Analyse von Mutationen der Gene TP53 und KRAS in Adenokarzinomen der Nase von Holzstaub-exponierten Arbeitern BGFA P. ROZYNEK1, G. JOHNEN1, H. STOCKMANN1, J. WOLF2, J. SCHULZE2, H. HANNIG3, C. PIERL1, S. HATTENBERGER3, K. DONHUIJSEN3, B. PESCH1, T. BRÜNING1 1 Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Institut der Ruhr-Universität Bochum, Germany, 2 Holz-Berufsgenossenschaft, München, Germany, 3 Städtisches Klinikum Braunschweig, Institut für Pathologie, Braunschweig, Germany Einleitung/Ziel Adenokarzinome der Nase werden in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt (BK 4203), wenn eine Exposition gegen Eichen- oder Buchenholzstaub vorlag. Als mitverantwortlich für die Entwicklung nasaler Tumoren werden Mutationen in den Genen für den Tumorsuppressor TP53 und das Signalprotein KRAS diskutiert. Im Rahmen der Studie sollte daher untersucht werden, ob sich (a) die publizierten Mutationen in unserem Kollektiv bestätigen lassen und (b) mögliche stoffspezifische Mutationsmuster innerhalb der beiden Gene nachweisen lassen. Mutationsmuster in Assoziation mit der Art der Exposition (Holzstaub und/oder Additive) würden ggf. eine Abgrenzung der Holzstaubexposition von Expositionen gegenüber Holzbehandlungsstoffen ermöglichen. Methoden Abb. 1: Mit Hilfe der Laser-Mikrodissektion können definierte Gewebebereiche und sogar einzelne Zellen für die Gewinnung von DNA aus einem Gewebeschnitt ausgeschnitten werden. DNA wurde aus formalinfixiertem und paraffiniertem Gewebe sinonasaler Adenokarzinome des Intestinalen Typs sowie aus korrespondierendem tumorfreiem Gewebe isoliert und anschließend mittels PCR und DNA-Sequenzierung analysiert. Da das Gewebe zum Teil nur kleine oder nur sehr verstreut liegende Tumoranteile aufwies, konnten die Tumorzellen nur mittels Laser-Mikrodissektion herausgeschnitten werden (Abb. 1). Limitierend für die molekularbiologischen Untersuchungen war nicht nur die Menge der isolierbaren DNA. Infolge der Formalinfixierung der Gewebe war die DNA der Proben auch hochgradig fragmentiert und unterschiedlich stark abgebaut (Abb. 2). Es stand Material von ca. 100 Holzstaub-exponierten Arbeitern mit anerkannter BK 4203 zur Verfügung, wobei aber nur von 48 Personen geeignetes Probenmaterial zu gewinnen war. Die Sequenzen wurden mit der TP53 -Referenzsequenz X54156, bzw. KRAS Referenzsequenz NT_009714 verglichen. Ergebnisse TP53 Exon 7 konnte mittels PCR aus 32 Paraffinblöcken amplifiziert und anschließend durch DNA-Sequenzierung analysiert werden. In der kodierenden Region von TP53 Exon 7 fanden sich in fünf Tumorproben Mutationen, vier davon führten zu Aminosäureaustauschen. Alle untersuchten 3’-Intronregionen von Exon 7 zeigten die bekannten SNPs 14168 G>T und 14234 + 5 T>C. Exon 8 von TP53 konnte im Tumorgewebe von 15 der 48 Patienten untersucht werden. Insgesamt zeigten 13% der Proben Mutationen im kodierenden Bereich. In den Exons 7 und 8 der gleichen Patienten in Nichttumorgewebe fanden wir keine Mutationen. In KRAS Exon 1 hatten drei (14%) der Tumorproben von 25 Patienten eine Mutation in Codon 12 (Gly>Asp). Es zeigte sich keine signifikante Assoziation zwischen einer aufgetretenen Mutation und der Exposition gegenüber Holzstaub und Holzadditiven. Patienten mit Mutationen hatten allerdings eine nicht signifikant längere Beschäftigungsdauer in der Holzindustrie (Median = 37,5 Jahre mit Mutation vs. 30,5 Jahre ohne Mutationen, p = 0,30). Ergebnisse der Mutationsuntersuchungen in TP53 und KRAS bei Nasentumorproben von Holzstaub-exponierten Arbeitern TP53 Exon 7 TP53 Exon 8 KRAS Exon 1 Tumor Nichttumor Tumor Nichttumor Tumor Nichttumor Proben [N] 48 48 48 48 48 48 sequenzierbar [N] 32 32 16 16 25 25 Exon-Mutationen 5 a)b) 0 2c) 0 3 d) 0 3’-Intron Mutationen 5b) 0 3 0 - - a) b) c) d) Codons 231 Thr>Ile, 232 Ile>Val, 234 Tyr>Stop, 248 Arg>Trp, 257 silent (kein resultierender Aminosäureaustausch) In einem Fall wurde sowohl im Exon wie auch im Intron eine Mutation gefunden Codons 262 Gly>Asp, 273, Asp>His, 280 Arg>Thr, 296, His>Pro, dabei in einem Fall drei Mutationen ausschließlich Codon 12 Gly>Asp Zusammenfassung Abb. 2: Gelelektrophoretische Auftrennung von DNA aus Nasentumorproben (1 und 2) im Vergleich zu DNA aus Frischblut (3). Lediglich die Probe aus Frischblut zeigt eine gute DNA-Qualität, während die DNA aus Nasentumorproben entweder nicht darstellbar war (2), oder eine starke Fragmentierung zeigte (1). In den meisten Fällen konnte die fragmentierte DNA trotzdem bezgl. Mutationen in den Exons 7 und 8 von TP53 sowie KRAS Exon 1 untersucht werden. Bei den im Gel nicht darstellbaren Proben war dies nicht möglich. Die gefundenen Mutationsfrequenzen in den Exons 7 und 8 des TP53 Gens sowie in Exon 1 von KRAS stimmen gut mit publizierten Ergebnissen (zwischen 10-15% werden angeben) überein. Bisher konnten keine Mutationsmuster gefunden werden, die auf eine spezifische Exposition gegen Holzstaub und/oder Holzadditive hinweisen. Molekulare Defektmuster können sich über größere Bereiche des Genoms erstrecken und somit nur bei einer erweiterten Betrachtung erkennbar werden. Daher könnte die Untersuchung weiterer Genabschnitte, insbesondere der Exons 5, 6 und 9 von TP53 sowie auch epigenetischer Effekte, zur Klärung der Fragestellung beitragen.