sinfoniekonzert 08 Jörg Widmann Anton Bruckner Jörg Widmann Klarinette Simone Young Dirigentin Gürzenich-Orchester Köln First Global Partner sinfoniekonzert 25. Mär 12, 11 Uhr, 26./27. Mär 12, 20 Uhr Kölner Philharmonie Jörg Widmann (*1973) »Elegie« für Klarinette und Orchester (2006) Poco rubato 08 19’ – Pause – Anton Bruckner (1824 – 1896) Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109 (1887 – 1894) 60’ 1.Feierlich, misterioso 2.Scherzo: Bewegt, lebhaft – Trio: Schnell – Scherzo da capo 3.Adagio: Langsam, feierlich Jörg Widmann Klarinette Simone Young Dirigentin Gürzenich-Orchester Köln So: 10 Uhr und Mo + Di: 19 Uhr Konzerteinführung mit Michael Struck-Schloen 4 »Großer Gesang mit Schattenklängen« Jörg Widmanns »Elegie« und Anton Bruckners 9. Sinfonie Michael Struck-Schloen Das »klassische« Konzertprogramm aus Ouvertüre, Solokonzert und Sinfonie (mit seinen weniger schematischen Varianten) ist deshalb ein Erfolgsmodell, weil es die gesellschaftlichen und geselligen Bedingungen der Veranstaltung perfekt widerspiegelt. Die geistige und physische Akklimatisierung zu Beginn, das Bedürfnis nach Kommunikation in den Pausen, die Lust auf virtuose Grenzüberschreitungen, dann auf das erhabene Kunstwerk, schließlich die überschaubare Länge, die den verkehrs- und arbeitstechnischen Aspekten unserer bürgerlichen Gesellschaft Rechnung trägt – all dies wird mit den herkömmlichen Programmen und den meisten Werken des klassisch-romantischen Repertoires wunderbar abgedeckt. Nur kommen die schönen Proportionen schnell ins Wanken, wenn sich die Komponisten nicht daran halten. Vor allem die Monumental­sinfonien eines Bruckner, Mahler oder Schostakowitsch lassen durch ihre schiere Dauer und ihr weltanschaulich-religiöses Gewicht die Mitwirkung von Solisten als Verlegenheitslösung erscheinen. Und wer möchte schon gern als einsamer Musiker gegen den erdrückenden Torso der Neunten von Anton Bruckner in den Ring steigen? Die heutige Lösung des dramaturgischen Dilemmas ist verblüffend – nicht nur weil der Solist zugleich Komponist ist und sich ohnehin vor keiner Konkurrenz fürchtet. Jörg Widmanns »Elegie« für Klarinette und Orchester öffnet eine ganz eigene, melancholische Klang­welt, die sich aber mit der Idee des Fragmentarischen und dem Nimbus des Abschieds in Bruckners letzter Sinfonie auf wundersame Weise 5 Jörg Widmann verbindet. Wie die Beschwörungen des thrakischen Sängers Orpheus, der vom Höllenfürsten seine Eurydike zurückfordert, ermöglicht Widmanns »Elegie« den allmählichen Eintritt in die Denk- und Klangwelt Bruckners, die Pathos und Verinnerlichung, Höllentanz und Anbetung vereint. Widmanns Konzertstück, uraufgeführt im Juni 2006 vom Kom­ ponisten zusammen mit dem NDR Symphonieorchester und dem Dirigenten Christoph von Dohnányi, ist ein großer Gesang der Klarinette, der die Nostalgie seines Lehrers Hans Werner Henze atmet, aber auch von Irritationen durchzogen ist. Er beginnt mit einem sanften, kammermusikalisch aufgelichteten Thema der Streicher mit Echoeffekten, das von Henze stammen könnte. Man wird ihm später öfter noch in Varianten wiederbegegnen. Zuerst aber entwickelt die Klarinette aus ihrem langen Anfangston eine reiche Palette von melodischen Wendungen und »sprachhaften« Figuren, die vor allem die Übergänge und Zwischenstufen suchen. Die »höchstmögliche Differenzierung des Einzeltons« hat Widmann zum Programm seines Stücks gemacht. Das temperierte Tonsystem kippt dabei immer wieder in mikrotonale Bereiche, der Ton selbst wird durch Triller, spröde Mehrfachklänge (so genannte »multiphonics«) und vielfache Modulationen mittels »Bechermechanik« und Klappen­ triller »wie im 18. Jahrhundert« immer wieder neu gefärbt. Das ruhige Tempo herrscht vor, doch werden die lyrischen Monologe, die sich aufbäumenden Kadenzen und flächenhaften Stimmungen 6 häufig unterbrochen durch Abschnitte, die dem Scherzo, zuweilen auch dem Wahn recht nahe sind. Und am emotionalen Höhepunkt in der Mitte des Werks, nachdem sich der Solist in immer ex­ tremere Farben und Register verstiegen hat, ist von der Klarinette nur noch ein heiseres, tiefes Röhren – »quasi Schrei« – zu hören, während die Hörner das Anfangsthema des Werks im signalhaften Fortissimo herausstoßen. Eine Szene von archaischer Wucht, die mit einem dumpf krachenden Schlag des Tamtams, des tönenden Todessymbols, endet. Auch wenn Widmann den Titel »Elegie« nicht konkret fasst, dürfte er sich eher auf die orphische Totenklage als auf Friedrich Schillers elegische Beschwörungen einer idealen Welt beziehen. Dabei ist der etwa 20-minütige Satz für A-Klarinette und Orchester kein Monolog, der ohne Mitspieler auskäme. Im romantisch besetzten Begleitapparat, in dem die Klarinetten ausgespart sind, übernehmen die Bläser und (häufig solistisch geführten) Streicher die Rolle eines Klangspiegels für den Solisten; seltener werden sie kanonartig geführt oder als Motor für Steigerungen eingesetzt. Wesentlich enger ans Soloinstrument gekoppelt sind dagegen Akkordeon, Harfe und Celesta. Sie sind häufige Dialogpartner und Echoräume für die Klarinette – klanglich reizvolle Schatten, welche die Melodien des Solisten werfen. Am Ende verliert sich die Stimme der Klarinette in einer sich auflösenden Klanglandschaft; der abschließende E-Dur-Akkord fängt den Klageton in perfekter Harmonie auf. 7 Anton Bruckner Gründerzeit und Monumentalsymphonie Die Ruhe, mit der Jörg Widmanns »Elegie« endet, dient Anton Bruckner am Beginn seiner Neunten Sinfonie als eine Art Urzustand, aus dem er schon in etlichen Sinfonien zuvor das Wachsen und Werden einer gigantischen Architektur entwickelte. Im Grunde ist es das Rheingold-Vorspiel des verehrten Richard Wagner, das von Bruckner immer wieder auf ähnliche und doch neue Art beschworen wird – im Falle der Neunten in deutlicher Anlehnung an die Tonart (d-Moll) und den Beginn von Beethovens Neunter Sinfonie. Im Vergleich mit Bruckners sinfonischem Riesenbau allerdings wirkt selbst Beethovens weit ausgreifende letzte Sinfonie geradezu kleinteilig. Dabei ist die Entwicklung von Bruckners »gründerzeitlicher Monumentalsymphonie«, wie sie Norbert Nagler so schön genannt, ein Unikum der Musikgeschichte, dessen Ursprünge mit der kurzen österreichischen Gründerzeit-Euphorie um 1867 zusammenfiel. In diesen Jahren begann für den Mittvierziger Bruckner nach einer bescheidenen Musikerkarriere als Organist und Chorleiter in Linz der berufliche Aufstieg. 1868 trat er in Wien sein Amt als Theorie- und Orgellehrer am »Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde« an; zehn Jahre später war er als Organist an der Hofkapelle und Lektor für Musiktheorie an der Universität wirtschaftlich konsolidiert. Die Arbeit an der 1887 begonnen Neunten Sinfonie wurde verzögert durch Revisionen früherer Sinfonien und die Komposition seiner späten Chorwerke 8 über den 150. Psalm und die Dichtung »Helgoland«, aber auch durch einen gefüllten Arbeitsalltag, durch Ehrungen und Auf­ führungsvorbereitungen. Doch der Rückschlag ließ nicht auf sich warten. Nachdem der Dirigent Hermann Levi aus seiner Enttäuschung über die Partitur der Achten Sinfonie kein Hehl gemacht hatte, warf sich Bruckner auf die Umarbeitung des Werks, so dass er erst 1891, nach seiner Pensionierung als Konservatoriumsprofessor, die bereits skizzierte Neunte wieder zur Hand nehmen konnte. Dass Bruckner die Nummerierung seiner letzten Sinfonie zuerst abergläubisch um­ gehen wollte, ist belegt: Der Fall Beethoven war für ihn ebenso bedrückend wie die religiöse Symbolik der Zahl neun, die ihn an den Tod Jesu zur neunten Stunde gemahnte. Selbst Arnold Schönberg hat in seiner Grabrede auf Gustav Mahler, dessen Zehnte Sinfonie Fragment blieb, zu bedenken gegeben, ob die Neunte Sinfonie nicht überhaupt »eine Grenze« sei. »Die eine Neunte geschrieben haben, standen dem Jenseits zu nahe« – solche Worte hätte Bruckner zweifellos unterschrieben. Immerhin wurde der erste Satz seiner Neunten nach sechs Jahren Arbeit im Dezember 1893 dann doch beendet; im Februar des nächsten Jahres folgte das Scherzo und von April bis November die Ausarbeitung des Adagio. Auch das Finale soll Bruckner bis zum letzten Takt im Entwurf komponiert haben; doch nachdem der Meister am 11. Oktober 1896 gestorben war, verkündeten seine Nachlassverwalter die verhängnisvolle Mär, dass die hinterlassenen Skizzen nur wirres Zeug eines geistig Geschwächten seien und verteilten viele der losen Blätter freigiebig an Freunde und Adoranten. Die Uraufführung fand denn auch 1903 als dreisätziges Fragment mit einschneidenden Retuschen des Dirigenten Ferdinand Löwe statt. Und erst als sich die Herausgeber der Bruckner-Gesamtausgabe die Mühe machten, das noch vorhandene Material zu sichten, wurde klar, dass Bruckner den Satz fast vollständig komponiert und zum großen Teil schon instrumentiert hatte (was spätere Änderungen und Retuschen natürlich nicht ausschloss). Doch mehr noch: die heute klar erkennbare Architektur des Finales offenbart, dass das theologische »Programm« der Neunten Sinfonie keineswegs mit dem Verklärungsschluss des Adagio erfüllt war, sondern sich im Finale mit der Vision des Jüngsten Gerichts und der Verheißung göttlicher Erlösung runden sollte. Indes sprengt Bruckner schon mit den vollendeten drei Sätzen alle vertrauten Dimensionen. Aus dem tönenden Urgrund des 9 Grundtons d erhebt sich im ersten Satz in acht Hörnern allmählich das Hauptthema der Sinfonie. Später, nach einer der weiträumigen Brucknerschen Steigerungskurven, bekommt die Musik erstmals feste Form durch ein mächtiges Unisono-Thema des vollen Orchesters, aus dem der Dirigent Franz Schalk etwas »Vorweltliches, Zyklopenhaftes« heraushörte – das Bruckner selbst aber wohl als »majestätisch« oder »göttlich« bezeichnet hätte. Der perfekte Gegensatz dieses ungeheuerlichen Ausbruchs ist eine innige, zart verwobene Melodie der Violinen, eine flehende Bitte des demütig Gläubigen. Aus solchen Kontrasten speist sich der gesamte Satz in seiner epischen Breite, mit grandiosen Steigerungen und vibrierenden Klangfeldern, bis er am Ende in Choralklängen mündet – ein einziges Dokument der Gottesfurcht. Zwischen diesen Satz und das Adagio hat Bruckner ein Scherzo gesetzt, das einen anderen Aspekt katholischer Frömmigkeit beleuchtet: den Totentanz. Den mysteriös wispernden Beginn, das hämmernde Hauptthema und die alles niederwalzende Macht des Rhythmus', aber auch die hochromantischen Streichergesänge und »Vogelkonzerte« des Trios – all dies hat Bruckner mit feinem Klangsinn und dämonischer Energie komponiert. Nach diesem unheimlichen Reigen vom Ende eitler Menschenherrschaft kehrt das Adagio, Bruckners berühmtester Sinfoniesatz überhaupt, zu Gebet und Abschied zurück. Dabei arbeitet der Komponist mit tönenden Symbolen, die den Hörern der Zeit durchaus geläufig waren. Dem expressiv sich aufschwingenden Beginn der ersten Violinen folgt ein Anklang an das »Dresdner Amen« – jene schlichte Melodie, die zuletzt Richard Wagner in seinem Abschiedswerk »Parsifal« verklärt hatte. Die signalartigen Trompetentöne wenig später dagegen greifen mit ihrer Intervallfolge von Sekunde und Terz das klingende Symbol des Kreuzes auf, wie es sich in Schumanns »Rheinischer Sinfonie« oder in den Messen und Oratorien von Franz Liszt findet. Hinzu kommt, im Seitenthema, ein Zitat aus Bruckners früher Messe in d-Moll – biografische Bedeutung wird sozusagen greifbar, der Gedanke des Abschieds durch Rückgriff auf den Beginn befestigt. Höhepunkt des Adagios ist ein Anschwellen ungeahnten Ausmaßes und ein dissonanter Akkord, gefolgt vom endgültigen, choralhaften Abgesang der Hörner und Wagnertuben, dessen überirdische Schönheit eigentlich nach keiner Fortsetzung mehr verlangt – auch wenn das bereits komponierte Finale nur mehr der Ausarbeitung bedurfte. 10 Jörg Widmann wurde am 19. Juni 1973 in München geboren. Er absolvierte ein Klarinettenstudium an der Hochschule für Musik in München bei Gerd Starke, später bei Charles Neidich an der Juilliard School in New York (1994 – 1995). Zusätzlich begann er im Alter von elf Jahren, Kompositionsunterricht bei Kay Westermann zu nehmen. Im Anschluss setzte er seine Studien bei Wilfried Hiller und Hans Werner Henze (1994 – 1996) sowie bei Heiner Goebbels und Wolfgang Rihm in Karlsruhe (1997–1999) fort. Als Klarinettist gilt Widmanns große Passion der Kammermusik. Er musiziert regelmäßig mit Partnern wie Tabea Zimmermann, Heinz Holliger, András Schiff, Kim Kashkashian und Hélène Grimaud. Aber auch als Solist in Orchesterkonzerten feiert er im In- und Ausland regelmäßig Erfolge. Kompositionskollegen widmeten Widmann mehrere Werke: 1999 brachte er im Rahmen der musica viva-Konzerte die »Musik für Klarinette und Orchester« von Wolfgang Rihm zur Uraufführung; 2006 spielte er mit dem WDR Sinfonieorchester »Cantus« von Aribert Reimann, 2009 beim Lucerne Festival die Uraufführung von Heinz Holligers »Rechant«. Seit 2001 ist Jörg Widmann Professor für Klarinette an der Freiburger Hochschule für Musik, 2009 erhielt er hier zusätzlich eine Professur für Komposition. Im Zentrum seines Kammermusikschaffens stehen die Streichquartette: das I. Streichquartett (1997), gefolgt vom Choral­quartett (2003/2006) und dem 2003 durch das Arditti Quartett urauf­ge­ führten »Jagdquartett«. 2005 wurde die Werkreihe mit dem IV. Streich­ quartett (uraufgeführt durch das Vogler Quartett) und dem fünften Streichquartett mit Sopran »Versuch über die Fuge«, (uraufgeführt von Juliane Banse und dem Artemis Quartett) komplettiert. Die 11 fünf Streichquartette sind als großer Zyklus gedacht, jedes ein­ zelne spürt auf neue Weise einer traditionellen Satzform nach. Für großes Orchester hat Widmann eine Trilogie über die Trans­ formation vokaler Formen auf instrumentale Besetzungen komponiert. Sie besteht aus den Werken »Lied« (2003/2007), »Chor« (2004) und »Messe« (2005). 2007 hoben Christian Tetzlaff und die Junge Deutsche Philharmonie Widmanns Violinkonzert aus der Taufe. Im selben Jahr wurde »Armonica« für Orchester von Pierre Boulez und den Wiener Philharmonikern uraufgeführt: Unter Verwendung der sphärischen Klangfarben einer Glasharmonika lässt Widmann das Orchester zu einem homogen atmenden Ton- und Geräuschkörper heranwachsen. Als Hommage an Beet­ hoven folgte »Con brio«, uraufgeführt durch das Symphonie­ orchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Zwei Musiktheaterprojekte weisen Widmann als außergewöhn­ lichen Bühnenkomponisten aus: Die Oper »Das Gesicht im Spiegel« wurde von der Zeitschrift Opernwelt zur bedeutendsten Uraufführung der Spielzeit 2003/04 gewählt. »Am Anfang« (2009) ist das Ergebnis einer in dieser Art einmaligen Zusammenarbeit zwischen einem bildenden Künstler und einem Komponisten; Widmann kreierte das Werk gemeinsam mit Anselm Kiefer und dirigierte die Uraufführung anlässlich der 20-Jahrfeier der Pariser Opéra Bastille. Widmann erhielt für seine kompositorischen Leistungen zahlreiche Preise: den Belmont-Preis für zeitgenössische Musik der ForbergSchneider-Stiftung (1998), den Schneider-Schott-Musikpreis, den Paul-Hindemith-Preis (beide 2002), den Förderpreise der Ernst von Siemens Musikstiftung, den Ehrenpreis der Münchner OpernFestspiele (beide 2003) sowie den Arnold-Schönberg-Preis (2004). Im Jahr 2006 wurde Widmann der Kompositionspreis des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg für die bemerkenswerteste Uraufführung der Donaueschinger Musiktage sowie der Claudio-Abbado-Kompositionspreis der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker verliehen. Er ist Fellow des Wissenschafts­­ kollegs zu Berlin und ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Freien Akademie der Künste Hamburg und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Er war Composer in Residence beim Deutschen SymphonieOrchester Berlin, beim Cleveland Orchestra, bei den Salzburger Festspielen, dem Lucerne Festival sowie an der Kölner Phil­harmonie und am Wiener Konzerthaus. 12 Seit August 2005 ist Simone Young Intendantin der Staatsoper Hamburg und Hamburgische Generalmusikdirektorin der Phil­ harmoniker Hamburg. Sie dirigiert dort ein breites musikalisches Spektrum von Mozart über Verdi, Puccini, Wagner und Strauss bis zu Hindemith, Britten und Henze, aber auch etliche Urauf­führungen und Deutsche Erstaufführungen. Auch als Wagner-Dirigentin hat sich Simone Young international einen Namen gemacht: Sie übernahm die Musikalische Leitung mehrerer kompletter Zyklen des »Ring des Nibelungen« an der Wiener Staatsoper, der Berliner der Staatsoper Unter den Linden in Berlin und an der Staatsoper Hamburg. Engagements führten die in Sydney geborene Dirigentin an alle führenden Opernhäuser der Welt, unter anderem an die Opéra National de Paris, das Royal Opera House Covent Garden in London, die Bayerische Staatsoper, die Metropolitan Opera New York und die Los Angeles Opera. Sie arbeitete mit allen führenden Orchestern zusammen, darunter die Wiener Philharmoniker, die Berliner Philharmoniker und das London Philharmonic Orchestra. Von 1999 bis 2002 leitete Simone Young als Chefdirigentin das Bergen Philharmonic Orchestra, von Januar 2001 bis Dezember 2003 war sie Künstlerische Leiterin und Chefdirigentin der Australian Opera in Sydney und Melbourne. Seit Sommer 2007 ist sie auch »Erste Gastdirigentin« des Lissabonner Gulbenkian Orchesters. Aus ihrem Heimatland Australien kam sie 1986 mit einem Stipendium nach Europa. 1991 wurde sie Assistentin von James Conlon an der Oper Köln, danach wechselte sie zu Daniel Barenboim an die Berliner Staatsoper Unter den Linden. 13 Von Simone Young liegen zahlreiche CD-Einspielungen, neben Aufnahmen aus der Staatsoper Hamburg wie »Mathis der Maler«, »Der Ring des Nibelungen« für das Label OehmsClassics die Bruckner-Sinfonien in der Urfassung, die »Auferstehungs­sinfonie« von Gustav Mahler sowie die 1. und 2. Sinfonie von Johannes Brahms. Simone Young hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten. Sie ist Ehrendoktor der Universitäten Sydney und Melbourne, Professorin der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, Trägerin der Orden »Member of the Order of Australia« und »Chevalier des Arts et des Lettres« sowie der Goethe-Medaille. Für ihre erste Opernsaison in Hamburg wurde sie als »Dirigentin des Jahres« geehrt, außerdem erhielt sie den Brahms-Preis Schleswig-Holstein. 14 orchesterbesetzung I. VIOLINEN Torsten Janicke, Takashi Bernhöft, Dylan Naylor, Dirk Otte, Chieko Yoshioka-Sallmon, David Johnson, Andreas Bauer, Rose Kaufmann, Adelheid NeumayerGoosses, Demetrius Polyzoides, Elisabeth Polyzoides, Judith Ruthenberg, Petra Hiemeyer, Juta Ounapuu, Daniel Dangendorf**, Natalie Rink* Oboen Tom Owen, Reinhard Holch, Lena Schuhknecht II. Violinen Sergei Khvorostuhin, Cornelie Bodamer-Cahen, Marek Malinowski, Marek Adamski, Friederike Zumach, Martin Richter, Elizabeth Macintosh, Sigrid Hegers-Schwamm, Susanne Lang, Nathalie Streichardt, Jana Andraschke, David Caramia, Mira Nauer, Naomi Timms* Hörner Egon Hellrung, Markus Wittgens, Johannes Schuster, Willy Bessems, Gerhard Reuber, Jörn Köster, David Neuhoff, Andreas Jakobs Bratschen Bernhard Oll, Christoph Bujanowski, Susanne Duven, Martina Horejsi-Kiefer, Bruno Toebrock, Gerhard Dierig, Annegret Klingel, Antje Kaufmann, Ina Bichescu, Eva-Maria Wilms-Mühlbach, Sarah Aeschbach, Mateusz Szczygiel Posaunen Hans-Ulrich Pförtsch*, Karlheinz Gottfried, Christoph Schwarz Violoncelli Ulrike Schäfer, Friedemann Dressler*, Johannes Nauber, Tilman Fischer, Franziska Leube, Georg Heimbach, Daniel Raabe, Sylvia Borg-Bujanowski, Sunjung Noh**, Markus Rundel* Schlagzeug Bernd Schmelzer Klarinetten Oliver Schwarz, Katharina Quast*, Stephan Oberle Fagotte Rainer Schottstädt, Luise Wiedemann, Klaus Lohrer Trompeten Bruno Feldkircher, Matthias Jüttendonk, Klaus von der Weiden Tuba Karl-Heinz Glöckner Pauken Carsten Steinbach Celesta Roderick Shaw* Akkordeon Andreas Trenk* Kontrabässe Shuzo Nishino, Johannes Eßer, Konstantin Krell, Wolfgang Sallmon, Otmar Berger, Greta Bruns, Jorge Letra**, Michael Geismann* Harfe Saskia Kwast Flöten Alja Velkaverh, Irmtraud RattayKasper, Priska Enkrich * Gast ** Substitut, gefördert von der Concert-Gesellschaft Köln e. V. Stand: 19. März 2012 16 orchesteraktuell Auszeichnungen für Mahler- und Tschaikowsky-Einspielungen Unter allen Neuerscheinungen hat das Fachmagazin Stereo in seiner April-Ausgabe unsere Einspielung von Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 3 mit Markus Stenz und der Altistin Michael Schuster zur »CD des Monats« gekürt: »Den Höhepunkt seiner Interpretation stellt der gigantische Kopfsatz dar. Stenz hat keine Scheu, hier dem Element des Trivialen, den aufmarschierenden Blaskapellen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wobei ihn das ungemein tiefenscharfe Klangbild tatkräftig unterstützt. Das Orchester – nicht zuletzt die formidabel sich in Szene setzende Soloposaune – bewegt sich auf allerhöchstem Niveau.« Die neueste CD aus unserer Tschaikowsky-Gesamteinspielung mit Dmitrij Kitajenko, die »Fünfte«, wurde vom Radiosender Ö 1 in der Sendung »Ö1 bis zwei« am 17. Februar zur »CD des Tages« gekürt. »Nicht nur die ersten weltberühmten Orchester dürfen und können die bekanntesten Sinfonien mustergültig aufführen. […] Es ist eine sehr intensive und hochdynamische Interpretation, die Dmitrij Kitajenko der 5. Symphonie angedeihen lässt. […] Dmitrij Kitajenko vermag an der Spitze des Gürzenich-Orchesters Köln die Spannung zwischen träumerischer Sehnsucht und Erlösungsbedürfnis einerseits und Ernsthaftigkeit, die fast erdrückt, zu vermitteln. Man kann sich des emotionalen Gewichtes dieser Musik in dieser Interpretation nicht erwehren, und wer diese Komposition noch nicht in seiner Plattensammlung hat, dem kann ich diese Aufnahme wärmstens empfehlen«, begründete Musikredakeur Gustav Danzinger seine Wahl. Torsten Janicke gastiert beim Malaysian Philharmonic Orchestra in Kuala Lumpur »Acht Jahreszeiten« sind die Konzerte am 21. und 22. April überschrieben, bei denen unser 1. Konzertmeister Torsten Janicke beim Malaysian Philharmonic Orchestra in Kuala Lumpur als Dirigent und Solist gastieren wird: Auf dem Programm stehen die »Vier Jahreszeiten« von Antonio Vivaldi und die »Vier Jahreszeiten« von Astor Piazolla, bei beiden übernimmt Torsten Janicke auch den Part der Solovioline. 19 vorschau matthäuspassion Johann Sebastian Bach Matthäuspassion BWV 244 Karfreitag, 06. Apr 12, 18 Uhr Kölner Philharmonie Carolyn Sampson Sopran Ingeborg Danz Alt Marcus Ullmann Tenor Thomas Bauer Bariton Maximilian Schmitt Tenor (Evangelist) Oliver Zwarg Bariton (Christusworte) Knaben des Kölner Domchores Vokalensemble Kölner Dom Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent sinfoniekonzert 09 Darius Milhaud »La création du monde« op. 81 – Ballet nègre für 18 Instrumentalsolisten Camille Saint-Saëns Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 33 Peter Iljitsch Tschaikowsky / Semjon Bogatyrjow Sinfonie Es-Dur (rekonstruiert nach Skizzen 1951 – 1955) Sonntag, 22. Apr 12, 11 Uhr Montag, 23. Apr 12, 20 Uhr Dienstag, 24. Apr 12, 20 Uhr Kölner Philharmonie Konzerteinführung mit Elfi Vomberg So 10 Uhr, Mo u. Di um 19 Uhr Leonard Elschenbroich Violoncello Gürzenich-Orchester Köln Dmitrij Kitajenko Dirigent Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280282, an der Konzertkasse im Opernhaus am Offenbachplatz, im Internet unter: www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. 21 kammerkonzert 05 Samstag, 12. Mai 12, 15 Uhr Podium der Kölner Philharmonie Konzerteinführung mit Johannes Wunderlich um 14 Uhr Paul Hindemith »Ouvertüre zum ›Fliegenden Holländer‹ wie sie eine schlechte Kurkapelle morgens um 7 am Brunnen vom Blatt spielt« Johann Strauß »Rosen aus dem Süden« op. 388 für Klavier, Harmonium und Streichquartett bearbeitet von Arnold Schönberg Paul Hindemith »Drei Deutsche Tänze im flotten Ländlertempo« aus dem Quintett für Klarinette und Streichquartett Johann Strauß »Lagunenwalzer« op. 411 für Klavier, Harmonium und Streichquartett bearbeitet von Arnold Schönberg Paul Hindemith »Minimax« Repertorium für Militärorchester für Streichquartett Johann Strauß »Kaiser-Walzer« op. 437 für Flöte, Klarinette, Streichquartett und Klavier bearbeitet von Arnold Schönberg Alja Velkaverh Flöte Oliver Schwarz Klarinette Demetrius Polyzoides Violine Elisabeth Polyzoides Violine Alvaro Palmen Viola Joachim Griesheimer Violoncello Janna Polyzoides Klavier Han-An Liu Harmonium 22 Markus Stenz und das Gürzenich-Orchester Köln danken Lufthansa und den Kuratoren der Concert-Gesellschaft Köln e. V. für ihr kulturelles Engagement und ihre großzügige Unterstützung: Ehrenmitglieder des Kuratoriums: Jürgen Roters Oberbürgermeister der Stadt Köln Dr. h. c. Fritz Schramma Oberbürgermeister der Stadt Köln a.D. Kuratoren: Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA Wilhelm Freiherr Haller von Hallerstein, Vorstandsvorsitzender Ebner Stolz Mönning Bachem Wirtschaftsprüfer – Steuer­berater – Rechtsanwälte, Dr. Werner Holzmayer Excelsior Hotel Ernst AG Wilhelm Luxem Flüss & Fischer Damenausstatter – Schneider – Herren­ausstatter, Albert Loddenkemper GALERIA Kaufhof GmbH Lovro Mandac Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, Heinz-Peter Clodius HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH Wirtschafts­prüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft, Bernd Schubert Hefe van Haag GmbH & Co. KG Dr. Klaus van Haag ifp Institut für Personal- und Unter­nehmensberatung, Jörg Will Kirberg Catering Fine Food Jutta Kirberg Kölner Bank eG Bruno Hollweger Koelnmesse GmbH Gerald Böse Kreissparkasse Köln Alexander Wüerst Gerd Lützeler Dipl.-Kaufmann Wirtschaftsprüfer Steuerberater R. & C. Müller Juweliere Heide und Ulrich Rochels ROLEX Deutschland GmbH Peter Streit TÜV Rheinland AG Prof. Dr. Bruno O. Braun UBS Deutschland AG Helmut Zils Michael Struck-Schloen 1958 in Dortmund geboren, studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Kunst­ geschichte in Köln. Nach Anstellungen im akademischen Bereich arbeitet er seit zwei Jahrzehnten als freier Musikjournalist, Autor und Moderator, u.a. für den WDR, den Deutschlandfunk und die Süddeutsche Zeitung. Produktionsdramaturgien führten ihn ans Staatstheater Mainz; als Posaunist hat er u.a. mit Karlheinz Stockhausen bei der Uraufführung von »Samstag« aus »LICHT« zusammengearbeitet. IMPRESSUM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing Redaktion Johannes Wunderlich Textnachweis Der Text von Michael Struck-Schloen ist ein Originalbeitrag für dieses Heft Bildnachweis Titel und S. 12: Bertold Fabricius. S. 5 und S. 10 Marco Borggreve. Gestaltung, Satz parole gesellschaft für kommunikation mbH Druck A. Ollig GmbH & Co. KG Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Euro 2,- johann sebastian bach matthäuspassion Karfreitag 06. Apr 12, 18 Uhr Kölner Philharmonie Johann Sebastian Bach Matthäuspassion BWV 244 Carolyn Sampson Sopran Ingeborg Danz Alt Marcus Ullmann Tenor Thomas Bauer Bariton Maximilian Schmitt Tenor (Evangelist) Oliver Zwarg Bariton (Christusworte) Knaben des Kölner Domchores Vokalensemble Kölner Dom Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent www.guerzenich-orchester.de Foto: © veneratio – Fotolia.com 42/36/31/23/19/10 € zzgl. 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