aus chemischen Reinigungen und Entfettungsanlagen, Ethylen, das reifende Früchte in Lagerhäusern in großem Umfang abgeben, ebenso wie geruchsintensive Fettsäuregemische, die aus Massentierhaltungen freigesetzt werden. Zur Reinigung hat man zunächst Aktivkohle oder Bodensäulen benutzt, die die flüchtigen organischen Verbindungen adsorbieren sollten. Später stellte sich heraus, dass sich auf diesen Trägern Biofilme von Bakterien ansiedeln, die diese Verbindungen abbauen. Heute benutzt man durchströmte Betten mit synthetischen Trägermaterialien, Holz- oder Rindenschnitzeln, Torf oder Boden, durch die die belastete Luft nach vorheriger Befeuchtung geleitet wird. Der heranwachsende Biofilm wird durch höhere Organismen abgeweidet, wodurch sich ein Reinigen und Regenerieren der Bettsysteme weitgehend erübrigt. 20.15.5 Bodensanierung Infolge von Sorglosigkeit, Unachtsamkeit und Unfällen kommt es immer wieder zu massiven Einträgen von Fremdstoffen in den Boden, die eine Belastung für die weitere Nutzung bzw. eine Gefährdung für das Grundwasser darstellen. Alte Industriestandorte, unzureichend kontrollierte Müllkippen, Tankstellen, leckgeschlagene oder durchgerostete Öltanks sind die häufigsten Ursachen für massive Bodenverunreinigungen, die häufig erst erkannt werden, wenn bereits Folgeschäden wie eine Grundwasserverschmutzung eingetreten sind. Mehr als 50 % der aktuellen Bodenverschmutzungen in Deutschland sind durch Mineralöl und seine Derivate verursacht. Verunreinigungen beginnen typischerweise auf oder im Oberboden und sickern durch den ungesättigten Boden, bis sie die Grundwasserschicht erreichen. Abhängig von der Dichte der verunreinigenden Komponenten schwimmen diese entweder auf dem Grundwasser auf, lösen sich zu einem gewissen Anteil (vor allem niedermolekulare und aromatische Bestandteile, z. B. Benzol, Toluol, Xylol, Ethylbenzol), oder sinken, wie z. B. schwere Ölanteile, auf den Grund der wasserführenden Schicht. Für die Dekontamination eines solchen Standorts gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann den Boden weitgehend ungestört belassen und den Abbau der Kontaminanten der bodenständigen Mikrobiota überlassen (Natural Attenuation). Dies ist das kostengünstigste aber auch langwierigste Verfahren. Alternativ kann man den natürlichen Abbau vor Ort beschleunigen, indem man den natürlichen Abbauprozess durch Abpumpen und Rezirkulieren des Grundwassers nach entsprechender Zwischenbehandlung intensiviert und zugleich die Ausbreitung der Schadstofffahne eingrenzt (▶ Abb. 20.29). Eine weitere Möglichkeit ist, den kontaminierten Boden abzutragen, mit geeigneten Nährsalzen zu beaufschlagen und Mieten anzulegen, in denen durch Bewässerung und regelmäßige Durchmischung die mikrobielle Schadstoffoxidation gefördert wird. Als Alternativen zur vollständigen Beseitigung des jeweiligen Fremdstoffs kommt prinzipiell auch eine Inertisierung vor Ort infrage. Das als Sprengstoff bekannte Trinitrotoluol (TNT) wird im ungesättigten Boden nur langsam abgebaut. Unvollständige Reduktionen der Nitrogruppen leiten eine Polymerisation des TNT und seine Verknüpfung mit der organischen Bodenmatrix (Huminstoffe) ein, die zu einem stabilen, inerten und ungiftigen Folgeprodukt führt. 20.16 Metalllaugung und Renaturierung im Tagebau Die mikrobielle Oxidation und saure Extraktion von Eisensulfiden einschließlich des Pyrits wurde bereits in Kapitel 18 besprochen (Plus 18.16) (S. 628). In ähnlicher Weise können schwefeloxidierende Bakterien vom Typ Thiobacillus ferrooxidans auch Kupfersulfide oxidieren. Die Reaktionen laufen wie folgt ab: 2 Cu2S + 0,5 O2 + 2 H+ → 2 CuS + 2 Cu2 + + H2O 2 CuS + 4 O2 → 2 Cu2 + + 2 SO42– Fe0 + Cu2 + → Cu0 + Fe2 + Der erste Schritt, die Oxidation von Cu+ zu Cu2 + , wird ausschließlich mikrobiell katalysiert. Der zweite Schritt, die Oxidation von Sulfid zu Sulfat, wird teils mikrobiell und teils chemisch ermöglicht. Aus der sauren Lösung wird im dritten Schritt Cu2 + mithilfe von Eisenschrott als Rieselturm Rezirkulation vorbeugende Infiltration Grundwasserspiegel während Öl Pumpe Untergrund 710 vor der Behandlung Abb. 20.29 Behandlung von ölverunreinigtem Boden durch Umpumpen von Grundwasser und bakterielle Reinigung des Wassers. Die vorbeugende Infiltration von frischem, nichtkontaminierten Wasser schützt den nichtkontaminierten Boden auf der linken Seite. Im Rieselturm findet die mikrobielle Oxidation der Fremdstoffe statt. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Mikroorganismen im Dienste des Menschen: Biotechnologie 20.17 Energieversorgung Plus 20.12 Grenzen der Wasserstoffgewinnung durch Mikroorganismen Eine Vergärung von Biomasse mit Glucose als repräsentativem Ausgangssubstrat zu H2 und CO2 entsprechend der Gleichung C6H12O6 + 6 H2O → 12 H2 + 6 CO2 liefert unter Standardbedingungen –26 kJ pro mol Glucose. Es gibt keinen Organismus, der mit diesem geringen Energiebetrag die Umsetzung von 12 Elektronenpaaren zu 12 Wasserstoffmolekülen leisten kann und dabei noch wächst. Stattdessen beobachtet man im günstigsten Fall eine Vergärung der Glucose entsprechend der Gleichung C6H12O6 + 2 H2O → 2 CH3COOH + 2 CO2 + 4 H2. Diese Reaktion liefert pro mol Glucose ΔG0’ = –216 kJ, und auch diese Bilanz wird nur erreicht, wenn der Wasserstoffpartialdruck (S. 458) z. B. durch methanogene Partnerorganismen niedrig gehalten wird. Dennoch verbleiben bei dieser Vergärung zwei Drittel der Elektronen aus der Glucose im Acetat, aus dem sie durch Gärung nicht freigesetzt 20.17 Energieversorgung Steigende Ölpreise beleben immer wieder neu die Diskussion, in welchem Umfang Mikroorganismen zur Deckung unseres Energiebedarfs beitragen können. Die Gewinnung von Methan in Form von Biogas bei der anaeroben Behandlung von Abwässern und Abfällen wurde bereits erwähnt (S. 705). Der Vorteil der Methanbildung (S. 456) besteht darin, dass der größte Teil der Energie eines organischen Substrats, sofern es anaerob abbaubar ist, für eine spätere energetische Nutzung im Methan gebunden ist. Außerdem ist es als Gas leicht abzufangen. Dieser Aspekt limitiert für die Energiewirtschaft vor allem die technische Nutzung von gelösten Gärprodukten wie Ethanol. Durch Vergärung mit Hefen oder mit dem Bakterium Zymomonas mobilis wird im günstigsten Fall ein Alkoholgehalt von ca. 10 % (v/v) erreicht. Für die Destillation auf einen Alkoholgehalt von mehr als 90 % sind Energiemengen erforderlich, die nahezu in der gleichen Größenordnung liegen wie der Energiegehalt des gewonnenen Alkohols. Überdies können nur bestimmte Anteile der Biomasse, vor allem Zucker, Stärke und andere Polysaccharide (nach enzymatischer Vorbehandlung) zu Ethanol (S. 421) vergoren werden. Zwar ist die Ethanolausbeute aus spezifisch hierfür gezüchteten, zuckerreichen Erntepflanzen wie Zuckerrohr und Zuckerrüben günstiger, doch muss man für eine bilanzierende Bewertung dann auch den Energieaufwand für die landwirtschaftliche Produktion dieser Ausgangsmaterialien, sowie die strukturellen Aspekte einer auf Alkoholproduktion ausgelegten Landwirtschaft berücksichtigen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. metallisches Kupfer ausgefällt. Auf diese Weise kann wertarmer Eisenschrott für die Gewinnung von hochwertigem Kupfer genutzt werden. Da Eisensulfide, vor allem Pyrit, häufig auch in den Deckschichten oberhalb von Kohle- und Braunkohlelagerstätten zu finden sind, werden sie mit dem Abraum umgeschichtet und damit dem Sauerstoff und der mikrobiellen Oxidation ausgesetzt. Die Folge sind gewaltige Einträge an schwefelsauren Oberflächen- und Grundwässern, z. B. im Bereich des Braunkohletagebaus in Mitteldeutschland. Nach Flutung der ehemaligen Tagebaulöcher sind die neu entstandenen Seen mit pH-Werten von 2–3 häufig stark sauer. Langfristiges Ziel der Renaturierung dieser Standorte ist die Ausfällung der Eisen- und Schwefelsäurefrachten dieser Wässer als Eisensulfide. Dazu sind große Mengen organischer Elektronendonatoren und anoxische Verhältnisse in den tiefen Wasserschichten erforderlich. Da sich die Primärproduktion im sauren Wasser nur sehr zögernd entwickelt, werden diese Renaturierungsmaßnahmen viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen. In Modellexperimenten konnte man zeigen, dass die Neutralisierung eines solchen Gewässers durch Eintrag von externer organischer Substanz (z. B. Stroh) wesentlich beschleunigt wird. Auch aus Abwässern der Galvanisierungsindustrie können Schwermetalle durch Ausfällen mit mikrobiell produziertem Schwefelwasserstoff als Metallsulfide rückgewonnen werden. ●V werden können. Erneut zeigt sich hier die Überlegenheit der Methanbildung, die die im Acetat festgelegten Elektronen quantitativ in Methan überführt. Eine fermentative Wasserstoffproduktion aus Biomasse wird also nur ein Drittel der rechnerisch verfügbaren Elektronen nutzen können. Die reale Ausbeute ist sogar deutlich schlechter. Als Alternative bietet sich eine Wasserstoffbildung durch phototrophe Bakterien, entweder durch Cyanobakterien oder durch anoxygene phototrophe Bakterien, an. Hierbei dient entweder die Nitrogenase oder die mit diesem Stoffwechsel assoziierten membranständigen Hydrogenasen als wasserstofffreisetzendes Enzymsystem. Trotz aufwendiger Forschung ist es jedoch bisher nicht gelungen, solche Mengen Wasserstoff auf diese Weise zu produzieren, die ein solches Verfahren wirtschaftlich auch nur annähernd diskutabel machen. Zukunftspläne zielen auf eine Kopplung des Photosystems mit membranständigen Hydrogenasen in zellfreien Reaktionssystemen ab, doch sind solche Systeme empfindlich und daher kurzlebig und eine Nutzung in großem Maßstab (unter strikt sterilen Bedingungen!) wohl unrealistisch. 711