Kurzes Glossarium zur Mechanosensorik, insbesondere zu den

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Kurzes Glossarium zur Mechanosensorik, insbesondere zu den anatomischen und
physiologischen Begriffen des Säugerohrs
Vorlesung Tierphysiologie Harald Wolf 2011
Adaptation: Anpassung einer Sinneszelle an die vorherrschende Reizintensität; in einer
Intensitätskennlinie äußert sich Adaptation durch eine Verschiebung der Kennlinie entlang
der Abszisse (Achse der Reizintensität); es gibt bei Sinnesorganen i. d. R. mehrere
Adaptationsmechanismen, die ineinander greifen.
Afferent: Zum Zentralnervensystem hin leitend.
Akustische Fovea: Die Spreizung bestimmter Bereiche der Basilarmembran führt zu einer
verbesserten Frequenzauflösung in diesen Bereichen; eine entsprechend vergrößerte
Abbildung des hier repräsentierten Frequenzbereichs durch eine größere Zahl von
Haarsinneszellen und eine entsprechend größere Zahl von auditorischen Interneuronen im
Zentralnervensystem ist die Folge; derartig durch eine Fovea gespreizte Frequenzbereiche
finden sich besonders bei Fledermäusen, sofern diese bevorzugte Frequenzen für ihre
Echoortung nutzen (beispielsweise Hufeisennasen im Bereich von 80 kHz).
Amboss (Incus): Mittleres der drei Gehörknöchelchen, welches zwischen Hammer und
Steigbügel liegt.
Amplifier: Verstärker; zweite grundlegende Funktion von Sinneszellen; die Verstärkung der
typischerweise sehr kleinen physikalischen bzw. chemischen Reizenergie in ein i.d.R. um
mehrere Zehnerpotenzen größeres, zelleigenes Signal; Verstärkung häufig durch G-Protein
gekoppelte intrazelluläre Signalkaskaden.
Äußere Haarsinneszellen: Drei Reihen von Haarsinneszellen, die außen am Corti’schen
Organ sitzen und mit der Spitze ihrer Bündeln von Stereovilli in die Tektorialmembran locker
eingesenkt sind. Die äußeren Haarsinneszellen sind nicht nur afferent sondern vor allem
efferent innerviert; die efferente Innervation kann die äußeren Haarsinneszellen aktivieren,
so dass diese, angeregt durch Reizung des Stereovillischopfes, Längenänderungen
ausführen; diese Längenänderung speist Energie in die Schwingung der Basilarmembran ein
und reduziert damit die Dämpfung; dies erhöht die Empfindlichkeit für Schallschwingungen;
dies kann im Extremfall bei Dejustierung dieses Verstärkungsmechanismus zur Aussendung
von Schall durch das Innenohr führen; das ist einer der Gründe für Tinnitus; die
Beweglichkeit der äußeren Haarsinneszellen wird durch Prestin bewirkt, wobei eine
Depolarisation der äußeren Haarsinneszellen zu deren Kontraktion führt.
Äußeres Ohr: Ohrmuschel und Gehörgang; sie dienen dem Sammeln und Weiterleiten von
Schall an das Trommelfell; wichtig auch für das Richtungshören aufgrund der
Kammfiltereigenschaften der Ohrmuschel.
Azimuth (in Zusammenhang mit Schallwahrnehmung): Winkelabweichung in der
Horizontalen von einer Bezugsrichtung, typischerweise der Medianebene eines Organismus;
der Azimuth wird bei Säugern durch Intensitäts-, Laufzeitunterschiede und
Phasenunterschiede des eintreffenden Schalls zwischen beiden Ohren bestimmt.
Basilarmembran: Membran in der Cochlea, welche das Corti’sche Organ trägt; die
Basilarmembran ändert entlang ihrer Länge die wesentlichen Eigenschaften wie Breite,
Dicke und Steifigkeit; zur Cochleaspitze (Helicotrema) hin wird die Basilarmembran breiter,
weicher und dicker; dadurch werden hohe Frequenzen bereits am Anfang stark gedämpft
und ausgelöscht, während tiefe Frequenzen bis an nahe an das Helicotrema weitergeleitet
werden und dort maximale Schwingungsamplituden bewirken. Die schmalste Stelle der
Basilarmembran nahe dem ovalen Fenster ist 0,1 mm breit; die breiteste Stelle nahe dem
Helicotrema 0,5 mm.
Campaniforme Sensillen: Von den filiformen Haaren evolutionsbiologisch abgeleitete
sensorische Struktur bei Insekten; campaniforme Sensillen reagieren auf cuticulare
Spannungen.
Chordotonalorgane: Aus zahlreichen einzelnen Skolopidialsensillen zusammengesetzte
komplexe Sinnesorgane der Insekten.
Cochlea: der Lagena der Reptilien homologes, stark gestrecktes Feld an Haarsinneszellen,
welches der Schallwahrnehmung dient; die Streckung erhöht die Auflösung von
Schallfrequenzen; der lange Schlauch ist aus Gründen der räumlichen Unterbringung zu
einer schneckenförmigen Struktur „aufgewickelt“.
Columella: Einziges Gehörknöchelchen der Reptilien und Vögel; entspricht dem
Steigbügelknöchelchen der Säugetiere.
Cortisches Organ: Auf der Basilarmembran der Cochlea im Innenohr der Wirbeltiere
angeordnete Gruppe von Haarsinneszellen, welche für die Schallwahrnehmung zuständig
ist.
Cupulaorgane: Von Haarsinneszellen gebildete Sinnesstrukturen in den Bogengängen der
Wirbeltiere; die Cupula ist ein Gallert-Dom, der auf den Stereovilli der Haarsinneszellen sitzt
und durch Strömungen in den Bogengängen ausgelenkt wird.
Dezibel: Maß für die Lautstärke, Schalldruckpegel. Lautstärke = 20 x log
(Schalldruck/Referenzschalldruck); als Referenz wird i.d.R. die Hörschwelle gesunder
Menschen genommen.
Dynamikbereich: Derjenige Bereich, in welchem eine Sinneszelle unterschiedliche
Reizintensitäten sinnvoll abbilden kann, typischerweise in einem logarithmischen
Zusammenhang; der Dynamikbereich erstreckt sich von der Schwellenintensität bis zur
Sättigungsintensität.
Efferent: Vom Zentralnervensystem zu Effektororganen hin laufend; typischerweise
Motoneurone, die einen Muskel versorgen; es können aber auch Chromophoren oder
Haarsinneszellen versorgt werden.
Elevation (in Zusammenhang mit Schallwahrnehmung): Abweichung einer Schallquelle von
der Horizontalen in die Vertikalrichtung; die Elevation einer Schallquelle kann von
Säugetieren häufig nicht bestimmt werden; wenn eine Elevationsbestimmung möglich ist, so
beruht diese auf den Kammfiltereigenschaften in der Ohrmuschel; bei Schleiereulen ist durch
die asymmetrische Anordnung der beiden Ohren eine Nutzung von Intensitätsdifferenzen für
die Elevationsbestimmung möglich.
Encoder: Kodierer; dritte wesentliche Funktion von Sinneszellen; kodiert werden v.a.
Reizintensität und Reizdauer; die Reizintensität wird typischerweise in Form einer
logarithmischen Kennlinie abgebildet.
Endolymphe: Im Schneckengang enthaltenes Lymphmedium, umspült daher die
Haarsinneszellen des Corti’schen Organs; durch Anreicherung mit positiven Ionen –
typischerweise Kaliumionen – mit positivem Bestandspotenzial von bis zu +100 mV; die
Sekretion der Ionen erfolgt durch sie Stria vascularis, ein stark durchbluteter
Sekretionsstreifen entlang der Außenwand der Schneckengangs.
Filiforme Sensillen oder Haarsensillen: Sinneshaare der Insekten, die eine gelenkige Basis
besitzen; durch mechanische Reize wird das Haar in der Basis abgebogen; dies reizt den
Dendriten der Sinneszelle; die Reizung kann erregend oder hemmend sein; Haarsensillen
sind empfindlich für die Strömung des umgebenden Mediums, Borstensensillen reagieren
auf Berührung.
Frequenzdispersion: Die frequenzabhängige Dämpfungseigenschaft der Basilarmembran
über ihre Länge bewirkt eine unterschiedlich starke Dämpfung von Schallfrequenzen entlang
der Basilarmembran. Dies führt zu maximalen Schwingungsamplituden für hohe Frequenzen
nahe dem ovalen Fenster und für tiefere Frequenzen nahe dem Helicotrema.
Gehörknöchelchen: Dreigliedrige Kette von Knöchelchen, welche Schallreize vom
Trommelfell auf das ovale Fenster des Innenohrs überträgt; diese Übertragung dient der
Impedanzanpassung.
Glomerulus: Projektionsareal eines Typs olfaktorischer Rezeptorzellen, d. h. der
Rezeptorzellen, die ein bestimmtes Rezeptorprotein auf ihren sensorischen Dendriten
exprimieren; wesentliche Grundlade für die Geruchskodierung nach dem Matrixmodell;
namensgebend ist die typischerweise kugelige Form der Neuropilbereiche.
G-Protein-Kaskade: Wesentliche intrazelluläre Signalkaskade, die durch Aktivierung eines
intrazellulären, an der Zellmembran lokalisierten G-Proteins initiiert wird.
Haarsinneszelle der Wirbeltiere: Sekundäre Sinneszelle, die durch ein apikales Büschel von
Mikrovilli charakterisiert ist, hier Stereovilli genannt. Häufig wird das Büschel an Sterocilien
auf einer Seite durch ein Kinocilium begrenzt; dieses weist typischerweise die größte Länge
auf, während die Stereovilli mit zunehmender Entfernung vom Kinocilium orgelpfeifenartig
kürzer werden.
Hammer (Malleus): Das dem Trommelfell anliegende Gehörknöchelchen, welches den
Schall auf dem Amboss überträgt.
Helicotrema: An der Spitze der Cochlea lokalisierte Verbindung zwischen Pauken- und
Vorhofgang, welcher u. a. dem Druckausgleich zwischen diesen beiden Perilymphräumen
dient.
Hörfrequenz: Liegt beim Menschen in der Größenordnung von 20 bis 20.000Hz, bei anderen
Säugern kann sie vom Infraschallbereich unterhalb von 1Hz (Elefanten) bis weit in den
Ultraschallbereich jenseits von 100.000Hz (Fledermäuse) reichen.
Impedanzanpassung: Durch die Gehörknöchelchen vermittelte Anpassung von Luftschall –
mit geringem Druck aber relativ großer Schwingungsamplitude – auf Flüssigkeitsschall in der
Cochlea – mit hohem Druck aber vergleichsweise geringer Amplitude.
Innenohr: Lymphgefüllte, häutige Strukturen, welche Bogengänge, Makula- und
Cupulaorgane und die Cochlea beinhalten.
Innere Haarsinneszellen: Die einzelne innere Reihe von Haarsinneszellen im Corti’schen
Organ; dies sind die eigentlichen sensorischen Zellen, die entsprechend afferent innerviert
sind. Der Schopf an Stereovilli dieser Sinneszellen wird durch die Endolymphströmung
gereizt, welche durch die Schwingung der Basilarmembran entsteht, und zwar zwischen
Tektorialmembran und Corti’schem Organ. Das menschliche Innenohr besitzt ca. 8000
innere Haarsinneszellen; diese geringe Zahl an Haarsinneszellen prädestiniert das Innenohr
für Schädigungen durch Überlastung, Durchblutungsstörungen u. ä..
Intensitätsdifferenz: Das einer Schallquelle zugewandte Ohr wird einen lauteren Schallreiz
empfangen als das abgewandte Ohr, da der Kopf den Schall auf der abgewandten Seite
abschirmt; dies gilt nur für den Fall, dass der Kopf deutlich größer als die Schallwellenlänge
ist; aus diesem Grund ist die Fähigkeit zur Lokalisation einer Schallquelle sowohl von der
Kopfgröße des Tiere wie von der Schallwellenlänge abhängig; große Tiere können daher
tieffrequenten Schall orten, während kleine Tiere (mit kleinen Köpfen) i. d. R. nur
hochfrequente oder gar Ultraschalllaute orten können.
Intensitätskennlinie: Eine Intensitätskennlinie wird typischerweise in einem
Koordinatensystem dargestellt, welches auf der Abszisse die Reizintensität – häufig auf einer
logarithmischen Skala – und auf der Ordinate die Antwort der Sinneszelle – beispielsweise
als Rezeptorpotenzial oder Spikefrequenz – darstellt; drei wesentliche Abschnitte bzw.
Punkte einer Intensitätskennlinie sind die Schwelle, der Dynamikbereich sowie der
Sättigungsbereich.
Kammfiltereigenschaften: Unterschiedliche Filterung bzw. Weiterleitung von
Schallfrequenzen durch die Ohrmuschel in den Gehörgang, abhängig von der Schallrichtung
in der medianen (oder sagittalen) Ebene (d.h. vorn-oben-hinten).
Kinocilium: Cilienderivat einer mechanosensorischen Haarsinneszelle der Wirbeltiere; bildet
das Ende einer "orgelpfeifenartigen" Anordnung von Stereovilli; für erregende Scherreize
bildet es die reizabgewandte Richtung; das Kinocilium fehlt bei manchen
Haarsinneszelltypen, so dass nur Stereovilli übrig bleiben.
Koinzidenzdetektion: Gemeinsam mit Verzögerungsleitungen dienen neuronale
Koinzidenzdetektoren der zentralnervösen Realisierung des Richtungshörens.
Konstanzleistung: Ein durch die logarithmische Intensitätskennlinie der meisten
Sinnesorgane vermittelter (subjektiver) Eindruck der Konstanz der wahrgenommenen
Objekte.
Laufzeitdifferenz: Neben der Intensitätsdifferenz kann auch ein Unterschied in der Laufzeit
zwischen der Ankunft eines Schallreizes an den beiden Ohren für die Richtungsbestimmung
ausgenutzt werden. Ähnlich wie die Intensitätsdifferenz ist auch die Laufzeitdifferenz von der
Schallgeschwindigkeit – ca. 340m/s in Luft – und damit von der Kopfgröße, d.h. dem
Ohrabstand, abhängig. Beim Menschen mit einem Ohrabstand von ca. 14 cm beträgt die
maximale Laufzeitdifferenz zwischen den beiden Ohren etwas unter 0,5 ms.
Logarithmische Kennlinie: Die Antwort einer Sinneszelle steht typischerweise in einem
logarithmischen Zusammenhang zur Reizintensität; dies erlaubt nicht nur die Abdeckung
eines größeren Intensitätsbereichs, sondern vermittelt vor allem Konstanzleistungen, ein
Beispiel ist die beleuchtungsunabhängige Beurteilung heller und dunkler Flächen. Beurteilt
wird die Reflektivität, also die Tatsache, dass eine Fläche beispielsweise 10mal soviel Licht
reflektiert wie eine andere, unabhängig von der Hintergrundbeleuchtung; dies wird durch die
logarithmische Kennlinie in einen konstanten Wahrnehmungsunterschied übersetzt.
Makulaorgane: Mit dem Gleichgewichtsorgan der Wirbeltiere assoziierte Gruppen von
Haarsinneszellen, welche Statolithen tragen und dadurch Gravitations- und
Beschleunigungskräfte wahrnehmen.
Mittelohr: Über die eustachische Röhre mit dem Rachenraum verbundener luftgefüllter
Bereich zwischen Trommelfell und Innenohr, enthält die Gehörknöchelchen.
Nullpunktunterdrückung: Durch Spontanaktivität einer Sinneszelle vermittelte Eigenschaft;
eine Reizrichtung erregt, die entgegengesetzte Reizrichtung hemmt die Sinneszelle; dadurch
können nicht nur beide Reizrichtungen kodiert werden, sondern es existiert auch keine
Schwellenintensität im eigentlichen Sinne; so ist die Empfindlichkeit nur durch die
Auflösungsgrenze für kleine Unterschiede in der Erregung der Sinneszelle durch
nachgeschaltete Neurone begrenzt.
Ovales Fenster (Foramen ovale): Ansatzfläche des Steigbügels und Verbindung zum
Vorhofgang (Skala vestibuli) der Cochlea.
Paukengang (Skala tympani): Ventraler der beiden perilymphgefüllten Gänge der Cochlea
mit Verbindung zum runden Fenster.
Perilymphe: im Paukengang und Vorhofgang enthaltende Lymphe, welche eine normale
interstitielle Ionenzusammensetzung aufweist und ein Potenzial von etwa 0mV.
Phasendifferenz: Kann wie die Laufzeitdifferenz zur Richtungslokalisation einer Schallquelle
dienen; Phase bezeichnet im Unterschied zur Laufzeit die Zeitverschiebung von
andauernden Schallereignissen gegeneinander aufgrund unterschiedlicher Laufstrecken.
Prestin: Motorprotein in Haarsinneszellen von Wirbeltieren; es bildet einen Mantel, der das
gesamte Zytoplasma unmittelbar unter der Zellmembran umhüllt; bei den äußeren
Haarsinneszellen lösen Spannungsänderung Konformationsänderungen des PrestinProteins aus und vermitteln so die Beweglichkeit der Haarsinneszelle.
Primäre Sinneszelle: Sinneszelle, die ein eigenes Axon besitzt, welches zum
Zentralnervensystem läuft, das afferente Axon.
Reissner'sche Membran: Neben der Basilarmembran die zweite Membran, welche den
Endolymphraum der Skala media begrenzt, nämlich gegenüber dem Paukengang.
Rezeptorlymphe: Allgemein die extrazelluläre Flüssigkeit, die Rezeptorzellen oder deren
Dendriten umspült; im Fall von Mechanorezeptoren besitzt die Rezeptorlymphe ein positives
Bestandspotenzial von bis zu +100mV, durch die aktive Anreicherung mit positiven Ionen,
typischerweise Kaliumionen.
Richtungshören: Beruht auf dem Vergleich der Schalleingänge an zwei Hörorganen, bei
Wirbeltieren eben den beiden Ohren; zur Bestimmung der Schallrichtung können
Unterschiede in der Intensität und der Laufzeit sowie der Phase der an den beiden
Hörorganen einlaufende Schallereignisse dienen.
Rundes Fenster: Ausgleichsöffnung für vom Steigbügel über das ovale Fenster vermittelte
Druckänderungen.
Sacculus: Eines der Statolithenorgane im Innenohr von Wirbeltieren; empfindlich vor allem
für vertikale Translationsbeschleunigungen.
Sättigungsbereich: In diesem Bereich überschreitet die Reizintensität den maximalen
Antwortbereich einer Sinneszelle; registriert wird also nur die Tatsache, dass eine sehr hohe
Intensität vorliegt, jedoch ist keine Aussage über die tatsächliche Höhe der Intensität (mehr)
möglich.
Schallempfänger: Werden je nach Konstruktionsprinzip und dadurch wahrgenommenen
Parameter des Schalls unterteilt in: Schalldruckempfänger (durch Tympanalmembran
abgeschlossener Hohlraum), Druckgradientenempfänger(durch Tympanalmembran
abgeschlossener Hohlraum, der eine zweite Öffnung für den Schalleintritt besitzt; dadurch ist
die Schwingung der Tympanalmembran von der Einfallsrichtung des Schalls abhängig) und
Schallschnelleempfänger (leicht bewegliche Mechanosensoren, die durch die
Molekülbewegung der Schallwelle in Bewegung versetzt werden, beispielsweise
Sinneshaare der Insekten).
Schneckengang (Skala media): Mittlerer der drei Gänge in der Cochlea, mit Endolymphe
gefüllt; enthält das Corti’sche Organ und wird durch Basilar- und Reissner’sche Membranen
begrenzt.
Schwellenintensität: Diejenige Reizintensität, unterhalb derer eine Sinneszelle nicht auf den
Reiz reagiert.
Sekundäre Sinneszelle: Sinneszelle, welche kein eigenes Axon besitzt, sondern von (hier
ausnahmsweise afferenten) Nervenfasern aus dem Zentralnervensystem versorgt wird;
typisches Beispiel sind die Haarsinneszellen der Wirbeltiere, die außerdem häufig eine
efferente Nervenversorgung aufweisen (v.a. die äußeren drei Reihen an Haarsinneszellen).
Skolopidialsensillen: Aus den filiformen Haaren der Insekten abgeleitete und unter die
Oberfläche der Cuticula versenkte Mechanosenoren; sie reagieren auf Zug in Längsrichtung
und werden daher vergleichbar den Muskelspindeln der Wirbeltiere eingesetzt.
Spiralganglion: Von ableitenden Nervenzellen gebildetes Ganglion im Zentrum der Cochlea
von Wirbeltieren; es handelt sich um die Zellkörper der afferenten Nervenzellen, welche die
Haarsinneszellen versorgen.
Stapediusreflex: Der Stapediusmuskel sitzt am Gelenk zwischen Amboss und Steigbügel an
und klinkt durch seine Kontraktion die Schallübertragung über die Kette der
Gehörknöchelchen teilweise aus; dadurch wird die übertragene Schallamplitude reduziert
und das Innenohr vor Überlastung geschützt; der Stapediusmuskel wird reflektorisch bei
erwarteten extremen Schallereignissen aktiviert sowie als Reaktion auf tatsächlich
wahrgenommene überlaute Schallstärken.
Statolithenorgane: Siehe Makulaorgane.
Steigbügel (Stapes): Der Cochlea über das ovale Fenster anliegendes Gehörknöchelchen;
der Stapes ist der Columella der Reptilien und Vögel homolog.
Stereovilli: Häufig auch irreführend als Stereocilien bezeichnet, sind jedoch nicht Cilien
homolog, sondern tatsächlich Villi als Ausstülpungen der Zellmembran, sie besitzen einen
Kern aus dicht gepackten und parallel angeordneten Aktinfilamenten.
Stria vaskularis: siehe Schneckengang
Stützzellen: Allgemeiner Begriff zur Bezeichnung von Zellen, welche nicht direkt an der
betrachteten Organfunktion beteiligt sind, im Falle des Corti’schen Organs diejenigen Zellen,
welche die Haarsinneszellen umgeben; Stützzellen können dennoch große Bedeutung
besitzen, beispielsweise für die Abscheidung von Gallertstrukturen oder die Abgrenzung von
Lymphräumen durch "tight junctions".
Tektorialmembran (Deckmembran): Gallertige, nicht zellulär organisierte Membran, welche
über dem Cortischen Organ liegt und Kontakt zu den Stereovilli der äußeren
Haarsinneszellen aufnimmt. Scherung zwischen Tektorialmembran und Basilarmembran
bzw. Corti’schem Organ führt zur Auslenkung der äußeren Haarsinneszellen; diese
Scherung kommt durch jede Scxhwingung der Basilarmembran zustande.
Thecogene Zelle: Die innerste der drei Hüllzellen beim cuticularen Mechanosensor der
Insekten; sie bildet in der Entwicklung die mit dem Dendriten assoziierten
Cuticularstrukturen; im adulten Tier ist sie meist nicht an der Sekretion von Rezeptorlymphe
beteiligt sondern bildet eine Gliahülle um die Sinneszelle(n).
Tip links: Die von der Spitze eines (kürzeren) Stereovillus zur Seitenwand eines
benachbarten (größeren) Stereovillus ziehender Verbindungsstrang, der an mechanisch
geschaltete Ionenkanäle in der Zell(Villus-)membran gekoppelt ist; unmittelbar mit dem
Transduktionsmechanismus von Haarsinneszellen assoziierte Struktur. Die mechanisch
geschalteten Ionenkanäle lassen nicht nur positive Ionen in die Zelle eintreten, welche diese
depolarisieren, sondern ebenfalls Kalziumionen, welche Adaptationsvorgänge vermitteln (mit
dem mechanisch geschalteten Ionenkanal assoziiertes Myosin kann auf dem Aktinkern des
Stereovillus entlang wandern).
Tonotopie: Abbildung unterschiedlicher Schallfrequenzen entlang der Länge der Cochlea
bzw. Basilarmembran. Diese tonotope Frequenzabbildung wird über weitere auditorische
Verarbeitungsstationen des zentralen Nervensystems beibehalten bis hin zum Cortex.
Tormogene Zelle: Äußere der drei Hüllzellen bei den Cuticularsensillen der Insekten; sie
bildet die Einlenkung von Haarsensillen während der Entwicklung und sezerniert im
Adultzustand die Rezeptorlymphe.
Transducer: Wandler; erste der drei wesentlichen Funktionen einer Sinneszelle; die
Umwandlung des physikalischen oder chemischen Reizes in ein zelleigenes
Depolarisationssignal (ausnahmsweise auch eine Hyperpolarisation).
Trichogene Zelle: Die mittlere der drei Hüllzellen bei den Cuticularsensillen der Insekten; sie
bildet in der Entwicklung den Haarschaft der Haarsensillen und sezerniert im adulten Tier die
Rezeptorlymphe.
Tympanalorgane: Durch ein Tympanum = Trommelfell gebildete Hörorgane von Insekten;
siehe Schallempfänger.
Utriculus: Eines der Statolithenorgane im Innenohr von Wirbeltieren; empfindlich vor allem
für horizontale Translationsbeschleunigung.
Verstärkungsmechanismen im Wirbeltierohr: Da Mechanosensoren grundsätzlich keine
intrazellulären Verstärkungskaskaden besitzen, sind mehrere extrazelluläre Mechanismen im
Hörsinnesorgan evolviert: 1. Die Frequenzdispersion führt zu einer Konzentration der
Schallenergie einer gegebenen Frequenz auf einen Ort, d. h. auf wenige Haarsinneszellen
des Corti’schen Organs. 2. Die Endolymphe besitzt ein positives Bestandspotenzial, was den
Ionenstrom bei Ionenkanalöffnung verstärkt. 3. Die Motilität der äußeren Haarsinneszellen
speist Energie in die gedämpften Basilarmembranschwingungen ein.
Vorhofgang (Skala vestibuli): Oberer oder dorsaler der beiden perilymphgefüllten Gänge der
Cochlea, verbunden mit dem ovalen Fenster.
Wanderwelle: Der Begriff der Wanderwelle steht in engem Zusammenhang mit der
Frequenzdispersion auf der Basilarmembran; er bezeichnet die Tatsache, dass eine an der
Basis der Cochlea eingespeiste Schallschwingung entlang der Basilarmembran wandert und
frequenzabhängig an unterschiedlichen Stellen maximale Schwingungsamplituden erzeugt;
für hohe Frequenzen liegen diese maximalen Schwingungsamplituden nahe dem ovalen
Fenster, aufgrund der frühen Dämpfung hoher Frequenzen; tiefe Frequenzen breiten sich mit
geringer Amplitude bis nahe an das Helicotrema aus, wo in den weichen Membranteilen
entsprechende Schwingungsmaxima tiefer Frequenzen auftreten (aufgrund ihrer hohen
Steifigkeit kann die Basilarmembran nahe dem ovalen Fenster auch über geringe Amplituden
hohe Schwingungsenergien weiterleiten).
Weber'sche Knöchelchen: Gehörknöchelkette der Fische mit Schwimmblase; modifizierte
Fortsätze der Wirbelkörper verbinden die Membran der Schwimmblase mit dem Innenohr;
sie leiten Schwingungen der Schwimmblase auf diese Weise an das Hörorgan weiter; durch
die geringere Dichte der Luft in der Schwimmblase wird diese durch Wasserschall in
Schwingungen versetzt und wirkt dadurch als "Trommelfell".
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