Anton Bruckner (1824-1896) Sinfonie Nr. 3 d-Moll (Wagner-Sinfonie) "Wer ist Bruckner? Es ist auch ein Komponist!" warnte der Komponist und Kritiker Hugo Wolf zwei Tage vor der ersten Aufführung der siebten Sinfonie des umstrittenen österreichischen Musikers. In den Wiener Musikkreisen, waren die Lager klar aufgeteilt: auf der einen Seite die Brahmsianer unter der Führung des Kritikers Eduard Hanslick; auf der anderen Seite die Verfechter Wagners und Bruckners im Gefolge des Bruckner-Schülers Arthur Nikisch. Die Wiener Philharmoniker hatten ihre Politik klar definiert: Sie führten die Sinfonien Bruckners nicht auf, da dieser den Fehler gemacht hatte, sich klar als überzeugter Anhänger Wagners zu bezeichnen. Seine erste Sinfonie wurde von der Philharmonie wegen ihrer "Wildheit und Kühnheit", abgelehnt, seine zweite als "Unsinn" abgetan, und die dritte galt als "unspielbar". In der Tat überarbeitete Bruckner diese "Wagner"-Sinfonie mehrmals. Die erste Version von 1873, die übrigens erst im Jahr 1977 publiziert wurde, war bereits weit fortgeschritten, als Bruckner Wagner besuchte, um ihm die 2. und 3. Sinfonie vorzustellen. Hocherfreut darüber, dass der verehrte Meister die dritte vorzog, widmete ihm Bruckner das Werk, welches in der ursprünglichen Fassung zahlreiche Wagner-Zitate enthält. Die Uraufführung der zweiten Version im Dezember 1877, unter der Leitung des wenig erfahrenen Komponisten war ein wahres Debakel. Das Werk wurde durch die Wiener Öffentlichkeit völlig zerrissen, und Bruckner überarbeitete es in den zwölf darauf folgenden Jahren noch mehrmals. Diese viersätzige Sinfonie mit „heroischem“ Charakter wird durch ein Trompetenmotiv eröffnet, das in der Folge im ganzen Werk immer wieder auftaucht. Es zeigt sich ein zyklisches Kompositionsverfahren, das auf die folgenden Sinfonien prägt. Während eines Nachtspaziergangs in den Strassen Wiens, erzählte Bruckner seinem Biograf August Göllerich die Botschaft des Werks, die im 3 Satz zusammengefasst ist: "Hören Sie! In diesem Haus wird getanzt, und während dieser Zeit liegt der Meister in seinem Sarg. So ist das Leben! Und das ist es, was ich in meiner Dritten Sinfonie zeigen wollte: Die Polka symbolisiert die Verzückung und Freude dieser Welt, der Choral ihre Traurigkeit und Trauer".