für Unterhaltung

Werbung
Talentfür Unterhaltung
&
Gastronomie
www.hungary.com
Wein
Talent für Unterhaltung
U N G A R N
INHALT
3. EINFÜHRUNG
4. WIE IST DENN EIGENTLICH DIE UNGARISCHE KÜCHE?
6. SUPPEN – „KESSEL” und „GULASCHSUPPE”
8. SUPPEN
10. PÖRKÖLT und SCHLACHTFEST
12. GÄNSELEBER für Fleischfresser – GEMÜSE für Vegetarier
14. SALATE und SAUER EINGELEGTES
16. MEHLSPEISEN und PALATSCHINKEN
18. Pikante LANGOSCH und süße STRUDEL
20. KONDITOREI & KAFFEEHAUS
22. LEBENDIGE TRADITIONEN
24. WEIN & PÁLINKA
für Unterhaltung
T
alent
&
Gastronomie
2
Wein
inUngarn
Gaumenfreuden
EINFÜHRUNG
Wer sich mit der traditionellen ungarischen Küche vertraut machen möchte, kann ein schönes und zuweilen auch
überraschendes Abenteuer erleben. Allerdings möchten wir darauf
hinweisen, dass man dabei Gefahr laufen kann, süchtig zu werden. Bei
vielen Reisenden treten solche Symptome sofort auf, wenn sie ungarischen
Boden betreten: sie zittern vor Ungeduld und beruhigen sich erst, wenn sie ihre
Portion Gänseleber, Kastanienpüree oder Szeklerkraut bekommen haben…
Wie die gesamte ungarische Kultur, so ist auch die ungarische Küche seit einem
Jahrtausend zweierlei Traditionen verpflichtet, sie vereint auf eine besondere Weise
Traditionen von Ost und West. Die Grenzen des Landes änderten sich im Laufe der
Jahrhunderte ständig, hier lebten mancherlei Nationalitäten, über ungarischen Boden
marschierten zahlreiche fremde Armeen. Betrachten wir dies nur aus der Sicht der
Gastronomie, so hat uns diese stürmische Geschichte auch viel Gutes gebracht: Die
Ungarn haben all das, was lohnend war, in der eigenen Küche übernommen zu werden,
erlernt, aber ihrem eigenen Geschmack angepasst. Zudem sind die herrschaftlichen
Köche in Ungarn in jeder Epoche dem europäischen Zeitgeschmack gefolgt – bis heute
ist so manches ungarische Gericht von den Auswirkungen der Renaissance-Küche
Italiens oder der französischen Küche des 19. Jahrhunderts geprägt.
Die ungarische Gastronomie ist bis heute offen für alles Neue, aber zugleich bestrebt,
die traditionellen Aromen zu bewahren. Wer anstatt Meeresfrüchte und Lachs die
ungarische Fischsuppe und Quarkfleckerl bevorzugt, dem wird ein Erlebnis zuteil,
an das er sicher gerne zurückdenkt, wovon er zu Hause erzählen kann und
das er vielleicht sogar nachkochen kann.
Genießen Sie eine Entdeckungsreise durch die Geschmackswelt
Ungarns!
Ungarisches Tourismusamt
www.hungary.com
www.ungarn-tourismus.de
&Wein
Gastronomie
3
WIE IST DENN
EIGENTLICH
DIE UNGARISCHE
KÜCHE?
Diese Frage ist genauso
schwierig zu beantworten, als hätte
man gefragt: „Wie ist denn die Frau oder der
Mann?” Sicher ist allerdings, dass die ungarische
Küche reichhaltig, abwechslungsreich, gelegentlich überraschend und für viele unwiderstehlich ist.
Die Ungarn essen im Allgemeinen gern und zwar nicht nur gut,
sondern auch ausgiebig. Sie sind, seit die Welt besteht,
einfallsreiche Köche. Die meisten ihrer beliebtesten Gerichte werden
aus einfachen Zutaten nach nicht allzu komplizierten Methoden zubereitet, trotzdem können sie mit den raffiniertesten Spezialitäten konkurrieren. „Es muss ja nicht immer Kaviar sein”, heißt es hierzulande mit
tiefer Überzeugung.
Die Quelle des unvergleichlichen Geschmacks ist nicht allein die Begabung
der Köche. Infolge der günstigen geografischen und klimatischen
Verhältnisse des Landes ist hier geerntetes Obst und Gemüse überaus
schmackhaft, manches ist von außergewöhnlicher Qualität, sogar im
internationalen Vergleich. Wer zum Beispiel noch nie ungarische
Pfirsiche oder ungarisches Freilandgemüse wie Tomaten und
grüne Paprikaschoten gekostet hat, der weiß bei Gott nicht,
wie echte Pfirsiche, Tomaten und Paprika schmecken…
Deshalb halten echte Feinschmecker in Ungarn
zunehmend folgendes Gebot ein: Wähle
die Speisen der Saison!
4
Die „Seele” unzähliger ungarischer Gerichte ist das rote
Paprikapulver, das der jeweiligen Speise die rötliche, bräunliche oder
gelbliche Farbe und das unverwechselbare Aroma verleiht
und den charakteristischen Saft ausmacht.
Die ursprünglich aus Amerika stammende Pflanze verdankt ihre
erfolgreiche Karriere eigentlich Napoleon: während der Kontinentalsperre
begann man den rar gewordenen Pfeffer durch die getrockneten Früchte der bis
dahin hauptsächlich zur Zierde angebauten Paprikapflanze zu ersetzen. Das
neue Gewürz wurde immer beliebter, der zerriebene, später zerstoßene, und
schließlich gemahlene Paprika erlangte am Ende des 19. Jahrhunderts den
ersten Platz unter den Gewürzen, den er bis heute halten konnte.
Die gemahlenen Paprikaprodukte unterscheiden sich voneinander, was
die Größe der Körner, die Farbe, das Aroma und insbesondere die Schärfe
betrifft. Letztere reicht von süß bis extrem scharf (was man durch
die Mischung der Paprikasorten bzw. durch Zugabe der vorerst entfernten
Innenrippen und Samenkörner regeln kann).
spezieller Geschmack
&Wein
Gastronomie
5
Suppen
&
„Kessel”
„Gulaschsuppe”
Die Hauptmahlzeit der Ungarn ist das zwischen 12 und
14 Uhr eingenommene Mittagessen, das immer mit einer Suppe beginnt,
der dann ein Hauptgericht und später ein Dessert folgen. Nicht selten besteht
aber ein Mittagessen aus einer Suppe und einer süßen oder herzhaften
Mehlspeise. In diesem Fall muss die Suppe sehr sättigend und gehaltvoll sein.
Solche Suppen sind die Gulaschsuppe, die Fischsuppe und viele Suppen, die
aus getrockneten Hülsenfrüchten zubereitet werden, wie beispielsweise die mit
Lorbeer und saurer Sahne verfeinerte, leicht säuerliche Jókai-Bohnensuppe, die
außer Bohnen und Gemüsestückchen auch reichlich geräucherte Schweinehaxe
und Wurststücke enthält. In Ungarn werden viele verschiedene Fleischund Gemüsesuppen zubereitet. Beliebt ist die „Ujházi”-Hühnersuppe,
die aus Huhn und ungewöhnlich viel Gemüse gekocht wird. Die leckeren
Gemüsesuppen werden nur leicht gebunden, die meisten werden mit
verschiedenen grünen Kräutern, vor allem reichlich mit Petersilienblättern und
natürlich mit Paprika gewürzt – deshalb sind sie meist gelblich oder hellrot.
Es wäre ein bedauerlicher Fehler, an schwülen Sommertagen die eisgekühlten
Obstsuppen außer Acht zu lassen. Die meisten von ihnen werden mit Zimt,
Nelken und geriebener Zitronenschale gewürzt und mit süßer oder saurer
Sahne gebunden. Am meisten erfrischen die Suppen, die aus säuerlichen
Früchten zubereitet werden: Einzigartig schmecken die verschiedenartig
gewürzten Sauerkirschsuppen, die Apfelsuppe oder die aus passierten
Früchten gekochte Johannisbeersuppe mit Eierschaumflocken obendrauf...
Charakteristisch für die ungarische Küche ist, dass zwar gerne viele verschiedene
Gewürze und heimische Kräuter verwendet werden, aber diese Rohstoffe auch
ihre vorteilhafte Wirkung entfalten können und weniger „manipuliert”
werden. Man nimmt an, dass dies von der alten Methode,
im Kessel zu kochen, stammt.
6
Der Kessel ist ein großer Topf mit einem Henkel. Er wird zum Kochen
im Freien verwendet. Solche Gefäße sind bei den nomadischen Völkern in aller
Welt bekannt, aber die Ungarn haben dieses Geschirr auch noch behalten,
nachdem sie sesshaft geworden waren. Die oft monatelang von ihren
Familien getrennt lebenden Hirten, die auf den Wiesen am Dorfrand arbeitenden
Bauern und die Fischer haben ihre Speisen im Kessel gekocht. Sie hatten
keine Zeit, sich mit dem Kochen zu beschäftigen und legten einfach alle
Zutaten in den Topf. Trotzdem ist es immer ein richtiges Fest, wenn man heute
eine solche Speise zubereitet. Denn der Kessel ist auch heute noch kein
verstaubtes Museumsstück, sondern ein wichtiger Gegenstand beim geselligen
Kochen im Freien. Und bis heute sind die Männer hierbei die echten Meister!
Ursprünglich war auch das weltweit als ungarische Speise bekannte
Gulasch ein Kesselgericht. Das ungarische Wort „gulyás” bedeutet eigentlich
„Rinderhirt”. Früher hieß die Fleischspeise „gulyásos” entsprechend der Art,
wie sie die Rinderhirten gekocht haben. Das lange Zeit vom Aussterben bedrohte
Graurind erfreut sich größter Beliebtheit bei den Feinschmeckern in ganz Europa,
weil es besonders edles Fleisch liefert und von einer archaischen Schönheit ist.
Es wird nun, nach einer langen Pause, wieder gezüchtet.
&Wein
Gastronomie
7
Suppen
Auch die Fischsuppe ist typisch und zugleich der Stolz
der ungarischen Küche. Sie ist so gehaltvoll, dass sie eher als
Hauptgericht zu betrachten ist und nicht nur als eine Speise davor.
Jede Region hat ihre eigene Fischsuppe: Sie wird entweder aus einem Fisch
oder aus mehreren verschiedenen Fischsorten zubereitet. Sie kann eine klare
Suppe nach Art der Fischer sein, wobei alle Zutaten einfach zusammen gekocht
werden, aber auch eine, die mit dem pürierten gekochten Fisch gebunden wird.
Der Name „Fischsuppe” ist immer mit einer Ortsangabe verbunden,
welche die Ursprungsgegend oder den Ort angibt: es gibt Fischsuppen von
der Donau, der Theiß und der Körös, vom Balaton, aus Städten wie Szeged, Baja,
Paks, Mohács... und sicherlich noch viele mehr.
In jeder Region Ungarns gibt es anerkannte und selbsternannte Meister im Kochen
von Fischsuppen. Vielerorts finden demzufolge die jährlichen Kochmeisterschaften
statt – jeweils an einem Wochenende werden auf einem großen Platz einer
Kleinstadt oft in mehreren hundert Kesseln über offenem Feuer Fischsuppen
gekocht. Wer von der Jury mit einem vorderen Platz geehrt wird, ist so stolz, als
hätte er eine olympische Medaille gewonnen. Und das Beste an der Show ist, dass
die Köche später ihre Meisterwerke dem erwartungsvollen Publikum servieren.
Und wer nicht das Glück hat, an so einem Volksfest teilnehmen zu können,
kann das Versäumte in einer Fischer-Csárda nachholen. In jeder Stadt, die an
einem Fluss oder an einem See liegt, findet man mindestens eine Csárda.
8
„Csárda” wurde einst ein einfaches Wirtshaus am Wegesrand
genannt, wo einkehrende Reisende bedient wurden, die zu Fuß, hoch zu
Ross oder mit der Kutsche unterwegs waren. Die Qualität der heutigen Csárdas
ist unterschiedlich. Es gibt sehr preiswerte und ganz luxuriöse, aber in allen
Csárdas werden ungarische Spezialitäten in entsprechendem Ambiente
angeboten. In vielen spielt eine Zigeunerband die typische, nur in
Ungarn echte und jeden Zuhörer faszinierende Musik.
Von allen in Ungarn lebenden Fischen schmeckt der Zander
am allerbesten. Er kommt nur im Balaton vor, und zwar in den tieferen,
kälteren Stellen des Sees. Er ist ein Raubfisch, sein schneeweißes Fleisch ist
sehr zart, mager und besonders aromatisch. Bei voll ausgewachsenen Fischen
können die Gräten vollständig entfernt werden. Der Zander kann ein Gewicht von
maximal 10 kg erreichen, ein Exemplar unter anderthalb Kilogramm nennt man
Schill. Zander und Schill schmecken mit Pilzen besonders gut, es lohnt sich also,
das Zanderfilet auf Hausfrauenart, mit Pilzen und Weißwein zubereitet,
oder auf Bakony-Art, mit einer Soße aus Pilzen und saurer Sahne,
zu kosten. Es empfiehlt sich aber auch, den mit Pfifferlingen
gefüllten Schill zu probieren.
ungarische Fischarten
&Wein
Gastronomie
9
PÖRKÖLT
& SCHLACHTFEST
Aus den gleichen Zutaten wie die bereits
erwähnte Gulaschsuppe wird das beliebte ungarische Gericht,
das Pörkölt, zubereitet. Obwohl beide auf ähnliche Weise gekocht
werden, schmeckt ein Pörkölt aus Rindfleisch ganz anders als das aus
Schweinefleisch, aus Lamm oder Kalb. Doch die wichtigste Eigenschaft ist
allen Pörkölts gemein, nämlich der köstliche Bratensaft, der die schmackhaften
Fleischstückchen umgibt. Die jeweilige Beilage – Nockerln, Spätzle, Polenta,
Eiergraupen, Kartoffeln oder ein Gemüseeintopf – ist dazu bestimmt,
diesen Saft aufzusaugen, aber für die Ungarn ist es der größte Genuss,
sich nicht um die Etikette zu kümmern und weiches Brot in
den übrig gebliebenen Saft zu tunken.
Das Pörkölt dient als Grundlage für weitere leckere Speisen. Auch das bekannte
Paprikasch ist im Grunde ein Pörkölt, dessen Fleischsaft mit saurer Sahne und Mehl
legiert wird. Das Kalbs- oder Hühnchenpaprikasch sollte man unbedingt kosten,
besonders wenn es mit Quarkklößchen serviert wird.
10
Auch Vegetarier kommen auf ihre Kosten, denn Pörkölts werden nicht
nur aus Fleisch zubereitet. Das Pilzpörkölt oder das Pilzpaprikasch mit Nockerln
steht seinen Konkurrenten in keiner Hinsicht nach. Auch die Paprikakartoffeln, als
einfachstes Armeleuteessen bekannt, aber keineswegs verschmäht, sind im
Grunde ein Kartoffelpörkölt. (Paprikakartoffeln werden allerdings häufig mit
Wurststücken serviert oder auch mit Rindfleischstückchen, dann heißen sie aber
„Pfannbraten”.) Ein entfernter Verwandter des Pörkölt ist das aus Zwiebeln, Tomaten
und Paprika zubereitete Letscho, das ebenfalls mit verschiedenen Zutaten angereichert werden kann. Es wird nicht nur als selbstständiges Gericht serviert, sondern
ist auch zum Aromatisieren unentbehrlich. Für das auf gehackten Zwiebeln
gedünstete, aber anders geschnittene und gewürzte ungarische
Schmorfleisch, das „Tokány” wird hauptsächlich Fleisch mit
starkem Eigengeschmack verwendet. Beliebt sind das
Hammeltokány und die verschieden
gewürzten Rindertokánys.
In Ungarn ist Schweinefleisch besonders beliebt,
und auf dem Lande ist es im Winter bis heute üblich, die Schweine
daheim zu schlachten. Dazu gehört nach getaner Arbeit das gemeinsame
Abendessen, das Schlachtfest.
Und zum Schlachtfest – und überhaupt zur Winterszeit – gehören frisch
gebratene Räucherwurst und vielerlei andere Wurstsorten wie Leberwurst,
Blutwurst und Lungenwurst. Wer eine Schlachtplatte bestellt,
wird außerdem noch andere Leckerbissen aus Schweinefleisch
und Schweineleber bekommen. Die sonstigen Teile des Schweins
– Räucherspeck, Schinken, Schulterstück, Schweinerippchen
und nicht zuletzt die Wurst – sind unerlässliche
Bestandteile der ungarischen Küche.
&Wein
Gastronomie
11
GÄNSELEBER
für Fleischfresser
GEMÜSE
für Vegetarier
Wenn
es ein Gebiet gibt, in dem
Ungarn als „gastronomische Großmacht”
angesehen wird, so ist das die Erzeugung von
Gänseleber in bester Qualität. In der südlichen Tiefebene
bieten die natürlichen Verhältnisse optimale Bedingungen für die
Aufzucht von Gänsen. Wie man aber den wertvollsten Teil der
Mastgans, die Leber, auf eine Größe von anderthalb bis zwei Kilogramm
anwachsen lässt, ist in dieser Gegend ein gut gehütetes Familiengeheimnis.
Gerichte aus der Leber der Mastgans galten schon bei den alten Römern als eine
Delikatesse für Feinschmecker, und bis heute ist die herrlich zarte, blasse, fast
weiße Leber der Traum eines jeden Gourmets. Allerdings muss man recht tief in die
Tasche greifen, damit dieser Traum auf unserem Teller in Erfüllung gehen kann.
Hausfrauen pflegen die Leber in Gänseschmalz zu braten und dann mit dem gelblichen Schmalz zu übergießen. Nach dem Abkühlen kann man die gebratene Leber
auf frisches Weißbrot streichen und verzehren. Die in Scheiben geschnittene, mit
Aspik glasierte, gebratene Gänseleber ist der Star der kalten Büfetts oder eine
fürstliche Vorspeise. Gänseleber wird auch häufig auf klassische französische Art
zubereitet und als Pastete oder Terrine gereicht.
Auch als warmes Gericht ist die Gänseleber unvergleichlich, ob einfach auf dem Grill
gebraten oder mit Zutaten wie Trüffel und Kognak kombiniert. Manche Küchenchefs
räuchern die Gänseleber über Kirschholz, weil sie der Überzeugung sind, dass die
Gänseleber durch dieses Verfahren das beste Aroma erhält…
Auch die anderen Teile der Gans werden nicht vernachlässigt. Die knusprigen Speckgrieben (österreichisch Grammeln) schmecken sowohl kalt
als auch warm sehr gut. Auch in Ungarn wie in vielen Teilen Europas
ist es üblich, am Martinstag Gans zu essen. (Der Heilige, der
ursprünglich ein römischer Legionär war, und in dessen
Legende Gänse vorkommen, wurde im ehemaligen Pannonien, dem heutigen Ungarn
geboren).
12
Am Martinstag – und danach immer wieder bis zum Sommeranfang –
wird ein knuspriger Gänsebraten mit Zwiebelkartoffeln und gedünstetem
Kraut oder vielleicht mit gedünsteten Äpfeln und Pflaumen serviert,
aber vielleicht auch ein Gänse- oder Gänseleber-Risotto oder ein auf dem
Brustknochen gebratener Gänsehackbraten...
Unter Gemüse versteht man in Ungarn mit unterschiedlichen Gewürzen
und Kräutern abgeschmeckte, auf verschiedene Arten gebundene, gekochte
Gemüsesorten, die in Ungarn sehr häufig auf den Tisch kommen. Mancher schwärmt
dafür, andere weniger… Ein leckeres leichtes Mittagessen enthält zum Beispiel das
mit Dill und saurer Sahne verfeinerte, säuerlich schmeckende Kürbisgemüse aus
gehobeltem weißem Kürbis, oder Sauerampfergemüse
aus gedünsteten pürierten Blättern des Sauerampfers, legiert mit süßer Sahne,
oder Spinat, der hierzulande mit eingeweichten Semmeln gebunden und mit Milch,
Knoblauch, Pfeffer abgeschmeckt ebenfalls als Püree serviert wird. Das Gemüse dient
als Beilage zu Kalbsbraten oder gefüllter Kalbsbrust, aber auch zu Schweinepörkölt
oder Spiegeleiern.
&Wein
Gastronomie
13
SALATE
und
SAUER EINGELEGTES
In der traditionellen ungarischen Küche ist der Salat kein
eigenständiges Gericht, sondern ein Begleiter von Fleischgerichten
und anderen herzhaften Speisen, aber als solcher ist der Salat kaum wegzudenken. Die Sommersalate – Kopf-, Gurken-, Tomaten-, Paprika- und
Krautsalat – werden mit einem einfachen Dressing zubereitet, das mit wenig
Zucker, etwas Salz und Essig abgeschmeckt wird. So behalten sie ihren
ursprünglichen, frischen Geschmack und erfüllen ihre Aufgabe,
erfrischend zu sein und die Verdauung anzuregen.
Unbedingt sollte man die eisgekühlt servierten, leicht mit Dill
gewürzten sauren Gurken kosten. Diese werden nicht mit Essig gesäuert,
sondern durch natürliche Gärung: im Sommer kann man überall in Ungarn
auf sonnigen Balkons und auf Fensterbänken die großen Einmachgläser
mit den sauren Gurken sehen.
Sauer eingelegtes Gemüse ist auch im Winter lebenswichtig. Viele
bevorzugen statt der industriell hergestellten, konservierten oder daheim
eingemachten Gemüse jene Produkte, die in kleineren Familienbetrieben
hergestellt und auf Märkten verkauft werden. An einem Verkaufsstand
werden bis zu zwanzig verschiedene Sorten angeboten, schon beim
Anblick läuft einem das Wasser im Mund zusammen...
14
In diesen Kleinbetrieben entsteht der Rohstoff für das
beliebteste Wintergemüse, das Sauerkraut. Der Geschmack des
Sauerkrauts kommt am besten zur Geltung, wenn es mit geräuchertem
Schweinefleisch und saurer Sahne zubereitet wird, egal ob daraus ein
herrlich duftendes gefülltes Kraut entsteht, das in Ungarn viele begeisterte
Anhänger hat – dazu wird eine gut gewürzte Mischung aus Schweinehackfleisch
und Reis mit Sauerkraut-Blättern umhüllt und in Sauerkraut gekocht – oder das
nicht weniger beliebte Szeklerkraut, dessen Grundlage ein Schweinepörkölt ist.
Beim geschichteten Kraut werden Hackfleisch, das wie ein Pörkölt mit Zwiebeln
und reichlich roter Paprika gedünstet wird, Reis und saure Sahne aufeinander
geschichtet, großzügig zugefügte Räucherwurststücke verleihen dem Gericht,
das anschließend im Ofen überbacken wird, den besonderen Geschmack.
Die in Ungarn „Hahnenwecker” genannte Sauerkrautsuppe mit geräucherten
Würstchen wird vor allem am frühen Morgen nach großen Festen serviert,
weil sie den Magen beruhigen soll. So sagt man zumindest.
Aber immerhin schmeckt sie gut.
MIXED PICKLES
Zutaten: 1 kg Gurken, 1,5 kg Weißkohl, 1 kg Paprika, 0,5 kg Zwiebeln
Zubereitung: Alle Zutaten werden gehobelt und in ein großes Gefäß gegeben. In einem anderen
Gefäß verrühren wir ein halbes Kilo Zucker, 70 g Salz, 0,6 Liter 10%-igen Essig (bei 20%-igem
Essig: 0,3 l) und einen Kaffeelöffel Weinschwefel. Dieses Gemisch wird über das zerkleinerte Gemüse
gegossen, das Ganze wird zwei bis drei Tage lang im Gefäß aufbewahrt und zwei- bis dreimal
umgerührt. Danach wird es in Gläser eingefüllt, die luftdicht verschlossen werden.
&Wein
Gastronomie
15
MEHLSPEISEN
& PALATSCHINKEN
In der ungarischen Küche gibt es eine derartige Fülle an Mehlspeisen – nicht nur
Kuchen, sondern auch solche, die als „Speisen” betrachtet werden – dass sogar eine
mittelmäßig gute Hausfrau ihrer Familie ein ganzes Jahr lang jeden Tag eine andere
Mehlspeise auftischen könnte, und sogar noch im darauf folgenden Jahr nicht allzu lange
nachdenken müsste. Die Gerichte aus gekochten Nudeln, die weicher als die italienischen
Teigwaren sind, und die unzähligen Kloß- bzw. Knödelsorten werden in großen Portionen
als Hauptgang, in kleineren Portionen als Dessert oder als Beilage serviert. Es gibt herbe
und süße Sorten. Oft kommen Nudeln mit gemahlenen Nüssen oder Mohn auf den
Tisch oder als so genannte Krautfleckerln – ein Nudelgericht mit klein geschnittenem,
gedünstetem und reichlich gepfeffertem Weißkraut (mit Krautfleckerln wird auch die Ente
gefüllt, bevor man sie knusprig brät) – oder als „Grenadiermarsch”, ein rötliches Gemisch
aus Nudeln und Paprikakartoffeln, oder im Ofen überbackene Schinkenfleckerln oder mit
Nüssen, Mohn und Aprikosenmarmelade geschichtete, nach Vanille duftende Nudeln…
Für jeden, der die ungarische Küche auch nur ein wenig kennen lernen möchte,
ist es ein Muss, die so genannten Topfenfleckerln zu probieren: große, flache Nudeln
aus dünnem Teig werden mit Quark, saurer Sahne und obendrauf mit frisch gebratenen
Räucherspeckstückchen garniert und heiß serviert. Dies ist meist der zweite Gang nach
einer Fischsuppe. Von den Maultaschenarten sind die mit Pflaumenmarmelade
gefüllten am beliebtesten, sie werden hierzulande „Mönchsohren” genannt –
zur Fastenzeit sollen sie bevorzugte Speisen der Mönche gewesen sein.
16
Aus den lange haltbaren getrockneten Nudeln konnten einst
die armen Feldarbeiter und Hirten in ihren Kesseln schnell und einfach
sättigende Speisen kochen. Schon seit einem halben Jahrtausend oder
vielleicht noch länger isst man gerne die aus einem festen Teig gekneteten
und durch ein spezielles grobes Sieb gedrückten, an Reis erinnernden Eiergraupen,
die in Ungarn den aus dem Türkischen stammenden Namen „tarhonya” tragen. Auch
das „lebbencs” (sprich lebbentsch), eine Art Fleckerln, die beim Trocknen in Stücke
zerbrechen, eignet sich sehr gut für „Hirtenspeisen”, die mit Räucherspeck, Zwiebeln
und Paprikapulver zubereitet werden.
Besonders leicht sind die aus Kartoffelteig gekneteten Zwetschgen- und Marillenknödel,
beziehungsweise ihre mit Marmelade gefüllten Varianten. Aus dem gleichen Teig werden auch
dicke Nudeln geknetet, die nach dem Kochen mit Mohn, Nüssen oder gerösteten
Semmelbröseln bestreut werden. Die unwiderstehlichen Topfenknödel, die beim Kochen auf
das Zwei- bis Dreifache anwachsen und dementsprechend leicht und luftig sind, kann man
eigentlich gar nicht zu den Mehlspeisen zählen. Die Topfenknödel werden als Nachspeise mit
leicht gezuckertem, lauwarmem Sauerrahm serviert, während sich ihre herrzhafte Variante als
hervorragende Beilage zu Hühnchen- oder Kalbspaprikasch eignet.
Pfannkuchen sind in vielen Ländern der Welt bekannt, aber sie sind überall ein bisschen
anders. Die ungarischen Palatschinken sind dünn und leicht, mit einer gelblich-weißen
Oberfläche, auf der beim Backen appetitliche goldbraune Flecken entstehen. Aus
Palatschinken werden vielerlei unterschiedliche Gerichte gemacht, zum Beispiel Suppeneinlagen, warme Vorspeisen – beispielsweise die Hortobágyer Palatschinken, die mit
gehacktem Hühnchenpaprikasch gefüllt und mit einer rötlichen Soße übergossen serviert
werden – aber den wahren Höhepunkt bilden die Palatschinken, die als zweiter Gang
oder Dessert auf den Tisch kommen. Sie werden mit Marmelade, gehackten Nüssen,
Mohn, Schokolade oder Quarkcreme gefüllt; oder vielleicht mit verschiedenen
Füllungen übereinander geschichtet und mit Eischnee bedeckt im Ofen überbacken.
Bekannte Leckerbissen sind die Gundel-Palatschinken, die von dem ehemaligen
Besitzer des gleichnamigen Restaurants kreiert wurden: Die Palatschinken
werden mit einer Masse aus Nüssen, Rum und Apfelsinenschalen
gefüllt, dann mit einer mit Rum abgeschmeckten
Schokoladensoße übergossen und manchmal
auch flambiert.
&Wein
Gastronomie
17
Pikante
LANGOSCH
& süße
STRUDEL
Wer gerne unterwegs
seinen Hunger stillt, der sollte auf keinen
Fall versäumen, die Langosch (ung. Lángos)
zu kosten (dieses Versäumnis wäre eigentlich
für jedermann ein schlimmer Fehler).
Die aus Brotteig gemachten, in Öl gebackenen, frisch
und heiß angebotenen Brotfladen werden je nach
Geschmack nur gesalzen oder mit Knoblauch, saurer
Sahne und Käse verzehrt. Langosch bekommt man
überall dort, wo viele Menschen sind.
Echte ungarische Snacks sind die Pogatschen, ein rundes,
ungefülltes herzhaftes Gebäck – Pogatschen können faustgroß sein oder so klein wie ein Fingerhut; sie können aus
Kartoffel-, Butter- oder Quarkteig hergestellt und mit Käse,
Grieben und noch tausenderlei Zutaten verfeinert werden.
Den kleinen Hunger stillen auch der aus leichtem Hefeteig
gebackene, mit gebranntem Zucker und Nüssen glasierte
Baumkuchen, der die Form eines Ofenrohrs hat, und
natürlich die gekochten Maiskolben, oder die im
Fleischladen mit Senf und eingelegten scharfen
(apfelförmigen gelben) Paprikaschoten
angebotenen Würstchen
und Bratwürste.
18
Zum Stolz der ungarischen Küche gehört auch der Strudel, ein
besonderes Gebäck, das nach einer besonderen Methode zubereitet wird:
der ausgerollte Teig wird mit dem Handrücken ausgezogen, dabei geht man nach der
seit Jahrhunderten gleichen Choreographie um den Tisch. Der Teig muss ganz dünn und
durchscheinend sein. Der Autor eines vor über 100 Jahren erschienenen Kochbuches –
zugleich ein namhafter Schriftsteller – veranschaulichte dies, indem er beschrieb,
dass aus einem semmelgroßen Teigball ein so großer Teig gezogen werden
muss, der einen Husaren samt Pferd zudecken könnte.
Der Strudelteig wird gefüllt, zusammengerollt, im Backofen
gebacken und in Stücke geschnitten. Die frischen warmen Strudel mit einer Füllung
aus Süßkirschen, Sauerkirschen, Äpfeln, Pflaumen, Kastanien, Nüssen, Mohn, Kürbis mit
Mohn, Quark mit Rosinen, Quark mit Dill, Kraut, Schinken oder sonstigen Delikatessen sind
immer neue Geschmackserlebnisse. Ein genialer Gastwirt erfand folgende Strudelvariante,
die er „Vargabéles” (Flickschusterkuchen) taufte: gekochte Fadennudeln werden mit
Butter und einer leichten, mit Vanille und Rosinen angereicherten Quarkcreme
verrührt, dann mit Strudelteig umhüllt und gebacken. Der „Flickschusterkuchen”
wird in große Würfel geschnitten und heiß serviert.
Variationen
&Wein
Gastronomie
19
Wer in Ungarn auf Entdeckungsreise geht, der stößt auf Schritt und Tritt auf eine
angenehme Institution, die „Cukrászda” (Konditorei), die seit gut zweihundert Jahren allen
Veränderungen im Gastgewerbe widersteht und bis heute alle Gäste, ganz gleich, ob sie
stundenlang herumsitzen oder nur auf einen Sprung hereinkommen, mit Torten, Kuchen und sonstigen süßen Versuchungen verwöhnt. Unentbehrliche Attraktionen sind im Sommer das
Eis und im Winter das aus gekochten und pürierten Süßkastanien mit süßer Schlagsahne servierte
Kastanienpüree. Außerdem werden in den Konditorei-Auslagen die jeweiligen Spezialitäten des
Hauses und das obligatorische Grundangebot präsentiert. Zum Letzteren gehören unter anderem
die Dobosch-Torte, eine Schokoladenbuttercremetorte mit sechs bis acht dünnen Biskuitböden,
die leicht an der glänzenden Karamellglasur auf der Tortenoberfläche zu erkennen ist, sowie
die ähnlich zubereitete Stephanietorte, deren Oberfläche aber bloß mit Kakao bestreut ist und die
Gänsefuß-Torte (Lúdláb), eine Schokoladen-Sahnecremetorte mit Rum und Sauerkirschen…
Von den typisch ungarischen Kuchen sind die Rákóczi Quarkschnitten zu erwähnen,
ein Kuchen mit einem Gitter aus Eischnee über der mit Aprikosenmarmelade bestrichenen
Quarkfüllung. Ein berühmtes ungarisches Dessert sind die Schomlauer Nockerln, zu denen
man drei verschiedene Biskuitsorten – einfache, mit Kakao und mit Nüssen gebackene –
mit Rum tränkt, der zuvor mit geriebenen Zitronen- und Orangenschalen
aromatisiert wurde. Danach streut man Rosinen und Nüsse darüber und klebt
die Biskuits mit gelber Vanillecreme zusammen. Der Kuchen wird in Nockerl
zerteilt und mit Schlagsahne und Schokoguss garniert.
KONDITOREI
&
KAFFEEHAUS
Natürlich kann man in Ungarn nicht nur in den Konditoreien, sondern auch in Kaffeehäusern
angenehm die Zeit „versitzen” oder plaudern. Einst war das Kaffeehaus wie in anderen Ländern der
ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie ein nicht wegzudenkender Bestandteil des
täglichen Lebens. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand diese Institution für einige Jahrzehnte
von der Bildfläche – sie war als unerwünschter Schauplatz der gutbürgerlichen Lebensform verpönt.
Jetzt gibt es wieder immer mehr Kaffeehäuser und jedes hat sein eigenes Angebot an Speisen und
Getränken, seine eigene Atmosphäre und sein eigenes Publikum.
20
Wer in der ersten Hälfte des zwanzigsten
Jahrhunderts in Budapest einen bekannten Schriftsteller,
Dichter oder Maler finden wollte, erkundigte sich nicht
nach seiner Adresse, sondern fragte nach dem Stammcafé
des Betreffenden. Warum das Kaffeehaus so attraktiv war?
Ein äußerst geistreicher ungarischer Schriftsteller
formulierte die Antwort wie folgt: „Man ist nicht zu Hause
und ist trotzdem nicht an der frischen Luft”.
So war das in jeder größeren Stadt. Das Kaffeehaus war der
Treffpunkt, der Ort, wo das öffentliche Leben stattfand.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann
der Verfall der Kaffeehauskultur, die Kaffeehäuser wurden
beweint und betrauert. Die Jahrtausendwende brachte
jedoch große Veränderungen mit sich. Wer heute durch
die ungarische Hauptstadt flaniert,
stellt fest, dass Budapest wieder voller Kaffeehäuser ist.
Die heutigen Kaffeehäuser sehen allerdings
anders aus, auch das Publikum ist viel jünger. Statt
der Wiener Kaffeespezialitäten wird heute vorwiegend
italienischer Kaffee serviert und das Surfen im Internet
hat das Lesen der in Schilfrohrrahmen
gehaltenen Tageszeitungen ersetzt.
&Wein
Gastronomie
21
Lebendige
TRADITIONEN
Auch bei der gesundheitsbewussten Computergeneration, die viel
weniger Kalorien als ihre Vorfahren braucht, sind die traditionellen
ungarischen Speisen beliebt geblieben, sie können mit dem ungemein
abwechslungsreichen und reizvollen Angebot unserer globalisierten Welt
konkurrieren, vielleicht sind sie sogar immer mehr Teil dieses globalen Angebots.
Dabei haben sie sich allerdings auch ein wenig verändert. Die Veränderung
erfolgte stufenweise, etwa innerhalb einer Generation, aber besonders im
letzten Jahrzehnt, als nach der Wende die neuen gesellschaftlichen und
politischen Verhältnisse des Landes den Zustrom der Außenwelt, der geistigen
und materiellen Güter begünstigten, hat sie an Tempo zugelegt.
Die bedeutendste Veränderung ist wohl, dass das Schweineschmalz,
das lange Zeit wichtiger Bestandteil der ungarischen Küche war,
immer mehr dem viel gesünderen Speiseöl, vor allem dem kalt
gepressten Sonnenblumenöl weicht.
Die Mehrheit der heutigen Kinder hat noch nie im Leben ein Schmalzfass
gesehen, obwohl noch vor zwanzig Jahren ein ungarischer Haushalt ohne dieses
Geschirr wohl kaum vorstellbar gewesen wäre. Das Gemüseangebot hat sich
vervielfacht, es hat sich gezeigt, dass viele, früher nur aus mediterranen Menüs
bekannte Gemüsesorten auch in ungarischem Boden prächtig gedeihen.
Einen natürlichen Bestandteil der „neuen Traditionen” machen heute die
aus rohem Gemüse zubereiteten Gerichte aus.
Das früher für unschlagbar gehaltene Schweinefleisch wurde erfolgreich vom
hellen Geflügelfleisch verdrängt. Besonders steil verlief die Karriere der
anfänglich kaum beachteten Pute, die das Schweinefleisch in so mancher Speise
teilweise oder gänzlich zu ersetzen vermag.
22
Infolge von bestimmten,
in der Vergangenheit verankerten
wirtschaftlichen Faktoren eignet sich Ungarn
besonders gut für die Bio-Landwirtschaft. Hierzu gehört
nicht nur ein erfolgreicher Bio-Anbau, sondern auch die
ökologische Neuzüchtung alter Tierarten. Es zeigt sich, dass der
Verzehr dieser Tiere besonders gesund ist, weil dieses Fleisch
bedeutend weniger Fett und mehr biologisch wertvolle Stoffe enthält.
Das Graurind, das Zackelschaf, das Mangalitzaschwein, das Brachhuhn
u. a. nehmen immer mehr die ihnen gebührenden Plätze ein.
„Neu ist alt” – auch beim Würzen. Zu den bei der Speisezubereitung reichlich
verwendeten Kräutern wie Petersilie, Sellerieblätter und Dill gesellen sich wieder
die einst unentbehrlichen, doch später fast in Vergessenheit geratenen Kräuter
wie Estragon, Poleiminze, Salbei, Rosmarin, Basilikum, Zitronenmelisse und
andere grüne, aromatische, gesunde Pflanzen der Kräutergärten.
Eine weitere große Veränderung ist auch, dass von so wichtigen
Zutaten der ungarischen Küche wie Quark und saurer Sahne immer
mehr die kalorien- und fettarmen Varianten verwendet werden.
Spontaneität und bewusstes Handeln kommen zur Geltung,
wenn uns Amateur- und Berufsköche nicht nur immer neue Speisen
servieren, sondern auch die gewohnten Gerichte in modernisierter
Form auftischen. Manchmal wetteifern anerkannte Küchenchefs
geradezu darum, wer mehr aus einer altbekannten Spezialität
machen kann, zum Beispiel, welche zeitgemäße,
den neuen Ansprüchen gerecht werdende
Paprikahuhn-Variante in ihrem
Topf entsteht...
&Wein
Gastronomie
23
Wein& PÁLINKA
Vor fünfzehn Jahren wurde der ungarische Wein wieder zu neuem Leben erweckt. Mit der
Wein-Renaissance gelangt eine Kultur, die sich seit Jahrhunderten bzw. einigen Meinungen
zufolge seit Jahrtausenden in Ungarn entwickelt hat, wieder zu Ruhm und Anerkennung. In der
kurzen Zeit haben sich die ungarischen Winzer nicht nur um die Wiederbelebung der beinahe
vergessenen Traditionen bemüht, sondern sie haben auch begonnen, die schädlichen Folgen
zu beseitigen, die aufgrund der mehr als vier Jahrzehnte andauernden Isolation entstanden
waren. Nachdem der „Staub” von vielen zur Vergessenheit verurteilten Familientraditionen
gewischt worden war, erschuf die in den privaten Wirtschaften bewahrte Liebe zum
Wein aufs Neue ganze Weinbaugebiete in Ungarn.
Wenn man die mediterran anmutenden Weinbaugebiete Südungarns, wie zum Beispiel Villány und
Szekszárd besucht, findet man kräftige, samtig und mild schmeckende Rotweine. Hier entdeckt
jeder seinen Lieblingswein, da die Angebote der meisten Produzenten die beliebtesten Sorten
der Welt enthalten: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah in hervorragender
Qualität. Wer die regionalen Besonderheiten erkunden möchte, wird auch nicht enttäuscht, denn
in diesen Gebieten kann man alle blauen Traubensorten verkosten, die im Karpatenbecken
gedeihen, so auch die Weinsorten Kadarka, Blaufränkisch und Portugieser.
Eine ganz besondere Welt, die man mit keinem anderen Weinbaugebiet vergleichen kann,
ist die Gegend um den Balaton (Plattensee). Auf den Löß- und Lehmböden am Südufer werden
eher Weine mediterranen Charakters hergestellt. Das Nordufer ist eine einzigartige Landschaft.
Von Osten her wird die Gegend zuerst von Kalksteinfelsen und Kalksteinhügeln geprägt.
Nicht nur die allgemein beliebten Sorten Chardonnay oder Sauvignon Blanc erwarten hier
die Gäste, sondern auch hervorragende und außerordentlich elegante WelschrieslingErzeugnisse. Weiter westlich befinden sich die Berge vulkanischen Ursprungs, die eine
gewisse mystische Schönheit ausstrahlen. Die bekanntesten Erhebungen sind der Badacsony,
der Somló und der Csobánc. In dieser Gegend entstehen kräftige Weine mit aufregenden
Säuren, mineralisch im Geschmack. Eine echte Spezialität ist der für diese Gegend
typische Wein aus der Rebsorte Blaustengler.
Weinliebhaber, die sich für die eleganten Rotweinsorten der nördlichen Gebiete mit ihren belebenden Säuren und einem niedrigen Tanningehalt interessieren, sollten sich entweder im westlichen
Grenzgebiet um die Stadt Sopron umschauen oder sich in Richtung Osten begeben und ein
paar Tage in der Umgebung der Stadt Eger (Erlau) verbringen. Auch in diesen Weinbaugebieten
gibt es fast alle Weine aus blauen Rebsorten, wobei hauptsächlich Erzeugnisse der Sorten
Blaufränkisch oder Pinot Noir, aber auch einige elegante Weißweine angenehme Überraschungen
bereiten können. Um Erlau bieten natürlich auch die vielen Weinkeller besondere Erlebnisse.
24
In Ostungarn können sich die Besucher mit den Weinkellern im Inneren
der Berge mit einer einzigartigen Weinkultur östlichen Ursprungs vertraut machen. Das
östlichste Weinbaugebiet des Landes ist auch gleichzeitig das berühmteste: es ist die
Weinbaugegend Tokaj-Hegyalja. Innerhalb von wenigen Jahren wurden hier einschneidende
Veränderungen wirksam. Ungefähr 10–15 größere Investoren haben hier beachtliche
Weingüter aufgebaut und parallel dazu haben unzählige kleine Familiengüter auf dem
immer anspruchsvolleren Weinmarkt Fuß gefasst. Diese Weinbaugegend präsentiert
sich ihren Liebhabern von Jahr zu Jahr mit einem neuen Gesicht.
Heute ist diese bezaubernde Landschaft bereits allgemein bekannt und immer mehr
Weinliebhaber erkennen, dass man hier die natürlichsten Süßweine der Welt, unzählige
Sorten und Typen von Süßweinen kennen lernen kann. Aber die größte Überraschung der
letzten Jahre verursachten die trockenen Weißweine der Gegend Tokaj-Hegyalja. Schon
heute sind viele davon überzeugt, dass die trockenen Tokajer Weißweine aus
der Rebsorte Furmint den Weinliebhabern und Weinkennern
eine ganz neue und ganz besondere Qualität bieten.
Der Pálinka, ein reiner Obstbrand mit einem Alkoholgehalt von 40-52 %, wird von
der Europäischen Union als Hungaricum anerkannt. Er eignet sich gleichermaßen als
ausgezeichneter Aperitif, als verdauungsfördernder Digestif, bei kaltem Wetter als
Wärmespender und allgemein „erheitert er“ jede Gesellschaft. Obstbrände werden in
Ungarn aus vielen Früchten hergestellt, zu den traditionell anerkannten Sorten zählen
der Kecskeméter Aprikosen-Pálinka, der aus den vorzüglichen Aprikosen der Gegend
entsteht, und der Szatmárer Zwetschgen-Pálinka aus den in den östlichsten
Regionen Szatmár und Bereg geernteten Pflaumen, die dann besonders
schmackhaft sind, wenn sie extrem lange reifen konnten.
Beim Pálinka liegt die richtige Trinktemperatur bei 18 °C, dann kommt das Aroma
der Frucht am besten zur Geltung. Manche sind der Meinung, dass Pálinka entgegen
der üblichen Praxis langsam, Schluck für Schluck getrunken werden sollte. Pálinka kann
man auch zur Aromatisierung verschiedener Gerichte, Mixgetränke und Kuchen
verwenden, er verleiht den Meisterwerken aus der Küche einen angenehmen,
besonderen und charakteristischen Geschmack und Duft. Aus Obstbränden
guter Qualität werden neben den bekannten Cognac-Kirsch-Pralinen
erlesene gefüllte Schokoladen und Desserts hergestellt, die den
guten Ruf des ungarischen Pálinka noch weiter verbessern.
&Wein
Gastronomie
25
VERTRETUNGEN
DES UNGARISCHEN TOURISMUSAMTES
BELGIEN
Office du Tourisme de Hongrie
(Hongaars Verkeersbureau)
B-1050 Bruxelles,
Avenue Louise 365
(B-1050 Brussel, 365 Loizalaan)
Tel.: (32 2) 346 8630, 648 5282
Fax: (32 2) 344 6967
E-mail: [email protected]
www.visithongrie.be
www.visithongarije.be
CHINA
The Commercial Office
of the Hungarian Embassy
100600 Beijing,
TaYuan Diplomatic Compound 3-1-41
Tel.: (86 10) 6532 3845, 6532 3182
Fax: (86 10) 6532 5131
E-mail: [email protected]
www.xiongyali.cn
DEUTSCHLAND
Ungarisches Tourismusamt
Regionalbüro Nord/Ost
D-10178 Berlin, Neue Promenade 5
Tel.: (800) 36 00 00 00
Fax: (49 30) 243 146 13
E-mail: [email protected]
www.ungarn-tourismus.de
Ungarisches Tourismusamt
Regionalbüro Süd (München)
Tel.: (800) 36 00 00 00
www.ungarn-tourismus.de
Ungarisches Tourismusamt
Regionalbüro Mitte/West
D-60528 Frankfurt am Main,
Lyoner Strasse 44-48
Tel.: (800) 36 00 00 00
Fax: (49 69) 9288 4613
E-mail:[email protected]
www.ungarn-tourismus.de
ITALIEN
Ufficio Turistico Ungherese
20145 Milano, Via Alberto Da Giussano 1.
Tel.: (39 02) 4819 5434
Fax: (39 02) 4801 0268
E-mail: [email protected]
www.turismoungherese.it
JAPAN
Hungarian National Tourist Office
106-0031 Tokyo, Minato-ku, Nishiazabu 4-16-13, 28
Mori Building 11F
Tel.: (81 3) 3499 4953
Fax:(81 3) 3499 4944
E-mail: [email protected]
www.hungarytabi.jp
NIEDERLANDE
Hongaars Verkeersbureau
2593 BS Den Haag, Laan van
Nieuw Oost Indie 271
Tel.: (31 70) 320 9092
Fax: (31 70) 327 2833
E-mail: [email protected]
www.hungarytourism.nl
NORDEUROPA
DÄNEMARK
Ungarns Turistkontor, Information Office
DK 2100 Köbenhavn Ö, Strandvejen 6
Tel.: (45 39) 161 350
Fax: (45 39) 161 355
E-mail: [email protected]
www.ungarn.dk
SCHWEDEN
Ungerska Turistbyran I Norden
S-114 34 Stockholm, Birger Jarlsgatan 22.
Tel.: (46 8) 20 40 40
Fax: (46 8) 611 7647
E-mail: [email protected]
www.ungernturism.org;
www.ungarnturisme.com
FRANKREICH
Office du Tourisme de Hongrie
75116 Paris, 140 avenue Victor Hugo
Tel.: (33 1) 5370 6717, 5370 6718
Fax: (33 1) 4704 8357
E-mail: [email protected]
www.hongrietourisme.com
ÖSTERREICH
Ungarisches Tourismusamt
A-1010 Wien, Opernring 5/2.
Tel.: (800) 36 00 00 00
Fax: (43 1) 585 20 1221
E-mail: [email protected]
www.ungarn-tourismus.at
GROSSBRITANNIEN
Hungarian National Tourist Office
SW1X 8 AL London, 46 Eaton Place
Tel.: (800) 36 00 00 00
Fax: (44 207) 823 1459
E-mail: [email protected]
www.gotohungary.co.uk
POLEN
Narodowe Przedstawicielstwo
Turystyki Wegierskiej w Polsce
00-784 Warszawa, ul. Dworkowa 2/16
Tel.: (48 22) 856 5055
Fax: (48 22) 848 3308
E-mail: [email protected]
www.wegry.info.pl
IRLAND
Hungarian National Tourist Office
Dublin 2, Hungarian Embassy,
2 Fitzwilliam Place
Tel.: (800) 36 00 00 00
Fax: (353 1) 6612 889
E-mail: [email protected]
www.visithungary.ie
26
RUMÄNIEN
Consulatul General al Republicii Ungare,
Sectia Turism
3400 Cluj-Napoca, C.P. 352
Tel./Fax: (40 264) 440 547
E-mail: [email protected]
www.hungarytourism.ro
RUSSLAND
Buro Torgovogo sovetnika po turizmu
Vengerskoj Respubliki
123242 Moscow, Krasznaja Presznya ul. 1-7
Tel.: (70 95) 363 3962/3241
Fax: (70 95) 363 3963
E-mail: [email protected]
www.hungary.ru
SCHWEIZ
Ungarisches Tourismusamt Oberrütelistrasse 13
CH-8753 Mollis
Tel.: (800) 36 00 00 00
Fax: (41 55) 640 8132
E-mail: [email protected]
www.ungarn-tourismus.ch
www.hongrie-tourisme.ch
SLOWAKEI
Vesvyslanectvo Maêarskej republiky
Obchodná kancelária
811 06 Bratislava, Palisády 40
Tel.: (421 2) 544 33 580
Fax: (421 2) 544 16 366
E-mail: [email protected]
www.hungarytourism.sk; www.madarsko.sk
SPANIEN
Oficina Nacional de Turismo de Hungría
28020 Madrid, Avenida de Brasil 17. piso 10, puerta B
Tel.: (34 91) 556 9348
Fax: (34 91) 556 9869
E-mail: [email protected]
www.hungriaturismo.com
TSCHECHISCHE REPUBLIK
Madarská Turistika
17006 Praha 7, M. Horákové 81, P.O.Box 552
Tel.: (420 283) 870 742
Fax: (420 283) 870 743
E-mail: [email protected]
www.madarsko.cz
UKRAINE
Komercijnij Viddil Posolstva Ugorskoji Respubliki
Informacijne Bjuro ”Ugorshina-Turizm”
01034 Kijev, vul. Striletska 16.
Tel./Fax: (380 44) 278 0811, 494 1900
E-mail: [email protected]
www.ugor.kiev.ua
USA
Hungarian National Tourist Office
N.Y. 10155-3398 New York,
150 East 58th Street, 33rd Floor
Tel.: (1 212) 355 0240, 355 5055
Fax: (1 212) 207 4103
E-mail: [email protected]
www.gotohungary.com
Herausgegeben vom Ungarischen Tourismusamt
www.hungary.com
Design: Alex Szénássy
DTP: VIVA Média Holding
Fotos: Árpád Patyi,
Fotoarchiv des Ungarischen Tourismusamtes
Foodstylist: Péter Korpádi
Druck: Druckerei Eger
Talentfür Unterhaltung
Gastronomie
&Wein
Herunterladen