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PORTRAIT
Die Kölner Akademie
Das Orchester für Musik
von damals und heute
Viele musikalische Ensembles und Orchester spezialisieren sich auf die Interpretation der
Musik bestimmter Zeitepochen und Stilrichtungen. Dabei kann der Klangeindruck schon
etwas einseitig werden. Einen vielfältigen Orchester- und Gesamtklang bietet dagegen die
Kölner Akademie, ein besonderes Glanzlicht unter den vielen Orchestern. Die Kölner Akademie wird mit der im Oktober dieses Jahres erscheinenden CD „Virtuose Trompetenmusik“
seine Qualitäten und besonders die seiner Solisten unter Beweis stellen.
Von Johannes Penkalla
S
o hat sich die Kölner Akademie auf ihrer Homepage
die Überschrift gegeben: „Orchester Damals und
Heute“. Damit wird die stilistische Ausrichtung dieses Ensembles deutlich, welche in der Musik des 17. – 21. Jahrhunderts liegt. Die Musiker der Kölner Akademie spielen
dabei entsprechend der jeweiligen Musikepoche auf historischen sowie modernen Instrumenten. Das Orchester versucht, historischen Sitzordnungen genauso wie Auflagen
der Komponisten im Hinblick auf eine angemessene – meist
kleine – Instrumentierung zu entsprechen. Durch die Übernahme der Vorstellungen des Komponisten entsteht ein authentisches Musikerlebnis, das Zuhörer unweigerlich in
seinen Bann zieht. Daher hat die Kölner Akademie für seine
Aufführungen bei weltbekannten Festspielen in Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien, Holland, Italien, Bel-
gien, Estland, Türkei und Island höchste Auszeichnungen
erhalten. Oft werden unbekannte Werke von diesem Ensemble interpretiert, so wie dies auf der jetzt erschienenen CD
der Fall ist.
Sonic hat im Gespräch mit Michael Alexander Willens, dem
künstlerischen Leiter und Dirigenten, die Hintergründe zu
diesem Orchester und der aktuellen CD erfahren. Willens
wurde in Washington, D.C. geboren und war in den USA zunächst als Kontrabassist tätig. Daneben absolvierte er sein
Dirigierstudium bei Jaques-Louis Monod, Harold Fabermann, Paul Vorwerk (Chorstudium) und setzte dies dann
bei Leonard Bernstein fort. Sein Hauptinteresse galt alter
und neuer Musik. Nachdem er nach Deutschland kam, bestand sein Bestreben darin, mit einem eigenen Orchester
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den großen Bogen zwischen alter und neuer Musik zu spannen. Daher gründete er vor 10 Jahren die „Kölner Akademie“.
Mit diesem Orchester hat er über das Standardrepertoire hinaus Werke weniger bekannter zeitgenössischer amerikanischer Komponisten und Weltpremieren der Musik von Paul
Amrod, Richard Farber und Richard Squires aufgeführt. Daneben werden weniger bekannte Werke alter Musik aufgeführt und aufgenommen.
Die Solisten der neuen CD „Virtuose Trompetenmusik“
sind Robert Vanryne (Trompete), Ulrike Schneider (Mezzosopran), Kathryn Cok (Fortepiano), Anna Torge (Mandoline) sowie David Sinclair (Wiener Kontrabass). Ganz
im Sinne der Tradition, Werke unbekannter Komponisten zu interpretieren, werden auf dieser CD eher unbekannte Werke vorgestellt. Dabei handelt es sich um
folgende Stücke:
Damit die Musik den Solisten Freude bereitet und auch der Johann Baptist Schiedermayr (1779-1840)
Spaß an der Musik auf die Zuhörern überspringt, schlagen Offertorium Ave maris stella
die Solisten die aufzunehmenden bzw. aufzuführenden Solo für Alto, Violine oder Klappentrompete mit Begleitung
Werke vor. Diese werden dann nach vorheriger Absprache von 2 Klarinetten, 2 Hörner, 2 Violinen, Viola und Baß
mit Michael Willens auf das Programm gesetzt, wobei die
Sinfonien ausschließlich von ihm ausgewählt werden.
Giuseppe Verdi (1813-1901)
Adagio für Solotrompete und Orchester
Die Kölner Akademie ist ein freies – somit privatwirtschaftlich finanziertes - Orchester, welches sich durch Konzerte, Conradin Kreutzer (1780-1849)
CD-Einspielungen und letztendlich auch durch Sponsoren Variationen in G fur die cromatische Trompette und Orfinanziert. Umso beachtlicher ist es, dass dieses Orchester chester (Hier in historischer Schreibweise)
ohne Schwierigkeiten mit den staatlich subventionierten
Orchestern konkurrieren kann und auf künstlerischem Leopold Anton Koželuch (1747-1818)
Sinfonia concertante Es-Dur fur Mandoline, KlappentromSpitzenniveau arbeitet.
pete, Kontrabaß und Klavier mit Orchesterbegleitung,
Die Musiker der Kölner Akademie sind Stammspieler, die Werkverzeichnis II,1 mit den Sätzen Allegro, Andantino con
zum Teil freiberuflich oder auch in anderen Orchestern tätig Variazioni und Finale Allegretto
sind. Unter anderem rekrutieren sich seine Musiker aus dem
WDR Sinfonieorchester Köln und den Düsseldorfer Sinfo- Friedrich Dionys Weber (1771-1842)
nikern, beides führende Orchester Deutschlands. Allein aus Variationen für die Trompete in F
der Auswahl der Musiker, die in der Kölner Akademie mitwirken, wird deutlich, welch hohe Anforderungen von Mi- Joseph Fiala (1748-1816)
chael Willens an die Musiker gestellt werden. Dies ist Divertimento für Trompete und Orchester
allerdings nicht aus Gründen des Selbstzwecks. Die hohe
musikalische Spitzenleistung der Musiker ist der Notwen- Sämtliche Werke wurden auf historischen Instrumenten
digkeit geschuldet, die Werke mit der vom Komponisten ge- eingespielt. Die Werke von Koželuh, Schiedemayr und Fiala
forderten kleinen Instrumentierung aufzuführen. So wird wurden auf einer von Robert Vanryne gebauten Rekonbeispielsweise die h-Moll-Messe von J.S. Bach am 17.07.2011 struktion einer Klappentrompete eingespielt. Grundlage
in Passau mit nur 22 Musikern mit der Besetzung 2 Flöten, dieses Instrumentes waren Instrumentensammlungen in
3 Oboen, 2 Fagotte, Horn, 3 Trompeten, Pauken, 1.Violinen Berlin, Wien und London. Die Werke von Verdi und Kreut(3), 2. Violinen (3), Viola (1), Cello (1), Violone (1), Orgel (1) zer wurden von ihm auf einer Trompete mit drei Wiener
und einem Chor von acht Sängerinnen und Sängern aufge- Ventilen und verschiedenen Bögen gespielt, mit denen das
führt werden.
Intrument von As nach Bedarf tiefer gestimmt werden
kann. Dieses Instrument stammt von einem unbekannten
Da allerdings auch die Stammspieler dieses Orchesters Instrumentenbauer (möglicherweise aus Prag oder Kraslice
durch anderweitige Verpflichtungen verhindert sein kön- um 1850).
nen, an Konzertreisen etc. teilnehmen zu können, gilt es
noch weitere Musiker in Petto zu haben, die in diesen Fällen Das Offertorium von Joh. B. Schiedermayr wurde erst vor
zum Einsatz kommen. Michael Alexander Willens wies im kurzem bei einem Wiener Antiquar gefunden und ist weltGespräch darauf hin, dass für Musiker jederzeit die Möglich- weit erste CD-Einspielung. Hierbei präsentiert sich, ganz
keit bestehe, sich für dieses Orchester zu bewerben. Die dazu im Sinne von Haydns Anton Weidinger, die Klappentromnotwendigen Bewerbungsunterlagen sollen einen Lebens- pete mit ihrer Chromatik und dem weichen Ton in vorzüglauf sowie eine CD mit eigenen Einspielungen beinhalten. licher Weise. Der Sopranistin und die Trompete spielen sich
Die Besetzung der Kölner Akademie umfasst einen vollstän- quasi die Bälle zu und konzertieren in ausgesprochen hardigen Holz- und Blechbläsersatz. Bei den Trompeten sind monischer und unaufdringlicher Weise miteinander. Die
derzeit als 1. Trompeter und Solist Robert Vanryne und als Trompete kann dabei auch die tieferen Register zur Geltung
2. Trompeter Thibaud Robinne tätig. Desweiteren wirkt bringen und stellt eine perfekte Balance zum Mezzosopran
Hannes Rux ebenfalls in dem Orchester mit.
her.
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rückhaltender. Daher ist das Zusammenspiel beispielsweise
mit der Mandoline möglich. Durch den Einsatz der übrigen
historischen Instrumente, u.a. auch des Hammerklaviers,
wird ein echtes „Miteinandermusizieren“ erst ermöglicht.
F. D. Webers Variationen für die Trompete in F stellen die
Möglichkeiten der damals gebräuchlichen Klappentrompete
besonders gut dar. Hier werden Anleihen im Hinblick auf die
stilistischen und klanglichen Variationen erkennbar, die
Haydns Trompetenkonzert so berühmt gemacht hat. Dieses
Stück übernimmt Techniken, wie sie in der Flötenpraxis eingesetzt wurden. So wurden der Trompete die Flatterzunge
und in der zweiten Variation brillante Sechzehntel-Triolen
übertragen. Nach einer Largo-Einleitung stellt die Trompete
das Thema in drei mit „Larghetto“ überschriebenen Variationen vor, ehe sie in ein „Alla Polacca“ und schließlich in eine
brillante Coda münden. Insgesamt ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Stück, bei dem Vanryne die Möglichkeiten
der Klappentrompete virtuos zur Geltung bringt.
Trompetenspezialist Robert Vanryne
Das letzte Stücke der CD ist das Divertimento von J. Fiala,
welches überraschende Effekte bereithält. Es ist von ähnlicher Brillanz und Kurzweil wie die Variationen von Weber
geprägt. Auch in diesem Werk spürt man, dass Vanryne ein
Meister auf der Klappentrompete ist. Sowohl die künstleriDas Adagio von Giuseppe Verdi, welches eines seiner frühen sche als auch tonliche Gestaltung einschließlich einer perund wenig überlieferten Kompositionen darstellt, war für fekten Intonation des Instruments führen dazu, dass in
die wackeren filarmonici bestimmt. Diese Komposition ist einem schnell der Wunsch erwacht, sich selbst einmal innunmehr im Trompetenmuseum zu Säckingen zu finden. tensiver aufgrund des interessantes Klangs mit der KlapDas Adagio ist eine einfühlsame melodische Musik, die die pentrompete zu beschäftigen.
hohe kompositorische Kreativität Verdis auch in jungen
Jahren deutlich werden lässt. Die von Vanryne verwendete Insgesamt gesehen handelt es sich bei der CD „Virtuose
Trompete mit den Wiener Ventilen – hier als tiefe D-Trom- Trompetenmusik“ um eine sehr gelungene Einspielung, die
pete – ist mit ihrer reinen tonlichen Gestaltung ein harmo- nicht nur aufgrund der Unbekanntheit der Werke, sondern
nisch korresponierendes Soloinstrument gegenüber den auch aufgrund der hervorragenden Musiker ein echter Ohrenschmaus ist. Robert Vanryne trägt maßgebend zum Geübrigen Bläsern des Orchesters.
lingen dieser CD bei, da er die Soli mit einer unauffälligen
Conradin Kreutzers Variationen in G für die chromatische Leichtigkeit und lässigen Virtuosität spielt, bei der das ZuTrompete weist für die Solotrompete - hier kommt erneut hören Freude bereitet. Michael Willens hat die Werke alledas Instrument mit den Wiener Ventilen zum Einsatz - zum samt in vollendeter Form interpretiert und auf einen
Teil gesangliche und auch virtuose Passagen auf. Diese wer- ausgewogenen Gesamtklang geachtet. Meine erste Berühden von Vanryne mit einer lockeren Eleganz gespielt wer- rung mit der Kölner Akademie hat dabei Lust auf mehr in
den, die einen vergessen lässt, dass es sich hierbei nicht um mir geweckt und ich hoffe, dass wir in Zukunft von viele
eine moderne Trompete handelt. Besonders wirkungsvoll ist neue Einspielungen und Konzerte von diesem wunderbaren
das polacca-Finale des Stücks, bei dem die Leichtigkeit des Ensemble hören werden.
Spiels und tonliche Gestaltung von Vanryne besonders wirDiese CD wird im Oktober 2010 veröffentlicht und kann
kungsvoll zum Ausdruck kommt.
dann zu einem Preis von 22,- Euro im Handel erworben
Die Sinfonia concertante von L. A. Koželuch ist für mich das werden. Die Leser der sonic haben die Möglichkeit, diese
von der Instrumentierung interessanteste Werk, da als So- direkt über die Homepage der Kölner Akademie unter Hinloinstrumente neben der Trompete die Mandoline, der Kon- weis auf diesen Artikel zu einem Vorzugspreis von 17,trabass sowie das Hammerklavier eingesetzt werden. Von Euro plus Versandkosten zu erwerben. Darüber hinaus bejedem der Solisten wird dabei eine große Virtuosität ver- steht für die Leser die Möglichkeit, die Noten der Einspielangt. Bemerkenswert ist dabei, wie integrativ die Klappen- lungen ebenfalls über die Kölner Akademie zu mieten oder
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trompete
mit
den
anderen
Soloinstrumenten zu kaufen.
zusammenwirkt. Die Klappentrompete ist nicht so dominant wie moderne Trompeten, sondern gedeckter und zu- www.koelnerakademie.com
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