Gert Pickel Susanne Pickel Politische Partizipation und politische Einstellungen der osteuropäischen Transitionsstaaten im vergleich No. 04/00 Frankfurter Institut für Transformationsstu Transformationsst u dien Gert PICKEL Susanne PICKEL Politische Partizipation und politische Einstellungen der osteuropäischen Transitionsstaaten im Vergleich Gert Pickel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Kultursoziologie und Mitglied des Frankfurter Instituts für Transformationsstudien (FIT) an der Europa-Universität Viadrina (EUV) Frankfurt (Oder). Dr. Susanne Pickel ist Projektmitarbeiterin am Lehrstuhl für Vergleichende Kultursoziologie der EUV. Das FIT wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Innovationskolleg unterstützt. Politische Partizipation und politische Einstellungen der osteuropäischen Transitionsstaaten im Vergleich 1. Einleitung Seit frühen Zeiten der politischen Kulturforschung gehört die Frage, ob sich politische Einstellungen in politischen Verhaltensweisen widerspiegeln, zu ihren zentralen Problemen (Eckstein 1988; Barnes/Kaase 1979). Wird einerseits davon ausgegangen, dass die Intentionen, welche sich in den politischen Einstellungen abbilden, zumindest teilweise ihren Ausdruck im konkreten politischen Verhalten finden, so zweifeln kritische Stimmen eine solche Beziehung nicht selten vehement an. Nun erscheint es auf der einen Seite eher unwahrscheinlich, dass politische Überzeugungssysteme gänzlich ohne Einfluss auf das Handeln der Bürger sind. Genauso wenig darf man aber auch eine deterministische Beziehung zwischen politischen Überzeugungen und politischen Verhaltensweisen unterstellen, entsprechen doch oft die zu beobachtenden Handlungen nicht den vorher geäußerten Intensionen der Individuen. Am wahrscheinlichsten ist eine Beziehung, in der das politische Verhalten abhängig von der jeweiligen Situation in der Umwelt des Handelnden bestimmte Wert- und Einstellungsmuster integriert und verschiedenen Einflussfaktoren Rechnung trägt (z.B. finanzielle Möglichkeiten der Person, familiäre Situation des Einzelnen und das vorhandene Set der Handlungsmöglichkeiten). Nun werden gerade in der Diskussion um die Demokratisierung und Konsolidierung der jungen demokratischen Systeme Osteuropas Aspekte der politischen Kultur neben und in den Prozessen der politischen Institutionalisierung thematisiert. Ausgehend von transitionstheoretischen Fragestellungen wird die These formuliert, die Konsolidierung einer Demokratie lasse sich an der Etablierung demokratischer Institutionen sowie der Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur festmachen (Linz/Stepan 1996a 1996b; Diamond 1999; Merkel 1999). Zu diesem Zweck werden Einstellungen zum politischen System, die Unterstützung des politischen Regimes und der politischen Gemeinschaft sowie die Zufriedenheit mit der Demokratie als Kennzeichen der Bewertung von Stabilität existierender Demokratien – und damit ihrer Konsolidierung - herangezogen. Im Gegensatz dazu wird die reale Partizipation der Bürger am politischen Geschehen als eher nebensächlich für den weiteren Verlauf der Konsolidierung betrachtet. 1 Dies ist insofern bemerkenswert, weil in vielen Ländern der Umbruch in starkem Maße mit konkreten konventionellen und unkonventionellen Formen der Beteiligung der Bürger am Systemwechsel (Merkel u.a. 1996; Merkel 1999) verbunden war. Auch auf der theoretischen Ebene widerspricht es verschiedenen Erkenntnissen der neueren politischen Institutionentheorien (Peters 1 Dies gilt vor allem für Partizipationsformen der Bürger jenseits der formal geregelten Wahlteilnahme, welche anlässlich einzelner Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zumindest eine kurzzeitige Aufmerksamkeit findet. 2 F.I.T. Discussion Paper 04/00 1996; DiMaggio/Powell 1991). In diesen Konzepten werden Verhaltensweisen der einzelnen Akteure und von diesen internalisierten, das Verhalten prägenden Normen als maßgebliche – institutionalisierte – Bestandteile der Stabilität und Konstitution eines politischen Systems genannt (North 1992; Rothstein 1996). Sie gehen davon aus, dass „nicht nur die formalen Verfassungsinstitutionen, sondern formale und informelle Regeln, Handlungsnormen und tatsächliches Verhalten“ (Schmidt 1995: 430) Bedeutung für das politische System und die Stabilisierung bzw. Konsolidierung der Demokratie besitzen. Diese unterliegen historisch und kulturell variablen Vorbedingungen. Während sich jedoch formelle Institutionen qua Gesetz relativ schnell verändern lassen, ist eine Modifikation der informellen Regeln, Gepflogenheiten und Verhaltenskodizes schwierig und langwierigen Prozessen unterworfen (North 1992: 7). Sie gehören zum eher langfristig ausgerichteten Bereich der (politischen) Kultur und werden nicht zuletzt durch Gewöhnung, Erfahrung und Sozialisation weitergegeben. Gerade diese Langlebigkeit kultureller Normen und Verhaltensweisen wird aber in den Transformationsstaaten Osteuropas in Frage gestellt. „Die Verflüssigung der Normen am Ende autokratischer Herrschaft und die noch nicht vollzogene Konstituierung demokratischer Verfahren hinterlässt ein institutionelles Vakuum“ (Merkel u.a. 1996: 11; Rüb 1996). Nicht nur formelle, sondern auch informelle Institutionen müssen teilweise neu konstruiert oder modifiziert werden, um sie als Handlungsleitlinien für eine marktwirtschaftlich organisierte Demokratie verwendbar zu machen. Dabei kommt den Handlungsnormen und dem Verhalten der Bürger in den jungen Demokratien eine besondere Bedeutung zu. So leben einerseits die neu etablierten formellen Institutionen von ihrer Anerkennung durch die Bevölkerung, andererseits werden die informellen Muster sogar durch die Individuen selbst geschaffen. Daher Abbildung 1: Modell politischer Partizipation Quelle: Eigene Zusammenstellung (siehe auch Pickel/Pickel 1999: 238). G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 3 ist neben den gesellschaftlich-politischen Konventionen und Regeln die tatsächliche politische Partizipation der Bürger in den sich transformierenden Gesellschaften ein wichtiger Faktor für die Stabilität der Demokratie und die Konsolidierung der Transitionsstaaten. Für die empirische Auflösung dieser Fragestellung bieten sich die Transitionsstaaten Osteuropas an, ermöglichen sie doch mit ihrer Heterogenität in dem Stand verschiedenster politisch-kultureller Merkmale eine differenzierte Analyse der dargestellten Fragestellung. Nimmt man also die Situation der osteuropäischen Transitionsländer als Zielpunkt der Erklärungen, so stellt sich die Frage, inwieweit sich die politische Partizipation der Bevölkerungen innerhalb dieser Gruppe unterschiedet, genauso wie die Frage, inwieweit die Situation in den Transitionsgesellschaften Osteuropas von der Situation in den etablierten westeuropäischen Demokratien differiert. Um sich diesen Beziehungsmustern anzunähern, ist es notwendig die Einstellungen der Bürger hinsichtlich der Normen-, Struktur- und Effektivitätsebene des politischen Regimes und die Bereitschaft sowie Nutzung verschiedener Formen der politischen Partizipation herauszuarbeiten. Während eine stärkere Akzeptanz der demokratischen Verfahren seitens der Bürger zur Stabilisierung der demokratischen politischen Ordnung beitrüge, würde ein Rückzug ins Private und ein damit verbundener Rückgang konventioneller politischer Partizipation das politische System eher destabilisieren. Dabei ist die generelle Bedeutung politischer Partizipation, wie auch die Wirkung der politischen Kultur für die Stabilisierung des politischen Systems und die Etablierung einer Zivilgesellschaft in der Forschung wenig umstritten (Linz/Stepan 1996b; Lauth/Liebert 1999). Ein größerer Dissens besteht hinsichtlich der Wechselwirkung zwischen Einstellungen zum demokratischen System und politischer Partizipation. Somit ist es, neben der Darstellung des Standes der politischen Kultur und politischer Beteiligung in Osteuropa, auch notwendig festzustellen, inwieweit politisches Verhalten oder Einstellungen zur Partizipation durch diese Wertmuster der Individuen bedingt werden. Der Zusammenhang zwischen den Einstellungen, die über das Konzept der politischen Unterstützung (Easton 1975) erfasst werden, und der realen Partizipation am politischen Geschehen ist hier von Interesse. Ist z.B. im Fall der formalen Institution der Wahl eine direkte Rückwirkung der politischen Kultur auf die politische Struktur relativ problemlos erkennbar, so sind die Folgen politischer Einstellungen für weitere Partizipationsformen nur relativ schwer zu entschlüsseln. 2 Ähnlich wie bei der politischen Kultur existieren unterschiedlich stabile Regelsysteme individuellen und kollektiven Verhaltens, die durch ihre Spannbreite von konventionell-legalen Formen über unkonventionelle Formen bis hin zur systemverändernden Partizipation unterschiedliche Verfestigungen im Verhaltens- und 2 Empirische Grundlage der quantitativen Analyse sind im Schwerpunkt die Daten des “International Social Survey Programmes” von 1996 mit dem Schwerpunkt “Role of Government”. Für die vorgestellten Analysen und Schlussfolgerungen tragen weder das Zentralarchiv für empirische Sozialforschung in Köln, noch die Primärerheber der Studie irgendeine Verantwortung. 4 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Handlungssystem von Individuen in den Transformationsgesellschaften erfassen (Uehlinger 1988; Kaase 1990; Pickel/Pickel 1999). Gehen wir davon aus, dass Verhalten und Einstellungsmuster nicht gänzlich voneinander unabhängig sind, so erscheint es sinnvoll, das handlungstheoretische Element (wie es seitens der an rational choice-Ansätzen orientierten ökonomischen Institutionentheorie stärker in den Vordergrund gerückt wird) mit dem an tradierten Wertmustern ausgerichteten Bereich der politischen Kultur zu verbinden. 3 In Konzepten der politischen Kultur werden bereits seit längerer Zeit (Almond/Verba 1963, Easton 1975) neben flexibleren kulturellen Mustern auch institutionalisierte Normen und Werte als Bestandteile demokratischer politischer Kulturen berücksichtigt. Formelle Institutionen können demnach als gesetzlich geregelte Normen, Verfahren und Strukturen des politischen Systems aufgefasst werden, welche auf der Verhaltensebene die Formen der konventionellen Partizipation ordnen. Man kann davon ausgehen, dass sie generell demokratisch sind, sonst widersprächen sie der Intention demokratischer Verfassungen. Informelle Institutionen manifestieren sich in konventionellen wie auch unkonventionellen Formen der Partizipation und können im Gegensatz zu formellen Institutionen auch nicht-demokratisch strukturiert sein (Lauth 1999). Partizipation in konventionellen Formen wie in Wahlen und Parteien kann dabei genauso als systemimmanent oder systemstabilisierend gelten, wie auf der anderen Seite die Verweigerung nichtdemokratischer unkonventioneller oder systemverändernder Beteiligungsformen. Dem Typus der unkonventionellen, legalen problemspezifischen Partizipation muss dabei eine Übergangsstellung eingeräumt werden, hängt ihr Destabilisierungspotential doch vom Anlass und von der Form der Problemstellung und der Mobilisierung der Akteure ab. 2. Maßzahlen politischer Unterstützung in den Transitionsstaaten Osteuropas 2.1 Spezifische Formen politischer Unterstützung im Vergleich Ein erster Schritt für die Explikation der empirischen Beziehung zwischen politischen Einstellungen und politischer Partizipation, ist ein Blick auf die Verteilung beider Komponenten im europäischen Vergleich. Für eine strukturierte Darstellung der politischen Einstellungen eignet sich am besten das Konzept der politischen Unterstützung von David Easton (1975). Die hier verwendeten politischen Einstellungen befinden sich ihre Zielobjekte betreffend auf verschiedenen Ebenen: Dies sind einerseits die Normen und Werte eines demokratischen politischen Systems, die Strukturbeurteilung des demokratischen Systems, die Performanz (die Bewertung des Erscheinungsbildes) der Demokratie, sowie die Beziehung zwischen dem Lebensbereich Politik und dem Individuum in einem weiterem Sinne. 3 Damit dürfte auch die historisch ausgerichtete Institutionentheorie Berücksichtigung gefunden haben (Peters 1996: 210). G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 5 Letzterer Bereich reflektiert eine stark am Output der Regierenden und den Möglichkeiten des Inputs in das Systems ausgerichtete Beziehung zum politischen Leben. Dies umfasst auf der Seite des Bürgers das politische Interesse des Einzelnen, sein politisches Wissen bzw. die Meinung gut informiert zu sein, die Bewertung der Umsetzung seiner Wünsche in Regierungshandeln (Internal Efficacy) und ihre angemessene Vertretung durch die gewählten Repräsentanten (External Efficacy). Tabelle 1: Spezifische politische Einstellungen 1996 im Vergleich Politisches Interesse Understand important political issues Average citizen has influence Civil servants can be trusted Westdeutschland 27 (71) 41 19 (-57) 26 (-44) Großbritannien 39 (64) 45 14 (-68) 25 (-40) Italien 41 (56) 52 25 (-58) 11 (-73) Irland 36 (58) 63 30 (-60) 52 (-27) Norwegen 37 (81) 51 18 (-58) 37 (-25) Schweden 36 (69) 41 12 (-62) 12 (-56) Spanien 22 (40) 39 27 (-55) 24 (-53) Frankreich 51 (81) 63 31 (-53) 19 (-58) Lettland 23 (61) 29 27 (-58) 23 (-54) Polen 20 (61) 38 17 (-69) 17 (-55) Russland 12 (50) 31 13 (-75) 15 (-67) Ostdeutschland 25 (68) 36 13 (-69) 17 (-57) Ungarn 18 (49) 29 10 (-82) 15 (-62) Tschechische Rep. 40 (68) 29 9 (-77) 16 (-55) Bulgarien 34 (60) 40 18 (-66) 27 (-40) Slowenien 22 (53) 42 10 (-78) 24 (-50) Philippinen 30 (63) 54 47 (-28) 41 (-28) Kanada 50 (82) 68 25 (-56) 25 (-43) USA 41 (73) 56 32 (-48) 20 (-54) Quelle: ISSP 1996 Role of Government, eigene Berechnungen; durchschnittlich 1000 Befragte; Politisches Interesse = Very, fairly interested; in Klammern (Very, fairly, somewhat interested); anderer Werte sehr stark oder zustimmend auf einer 5-Punkte Skala; andere Werte sind zustimmende Antworten auf einer 5-Punkte Skala; „civil servants can be trusted“ = Werte in Klammern jeweils ablehnende Werte der zwei entgegengesetzten Kategorien. 6 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Diese Maßzahlen der politischen Unterstützung zeigen eine eher geringe Zufriedenheit der osteuropäischen Bevölkerungen mit ihren neuen politischen Systemen. 4 So ist z.B. 1996 das politische Interesse in fast allen osteuropäischen Transitionsstaaten eher niedrig ausgeprägt. Fast die Hälfte der befragten Osteuropäer bekunden gar kein oder ein sehr geringes politisches Interesse. Besonders ungünstig sind dabei die Werte in Russland und Ungarn. Ob damit ein klarer Hinweis auf eine in der Bevölkerung verbreitete politische Apathie aufgefunden werden konnte, ist allerdings fraglich. Wenn man einen Blick auf die westeuropäischen Vergleichszahlen – und insbesondere Spanien – wirft, so wird deutlich, dass auch in deren Bevölkerungen das politische Interesse im Durchschnitt oft nur unwesentlich höher als in Osteuropa ausgeprägt ist und gleichfalls (abgesehen von Frankreich) eher unter den Werten in Nordamerika liegt. 5 Eine aus diesen Ergebnissen möglicherweise zu vermutende Distanz gegenüber der Politik ließe sich z.B. aus der Einschätzung des eigenen politischen Wissensstandes erklären. Ein eher geringes Wissen über die neuen politischen Strukturen und die Demokratie könnten die Kenntnis der eigenen Einflussmöglichkeiten verstellen. Hier sind die Unterschiede zwischen West- und Osteuropa etwas deutlicher. Nur ungefähr ein Drittel der osteuropäischen Bürger bekennt politische Fragestellungen verstehen und einschätzen zu können. Möglicherweise besteht an dieser Stelle ein Problem für die weitere Konsolidierung der noch jungen demokratischen Systeme, wird doch gerade der mündige Bürger als das Idealziel der Zivilgesellschaft angesehen (Merkel/Lauth 1998). Allerdings ist auch die geringere Zeit der Verbreitung demokratischen politischen Wissens in Osteuropa in Rechnung zu stellen. So sollte man nach erst 7 Jahren demokratischer Erfahrungen eine geringere politische Kompetenz als nicht ganz überraschend akzeptieren. Wiederum sind es Russland – stellvertretend für alle Nachfolgestaaten der UdSSR – und Ungarn, sowie zusätzlich Lettland und die Tschechische Republik, welche die ungünstigsten Werte des politischen Wissens aufweisen. Hier liegen sogar die Vergleichswerte der Philippinen erheblich höher. Sind diese Werte nun gleichzeitig ein Ausdruck für eine existierende politische Apathie in Osteuropa? Ein guter Indikator für politische Apathie sind Fragen nach der Einschätzung der Umsetzung der Interessen der Bürger durch ihre Vertreter bzw. den Einfluss, den man als Bürger auf diese besitzt. Wie es scheint gehen fast drei Viertel der Bürger der osteuropäischen Staaten davon aus keinen nennenswerten Einfluss auf das politische Geschehen zu besitzen. Zwar wird diese Einschätzung auch von einer deutlichen Mehrheit der Bürger etablierter westeuropäischer 4 Zum besseren Vergleich der Ergebnisse wurden für diesen Beitrag auch über Europa hinausgehende Nationen, wie USA und Kanada, herangezogen. Die über die ISSP 1996 ebenfalls zugänglichen Daten der Philippinischen Bevölkerung gibt zusätzlich die Möglichkeit ein außereuropäisches Transitionsland in Relation zu den osteuropäischen Transitionsländern zu betrachten. 5 Bemerkenswerterweise sind gerade in Italien und der Tschechischen Republik, Ländern mit geringem Vertrauen in ihre öffentlichen Bediensteten, zu USA und Kanada vergleichbare höhere Werte des politischen Interesses aufzufinden. G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 7 Demokratien (incl. der westlichen Demokratien der USA und Kanadas) geteilt, trotzdem muss dies als Problem der Integration der Bürger in das politische System angesehen werden, fördert es doch nicht unwesentlich eine gewisse Interesselosigkeit an und Distanz zur Politik, die unter den Bedingungen großer ökonomischer und sozialer Belastungen der Bürger der Transitionsstaaten die Verankerung der Demokratie bei den Individuen behindert. Betrachtet man z.B. das asiatische Transitionsland Philippinen, so sind dort die Werte erheblich höher ausgeprägt als in Osteuropa, was auf die Möglichkeit einer positiven Mobilisierung auch in den Transitionsstaaten hinweist. Diese Distanz zum politischen System spiegelt sich im Vertrauen in dessen öffentliche Dienstleister, der sogenannten External Efficacy, wieder. So hegen die Bevölkerungen fast aller osteuropäischer Staaten nur geringes Vertrauen in die öffentlichen Angestellten ihres Landes. Nur Schweden und Italiener erreichen in Westeuropa ähnlich schlechte Werte. Doch sind die Vertrauenswerte generell eher schwankend und nicht ganz eindeutig in ihrer Verteilungsstruktur. Die Komponente des Vertrauens in das politische System und dessen Träger wird in der folgenden Betrachtung des politischen Institutionenvertrauens detailliert dargelegt. Fasst man diese Ergebnisse zusammen, so besteht in Osteuropa eine generell etwas höhere Distanz zum konkreten politischen System, die sich aus einem geringeren Vertrauen in die Umsetzung ihrer politischen Wünsche speist. Zweifelsohne sind die noch geringere Erfahrung mit demokratischen Gepflogenheiten und die angespannte ökonomische Situation hier als Erklärungsgründe anzuführen. Dabei existieren zwischen den osteuropäischen Staaten teilweise erhebliche Unterschiede, die sich meistens in einer ungünstigeren Beurteilung der Bevölkerung Ungarns und der UDSSR Nachfolgestaaten manifestieren. 2.2 Vertrauen in politische Institutionen Zwischen diesen Betrachtungen und der Ebene der politischen Gemeinschaft ist die Strukturebene des politischen Systems angesiedelt (Fuchs/Roller 1994: 17). Für sie stehen überwiegend Einstellungsmuster, die sich direkt an die Institutionen des politischen Systems richten. Wie die Ergebnisse verschiedener empirischen Untersuchungen zeigen, bestehen nicht nur zwischen den Transitionsländern Unterschiede. Auch zwischen den Bewertungen der Zielinstitutionen des Vertrauens sind teilweise erhebliche Differenzen ersichtlich (Plasser/Ulram/Waldrauch 1997: 144, 147; Plasser/Ulram 1996: 19; Plasser/Ulram 1999). So erfährt üblicherweise (mit Ausnahme Polens und Russlands 1994 und der Slowakei 1998) der Staatspräsident die höchste Zustimmung (in 8 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Tabelle 2: Vertrauen in politische Institutionen im Vergleich CR Slowakei Ungarn Polen OD Ruß 199 199 199 199 199 199 199 199 199 199 4 8 4 8 4 8 4 8 3 4 68 60 61 29 55 53 19 40 - 24 - 50 - 25 - 33 - 36 - - Government 56 26 31 21 21 25 25 23 25 19 Parlament 32 15 22 25 23 25 24 23 26 12 Parteien 24 15 15 15 11 11 8 9 18 14 Armee 39 31 47 58 44 40 59 53 39 50 Gerichte 40 25 33 35 46 39 34 30 36 25 Polizei Government authorities and civil services 36 27 29 27 31 26 30 28 45 32 35 33 41 24 32 28 36 22 21 19 Präsident Premierminister Quelle: Plasser/Ulram (1996: 19; 1999); CR = Tschechische Republik, OD = Ostdeutschland, Ruß = Russland. der Regel um die 60%). Auch der Armee und der Polizei wird zumindest von der Hälfte der Bürger ein halbwegs fundiertes Vertrauen entgegengebracht (1998 Slowakei 58%, Ungarn 40%, Polen 53%, Russland 50%). Der Vertrauenszuschuss für die Gerichte im allgemeinen, das Parlament oder die Parteien liegt erheblich hinter diesen Zustimmungsraten zurück. So gewährten 1998 15% der Bürger in der Tschechischen Republik und der Slowakei und gar noch weniger in Russland, Ungarn und Polen den Parteien ein gewisses Vertrauen. Da auch ein Viertel der Bürger dem Parlament – also dem zentralen Repräsentanten des Volkswillens in einem demokratischen System – Vertrauen schenkten (Tschechische Republik 15%; Russland 12%) muss die Bewertung dieser im politischen Tagesgeschäft stehenden politischen Institutionen als kaum Demokratiestabilisierend angesehen werden. Für Bulgarien konnte Juchler (1997: 903) einen eindeutigen Vertrauensvorsprung des Militärs (60%) nachweisen. Private Unternehmen (43%) und der Präsident (38%) folgten. Somit kann auch für Bulgarien von einer Präferenz für repräsentative Institutionen und einer Sicherheitsorientierung der Bürger ausgegangen werden. Somit ist festzustellen, dass mit dem Staatspräsidenten eine repräsentative, dem politischen Wettbewerb stärker entzogene politische Institution, über das größte Vertrauen in den Bevölkerungen fast aller ostmitteleuropäischen Staaten verfügt6. In der Gunst der Bürger folgen meist Institutionen außerhalb des politischen Wettbewerbs, die für Sicherheit und Ordnung sorgen. Der Regierung vertrauen nur Bürger in Staa- 6 Hier ist darauf hinzuweisen, dass für die Betrachtungen des politischen Institutionenvertrauens leider nicht eine so breite Länderauswahl, wie in anderen Analysen zur Verfügung standen, da hier aus Aktualitätsgründen und Verfügbarkeitsgründen verschiedene Sekundärdatenquellen zur Rate gezogen werden mussten. G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 9 ten, in denen die Regierenden einen gegenüber anderen osteuropäischen Staaten relativen Wohlstand und eine positive Wirtschaftsentwicklung sichern konnten. Demokratischen Strukturen, welche nicht stark mit konkreten Personen oder politischen Entscheidungen verknüpft werden, sind in den jungen osteuropäischen Demokratien (mit gewissen internen Unterschieden in den Werten) relativ gut etabliert. 7 Politische Institutionen des Tagesgeschäftes werden dabei aber von den Bürgern teilweise gar nicht als zur Strukturebene gehörig identifiziert, sondern nach ihren Amtsinhabern, und damit nach der Leistung die sie in den Augen der Bürger konkret erbringen beurteilt. Dabei muss man sicher davon ausgehen, dass die Strukturebene oft in starker Beziehung zur Normenebene der Demokratie steht. Die stärker an die Tagespolitik gebundenen Institutionen, wie die Regierung, werden dagegen eher unter dem Gesichtspunkt ihres „Outputs“ bewertet. 2.3 Werte und Normen der politischen Unterstützung Für die Werte und Normen-Ebene wird die Konstitution der politischen Gemeinschaft und ihre Unterstützung als zentrales Kennzeichen angesehen (Klingemann 1998: 10-11). Diese stark auf das nationale Bewusstsein ausgerichtete Operationalisierung unterliegt aber einem grundlegenden Mangel: So befinden sich die osteuropäischen Länder teilweise noch im Prozess der Staatswerdung (“Nation Building”), was durch die damit verbundene starke Betonung nationaler Identitäten zu einer zumindest teilweisen Kontraststellung zur Etablierung von Demokratie und Zivilgesellschaft führen kann. Zusätzlich wirken sich historische Besonderheiten – wie z.B. die jüngere nationalsozialistische Geschichte in Deutschland – einschränkend auf die Validität dieses Indikators aus. Auch die Messung des interpersonalen Vertrauens erweist sich als nur beschränkt aussagekräftig (Pickel 1997: 115). Adäquater für die Abbildung einer positiven Einstellung zu den Normen und Werten der Demokratie in den Transformationsländern ist das Ausmaß der Ablehnung von Systemalternativen wie Militärregime, Rückkehr zum kommunistischen Regime oder zur Regierung eines starken Führers ohne Wahlen. Wie sich zeigt, wird in kaum einem osteuropäischem Land die Demokratie als Staatsform an sich in Frage gestellt. Die Zustimmungsraten unterscheiden sich oft nicht von denen in südeuropäischen Ländern 1985. Zwar sind einige Bürger Systemalternativen gegenüber aufgeschlossen, es handelt sich hier aber um deutliche Minderheiten innerhalb der Gesamtbevölkerungen. So erfährt z.B. ein starker Führer, der nicht durch eine Volkswahl bestimmt wird, in einigen Ländern Zustimmung von bis 7 So konnten Fuchs und Roller 1994 folgende Unterstützungsgrade für die Struktur der Demokratie ermitteln: Ostdeutschland 84%; Tschechien 80%; Ungarn 94%; Slowenien 89%; Bulgarien 97% (Fuchs/Roller 1994: 27). Diese Werte konnte Klingemann 1998 mit Daten des WorldValue Surveys 1995-98 für die Demokratie als Regierungsform überwiegend bestätigen. (Klingemann 1998: 22-23). 10 F.I.T. Discussion Paper 04/00 zu 30% der Bürger. Auch die Reduktion des „Parteienchaos“ durch die Einführung eines Einparteiensystems findet analog bei einer gleich großen Gruppe von Personen Zustimmung. Eine Rückkehr zu einem kommunistischen Regime oder gar die Veränderung zu einem Militärregime wird dagegen eher selten bevorzugt (und dies trotz der hohen Vertrauenswerte in die Armee). Tabelle 3: Einstellungen zu Systemalternativen Angaben in % Demokratie ist in jedem Fall zu bevorzugen** Westdeutschland Präferenz für Präferenz für ein Einparein Militärteienregime* system** 8 Rückkehr zum komunistischen Regime befürwo rten* Präferenz für starken Führer ohne Wahlen* - - (25) Österreich 90 (-5) 5 Spanien*** 70 (-10) Italien*** 70 (-13) 6 Polen 61 (-10) 23 Rumänien 66 (-209 23 12 12 29 Russland 39 (-28) 35 12 35 32 Ukraine 44 (-34) 42 Slowakei 64 (-15) 24 1 19 19 - - (20) Ostdeutschland Tschechien 64 (-13) 13 3 (2) 11 (6) 14 (24) Ungarn 71 (-12) 22 3 (2) 19 (17) 21 (27) 4 (3) 12 (12) 29 (71) 15 (14) 29 (24) 23 (66) Slowenien Bulgarien 54 (-16) 23 Quelle: Juchler (1997: 906); Seifert (1995: 12);* Werte in Prozent, in Klammern Winter 1993/1994; Rose in White (1998: 291); ** Plasser/Ulram (1999); *** Italien und Spanien Werte 1985; negative Werte in Klammern Zustimmung zu „Diktatur ist möglicherweise besser“. Diese Bewertungen differieren über die untersuchten Länder. Auffällig ist z.B. die Entwicklung in Bulgarien: Fast die Hälfte der Befragten in diesen Ländern wünschte sich 1993/1994 noch eine starke Führungspersönlichkeit. In Bulgarien betrieb eine Übergangsregierung zu dieser Zeit mehr Krisenmanagement als Reformpolitik, der Lebensstandard der Bevölkerung befand sich im freien Fall und der Präsident entzog schließlich der erfolglosen Regierung sein Vertrauen (Höpken 1995). Dies besitzt allem Anschein zufolge Nachwirkungen in den Bevölkerungseinstellungen bis 1999, wie Abbildung 3 belegt. Zwei weitere Ausnahmen gegenüber der positiven Demo- G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 11 kratiebewertung sind Russland und die Ukraine.8 Hier nennen immerhin jeweils ein Drittel der Bürger entweder die Rückkehr zu einem kommunistischen Regime, die Einführung eines Einparteiensystems oder einen starken Führer als akzeptable Alternativen. Nur ca. 40% bevorzugen die Demokratie in jedem Fall. Da diese – eher bedenklichen – Werte als repräsentativ für die nicht-baltischen Nachfolgestaaten der UDSSR angesehen werden müssen, dürfte hier eine Ausgrenzung aus dem politischen Raum Europa (z.B. definiert anhand der EU-Staaten) Bedeutung besitzen. In Osteuropa scheint sich hinsichtlich der Werte und Normen der Demokratie ein positiver Grundkonsens herausgebildet zu haben. Die normativen Prinzipien sind nicht nur in den Verfassungen formal institutionalisiert, sondern sie finden sich auch als formelle und informelle demokratische Institutionen in den Einstellungen der Mehrheit der Bürger wieder.9 Von diesem Muster weichen vor allem die Staaten ab, die sich momentan keine Hoffnungen auf eine engere Bindung an die Europäische Union machen dürfen – also die Nachfolgestaaten der UdSSR (mit Ausnahme von Lettland, Estland und Litauen). 2.4 Die Bewertung des demokratischen Systems Besonders interessant ist die Beurteilung der Funktionsweise des politischen Systems. Sie ist im Zwischenbereich der Performanzebene (Bewertung der Effektivität des demokratischen Systems) und der Strukturebene (“demokratisches System“ und Tendenz zu Wandel und Veränderung des Systems) angesiedelt und verbindet eine realitätsnahe Evaluation des politischen Systems mit gewünschten Konsequenzen. Voll und ganz zufrieden mit der Performanz ihres politischen Systems sind die wenigsten Bürger der untersuchten Staaten Osteuropas. 10 Ca. die Hälfte der Bürger Lettlands, Bulgariens, Sloweniens und der Tschechischen Republik und etwas weniger in Ostdeutschland und Polen, wünschen mehrheitlich stärkere Veränderungen in der jeweiligen politischen Ordnung. Am deutlichsten wird dieser Wunsch nach Korrekturen des Transformationsprozesses in Ungarn, wo die sozialistisch-liberale Koalition entgegen ihrer Wahlversprechen einen harten Sparkurs durchgesetzt hatte. Dieser erzielte zwar deutliche Fortschritte bei der Transformation der Wirtschaft, welche jedoch nicht in einer Anhebung des Lebensstandards der ungari- schen 8 Aufgrund anderer Daten und Ergebnisse (z.B. Central and Eastern Eurobarometer) kann davon ausgegangen werden, dass auch die weiteren UdSSR-Folgestaaten (mit Ausnahme der baltischen Staaten) diesem Muster folgen dürften. 9 Darauf deuten auch die Zustimmungsraten zu politischen Freiheitswerten in den angesprochenen Ländern hin (Fuchs/Roller 1994: 24; Fuchs/Klingemann 1998). 10 Diese sind gut abzulesen aus der Frage der Eurobarometer-Studien. So waren nach den Central and Eastern Eurobarometern in Slowenien 1997 38%, Ungarn 32% (1996 noch 22%), Tschechien 32% (1996 noch 42%), Bulgarien 23% (1996 noch 6% !) mit der Demokratie, wie sie sich gerade präsentiert, zufrieden. Als Vergleichswerte können für Westdeutschland 55% und für Ostdeutschland 42% 1998 dienen. 12 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Durchschnittsbevölkerung resultierten. 11 Ähnlich ist die Situation in Russland, wo Korruption, die bereits aufgezeigte Einflusslosigkeit der Bürger und die 11 Die ersten Monate der neuen Führung im Herbst/Frühjahr 1994/1995 wurden auch eher als “try and error”-Regierung empfunden, klare politische Konzepte kristallisierten sich erst im späteren Verlauf der Legislaturperiode heraus. G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 13 Tabelle 4: Beurteilung der Funktionsweise des demokratischen Systems 1996 funktioniert gut – keine Veränderungen funktioniert gut – leichte Ve ränderungen funktioniert nicht – stärkere Veränderungen funktioniert nicht – totaler Wandel Westdeutschland 12 71 16 1 Großbritannien 6 64 25 5 Italien 2 27 50 21 Irland 10 71 16 3 Norwegen 10 78 10 2 Schweden 6 54 34 6 Spanien 9 54 26 11 Frankreich 4 63 25 8 Lettland 2 40 46 12 Polen 3 54 36 7 Russland 2 16 49 33 Ostdeutschland 1 59 35 5 Ungarn 1 22 55 22 Tschechische 2 46 39 13 Bulgarien 2 43 39 16 Slowenien 3 46 42 9 Philippinen 12 45 28 15 Kanada 5 70 20 5 USA 5 67 24 5 Rep. Quelle: ISSP 1996 Role of Government, eigene Berechnungen; durchschnittlich 1000 Befragte. wirtschaftlichen Probleme der aktuellen Politik und damit aber auch der Demokratie einen schweren Stand bescheren. Generell ist für die osteuropäischen Transitionsländer von einer Verbindung der Performanz des politischen Systems mit wirtschaftlichen Aspekten auszugehen. Im Falle der Tschechischen Republik kommen – wie in Ungarn und Russland - politische Skandale und Korruptionsaffären hinzu, welche teilweise in tätlichen Angriffen auf Regierungspolitiker gipfelten. Zusätzlich wurden unter der Regierung Klaus einige verfassungsmäßige Vorgaben z.B. im Bereich der Ausschüsse außer Acht gelassen. Das demokratische System wies also in der Tat 14 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Defizite auf, die aufgrund des verhältnismäßigen wirtschaftlichen Wohlergehens zunächst hingenommen wurden.12 Die Einstellungen der slowenischen Bevölkerung haben sich im gleichen Zeitraum leicht verschlechtert (Plasser/Ulram/Waldrauch 1997: 114). Der Anteil der Zufriedenen mit dem Funktionieren der Demokratie stagnierte bei ca. der Hälfte der Bürger, der Wunsch nach Veränderung wurde hingegen gestärkt. In Bulgarien zeichnet sich ein Anstieg der Unzufriedenheit mit der Art der Demokratie der sozialistischen Regierung 1994-1996 ab. Ende des Jahres 1996 vertrieben Proteste der Bevölkerung und die Unfähigkeit der Regierung, die Versorgungskrise zu lösen, die Postkommunisten aus dem Amt. Neuwahlen führten zur Bildung einer konservativen Koalitionsregierung unter Führung dissidenter Oppositioneller aus der kommunistischsozialistischen Zeit. Offenbar schöpfte die bulgarische Bevölkerung aus diesem Wandel zumindest etwas Hoffnung, denn die Zufriedenheit mit der aktuellen bulgarischen Demokratie erholte sich seither wieder, wenn sie auch noch weit niedriger als in fast allen übrigen Ländern ist (Daten der Central and Eastern Eurobarometer 1991 bis 1997). Während sich die Entwicklung in Ostdeutschland auf im Vergleich zu den osteuropäischen Staaten hohem Niveau stabilisiert hat, ist in Russland eine Stabilisierung auf extrem niedrigem Niveau festzustellen. Einzig in Pollen ist in den letzten Jahren ein nennenswerter Aufschwung zu beobachten. Während Bulgarien und Ungarn sich nach einer Phase der Kritik und der allgemeinen Unzufriedenheit seit 1996 offenbar in einer Bestätigungsphase befinden, in der Transformationserfolge der Regierenden mit zunehmender Zufriedenheit seitens der Regierten allerdings noch auf niedrigem Niveau honoriert werden, schlagen sich in Tschechien, Lettland und Slowenien erste „Mangelerscheinungen“ des politischen Systems negativ auf die Zufriedenheit mit der Funktionsfähigkeit der Demokratie nieder. Etablierte westeuropäische Demokratien (mit Ausnahme Italiens) oder Transformationsländer, in denen der institutionelle politische und wirtschaftliche Übergang praktisch abgeschlossen ist, wie z.B. Ostdeutschland und Polen, weisen etwas höhere Zufriedenheitswerte auf. Hier wird Unzufriedenheit kaum mehr mit Dysfunktionen des politischen Systems als vielmehr mit dem Unvermögen regierender Parteien oder Politiker begründet (Pollack/Pickel 1998 2000). Grundsätzlich das ungünstige politische Meinungsklima findet sich seit Jahren konsistent in Russland und seinen Nachbarstaaten Ukraine, Georgien und Weißrussland. Hier ist es fraglich, ob bislang überhaupt von einer Phase der Konsolidierung gesprochen werden kann, oder ob diese erst noch erreicht werden muss. 12 Eine Tendenz zur relativen Zufriedenheit spiegelt sich auch in den Reaktionen auf die Frage nach der allgemeinen Demokratie- und Systemzufriedenheit wieder (Plasser/Ulram/Waldrauch 1997: 110). Vergleichsdaten weisen auf eine stabile Zufriedenheit der Bürger mit der tschechischen Demokratie zwischen 1990 und 1995 hin. G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 15 3. Ausprägungen politischer Partizipation in ausgewählten europäischen Staaten 1996 Wie wirkt sich nun die Unzufriedenheit oder Zufriedenheit mit dem demokratischen politischen System und seiner Performanz auf das Verhalten der Bürger aus? Führt die Unzufriedenheit mit der Demokratie zu verstärkter Teilnahme an der politischen Willensbildung, um eventuell Korrekturen durchsetzen zu können oder wählen die Bürger aus Gründen der Desillusionierung und Lethargie den Rückzug ins Private? Werden die Beteiligungsmöglichkeiten, die formelle Institutionen bieten, angenommen, d.h. werden konventionelle Partizipationsformen, die mit offiziellen politischen Institutionen korrespondieren, internalisiert oder wählen die Bürger unkonventionelle Partizipationsformen, die sich in dem System kritisch gegenüberstehenden Haltungen niederschlagen? 3.1 Wahlverhalten als Form konventioneller Partizipation Der durch die Verfassungen explizit vorgesehene Prozess politischer Willensbildung durch Beteiligung an Wahlen ist für die Etablierung eines stabilen demokratischen politischen Systems von elementarer Bedeutung. Zu diesem Zweck müssen Wahlen nach demokratischen Maßstäben geregelt und durchgeführt werden und sollten bei der Bevölkerung auf ein gewisses Maß an Beteiligung stoßen, andernfalls untergraben sie auf Dauer die Legitimität des bestehenden politischen Regimes. Allein die „korrekte“ Ausrichtung von Wahlen und eine rege Teilnahme der Bevölkerung ist unter dem Aspekt der Stabilisierung und Konsolidierung des demokratischen politischen Systems jedoch nicht ausreichend. Um diese Zwecke zu erfüllen, dürfen die Bürger bei den Wahlen auch keine zu starken Präferenzen für extremistische oder das System ablehnende Parteien aufweisen (Simon 1997)13. Hirschmann (1992) hat diese Reaktionsformen der Bürger als „exit“ (Rückzugsverhalten) bzw. „voice“ (Widerspruch) bezeichnet. Die Bereitschaft an Parlamentswahlen teilzunehmen, befindet sich in Osteuropa Mitte der 90er Jahre auf einem ähnlichem Niveau, wie in den meisten westeuropäischen Staaten. Die Wahlbeteiligungsraten pendeln zwischen zwei Dritteln und drei Vierteln der Wahlberechtigten. Gründungswahlen müssen von dieser vergleichenden Betrachtung allerdings ausgenommen werden: Ihnen kam außer der Wahl- auch eine 13 Die Analysen werden auf die Teilnahme an Parlamentswahlen beschränkt. Zum einen erscheinen diese als für die Stabilisierung des demokratischen politischen Systems am wichtigsten, werden doch die Vertreter des Volkes durch sie bestimmt. Zum anderen zeigen auch Forschungsergebnisse aus Westeuropa, dass Kommunalwahlen von den Bürgern häufig als weniger wichtig als Parlamentswahlen eingeschätzt werden. In Osteuropa ist dies offenbar kaum anders, so nahmen z.B. in Ungarn an den Kommunalwahlen 1990 im ersten Wahlgang nur 40%, im zweiten Wahlgang gar nur 29% der Wahlberechtigten teil. Hier erwies sich die Jahreszeit als ungünstig, viele Menschen auf dem Land gaben dem Einbringen der Ernte den Vorzug vor der Stimmabgabe (Ilonszki/Kurtan 1992: 150; Pickel, S. 1997) 16 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Abrechnungsfunktion mit dem alten Regime zu (Bogdanor 1990). Besonderheiten in diesem Zusammenhang sind z.B. das teilweise geringe Interesse der ungarischen Wahlberechtigen am zweiten Wahlgang der Parlamentswahlen oder die Wahlen in Polen. Die Wahlbeteiligung in Ungarn liegt in der Regel deutlich unter der des ersten Wahlganges, offenbar wird die Bedeutung der endgültigen Entscheidung über die Direktmandate unterschätzt und verhindert eine doppelte Mobilisierung zur Wahl zu gehen.14 In Polen übte das sehr komplizierte Wahlsystem eine abschreckende Wirkung auf die Bürger aus, was sich in anfänglichen Wahlbeteiligungsraten unter 50% widerspiegelte. Daneben ist noch Bulgarien zu erwähnen, wo die Gründungswahlen 1990 durch kurze Meldefristen noch einmal eine Bestätigung der BSP mit sich brachte und eine demokratische Auseinandersetzung um die Macht in die Zeit danach verschoben. Letztendlich sind hier kaum größere Defizite der osteuropäischen Länder festzustellen. Neben dieser Bereitschaft zur konventionellsten Form der Partizipation, ist im Kontext der „voice“ Funktion die Hinwendung zu Parteien mit extremen Positionen von Interesse. Parteien, die in Westeuropa gemeinhin als „rechts“ eingeordnet werden können derzeit in Osteuropa nur schwer identifiziert werden. Dies liegt vor allem daran, dass die Begriffe „rechts“ und „links“ dort nur unklar definiert sind. Trotzdem lassen sich verschiedene Parteien identifizieren, welche für „rechte Parteien“ typische nationalistische Muster vertreten. Hier sind vor allem die Parteien der Landwirte in Ungarn und Polen zu nennen. Nicht selten müssten eigentlich gerade die Nachfolgeparteien der Sozialisten und Kommunisten als „quasi-rechts“ bezeichnet werden, da sie oftmals konservative, erhaltende politische Vorstellungen vertreten. So finden sich bei der Selbsteinstufung auf der diesen Überlegungen entsprechenden Links – Rechts – Skala nur in Bulgarien und Russland mit 5% nennenswerte Gruppierungen, die sich als „far right“ einstufen. Stärker als zu Parteien des extremen rechten Spektrums ist in Osteuropa die Neigung zu postsozialistischen Parteien. Diese Parteiaffinität15 ist unter zwei Gesichtspunkten plausibel: Zum einen finden hier im Geiste des Sozialismus sozialisierte Menschen, überzeugte Sozialisten oder alte Parteikader eine neue politische Heimat. Zum anderen neigen auch Menschen mit rückwärts gerichteten Gefühlen eher zu sozialistischen Parteien. Sie teilen den Eindruck, während der sozialistisch-kommunistischen Herrschaft sei es ihnen besser gegangen und beziehen dies vor allem auf Leistungen im sozialen Sektor. Nicht zuletzt sind es Enttäuschungen über aktuelle Entwicklungen, 14 Dass der zweite Wahltermin jedoch nicht unwichtig ist, zeigte das Wahlergebnis 1998: Die jetzige Regierungskoalition FIDESZ-FKgP-MDF gewann die Wahl durch Wahlbündnisse und gegenseitige Unterstützungszusagen im zweiten Wahlgang, wobei die sozialistische MSZP im ersten Wahlgang mit 32,3% der Listenstimmen noch einen Vorsprung von 4,1% Punkten vor dem FIDESZ erzielen konnte (Dieringer 1998). 15 Von Parteiidentifikation soll hier nicht gesprochen werden, denn zum einen sind die Zeiträume seit den Umbrüchen zu kurz, eine Parteiidentifikation kann sich noch kaum ausgebildet haben, zum anderen zeigen nur wenige Parteien in Osteuropa ein klares und stabiles Profil. G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 17 die zur Präferenz für postsozialistische Parteien – denen vor allem eine höhere Kompetenz in sozialen Fragen zugeschrieben wird – führt. Allerdings müssen die postsozialistischen Parteien in Osteuropa unterschiedlich bewertet werden. Während z.B. die ungarischen MSZP als sozialdemokratische Partei auch international anerkannt ist, hat z.B. in der Bulgarischen Sozialistischen Partei (BSP) bislang kein tiefgreifender Wandel stattgefunden. In Ostdeutschland ist dagegen die PDS inzwischen sogar an einer Regierungskoalition auf Länderebene beteiligt, eine Verfassungsfeindlichkeit wird ihr praktisch nur noch von der bayerischen Staatsregierung unterstellt. Sie ist daher unter die systemkonformen Parteien des linken Spektrums zu rechnen (Brunner/Walz 1998; Pickel 1998).16 Extreme Parteien vermitteln in den untersuchten osteuropäischen Ländern häufig Botschaften entweder mit nationalen Bezügen, die eine „Westanbindung“ meist ausschließen, eine Umstrukturierung in ein rechtsorientiertes autoritäres politisches System jedoch einschließen, oder sie streben tatsächlich nach der Wiederherstellung der alten sozialistischen Ordnung und müssen deshalb als systemablehnend eingestuft werden. Die Sympathie für extreme Parteien ist jedoch in allen untersuchten Staaten so gering, dass in keinem Land von einem gesellschaftlichen Konsens oder einer informellen Institution autoritär-nationalistischer oder sozialistisch-kommunistischer Prägung ausgegangen werden kann, bzw. die Parteien haben – wie im Fall einiger sozialistischer Parteien – mittlerweile extreme Positionen aufgegeben. 3.2 Formen der unkonventionellen Partizipation Entscheidend für die Systemunterstützung und die Stabilität der Demokratie ist die Art der informellen Institution, die durch die jeweilige Partizipationsform verstärkt wird. Steht sie in einer positiven Beziehung zum politischen System, so können sich unkonventionelle Beteiligungsformen genauso systemstabilisierend auswirken wie konventionelle. Die politische Ordnung negierende informelle Institutionen hingegen können durch Partizipationshandlungen sowohl im konventionellen als auch in unkonventionellen Bereich ihre systemdestabilisierenden Wirkungen entfalten. Die Formen der unkonventionellen Partizipation sind in legale und illegale Formen zu unterteilen. Legale sind z.B. Unterschriftensammlungen und genehmigte Demonstrationen. Die Spannbreite der illegalen Formen kann sich von gewaltfreiem zivilem Ungehorsam (Generalstreik) bis hin zu gewaltsamen Formen (Zerstörung und Besetzung von Regierungsgebäuden) ziehen. Beiden Formen gemeinsam ist, dass sie ein höheres Maß an Motivation beim einzelnen Bürger voraussetzen als konventionelle formen der Partizipation. Im Kontext der Diskussion um formale und informelle Institutionen lässt sich die Beteiligung weiter Teile der Bevölkerung an den verschiedenen 16 Eine detailliertere Auseinandersetzung mit dem Parteiensystem und speziell postsozialistischen Parteien ist an dieser Stelle nicht möglich. Hier sei verwiesen auf Widaier/Gawrich/Becker (1999). 18 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Protestformen als informelle Institution in dem Maße interpretieren, indem Proteste als allgemein akzeptierte und für politische Beteiligung angemessene Form empfunden werden (Lauth/Liebert 1999). Wie die Daten des ISSP 1996 zeigen, sind öffentliche Versammlungen, Protestmärsche und Demonstrationen als legale problemspezifische Partizipation auf der Einstellungsebene fest im Beteiligungsrepertoire der Bevölkerungen Osteuropas verankert. An ihrer Rechtmäßigkeit und Bedeutung für den demokratischen Willensbildungsprozess wird nicht gezweifelt. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass illegale G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 19 Tabelle 5: Partizipationsbereitschaft und konkrete politische Partizipation 1996 Politische Demonstrationen sollen erlaubt sein Landesweite Würde bei poli- War in den letzAnti-Regierungstischen Deten 5 Jahren streiks sollen monstrationen (mindestens erlaubt sein teilnehmen einmal) bei einer Protestver. Westdeutschland 87 68 51 14 (5) Großbritannien 73 32 34 12 (2) Italien 88 86 73 22 (13) Irland 79 46 54 9 (0) Norwegen 91 63 58 21 (7) Schweden 96 67 62 19 (6) Spanien 84 64 58 18 (11) Frankreich 86 68 79 23 (13) Lettland 66 48 38 11 (3) Polen 67 52 38 6 (2) Russland 80 71 34 21 (6) Ostdeutschland 93 73 61 15 (5) Ungarn 79 68 42 8 (2) Tschechische 58 47 37 10 (3) Bulgarien 84 76 62 31 (15) Slowenien 78 73 54 12 (3) Philippinen 59 54 34 8 (3) Kanada 86 48 59 25 (9) USA 80 40 46 14 (5) Rep. Quelle: ISSP 1996 Role of Government, eigene Berechnungen; durchschnittlich 1000 Befragte; Werte sehr stark oder zustimmend auf einer 4-Punkte Skala.; Teilnahme mindestens einmal; in Klammern mehr als einmal. Partizipationsformen weniger Einverständnis finden – mit Zunahme der Gewalt nimmt die Zustimmung der Bürger rapide ab. So wird ziviler Ungehorsam in Form von Generalstreiks gemeinhin noch mehrheitlich akzeptiert, passive oder aktive Gewalt gegen Regierungseinrichtungen wird abgelehnt (Pickel/Pickel 1999: 248). Hier unterscheiden sich die angelsächischen Länder Großbritannien, Irland (aber auch die USA und Kanada) mit einer aus historischen Erfahrungen heraus tiefverwurzelten Skepsis gegenüber Arbeitskämpfen erheblich von allen anderen westeuropäischen Staaten. Dies trifft interessanterweise auch begrenzt auf Polen, Lettland und die Tschechische Republik zu. 20 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Interessant sind hier die Entwicklungen in Deutschland und Ungarn: Während zur Zeit des politischen Umbruchs angesichts des neu installierten politischen Systems die Anwendung eines Generalstreiks zur Durchsetzung von politischen Interessen nahezu verpönt war – dies trifft auf Westdeutschland noch eher zu als auf Ostdeutschland – hat sich die Einstellung aller drei Bevölkerungen sechs Jahre nach dem politischen Wandel deutlich verändert. 1996 sieht weit mehr als die Hälfte der Bürger einen Generalstreik als probates Mittel an, seinen politischen Willen kund zu tun. In allen drei Ländern bzw. Landesteilen kann demnach von einer Radikalisierung der Einstellungen hin zu unkonventioneller Partizipation gesprochen werden, zumal auch die Formen problemspezifischer Beteiligung 1996 einen größeren Zuspruch erfahren als noch 1990. Dieser zeitliche Vergleich liegt für die anderen Länder zwar nicht vor, allerdings kann von den sehr ähnlichen Zustimmungsraten 1996 auf eine ähnliche Entwicklung in der Vergangenheit geschlossen werden. Nun sind positive Äußerungen und Interessenbekundungen nicht gleichzusetzen mit der konkreten Partizipation der Individuen. So liegt die persönliche Bereitschaft, sich an politischen Demonstrationen und Protestveranstaltungen zu beteiligen, in allen untersuchten Ländern erheblich unter der Akzeptanz dieser Aktivitäten. Abgesehen von Bulgarien und Russland, wo ungünstige sozio-ökonomische Bedingungen jeweils ein besonders hohes Ausmaß an persönlichen Protestaktivitäten ausgelöst haben, sind es in allen anderen osteuropäischen Ländern im Schnitt 10% der Bevölkerung, die in den letzten fünf Jahren an unkonventionellen Formen der Partizipation teilgenommen haben. In Lettland, Tschechien, Polen und Russland bekennen ca. zwei Drittel Befragten, dass sie auch in Zukunft nicht beabsichtigen, sich an Protestveranstaltungen oder Demonstrationen zu beteiligen. Einzig die Bevölkerungen Ostdeutschlands und Bulgariens erreichen westliches Niveau in den Willensbekundungen „an einer politischen Demonstration teilzunehmen“. Eine positive politische Einstellung zu unkonventioneller, vielleicht sogar undemokratischer Partizipation ist entsprechend nicht mit der tatsächlichen Beteiligung gleichzusetzen. Selbst in Bulgarien, wo Protestmärsche und Demonstrationen die Zustimmung von über 80% der Bevölkerung fanden und wo Ende 1996 Proteste der Bevölkerung eine reformpolitisch inaktive und statische Regierung aus dem Amt jagten, wo also zum Befragungszeitpunkt von einer hohen Mobilisierung der Bevölkerung auszugehen war, lag die tatsächliche Beteiligung an Protestveranstaltungen und Demonstrationen 53%-Punkte bzw. 60%-Punkte unter der zuvor geäußerten Bereitschaft, diese gut zu heißen. Diese Bereitschaft zu demonstrieren wird vom erklärten Ausmaß der tatsächlichen Teilnahme noch weit unterboten, wie eine Frage bezüglich der realen Teilnahme in den letzten fünf Jahren verdeutlicht. 17 17 Hier ist anzumerken, dass gerade in Bulgarien die sichtbar stärkste politische „Realpartizipation“ im Vergleich der ausgewählten Länder gemessen werden konnte. G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 21 Selbst in politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Mobilisierungsbereitschaft der Bevölkerung zugunsten unkonventioneller Partizipation offenbar begrenzt. Einstellungen zu solchen informellen Institutionen spiegeln sich entsprechend nicht notwendigerweise auf der Ebene des realen Verhaltens wider. Dennoch muss es, wie am bulgarischen Beispiel erkennbar wird, nicht unbedingt zu Massendemonstrationen im Sinne einer mehrheitlichen Beteiligung der Bevölkerung kommen, um eine Regierung zu stürzen. Unkonventionelle Partizipationsformen müssen allem Anschein nach nicht unbedingt systemstabilisierend wirken. Im Gegenteil, scheinen die Werte in Westeuropa eher auf eine gewisse positive Kongruenz zwischen – zumindest den leichteren Formen - unkonventioneller Partizipation und Systemstabilität hinzuweisen. Somit kann solange nicht von einer Gefährdung des politischen Systems durch destabilisierende Einstellungsmuster ausgegangen werden, bis sich diese Einstellungen der Bevölkerung nicht in größerem Umfang in politisches Verhalten umsetzen bzw. klar ist, ob die unkonventionellen Partizipationsformen überhaupt destabilisierend für das politische System sind. Informelle partizipative politische Institutionen bedürfen allem Anschein zufolge oft auslösender Ereignisse, um sich in manifestes Verhalten umzusetzen. Dies bedeutet, dass destabilisierende informelle Institutionen nicht direkt in konkreten Protest und damit in eine tatsächliche Gefährdung zumindest von Teilen der politischen Struktur umschlagen müssen. 4. Zusammenhänge zwischen Partizipationsformen und politischer Unterstützung Stellt die politische Partizipation auf die Frage nach der konkreten Beteiligung der Bürger im Gestaltungsprozess des demokratischen Systems ab, so ist der Ansatz der politischen Unterstützung auf die Ebene der Einstellungen und Werte ausgerichtet. Diese konzeptionelle Trennung ist letztendlich für ein maßgebliches Problem der Transformations- und der Demokratieforschung verantwortlich – Partizipationskonzepte und Einstellungskonzepte laufen, teilweise unzulässig synonym verwendet, nebeneinander her. Nun ist es gerade aufgrund der hohen Relevanz von Partizipation für die Konstituierung einer Zivilgesellschaft eine grundlegende Frage (Merkel/Lauth 1998), inwieweit sich die geäußerten Einstellungen gegenüber verschiedenen Komponenten des politischen Systems auf der konkreten Handlungsebene wiederfinden. Dazu ist es notwendig, beide Strukturen nicht nur getrennt nebeneinander zu betrachten, sondern analytisch direkt in Beziehung zueinander zu setzen. Dies könnte einen Rückschluss auf die Verhaltensrelevanz eines breiten Spektrums von politischen Überzeugungen ermöglichen, der gerade demokratietheoretisch von großem Interesse ist. 18 Als Referenzindikatoren für politische Kultur stehen uns das politische Interes- 18 Da Elemente der konventionellen politischen Partizipation, wie z.B. die Wahl extremer Parteien oder die Wahlverweigerung, bereits im Rahmen der Wahlforschung in ihrer Beziehung zur politischen Unterstützung in größerem Umfang behandelt wurden und aus pragmatischen Erwägungen 22 F.I.T. Discussion Paper 04/00 se, die Bewertung der Funktionsweise der Demokratie als gemischter Struktur- und Performanzindikator der politischen Unterstützung, Einzelindikatoren, der politischen Kompetenz, der politischen Vertretenheit (External Efficacy) und Wirkungsweise (Internal Efficacy) zur Verfügung. Die Ergebnisse zeigen die Abhängigkeit politischer Protestbereitschaft bzw. individueller Legitimierung von Protest gegenüber dem Staat von politischen Interesse und der politischen Kompetenz, die sich ein Bürger zuschreibt. Dies ist ein struktureller Zusammenhang, der in allen untersuchten Ländern, wenn auch in variabler Stärke, festzustellen ist. Der politischen Motivierung durch spezifische Ereignisse (wie in Bulgarien) kommt für diesen Effekt eine besondere Bedeutung zu. 19 Eine stärkere Beschäftigung mit Politik fördert eine handfeste Involvierung in das politische Leben. Dies wäre demokratietheoretisch sogar ein eher wünschenswerter Zustand, wenn diese Bürger dem System sonst wohlwollend gegenüberstehen. Die Ergebnisse deuten aber – wenn überhaupt – in eine entgegengesetzte Richtung. So führen eine Unzufriedenheit mit der Funktionsweise der Demokratie, ein geringes Vertrauen in Regierungsbeamte und das Gefühl nicht viel bewirken zu können zu einer stärkeren Akzeptanz und Offenheit gegenüber unkonventionellen Formen der politischen Partizipation. In Verbindung mit unkonventioneller Partizipation, insbesondere mit Generalstreiks, besteht hier möglicherweise eine Schnittstelle der Systemstabilität der jungen Demokratien. Bei wachsender Unzufriedenheit wäre eine Steigerung der Antiregierungsproteste nicht auszuschließen. Diese Annahme stützen auch die Beziehungen zur empfundenen Repräsentanz der Bürger durch die von ihnen gewählten Volksvertreter und dem Vertrauen in deren Tätigkeiten im Rahmen ihres Amtes. In Ostmitteleuropa, wie auch in Westeuropa, sind es die politisch Unzufriedenen, die eher zu Protestbereitschaft, Protest oder aber auch nur Protestlegitimation tendieren. Generell zu beobachten ist, dass die partizipationsbereiten Bürger den Regierenden zu viel Macht zuschreiben. Bemerkenswert sind zwei Ausnahmen von diesem generellen Muster. So sehen nur die bulgarischen Staatsbürger mit der Legitimation von Demonstrationen, von Protestveranstaltungen und von Generalstreiks auch eine Erhöhung ihres Einflusses auf die einzelnen Politiker verbunden. Umgekehrt scheinen die Bürger gerade dort durch die als erfolgreich empfundenen Demonstrationen eine gewisse positive Beziehung zu ihrer Demokratie aufgebaut zu haben. Man sieht Protest nicht als Anti-Systemprotest, sondern eher als Unterstützung der politischen Ordnung an. Dies hat in Bulgarien sicherlich auch zu einer Mobilisierung des politischen Interesses der Staatsbürger geführt. des zur Verfügung stehenden Platzes in diesem Aufsatz, wurde auf diese Zusammenhänge hier verzichtet. 19 Dies belegen die stärksten Beziehungskoeffizienten zwischen Legitimierung von Protest bzw. Bereitschaft zur Protestteilnahme und politischem Interesse/Einschätzung eigener politischer Kompetenz in Bulgarien. G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 23 Letztendlich scheint bei diesen eher an der Performanz orientierten Indikatoren der politischen Unterstützung und der politischen Involvierung doch eine Übersetzung auch in die informelle Institution problemspezifischer Partizipation stattzufinden. Die Beziehungen sind dabei allerdings nicht allzu stark ausgeprägt. Andererseits 24 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Tabelle 6: Partizipationsformen und Merkmale der politischen Kultur Politisches Interesse Zufriedenheit mit der Funktionsweise der Demokratie „Leute wie ich haben keinen Einfluss darauf was Regierung tut“ (Internal Efficacy) „Regierungs(Verwaltungs-) beamten kann man vertrauen“ (External Efficacy) Politische Kompetenz Gesamt Westeuropa England/Irland Mittelosteuropa Ostdeutschland Bulgarien Russland Gesamt Westeuropa England/Irland Mittelosteuropa Ostdeutschland Bulgarien Russland Gesamt Westeuropa England/Irland Mittelosteuropa Ostdeutschland Bulgarien Russland Gesamt Westeuropa England/Irland Mittelosteuropa Ostdeutschland Bulgarien Russland Gesamt Westeuropa England/Irland Mittelosteuropa Ostdeutschland Bulgarien Russland Für Protest .13 .17 .13 .07 .11 .18 .17 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. .10 n.s. -.03 -.07 -.10 -.06 n.s. .10 n.s. -.08 -.06 -.07 -.09 -.10 n.s. -.10 .09 .10 .09 .06 .07 .13 .13 Für Streik n.s. .07 n.s. n.s. .07 .13 .11 -.13 -.11 -.13 -.16 -.13 .09 -.10 -.03 -.03 -.03 -.08 -.09 .12 n.s. -.12 -.13 -.09 -.10 -.17 n.s. -.11 n.s. .06 n.s. n.s. n.s. .11 .10 Protest Teiln. .21 .25 .18 .16 .20 .26 .28 -.03 -.09 -.08 -.06 -.09 .12 -.06 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. .14 .10 -.05 -.11 -.06 -.07 -.08 n.s. n.s. .21 .17 .18 .12 .16 .21 .17 Protest Real .16 .20 .08 .08 .12 .29 .12 n.s. -.05 -.07 -.04 -.09 .14 n.s. n.s. .04 n.s. n.s. n.s. .11 .12 -.03 -.06 -.04 n.s. n.s. n.s. n.s. .14 .12 .06 .07 .07 .22 .11 Nichtwahl. -.17 -.12 -.23 -.18 -.17 -.16 -.13 -.09 -.06 -.10 -.06 -.13 -.10 n.s. .04 n.s. .06 .05 .08 .10 .10 -.07 -.06 -.07 -.05 -.12 -.09 n.s. -.14 -.06 -.18 -.12 -.15 -.14 -.13 Für Protest = Als Protest gegen die Regierung sollte erlaubt sein – Öffentliche Versammlungen; Für Streik = Als Protest gegen die Regierung sollte erlaubt sein – Generalstreik; Protest Teilnahme = Würde zu einer Protestveranstaltung gehen; Protest real = Habe in den letzten fünf Jahren an einer Protestveranstaltung teilgenommen; Nichtwahl = Habe nicht an den letzten Parlamentswahlen teilgenommen Quelle: ISSP 1996 Role of Government, eigene Berechnungen; Pearsons Produktmoment Korrelationen; ausgewiesen nur signifikante Werte mit p< .05; n.s. bedeutet kein signifikanter Zusammenhang G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 25 muss betont werden, dass auch die Beziehungen der betrachteten Merkmale zu der konventionellen Form des Wahlverhaltens kaum höhere Zusammenhangswerte aufweisen. Das Wahlverhalten besitzt aber per se prägende Kraft auf die Ausgestaltung des engeren politischen Institutionensystems. Eine kritische Performanzbeurteilung der Demokratien führt also nicht direkt zu konträrem, systemgefährdendem Verhalten oder auch nur stärker das System beschäftigende Beteiligung der Bürger an Aktionen gegen die Regierung. Sie muss entsprechend nicht unbedingt eine dysfunktionale Bedeutung für die Stabilität des demokratischen Systems besitzen, sind doch gerade die eher kritischen Bürger oftmals wertvoll für die Stabilisierung der Demokratie. 5. Fazit: Politische Partizipation und politische Unterstützung als Kennzeichen der Demokratisierung in Europa? Was sagen nun diese Ergebnisse über die Beziehungen zwischen politischer Kultur/ politischer Unterstützung (bzw. der Akzeptanz der Demokratie) und erwünschter und konkreter Partizipation in Osteuropa aus? Sind die betrachteten politischen Unterstützungsstrukturen (informelle) „rules of the game“ (North 1992: 3) und besitzen damit verhaltensprägenden Charakter? Sind diese Beziehungen in osteuropäischen neuen Demokratien andere als in westeuropäischen alten Demokratien? Und ist unkonventionelle Partizipation dann als Systemdestabilisierend anzusehen? Auf der Aggregatebene zeigen sich zwischen den Einstellungen zum politischen System – als Repräsentanten der Normen und Werte einer Demokratie – und denen zur Partizipation nicht unwesentliche Übereinstimmungen. Interessanterweise sind die beobachtbaren Strukturen unter den untersuchten Indikatoren in Osteuropa vergleichbar zu Westeuropa. Diese Übereinstimmungen zwischen Einstellungen und Verhaltensweisen auf der Aggregatebene zeigen sich auf der Individualebene jedoch in geringerem Ausmaß. Aber auch hier sind die Tendenzen in allen untersuchten Ländern eher ähnlich als verschieden. Überzeugungen hinsichtlich der Legitimität von Partizipation fördern die Bereitschaft zu dieser, sei sie auch unkonventioneller Natur, und stellen die Grundlage für reale Partizipation dar. Die erkennbaren Differenzen zwischen der Größe der Personengruppen, die problemspezifische Partizipationsformen befürworten, und der Personengruppe, die sie tatsächlich nutzt, überraschen dabei genauso wenig, wie die Diskrepanzen zur subjektiven Legitimierung dieser Beteiligung als Protest gegen den Staat. Trotz dieser Unterschiede konstruiert aber der Zusammenhang zwischen der Legitimierung und der tatsächlichen Bereitschaft zur Partizipation und gar der realen Beteiligung in den letzten fünf Jahren ein Gebilde, das man als eine informelle Institution der politischen Partizipation bezeichnen kann. Diese Kongruenz zwischen Einstellungsmustern und Verhaltensmustern könnte ein Grund dafür sein, dass Elemente der demokratischen Performanzbeurteilung ebenfalls eine gewisse Wirkung auf die Protestbereitschaft – als Ausdruck problemspezifischer Partizipation – besitzen. 26 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Die positive Beziehung zwischen Unzufriedenheit mit der Performanz des politischen und demokratischen Systems und der Bereitschaft unkonventionelle Formen der Partizipation auszuüben, muss nicht notwendigerweise das System gefährden. Andererseits besteht hier ein Potential, das bei wachsender Unzufriedenheit erhebliche Spannungen in einer Demokratie erzeugen kann. 20 Dies gilt insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Bürger, welche unkonventioneller politischer Partizipation positiv gegenüberstehen, gerade die politisch Interessierten und Kompetenten sind. Letztendlich bleibt festzuhalten, dass politische Kultur und manifestes Verhalten nicht nur auf der Ebene konventioneller Partizipation, sondern auch auf der Ebene unkonventioneller Beteiligungsformen miteinander in Beziehung stehen. Konzentriert man sich auf die Konsequenzen dieser Beziehung für die weitere Entwicklung der Transition in Osteuropa, so kann von unterschiedlichen Ausprägungen einer Zivilgesellschaft ausgegangen werden. Die Bereitschaft unkonventionelle Partizipation zu betreiben wird durch westeuropäische Vorbilder und Beispiele anderer osteuropäischer Transformationsstaaten beeinflusst. Eine genuin andere Beziehung zwischen Partizipation und politischen Einstellungsmustern ist in den jungen Demokratien Osteuropas wohl nicht entstanden, jedoch ist eine schneller entstehende Protestbereitschaft im Falle unzulänglicher Demokratieperformanz festzustellen. Diese betrifft in Osteuropa eine kleinere Personengruppe als in den westlichen Demokratien üblich, was auf die teilweise größere Distanz zum politischen Leben zurückzuführen ist. Hier ist sicher entscheidend, dass die Bürger der osteuropäischen Transitionsstaaten, aufgrund der noch unklaren und angespannten ökonomischen und sozialen Situation in ihrem persönlichen Leben, andere Prämissen als die der Politik ins Zentrum ihres Denkens und Handelns stellen müssen. Sicherlich besteht zu diesen Fragen noch weiterer Forschungsbedarf. Die zukünftige Entwicklung in den jungen Demokratien Osteuropas wird möglicherweise nicht unwesentlich durch das Ausmaß der Kongruenz von politischer Kultur und Partizipation beeinflusst werden. Die hier vorgelegten Analysen können da nur ein kleiner Baustein zur Aufklärung der Beziehung zwischen Verhalten und Einstellungen sein. Sie machen aber auch ein deutliches Defizit erkennbar: den Mangel an verwendbarem empirischen Material, welches die Beziehung zwischen Partizipation und politischer Kultur beleuchtet. Ohne entsprechendes Material wird die Stärke oder Schwäche der Verzahnung von Partizipation und Einstellungen, aber damit auch die Frage nach der Existenz einer informellen Institution der politischen Partizipation kaum konkret lösbar sein. 21 20 Hier muss auf die oft übersehene Trennung von strukturellen Effekten oder Zusammenhängen und Verteilungen hingewiesen werden. In dem hier vorgestellten Zusammenhang bedeutet dies zwar ähnliche Beziehungen in West- und Osteuropa, allerdings unterschiedliche Bezugsgrößen. Bei einem gleichen Zusammenhang führen 77% mit dem demokratischem System unzufriedene Personen wie in Ungarn eher zu massiven Protesten als 51% in Slowenien. 21 Um diesem Problem zu begegnen, wurde im Rahmen des am Frankfurter Institutes für Transformationsforschung angesiedelten Projektverbundes „Political Culture in Central and Eastern Europa (PCE)“ der Versuch unternommen, Konzepte der Partizipationsforschung und der politi- G. Pickel / S. Pickel: Politische Partizipation und Einstellungen in Osteuropa 27 schen Kulturforschung in einem 11-Länder Survey in Osteuropa zu verbinden. Mit Ergebnissen dieser Untersuchung ist Ende 2000 zu rechnen. 28 F.I.T. Discussion Paper 04/00 Literatur Almond, Gabriel A./ Verba, Sidney, 1963: The Civic Culture: Political Attitudes and Democracy in Five Nations. Princeton Barnes, Samuel H./ Kaase, Max, 1979: Political Action. Mass Participation in Five Western Democracies. Beverly Hills Bogdanor, Vernon, 1990: Founding Elections and Regime Change. 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