Die Leber 5.1 Versorgung-, Handels- und Entsorgungszentrale 5.1.1 Arbeitsteilung Jeder Bestandteil des Körpers hat eine eigene Aufgabe. Dadurch geht aber auch die individuelle Vielfältigkeit verloren. Die Leber übernimmt für viele andere Zellen evolutiv alle Funktionen. Die Blutgefässe, die von Darm weg führen, bündeln sich in der Pfortader, die zur Leber führt. Aus der Leber heraus führt die Lebervene. 5.1.2 Überblick über die Funktionsvielfalt - - Versorgung mit Blutzucker und Vorrat desselben anlegen Synthetische Herstellung von Blutzucker Versorgung mit „Blutfetten“ Abbau von Fettsäure über die ß-Oxidation und erzeugen von Acetyl-CoA Produktion vieler „Blutproteine“ Entsorgung gealterter Proteine Erzeugung von Galle Harnstoffsynthese Entsorgung von Stickstoff Entgiftung Produktion von Wachstumsfaktoren und Hormonen 5.2 Hauptfunktion: Bereitstellung von Blutzucker 5.2.1 Energiegewinnung durch Glucose Erythrozyten und Nervenzellen verwerten Glucose zur Energiegewinnung. Die Leber ist ein Zwischenlager. 5.2.2 Glykolen Liefert die Pfortader viel Glucose, deponiert es die Leber als Glykogen, tierische Stärke. Das passiert, weil ein Makromolekül (Glykogen) osmotisch weniger wirksam ist. Bei Bedarf kann Glykogen wieder zu Glucose abgebaut werden. 5.2.3 Gluconeogenese Gluconeogenese = Neusynthese von Glucose Ausgangsmaterial ist Milchsäure (Lactat) und glucogene Aminosäuren. Aus Glucose wird durch Glykolyse Lactat. Dies geschieht im Muskel, der mit Lactat nichts anfangen kann und es an die Leber liefert. Die Leber nutzt die Glykolyse und z.T auch den Citratzyklus im Rückwärtsfluss, um daraus wieder Glucose zu gewinnen: - - Aminosäuren wird der Stickstoff entzogen. Darin ist die Leber Spezialistin. Die so übrigbleibenden α-Ketonsäuren werden an verschiedenen Stellen in den Stoffwechsel eingespeist. An manchen Stellen ist das Gefälle zu hoch. Es muss ein Umweg gemacht werden. So z.B bei Lactat zu Pyruvat und von Pyruvat zu PEP über Malat und Oxalacetat. Sie wirken als Zwischenstufe. 5.3 „Blutfette“ und andere Lipide 5.3.1 Versorgung des Körpers mit Fetten Der Körper braucht Fette als... - - ... Lipide (vor allem Phospholipide) Membran ... Cholesterin Steroidhormon + Membran ... Energiereserve 5.3.2 Kohlenhydrate Fette Aus Glucose entstehen Triglycerine (Neutralfette), nämlich aus Glycerin und Fettsäuren. Glycerine sind Zwischenprodukte der Glykolyse. Fettsäuren werden aus Acetyl-CoA hergestellt (siehe Citratzyklus) Aus Glucose wird Fett. Umgekehrt funktioniert es aber nicht. 5.3.3 „Blutfette“ Die Leber verpackt Triglycerine, Phospholipide, Cholesterin und Proteine zu Lipoproteinen „Blutfette“. Abnehmer für Triglycerine sind vor allem Fettzellen (Adipocyten). Phospholipide und Cholesterin werden von allen sich teilenden Zellen gebraucht. Freiwerdende Lipide werden wiederverwertet. Sie werden den Blutfetten einfach angeschlossen. Die Zusammensetzung der Blutfette verändert sich ständig. Sie werden eingeteilt in: - - VLDL (very light density lipoproteins): Reich an Neutralfetten, arm an Cholesterin und Proteinen LDL (light density lipoproteins): Reich an Cholesterin und Proteinen, arm an Neutralfetten HDL: (heavy density lipoproteins): Dazwischen VLDL und LDL tragen Triglyceride und Cholesterin von der Leber zu den Abnehmern, HDL trägt nicht Verwendetes zur Leber, wo es weiterverwertet wird. 5.4 Insulin und Glucagon 5.4.1 Einschleusen von Glucose und Fettsäuren Blutzucker und Tryacylglycerine dienen der Ernährung der Zellen. Reguliert wird die Abgabe durch die Hormone Insulin und Glucagon. Sie werden in der Bauchspeicheldrüse erzeugt und von Hypothalamus reguliert. - - Glucagon: Von den α-Zellen der Inselorgane in der Bauchspeicheldrüse hergestellt. Veranlasst Leber- und Fettzellen Nahrung in Form von Glucose und Fettsäuren herzugeben Konzentration im Blut steigt Insulin: Von den β-Zellen hergestellt. Veranlasst Leber-, Muskel- und Fettzellen dem Blut Nahrung zu entziehen via Glucosetransporter. In Leber- und Muskelzellen wird Glucose als Glykogen gespeichert, in Fettzellen zur Herstellung von Neutralfetten genutzt. Der Ist-Wert des extrazellulären Glucosespiegels wird vom Glucosetransporter der β-Zellen „gemessen“. Je nach dem wird viel oder wenig Insulin produziert. Die Hormone erreichen die Zielzellen über den Blutkreislauf. 5.4.2 Diabetes mellitus Symptome: Glucose läuft durch die Niere und erscheint im Harn Zeichen für Niereninsuffizienz oder mit Glucose überladenes Blut. Ursachen: Mangelnde Produktion von Insulin, oder mangelnde Ansprechbarkeit der Zielzellen auf das Hormon. Es wird wenig Glucose in Leber- und Muskelzellen gepumpt. Die Zellen drohen zu verhungern. Fettzellen geben viel Fettsäuren frei, weil die such das Insulin nicht reguliert werden. Die viele Fettsäure kann von der Leber nicht vollständig zu CO2 und H2O abgebaut werden. Es entstehen Ketonkörper, wie Acetessigsäure, Aceton und β-Hydroxybuttersäure. Der Körper vergiftet sich damit selbst. 5.5 Blutproteine und Hormone 5.5.1 Proteine aus der Leber Von der Leber stammen: - - Lipoproteine von VLDL, LDL und HDL Albumine: Er möglichen den Transport lipophiler Substanzen, in dem es an sie bindet. Fibrinogene: Dichtet bei der Blutgerinnung die Gefässe ab Enzyme des Blutgerinnungssystems Komponente des Komplementsystems ( Immunsystem) Vitellogenine 5.5.2 Hormone aus der Leber Durch Somatotropin, einem Wachstumshormon aus der Hypophyse, angeregt, produziert die Leber Somatomedine (auch insulinähnliche Wachstumsfaktoren genannt), die das Wachstumshormon unterstützen. 5.6 Cholesterin 5.6.1 Cholesterin ist nicht nur schlecht Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil der Zellmembran. Ausserdem ist es die Vorläufersubstanz anderer Steroide wie der Gallensäure und div. Steroidhormonen. Als Nahrungsbestandteil ist Cholesterin zwar nicht essentiell, doch ganz ohne kann man nicht leben. VLDL und LDL verpacken das Cholesterin, HDL entsorgt Überschüsse davon. 5.6.2 Verkalkungen von Blutgefässen Wenn überschüssiges, cholesterinbeladenes LDL im Blut herumschwimmt, werden die LDLTröpfchen von Endothelzellen in die Schicht um die Arterien herum verfrachtet. Dort wird das LDL gelagert und chemisch so verändert, dass T-Lymphozyten und Makrophagen den Stoff für fremd halten. Makrophagen verschlingen das LDL, bis sie als Schaumzellen an Überfressung sterben. Das wasserunlösliche Cholesterin wird dabei frei. Es aggregiert mit Kollagenfibrillen, und an den Aggregaten lagern sich Kalkkristalle ab Plaque. Es kommt zu Artherosklerose (Verkalkung der Gefässe) und damit zu Arteriosklerose (Verengung der Arterien). Platzt ein Plaque auf, wird das Gefäss verletzt und durch die Blutgerinnung entsteht ein Pfropf. Sowas kann zu Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. 5.6.3 Steroide und Gallensäure Cholesterin ist wasserunlöslich. Gallensäure und Steroidhormone dürfen jedoch nicht wasserscheu sein. An des Sterangerüst des Cholesterin werden also OH-Gruppen angehängt, damit das Molekül hydrophil wird. 5.6.4 Enterohepatischer Kreislauf Wenn das von Darmzellen produzierte Hormon Cholecystokinin Bedarf an Gallensäure meldet, wird die Gallenblasenflüssigkeit in den Darm entleert. Durch den enterohepatischen Kreislauf gelangt ein Teil der Gallensäure wieder in die Leber zurück. (Enteron = Darm; Hepatos = Leber) 5.7 Exkretion und Entgiftung 5.7.1 Entsorgung von Cholesterin, Gallensalz und Blutfarbstoff - - Gallensäuren werden nicht vollständig in die Leber zurückgeführt. Was nicht zurückkommt, wird ausgeschieden. Dazu wird das Cholesterin in Gallensalz überführt. Unzulänglich oxidiertes Cholesterin wird zu Gallensteinen, die den Gallengang versperren können. Stereoidhormone werden in der Leber inaktiviert, durch OH-Gruppen wasserlöslich gemacht und zur Niere überführt. Gallenfarbstoff leitet sich vom roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) ab. Freies Bilirubin (das vorher von Makrophagen modifiziert wurde) bindet an Albium und wird von der Leber aufgenommen. Auch dieses Molekül bekommt OH-Gruppen angehängt und so wasserlöslich gemacht. Der so entstandene Gallenfarbstoff gelangt in den Darm und wird grösstenteils von anaeroben Bakterien weiterverarbeitet. Die Farbe der Fäkalien stammt von eben diesem Gallenfarbstoff. 5.7.2 Stickstoff harmlos machen Den Aminosäuren muss vor der Energiegewinnung zuerst der Stickstoff entzogen werden. Durch oxidative Transaminierung wird das so entstandene NH2 zur Aminosäure Alanin, welches dem Körper keine Probleme macht (im Gegensatz zu Ammoniak). Alternativ kann der Körper den Stickstoff in Form von Glutamin loswerden. 5.7.3 Stickstoff wird zu Harnstoff Die Leber verwandelt Alanin in Pyruvat, welches z.B zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Die dabei abgespaltene Aminogruppe wird mit CO2 zu Harnstoff (Urea) kondensiert. (Harnstoffzyklus siehe Abb. 5.10) 5.7.4 Cytochrom P450 Giftige niedermolekulare Stoffe sind oft deswegen schädlich, weil sie lipidlöslich sind und sie an vielen Orten im Körper und in der Zelle einnisten können. Über Cytochrom P450 fügt die Leber Sauerstoffatome in die Stoffe ein, und macht sie damit wasserlöslich. Cytochrom P450 besteht aus einer Familie von Proteinen, die mit einer Häm-Gruppe versehen sind. 5.7.5 Spare ich mir jetzt....