Dasein einer Außenwelt von seinem
methodischen Zweifel nicht unberührt lassen.
In lebendigen Farben hat er die Stufen seines Zweifels charakterisiert, der
dem
ihn schließlich bei
1.
Das durch
Solipsismus anlangen
Sinne Erfahrene
die
ließ.
ist
Diese Stufen sind kurz folgende:
wegen der Trüglichkeit
unsicher
der Sinne.
2.
ist
Daß
die Erlebnisse
nicht gewiß;
denn
es
des wachen Zustande« hiervon
gibt
kein
von den Traumerlebnissen.
Unterschiede
Einbildungen müßten doch wahr
sein.
ausgenommen
sind,
für diese Erlebnisse im
sicheres Kriterium
Aber wenigstens
die
Elemente
der
Solcher Art sind die geometrischen und
arithmetischen Wahrheiten.
3.
Auch der
Könnte
positive Rest der zweiten Zweifelsstufe ist ungewiß.
mich nämlich nicht Gott oder ein boshafter Geist auch in jenem täuschen?
So bleibt auf der letzten Zweifelsstufe
ich zweifele, d. h.
Damit
gestellt.
ist
eines
einzige Gewißheit übrig,
daß
zugleich das Außenweltproblem in der denkbai* größten Schärfe
Wie kann
Verschiedenes
als
denke, und insofern bin: das berühmte „cogito ergo sum".
ist,
ich
von der Außenwelt, die doch offenbar' etwas von mir
Gewißheit haben, wenn ich zunächst nur meines Daseins
als
denkenden Wesens gewiß bin?
Descartes' systematischer Hauptgedaokengang bestand
von dem festen Stützpunkt aus, der
allein
nun
darin,
dali
er
von den einstürmenden Zweifeln un-
erschüttert blieb, die verlorene Realität Stück für Stück zurückzuerobern suchte.
Es war ganz natürlich, daß er dabei den Gottesbegriff zuerst
faßte.
drohte,
Wie
so
dieser das
konnte
letzte
er wieder
über den solipsistischen Kreis
begründen
spältige
Bewertung
helfen.
Auf
diese
der Gotte.sbeweiso
Körperweltexistenz für Descartes gegeben.
in
Auge
nach gehöriger Sicherstellung den ersten Schritt
notwendig eine engere Komplikation
Argumente, die
ins
transsubjektive Gewißheitsresiduum zu vernichten
Das
hatte
Weise war auch
und der Beweise der
zur Folge,
daß
manche
beiden Beweiszusammenhängen zugleich vorkamen, eine zwieerhielten.
Kowalewski: Kants
332
zum Problem der Außenweltexistenz.
Stellung
Die Gottesbeweise haben die natürliche Tendenz, die ausgezeichnete Kealität
Argumente
die
für die niederen Realitäten, also namentlich auch die für die Körper-
entsprechende Abschwächung oder gänzliche Aufhebung er-
eine
weltexistenz,
Das
fahren.
Zusammenhange müssen
In diesem
Gottes möglichst energisch zu betonen.
deutlich
tritt
erstem Hauptbeweis für das Dasein
Descartes'
bei
Gottes zutage.
—
Es besteht
Vorstellungen nicht
modi)
—
sondern
—
ein Unterschied zwischen
des Grades ihrer „gegenständlichen Realität"
Modifikationen
gewisser
als
solche stehen nämlich
als
der Seele
Vorstellungen
alle
aliam rem repraesentat
alia
.
.
Med.,
.'•,
S.
quidam
(cogitandi
auf
—
einer Stufe
der Repräsentanten vei'schiedener Dinge {,,.-. quatenus una
als
unam rem,
ausgeführt
u. a.
liinsichtlich
Dieser Unterschied gründet sich auf eine Betrachtung der
obiectiva).
(realitas
wird hier
so
meinen Vorstellungen
18 der editio
idea]
[sc.
ult.).
Hier-
nach kommt meinen Vorstellungen von Substanzen mehr „gegenständliche Realität"
zu.
als
Wirkung
nicht nur für die
Wirkung
Wirkungen mit „formaler"
Descartes: „
erkläi't
me
spicuum ideas in
deficere
selbst.
rerum
a
majus aut perfectius continere."
eminenter in
.
.
.
adeo ut lumine naturali mihi
ex meis
me
esse,
ideae
istius
reperiatiu-,
diversae
quibus
sunt
quidem
alt.)
Nun kommt
est
nuUum
existentia
me ipsum
nee proinde
causa,
plane
etiam
habeo
vorstehenden
in
existere;
ejus ideae
mundo,
si
der
und
realitas ob-
si
causam
esse
posse,
sed aliquam aliam rem
nulla
vero
argumentiun quod
certum reddat,
ist,
sim eandem nee formaliter nee
ideis sit tauta ut certus
non me solum esse
facile
quicquam
desumptae, non autem
(Vgl. Med., S. 19 d. ed.
me
de
taUs
in
me
aKcujus rei
idea
a
omnia enim dihgentissime circumspexi,
nullum aliud potui hactenus reperire."
in
Zuper-
(sit)
an den die Überschreittmg des Solipsismus geknüpft
hinc necessario sequi
quae
maßgebend,
(wirklicher) Realität
der mit folgenden Worten deutlich genug bezeichnet wii-d: .....
jectiva alicujus
her-
Dies Verhältnis
esse veluti quasdani imagines, quae possunt
a perfectione
kritische Punkt,
Satz,
wie ihre eigene
die Vorstellungen mit ihrer „gegenständlichen" Realität.
für-
sammenfassend
überhaupt der
soviel
Daher kann keine Wirkung von einer Ursache
enthalten muß.
sondern auch
gilt
zum mindesten
rühren, die weniger Realität besitzt, als diese
ist
Nun
meinen Vorstellungen von Akzidenzen.
daß die wirkende und vollständige Ursache
Worten enthaltenen
(Vgl. Med., S.
Prinzip
19
et
Nach dem
d. ed. ult.)
durchmustert
me
alsdann
Descartes
seine Vorstellungen.
Bezüglich
bemerkt
er,
der Voi-stellungen von Tieren,
anderen Menschen
daß sich die Bildung derselben ohne die
Annahme
imd Engeln
einer äußeren
Kowalewski: Kants
Existenz befrreifon
Stellung
und zwar
läl5t,
zum Problem der
als
333
Außonwoltoxistonz.
Mischung aus Ideen von mir
eine
seli>.st
körperlichen Dingen und Gott. (Ibid.)
Selbst die Voi-stcllungen körperlicher Dinge bieten
Annahme
einer äußeren
rerum corporalium,
i(lca.s
all
Er
Ursache.
nihil
in
occurrit
illis
ihm
videatur a nie ipso potuisse proficisci ..." (Ibid.)
(|uod
„nam
.si
quidem
notum mihi
naturali
sint fal.sae,
est illas
(.seil,
nee est plane pei-fecta;
autem
si
hoc est
nulla.s
ut
non
Votum wird mit
am
besten wörtlich
res repraesentent,
lumine
ideas rerum corporalium) a nihilo procedere
me
hoc est non aliam ob causam in
N..tigun" zur
tantum
sit
Dieses kühne
folgenden Siit^cn begründet, die wir der Wichtigkeit wegen
anführen:
keiiiL-
unumwunden: „Quantum autcm
erkliirt
esse,
quam quia
sint verae,
deest aliquid naturae raeae
quia tarnen tam parum realitatis
mihi e.xhibent, ut ne quidem iliud a non re possim distinguere, non video cur
a
me
non possint." (Med.,
esse
ipso
S.
20
d. ed. ult.)
sind
S])eziollor
die
gleich
darauf folgenden Bestimnumgon,» die sich auf die einzelnen Bestandteile unserer
Körpervoi-stellungon
bozichen.
nach unserem Autor
sich
als
Moinciito
wie
„Substanz"
und ,,Dauer"
Entlehnungen aus der Vorstellung von mir
la.ssen
selbst
Die übrigen Bestininiungsstücke unserer Körpenorstellungen, „Aus-
betrachten.
dehnung'', „Figur"',
„Lage" und „Bewegung", sind (wegen meiner
geistigen Natur)
nicht „formaliter" in mir, wohl aber können sie in mir, der ich eine Substanz
bin,
—
so meint er
sind. (Med., S.
—
20/21
„eminenter" sein, da
d.
Die Gottesidee allein
zu schließen
substantiae
—
niciit
ist
eine solche Idee, die
von mir licrrülireu kann.
quidem idea
in
mc
sit
— nach
S.
.sim substantia,
finitus, nisi
21
„formaler"
und
„gegenständlicher"
dem Banne
einer nach (iott orientierten
die Gottesvoi-stellung auf eine
so
darf
die
Vorstellung
Hinweis beanspruchen.
stellen.
non tarnen
aliijua substantia
d. ed. ult)
das Prinzip der Äquivalenz
Realität,
vorstellungen, keine außerseelische Existenz begründen
unter
ab
aus Descartes' erstem Hauptbeweis für das Dasein Gottes.
Wir sehen, wie nach den obigen Ausführungen
zwischen
Bestimmungen
ihren
Deshalb ist Gott: „nain (juamvis
cum sim
quae rovera esset infinita procederet." (Med.,
viel
Modifikationen der Substanz
ex hoc ipso quod
idcirco esset idea substjintiae infinitae,
So
sie bloß
ed. ult.)
Darum
von
Da.s
der
Körper-
Descartes steht da
Rangordnung der
Realitiiten.
Wenn
mein Wesen überragende äußere Existenz hinweist,
Körpern unter keinen
hieße ja die
Materie
Umstänilen
eben solchen
und Gott auf gleiche Stufe
finden die Argumente für die äußere Köiperexistenz in diesem
Zu.sammenhange keine Gnade. Aiich nicht einmal
Realität darf die
bezüglich
soll.
Körponvelt gelten.
Die Sreli-
al.s
ist
eine der Seele koordinierte
vielmehr
dius
höhere Wesen.
334
Kowalewski: Kants
Darum kann
Annahme
die
zum Problem der Außenweltexistenz.
von
nicht
Hand gewiesen werden, daß
der
die
aus Elementeu aufbauen, die die Seele, sei es
restlos
sich
Körpervorstelliiugen
Stellung
muß
So
formaliter oder eminenter, in sich hat.
sich also
der Realitiitswert der
Körpervorstellungen nicht nur aus Rücksicht auf die Gottesvorstellung, sondern
auch aus Rücksicht auf die Ichvorstellung eine Abschwäch ung gefallen
dem
Aus
nämlichen
Gesichtspunkt
Äußerungen zu verstehen,
Descartes
die
in
Der „natürliche
vorbringt.
Gottesbeweis
Außenweltexistenz beruhen
soll,
auch
sind
anderen
die
der Einleitung zu
Ti-ieb",
auf
dem
er,
verdiene nicht mehr Tertrauen
an
die
die „natür-
als
Wahlen
verleiten.
daß die Unabhängigkeit der Körpervorstellungen von meinem
Willen noch nicht
eine
Triebe",
„natürlichen
seinem ersten
der Glaube
lichen Triebe", die auf moralischem Gebiete oft zu falschen
Ebenso meint
lassen.
negativen
Außenexistenz beweise.
obwolü
sie
in
Wie
die
erwähnten
vorhin
mir sind, dennoch von
meinem Willen
verschieden zu sein scheinen, so könnte ich in mir auch eine versteckte Fähigkeit besitzen, die die Körpervorstellungen produziert. (Med.. S. 17 d. ed. ult.)
Das Prinzip der Äquivalenz von „formaler" und „gegenständlicher"
die
keit
Berufung auf den „natürlichen Trieb" und der Hinweis auf
vom Willen kehren nxm
in allen
Ehren
bei
als stichhaltige
dem
Aber
um
bietet jetzt die
die früher entkräfteten
es scheint, als ob Descartes
der KörpervorsteUungen günstiger ansieht,
Benifimg
Argumente
auch ohnedies den Reaütätswert
eben weil die niedere Wirklichkeit
gerade sozusagen im Blickpunkt seiner Dialektik
hat nicht
Realität,
Unabhängig-
eigentlichen Beweis für die Körperexistenz
Gründe wieder. Allerdings
auf die „Wahrhaftigkeit" Gottes ein Mittel,
zu sanieren.
die
mehr durch Kontrastierung mit Gott
steht.
eine
Die niedere Wirklichkeit
Abschwächung zu
erleiden.
Die Art, wie Descartes seine früher vei-worfenen Beweisgründe für die Körperexistenz
im
positiven Sinne erneuert hat,
allerdings ziemlich mangelhaft.
ist
Der
entscheidende Gedankengang hat folgende Gestalt.
Meine passive Fähigkeit wahrzunehmen würde für mich wertlos
nicht, sei es in
das diese
Da
Wahrnehmungen
dieses .aktive
sich mir ohne
das besagte
sein,
mir oder in irgend etwas anderem, ein aktives Vermögen
bilden
wenn
existierte,
und hervorbringen könnte.
Yermögen kein Denken
voraussetzt,
mein Zutun, sogar wider meinen WUlen,
und
die
Wahrnehmungen
bieten, so ist klar, daß
Vermögen nicht in mir bestehen kann.
Die andere Substanz, in der es deshalb enthalten sein muß. wird nach einer
Wahrnehmungen
„objektiv- (gegen-
scliüeßen, „formaliter" (wirklich) oder „in
eminentem Maße"
früheren Bemerkung die Realität, die unsere
ständlich)
in sich
aufzuweisen haben.
Somit kann
sie
entweder ein körperliches Wesen sein, das
Kowalewski: Kants
diewe Realität mir in
zum Problem der Außenweltexistenz.
Stellung
fricichcm A[aßo
wirkiioii
oiithiilt.
335
oder aber Gott odor ein
höheres Geschöpf als der Köri^er, worin die besagte Realität in eminentem
Maße
existiert.
Die beiden letzten Möfjliehkeiten kimnen
kein
Vermögen
(seil,
ideas)
a
Gott
niclit
vor
niclit
stattiialxMi,
da
von Gott
ieii
liabe soiciies einzusehen.
ihm „mngnam propensionem ad credendum
Vielmehr habe ich von
rebus coi-poreis emitti."
dem Vorwurf
eines
Rechte bestehen
tatsächlich nicht zu
(Med,
S.
Betrügers
40
zu
d. ed. ult.)
retten,
Glaube
dieser
falls
„ac proinde res corporeae
sollte:
illas
Descartes weiß
e.xistunt."
Ich will nur zwei schwache Punkte an diesem Räsonnement kurz berühren.
Einmal
ist
klar,
daß das dem ]»assiven Wahrnehmungsvermögen korrespon-
dierende aktive Vermögen sich sehr wohl in der Seele selbst befinden könnte als
eine der reflexionsmäßigen Vergegenwärtigung
Auch Erinnerangsvorsteilungen,
und Willkür entzogene Fähigkeit
wir nicht auf außerseelische Ursachen be-
die
ziehen, stellen sich vielfach „ohne unser Zutun, sogar wider unsern Willen" ein.
Descartes hat sich selbst früher in ähnlichem Sinne geäußert.
Daß
ich ferner eine bessere Erkenntnis von
Ursprung meiner Sinueswahniehmungcn habe,
möglichkeiten, kann nicht behauptet werden.
vor, jene
Annahme
als die einzig richtige
wurde gerade sehr energisch auf
folgende Philosophie
aber auch kein (irund
Die nach-
hinzustellen.
diese von
Descartes so
geschobenen Möglichkeiten hingedrängt
Ihrer methodischen
Form nach gehört
unangetastet
stände ab, so kann
Sielit
—
man von
steht also
fest
zum
Tj-pus
bleibt dabei
der Beziehung der Voi-stelliingen auf Gegen-
nach Descartes' Meinung
seiner Erlebnisse unmittelbar gewiß
bewußten Wesens
Descartes' Argumentation
Der Realitätswert der Innenwelt
des „direkten Außenweltbeweises''.
als
liegt
Xeigung" unterstützt wird, vor den anderen Möglichkeiten
zu bevorzugen, geschweige denn
völlig
Uann
körperlichen
von den andern Ursprungs-
des körperlichen Ursprungs, bloß weil sie von einer (logisch
zweifelhaften) „großen
leicht beiseite
dem vermeintlichen
als
sein.
—
das Ich dieser Vorstellungen
Das Dasein der Seele
als
eines
Demgegenüber sucht nun Descartes dem
in
unseren Sinneswahrnehmungen sich konzentrierenden Außenweltbewußtsein, das
zu einer bloßen Teilerscheinung der selbstbewußten Seele herabzusinken droht,
durcli
ti'anszendent-kausalo
Süllen
in
unserer
wahrnehmungen
Steigerung
ihres
Seele
Substruktion
die
aufzuhelfen.
Sinneswahrnelimungen
erhalten so reale äußere Korrelate und
Wirklichkeitswerts
gewisses Gleichgewicht mit
dem
das
Körjierliche
hervorrufen.
Substanzen
Die
Sinnos-
können vermöge dieser
Außenweltbewußtsein
Iiineinveltbewußt.sein bringen.
wieder
in
ein
336
Kowalewski: Kants
zum Problem der Außenweltexistenz.
Stellung
Geulincx.
2.
Der Okkasionalismus gab der Außenweltfrage insofern eine neue Wendung,
als
nach dieser Theorie den Körpern ein geringerer Wert für
Wahrnehmungen zukommt.
unserer
ist
Entstehung meiner Wahrnehmungen zu
die
„Gelegenheiten"
für
Kausalität.
göttliche
die
die kausale Erklärung
der Nachweis der Körperexistenz
um
Die Körper sind nicht mehr nötig,
wesentlich erschwert worden.
causae"
Damit
erklären,
Wie
kann
sie
man
„verae
als
bloße
sind
diesen
Satz
begründen, ohne zugleich die Überflüssigkeit der Körperexistenz wahrscheinlich
man
zu machen, imd wie kann
andererseits die Körperexistenz verteidigen oder
beweisen, ohne ihr eine gewisse kausale Bedeutung zu vindizieren?
denen
Die Widersprüche, zu
antagonistischen
diese
mau
sionalismus tatsächlich geführt haben, sieht
Der
tiefere
Grund des Antagonismus
Motive
Okka-
den
besonders klar bei Geulincx.
auch hier in der engen Komplikation des
liegt
Gottesbeweises und Kürporweltbeweises, die namentlich durch den dieser Philosopliie
eigentümlichen mystischen Zug an Intimität bedeutend gesteigert
ist.
Die sogenannte „quarta scientia" der Metaphysica vera von Geulincx
stellt
den ersten Schritt zur Lösung der metaphysischen Außenweltfrage im allgemeinsten
(Vgl. vol.
me
Sie lautet: „Multae sunt in
Sinne dar.
U,
S.
Dieser Satz wird
nehmungen
quae a
149 der Geulincx -Ausgabe
v.
me non
dm'ch den Hiuweis darauf gestützt, daß meine Wahr-
nicht eintreten,
Wabrnehmungen in mir
wenn
sind,
ich sie
wenn
ich
haben
sie
Ich weiß wohl, daß jene
will.
mir aber zugleich ihrer
habe, bin
Unabhängigkeit von meinem Willen vollkommen bewußt.
daß gewisse Bedingungen
„si
obvenire
illas
erfüllt sein
tales
modi mihi obversentur. "
Nur
(Ibid.)
diese letzte unbestimmte
könne.
er sehe
(Vgl. II, S.
Konsequenz
d. g.
tempus,
will
Geulincx gezogen wissen.
gilt
ihm zunächst
Daß
als
die
bloße
beiti'agen
Ausg.)
Einen Schritt weiter führt uns die
Der Beweis
est
quaepiam habere se debent, ut
Daß Wahrnehmungen von selbst oder aus
Also hängen sie von etwas anderem ab.
noch nicht, inwiefern der Körper etwas dazu
149/150
aliquis et volens diversus a
an.
zu bemerken,
alia
Wahrnehmungen von einem Körper abhängig wären,
Meinung: denn
ist
expectandum
mihi voluero,
modo
unmöglich.
ist
Auch
müssen, damit ich Bestimmtes wahrnehme:
cogitationes)
(seil,
opportunitas praestolanda, certo
nichts mir zukämen,
dependent cogitationes.
Land.)
„quiiita scientia", die erklärt: „Est sciens
me."
dieses Satzes schließt sich aufs engste an den vorhergehenden
Das unbestimmte „Andere" der „quarta scientia" wird sogleich zu einem
alius.
Dieser alius, von
dem meine Wahrnehmungen
erregt werden,
muß
sich
Eowalewski. Kants
dessen
bewußt
„facit enim,
sein;
(jaoniodo fiat."
150
(Vgl. II, S.
Denken unseres Philosophen
id
zum Problem der
Stellung
inipossibile
et
Ausg.)
d. g.
33?
Aoflenweltexistenz.
est,
ut
faciat,
is
qui
nescit
Hier sehen wir das für das ganze
„Quod
so bedeutsame Prinzip:
nun facis" in seiner Anwendung auf andere Dinge.
nescis
quomodo
fiat,
Damit scheint auch der
im Anfange des Räsonnements etwas unvermittelte Sprung von dem unbestimmten
„Andern" der „quarta
das wahrhaft wirken
—
Wissendes
Denn wenn nur
gerechtfertigt
was darum weiß, so kann das Wirkendo
—
ein
als
offenbar nur geistiger, persönlicher Natur sein.
Der Solipsismus
ist
jedenfalls durch
geistigen Existenz in bestimmterer
,,
dem alias
scientia" zu
soll,
den Nachweis einer von mir verschiedenen
Form
überschritten, als
der vorerwiihnten
in
quarta scientia".
Die ,,sexta scientia" knüpft hieran unmittelbar an und bringt noch eine
„Is idem", so lautet sie, „cogitationes
weitere Bestimmung.
in
illas
me
suscitat
interventu corporis cujusdam."
Durch zwei Argumentationen sucht Geulincx
Die
erste
Argumentation
gewonnenen Ergebnisse
Da
mir errege.
objekte
Geulincx
erklären
extensum oder corpus
Möglichkeit,
deshalb
als
extensum
die
Annahme
mannigfacher
oder
corpus.
Veränderungen
besagten Vorstellungen in mir
die
:
eines
fähig
sein.
Der Verniittelung
zu
„Tertium enim praeter cogitans
et
dieses
Denkende und
Die
erwecken.
noch an eine andere Vermittelung zu denken', wird
durch
die
extensum nee novi
(Vgl. II, S. 151 d. g. Ausg.)
Die zweite
sein
ist
die Mannigfaltigkeit der Bewußtseins-
sich daher jener von mir verschiedene
soll
um
Bemerkung abgeschnitten
nee est"
soll
muß
es
Wollende bedienen,
ausgehen können, so
ist,
Dieses Dritte
und
bestimmt
in
verschiedenartig sind und als solche von
ebensowenig wie von dem anderen Denkenden und
ist,
Wollenden, der gleichfalls einfach
erforderlich.
diese These zu begründen.
von dem durch die „quinta scientia"
Denkender und Wollender Vorstellungen
aus, daß ein
diese Vorstellungen
meiner Seele, die einfach
Dritten
geht
Argumentation
appelliert
von vornherein an unser Bewußt-
von einer körperlichen Vermittelung unserer Wahrnelimungen.
sime mihi conscius hasce cogitationes in
Ich kann daran nur zweifeln,
wenn
ich
Erzeugung einer Wahrnehmung denke.
me
„Suni
claris-
per corpus aliquod suscitari."
(Ibid.)
an die Ungeeignetheit des Körpei-s zur
Aber aus letzterem geht bloß
hervor,
daß der wahre Erzeuger meiner Wahrnehmungen sich eines an sich ungeeigneten
Mittels bediene, daß er
quam ego possum
debct".
„hac
cogitare,
(Vgl. II, S.
151/152
in
quod
d. g.
parte
et
ineffabilem esse et plura praestare posse,
verum
est et
mirum mihi nullatcnus
Ausg.)
22
videri
338
Kowalewski: Kants
zum Problem der Außenweltexistenz.
Stellung
Die zweite Argumentation bewegt sich offenbar
in
dem Nachweis
zweckmäßigen
einer
der Mannigfaltigkeit unserer Wahrnehmungen.
Die innere Konsequenz
einer zur ersten gerade
ersten
In
der
zweiten Argumentation
gestellt.
würde verlangen, daß
ersten Argumentation
der
bestand doch eben
Vermitteluug für das Hervorbringen
wird die Zweckmäßigkeit direkt in Abrede
den Körpern eine höhere Dignität zukäme,
bloßer „Gelegenheiten" für
die
als
Wirksamkeit der wahren Ursache: denn die wahre Ursache
die
weil
sie
einfaches,
ein
Wesen
geistiges
ist,
unserer Wahrnehmimgswelt erzeugen können.
ihrer
notwendigen Gebundenheit an
göttliches
Wesen
die
niclit
soll
ja
an
sich,
Mannigfaltigkeit
Damit wäre natürlich das okka-
Zugleich würde die „wahre Ursache" wegen
umgestoßen.
siouaüstische Prinzip
als
in
Der Grundgedanke der
entgegengesetzten Richtung.
Mitwirkung von Körpern nicht mehr
die
gelten dürfen.
Die innere Konsequenz der zweiten Argumentation würde verlangen, daß
die
Körper
Damit wäre
als
an
sich
unzweckmäßige
die vera causa
Mittel
im strengsten Sinne
überhaupt in Wegfall
als alleinige
und das okkasionalistische Prinzip von einer anderen
„Göttliche Kausalität"
worten können
wir-
am
Seite aufgehoben.
und „mechanische Kausalität"
besten die antagonistischen
Es
beweise von Geulincx bezeichnen.
ist
der beiden oben erwähnten Argumentationen je eines
A'
mit diesen Stich-
in
dem Außenwelt-
dieser
antagonistischen
hervortritt.
Die Taktik des Geulincxscheu Räsonnements
dem Schema
—
Momente
ein merkwüi-diger Zufall, daß bei jeder
Momente mit einem gewissen Übergewicht
ausschließlich
kämen.
Ursache proklamiert
folgt
wiederum, wie bei Descartes,
des „dii-ekten Außenweltbeweises".
Nirgends wird der
ersuch gemacht, den Realitätswert der Außenwelt mittels Degradation der Innen-
welt aufrücken zu lassen.
Malebranche.
3.
Malebranche
noch
viel
kehrte die theozentrische Orientierung des Okkasionalismus
energischer
heraus,
Körperexistenz besonders stark ins
Bezeichnend
der
als
in
religiöser
Beziehung etwas kühler
Die natürliche Folge war, daß ihm die Argumente
geartete Geulincx.
ist
Wanken
folgende kritische
für-
die
gerieten.
Bemerkung Malebranches zu dem
karte-
Wesen
ihren
sischen Außenweltbeweis.
Nur Gott kennt unmittelbar
Urspnmg
uns
verdanken.
eine materielle
Durch ihn
seine WiUensakte,
allein
Welt geschaffen
denen
alle
können wir wissen, ob er wirklich außer
lAt.
Denn an sich
ist
dieselbe
weder mit
Kowalowski: Kantü
den Sinnen nocli
davon
zum Problem der
dem Yei-sUndo
mit
werden,
iil)erzoiif,'t
Stellung
dal!
erkennbar.
Körper
es
Dasein und Waiirliaftigkoit zu beweisen.
dal5 (iott
uns die
(iewilJlieit
branche,
De
recherche de
la
es
uns (»ottes
niciit,
Es muß vielmehr auch gezeigt worden,
von der wirklichen Schöpfung der Körperwelt gegeben
Dieser Nachweis fehlt
hal)e.
wir also vollkummen
SciHimi
so genügt
giht,
339
AuBeiiweltcxistenz.
in
den Schriften Descartes'.
scptiömo Edition, IV,
la v6rit6,
(Vgl.
Male-
Ein exakter
S. 77.)
E.xistenzbeweis läßt sich, wie Malebranchc weiterhin äußert, für die Körperwelt
überhaupt nicht
Es
liefern.
nämlich
besteht
keine
zwischen Gott und solcher Welt.
Die Weltschöpfung
In der religiösen Lehre von Gott
dem Schöpfer
Beruhigung des Außenweltzweifels.
die letzte
Anlehnung an Descartes, daß daneben
notwendige Beziehung
ist
eine freie Tat Gottes.
sucht und findet Malebranche
Er meint aber auch
zum Glauben an
die
in teilweiser
die Körperexistenz
drängende natihliehe Neigung wenigstens den Wert eines WaliiselieinJichkeits-
arguments beanspruciien
(D)id. IV, S. 8.3
darf.
—
86.)
Anderwärts hat übrigens Malebranclie mehi-faeh Versuche gemacht, durch
teleologiselio
So
Betrachtungen das Dasein der Körperwelt zu rechtfertigen.
wir
fiiwk'n
z.
B.
in
seineu
,,M(''ilitatiniis
cluetiennes"
folgenden
um
ihr
Ge-
dankengang.
Gott hat
Werk zu
nicht etwa
freuen.
Denn
Materie geschaffen,
dic^
er schaute sein
Daß
wie unendlich viele andere mögliche Werke.
Gelegenheit habe geben wollen, den
Sinne
Aber
richtig.
die
immer nur
in
Scliiipfci'
zu
Körper an sich selbst
Was
wir ja doch nicht zu sehen.
der Seele und
sich
Werk schon vor
an
als
seinem
der Ausführung ebenso
er den geschaffenen Geistern
hrwundern,
(die realen
ist
gewissem
in
Körper)
bekommen
wir von ihren Schönheiten wahrnehmen,
nicht in den
Außendingen
selbst.
ist
Offenbar hätte
uns also Gott auch ohne die Vermittelung einer realen Körperwelt solche seelischen
Genüsse verschaffen können.
.seines
Wirkens
nombre de
uniforme
M6.I.,
art
in
Er schuf
den Geistern,
sie
tatsächlich
zu Gelegenheitsursachen
d'agir par des voies tres-simples, (pie le
ses dd-crets ne füt point infini, et (|ue son action füt toujours r6gl6e,
et constante,
digne d'une sagesse
i|ui
n"a point de bornes".
(A.
a. <).
11.
17.)
Gewiß, werilen
wii'
sagen, sind Einfachiieit,
des Wirkens durchaus (iottes
flüssige
,,afin
Verdoppelung, daß
noch einmal
real
Wir sehen
Onlnung und Gleichförmigkeit
Wesen angemessen.
ilio
Alier
ist
es nicht eine über-
Körperwelt einmal im Geiste Gottes und daneben
existieren soll?
zugleich,
wie
selbst
rlieser
zarte
teleologische
Veixuch,
die
Körperexistenz zu begründen, eine Bcschrknkiuig der vollen „göttlichen" Kau.snlität
340
Küwalewski: Kants
involviert.
Denn
zum Problem der Außenweltexistenz.
Stellung
scheint es nicht, als ob Gott sich durch die
äußeren
realen
Körper gewissermaßen an seine unwandelbaren Wirkungsgesetze beständig erinnern
muß?
lassen
Die Dialektik Malebranches
hält sich
Die
Außenweltbeweises".
„direkten
einseitig an
den Typus des
wird
als
Malebranche steht unter dem Banne des
selbstverständliche Tatsache behandelt.
kartesischen „Cogito, ergo sum".
wiederum
ausgezeichnete Innenweltrealität
Andererseits hat er aber in seinen sonstigen
Lehren gerade die vollkommene Abhängigkeit unseres Innenlebens von Gott so
stark betont, daß danach unser Ich seinen selbstherrlichen Charakter nicht
minder
einzubüßen schien wie die Körperwelt. Auch legte das spezifisch okkasionalistische
Problem der Wechselwirkung zwischen Leib und Seele von vornherein eine gewisse
paritätische
Behandlung der beiden Wirklichkeitsgebiete nahe.
sich dieser antagonistischen
Momente
selbst nicht
stehen aber von hier aus psychologisch, weshalb er
Abschwächung
eine
der Gleichgewichtslage mit
erlitten.
Wir
ist
ver-
im allgemeinen der Außen-
weltfrage kühler gegenüberstehen mußte als Descartes.
für ihn praktisch
Malebranche
bewußt geworden.
Das Ichbewußstsein
Es näherte sich
von
so
hatte
selbst
dem Außenweltbewußtsein, ohne daß umfassendere
dialektische Hilfen nötig waren.
Gelegentlich hat Malebranche eine Ansicht ausgesprochen,
Lösungsweg
la
unvollkommener
sei,
die wir „in Gott schauen".
man
aller
als
Kartesianer
die Erkenntnis
aller
—
,
bei
konse-
einen neuen
einem Kapitel seiner
Erkenntnisarten gibt,
—
daß unsere Erkenntnis der
der Körper und ihrer Eigen-
Die Körper und ihre Eigenschaften erkennen wir aus ihren „Ideen",
schaften.
Seele.
erklärt nämlich in
das eine Klassifikation
veritö,
gewiß zur großen Überraschung
Seele
Er
hätte eröffnen können.
Recherche de
die
dem Außenweltproblem auch theoretisch
quenter Durchführung
Dagegen besitzen wir keine „Idee" von unserer
Eine Folge dieser ünvollkommenheit zeigt sich in der Tatsache,
die Modifikationen
steigt sich sogar
der Seele nicht definieren kann.
zu folgendem Satz: „II est vrai que nous connaissons assez par
notre conscience ou par
que notre äme
daß
Ja Malebranche ver-
le
sentiment Interieur que nous avons de nous-memes
il se peut faire que ce que
nous en connaissons ne soit presque rien de ce qu'elle est en ellememe." (De la recherche de la verite, septieme 6dition, 11, S. 119.) Da haben
est
quelque chose de grand, mais
wir eine interessante
Ichbewußtseins.
hältnisses
Es
Annähenmg an
ist
die
phänomenaHstische Auffassung des
damit eine erkenntnistheoretische Umwertung des Ver-
von Innenwelt und Außenwelt angedeutet, wie
gedacht werden kann.
sie radikaler
gar nicht
Denn wir müssen bedenken, daß Malebranche
ein guter
Kowalewski: Kants
Stellung
„naturwissenschaftlicher Realist"
ihm
schaften gelten
Körper an sich.
341
Die geometrischen und mechanischen Eigen-
ist.
wahrheitsgetreue Abbilder von Bestimmungsstücken der
als
Auf
zum Problem der Außonweltexiston«.
selten der inneren Erfahrung
uns nun ein analoges
ist
Vordringen zu den wesenhaften Elementen unmöglich gemacht. Unsere Erkenntnis
bleibt
im groüen und ganzen an die bunte Fülle der einzelnen psychischen
Erlebnisse gebunden.
Leider hat Malebranche diese wichtige Einsicht nicht mit
genügender Konse(inenz festgehalten und
selbst etwas zu
au.sgenutzt.
kühn, und er bemühte sich,
rungen annehmbar zu machen.
sie
Sie ci-schicn
ihm
vielleicht
durch abschwächende Erläute-
So erklärte er vor allem, die
alte
Lehre, daß
am vollkommensten sei, könne in gewisser Hinsicht
werden.
Man müsse eben die Erkenntnis des Daseins
die Erkenntnis der Seele
auch aufrecht erhalten
und die Erkenntnis des Wesens unterscheiden.
Sinne
So
sei
es
kein
Widei-spruch,
im ersteren Sinne am vollkommensten, im
daß die Seelenerkenntnis
am unvollkommensten
Daß aber doch
sei.
letzteren
bessere AVesensorkenntnis
die
für das Realitätsbewußtsein nicht so bedeutungslos sein kann, zeigt Malebranche
selbst
seinem Versuch, die
bei
Gäbe
logisch zu rechtfertigen.
so
Un Vollkommenheit
der Seelenerkcnntnis
teleo-
es eine Erkenntnis der Seele durch ihre „Idee",
würde das zur Folge haben, daß wir Leib und Seele zu gesondert betrachten
Auf
möchten.
diese "Weise
Herabminderung.
(De
erführe die Vereinigung von Leib und Seele eine
recherche de
la
la v6rit6,
ü,
S. 123.)
AJso Malebranche
befürchtet eine zu große Verselbständigung der Seele infolge ihrer vollkommenen
Erkenntnis.
Diese Verselbständigung wird doch aber subjektiv mit einer Erhöhung
des Realitätsbewußtseins verbunden sein müssen!
4.
ZusaniDienfassende Bemerkungen und Andeutungen über die
weitere Entwickelung des Problems.
Es
ist
ein
wenig erfreuliches Bild, das die drei
Außenweltproblems uns darbieten.
ältesten Bearbeitungen des
Bemühen, den äußeren
Überall das einseitige
Wahmehmungsinhalten
durch transzendente Korrelate
gewicht zu verschaffen.
Dabei gerät man wieder direkt oder indirekt in Konflikt
mit der Tendenz der Gottesbeweise.
Wahrnehmungen müssen
erfahren,
entsprechend
in
ihrer
Realitäts-
Die transzendenten Korrelate der äußeren
niederen
Rangstufe.
Es
.scheint
ideelle E.xistenz der
Dieser Konse(|uenz hat sich gerade Malebranche
der in Gott nicht sowohl
größeres
der nach Gott orientierten Dialektik eine Abschwächung
gegenüber strenggenommen nur eine
zu sein.
ein
überhaupt
(iott
Außenwelt annehmbar
am
stärksten genähert,
das letzte subjektive Gewißheit.sprinzip
als
den objektiven Mittelpunkt seiner ganzen metaphysischen Weltan.schauung
vielmehr
erblickt.
Kowalewski: Kants
342
,,göttlicher Kausalität"
Die Konkurrenz zwischen
ist
nichts anderes als eine besondere
imd
Gottesrealität
zum Problem
Stellung
Form
Die „innere Erfahrimg" steht im sti'ahlenden
Körperwelti-ealität.
die
herabblicken,
nötig
—
sind,
um
— von einem schüchternen
mau
auch nur auf den Gedanken kommt, nach
Vornehm kanu
ihrer Würdigkeit zu fi-agen.
und „mechanischer Kausalität"
des allgemeinen Antagonismus zwischen
Glänze einer ausgezeichneten Realität da, ohne daß
Versuch Malebranches abgesehen
der Außenweltexistenü.
die
sie
auf die großen Anstrengungen
„äußere Erfahrung" zu
höheren
einer
Stellimg emporzuheben.
Der Wirklichkeitscharakter der äußeren Wahrnelimungeii wird hauptsächlich
auf zwei
Argumente
Das eine Argument betont
gestützt.
die kausale Abhängigkeit
Das andere Argument
der "Wahrnehmungen von ihren äußeren Gegenständen.
weist auf eine gewisse Ähnlichkeitsbeziehung zwischen den
Korrelaten
ti'anszendenten
ihren
„Kausalitätsargument" und
,,
Collier
schließlich
zum
imd Berkeley verh'eten
erschüttert hatte,
wir passend
als
während der
Die skeptische Entwertung beider
subjektiven Idealismus, wie er namentlich von
Bekanntlich knüpfte der erstere speziell
wiirde.
dessen Okkasioualismus
an Malebranche an,
die
Ähnlichkeitsargument" bezeichnen können, sind auch
für die späteren Außenweltbeweise typisch.
Argumente führte
Wahrnehmungeu und
Diese Argumente,
hin.
letztere
gerade
das ,,Kausalitätsargument"
wesentlich als Fortsetzer Lockes gelten
Lehre von den primären und sekundären Qualitäten vor allem eine
darf, dessen
kritische Zersetzung des „Ähnlichkeitsarguments" nahelegte.
Zur Charakteristik des subjektiven Idealismus
Nur Gott und
Sonst gibt es nichts
Substanzen.
vom
nicht losgelöst
imseres
die
konnte.
vollen Sinne realer
Die Ideen können
Damit scheinen auch
uns Außendinge darstellen,
gemacht.
Ichs
besonders starkes ReaUtätsgewicht.
sation, weil
dem
Ideen in den Geistern.
in
perzipierenden Geiste bestehen.
Sinneswahrnehmungen,
Bestandteilen
als
kurz folgendes bemerkt.
sei
die endlichen Geister existieren
man doch den
restlos
Die Innenwelt
hat
die
zu imtergeordneten
hiernach
ein
Dieses Mißverhältnis bedurfte einer
ganz
Kompen-
natürlichen Außenweltglaiiben nicht ganz verleugnen
In erster Linie wii'd nun geltend gemacht, daß Gott selbst die Sinnes-
perzeptionen in unserem Geiste erzeugt.
Ohne Zweifel müssen
solche Perzeptionen
eine höhere Dignität haben, als die von endlichen Geistern herrührenden.
Kausalbeziehung betont
dieser transzendenten
man
die
Neben
bekannten immanenten
Vorzüge der ,,sinnlichen Ideen" gegenüber den „Ideen der Einbildungskraft",
nämlich
Ordnung.
niclit
ihre
Stärke,
Lebhaftigkeit,
Bestimmtheit,
Trotz solcher Gewichtszulagen
imstande,
dem
Ich die
Wage
ist
zu halten.
die
Konstanz
imd
gesetzliche
Außenweltwahrnehmung doch
Eine Substanz scheint nur durch
Kowalewgki: Kants
Stellung
eine Substanz aufwiegbar zu sein.
Ideen"
soll
343
zum Problem der AuBenweltexistenz.
Eine substanzielle Grundlage der „sinnlichen
es aber außerhalb der perzipierenden Seclensubstanz nicht geben.
Die Dialektik bewegt sich wieder in dem ausgetretenen Gleis des „direkten
Außen wcltbeweises".
IT.
Das .4ußeinvolti>robl(Mn
1.
Neue Momente
in
"Welche Stellung
gänger
in so
originelle
Kants Kritizismus.
nimmt nun Kant zu der großen Frage
Vor-
ein, die seine
wenig ersprießlicher Weise bearbeitet haben?
Auch wenn
aus
sehr leicht
Kant.
bei
für die Fortbildung des rrobloms
er sich nicht ausdrücklich darüber geäußert hätte, könnten wir
seinen
kritischen
Hauptlehren die Grundlagen für eine ganz
Lösung des Außenweltproblems
ableiten.
In der „Kritik der reinen Vernunft
•*
hat doch
Kant das menschliche Er-
kenntnisvermögen einer Prüfung unterzogen hinsichtlich dessen, was es unab-
hängig von der Erfahrung zu
definierte
Erkenntnisart
Erkenntnis) wird
leisten
vermag.
handelt es sich.
Also
um
eine besondere, wohl
Diese Erkenntnisart (die apriorische
nun auch auf ihren wichtigsten Anwendungsgebieten nach
ihrer
Daraus ergibt sich von selbst eine erkenntnis-
TragAveite näher untersucht.
theoretische Abschätzung der den betreffenden Anwendungsgebieten
angehörigen Erscheinungen, und zwar eine Abschätzung nach einem
Für unser Außenweltproblem kommt
neuen objektiven Maß.
die
Beide
Erscheinungsarten
hat
übrigens
Um
Gründen scharf geschieden.
ai-ten
auf
hier
also
Kant
selbst
schon
aus
an.
systematischen
den Wertunterschied dieser Erscheinungs-
nach dem neuen Maße zu ermitteln, brauchen wir bloß die einschlägigen
Angaben über den Umfang
zuhalten.
ist,
es
Erscheinungen der äußeren Erfahrung und die der inneren Erfahrung
desto
ihrer apriorischen P>kenntnis miteinander
zusammen-
Je umfangreicher die apriori.schc Erkenntnis eines Erscheinungsgebietes
höher
muß auch
der Realitätswort dieses Erscheinungsgebietes ver-
anschlagt werden.
Noch auf eine andere wichtige Konsequenz aus Kants Kritizismus
sei
kurz
hingewiesen.
Unserem Erkennen
sind die
„Dinge an sich"
immer nur mit „Erscheinungen" davun zu
unserer subjektiven
Anschauungs- und
tun,
vcrschlo.sscu.
wie
.<<ie
Wir haben
es
durch das Medium
Denkfimncn dargeboten wenlen.
Die
Seele unterscheidet sich in dieser Hinsicht nicht von anderen „Dingen
Kowalewski: Kants
344
Stellung
zum Problem der Außenweltexistenz.
Der „innere Sinn, vermittelst dessen das Gemüt sich selbst
und seinen inneren Zustand anschaut" enthüllt uns nicht die „Seele an
Sonst hatte man immer ausdrücklich angenommen oder stillschweigend
sich".
an sich".
geglaubt, daß die
Selbstwahmehmung
tiefer reiche, als die
äußere Wahrnehmung,
daß wir in der Selbstwahrnehmung unser Ich nach seinem wesenhaften, innersten
Kern unmittelbar
Die Zerstörung cüeses Vonu'teils diu-ch Kant schafft
erfassen.
naturgemäß für das Außenweltproblem eine wesentlich neue
dem
der unantastbare Nimbus, mit
sich
Gerade
Situation.
das Ichbewußtsein früher umgab, trug
Hauptschuld an der Einseitigkeit in der Dialektik der Außenweltbeweise.
ja die
Nunmehr
endlich für den „indirekten Außeuweltbeweis" die Bahn
ist
gebrochen.
So enthält der Kritizismus implizite fundamentale Leitgedanken zur Lösung
der Außenweltfi'age.
Wir werden
sehen, daß Kaut diese Gedanken
z.
T.
ausdrücklich in seinen
mehrfachen AYiderlegungen des Idealismus mit Geschick verwertet
hat,
daß
antagonistischen Motiven ringen mußte wie
dabei mit ähnlichen
er aber auch
seine Vorgänger.
2.
Die Widerlegung des Idealismus in der ersten Ausgabe der Kritik
der reinen Vernunft und in den Prolegomena.
In der ersten
Ausgabe der „Kritik der reinen Vernunft"
wird der
Zweifel an der Außenweltrealität auf folgende syllogistische Formel gebracht:
,,
Nun
hat eine nur zweifelhafte Existenz:
sind alle äußeren Erscheinungen von der Art: daß ihr Dasein nicht
unmittelbar wahrgenommen, sondern auf
nehmungen,
Also
Kehrb.,
S.
ist
sie,
als
die Ursache gegebener
das Dasein aller Gegenstände äußerer Sinne zweifelhaft."
m
wir können
Dasein
das
tatsächlich
unmittelbar Avahrnehmen.
Man kann
ist
r.
V.,
mm
einfach
Syllogismus für falsch erklärt.
Denn
außer uns
Es
(im
ist
der
„äußeren Erscheinungen"
Wahrnehmung
vielmehr das Wirkliche
das mir bezweifeln,
zu „Dingen an sich" macht.
etwas
dem
„Alle äußere
Wirkliches im Räume, oder
irgend
(Kr. d.
311.)
Kants kritische Lösung dieses idealistischen Zweifels besteht
S. 317.)
Wahr-
werden kann:
allein geschlossen
darin, daß er die zweite Prämisse
etivas
Wahr-
Dasjenige, auf dessen Dasein nur als einer Ursache zu gegebenen
nehmungen geschlossen werden kann,
wenn man
beweiset unmittelbar
selbst."
die Gegenstände
aber „unmöglich: daß in
transzendentalen
Sinne)
(Kr. d.r.V.,
im Räume
diesem Räume
gegeben werden
sollte,
Kowalewski: Kants
Baum
der
weil
Stellung
außer unserer Sinnlichkeit nichts ist
selbst
man
strengste Idealist nicht verlangen,
der Gegenstand außer ims
gäbe,
(lergleiclien
so
(in
würde
doch nicht
selbst
als
Raum
Das Reale äußerer Erscheinungen
ist.
Wenn
dem Dasein
wir hiernach von
bares Bewußtsein haben,
mehr
werden
zuteil
wirklich sein."
Gegenstandes
beiderseitig
meines
(Bewußtsein) zugleich
S. 314.)
Wahr-
317/318.)
eine
Bevorzugung nicht
„Ich habe in Absicht auf die Wirklichkeit äußerer
darf.
nichts
(Ibid., S.
daß den wegen ihrer Unmittelbarkeit ge-
„inneren Erscheinungen"
Gegenstände ebensowenig nötig zu schließen,
des
Wahrnehmung
wirklich nur in der
der „äußeren Erscheinungen" ein unmittel-
so ist klar,
höher bewerteten
wöhnlich
und die Wirklichkeit
voraussetzt,
ist also
nehmung und kann auf keine andere Weise
es
außer uns vorgestellt und an-
einer bloßen Vorstellung, nichts anderes als die
als
Wahrnehmung
Denn wenn
Bedeutung) entspreche.
geschaut werden können, weil dieses den
im Räume,
Also kann der
beweisen: daß unserer
solle
strikter
es
345
zum Problem der Außenweltexistenz.
inneren
Vorstellungen
als
ein
Sinnes
als in
Ansehung der Wirklichkeit
denn
(meiner
Gedanken),
deren
unmittelbare
,
sie
sind
Wahrnehmung
genügsamer Beweis ihrer Wirklichkeit
(Ibid.,
ist."
Die Innenwelt und die Außenwelt scheinen also den gleichen Realitäts-
Die Tendenz der Kantischen Argumentation entspricht noch dem
wert zu haben.
Typus des „direkten Außenweltbeweises".
Der Realitätswert der Außenwelt
soll
offenbar aufgebessert werden.
Fi"ei-
Aufbesserung wesentlich mit der bekannten Position des Berkeley-
lich fällt diese
=
schen Idealismus zusammen: „Esse
Übereinstimmung nicht bewußt.
Kant
percipi".
Er hat aber doch
sich
ist
der gefährlichen
bei seinen Erörterungen über
den vierten Paralogismus deutlich genug die Differenzpunkte markiert, die
ihn von
ist,
dem
das,
äußeren Anschauung, gleich unbekannt"
Anschauimg zum
was der inneren
Materie noch ein denkend
Grund der Erscheinungen,
als
als
„Das transzendentale Objekt, welches den äußeren Erecheinungen,
(Ibid., S. 315.)
iragleichen
„Der tianszendentale Gegenstand
subjektiven Idealismus tiennen.
sowohl in Ansehung der inneren
Wesen an
die
von der zweiten Art an
Grimde üegt,
sich selbst, sondern
ein
ist
den empirischen Begriff von der eisten sowohl
die
Hand
geben."
(Ibid.,
S.
Mit diesen
320/21.)
Sätzen wird ausdrücklich jede einseitige spiritualistische Metaphysik
Äußere und
innere
Erscheinungen
stehen
nach völlig gleichberechtigt nebeneinander.
an sich nur bloße
.
ihren
transzendenten
abgelehnt
Beziehungen
Ferner wird an einer anderen Stelle
Erörterungen eigens hervorgehoben, daß der „Raum, ob er zwar
iler fi-aglichen
scheinungen
weder
ims imbekannter
.
.
Form der Vorstellungen
objektive Realität
hat".
ist,
dennoch
(Ibid.,
in
S. 318.)
Ansehung
Damit
ist
aller Er-
auf die
Kowalewski: Kants
346
-wichtige
Ahnung
zum Problem der Außenweltexistenz.
Fimktion
schaffeude
Objektivität
Berkeley keine
Stellung
Apriori
des
ist
vor
dem inneren Sinne
Parität zwischen Ich
können.
dem äußeren
wirklich Materie, als Substanz in der Erscheinung,
Sinne, so wie das denkende Ich,
Es wird
gleichfalls
Solche,
gegeben."
und Materie
als
Substanz in der Erscheinung,
wenn auch nur empirisch
hätte Berkeley
der
Bemerkung über
dem Zusammenhange
das Niveau des subjektiven Idealismus liiuausgehen: „Li
der Erfahrung
von
liingewiesen,
SchließUcli dürfte auch folgende
hatte.
gemeinte,
nun und nimmer akzeptieren
daß Kant selbst später diese Parität mit Ent-
sich zeigen,
schiedenheit wieder abgestritten hat, und zwar nicht zugunsten des Ich, sondern
So viel steht
zugunsten der Materie.
fest,
dem Obigen
daß er nach
tatsächlich
nicht nur direkt, sondern auch indirekt den Realitätswert der äußeren Erfahrung
gesteigert
hat,
indem
gemäß seinem universellen Phänomenalismus
er
die
an
höhere Ansprüche gewöhnte innere Erfahrung auf den Bereich der Erscheinungswelt einschränkte.
enthält den
Keim
Also schon die erste Widerlegung des Idealismus bei Kant
Daß
eines ,,indirekten Außenweltbeweises".
dieser
nicht zu einer kräftigeren Entwicklung kam, erklärt sich wohl
fälligen Konstellation
z.
T.
Keim uoch
aus der zu-
dem Abschnitt über den
der polemischen Rücksichten in
„vierten Paralogismus".
Kants kritische Behandlimg des Außenweltproblems, deren erste Phase wir
oben kenneu lernten, scheint
toto
genere verschieden zu sein von den Theorien
und Malebranche.
eines Descartes, Geulincx
Wir werden
der großen metaphysischen Realitäten in jenen engeren
nach dem menschlichen Ich
orientierte
die antagonistischen Motive fort,
die bei den älteren
der Gottesbeweise und Körperweltbeweise ins Spiel
kenn tuiswelt
ist
versetzt,
abgegrenzt
Erkenntniskritik
nach Kant außerhalb unseres Erkeuntnisbereichs.
liegt
aus der weiten Welt
Raum
Damit
Denkern
setzte.
den eine
hat.
fallen
die Komplikation
Unsere gesamte Er-
im Ich beschlossen, beheiTscht von dessen apriorischen An-
schauungs- und Denkformen.
Außer dem Ich
existieren wohl
andere „Dinge
an sich", von denen wir namentlich das Empfiudungsmaterial empfangen.
der andern Dinge
diese „Affektion" seitens
bestimmte Kunde,
Kant nennt den
die
Davon
Es
ist
Wir können wohl
das lu'sprüngliche
auch
die
Aber
einzige im-
,
„ti-ans-
konstante Identitätsbewußt-
scharf unterschieden die „empirische Apperzeption"
Bekann tlicii
der schwierigen „Deduktion
Rolle.
ist
höchsten Einheitspunkt xmserer Erkenntnis die
Avird
oder der „innere Sinn".
bei
au sich
wir von diesem erkenntnistheoretischen Jenseits haben.
letzten
zendentale Apperzeption".
sein des Ich.
Gott
natürlich
der
spielt
die „ ti-anszendentale Apperzeption"
reinen Verstandesbegriffe"
sagen, daß bei
Kant
eine wichtige
die „transzendentale
Apper
Kowalewski:
347
Kants StellunR zum Problem dor AuBonweltexistenz.
zeption" auf erkenntnisthooretischem Gebiete ungefähr dieselbe Bewie bei den Metaphysikeru Gott. Die „transzendentale
(loiituiifr hat,
Apperzeption" mitsamt den apriorischen Funktionen baut für unser empirisches
dem Empfindungsmatcriai
Ich aus
diesen Prozeß klar zu
die räuniliclie
machen suchen,
so
Außenwelt
Wenn
auf.
wir uns
bemerken wir sogleich, daß
ihm
in
wie bei dem Okka-
ein analoger
Antagonismus entgegengesetzter Motive
sionalismus.
Die Empfindungselemente, die auf transzendenter Affektion seitens
steckt,
fremder „Dinge an sich" beruhen, bilden gewissermaßen die Schranken für die
schöpferische Freiheit der tianszendcntalen Apperzeption mit iiirem apriorisciien
Aber
Apparat.
Körper
(las
diese Schranken sind ebenso zweideutiger Natur, wie die realen
von Sinneswalirnehmungen.
als Gelegenheitsui-sachen
daß
phänomenalistisclie Prinzip,
Empfindungen
in
an sich
Denn Raum und
steht.
die
Einerseits verlangt
besondere Art des Gegebenseins der
keiner Beziehung zu entsprechenden Konstellationen der Dinge
Zeit sind unsere subjektiven Anschauungsformen.
Die erste Widerlegung des Idealismus
hat ja
noch besonders energisch
ein-
geschärft, daß es für „Erscheinungen" keine ti-anszendeuten Korrelate gibt,
denen
sie
übereinzustimmen hätten.
überflüssige
Annahme wie
nun aber
Fallen
die
Danach siud
die
die äußeren „Gelegenheitsursachen" der Okkasionalisten.
fremden Dinge an sich weg, so
verliert
das Empfindungs-
material unseres Erkonnens jenen eigentümliclien Realitätswert,
aller
mit
Dinge an sich eine ebenso
der nun einmal
Abhängigkeit von äußeren, tianszendenten Ursachen naturgemäß anhaftet.
Das darf auch nicht
Also
sein.
muß
die transzendente Beziehung der Empfin-
dungen auf Dinge an sich doch festgehalten werden.
willkürliche sein.
Es
ist
Die Beziehung darf keine
vielmehr anzunehmen, daß eine ganz bestimmte trans-
zendente
Beziehung
einer
materials
entspricht.
Sonst müßte
ganz
bestimmten
die
Konstellation
des
Empfindungs-
Einordnung der Empfindungen
den
in
WahiTiehmungsraum von uns nach Belieben abgeändert werden können.
Das
uns jeweilig dargebotene Empfindungsmaterial wird immer auch
ihm
für
die
adäquaten kategorialen Yerarbeitungen in gewisser Weise selbst die Richtlinien
enthalten.
Wie kann
sich
demgegenüber das tianszendentale Ich mit seinem
apriorischen Apparat als autonom behaupten?
der Natur?
eines
Wo
bleibt der stolze Gesetzgeber
Könnte er nicht am Ende einem Kinde gleichen, das das Tempo
marschierenden Zuges mit entsprechenden Taktbewegungen begleitet und
sich dabei naiverweise als
Kommandeur
fühlt?
Es wird kaum möglich
sein, aus
diesem Konflikt zwischen transzendenter Bedingtheit des Empfindungsmaterials
und apriorischer Souveränität der Erkenntnisformi'u einen glücklichen Ausweg zu
finden.
Natürlicii wird dadiircli der Hcalitätswert der
Außenwelt wiederum sehr
ins
348
Eowalewski: Kants
Er
Schwanken gebracht.
steigt
und
tion stärker betont,
sinkt,
Stellung-
zum Problem der Außenweltexistenz.
wenn man
anscheinend,
wenn man
die transzendente Affek-
Funktion mehr bevor-
die apriorische
Die Sache wird dadurch noch kompliziert, daß das Apriori, wie wir schon
zugt.
früher andeuteten, selbst ein neues Realitätsmoment einführt.
Die ihm eigene
„Notwendigkeit und Allgemeinheit" eröffnet dem "Wirklichkeitsbewußtsein sozusagen die soziale Sphäre, während
mehr nur einen
Affektion
transzendente
die
Betonung der apriorischen Funktion
ist
Abnahme
zum Wachstum
Momente
Abnahme
dem Wachseines indivi-
Die stärkere Betonung der transzendenten
dualistischen Realitätswerts verbunden.
Affektion führt einerseits
andererseits zur
Die stärkere
also hiernach einerseits mit
eines sozialen Realitätswerts, andererseits mit der
tum
im Empfinden
individualistischen Realitätswert zu bieten vermag.
eines individualistischen ReaUtätswerts,
Diese antagonistischen
eines sozialen Realitätswerts.
spielen in Kants Außenweltbegriff
durcheinander und verleihen ihm
eine innere Unsicherheit.
Eine weitere Schwierigkeit zeigt sich uns, wenn wir das Yerhältnis des
„äußeren Sinnes" zum „inneren Sinne" betrachten.
Sie
entspricht genau
dem
metaphysischen Konflikt, in den der Rangunterscliied zwischen Körper und Seele
die
ältesten Bearbeiter
hat.
Die Seele
Wesen
enthalten,
Kant hat
höher
sie
wenn
der Körper.
als
Darum könnte
sie
„eminenter" in ihrem
Das war eine
Descartes', die natürUcli die Körperrealität entwerten mußte.
sozusagen aus
er
vor allem Descartes, gestürzt
des Außenweltproblems,
was uns die Körpervorstellimgen darbieten.
Bemerkimg
skeptische
setzt,
ist
dem Metaphysischen
den „inneren Sinn" vielfach
organ hinstellte, in dessen Gebiet auch
alle
ins Erkenntnistheoretische über-
das
als
umfassendere Erkenntnis-
Erscheinungen des „äußeren Sinnes"
Er wurde zu diesem
notwendig mit einzubeziehen wären.
Schritt,
wie neuer-
dings Reininger sehr treffend nachwies, hauptsächlich dadiu-ch gedrängt, daß die
Zeitverhältnisse nicht denkbar waren,
„äußeren Erscheinungen" ohne
während
Anschauungsform des „inneren Sinnes"
spezifische
andererseits
die Zeit
sein sollte.
„Die Möglichkeit, den äußeren Erscheinungen einen unmittelbaren
Anteil
an der Zeit einzuräimien, hatte sich Kant dm'ch die prinzipielle Be-
schränkung derselben
übrig,
die
als
ihnen
aitf
die
die innere
Zeitlichkeit
Dies geschieht, indem
dem
Wahrnehmung benommen.
auf
einem
Umweg und
inneren Sinn eine
So blieb nichts
indirekt zu sichern.
transzendentale Bedeutung
unterlegt wird, so daß er nicht nur die inneren Anschauungen', die Erscheinungen
,
,intra nos',
sondern
alle
Erscheinungen überhaupt,
irgendwie existiert, was nicht
Reininger,
Kants Lehre
,
praeter nos'
ist,
vom inneren Sinn und
alles
überhaupt, was für uns
zu umfassen vermag."
seine Theorie
(Yergl.
der Erfahrung
Kowalewski: Kants
Wien und
Leipzig 1900,
zum Problem der Außeoweltexistenz.
StelluDf;
349
Es war aber noch ein anderer Grund, der
S. 53/51.)
mit Notwendigkeit zu einer Potenzierung des „inneren Sinnes'' führte und den
Rcininger
fimiitionen
ließen
Das
steilen.
genügend
nicht
sich in
beachtet
besondoi-s deutlich
trat
Auch
liat
ihrer sciiöpforischcn
bei
zendentalen Kategoriendeduktion zutage.
nicht
Kategorial-
gut zeitlos vor-
mühseligen Versuch der trans-
dorn
Die
apriorischen
die
Tätigkeit
zeitliciien
Schemata der Kategorien
waren in diesem Zusammenhange keine Kunstprodukte, sondern nur der natür-
Ausdnick
liciie
einer
sachlichen
sagen, daß bei der Zeit sciion an
Und man kann wohl aucii
Moment bemerkbar
Notwendigkeit.
ein gewisses spontanes
sicii
das sie über die Stufe eines rezeptiven Erkenntnisorgans hinaushebt und den
ist,
Kategorien nähert.
mußte
gleichfalls
Sinn"
„innere
Diese Beziehung der Zeit zur Sphäre der Kategoriaifunktionen
dem „inneren Sinn"
einen
höheren Nimbus
gewissermaßen
einen
intimeren
erhielt
verleihen.
Der
dem
aus-
an
Anteil
gezeichneten Realitätswert, der nun einmal den apriorischen Verstandesbegriffen
den zentralen Faktoren der Erkenntniswelt
als
demgegenüber
die
stufe herabzusinken schienen.
eine
mißliche
,,äußeren
Kein Wunder, wenn
anhaftet.
Erscheinungen des „äußeren Sinnes" auf eine niedere Rang-
Für das AiLßenweltproblem wurde dadurch
Lage geschaffen.
Wahrnehmungen" den
Denn wenn Kaut
auch
sich
gleichen Unmittelbarkeitscliarakter zu vindizieren,
wie den „inneren Wahrnehmungen", so ließ er doch die „äußeren
gleichzeitig in
so
die
natürücii
bemühte, den
den erweiterten Bereich des „inneren Sinnes"
Wahrnehmungen"
fallen
und schien
Außenwelt zu einem Bestandteil der Innenwelt zu machen.
Das
ist
übrigens bei seiner oben erörterten ersten Widerlegung des Idealismus deutlich
zu sehen.
Es wird da ausdrücklich gesagt: „also
Dinge,
ich Selbst e.vistiere
als
meines Selbstbewußtseins, nur mit
meiner Selbst,
als
dem Unterschiede:
daß
die
Vorstellung
Wesen bezeichnen, auch auf den äußeren Sinn
Dieses merkwürdige Doppelverhältnis der „äußeren Erschei-
nungen" macht doch ihren Realitätswert wieder etwas
eindeutige Abgrenzung des „inneren"
Vaihinger
ebensowohl äußere
des denkenden Subjekts, bloß auf den innern, die Vorstellungen
aber, welche ausgedehnte
bezogen werden."
existieren
und zwar beide auf das unmittelbare Zeugnis
unklar.
Es
fehlt
eben eine
und „äußeren Sinnes".
hat in seiner scharfsinnigen
Abhandlung
,,Zu Kants
Widerlegung
des Idealismus" auf eine „sonderbare Stelle" des Abschnittes über den vierten
Paralogismus hingewiesen; diese Stelle lautet: „Der
dogmatische
Idealist
würde
derjenige sein, der das Dasein der Materie leugnet, der skeptische, der sie
bezweifelt, weil er
sie für
unerweislich hält
sein, weil er in der Möglichkeit einer Materie
Der
erstere
kann es nur darum
überhaupt Widersprüche zu finden
Kowalewski: Kants
350
Stellung
und mit diesem haben wir
glaubt,
zum Problem
der Außenweltexistenz.
noch
es jetzt
Der folgende
zu tun.
niclit
Abschnitt von dialektischen Schlüssen, der die Vernunft in ihrem inneren Streite
von der Möglichkeit dessen macht, was
in
Ausehmig der
in
den Zusammenhang der Erfalu'ung gehört,
abhelfen.''
keit
letzten Satz
Begriffe,
(Kr. d.
die
sich
sie
wird auch dieser Schwierig-
vorstellt,
Vaihinger meint, Kant habe das in
V., S. 319.)
r.
dem
gegebene Versprechen nicht gehalten, und „habe es auch nicht
halten können".
In seiner Widerlegung des skeptischen Idealismus sei ja auch
von ihm
Dasein der Materie geleugnet worden. (Vergl. Vaihinger
selbst das
Straßburger Abhandlungen zur Philosophie, Freiburg und Tübingen 1884,
Ich möchte diesem Vorwurf gegen Kant doch widersprechen.
Davon kann
dings
keine Rede
lehnt,
weil dieser eine bewußtseinsti'auszendente Materie leugnet.
i.
d.
S. 121.)
aller-
daß Kant deswegen den dogmatischen Idealismus ab-
sein,
Das
schließt
aber nicht aus, daß er cüe dialektische Begründung des dogmatischen Idealismus
für falsch hält.
Tatsächlich hat ja auch Collier, wie Vaihinger in seiner Ab-
handlung erwähnt, ausdi-ücklich „auf die unlösbaren Widersprüche der materiellen
Außenwelt bezüglich ihrer UnendUchlichkeit in Eaimi und Zeit und ihrer unhingewiesen.
Teilbarkeit"
endlichen
solche
Aii
Begi'ündung des
dialektische
Idealismus wird wohl Kant gedacht haben, zumal ihm, wie Vaihinger selbst gleich-
mit Recht vermutet,
falls
gänglich war.
Collier
Tatsächlich
durch
Eschenbachsche Übersetzung zu-
die
nun auch
finden wir
über die mit der unendlichen Ausdehnung in
Raum und
endlichen Teilbarkeit verbundenen Widersprüche,
nahme
S.
auf die Materie.
in
dem Abschnitt
ja
Man
vergleiche Kritik
bekannt.
Er
hat
damit
d. r.
V., S. 344,
zu "wichtigen Ai'gumenten
Idealismus" kritisch Stellung genommen,
lich eine
und mit der un-
Zeit
sogar mit besonderer Bezug-
und namentlich
Die Lösung der fraglichen Widersprüche in Kants Antinomienlehre
360 ff.
ist
Kant
bei
Antinomie der reinen Vernunft" sehr eingehende Auseüiandersetzungen
„Die
transzendente Materie
Daß Kant auch schon
menalität
leugnet.
in der ersten
des empirischen Ich
wenn
er
Dies zu Vaihingers Vorwuii.
Ausgabe der Kritik
mit vollem Bewußtsein
Differenzpruikt seiuer Lehre gegenüber
dem gewöhnlichen
als
dem
d.
r.
V. die Phäno-
einen wesentlichen
Idealismus herauskehrt
und damit auch formell einen „indirekten Außenweltbeweis"
besten ein Passus in
„dogmatischen
des
auch selbst wie dieser natür-
gibt, zeigt
uns
am
Abschnitt: „Der ta-anszendentale Ideaüsmus, als der
Schlüssel zur Auflösung der kosmologischen Dialektik."
„Man würde uns unrecht
längst so verschrieenen
die
eigene
Wirklichkeit
tun", so heißt es da,
„wenn man uns den schon
empirischen Idealismus zumuten wollte, der, indem er
des
Raumes annimmt,
das
Dasein
der
ausgedehnten
KowaK-wski: Kants
Wesen
und
Stelluiif,'
zum
351
Prol.l.™ der Auß.'nwel(exi>,tonz.
demselben leugnet, wenigstens zweifelhaft findet, und zwischen Traum
diesem Stücke keinen genugsam orweisliclien Unterschied ein-
in
Wahilii'it in
Was die Erscheinungen des inneren Sinnes in der Zeit bean denen, als wirkliciien Dingen, findet er keine Schwierigkeit;
ja er behauptet sogar: daß die innere Erfahrung das wirkliciie Dasein
räumt.
trifft,
Objekts
ihres
t'inzig
sich
(an
selbst),
(mit
aller
Unser transzendentaler Idealismus erlaubt
äußerer Anschauung, ebenso wie
seien,
dioser
Zi-if liestiiiiiining),
und allein hinreichend beweise.
und
in
«itr Zeit
Denn, da der Kaum
alle
sciion
sie
es dagegen: daß die
Veränderungen, so wie
eine
Gegenstände
im Räume angeschaut werden, auch wirklich
Form
sie
der innere Sinn
derjenigen Anschauung
vorstellt.
die
ist,
wir die
äußere nennen, und ohne Gegenstände in demselben, es gar keine empirische
Vorstellung geben würde: so können und müssen wir darin ausgedehnte
als
wirklich
annehmen, und ebenso
aber, samt dieser Zeit,
mit der Zeit
es
ist
und zugleich mit beiden
an sich selbst keine Dinge, sondern nichts
(als
Wesen
Raum
selber
Erscheinungen, sind doch
Vorstellungen und können gar nicht
als
außer unserem Gemüt existieren, und selbst
schauung unseres Gemüts,
alle
Jeuer
ist
die
innere und sinnliche An-
Gegenstandes des Bewußtseins), dessen Bestimmung
durch die Sukzession verscliiedener Zustände in der Zeit vorgestellt wird, aucli
das
nicht
eigentliche
Selbst,
so
wie
es
an
sich
existiert,
oder
das
tran.s-
zendentale Subjekt, sondern nui- eine Erscheinung, die der Sinnlichkeit dieses
uns unbekannten Wesens gegeben worden.
nung,
als eines so
weil ihre
Da.s
Dasein dieser inneren Erschei-
an sich existierenden Dinges kann nicht eingeräumt werden,
Bedingung
die Zeit
an sich selbst sein kann.
In
ist,
welche keine Bestimmung irgend eines Dinges
dem Räume
aber und der Zeit
ist
die empirische
Wahrheit der Erscheinungen genugsam gesichert und von der Verwandtschaft
mit deniTiaume hinreichend unterschieden,
in
einer
Erfahrung richtig und
S. 401/-102.)
der
früher
wenn
beide nach empirischen Gesetzen
zusammenhängen."
durchgängig
(Kr. d.
r.
Hier haben wir eine deutlichere Präzisierung des Punktes, der
V.,
in
besprochenen Widerlegung des Idealismus mehr nur nebenbei an-
gedeutet war, so daß wir jene Widerlegung hauptsächlich als „direkten Außen-
weltbeweis" bezeichnen mußten.
zendentale Realität.
Diese ihnen
Die inneren Erscheinungen haben keine tnius-
vom
Idealismus zugeschriebene höhere
Würde
gegenüber den äußeren Erscheinungen kann nicht anerkannt werden.
Ich habe aber noch aus einem andern Grunde das obige lange Zitat mir
anzuführen erlaubt
rischer
Nach dem Schlußsatz, der
Wahrheit" charakterisiert, scheint Kant
die
Art der Sicherung „empi-
ei)enso w ie mich anderen Stellen
Kowalewski: Kants
352
in der ersten
Stellung
Ausgabe der Kritik
d. r.
zum Problem der
Außenweltexistenz.
V. anzunehmen, daß sich die
„empirische
Wahrheit'' für beide Erscheinungsarten gleichgut nachweisen läßt.
Merkwüi-dig ist dann aber wieder, daß in den an das angeführte Zitat angeschlossenen erläuternden Beispielen stets nur „äußere Erscheinungen" in Betracht
Die Verkuppelung des „inneren" imd „äußeren" Sinns macht
gezogen werden.
sich dabei übrigens auch bemerkbar, insofern
als
Wahrnehmungen
Kant
die
äußeren Erscheinungen
zugleich den Erlebnissen des inneren Sinnes eingereiht denkt.
Selbstverständlich erfährt der Reaütätswert der äußeren Erscheinungen auf diese
Weise eine ganz bedenkliche Subjektivieruug,
nahe kommt.
(Yergl. Kr. d.
r.
Y.,
S.
402ff.)
die
Berkeleys Auffassung sehr
Inwieweit eine selbständige
innere Erfahrung möglich sei, hat sich Kant überhaupt noch nicht
gefragt Die Parität beider Erfahrungsreihen scheint ihm selbstverständlich zu sein.
Den
Paritätston wahrt
der Prolegomeua.
auch Kants Äußerung zur Idealismusfi'age in § 49
Ich hebe daraus nur den folgenden charakteristischen Satz
hervor: „Empirisch außer mir
ist
das,
dieser samt allen Erscheinungen, die
was im Räume angeschaut wird, und da
er enthält, zu den Vorstellungen gehört,
deren Verknüpfimg nach Erfahrungsgesetzen ebensowohl ihre objektive Wahrheit
beweist, als die Verknüpfung der Erscheinungen des inneren Sinnes die Wirklichkeit
meiner Seele
(als
so bin ich
eines Gegenstandes des inneren Sinnes),
mir vermittelst der äußeren Ei-fahrung ebensowohl der Wirklichkeit der Körper,
als äußerer Erscheinungen im Räume, wie veimittelst der inneren Erfahrung
des Daseins
metner Seele in der Zeit bewußf, die ich auch nur,
als
einen
Gegenstand des inneren Sinnes, durch Erscheinimgen, die einen inneren Zustand
ausmachen, erkennen kann,
diesen Erscheinungen
S.
120/121.)
und wovon mir das Wesen an
zum Grunde
liegt,
von Dingen an
wir ims ersparen.
Nun
sich als spezifischen
das
wo Kant gegenüber
Eine ErBerkeley
Differenzpimkt betont, können
aber einige Bemerkungen zu der viehmistiittenen „Wider-
legung des Idealismus" in der zweiten
3.
selbst,
Ein neuer Standpimkt macht sich da nicht bemerkbar.
örterung der bekannten Stellen in den Prolegomena,
die Existenz
sich
unbekannt ist" (Prolegomena, Kehrb.,
Ausgabe
der Kritik der
r.
Vernunft
Die Widerlegung des Idealismus in der zweiten Ausgabe
der Kritik der reinen Vernunft
Die Pointe der in der zweiten Ausgabe der
mentation gegen den Idealismus
unsere innere,
dem
ist die,
Ki-. d. r.
V. enthaltenen Argu-
daß Kant zu zeigen sucht, wie „selbst
Cartesius imbezweifelte Erfahrung nur imter Voraussetzung
Kowalowski: Kants
äußerer Ei-fahning möglich
für das Dasein
Kr.
il.
der
zum Troblem der Außen woltexisten».
sei."
Offenbar
also
soll
strengerer
ein
äußeren
Erscheinungen,
die
seine
erste
Widerlegung
Idealismus faktisch nur zu erreichen vermochte, nicht befriedigt.
liche Doppelexistenz
der äußeren Erscheinungen,
dem inneren Sinn angehören
erkenntnistheoretischen Abschätzung
nimmt Kant
jetzt vor,
mehr
objektive
Daß Kant
bietet.
drücklich geltend
man
diese
Es bedurfte einer erneuten
Bewußtsein von inneren und äußeren
intuitive
Bestimmung wird
Eine
Realitätsargument
als
verlangt,
wie
sie allein
„Erfahrung"
Forderung gerade gegenüber dem Ichbewußtsein nach-
macht,
ist
ebenso origineller wie wichtiger Schritt, den
ein
Wenn
bisher noch nicht genügend gewürdigt hat.
mung herangezogen
als
imd äußeren Erscheinungen.
der inneren
Erscheinungen genügt ihm offenbar nicht mehr
vollere,
sowohl dem äußeren
die
indem er den genaueren Maßstab seiner kritischen
Das vage
Erfahrungslelire benutzt.
des
Die eigentüm-
widersprach offenbar der intendierten Olcich-
sollten,
schätzung von äußeren und inneren Erscheinungen.
die
Beweis
der Raumdiiige gegeben werden als in der ersten Ausgabe der
und
inneren
Und
353
Offenbar fühlte sich Kant selbst durch die unklare Koordination
V.
r.
Stellung
wird,
um dem
Ichbewiißtsein
speziell die Zeitbestim-
eine über das Niveau
der
vagen, momentanen Intuition hinausführende vollere empirische Fassung zu geben,
vorkommen.
so darf uns da.s nicht unnatürlich
Form
Wie
der inneren Ei-scheiuungen.
kritiker selbst
Die Zeit
am
eben die spezifische
der gi-oße Yernunft-
den erkenntnistheoretischen ßanguntei-schied zwischen der vulgären
Form des Ichbewußtseins und der neuen, empirisch
zeigt
ist
übrigens
scharf
besten folgender Satz: „Freilich
Bewußtsein ausdrückt, welches
alles
präzisierten
die Vorstellung:
ist
Form
begleiten kann, das, was unmittel-
Denken
bar die Existenz eines Subjekts in sich schließt, aber noch keine
mithin
desselben,
(Kr. d.
in
r.
nicht empirische,
Erfahrung;
d.'i.
noch
Gedanken von etwas Existierendem,
außer (|^m
innere,
auch
Ansehung deren,
Y., S. 210.)
d.
i.
auffaßt,
ich bin, die das
Erkenntnis
denn dazu gehört,
Anschauung
und
hier
der Zeit, das Subjekt bestimmt werden muß."
Der Grundgedanke von Kants hieran anknüpfender „Wider-
legung des Idealismus" besteht nun einfach
der These,
in
daß jenes
vollere,
empirische (zeitlich bestimmte) Ichbewußtsein notwendig die beharrlichen Wahr-
nehmungsobjekte im Räume voraussetzt, daß also „innere Erfahrung
mittelbar
und nur durch äußere möglich
ist."
selbst
nur
(Ibid.)
Die nähere Ausführung dieses Grundgedankens hat folgende Gestalt:
„Ich bin mir meines Daseins als
bestimmung
setzt
etwas
Behan-liche aber kann
in
Boharrliches
niclit
eine
der Zeit bestimmt bewußt.
in
der
Ansehanung
Wahrnehmung
in
mir
sein.
Alle Zeit-
voraus.
Denn
alle
Dieses
Bestim-
Kowalewski: Kants
354
mungsgründe meines Daseins,
stellimgen,
und bedürfen,
zum Problem der
Stellung
Außenweltexistenz.
werden können, sind Vor-
die in mir augeh'offen
solche,
als
selbst
ein
von ihnen unterschiedenes
Beharrliches, worauf in Beziehung der Wechsel derselben, mithin mein Dasein
in der Zeit, darin sie wechseln, bestimmt
nehmmig
Dinges außer mir möglich.
die bloße Yor.stelluug eines
mmig meüies
ist
die
Wahr-
Folglicii ist die
Bestim-
ist
das Bewußtsein in der Zeit mit
der Möglichkeit dieser Zeitbestimmimg notwendig verbimden:
auch mit der Existenz der Dinge außer
bestimmung, notwendig verbimden,
ist
Nun
wahrnehme, möglich.
dem Bewußtsein
ist es
Also
Daseins in der Zeit nur durch die Existenz wirklicher Dinge, die
ich außer mir
Also
werden könne.
nur durch eia Ding außer mir und nicht durch
dieses Beharrlichen
d.
i.
mir-,
Bedingimg der
als
Zeit-
das Bewußtsein meines eigenen Daseins
zugleich ein unmittelbares Bewußtsein des Daseins anderer Dinge außer mir."
(Kr.
(1.
r.
Y., S. 209.)
An diesem Eäsonnemeot läßt sich natürlich leicht kritisch herumzupfen.
Wenn durchaus etwas Beharrliches zur empirischen Zeitbestimmung des
eigenen Daseins erforderlich
in
unserem „inneren Süm"
ist,
anschaulich
das Beharrliche
schwer erfüllbar zu
so sollte
sein,
wie Kant verlangt.
„Das Bewußtsein meiner
sein.
Ich", so wird in einer erläuternden
mus" besonders
man doch meinen,
eingeschärft,
„ist
daß dies Beharrliche
schon enthalten sein kann.
allein
Allerdings
selbst in
der Vorstellung
Anmerkung zur „Widerlegung
gar keine Anschauung,
sondern
des Idealiseine
intellektuelle Vorstellung der Selbsttätigkeit eines denkenden Subjekts.
hat dieses Ich
beharrlich,
(Kr. d.
r.
V., S. 210/211.) Insofern
zum
können wir ihm nur zustimmen.
auf spontane Operationen
einer gleiclizeitigen
scheint
Abnahme
als
liegt,
als
Korrelat dienen könnte:
empirischer Anschauung,
Kant dem abstrakten Ichmoment, das
unsern wülküilicheu Reflexionen zugnmde
spricht,
bloß
Daher
auch nicht das mindeste Prädikat der Anschauung, welches,
der Zeitbestimmung im inneren Süiue
wie etwa ündurchdringlichkeit an der Materie,
ist."
muß
Solch Verlangen scheint
allen
den Anschauungscharakter ab-
Die Konzentration des Bewußtseins
überhaupt für
die
menschliche Psyche mit
der rezeptiven Fähigkeit verbunden zu sein.
in der rezeptiven Fähigkeit wurzelt aber die Anschauimg.
So
ist
Gerade
es begi'erfüch,
dem in spontanen Reflexionen tätigen Ich eine anschauliche Selbstwahmehmung versclilossen bleibt. Solch ein Ichbe^vußtsein entspricht indessen nur
Selbst der energewissen Phasen, nicht dem Ganzen imseres Seelenlebens.
daß
gischeste
Denker vermag sich nicht unausgesetzt in spontanen Reflexionen zu
bewegen.
Perioden gesteigerter Spontaneität werden vielmehr mit solchen ge-
steigerter Rezeptivität wechseln.
Nähert sich
die
Spontaneität einer Minimal-
Kowalowski: Kants
stelle, so
kann dabei einen
iilinlichon (irad eindringlicher Lebhaftigkeit
„anscliaulichcs" Objekt des ,.äiißeren Sinns''.
ein
355
zum Problom der Außen woltoxistenz.
wird nun regelmäßipf die rezeptive Selbstwahrnehmung kräftiger her\'or-
tretoii iiiul
wie
Stclliwf,'
Selbstwahrnehmungen kennen wir
nnter dorn
alle
gewinnen,
Derartige ansehaiilicho
Namen
„Stimmungen".
der
Die Stimmungen sind nicht nur, wie ich anderwärts gesagt habe, „der unmittelbarste
bilden
und primitivste Ausdruck des Wertbewußtseins vom Leben", sondern
auch
ziif,doicii
das
intimste
Wirklichkeitsbewußtsein.
Orientierungsmittel
(Vergl.
Pessimismus, Wiesbaden 1904.)
Kowalewski,
Eine
gewi.sse
Studien
sie
unser theoretisches
für
zur
Psychologie des
kann
Stimnuingslage
für
eine
längere Reihe fluktuierender Vorstellungen jenes behaiTliche
Korrelat abgeben,
das nach Kant zu einer empirischen Zeitbestinunung nötig
Danach bra\iohen
ist.
wir nicht den Bereich des „inneren Sinns" zu überschreiten, weiui wir unser
„Dasein in der
Zeit'"
„inneren
Sinns".
Stimmungen enthalten
empirisch erfassen wollen.
dings keine Raumbeziehung.
Sie sind
also
ausschließlich
Ihr Anschauungscharakter scheint
schlechter-
Wahrnehmimgen
durch
die
des
eindringliche
Lebhaftigkeit und Unmittelbarkeit hinreichend verbürgt zu sein.
Dagegen
läßt sich
zugunsten Kants wiederum folgendes einwenden.
Gerade die Stimmungslagen, die sich
Stimmiuigen
mit intensiver Lustfärbung.
eindringliche
ihircli
Das
auszeichnen, haben vielfach nur eine kurze Dauer.
gilt
Lebhaftigkeit
besonders von den
Wessen Gemüt hat
je
über wenige
Stunden hinaus lebhafte Freude gefühlt? Trauer vennag sich schon längere Zeit
Das periodische An- und Abschwellen, das den
hindurch zu behaupten.
haften
Stimmungen eigentümlich
ist,
macht aber
leb-
in
solchen Fällen das
die bezüglich ihrer
Dauer und Konstanz
selbst
Konstanzurteil unsicher.
Andererseits fehlt
nichts zu
den Stimmungen,
wünschen übrig
genügende Lebhaftigkeit. Es
lassen, in der Regel die
sind matte Gemütsregungen, die häufig überhaupt nicht direkt
Weiterhin
ist
klar,
daß die Stimmungen selbst den zeitlichen Ablauf der
Voi-stellungen beeinflussen.
ra.scheres
Eine lustgefärbte Stimmung regt im allgemeinen ein
Tempo, eine unlustgefärbte Stimmung
ganzen Innenleben an.
lage in
zum Bewußtsein
Der Anschauungscharakter muß ihnen deshalb aberkannt werden.
gelangen.
die
Das veranlaßt
bei
ein
langsameres Tempo
dem Übergang
in
dem
aus einer Stimmungs-
andere die bekannte Tän.schung, daß uns dasselbe Tempo, das uns
oben langsam erschien, mit einem Male rasch vorkommt oder daß ein Geschwindigkeitswechsel
im uragekelirten Sinne stattfindet,
je
nachdem wir aus einer Lnst-
stimminig in eine Unluststimmung verfallen oder aus einer Unluststimmung
eine Luststitninmig.
Diese Übergaugstäuschung
i)ildet
für
in
uns den natürlichen
23*
356
Kowalewski: Kants
Anreiz
zum Problem
dem
Vorstellungstempo
das
dazu,
Stellung
der Außenweltexistenz.
neuen Stimmungsniveau
jeweiligen
Ein beschieiuügt erscheinendes Tempo werden wir, soweit das
anzui)assen.
in
unserer Macht steht, zu verlangsamen geneigt sein, ein verlangsamt erscheinendes
zu
wenn
namentlich
suchen,
beschleunigen
es
um
sich
stärkere
subjektive
Geschwindigkeitsschwaukungen handelt.
Ferner erfährt jede Stimmung ihrerseits durch die
sich in der
Stimmung nieder und können
sind die allmählichen
Umbildungen
Nach alledem scheinen
ihrem Bette fließenden
die
dieselbe vollständig umbilden.
weü man
gefährlich,
Stimmungen doch nicht
vielleicht ist
em absolut beharrliches
Besonders
gar nicht bemerkt.
sie
zuverlässige Orientienmgs-
Bestimmung unseres Innenlebens zu
mittel für die zeitliche
Aber
in
Die Gefühlstöne der einzelnen Vorstellungen schlagen
Vorstellungen Alterationen.
sein.
Korrelat für die Auffassung
des Daseins in der Zeit gar nicht einmal nötig.
Kaut denkt sich den
die Seele in
zeitlichen Fluß der Vorstellungen offenbar so,
als
ob
jedem Moment nur eine einzige besondere Vorstellung aufzufassen
vermag.
In solchem Falle wäre natürlich die
Elements
iu
dem
wenn uns auch
Wahrnehmung
eines behan-üchen
zeitlichen Flusse der Vorstellungen selbst ausgeschlossen.
Erinnerung
die
bis
Denn
zu einem gewissen Umfange den jedesmal
vorangegangenen Abschnitt der Keihe vergegenwärtigte, so würde dieser erinnerte
Reihenubschnitt
eben solche Zerstückelung in einzelne
isolierte
Elemente auf-
weisen wie die ursprüngliche Wahrnehmung. Wir hätten keinen andern Eindruck
von der Vorstelhuagsreihe
als
den eines absoluten Wechsels und müßten nach
um
einem äußeren konstanten Orientierungspunkt suchen,
von diesem Wechsel
sozusagen nicht mitgerissen zu werden.
Nun
ist
Wahrheit mit unserer Auffassung des Vorstellungsverlaufs
es in
anders bewandt.
Wir können auf einmal
folgende Vorstellungen
unter
den
sukzessiv
apperzipieren.
aufgerafften
mehrere aufeinander-
sogleich
Auf
diese
Weise wird
VorsteUungskomplexeu
gemeinsame Elemente vorkommen, die sich
als
die ganze Vorstellungsreihe hiudm-chziehen.
Bezeichnet
Vorstellungskomplex,
so
wird vielleicht
haben, eiu zweiter die Gestalt efgh, ein
die Gestalt
ikl m
u.
s. f.
hier ein beharrlicher
entgegen.
auch durch
der
beharrlicher
relativ
z.
B.
ab cd
nächstfolgende
dritter
die
möglich, daß
es
mehr oder weniger
Gestalt
die
Gestalt
ghik,
In zwei benachbarten Apperzeptionsakten
Kern durch
einen solchen
tritt
drei, vier oder
(d. h.
uns also
Komplex von Elementen neben wechselnden Bestandteilen
Selbstverständlich wird sich bei andern Fällen der beharrliche
seinem Inhalt
cdef
ein vierter
Komplex
mehr Apperzeptionsakte erstrecken und zugleich
in
nach der Anzahl der ihn konstituierenden Elemente) mannig-
Kowalewski: Kants
Von
fach vai-iieren.
Stellung
zum Problem der
357
Außenweltexistenz.
Ähnlichkcits- resp. Unähnlichkeitsbeziehunpen, die unter den
verschiedenen einzelnen Gliedern der Reihe in wechselndem Umfunf^e bestehen,
habe ich der Einfachheit halber ab^^eschen, obwohl dadurch unzweifelhaft die besondere Gestaltung des beharrlichen Komplexes beeinflußt wird.
Es
maj,'
genügen,
schematisch gezeigt zu haben, daß unsere Psyche sehr wohl in einer sukzessiven Vorstelliuigsreihe selbst einen
Außerdem
immanenten,
relativ konstanten
dem
einleuchtend, daß in
ist
Kern zu finden vermag.
Vorstellungsverlauf sich nicht bloß
Gruppen sukzessiver Elemente, sondern auch Gruppen von simultanen Elementen
appcrzipiercn lassen.
Die Voi-stellungcu laufen eben nicht an
einem Schnürchen.
überhaupt zweidimensional, nicht eindimensional, wie man gewöhnlich
Die Zeit
ist
glaubt.
Xeben der Sukzessivdimension,
das Geschehen
die
gewissemiaßen im
Längsschnitt anzuschauen gestattet, gibt es eine Simultandimension, in der wir
ein
vom
Bild
Querschnitt des Geschehens
mag ohne
der Zeit
Beihilfe der
empfangen.
Die Simultandimension
Raumanschauung nur
Ob
deutliche Mannigfaltigkeiten dai'bieten.
in
beschränktem Maße
aber in dieser Hinsicht von der
sie
Sukzessivdimensiou wirklich so gewaltig überti-offen wird? Diese Fi'age bedürfte
Daß
noch einer genaueren empirischen Prüfung.
wir die Fähigkeit besitzen,
am sinnWahrnehmung zusammengesetzter Geräusch- und Klangmassen.
Eindrücke in der Simultandimension raumlos aufzufassen, zeigt wohl
fälligsten
die
Jedenfalls
nimmt Kaut mit Unrecht
an,
daß der „innere Sinn'' für sich allein
nichts Gleichzeitiges aufzufassen vermöge, sondern
immer nur
Sukzessives.
Wir
können uns vielmehr den Vorgang beim Apperzipiereu einer Sukzession von
Vorstellungen folgendermaßen denken.
Neben der Wahrnehmung eines Elements oder Elementkomple.xes
in
der
Miterregung von Xebenvoi-stellungen
in
der
Sukzessivdimension findet
stets eine
Simultandimension
Zu jedem Komplex
ein
Komplex
in
(die miterregten
bleiben,
statt.
der anderen.
sondern
Nun werden
die
in
der einen Dimension
Komplexe
in der
gehört
Simultandimension
Nebenvorstellungen) selbstvei-ständlich auch nicht streng konstant
mehr oder weniger
variieren.
Diese Variationen
fallen
uns
aber nicht besondere auf, weil unsere Aufmerksamkeit anderweitig konzentriert
ist
So können die Nebenvoi-stellungen gewissermaßen zu einer Fläche von
relativ -gleichförmiger Düsterkeit
Bahn der
zusammenfließen, auf der sich die leuchtende
fixierten Vorstellungsfolge deutlich abhebt.
Wenn
es auch
nach den obigen Ausführungen unzweifelhaft möglich
ist,
daß das Ich sich schon im Kreise des „inneren Sinns" des zeitlichen Da.seins
bewußt wird, sogar ohne ein absolut beharrliches Korrelat, so wird damit Kants
Argumentation doch noch nicht umgestoßen.
Kowalewski: Kants
358
Kant
eben das zeitliche Dasein des empirischen Ich
TTÜl ja
Darum kann
bestimmt haben.
Kern innerhalb des Ich
als solche,
selbst
als
Ganzen
er jeden Hinweis auf ii-gendwelchen beharrlichen
Umine ablehnen: „denn
selbst a
mir
meines Daseins, die in
bedürfen,
zum Problem der Außenweltexistenz.
Stellung
angeti-offen -«verden
alle
Bestimmungsgründe
können, sind Vorstellungen und
Ton ihnen unterschiedenes Beharrliches,
ein
worauf in Beziehung der "Wechsel derselben, mithin mein Dasein in der
Zeit,
darin sie wechseln, bestimmt werden könne."
Muß nun
mir „unterschiedene Beharr-
aber das von den „Vorstellungen" in
liche" ohne weiteres „ein Ding außer mir" im räumlichen Sinne sein? Kant
scheint die Bejahung dieser Frage so gut wie für selbstverständlich zu halten.
Denn
oben angeführten Satzes üi der „Widerlegung des
des
die Fortsetzung
Idealismus"
„Also
einfach:
laiitet ja
ist
Wahrnehmung
die
um- durch ein Ding außer mir und nicht durch
Dinges außer mir möglich. Folglich
Zeit nirr durch die Existenz
möglich."
(Kl-, d. r.
Es
Ausdi-ücke „in" und „außer".
Vn,
S.
(Vergl. Külpe,
394 ff. und
Ausgabe der Kr.
unterschieden.
die
die ich
uns ein
ti-itt
in der
außer mir wahrnehme,
altes
Grimdübel der Außen-
genügende Klarheit über die vieldeutigen
Külpe
Mit Recht hat
gerade die Analyse dieser
Grundlage für seine exakte Bearbeitung des Außenweltproblems
Vieldeutigkeit ziu-
gemacht.
Hier
fehlt
dieses Beharrlichen
bloße Vorstellung eines
Bestimmung meines Daseins
die
wirklicher Dinge,
V., S. 209.)
weltbeweise entgegen.
ist
die
Vm,
d. r.
Er
S.
311
ff.)
Außenwelt, in Wundts
die
Kant hat
zwei Bedeutungen
sagt da nämlich:
nicht zu vermeidende
bedeutet, was als
V.
Das Ich und
,.Weil
Zweideutigkeit
Ding an sich
allerdings
Terminus „außer uns" scharf
des
.
bei
.
philos. Studien
schon in der ersten
außer uns,
der Ausdruck:
führt,
sich
selbst von uns unterschieden
was bloß zur äußeren Erscheinung gehört,
eine
indem er bald etwas
so wollen wir-,
um
eidstiert,
bald
diesen Begriff
in der letzteren Bedeutung, als in welcher eigentlich die psychologische Fi-age,
wegen der
Eealität unserer äußeren
heit zu setzen,
Anschauung, genommen wird, außer Unsicher-
empirisch äußerliche Gegenstände dadm-ch von denen,
im transzendentalen Sinne heißen möchten, unterscheiden,
geradezu Dinge nennen, die im Eaume anzutreffen sind." (Ki-. d.
daß
r.
die so
wir
sie
V., S. 816.)
Offenbar hat das „außer uns im ti-anszeudentalen Sinne" nichts mit irgend einer
Eaumbeziehung
zii
tun.
nicht Enthaltenes denken.
Es
läßt
sich
nur rein begrifflich
als
etwas in uns
Die „Dinge an sich", die ,,im ti-auszendeutalen Sinne"
außer uns sind, können ja nach den Gruudlehren der kantischen Erkenn tniski-itik
überhaupt nicht in den Anschau imgsraum
bloßen äußeren „Erscheinimgen" bildet:
fallen, der cüe spezifische
„es
ist
.
.
immöglich:
daß
Sphäre der
in
diesem
Kowalewski: Kants
der
sollte, weil
außer uns
etwas
irgend
Raiiiii
Raum
selbst
transzendentale Innenwelt
zusammen, wie
Wenn
sie
mm
fällt
(im transzendentalen Sinne) gegeben
inneren Sinn
und
den „inneren-'
was nicht
in
V.,
Die
„äußeren-' Sinn vermittelt
Kant daneben eine räumliche Außenwelt
dazu
die
ausschließlich
gegebenen Erscheinungen.
aber sehr zu beanstanden.
r.
sich.
dann natürlich mit der gesamten Ei-sclieinungswelt
uns durch
korrelative Innenwelt
werden
(Kr. d.
Welt der Dingo an
die
ist
ist."
statuiert, so grenzt
er damit ein Stück innerhalb der ti-anszeudentalen Innenwelt ab
als
359
Außenweltexistenz.
außer unserer Sinnlichkeit nichts
Die transzendentale Außenwelt
S. 317.)
wird.
zum Problem der
Stellung
Wir dürfen
in
Gerade diese
nicht, wie
und
beti-achtot
dem
der Zeitanschauung
letztere
Kant offenbar
Korrelation
ist
daß
tut, folgern,
den zeitlichen Erscheinungen des „inneren Sinns" anzuti-effen
ist,
deswegen unbedingt dem Bereich der räumlichen Erscheinungen des „äußeren
Sinns- angehöre. Solche Folgerung
ist
nur dann berechtigt, wenn man die
lichen Erscheinungen des inneren Sinns zugleich verräumlicht,
in diejenigen Gehirnteile,
mit denen
und kausaler Betrachtung brauche ich wohl nicht besondei-s zu beweisen.
Es genüge
die
Bemerkung, daß doch
Sinneswahrnehmung nicht minder
die äußere
wie die Phantasievorstellung an bestimmte Gehü-nprozesse gebunden
ist,
beide
also
mit demselben Recht in den Leibesraum eingeschlossen werden müßten.
wir von der unzulässigen Verräumlichung der inneren Ei-scheinungen
halten wir uns an ihre bloße Zeitform, so
zu
sie
erfahrungsgemäß Kausalbeziehungen haben,
Die Unhaltbarkeit solcher Konfusion von räum-
räumlich eingeschlossen denkt.
licher
sie
zeit-
indem man
den fluktuierenden Elementen
es allerdings
ist
Elemente
stabile
in
Sehen
ab und
logisch einwandsfrei
Gegensatz
zu
stellen.
Deckt sich das empirische Ichbewußtsein, wie Kant behauptet, mit dem Kreis
der
Ich,
Elemente,
fluktuierenden
so
müssen
Außenwelt, repräsentieren.
die
zeitlich charakterisiert werden, wenn
begehen
will.
Erfahrung
Aus der Tatsache
bietet,
läßt
sich
als
die
stabilen
Elemente
Aber diese Außenwelt
man
da.s
Nieht-
darf auch
keine ^leiaßaaii;
el^
liXXo
bloß
ytvos
eines zeitlichen Flusses, wie ihn die innere
natürliches,
eindeutiges
Komplement zunächst
nur die Annahme von Elementen ableiten, die in der Zeit Konstanz zeigen.
Da.s
ist
keine
ilialektische
Schikane,
sondern
eine
.sachlich
begründete
Not-
wendigkeit
In der Tat fehlt es nicht an äußeren Empfindungen, die an sich sehr gute
konstante Orientierungsmittcl abgehen können
keine räumliche Beziehung
Sinneseindrücke
hin.
enthalten.
und die
—
wenigstens direkt
—
Ich weise vor allem auf die akustischen
Gerade der Gehörssinn
ist in
geeignet uns Konstanzempfindungcn zu bieten.
hervorragendem Maße
360
Kowalewski: Kants
Stellung
Stumpf maclit in seiner
zum Problem der Außeaweltexistenz.
ti-effliclien
„Toniisycliologie" folgende interessante
Angaben: „Im allgemeinen (nämlich abgesehen von den höchsten Tönen)
sagen, daß
Hören
das
langsamer vergeht,
viel
als
einen lichtschwachen Punkt einige Minuten zu fixieren,
sehen; während
man einen Ton stundenlang ohne
Hörkraft hören kann.
So erfolgt denn auch die
Nach wenigen Sekunden
erholt (Urbantschitsch);
um
läßt sich
Genügt
das Sehen.
es
ja,
ihn nicht mehr zu
beti-ächtliche
Erholung
Einbuße der
rascher beim Ohre.
ist
der Nerv von nicht überstarken Eeizen vollständig
bei
den höchsten Tönen genügt ein Augenblick, z.B.
Hand zwischen dem Instrumente und dem Ohre, um
den Ton wieder hörbar zu machen (Rayleigh). Yon 20 kurzen Paukenschlägen
rasches Yorüberzieheu der
mit eben so kurzen Pausen wird der letzte nicht merldich schwächer vernommen
als
der zweite, selbst als der erste,
langer
Stille
oder unvorbereitet
traf.
wenn
dieser uns nicht etwa nach tiefer oder
Ja es scheint durch sehr schwache konti-
nuierliche Reize sowohl als durch intermittierende von mittlerer Stärke die Hörschärfe ungefähr auf gleicher Stufe erhalten zu werden; finden ja
Reizungen wirklich immerfort
statt."
mimmale innere
(Vergl. Stumpf, Tonpsychologie, I, S. 362.)
Hiernach könnte man die psychologisch nicht so unsinnige Fiktion machen,
daß das empirische Ich
—
ohne jede Raumauschauung
Konstanzeiudrücken, etwa nach
dem Rauschen
—
•
nach akustischen
eines Flusses oder
dem
Poltern
eines mächtigen "Wasserfalls seinen inneren Vorstellungswechsel zeitlich orientiert.
Diese akustischen Konstanzeiudrücke würden, ganz wie räumliche Sioneswahr-
nehnnmgen von unserem Willen unabhängig erscheinen und insofern eiu
Nicht-Ich repräsentieren. Daß in unserer Natureinrichtung das Rauschen eiaes
Flusses
und
imd das Poltern eines Wasserfalls
in längeren
Perioden
infolge bekannter Faktoren variieren
sogar vielfach intermittieren,
tut
nichts
zur Sache.
Durchgängig konstante Eiadrücke erhalten wir strenggenommen auch nicht
durch die räumlichen Sinne. Und es ließe sich ja eine Welt denken, die gerade
nach der akustischen Seite hin gewisse Erscheinungen genauer konstant hält oder
jedenfalls eine regelmäßige Periodizität ia deren Yariationeu
zum Ausdruck
bringt.
Die bekannte pythagoreische YorsteUimg von der Sphärenharmonie könnte
als
Muster für solche Konsü-iiktion benutzt werden.
Da
hätten
wir
z.
statt
B.
der
Geräusche sogar eine ästhetisch wirkungsvolle Klangmasse zur dauernden Orientierimg imseres Zeitbewußtseins!
Aber solche
reia akustische Orientierung ist andererseits auch wieder mit
einigen schweren Mängeln behaftet.
Erstens
verfallen
die
Konstanzempfindungen, daß
Gehörseiadrücke
sie
dem bekannten
auf die Dauer unsere
Schicksal
aller
Aufmerksamkeit
nicht
Kowalewski: Kants
Stellung
zum Problem der AuBonwcltexiHtenz.
wachzuhalten vermögen, und zwar in besonders
Tonpsychologio,
Nach Stumpf
I, S. 390.)
hohem Grade.
bcrulit das
3GI
(Vergl. Stumpf,
„Nichtmehrhören konstanter
Eindrücke" darauf, daß die Empfindung, von welcher sich die Aufmerksamkeit
ziiriickzieiit,
in die
(iesamtmasse der ununterschiedenen Empfindungen
den Hintergrund des psychischen Lebens bilden."
eintritt, welche jederzeit
s. z. s.
(Vergl. Stumpf, a.
S. 389.)
a.
0.
I,
Meines Erachtens hängt diese rasche Abkehr
der Aufmerksamkeit hauptsächlich mit den mächtigen (Jefühlstönen
durch die akusti.schc Reize im allgenu-inen
um
(Jefüldstönc ergießen sich
ausgezeichnet sind.
so ungehinderter
gleichzeitgen Bewußtseinsinhalt der
und
zirkumskripte Elemente darstellen.
allseitiger auf
wahrnehmenden Psyche,
einer Lokalisierung die anregenden Reize selbst in
mäciitigen
den gesamten
dem Fehlen
als bei
dem simultanen Komple.v
nicht
Unsere Aufmerksamkeit wird offenbar durch
einen Eindruck nur so lange besonders angezogen werden,
.seines
zusammen,
Die
als
Ergießung
die
Gefühlstons sozusagen noch nicht das gleiche Niveau über allen Partien
des simultanen Komplexes erreicht
hat.
Diese kritische Phase
nicht nur bei
tritt
(tehöi-seindrücken, sondern auch bei anderen unräunilichen Sinneseindrücken mit
besonderer Geschwindigkeit auf, weil die Gefühlskommunikatiim innerhalb rein
zeitlich geordneter Komplexe eine mannigfaltigere
ist
und etwaige kleine Un-
gloichmäßigkeiten bei einzelnen Elementen weniger auffallen können.
Wollten wir
uns also zur zeitlichen Orientierung für unser empirisches Ich der mit unwillkür-
licher Aufmerksamkeit fixierten konstanten Gehörseindrücke oder anderer unräumlicher Sinnesperzeptionen bedienen, so
bald überhaupt ganz
würde das
,.
behanliche KoiTelat" nur zu
schänden, und wir blieben mit unserem Ichbewußtsein
Zweitens: wenn wir
die
allein.
Aufmerksamkeit willkürlich auf die konstanten
akustischen Eindrücke konzentrieren, so wenlen sie in der Regel unsere p.sychische
Energie so stark absorbieren, daß die
mehr oder weniger unter
zum empirischen Ich gehörigen
die Schwelle des Bewußtseins
gewissermaßen eine Stauung der Gefühlstöne
Reizen angeregt werden.
Sie
können
sich
statt,
nicht
Erlebnisse
Es
herabsinken.
die
von
den
findet
akustischen
mehr ungehindert über
die
anderen gleichzeitigen Bewußtseinsinhalte der wahrnehmenden P.syche ergießen.
Si)
wird jene heilsame Milderung der Gefühlsintensität erschwert, die naturgemäß
mit solchem „Ergießen" verbunden zu sein
haftigkeit
des
Gefüidstons,
die
den
pflegt.
akustischen
Gerade die besondere LebReizen
unräumlichen Sinneseindrücken im allgemeinen eignet,
wie
muß
die
auch
anderen
absorbierende
Kraft des erwähnten Stauungspruzesses außerordentlich steigern.
Drittens haben
die
mäßigen Abbildern eine
sinnlichen
seiir
Gehöi-seindrücke
gmße Verwandtschaft
mit
ihren
voi-steliungs-
„Bei keinem Sinne",
.sagt
362
Kowalewski: Kants
Stellung
zum Problem der Außenweltexistenz.
Stumpf, „ist die Grenze zwischen lebhaften Phantasievorstellungen und schwachen
Man kommt
Empfindungen schwerer zu ziehen.
Tonpsychologie,
erklärt sich
Tonqualitäten
I,
Fall,
sich
zu
Die feine Ausbildung unserer Gehörsvorstellungen
283.)
S.
zur- Seite
der in
steht,
und auch Geräuschqualitäten
äußere Eindrücke, die uns zur
Zügen
herein mit scliärferen
auftauchenden
Nachahmung
ein.
Melodie
oder
wenn uns
ahmen
das
nachzuahmen
durch
singen etwa noch einmal eine
Geräusch siedenden Wassers nach,
die Erinneriuig auf diese Gehörseindrücke leitet.
nun notwendig
die
ein
ihren Yorstellungs-
eine scharfe Sonderung von Ich
immer zum
Außenwelt repräsentieren
daß
aufstellen,
Eine Abschwächung
Wahmehmimgen und
welt: die Vorstellungen rechnen wir ja doch
Wahrnehmungen
Neue
von vorn-
den Stimmapparat jederzeit zu
Wir
charakteristische
Unterschieds zwischen den primären
korrelaten erschwert
gestattet.
reizen, prägen sich uns
Die im Mechanismus der Assoziationen später
können
Gedächtnisbilder
weitem Umfange wahrgenommene
sinnfällig
sinnlicher Lebendigkeit aufgefrischt werden.
Eegel
den
in
wohl hauptsächlich daher, daß dem Gehörssinn in den Stinimwerk-
zeugen ein Apparat
de's
öfters
höre ich dies eben noch (schon), oder bilde ich es mir nur ein?" (Vergl.
fi-agen:
um
Siuneseindruck
imvollkommener sein Vorstellungsabbild
ist.
sollen.
so
und Außen-
während uns
die
Man kann überhaupt
die
Ich,
mehr Realitätswert
hat,
je
Ein Sinneseindruck, den wir nur
mangelhaft in der Phantasie zu vergegenwärtigen vermögen, erscheint uns eben
Hiernach dürfen wir den
deshalb als etwas Unersetzbares, Für-sich-Seiendes.
Realitätswert der akiistischen Perzeptionen nicht besonders hoch veranschlagen.
Die räumlichen Sinneseiudrücke bieten wegen ihrer zirkumskripten Gestalt und der relativen Mattheit ihrer Gefühlsbetonung
günstigere Bedingungen für einen ökonomischen Gebrauch der psy-
chischen Energie.
Sie
können uns mannigfaltigere und deutlichere Konstanz-
empfindungen verschaffen, ohne
die
gleichzeitige
Ichbewußtseins übermäßig zu beeinträchtigen.
Orientierimgsmittel
Entfaltung
für „unser Dasein in der Zeit".
Es
läßt
imter Voraussetzimg unserer jetzigen psychischen Organisation
denken.
halten,
Und
um
des
empirischen
Hier haben wir die zweckmäßigsten
sich
wenigstens
nichts Besseres
an diese Organisation müssen wir uns im Grunde doch immer
die
unfiiichtbare Region
der unkontrollierbaren Fiktionen zu ver-
meiden.
So sind wir durch die Zickzackwege der Kritik schließlich auf denselben
Punkt geführt, den Kant mit genialem Instinkt
Kant
will die relative Selbständigkeit
welt nachweisen.
Er
hat sich
direkt zu erreichen suchte.
der äußeren, räumliclien Erfahrungs-
damit nicht in Widerspruch zu seiner fi'üheren
Kowaluwski: Knnt8
Auffassung
der ersten Ausg.
(in
Kr.
d.
363
zum Problem der AuBcnwcItexLstonz.
Stellung
d. r.
V. und in
Prolegomena)
d.
gesetzt,
sondern ihr nur eine genauere und tiefere Durchführung gegeben.
Allerdings
3Ian
auch pdlemischi- Absichten eine gewisse Holle.
dabei
spielten
Kant seine Verwandtschaft mit dem Berkeleyschen Idealismus vor-
hatte
Das machte eine
gewoi-fiMi.
Die (iruntigedanken
aber bereits in der
ei"sten
Abwehn'eaktiou
schiirfere
zu
nötig.
neuen „Widerlegung des Idealismus" waren
der
Ausgabe der Kr.
d.
V. als natürliches Ergebnis der
r.
erkenntniskritischen Untersuchung zutage geti-eten.
Hören wir vor allem folgende
über die
Summe
„Wenn
wir die Seelenlehre,
Körperlehre,
als einer
so finden wir, außer
doch diesen
Sätze,
mit denen Kant
.seine
„Uetrachtung
der reinen Seelenlehre" einleitet!
als die
Physiologie der inneren Sinne, mit der
Physiologie der Gegenstände äußerer Sinne, vergleichen:
dem, daß
in beiden vieles empirisch erkannt
merkwürdigen Unterschied,
werden kann,
daß in der letzteren Wissenschaft
doch vieles a priori, aus dem bloßen Begriffe eines ausgedehnten undurch-
Wesens,
dringlichen
in
der ersteren aber,
dem
aus
Begriffe
eines denkenden
Wesens, gar nichts a priori synthetisch erkannt werden kann.
dem äußeren Sinne etwas Stehendes oder
Bestinimnngeu
baren
zum Grunde
synthetischen Begriff, nämlich den
an die
.selben,
Hand
inneren Anschauung
ist,
nichts
d. r.
Snbstratum
vom Räume und
und
mithin
einen
einer Erscheinung in dem-
Bleibendes hat,
bestimmbaren
nur den Wechsel der
mithin
Gegenstand zu erkennen gibt"
V., S. .321/322.)
Kant
hatte unmittelbar
(lelegenheit, den
lelire
Bleibendes, welches ein, den wandel-
liegendes
daß die Zeit, welche die einzige Form unserer
gibt, anstatt
Bestimmungen, nicht aber den
(Kr.
Die Ursache
Obgleich beides Erscheinungen sind, so hat doch die Erscheinung vor
ist diese.
vor der zweiten Ausgabe' seiner Kr.
d. r.
V. reiche
„merkwürdigen Unterschied" zwischen Körperlelire und Seelcn-
noch mehr in concreto kennen zu lernen.
Er
schrieb nändieh während
dieser Zeit gerade seine „Metaphysisclien Anfangsgründe der Naturwis-senschaft",
die
den
der mechanischen
apriorischen Erkenntnisgehalt
Details entwickelten.
Kein Wunder, wenn ihm da die
gewichtig
Und wir werden
erschien.
Raumwelt mit
allen
Raumwelt besonders
es als natürliche Kontrastwirkung dieser
Einsicht vei-stehen, daß gerade die Vorrede von Kants „Metaphysischen Anfangs-
gTÜnden der Naturwissenschaft" ein sehr wegwerfendes
schaftlichen
In
Kaum
Wert der Psychologie
der „transzendentalen
als
Ansehauinig im
Urteil übor den wi.sson-
enthält.
Ästhetik"
Vergleich
mit
der
rrstcii
Ausgabe wird
der Zeit direkt
liülier
ferner
der
iicwcrtct.
Es
364
Kowalewski: Kants
heißt da uämlicli:
Stellung ziun Problem der AuBenweltexistenz.
„Und, eben weil
diese innere
Gestalt gibt, suchen wir auch diesen
stellen die Zeitfolge
Anschauung
(sc.
die Zeit) keine
Mangel durch Analogien zu ersetzen, und
durch eine ins Unendliche fortgehende Linie vor, in welcher
das Mannigfaltige eine Eeihe ausmacht, die nur von einer Dimension
schließen aus
außer
dem
den Eigenschaften dieser Linie auf
einigen,
daß
die Teile der ersteren zugleich,
jederzeit nacheinander sind.
selbst
Anschauung
sei,
schauung ausdrücken
angeführten Passus
ist,
und
der Zeit,
der letzteren aber
die
Hieraus erhellt auch, daß die Vorstellung der Zeit
weil alle ihre Verhältnisse sich an einer äußeren
lassen."
ist
Eigenschaften
alle
(Ki-. d. r.
Der
V., S. 60/61.)
besonders charakteristisch: danach
letzte
ist
Satz
in
An-
dem
die Zeit unmittel-
bar keine Anschauung, sondern nur mittelbar, insofern sie räumlich dargestellt
werden kann.
Endlich bedarf es für den Kundigen nur eines einfachen Hinweises darauf,
daß ja die sogenannte „erste Analogie" der ersten Ausgabe die Bedingtheit
Zeitbestimmungen durch beharrliche Substanzen im
Kaum
aller
also schon die
lehrt,
Quintessenz der ganzen späteren „Widerlegung des Idealismus" selbst
zum Aus-
diiick bringt.
Ein Punkt
Kants Außenweltbeweis noch unbefi'iedigend.
ist in
Die empirisch reale Kaumwelt scheint so TieKach da zu
kennende Individuen
gibt.
unserem Erkennen erfassen
sein,
als
es er-
Und doch muß die wahre Außenwelt, die wir- in
woUen, eine numerisch identische sein, die eben
und einen
deshalb den individuellen Kreis übeiTagt
sozialen Charakter hat.
Daß
gerade die Vertiefung in die soziale Struktur der Wirklichkeit das beste Schutzmittel
gegen den Außenweltzweifel
ist,
zeigt
am
klarsten das Beispiel des be-
kannten österreichischen Philosophen Katzenhofe r, der in seiner geistvollen
„Kritik des Intellekts" (Leipzig 1902) nach dieser Seite hin sehr beachtenswerte
Keflexionen entwickelt
hat. (Kritik des Intellekts, S.
48 ff.)
Formal beh-achtet gehört die „Widerlegung des Idealismus" der zweiten
Ausgabe
Die
vom
der Vernunftkritik
Idealismus
Innenwelt wird
als
mit
zur
einem
Klasse
der
Realitätsnimbus
Damit hat
gibt kein empirisch
eiuer
räumlichen Außen-
sich nicht eine Koordination der beiden
Welten ergeben, sondern
vielmehr ein Subordinationsverhältnis: die innere Erfahrung
geordnet.
Nur
umkleidete
Es
etwas in sich Haltloses erwiesen.
gesichertes Innenweltbewußtseia ohne Voraussetzung
welt.
Außenweltbeweise".
„indii-ekten
ausgezeichneten
ist
Eine kräftigere Abfertigung des Außenweltzweifels
der äußeren unterist
nicht möglich.
auf eine interessante Konsequenz, die sich aus dieser „Widcrlegimg
des Idealismus" ziehen läßt, möchte ich übrigens noch kurz aufmerksam machen.
Kowalewski:
Wir können
Kaiits Stellung
zum Problem
empirische Zeitbestünmungen
clor
unseres Innenlebens nur gewinnen,
indem wir uns an den stabileren Gegenständen der äußeren Erfahrung
Sollte diese
Anknüpfung an
die
Raumweit
sein,
wenn man zu
dünkt, daß
man
Reicke
diese Fragen
—
trotz
Kants anderweitigem Einspruch
—
mit
ilarf.
hat in seinen „Losen Blättern" zahlreiche Entwürfe Kants zur Wider-
dem entsprechenden
maßen
Liegt
modernen experimentellen Psychologie? Mich
legung des Idealismus verüffeutliclit
zu
iiberiuiupt nützlich oder vielmehr not-
sicheren, objektiven Einsichten gelangen will?
darin nicht eine Rechtfertigung der
Fug und Recht bejahen
orientieren.
nicht aucli für die genauere empirische
Bestimmung der einzelnen Seelenerlebnisse
wendig
365
Außenweltexistcnz.
Es sind das anscheinend
Abschnitt der zweiten Kritikausgabe.
sichere Datierung solcher Fragmente
keiten verbunden, oft sogar ganz unmöglich
philologischer Exaktheit
Vorarbeiten
T.
eine einiger-
naturgemäß mit großen Sclnvierigist,
so habe ich schon
im Interesse
auf eine Verwertung dieses Materials für meine Ab-
handlung verzichtet
Sieht
mau
sofort,
an, so bemerkt
z.
Da
man
sich die
Fassung der fraglichen Niederschriften
daß es sich im wesentlichen
um
erste
Konzeptionen
zur eignen Orientierung oder Notizen zu A'orlesungszwecken handelt, die
man
keinesfalls zur
Grundlage kritischer Auseinandersetzimgen mit dem Philosophen
machen
Ich bin fest überzeugt, daß jeder moderne Autor dagegen pro-
testieren
darf.
würde, wenn
man
seine
Lehre
nach
dem Entwurf
,,im
Unreinen"'
beurteilen wollte.
Eins aber können wir wohl
aus
Widerlegung des Idealismus entnehmen
Würdigung bedeutsam
—
,
Es
und das
ist
indirekt für die sachliche
daß imser Phiiosopii mit tiefem Ernst und eindringender
(jründlichkeit die Argiunente zur
Geiste erwogen hat.
den vielen Kantischen Fragmenten zur
—
sollten
Bekämpfung des Außenweltzweifels
daher auch
alle Kritiker dieser Lelu-e
in
seinem
des großen
Königsberger Denkers, anstatt voreilig zu tadeln, sich zunächst mit Ernst und
Gründlichkeit in ihren Waiirheitsgehalt vertiefen!
SACHREGISTER.
A.
Ähnlichkeitsargutncnt
den Außen-
in
Außenwelt, ihr sozialer Chai-aktcr, 304.
Au ßcnweltbeweis, direkter und indirekter,
330.
weltbeweisen, 342.
Ästhetisches Urteil,
Bedenken
Affekt, Begriff desselben, 215
f.
Affektion, transzendente, 347
f.
hängigkeit
von
der
338
Kr. d.
Pupillarroaktion,
Prüfung
der-
der
in
(in
ff.
der
1.
V. u. in den Proleg.,
2.
Ausg. der Kr.
„Außer" und
d.
341
ff.;
344 ff.,
352
ff.).
„in", Vieldeutigkeit dieser
f.
B.
zwischen
Vorstellungen
(logisch notwendige Bez.), 1 9
Schlioßungsver-
f.;
zwischen
Tatsachen (bloß tatsächliche und er-
ihrem zwiefachen Verhältnis,
Böse,
Antinomien, 7.
Apperzeption,
das,
81
(Umkehr), 82
Buddha imd
340
transzendentale,
vom
Bösen
Kant, 134
ff.
c.
coexistentiae princlpium, 50.
Realitätswert,
Apriorische Erkenntnis,
als
348.
erkennfnistheoretischen
dem
Satz
des
in
der Mathematik (Kron-
eckers Forderungen betreffs derselben),
Wider-
Wahr-
A Iiswicklung (mechanisciie), 58ff. Siehe
Siehe
D.
A!>-
heiten, 20.
ratio.
ratio.
Definitionen
spruchs beruhende, analytische)
auch Entwicklung.
conseqtienter doterminans,
Maßstab
sehätzung, 343.
(auf
f.
f.
f.;
empirische, 34G.
sozialer
Befreiung
f.
Siehe
ratio.
ratio.
Apriorische
V.,
r.
fahrungsmäßige Bez.), 19
als
ff.
ff.;
Ausg. der
r.
Beziehungen
309 ff.
antecedenter deterrainans,
einer
343
Ausdrücke, 358
gut, 241.
Apriori,
in der späteren Zeit,
im Verhältnis zu schön und
Anpassung, C3.
Anschauungs- und
mögen
ff.;
bei Kant,
Unab-
ihre
in
Angenehm
den
331
bei Geulincx, 33Gff.; bei Malebranche,
303.
Analytik des Schönen,
selben, 229 ff.
in
Außenweltbeweisen,
Außenweltbeweis bei Descartes, 331
Kants Lehre darüber, 207.
Akkomodation der Augen,
Antagonistische Motive
ältesten
gegen
319.
Das
Deutsche
auch unter
Ding an
bei
Kant,
174
f.
Ungewöhnliche
sich, 175
f.
Siehe
usw.
Sachregister.
368
Göttlicher
E.
Entwicklung
57
(Entwicklungsidee),
Auswicklung. Entw.
siehe auch
ff.;
der
WeltkörpernachmechanischeiiGesetzen.
58
Entw.
ff.
60
Planeten,
der
Entw.
f.
(Geschichte), 69
ff.,
Kultur
der
im Verhältnis zur
Entfaltung der Moral, 84
Eechtsleben, 7 7
den
auf
Geister
Entw. im
f.
Entw. im Gebiet
ff.
Vernunft,
79
ff.
Entw. im Gebiet der Religion, 85
ff.
der
moral.
Epigenesis
-
prakt.
Erkläinmgsprinzip
(als
orga-
Erdbebenschriften Kants, 93 f., 98.
Erhaltung der Energie, 49, 52.
Erinnerung, Bedeutung des Wortes
,
bei
Gottes Unveränderlichkeit,
Grammatologie Hasses imd
siehe
Schroffe
auch
suchs durch
f.
Erkläningsgnmd,
212.
Fürsorgegesetz, preußisches, 202.
G.
Geographie,
ihi-e
Aufgabe und wissen-
schaftliche Stellung
nach Kant, 100 ff.
Geographische Wirksamkeit
96; Kants, 97
Grund.
Satz
vom zureichenden
Prinzipien
Geschmacksurteil
ff.
ff.
f.
Gr.,
17,
Siehe auch rationis deter-
Gruppe (von Operationen), 322.
Gruppierungsstandpunkt (betr.
Himmel,
math.
315, 317.
seine religionsgeschichtliche Be-
über
Wie können
a
wirksam
f.
Homogeneität, Prinzip der,
Hylozoistische Auffassung,
63.
62.
Ichbewußtsein, in empirisch präzisierter
Form (im Gegensatz zur vulgären
Form), 353.
Idealgrund, 34, 41.
kenntnisgrund.
Siehe
Idealismus. Subjektiver
Id.,
priori
im
werden?
auch
342f.,
345 f.;
siehe
Widerlegung
imter
Außenweltbeweis.
tischer
und
skeptischer
Transzendentaler
sinnliche
kraft,
Id.,
Id.,
349
f.
9.
imd solche der Einbildungs-
ihre
Eolle
bei
neuer math. Sätze, 313
35
f.,
40
ff.,
45
Ableitung
ff.
Identitätsprinzip (principium
ff.,
Dogma-
342.
Identitäten,
24
Er-
desselben
Kants
Ideen,
Kontroverse
seine Subjektivität, 228.
konstitutive
Peschels,
f.
Geschmacksurteil,
Hermann, 289
Gottfi-.
Das Griechische bei Kant, 171
ff.
Die Philosophie Kants als Freiheits-
ihr
50.
Kant, 287ff.
Trennung
von Freiheit imd Natur, 210, 212
Freude am Schönen,
f.
Wiederaufnahme des Hasseschen Ver-
deutung, 119
lehre, 5
51
ff.,
f.
H.
Kant,
F.
Willensfreiheit.
42
(Existenz), 27,
Gottesglaube, 13
33f.
365.
f.;
f.
f.
Idealgrund.
Experimentelle Psychologie und
229
217
Gottes Dasein
Sätze),
Freiheit, Begriff der, 241
251, 48
minautis usw.
Kant, 176.
Erkenntnisgrund (ratio cognoscendi)
Denken,
(göttl.
Gottesbeweis, 332. Erster Hauptbeweis
bei Descartes, 332 f.
Gottesbewußtsein, seine Entwicklung,
19, 23.
nischer Bildungen), 67.
Siehe auch
Intellekt
götü. Erkenntnis), 18,
Eigensinn der Sprache, 258.
Empirismus, 17 ff., 44, 49, 51.
ff.,
identitatis),
50.
369
Sachregister.
identitatis indiscernibilium principium,
49.
M.
Materie, 52. Ihr Dasein, 350; siehe auch
Imperativ,
11
kategorischer,
173
f.,
f.;
174.
hypothetisclier,
Induktion, vollständige, Schluß von n
n
auf
+ 1,
310.
Außcnweltbewois.
Mathematik als logische Wissenschaft und
Erkenntnistheoro-
f.
Die Vermehrung der
schaften, 307.
math. Erkenntnis
309
ff.,
seiner Persönlichkeit,
Kant, Charakteristik
G,
Freundschaftliches Verhältnis
14.
Kants zu Kraus, 256
Kant- Ausgabe
f.
Akademie,
170 f.
Kant-Literatur, 165.
Kategorien, die kantischen, und
Behandlung
287
ff.
Kategorischer Imperativ.
Siehe
Im-
perativ.
in
Außen-
den
weltbeweisen, 342.
64, 66
ff.,
Beweisen,
math.
bei
in der
Mathematik, 323
f.
52.
Natur.
einer genauen
Fehlen
von
Naturgeschichte im Unterschied
Naturbeschreibung, 63.
zweck, 68
Nova
ff.
Der Mensch
als
Natur-
f.
des Weltzusammenliangs,
Willensfreiheit.
auch
Siehe
48.
Realität (Existenz) der, 52.
Definition
dieses Begriffs bei Kant, 213.
Notwendigkeit
Kausalitätsprinzip, 20.
Siehe auch
f.,
f.
Naturzweck, 64
Kausalitätsargument
Körper weit,
Monade,
61
N.
die
Grauunatik,
antiken
der
Minimumsprinzip
320
f.,
ff.
Mode und Sport
Berliner
der
88
f.,
formaler Natur,
ist
316.
Mechanismus, 53, 58
75
Wissen-
math.
der
Stellung
tische
influxus physicus, 52.
Irrationalzahlen, SIC f.
318
Kunst,
als
dilucidatio,
21ff.
Außenweltbeweis.
vermittelt
Konstanze rapfindungen,
durch den Gehörssinn, 359 f.; ihre
Mängel 360 ff. Vorzüge der räum-
lichen Konstanzempf., 362.
0.
Okk.
Okkasionalismus, 336, 338, 347.
als Erklärungsprinzip organischer Bil-
dungen, 67.
Kontinuität, Prinzip der, 63.
Kopornikus.
Kant
mit
sich
vergleicht
Kop., 9.
Pantheismus
Kreissymbol, urindogermanisches,
Krieg, 72
Kultur,
als
ligionsgedanke
der fundamentale
"Widerstreit mit der
Natur,
71.
derselben,
ff.
Pascalscher Satz und
als
Re-
indogermanischen
des
Gesamt Volkes, 112
ff.
ilir
Kunst, Ursprung und Wesen
243
119.
seine
Umkehning
gcom. Ausdruck einer Identität 3 1 5.
,
Perfektibilität der Gefühle durch Ver-
fr.
stand und Vermmft, 219, 229.
Phänomenalistische Auffassung
L.
Das Lateinische
bei Kaut,
Lexika, allgemeine
172
f.
philosophische, 169
fT.
kh
bei llalebranche,
343
f.
340
f.,
24
des
bei Kant,
Sachregister.
370
Philosophensprache,
Schreibart, J. Grimms
168
spez
Kants
Urteil darüber,
in
allgemein -weltbürgerlicher
Bedeutung, ihre dreifache Aufgabe,
ff.,
äußerer und innerer,
Skeptizismus, 20,
f.
Philosophie
7
Selektion, 63.
Sinn,
10
ff.,
13
Philos.
f.
308
wissenschaften
Eechts Wissenschaft, 145
Geographie,
Physische
und EiüzelPhilos.
f.
5,
und
Kants
Vor-
Spezifikation, Prinzip der, 63.
Spiritualistische Metaphysik, 345.
Interesse
Ursachen, 255
wissenschaftliche
Prästabilismus
258
Erklärungsprinzip
313
einer Identität,
geom. Ausdruck
181
ff.
Kants Abneigung gegen
Mitwirkung
Gelegenheits-
als
ursache dieser Abneigung, 184
Q.
Staat
Qualitäten, primäre und sekundäre, 342.
ratio antecedenter determinans, 29ff.;
ratio consequenter determinans
ff.,
25
f.,
37, 41, 44
sufficientis,
zeitliclien
Ablauf
148
ff.
;
der
Vorstellungen,
Ihre Alteration durch die Vor-
die
feine
Ihre Bedeutung
8
f.
Substanz, 50
f.
Symbolische Methode
(in
Symmetrie
mathematischer Gebüde, 321.
speziell
bei
der Augeumuskulatur, 298.
ff.
SynthetischeUrteileapriori,20ff., 308.
Begriff derselben, 247.
S.
bei
der Mathe-
matik), 321.
Synergie von Bewegungen,
150 ff.
Der Rgveda und Kant, 122
für
Ausbildung der Gehörsvor-
steUungen, 362.
möglichst weite Fassung
Scholastische Jlanier
Ihr Einfluß auf den
Subjektivität der Sinneswahrnehmungen,
Recht, 73, 77 f.
Rechtsursache, Begriff derselben, 155.
Rechtswirkungen, ihi-e Un wahrnehmbar-
Rührung,
anschauliche Selbstwahr-
stellungen, 356.
principium, 24, 28.
Realgrund, 83 f., 41, 45 ff., 49.
Realismus, empirischer, 8 f.
keit,
als
nehmungen, 355.
Stimmwerkzeuge.
ihres Begi-iffs,
Der
ff.
f.,
49, 51.
rationis determinantis, vulgo
ff.
193
die Stiftungen,
Stilepochen Kants, 1661
355.
ebenda.
Kationalismus, 17
und
Stimmungen
ß.
sie,
Eine Stiftungsverhandlung unter
Kants
f.
Äußerungen Kants,
ff.
Stiftungen.
organischer Bildungen), 67.
als
seine
Sprachwissenschaft, 254f. Sprach-
lesungen darüber, 97.
Ptolemäischer Satz
Kants,
Kants Stellung zur
ff.
Prästabilierte Harmonie, 52.
(als
352.
f.,
Spezifische Energie der Sinnesnerven
(Zusammenhang mit Kants Lehre), 297.
Sprachliches
ff.
348
22.
Kant,
167,
Synthetische "Wahrheiten,
fahrung beruhen, 20.
Successionis principium,
die auf
Er-
50.
172.
Seele, 52.
barkeit,
T.
Seele an sich, ihre ünerkennsiehe
phänomenalistische
Auffassung. Scharfe Scheidung der
Seelenvermögen, 205 f.
Tatsachen, juristische, 155 ff.
Tatsachen Wahrheiten (verites de
17
ff.,
45, 47;
apriorische,
von
fait),
der
Sachregister.
Erfahrung unabhängige T. (analytische
Urteile,
die
nicht auf
beruhen),
Widerspruchs
35
ff.,
dem
Satz des
2G
19,
f.,
371
Vergeltungslehrc
Vernunftwahrheiten
17
40, 48.
Teleologie, 53,G2,G7,
Betrachtungsweise,
75.
ff.,
seine
deutung, 120
(in
der Mathe-
Ihre Bedeutung für die
Reduktion der math. Erkenntnis
auf
f.
Widerspruch,
der,
156
theorie"
Die
45
19
f.,
23
f.,
26
ff.,
35 f.,
48.
f.,
Lelu-e von
in
Kants Schriften, 255.
13.
ff.;
Gegensatz der „Willens-
und „Erklärungstheorie"
—
Analogie zu Kants Unterscheidung von
Upani§aden-Philosophie und
128
Satz vom, principium con-
tradictionis, 17,
40, 42,
Sub-
den
(zwischen
ff.
Wille als Naturkraft, 219.
Willenserklärung, juristische
Sätzen, 323.
ungewöhnliche deutsche Wörter
Die
50
stanzen),
U.
Unsterblichkeitsglaube,
raison),
religionggeBchichtliche Be-
Wechselwirkung
Minimum von
de
w.
Wasser,
Transfinite Zahlen, 317.
ein
(v6rit68
25, 28, 35, 45, 47.
Zweck-
betrachtung.
matik), 322.
fr.
Teleologische
siehe
Übertragungsprinzipien
A. Merkels Straf-
(in
277
rechtstheorie),
Kant,
ff.
Ding an sich imd Vorstellung, 156
Willensfreiheit, 12, 48, 53, 79
f.,
f.
82.
urindogermanische Religion und
Kant, 110
z.
ff.
Urteilskraft, 208, 211
f.,
219
ff.
Zahlbegriff, 308
Zeit,
Sukzessiv-
f.
und
Simultandimension
V.
derselben, 357.
Vererbung, 63.
Vergeltungsbegriff im Strafrecht, deund normative Elemente
skriptive
desselben, 209 ff.
Zentralnervensystem,
seine
ümbil-
dungsfähigkeit, 297.
Zweckbetrachtung, 63, 65 f., 68, 75
Zwecktheorie, 60, 68, 85, 88.
24*
f.
PERSONENREGISTER.
A.
Achelis, 194.
Adelung,
264
260,
168,
262,
Brauer, 165.
Erdmann,
Büclimann, 173.
Eucken, 169.
ff.,
51,
39
42
f.,
f.,
46
F.
Feldmann, 168.
C.
Campe, 168.
Adler, M., 165.
Aristoteles, 11, 12,
78,205,
226.
Arndts, 153.
Ai-üoldt,
Fischer, Kuno, 27, 31, 34,
fF.,
1651
37, 51, 57, 169, 172.
Cantor, G., 317 1
Forster,
Chalmers, 136.
Frauenstädt, 166.
J.
96.
E.,
Cohen, 167.
Frey, Ewald,
ColUer, 342, 350.
Frischbier,
1701, 172.
168.
Cosack, 153.
166.
G.
Gramer, 298, 300.
B.
Crusius, 23, 36.
Gatterer, 95.
Gauß, 323.
Baldwin, 170.
D.
Baracli, 257.
Baiimgart, 205
Geldner, 127.
Darwin, 57, 62, 325.
Gensichen, 253.
Bechtel, 259.
1091
Dedekind, 3181
Gering, 114.
Becmans, 263.
Dernbiirg, 156.
Geulincx, 336
Benfey, 2541, 260.
Descartes, 331
Baumgarteii,
Bergmaan,
7,
T.,
243.
ff.,
36, 49
f.
352, 363.
Bernhardi, A.
Davids, Rhys,
ff.,
Gerber, 198.
346.
Deussen, 109, 113, 128, 141.
96.
Berkeley, 148, 842, 3451,
Diels,
1741
F.,
294.
Dilthey,
Dorner,
HO.
Goldstein, Ludw., 168.
Graefe, A.
E.
Eisler,
ff.
Goldschmidt, Ludw., 166.
ff.
57, 60,
Bismai-ck, 14.
Bock, 264.
173.
Goedeke, 169.
246, 248, 272
Donders, 298
A.,
346.
Goldbeck, 184.
171.
Biester, 256,
261.
ff.,
Gneist, 199.
Goethe, 6, 13, 90, 175, 205,
Diez, 262.
Bielschowsky, 90.
Bolliger,
1661
22,
Buescli, 174.
Busse, 19, 176.
f.
Adickes, 19, 22, 26f., 301,
34
B.,
v.,
299.
Graff, 265.
Grimm,
170.
Bopp, 257.
Eltzbacher, 151
Borthen, Lyder, 298.
Endemann, 153.
ff.
Jacob,
168, 1701,
175, 257, 262.
Grimm, Wilhelm, 175.
373
Personenregister.
Outzeit, 265.
Kronecker,
Gutzkow, 173.
Krug, 169
N.
319.
L.,
173.
f.,
Noack, Ludw., 170.
Külpe, 358.
H.
0.
Hamann, 109, 205.
Hartenstein, 169, 176f., 255.
Hasse,
287
0.,
J.
fr.
Laban,
öttinger, 191.
172.
Origenes, 61.
F.,
L.
Lamprecht, 70.
Heinze, 165.
P.
Lehmann, Paul, 93.
Hellwalil, F.
96.
v.,
Lcibniz, 17
Hemsterliuis, 257.
Hennig, G. E.
19,23,20,31,37,
Paulsen,
51, 57, 140, 105, 108.
52, Ol, 190, 257.
108, 205.
S.,
26, 28, 49,
ff.,
Leon ha rd, 156.
183.
Pernice, A.,
Herder, 68, 175, 216.
Lessing,
Hering, E, 299
Levy, Siegm., 175.
Pischel, 125.
Lichtenberg, 94.
Piaton, 13, 78, 226.
Heymans, 43.
Liepmann, 277, 283.
Plautus, 264.
Heyne, Moriz, 109, 172.
Lobeck, 201.
Poincar6, H., 310.
Locke, 342.
Pott, 254.
Hobbes, 78.
Lorenzo, G. de, 110.
Preller,
Höffding, 170.
Lotze, 207.
Pringsheim, A., 318.
Hermann,
f.
280
G.,
ff.
Hilbert, D., 310.
Hoffheinz,
108.
Lübben und
Hohenfeld, 172.
H.
Humboldt, Wiliielm
v.,
v.,
176.
I.
Ihoiing,
B.
Raetzc, 106.
Homer, 230.
ff.,
115, 120.
287.
f.,
f.
Humboldt, Alexander
Hume, 17
ff.
Schiller, 265.
Ludwich, 171
Hol tz mann, 114
Peschel, 95
9, 215, 246.
7,
197.
K.
Ratzenhofer, 364.
103.
Maimon,
6, 7.
Malebranche, 338
Manigk, 151
Reicke, 165, 365.
169.
Sal.,
ff.,
346.
348
Reininger,
Rielil,
155.
f.,
f.
51, 167.
A.,
Marcus, Ernst, 173.
Richter, Raoul,
Marina, 300
Ritter, Karl, 95.
f.,
303.
117.
Mauthner, 175.
Rohde,
Medicus, 57, 75.
Rosikat, 172.
106
E.,
106.
Rousseau, 10.
Kaftan, 105.
Mellin,
Kariowa, 153.
Mönage, 202, 204.
Kate, Ten, 257.
Merkel, A., 270
Kiesewettor, 100.
Metzger, 186.
Kirchmann, 255.
Meyer, W. Fr, 307, 313
Kirchner, 170.
Mielcke, 253.
Klopstock, 240.
Mogk, 114, 118, 120.
Salmasius, 202.
Kluge, 117, 262.
Moltke, 13.
Saussaye, Ch. de
Knutzon, 30, 30.
Mommsen,
Körber, 95.
Morhof, 257.
Kohler, 161
f.,
Kowalewski,
Kraus, 250
198.
A.,
f.,
355.
260.
f.
Th.,
f.,
Kuhnken, 257.
276
Ruyssen, 23, 34.
Kuyter, de, 298, 300.
ff.
S.
194.
Müller, Johannes, 297.
16H.
la,
113.
Schade, 117.
Schiller,
Mühling, 205.
Müll.T, M.,
ff.
6,
7,
100,
200,
239, 241, 247, 281.
Schiltor,
264.
Schloiorraacher, 85.
374
Personenregister.
w.
Thiele, 22f., 26, 301, 33f
Scliloßmann, 152.
37, 41
Schmid, 176.
47, 51
ff.,
ff.
"Wagner, H., 104.
Schmidt,
E.,
171.
Thomsen,
Schmidt,
M.',
261.
Tülotson, 262.
Wartenberg, 23, 34, 51.
Trültsch, 58, 76, 89.
Weber, E.
Schöne, G. H., 93.
A.,
176.
Walter, 168.
Schoenflies, 317.
Wegner,
Schopenhauer, 149 f., 155 f.,
167, 175, 823.
Schrader,
0.,
298.
H.,
169.
G.,
Weigand, 262.
u.
Wieland, 168.
Ueberweg, 165.
127.
Wigand, 264.
Uhlenbeck, 127.
Schubert, 253.
Wilford, 261.
Unger, 198.
Schnitze, Fritz, 62.
Winckelmann, 246.
Seneca, 22.
Windelband, 51, 168.
Simrock, 115
Wirth, 118.
ff.
Sophokles, 230.
Vahlen, K. Th., 310.
Sokrates, 90.
Vaihinger, 176, 349
Spinoza,
26,33,47,49,
Stammler, 276.
Stieler,
172, 263
78.
Vervoort, 299
Vico,
f.
Voigt,
111.
Wolf, Fr.
A.,
Wolff, 20
f.,
294.
23, 30, 36.
Wundt, 146, 149.
ff.
7.
J.,
Voltaire,
Tacitus,
f.
256.
z.
-
257.
Zeune, 95.
Vorländer, 166, 175.
Zitelmaun, 153.
Vossius, 263.
ZöUner, 94
Buclidruckeroi dos Waisenhauses
ff3J
f.
rcD o
3
s
i
1
;
1
s
:
rH
.
t)0
CO
(0
>2
hD
3
'c
1c
m
•
vi
-»^
'
J-
t-{
0)
3
»
«
ä
o
0.
CNJ
3!
JO
_1_
§
l_
gi
<
8
';
i
s
:
m
(0
"^
i
;
'
hD
>
o
£
1
Herunterladen